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LEUCHTTURM

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Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft<br />

Kreisverbände Aurich, Emden, Jever, Norden, Wilhelmshaven und Wittmund<br />

<strong>LEUCHTTURM</strong><br />

Zeitschrift der Bildungsgewerkschaft in Ost-Friesland<br />

Nr. 114<br />

3. Dezember 2012<br />

34. Jhrg.<br />

Extra zur Landtagswahl am 20. Januar 2013<br />

6 Fragen zur Bildungspolitik an die<br />

Direktkandidaten von 6 Parteien<br />

Die Antworten dazu auf den Seiten I bis XII in der Heftmitte


<strong>LEUCHTTURM</strong><br />

2<br />

Einladung zur Veranstaltung<br />

Politiker stellen sich den Fragen der GEW<br />

- aus den Bereichen Kindertagesstätte, Schulen und Hochschule –<br />

zur Niedersächsischen Landtagswahl am 20.01.2013<br />

Veranstalter:<br />

Veranstaltungsort:<br />

GEW – Kreisverband Emden<br />

VHS Forum<br />

Datum: Dienstag, 08.01.2013<br />

Beginn:<br />

Ende:<br />

19.00 Uhr<br />

21.00 Uhr<br />

Zur Teilnahme an dieser kostenfreien Veranstaltung sind alle GEW- Mitglieder und alle<br />

interessierten Personen herzlich eingeladen.<br />

Redaktion Leuchtturm<br />

KV Wittmund www.gew-wittmund.de<br />

Ronald Wilts Lüdstede 3 26487 Neuschoo Tel. 04975 - 366 Ronald.Wilts@t-online.de<br />

Jürgen Kramm Wangeroogestr. 8 26409 Wittmund Tel. 04462 - 6102 Juergen.Kramm.WTM@t-online.de<br />

KV Jever www.gewweserems.de/kv-fg/jever/jevindex.htm<br />

Fridolin Haars Fliederweg 16 26434 Wangerland Tel. 04461 - 5123 frimawa@gmx.de<br />

Klaus Blume-Wenten Javenloch 5 26434 Wangerland Tel. 04464 - 8150 k.blume-wenten@t-online.de<br />

KV Aurich www.gew-aurich.de<br />

Ralf Dittmer Oldeborger Str. 81 26624 Südbrookmerland Tel./Fax 04942 - 3938 radidodo@web.de<br />

Dorothea Teckemeyer Sedanstr. 7 26603 Aurich Tel./Fax 04941 - 62317<br />

Franz Kampers Hinter Eschen 16F 26607 Aurich Tel. 04941 - 6988012 mail@gew-aurich.de<br />

KV Norden<br />

Herbert Czekir Reithammer Weg 29 26529 OsteelTel. 04934 - 6766 herbert.czekir@ewetel.net<br />

Anette Hillen Im Dullert 30 26524 Hage Tel. 04931 - 7 4474 anette.hillen@online.de<br />

KV Emden www.gew-emd.de<br />

Dr. Josef Kaufhold Herm.-Hesse-Str. 4 26721 Emden Tel. 04921 - 45266 JosefKaufhold@web.de<br />

KV Wilhelmshaven<br />

Friedrich Fischer Fedderwarder Str. 124 26388 Wilhelmshaven Tel.04421 - 502119 magfish@gmx.de<br />

Wolfgang Niemann-Fuhlbohm Güstrower Str. 3c 26388 Wilhelmshaven Tel.04421 - 87117 wolfgang.nif@gmx.de<br />

Impressum: GEW-<strong>LEUCHTTURM</strong> Nr. 114 / 34. Jahrgang vom 3.12.2012<br />

LehrerInnenzeitung für die Kreisverbände Aurich, Emden, Jever, Norden, Wilhelmshaven, Wittmund<br />

Herausgeber: Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft im DGB/Kreisverband Wittmund<br />

verantwortl.: Ronald Wilts (1. Vors.), Lüdstede 3, 26487 Neuschoo, 04975/366<br />

Internet: www.gewweserems.de - dort auch Informationen aus den Kreisverbänden<br />

Druck: www.janssendruck.de, Finkenburgstr. 47, 26409 Wittmund


3 <strong>LEUCHTTURM</strong><br />

Käpt’n Blaubär will Pirat werden<br />

ein bildungspolitischer Sketch<br />

Käpt’n Blaubär und die drei<br />

Gummibärchen treten auf.<br />

Blaubär: Kinners, hab ich<br />

euch schon erzählt, dass ich<br />

Pirat werden will?<br />

Enkel 1: Du und Pirat,<br />

Opa? Die hätten dich doch<br />

mehr als einmal fast über die<br />

Planke laufen lassen, als du<br />

noch auf See warst. Und haben<br />

sie dich nicht sogar mal<br />

kielholen lassen?<br />

Blaubär: Ich meine doch<br />

keine See-Piraten.<br />

Enkel 2: Nicht? Was dann?<br />

Blaubär: Ich rede von der<br />

Piraten-Partei.<br />

Enkel 3: Bei denen willst<br />

du mitmachen?<br />

Blaubär: Ja natürlich. So<br />

kann ich schließlich doch noch<br />

Bildungsminister werden und<br />

meine Pension aufbessern.<br />

Enkel 1: Und die nehmen<br />

dich?<br />

Blaubär: Die suchen doch<br />

händeringend Leute, die bereit<br />

sind, Minister zu werden.<br />

Enkel 2: Aber die Piraten<br />

haben doch gar keine Chance,<br />

an die Macht zu kommen.<br />

Blaubär: Und ob die eine<br />

Chance haben!<br />

Enkel 3: Wirklich?<br />

Blaubär: Ja, wenn ich das<br />

doch sage! Alle Umfragen<br />

melden, dass die FDP im<br />

nächsten Jahr aus dem Landtag<br />

fliegen wird. Und da die CDU<br />

alleine keine Regierungsmehrheit<br />

bekommen wird, wollen<br />

sie mit den Piraten koalieren.<br />

Enkel 1: Und das sollen<br />

wir dir glauben, Opa?<br />

Blaubär: Das ist nichts als<br />

die reine Wahrheit.<br />

Enkel 2: Meinst du denn,<br />

die CDU und die Piraten<br />

haben die gleichen Ziele?<br />

Blaubär: Seitdem ich mein<br />

geniales Bildungskonzept auf<br />

dem Parteitag der Piraten<br />

vorgestellt habe, sind sie ein<br />

Herz und eine Seele.<br />

Enkel 3: Opa, du schwindelst<br />

doch wieder.<br />

Blaubär: Immer die alten<br />

Vorwürfe. Ihr solltet mich<br />

inzwischen besser kennen.<br />

Also, die Sache ist so. Der<br />

Möllring von der CDU will<br />

doch möglichst viele Lehrer<br />

einsparen. Und sein Parteikollege<br />

Althusmann muss andererseits<br />

die Inklusion einführen.<br />

Enkel 1: Ja und?<br />

Blaubär: Immer die gleiche<br />

Ungeduld! Nun lasst mich<br />

doch mal ausreden, ihr ollen<br />

Sabbelschnuten! Hier setzt<br />

doch gerade meine Idee an.<br />

Alle Schulkinder in Niedersachsen<br />

sollen ein I-Pad<br />

bekommen. Und die Bertelsmann-Stiftung<br />

wird passgenau<br />

eine Software entwickeln, mit<br />

der jeder Schüler seine Aufgaben<br />

tagtäglich online auf<br />

seinen Tablet-Computer bekommt,<br />

und zwar genau in<br />

dem Niveau, welches seinen<br />

Fähigkeiten entspricht. So<br />

kann man gleichzeitig Förderschüler<br />

und Gymnasiasten in<br />

einer Klasse unterrichten, ohne<br />

dass man so viele Lehrer<br />

braucht. Das Motto heißt: „An<br />

apple display keeps the teacher<br />

away!“<br />

Enkel 2: Sehr witzig! Und<br />

das soll funktionieren?<br />

Blaubär: Aber natürlich.<br />

Das nennt sich „liquid education“<br />

und läuft wie geschmiert.<br />

Die Piraten sind begeistert,<br />

weil jeder Schüler freien<br />

Zugang zum Internet hat und<br />

die CDU kann gleichzeitig<br />

Geld sparen und die Inklusion<br />

einführen.<br />

Enkel 3: Also, ich glaube<br />

nicht, dass die CDU so<br />

modern ist und so etwas<br />

mitmacht. Die misstrauen<br />

doch dem Internet und<br />

denken sich dauernd neue<br />

Kontrollen aus.<br />

Blaubär: Ihr habt eben<br />

überhaupt keine Ahnung, wie<br />

modern diese Partei inzwischen<br />

geworden ist.<br />

Enkel 1: Die CDU und<br />

modern?<br />

Blaubär: Ja modern. Die<br />

CDU ist nicht nur inzwischen<br />

die Partei der Energiewende,<br />

sondern nutzt selbst fleißig das<br />

Internet. Der Minister Altmeyer<br />

ist von der BILD-Zeitung<br />

bei seinem Amtsantritt zum<br />

„Twitter-König“ ausgerufen<br />

worden und hat schon 13.779<br />

Follower.<br />

Enkel 2: Du kennst dich ja<br />

megagut aus, Opa.<br />

Blaubär: Und ob! Und ihr<br />

habt bestimmt mitbekommen,<br />

dass selbst der Seehofer in<br />

Bayern erst neulich eine<br />

Facebook-Party veranstaltet.<br />

hat.<br />

Hein Blöd: Käpt’n, da draußen<br />

sind so etwa 1500 Leute, die<br />

alle umsonst einen Grog<br />

haben wollen.<br />

Blaubär: Wie bitte? Was<br />

wollen die denn?<br />

Hein Blöd: Ja, das ist das<br />

Neuste, nennt sich Grog-Mob.<br />

Irgendjemand hat sich da wohl<br />

in Ihr Facebook-Account gehackt<br />

und alle hierher eingeladen,<br />

die umsonst einen Grog<br />

haben wollen. Er hat die<br />

gepostet, sie müssten nur das<br />

Lied „An der Nordseeküste“<br />

vorsingen.<br />

Heinrich<br />

Herlyn


<strong>LEUCHTTURM</strong><br />

4<br />

Anzeiger für Harlingerland, 17.11.12<br />

Auf der Suche nach hochwertigen Lehrern<br />

LANDTAGSWAHL Direktkandidaten diskutierten über Bildung - Zukunft des Schulsystems als Streitthema<br />

Stephan Bünting, Dirk Gronewold, Stefan Störmer, Holger Heymann und Dirk Bohlen (von links) setzten sich vor knapp 100<br />

Interessierten mit der zukünftigen Ausrichtung der niedersächsischen Bildungspolitik auseinander. Bild: Wilko Janßen<br />

Fotos:<br />

Wilko Janßen,<br />

HARLINGER<br />

und Frieder Plum<br />

Angeschobene Projekte<br />

verursachen einen hohen<br />

finanziellen Aufwand.<br />

WITTMUND/WJA - „Lehrer<br />

sind faule Säcke“, urteilte einst<br />

Gerhard Schröder in seiner Zeit<br />

als Ministerpräsident Niedersachsens.<br />

Unabhängig davon, ob<br />

diese Einschätzung damals richtig<br />

war, haben Pädagogen mit<br />

einer solchen Eigenschaft in<br />

unserem aktuellem Schulsystem<br />

keine Chance mehr. Zu sehr hat<br />

sich die Bildungslandschaft in<br />

den vergangenen Jahren verändert:<br />

Heute gibt es Ganztagsschulen,<br />

die eigenverantwortliche<br />

Schule, viel mehr Bürokratie<br />

sowie das Turbo-Abitur. Hinzu<br />

kommt nun auch noch ab<br />

nächsten Sommer die Inklusion,<br />

also die gemeinsame Beschulung<br />

von Förder- und Regelschülern.<br />

Gründe genug also für die<br />

Gewerkschaft Erziehung und<br />

Wissenschaft (GEW) als Interessensvertretung<br />

der Lehrer, vorgestern<br />

Abend mit den örtlichen<br />

Landtagskandidaten eine Podiumsdiskussion<br />

in der „Residenz“<br />

durchzuführen, um deren bildungspolitischen<br />

Konzepte zu<br />

erfahren. Der Einladung folgten<br />

Dirk Gronewold (CDU), Holger<br />

Heymann (SPD), Stephan Bünting<br />

(FDP) und Dirk Bohlen<br />

(Die Grünen). Hajo Busboom<br />

von der Linkspartei wurde erst<br />

Tags zuvor nominiert und<br />

verzichtete daher auf eine<br />

Teilnahme. Die Piraten haben<br />

mittlerweile keinen Direktkandidaten<br />

mehr, als Vertreter schickte<br />

die Partei ihren Oldenburger<br />

Listenkandidaten Gilbert Oltmanns.<br />

Der erschien jedoch mit<br />

einer halben Stunde<br />

Verspätung und wurde<br />

nicht mehr auf das<br />

Podium gelassen. Für die<br />

Leitung der Diskussion<br />

war übrigens Stefan Störmer,<br />

GEW-Bezirksvorsitzender<br />

im Weser-Ems-<br />

Gebiet, zuständig.<br />

Nach einer kurzen<br />

Begrüßung durch den<br />

Wittmunder GEW-Kreisvorsitzenden<br />

Jürgen Kramm war<br />

die Verkürzung der Schulzeit<br />

von 13 auf 12 Schuljahren bis<br />

zum Ablegen des Abiturs das<br />

erste Streitthema vor knapp 100<br />

Gästen. Gronewold verteidigte<br />

das Turbo-Abitur, man habe hier<br />

einem Wunsch der Wirtschaft<br />

entsprochen und der Bologna-<br />

Prozess werde umgesetzt. Ähnlich<br />

sah es Bünting, der zudem<br />

ergänzte: „Wenn die Kinder mal<br />

ein Schuljahr wiederholen müssen,<br />

ist das weiter nicht<br />

schlimm.“ Heymann plädierte<br />

dagegen für eine Wiedereinführung<br />

des Abiturs nach 13 Jahren<br />

an allen Gesamtschulen, wahlweise<br />

auch an Gymnasien.<br />

Überhaupt zeigte sich der SPD-<br />

Kandidat als Freund der Gesamtschulen:<br />

„Hier ist ein längeres<br />

gemeinsames Lernen möglich,<br />

sie müssten finanziell besser<br />

ausgestattet werden.“ Bohlen<br />

forderte gar die Wiedereinführung<br />

der Orientierungsstufe.<br />

Gronewold und Bünting als<br />

Vertreter der CDU/FDP-Landesregierung<br />

betonten immer wieder<br />

die Schulvielfalt in Niedersachsen,<br />

zum Wohle der Kinder<br />

befänden sich die Bildungseinrichtungen<br />

in einem Wettbewerb.<br />

Wie auch Störmer verwies<br />

Heymann dagegen auf eine


5 <strong>LEUCHTTURM</strong><br />

aktuelle Studie, nach der<br />

Niedersachsen das Land<br />

der Schulabsteiger sei.<br />

Unser System sortiere<br />

nach unten aus, die<br />

Kinder von Besserverdienenden<br />

hätten Vorteile.<br />

Ergänzend zu dieser<br />

Meinung wies Bohlen<br />

darauf hin, dass Spätentwickler<br />

heute schlechtere<br />

Chancen hätten, im<br />

Laufe ihrer Schulzeit die<br />

Kurve zu kriegen.<br />

Dann kam man mit<br />

dem allgemeinen Personalmangel<br />

im Bildungssektor<br />

auf ein Thema zu<br />

sprechen, welches aufgrund<br />

des demografischen<br />

Wandels auch in<br />

anderen Berufen immer<br />

mehr zum Problem wird.<br />

Laut Störmer werde<br />

Ostfriesland schon bald<br />

von einem massiven<br />

Lehrermangel betroffen<br />

sein, Großstädte hätten<br />

hier weniger Probleme.<br />

Hier verwiesen alle Kandidaten<br />

recht geschlossen<br />

auf die Schaffung eines<br />

attraktiven Arbeits- und<br />

Wohnumfeldes. So erinnerte<br />

Gronewold an die<br />

früheren Lehrerdienstwohnungen,<br />

Bohlen<br />

brachte einen „Landeizuschlag“<br />

ins Gespräch.<br />

Aus dem Publikum meldete<br />

sich Jan Herrmann<br />

vom Kreiselternrat sorgenvoll<br />

zu Wort: „Es<br />

geht nicht nur um eine<br />

ausreichende Anzahl an<br />

Lehrern, sie müssen auch<br />

hochwertig sein und bei<br />

den Kindern das Interesse<br />

am Lernen wecken.“<br />

Heymann nutzte das<br />

Thema des Lehrermangels,<br />

um gleich ein neues<br />

Fass aufzumachen: „Neben<br />

Bayern ist Niedersachsen<br />

das einzige Bundesland,<br />

in dem noch<br />

Studiengebühren erhoben<br />

werden.“ Dadurch<br />

verliere man Studenten,<br />

die oftmals nach ihrer<br />

Ausbildung auch nicht<br />

mehr in unser Bundesland<br />

zurückkehren würden.<br />

Bünting sah die<br />

Sache jedoch anders:<br />

„Akademiker verdienen<br />

später im Vergleich zu<br />

einem Durchschnittsarbeitnehmer<br />

ein Vielfaches.“<br />

Daher seien die<br />

Studiengebühren gerechtfertigt.<br />

Gronewold<br />

wies darauf hin, dass<br />

diese Gelder den Studenten<br />

auf anderem Wege<br />

wieder zu Gute kommen<br />

würden. Überhaupt wurde<br />

im Laufe der Veranstaltung<br />

deutlich, dass es<br />

für Niedersachsen ein<br />

enormer finanzieller<br />

Kraftakt wird, all die<br />

angeschobenen bildungspolitischen<br />

Projekte<br />

am Laufen zu halten.<br />

Bestes Beispiel dafür ist<br />

die ab dem nächsten<br />

Schuljahr praktizierte Inklusion,<br />

die Eltern von<br />

Förderschülern das<br />

Recht gibt, ihre Kinder<br />

auf die Regelschule zu<br />

schicken. Ein angehender<br />

Lehrer aus dem<br />

Publikum verwies auf die<br />

Universität Bremen, wo<br />

schon vor Jahren das<br />

Lehramtsstudium unter<br />

Berücksichtigung des Inklusionsprinzip<br />

durchgeführt<br />

werde. Dies habe<br />

man in Niedersachsen<br />

versäumt. Ähnlich sah es<br />

Heymann: „Hier sind<br />

die Voraussetzungen<br />

nicht geschaffen worden.“<br />

Dem hielt Gronewold<br />

entgegen, dass es<br />

bei der Umstellung<br />

Übergangsfristen gäbe.<br />

Zudem würde jeder dritte<br />

Euro des Landesetats in<br />

die Bildung fließen.<br />

Bünting forderte eine<br />

bessere Ausstattung der<br />

Schulen mit Psychologen<br />

und Sozialpädagogen.<br />

Bohlen wies darauf<br />

hin, dass es keinen<br />

Zwang zur Inklusion<br />

gäbe.


