LEUCHTTURM
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Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft<br />
Kreisverbände Aurich, Emden, Jever, Norden, Wilhelmshaven und Wittmund<br />
<strong>LEUCHTTURM</strong><br />
Zeitschrift der Bildungsgewerkschaft in Ost-Friesland<br />
Nr. 114<br />
3. Dezember 2012<br />
34. Jhrg.<br />
Extra zur Landtagswahl am 20. Januar 2013<br />
6 Fragen zur Bildungspolitik an die<br />
Direktkandidaten von 6 Parteien<br />
Die Antworten dazu auf den Seiten I bis XII in der Heftmitte
<strong>LEUCHTTURM</strong><br />
2<br />
Einladung zur Veranstaltung<br />
Politiker stellen sich den Fragen der GEW<br />
- aus den Bereichen Kindertagesstätte, Schulen und Hochschule –<br />
zur Niedersächsischen Landtagswahl am 20.01.2013<br />
Veranstalter:<br />
Veranstaltungsort:<br />
GEW – Kreisverband Emden<br />
VHS Forum<br />
Datum: Dienstag, 08.01.2013<br />
Beginn:<br />
Ende:<br />
19.00 Uhr<br />
21.00 Uhr<br />
Zur Teilnahme an dieser kostenfreien Veranstaltung sind alle GEW- Mitglieder und alle<br />
interessierten Personen herzlich eingeladen.<br />
Redaktion Leuchtturm<br />
KV Wittmund www.gew-wittmund.de<br />
Ronald Wilts Lüdstede 3 26487 Neuschoo Tel. 04975 - 366 Ronald.Wilts@t-online.de<br />
Jürgen Kramm Wangeroogestr. 8 26409 Wittmund Tel. 04462 - 6102 Juergen.Kramm.WTM@t-online.de<br />
KV Jever www.gewweserems.de/kv-fg/jever/jevindex.htm<br />
Fridolin Haars Fliederweg 16 26434 Wangerland Tel. 04461 - 5123 frimawa@gmx.de<br />
Klaus Blume-Wenten Javenloch 5 26434 Wangerland Tel. 04464 - 8150 k.blume-wenten@t-online.de<br />
KV Aurich www.gew-aurich.de<br />
Ralf Dittmer Oldeborger Str. 81 26624 Südbrookmerland Tel./Fax 04942 - 3938 radidodo@web.de<br />
Dorothea Teckemeyer Sedanstr. 7 26603 Aurich Tel./Fax 04941 - 62317<br />
Franz Kampers Hinter Eschen 16F 26607 Aurich Tel. 04941 - 6988012 mail@gew-aurich.de<br />
KV Norden<br />
Herbert Czekir Reithammer Weg 29 26529 OsteelTel. 04934 - 6766 herbert.czekir@ewetel.net<br />
Anette Hillen Im Dullert 30 26524 Hage Tel. 04931 - 7 4474 anette.hillen@online.de<br />
KV Emden www.gew-emd.de<br />
Dr. Josef Kaufhold Herm.-Hesse-Str. 4 26721 Emden Tel. 04921 - 45266 JosefKaufhold@web.de<br />
KV Wilhelmshaven<br />
Friedrich Fischer Fedderwarder Str. 124 26388 Wilhelmshaven Tel.04421 - 502119 magfish@gmx.de<br />
Wolfgang Niemann-Fuhlbohm Güstrower Str. 3c 26388 Wilhelmshaven Tel.04421 - 87117 wolfgang.nif@gmx.de<br />
Impressum: GEW-<strong>LEUCHTTURM</strong> Nr. 114 / 34. Jahrgang vom 3.12.2012<br />
LehrerInnenzeitung für die Kreisverbände Aurich, Emden, Jever, Norden, Wilhelmshaven, Wittmund<br />
Herausgeber: Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft im DGB/Kreisverband Wittmund<br />
verantwortl.: Ronald Wilts (1. Vors.), Lüdstede 3, 26487 Neuschoo, 04975/366<br />
Internet: www.gewweserems.de - dort auch Informationen aus den Kreisverbänden<br />
Druck: www.janssendruck.de, Finkenburgstr. 47, 26409 Wittmund
3 <strong>LEUCHTTURM</strong><br />
Käpt’n Blaubär will Pirat werden<br />
ein bildungspolitischer Sketch<br />
Käpt’n Blaubär und die drei<br />
Gummibärchen treten auf.<br />
Blaubär: Kinners, hab ich<br />
euch schon erzählt, dass ich<br />
Pirat werden will?<br />
Enkel 1: Du und Pirat,<br />
Opa? Die hätten dich doch<br />
mehr als einmal fast über die<br />
Planke laufen lassen, als du<br />
noch auf See warst. Und haben<br />
sie dich nicht sogar mal<br />
kielholen lassen?<br />
Blaubär: Ich meine doch<br />
keine See-Piraten.<br />
Enkel 2: Nicht? Was dann?<br />
Blaubär: Ich rede von der<br />
Piraten-Partei.<br />
Enkel 3: Bei denen willst<br />
du mitmachen?<br />
Blaubär: Ja natürlich. So<br />
kann ich schließlich doch noch<br />
Bildungsminister werden und<br />
meine Pension aufbessern.<br />
Enkel 1: Und die nehmen<br />
dich?<br />
Blaubär: Die suchen doch<br />
händeringend Leute, die bereit<br />
sind, Minister zu werden.<br />
Enkel 2: Aber die Piraten<br />
haben doch gar keine Chance,<br />
an die Macht zu kommen.<br />
Blaubär: Und ob die eine<br />
Chance haben!<br />
Enkel 3: Wirklich?<br />
Blaubär: Ja, wenn ich das<br />
doch sage! Alle Umfragen<br />
melden, dass die FDP im<br />
nächsten Jahr aus dem Landtag<br />
fliegen wird. Und da die CDU<br />
alleine keine Regierungsmehrheit<br />
bekommen wird, wollen<br />
sie mit den Piraten koalieren.<br />
Enkel 1: Und das sollen<br />
wir dir glauben, Opa?<br />
Blaubär: Das ist nichts als<br />
die reine Wahrheit.<br />
Enkel 2: Meinst du denn,<br />
die CDU und die Piraten<br />
haben die gleichen Ziele?<br />
Blaubär: Seitdem ich mein<br />
geniales Bildungskonzept auf<br />
dem Parteitag der Piraten<br />
vorgestellt habe, sind sie ein<br />
Herz und eine Seele.<br />
Enkel 3: Opa, du schwindelst<br />
doch wieder.<br />
Blaubär: Immer die alten<br />
Vorwürfe. Ihr solltet mich<br />
inzwischen besser kennen.<br />
Also, die Sache ist so. Der<br />
Möllring von der CDU will<br />
doch möglichst viele Lehrer<br />
einsparen. Und sein Parteikollege<br />
Althusmann muss andererseits<br />
die Inklusion einführen.<br />
Enkel 1: Ja und?<br />
Blaubär: Immer die gleiche<br />
Ungeduld! Nun lasst mich<br />
doch mal ausreden, ihr ollen<br />
Sabbelschnuten! Hier setzt<br />
doch gerade meine Idee an.<br />
Alle Schulkinder in Niedersachsen<br />
sollen ein I-Pad<br />
bekommen. Und die Bertelsmann-Stiftung<br />
wird passgenau<br />
eine Software entwickeln, mit<br />
der jeder Schüler seine Aufgaben<br />
tagtäglich online auf<br />
seinen Tablet-Computer bekommt,<br />
und zwar genau in<br />
dem Niveau, welches seinen<br />
Fähigkeiten entspricht. So<br />
kann man gleichzeitig Förderschüler<br />
und Gymnasiasten in<br />
einer Klasse unterrichten, ohne<br />
dass man so viele Lehrer<br />
braucht. Das Motto heißt: „An<br />
apple display keeps the teacher<br />
away!“<br />
Enkel 2: Sehr witzig! Und<br />
das soll funktionieren?<br />
Blaubär: Aber natürlich.<br />
Das nennt sich „liquid education“<br />
und läuft wie geschmiert.<br />
Die Piraten sind begeistert,<br />
weil jeder Schüler freien<br />
Zugang zum Internet hat und<br />
die CDU kann gleichzeitig<br />
Geld sparen und die Inklusion<br />
einführen.<br />
Enkel 3: Also, ich glaube<br />
nicht, dass die CDU so<br />
modern ist und so etwas<br />
mitmacht. Die misstrauen<br />
doch dem Internet und<br />
denken sich dauernd neue<br />
Kontrollen aus.<br />
Blaubär: Ihr habt eben<br />
überhaupt keine Ahnung, wie<br />
modern diese Partei inzwischen<br />
geworden ist.<br />
Enkel 1: Die CDU und<br />
modern?<br />
Blaubär: Ja modern. Die<br />
CDU ist nicht nur inzwischen<br />
die Partei der Energiewende,<br />
sondern nutzt selbst fleißig das<br />
Internet. Der Minister Altmeyer<br />
ist von der BILD-Zeitung<br />
bei seinem Amtsantritt zum<br />
„Twitter-König“ ausgerufen<br />
worden und hat schon 13.779<br />
Follower.<br />
Enkel 2: Du kennst dich ja<br />
megagut aus, Opa.<br />
Blaubär: Und ob! Und ihr<br />
habt bestimmt mitbekommen,<br />
dass selbst der Seehofer in<br />
Bayern erst neulich eine<br />
Facebook-Party veranstaltet.<br />
hat.<br />
Hein Blöd: Käpt’n, da draußen<br />
sind so etwa 1500 Leute, die<br />
alle umsonst einen Grog<br />
haben wollen.<br />
Blaubär: Wie bitte? Was<br />
wollen die denn?<br />
Hein Blöd: Ja, das ist das<br />
Neuste, nennt sich Grog-Mob.<br />
Irgendjemand hat sich da wohl<br />
in Ihr Facebook-Account gehackt<br />
und alle hierher eingeladen,<br />
die umsonst einen Grog<br />
haben wollen. Er hat die<br />
gepostet, sie müssten nur das<br />
Lied „An der Nordseeküste“<br />
vorsingen.<br />
Heinrich<br />
Herlyn
<strong>LEUCHTTURM</strong><br />
4<br />
Anzeiger für Harlingerland, 17.11.12<br />
Auf der Suche nach hochwertigen Lehrern<br />
LANDTAGSWAHL Direktkandidaten diskutierten über Bildung - Zukunft des Schulsystems als Streitthema<br />
Stephan Bünting, Dirk Gronewold, Stefan Störmer, Holger Heymann und Dirk Bohlen (von links) setzten sich vor knapp 100<br />
Interessierten mit der zukünftigen Ausrichtung der niedersächsischen Bildungspolitik auseinander. Bild: Wilko Janßen<br />
Fotos:<br />
Wilko Janßen,<br />
HARLINGER<br />
und Frieder Plum<br />
Angeschobene Projekte<br />
verursachen einen hohen<br />
finanziellen Aufwand.<br />
WITTMUND/WJA - „Lehrer<br />
sind faule Säcke“, urteilte einst<br />
Gerhard Schröder in seiner Zeit<br />
als Ministerpräsident Niedersachsens.<br />
Unabhängig davon, ob<br />
diese Einschätzung damals richtig<br />
war, haben Pädagogen mit<br />
einer solchen Eigenschaft in<br />
unserem aktuellem Schulsystem<br />
keine Chance mehr. Zu sehr hat<br />
sich die Bildungslandschaft in<br />
den vergangenen Jahren verändert:<br />
Heute gibt es Ganztagsschulen,<br />
die eigenverantwortliche<br />
Schule, viel mehr Bürokratie<br />
sowie das Turbo-Abitur. Hinzu<br />
kommt nun auch noch ab<br />
nächsten Sommer die Inklusion,<br />
also die gemeinsame Beschulung<br />
von Förder- und Regelschülern.<br />
Gründe genug also für die<br />
Gewerkschaft Erziehung und<br />
Wissenschaft (GEW) als Interessensvertretung<br />
der Lehrer, vorgestern<br />
Abend mit den örtlichen<br />
Landtagskandidaten eine Podiumsdiskussion<br />
in der „Residenz“<br />
durchzuführen, um deren bildungspolitischen<br />
Konzepte zu<br />
erfahren. Der Einladung folgten<br />
Dirk Gronewold (CDU), Holger<br />
Heymann (SPD), Stephan Bünting<br />
(FDP) und Dirk Bohlen<br />
(Die Grünen). Hajo Busboom<br />
von der Linkspartei wurde erst<br />
Tags zuvor nominiert und<br />
verzichtete daher auf eine<br />
Teilnahme. Die Piraten haben<br />
mittlerweile keinen Direktkandidaten<br />
mehr, als Vertreter schickte<br />
die Partei ihren Oldenburger<br />
Listenkandidaten Gilbert Oltmanns.<br />
Der erschien jedoch mit<br />
einer halben Stunde<br />
Verspätung und wurde<br />
nicht mehr auf das<br />
Podium gelassen. Für die<br />
Leitung der Diskussion<br />
war übrigens Stefan Störmer,<br />
GEW-Bezirksvorsitzender<br />
im Weser-Ems-<br />
Gebiet, zuständig.<br />
Nach einer kurzen<br />
Begrüßung durch den<br />
Wittmunder GEW-Kreisvorsitzenden<br />
Jürgen Kramm war<br />
die Verkürzung der Schulzeit<br />
von 13 auf 12 Schuljahren bis<br />
zum Ablegen des Abiturs das<br />
erste Streitthema vor knapp 100<br />
Gästen. Gronewold verteidigte<br />
das Turbo-Abitur, man habe hier<br />
einem Wunsch der Wirtschaft<br />
entsprochen und der Bologna-<br />
Prozess werde umgesetzt. Ähnlich<br />
sah es Bünting, der zudem<br />
ergänzte: „Wenn die Kinder mal<br />
ein Schuljahr wiederholen müssen,<br />
ist das weiter nicht<br />
schlimm.“ Heymann plädierte<br />
dagegen für eine Wiedereinführung<br />
des Abiturs nach 13 Jahren<br />
an allen Gesamtschulen, wahlweise<br />
auch an Gymnasien.<br />
Überhaupt zeigte sich der SPD-<br />
Kandidat als Freund der Gesamtschulen:<br />
„Hier ist ein längeres<br />
gemeinsames Lernen möglich,<br />
sie müssten finanziell besser<br />
ausgestattet werden.“ Bohlen<br />
forderte gar die Wiedereinführung<br />
der Orientierungsstufe.<br />
Gronewold und Bünting als<br />
Vertreter der CDU/FDP-Landesregierung<br />
betonten immer wieder<br />
die Schulvielfalt in Niedersachsen,<br />
zum Wohle der Kinder<br />
befänden sich die Bildungseinrichtungen<br />
in einem Wettbewerb.<br />
Wie auch Störmer verwies<br />
Heymann dagegen auf eine
5 <strong>LEUCHTTURM</strong><br />
aktuelle Studie, nach der<br />
Niedersachsen das Land<br />
der Schulabsteiger sei.<br />
Unser System sortiere<br />
nach unten aus, die<br />
Kinder von Besserverdienenden<br />
hätten Vorteile.<br />
Ergänzend zu dieser<br />
Meinung wies Bohlen<br />
darauf hin, dass Spätentwickler<br />
heute schlechtere<br />
Chancen hätten, im<br />
Laufe ihrer Schulzeit die<br />
Kurve zu kriegen.<br />
Dann kam man mit<br />
dem allgemeinen Personalmangel<br />
im Bildungssektor<br />
auf ein Thema zu<br />
sprechen, welches aufgrund<br />
des demografischen<br />
Wandels auch in<br />
anderen Berufen immer<br />
mehr zum Problem wird.<br />
Laut Störmer werde<br />
Ostfriesland schon bald<br />
von einem massiven<br />
Lehrermangel betroffen<br />
sein, Großstädte hätten<br />
hier weniger Probleme.<br />
Hier verwiesen alle Kandidaten<br />
recht geschlossen<br />
auf die Schaffung eines<br />
attraktiven Arbeits- und<br />
Wohnumfeldes. So erinnerte<br />
Gronewold an die<br />
früheren Lehrerdienstwohnungen,<br />
Bohlen<br />
brachte einen „Landeizuschlag“<br />
ins Gespräch.<br />
Aus dem Publikum meldete<br />
sich Jan Herrmann<br />
vom Kreiselternrat sorgenvoll<br />
zu Wort: „Es<br />
geht nicht nur um eine<br />
ausreichende Anzahl an<br />
Lehrern, sie müssen auch<br />
hochwertig sein und bei<br />
den Kindern das Interesse<br />
am Lernen wecken.“<br />
Heymann nutzte das<br />
Thema des Lehrermangels,<br />
um gleich ein neues<br />
Fass aufzumachen: „Neben<br />
Bayern ist Niedersachsen<br />
das einzige Bundesland,<br />
in dem noch<br />
Studiengebühren erhoben<br />
werden.“ Dadurch<br />
verliere man Studenten,<br />
die oftmals nach ihrer<br />
Ausbildung auch nicht<br />
mehr in unser Bundesland<br />
zurückkehren würden.<br />
Bünting sah die<br />
Sache jedoch anders:<br />
„Akademiker verdienen<br />
später im Vergleich zu<br />
einem Durchschnittsarbeitnehmer<br />
ein Vielfaches.“<br />
Daher seien die<br />
Studiengebühren gerechtfertigt.<br />
Gronewold<br />
wies darauf hin, dass<br />
diese Gelder den Studenten<br />
auf anderem Wege<br />
wieder zu Gute kommen<br />
würden. Überhaupt wurde<br />
im Laufe der Veranstaltung<br />
deutlich, dass es<br />
für Niedersachsen ein<br />
enormer finanzieller<br />
Kraftakt wird, all die<br />
angeschobenen bildungspolitischen<br />
Projekte<br />
am Laufen zu halten.<br />
Bestes Beispiel dafür ist<br />
die ab dem nächsten<br />
Schuljahr praktizierte Inklusion,<br />
die Eltern von<br />
Förderschülern das<br />
Recht gibt, ihre Kinder<br />
auf die Regelschule zu<br />
schicken. Ein angehender<br />
Lehrer aus dem<br />
Publikum verwies auf die<br />
Universität Bremen, wo<br />
schon vor Jahren das<br />
Lehramtsstudium unter<br />
Berücksichtigung des Inklusionsprinzip<br />
durchgeführt<br />
werde. Dies habe<br />
man in Niedersachsen<br />
versäumt. Ähnlich sah es<br />
Heymann: „Hier sind<br />
die Voraussetzungen<br />
nicht geschaffen worden.“<br />
Dem hielt Gronewold<br />
entgegen, dass es<br />
bei der Umstellung<br />
Übergangsfristen gäbe.<br />
Zudem würde jeder dritte<br />
Euro des Landesetats in<br />
die Bildung fließen.<br />
Bünting forderte eine<br />
bessere Ausstattung der<br />
Schulen mit Psychologen<br />
und Sozialpädagogen.<br />
Bohlen wies darauf<br />
hin, dass es keinen<br />
Zwang zur Inklusion<br />
gäbe.
