18.02.2013 Views

IGMG Hac organizesi baflar›yla tamamland›

IGMG Hac organizesi baflar›yla tamamland›

IGMG Hac organizesi baflar›yla tamamland›

SHOW MORE
SHOW LESS

You also want an ePaper? Increase the reach of your titles

YUMPU automatically turns print PDFs into web optimized ePapers that Google loves.

gesellschaft<br />

Das Jahr 2006:<br />

Eine Belastungsprobe für die muslimische Minderheit<br />

Rund 7,4 Millionen Migranten leben<br />

derzeit in der Bundesrepublik<br />

Deutschland. Das sind knapp neun<br />

Prozent der Gesamtbevölkerung.<br />

Knapp die Hälfte lebt seit mindestens<br />

acht Jahren in Deutschland. 20 Prozent<br />

sind zwischen 15 und 25 Jahren<br />

hier ansässig; ein weiteres Fünftel lebt<br />

bereits 25 Jahre und länger in der<br />

Bundesrepublik. Viele Politiker haben<br />

diese faktisch vollzogene Einwanderung<br />

und die damit verbundene „neue“<br />

Situation wie bekannt viel zu lange<br />

tabuisiert; vielleicht ein Ausfluss der<br />

weit verbreiteten und historisch feststellbaren<br />

Überfremdungsängste (Oltmer,<br />

Migration und Politik in der<br />

Weimarer Republik). Allerdings wird<br />

ein hieraus resultierendes und zumeist<br />

latentes Misstrauen gegenüber<br />

„Fremden“ leider instrumentalisiert<br />

und politisch bis demagogisch ausgebeutet<br />

- so ungefähr lautet das einvernehmliche<br />

Ergebnis der Jahresrückblicke<br />

zur Migrationsdebatte.<br />

Aus den Forschungsergebnissen<br />

lässt sich grundlegend feststellen,<br />

dass Muslime in Deutschland noch<br />

immer als Fremde angesehen werden.<br />

Daran ändert auch die Tatsache<br />

nichts, dass Muslime vermehrt die<br />

deutsche Staatsbürgerschaft annehmen,<br />

sich dem Wohl dieser Gesellschaft<br />

verpflichtet fühlen und sich nur<br />

in seltenen Fällen ein Leben in ihren<br />

Ursprungsländern vorstellen können.<br />

Sie werden laut der Ergebnisse der<br />

Allensbacher Studie 2006 vielmehr<br />

mit negativen Eigenschaften assoziiert,<br />

mit der Folgerung, dass selbst<br />

ihre Religionsausübung, eine schrankenlose<br />

Grundrechtsgewährung, eingeschränkt<br />

werden solle. Diese Tendenz<br />

in der Gesellschaft ruft bei den<br />

Minderheiten Ängste hervor. „Das<br />

Ausmaß an Fremdenfeindlichkeit mit<br />

deutlicher Zustimmung dazu, dass es zu<br />

30<br />

<strong>IGMG</strong> PERSPEKTIVE<br />

viele Ausländer im Lande gebe und sie<br />

nach Hause geschickt werden sollten“,<br />

droht den „nichtdeutschen“ Bürgern<br />

ihre Identität mit dem Staat, dessen<br />

Staatsbürgerschaft sie tragen, abhanden<br />

zu kommen. Demgegenüber nehme<br />

aber auch die Integrationsbereitschaft<br />

der Mehrheit gegenüber Minderheiten<br />

und insbesondere gegenüber<br />

Muslimen ab. Geradeso beschreibt<br />

Wilhelm Heitmeyer in seinem<br />

Forschungsprojekt die „Deutschen<br />

Zustände“. Unter diesen vorherrschenden<br />

Bedingungen der sozialen Desintegration<br />

könnten schon tagespolitische<br />

Diskurse, wie solche zur Arbeitsplatzlage,<br />

„menschenfeindliche Züge“<br />

annehmen, resümiert Heitmeyer.<br />