<strong>LEUCHTTURM</strong><br />

6<br />

Tag der Inklusion in Wittmund:<br />

„Auf dem Weg zu einem inklusiven Schulsystem“<br />

Dr. Brigitte<br />

Schumann<br />

Klaus-Jürgen<br />

Richter<br />

Am 25. September lud der<br />

Kreisverband Wittmund der<br />

GEW zum „Tag der Inklusion“<br />

in die Residenz in Wittmund<br />

ein. Referentin war Dr. Brigitte<br />

Schumann, ehemalige<br />

Gymnasiallehrerin und<br />

zehn Jahre Abgeordnete<br />

im Landtag von<br />

Nordrhein-Westfalen,<br />

nunmehr seit Jahren als<br />

Bildungsjournalistin<br />

tätig. Schumann, selbst<br />

GEW-Mitglied, zeichnete<br />

die Entwicklung<br />

des Inklusionsgedankens bis<br />

zum heutigen Tage nach.<br />

Auf der Weltkonferenz der<br />

UNESCO 1994 in Spanien<br />

wurde beschlossen: Alle Schulen<br />

nehmen ALLE Kinder in ihrem<br />

Umfeld auf, auch solche mit<br />

besonderen Bedürfnissen, sprich<br />

Behinderungen. Gefordert wurde<br />

die Inklusion aller Kinder.<br />

Dabei ist Inklusion nicht mit<br />

Integration zu verwechseln.<br />

Die Integration unterscheidet<br />

zwischen Kindern mit und ohne<br />

„sonderpädagogischem Förderbedarf“.<br />

Die Inklusion geht von<br />

der Besonderheit und den<br />

individuellen Bedürfnissen eines<br />

jeden Kindes aus. Während die<br />

integrative Pädagogik die Eingliederung<br />

der „aussortierten“<br />

Kinder mit Behinderungen<br />

anstrebt, tritt die Inklusion für<br />

das Recht aller Schüler und<br />

Schülerinnen, unabhängig von<br />

ihren Fähigkeiten oder Beeinträchtigungen<br />

sowie von ihrer<br />

ethnischen, kulturellen oder<br />

sozialen Herkunft miteinander<br />

und voneinander in „einer<br />

Schule für alle“ zu lernen. Kein<br />

Kind soll ausgesondert werden,<br />

weil es den Anforderungen der<br />

Schule nicht entsprechen kann.<br />

Im Gegensatz zur Integration<br />

will die Inklusion nicht die<br />

Kinder den Bedingungen der<br />

Schule anpassen, sondern die<br />

Rahmenbedingungen an den<br />

Bedürfnissen und Besonderheiten<br />

der Schülerinnen und<br />

Schüler ausrichten.<br />

Während in anderen Ländern<br />

die Inklusion längst auf der<br />

Agenda staatlicher Bildungspolitik<br />

steht und inklusive Bildung<br />

international als pädagogischer<br />

Auftrag von Schulen verstanden<br />

wird, hat die deutsche Bildungspolitik<br />

maßgeblich für Unwissenheit<br />

gesorgt und sich selbst<br />

unwissend gestellt.<br />

Nach fast 20 Jahren soll dem<br />

Menschenrecht auf Inklusion ab<br />

dem kommenden Schuljahr jetzt<br />

auch in Niedersachsen zur<br />

Geltung verholfen werden.<br />

Wer jetzt aber meint, dass die<br />

Jahre für die Vorbereitung der<br />

gemeinsamen Beschulung aller<br />

Kinder genutzt wurden, der irrt.<br />

In zehn Monaten soll ab den<br />

Klassen 1 in der Grundschule<br />

und ab Klasse 5 in den<br />

weiterführenden Schulen inklusiv<br />

gearbeitet werden. Weder<br />

Lehrer, Schulleitungen oder<br />

Eltern wissen aber bis heute, wie<br />

die Förderung von Schülern mit<br />

besonderen Bedürfnissen an den<br />

allgemeinbildenden Schulen in<br />

der Praxis umgesetzt werden soll.<br />

Während der GEW-Veranstaltung<br />

wurde deshalb der Verdacht<br />

geäußert, dass die in Niedersachsen<br />

regierende Koalition aus<br />

CDU und FDP, Parteien, die seit<br />

Jahrzehnten gegen gemeinsame<br />

Beschulung kämpfen, die Inklusion<br />

durch mangelnde oder<br />

schlechte Vorbereitung bewusst<br />

auflaufen lässt. Die sehr angeregte<br />

Diskussion im Anschluss an<br />

das Referat zeigte, dass Inklusion<br />

auf der einen Seite zu einem<br />

Frustobjekt zu verkommen<br />

droht. Die anwesenden Pädagogen<br />

machten aber auch deutlich,<br />

für wie wichtig und richtig sie<br />

das Ziel der Inklusion halten.<br />

Dass es auch anders geht,<br />

zeigte der während der GEW-<br />

Veranstaltung präsentierte Film<br />

„BERG FIDEL – EINE SCHU-<br />

LE FÜR ALLE“ von Hella<br />

Wenders, der soeben in den<br />

Kinos angelaufen ist. Der Film<br />

beschreibt einfühlsam das Schulleben<br />

von Kindern einer Klasse<br />

der Schule im Münsteraner<br />

Stadtteil Berg Fidel, einer<br />

Schule, die schon lange alle<br />

Kinder ohne Ansehen einer<br />

Behinderung aufnimmt.<br />

Das Thema Inklusion sollte<br />

bis zu ihrer Einführung im<br />

nächsten Jahr und darüber<br />

hinaus auf der Tagesordnung<br />

bleiben, nicht nur bis zur<br />

Landtagswahl im Januar. Menschenrechte<br />

sollten wir nicht nur<br />

im Ausland einfordern, sondern<br />

auch vor der Haustür. Im<br />

Bericht des Deutschen Instituts<br />

für Menschenrechte vom 31.<br />

März 2011 wird gefordert, das<br />

Recht auf Bildung als Menschenrecht<br />

zu verwirklichen, besonders<br />

das gemeinsame Lernen von<br />

nicht behinderten und behinderten<br />

Kindern und Jugendlichen.<br />

© Bilder: Jeelka Richter


7 <strong>LEUCHTTURM</strong><br />

Auf dem Weg zu einem inklusiven Schulsystem:<br />

Barrieren, Widerstände und<br />

bildungspolitische Perspektiven<br />

Ich werde zunächst den<br />

schulischen Inklusionsbegriff<br />

kurz klären, danach die Widerstände<br />

und Barrieren auf dem<br />

Weg zu einem inklusiven<br />

Schulsystem darstellen und<br />

abschließend mutmachende Perspektiven<br />

ansprechen.<br />

I. Zur Klärung des<br />

Inklusionsbegriffs<br />

Wenn die UN-BRK die<br />

Entwicklung eines inklusiven<br />

Schulsystems fordert, dann greift<br />

sie zurück auf die Erklärung von<br />

Salamanca, die auf der Weltkonferenz<br />

der UNESCO 1994 in<br />

Spanien zusammen mit dem<br />

„Aktionsrahmen zur Pädagogik<br />

für besondere Bedürfnisse“ verabschiedet<br />

wurde. Dort wurden<br />

die Leitgedanken für ein<br />

inklusives Schulsystem wie folgt<br />

zusammengefasst:<br />

Alle Kinder haben das Recht<br />

auf Bildung. Alle Schulen<br />

nehmen alle Kinder in ihrem<br />

Umfeld auf, auch Kinder mit<br />

besonderen Bedürfnissen. Alle<br />

Schulen passen sich der Vielfalt<br />

der Kinder an und entwickeln<br />

eine kindzentrierte Pädagogik.<br />

Die gemeinsame Lern- und<br />

Beziehungskultur ist die Basis<br />

für die Potentialentfaltung aller<br />

Kinder.<br />

Nach Salamanca hat die<br />

UNESCO auf vielfältige Weise<br />

das Konzept der inklusiven<br />

Bildung international verbreitet.<br />

In ihrer Broschüre von 2009<br />

liest man u. a.: „Um inklusive<br />

Bildung zu ermöglichen, müssen<br />

Bildungssysteme alle Kinder<br />

erreichen und nach ihren<br />

individuellen Möglichkeiten optimal<br />

fördern. Die Systeme<br />

müssen dabei von der frühkindlichen<br />

Bildung an so gestaltet<br />

werden, dass sie sich den<br />

verschiedenen Bedürfnissen flexibel<br />

anpassen können. Allen<br />

Kindern soll ermöglicht werden,<br />

in einem gemeinsamen Unterricht<br />

voll am schulischen Leben<br />

teilzuhaben. Erst wenn Bildungssysteme<br />

dies für alle<br />

Kinder leisten, können wir von<br />

umfassender Bildungsgerechtigkeit<br />

sprechen.“ (Inklusion: Leitlinien<br />

für die Bildungspolitik,<br />

Deutsche UNESCO - Kommission<br />

2009)<br />

II. Barrieren und<br />

Widerstände auf dem<br />

Weg zur Inklusion<br />

1. These:<br />

Nicht die Existenz des<br />

gegliederten Schulsystems<br />

ist die eigentliche Barriere<br />

für ein inklusives Schulsystem,<br />

sondern der fehlende<br />

politische Wille, das bestehende<br />

System als Barriere<br />

zu identifizieren, die Gesellschaft<br />

darüber aufzuklären<br />

und das Hindernis<br />

politisch aus dem Weg zu<br />

räumen.<br />

Wo ein Wille ist, da ist ein<br />

Weg. Der Allgemeinplatz stimmt<br />

auch bezogen auf die Politik<br />

politisch. Jedes System lässt sich<br />

ändern, wenn der politische<br />

Wille dafür da ist. Man denke<br />

nur an die Wiedervereinigung<br />

oder die Energiewende.<br />

Was müsste die Bildungspolitik<br />

denn tun, um bewusstseinsbildend<br />

und verändernd im<br />

Sinne der Inklusion zu wirken?<br />

Sie müsste klar machen, dass<br />

inklusive Bildung ein unteilbares<br />

Menschenrecht ist. Davon ist<br />

jedoch nicht die Rede. Stattdessen<br />

verengt sie den Inklusionsanspruch<br />

auf Kinder mit<br />

Behinderungen. Und stellt selbst<br />

für diese Gruppe fest, dass es<br />

immer Ausnahmen geben wird,<br />

für die Inklusion nicht in Frage<br />

kommt und verwirklicht werden<br />

kann. Folglich werde es immer<br />

auch Förderschulen geben müssen.<br />

Die Politik müsste sich zu<br />

ihrer menschenrechtlichen Verpflichtung<br />

bekennen, die äußeren<br />

Schulstrukturen, die innere<br />

Lernorganisation und die Pädagogik<br />

an dem Recht aller<br />

Kinder auf gemeinsames Lernen<br />

auf der Basis von Diskriminierungsfreiheit<br />

und Chancengleichheit<br />

auszurichten und<br />

grundlegend zu verändern: von<br />

der Selektion zur Inklusion, von<br />

der Defizitorientierung zur<br />

Potentialentfaltung! Stattdessen<br />

arbeitet die Politik an der<br />

Reparatur bzw. an der Modernisierung<br />

des alten gegliederten<br />

selektiven Systems und statt die<br />

Selektionsmechanismen abzubauen,<br />

verfeinert sie diese. Dazu<br />

passt, dass sie in der Regel nur<br />

von inklusiven Schulen und<br />

inklusiven Angeboten spricht<br />

und den Begriff „inklusives<br />

Schulsystem“ vermeidet (s. Niedersachsen).<br />

Die Bildungspolitik müsste<br />

deutlich machen, dass Inklusion<br />

ein Menschenrecht für alle<br />

Kinder ist, auch für die Gruppe<br />

der heutigen Gymnasiasten.<br />

Auch sie haben ein Recht darauf,<br />

mit Kindern aus allen sozialen<br />

Milieus zu lernen und die<br />

Gemeinschaft der Kinder mit<br />

Behinderungen zu erfahren. Nur<br />

so können sie als Menschen in<br />

zukünftigen Führungspositionen<br />

den nötigen demokratischen<br />

Gemeinsinn entwickeln und<br />

Verständnis und Empathie für<br />

Menschen in schwierigen Lebenslagen<br />

aufbringen. Wenn<br />

überhaupt bildungspolitisch<br />

von einem erweiterten Inklusionsbegriff<br />

gesprochen wird,<br />

dann werden nur Migranten und<br />

benachteiligte Randgruppen einbezogen.<br />

Es erscheint ganz<br />

normal, dass Inklusion mit dem<br />

Gymnasium und den dort<br />

Lernenden nichts zu tun hat.<br />

Was müsste die Politik tun?<br />

Dr. Brigitte<br />

Schumann<br />

Vortrag gehalten<br />

auf dem Tag der<br />

Inklusion in<br />

Wittmund


<strong>LEUCHTTURM</strong><br />

Sie müsste die Öffentlichkeit für<br />

den Unterschied zwischen Integration<br />

und Inklusion sensibilisieren.<br />

Stattdessen verwischt sie<br />

den Unterschied und nennt alles<br />

Inklusion, was eigentlich nur<br />

Integration ist. Die Bayern sind<br />

darin besonders erfinderisch.<br />

Außenklassen an Regelschulen<br />

gehören dort auch zu den<br />

inklusiven Maßnahmen. Auch<br />

die Steigerung des Anteils von<br />

Kindern mit Behinderungen im<br />

8<br />

Bremen damit ihr Sonderschulsystem<br />

erhalten.<br />

Für tiefgreifende schulstrukturelle<br />

Veränderungen sieht die<br />

KMK keine Notwendigkeit,<br />

denn, so die Argumentation, die<br />

UN-Konvention enthalte ja<br />

keine Aussagen zu den Schulstrukturen.<br />

Alles kann also so<br />

bleiben wie bisher. Lediglich die<br />

„Inklusionsquote“ muss gesteigert<br />

werden, damit wir international<br />

nicht so auffällig sind.<br />

selektiven Regelschulsystem ist<br />

für sich alleine noch keine<br />

Inklusion. Deshalb ist es<br />

irritierend, wenn heute schon<br />

von Inklusionsquoten gesprochen<br />

wird, obwohl die Unterrichts-<br />

und Schulentwicklung<br />

noch in der Selektion verhaftet<br />

ist.<br />

Die Bildungspolitik müsste<br />

die Erkenntnis verbreiten, dass<br />

Bildungsgerechtigkeit nur in<br />

einem inklusiven Schulsystem<br />

erreicht werden kann und dass<br />

der Wohlstand unseres Landes<br />

davon abhängt, dass Migrantenkinder<br />

von heute, die derzeit 40<br />

% in unseren Städten ausmachen,<br />

im Jahr 2025 nicht mehr<br />

abgekoppelt sind vom Bildungsaufstieg,<br />

sondern zu den Eliten<br />

des Landes gehören. Stattdessen<br />

ist es zu einer schlechten<br />

Gewohnheit geworden, in nationalen<br />

und internationalen Bildungsberichten<br />

vorgelegt zu<br />

bekommen, dass Migrantionshintergrund<br />

in Verbindung mit<br />

einem geringen Bildungsstatus<br />

der Eltern ein Risikofaktor in<br />

Deutschland ist.<br />

Sehen wir uns die Politik der<br />

KMK an, die ja für die<br />

Bundesländer richtungsweisend<br />

ist:<br />

Sie hat von Anfang an<br />

getrickst. Sie hat für die falsche<br />

Übersetzung von „inclusion“<br />

gesorgt. Die Verfälschung von<br />

„inclusion“ durch die Übersetzung<br />

mit „Integration“ wurde<br />

aber schnell von engagierten<br />

zivilgesellschaftlichen Gruppen<br />

aufgedeckt. Seitdem deklariert<br />

die Bildungspolitik ihre Maßnahmen<br />

zwar als „Inklusion“,<br />

aber ohne den Inhalt zu liefern.<br />

Zu erinnern ist in diesem<br />

Zusammenhang an die Frechheit,<br />

mit der der Freistaat<br />

Sachsen behauptete, schon ein<br />

inklusives Schulsystem zu haben.<br />

Begründung: In Sachsen<br />

habe jedes Kind das Recht, eine<br />

öffentliche Schule zu besuchen.<br />

Der Individualanspruch des<br />

einzelnen Kindes mit Behinderung,<br />

nicht vom allgemeinen<br />

Bildungssystem ausgeschlossen<br />

zu werden, ist bereits geltendes<br />

deutsches Recht mit der Anerkennung<br />

der UN-Behindertenrechtskonvention<br />

durch Bundestag<br />

und Bundesrat. Die KMK<br />

und die Bundesländer erkennen<br />

dieses Recht jedoch nicht an. Die<br />

KMK hat sich stattdessen auf<br />

diverse rechtliche Vorbehalte<br />

verständigt, die als Barriere den<br />

freien Zugang von Kindern und<br />

Jugendlichen mit Behinderungen<br />

zu allgemeinen Schulen<br />

verhindern bzw. behindern.<br />

Das Recht des Kindes auf<br />

inklusive Bildung als Wahlrecht<br />

der Eltern auszulegen, wie das<br />

die KMK macht, verstößt gegen<br />

die Konvention und das<br />

Menschenrecht auf inklusive<br />

Bildung. Ein Elternwahlrecht ist<br />

