E_1928_Zeitung_Nr.029
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Uniallbekänipfuiigswoche in Berlin.<br />
Vom 12. bis 17. März ist in Berlin omo mtensivo<br />
und systematische Aufklärungscampagne durchgeführt<br />
worden, dio bezweckte, das Publikum über<br />
ein umsichtiges Verhalten auf der Strasso und in<br />
Betrieben im Süino der Safety First Maxime zu<br />
orientieren. Diu Organisation dieser Sondorwoeho<br />
liatto diu sog. Arbeitsgemeinschaft von Ilcichsvorsieberungsträgem<br />
Grossberlins zusammen mit den<br />
zahlreichen Uerufsgenosisenschaften anhandgenomincn.<br />
Daa Hauptgewicht der Aufklärung wurde auf<br />
Vorträge und Demonstrationen über das persönliche<br />
Mitwirken jedes Einzelnen im Kampfe gegen die<br />
Strassenunfällc verlegt. Den Ausführungen dos Berliner<br />
Polizeimajors anlässlich der Eröffnungssitzung<br />
im Parlamontsgebäudo entnehmen wir dio nachfolgenden<br />
interessanten Bemerkungen: Es werden<br />
in Berlin durchschnittlich täglich 25 Fussgänger<br />
bei Verkehrsunfällen in Mitleidenschaft gezogen,<br />
wovon wenigstens drei noch nicht 14 Jahre alt<br />
sind. Während im Staate New York im abgelaufenen<br />
Jahre dio Motorfahrzeuge um zirka 200000<br />
Einheiten zunahmen, konnte dort ein Rückgang der<br />
Unfallziffern vorzeichnet werden. In Berlin dagegen<br />
beobachtet man gerade dio umgekehrte Entwicklung.<br />
Es fohlt aber weniger an der polizeilichen<br />
Verkehrsregelung als an der Disziplin der<br />
Strasscnbenülzcr. 95% aller Unfälle sind auf deren<br />
Unachtsamkeit zurückzuführen. Es bedarf deshalb<br />
dringend einer gründlichen und anhaltenden Aufklärung.<br />
Das Publikum rouss sich angewöhnen, anstatt<br />
gefühlsmassig, technisch zu denken und stets<br />
dabin zu schauen, von woher Gefahr droht. Zu<br />
den einfachsten und dennoch wichtigsten Verhaltungsmassregelu<br />
für Fussgängor gehören folgende<br />
Leitsätze: Werfe keine Obstresten auf dio Strasse,<br />
joho rechts, weiche rechts aus und verlasse nicht<br />
unnötig das Trottoir.<br />
Dio Vorträge, an welchen dio einzelnen vorgeschlagenen<br />
Maasnahmen sorgfältig begründet und<br />
erläutert •wurden, fandeu einen derartigen Anklang,<br />
dass dio Serio der Referate bis Endo des Monats<br />
an manchen Orten wiederholt werden konnte. Wenn<br />
jedermann nur einen Teil der Aufklärungen vorarbeitet<br />
und tagtäglich berücksichtigt, so kann bestimmt<br />
mit einer Besserung der Strassendisziplin<br />
und einem gleichzeitigen Abflauen der Unfallskurve<br />
gerechnet werden. B.<br />
Autotnobilsteuer für Ausländer in Oesterrejcji.<br />
Nachdem bereits vor zwei Jahren das<br />
Land Tirol eine Automobilsteuer für zu vorübergehendem<br />
Aufenthalt einreisende auswärtige<br />
Automobilisten erhoben hat, ist nun<br />
aucli das Land Oberösterreich zur Erhebung<br />
einer solchen Abgabe übergegangen.<br />
Die Steuer ist bei der Einreise beim Grenzzollamt<br />
zu entrichten und beträgt:<br />
1. für Motorräder: bis zu 15 Tagen S. 5.—, für<br />
30 Tage S. 8.—, für 60 Tage S. 16.—.<br />
2. für Personenautomobile (ausgenommen Autobusse):<br />
für 2 Tago S. 8.—, für 5 Tage S. 16.—,<br />
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3. für Autobusse und Lastautos bei einem Eigengewicht<br />
:<br />
a) bis zu 500 kg: bis zu 15 Tagen S. 5.—, für<br />
30 Tage S. 8.—, für 60 Tage S. 10.—;<br />
b) mit über 500 kg bis 2000 kg: für 5 Tage<br />
S. 5.—, für 15 Tago S. 10.—, für 30 Tage<br />
S. 16.—, für 60 Tage S. 32.—,<br />
c) mit über 2000 kg: bis zu 5 Tagen S. 8.—,<br />
15 Tagen S. 20.—, 30 Tagen S. 40.—, 60 Tagen<br />
S. 80.—.<br />
Die Aufenthaltstage brauchen nicht unmittelbar<br />
aufeinanderzufolgen. Die Stcuerkarte<br />
verliert ein Jahr nach der Ausstellung ihre<br />
Gültigkeit. Den Abgabepflichtigen steht es<br />
frei, anstatt der Abgabe nach den vorstehenden<br />
Ansätzen eine Steuerkarte nach den für<br />