Eine kürzlich veröffentlichte Studie<br />

der Europäischen Beobachtungsstelle<br />

für Rassismus und Fremdenfeindlichkeit<br />

(EUMC) bestätigt ihn; „Muslime<br />

sind in fast allen Lebensbereichen<br />

Diskriminierungen ausgesetzt“. Der<br />

Migrationsreport 2006 zeigt ferner,<br />

dass selbst der Staat im Bezug auf die<br />

Muslime eine Integrationspolitik verfolgt,<br />

die einer an Terrorismusbekämpfung<br />

und internationaler<br />

Sicherheitspolitik ausgerichteten<br />

Perspektive des Verdachts fraglos<br />

untergeordnet wird. Dieser andauernde<br />

Generalverdacht<br />

erschwere Muslimen das Leben in<br />

Deutschland. Diese „beklemmende<br />

Entwicklung“ sowie der Umgang des<br />

Verfassungsschutzes, der Ausländerbehörden<br />

und der Polizei mit<br />

muslimischen Gemeinden führe<br />

nicht unlängst dazu, dass sich<br />

Gläubige diskriminiert fühlten und<br />

sich zunehmend zurückziehen. Für<br />

einen Staat, in dem schätzungsweise<br />

3,5 Millionen Muslime leben, die<br />

zunehmend ausgeschlossen werden,<br />

aber den deutschen Pass<br />

haben, ist dieser Prozess der Isolie-<br />

Bekir ALTAfi • baltas@igmg.de<br />

rung, den es doch zu unterbinden<br />

galt, aus integrationspolitischer<br />

Perspektive geradezu alarmierend.<br />

Diese Angst vor dem „Unbekannten“,<br />

die Furcht vor dem eigenen<br />

Fremdwerden und dem Identitätsverlust<br />

sowie das Gefühl von Fremdheit<br />

in Einstellung und Verhalten als Erfahrung<br />

durch und mit der jeweils<br />

„anderen“ Gesellschaftsgruppe, die<br />

oft als Ursache für die dargestellten<br />

Zustände genannte werden (Winkler,<br />

Aus Politik und Zeitgeschehen,<br />

48/94,S. 3 ff.), wird meist nicht offen<br />

ausgesprochen, und scheint doch u.a<br />

ausschlaggebender Grund für das<br />

Scheitern der Integrationsbemühungen<br />

zu sein. Symbolische Verlautbarungen<br />

und Konferenzen haben bisher<br />

weder zur Erhöhung der Kompetenz<br />

der Menschen, mit diesen Ängsten<br />

und Konflikten umzugehen beigetragen,<br />

- erst durch Aktionen wie<br />

die „verdachtsunabhängigen Kontrollen<br />

und Razzien in Räumen muslimischer<br />

Gemeinden“ entstehen solche Ängste<br />

- noch grundlegende Fragen,<br />

wie u.a. die rechtliche Integration<br />

des Islams in die deutsche Gesellschaft<br />

geklärt. „Wenn es um konkrete<br />

Antworten geht, stellt sich heraus,<br />

dass eine Politik der Integration oftmals<br />

weniger kann, als sie unter öffentlichem<br />

Erklärungsdruck in Anspruch<br />

nimmt“. Für die Förderung der<br />

Integrationsbereitschaft bedarf es<br />

vielmehr, neben der immer neu zu<br />

stellenden Frage nach dem demokratischen<br />

Selbstverständnis und<br />

nach der Akzeptanz der pluralen<br />

Verfasstheit unserer Gesellschaft,<br />

an Entwicklung von Strategien zum<br />

Abbau von Ängsten und damit einhergehend<br />

die Bekämpfung insbesondere<br />

vom islamophoben Rassismus<br />

sowie zur Überwindung von<br />

Diskriminierungen. �

Hooray! Your file is uploaded and ready to be published.

Saved successfully!

Ooh no, something went wrong!