höchstens für eine Übergangszeit<br />

akzeptabel, sofern damit<br />

nicht der Ausbau von Inklusion<br />

untergraben wird. Festzuhalten<br />

ist aber, dass alle Länder bis auf<br />

Wie verhalten sich rotgrün<br />

bzw. grün-rot<br />

regierte Länder?<br />

Die Hoffnunsgträger NRW<br />

und BaWü als Flächenländer<br />

machen auf Ermöglichungspolitik<br />

und wollen mit der<br />

Steuerung und damit mit der<br />

Verantwortung für strukturelle<br />

Veränderungen nichts zu tun<br />

haben. Durch die Stellenkürzungspolitik<br />

hat sich BaWü<br />

sogar von den Reformen, die<br />

versprochen wurden, verabschiedet.<br />

Mit der Ermöglichungspolitik<br />

verfehlen NRW und BaWü aber<br />

nicht nur das Ziel. Sie haben<br />

nicht einmal eins, auf das sie<br />

perspektivisch zusteuern. Gefördert<br />

werden stattdessen Beliebigkeit<br />

und eine unsinnige und<br />

teure Ausweitung der problematischen<br />

Vielgliedrigkeit.<br />

2. These:<br />

Unter dem Vorzeichen des<br />

neoliberalen Zeitgeistes in<br />

Politik und Gesellschaft ist<br />

die gesellschaftliche Spaltung<br />

vorangetrieben worden.<br />

Sie ist ein Feind der<br />

Inklusion und wirkt als<br />

Barriere in den Köpfen.<br />

Prof. Heitmeyer, Leiter für<br />

interdisziplinäre Konflikt- und<br />

Gewaltforschung an der Univer-


9 <strong>LEUCHTTURM</strong><br />

sität Bielefeld, hat zehn Jahre<br />

lang von 2000 bis 2010 im<br />

Rahmen einer Langzeitstudie<br />

Erscheinungsweisen, Ursachen<br />

und Entwicklungen von „gruppenbezogener<br />

Menschenfeindlichkeit“<br />

in Deutschland erforscht.<br />

Die Ergebnisse hat er<br />

jährlich veröffentlicht unter dem<br />

Titel „Deutsche Zustände“.<br />

Es gehört zu den deutschen<br />

Zuständen, dass unter den<br />

krisenhaften Bedingungen wachsender<br />

sozialer Ungleichheit<br />

und der Ökonomisierung des<br />

Sozialen Menschen der unteren<br />

sozialen Schichten, die selbst<br />

bedroht sind von sozialem<br />

Ausschluss, anfällig sind für<br />

rechtsextremes Gedankengut.<br />

In seinen letzten Veröffentlichungen<br />

stellt Heitmeyer jedoch<br />

heraus, dass inzwischen auch<br />

Angehörige der oberen Schichten<br />

zu einem gesellschaftlichen<br />

Problem geworden sind. Sie<br />

vertreten zunehmend rechtspopulistische<br />

Einstellungen. Sie<br />

zeigen eine geringe Bereitschaft<br />

zur Unterstützung schwacher<br />

Gruppen. Sie verteidigen ihre<br />

Privilegien sogar mit der<br />

Stigmatisierung schwacher<br />

Gruppen. Namhafte Vertreter aus<br />

Politik, Wirtschaft, Medien,<br />

Kultur und Wissenschaft scheuen<br />

nicht mehr davor zurück, im<br />

Jargon der Verachtung sich über<br />

Hartz IV- Empfänger, Langzeitarbeitslose<br />

und Migranten öffentlich<br />

auszulassen und soziale<br />

Ungleichheit offensiv zu rechtfertigen.<br />

Soweit seine Befunde.<br />

Sarrazins Thesen gegen Migranten<br />

und die mediale<br />

Aufmerksamkeit, die man ihm<br />

dafür gewidmet hat, sind ein<br />

handfestes Beispiel dafür. Ein<br />

anderes Beispiel kommt aus der<br />

Wissenschaftsecke. Ein bekannter<br />

Bildungsforscher bekennt in<br />

einem Interview mit der Süddeutschen<br />

Zeitung vom 24. 6.<br />

2009 in aller Offenheit: „Seien<br />

Sie doch ehrlich, Sie und ich<br />

würden auch alles dafür tun, dass<br />

unsere Kinder auf ein Gymnasium<br />

gehen und nicht mit den<br />

Schmuddelkindern spielen. Und<br />

eine Partei, die das Ende des<br />

Gymnasiums fordert, würde<br />

nicht wiedergewählt werden.<br />

Deshalb wird es dazu nie<br />

kommen. So einfach ist das.“<br />

Eben dieser Forscher hat ganz<br />

aktuell im Auftrag der Bertelsmann<br />

Stiftung den „Chancenspiegel“<br />

erstellt und dabei<br />

festgestellt, dass in Deutschland<br />

Kinder aus den oberen Schichten<br />

gegenüber Kinder aus den<br />

unteren Schichten eine 4,5 mal<br />

höhere Chance haben, das<br />

Gymnasium zu besuchen. So<br />

einfach ist das!<br />

Das Heidelberger SINUS-<br />

Institut für Markt- und Sozialforschung<br />

hat im Auftrag der<br />

Bundeszentrale für politische<br />

Bildung und der Deutschen<br />

Kinder- und Jugendstiftung<br />

Lebenswelten von Jugendlichen<br />

zwischen 14 und 17 Jahren<br />

erforscht und die Ergebnisse<br />

unter dem vielsagenden Titel<br />

„Wie ticken Jugendliche“ soeben<br />

veröffentlicht. Es ist eine<br />

qualitative Grundlagenstudie,<br />

die Jugendliche aus allen Milieus<br />

authentisch zu Wort kommen<br />

lässt: in Einzelinterviews, mit<br />

eigenen schriftlichen Aufzeichnungen<br />

und mit Fotos von ihren<br />

Zimmern.<br />

Die Forschergruppe kann<br />

einerseits nachweisen, dass es<br />

nicht die Jugend gibt. Zu bunt<br />

und unterschiedlich sind die<br />

Jugendmilieus. Aber in einem<br />

gibt es quer durch fast alle<br />

Milieus eine Gemeinsamkeit:<br />

Jugendliche aus den oberen<br />

sozialen Schichten grenzen sich<br />

von sozial benachteiligten Jugendlichen<br />

aus dem prekären<br />

Milieu ab. Die Forscher können<br />

nachweisen, dass die wachsende<br />

soziale Ungleichheit zu sozialer<br />

Spaltung unter den Jugendlichen<br />

führt. Jugendliche aus den<br />

privilegierten, bildungsnahen<br />

Milieus werfen Menschen aus<br />

dem prekären Milieu Faulheit,<br />

Mangel an Leistungsbereitschaft<br />

und an Eigenverantwortung vor.<br />

„Ich würde die Hartz IV Leute,<br />

die zu Hause sitzen und keine<br />

Lust zum Arbeiten haben, dazu<br />

verdonnern, arbeiten zu müssen“,<br />

so lauten typische Aussagen<br />

in den Interviews. „Abgehängte<br />

Jugendliche“ aus dem<br />

prekären Milieu reagieren darauf<br />

mit Resignation und Pessimismus.<br />

Sie erleben vor allem<br />

Schule als Ort des Konflikts, des<br />

Misserfolgs und der Demütigung.<br />

Deckungsgleich zeigt sich<br />

sowohl bei Erwachsenen als auch<br />

bei Jugendlichen aus den oberen<br />

Einkommensschichten die tendenzielle<br />

Bereitschaft, anstelle<br />

des Solidarprinzips gnadenlos<br />

das Selbstverschuldungsprinzip<br />

gegen leistungsschwächere Gruppen<br />

anzuwenden. Beide Gruppen<br />

zeigen, um mit Heitmeyer<br />

zu sprechen, generationsübergreifend<br />

„gruppenbezogene<br />

Menschenfeindlichkeit“. Die gesellschaftliche<br />

Lektion ist bei den<br />

Jugendlichen angekommen. Sie<br />

haben die Abwertungsmuster<br />

ihrer sozialen Milieus und der<br />

„rabiaten Elite“ übernommen<br />

und vollziehen sie in ihren<br />

Einstellungen nach.<br />

Die Otto Brenner Stiftung hat<br />

in einem Projekt „soziale<br />

Ungleichheit und politische<br />

Partizipation in Deutschland“<br />

erforscht. Der Autor der Studie,<br />

Sebastian Bödeker, stellt fest:<br />

Bildung in Verbindung mit dem<br />

sozioökonomischen Status ist<br />

der entscheidende Faktor für<br />

politische Wirksamkeitsüberzeugung<br />

und Partizipation. Je<br />

prekärer die Lebenslage, desto<br />

weniger politische Beteiligung.<br />

Die Wahlbeteiligung zeigt das<br />

immer deutlicher. Bödeker verweist<br />

darauf, dass die Wahlergebnisse<br />

wegen ihrer sozialen<br />

Verzerrung als demokratische<br />

Legitimation für politisches<br />

Handeln fragwürdig werden.<br />

Die sozial selektiven Effekte<br />

bei Wahlen konnte sich z.B. die


<strong>LEUCHTTURM</strong><br />

elitäre Elterninitiative „Wir wollen<br />

lernen“ beim Hamburger<br />

Volksentscheid strategisch zunutze<br />

machen. Sie konnte u. a.<br />

wegen der geringen Wahlbeteiligung<br />

benachteiligter Bevölkerungsgruppen<br />

die Verlängerung<br />

der Grundschulzeit von vier auf<br />

sechs gemeinsame Jahre verhindern.<br />

Dieser kleine Schritt zu<br />

mehr Bildungsgerechtigkeit für<br />

Kinder der unteren sozialen<br />

Schichten scheiterte am Eigennutz<br />

von Angehörigen der<br />

oberen sozialen Schichten.<br />

Wann erkennt die Politik, dass<br />

sie nicht den lautstarken<br />

Lobbyisten nachlaufen darf,<br />

sondern gesellschaftlich handeln<br />

muss?<br />

3. These:<br />

Die alte Schule wirkt auch<br />

in den Köpfen von Lehrern<br />

als eine Barriere<br />

Unseren Lehrerinnen und<br />

Lehrern wird durch das starre<br />

gegliederte Schulsystem, das<br />

ausdifferenzierte Förderschulsystem<br />

und durch eine versäulte,<br />

schulformbezogene Lehrerausbildung<br />

beigebracht, dass leistungshomogene<br />

Lerngruppen<br />

die beste Voraussetzung sind für<br />

gute Leistungsergebnisse und für<br />

die optimale Förderung der<br />

unterschiedlich Begabten. Diese<br />

Vorstellung von einem leistungsund<br />

begabungsgerecht gegliederten<br />

Schulwesen hat eine lange<br />

Bildungstradition in Deutschland<br />

und hat sich bis heute<br />

verfestigt, wie wir alle wissen.<br />

Auch Lehrerinnen und Lehrer,<br />

die diese Vorstellung nicht<br />

teilen, weil sie einen dynamischen<br />

Begabungsbegriff haben,<br />

müssen sich an der Herstellung<br />

von Homogenität durch Selektion<br />

im Schulalltag beteiligen.<br />

Dies geschieht über Ziffernnoten,<br />

Klassenwiederholung, Abschulung,<br />

Förderschulzuweisung,<br />

über die ganz normale<br />

Aufteilung nach Klasse 4 und<br />

über die Aufteilung auf Niveaukurse<br />

in der Gesamtschule. Das<br />

System verpflichtet den Lehrer<br />

und die Lehrerin zur Selektion.<br />

Die Folgen sind schwerwiegend.<br />

Der Frontalunterricht, der<br />

sich am sog. „Mittelkopf “<br />

orientiert, hat sich mit der<br />

selektiven Schulstruktur als das<br />

dominante Unterrichtsmodell<br />

herausgebildet. Auch die Angst<br />

der Lehrerinnen und Lehrer vor<br />

Heterogenität folgt daraus oder<br />

umgekehrt: die Sehnsucht der<br />

Lehrerinnen und Lehrer nach<br />

Homogenität, wie Marianne<br />

Demmer zu sagen pflegt. Eine<br />

Professorin berichtete neulich in<br />

einer Veranstaltung, dass eine<br />

Lehramtsstudierende in ihrem<br />

Praktikumsbericht die Heterogenität<br />

als „schwarze Wolke“<br />

bezeichnet hat, die sie als<br />

zukünftige Lehrerin auf sich<br />

zukommen sieht.<br />

Auf die Haltung kommt es an!<br />

Das stimmt! Aber wie kann eine<br />

inklusive Haltung bei Lehrern<br />

und Lehrerinnen entstehen,<br />

wenn die Paradoxien nicht<br />

aufgelöst werden? Die „Haltungsschäden“<br />

unserer Lehrer/<br />

innen aufgrund der Anpassung<br />

an systemische Homogenitätszwänge<br />

sind so nicht zu<br />

korrigieren.<br />

4. These:<br />

Die Bildungspolitik produziert<br />

Misstrauen, Abwehrreaktionen<br />

und Widerstand<br />

in der Lehrerschaft gegen<br />

Inklusion<br />

Nicht nur die strukturelle<br />

Ausrichtung widerspricht der<br />

Inklusion, auch die optimierte<br />

Selektion durch G8, durch<br />

schulformbezogene Regelstandards,<br />

durch Lernstandserhebungen<br />

passt nicht.<br />

Ziel muss ein Drittes sein:<br />

eine „inklusive Pädagogik“, die<br />

mehr ist als Regelpädagogik plus<br />

Behindertenpädagogik. Auch<br />

dazu gibt es keine erkennnbaren<br />

Ansätze in der Reform der<br />

Lehrerausbildung.<br />

Die bisherigen Finanzierungsmodelle<br />

sind unzureichend,<br />

defizitorientiert und<br />

stigmatisierend. Lehrerinnen<br />

und Lehrer werden allein<br />

gelassen mit der Aufgabe der<br />

Inklusion im Schulalltag. Realisiert<br />

werden müssen die Modelle,<br />

die eine systembezogene<br />

auskömmliche Finanzierung ermöglichen.<br />

All diese Mängel bewirken,<br />

10<br />

dass die Skepsis und das<br />

Misstrauen bei Lehrerinnen<br />

gegen Inklusion wachsen. Abwehrreaktionen<br />

sind Folge dieser<br />

Politik, die immer noch faselt,<br />

dass man ganz behutsam bei der<br />

Umsetzung der Inklusion vorgehen<br />

müsse, um „alle mitzunehmen“.<br />

Und das gut drei Jahre<br />

nach dem Inkrafttreten der UN-<br />

Konvention in Deutschland, 6<br />

Jahre nach der Verabschiedung<br />

der UN-Konvention durch die<br />

Generalversammlung der Vereinten<br />

Nationen, 18 Jahre nach<br />

der Verabschiedung der Erklärung<br />

von Salamanca, die die<br />

Bundesregierung mitgezeichnet<br />

hat.<br />

Die Politik spricht gerne von<br />

Inklusion als einer Jahrhundertaufgabe.<br />

Damit will sie zu<br />

verstehen geben, dass wir uns zu<br />

gedulden haben. Dabei ist es z.B.<br />

möglich, wenn es denn politisch<br />

gewollt ist, die Grundschule in<br />

kürzester Zeit zu einer Schule für<br />

alle zu machen.<br />

5. These:<br />

Falsche Forderungen verstellen<br />

den Blick für das,<br />

was für eine inklusive<br />

Entwicklung notwendig ist.<br />

Die durchgängige, d.h. 100%<br />

ige Doppelbesetzung mit einem<br />

allgemeinen Pädagogen und<br />

einem Sonderpädagogen wird<br />

inzwischen von vielen Lehrerinnen<br />

und Lehrern, aber auch von<br />

Eltern als unabdingbare Voraussetzung<br />

für die Qualität und das<br />

Gelingen von Inklusion in der<br />

Schule gehalten und bildungspolitisch<br />

eingefordert.<br />

Mit dem Glauben an die<br />

Unabdingbarkeit durchgängiger<br />

Doppelbesetzung in allen Unterrichtsstunden<br />

als Indikator für<br />

die Qualität der Inklusion wird<br />

übersehen, dass die Optimierung<br />

der sonderpädagogischen Ressourcen<br />

noch keine Weichenstellung<br />

für Inklusion garantiert.<br />

Wenn die Ressourcen im Sinne<br />

der „Zwei-Gruppen-Theorie“ an<br />

Schulen so eingesetzt werden,<br />

dass der Sonderpädagoge strikt<br />

für die Kinder mit sonderpädagogischem<br />

Förderbedarf zuständig<br />

ist und der allgemeine<br />

Pädagoge wie gehabt für die


11 <strong>LEUCHTTURM</strong><br />

nichtbehinderten Kinder, dann<br />

haben wir lediglich die Förderschule<br />

in die allgemeine Schule<br />

geholt.<br />

Selbst in Ländern wie<br />

Norwegen, die uns in der<br />

inklusiven Entwicklung weit<br />

voraus sind und ein eingliedriges<br />

Schulsystem haben, sind in<br />

manchen Schulen Fehlentwicklungen<br />

festgestellt worden, die<br />

zur Bildung von Sonderklassen<br />

für Schülerinnen und Schüler<br />

mit sonderpädagogischem Förderbedarf<br />

geführt haben. In<br />

unserem selektiven Schulsystem<br />

mit der fehlenden Kompetenz<br />

der Lehrerinnen und Lehrer für<br />