<strong>LEUCHTTURM</strong><br />
6<br />
Tag der Inklusion in Wittmund:<br />
„Auf dem Weg zu einem inklusiven Schulsystem“<br />
Dr. Brigitte<br />
Schumann<br />
Klaus-Jürgen<br />
Richter<br />
Am 25. September lud der<br />
Kreisverband Wittmund der<br />
GEW zum „Tag der Inklusion“<br />
in die Residenz in Wittmund<br />
ein. Referentin war Dr. Brigitte<br />
Schumann, ehemalige<br />
Gymnasiallehrerin und<br />
zehn Jahre Abgeordnete<br />
im Landtag von<br />
Nordrhein-Westfalen,<br />
nunmehr seit Jahren als<br />
Bildungsjournalistin<br />
tätig. Schumann, selbst<br />
GEW-Mitglied, zeichnete<br />
die Entwicklung<br />
des Inklusionsgedankens bis<br />
zum heutigen Tage nach.<br />
Auf der Weltkonferenz der<br />
UNESCO 1994 in Spanien<br />
wurde beschlossen: Alle Schulen<br />
nehmen ALLE Kinder in ihrem<br />
Umfeld auf, auch solche mit<br />
besonderen Bedürfnissen, sprich<br />
Behinderungen. Gefordert wurde<br />
die Inklusion aller Kinder.<br />
Dabei ist Inklusion nicht mit<br />
Integration zu verwechseln.<br />
Die Integration unterscheidet<br />
zwischen Kindern mit und ohne<br />
„sonderpädagogischem Förderbedarf“.<br />
Die Inklusion geht von<br />
der Besonderheit und den<br />
individuellen Bedürfnissen eines<br />
jeden Kindes aus. Während die<br />
integrative Pädagogik die Eingliederung<br />
der „aussortierten“<br />
Kinder mit Behinderungen<br />
anstrebt, tritt die Inklusion für<br />
das Recht aller Schüler und<br />
Schülerinnen, unabhängig von<br />
ihren Fähigkeiten oder Beeinträchtigungen<br />
sowie von ihrer<br />
ethnischen, kulturellen oder<br />
sozialen Herkunft miteinander<br />
und voneinander in „einer<br />
Schule für alle“ zu lernen. Kein<br />
Kind soll ausgesondert werden,<br />
weil es den Anforderungen der<br />
Schule nicht entsprechen kann.<br />
Im Gegensatz zur Integration<br />
will die Inklusion nicht die<br />
Kinder den Bedingungen der<br />
Schule anpassen, sondern die<br />
Rahmenbedingungen an den<br />
Bedürfnissen und Besonderheiten<br />
der Schülerinnen und<br />
Schüler ausrichten.<br />
Während in anderen Ländern<br />
die Inklusion längst auf der<br />
Agenda staatlicher Bildungspolitik<br />
steht und inklusive Bildung<br />
international als pädagogischer<br />
Auftrag von Schulen verstanden<br />
wird, hat die deutsche Bildungspolitik<br />
maßgeblich für Unwissenheit<br />
gesorgt und sich selbst<br />
unwissend gestellt.<br />
Nach fast 20 Jahren soll dem<br />
Menschenrecht auf Inklusion ab<br />
dem kommenden Schuljahr jetzt<br />
auch in Niedersachsen zur<br />
Geltung verholfen werden.<br />
Wer jetzt aber meint, dass die<br />
Jahre für die Vorbereitung der<br />
gemeinsamen Beschulung aller<br />
Kinder genutzt wurden, der irrt.<br />
In zehn Monaten soll ab den<br />
Klassen 1 in der Grundschule<br />
und ab Klasse 5 in den<br />
weiterführenden Schulen inklusiv<br />
gearbeitet werden. Weder<br />
Lehrer, Schulleitungen oder<br />
Eltern wissen aber bis heute, wie<br />
die Förderung von Schülern mit<br />
besonderen Bedürfnissen an den<br />
allgemeinbildenden Schulen in<br />
der Praxis umgesetzt werden soll.<br />
Während der GEW-Veranstaltung<br />
wurde deshalb der Verdacht<br />
geäußert, dass die in Niedersachsen<br />
regierende Koalition aus<br />
CDU und FDP, Parteien, die seit<br />
Jahrzehnten gegen gemeinsame<br />
Beschulung kämpfen, die Inklusion<br />
durch mangelnde oder<br />
schlechte Vorbereitung bewusst<br />
auflaufen lässt. Die sehr angeregte<br />
Diskussion im Anschluss an<br />
das Referat zeigte, dass Inklusion<br />
auf der einen Seite zu einem<br />
Frustobjekt zu verkommen<br />
droht. Die anwesenden Pädagogen<br />
machten aber auch deutlich,<br />
für wie wichtig und richtig sie<br />
das Ziel der Inklusion halten.<br />
Dass es auch anders geht,<br />
zeigte der während der GEW-<br />
Veranstaltung präsentierte Film<br />
„BERG FIDEL – EINE SCHU-<br />
LE FÜR ALLE“ von Hella<br />
Wenders, der soeben in den<br />
Kinos angelaufen ist. Der Film<br />
beschreibt einfühlsam das Schulleben<br />
von Kindern einer Klasse<br />
der Schule im Münsteraner<br />
Stadtteil Berg Fidel, einer<br />
Schule, die schon lange alle<br />
Kinder ohne Ansehen einer<br />
Behinderung aufnimmt.<br />
Das Thema Inklusion sollte<br />
bis zu ihrer Einführung im<br />
nächsten Jahr und darüber<br />
hinaus auf der Tagesordnung<br />
bleiben, nicht nur bis zur<br />
Landtagswahl im Januar. Menschenrechte<br />
sollten wir nicht nur<br />
im Ausland einfordern, sondern<br />
auch vor der Haustür. Im<br />
Bericht des Deutschen Instituts<br />
für Menschenrechte vom 31.<br />
März 2011 wird gefordert, das<br />
Recht auf Bildung als Menschenrecht<br />
zu verwirklichen, besonders<br />
das gemeinsame Lernen von<br />
nicht behinderten und behinderten<br />
Kindern und Jugendlichen.<br />
© Bilder: Jeelka Richter
7 <strong>LEUCHTTURM</strong><br />
Auf dem Weg zu einem inklusiven Schulsystem:<br />
Barrieren, Widerstände und<br />
bildungspolitische Perspektiven<br />
Ich werde zunächst den<br />
schulischen Inklusionsbegriff<br />
kurz klären, danach die Widerstände<br />
und Barrieren auf dem<br />
Weg zu einem inklusiven<br />
Schulsystem darstellen und<br />
abschließend mutmachende Perspektiven<br />
ansprechen.<br />
I. Zur Klärung des<br />
Inklusionsbegriffs<br />
Wenn die UN-BRK die<br />
Entwicklung eines inklusiven<br />
Schulsystems fordert, dann greift<br />
sie zurück auf die Erklärung von<br />
Salamanca, die auf der Weltkonferenz<br />
der UNESCO 1994 in<br />
Spanien zusammen mit dem<br />
„Aktionsrahmen zur Pädagogik<br />
für besondere Bedürfnisse“ verabschiedet<br />
wurde. Dort wurden<br />
die Leitgedanken für ein<br />
inklusives Schulsystem wie folgt<br />
zusammengefasst:<br />
Alle Kinder haben das Recht<br />
auf Bildung. Alle Schulen<br />
nehmen alle Kinder in ihrem<br />
Umfeld auf, auch Kinder mit<br />
besonderen Bedürfnissen. Alle<br />
Schulen passen sich der Vielfalt<br />
der Kinder an und entwickeln<br />
eine kindzentrierte Pädagogik.<br />
Die gemeinsame Lern- und<br />
Beziehungskultur ist die Basis<br />
für die Potentialentfaltung aller<br />
Kinder.<br />
Nach Salamanca hat die<br />
UNESCO auf vielfältige Weise<br />
das Konzept der inklusiven<br />
Bildung international verbreitet.<br />
In ihrer Broschüre von 2009<br />
liest man u. a.: „Um inklusive<br />
Bildung zu ermöglichen, müssen<br />
Bildungssysteme alle Kinder<br />
erreichen und nach ihren<br />
individuellen Möglichkeiten optimal<br />
fördern. Die Systeme<br />
müssen dabei von der frühkindlichen<br />
Bildung an so gestaltet<br />
werden, dass sie sich den<br />
verschiedenen Bedürfnissen flexibel<br />
anpassen können. Allen<br />
Kindern soll ermöglicht werden,<br />
in einem gemeinsamen Unterricht<br />
voll am schulischen Leben<br />
teilzuhaben. Erst wenn Bildungssysteme<br />
dies für alle<br />
Kinder leisten, können wir von<br />
umfassender Bildungsgerechtigkeit<br />
sprechen.“ (Inklusion: Leitlinien<br />
für die Bildungspolitik,<br />
Deutsche UNESCO - Kommission<br />
2009)<br />
II. Barrieren und<br />
Widerstände auf dem<br />
Weg zur Inklusion<br />
1. These:<br />
Nicht die Existenz des<br />
gegliederten Schulsystems<br />
ist die eigentliche Barriere<br />
für ein inklusives Schulsystem,<br />
sondern der fehlende<br />
politische Wille, das bestehende<br />
System als Barriere<br />
zu identifizieren, die Gesellschaft<br />
darüber aufzuklären<br />
und das Hindernis<br />
politisch aus dem Weg zu<br />
räumen.<br />
Wo ein Wille ist, da ist ein<br />
Weg. Der Allgemeinplatz stimmt<br />
auch bezogen auf die Politik<br />
politisch. Jedes System lässt sich<br />
ändern, wenn der politische<br />
Wille dafür da ist. Man denke<br />
nur an die Wiedervereinigung<br />
oder die Energiewende.<br />
Was müsste die Bildungspolitik<br />
denn tun, um bewusstseinsbildend<br />
und verändernd im<br />
Sinne der Inklusion zu wirken?<br />
Sie müsste klar machen, dass<br />
inklusive Bildung ein unteilbares<br />
Menschenrecht ist. Davon ist<br />
jedoch nicht die Rede. Stattdessen<br />
verengt sie den Inklusionsanspruch<br />
auf Kinder mit<br />
Behinderungen. Und stellt selbst<br />
für diese Gruppe fest, dass es<br />
immer Ausnahmen geben wird,<br />
für die Inklusion nicht in Frage<br />
kommt und verwirklicht werden<br />
kann. Folglich werde es immer<br />
auch Förderschulen geben müssen.<br />
Die Politik müsste sich zu<br />
ihrer menschenrechtlichen Verpflichtung<br />
bekennen, die äußeren<br />
Schulstrukturen, die innere<br />
Lernorganisation und die Pädagogik<br />
an dem Recht aller<br />
Kinder auf gemeinsames Lernen<br />
auf der Basis von Diskriminierungsfreiheit<br />
und Chancengleichheit<br />
auszurichten und<br />
grundlegend zu verändern: von<br />
der Selektion zur Inklusion, von<br />
der Defizitorientierung zur<br />
Potentialentfaltung! Stattdessen<br />
arbeitet die Politik an der<br />
Reparatur bzw. an der Modernisierung<br />
des alten gegliederten<br />
selektiven Systems und statt die<br />
Selektionsmechanismen abzubauen,<br />
verfeinert sie diese. Dazu<br />
passt, dass sie in der Regel nur<br />
von inklusiven Schulen und<br />
inklusiven Angeboten spricht<br />
und den Begriff „inklusives<br />
Schulsystem“ vermeidet (s. Niedersachsen).<br />
Die Bildungspolitik müsste<br />
deutlich machen, dass Inklusion<br />
ein Menschenrecht für alle<br />
Kinder ist, auch für die Gruppe<br />
der heutigen Gymnasiasten.<br />
Auch sie haben ein Recht darauf,<br />
mit Kindern aus allen sozialen<br />
Milieus zu lernen und die<br />
Gemeinschaft der Kinder mit<br />
Behinderungen zu erfahren. Nur<br />
so können sie als Menschen in<br />
zukünftigen Führungspositionen<br />
den nötigen demokratischen<br />
Gemeinsinn entwickeln und<br />
Verständnis und Empathie für<br />
Menschen in schwierigen Lebenslagen<br />
aufbringen. Wenn<br />
überhaupt bildungspolitisch<br />
von einem erweiterten Inklusionsbegriff<br />
gesprochen wird,<br />
dann werden nur Migranten und<br />
benachteiligte Randgruppen einbezogen.<br />
Es erscheint ganz<br />
normal, dass Inklusion mit dem<br />
Gymnasium und den dort<br />
Lernenden nichts zu tun hat.<br />
Was müsste die Politik tun?<br />
Dr. Brigitte<br />
Schumann<br />
Vortrag gehalten<br />
auf dem Tag der<br />
Inklusion in<br />
Wittmund
<strong>LEUCHTTURM</strong><br />
Sie müsste die Öffentlichkeit für<br />
den Unterschied zwischen Integration<br />
und Inklusion sensibilisieren.<br />
Stattdessen verwischt sie<br />
den Unterschied und nennt alles<br />
Inklusion, was eigentlich nur<br />
Integration ist. Die Bayern sind<br />
darin besonders erfinderisch.<br />
Außenklassen an Regelschulen<br />
gehören dort auch zu den<br />
inklusiven Maßnahmen. Auch<br />
die Steigerung des Anteils von<br />
Kindern mit Behinderungen im<br />
8<br />
Bremen damit ihr Sonderschulsystem<br />
erhalten.<br />
Für tiefgreifende schulstrukturelle<br />
Veränderungen sieht die<br />
KMK keine Notwendigkeit,<br />
denn, so die Argumentation, die<br />
UN-Konvention enthalte ja<br />
keine Aussagen zu den Schulstrukturen.<br />
Alles kann also so<br />
bleiben wie bisher. Lediglich die<br />
„Inklusionsquote“ muss gesteigert<br />
werden, damit wir international<br />
nicht so auffällig sind.<br />
selektiven Regelschulsystem ist<br />
für sich alleine noch keine<br />
Inklusion. Deshalb ist es<br />
irritierend, wenn heute schon<br />
von Inklusionsquoten gesprochen<br />
wird, obwohl die Unterrichts-<br />
und Schulentwicklung<br />
noch in der Selektion verhaftet<br />
ist.<br />
Die Bildungspolitik müsste<br />
die Erkenntnis verbreiten, dass<br />
Bildungsgerechtigkeit nur in<br />
einem inklusiven Schulsystem<br />
erreicht werden kann und dass<br />
der Wohlstand unseres Landes<br />
davon abhängt, dass Migrantenkinder<br />
von heute, die derzeit 40<br />
% in unseren Städten ausmachen,<br />
im Jahr 2025 nicht mehr<br />
abgekoppelt sind vom Bildungsaufstieg,<br />
sondern zu den Eliten<br />
des Landes gehören. Stattdessen<br />
ist es zu einer schlechten<br />
Gewohnheit geworden, in nationalen<br />
und internationalen Bildungsberichten<br />
vorgelegt zu<br />
bekommen, dass Migrantionshintergrund<br />
in Verbindung mit<br />
einem geringen Bildungsstatus<br />
der Eltern ein Risikofaktor in<br />
Deutschland ist.<br />
Sehen wir uns die Politik der<br />
KMK an, die ja für die<br />
Bundesländer richtungsweisend<br />
ist:<br />
Sie hat von Anfang an<br />
getrickst. Sie hat für die falsche<br />
Übersetzung von „inclusion“<br />
gesorgt. Die Verfälschung von<br />
„inclusion“ durch die Übersetzung<br />
mit „Integration“ wurde<br />
aber schnell von engagierten<br />
zivilgesellschaftlichen Gruppen<br />
aufgedeckt. Seitdem deklariert<br />
die Bildungspolitik ihre Maßnahmen<br />
zwar als „Inklusion“,<br />
aber ohne den Inhalt zu liefern.<br />
Zu erinnern ist in diesem<br />
Zusammenhang an die Frechheit,<br />
mit der der Freistaat<br />
Sachsen behauptete, schon ein<br />
inklusives Schulsystem zu haben.<br />
Begründung: In Sachsen<br />
habe jedes Kind das Recht, eine<br />
öffentliche Schule zu besuchen.<br />
Der Individualanspruch des<br />
einzelnen Kindes mit Behinderung,<br />
nicht vom allgemeinen<br />
Bildungssystem ausgeschlossen<br />
zu werden, ist bereits geltendes<br />
deutsches Recht mit der Anerkennung<br />
der UN-Behindertenrechtskonvention<br />
durch Bundestag<br />
und Bundesrat. Die KMK<br />
und die Bundesländer erkennen<br />
dieses Recht jedoch nicht an. Die<br />
KMK hat sich stattdessen auf<br />
diverse rechtliche Vorbehalte<br />
verständigt, die als Barriere den<br />
freien Zugang von Kindern und<br />
Jugendlichen mit Behinderungen<br />
zu allgemeinen Schulen<br />
verhindern bzw. behindern.<br />
Das Recht des Kindes auf<br />
inklusive Bildung als Wahlrecht<br />
der Eltern auszulegen, wie das<br />
die KMK macht, verstößt gegen<br />
die Konvention und das<br />
Menschenrecht auf inklusive<br />
Bildung. Ein Elternwahlrecht ist<br />
höchstens für eine Übergangszeit<br />
akzeptabel, sofern damit<br />
nicht der Ausbau von Inklusion<br />
untergraben wird. Festzuhalten<br />
ist aber, dass alle Länder bis auf<br />
Wie verhalten sich rotgrün<br />
bzw. grün-rot<br />
regierte Länder?<br />
Die Hoffnunsgträger NRW<br />
und BaWü als Flächenländer<br />
machen auf Ermöglichungspolitik<br />
und wollen mit der<br />
Steuerung und damit mit der<br />
Verantwortung für strukturelle<br />
Veränderungen nichts zu tun<br />
haben. Durch die Stellenkürzungspolitik<br />
hat sich BaWü<br />
sogar von den Reformen, die<br />
versprochen wurden, verabschiedet.<br />
Mit der Ermöglichungspolitik<br />
verfehlen NRW und BaWü aber<br />
nicht nur das Ziel. Sie haben<br />
nicht einmal eins, auf das sie<br />
perspektivisch zusteuern. Gefördert<br />
werden stattdessen Beliebigkeit<br />
und eine unsinnige und<br />
teure Ausweitung der problematischen<br />
Vielgliedrigkeit.<br />
2. These:<br />
Unter dem Vorzeichen des<br />
neoliberalen Zeitgeistes in<br />
Politik und Gesellschaft ist<br />
die gesellschaftliche Spaltung<br />
vorangetrieben worden.<br />
Sie ist ein Feind der<br />
Inklusion und wirkt als<br />
Barriere in den Köpfen.<br />
Prof. Heitmeyer, Leiter für<br />
interdisziplinäre Konflikt- und<br />
Gewaltforschung an der Univer-
9 <strong>LEUCHTTURM</strong><br />
sität Bielefeld, hat zehn Jahre<br />
lang von 2000 bis 2010 im<br />
Rahmen einer Langzeitstudie<br />
Erscheinungsweisen, Ursachen<br />
und Entwicklungen von „gruppenbezogener<br />
Menschenfeindlichkeit“<br />
in Deutschland erforscht.<br />
Die Ergebnisse hat er<br />
jährlich veröffentlicht unter dem<br />
Titel „Deutsche Zustände“.<br />
Es gehört zu den deutschen<br />
Zuständen, dass unter den<br />
krisenhaften Bedingungen wachsender<br />
sozialer Ungleichheit<br />
und der Ökonomisierung des<br />
Sozialen Menschen der unteren<br />
sozialen Schichten, die selbst<br />
bedroht sind von sozialem<br />
Ausschluss, anfällig sind für<br />
rechtsextremes Gedankengut.<br />
In seinen letzten Veröffentlichungen<br />
stellt Heitmeyer jedoch<br />
heraus, dass inzwischen auch<br />
Angehörige der oberen Schichten<br />
zu einem gesellschaftlichen<br />
Problem geworden sind. Sie<br />
vertreten zunehmend rechtspopulistische<br />
Einstellungen. Sie<br />
zeigen eine geringe Bereitschaft<br />
zur Unterstützung schwacher<br />
Gruppen. Sie verteidigen ihre<br />
Privilegien sogar mit der<br />
Stigmatisierung schwacher<br />
Gruppen. Namhafte Vertreter aus<br />
Politik, Wirtschaft, Medien,<br />
Kultur und Wissenschaft scheuen<br />
nicht mehr davor zurück, im<br />
Jargon der Verachtung sich über<br />
Hartz IV- Empfänger, Langzeitarbeitslose<br />
und Migranten öffentlich<br />
auszulassen und soziale<br />
Ungleichheit offensiv zu rechtfertigen.<br />
Soweit seine Befunde.<br />
Sarrazins Thesen gegen Migranten<br />
und die mediale<br />
Aufmerksamkeit, die man ihm<br />
dafür gewidmet hat, sind ein<br />
handfestes Beispiel dafür. Ein<br />
anderes Beispiel kommt aus der<br />
Wissenschaftsecke. Ein bekannter<br />
Bildungsforscher bekennt in<br />
einem Interview mit der Süddeutschen<br />
Zeitung vom 24. 6.<br />
2009 in aller Offenheit: „Seien<br />
Sie doch ehrlich, Sie und ich<br />
würden auch alles dafür tun, dass<br />
unsere Kinder auf ein Gymnasium<br />
gehen und nicht mit den<br />
Schmuddelkindern spielen. Und<br />
eine Partei, die das Ende des<br />
Gymnasiums fordert, würde<br />
nicht wiedergewählt werden.<br />
Deshalb wird es dazu nie<br />
kommen. So einfach ist das.“<br />
Eben dieser Forscher hat ganz<br />
aktuell im Auftrag der Bertelsmann<br />
Stiftung den „Chancenspiegel“<br />
erstellt und dabei<br />
festgestellt, dass in Deutschland<br />
Kinder aus den oberen Schichten<br />
gegenüber Kinder aus den<br />
unteren Schichten eine 4,5 mal<br />
höhere Chance haben, das<br />
Gymnasium zu besuchen. So<br />
einfach ist das!<br />
Das Heidelberger SINUS-<br />
Institut für Markt- und Sozialforschung<br />
hat im Auftrag der<br />
Bundeszentrale für politische<br />
Bildung und der Deutschen<br />
Kinder- und Jugendstiftung<br />
Lebenswelten von Jugendlichen<br />
zwischen 14 und 17 Jahren<br />
erforscht und die Ergebnisse<br />
unter dem vielsagenden Titel<br />
„Wie ticken Jugendliche“ soeben<br />
veröffentlicht. Es ist eine<br />
qualitative Grundlagenstudie,<br />
die Jugendliche aus allen Milieus<br />
authentisch zu Wort kommen<br />
lässt: in Einzelinterviews, mit<br />
eigenen schriftlichen Aufzeichnungen<br />
und mit Fotos von ihren<br />
Zimmern.<br />
Die Forschergruppe kann<br />
einerseits nachweisen, dass es<br />
nicht die Jugend gibt. Zu bunt<br />
und unterschiedlich sind die<br />
Jugendmilieus. Aber in einem<br />
gibt es quer durch fast alle<br />
Milieus eine Gemeinsamkeit:<br />
Jugendliche aus den oberen<br />
sozialen Schichten grenzen sich<br />
von sozial benachteiligten Jugendlichen<br />
aus dem prekären<br />
Milieu ab. Die Forscher können<br />
nachweisen, dass die wachsende<br />
soziale Ungleichheit zu sozialer<br />
Spaltung unter den Jugendlichen<br />
führt. Jugendliche aus den<br />
privilegierten, bildungsnahen<br />
Milieus werfen Menschen aus<br />
dem prekären Milieu Faulheit,<br />
Mangel an Leistungsbereitschaft<br />
und an Eigenverantwortung vor.<br />
„Ich würde die Hartz IV Leute,<br />
die zu Hause sitzen und keine<br />
Lust zum Arbeiten haben, dazu<br />
verdonnern, arbeiten zu müssen“,<br />
so lauten typische Aussagen<br />
in den Interviews. „Abgehängte<br />
Jugendliche“ aus dem<br />
prekären Milieu reagieren darauf<br />
mit Resignation und Pessimismus.<br />
Sie erleben vor allem<br />
Schule als Ort des Konflikts, des<br />
Misserfolgs und der Demütigung.<br />
Deckungsgleich zeigt sich<br />
sowohl bei Erwachsenen als auch<br />
bei Jugendlichen aus den oberen<br />
Einkommensschichten die tendenzielle<br />
Bereitschaft, anstelle<br />
des Solidarprinzips gnadenlos<br />
das Selbstverschuldungsprinzip<br />
gegen leistungsschwächere Gruppen<br />
anzuwenden. Beide Gruppen<br />
zeigen, um mit Heitmeyer<br />
zu sprechen, generationsübergreifend<br />
„gruppenbezogene<br />
Menschenfeindlichkeit“. Die gesellschaftliche<br />
Lektion ist bei den<br />
Jugendlichen angekommen. Sie<br />
haben die Abwertungsmuster<br />
ihrer sozialen Milieus und der<br />
„rabiaten Elite“ übernommen<br />
und vollziehen sie in ihren<br />
Einstellungen nach.<br />
Die Otto Brenner Stiftung hat<br />
in einem Projekt „soziale<br />
Ungleichheit und politische<br />
Partizipation in Deutschland“<br />
erforscht. Der Autor der Studie,<br />
Sebastian Bödeker, stellt fest:<br />
Bildung in Verbindung mit dem<br />
sozioökonomischen Status ist<br />
der entscheidende Faktor für<br />
politische Wirksamkeitsüberzeugung<br />
und Partizipation. Je<br />
prekärer die Lebenslage, desto<br />
weniger politische Beteiligung.<br />
Die Wahlbeteiligung zeigt das<br />
immer deutlicher. Bödeker verweist<br />
darauf, dass die Wahlergebnisse<br />