Motorfahrzeuge nach dem Landesges-etz vom<br />
23. Dezember 1925 geltenden Bestimmungen<br />
zu lösen.<br />
Die ordnungsgemässe Entrichtung der<br />
Steuer ist bei der Ausreise jedes Fahrzeuges<br />
aus Oberösterreich durch das Grenzzollamt<br />
festzustellen. Ergibt sich hiebei, dass die Abgabe<br />
noch nicht entrichtet wurde, so ist sie<br />
nachträglich zu erheben und hiebei für jeden<br />
Tag des vorausgegangenen Aufenthaltes in<br />
Oberösterreich ein Zuschlag in der Höhe der<br />
Hälfte des niedersten Steueransatzes für die<br />
betreffende Fahrzeugkategorie einzuziehen.<br />
Sofern nachgewiesen wird, dass das Motorfahrzeug<br />
innerhalb der letzten 30 Tage<br />
vor seinem. Eintritt in Oberösterreich eine<br />
Steuerabgabc für ein anderes österreichisches<br />
Bundesland entrichtet hat, so wird die<br />
in Oberösterreich zu entrichtende Abgabe<br />
nur insoweit erhoben, als sie die in dem andern<br />
Bundeslande für den dortigen Aufenthalt,<br />
jedoch höchstens für 30 Tage berechnete<br />
und bezahlte Abgabe übersteigt. Im<br />
Ausland domiziliertc Oesterreicher haben<br />
diese Ausländersteuer nicht zu bezahlen, sofern<br />
der betreffende Staat, in dem sie wohnhaft<br />
sind, von den österreichischen Motorfahrzeugen<br />
eine solche Abgabe auch nicht<br />
verlangt.<br />
Diese neue oberösterreichische Ausländerautomobilsteuer<br />
ist mit dem 1. März in Kraft<br />
getreten. S.<br />
Wie rekrutieren sich die die Schweiz besuchenden<br />
Autotouristen ? Wir haben bereits vor einiger<br />
Zeit eine Aufstellung veröffentlicht, wonach im<br />
Jahro 1927 gegen 80000 fremdo Automobilisten zu<br />
vorübergehendem Aufenthalt in dio Schweiz eingereist<br />
sind. Es ist nun von besonderem Interesse<br />
zu vernehmen, aus welchen Staaten sich dio Auslandsautotouristen<br />
rekrutieren, und hierüber mögen<br />
folgende Zahlen kurz orientieren: "...<br />
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Mit Zollfreipaes sind im Jahre 1927 total 5714<br />
Automobilisten eingereist, und zwar 4079 aus<br />
Frankreich, 1120 aus Deutschland, 389 aus Italien,<br />
66 aus Oesterreieh, 53 aus Amerika und 7 aus verschiedenen<br />
Ländern.<br />
Mit Triptyks oder Grenzpassierscheinhelten sind<br />
1927 1 total 27 757 Auslandsautomobilislen zu vorübergehendem<br />
Aufenthalt in dio Schweiz eingereist,<br />
und zwar 9287 aus Frankreich, 6749 aus Deutschland,<br />
3740 aus Italien, 1816 aus Oesterreieh, 2346<br />
aus Grossbritannien, 1096 aus Holland, 855 aus<br />
Belgien, 527 aus Amerika, 492 aus Ungarn und<br />
der Tschechoslowakei, 197 aus Rumänien, Bulgarien,<br />
Griechenland und Jugoslawen, 193 aus Norwegen,<br />
Schweden und Dänemark, 166 aus Spanien<br />
und Portugal, 120 aus Afrika, 53 aus Finnland,<br />
Lettland und Russland und 30 aus verschiedenen<br />
Ländern.<br />
Leider sind über die zirka 45 000 Automobilisten,<br />
die mit der Fünftagekarto eingereist sind,<br />
Angaben über deren Herkunft nicht vorhanden. Es<br />
dürfte eich hierbei, da es sich zu einem grossen<br />
Teil um Grenzverkehr handelt, meist um Angehörige<br />
der vier Nachbarländer Frankreich, Deutschland,<br />
Italien und Oosterreich handeln.<br />
Bei den mit Triptyks, Grenzpassierscheinheft'<br />
und Zojlfreipass eingereisten fremden Automobilisten<br />
ist auffallend der starke Anteil Frankreichs,<br />
das Deutschland in ziemlichem Abstände hinter<br />
sich lässt. Auch der Anteil Italiens ist ziemlich<br />
tiefer als zu erwarten, während Grossbritannien<br />
für dio Schweiz ein sehr ansehnliches Kontingent<br />
von Autotouristen stellt.<br />
Cpt. Campbell's Heimkehr. Der bereits in<br />
Amerika gefeierte neue Weltrekordfahrer<br />
wurde mit ebenso grosser Begeisterung in<br />
England bewillkommnet. Zahlreiche Empfänge<br />
wurden zu seinen Ehren veranstaltet.<br />
Wie bereits gemeldet, hat dieser neue Erfolg<br />
den früheren Rekordinhaber, Major Segrave,<br />