heterogene Lerngruppen ist es<br />

naheliegend, getrennte Zuständigkeiten<br />

festzulegen und damit<br />

Fehlentwicklungen zu programmieren.<br />

Diese Aufteilung (ver-<br />

)führt zu einem intensiven<br />

Gebrauch äußerer Differenzierung<br />

oder zu Formen der<br />

Sonderung im gemeinsamen<br />

Klassenzimmer, die Prof. Feuser<br />

mit der Bezeichnung der<br />

„Schäferhundpädagogik“ belegt<br />

hat. Beides hat nichts mit<br />

Inklusion zu tun. Es wird das<br />

abgebildet, was wir in Integrationsklassen<br />

heute vielfach vorfinden.<br />

Inklusion ist eben keine<br />

Angelegenheit der Sonderpädagogik.<br />

Ohne Einstellungs- und Rollenänderungen<br />

der Lehrerinnen<br />

und Lehrer an allgemeinen<br />

Schulen kann kein Paradigmenwechsel<br />

pro Inklusion im<br />

Unterricht und im Schulleben<br />

gelingen. Der Kompetenzzuwachs<br />

für die Lehrerschaft, der<br />

Selbstvertrauen und Selbstwirksamkeitsüberzeugung<br />

gibt,<br />

kommt aus der Unterrichtsentwicklung<br />

und Schulentwicklung.<br />

Nicht mehr die Kinder sollen an<br />

den Unterricht angepasst werden,<br />

sondern der Unterricht soll sich<br />

den Kindern anpassen. Das geht<br />

nur, wenn die Rolle des Lehrers<br />

sich ändert. Die Veränderung<br />

führt von der lehrergesteuerten<br />

Wissensvermittlung zu der Begleitung<br />

von selbstgesteuerten,<br />

eigenverantwortlichen Lernprozessen<br />

der Schüler/innen durch<br />

die Lehrer/innen. Sie führt von<br />

der Orientierung einheitlicher<br />

Leistungsansprüche am sog.<br />

Mittelkopf zu der Individualisierung<br />

des Lernens mit unterschiedlichen<br />

Lernvorgaben und<br />

Lernzielen. Die Feststellung von<br />

individuellen Defiziten in der<br />

Lernentwicklung weicht der<br />

Feststellung von individueller<br />

Kompetenz- und Potentialentwicklung,<br />

kompetenzorientierte<br />

Lernaufgaben, angemessene<br />

Lernumgebungen und individuelle<br />

Förderung müssen dafür<br />

bereit gestellt werden.<br />

Der Kompetenzzuwachs<br />

durch inklusive Unterrichtsentwicklung<br />

bei Lehrerinnen und<br />

Lehrern kommt der individuellen<br />

Förderung aller Schülerinnen<br />

und Schüler zugute.<br />

Pädagogen, die kooperative und<br />

individualisierende Unterrichtsformen<br />

anwenden, haben im<br />

Unterricht Zeit für individuelle<br />

Rückmeldungen, für Lerngespräche<br />

und gezielte Lernhilfen für<br />

Schülerinnen und Schüler mit<br />

Lernschwierigkeiten. Diese personenorientierte<br />

Kommunikation<br />

zwischen Pädagogen und<br />

Lernenden sorgt auch für ein<br />

vertrauensvolles soziales Klima<br />

in einer Lerngruppe. Im<br />

herkömmlichen Unterricht gibt<br />

es dafür wenig Raum.<br />

Inklusive Unterrichtsentwicklung<br />

verlangt, dass nicht nur<br />

einzelne Lehrerinnen und Lehrer<br />

ihre Unterrichtstätigkeit<br />

anders organisieren. Das ganze<br />

Kollegium muss sich über den<br />

Weg zur inklusiven Schule<br />

verständigen und sich Zielmarken<br />

setzen. Inklusive Unterrichtsentwicklung<br />

ist insofern an<br />

eine inklusive Schulentwicklung<br />

gebunden. Dabei geht es um die<br />

Loslösung von traditionellen<br />

Unterrichtsvorgaben wie z. B.<br />

der Jahrgangsklasse, dem 45-<br />

Minuten-Unterrichtsraster und<br />

dem sklavischen Lernen entlang<br />

von Fächerdisziplinen. Diese<br />

Vorgaben be- und verhindern<br />

eigenverantwortliches Lernen in<br />

offenen Lernformen und fächerübergreifende<br />

Projekte. Verbindliche<br />

Formen und Strukturen für<br />

Kooperation und Teamarbeit<br />

müssen vereinbart und installiert<br />

werden. In gemeinsamer Reflexionsarbeit<br />

wird regelmäßig das<br />

Erreichte bewertet und gefragt,<br />

wie die Teilhabe aller Schülerinnen<br />

und Schüler am Unterricht<br />

und an der Schulgemeinschaft<br />

verbessert werden kann.<br />

Die systematische Implementierung<br />

einer inklusiven Unterrichts-<br />

und Schulentwicklung<br />

muss bildungspolitisch an einen<br />

„Fahrplan“ für die Transformation<br />

des bestehenden selektiven<br />

Schulsystems zu einem inklusiven<br />

Schulsystem gebunden werden.<br />

Diese Veränderungen müssen<br />

bildungspolitisch initiiert,<br />

durch Rahmenbedingungen abgesichert<br />

und ausreichend finanziert<br />

werden.<br />

Kürzungen von Lehrerstellen,<br />

wie in Baden-Württemberg vorgesehen,<br />

sind bei einer an<br />

internationalen Maßstäben gemessenen<br />

deutlichen Unterfinanzierung<br />

des Bildungsbereichs<br />

nicht nur das absolut<br />

falsche Signal an die Lehrerschaft.<br />

Damit können auch die<br />

für Inklusion notwendigen Rahmenbedingungen<br />

nicht geschaffen<br />

werden.<br />

III. Bildungspolitische<br />

Perspektiven<br />

Wo nehmen wir denn den<br />

Mut her, anzunehmen, dass wir<br />

auch in Deutschland eine<br />

inklusive Entwicklung in Gang<br />

bringen und uns endlich auf den<br />

Weg machen?<br />

Mutmacher sind die Eltern<br />

von Kindern mit Behinderungen.<br />

Sie haben in den 1980er<br />

Jahren die Integration vorangetrieben.<br />

Ohne sie hätte es keine<br />

Schulversuche zum zieldifferenten<br />

gemeinsamen Lernen in den<br />

westlichen Bundesländern gegeben.<br />

Die Kultusbürokratie und<br />

die Politik mussten dazu<br />

regelrecht gezwungen werden.<br />

Durch diese Versuche wissen wir<br />

auch in Deutschland empirisch<br />

gesichert, dass das gemeinsame<br />

Lernen gut ist für Kinder mit<br />

und ohne Behinderungen, dass<br />

Kinder mit Behinderungen in<br />

integrativen Settings sehr viel<br />

größere Lernfortschritte machen


<strong>LEUCHTTURM</strong><br />

als in der Separierung. Dass der<br />

gemeinsame Unterricht die Entwicklung<br />

sozialer Kompetenzen<br />

ungemein fördert.<br />

Die Elternbewegung (GL-GL)<br />

hat dabei eine bemerkenswerte<br />

Entwicklung durchgemacht. Forderte<br />

sie in den Anfängen nur<br />

das Recht der Eltern zwischen<br />

Sonderschule und dem Platz in<br />

einer allgemeinen Schule selbst<br />

wählen zu können, so geht es ihr<br />

jetzt um die Abschaffung der<br />

Sonderschulen und um die<br />

Transformation des gegliederten<br />

Systems zu einer Schule für alle.<br />

Früher war das Elternwahlrecht<br />

der Notnagel, um auf die völlige<br />

Rechtlosigkeit aufmerksam zu<br />

machen und auch die Zustimmung<br />

der anderen Eltern zu<br />

bekommen. Heute macht die<br />

Elternbewegung den menschenrechtlichen<br />

Diskurs stark.<br />

Beispiellos ist die Arbeit von<br />

„Mittendrin e.V.“, Elternini in<br />

Köln, die ein ganzes Netzwerk<br />

von Elterninis im Rheinland<br />

gegründet hat. Sie hat zwei<br />

Kongresse gestemmt und dazu<br />

fantastische Dokumentationen<br />

erstellt. „Mittendrin“ hat mitgewirkt<br />

bei der Erstellung des<br />

Kölner Inklusionsplans, der<br />

erste überhaupt in einer Kommune.<br />

Mutmacher sind die vielen<br />

einzelnen Schulen, Grundschulen<br />

und weiterführende Schulen,<br />

die Vorreiter sind für Inklusion,<br />

für inklusive Werte, Praktiken<br />

und Kulturen an ihren Schulen.<br />

Wir werden in dem Film heute<br />

abend eine Schule kennenlernen,<br />

die Gemeinschaftsgrundschule<br />

Berg Fidel in dem<br />

gleichnamigen Stadtteil von<br />

Münster.<br />

Eine Initiative unter dem<br />

Namen „Schule im Aufbruch“<br />

hat sich gegründet. Vielleicht<br />

macht sie Ihnen auch Mut?<br />

Am 23. August 2012 wurde<br />

diese Initiative auf der Bundespressekonferenz<br />

vorgestellt.<br />

Zahlreiche namhafte Persönlichkeiten<br />

aus den Bereichen<br />

Wissenschaft, Bildung, Forschung,<br />

Wirtschaft, Medien,<br />

Kultur unterstützen die Initiative.<br />

Die Initiative wird vertreten<br />

von dem Mit-Gründer der<br />

HUMBOLDT-VIADRINA<br />

School of Governance, Professor<br />

Stephan Breidenbach, der Direktorin<br />

der Evangelischen Schule<br />

Berlin Zentrum, Margret Rasfeld,<br />

und dem renommierten<br />

Hirnforscher Professor Gerald<br />

Hüther, Universität Göttingen.<br />

Aus dem Aufruf zitiere ich<br />

folgende Passage als Kostprobe:<br />

„Seit Beginn des 21. Jahrhunderts<br />

erleben wir dramatische<br />

Veränderungen unserer Lebensbedingungen.<br />

Die Welt wird<br />

immer vernetzter, komplexer<br />

und dynamischer. Gewohntes<br />

bricht weg, Neues entsteht.<br />

Große Herausforderungen prägen<br />

unser Zukunftsbild und<br />

keiner kann mehr voraussagen,<br />

wie die Welt von morgen<br />

aussieht. Die Zukunft unseres<br />

Landes und unserer Welt wird<br />

von den Kindern und Jugendlichen<br />

geprägt, die heute heranwachsen.<br />

In unseren Schulen<br />

sollten sich diese jungen<br />

Menschen deshalb zu verantwortungsvollen<br />

Mitgestaltern einer<br />

sich wandelnden Gesellschaft<br />

entwickeln können. Doch die<br />

Kluft zwischen den Anforderungen<br />

unserer Zeit und einem<br />

Bildungssystem, das noch auf<br />

den Paradigmen des industriellen<br />

Zeitalters beruht, wird immer<br />

größer.<br />

Gebraucht werden keine Einzelkämpfer,<br />

angepasste Pflichterfüller<br />

oder Auswendiglerner.<br />

Auch darf es nicht sein, dass<br />

Schüler ihre angeborene Begeisterung<br />

am Lernen, Entdecken<br />

und Entwickeln verlieren oder<br />

dass Kinder und Jugendliche mit<br />

Gleichgültigkeit, Widerstand<br />

oder gar Angst zur Schule gehen.<br />

Junge Menschen sollten mit<br />

Freude lernen, ihre vielfältigen<br />

Potenziale entdecken und entfalten<br />

können. Sie sollten in der<br />

Schule erfahren, dass jeder zählt<br />

und wie sie sich kreativ, mutig,<br />

selbstbewusst, gemeinsam und<br />

mit Zuversicht an der Gestaltung<br />

einer menschlichen Zukunft<br />

beteiligen können.<br />

Deshalb rufen wir auf zu einer<br />

neuen Lern- und Beziehungskultur<br />

an unseren Schulen! Weg<br />

12<br />

von der reinen Wissensvermittlung<br />

und dem Kampf um gute Noten, hin<br />

zu einer Kultur der Potenzialentfaltung;<br />

damit aus Lernfrust wieder<br />

Lernlust wird. Junge Menschen<br />

brauchen Dialogpartner, ermutigende<br />

Unterstützer, herausfordernde<br />

Begleiter. Vertrauensvolle Beziehungen<br />

und Wertschätzung sind<br />

zentrale Elemente einer Lernkultur,<br />

die Schüler einlädt und inspiriert,<br />

ihre besonderen Begabungen und<br />

Potenziale zu entfalten. Kinder<br />

wollen erleben, dass sie in ihrer<br />

Einzigartigkeit gebraucht werden<br />

und im Team etwas leisten können,<br />

was keiner alleine schaffen kann.<br />

Überall wo dies gelingt, entstehen<br />

Biotope des Lernens, in denen junge<br />

Menschen inspiriert und mit<br />

Begeisterung unsere Zukunft gestalten.<br />

(…)<br />

Wir rufen deshalb Eltern,<br />

Pädagogen und Schüler auf, sich mit<br />

allen, denen die Zukunft der<br />

nächsten Generation am Herzen<br />

liegt, gemeinsam auf den Weg zu<br />

machen und unsere Schulen<br />

umzugestalten. Überall im Land, in<br />

jeder Kommune und an jeder Schule<br />

laden wir ein, lokale Bündnisse und<br />

Initiativen zu bilden, die ihre Schule<br />

bei der Transformation in Orte der<br />

Potenzialentfaltung, des gemeinsamen<br />

Lernens, Entdeckens und<br />

Gestaltens begleiten und unterstützen.<br />

Es ist Zeit für den Aufbruch<br />

unserer Schulen in die Welt des 21.<br />

Jahrhunderts!“<br />

Die Begriffe Inklusion und<br />

inklusive Schule kommen in dem<br />

Aufruf nicht vor. Aber es ist<br />

unstrittig, dass eine solche Beziehungs-<br />

und Lernkultur, die die<br />

Potentiale aller Kinder entfalten<br />

will, eine inklusive Einstellung<br />

voraussetzt und das Prinzip der<br />

Selektion in Frage stellt. Es geht um<br />

einen Paradigmenwechsel von unten.<br />

Das Ziel ist, Potenzialentfaltung<br />

als Grundprinzip in unserem<br />

Bildungssystem zu verankern. Beginnen<br />

will man mit 100 Schulen<br />

bundesweit.<br />

Ich wünsche mir, dass von dem<br />

heutigen Inklusionstag der GEW in<br />

Wittmund mutmachende Anregungen<br />

für eine inklusive regionale<br />

Schulentwicklung ausgehen.<br />

Dr. Brigitte Schumann<br />

ifenici@aol.com


Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft<br />

Kreisverbände Aurich, Emden, Jever, Norden, Wilhelmshaven und Wittmund<br />

<strong>LEUCHTTURM</strong><br />

Zeitschrift der Bildungsgewerkschaft in Ost-Friesland<br />

Nr. 114<br />

Dezember 2012<br />

34. Jhrg.<br />

Extra zur Landtagswahl am 20. Januar 2013<br />

6 Fragen an die<br />

Direktkandidaten von<br />

6 Parteien<br />

Bildungspolitik ist eine der wenigen Kernkompetenzen<br />

der Bundesländer. Diese spielt in<br />

den Landtagswahlkämpfen immer eine große<br />

Rolle. Auch die Erwartung der Wähler ist entsprechend:<br />

Nach einer NDR-Wahl-Umfrage<br />

steht der Bereich „Bildung/Schule/Ausbildung“<br />

als „wichtigstes politisches Problem“ an erster<br />

Stelle.<br />

Ralf Dittmer hat deshalb für die Leuchtturm-<br />

Redaktion im Oktober 6 Fragen zur Bildungspolitik<br />

formuliert. Diese hat Jürgen Kramm an<br />

die Direktkandidaten von SPD, CDU, FDP,<br />

GRÜNE, LINKE und die PIRATEN-Partei per<br />

eMail verschickt – in allen Wahlkreisen (WK)<br />

unseres Verbreitungsgebietes von Emden bis<br />

Wilhelmhaven/Varel.<br />

Das sind:<br />

• WK 69 Wilhelmshaven<br />

• WK 70 Friesland<br />

• WK 85 Emden/Norden<br />

• WK 86 Aurich<br />

• WK 87 Wittmund/Inseln<br />

Folgende Vorgaben haben wir gemacht:<br />

• Absprache zwischen den Kandidaten und<br />

Kandidatinnen<br />

• eine Antwort pro Partei<br />

• 1450 Zeichen pro Frage<br />

• Zeit bis zum 4. November<br />

Auf die insgesamt 29 E-Mails haben dann für<br />

die einzelnen Parteien die folgenden Direktkandidaten<br />

uns die Antworten geschickt:<br />

• CDU: Dirk Gronewold, WK 87<br />

• SPD: Wiard Siebels, WK 86 und<br />

Holger Heymann, WK 87<br />

• GRÜNE: Johann Smid, WK 85<br />

• FDP: Lutz Bauermeister, WK 69<br />

• LINKE: Heiko Moll, WK 86<br />

• PIRATEN: Dr. Michael Berndt, WK 85<br />

Die Fragen und Antworten sind nun auf den folgenden<br />

Seiten ungekürzt nachzulesen.<br />

Auf der Rückseite unseres „Wahl-Spezial“ haben<br />

wir die Wahlprüfsteine des DGB abgedruckt.