wegen ihrer sozialen<br />
Verzerrung als demokratische<br />
Legitimation für politisches<br />
Handeln fragwürdig werden.<br />
Die sozial selektiven Effekte<br />
bei Wahlen konnte sich z.B. die
<strong>LEUCHTTURM</strong><br />
elitäre Elterninitiative „Wir wollen<br />
lernen“ beim Hamburger<br />
Volksentscheid strategisch zunutze<br />
machen. Sie konnte u. a.<br />
wegen der geringen Wahlbeteiligung<br />
benachteiligter Bevölkerungsgruppen<br />
die Verlängerung<br />
der Grundschulzeit von vier auf<br />
sechs gemeinsame Jahre verhindern.<br />
Dieser kleine Schritt zu<br />
mehr Bildungsgerechtigkeit für<br />
Kinder der unteren sozialen<br />
Schichten scheiterte am Eigennutz<br />
von Angehörigen der<br />
oberen sozialen Schichten.<br />
Wann erkennt die Politik, dass<br />
sie nicht den lautstarken<br />
Lobbyisten nachlaufen darf,<br />
sondern gesellschaftlich handeln<br />
muss?<br />
3. These:<br />
Die alte Schule wirkt auch<br />
in den Köpfen von Lehrern<br />
als eine Barriere<br />
Unseren Lehrerinnen und<br />
Lehrern wird durch das starre<br />
gegliederte Schulsystem, das<br />
ausdifferenzierte Förderschulsystem<br />
und durch eine versäulte,<br />
schulformbezogene Lehrerausbildung<br />
beigebracht, dass leistungshomogene<br />
Lerngruppen<br />
die beste Voraussetzung sind für<br />
gute Leistungsergebnisse und für<br />
die optimale Förderung der<br />
unterschiedlich Begabten. Diese<br />
Vorstellung von einem leistungsund<br />
begabungsgerecht gegliederten<br />
Schulwesen hat eine lange<br />
Bildungstradition in Deutschland<br />
und hat sich bis heute<br />
verfestigt, wie wir alle wissen.<br />
Auch Lehrerinnen und Lehrer,<br />
die diese Vorstellung nicht<br />
teilen, weil sie einen dynamischen<br />
Begabungsbegriff haben,<br />
müssen sich an der Herstellung<br />
von Homogenität durch Selektion<br />
im Schulalltag beteiligen.<br />
Dies geschieht über Ziffernnoten,<br />
Klassenwiederholung, Abschulung,<br />
Förderschulzuweisung,<br />
über die ganz normale<br />
Aufteilung nach Klasse 4 und<br />
über die Aufteilung auf Niveaukurse<br />
in der Gesamtschule. Das<br />
System verpflichtet den Lehrer<br />
und die Lehrerin zur Selektion.<br />
Die Folgen sind schwerwiegend.<br />
Der Frontalunterricht, der<br />
sich am sog. „Mittelkopf “<br />
orientiert, hat sich mit der<br />
selektiven Schulstruktur als das<br />
dominante Unterrichtsmodell<br />
herausgebildet. Auch die Angst<br />
der Lehrerinnen und Lehrer vor<br />
Heterogenität folgt daraus oder<br />
umgekehrt: die Sehnsucht der<br />
Lehrerinnen und Lehrer nach<br />
Homogenität, wie Marianne<br />
Demmer zu sagen pflegt. Eine<br />
Professorin berichtete neulich in<br />
einer Veranstaltung, dass eine<br />
Lehramtsstudierende in ihrem<br />
Praktikumsbericht die Heterogenität<br />
als „schwarze Wolke“<br />
bezeichnet hat, die sie als<br />
zukünftige Lehrerin auf sich<br />
zukommen sieht.<br />
Auf die Haltung kommt es an!<br />
Das stimmt! Aber wie kann eine<br />
inklusive Haltung bei Lehrern<br />
und Lehrerinnen entstehen,<br />
wenn die Paradoxien nicht<br />
aufgelöst werden? Die „Haltungsschäden“<br />
unserer Lehrer/<br />
innen aufgrund der Anpassung<br />
an systemische Homogenitätszwänge<br />
sind so nicht zu<br />
korrigieren.<br />
4. These:<br />
Die Bildungspolitik produziert<br />
Misstrauen, Abwehrreaktionen<br />
und Widerstand<br />
in der Lehrerschaft gegen<br />
Inklusion<br />
Nicht nur die strukturelle<br />
Ausrichtung widerspricht der<br />
Inklusion, auch die optimierte<br />
Selektion durch G8, durch<br />
schulformbezogene Regelstandards,<br />
durch Lernstandserhebungen<br />
passt nicht.<br />
Ziel muss ein Drittes sein:<br />
eine „inklusive Pädagogik“, die<br />
mehr ist als Regelpädagogik plus<br />
Behindertenpädagogik. Auch<br />
dazu gibt es keine erkennnbaren<br />
Ansätze in der Reform der<br />
Lehrerausbildung.<br />
Die bisherigen Finanzierungsmodelle<br />
sind unzureichend,<br />
defizitorientiert und<br />
stigmatisierend. Lehrerinnen<br />
und Lehrer werden allein<br />
gelassen mit der Aufgabe der<br />
Inklusion im Schulalltag. Realisiert<br />
werden müssen die Modelle,<br />
die eine systembezogene<br />
auskömmliche Finanzierung ermöglichen.<br />
All diese Mängel bewirken,<br />
10<br />
dass die Skepsis und das<br />
Misstrauen bei Lehrerinnen<br />
gegen Inklusion wachsen. Abwehrreaktionen<br />
sind Folge dieser<br />
Politik, die immer noch faselt,<br />
dass man ganz behutsam bei der<br />
Umsetzung der Inklusion vorgehen<br />
müsse, um „alle mitzunehmen“.<br />
Und das gut drei Jahre<br />
nach dem Inkrafttreten der UN-<br />
Konvention in Deutschland, 6<br />
Jahre nach der Verabschiedung<br />
der UN-Konvention durch die<br />
Generalversammlung der Vereinten<br />
Nationen, 18 Jahre nach<br />
der Verabschiedung der Erklärung<br />
von Salamanca, die die<br />
Bundesregierung mitgezeichnet<br />
hat.<br />
Die Politik spricht gerne von<br />
Inklusion als einer Jahrhundertaufgabe.<br />
Damit will sie zu<br />
verstehen geben, dass wir uns zu<br />
gedulden haben. Dabei ist es z.B.<br />
möglich, wenn es denn politisch<br />
gewollt ist, die Grundschule in<br />
kürzester Zeit zu einer Schule für<br />
alle zu machen.<br />
5. These:<br />
Falsche Forderungen verstellen<br />
den Blick für das,<br />
was für eine inklusive<br />
Entwicklung notwendig ist.<br />
Die durchgängige, d.h. 100%<br />
ige Doppelbesetzung mit einem<br />
allgemeinen Pädagogen und<br />
einem Sonderpädagogen wird<br />
inzwischen von vielen Lehrerinnen<br />
und Lehrern, aber auch von<br />
Eltern als unabdingbare Voraussetzung<br />
für die Qualität und das<br />
Gelingen von Inklusion in der<br />
Schule gehalten und bildungspolitisch<br />
eingefordert.<br />
Mit dem Glauben an die<br />
Unabdingbarkeit durchgängiger<br />
Doppelbesetzung in allen Unterrichtsstunden<br />
als Indikator für<br />
die Qualität der Inklusion wird<br />
übersehen, dass die Optimierung<br />
der sonderpädagogischen Ressourcen<br />
noch keine Weichenstellung<br />
für Inklusion garantiert.<br />
Wenn die Ressourcen im Sinne<br />
der „Zwei-Gruppen-Theorie“ an<br />
Schulen so eingesetzt werden,<br />
dass der Sonderpädagoge strikt<br />
für die Kinder mit sonderpädagogischem<br />
Förderbedarf zuständig<br />
ist und der allgemeine<br />
Pädagoge wie gehabt für die
11 <strong>LEUCHTTURM</strong><br />
nichtbehinderten Kinder, dann<br />
haben wir lediglich die Förderschule<br />
in die allgemeine Schule<br />
geholt.<br />
Selbst in Ländern wie<br />
Norwegen, die uns in der<br />
inklusiven Entwicklung weit<br />
voraus sind und ein eingliedriges<br />
Schulsystem haben, sind in<br />
manchen Schulen Fehlentwicklungen<br />
festgestellt worden, die<br />
zur Bildung von Sonderklassen<br />
für Schülerinnen und Schüler<br />
mit sonderpädagogischem Förderbedarf<br />
geführt haben. In<br />
unserem selektiven Schulsystem<br />
mit der fehlenden Kompetenz<br />
der Lehrerinnen und Lehrer für<br />
heterogene Lerngruppen ist es<br />
naheliegend, getrennte Zuständigkeiten<br />
festzulegen und damit<br />
Fehlentwicklungen zu programmieren.<br />
Diese Aufteilung (ver-<br />
)führt zu einem intensiven<br />
Gebrauch äußerer Differenzierung<br />
oder zu Formen der<br />
Sonderung im gemeinsamen<br />
Klassenzimmer, die Prof. Feuser<br />
mit der Bezeichnung der<br />
„Schäferhundpädagogik“ belegt<br />
hat. Beides hat nichts mit<br />
Inklusion zu tun. Es wird das<br />
abgebildet, was wir in Integrationsklassen<br />
heute vielfach vorfinden.<br />
Inklusion ist eben keine<br />
Angelegenheit der Sonderpädagogik.<br />
Ohne Einstellungs- und Rollenänderungen<br />
der Lehrerinnen<br />
und Lehrer an allgemeinen<br />
Schulen kann kein Paradigmenwechsel<br />
pro Inklusion im<br />
Unterricht und im Schulleben<br />
gelingen. Der Kompetenzzuwachs<br />
für die Lehrerschaft, der<br />
Selbstvertrauen und Selbstwirksamkeitsüberzeugung<br />
gibt,<br />
kommt aus der Unterrichtsentwicklung<br />
und Schulentwicklung.<br />
Nicht mehr die Kinder sollen an<br />
den Unterricht angepasst werden,<br />
sondern der Unterricht soll sich<br />
den Kindern anpassen. Das geht<br />
nur, wenn die Rolle des Lehrers<br />
sich ändert. Die Veränderung<br />
führt von der lehrergesteuerten<br />
Wissensvermittlung zu der Begleitung<br />
von selbstgesteuerten,<br />
eigenverantwortlichen Lernprozessen<br />
der Schüler/innen durch<br />
die Lehrer/innen. Sie führt von<br />
der Orientierung einheitlicher<br />
Leistungsansprüche am sog.<br />
Mittelkopf zu der Individualisierung<br />
des Lernens mit unterschiedlichen<br />
Lernvorgaben und<br />
Lernzielen. Die Feststellung von<br />
individuellen Defiziten in der<br />
Lernentwicklung weicht der<br />
Feststellung von individueller<br />
Kompetenz- und Potentialentwicklung,<br />
kompetenzorientierte<br />
Lernaufgaben, angemessene<br />
Lernumgebungen und individuelle<br />
Förderung müssen dafür<br />
bereit gestellt werden.<br />
Der Kompetenzzuwachs<br />
durch inklusive Unterrichtsentwicklung<br />
bei Lehrerinnen und<br />
Lehrern kommt der individuellen<br />
Förderung aller Schülerinnen<br />
und Schüler zugute.<br />
Pädagogen, die kooperative und<br />
individualisierende Unterrichtsformen<br />
anwenden, haben im<br />
Unterricht Zeit für individuelle<br />
Rückmeldungen, für Lerngespräche<br />
und gezielte Lernhilfen für<br />
Schülerinnen und Schüler mit<br />
Lernschwierigkeiten. Diese personenorientierte<br />
Kommunikation<br />
zwischen Pädagogen und<br />
Lernenden sorgt auch für ein<br />
vertrauensvolles soziales Klima<br />
in einer Lerngruppe. Im<br />
herkömmlichen Unterricht gibt<br />
es dafür wenig Raum.<br />
Inklusive Unterrichtsentwicklung<br />
verlangt, dass nicht nur<br />
einzelne Lehrerinnen und Lehrer<br />
ihre Unterrichtstätigkeit<br />
anders organisieren. Das ganze<br />
Kollegium muss sich über den<br />
Weg zur inklusiven Schule<br />
verständigen und sich Zielmarken<br />
setzen. Inklusive Unterrichtsentwicklung<br />
ist insofern an<br />
eine inklusive Schulentwicklung<br />
gebunden. Dabei geht es um die<br />
Loslösung von traditionellen<br />
Unterrichtsvorgaben wie z. B.<br />
der Jahrgangsklasse, dem 45-<br />
Minuten-Unterrichtsraster und<br />
dem sklavischen Lernen entlang<br />
von Fächerdisziplinen. Diese<br />
Vorgaben be- und verhindern<br />
eigenverantwortliches Lernen in<br />
offenen Lernformen und fächerübergreifende<br />
Projekte. Verbindliche<br />
Formen und Strukturen für<br />
Kooperation und Teamarbeit<br />
müssen vereinbart und installiert<br />
werden. In gemeinsamer Reflexionsarbeit<br />
wird regelmäßig das<br />
Erreichte bewertet und gefragt,<br />
wie die Teilhabe aller Schülerinnen<br />
und Schüler am Unterricht<br />
und an der Schulgemeinschaft<br />
verbessert werden kann.<br />
Die systematische Implementierung<br />
einer inklusiven Unterrichts-<br />
und Schulentwicklung<br />
muss bildungspolitisch an einen<br />
„Fahrplan“ für die Transformation<br />
des bestehenden selektiven<br />
Schulsystems zu einem inklusiven<br />
Schulsystem gebunden werden.<br />
Diese Veränderungen müssen<br />
bildungspolitisch initiiert,<br />
durch Rahmenbedingungen abgesichert<br />
und ausreichend finanziert<br />
werden.<br />
Kürzungen von Lehrerstellen,<br />
wie in Baden-Württemberg vorgesehen,<br />
sind bei einer an<br />
internationalen Maßstäben gemessenen<br />
deutlichen Unterfinanzierung<br />
des Bildungsbereichs<br />
nicht nur das absolut<br />
falsche Signal an die Lehrerschaft.<br />
Damit können auch die<br />
für Inklusion notwendigen Rahmenbedingungen<br />
nicht geschaffen<br />
werden.<br />
III. Bildungspolitische<br />
Perspektiven<br />
Wo nehmen wir denn den<br />
Mut her, anzunehmen, dass wir<br />
auch in Deutschland eine<br />
inklusive Entwicklung in Gang<br />
bringen und uns endlich auf den<br />
Weg machen?<br />
Mutmacher sind die Eltern<br />
von Kindern mit Behinderungen.<br />
Sie haben in den 1980er<br />
Jahren die Integration vorangetrieben.<br />
Ohne sie hätte es keine<br />
Schulversuche zum zieldifferenten<br />
gemeinsamen Lernen in den<br />
westlichen Bundesländern gegeben.<br />
Die Kultusbürokratie und<br />
die Politik mussten dazu<br />
regelrecht gezwungen werden.<br />
Durch diese Versuche wissen wir<br />
auch in Deutschland empirisch<br />
gesichert, dass das gemeinsame<br />
Lernen gut ist für Kinder mit<br />
und ohne Behinderungen, dass<br />
Kinder mit Behinderungen in<br />
integrativen Settings sehr viel<br />
größere Lernfortschritte machen
<strong>LEUCHTTURM</strong><br />
als in der Separierung. Dass der<br />
gemeinsame Unterricht die Entwicklung<br />
sozialer Kompetenzen<br />
ungemein fördert.<br />
Die Elternbewegung (GL-GL)<br />
hat dabei eine bemerkenswerte<br />
Entwicklung durchgemacht. Forderte<br />
sie in den Anfängen nur<br />
das Recht der Eltern zwischen<br />
Sonderschule und dem Platz in<br />
einer allgemeinen Schule selbst<br />
wählen zu können, so geht es ihr<br />
jetzt um die Abschaffung der<br />
Sonderschulen und um die<br />
Transformation des gegliederten<br />
Systems zu einer Schule für alle.<br />
Früher war das Elternwahlrecht<br />
der Notnagel, um auf die völlige<br />
Rechtlosigkeit aufmerksam zu<br />
machen und auch die Zustimmung<br />
der anderen Eltern zu<br />
bekommen. Heute macht die<br />
Elternbewegung den menschenrechtlichen<br />
Diskurs stark.<br />
Beispiellos ist die Arbeit von<br />
„Mittendrin e.V.“, Elternini in<br />
Köln, die ein ganzes Netzwerk<br />
von Elterninis im Rheinland<br />
gegründet hat. Sie hat zwei<br />
Kongresse gestemmt und dazu<br />
fantastische Dokumentationen<br />
erstellt. „Mittendrin“ hat mitgewirkt<br />
bei der Erstellung des<br />
Kölner Inklusionsplans, der<br />
erste überhaupt in einer Kommune.<br />
Mutmacher sind die vielen<br />
einzelnen Schulen, Grundschulen<br />
und weiterführende Schulen,<br />
die Vorreiter sind für Inklusion,<br />
für inklusive Werte, Praktiken<br />
und Kulturen an ihren Schulen.<br />
Wir werden in dem Film heute<br />
abend eine Schule kennenlernen,<br />
die Gemeinschaftsgrundschule<br />
Berg Fidel in dem<br />
gleichnamigen Stadtteil von<br />
Münster.<br />
Eine Initiative unter dem<br />
Namen „Schule im Aufbruch“<br />
hat sich gegründet. Vielleicht<br />
macht sie Ihnen auch Mut?<br />
Am 23. August 2012 wurde<br />
diese Initiative auf der Bundespressekonferenz<br />
vorgestellt.<br />
Zahlreiche namhafte Persönlichkeiten<br />
aus den Bereichen<br />
Wissenschaft, Bildung, Forschung,<br />
Wirtschaft, Medien,<br />
Kultur unterstützen die Initiative.<br />
Die Initiative wird vertreten<br />
von dem Mit-Gründer der<br />
HUMBOLDT-VIADRINA<br />
School of Governance, Professor<br />
Stephan Breidenbach, der Direktorin<br />
der Evangelischen Schule<br />
Berlin Zentrum, Margret Rasfeld,<br />
und dem renommierten<br />
Hirnforscher Professor Gerald<br />
Hüther, Universität Göttingen.<br />
Aus dem Aufruf zitiere ich<br />
folgende Passage als Kostprobe:<br />
„Seit Beginn des 21. Jahrhunderts<br />
erleben wir dramatische<br />
Veränderungen unserer Lebensbedingungen.<br />
Die Welt wird<br />
immer vernetzter, komplexer<br />
und dynamischer. Gewohntes<br />
bricht weg, Neues entsteht.<br />
Große Herausforderungen prägen<br />
unser Zukunftsbild und<br />
keiner kann mehr voraussagen,<br />
wie die Welt von morgen<br />
aussieht. Die Zukunft unseres<br />
Landes und unserer Welt wird<br />
von den Kindern und Jugendlichen<br />
geprägt, die heute heranwachsen.<br />
In unseren Schulen<br />
sollten sich diese jungen<br />
Menschen deshalb zu verantwortungsvollen<br />
Mitgestaltern einer<br />
sich wandelnden Gesellschaft<br />
entwickeln können. Doch die<br />
Kluft zwischen den Anforderungen<br />
unserer Zeit und einem<br />
Bildungssystem, das noch auf<br />
den Paradigmen des industriellen<br />
Zeitalters beruht, wird immer<br />
größer.<br />
Gebraucht werden keine Einzelkämpfer,<br />
angepasste Pflichterfüller<br />
oder Auswendiglerner.<br />
Auch darf es nicht sein, dass<br />
Schüler ihre angeborene Begeisterung<br />
am Lernen, Entdecken<br />
und Entwickeln verlieren oder<br />
dass Kinder und Jugendliche mit<br />
Gleichgültigkeit, Widerstand<br />
oder gar Angst zur Schule gehen.<br />
Junge Menschen sollten mit<br />
Freude lernen, ihre vielfältigen<br />
Potenziale entdecken und entfalten<br />
können. Sie sollten in der<br />
Schule erfahren, dass jeder zählt<br />
und wie sie sich kreativ, mutig,<br />
selbstbewusst, gemeinsam und<br />
mit Zuversicht an der Gestaltung<br />
einer menschlichen Zukunft<br />
beteiligen können.<br />
Deshalb rufen wir auf zu einer<br />
neuen Lern- und Beziehungskultur<br />
an unseren Schulen! Weg<br />
12<br />
von der reinen Wissensvermittlung<br />
und dem Kampf um gute Noten, hin<br />
zu einer Kultur der Potenzialentfaltung;<br />
damit aus Lernfrust wieder<br />
Lernlust wird. Junge Menschen<br />
brauchen Dialogpartner, ermutigende<br />
Unterstützer, herausfordernde<br />
Begleiter. Vertrauensvolle Beziehungen<br />
und Wertschätzung sind<br />
zentrale Elemente einer Lernkultur,<br />
die Schüler einlädt und inspiriert,<br />
ihre besonderen Begabungen und<br />
Potenziale zu entfalten. Kinder<br />
wollen erleben, dass sie in ihrer<br />
Einzigartigkeit gebraucht werden<br />
und im Team etwas leisten können,<br />
was keiner alleine schaffen kann.<br />
Überall wo dies gelingt, entstehen<br />
Biotope des Lernens, in denen junge<br />
Menschen inspiriert und mit<br />
Begeisterung unsere Zukunft gestalten.<br />
(…)<br />
Wir rufen deshalb Eltern,<br />
Pädagogen und Schüler auf, sich mit<br />
allen, denen die Zukunft der<br />
nächsten Generation am Herzen<br />
liegt, gemeinsam auf den Weg zu<br />
machen und unsere Schulen<br />
umzugestalten. Überall im Land, in<br />
jeder Kommune und an jeder Schule<br />
laden wir ein, lokale Bündnisse und<br />
Initiativen zu bilden, die ihre Schule<br />
bei der Transformation in Orte der<br />
Potenzialentfaltung, des gemeinsamen<br />
Lernens, Entdeckens und<br />
Gestaltens begleiten und unterstützen.<br />
Es ist Zeit für den Aufbruch<br />
unserer Schulen in die Welt des 21.<br />
Jahrhunderts!“<br />
Die Begriffe Inklusion und<br />
inklusive Schule kommen in dem<br />
Aufruf nicht vor. Aber es ist<br />
unstrittig, dass eine solche Beziehungs-<br />
und Lernkultur, die die<br />
Potentiale aller Kinder entfalten<br />
will, eine inklusive Einstellung<br />
voraussetzt und das Prinzip der<br />
Selektion in Frage stellt. Es geht um<br />
einen Paradigmenwechsel von unten.<br />
Das Ziel ist, Potenzialentfaltung<br />
als Grundprinzip in unserem<br />
Bildungssystem zu verankern. Beginnen<br />
will man mit 100 Schulen<br />
bundesweit.<br />
Ich wünsche mir, dass von dem<br />
heutigen Inklusionstag der GEW in<br />
Wittmund mutmachende Anregungen<br />
für eine inklusive regionale<br />
Schulentwicklung ausgehen.<br />
Dr. Brigitte Schumann<br />
ifenici@aol.com
Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft<br />
Kreisverbände Aurich, Emden, Jever, Norden, Wilhelmshaven und Wittmund<br />
<strong>LEUCHTTURM</strong><br />
Zeitschrift der Bildungsgewerkschaft in Ost-Friesland<br />
Nr. 114<br />
Dezember 2012<br />
34. Jhrg.<br />
Extra zur Landtagswahl am 20. Januar 2013<br />
6 Fragen an die<br />
Direktkandidaten von<br />
6 Parteien<br />
Bildungspolitik ist eine der wenigen Kernkompetenzen<br />
der Bundesländer. Diese spielt in<br />
den Landtagswahlkämpfen immer eine große<br />
Rolle. Auch die Erwartung der Wähler ist entsprechend:<br />
Nach einer NDR-Wahl-Umfrage<br />
steht der Bereich „Bildung/Schule/Ausbildung“<br />
als „wichtigstes politisches Problem“ an erster<br />
Stelle.<br />
Ralf Dittmer hat deshalb für die Leuchtturm-<br />
Redaktion im Oktober 6 Fragen zur Bildungspolitik<br />
formuliert. Diese hat Jürgen Kramm an<br />
die Direktkandidaten von SPD, CDU, FDP,<br />
GRÜNE, LINKE und die PIRATEN-Partei per<br />
eMail verschickt – in allen Wahlkreisen (WK)<br />
unseres Verbreitungsgebietes von Emden bis<br />
Wilhelmhaven/Varel.<br />
Das sind:<br />
• WK 69 Wilhelmshaven<br />
• WK 70 Friesland<br />
• WK 85 Emden/Norden<br />
• WK 86 Aurich<br />
• WK 87 Wittmund/Inseln<br />
Folgende Vorgaben haben wir gemacht:<br />
• Absprache zwischen den Kandidaten und<br />
Kandidatinnen<br />
• eine Antwort pro Partei<br />
• 1450 Zeichen pro Frage<br />
• Zeit bis zum 4. November<br />
Auf die insgesamt 29 E-Mails haben dann für<br />
die einzelnen Parteien die folgenden Direktkandidaten<br />
uns die Antworten geschickt:<br />
• CDU: Dirk Gronewold, WK 87<br />
• SPD: Wiard Siebels, WK 86 und<br />
Holger Heymann, WK 87<br />
• GRÜNE: Johann Smid, WK 85<br />
• FDP: Lutz Bauermeister, WK 69<br />
• LINKE: Heiko Moll, WK 86<br />
• PIRATEN: Dr. Michael Berndt, WK 85<br />
Die Fragen und Antworten sind nun auf den folgenden<br />
Seiten ungekürzt nachzulesen.<br />
Auf der Rückseite unseres „Wahl-Spezial“ haben<br />
wir die Wahlprüfsteine des DGB abgedruckt.
