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1 year ago

Compendium Volume 8 German

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Von links: ein Look des

Von links: ein Look des NYC-Labels Duckie Brown; Dryce Lahssans ikonischer Trenchcoat aus Vinyl mit Goldknöpfen von Goossens le von Chanel jedoch, dass Blondiaux lediglich von den privaten Lounges spreche, die es schon immer innerhalb der Boutiquen gab, und nicht von separaten Boutiquen, die nur für geladene Gäste zugänglich sind. Während ein Unternehmen wie Chanel, dessen Umsatz im Jahr 2021 im Vergleich zum Vorjahr um 49,6 Prozent auf 15,6 Milliarden US-Dollar gestiegen ist, es sich leisten kann zu entscheiden, wer seine Produkte kaufen darf oder nicht, verfolgen kleinere Unternehmen andere Geschäftsmodelle. Als die Designer des Herrenmode-Labels Duckie Brown sich kürzlich nach einer Verkaufsfläche in Manhattan umsahen, beschlossen sie, ihr Konzept zu ändern. „Wir standen kurz davor, einen Mietvertrag für einen Laden zu unterzeichnen, der rund 9.000 US-Dollar pro Monat kosten sollte“, sagt Mitbegründer Daniel Silver. „Plötzlich dachte ich – was tun wir hier eigentlich!? Das entsprach einfach nicht der Art und Weise, wie wir unsere Kleidung präsentieren wollten.“ Silver und sein Partner Steven Cox erkannten, dass sie bereits über das perfekte Verkaufsumfeld verfügten – ihr Atelier. „Wir hatten die E-Mail-Adressen aller unserer Stammkunden und wir waren es so leid, eine Kollektion nach der anderen zu entwerfen.“ Jetzt kreieren die beiden das, was sie als „geschlechtslose Mode“ bezeichnen, wann immer es ihnen sinnvoll erscheint, oder auf Bestellung. „Unsere Kunden können sich bei uns einen Wintermantel kaufen, wenn es kalt ist, während in den Geschäften die Frühjahrskollektionen hängen. Und wir können die Proportionen ändern und Teile aus unserem Archiv anbieten.“ Violante Nessi, die Kleidung aus Strick und veganem Leder herstellt, betreibt ein ähnlich flexibles Unternehmen. In kleinem Umfang vertreibt sie ihre Ware über den Großhandel, aber den größten Teil ihrer Entwürfe hält sie in ihrem Haus und Salon in Chelsea, London, zum Verkauf bereit. „Hier zu sein hat mir geholfen herauszufinden, wer meine Kunden sind“, sagt Nessi. „Zu mir kommen Mütter und Töchter, die gemeinsam einkaufen. Die Interaktion mit den Kunden ist für mich so wertvoll, weil sie in London eine schier unendliche Auswahl haben. Wir leben im Zeitalter des Internets, und ich wollte einige Aspekte des klassischen Couture-Erlebnisses wieder aufleben lassen. Ich möchte einer Frau helfen, etwas zu finden, das ihr passt und zu ihr passt, und nicht die Frau finden, die zu einem Kleid passt.“ FOTOS VON LINKS: CHLOE HORSEMAN, © LAHSSAN 62

Ein Treffen mit einem Designer in dessen privaten Räumen macht das Kleidungsstück zu etwas Besonderem. Das Paar hinter der britischen Marke Pokit – Bayode Oduwole und Claire Pringle – betrieb ursprünglich eine Schneiderei und einen Shop in Soho. Vor Kurzem sind sie an die Küste nach Dover gezogen, wo die ersten Anproben bei ihnen zu Hause stattfinden. „Da wir unabhängige Klientel anziehen, ist die Lage ein Vorteil für uns. Sie bevorzugen es sogar, wenn es etwas unzugänglich ist. Man sieht eine andere Person in einem Anzug und weiß, dass diese Person die gleiche Strecke zurückgelegt haben muss, um diesen Anzug zu bekommen. Das steigert sofort die Attraktivität des Produkts.“ Bei Pokit hat Luxus ein anderes Gesicht und einen anderen Geschmack. „Wir bieten unseren Kunden keinen Champagner an, aber wir haben in eine tolle Kaffeemaschine für Espresso-Martinis investiert“, sagt Oduwole. Das persönliche Umfeld des privaten Einzelhandels ermöglicht die perfekte Balance zwischen Exklusivität und Begeisterung. Dryce Lahssan war Berater für LVMH und Bulgari und wurde von der Vogue als „Modeflüsterer“ bezeichnet. Vor zwei Jahren ließ er einen winzigen Raum in Paris wie eine Lounge einrichten, aromatisierte ihn mit dem bewusst aus der Zeit gefallenen Duft Melograno von Santa Maria Novella und verkauft in dieser Lounge nur ein einziges Modell: einen Trenchcoat aus Vinyl mit goldenen Knöpfen von Goossens, dem Juwelier von Chanel. „Als ich bei Goossens war und sie anfertigen ließ“, sagt er, „erzählten sie mir, sie hätten diese Knöpfe bisher nur einmal hergestellt – als privaten Auftrag für Herrn Saint Laurent und Pierre Bergé, für deren persönliche Ausstattung.“ Es gibt keinen Schriftzug an der Fassade von Lahssans Geschäft in der Rue Molière 24, und es ist oft geschlossen. Aber bei Nacht ist es manchmal geöffnet. „Vielleicht esse ich in einem japanischen Restaurant in der Nähe zu Abend, komme mit jemandem ins Gespräch und dann gehen wir zusammen in den Laden und derjenige möchte einen Mantel“, sagt er. Unvorhersehbarkeit und Unerreichbarkeit sind zwar Teil von Lahssans Strategie, aber was zählt, ist das Endergebnis. „Wenn ich diesen einen Mantel heraushole, ist das wie eine kleine Zeremonie“, sagt er. „Ich hänge ihn an die Wand, und die Person, die davor sitzt, sagt immer nur: WOW!“ FOTO OLLIE HARROP Die Pokit-Gründer Bayode Oduwole und Claire Pringle 63

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