<strong>LEUCHTTURM</strong><br />

Wahl-extra<br />

II<br />

1.Die Lehr- und Lernbedingungen an den niedersächsischen Schulen haben sich in den letzten<br />

Jahren stark verschlechtert: Zu hohe Klassenfrequenzen vor allem in den Sekundarbereichen<br />

I und II, unzureichende Versorgung im Ganztagsbereich, Streichung von Verlagerungsstunden<br />

bei Beratungslehrkräften, immer größere Arbeitsverdichtung bei Schulleitungen und<br />

Lehrkräften.... die Liste ließe sich beliebig fortsetzen.<br />

Werden Ihre Partei und insbesondere Sie sich dafür einsetzen, dass die sog. Demografische<br />

Rendite zu 100 % für die Verbesserung der Arbeitsbedingungen von Lehrenden und Lernenden<br />

verwendet wird und entsprechend alle Stellen im System bleiben und wieder besetzt<br />

werden? Was sind Ihre konkreten Vorstellungen?<br />

CDU<br />

Bildung ist der Schlüssel für die<br />

Zukunft unseres Landes. Bildung<br />

sichert Chancen für alle.<br />

Ein chancengerechtes und leistungsfähiges<br />

Bildungssystem ist<br />

die Grundlage, um Wohlstand<br />

zu sichern. Die soziale Herkunft<br />

junger Menschen darf nicht über<br />

ihre Zukunft entscheiden. Bildung<br />

muss Aufstieg und<br />

Zukunftsperspektiven ermöglichen.<br />

Unabhängig von der<br />

Begabung wollen wir jedem<br />

Kind und Jugendlichen beste<br />

Bildungschancen sichern und<br />

diese ausbauen.<br />

Außerdem haben wir bereits<br />

2011 zunächst an den Gymnasien<br />

und den Realschulen sowie in<br />

den Gymnasial- und Realschulzweigen<br />

der Kooperativen Gesamtschulen<br />

beginnend mit den<br />

5. Klassen die maximale Klassengröße<br />

von 32 auf 30 gesenkt.<br />

Beginnend mit dem Schuljahr<br />

2012/2013 wurden die 10.<br />

Klassen der Gymnasien und der<br />

Gymnasialzweige der Kooperativen<br />

Gesamtschulen sowie die 1.<br />

und 3. Klassen der Grundschulen<br />

erneut verkleinert. Die<br />

Klassenobergrenzen liegen dort<br />

jetzt bei 26 Schülern. Zugleich<br />

wurde die Zahl der Ganztagsschulen<br />

von 153 in 2003 auf<br />

über 1.500 in 2012 fast<br />

verzehnfacht. Die meisten arbeiten<br />

als offene Ganztagsschulen<br />

mit freiwilligem Nachmittagsangebot.<br />

Die geringeren Klassengrößen<br />

insbesondere an den<br />

Grundschulen sind gut für die<br />

Unterrichtsqualität. Bei den 2.<br />

und 4. Grundschulklassen sind<br />

ab dem Schuljahr 2012/2013 die<br />

Klassenobergrenzen auf 26 reduziert.<br />

Lehrer können sich so<br />

intensiver um jeden einzelnen<br />

Schüler kümmern. Unser<br />

Ziel ist es, die Größe<br />

aller Klassen aller Schulformen<br />

in Niedersachsen<br />

auf höchstens 26 bis 28<br />

Schüler zu begrenzen.<br />

Gute Schule gelingt<br />

unabhängig von Strukturen.<br />

Entscheidend für<br />

den Bildungserfolg ist<br />

zunächst die elterliche<br />

Erziehung. Ein gut ausgebautes<br />

Unterstützungssystem<br />

und eine gute<br />

Aus- und Fortbildung<br />

unserer Lehrkräfte tragen<br />

ebenso zum Gelingen<br />

bei. Um unsere inzwischen<br />

eigenverantwortlichen<br />

Schulen in ihrer<br />

Qualitätsentwicklung zu<br />

unterstützen, haben wir<br />

die Landesschulbehörde<br />

zu einem Dienstleister<br />

für Schulen weiter ausgebaut,<br />

das Niedersächsische<br />

Institut für Qualitätsentwicklung<br />

von<br />

Schulen (NLQ) einschließlich<br />

der Fortbildungsakademie<br />

für<br />

Schulleiter neu eingerichtet.<br />

Die Schulinspektion<br />

wurde ebenso neu<br />

ausgerichtet, der Blick<br />

insbesondere auf den<br />

Unterricht geschärft.<br />

Auch zukünftig werden<br />

sich Schulen regelmäßig<br />

einer Qualitätsüberprüfung<br />

stellen. Die Lehrerfortbildung<br />

haben wir<br />

gemeinsam mit den<br />

Hochschulen und Erwachsenenbildungseinrichtungen<br />

in insgesamt<br />

neun Kompetenzzentren<br />

zukunftsfähig völlig neu<br />

aufgestellt. Zur Unterstützung<br />

unserer Lehrkräfte<br />

an allen Hauptschulen<br />

und Oberschulen<br />

sind diese mit Sozialpädagogen<br />

ausgestattet. Zur<br />

noch besseren Beratung<br />

und Unterstützung unserer<br />

Schulen wird die Zahl<br />

der Schulpsychologen<br />

kontinuierlich auf etwa<br />

80 angehoben. Hinzu<br />

kommen rund 1.500<br />

Beratungslehrer an unseren<br />

Schulen. Das so<br />

gestärkte Unterstützungssystem<br />

dient einer qualitätsorientierten<br />

Fortentwicklung<br />

unserer Schulen.<br />

Trotz des Schülerrückgangs<br />

setzen wir auf die<br />

Schulen vor Ort. „Kurze<br />

Wege für kurze Beine“ ist<br />

und bleibt unser Ziel.<br />

Auch kleine Grundschulen<br />

können mit einem<br />

guten pädagogischen<br />

Konzept und engagierten<br />

Lehrern, Betreuungskräften<br />

und Eltern gute Arbeit<br />

leisten. Das freiwillige<br />

Ganztagsangebot der<br />

Zukunft wird die teilgebundene<br />

Ganztagsgrundschule<br />

sein. Sie kann an<br />

zwei Tagen für die Kinder<br />

verpflichtend sein und an<br />

ein oder zwei weiteren<br />

Tagen freiwillig. Durch<br />

die Verpflichtung kann<br />

der Unterricht entlastender<br />

organisiert und damit<br />

besser auf die Bedürfnisse<br />

der Kinder ausgerichtet<br />

werden. Mittelfristig sollen<br />

alle 1760 Grundschulen<br />

zunächst offene<br />

Ganztagsgrundschulen<br />

werden. Im zweiten<br />

Schritt können alle<br />

Grundschulen in Niedersachsen<br />

teilgebundene<br />

Ganztagsschulen werden.<br />

SPD<br />

Wer Zukunft gestalten will,<br />

muss in Bildung investieren.<br />

Dies hat die CDU/FDP-<br />

Landesregierung nicht geschafft<br />

und ist deshalb gescheitert:<br />

Niedersachen liegt bei allen<br />

wichtigen Merkmalen unter<br />

dem Bundesdurchschnitt. Was<br />

wir dringend brauchen, sind<br />

Investitionen in unser Bildungssystem<br />

– als Schlüssel für<br />

ein starkes Niedersachsen.<br />

Wir möchten daher ganz<br />

konkret anpacken:<br />

1. für eine bedarfsgerechte<br />

verlässliche und qualitätsvolle<br />

frühkindliche Erziehung und<br />

Bildung in Kindertagesstätten<br />

eintreten,<br />

2. die schrittweise Umwandlung<br />

aller allgemeinbildenden<br />

Schulen in Ganztagsschulen<br />

vorantreiben,<br />

3. für alle Bildungseinrichtungen<br />

die Inklusion voranbringen<br />

und dazu die notwendigen<br />

Voraussetzungen schaffen,<br />

4. Kinder und Jugendliche mit<br />

Migrationshintergrund und<br />

aus sozial benachteiligten Familien<br />

fördern, um ihre<br />

Chancen zu verbessern,<br />

5. die Errichtung von Gesamtschulen<br />

am Elternwillen ausrichten,<br />

die berufliche Bildung<br />

fördern, um den skandalös<br />

hohen Anteil von scheiternden<br />

Jugendlichen zu senken,<br />

6. Initiativen ergreifen, um<br />

Fehlanreize wie das Betreuungsgeld<br />

zu verhindern,<br />

7. eine moderne Lehrerausbildung<br />

und neue pädagogische<br />

Kooperationsmodelle gewährleisten,<br />

8. die Hochschulen öffnen und<br />

eine solide Finanzierung von<br />

Lehre und Forschung sichern.


III<br />

SPD<br />

Nun zu den konkreten<br />

Fragen: Wir<br />

werden bei sinkenden<br />

Schülerzahlen<br />

keine Gelder aus<br />

dem Bildungsbereich<br />

abziehen,<br />

sondern diese für<br />

eine kontinuierliche<br />

Qualitätsverbesserung<br />

unserer Bildungseinrichtungen<br />

nutzen. Auf<br />

der Bundesebene<br />

werden wir uns<br />

dafür einsetzen,<br />

dass über Steuereinnahmen<br />

die Spielräume<br />

im Landeshaushalt<br />

größer<br />

werden – und wir<br />

sagen fest zu, dass<br />

wir einen Teil dieser<br />

Mittel in die<br />

Bildung investieren<br />

werden. Auch die<br />

Aufhebung des Kooperationsverbotes<br />

gehört zu den Zielen,<br />

die wir auf<br />

Bundesebene verfolgen<br />

werden.<br />

Trotzdem wird es<br />

nicht möglich sein,<br />

alle Mittel für die<br />

notwendigen Bildungsreformen<br />

sofort<br />

zu generieren<br />

und so alle von uns<br />

angestrebten Reformen<br />

umzusetzen.<br />

Deshalb werden wir<br />

mit allen beteiligen<br />

Akteuren des Bildungsbereiches<br />

in<br />

einen offenen Dialog<br />

eintreten und<br />

einen Stufenplan<br />

für bessere Bildung<br />

erarbeiten. Bei widerstreitenden<br />

Interessenlagen<br />

der<br />

Beteiligten steht die<br />

Politik in der Verantwortung<br />

zu entscheiden,<br />

welche<br />

Maßnahmen zuerst<br />

umgesetzt werden.<br />

Das niedersächsische<br />

Schulsystem ist im<br />

nationalen und im<br />

internationalen Vergleich<br />

deutlich unterfinanziert.<br />

Wir wollen<br />

die in den kommenden<br />

Jahren weiter<br />

zurückgehenden SchülerInnenzahlen<br />

nutzen,<br />

um die Personalausstattung<br />

der Schulen<br />

zu verbessern, um<br />

eine individuelle Förderung<br />

der SchülerInnen<br />

zu ermöglichen<br />

und die Inklusion zu<br />

verwirklichen. Dazu<br />

sollen auch bei zurückgehenden<br />

SchülerInnenzahlen<br />

die derzeitigen<br />

Finanzmittel im<br />

Schulbereich verbleiben.<br />

Zusätzlich wollen<br />

wir für eine Qualifizierungsoffensive<br />

für die<br />

Lehrkräfte und vor<br />

allem für den Ausbau<br />

der Schulen zu verbindlichen<br />

Ganztagsschulen<br />

schrittweise<br />

ansteigend bis zu 350<br />

Millionen Euro pro<br />

Jahr zusätzlich im<br />

Endstadium des Ausbaus<br />

nach 10 Jahren<br />

für den Schulbereich<br />

aufwenden. Möglich<br />

ist das jedoch nur bei<br />

steigenden Einnahmen.<br />

Zur Finanzierung<br />

setzen wir uns<br />

deshalb dafür ein, dass<br />

die Finanzausstattung<br />

der Länder durch den<br />

Bund verbessert wird<br />

(u.a. durch eine Reform<br />

des Ehegattensplittings,<br />

durch eine Erbschaftssteuerreform<br />

und möglichst durch<br />

die Einführung einer<br />

Vermögenssteuer, die<br />

den Ländern zugute<br />

kommen würde).<br />

Wahl-extra<br />

GRÜNE LINKE PIRATEN<br />

Ja. DIE LINKE wird<br />

sich dafür einsetzen,<br />

dass die Arbeitsbedingungen<br />

für alle<br />

Lernenden, Lehrenden<br />

und das unterstützende<br />

Personal<br />

an den Schulen<br />

bessern werden. Wir<br />

wollen nicht nur die<br />

„Demographische<br />

Rendite“ dazu benutzen,<br />

sondern<br />

weitere Mittel zur<br />

Verfügung stellen.<br />

Der Ausbau von<br />

gebundenen Ganztagsschulen,<br />

die Umsetzung<br />

der Inklusion<br />

und die Verbesserung<br />

der individuellen<br />

Fördermöglichkeiten<br />

sind weder<br />

zum Nulltarif zu<br />

haben noch alleine<br />

aus der Demographischen<br />

Rendite zu<br />

erwirtschaften. DIE<br />

LINKE Landtagsfraktion<br />

hat daher in<br />

den vergangenen<br />

fünf Jahren in allen<br />

Haushaltsberatungen<br />

einen dreistelligen<br />

Millionenbetrag<br />

für die Bildung<br />

gefordert. Daran<br />

wollen wir auch in<br />

Zukunft festhalten.<br />

Neben dem Aufbau<br />

von LehrerInnenstellen<br />

und dem<br />

Ausbau des gebundenen<br />

Ganztags wollen<br />

wir die Anzahl<br />

der SchulpsychologInnen<br />

in einem<br />

ersten Schritt um 60<br />

weitere Stellen erhöhen<br />

und ein Einstellungsprogramm<br />

für<br />

SchulsozialarbeiterInnen<br />

auflegen, damit<br />

auf 500 SchülerInnen<br />

ein/e SozialarbeiterIn<br />

kommt.<br />

Insbesondere Lehrkräfte<br />

benötigen Rahmenbedingungen,<br />

die ihnen eine<br />

erfolgreiche pädagogische<br />

Arbeit ermöglichen. Um<br />

eine notwendige stärkere<br />

individuelle Förderung<br />

von Schülern realisieren zu<br />

können, ist es unbedingt<br />

erforderlich, die Klassengrößen<br />

zu verringern.<br />

Deshalb setzt sich die<br />

Piratenpartei Niedersachsen<br />

dafür ein, dass die durch<br />

den Rückgang der Schülerzahlen<br />

bedingten freien<br />

Stellen schnellstmöglich<br />

und zu fairen Arbeitsbedingungen<br />

wieder besetzt<br />

werden. Auch fordern wir<br />

dauerhaft und verlässlich<br />

die Unterrichtsversorgung<br />

über 100% hinaus, damit<br />

auch beim Ausfall einzelner<br />

Lehrkräfte der geplante<br />

Unterricht durchgeführt<br />

werden kann. Zusätzlich<br />

setze ich mich insbesondere<br />

dafür ein, dass Lehrer<br />

erheblich von organisatorischen<br />

und verwaltungstechnischen<br />

Aufgaben, z. B<br />

durch den Einsatz von<br />

Schulverwaltungsassistenten<br />

und Berufseinstiegscoaches<br />

an allen allgemeinbildenden<br />

Schulen, befreit<br />

werden. Zudem müssen sie<br />

durch eine größere Anzahl<br />

von Sozialtherapeuten unterstützt<br />

werden.<br />

Unser Ziel für Niedersachsen<br />

ist die Förderung<br />

von Gesamtschulmodellen.<br />

Gesamtschulen fördern die<br />

Inklusion und beugen der<br />

sozialen Ausgrenzung vor.<br />

Sie können deutlich dynamischer<br />

auf Leistungsdifferenzen<br />

und Leistungsschwankungen<br />

von Schülern<br />

reagieren und dies, je<br />

nach Gesamtschulmodell,<br />

sogar fächerspezifisch. Hier<br />

sehen wir einen großen<br />

Vorteil zu starren mehrgliedrigen<br />

Schulsystemen.<br />

<strong>LEUCHTTURM</strong><br />

FDP<br />

Grundsätzlich<br />

beantworte ich<br />

mir gestellte<br />

Fragen sehr<br />

gern.<br />

In Ihrem Fall fällt<br />

mir das schwer,<br />

weil Sie vor jede<br />

Frage eine Lagebeschreibung<br />

stellen, die ich<br />

nicht teile, die<br />

ich für tendenziös<br />

oder falsch<br />

halte. Eine richtige<br />

Antwort auf<br />

eine falsche<br />

Frage ist stets<br />

problematisch.<br />

Sie kennen den<br />

Fragen-Klassiker:<br />

„Schlagen<br />

Sie noch immer<br />

Ihre Frau?“<br />

Dennoch:<br />

Ich nehme nur<br />

Verbesserungen<br />

in der Schulversorgung<br />

wahr.<br />

Dennoch bleibt<br />

die Aufgabe, die<br />

sog. demographische<br />

Rendite einzufahren,<br />

d. h.<br />

bei sinkender<br />

Schülerzahl die<br />

Zahl der Lehrer<br />

nicht zu senken,<br />

sodass sich die<br />

Klassenstärke reduziert.