<strong>LEUCHTTURM</strong><br />
Wahl-extra<br />
II<br />
1.Die Lehr- und Lernbedingungen an den niedersächsischen Schulen haben sich in den letzten<br />
Jahren stark verschlechtert: Zu hohe Klassenfrequenzen vor allem in den Sekundarbereichen<br />
I und II, unzureichende Versorgung im Ganztagsbereich, Streichung von Verlagerungsstunden<br />
bei Beratungslehrkräften, immer größere Arbeitsverdichtung bei Schulleitungen und<br />
Lehrkräften.... die Liste ließe sich beliebig fortsetzen.<br />
Werden Ihre Partei und insbesondere Sie sich dafür einsetzen, dass die sog. Demografische<br />
Rendite zu 100 % für die Verbesserung der Arbeitsbedingungen von Lehrenden und Lernenden<br />
verwendet wird und entsprechend alle Stellen im System bleiben und wieder besetzt<br />
werden? Was sind Ihre konkreten Vorstellungen?<br />
CDU<br />
Bildung ist der Schlüssel für die<br />
Zukunft unseres Landes. Bildung<br />
sichert Chancen für alle.<br />
Ein chancengerechtes und leistungsfähiges<br />
Bildungssystem ist<br />
die Grundlage, um Wohlstand<br />
zu sichern. Die soziale Herkunft<br />
junger Menschen darf nicht über<br />
ihre Zukunft entscheiden. Bildung<br />
muss Aufstieg und<br />
Zukunftsperspektiven ermöglichen.<br />
Unabhängig von der<br />
Begabung wollen wir jedem<br />
Kind und Jugendlichen beste<br />
Bildungschancen sichern und<br />
diese ausbauen.<br />
Außerdem haben wir bereits<br />
2011 zunächst an den Gymnasien<br />
und den Realschulen sowie in<br />
den Gymnasial- und Realschulzweigen<br />
der Kooperativen Gesamtschulen<br />
beginnend mit den<br />
5. Klassen die maximale Klassengröße<br />
von 32 auf 30 gesenkt.<br />
Beginnend mit dem Schuljahr<br />
2012/2013 wurden die 10.<br />
Klassen der Gymnasien und der<br />
Gymnasialzweige der Kooperativen<br />
Gesamtschulen sowie die 1.<br />
und 3. Klassen der Grundschulen<br />
erneut verkleinert. Die<br />
Klassenobergrenzen liegen dort<br />
jetzt bei 26 Schülern. Zugleich<br />
wurde die Zahl der Ganztagsschulen<br />
von 153 in 2003 auf<br />
über 1.500 in 2012 fast<br />
verzehnfacht. Die meisten arbeiten<br />
als offene Ganztagsschulen<br />
mit freiwilligem Nachmittagsangebot.<br />
Die geringeren Klassengrößen<br />
insbesondere an den<br />
Grundschulen sind gut für die<br />
Unterrichtsqualität. Bei den 2.<br />
und 4. Grundschulklassen sind<br />
ab dem Schuljahr 2012/2013 die<br />
Klassenobergrenzen auf 26 reduziert.<br />
Lehrer können sich so<br />
intensiver um jeden einzelnen<br />
Schüler kümmern. Unser<br />
Ziel ist es, die Größe<br />
aller Klassen aller Schulformen<br />
in Niedersachsen<br />
auf höchstens 26 bis 28<br />
Schüler zu begrenzen.<br />
Gute Schule gelingt<br />
unabhängig von Strukturen.<br />
Entscheidend für<br />
den Bildungserfolg ist<br />
zunächst die elterliche<br />
Erziehung. Ein gut ausgebautes<br />
Unterstützungssystem<br />
und eine gute<br />
Aus- und Fortbildung<br />
unserer Lehrkräfte tragen<br />
ebenso zum Gelingen<br />
bei. Um unsere inzwischen<br />
eigenverantwortlichen<br />
Schulen in ihrer<br />
Qualitätsentwicklung zu<br />
unterstützen, haben wir<br />
die Landesschulbehörde<br />
zu einem Dienstleister<br />
für Schulen weiter ausgebaut,<br />
das Niedersächsische<br />
Institut für Qualitätsentwicklung<br />
von<br />
Schulen (NLQ) einschließlich<br />
der Fortbildungsakademie<br />
für<br />
Schulleiter neu eingerichtet.<br />
Die Schulinspektion<br />
wurde ebenso neu<br />
ausgerichtet, der Blick<br />
insbesondere auf den<br />
Unterricht geschärft.<br />
Auch zukünftig werden<br />
sich Schulen regelmäßig<br />
einer Qualitätsüberprüfung<br />
stellen. Die Lehrerfortbildung<br />
haben wir<br />
gemeinsam mit den<br />
Hochschulen und Erwachsenenbildungseinrichtungen<br />
in insgesamt<br />
neun Kompetenzzentren<br />
zukunftsfähig völlig neu<br />
aufgestellt. Zur Unterstützung<br />
unserer Lehrkräfte<br />
an allen Hauptschulen<br />
und Oberschulen<br />
sind diese mit Sozialpädagogen<br />
ausgestattet. Zur<br />
noch besseren Beratung<br />
und Unterstützung unserer<br />
Schulen wird die Zahl<br />
der Schulpsychologen<br />
kontinuierlich auf etwa<br />
80 angehoben. Hinzu<br />
kommen rund 1.500<br />
Beratungslehrer an unseren<br />
Schulen. Das so<br />
gestärkte Unterstützungssystem<br />
dient einer qualitätsorientierten<br />
Fortentwicklung<br />
unserer Schulen.<br />
Trotz des Schülerrückgangs<br />
setzen wir auf die<br />
Schulen vor Ort. „Kurze<br />
Wege für kurze Beine“ ist<br />
und bleibt unser Ziel.<br />
Auch kleine Grundschulen<br />
können mit einem<br />
guten pädagogischen<br />
Konzept und engagierten<br />
Lehrern, Betreuungskräften<br />
und Eltern gute Arbeit<br />
leisten. Das freiwillige<br />
Ganztagsangebot der<br />
Zukunft wird die teilgebundene<br />
Ganztagsgrundschule<br />
sein. Sie kann an<br />
zwei Tagen für die Kinder<br />
verpflichtend sein und an<br />
ein oder zwei weiteren<br />
Tagen freiwillig. Durch<br />
die Verpflichtung kann<br />
der Unterricht entlastender<br />
organisiert und damit<br />
besser auf die Bedürfnisse<br />
der Kinder ausgerichtet<br />
werden. Mittelfristig sollen<br />
alle 1760 Grundschulen<br />
zunächst offene<br />
Ganztagsgrundschulen<br />
werden. Im zweiten<br />
Schritt können alle<br />
Grundschulen in Niedersachsen<br />
teilgebundene<br />
Ganztagsschulen werden.<br />
SPD<br />
Wer Zukunft gestalten will,<br />
muss in Bildung investieren.<br />
Dies hat die CDU/FDP-<br />
Landesregierung nicht geschafft<br />
und ist deshalb gescheitert:<br />
Niedersachen liegt bei allen<br />
wichtigen Merkmalen unter<br />
dem Bundesdurchschnitt. Was<br />
wir dringend brauchen, sind<br />
Investitionen in unser Bildungssystem<br />
– als Schlüssel für<br />
ein starkes Niedersachsen.<br />
Wir möchten daher ganz<br />
konkret anpacken:<br />
1. für eine bedarfsgerechte<br />
verlässliche und qualitätsvolle<br />
frühkindliche Erziehung und<br />
Bildung in Kindertagesstätten<br />
eintreten,<br />
2. die schrittweise Umwandlung<br />
aller allgemeinbildenden<br />
Schulen in Ganztagsschulen<br />
vorantreiben,<br />
3. für alle Bildungseinrichtungen<br />
die Inklusion voranbringen<br />
und dazu die notwendigen<br />
Voraussetzungen schaffen,<br />
4. Kinder und Jugendliche mit<br />
Migrationshintergrund und<br />
aus sozial benachteiligten Familien<br />
fördern, um ihre<br />
Chancen zu verbessern,<br />
5. die Errichtung von Gesamtschulen<br />
am Elternwillen ausrichten,<br />
die berufliche Bildung<br />
fördern, um den skandalös<br />
hohen Anteil von scheiternden<br />
Jugendlichen zu senken,<br />
6. Initiativen ergreifen, um<br />
Fehlanreize wie das Betreuungsgeld<br />
zu verhindern,<br />
7. eine moderne Lehrerausbildung<br />
und neue pädagogische<br />
Kooperationsmodelle gewährleisten,<br />
8. die Hochschulen öffnen und<br />
eine solide Finanzierung von<br />
Lehre und Forschung sichern.
III<br />
SPD<br />
Nun zu den konkreten<br />
Fragen: Wir<br />
werden bei sinkenden<br />
Schülerzahlen<br />
keine Gelder aus<br />
dem Bildungsbereich<br />
abziehen,<br />
sondern diese für<br />
eine kontinuierliche<br />
Qualitätsverbesserung<br />
unserer Bildungseinrichtungen<br />
nutzen. Auf<br />
der Bundesebene<br />
werden wir uns<br />
dafür einsetzen,<br />
dass über Steuereinnahmen<br />
die Spielräume<br />
im Landeshaushalt<br />
größer<br />
werden – und wir<br />
sagen fest zu, dass<br />
wir einen Teil dieser<br />
Mittel in die<br />
Bildung investieren<br />
werden. Auch die<br />
Aufhebung des Kooperationsverbotes<br />
gehört zu den Zielen,<br />
die wir auf<br />
Bundesebene verfolgen<br />
werden.<br />
Trotzdem wird es<br />
nicht möglich sein,<br />
alle Mittel für die<br />
notwendigen Bildungsreformen<br />
sofort<br />
zu generieren<br />
und so alle von uns<br />
angestrebten Reformen<br />
umzusetzen.<br />
Deshalb werden wir<br />
mit allen beteiligen<br />
Akteuren des Bildungsbereiches<br />
in<br />
einen offenen Dialog<br />
eintreten und<br />
einen Stufenplan<br />
für bessere Bildung<br />
erarbeiten. Bei widerstreitenden<br />
Interessenlagen<br />
der<br />
Beteiligten steht die<br />
Politik in der Verantwortung<br />
zu entscheiden,<br />
welche<br />
Maßnahmen zuerst<br />
umgesetzt werden.<br />
Das niedersächsische<br />
Schulsystem ist im<br />
nationalen und im<br />
internationalen Vergleich<br />
deutlich unterfinanziert.<br />
Wir wollen<br />
die in den kommenden<br />
Jahren weiter<br />
zurückgehenden SchülerInnenzahlen<br />
nutzen,<br />
um die Personalausstattung<br />
der Schulen<br />
zu verbessern, um<br />
eine individuelle Förderung<br />
der SchülerInnen<br />
zu ermöglichen<br />
und die Inklusion zu<br />
verwirklichen. Dazu<br />
sollen auch bei zurückgehenden<br />
SchülerInnenzahlen<br />
die derzeitigen<br />
Finanzmittel im<br />
Schulbereich verbleiben.<br />
Zusätzlich wollen<br />
wir für eine Qualifizierungsoffensive<br />
für die<br />
Lehrkräfte und vor<br />
allem für den Ausbau<br />
der Schulen zu verbindlichen<br />
Ganztagsschulen<br />
schrittweise<br />
ansteigend bis zu 350<br />
Millionen Euro pro<br />
Jahr zusätzlich im<br />
Endstadium des Ausbaus<br />
nach 10 Jahren<br />
für den Schulbereich<br />
aufwenden. Möglich<br />
ist das jedoch nur bei<br />
steigenden Einnahmen.<br />
Zur Finanzierung<br />
setzen wir uns<br />
deshalb dafür ein, dass<br />
die Finanzausstattung<br />
der Länder durch den<br />
Bund verbessert wird<br />
(u.a. durch eine Reform<br />
des Ehegattensplittings,<br />
durch eine Erbschaftssteuerreform<br />
und möglichst durch<br />
die Einführung einer<br />
Vermögenssteuer, die<br />
den Ländern zugute<br />
kommen würde).<br />
Wahl-extra<br />
GRÜNE LINKE PIRATEN<br />
Ja. DIE LINKE wird<br />
sich dafür einsetzen,<br />
dass die Arbeitsbedingungen<br />
für alle<br />
Lernenden, Lehrenden<br />
und das unterstützende<br />
Personal<br />
an den Schulen<br />
bessern werden. Wir<br />
wollen nicht nur die<br />
„Demographische<br />
Rendite“ dazu benutzen,<br />
sondern<br />
weitere Mittel zur<br />
Verfügung stellen.<br />
Der Ausbau von<br />
gebundenen Ganztagsschulen,<br />
die Umsetzung<br />
der Inklusion<br />
und die Verbesserung<br />
der individuellen<br />
Fördermöglichkeiten<br />
sind weder<br />
zum Nulltarif zu<br />
haben noch alleine<br />
aus der Demographischen<br />
Rendite zu<br />
erwirtschaften. DIE<br />
LINKE Landtagsfraktion<br />
hat daher in<br />
den vergangenen<br />
fünf Jahren in allen<br />
Haushaltsberatungen<br />
einen dreistelligen<br />
Millionenbetrag<br />
für die Bildung<br />
gefordert. Daran<br />
wollen wir auch in<br />
Zukunft festhalten.<br />
Neben dem Aufbau<br />
von LehrerInnenstellen<br />
und dem<br />
Ausbau des gebundenen<br />
Ganztags wollen<br />
wir die Anzahl<br />
der SchulpsychologInnen<br />
in einem<br />
ersten Schritt um 60<br />
weitere Stellen erhöhen<br />
und ein Einstellungsprogramm<br />
für<br />
SchulsozialarbeiterInnen<br />
auflegen, damit<br />
auf 500 SchülerInnen<br />
ein/e SozialarbeiterIn<br />
kommt.<br />
Insbesondere Lehrkräfte<br />
benötigen Rahmenbedingungen,<br />
die ihnen eine<br />
erfolgreiche pädagogische<br />
Arbeit ermöglichen. Um<br />
eine notwendige stärkere<br />
individuelle Förderung<br />
von Schülern realisieren zu<br />
können, ist es unbedingt<br />
erforderlich, die Klassengrößen<br />
zu verringern.<br />
Deshalb setzt sich die<br />
Piratenpartei Niedersachsen<br />
dafür ein, dass die durch<br />
den Rückgang der Schülerzahlen<br />
bedingten freien<br />
Stellen schnellstmöglich<br />
und zu fairen Arbeitsbedingungen<br />
wieder besetzt<br />
werden. Auch fordern wir<br />
dauerhaft und verlässlich<br />
die Unterrichtsversorgung<br />
über 100% hinaus, damit<br />
auch beim Ausfall einzelner<br />
Lehrkräfte der geplante<br />
Unterricht durchgeführt<br />
werden kann. Zusätzlich<br />
setze ich mich insbesondere<br />
dafür ein, dass Lehrer<br />
erheblich von organisatorischen<br />
und verwaltungstechnischen<br />
Aufgaben, z. B<br />
durch den Einsatz von<br />
Schulverwaltungsassistenten<br />
und Berufseinstiegscoaches<br />
an allen allgemeinbildenden<br />
Schulen, befreit<br />
werden. Zudem müssen sie<br />
durch eine größere Anzahl<br />
von Sozialtherapeuten unterstützt<br />
werden.<br />
Unser Ziel für Niedersachsen<br />
ist die Förderung<br />
von Gesamtschulmodellen.<br />
Gesamtschulen fördern die<br />
Inklusion und beugen der<br />
sozialen Ausgrenzung vor.<br />
Sie können deutlich dynamischer<br />
auf Leistungsdifferenzen<br />
und Leistungsschwankungen<br />
von Schülern<br />
reagieren und dies, je<br />
nach Gesamtschulmodell,<br />
sogar fächerspezifisch. Hier<br />
sehen wir einen großen<br />
Vorteil zu starren mehrgliedrigen<br />
Schulsystemen.<br />
<strong>LEUCHTTURM</strong><br />
FDP<br />
Grundsätzlich<br />
beantworte ich<br />
mir gestellte<br />
Fragen sehr<br />
gern.<br />
In Ihrem Fall fällt<br />
mir das schwer,<br />
weil Sie vor jede<br />
Frage eine Lagebeschreibung<br />
stellen, die ich<br />
nicht teile, die<br />
ich für tendenziös<br />
oder falsch<br />
halte. Eine richtige<br />
Antwort auf<br />
eine falsche<br />
Frage ist stets<br />
problematisch.<br />
Sie kennen den<br />
Fragen-Klassiker:<br />
„Schlagen<br />
Sie noch immer<br />
Ihre Frau?“<br />
Dennoch:<br />
Ich nehme nur<br />
Verbesserungen<br />
in der Schulversorgung<br />
wahr.<br />
Dennoch bleibt<br />
die Aufgabe, die<br />
sog. demographische<br />
Rendite einzufahren,<br />
d. h.<br />
bei sinkender<br />
Schülerzahl die<br />
Zahl der Lehrer<br />
nicht zu senken,<br />
sodass sich die<br />
Klassenstärke reduziert.
<strong>LEUCHTTURM</strong><br />
Wahl-extra<br />
IV<br />
2.Niedersachsen ist aufgrund seiner Beschäftigungsverhältnisse an Schulen unrühmlich in<br />
die Schlagzeilen und in den Focus von Zoll und Staatsanwaltschaft geraten. Werden Sie und<br />
ihre Partei sicherstellen, dass an den nds. Bildungseinrichtungen keine prekären Beschäftigungsverhältnisse<br />
mehr entstehen und endlich eine angemessene Entgeltordnung für Beschäftigte<br />
tarifvertraglich vereinbart wird?<br />
CDU<br />
Die CDU-geführte Landesregierung<br />
hat nach umfangreichen<br />
Prüfungen der Justiz sowie des<br />
Landesrechnungshofes die<br />
Rechtsgrundlage für Honorarkräfte<br />
im Ganztagsbetrieb der<br />
niedersächsischen Schulen neu<br />
geregelt. Die CDU hat dabei<br />
stets darauf geachtet, dass die<br />
Interessen der Betroffenen gewahrt<br />
und der Ganztagsbetrieb<br />
nicht im Ablauf gestört wird. Die<br />
sehr kritische Bewertung seitens<br />
der Opposition teilen wir<br />
ausdrücklich nicht. Die CDU in<br />
Niedersachsen wird trotz sinkender<br />
Schülerzahlen alle freiwerdenden<br />
Mittel im Bildungssystem<br />
sichern. Um die Bildungsqualität<br />
weiter zu stärken, ist<br />
hierbei auch auf attraktive<br />
Arbeitsbedingungen für Lehrer<br />
und Erzieher zu achten.<br />
SPD<br />
Es gilt hier wie in den anderen<br />
Bereichen der Wirtschaft auch,<br />
dass die SPD für die Einrichtung<br />
prekärer Beschäftigungsverhältnisse<br />
nicht zu haben ist.<br />
Gleichwohl muss man auch<br />
sehen, dass nicht alle Kooperationsverträge<br />
der Vergangenheit<br />
solche Verhältnisse gefördert<br />
haben. Es gilt sehr genau<br />
hinzuschauen, wie man einerseits<br />
sicherstellt, dass kein Markt<br />
für prekäre Beschäftigung entsteht,<br />
auf der anderen Seite aber<br />
der Einsatz von freiwilligem<br />
Engagement, das nicht auf eine<br />
adäquate Entlohnung angewiesen<br />
ist und eine solche auch gar<br />
nicht wünscht, nicht unnötig<br />
erschwert wird.<br />
GRÜNE<br />
Die Landesregierung verweigert<br />
den Ganztagsschulen eine solide<br />
finanzielle Ausstattung und<br />
drängt sie stattdessen zum<br />
Abschluss prekärer Arbeitsverhältnisse,<br />
die pädagogische Qualität<br />
und Kontinuität kaum<br />
zulassen und arbeitsrechtlich<br />
fragwürdig sind. Wir wollen die<br />
Schulen zu verbindlichen Ganztagsschulen<br />
ausbauen. Eine gute<br />
Ganztagsschule kann nur funktionieren,<br />
wenn sie über<br />
pädagogisch qualifiziertes Personal<br />
verfügt. Wir wollen sie<br />
deshalb wieder mit einem vollen<br />
Ganztagszuschlag ausstatten.<br />
LINKE<br />
Ja, wir werden die Landesregierung<br />
dazu auffordern, dass<br />
solche Beschäftigungsverhältnisse<br />
nicht mehr abgeschlossen<br />
werden und dies regelmäßig<br />
überprüfen.<br />
PIRATEN<br />
Unsere Partei setzt sich für einen<br />
Mindestlohn ein, der sich an<br />
den OECD-Richtlinien orientiert.<br />
Daraus folgt, dass die<br />
Landesregierung verpflichtet<br />
sein muss, dies auch in den von<br />
ihr verantworteten Bereichen zu<br />
erfüllen. Daher werden wir uns<br />
dafür einsetzen, dass alle<br />
Beschäftigungen entsprechend<br />
der Qualifikation und der<br />
Aufgabenstellung fair entlohnt<br />
werden. Zudem setzen wir uns<br />
für die Abschaffung von<br />
Zeitverträgen in Bereichen des<br />
Öffentlichen Dienstes und deren<br />
Umwandlung in unbefristete<br />
Arbeitsverhältnisse ein.<br />
FDP<br />
Prekäre Beschäftigungsverhältnisse<br />
an Schulen sollen die<br />
Ausnahme sein. Das sagt nichts<br />
über die Qualität der Leistung<br />
aus. Nicht alle Lehrkräfte<br />
können und sollen Beamte<br />
sein. Notfalls muss auch ´mal<br />
ein Mini-Job aushelfen.
