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1 year ago

Compendium Volume 8 German

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FELDFORSCHUNG

FELDFORSCHUNG RESTAURANTS MIT EIGENEN GEMÜSEGÄRTEN 1 1 VILLA AIDA, WAKAYAMA, JAPAN Weil Kanji Kobayashis Restaurant etwa eine Stunde südlich von Osaka liegt und sich die Anreise nicht exakt timen lässt, kommt es vor, dass Gäste zu früh vor der noch verschlossenen Türe stehen. Kein Problem – sie finden den Chef im Garten, zwischen seinen Gemüsebeeten. Oder im Gewächshaus, wo er, die Schere in der Hand, noch rasch ein paar duftende Kräuter oder bunte essbare Blüten erntet, mit denen er seine Kreationen garniert. Das Villa Aida mitten im ländlichen Wakayama ist kein Restaurant, an dem man einfach so vorbeigeht. Das wäre auch keine gute Idee, denn es gibt nur einen Tisch für sechs Personen. Ihnen serviert Kobayashi, der jahrelang in Italien kochte, bevor er auf der elterlichen Farm sein Restaurant eröffnete, ein Omakase-Menü, das er „Wakayama Flavour“ nennt. Es basiert zu rund 80 Prozent auf Pflanzlichem (etwa 100 Gemüsearten wachsen rundum), gelegentlich wird mit lokalem Seafood kombiniert. Das Menü ist jede Reise wert. Es öffnet dem Besucher ein Tor in die Welt des ursprünglichen Japans mit seltenen Geschmackserlebnissen und Einblicken. Zum Beispiel Pestwurz (jap. Fuki), ein Kraut, das auch in der Medizin verwendet wird und dessen leicht bittere Sprossen in Wakayama traditionell als Gemüse zubereitet werden. Kobayashi kombiniert es mit Brunnenkresse und einer karamelligen Sauce und bringt so nie gekannte Aromatik an den Gaumen. 54

2 3 4 FOTOS IM UHRZEIGERSINN VON LINKS OBEN: JOHN TROXELL, MARCUS ZUMBANSEN, © LA CHASSAGNETTE, ELENA WOLFE, DOOK; LINKE SEITE: © VILLA AIDA 2 SINGLE THREAD, HEALDSBURG, KALIFORNIEN Kyle Connaughton ist Koch, seine Frau Katina Farmerin – das perfekte Match, von dem auch die Gäste profitieren. Denn zum Restaurant gehört eine ökologisch bewirtschaftete Farm. Hier wachsen unzählige Gemüsesorten, unter anderem 30 Sorten Tomaten, dazu kommen Obstund Olivenbäume, Hühner, Bienen und Rinder – rund 70 Prozent der Zutaten stammen von hier. Connaughtons Tasting-Menü mit elf Gängen, stark vom japanischen Kaiseki-Gedanken inspiriert, bildet bis zu 72 micro seasons ab – näher kann man lokalen Produkten nicht kommen. 3 COOKIES CREAM, BERLIN Deutschlands bestes vegetarisches Restaurant besticht durch eine unkonventionelle Atmosphäre, die auch in der Küche herrscht. Küchenchef Stephan Hentschel beschäftigt einen Gärtner, der auf 1,5 Hektar Gemüse, Kräuter und Blüten für die Küche anbaut. Darunter sind seltene Salate wie Teufelsohr oder Forellenblattsalat, ungewöhnliche Gemüsesorten wie Eiszapfen, eine weiße Radieschenart, oder Chinakeule, ein Kohlrabi-Spargel-Gewächs, vergessene Kräuter wie Ananasminze, Oxalis und Süßdolde. 5 4 LA CHASSAGNETTE, ARLES „Unser Garten diktiert die Speisekarte“, sagt Armand Arnal. Ganze drei Hektar groß ist die ökologisch bewirtschaftete Schatzkammer, aus der das Restaurant südlich von Arles rund 80 Prozent seiner Produkte bezieht. Mit seiner innovativen Gartenküche hat der Ducasse-Schüler einen Stern erkocht, den Fokus setzt er mehr und mehr auf Gemüse: Rote-Bete-Gazpacho kommt mit Korianderblüten und roten Johannisbeeren auf den Tisch, Tomatenherz mit Hummus und Gartensalaten. Am schönsten sitzt man hier im Sommer, auf der Terrasse mit Blick auf den Garten. 6 5 BABYLONSTOREN, PAARL, SÜDAFRIKA Das Öko- und Weingut Babylonstoren bei Kapstadt entwickelte sich aus einer 330 Jahre alten Farm heraus. Auf der Größe von drei Rugbyfeldern entstanden ein Mustergarten südafrikanischer Pflanzen, dazu das verglaste Restaurant Babel und ein Designhotel. Farm-to-fork ist hier kein Schlagwort, sondern für jeden Gast beim Spaziergang nachvollziehbar. Der Schwerpunkt der Küche liegt auf Gemüsezubereitungen wie etwa slow-cooked Karotten mit Kräutersahne und hauseigener Dukkah-Gewürzmischung. Fleisch kann auf Wunsch dazu bestellt werden. 6 FAMILY MEAL AT BLUE HILL, NEW YORK Regional und nachhaltig erzeugte Produkte sind auch in New York der letzte Schrei, aber kaum jemand in der Stadt verkörpert das Prinzip so glaubwürdig wie dieses kleine Restaurant in Greenwich Village, ein Ableger des legendären Blue Hill, Dan Barbers ultimativen Farm-to-table-Konzepts. Auch hier stammt vieles von der eigenen Farm in Upstate New York, allen voran die tagesfrischen Gemüse, Kräuter und Blüten. Unbedingt probieren: delikat gearbeitete Mangold-Tortellini mit Grünkohl, Ricotta und Haselnüssen. 55

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