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IGMG Hac organizesi baflar›yla tamamland›

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Ist Schirk Vielgötterei?<br />

„Wer bezeugt, dass es keine Gottheit<br />

außer Allah gibt und in diesem<br />

Glauben stirbt, wird ins Paradies eintreten.“<br />

– „Auch wenn dieser Ehebruch<br />

oder Diebstahl begangen hat?“ – „Ja,<br />

auch wenn dieser Ehebruch oder<br />

Diebstahl begangen hat.“ 1<br />

Wer diesen Ausspruch des Gesandten<br />

Gottes wörtlich nimmt, versteht<br />

unter Schirk Vielgötterei und unter einem<br />

Muschrik denjenigen, der – neben<br />

Gott – andere Götter in Form von Götzen<br />

anbetet. Dabei wird stets auf die Allmacht<br />

Gottes beziehungsweise die<br />

Schwäche und Nutzlosigkeit der Götzen<br />

verwiesen. Im gleichen Atemzug wird<br />

auch erwähnt, dass diese Götzen nicht<br />

einmal eine Fliege, die sich auf sie niedergelassen<br />

hat, verscheuchen können,<br />

geschweige denn einem Menschen Gutes<br />

oder Schlechtes zuzufügen. Auch<br />

wird stets über unverständliche Praktiken<br />

arabischer Muschriks berichtet, die<br />

die aus Süßspeisen hergestellten Götzenfiguren<br />

aufaßen oder ihr letztes bisschen<br />

Nahrung ihren Götzen opferten.<br />

Hierzu sei eine Überlieferung<br />

erwähnt, die Umar, dem dritten Kalifen<br />

der Muslime, zugeschrieben wird:<br />

„…Zur Zeit der Dschâhilijja hatten wir Götzen<br />

im Haus. Bevor wir uns auf eine Reise<br />

begaben, fertigten wir ein Abbild dieser<br />

Götzen aus Mehl oder Halwa 2 und beteten<br />

diese während der Reise an. Wenn die<br />

Reise länger dauerte und wir Hunger bekamen,<br />

aßen wir die Götzen, die wir vor<br />

kurzem noch angebetet hatten…“<br />

Jeder kennt solche Überlieferungen<br />

aus der Zeit vor dem Islam, der Dschâhilijja,<br />

und jedes gläubig erzogene Kind<br />

wird auf die Frage, warum man keine<br />

Götzen anbeten soll, antworten, dass<br />

es nur einen Gott gibt und nur dieser es<br />

wert ist angebetet zu werden. Es wird<br />

auch von der Nutzlosigkeit anderer<br />

Götter anzubeten berichten und vielleicht<br />

sogar die logische Konsequenz<br />

erläutern, die sich aus der Existenz<br />

mehrerer Götter – nämlich Rivalitäten<br />

zwischen diesen – ziehen lässt. Diese<br />

Ausführungen von einem Kind zu hö-<br />

ren ist sehr erfreulich, jedoch geht das<br />

Wissen über diesen zentralen (negativen)<br />

Begriff des Islam, der konträr zum<br />

Tawhîd 3 steht, bei vielen Muslimen<br />

nicht über das Erwähnte hinaus.<br />

Wenn man aber den einleitenden<br />

Ausspruch des Gesandten Gottes liest,<br />

ist man gezwungen zu fragen, was<br />

wirklich beabsichtigt wird: denn die Belehrung,<br />

dass man keine Götzen anbeten<br />

soll, ist nicht zufriedenstellend. Dass<br />

sogar jemand, der Ehebruch begangen<br />

hat, ins Paradies kommt, vorausgesetzt,<br />

er hat den Tawhîd gelebt und sich von<br />

Vielgötterei ferngehalten, verstärkt diese<br />

Unzufriedenheit umsomehr.<br />

Das zentrale Problem bei diesem<br />

Sachverhalt liegt darin, vielzusehr dem<br />

buchstablichen Sinn der Überlieferungen<br />

verhaftet zu bleiben und diese<br />

wortwörtlich zu verstehen.<br />

Indem man Gott sprachlich fast mit<br />

den Götzen auf die selbe Stufe stellt –<br />

denn nur so kann man von “beigesellen”<br />

oder “andere Götter neben Gott<br />

anbeten” sprechen – und damit die körperliche<br />