V<br />
Wahl-extra<br />
<strong>LEUCHTTURM</strong><br />
3.Der deutsche Bildungssektor ist chronisch unterfinanziert. Werden Sie in der neuen Landesregierung<br />
dafür kämpfen, dass von Niedersachsen im Bündnis mit anderen wirksame<br />
Bundesratsinitiativen ausgehen, um die notwendigen Korrekturen in der deutschen Steuerpolitik<br />
zu veranlassen?<br />
CDU<br />
Die CDU-geführte Landesregierung<br />
hat ebenso wie die CDUgeführte<br />
Bundesregierung in den<br />
vergangenen Jahren die Bildungsausgaben<br />
massiv ausgebaut.<br />
Um der großen Bedeutung<br />
des Bildungssystems für die<br />
wirtschaftliche Entwicklung<br />
Deutschlands zu unterstreichen,<br />
stand der letztjährige Bundesparteitag<br />
der CDU Deutschlands<br />
ganz im Zeichen der „Bildungsrepublik<br />
Deutschland“. Im Doppelhaushalt<br />
2012/13 des Landes<br />
steht jeder dritte Euro für<br />
Bildung zur Verfügung. Trotz<br />
sinkender Schülerzahlen werden<br />
wir alle freiwerdenden Mittel im<br />
Bildungssystem sichern und<br />
somit einen Beitrag zur Verbesserung<br />
der Unterrichtsqualität<br />
leisten. Verantwortung für nachfolgende<br />
Generationen bedeutet<br />
jedoch auch, die Haushalte<br />
nachhaltig zu konsolidieren und<br />
wichtige Haushaltsspielräume zu<br />
sichern. Daher bewertet die<br />
CDU in Niedersachsen steuerpolitische<br />
Überlegungen, die den<br />
notwendigen Konsolidierungsdruck<br />
lockern, kritisch.<br />
PIRATEN<br />
Mit Sicherheit! Die Bildungspolitik<br />
muss als eine erfolgreiche<br />
Investition in die Zukunft<br />
verstanden werden: Was heute<br />
im Bildungsbereich eingespart<br />
wird, muss zukünftig andernorts<br />
wieder mehrfach ausgegeben<br />
werden. Deshalb fordert die<br />
Piratenpartei Niedersachsen<br />
auch, mehr finanzielle Mittel im<br />
Bildungsbereich langfristig in<br />
den Haushalten einzuplanen.<br />
SPD<br />
Reformen im Bildungsbereich<br />
sind sehr personal- und kostenintensiv<br />
und die Spielräume im<br />
Landeshaushalt sind eng. Wir<br />
werden davor nicht kapitulieren.<br />
Wir sind uns dabei bewusst, dass<br />
Bildungsausgaben Investitionen<br />
in die Zukunft sind. Die<br />
Bildungsausgaben von heute<br />
reduzieren morgen die Ausgaben<br />
im sozialen Bereich und sorgen<br />
für eine innovative Gesellschaft.<br />
Deshalb werden wir alles tun,<br />
um mehr Geld für Bildung<br />
einzusetzen. Knappe Mittel sind<br />
für uns kein Finanzvorbehalt,<br />
sondern eine Herausforderung.<br />
Zum anderen habe ich bereits<br />
darauf hingewiesen, dass wir uns<br />
für eine Aufhebung des Kooperationsverbots<br />
einsetzen werden.<br />
FDP<br />
Ihren Zusammenhang zwischen<br />
bundesdeutscher und den Budgets<br />
der Landes-Kultusminister<br />
verstehe ich nicht. Richtig ist,<br />
dass jeder Euro mehr in<br />
Erziehung, Bildung und Förderung<br />
eine lohnende Investition<br />
ist.<br />
GRÜNE<br />
Ja. Siehe Antwort zu Frage 1<br />
LINKE<br />
Ja. DIE LINKE plädiert zum<br />
einen für die Aufhebung des<br />
sogenannten Kooperationsverbots.<br />
Wir wollen, dass der Bund<br />
sich (stärker) an Fördermaßnahmen<br />
in sämtlichen Bildungsbereichen<br />
beteiligen kann, um die<br />
Gleichwertigkeit der Lebensverhältnisse<br />
zu befördern. Zum<br />
anderen macht DIE LINKE den<br />
Wettlauf um Ausgabenkürzungen<br />
nicht mit. Wir sind davon<br />
überzeugt, dass der Weg zu mehr<br />
sozialer Gerechtigkeit und zu<br />
besserer Haushaltspolitik vor<br />
allem über die Einnahmeseite zu<br />
gestalten ist. DIE LINKE hat<br />
daher ein umfassendes Steuerprogramm<br />
vorgelegt, mit der<br />
durch Änderungen bzw. Einführung<br />
von der Vermögenssteuer<br />
(1 Mrd. Euro für Niedersachsen),<br />
der Erbschaftssteuer (600 Mio.<br />
Euro), der Körperschaftssteuer<br />
(550 Mio. Euro), der Finanztransaktionssteuer<br />
(1,1 Mrd.<br />
Euro) sowie durch besseren<br />
Steuervollzug (300 Mio. Euro)<br />
erhebliche Mehreinnahmen für<br />
das Land erreicht werden<br />
könnten.
<strong>LEUCHTTURM</strong><br />
Wahl-extra<br />
VI<br />
4.INKLUSION ist eine gesellschaftliche und damit auch bildungspolitische Aufgabe. Mit welchen<br />
Maßnahmen wollen Sie sicherstellen, dass dieser Prozess z.B. an unseren Schulen eine<br />
Erfolgsgeschichte wird, ohne die zusätzlichen Belastungen einseitig den PädagogInnen aufzubürden?<br />
CDU<br />
Die CDU-geführte Landesregierung<br />
hat die Umsetzung der UN-<br />
Behindertenrechtskonvention in<br />
Niedersachsen sorgfältig vorbereitet,<br />
um den Bedürfnissen von<br />
Menschen mit Behinderungen<br />
auf aktive Teilhabe angemessen<br />
Rechnung zu tragen. Dies ist<br />
beispielsweise bei der Einführung<br />
des inklusiven Unterrichts<br />
an unseren Schulen ablesbar. So<br />
hat das Niedersächsische Kultusministerium<br />
sichergestellt, dass<br />
betroffene Lehrkräfte die notwendige<br />
Weiterbildung erhalten,<br />
um den individuellen Betreuungsbedarf<br />
zu erkennen und zu<br />
erfüllen. Zum anderen werden<br />
Schüler mit Handicaps in der<br />
Schulstatistik doppelt gezählt<br />
und sorgen damit für eine<br />
weitere Reduzierung der Klassenobergrenzen.<br />
Bereits 30 Klassen<br />
haben landesweit mit dem<br />
neuen Schuljahr den inklusiven<br />
Unterricht eingeführt, ab dem<br />
kommenden Schuljahr startet<br />
der inklusive Unterricht flächendeckend.<br />
Um eine echte Wahlfreiheit<br />
der Eltern nachhaltig zu<br />
gewährleisten, werden wir parallel<br />
die hervorragende Förderschulstruktur<br />
in Niedersachsen<br />
im Bestand erhalten. Die<br />
Entscheidungen zur Einführung<br />
der Inklusion im Bildungsbereich<br />
werden auch unsere<br />
Überlegungen zur Inklusion in<br />
anderen Bereichen des gesellschaftlichen<br />
Lebens nachhaltig<br />
beeinflussen.<br />
SPD<br />
Jedes Kind ist einzigartig und<br />
muss mit seinen Stärken und<br />
Schwächen angenommen und<br />
individuell gefördert werden.<br />
Dies fordert die UN Menschenrechtskommission<br />
und dies<br />
entspricht den Überzeugungen<br />
der SPD Niedersachsen. Wir<br />
werden deshalb den Weg hin zu<br />
einer echten Inklusion in<br />
unseren Schulen konsequent<br />
beschreiten. Dabei wird von<br />
allen an Schule Beteiligten eine<br />
Kultur des Gelingens gefordert,<br />
die sämtliche Kräfte darauf<br />
richtet, die Kinder in ihrem<br />
Lernbemühen zu unterstützen –<br />
Abschulungen und Sitzenbleiben<br />
haben im Schulalltag keinen<br />
Platz mehr. Auch die Arbeitsbedingungen<br />
müssen sich ändern.<br />
Perspektivisch müssen wir deshalb<br />
deutlich kleinere Lerngruppen,<br />
neue Unterrichtskonzepte<br />
und eine andere Lehrkräfteausbildung<br />
haben, den gemeinsamen<br />
Schulbesuch von Kindern<br />
mit und ohne Behinderung zur<br />
Regel machen und mehr<br />
Sonderpädagogen zur Verfügung<br />
stellen und die Fort- und<br />
Weiterbildung der Lehrkräfte<br />
anpassen. Dafür werden wir<br />
gemeinsam mit allen Akteuren<br />
in der Bildungspolitik einen<br />
Aktionsplan erarbeiten und die<br />
schon realisierten Maßnahmen<br />
kontinuierlich überprüfen und<br />
nachsteuern. Wir werden daher<br />
einen Inklusionsbeirat im Kultusministerium<br />
einrichten um<br />
die Auswirkungen des Gesetzten<br />
zu begleiten.<br />
GRÜNE<br />
Wir wollen, dass alle Menschen<br />
unabhängig von ihrer Herkunft<br />
und ihren individuellen Fähigkeiten<br />
und Fertigkeiten ihr Recht<br />
auf Teilhabe an allen gesellschaftlichen<br />
Prozessen verwirklichen<br />
können. Wir wollen die<br />
sonderpädagogische Förderung<br />
in die allgemeinen Schulen<br />
integrieren. Wir wollen dazu<br />
nach und nach die Förderschulen<br />
für Lernen, Sprache und<br />
emotionale und soziale Entwicklung<br />
auflösen und die vorhandene<br />
fachliche Kompetenz in<br />
die allgemeinen Schulen überführen.<br />
Eltern von Kindern mit<br />
Unterstützungsbedarf im Bereich<br />
geistige Entwicklung, motorische<br />
und körperliche<br />
Entwicklung, Sehen oder Hören<br />
sollen ein Wahlrecht behalten,<br />
ob ihr Kind in einer allgemeinen<br />
oder einer Förderschule<br />
unterrichtet werden soll.<br />
Wichtig ist uns, die Lehrkräfte<br />
mit einer Qualifizierungsoffensive<br />
auf die Inklusion vorzubereiten,<br />
die Personal- und Sachressourcen<br />
für sonderpädagogische<br />
Unterstützung vollständig zu<br />
erhalten und schrittweise auf die<br />
allgemeinen Schulen zu übertragen<br />
sowie die Schulen durch<br />
Kooperationen mit außerschulischen<br />
kommunalen Angeboten<br />
der Jugendhilfe, der Gesundheitsdienste<br />
etc. zu unterstützen.
VII<br />
Wahl-extra<br />
<strong>LEUCHTTURM</strong><br />
LINKE<br />
Wir müssen die Inklusion<br />
Schritt für Schritt umsetzen und<br />
dabei alle Betroffenen stets<br />
einbinden. Für die unmittelbare<br />
Arbeit in der Schule brauchen<br />
wir daher sofort ein breites<br />
Fortbildungsprogramm für die<br />
Lehrkräfte und die pädagogischen<br />
MitarbeiterInnen, um sie<br />
auf die Aufgaben ausreichend<br />
vorzubereiten. Ebenso müssen<br />
die räumlichen Voraussetzungen<br />
für eine gelingende Inklusion<br />
stimmen. Kleinere Klassen oder<br />
eine ständige zweite Kraft<br />
würden ebenfalls spürbar helfen.<br />
Wichtig ist aber auch, dass die<br />
Inklusion eine breite gesellschaftliche<br />
Akzeptanz erfährt<br />
und nicht ständig und überall<br />
auf Vorbehalte und Vorurteile<br />
stößt. Daher ist eine intensive<br />
Informationsarbeit von Nöten,<br />
um ein Klima der Selbstverständlichkeit<br />
in Inklusionsfragen<br />
herzustellen. Hierbei sind nicht<br />
nur die Schulen gefragt, sondern<br />
alle politischen Akteure auf<br />
Kommunal- und Landesebene.<br />
PIRATEN<br />
Wir begrüßen die Einführung<br />
der inklusiven Schule und<br />
wollen darauf aufbauen. Denn<br />
auch Kinder mit Lernstörungen,<br />
sogenannten Verhaltensauffälligkeiten,<br />
und Kinder mit Hochbegabungen<br />
haben ein Recht auf<br />
eine individuell passende Förderung.<br />
Die Bildung von gesonderten<br />
Klassen zur intensiven<br />
Betreuung von Kindern mit<br />
Behinderungen soll bei Bedarf<br />
weiter möglich sein. Aber nur in<br />
Ausnahmefällen dürfen getrennte<br />
Einrichtungen als Lösung<br />
eingerichtet werden. Ebenso<br />
können Hochbegabte durch die<br />
Bildung von Sonderklassen<br />
gefördert und gefordert werden.<br />
Eine Integration innerhalb einer<br />
Klasse bedarf immer zusätzlicher<br />
pädagogischer Kräfte, um den<br />
Lehrer zu unterstützen.<br />
Allen Lernenden muss unabhängig<br />
von Herkunft und<br />
individuellen Schwächen ermöglicht<br />
werden, einen Bildungsstand<br />
zu erreichen, der ihren<br />
Fähigkeiten gerecht wird. Um<br />
die Inklusionsforderung erfüllen<br />
zu können, benötigen die<br />
Schulträger Landeshilfen im<br />
Investitionsbereich, da die Kommunen<br />
diese finanziellen Lasten<br />
nicht alleine tragen können.<br />
FDP<br />
Vor allem muss die Bevölkerung<br />
über den pädagogischen und<br />
gesellschaftlichen Nutzen aufgeklärt<br />
werden. Zwangsbeglückungen<br />
ohne Konsens schaden nur.<br />
Mutmaßlich müssen auch entsprechende<br />
Fördergelder umgeschichtet<br />
werden.
<strong>LEUCHTTURM</strong><br />
Wahl-extra<br />
VIII<br />
5.Der Zwang zum Turbo-Abi hat an vielen Gymnasien, aber besonders an den Gesamtschulen<br />
großen pädagogischen Schaden angerichtet. Wird auch Niedersachsen den meisten anderen<br />
Bundesländern folgen, diesen Zwang aufheben und eine flexible Lösung zulassen? Und wird<br />
den Gesamtschulen unmittelbar nach Bildung einer neuen Landesregierung zugestanden, im<br />
Vorgriff zu G 9 zurückzukehren?<br />
CDU<br />
Die CDU-geführte Landesregierung<br />
hat in Niedersachsen<br />
erfolgreich das Abitur nach 12<br />
Jahren eingeführt. Die Ergebnisse<br />
des doppelten Abiturjahrgangs<br />
im Frühsommer 2011 zeigten,<br />
dass sich die Leistungen des<br />
letzten G9- und des ersten G8-<br />
Jahrganges kaum voneinander<br />
unterschieden. Daher haben wir<br />
vereinbart, auch an Integrierten<br />
Gesamtschulen das Abitur nach<br />
12 Jahren einzuführen. Auch<br />
international ist das Abitur nach<br />
12 Jahren üblich. Die Auffassung,<br />
das Abitur nach 12 Jahren<br />
sei mit dem pädagogischen<br />
Konzept der Integrierten Gesamtschule<br />
unvereinbar, teilt die<br />
CDU in Niedersachsen nicht.<br />
Daher bekennt sich die CDU in<br />
Niedersachsen auch künftig zum<br />
Abitur nach 12 Jahren an allen<br />
allgemeinbildenden Schulen in<br />
Niedersachsen als wichtigen<br />
Beitrag zur internationalen<br />
Wettbewerbsfähigkeit unserer<br />
Schüler und Hochschulabsolventen.<br />
Wir werden jedoch im<br />
Rahmen der Kultusministerkonferenz<br />
dazu beitragen, die<br />
Lehrinhalte zu entfrachten, um<br />
den Lernerfolg der Schüler in<br />
Niedersachsen nachhaltig zu<br />
stärken.<br />
SPD<br />
Wir wollen mehr Zeit zum<br />
Lernen für alle Kinder. Deshalb<br />
wollen wir an den Gesamtschulen<br />
auch das Abitur nach 13<br />
Jahren erhalten. Das »Turboabitur«<br />
muss dort weg. Die<br />
Einführung des Abiturs nach 12<br />
Jahren bedeutet für unsere<br />
Kinder mehr Stress beim<br />
Lernen. Eltern und Kinder<br />
müssen die Wahl haben, ob das<br />
Abitur nach 12 Jahren oder 13<br />
Jahren abgelegt werden soll.<br />
Wir wollen, dass Kinder auch<br />
Kinder sein können, selbst über<br />
ihre Zeit entscheiden, noch<br />
neben der Schule Sport treiben<br />
oder musizieren können – oder<br />
nach der Schule entspannen, ins<br />
Kino oder ins Schwimmbad<br />
gehen. Deswegen brauchen Kinder<br />
mehr Zeit zum Lernen. Das<br />
gehört für uns zu einer guten<br />
Schule. Es gibt Kinder, die<br />
schaffen ihr Abitur in 12 Jahren.<br />
Andere Kinder brauchen mehr<br />
Zeit. Denn jedes Kind ist<br />
einzigartig.<br />
GRÜNE<br />
Die Landesregierung hat durch<br />
die Einführung des Abiturs nach<br />
zwölf Jahren in unverantwortlicher<br />
Weise den Leistungsstress<br />
vieler SchülerInnen erhöht und<br />
ihre Erfolgschancen vermindert.<br />
Das Turbo-Abitur vernachlässigt<br />
die unterschiedlichen Lerngeschwindigkeiten<br />
sowie den individuellen<br />
Unterstützungsbedarf<br />
einzelner SchülerInnen. Wir<br />
wollen den SchülerInnen wieder<br />
flexiblere Möglichkeiten zum<br />
Abitur eröffnen. Wir werden mit<br />
einem Konzept „Abi neu<br />
denken“ den Schulträgern gemeinsam<br />
mit den Schulen die<br />
Möglichkeit eröffnen, Alternativen<br />
zum Turbo-Abitur zu<br />
schaffen und damit vielen<br />
jungen Menschen erfolgreiche<br />
Bildungswege und mehr Zeit für<br />
außerschulische Aktivitäten und<br />
Auslandsaufenthalte einräumen.<br />
Die Gesamtschulen sollen entsprechend<br />
ihrem pädagogischen<br />
Konzept wieder in der Regel das<br />
Abitur nach 13 Jahren anbieten<br />
können. Bei den Gymnasien<br />
wollen wir den Schulen ermöglichen,<br />
sich für ein Abitur nach<br />
zwölf oder 13 Jahren oder<br />
andere flexible Wege zum Abitur<br />
zu entscheiden.
IX<br />
Wahl-extra<br />
<strong>LEUCHTTURM</strong><br />
LINKE<br />
DIE LINKE steht für das G9 an<br />
Gesamtschulen und Gymnasien.<br />
Eine flexible Lösung ist aus<br />
unserer Sicht der falsche Weg.<br />
Wer soll bei dieser Flexibilität<br />
entscheiden? Der Schulvorstand<br />
von jeder Schule? Jedes Jahr neu?<br />
Oder bekommt der Schulvorstand<br />
eines Jahres das Recht, die<br />
Schulform für die kommenden<br />
fünf, sechs, zehn Jahre festzulegen?<br />
Eine solche Flexibilität<br />
würde nur zu Chaos führen und<br />
die Mobilität der Familien<br />
weiterhin erschweren, die dann<br />
selbst innerhalb Niedersachsens<br />
Schwierigkeiten bei einem Umzug<br />
hätten. DIE LINKE steht<br />
für Zeit in der Bildung. Die<br />
Wiedereinführung des 13. Schuljahres<br />
gibt den Kindern und<br />
Jugendlichen mehr Zeit für den<br />
Bildungs- und den persönlichen<br />
Entwicklungsprozess. Diese Zeit<br />
ist viel mehr wert als die<br />
Tatsache, dass man durch das<br />
Turbo-Abi ein Jahr früher die<br />
Schule verlässt. Daher wollen wir<br />
zurück zum Abitur nach 13<br />
Jahren, was an Gesamtschulen<br />
sofort umgesetzt werden kann,<br />
weil hier der G8-Zug erst am<br />
Anfang steht.<br />
PIRATEN<br />
Wir Piraten wollen in Deutschland<br />
eine Informations- und<br />
Wissensgesellschaft aufbauen.<br />
Dabei können wir es uns nicht<br />
erlauben, dass Schüler auf Grund<br />
von überzogenen Anforderungen<br />
nicht ihre vollen Fähigkeiten<br />
entwickeln können. Momentan<br />
scheitern zum Beispiel<br />
Schüler unnötigerweise am G8-<br />
Abitur, obwohl sie eigentlich in<br />
der Lage wären, das Ziel Abitur<br />
zu erreichen. Lernende müssen<br />
genug Zeit zum Lernen in ihrem<br />
individuellen Tempo haben. Wir<br />
setzen uns deshalb für 13<br />
Schuljahre bis zum Abitur ein.<br />
Gymnasien soll es, wenn die<br />
Nachfrage besteht, ermöglicht<br />
werden, das G8 und G9 Abitur<br />
parallel anzubieten. Dazu sind<br />
diese Schulen mit entsprechenden<br />
Mitteln auszustatten, ohne<br />
andere Gymnasien zu benachteiligen.<br />
Die Möglichkeiten zur<br />
Selbstorganisation der Schulformen<br />
sollen ausgeschöpft werden.<br />
FDP<br />
Die Aufregung über G8 hat viele<br />
Wurzeln in vielen Interessengruppen;<br />
da ist viel Scheinheiligkeit<br />
im Spiel. Ich halte es für<br />
besser, wenn der Lehrstoff<br />
angepasst wird als zu alten<br />
Zöpfen zurück zu kehren. G8<br />
funktioniert in ganz Europa; wir<br />
sind nicht dümmer aber i. d. R.<br />
zu alt beim Einstieg in den<br />
Beruf.<br />
Impressum: GEW-<strong>LEUCHTTURM</strong> Wahl-Extra vom 3.12.2012<br />
LehrerInnenzeitung für die Kreisverbände Aurich, Emden, Jever, Norden, Wilhelmshaven, Wittmund<br />
Herausgeber: Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft im DGB/Kreisverband Wittmund<br />
verantwortl.: Ronald Wilts (1. Vors.), Lüdstede 3, 26487 Neuschoo, 04975/366<br />
Internet: www.gewweserems.de - dort auch Informationen aus den Kreisverbänden<br />
Druck:<br />
www.janssendruck.de, Finkenburgstr. 47, 26409 Wittmund
<strong>LEUCHTTURM</strong><br />
Wahl-extra<br />
X<br />
6.Alle internationalen Vergleichsstudien haben gezeigt, dass in keinem westeuropäischen<br />
Land der Schulerfolg so sehr von der sozialen Herkunft abhängt wie in Deutschland. Wie wollen<br />
Sie und Ihre Partei dieses Problem lösen?<br />
CDU<br />
SPD<br />
GRÜNE<br />
Eine erfolgreiche Bildungspolitik ist die<br />
unverzichtbare Grundlage für den<br />
wirtschaftlichen und gesellschaftlichen<br />
Erfolg eines Landes. Daher müssen wir<br />
die Anstrengungen fortsetzen, um<br />
jedem Schüler und jedem Jugendlichen<br />
eine belastbare Perspektive zu eröffnen<br />
und ihn entsprechend seiner Fähigkeiten<br />
individuell zu fördern. Eine<br />
wichtige Grundlage ist hierfür aus Sicht<br />
der CDU in Niedersachsen ein<br />
begabungsgerechtes und wohnortnahes<br />
Bildungssystem. Hierzu gehören bedarfsgerechte<br />
Krippen- und Kita-<br />
Angebote, die passgenaue Qualifizierung<br />
von Tageseltern, die leichtere<br />
Gründung von Betriebskindergärten,<br />
die Stärkung des letzten Kindergartenjahres<br />
als Brückenjahr in die<br />
Grundschule und eine gut ausgestattete<br />
Sprachförderung. Zudem wollen wir<br />
mit der Idee eines Bildungshauses als<br />
Kita und Grundschule unter einem<br />
Dach den Übergang weiter erleichtern<br />
und gleiche Startchancen schaffen.<br />
Zum Erhalt kleiner Schulen kann<br />
Unterricht in Kombi-Klassen stattfinden.<br />
Auch in Schulverbünden können<br />
selbstständige kleine Schulen pädagogisch<br />
zusammenarbeiten. Diese kleinen<br />
Standorte können auch als Außenstellen<br />
größerer Schulen gesichert werden.<br />
Zukünftig sollen gemeinsame Schulleitungen<br />
eingerichtet werden können.<br />
Dazu sollen diese noch stärker entlastet<br />
werden, damit die gemeinsame Leitung<br />
gelingt. Die von der Landesregierung<br />
bereits eingeführte Entlastung von<br />
Verwaltungsaufgaben wird ihre Arbeitsbedingungen<br />
zusätzlich verbessern.<br />
Durch eine entsprechende Förderung<br />
wollen wir ferner dazu beitragen, die<br />
bereits nahezu halbierte Schulabbrecherquote<br />
weiter zu reduzieren und<br />
mittelfristig auf drei Prozent zu<br />
reduzieren. Einen wichtigen Beitrag<br />
hierzu leistet auch das Bildungs- und<br />
Teilhabepaket. Durch die Öffnung der<br />
Förderung für Geringverdiener können<br />
viele bildungsferne Familien von<br />
Bildungs- und Kulturangeboten profitieren<br />
und ihre Chancen zum<br />
beruflichen Aufstieg nachhaltig nutzen.<br />
Für Sozialdemokratinnen<br />
und<br />
Sozialdemokraten<br />
ist die Chancengleicheit<br />
für<br />
alle Kinder das<br />
Ziel ihrer Bildungspolitik.<br />
Ein<br />
hoher Bildungsstand<br />
der Gesellschaft<br />
ist die<br />
beste Voraussetzung<br />
für eine<br />
gute wirtschaftliche<br />
Entwicklung<br />
des Landes. Beide<br />
Ziele, die<br />
Eröffnung einer<br />
gesicherten Zukunftsperspektive<br />
für jeden einzelnen<br />
und die<br />
Entwicklung einer<br />
konkurrenzfähigen<br />
und innovativen<br />
Wirtschaft<br />
betreiben<br />
wir mit allem<br />
Nachdruck. Niedersachsen<br />
muss<br />
die Bildungspotenziale<br />
aller<br />
Kinder und Jugendlichen<br />
besser<br />
fördern und<br />
das Bildungsgefälle<br />
abbauen.<br />
Dazu bedarf es<br />
einer Verbesserung<br />
der Qualität<br />
von Schule insbesondere<br />
in der<br />
individuellen<br />
Förderung aller<br />
Schüler/innen<br />
zum Ausgleichen<br />
für die durch den<br />
jeweiligen sozialen<br />
Hintergrund<br />
beeinträchtigten<br />
Startmöglichkeiten.<br />
Wir wollen ein Schulsystem, das dazu<br />
beiträgt, die soziale Spaltung zu<br />
überwinden, statt sie zu verfestigen, und<br />
das allen SchülerInnen eine optimale<br />
Förderung bietet. Das selektive Schulsystem<br />
trägt hingegen dazu bei, dass in<br />
keinem Land der schulische Erfolg so<br />
sehr von der sozialen Herkunft<br />
abhängig ist wie in Deutschland.<br />
Um die soziale Spaltung zu überwinden<br />
und die individuellen Fähigkeiten<br />
besser zu fördern, müssen Schulen sich<br />
verändern. Deshalb streben wir eine<br />
gemeinsame neunjährige Schule für alle<br />
Kinder an. Auf dem Weg dahin wollen<br />
wir überall dort, wo Eltern dies<br />
wünschen, die Neugründung von<br />
Gesamtschulen zulassen. Diese Gesamtschulen<br />
sollen auch mit 3 oder 4 Zügen<br />
zulässig sein, bei geeigneten pädagogischen<br />
Konzepten mit wissenschaftlicher<br />
Begleitung auch als kleinere Gesamtschulen.<br />
Wenn die Schülerzahlen für<br />
ein Parallelangebot von Gesamtschule<br />
und traditionellen Schulformen nicht<br />
ausreicht, soll die Genehmigung von<br />
Gesamtschulen nicht mehr davon<br />
abhängig sein, dass daneben auch<br />
Schulen anderer Formen bestehen.<br />
Gesamtschulen dürfen dann auch<br />
andere Schulformen ersetzen. Um einen<br />
Weg zum Abitur anbieten zu können,<br />
sollen Gesamtschulen eine eigene<br />
Oberstufe haben oder mit einer<br />
Oberstufe kooperieren. Wir unterstützen<br />
eine pädagogische Weiterentwicklung<br />
der Gesamtschulen nach dem<br />
Vorbild der Schulpreis-Schulen und<br />
wollen ihnen die pädagogischen<br />
Freiräume geben, nach Reformkonzepten<br />
zu arbeiten.<br />
Bildungsgerechtigkeit ist nur möglich,<br />
wenn jedes Kind nach seinen<br />
Möglichkeiten optimal gefördert wird.<br />
Dazu brauchen wir gebundene Ganztagsschulen,<br />
in denen anderes Lernen<br />
möglich ist. Anstelle einer Einheitspädagogik<br />
des Gleichschritts wollen wir eine<br />
umfassende Persönlichkeitsbildung in<br />
den Mittelpunkt stellen und die<br />
Fähigkeiten der SchülerInnen stärken,<br />
die eigenen Lernwege zu planen und<br />
sich auch anstrengenden Lernschritten<br />
zu stellen.