<strong>LEUCHTTURM</strong><br />

Wahl-extra<br />

IV<br />

2.Niedersachsen ist aufgrund seiner Beschäftigungsverhältnisse an Schulen unrühmlich in<br />

die Schlagzeilen und in den Focus von Zoll und Staatsanwaltschaft geraten. Werden Sie und<br />

ihre Partei sicherstellen, dass an den nds. Bildungseinrichtungen keine prekären Beschäftigungsverhältnisse<br />

mehr entstehen und endlich eine angemessene Entgeltordnung für Beschäftigte<br />

tarifvertraglich vereinbart wird?<br />

CDU<br />

Die CDU-geführte Landesregierung<br />

hat nach umfangreichen<br />

Prüfungen der Justiz sowie des<br />

Landesrechnungshofes die<br />

Rechtsgrundlage für Honorarkräfte<br />

im Ganztagsbetrieb der<br />

niedersächsischen Schulen neu<br />

geregelt. Die CDU hat dabei<br />

stets darauf geachtet, dass die<br />

Interessen der Betroffenen gewahrt<br />

und der Ganztagsbetrieb<br />

nicht im Ablauf gestört wird. Die<br />

sehr kritische Bewertung seitens<br />

der Opposition teilen wir<br />

ausdrücklich nicht. Die CDU in<br />

Niedersachsen wird trotz sinkender<br />

Schülerzahlen alle freiwerdenden<br />

Mittel im Bildungssystem<br />

sichern. Um die Bildungsqualität<br />

weiter zu stärken, ist<br />

hierbei auch auf attraktive<br />

Arbeitsbedingungen für Lehrer<br />

und Erzieher zu achten.<br />

SPD<br />

Es gilt hier wie in den anderen<br />

Bereichen der Wirtschaft auch,<br />

dass die SPD für die Einrichtung<br />

prekärer Beschäftigungsverhältnisse<br />

nicht zu haben ist.<br />

Gleichwohl muss man auch<br />

sehen, dass nicht alle Kooperationsverträge<br />

der Vergangenheit<br />

solche Verhältnisse gefördert<br />

haben. Es gilt sehr genau<br />

hinzuschauen, wie man einerseits<br />

sicherstellt, dass kein Markt<br />

für prekäre Beschäftigung entsteht,<br />

auf der anderen Seite aber<br />

der Einsatz von freiwilligem<br />

Engagement, das nicht auf eine<br />

adäquate Entlohnung angewiesen<br />

ist und eine solche auch gar<br />

nicht wünscht, nicht unnötig<br />

erschwert wird.<br />

GRÜNE<br />

Die Landesregierung verweigert<br />

den Ganztagsschulen eine solide<br />

finanzielle Ausstattung und<br />

drängt sie stattdessen zum<br />

Abschluss prekärer Arbeitsverhältnisse,<br />

die pädagogische Qualität<br />

und Kontinuität kaum<br />

zulassen und arbeitsrechtlich<br />

fragwürdig sind. Wir wollen die<br />

Schulen zu verbindlichen Ganztagsschulen<br />

ausbauen. Eine gute<br />

Ganztagsschule kann nur funktionieren,<br />

wenn sie über<br />

pädagogisch qualifiziertes Personal<br />

verfügt. Wir wollen sie<br />

deshalb wieder mit einem vollen<br />

Ganztagszuschlag ausstatten.<br />

LINKE<br />

Ja, wir werden die Landesregierung<br />

dazu auffordern, dass<br />

solche Beschäftigungsverhältnisse<br />

nicht mehr abgeschlossen<br />

werden und dies regelmäßig<br />

überprüfen.<br />

PIRATEN<br />

Unsere Partei setzt sich für einen<br />

Mindestlohn ein, der sich an<br />

den OECD-Richtlinien orientiert.<br />

Daraus folgt, dass die<br />

Landesregierung verpflichtet<br />

sein muss, dies auch in den von<br />

ihr verantworteten Bereichen zu<br />

erfüllen. Daher werden wir uns<br />

dafür einsetzen, dass alle<br />

Beschäftigungen entsprechend<br />

der Qualifikation und der<br />

Aufgabenstellung fair entlohnt<br />

werden. Zudem setzen wir uns<br />

für die Abschaffung von<br />

Zeitverträgen in Bereichen des<br />

Öffentlichen Dienstes und deren<br />

Umwandlung in unbefristete<br />

Arbeitsverhältnisse ein.<br />

FDP<br />

Prekäre Beschäftigungsverhältnisse<br />

an Schulen sollen die<br />

Ausnahme sein. Das sagt nichts<br />

über die Qualität der Leistung<br />

aus. Nicht alle Lehrkräfte<br />

können und sollen Beamte<br />

sein. Notfalls muss auch ´mal<br />

ein Mini-Job aushelfen.


V<br />

Wahl-extra<br />

<strong>LEUCHTTURM</strong><br />

3.Der deutsche Bildungssektor ist chronisch unterfinanziert. Werden Sie in der neuen Landesregierung<br />

dafür kämpfen, dass von Niedersachsen im Bündnis mit anderen wirksame<br />

Bundesratsinitiativen ausgehen, um die notwendigen Korrekturen in der deutschen Steuerpolitik<br />

zu veranlassen?<br />

CDU<br />

Die CDU-geführte Landesregierung<br />

hat ebenso wie die CDUgeführte<br />

Bundesregierung in den<br />

vergangenen Jahren die Bildungsausgaben<br />

massiv ausgebaut.<br />

Um der großen Bedeutung<br />

des Bildungssystems für die<br />

wirtschaftliche Entwicklung<br />

Deutschlands zu unterstreichen,<br />

stand der letztjährige Bundesparteitag<br />

der CDU Deutschlands<br />

ganz im Zeichen der „Bildungsrepublik<br />

Deutschland“. Im Doppelhaushalt<br />

2012/13 des Landes<br />

steht jeder dritte Euro für<br />

Bildung zur Verfügung. Trotz<br />

sinkender Schülerzahlen werden<br />

wir alle freiwerdenden Mittel im<br />

Bildungssystem sichern und<br />

somit einen Beitrag zur Verbesserung<br />

der Unterrichtsqualität<br />

leisten. Verantwortung für nachfolgende<br />

Generationen bedeutet<br />

jedoch auch, die Haushalte<br />

nachhaltig zu konsolidieren und<br />

wichtige Haushaltsspielräume zu<br />

sichern. Daher bewertet die<br />

CDU in Niedersachsen steuerpolitische<br />

Überlegungen, die den<br />

notwendigen Konsolidierungsdruck<br />

lockern, kritisch.<br />

PIRATEN<br />

Mit Sicherheit! Die Bildungspolitik<br />

muss als eine erfolgreiche<br />

Investition in die Zukunft<br />

verstanden werden: Was heute<br />

im Bildungsbereich eingespart<br />

wird, muss zukünftig andernorts<br />

wieder mehrfach ausgegeben<br />

werden. Deshalb fordert die<br />

Piratenpartei Niedersachsen<br />

auch, mehr finanzielle Mittel im<br />

Bildungsbereich langfristig in<br />

den Haushalten einzuplanen.<br />

SPD<br />

Reformen im Bildungsbereich<br />

sind sehr personal- und kostenintensiv<br />

und die Spielräume im<br />

Landeshaushalt sind eng. Wir<br />

werden davor nicht kapitulieren.<br />

Wir sind uns dabei bewusst, dass<br />

Bildungsausgaben Investitionen<br />

in die Zukunft sind. Die<br />

Bildungsausgaben von heute<br />

reduzieren morgen die Ausgaben<br />

im sozialen Bereich und sorgen<br />

für eine innovative Gesellschaft.<br />

Deshalb werden wir alles tun,<br />

um mehr Geld für Bildung<br />

einzusetzen. Knappe Mittel sind<br />

für uns kein Finanzvorbehalt,<br />

sondern eine Herausforderung.<br />

Zum anderen habe ich bereits<br />

darauf hingewiesen, dass wir uns<br />

für eine Aufhebung des Kooperationsverbots<br />

einsetzen werden.<br />

FDP<br />

Ihren Zusammenhang zwischen<br />

bundesdeutscher und den Budgets<br />

der Landes-Kultusminister<br />

verstehe ich nicht. Richtig ist,<br />

dass jeder Euro mehr in<br />

Erziehung, Bildung und Förderung<br />

eine lohnende Investition<br />

ist.<br />

GRÜNE<br />

Ja. Siehe Antwort zu Frage 1<br />

LINKE<br />

Ja. DIE LINKE plädiert zum<br />

einen für die Aufhebung des<br />

sogenannten Kooperationsverbots.<br />

Wir wollen, dass der Bund<br />

sich (stärker) an Fördermaßnahmen<br />

in sämtlichen Bildungsbereichen<br />

beteiligen kann, um die<br />

Gleichwertigkeit der Lebensverhältnisse<br />

zu befördern. Zum<br />

anderen macht DIE LINKE den<br />

Wettlauf um Ausgabenkürzungen<br />

nicht mit. Wir sind davon<br />

überzeugt, dass der Weg zu mehr<br />

sozialer Gerechtigkeit und zu<br />

besserer Haushaltspolitik vor<br />

allem über die Einnahmeseite zu<br />

gestalten ist. DIE LINKE hat<br />

daher ein umfassendes Steuerprogramm<br />

vorgelegt, mit der<br />

durch Änderungen bzw. Einführung<br />

von der Vermögenssteuer<br />

(1 Mrd. Euro für Niedersachsen),<br />

der Erbschaftssteuer (600 Mio.<br />

Euro), der Körperschaftssteuer<br />

(550 Mio. Euro), der Finanztransaktionssteuer<br />

(1,1 Mrd.<br />

Euro) sowie durch besseren<br />

Steuervollzug (300 Mio. Euro)<br />

erhebliche Mehreinnahmen für<br />

das Land erreicht werden<br />

könnten.


<strong>LEUCHTTURM</strong><br />

Wahl-extra<br />

VI<br />

4.INKLUSION ist eine gesellschaftliche und damit auch bildungspolitische Aufgabe. Mit welchen<br />

Maßnahmen wollen Sie sicherstellen, dass dieser Prozess z.B. an unseren Schulen eine<br />

Erfolgsgeschichte wird, ohne die zusätzlichen Belastungen einseitig den PädagogInnen aufzubürden?<br />

CDU<br />

Die CDU-geführte Landesregierung<br />

hat die Umsetzung der UN-<br />

Behindertenrechtskonvention in<br />

Niedersachsen sorgfältig vorbereitet,<br />

um den Bedürfnissen von<br />

Menschen mit Behinderungen<br />

auf aktive Teilhabe angemessen<br />

Rechnung zu tragen. Dies ist<br />

beispielsweise bei der Einführung<br />

des inklusiven Unterrichts<br />

an unseren Schulen ablesbar. So<br />

hat das Niedersächsische Kultusministerium<br />

sichergestellt, dass<br />

betroffene Lehrkräfte die notwendige<br />

Weiterbildung erhalten,<br />

um den individuellen Betreuungsbedarf<br />

zu erkennen und zu<br />

erfüllen. Zum anderen werden<br />

Schüler mit Handicaps in der<br />

Schulstatistik doppelt gezählt<br />

und sorgen damit für eine<br />

weitere Reduzierung der Klassenobergrenzen.<br />

Bereits 30 Klassen<br />

haben landesweit mit dem<br />

neuen Schuljahr den inklusiven<br />

Unterricht eingeführt, ab dem<br />

kommenden Schuljahr startet<br />

der inklusive Unterricht flächendeckend.<br />

Um eine echte Wahlfreiheit<br />

der Eltern nachhaltig zu<br />

gewährleisten, werden wir parallel<br />

die hervorragende Förderschulstruktur<br />

in Niedersachsen<br />

im Bestand erhalten. Die<br />

Entscheidungen zur Einführung<br />

der Inklusion im Bildungsbereich<br />

werden auch unsere<br />

Überlegungen zur Inklusion in<br />

anderen Bereichen des gesellschaftlichen<br />

Lebens nachhaltig<br />

beeinflussen.<br />

SPD<br />

Jedes Kind ist einzigartig und<br />

muss mit seinen Stärken und<br />

Schwächen angenommen und<br />

individuell gefördert werden.<br />

Dies fordert die UN Menschenrechtskommission<br />

und dies<br />

entspricht den Überzeugungen<br />

der SPD Niedersachsen. Wir<br />

werden deshalb den Weg hin zu<br />

einer echten Inklusion in<br />

unseren Schulen konsequent<br />

beschreiten. Dabei wird von<br />

allen an Schule Beteiligten eine<br />

Kultur des Gelingens gefordert,<br />

die sämtliche Kräfte darauf<br />

richtet, die Kinder in ihrem<br />

Lernbemühen zu unterstützen –<br />

Abschulungen und Sitzenbleiben<br />

haben im Schulalltag keinen<br />

Platz mehr. Auch die Arbeitsbedingungen<br />

müssen sich ändern.<br />

Perspektivisch müssen wir deshalb<br />

deutlich kleinere Lerngruppen,<br />

neue Unterrichtskonzepte<br />

und eine andere Lehrkräfteausbildung<br />

haben, den gemeinsamen<br />

Schulbesuch von Kindern<br />

mit und ohne Behinderung zur<br />

Regel machen und mehr<br />

Sonderpädagogen zur Verfügung<br />

stellen und die Fort- und<br />

Weiterbildung der Lehrkräfte<br />

anpassen. Dafür werden wir<br />

gemeinsam mit allen Akteuren<br />

in der Bildungspolitik einen<br />

Aktionsplan erarbeiten und die<br />

schon realisierten Maßnahmen<br />

kontinuierlich überprüfen und<br />

nachsteuern. Wir werden daher<br />

einen Inklusionsbeirat im Kultusministerium<br />

einrichten um<br />

die Auswirkungen des Gesetzten<br />

zu begleiten.<br />

GRÜNE<br />

Wir wollen, dass alle Menschen<br />

unabhängig von ihrer Herkunft<br />

und ihren individuellen Fähigkeiten<br />

und Fertigkeiten ihr Recht<br />

auf Teilhabe an allen gesellschaftlichen<br />

Prozessen verwirklichen<br />

können. Wir wollen die<br />

sonderpädagogische Förderung<br />

in die allgemeinen Schulen<br />

integrieren. Wir wollen dazu<br />

nach und nach die Förderschulen<br />

für Lernen, Sprache und<br />

emotionale und soziale Entwicklung<br />

auflösen und die vorhandene<br />

fachliche Kompetenz in<br />

die allgemeinen Schulen überführen.<br />

Eltern von Kindern mit<br />

Unterstützungsbedarf im Bereich<br />

geistige Entwicklung, motorische<br />

und körperliche<br />

Entwicklung, Sehen oder Hören<br />

sollen ein Wahlrecht behalten,<br />

ob ihr Kind in einer allgemeinen<br />

oder einer Förderschule<br />

unterrichtet werden soll.<br />

Wichtig ist uns, die Lehrkräfte<br />

mit einer Qualifizierungsoffensive<br />

auf die Inklusion vorzubereiten,<br />

die Personal- und Sachressourcen<br />

für sonderpädagogische<br />

Unterstützung vollständig zu<br />

erhalten und schrittweise auf die<br />

allgemeinen Schulen zu übertragen<br />

sowie die Schulen durch<br />

Kooperationen mit außerschulischen<br />

kommunalen Angeboten<br />

der Jugendhilfe, der Gesundheitsdienste<br />

etc. zu unterstützen.