Anbetung versteht, richtet<br />

man den Blick nicht auf die Absicht<br />

dieser Überlieferungen, den Tawhîd,<br />

das Gegenteil von Schirk, sondern auf<br />

das/den “Beigestellte/n”.<br />

Viele Gelehrte haben versucht den<br />

Sinn von Schirk verständlich zu<br />

machen, indem sie aufgezeigt haben,<br />

dass mit Götzen nicht nur steinerne<br />

oder hölzerne Figuren, sondern jede<br />

Absicht, jeder Gedanke, jedes Wort<br />

und jede Handlung gemeint ist, die im<br />

Widerspruch zu Gottes Willen steht,<br />

seine Einzigkeit, Einheit und Allmacht<br />

– bewusst oder unbewusst – verneint,<br />

ja sogar seinen Platz einnimt. Dieser<br />

Ansatz könnte in der Formel “Woran<br />

der Mensch sein „Herz hängt“, das ist<br />

sein Gott“ 4 zusammengefasst werden,<br />

wie es Martin Luther ausdrückte.<br />

Im Koran wird von Schirk als Unrecht<br />

und einzige unverzeihliche Sünde<br />

gesprochen. So spricht Lukmân zu seinem<br />

Sohn: „O mein Sohn, setze Allah<br />

keine Götter zur Seite, denn Götzendienst<br />

ist wahrlich ein gewaltiges Unrecht.“ 5 In<br />

einem anderen Vers heißt es: „Wahrlich,<br />

Allah wird es nicht vergeben, dass<br />

Ihm Götter zur Seite gestellt werden.<br />

Doch Er vergibt das, was geringer ist als<br />

dies, wem Er will. Und wer Allah Götter<br />

zur Seite stellt, der hat wahrhaftig eine<br />

gewaltige Sünde begangen.“ 6<br />

Schirk ist also ein unverzeihliches<br />

Unrecht, in erster Linie gegenüber<br />

dem Schöpfer. Ein Muschrik vergisst<br />

beziehungsweise handelt, als ob er die<br />

Quelle aller Gaben vergessen hätte,<br />

womit er gleichzeitig seine Position als<br />

Geschöpf und die Position Gottes als<br />

Schöpfer und Erhalter verwässert.<br />

Zweitens ist Schirk eine Ungerechtigkeit<br />

gegenüber dem, der Gott beigestellt<br />

wird und von dem „Göttliches“<br />

erwartet wird, obwohl er dies aufgrund<br />

seiner Natur nicht leisten kann.<br />

Bei dem somit beschriebenem<br />

Schirk handelt es sich aber immer um<br />

„Beisgestelltes”, dass an die „Stelle” –<br />

nicht neben! – Gottes gesetzt wird und<br />

seine „Aufgaben“ übernimmt. Die<br />

höchste – in unserer Zeit verbreiteste –<br />

Form des Schirk ist es, Gott diese „Aufgaben“<br />

erst gar nicht zu geben. Man<br />

kann also sagen, dass alles, was Gott<br />

aus dem Leben des Menschen zu verbannen<br />

versucht als Schirk aufgefasst<br />

werden kann.<br />

Deshalb ist Schirk die größte Sünde.<br />

Man wird in unserem Europa keinen<br />

Menschen finden, der wirklich Götzen<br />

anbetet. Viele stellen dem Schöpfer andere<br />

profane „Gottheiten“ an die Seite.<br />

Aber in einer von religiösem Analphabetismus<br />

beherrschten Umwelt gibt die<br />

Mehrheit, obwohl sie – wie die arabischen<br />

Muschriks – an Gott glauben, diesem<br />

gar keinen “Platz auf der Welt”. �<br />

1 Ahmad b. Hanbal, Musnad<br />

2 Halwa ist eine Süßspeise, die hauptsächlich aus Mehl,<br />

Zucker und Milch besteht.<br />

3 Tawhîd ist die Lehre von der Einheit und Einzigkeit<br />

des Schöpfers, das existentielle Einheitsbekenntnis<br />

im Islam gemeint.<br />

4 vgl. Martin Luther, Großer Katechismus, in:<br />

Bekenntnisschriften der evangelisch-lutherischen<br />

Kirche, Göttingen 1930/1998, S. 560<br />

5 Sure Lukmân, Vers 13<br />

6 Sure Nisâ, Vers 48<br />

irschad<br />

Ali METE • amete@igmg.de<br />

<strong>IGMG</strong> PERSPEKTIVE 31

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