XI<br />
Wahl-extra<br />
<strong>LEUCHTTURM</strong><br />
LINKE<br />
PIRATEN<br />
FDP<br />
Das Schließen der sozialen<br />
Schere im Bildungswesen ist für<br />
DIE LINKE von höchster<br />
Bedeutung. Nicht nur durch<br />
PISA, IGLU und Co. wird die<br />
soziale Abhängigkeit deutlich.<br />
Die Anfragen unserer Landtagsfraktion<br />
haben den Befund für<br />
Niedersachsen auch mit den<br />
Daten aus dem Mikrozensus und<br />
der Lernmittelbefreiung bestätigt<br />
(Drs. 16/1445 und 16/2471).<br />
Die Antwort der LINKEN ist<br />
eindeutig: Bildung muss gebührenfrei<br />
sein. Das betrifft die<br />
KiTa-Beiträge genauso wie die<br />
Büchergeld in Schulen, die<br />
SchülerInnenbeförderung in der<br />
Sek II, die Ausbildungsgebühren,<br />
die Studiengebühren und<br />
die entgeltfreie Weiterbildung<br />
für Erwerbslose bzw. von<br />
Erwerbslosigkeit bedrohten Personen.<br />
Zusätzlich muss in der<br />
Schule das gemeinsame Lernen<br />
aller Kinder ausgebaut werden.<br />
Die Tatsache, dass gegenwärtig<br />
zehnjährige Kinder auf unterschiedliche<br />
Schulformen verteilt<br />
und damit unterschiedlichen<br />
Bildungschancen zugewiesen<br />
werden, ist untragbar. Wir<br />
wollen daher die Gründung von<br />
Gesamtschulen ausbauen und<br />
bei vorhandenem Elternwillen<br />
einen Rechtsanspruch ins Schulgesetz<br />
schreiben. Der Ausbau<br />
von gebundenen Ganztagsschulen<br />
wird ebenso mithelfen, die<br />
soziale Spaltung im Bildungswesen<br />
zu schließen, weil hierdurch<br />
auch nachmittags eine bessere<br />
individuelle Förderung ermöglicht<br />
werden kann. Im frühkindlichen<br />
Bereich brauchen wir u.a.<br />
eine flächendeckende Sprachförderung<br />
von geschulten Fachkräften,<br />
um ein Auseinanderdriften<br />
bereits in den ersten Jahren zu<br />
vermeiden.<br />
Da die Bildung ein Grundrecht<br />
ist, muss jeder zu ihr freien<br />
Zugang bekommen. Der Ansatz<br />
der Piratenpartei, die Gesamtschule<br />
zukünftig als Regelschule<br />
zu sehen, unterstützt die<br />
Bemühungen, die Chancengerechtigkeit<br />
zu verbessern. Es ist<br />
untragbar, dass zehn mal so viele<br />
Schüler im System „nach unten<br />
rutschen“ als in eine höhere<br />
Schulform wechseln. Hier ist das<br />
Land Niedersachsen Schlusslicht.<br />
Dies kann sich nur durch<br />
entsprechende Fördermaßnahmen<br />
ändern.<br />
Wir setzen uns für staatlich<br />
finanzierte Lernmittel an allgemeinbildenden<br />
Schulen ein.<br />
Dies gilt besonders für Schulbücher<br />
und Lernhefte. Mittelfristig<br />
soll dieses Ziel auch durch die<br />
Forderung nach Lernmitteln<br />
unter freien Lizenzen finanziell<br />
erreichbar werden.<br />
Das ist so weil:<br />
Erstens: Das Prekariat bei uns<br />
eine Erziehungs- und Bildungsverweigerung<br />
betreibt bzw. betreiben<br />
darf.<br />
Zweitens: Weil der Staat die<br />
Aufgaben Erziehung und Bildung<br />
mehr und mehr sozialisiert<br />
und die Familie (oder was davon<br />
übrig geblieben ist) aus ihren<br />
originären, natürlichen Verpflichtungen<br />
entlässt. Abhilfe ist<br />
nur möglich, wenn die Eltern in<br />
die Lage versetzt werden,<br />
ihre Erziehungsaufgabe zu begreifen<br />
und zu praktizieren.<br />
Parallel dazu bedürfen die<br />
Kinder aus bildungsfernen Milieus<br />
unserer besonderen Aufmerksamkeit<br />
und Zuwendung,<br />
von Kindesbeinen an! In der<br />
Schule ist meist alles schon zu<br />
spät. Dennoch sollte ein<br />
schulisches Parallel-Erziehungsprogramm<br />
aufgebaut werden,<br />
welches die Kinder zur eigenverantwortlichen<br />
Lebensführung in<br />
unserer modernen Leistungsgesellschaft<br />
befähigt.<br />
Landtagswahl 2013:<br />
Forderungen der GEW an die<br />
Landespolitik in Niedersachsen -<br />
zu finden unter<br />
www.gew-wittmund.de
<strong>LEUCHTTURM</strong><br />
Wahl-extra<br />
XII<br />
GUTE ARBEIT!!<br />
Arbeitslosigkeit und prekäre Jobs bestimmen den Alltag<br />
vieler Menschen. Wir fordern Gute Arbeit mit<br />
fairen Löhnen und sozialer Sicherheit. Die Mitbestimmung<br />
von Beschäftigten sowie die Bindung an<br />
Tarifverträge sind zu fördern.<br />
1. Die neue Landesregierung muss sich für die Einführung<br />
eines allgemeinen gesetzlichen Mindestlohnes von mindestens<br />
8,50 Euro pro Stunde einsetzen. Solange es diesen nicht<br />
gibt, braucht Niedersachsen ein Landesmindestlohngesetz.<br />
2. Bei der Vergabe aller öffentlichen Aufträge müssen Tariflöhne<br />
gezahlt werden. Niedersachsen braucht ein wirksames<br />
Tariftreuegesetz, das Lohn- und Sozialdumping verhindert.<br />
3. Unternehmen, die von öffentlicher Wirtschaftsförderung<br />
profitieren, müssen soziale Standards, Tarifverträge<br />
und Leiharbeitsquoten einhalten.<br />
4. Langzeitarbeitslose müssen in den Arbeitsmarkt integriert<br />
werden. Für sie ist ein öffentlicher Beschäftigungssektor<br />
mit guten Arbeitsbedingungen erforderlich.<br />
5. Auch der Öffentliche Dienst braucht gute Arbeits<br />
bedingungen. Das Land als Arbeitgeber muss für eine ausreichende<br />
und nachhaltige Personalausstattung sorgen. Die Beschäftigten<br />
brauchen mehr Mitbestimmung durch ein besseres<br />
Personalvertretungsgesetz sowie ein modernes Dienstrecht.<br />
Die Beamtinnen und Beamten brauchen wieder Urlaubs-<br />
und Weihnachtsgeld, die Pension mit 67 muss zurückgenommen<br />
werden.<br />
NIEDERSACHSEN NACHHALTIG<br />
GESTALTEN!<br />
Niedersachsen braucht eine Politik, die für nach<br />
haltiges Wachstum und für Beschäftigung sorgt, Sicherheit<br />
schafft, Armut verhindert und Gerechtigkeit<br />
zwischen den Geschlechtern stärkt.<br />
6. Obwohl privater Reichtum stetig zunimmt, sind die Kassen<br />
von Land und Kommunen leer. Steuerpolitik muss öffentliche<br />
Einnahmen stärken und Wohlstand umverteilen:<br />
Wir brauchen eine höhere Besteuerung von Unternehmensgewinnen,<br />
hohen Einkommen, großen Vermögen und Erbschaften<br />
sowie eine Finanztransaktionsteuer. Der Landeshaushalt<br />
muss stabil finanziert werden. Wir lehnen eine<br />
Schuldenbremse ab, die die Staatskassen vom Auf und Ab<br />
der Konjunkturen abhängig macht.<br />
7. Bei der Energiewende muss Niedersachsen Vorreiter sein.<br />
Die Förderung erneuerbarer Energien und der Aufbau<br />
dezentraler Strukturen müssen im Mittelpunkt stehen. Die<br />
Suche nach einem Atom-Endlager muss ergebnisoffen erfolgen.<br />
8. Männer und Frauen wollen eine geschlechter gerechte<br />
Arbeitswelt und eine gute Vereinbarkeit von Beruf<br />
und Privatleben. Niedersachsen muss sich für ein<br />
Gleichstellungsgesetz in der Privatwirtschaft und die Einführung<br />
von Frauenquoten in Führungspositionen einsetzen.<br />
9. Die Innere Sicherheit muss Priorität in Niedersachsen<br />
haben. Sie wird befördert durch gute Jugend-, Bildungs-, Arbeitsmarkt-<br />
und Sozialpolitik. Neben der Polizei sind insbesondere<br />
Kommunen für das Sicherheitsgefühl der Bürgerinnen<br />
und Bürger verantwortlich. Für die Kriminalprävention<br />
ist eine Stärkung der Netzwerke aus Verbänden, Vereinen und<br />
Verwaltung unerlässlich.<br />
DGB<br />
Niedersachsen<br />
nachhaltig gestalten!<br />
Gute Arbeit.<br />
Gleiche Chancen.<br />
13 Gewerkschaftliche Positionen zur<br />
Landtagswahl 2013 in Niedersachsen<br />
GLEICHE CHANCEN!<br />
Gleiche Beteiligung für alle – egal welcher Herkunft – ist der<br />
Schlüssel zu einem selbstbestimmten Leben und für aktive<br />
Teilhabe an der Gesellschaft. Inklusion muss in allen<br />
Bildungsbereichen umgesetzt werden.<br />
10. Die Betreuung in Krippen und Kitas muss deutlich ausgebaut<br />
und verbessert werden. Kita-Gebühren sind abzuschaffen.<br />
11. Niedersachsen braucht Schulen, die fördern statt aussortieren.<br />
Wir fordern gemeinsames Lernen für alle bis Klasse 10, Gesamtschulen<br />
müssen ohne Wenn und Aber zugelassen werden.<br />
Ganztagsschulen müssen ausgebaut und mit dem mit dem erforderlichen<br />
Fachpersonal ausgestattet werden.<br />
12. Zu viele Jugendliche müssen auf Warteschleifen ausweichen, weil<br />
sie keinen betrieblichen Ausbildungsplatz finden. Der Übergang<br />
zwischen Schule und Beruf muss reformiert werden. Allen jungen<br />
Menschen muss eine gute Ausbildung garantiert werden.<br />
13. Gebühren erschweren Menschen aus finanziell schwächeren Familien<br />
den Zugang zu qualifizierter Ausbildung. Das Schulgeld in der<br />
Altenpflegeausbildung ist durch eine Umlagefi nanzierung zu ersetzen.<br />
Niedersachsen muss Studiengebühren endlich abschaffen.<br />
Die Öffnung von Hochschulen für Studierende ohne klassischen<br />
Hochschulzugang muss nachhaltig gefördert werden.
13 <strong>LEUCHTTURM</strong><br />
Fahrkosten für Schülerinnen und Schüler<br />
der Sekundarstufe II<br />
Im September 2009 habe ich in<br />
einem Antrag an den Rat der<br />
Gemeinde gefordert, den Schülerinnen<br />
und Schülern aus der<br />
Gemeinde Friedeburg, die die<br />
Sekundarstufe II einer allgemein<br />
bildenden Schule besuchen, die<br />
Fahrkosten zu erstatten. Hintergrund<br />
für diesen Antrag war die<br />
Tatsache, dass aus der Gemeinde<br />
Friedeburg viele Schülerinnen<br />
und Schüler wegen des begrenzten<br />
Angebots im Landkreis<br />
Wittmund zum Teil große<br />
Fahrstrecken zu den Schulen in<br />
den umliegenden Zentren (Wilhelmshaven,<br />
Wittmund, Wiesmoor,<br />
Jever, Zetel/Varel, Jaderberg<br />
u.a.) zurücklegen müssen.<br />
Die Kosten für diese Fahrten<br />
müssen die Schülerinnen und<br />
Schüler respektive ihre Erziehungsberechtigten<br />
selbst zahlen,<br />
da sie keinen Anspruch auf<br />
einen kostenlosen Schülertransport<br />
mehr haben.<br />
Nach meiner Meinung darf<br />
aber der Besuch einer weiterführenden<br />
Schule – auch im<br />
Sekundarbereich II – nicht von<br />
den finanziellen Möglichkeiten<br />
der Erziehungsberechtigten abhängen.<br />
Die Gremien des Rates<br />
folgten meinem Antrag, schlossen<br />
aber Schülerinnen und<br />
Schüler der KGS Wiesmoor (weil<br />
der Landkreis Wittmund ja selbst<br />
Träger einer Kooperativen Gesamtschule<br />
ist) und der berufsbildenden<br />
Schulen (Fachgymnasien<br />
an BBS´n sind keine allgemein<br />
bildenden Schulen) aus; Einschränkungen,<br />
die von den<br />
Betroffenen nur schwer nachzuvollziehen<br />
waren. Die Erstattung<br />
wurde zunächst für ein Jahr<br />
beschlossen, danach sollte diese<br />
freiwillige Leistung auf den<br />
Prüfstand gestellt werden.<br />
Nach dem Ablauf des Erstattungszeitraumes<br />
beschlossen<br />
Fachausschuss und Verwaltungsrat<br />
der Gemeinde im Rahmen<br />
der Haushaltsberatungen, die<br />
Zahlungen wegen der Höhe der<br />
dafür benötigten Mittel und<br />
aufgrund der knappen Mittel<br />
nicht fortzuführen. Meine Argumentation,<br />
dass die Möglichkeit,<br />
einen gymnasialen Schulabschluss<br />
zu erreichen, für die<br />
jungen Menschen in unserer<br />
Region ein wichtiges Angebot<br />
sei, wurde zwar geteilt, führte<br />
aber nicht zum einem positiven<br />
Beschluss. Auch der Hinweis,<br />
dass derzeit pro Jahrgang in<br />
unserer Region wesentlich weniger<br />
Schülerinnen und Schüler<br />
das Abitur oder die Fachhochschulreife<br />
erreichen als in<br />
anderen Regionen Niedersachsens<br />
(die Spitzenreiter liegen bis<br />
fast doppelt so hoch wie im<br />
Küstenraum). Die Gründe hierfür<br />
liegen zum einen in der<br />
schlechteren Erreichbarkeit der<br />
Standorte, an denen diese<br />
höheren Qualifikationsmöglichkeiten<br />
angeboten werden (eine<br />
Untersuchung in früheren Jahren<br />
hat ein starkes Absinken der<br />
Besuchsquote mit Entfernungen<br />
über 20 km zum Schulstandort<br />
ergeben) und zum anderen auch<br />
in der Einkommensituation, in<br />
der sich die Erziehungsberechtigten<br />
befinden. Hierzu liefert<br />
eine Untersuchung der Regio<br />
GmbH (http://www.regiogmbh.de/fileadmin/documents/<br />
Regio-Report-Maerz-2012.pdf)<br />
interessante Daten. Allerdings<br />
konnte dieser Hinweis die<br />
Ratsmitglieder seinerzeit nicht<br />
umstimmen.<br />
Die Ablehnung für die<br />
Erstattung der Fahrkosten wurde<br />
auch damit begründet, dass<br />
hierfür nicht die Gemeinde<br />
sondern das Land zuständig sei.<br />
Dass das Land nicht zahlt,<br />
könnte man auch als Nichterfüllung<br />
seiner Verpflichtung in der<br />
Niedersächsischen Verfassung interpretieren,<br />
nach der es für alle<br />
jungen Menschen im Land<br />
gleiche Bildungschancen zu<br />
sichern hat.<br />
Die Fahrkostenerstattung<br />
schien nach einem kurzen<br />
Intermezzo erledigt zu sein. Die<br />
Schülerinnen und Schüler müssen<br />
bereits im laufenden<br />
Schuljahr die Fahrkosten zu<br />
ihren Schulen wieder selbst<br />
bezahlen. Der Rat konnte sich<br />
nur zu einer Resolution durchringen,<br />
in der das Land<br />
aufgefordert wird, seinen Verpflichtungen<br />
nachzukommen.<br />
Sie wurde an die Landregierung,<br />
an Verbände und die Abgeordneten<br />
der Parteien in Bundestag<br />
und Landtag verschickt und fand<br />
starke Resonanz bei den Empfängern.<br />
Allerdings nur insoweit,<br />
dass viel Verständnis für das<br />
Anliegen des Rates gezeigt<br />
wurde. Möglichkeiten für eine<br />
Änderung der rechtlichen Bestimmungen<br />
und damit eine<br />
Lösung des Problems wurden<br />
nicht in Aussicht gestellt.<br />
Erstaunt war ich dann in<br />
diesem Frühjahr bei der Verabschiedung<br />
des Haushaltes, als der<br />
Rat mit überwältigender Mehrheit<br />
den Beschluss fasste, die<br />
Angelegenheit noch einmal an<br />
den zuständigen Fachausschuss<br />
zurückzuverweisen und die Verwaltung<br />
beauftragt wurde, die<br />
Möglichkeiten für eine Fortführung<br />
der Erstattung zu prüfen.<br />
Anmerkung der Redaktion: Leider hat<br />
dieser Prozess länger als ursprünglich<br />
geplant gedauert und eine Entscheidung<br />
ist erst nach Redaktionsschluss<br />
gefallen: Der Schulausschuss hat der<br />
Erstattung zugestimmt, Einzelheiten<br />
müssen aber noch ausgearbeitet<br />
werden und die höheren Gremien<br />
dann alles absegnen. Übrigens: Bei<br />
der GEW-Podiumsdiskussion mit den<br />
Landtagskandidaten waren auch alle<br />
für die Fahrtkostenerstattung – aber<br />
keiner wollte dafür auch eine<br />
Finanzierungszusage geben!<br />
Theo Hinrichs,<br />
Horsten
<strong>LEUCHTTURM</strong><br />
Was tun?<br />
Personalräteschulung im KV Wittmund mit Ullrich Schierz<br />
Wie immer gut nachgefragt<br />
war die PR-<br />
Schulung de GEW-Kreisverbands<br />
am 11.10.12: Der<br />
Einladung von Klaus-J.<br />
Richter folgten gut 20<br />
Teilnehmer in die Residenz<br />
nach Wittmund. Als aufgeräumter<br />
Referent dieser<br />
Schulung erwies sich Ulli<br />
Schierz, der locker und in<br />
angenehmer Atmosphäre<br />
die Teilnehmer durch ein<br />
breit angelegtes Themenfeld<br />
führte.<br />
Für die Neulinge in der<br />
Schulpersonalvertretung<br />
präsentierte er eine Powerpoint-gestützte<br />
Übersicht<br />
über die relevanten Inhalte<br />
des Niedersächsischen Personalvertretungsgesetzes.<br />
Weitere Themenschwerpunkte<br />
waren Aufgaben von<br />
SPR, SBPR und SHPR,<br />
Rechtliche Neuerungen,<br />
BEM (Betriebliches Wiedereingliederungsmanagement),<br />
Dienstvereinbarungen,<br />
Entgeltordnung für<br />
angestellte Lehrkräfte, Jahressonderzahlungen,<br />
Oberschulen.<br />
Die Tagungsteilnehmer<br />
freuten sich mittags über ein<br />
lobenswertes Essen und<br />
zwischenzeitliche Stärkungen<br />
mit Tee und Kaffee.<br />
Erfreulicherweise waren in<br />
diesem Jahr trotz der ja<br />
14<br />
nicht einfachen Verkehrsverhältnisse<br />
auch beide Inseln<br />
vertreten. Auch Nichtmitglieder<br />
nahmen wieder<br />
gegen Entrichtung einer<br />
Tagungsgebühr an der<br />
GEW-Veranstaltung teil. Der<br />
Kreisverband freut sich<br />
zudem über einen spontanen<br />
GEW-Eintritt.<br />
In einer Schlussrunde<br />
wurde erfolgreich versucht,<br />
eine Klärung einer Reihe<br />
noch offener Fragen der<br />
Teilnehmer, z. B. zum<br />
Dauerthema „Plus-/Minusstunden“,<br />
zu erreichen,<br />
sodass wie geplant um ca.<br />
16.30 Uhr die Veranstaltung<br />
endete.