seine Gesinnung, der Rennbahn endgültig<br />
zu entsagen, vollständig ändern lassen.<br />
Unter seiner Leitung werden bereits<br />
die Konstruktionsarbeiten für einen Rennwagen<br />
ausgeführt, mit welchem er die 400-<br />
Kilometer-Grenzc zu erreichen hofft. Ergab<br />
an einem der stattgefundenen Bankette der<br />
Erwartung Ausdruck, Campbell möchte mit<br />
ihm zusammenarbeiten, da die abermalige<br />
Ueberbietung des jetzigen Schnelltgkeitsrekordes<br />
eine derart schwierige Aufgabe sei,<br />
dass zwei wohl eher Aussicht auf Erfolg<br />
hätten. Campbell erklärte, den neuerdings<br />
auf beiden Seiten des Ozean einsetzenden<br />
Bau von Rennwagen ruhig abzuwarten. Sein<br />
«Blauer Vogel» sei ja für weit grössere Geschwindigkeiten,<br />
als die von ihm erreichte,<br />
berechnet worden und er sei der bestimmten<br />
Ueberzeugung, auch noch mehr aus ihm<br />
herauszubringen. Er erklärte gleichzeitig,<br />
dass er anlässlich jener Fahrt, bei welcher<br />
er die Rekordzeiten erreichte, gar nicht an<br />
die Aufstellung eines Rekordes dachte, son-<br />
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dem lediglich eine Probefahrt unternehmen<br />
wollte. Nachdem aber die Witterungsverhältnisse<br />
und damit der Zustand der Fahrbahn<br />
sich in der Folge nicht besserten und<br />
er sclxüesslicli den Sieg der englischen Farben<br />
gesichert hatte, entscliloss er sich, für<br />
dieses Mal aufzuhören, ohne eigentlich den<br />
Wagen auf seine maximale Leistungsfähigkeit<br />
ausprobiert zu haben.<br />
Campbell wird anlässlich der Osterrennen<br />
auf der Brooklandbahn einige Deinonsirationsrunden<br />
mit dem «Blauen Vogel» fahren,<br />
ein Event, das allein schon einen Massenbesuch<br />
der Bahn sichern dürfte. Alle<br />
Anzeichen deuten darauf hin, dass dio Rekordgelüste<br />
keineswegs zur Ruhe gekommen<br />
sind, sondern durch den erfolgreichen Versuch<br />
Campbell's nur mit vermehrter Stärke<br />
entfacht wurden. E.<br />
\ Aus Industrie & Handel I<br />
Das kantonal-bcrniscfie Dekret über die Autcmobilbeleuchiung<br />
und die Marchal-Codc-Afeblendung.<br />
Durch das bornische Aulomobilä'akrct wird<br />
bekanntlich vorgeschrieben, dass auch bjenn Fahren<br />
in Ortschaften bei abgeblendeten Lichtern diu<br />
Strecke auf. zirka 25 bis 30 m weit gut beleuchtet<br />
sein muss, infolgedessen ist dio Verwendung der<br />
bisherigen Polizeilichter unstatthaft, weil diese dio<br />
geforderte Leuchtkraft nicht entwickeln. Darüber<br />
hinaus wird aber noch ausdrücklich gesagt, dass<br />
dio sog. Code-Abblcndung; bei welcher der Ymka<br />
Scheinwerfer zum Polizeilicht abgeblendet wird,<br />
während der etwas geneigte rechte Scheinwerfer<br />
unverändert weiter leuchtet, überhaupt nicht mehr<br />
verwendet werden darf. Bekanntlich siad dio meisten<br />
französischen Wagen mit dieser Abblonduns<br />
versehen; speziell dio Besitzer von Scheinwerfern.<br />
Marchai kommen nun in Schwierigkeit, weil diesq<br />
Scheinwerfer infolge ihrer besondern Konstruktion<br />
nicht auf das als bestes empfohlene System Duplo<br />
oder Bilux abgeändert werden können. Dem Besitzer<br />
einer; derartigen Beleuchtung lleibt nichts<br />
anderes übrig, als ein Paar neuo Scheinwerfer EU<br />
montieren und die alten als unbrauchbar beisoito<br />
zu legen, was nicht gerade eine billigo Sacho ist.<br />
Eine beimische Spezialfirma für Autobelcucntung,<br />
die Firma Probst & Co., feilt uns nun mit,<br />
dass eio eine besondere Vorrichtung erfunden hat,<br />
mit welcher nun auch Marchal-ßcheinwerfer auf<br />
das Duplo-(Zweifaden-)System abgeändert werden<br />
können. Die Kosten der Abänderung stellen sich<br />
gegenüber denen für andere Scheinwcrfersystcmo<br />
nur um zirka Fr. 5.— höher. Dio Besitzer von<br />
Marchal-Scheinwerfern werden an dieser Mitteilung<br />
besonderes Interesse finden.<br />
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