VII<br />

Wahl-extra<br />

<strong>LEUCHTTURM</strong><br />

LINKE<br />

Wir müssen die Inklusion<br />

Schritt für Schritt umsetzen und<br />

dabei alle Betroffenen stets<br />

einbinden. Für die unmittelbare<br />

Arbeit in der Schule brauchen<br />

wir daher sofort ein breites<br />

Fortbildungsprogramm für die<br />

Lehrkräfte und die pädagogischen<br />

MitarbeiterInnen, um sie<br />

auf die Aufgaben ausreichend<br />

vorzubereiten. Ebenso müssen<br />

die räumlichen Voraussetzungen<br />

für eine gelingende Inklusion<br />

stimmen. Kleinere Klassen oder<br />

eine ständige zweite Kraft<br />

würden ebenfalls spürbar helfen.<br />

Wichtig ist aber auch, dass die<br />

Inklusion eine breite gesellschaftliche<br />

Akzeptanz erfährt<br />

und nicht ständig und überall<br />

auf Vorbehalte und Vorurteile<br />

stößt. Daher ist eine intensive<br />

Informationsarbeit von Nöten,<br />

um ein Klima der Selbstverständlichkeit<br />

in Inklusionsfragen<br />

herzustellen. Hierbei sind nicht<br />

nur die Schulen gefragt, sondern<br />

alle politischen Akteure auf<br />

Kommunal- und Landesebene.<br />

PIRATEN<br />

Wir begrüßen die Einführung<br />

der inklusiven Schule und<br />

wollen darauf aufbauen. Denn<br />

auch Kinder mit Lernstörungen,<br />

sogenannten Verhaltensauffälligkeiten,<br />

und Kinder mit Hochbegabungen<br />

haben ein Recht auf<br />

eine individuell passende Förderung.<br />

Die Bildung von gesonderten<br />

Klassen zur intensiven<br />

Betreuung von Kindern mit<br />

Behinderungen soll bei Bedarf<br />

weiter möglich sein. Aber nur in<br />

Ausnahmefällen dürfen getrennte<br />

Einrichtungen als Lösung<br />

eingerichtet werden. Ebenso<br />

können Hochbegabte durch die<br />

Bildung von Sonderklassen<br />

gefördert und gefordert werden.<br />

Eine Integration innerhalb einer<br />

Klasse bedarf immer zusätzlicher<br />

pädagogischer Kräfte, um den<br />

Lehrer zu unterstützen.<br />

Allen Lernenden muss unabhängig<br />

von Herkunft und<br />

individuellen Schwächen ermöglicht<br />

werden, einen Bildungsstand<br />

zu erreichen, der ihren<br />

Fähigkeiten gerecht wird. Um<br />

die Inklusionsforderung erfüllen<br />

zu können, benötigen die<br />

Schulträger Landeshilfen im<br />

Investitionsbereich, da die Kommunen<br />

diese finanziellen Lasten<br />

nicht alleine tragen können.<br />

FDP<br />

Vor allem muss die Bevölkerung<br />

über den pädagogischen und<br />

gesellschaftlichen Nutzen aufgeklärt<br />

werden. Zwangsbeglückungen<br />

ohne Konsens schaden nur.<br />

Mutmaßlich müssen auch entsprechende<br />

Fördergelder umgeschichtet<br />

werden.


<strong>LEUCHTTURM</strong><br />

Wahl-extra<br />

VIII<br />

5.Der Zwang zum Turbo-Abi hat an vielen Gymnasien, aber besonders an den Gesamtschulen<br />

großen pädagogischen Schaden angerichtet. Wird auch Niedersachsen den meisten anderen<br />

Bundesländern folgen, diesen Zwang aufheben und eine flexible Lösung zulassen? Und wird<br />

den Gesamtschulen unmittelbar nach Bildung einer neuen Landesregierung zugestanden, im<br />

Vorgriff zu G 9 zurückzukehren?<br />

CDU<br />

Die CDU-geführte Landesregierung<br />

hat in Niedersachsen<br />

erfolgreich das Abitur nach 12<br />

Jahren eingeführt. Die Ergebnisse<br />

des doppelten Abiturjahrgangs<br />

im Frühsommer 2011 zeigten,<br />

dass sich die Leistungen des<br />

letzten G9- und des ersten G8-<br />

Jahrganges kaum voneinander<br />

unterschieden. Daher haben wir<br />

vereinbart, auch an Integrierten<br />

Gesamtschulen das Abitur nach<br />

12 Jahren einzuführen. Auch<br />

international ist das Abitur nach<br />

12 Jahren üblich. Die Auffassung,<br />

das Abitur nach 12 Jahren<br />

sei mit dem pädagogischen<br />

Konzept der Integrierten Gesamtschule<br />

unvereinbar, teilt die<br />

CDU in Niedersachsen nicht.<br />

Daher bekennt sich die CDU in<br />

Niedersachsen auch künftig zum<br />

Abitur nach 12 Jahren an allen<br />

allgemeinbildenden Schulen in<br />

Niedersachsen als wichtigen<br />

Beitrag zur internationalen<br />

Wettbewerbsfähigkeit unserer<br />

Schüler und Hochschulabsolventen.<br />

Wir werden jedoch im<br />

Rahmen der Kultusministerkonferenz<br />

dazu beitragen, die<br />

Lehrinhalte zu entfrachten, um<br />

den Lernerfolg der Schüler in<br />

Niedersachsen nachhaltig zu<br />

stärken.<br />

SPD<br />

Wir wollen mehr Zeit zum<br />

Lernen für alle Kinder. Deshalb<br />

wollen wir an den Gesamtschulen<br />

auch das Abitur nach 13<br />

Jahren erhalten. Das »Turboabitur«<br />

muss dort weg. Die<br />

Einführung des Abiturs nach 12<br />

Jahren bedeutet für unsere<br />

Kinder mehr Stress beim<br />

Lernen. Eltern und Kinder<br />

müssen die Wahl haben, ob das<br />

Abitur nach 12 Jahren oder 13<br />

Jahren abgelegt werden soll.<br />

Wir wollen, dass Kinder auch<br />

Kinder sein können, selbst über<br />

ihre Zeit entscheiden, noch<br />

neben der Schule Sport treiben<br />

oder musizieren können – oder<br />

nach der Schule entspannen, ins<br />

Kino oder ins Schwimmbad<br />

gehen. Deswegen brauchen Kinder<br />

mehr Zeit zum Lernen. Das<br />

gehört für uns zu einer guten<br />

Schule. Es gibt Kinder, die<br />

schaffen ihr Abitur in 12 Jahren.<br />

Andere Kinder brauchen mehr<br />

Zeit. Denn jedes Kind ist<br />

einzigartig.<br />

GRÜNE<br />

Die Landesregierung hat durch<br />

die Einführung des Abiturs nach<br />

zwölf Jahren in unverantwortlicher<br />

Weise den Leistungsstress<br />

vieler SchülerInnen erhöht und<br />

ihre Erfolgschancen vermindert.<br />

Das Turbo-Abitur vernachlässigt<br />

die unterschiedlichen Lerngeschwindigkeiten<br />

sowie den individuellen<br />

Unterstützungsbedarf<br />

einzelner SchülerInnen. Wir<br />

wollen den SchülerInnen wieder<br />

flexiblere Möglichkeiten zum<br />

Abitur eröffnen. Wir werden mit<br />

einem Konzept „Abi neu<br />

denken“ den Schulträgern gemeinsam<br />

mit den Schulen die<br />

Möglichkeit eröffnen, Alternativen<br />

zum Turbo-Abitur zu<br />

schaffen und damit vielen<br />

jungen Menschen erfolgreiche<br />

Bildungswege und mehr Zeit für<br />

außerschulische Aktivitäten und<br />

Auslandsaufenthalte einräumen.<br />

Die Gesamtschulen sollen entsprechend<br />

ihrem pädagogischen<br />

Konzept wieder in der Regel das<br />

Abitur nach 13 Jahren anbieten<br />

können. Bei den Gymnasien<br />

wollen wir den Schulen ermöglichen,<br />

sich für ein Abitur nach<br />

zwölf oder 13 Jahren oder<br />

andere flexible Wege zum Abitur<br />

zu entscheiden.


IX<br />

Wahl-extra<br />

<strong>LEUCHTTURM</strong><br />

LINKE<br />

DIE LINKE steht für das G9 an<br />

Gesamtschulen und Gymnasien.<br />

Eine flexible Lösung ist aus<br />

unserer Sicht der falsche Weg.<br />

Wer soll bei dieser Flexibilität<br />

entscheiden? Der Schulvorstand<br />

von jeder Schule? Jedes Jahr neu?<br />

Oder bekommt der Schulvorstand<br />

eines Jahres das Recht, die<br />

Schulform für die kommenden<br />

fünf, sechs, zehn Jahre festzulegen?<br />

Eine solche Flexibilität<br />

würde nur zu Chaos führen und<br />

die Mobilität der Familien<br />

weiterhin erschweren, die dann<br />

selbst innerhalb Niedersachsens<br />

Schwierigkeiten bei einem Umzug<br />

hätten. DIE LINKE steht<br />

für Zeit in der Bildung. Die<br />

Wiedereinführung des 13. Schuljahres<br />

gibt den Kindern und<br />

Jugendlichen mehr Zeit für den<br />

Bildungs- und den persönlichen<br />

Entwicklungsprozess. Diese Zeit<br />

ist viel mehr wert als die<br />

Tatsache, dass man durch das<br />

Turbo-Abi ein Jahr früher die<br />

Schule verlässt. Daher wollen wir<br />

zurück zum Abitur nach 13<br />

Jahren, was an Gesamtschulen<br />

sofort umgesetzt werden kann,<br />

weil hier der G8-Zug erst am<br />

Anfang steht.<br />

PIRATEN<br />

Wir Piraten wollen in Deutschland<br />

eine Informations- und<br />

Wissensgesellschaft aufbauen.<br />

Dabei können wir es uns nicht<br />

erlauben, dass Schüler auf Grund<br />

von überzogenen Anforderungen<br />

nicht ihre vollen Fähigkeiten<br />

entwickeln können. Momentan<br />

scheitern zum Beispiel<br />

Schüler unnötigerweise am G8-<br />

Abitur, obwohl sie eigentlich in<br />

der Lage wären, das Ziel Abitur<br />

zu erreichen. Lernende müssen<br />

genug Zeit zum Lernen in ihrem<br />

individuellen Tempo haben. Wir<br />

setzen uns deshalb für 13<br />

Schuljahre bis zum Abitur ein.<br />

Gymnasien soll es, wenn die<br />

Nachfrage besteht, ermöglicht<br />

werden, das G8 und G9 Abitur<br />

parallel anzubieten. Dazu sind<br />

diese Schulen mit entsprechenden<br />

Mitteln auszustatten, ohne<br />

andere Gymnasien zu benachteiligen.<br />

Die Möglichkeiten zur<br />

Selbstorganisation der Schulformen<br />

sollen ausgeschöpft werden.<br />

FDP<br />

Die Aufregung über G8 hat viele<br />

Wurzeln in vielen Interessengruppen;<br />

da ist viel Scheinheiligkeit<br />

im Spiel. Ich halte es für<br />

besser, wenn der Lehrstoff<br />

angepasst wird als zu alten<br />

Zöpfen zurück zu kehren. G8<br />

funktioniert in ganz Europa; wir<br />

sind nicht dümmer aber i. d. R.<br />

zu alt beim Einstieg in den<br />

Beruf.<br />

Impressum: GEW-<strong>LEUCHTTURM</strong> Wahl-Extra vom 3.12.2012<br />

LehrerInnenzeitung für die Kreisverbände Aurich, Emden, Jever, Norden, Wilhelmshaven, Wittmund<br />

Herausgeber: Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft im DGB/Kreisverband Wittmund<br />

verantwortl.: Ronald Wilts (1. Vors.), Lüdstede 3, 26487 Neuschoo, 04975/366<br />

Internet: www.gewweserems.de - dort auch Informationen aus den Kreisverbänden<br />

Druck:<br />

www.janssendruck.de, Finkenburgstr. 47, 26409 Wittmund


<strong>LEUCHTTURM</strong><br />

Wahl-extra<br />

X<br />

6.Alle internationalen Vergleichsstudien haben gezeigt, dass in keinem westeuropäischen<br />

Land der Schulerfolg so sehr von der sozialen Herkunft abhängt wie in Deutschland. Wie wollen<br />

Sie und Ihre Partei dieses Problem lösen?<br />

CDU<br />

SPD<br />

GRÜNE<br />

Eine erfolgreiche Bildungspolitik ist die<br />

unverzichtbare Grundlage für den<br />

wirtschaftlichen und gesellschaftlichen<br />

Erfolg eines Landes. Daher müssen wir<br />

die Anstrengungen fortsetzen, um<br />

jedem Schüler und jedem Jugendlichen<br />

eine belastbare Perspektive zu eröffnen<br />

und ihn entsprechend seiner Fähigkeiten<br />

individuell zu fördern. Eine<br />

wichtige Grundlage ist hierfür aus Sicht<br />

der CDU in Niedersachsen ein<br />

begabungsgerechtes und wohnortnahes<br />

Bildungssystem. Hierzu gehören bedarfsgerechte<br />

Krippen- und Kita-<br />

Angebote, die passgenaue Qualifizierung<br />

von Tageseltern, die leichtere<br />

Gründung von Betriebskindergärten,<br />

die Stärkung des letzten Kindergartenjahres<br />

als Brückenjahr in die<br />

Grundschule und eine gut ausgestattete<br />

Sprachförderung. Zudem wollen wir<br />

mit der Idee eines Bildungshauses als<br />

Kita und Grundschule unter einem<br />

Dach den Übergang weiter erleichtern<br />

und gleiche Startchancen schaffen.<br />

Zum Erhalt kleiner Schulen kann<br />

Unterricht in Kombi-Klassen stattfinden.<br />

Auch in Schulverbünden können<br />

selbstständige kleine Schulen pädagogisch<br />

zusammenarbeiten. Diese kleinen<br />

Standorte können auch als Außenstellen<br />

größerer Schulen gesichert werden.<br />

Zukünftig sollen gemeinsame Schulleitungen<br />

eingerichtet werden können.<br />

Dazu sollen diese noch stärker entlastet<br />

werden, damit die gemeinsame Leitung<br />

gelingt. Die von der Landesregierung<br />

bereits eingeführte Entlastung von<br />

Verwaltungsaufgaben wird ihre Arbeitsbedingungen<br />

zusätzlich verbessern.<br />

Durch eine entsprechende Förderung<br />

wollen wir ferner dazu beitragen, die<br />

bereits nahezu halbierte Schulabbrecherquote<br />

weiter zu reduzieren und<br />

mittelfristig auf drei Prozent zu<br />

reduzieren. Einen wichtigen Beitrag<br />

hierzu leistet auch das Bildungs- und<br />

Teilhabepaket. Durch die Öffnung der<br />

Förderung für Geringverdiener können<br />

viele bildungsferne Familien von<br />

Bildungs- und Kulturangeboten profitieren<br />

und ihre Chancen zum<br />

beruflichen Aufstieg nachhaltig nutzen.<br />

Für Sozialdemokratinnen<br />

und<br />

Sozialdemokraten<br />

ist die Chancengleicheit<br />

für<br />

alle Kinder das<br />

Ziel ihrer Bildungspolitik.<br />

Ein<br />

hoher Bildungsstand<br />

der Gesellschaft<br />

ist die<br />

beste Voraussetzung<br />

für eine<br />

gute wirtschaftliche<br />

Entwicklung<br />

des Landes. Beide<br />

Ziele, die<br />

Eröffnung einer<br />

gesicherten Zukunftsperspektive<br />

für jeden einzelnen<br />

und die<br />

Entwicklung einer<br />

konkurrenzfähigen<br />

und innovativen<br />

Wirtschaft<br />

betreiben<br />

wir mit allem<br />

Nachdruck. Niedersachsen<br />

muss<br />

die Bildungspotenziale<br />

aller<br />

Kinder und Jugendlichen<br />

besser<br />

fördern und<br />

das Bildungsgefälle<br />

abbauen.<br />

Dazu bedarf es<br />

einer Verbesserung<br />

der Qualität<br />

von Schule insbesondere<br />

in der<br />

individuellen<br />

Förderung aller<br />

Schüler/innen<br />

zum Ausgleichen<br />

für die durch den<br />

jeweiligen sozialen<br />

Hintergrund<br />

beeinträchtigten<br />

Startmöglichkeiten.<br />

Wir wollen ein Schulsystem, das dazu<br />

beiträgt, die soziale Spaltung zu<br />

überwinden, statt sie zu verfestigen, und<br />

das allen SchülerInnen eine optimale<br />

Förderung bietet. Das selektive Schulsystem<br />

trägt hingegen dazu bei, dass in<br />

keinem Land der schulische Erfolg so<br />

sehr von der sozialen Herkunft<br />

abhängig ist wie in Deutschland.<br />

Um die soziale Spaltung zu überwinden<br />

und die individuellen Fähigkeiten<br />

besser zu fördern, müssen Schulen sich<br />

verändern. Deshalb streben wir eine<br />

gemeinsame neunjährige Schule für alle<br />

Kinder an. Auf dem Weg dahin wollen<br />

wir überall dort, wo Eltern dies<br />

wünschen, die Neugründung von<br />

Gesamtschulen zulassen. Diese Gesamtschulen<br />

sollen auch mit 3 oder 4 Zügen<br />

zulässig sein, bei geeigneten pädagogischen<br />

Konzepten mit wissenschaftlicher<br />

Begleitung auch als kleinere Gesamtschulen.<br />

Wenn die Schülerzahlen für<br />

ein Parallelangebot von Gesamtschule<br />

und traditionellen Schulformen nicht<br />

ausreicht, soll die Genehmigung von<br />

Gesamtschulen nicht mehr davon<br />

abhängig sein, dass daneben auch<br />

Schulen anderer Formen bestehen.<br />

Gesamtschulen dürfen dann auch<br />

andere Schulformen ersetzen. Um einen<br />

Weg zum Abitur anbieten zu können,<br />

sollen Gesamtschulen eine eigene<br />

Oberstufe haben oder mit einer<br />

Oberstufe kooperieren. Wir unterstützen<br />

eine pädagogische Weiterentwicklung<br />

der Gesamtschulen nach dem<br />

Vorbild der Schulpreis-Schulen und<br />

wollen ihnen die pädagogischen<br />

Freiräume geben, nach Reformkonzepten<br />

zu arbeiten.<br />

Bildungsgerechtigkeit ist nur möglich,<br />

wenn jedes Kind nach seinen<br />

Möglichkeiten optimal gefördert wird.<br />

Dazu brauchen wir gebundene Ganztagsschulen,<br />

in denen anderes Lernen<br />

möglich ist. Anstelle einer Einheitspädagogik<br />

des Gleichschritts wollen wir eine<br />

umfassende Persönlichkeitsbildung in<br />

den Mittelpunkt stellen und die<br />

Fähigkeiten der SchülerInnen stärken,<br />

die eigenen Lernwege zu planen und<br />

sich auch anstrengenden Lernschritten<br />

zu stellen.