15 <strong>LEUCHTTURM</strong><br />
Exkursion mit der GEW Fachgruppe<br />
Sonderpädagogik<br />
Ende September fuhren 14<br />
Förderschullehrkräfte der<br />
GEW Fachgruppe Sonderpädagogik<br />
auf Einladung unserer<br />
niederländischen Gewerkschaft<br />
Aob (Algemene Onderwijsbond)<br />
nach Drachten und<br />
Groningen.<br />
Zum Thema „Berufsvorbereitung<br />
von Schülerinnen und<br />
Schülern mit sonderpädagogischem<br />
Förderbedarf in den<br />
Niederlanden“ konnten wir zwei<br />
verschiedene Schulen besuchen,<br />
im Unterricht hospitieren und<br />
viele Fragen stellen.<br />
In Drachten besuchten wir<br />
die Schule „Singelland“, eine<br />
Schule mit einem hohen<br />
Praxisanteil (Praktijk onderwijs/<br />
Arbeidstraining). Nach einer<br />
6jährigen Grundschulzeit können<br />
hier schon 12jährige<br />
SchülerInnen (die ältesten SchülerInnen<br />
sind 20 Jahre alt) mit<br />
einem erhöhten Förderbedarf<br />
den Unterricht besuchen. Hier<br />
wird mit den unterschiedlichsten<br />
Materialien in den verschiedenen<br />
Berufszweigen gearbeitet:<br />
Holz, Textil, Keramik, Metall,<br />
Lebensmittel,...<br />
Das pädagogische Ziel ist es,<br />
dass Jugendliche lernen, zusammen<br />
zu arbeiten.<br />
Es geht nicht hauptsächlich<br />
darum z.B. eine Kerze herzustellen,<br />
sondern um den Prozess,<br />
und darum, sich als ArbeitnehmerIn<br />
zu fühlen. Das Lernen<br />
durch Tun steht im Vordergrund,<br />
die realistische Arbeitswelt<br />
wird den Jugendlichen hier<br />
schon früh nahegebracht. Aufträge<br />
von Firmen, wie z.B. das<br />
Bedrucken von Textilien oder<br />
das Herstellen von Keramik,<br />
Fortbildung der Lehrkräfte und<br />
das Experimentieren mit neuen<br />
Materialien, Techniken und<br />
Maschinen machen diese Schule<br />
zu einer besonderen Schule.<br />
Abends ging es dann weiter<br />
nach Groningen ins „Noorderpoort“,<br />
eine Berufsschule<br />
für Gastwirtschaft und Touris-<br />
mus. Eine „Hotelschule“, wo die<br />
Jugendlichen alle Berufe aus dem<br />
Bereich Hotel, Gastronomie,<br />
Küche, Cafe, Wellness, Service<br />
… erlernen können.<br />
In diesem Hotel übernachteten<br />
wir in 9 nach sportlichen<br />
Motiven unterschiedlich eingerichteten<br />
Zimmern (Basketball,<br />
Swimmingpool, Kletterwand,<br />
…), bekamen ein 4-Gänge-<br />
Menü serviert, konnten uns in<br />
allen Bereichen umsehen, im<br />
Unterricht hospitieren, viele<br />
informative Gespräche führen<br />
und leckere Kekse aus der<br />
hauseigenen Bäckerei kaufen.<br />
Mehr Informationen:<br />
www.noorderpoort.nl<br />
www.singelland.nl<br />
Ein dickes DANKE<br />
SCHÖN an Astrid Müller<br />
(Vorsitzende der GEW Fachgruppe)<br />
für die super tolle<br />
Organisation !!!!!!!!!!<br />
Anette Hillen
<strong>LEUCHTTURM</strong><br />
Kultur-Fahrt nach Worpswede<br />
16<br />
Die KVs Jever<br />
und Wittmund<br />
fuhren im<br />
Sommer nach<br />
Worpswede<br />
Fotos:<br />
Jürgen Kramm<br />
Stellungnahme zur geplanten Einführung<br />
der Inklusion in Niedersachsen<br />
Folgende Stellungnahme zur<br />
geplanten Einführung der<br />
Inklusion hat das Kollegium der<br />
Förderschule Großheide gemeinsam<br />
mit Kolleginnen und<br />
Kollegen der Nachbarschulen in<br />
Großheide/Berumerfehn und<br />
Hage/Berumbur unterschrieben<br />
und an alle Fraktionen der<br />
niedersächsischen Landesregierung,<br />
an die Mitglieder der<br />
Steuergruppe zur Umsetzung der<br />
Inklusion des Landes Niedersachsen,<br />
an das Kultusministerium<br />
und zur Kenntnis an den<br />
HPR in Hannover und den<br />
SBPR in Osnabrück geschickt:<br />
Deutschland hat die UN-<br />
Konvention über die Rechte der<br />
Menschen mit Behinderung<br />
unterzeichnet. Sie fordert ein<br />
Bildungssystem ein, das niemanden<br />
wegen seiner individuellen<br />
Bedingungen ausschließt. Daraus<br />
ergibt sich ein Recht aller auf<br />
gemeinsame Beschulung und<br />
zwangsläufig die Verpflichtung,<br />
inklusiv zu arbeiten.<br />
Zu dieser Verpflichtung stehen<br />
auch die UnterzeichnerInnen<br />
dieser Stellungnahme.<br />
Bei der Umsetzung der Inklusion<br />
muss im Vordergrund stehen, dass<br />
die qualitativ hochwertige Förderung<br />
der Kinder mit sonderpädagogischem<br />
Förderbedarf, die wir heute<br />
haben, bestehen bleibt.<br />
Für eine erfolgreiche Umsetzung<br />
der Inklusion brauchen wir:<br />
- Eine bessere personelle<br />
Ausstattung:<br />
In den Klassen muss eine<br />
Doppelbesetzung konsequent<br />
vorhanden sein (Regelschullehrkraft/Förderschullehrkraft).<br />
Die<br />
Einbindung pädagogischer MitarbeiterInnen<br />
(unterrichtsbegleitend,<br />
medizinisch, therapeutisch,<br />
sozialpädagogisch) ist erforderlich.<br />
- Umfangreiche Fortbildungsmaßnahmen:<br />
Die Qualifikation des Personals<br />
stellt eine unverzichtbare Voraussetzung<br />
für die erfolgreiche<br />
Umsetzung dar.<br />
- Fest im Stundenplan<br />
verankerte Besprechungszeiten:<br />
Die Unterrichtsverpflichtung für<br />
alle Lehrkräfte muss reduziert<br />
werden, um mehr Zeit für<br />
gemeinsame Unterrichtsplanung,<br />
Teambesprechungen, kollegiale<br />
Beratung etc. zu schaffen.<br />
- Kleinere Klassen<br />
- Eine räumliche Ausstattung,<br />
die inklusives Arbeiten<br />
ermöglicht (einschließlich individueller<br />
Hilfs- und Arbeitsmittel).<br />
- Die Abschaffung von<br />
Vergleichsarbeiten,<br />
- Leistungsbeschreibungen<br />
statt einer Bewertung durch<br />
Zensuren.<br />
- Eine reformierte Ausbildung<br />
aller Lehrämter, die für<br />
den inklusiven Unterricht qualifiziert.<br />
- Mehr Studien- und<br />
Referendariatsplätze für<br />
Förderschullehrkräfte, da<br />
schon heute ein Fachkräftemangel<br />
besteht.<br />
Mit dieser Stellungnahme appellieren<br />
wir an die Mitglieder der<br />
Steuergruppe zur Umsetzung der<br />
Inklusion unsere Forderungen<br />
bei der Erarbeitung der Erlasse<br />
und Verordnungen zu berücksichtigen.
17 <strong>LEUCHTTURM</strong><br />
Landesfachgruppe SeniorInnen wählt<br />
neue Vorsitzende<br />
10 Jahre wurde die Landesfachgruppe<br />
SeniorInnen von Erwin<br />
Meyer, KV Ammerland, auf allen<br />
Ebenen hervorragend vertreten.<br />
Leider musste er nun aus<br />
persönlichen Gründen sein Amt<br />
als Landesvorsitzender aufgeben.<br />
Auf der zweitägigen Klausur der<br />
Landesfachgruppe in Walsrode<br />
wählten die Bezirksvertreter<br />
seine bisherige Stellvertreterin,<br />
Christa Burbat, Bezirksverband<br />
Braunschweig, in das verantwortungsvolle<br />
Amt der Landesvorsitzenden.<br />
Doch wird der Bezirk<br />
Weser-Ems auch weiterhin im<br />
Vorstand der Landesfachgruppe<br />
SeniorInnen vertreten sein. Als<br />
Stellvertreter wurde nämlich der<br />
Bezirksvorsitzende Weser-Ems,<br />
Ubbo Voss, ebenfalls einstimmig<br />
gewählt.<br />
Die Tagesordnung der Landesfachgruppe<br />
ließ erkennen, dass<br />
auf Bezirksebene bei den<br />
SeniorInnen in Weser-Ems eine<br />
intensive und nachhaltige Arbeit<br />
erfolgte. So fanden sich die<br />
Themen „Antrag für den<br />
Gewerkschaftstag 2013“, „Delegiertenschlüssel<br />
für die Landesdelegiertenkonferenz“<br />
und „Neubearbeitung<br />
und Finanzierung<br />
der Materialien für ältere<br />
KollegInnen“ auch im Zentrum<br />
der Diskussion der Landesfachgruppe.<br />
Die Anliegen der Bezirksfachgruppe,<br />
insbesondere die der<br />
Materialien und des Delegiertenschlüssels,<br />
wurden von der<br />
Landesfachgruppe übernommen<br />
und werden weiterverfolgt. Einig<br />
war man sich im Landesvorstand<br />
der SeniorInnen, dass die GEW<br />
eine Mitmachgewerkschaft ist<br />
und bleiben muss. Diskussionen<br />
im Geschäftsführenden Vorstand<br />
des Landes zu Umstrukturierungen<br />
in der GEW in Richtung auf<br />
mehr Hauptamtlichkeit erteilte<br />
man eine deutliche Absage. Eine<br />
Schwächung demokratischer<br />
Mitbestimmung durch eine<br />
starke Beschneidung der Delegiertenzahl<br />
wolle man ebenfalls<br />
nicht hinnehmen, so der<br />
Landesvorstand. Auf der LDK<br />
2012 war versucht worden, die<br />
Delegiertenzahl der Fachgruppe<br />
der SeniorInnen einseitig zu<br />
beschneiden. Dies ist auch in<br />
Zukunft nicht hinzunehmen.<br />
Vielmehr fordert die Landesfachgruppe<br />
ein gerechtes System der<br />
Gleichbehandlung aller Fachgruppen,<br />
wie es auch die<br />
Bundessatzung vorschreibt.<br />
Ubbo Voss legte dazu ein neues<br />
Berechnungsmodell für die<br />
Landesdelegiertenkonferenz vor.<br />
Es beinhaltet zwar eine Reduzierung<br />
der Delegiertenzahl der<br />
SeniorInnen, hebt aber dafür die<br />
bisherige Benachteiligung der<br />
Fachgruppe der Grund- und<br />
Hauptschulen auf. Der Landesvorstand<br />
der Fachgruppe will<br />
diese Modellrechnung<br />
in Zukunft als<br />
Diskussionsgrundlage<br />
für die Gespräche<br />
in der Haushaltskommission<br />
und dem<br />
Landesvorstand anwenden.<br />
Erfreut zeigte sich<br />
der Landesvorstand<br />
SeniorInnen über die<br />
in Druck befindliche<br />
Broschüre zu Themen<br />
der Versorgung.<br />
Die Broschüre „Hilfen<br />
für den Ernstfall“,<br />
Weser-Ems weiterhin im Landesvorstand<br />
soll, obwohl sie grundsätzlich<br />
neubearbeitet wird, auf Grund<br />
der großen Nachfrage in kleiner<br />
aktualisierter Auflage nachgedruckt<br />
werden.<br />
Die Landesfachgruppe weist<br />
daraufhin, dass nach der<br />
Überarbeitung des Beihilferechts<br />
immer wieder falsche Bescheide<br />
erfolgen. Dies ist<br />
besonders häufig<br />
der Fall, wenn die<br />
Arztrechnungen<br />
einen höheren<br />
Satz als den<br />
2,3fachen aufweisen,<br />
was z. B. bei<br />
zahnärztlichen<br />
Rechnungen<br />
häufig zutreffe.<br />
Im Zweifelsfall ist<br />
es ratsam, die<br />
Rechtsschutzstelle<br />
zu informieren.<br />
Die Landesfachgruppe will in<br />
Zukunft auf allen Ebenen<br />
deutlich machen, dass die<br />
Gewerkschaft Erziehung und<br />
Wissenschaft seit geraumer Zeit<br />
Tarifpartner der Landesregierung<br />
ist. Die GEW wird also im<br />
nächsten Frühjahr die Besoldungsverhandlungen<br />
führen.<br />
Dies wird nicht nur die<br />
Angestellten, sondern auch die<br />
aktiven und pensionierten Mitglieder<br />
betreffen.<br />
Möglicherweise könnten<br />
Streikaktionen nötig werden. Bis<br />
zur endgültigen Klärung der<br />
bisher widersprüchlichen Urteile<br />
zum Beamtenstreikrecht können<br />
ungefährdet jedoch nur die<br />
Angestellten streiken. Die Landesfachgruppe<br />
der SeniorInnen<br />
bittet deshalb alle Pensionäre,<br />
bei Streikaktionen, auch im<br />
eigenen Interesse, solidarisch zu<br />
sein und Unterstützung zu<br />
leisten.<br />
Informationen zu den verschiedenen<br />
Themen können bei<br />
den Bezirksvorsitzenden Weser-<br />
Ems abgerufen werden.<br />
Herbert Czekir
Herbert Czekir<br />
<strong>LEUCHTTURM</strong><br />
Geistig fit – kein Problem<br />
Info-Veranstaltung im Bezirk Weser-Ems<br />
Anfang Juni trafen sich an<br />
den beiden Veranstaltungsorten<br />
Westerstede und Bersenbrück<br />
über 60 Gewerkschaftler,<br />
um sich dem Thema „Geistig fit<br />
im Alter“ zu widmen.<br />
Schnell stellte die Referentin,<br />
Frau Schubert, fest, dass Gedächtnistraining<br />
nicht nur für ältere<br />
Menschen sinnvoll<br />
ist. Neben<br />
etlichen praktischen<br />
Übungen<br />
berichtete sie unterhaltsam<br />
vom<br />
Aufbau des Gehirns,<br />
seiner Funktion,<br />
von neuesten<br />
Forschungsergebnissen<br />
und den<br />
vielfältigen Möglichkeiten<br />
des Trainings.<br />
Einige Aussagen<br />
seien hier<br />
wiedergegeben:<br />
Unser Gehirn ist keine<br />
homogene Zellmasse, sondern<br />
ein komplex aufgebautes Gebilde<br />
verschiedener, miteinander vernetzter<br />
Systeme. Dabei arbeitet<br />
das Gehirn nach den Prinzipien<br />
der Arbeitsteilung und Kooperation.<br />
Es ist ein<br />
gigantisches<br />
Netzwerk, das<br />
sich durch neue<br />
Anregungen immer<br />
wieder umstrukturiert.<br />
Es<br />
ist ein Datenspeicher<br />
mit fast<br />
unbegrenzterKapazität.<br />
Es kann<br />
überragende Leistungen<br />
erbringen,<br />
jedoch bei<br />
Unterforderung<br />
sich selbst auf<br />
ein Minimum<br />
zurückfahren.<br />
Deshalb ist es<br />
in jedem Alter<br />
wichtig, dem Gehirn<br />
Anreize zu<br />
geben, die dann neuronale<br />
Netzwerke entstehen lassen.<br />
Diese Netzwerke lassen sich<br />
umso leichter aktivieren, je öfter<br />
man Lernprozesse wiederholt.<br />
Damit diese Netzwerke dauerhaft<br />
für Problemlösungen zur Verfügung<br />
stehen, braucht unser<br />
Gehirn also vielfältige Reize und<br />
Erfahrungen.<br />
Aber auch unser Gehirn altert,<br />
genauso wie der übrige Körper.<br />
Der Prozess beginnt etwa ab dem<br />
30. Lebensjahr, wird aber erst im<br />
höheren Alter spürbar. Aber<br />
nicht nur mangelnde geistige<br />
Aktivität oder physische Ursachen<br />
wirken sich auf die<br />
kognitive Leistungsfähigkeit im<br />
Alter aus. Auch die Psyche spielt<br />
eine große Rolle.<br />
Interessant wusste die Referentin<br />
die verschiedenen Arten<br />
des Gedächtnisses zu verdeutlichen.<br />
Das Kurzzeitgedächtnis<br />
hat eine Speicherzeit von 20<br />
Sekunden bis zu 20 Minuten.<br />
Allerdings läuft die Aufnahme<br />
und Verarbeitung von Informationen<br />
nicht kontinuierlich ab,<br />
sondern in relativ kurzen<br />
Sequenzen von ca. 5 bis 7<br />
Sekunden, die als Merkspanne<br />
18<br />
bezeichnet werden. Um dies zu<br />
verdeutlichen, mussten die Teilnehmer<br />
sich vier langsam<br />
vorgelesene Zahlen merken und<br />
dann notieren. Das war zunächst<br />
kein Problem. Bei sieben Zahlen<br />
gerieten die ersten schon in<br />
Schwierigkeiten. Als dann aber<br />
dreizehn Zahlen vorgetragen<br />
wurden, war die Merkspanne<br />
ausgereizt, der Faden riss und es<br />
fehlten Zahlen oder die Reihenfolge<br />
war durcheinandergeraten.<br />
Die Referentin erklärte: „Ihr<br />
Gehirn konnte nicht rechtzeitig<br />
zwischenspeichern, weil Sie ja<br />
weiter zuhören mussten.“<br />
Doch konnte sie die Teilnehmer<br />
auch beruhigen: „ Nicht nur<br />
die Merkspanne lässt sich<br />
trainieren, sondern die Gedächtnisleistungen<br />
und Fähigkeiten<br />
unseres Gehirns überhaupt!“<br />
Dabei sind es nicht nur die<br />
Denkaufgaben, die dem Gehirn<br />
neue Anregungen geben. Auch<br />
körperliche Bewegung, bewusstes<br />
Betrachten der Umgebung, Fingerübungen,<br />
balancieren oder<br />
jonglieren, tanzen, sogar Grimassen<br />
schneiden, küssen und<br />
vieles mehr regen das Gehirn an.<br />
Neben vielen weiteren Infor-
19 <strong>LEUCHTTURM</strong><br />
mationen erläuterte Frau Schubert<br />
zum Schluss einer höchst<br />
kurzweiligen Veranstaltung etwas<br />
sehr Beruhigendes:<br />
Auch der Schlaf hat eine<br />
wichtige Funktion und verhilft<br />
zu einem besseren Gedächtnis<br />
(Schulschlaf natürlich ausgenommen!).<br />
In der REM-Phase<br />
werden aufgenommene Informationen<br />
emotional nach gut und<br />
schlecht bewertet und schließlich<br />
in das Langzeitgedächtnis übernommen,<br />
wo sie mit vorhandenen<br />
Erfahrungen und Wissen<br />
verknüpft werden.<br />
Zum Schluss sollen hier noch<br />
einmal einige Hinweise wiedergegeben<br />
werden, die Aktiven<br />
und Nicht-Aktiven helfen können.<br />
Es geht um die Frage:<br />
Wie kann ich Informationen<br />
im Langzeitgedächtnis besser<br />
verankern?<br />
Verbinden - mit (positiven )<br />
Emotionen<br />
Was uns nicht interessiert,<br />
können wir uns auch nicht<br />
merken.<br />
Strukturieren - Wichtiges<br />
den einzelnen Gebieten bewusst<br />
zuordnen (z. B. Politik, Fremdsprachen,<br />
Gefühle, …), sonst<br />
wird es im Gedächtnis irgendwo<br />
abgelegt, versickert und bleibt<br />
unauffindbar<br />
Verknüpfen - neues Wissen<br />
bewusst anderen ähnlichen Inhalten<br />
zuordnen<br />
Visualisieren - es sich<br />
bildlich vorstellen oder ein<br />
(möglichst verrücktes) Bild dazu<br />
ausdenken<br />
Sinne einbeziehen - Geruch,<br />
Geschmack, Gehör, Tastsinn;<br />
so verankern wir Erfahrungen<br />
in verschiedenen Bereichen<br />
und können vielleicht über eine<br />
andere Nervenbahn die Erinnerung<br />
wiederfinden<br />
Wiederholen - je öfter etwas<br />
durch unseren Kurzzeitspeicher<br />
gelaufen ist, umso fester wird es<br />
im Langzeitgedächtnis gespeichert<br />
Lernfeldatmosphäre - hel l ,<br />
angenehm, freundlich, störungsfrei,<br />
ohne Zeitdruck<br />
Positives Denken – den Satz<br />
„Das kann ich mir sowieso nicht<br />
merken“, sollte es für uns nicht<br />
geben. Indem wir sagen „Ich<br />
kann nicht“, suggerieren wir<br />
unserem Unterbewusstsein, dass<br />
es eben so sein soll; und dann<br />
können wir wirklich nicht.<br />
Training zur geistigen Flexibilität<br />
Hier ist ein<br />
Spruch völlig<br />
durcheinander<br />
geraten. Bringe<br />
ihn wieder in die<br />
richtige Reihenfolge.<br />
Beginne<br />
mit dem fett<br />
gedrucktenWort.<br />
nicht - wie -<br />
jeden - einem -<br />
aber<br />
beißen - sie -<br />
Gedanken -<br />
zum<br />
von - springen<br />
- Flöhe -<br />
anderen<br />
Lösung:<br />
Gedanken<br />
springen wie<br />
Flöhe von einem<br />
zum anderen,<br />
aber sie<br />
beißen nicht<br />
jeden.
