Unsere Auswahl

Aufrufe
vor 2 Jahren

Jahresbericht 2020

  • Text
  • Menschen
  • Caritas
  • Kinder
  • Mitarbeiterinnen
  • Behinderungen
  • Pflege
  • Arbeit
  • Zeit
  • Krems
  • Zwettl

Familienberatung und

Familienberatung und Psychotherapie Hilfe in der Krise Die Caritas-Familienberatung und Psychotherapie gibt es kostenfrei und anonym in fünfzehn Beratungsstellen in allen Bezirkshauptstädten im Gebiet der Diözese St. Pölten. „Vor der Coronakrise waren es eher klassische Gründe, aus denen Familien, Paare oder Einzelpersonen in die Beratung gekommen sind, wie zum Beispiel Probleme in der Beziehung, eine bevorstehende Trennung oder Schwierigkeiten mit der Erziehung der Kinder“, erzählt Sabine Scharbert, Leiterin der Caritas-Familienberatung und Psychotherapie. Aufgrund der Pandemie sind weitere Thematiken dazugekommen. „Während der Lockdowns wurde immer auch telefonische Beratung und Videoberatung angeboten“, so Sabine Scharbert weiter. „Jeweils danach ist die Nachfrage, in die Beratung zu kommen, stark gestiegen. Beziehungsprobleme haben sich aufgrund des Lockdowns verstärkt, die Situation in den Familien hat sich zugespitzt, das ist eindeutig zu bemerken“, weiß die Beraterin. Dazu kommen die Überforderung der Eltern mit Homeschooling und gleichzeitigem Homeoffice und nur wenige Möglichkeiten, die Freizeit zu gestalten. Kinder und Jugendliche leiden zunehmend unter den Auswirkungen der Corona-Pandemie, unter Konflikten im familiären Umfeld, beengten Wohnverhältnissen oder Jobverlust der Eltern. Schulische Routinen fehlen, soziale Kontakte zu Gleichaltrigen sind stark eingeschränkt und machen damit wichtigen Austausch und Weiterentwicklung schwer bis unmöglich. „Hinzu kommt die Tatsache, dass auch Eltern selbst vom Lockdown betroffen sind. Hier kommt neben der psychischen Belastung oft noch der wirtschaftliche Druck dazu, wenn die Eltern etwa von Kurzarbeit oder Arbeitslosigkeit betroffen sind oder wichtige Unterhaltszahlungen plötzlich ausbleiben“, berichtet Sabine Scharbert. Ein Teufelskreis beginnt ... „Bei den Kindern und Jugendlichen häufen sich Depressionen, Essstörungen, selbstverletzendes Verhalten, Schlafstörungen, Computersucht, sozialer Rückzug und Aggressivität“, weiß die Leiterin der Familienberatung und Psychotherapie. So wie bei der zwölfjährigen Lena. Schon vor der Coronakrise hat sie sich in Situationen schwergetan, in denen sie unter vielen Menschen sein musste. Zum Beispiel beim Busfahren oder in der Klasse, wenn sie vor allen sprechen sollte. Im Lockdown sind die Schulen geschlossen, Treffen mit Freundinnen untersagt. „Im ersten Moment bedeutet das für das Mädchen sogar eine Entlastung, sie muss sich den Situationen, die sie 14

«Psychische Krisen werden sich durch die Corona-Pandemie noch weiter verstärken. Niemand sollte sich schämen, bei Problemen zeitnah eine Beratung in Anspruch zu nehmen.» Sabine Scharbert ängstigen, nicht mehr aussetzen. Nicht mehr in der Klasse vor allen sprechen, den Freundinnen nicht mehr absagen“, erzählt Sabine Scharbert. Doch der Schein trügt. Es geht mehr und mehr die Tagesstruktur verloren. Auch in einer Videokonferenz vor den MitschülerInnen zu sprechen, erweist sich als große Belastung. Die Stimmung verschlechtert sich, es kommt zu Antriebslosigkeit und Schlafstörungen. Es wird immer schwerer, den schulischen Anforderungen gerecht zu werden und dem Unterricht zu folgen. Der Druck der Eltern steigt. Auf der einen Seite machen sie sich Sorgen um ihre Tochter, fühlen sich hilflos und wissen nicht, wie sie helfen können. Auf der anderen Seite bauen sie in Bezug auf die schulischen Belange Druck auf. Je höher der Druck, umso schwerer fällt es dem Mädchen, sich den schulischen Herausforderungen zu stellen. Ein Teufelskreis beginnt ... Psychotherapie für Kinder und Jugendliche Die Caritas-Familienberatungsstellen bieten deshalb auch Hilfe in Form von Psychotherapie für Kinder und Jugendliche an. Psychotherapie kann Kinder und Jugendliche bei gefühlter Hilflosigkeit, Ängsten und Einsamkeit entlasten und ein wichtiger Beitrag zur seelischen Gesundheit sein. Im vergangenen Jahr haben 121 Kinder und Jugendliche in mehr als tausend Therapieeinheiten das Angebot der Caritas-Psychotherapie in Anspruch genommen. Die Therapie wird durch die Österreichische Gesundheitskasse finanziert, die Anfragen sind seit der Coronakrise stark angestiegen. „Psychische Krisen werden sich durch die Corona-Pandemie noch weiter verstärken“, rechnet Sabine Scharbert mit einem weiteren Anstieg der Anfragen in den Beratungsstellen. „Denn viele Problematiken werden erst aufbrechen, wenn die vermeintliche Normalität wieder zurückkehrt. Niemand sollte sich schämen, bei Problemen zeitnah eine Beratung in Anspruch zu nehmen. Gemeinsam formulieren wir Ziele, finden Lösungen und entwickeln realisierbare Veränderungsschritte. Vor allem die Außensicht einer neutralen Person ist in so einer Konfliktsituation oft wichtig, um die Probleme aus einer anderen Perspektive sehen zu können, positive Aspekte zu finden und Lösungsansätze entwickeln zu können“, weiß die Beraterin. 9.000 Stunden Beratungen im Jahr 2020 für Personen in der Familienberatung und Psychotherapie 121 Kinder und Jugendliche erhielten Psychotherapie in mehr als 1.000 Therapieeinheiten 805 Stunden Beratung in der Männerberatung 1.117 Stunden Antigewaltprogramm für weggewiesene Männer 802 Stunden Beratung für Familien bei Gericht Familienberatung Psychotherapie Text in Leichter Sprache Manchmal kann es in einer Familie große Probleme geben. Streit, Angst, Einsamkeit oder Gewalt können solche Probleme sein. In der Corona-Krise haben diese Probleme stark zugenommen. Familienberaterinnen und Familienberater helfen Lösungen zu finden. Sie helfen neue Ziele zu setzen und die Situation zu verändern. Kinder und Jugendliche sind von der Krise besonders betroffen. Sie können nicht in die Schule gehen oder Freunde treffen. Dadurch kann zum Beispiel entstehen: Depressionen, Ess-Störungen, Schlaf-Störungen, Computer-Sucht, Aggressivität Bei diesen Problemen ist eine Psychotherapie notwendig. Die Therapie hilft bei psychischen Krisen und Verhaltens-Störungen. Die Therapie hat das Ziel, bestehende Symptome zu heilen und zu lindern. 15

© 2020 by Yumpu