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Was hat es mit NFTs

in der Kunst auf sich?

NFTs

Die Netzjournalistin und Autorin

Barbara Wimmer im Gespräch

Welche Möglichkeiten eröffnen NFTs (Non-fungible Token)

Kunstschaffenden für deren Vertrieb?

Barbara Wimmer: „Non-fungible Token“ (NFTs) gelten in der Kunstszene

seit einiger Zeit als neuer Trend. Im Jahr 2021 wurden NFTs

sogar im berühmten Kunstranking „Power 100“ des britischen

Magazins ArtReview auf den ersten Platz gewählt. NFTs kann man

sich dabei am ehesten als digitales Zertifikat vorstellen, das in einer

Blockchain existiert. Für die Kunstschaffenden entsteht dadurch

ein neuer Weg, ihre Werke digital auszustellen und zu verkaufen.

Das können Musikstücke sein, Videos mit literarischen Texten

oder Kunstwerke. Für die Künstlerinnen und Künstler liegt der

größte Vorteil darin, dass sie eine neue Zielgruppe adressieren

oder ihrer bestehenden Fangemeinde ein nettes „Extra“ zu ihren

bisherigen Werken anbieten können. Es entstehen durch NFTs

also ein neuer Kanal zu potentiellen Kundinnen und Kunden und

damit auch neue Möglichkeiten für den Vertrieb der Kunstwerke.

Was haben Käuferinnen und Käufer von NFTs? Gibt es gelungene

Beispiele?

Das Kunstwerk „Everydays: The First 5000 Days“ des Künstlers Mike

„Beeple“ Winkelmann wurde für mehr als 69 Millionen US-Dollar

versteigert. Der bekannte Medienkünstler Peter Kogler erzielte

ebenfalls bereits Zehntausende US-Dollar Erlös durch die Versteigerung

seiner Bilder. Aber Achtung: Da die Werke in Kryptowährungen

gehandelt werden, ist mit starken Schwankungen

zu rechnen. Für jene Käuferinnen und Käufer, die Kunstwerke

allein aus idealistischen Zwecken erwerben, weil sie Künstlerinnen

und Künstler unterstützen möchten, spielt dies keine Rolle. Wer

aber mit NFT-Kunst handeln möchte, sei gewarnt: Der Kryptowährungsmarkt

ist sehr volatil und gerade der Sekundärmarkt für

NFT-Kunstwerke befindet sich aktuell nicht gerade in seiner besten

Phase. Am besten wäre es daher, das NFT-Kunstwerk einfach als

Sammelstück zu sehen, nicht als „Investition“.

Wo können Interessierte NFT-Kunst kaufen?

Für NFT-Kunst gibt es viele verschiedene Plattformen. Die bekannteste

und größte ist wohl OpenSea. Dabei handelt es sich

um den aktuell größten Marktplatz für NFT-Kunst. Es gibt jedoch

viele weitere, etwa Foundation oder Prtl.art, eine österreichische

Plattform, über die ausgewählte Künstlerinnen und Künstler vertrieben

werden. Für Käuferinnen und Käufer ist es wichtig, genau

zu prüfen, ob ein NFT-Marktplatz seriös wirkt, denn rund um die

neue Technologie entstanden leider auch viele betrügerische Angebote.

Um herauszufinden, ob ein Marktplatz seriös ist, hilft eine

rasche Online-Recherche.

Wenn eine Künstlerin oder ein Künstler ein Werk als NFT anbieten

möchte, wo und wie ist das konkret möglich?

Das Gute an der Blockchain-Technologie ist, dass sie ein öffentliches

Netzwerk ist. Somit kann jede und jeder, die oder der ein

Krypto-Wallet und passende Krypto-Münzen besitzt, auch ein NFT

auf der Blockchain erstellen, sagen die „Cryptowiener“, ein Kollektiv

aus Österreich, das sich seit Jahren mit der Technologie

dahinter sowie der Verknüpfung mit Kunst befasst. Die Erstellung

von NFTs ist also nicht nur Unternehmen oder bekannten Künstlerinnen

und Künstlern vorbehalten, wobei diese höhere Aussichten

auf Erlöse haben als völlig unbekannte Kunstschaffende. Wer in

die NFT-Welt eintauchen möchte, kommt nicht drum herum, sich

mit der Technologie dahinter zu beschäftigen und damit zu experimentieren.

Zusätzlich sollte man als Künstlerin oder Künstler

keine Erwartungen in Bezug auf hohe Verkäufe haben, sondern

das Ganze als Experiment sehen. Das OHO macht es mit seiner

Aktion „Blockchain my Heart“ genau richtig: Es geht darum, eine

bislang ungewohnte Technologie auszuprobieren und spielerisch

und künstlerisch zu erschließen.

In welchen Bereichen werden NFTs in Zukunft Anwendung

finden?

Es wird sich noch zeigen, in welchem Bereich NFTs sich wirklich

langfristig durchsetzen. Das reicht von der Musikszene über virtuelle

Welten bis zum Kunstmarkt. Es ist etwa möglich, mit einem

NFT ein lebenslanges Recht auf einen Sitzplatz bei den Konzerten

seiner Lieblingsband zu erwerben, um ein Beispiel mit der Verknüpfung

zur realen Welt zu bringen. In der Kunstszene gab es

die letzten Jahre gerade einen regelrechten Hype, der momentan

wieder am Abflauen ist. Das heißt aber nicht, dass NFTs ganz verschwinden

werden. Für Kunstschaffende zahlt es sich auf jeden

Fall noch immer aus, mit der Technologie zu experimentieren und

diese auszuprobieren!

ZUR PERSON:

Barbara Wimmer ist preisgekrönte Netzjournalistin, Digitalexpertin,

Buchautorin und Vortragende. Bei futurezone.

at schreibt sie über Technikthemen wie IT-Sicherheit, Netzpolitik,

Datenschutz und Privatsphäre. 2018 gewann sie den

Journalistenpreis „WINFRA“,

2019 wurde sie mit dem Dr. Karl

Renner Publizistikpreis und dem

Prälat Leopold Ungar Anerkennungspreis

ausgezeichnet, 2022

folgte eine „lobende Anerkennung“

beim Surveillance Studies

Journalistenpreis. Mit „Jagd im

Wiener Netz“ ist gerade frisch ihr

zweiter Kriminalroman erschienen.

Website: barbara-wimmer.net

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