<strong>LEUCHTTURM</strong><br />
20<br />
Ostfriesische Nachrichten, Montag, den 24. September 2012<br />
Aufruf zum Aufstand der Lehrer<br />
Kabarettistenduo nahm Schulbürokratie, Kultusministerkonferenz und Turbo-Abitur aufs Korn<br />
VO N HE I N O HE R M A N N S<br />
Aurich. „Zielgruppenorientiertes<br />
Kabarett“ könnte man das<br />
nennen, was den Zuschauern am<br />
Freitagabend im Forum der IGS<br />
Aurich- West geboten wurde.<br />
Das Kabarettduo „Fuhrmann<br />
und Eberlei“ hatte zur „kabarettistischen<br />
Lehrerfortbildung unter<br />
dem Motto „Die faulen Säcke<br />
schlagen zurück“ gebeten. Organisiert<br />
hatte den Abend der<br />
Auricher Kreisverband der Gewerkschaft<br />
Erziehung und Wissenschaft<br />
– für das richtige<br />
Publikum war also gesorgt. Rund<br />
100 Zuschauer waren in die Aula<br />
gekommen, die allermeisten<br />
davon schienen zur Zielgruppe<br />
von Jana Fuhrmann und Andre<br />
Eberlei zu gehören.<br />
Die beiden sind selbst Lehrer,<br />
haben zusammen am Niedersächsischen<br />
Internatsgymnasium<br />
gearbeitet. Heute ist Jana<br />
Fuhrmann (35) Lehrerin in<br />
Twistringen, Andre Eberlei (37)<br />
unterrichtet in Varel. Zusammen<br />
holten die beiden zu einem<br />
Rundumschlag gegen Schulbürokratie,<br />
Kultusministerkonferenzen<br />
und Turbo-Abitur aus. Nach<br />
„Heul doch – der Schulinspektor<br />
kommt“ präsentierten die beiden<br />
jetzt „Heul doch<br />
II – die faulen<br />
Säcke schlagen<br />
zurück“. „Wir<br />
bringen den<br />
Schulalltag auf<br />
den Punkt, die<br />
Kollegen mögen<br />
es, wenn<br />
jemand ausspricht,<br />
was sie<br />
selbst denken“,<br />
sagte Andre<br />
Eberlei im Gespräch<br />
mit den<br />
ON. Ein Understatement,<br />
denn<br />
Jana Fuhrmann rief die Lehrer dazu auf,<br />
so manche<br />
mit deutlich härteren Bandagen zu<br />
scharfen Angrifkämpfen.<br />
Foto: Hermanns<br />
fe auf Kultusminister Bernd<br />
Althusmann konnte wohl nur<br />
der nachvollziehen, der dessen<br />
Erlasse Tag für Tag umsetzen<br />
muss.<br />
Teilweise tief unter der Gürtellinie<br />
liefen die Sprüche des<br />
Kabarettduos gegen den Niedersächsischen<br />
Kultusminister. Da<br />
Althusmann an der Universität<br />
der Bundeswehr in Hamburg<br />
Pädagogik studiert hat, veranstalteten<br />
Fuhrmann und Eberlei ein<br />
„Drillcamp für Lehrer“, in dem<br />
sie Kampfmethoden für den<br />
Schulalltag lernen sollten. Der<br />
Minister selbst wurde wegen<br />
seiner militärischen Herkunft<br />
wahlweise als „schmieriger Fahnenjunker“<br />
und „Waffenpädagoge“<br />
tituliert, der „geistig früh<br />
vergreist“ sei.<br />
Grund für die Verbalattacken war<br />
die Einführung der eigenverantwortlichen<br />
Schule samt Schulvorstand<br />
sowie der Binnendifferenzierung.<br />
Letztere ist allerdings<br />
ein Fremdwort höchstens<br />
für Gymnasiallehrer – an<br />
Gesamtschulen wird bereits seit<br />
Jahrzehnten binnendifferenziert.<br />
Von daher ging dieser Witz<br />
der beiden Gymnasiallehrer am<br />
Publikum, das augenscheinlich<br />
zu einem großen Teil aus<br />
Gesamtschullehrern bestand,<br />
vorbei.<br />
„Gegen die Kultusministerkonferenz<br />
(KMK) ist Al Qaida eine<br />
Friedensmission“, hörte das<br />
Publikum von der Bühne, denn<br />
das Terrornetzwerk zerstöre nur<br />
Körper. Mit der Einführung des<br />
Turbo-Abiturs zerstöre die KMK<br />
dagegen den Geist, wenn sie<br />
fordere, dass man in kürzerer<br />
Zeit länger unterrichten könne.<br />
Aber nicht nur Minister und<br />
ihre Kultusbürokratie wurden<br />
von Eberlei und Fuhrmann aufs<br />
Korn genommen, auch Schüler,<br />
Eltern und Lehrer kamen nicht<br />
ungeschoren davon. Jugendliche<br />
seien zu blöd, um telefonieren<br />
zu können, weswegen sie SMS<br />
schreiben müssten, und zusammen<br />
mit ihren Eltern störten sie<br />
auch im Schulvorstand. „Da<br />
sitzen dann Schüler, die keinen<br />
Nagel in Butter schlagen können<br />
– und deren Mütter!“, beschwerte<br />
sich Eberlei in der Rolle des<br />
Hausmeisters Heinz Janssen.<br />
Eltern mischten sich heute<br />
überall ein, meinte er, in den<br />
Pausen gebe es vor dem<br />
Lehrerzimmer inzwischen mehr<br />
Eltern als Schüler. Immer öfter<br />
brächten sie Anwälte mit, um<br />
Schule und Lehrer zu verklagen.<br />
„Nach einer 6 in Mathe wird<br />
nicht mehr gelernt, sondern<br />
verklagt“, so die Erkenntnis.<br />
Lehrer hingegen müssten häufig<br />
wegen gequetschter Finger behandelt<br />
werden. Diese Unfälle<br />
passierten oft beim Zuschieben<br />
der Schubladen, in die sie ihre<br />
Schüler gesteckt hätten. Wobei<br />
Schubladen besser seien als<br />
Regale – dann würde man die<br />
Schüler ja immer gleich sehen.<br />
Beliebt seien jetzt auch Computerprogramme,<br />
mit denen Berichtszeugnisse<br />
per Textbaustein<br />
geschrieben werden könnten.<br />
„Das ist die Rache der Lehrer für<br />
SchülerVZ und die Lehrerbewertung<br />
spickmich.de“, sagte Eberlei,<br />
„Mobbing am PC – das<br />
können wir auch!“<br />
Doch Angriffe auf die eigenen<br />
Kollegen hielten sich bei Eberlei<br />
und Fuhrmann in Grenzen –<br />
man soll sein Publikum ja nicht<br />
verschrecken. Stattdessen wurde<br />
zum Angriff auf die Bürokratie<br />
motiviert, schließlich handelte es<br />
sich am Freitag um ein<br />
„Drillcamp“. „Der Feind sind<br />
Schüler, politische Dummheit<br />
und Leistungsdruck“ war die<br />
Parole, Lösungen wurden aus<br />
dem rund 2500 Jahre alten Buch<br />
„Über die Kriegskunst“ des<br />
chinesischen Militärstrategen
21 <strong>LEUCHTTURM</strong><br />
Tenorth:<br />
Kabarett unter jedem Niveau<br />
Scharfe Kritik an GEW-Veranstaltung<br />
heh Aurich. Am Freitag<br />
vergangener Woche fand in der<br />
IGS Aurich-West ein Kabarett-<br />
Abend für Lehrer statt.<br />
Eingeladen hatte der Auricher<br />
GEW-Kreisverband zu der<br />
Veranstaltung. Jana Fuhrmann<br />
(Twistringen) und Andre<br />
Eberlei (Varel), beide selbst<br />
Gymnasiallehrer, gingen mit<br />
teils harschen Worten gegen die<br />
Schulbürokratie vor (siehe ON<br />
von gestern).<br />
Besonders ihre Angriffe gegen<br />
Kultusminister Bernd Althusmann<br />
stießen bei Hendrik<br />
Tenorth, Bezirksvorsitzender<br />
des Verbandes Niedersächsischer<br />
Lehrkräfte (VNL), auf wenig<br />
Gegenliebe. „Mich hat der<br />
Schlag getroffen“, sagte er in<br />
einer Stellungnahme gegenüber<br />
Sunzi vorgelesen.<br />
Unter anderem<br />
müsse diese Regel<br />
befolgt werden:<br />
„Halte Deinen<br />
Gegner in Atem!“.<br />
Die Lehrer müssten<br />
den Spieß<br />
umdrehen, der<br />
Bürokratie Vorschläge<br />
machen.<br />
„Schreiben Sie<br />
täglich Mails an<br />
Ihre Schulbehörde“,<br />
riet Eberlei.<br />
Ein Bürokrat, der<br />
Mails lese, könne<br />
sich keine neuen<br />
Schikanen ausdenken.<br />
Fazit des Abends:<br />
Fuhrmann und<br />
Eberlei haben mit<br />
ihrem Programm<br />
ihre Zielgruppe sicherlich<br />
gut be-<br />
den ON. Die Verbalattacken, die<br />
in den ON teilweise widergegeben<br />
worden waren, seien unter<br />
jedem Niveau. „So etwas geht<br />
gar nicht“, sagte Tenorth.<br />
Natürlich seien sachliche<br />
Auseinandersetzungen über die<br />
Schulpolitik immer erlaubt,<br />
meinte Tenorth, der auch CDU-<br />
Kommunalpolitiker ist. Gerade<br />
der VNL begleite viele Entscheidungen<br />
kritisch, allerdings auf<br />
sachlicher Ebene. Es gebe aber<br />
für Beamte eine Loyalitätspflicht<br />
gegenüber dem Dienstherren.<br />
„Darauf haben wir alle einen<br />
Eid geschworen“, sagte der<br />
Rektor der Haupt- und<br />
Realschule Hinte.<br />
Indiskutabel findet er auch die<br />
Angriffe auf Schüler und Eltern.<br />
Diese würden natürlich von den<br />
Kollegen ernst genommen.<br />
Gerade die Zusammenarbeit mit<br />
den Eltern sei wichtig für die<br />
Entwicklung der Schüler.<br />
Ebenso wenig sei die<br />
Landesschulbehörde ein Gegner<br />
der Lehrer. Man müsse<br />
sich im Zusammenhang mit<br />
der Kabarettaufführung der<br />
beiden Lehrer Gedanken<br />
darüber machen, an welcher<br />
Stelle die Kunst aufhört und<br />
die Beleidigung anfängt.<br />
Die zuständige Landesschulbehörde<br />
sieht die Kabarettaufführung<br />
gelassener. Sprecherin<br />
Susanne Strätz sagte auf ON-<br />
dient, zwei Zugaben<br />
sind der Beleg dafür.<br />
Sie hatten einige gute<br />
Passagen im Programm,<br />
zu loben ist<br />
vor allem Jana Fuhrmann<br />
am Klavier.<br />
Allerdings rutschte das<br />
Niveau an einigen<br />
Stellen arg tief unter<br />
die Gürtellinie – ob das<br />
auch zum Bildungsauftrag<br />
gehört?<br />
Anfrage, natürlich gebe es eine<br />
Loyalitätspflicht gegenüber dem<br />
Dienstherren, worauf die Kollegen<br />
auch immer wieder hingewiesen<br />
würden. „In diesem Fall<br />
handelt es sich aber um Satire“,<br />
sagte Strätz. Etwas<br />
anderes sei es, wenn<br />
solche Äußerungen im<br />
Dienst fielen. „Dann ist<br />
es eine Beleidigung“,<br />
sagte Strätz.<br />
Franz Kampers, Mitglied<br />
im Vorstand der GEW-<br />
Aurich, kann über die<br />
Vorwürfe von Tenorth<br />
nur lachen, wie er<br />
gegenüber den ON sagte.<br />
„Kabarettisten müssen in<br />
Deutschland nicht die<br />
Regierenden fragen, was<br />
sie über sie sagen dürfen“, sagte<br />
er. Hendrik Tenorth empfahl er<br />
einen Kurs bei der Volkshochschule,<br />
in dem er sich<br />
informieren solle, was politisches<br />
Kabarett dürfe.
<strong>LEUCHTTURM</strong><br />
22<br />
Die nächsten<br />
Ostfriesischen Hochschultage<br />
finden statt am<br />
Donnerstag, dem 07.03.2013, und am Freitag, dem 08.03.2013,<br />
in Aurich im Europahaus.<br />
Ausrichtende Uni: Osnabrück<br />
Thema: Lernqualität – entdecken,<br />
verstehen, verbessern<br />
Hauptvorträge (Donnerstag und Freitag: 9.00 Uhr bis 9.45 Uhr)<br />
n Prof. Dr. Ingrid Kunze: Lernqualität - Einführung in das Tagungsthema<br />
n Prof. Dr. Christina Noack: Lernqualität beim Schriftspracherwerb (Arbeitstitel)<br />
n Prof. Dr. Rosa Maria Puca: Motivationsentwicklung und -förderung (Arbeitstitel)<br />
Workshops (Donnerstag und Freitag: 10.45 bis 12.15 und 12.45 bis 14.15)<br />
für den Elementarbereich und die Grundschule<br />
Schulbuchausstellung<br />
an<br />
beiden Tagen<br />
von 8.30 bis<br />
14.30 Uhr<br />
mit folgenden<br />
Verlagen:<br />
AAP-Verlage<br />
(Auer, AOL,<br />
Petersen)<br />
bms-Verlage<br />
(Westermann,<br />
Schroedel,<br />
Diesterweg)<br />
Cornelsen und<br />
Oldenbourg<br />
Klett<br />
Sport-Creative<br />
1. Einmalig, vielfältig, dynamisch - Begabungsförderung in Elementar- und Primarpädagogik (Meike<br />
Sauerhering, M.A. und Miriam Lotze, M.A.)<br />
2. Mathematische Frühförderung (Christopher Gerke, Solveig Jensen)<br />
3. Bewegt lernen (Nifbe-Forschungsstelle Bewegung und Psychomotorik, Dr. Elke Haberer)<br />
4. Bewegungs- und musikorientierte Entwicklungsdiagnostik für Grundschulkinder (Prof. Dr. Bernhard<br />
Müßgens) Grundschule, 180 min.<br />
5. Lachen ist gesund - der Beitrag des Humors zur Qualität von Lehr-Lernprozessen (Dr. Ekkehard<br />
Ossowski)<br />
6. Philosophieren mit Kindern - Philosophieren als Bildungsprinzip zur Förderung grundlegender<br />
Kompetenzen und im fächerübergreifenden Einsatz in der Grundschule (Mirja Kekeritz und Hanna<br />
Kleinschmidt)<br />
für den Sekundarbereich<br />
7. Historisches Lernen diagnostizieren. Basiskompetenz von Geschichtslehrerinnen und<br />
Geschichtslehrern (Prof. Dr. Meik Zülsdorf-Kersting)<br />
8. Wikis im Fremdsprachenunterricht der Klassen 9 und 10 (PD Dr. Petra Ludewig) (Französisch und<br />
Englisch)<br />
9. Das Gruppenpuzzle im Physikunterricht der Sekundarstufe II (Prof. Dr. Roland Berger)<br />
10. Innovative Methoden und Materialien im Textilunterricht (Prof. Dr. Bärbel Schmidt,<br />
Elementarbereich, Grundschule und Sek I)<br />
11. Rhythmisierung von Lernprozessen – neue Zeitmodelle für Schulen der Sekundarstufe (Elisabeth<br />
Buck, IGS Osnabrück)<br />
12. Englisch – Übergang von der Grundschule zu weiterführenden Schulen (Team von Lehrkräften aus<br />
der Region Osnabrück)<br />
13. „Testflug der Schnaken“ - Ästhetische Dimensionen fachlichen Lernens im Regelunterricht (Prof. Dr.<br />
Andreas Brenne)<br />
14. Wertebildung im Facebook-Zeitalter? (AG Wertebildung, Dr. Susanne Müller-Using und Prof.<br />
Reinhold Mokrosch)<br />
15. Gegenwartliteratur im Unterricht der Sek I (Dr. Jan Standke)<br />
Abendveranstaltung (Donnerstag 19.30 Uhr)<br />
Die Lust am Lernen und Denken wecken – Was können Kindergarten und Schule jeweils beitragen?<br />
Referentin: Prof. Dr. Ulrike Graf (Universität Osnabrück)
23 <strong>LEUCHTTURM</strong><br />
Unterrichtsversorgung im ländlichen Raum<br />
Offener Brief zur Einstellungssituation<br />
an Landeselternrat, Oppositionsparteien im Nds. Landtag, GEW Vorstände im Bezirk Weser-Ems und im Land<br />
Niedersachsen<br />
Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Kolleginnen und Kollegen.<br />
Es ist schon lange kein Geheimnis mehr, dass es äußerst schwer ist, im ländlichen Ostfriesland ausgeschriebene Stellen für<br />
Lehrkräfte zu besetzen. Es mangelt an Bewerberinnen und Bewerbern. Besonders problematisch ist dies im Bereich der<br />
Förderschulen. Gerade hier werden zur vertretbaren Umsetzung der Inklusion jetzt und in Zukunft ausreichend viele<br />
Förderschullehrerinnen und -lehrer benötigt.<br />
Umso erstaunlicher ist es, dass das Land Niedersachsen scheinbar nicht daran interessiert ist, Förderschullehrkräfte im Land<br />
zu halten.<br />
Ein Beispiel: Im Februar 2012 trat eine Förderschullehrerin in Ostfriesland nach dem Referendariat ihren Dienst an einer<br />
Förderschule an. Da sie zu diesem Zeitpunkt 46 Jahre alt war und damit die Höchstaltersgrenze zur Übernahme in das<br />
Beamtenverhältnis nach § 16 Abs. der NLVO um 1 Jahr überschritten hatte, wurde sie für das Beamtenverhältnis auf Probe<br />
nicht zugelassen. Sie stellte daher einen Antrag auf erneute Überprüfung und Übernahme in das Beamtenverhältnis.<br />
Als Begründung für eine Ausnahme gab sie u. a. Kindererziehungszeiten an. Die Kollegin hat vier Kinder. Das Land<br />
Niedersachsen sieht jedoch keinen „ursächlichen Zusammenhang“ zwischen der „verspäteten Einstellung in den<br />
Vorbereitungsdienst” „und den Kindererziehungszeiten“, weil „die Kinder vor Aufnahme des Studiums geboren wurden“.<br />
Es folgten intensive Bemühungen der Schulleitung und der Personalvertretung um die Kollegin in ihrem Antrag auf<br />
Übernahme in das Beamtenverhältnis zu unterstützen. Auf ein Schreiben in dem die Schulleitung und die<br />
Personalvertretung deutlich machten, dass die neue Kollegin dringend benötigt wird, folgte ein Antwortschreiben der<br />
Niedersächsischen Landesschulbehörde mit nicht nachvollziehbaren Aussagen. So wurde u. a. mitgeteilt, „dass alleine eine<br />
Ausbildung zur Förderschullehrkraft und eine Tätigkeit an dieser Schulform nicht das Merkmal Fachkraft rechtfertigt und damit das<br />
erhebliche Interesse daran“, die Kollegin „wegen Mangels an Förderschullehrkräften im Landesdienst zu halten“.<br />
Daraufhin wechselte die Kollegin ins Bundesland Hessen; seit dem 01.08.2012 ist sie nun auf Probe verbeamtet.<br />
Die Förderschule in Ostfriesland ist ins neue Schuljahr mit einer Unterrichtsversorgung von 85% gestartet!<br />
Bitte setzen Sie sich / setzt euch mit uns dafür ein, die Gewährleistung gleicher Lebensverhältnisse im Land sicherzustellen<br />
und die Einstellungspolitik des Landes Niedersachsen zu ändern.<br />
Aufruf zur Demonstration<br />
Mehr Geld und Respekt für gute Arbeit!<br />
Bei den Beamtinnen und Beamten, Ruheständlern und Tarifbeschäftigten wurde in den letzten Jahren immer nur<br />
gekürzt und gestrichen. Damit muss nun endlich Schluss sein! Wir kämpfen für die Wiedereinführung von<br />
Weihnachts- und Urlaubsgeld, für die Erhöhung der Zulagen bei Feuerwehr und Polizei sowie für längst überfällige<br />
Verbesserungen und Tariferhöhungen im Öffentlichen Dienst.<br />
Wir rufen deshalb zur »Tannenbaumaktion 2012« in Hannover auf.<br />
Freitag, 14. Dezember (10 Uhr)<br />
ab 10:00 Uhr Feuerwache, Feuerwehrstr. 1, Hannover: Demonstration durch die Innenstadt<br />
ca. 10:30 Uhr Kundgebung vor der Niedersächsischen Staatskanzlei, Planckstr. 2<br />
• Dietmar Schilff, Landesvorsitzender der GdP<br />
• Eberhard Brandt, Landesvorsitzender der GEW<br />
• Detlef Ahting, Landesbezirksleiter von ver.di<br />
ca. 11:20 Uhr Abschluss-Kundgebung vor dem Nds. Finanzministerium, Schiffgraben 10<br />
• mit Frank Bsirske, ver.di-Bundesvorsitzender<br />
anschließend Übergabe des Tannenbaums<br />
• Mario Kraatz, ver.di-Fachgruppe Feuerwehr<br />
WIR SIND MEHR WERT!
<strong>LEUCHTTURM</strong><br />
24<br />
Datum: Mittwoch, 20.02.2013<br />
Abfahrt: 7.15 Uhr (Hbf) Emden/Bus<br />
Rückfahrt:<br />
Ankunft<br />
16.30 Uhr (Köln)<br />
20.00 Uhr Emden<br />
Kosten für Fahrt u. Eintritt:<br />
GEW-Mitglieder: kostenlos<br />
Nichtmitglieder: 15,00 Euro €<br />
Fahrt zur Didacta 2013 nach Köln mit dem GEW-<br />
Kreisverband Emden. Die Einladung zur Fahrt nach Köln<br />
richtet sich an GEW-Mitglieder des Kreises Emden und auch<br />
an Nichtmitglieder.<br />
Die Karten- u. Sitzplatzvergabe richtet sich nach dem<br />
Zeitpunkt der verbindlichen Anmeldung bis<br />
spätestens zu 31.01.2013<br />
Max. Teilnehmerzahl:<br />
55 Personen<br />
Anmeldung: Hans-Gerd-de-Beer@t-online.de<br />
Emder Zeitung Mittwoch, 17. Oktober 2012<br />
Gewerkschaftlich aktiv: Die Emder GEW mit<br />
Gudrun Stüber, Burkhart Remppis, Dr. Josef<br />
Kaufhold, Claudia Dirks, Sigrid Wübbena,<br />
Hans-Gerd de Beer, Renate Isenburg, Prof.<br />
Dietmar Seeck, Katja Lechner und Ursula<br />
Themer. Bild: privat<br />
GEW fordert einen Standort für die IGS<br />
mit Oberstufe Jahreshauptversammlung der GEW Emden.<br />
mau/red<br />
Emden. Eine rasche Entscheidung<br />
für die Emder Schullandschaft<br />
und damit Planungssicherheit<br />
hat der Kreisverband<br />
Emden der Gewerkschaft Erziehung<br />
und Wissenschaft (GEW)<br />
nochmals angemahnt. Ebenso<br />
bekräftigte die GEW im Rahmen<br />
der Jahreshauptversammlung<br />
nochmals ihre Forderung nach<br />
einem Standort für die Integrierte<br />
Gesamtschule Emden - mit der<br />
Möglichkeit einer Oberstufe.<br />
In einem Vortrag ging Dr.<br />
Josef Kaufhold auf die Thematik<br />
„Schule - Testen oder Bilden?”<br />
ein, mit dem Fazit: Solange<br />
Kinder überwiegend unter ökonomischem<br />
Verwertungsinteresse<br />
gesehen werden, kommt der<br />
eigentliche Auftrag der Schule,<br />
bilden und erziehen, zu kurz.<br />
Testen und Selektieren stehe<br />
dann im Vordergrund. Diese<br />
gesellschaftlich verursachten Veränderungen<br />
müssen sich die<br />
Schule und auch die GEW<br />
stellen teilt die Bildungsgewerkschaft<br />
weiter mit.<br />
Bei der GEW Emden wurden<br />
neu gewählt: Gudrun Stüber,<br />
Renate Isenburg, Prof. Dietmar<br />
Seeck (Sprecherteam), Schatzmeister<br />
Hans-Gerd de Beer und als<br />
Referenten Claudia Dirks, Katja<br />
Lechner, Ursula Themer, Sigrid<br />
Wübbena, Erhard Goldau, Dr.<br />
Josef Kaufhold, Prof. Dr. Carsten<br />
Müller und Burkhard Remppis.<br />
Wie berichtet, hatte sich<br />
jüngst Emdens Oberbürgermeister<br />
Bernd Bornemann erneut<br />
zur Standortfrage der IGS<br />
Emden dahingehend geäußert,<br />
dass seitens Verwaltung und<br />
Politik großes Interesse bestehe,<br />
die IGS-Klassen bis zur Sekundarstufe<br />
I an einem Schulstandort<br />
unterzubringen. Für die<br />
Klassen der Oberstufe sei aber<br />
ein zweiter Standort vorgesehen.