XI<br />

Wahl-extra<br />

<strong>LEUCHTTURM</strong><br />

LINKE<br />

PIRATEN<br />

FDP<br />

Das Schließen der sozialen<br />

Schere im Bildungswesen ist für<br />

DIE LINKE von höchster<br />

Bedeutung. Nicht nur durch<br />

PISA, IGLU und Co. wird die<br />

soziale Abhängigkeit deutlich.<br />

Die Anfragen unserer Landtagsfraktion<br />

haben den Befund für<br />

Niedersachsen auch mit den<br />

Daten aus dem Mikrozensus und<br />

der Lernmittelbefreiung bestätigt<br />

(Drs. 16/1445 und 16/2471).<br />

Die Antwort der LINKEN ist<br />

eindeutig: Bildung muss gebührenfrei<br />

sein. Das betrifft die<br />

KiTa-Beiträge genauso wie die<br />

Büchergeld in Schulen, die<br />

SchülerInnenbeförderung in der<br />

Sek II, die Ausbildungsgebühren,<br />

die Studiengebühren und<br />

die entgeltfreie Weiterbildung<br />

für Erwerbslose bzw. von<br />

Erwerbslosigkeit bedrohten Personen.<br />

Zusätzlich muss in der<br />

Schule das gemeinsame Lernen<br />

aller Kinder ausgebaut werden.<br />

Die Tatsache, dass gegenwärtig<br />

zehnjährige Kinder auf unterschiedliche<br />

Schulformen verteilt<br />

und damit unterschiedlichen<br />

Bildungschancen zugewiesen<br />

werden, ist untragbar. Wir<br />

wollen daher die Gründung von<br />

Gesamtschulen ausbauen und<br />

bei vorhandenem Elternwillen<br />

einen Rechtsanspruch ins Schulgesetz<br />

schreiben. Der Ausbau<br />

von gebundenen Ganztagsschulen<br />

wird ebenso mithelfen, die<br />

soziale Spaltung im Bildungswesen<br />

zu schließen, weil hierdurch<br />

auch nachmittags eine bessere<br />

individuelle Förderung ermöglicht<br />

werden kann. Im frühkindlichen<br />

Bereich brauchen wir u.a.<br />

eine flächendeckende Sprachförderung<br />

von geschulten Fachkräften,<br />

um ein Auseinanderdriften<br />

bereits in den ersten Jahren zu<br />

vermeiden.<br />

Da die Bildung ein Grundrecht<br />

ist, muss jeder zu ihr freien<br />

Zugang bekommen. Der Ansatz<br />

der Piratenpartei, die Gesamtschule<br />

zukünftig als Regelschule<br />

zu sehen, unterstützt die<br />

Bemühungen, die Chancengerechtigkeit<br />

zu verbessern. Es ist<br />

untragbar, dass zehn mal so viele<br />

Schüler im System „nach unten<br />

rutschen“ als in eine höhere<br />

Schulform wechseln. Hier ist das<br />

Land Niedersachsen Schlusslicht.<br />

Dies kann sich nur durch<br />

entsprechende Fördermaßnahmen<br />

ändern.<br />

Wir setzen uns für staatlich<br />

finanzierte Lernmittel an allgemeinbildenden<br />

Schulen ein.<br />

Dies gilt besonders für Schulbücher<br />

und Lernhefte. Mittelfristig<br />

soll dieses Ziel auch durch die<br />

Forderung nach Lernmitteln<br />

unter freien Lizenzen finanziell<br />

erreichbar werden.<br />

Das ist so weil:<br />

Erstens: Das Prekariat bei uns<br />

eine Erziehungs- und Bildungsverweigerung<br />

betreibt bzw. betreiben<br />

darf.<br />

Zweitens: Weil der Staat die<br />

Aufgaben Erziehung und Bildung<br />

mehr und mehr sozialisiert<br />

und die Familie (oder was davon<br />

übrig geblieben ist) aus ihren<br />

originären, natürlichen Verpflichtungen<br />

entlässt. Abhilfe ist<br />

nur möglich, wenn die Eltern in<br />

die Lage versetzt werden,<br />

ihre Erziehungsaufgabe zu begreifen<br />

und zu praktizieren.<br />

Parallel dazu bedürfen die<br />

Kinder aus bildungsfernen Milieus<br />

unserer besonderen Aufmerksamkeit<br />

und Zuwendung,<br />

von Kindesbeinen an! In der<br />

Schule ist meist alles schon zu<br />

spät. Dennoch sollte ein<br />

schulisches Parallel-Erziehungsprogramm<br />

aufgebaut werden,<br />

welches die Kinder zur eigenverantwortlichen<br />

Lebensführung in<br />

unserer modernen Leistungsgesellschaft<br />

befähigt.<br />

Landtagswahl 2013:<br />

Forderungen der GEW an die<br />

Landespolitik in Niedersachsen -<br />

zu finden unter<br />

www.gew-wittmund.de


<strong>LEUCHTTURM</strong><br />

Wahl-extra<br />

XII<br />

GUTE ARBEIT!!<br />

Arbeitslosigkeit und prekäre Jobs bestimmen den Alltag<br />

vieler Menschen. Wir fordern Gute Arbeit mit<br />

fairen Löhnen und sozialer Sicherheit. Die Mitbestimmung<br />

von Beschäftigten sowie die Bindung an<br />

Tarifverträge sind zu fördern.<br />

1. Die neue Landesregierung muss sich für die Einführung<br />

eines allgemeinen gesetzlichen Mindestlohnes von mindestens<br />

8,50 Euro pro Stunde einsetzen. Solange es diesen nicht<br />

gibt, braucht Niedersachsen ein Landesmindestlohngesetz.<br />

2. Bei der Vergabe aller öffentlichen Aufträge müssen Tariflöhne<br />

gezahlt werden. Niedersachsen braucht ein wirksames<br />

Tariftreuegesetz, das Lohn- und Sozialdumping verhindert.<br />

3. Unternehmen, die von öffentlicher Wirtschaftsförderung<br />

profitieren, müssen soziale Standards, Tarifverträge<br />

und Leiharbeitsquoten einhalten.<br />

4. Langzeitarbeitslose müssen in den Arbeitsmarkt integriert<br />

werden. Für sie ist ein öffentlicher Beschäftigungssektor<br />

mit guten Arbeitsbedingungen erforderlich.<br />

5. Auch der Öffentliche Dienst braucht gute Arbeits<br />

bedingungen. Das Land als Arbeitgeber muss für eine ausreichende<br />

und nachhaltige Personalausstattung sorgen. Die Beschäftigten<br />

brauchen mehr Mitbestimmung durch ein besseres<br />

Personalvertretungsgesetz sowie ein modernes Dienstrecht.<br />

Die Beamtinnen und Beamten brauchen wieder Urlaubs-<br />

und Weihnachtsgeld, die Pension mit 67 muss zurückgenommen<br />

werden.<br />

NIEDERSACHSEN NACHHALTIG<br />

GESTALTEN!<br />

Niedersachsen braucht eine Politik, die für nach<br />

haltiges Wachstum und für Beschäftigung sorgt, Sicherheit<br />

schafft, Armut verhindert und Gerechtigkeit<br />

zwischen den Geschlechtern stärkt.<br />

6. Obwohl privater Reichtum stetig zunimmt, sind die Kassen<br />

von Land und Kommunen leer. Steuerpolitik muss öffentliche<br />

Einnahmen stärken und Wohlstand umverteilen:<br />

Wir brauchen eine höhere Besteuerung von Unternehmensgewinnen,<br />

hohen Einkommen, großen Vermögen und Erbschaften<br />

sowie eine Finanztransaktionsteuer. Der Landeshaushalt<br />

muss stabil finanziert werden. Wir lehnen eine<br />

Schuldenbremse ab, die die Staatskassen vom Auf und Ab<br />

der Konjunkturen abhängig macht.<br />

7. Bei der Energiewende muss Niedersachsen Vorreiter sein.<br />

Die Förderung erneuerbarer Energien und der Aufbau<br />

dezentraler Strukturen müssen im Mittelpunkt stehen. Die<br />

Suche nach einem Atom-Endlager muss ergebnisoffen erfolgen.<br />

8. Männer und Frauen wollen eine geschlechter gerechte<br />

Arbeitswelt und eine gute Vereinbarkeit von Beruf<br />

und Privatleben. Niedersachsen muss sich für ein<br />

Gleichstellungsgesetz in der Privatwirtschaft und die Einführung<br />

von Frauenquoten in Führungspositionen einsetzen.<br />

9. Die Innere Sicherheit muss Priorität in Niedersachsen<br />

haben. Sie wird befördert durch gute Jugend-, Bildungs-, Arbeitsmarkt-<br />

und Sozialpolitik. Neben der Polizei sind insbesondere<br />

Kommunen für das Sicherheitsgefühl der Bürgerinnen<br />

und Bürger verantwortlich. Für die Kriminalprävention<br />

ist eine Stärkung der Netzwerke aus Verbänden, Vereinen und<br />

Verwaltung unerlässlich.<br />

DGB<br />

Niedersachsen<br />

nachhaltig gestalten!<br />

Gute Arbeit.<br />

Gleiche Chancen.<br />

13 Gewerkschaftliche Positionen zur<br />

Landtagswahl 2013 in Niedersachsen<br />

GLEICHE CHANCEN!<br />

Gleiche Beteiligung für alle – egal welcher Herkunft – ist der<br />

Schlüssel zu einem selbstbestimmten Leben und für aktive<br />

Teilhabe an der Gesellschaft. Inklusion muss in allen<br />

Bildungsbereichen umgesetzt werden.<br />

10. Die Betreuung in Krippen und Kitas muss deutlich ausgebaut<br />

und verbessert werden. Kita-Gebühren sind abzuschaffen.<br />

11. Niedersachsen braucht Schulen, die fördern statt aussortieren.<br />

Wir fordern gemeinsames Lernen für alle bis Klasse 10, Gesamtschulen<br />

müssen ohne Wenn und Aber zugelassen werden.<br />

Ganztagsschulen müssen ausgebaut und mit dem mit dem erforderlichen<br />

Fachpersonal ausgestattet werden.<br />

12. Zu viele Jugendliche müssen auf Warteschleifen ausweichen, weil<br />

sie keinen betrieblichen Ausbildungsplatz finden. Der Übergang<br />

zwischen Schule und Beruf muss reformiert werden. Allen jungen<br />

Menschen muss eine gute Ausbildung garantiert werden.<br />

13. Gebühren erschweren Menschen aus finanziell schwächeren Familien<br />

den Zugang zu qualifizierter Ausbildung. Das Schulgeld in der<br />

Altenpflegeausbildung ist durch eine Umlagefi nanzierung zu ersetzen.<br />

Niedersachsen muss Studiengebühren endlich abschaffen.<br />

Die Öffnung von Hochschulen für Studierende ohne klassischen<br />

Hochschulzugang muss nachhaltig gefördert werden.


13 <strong>LEUCHTTURM</strong><br />

Fahrkosten für Schülerinnen und Schüler<br />

der Sekundarstufe II<br />

Im September 2009 habe ich in<br />

einem Antrag an den Rat der<br />

Gemeinde gefordert, den Schülerinnen<br />

und Schülern aus der<br />

Gemeinde Friedeburg, die die<br />

Sekundarstufe II einer allgemein<br />

bildenden Schule besuchen, die<br />

Fahrkosten zu erstatten. Hintergrund<br />

für diesen Antrag war die<br />

Tatsache, dass aus der Gemeinde<br />

Friedeburg viele Schülerinnen<br />

und Schüler wegen des begrenzten<br />

Angebots im Landkreis<br />

Wittmund zum Teil große<br />

Fahrstrecken zu den Schulen in<br />

den umliegenden Zentren (Wilhelmshaven,<br />

Wittmund, Wiesmoor,<br />

Jever, Zetel/Varel, Jaderberg<br />

u.a.) zurücklegen müssen.<br />

Die Kosten für diese Fahrten<br />

müssen die Schülerinnen und<br />

Schüler respektive ihre Erziehungsberechtigten<br />

selbst zahlen,<br />

da sie keinen Anspruch auf<br />

einen kostenlosen Schülertransport<br />

mehr haben.<br />

Nach meiner Meinung darf<br />

aber der Besuch einer weiterführenden<br />

Schule – auch im<br />

Sekundarbereich II – nicht von<br />

den finanziellen Möglichkeiten<br />

der Erziehungsberechtigten abhängen.<br />

Die Gremien des Rates<br />

folgten meinem Antrag, schlossen<br />

aber Schülerinnen und<br />

Schüler der KGS Wiesmoor (weil<br />

der Landkreis Wittmund ja selbst<br />

Träger einer Kooperativen Gesamtschule<br />

ist) und der berufsbildenden<br />

Schulen (Fachgymnasien<br />

an BBS´n sind keine allgemein<br />

bildenden Schulen) aus; Einschränkungen,<br />

die von den<br />

Betroffenen nur schwer nachzuvollziehen<br />

waren. Die Erstattung<br />

wurde zunächst für ein Jahr<br />

beschlossen, danach sollte diese<br />

freiwillige Leistung auf den<br />

Prüfstand gestellt werden.<br />

Nach dem Ablauf des Erstattungszeitraumes<br />

beschlossen<br />

Fachausschuss und Verwaltungsrat<br />

der Gemeinde im Rahmen<br />

der Haushaltsberatungen, die<br />

Zahlungen wegen der Höhe der<br />

dafür benötigten Mittel und<br />

aufgrund der knappen Mittel<br />

nicht fortzuführen. Meine Argumentation,<br />

dass die Möglichkeit,<br />

einen gymnasialen Schulabschluss<br />

zu erreichen, für die<br />

jungen Menschen in unserer<br />

Region ein wichtiges Angebot<br />

sei, wurde zwar geteilt, führte<br />

aber nicht zum einem positiven<br />

Beschluss. Auch der Hinweis,<br />

dass derzeit pro Jahrgang in<br />

unserer Region wesentlich weniger<br />

Schülerinnen und Schüler<br />

das Abitur oder die Fachhochschulreife<br />

erreichen als in<br />

anderen Regionen Niedersachsens<br />

(die Spitzenreiter liegen bis<br />

fast doppelt so hoch wie im<br />

Küstenraum). Die Gründe hierfür<br />

liegen zum einen in der<br />

schlechteren Erreichbarkeit der<br />

Standorte, an denen diese<br />

höheren Qualifikationsmöglichkeiten<br />

angeboten werden (eine<br />

Untersuchung in früheren Jahren<br />

hat ein starkes Absinken der<br />

Besuchsquote mit Entfernungen<br />

über 20 km zum Schulstandort<br />

ergeben) und zum anderen auch<br />

in der Einkommensituation, in<br />

der sich die Erziehungsberechtigten<br />

befinden. Hierzu liefert<br />

eine Untersuchung der Regio<br />

GmbH (http://www.regiogmbh.de/fileadmin/documents/<br />

Regio-Report-Maerz-2012.pdf)<br />

interessante Daten. Allerdings<br />

konnte dieser Hinweis die<br />

Ratsmitglieder seinerzeit nicht<br />

umstimmen.<br />

Die Ablehnung für die<br />

Erstattung der Fahrkosten wurde<br />

auch damit begründet, dass<br />

hierfür nicht die Gemeinde<br />

sondern das Land zuständig sei.<br />

Dass das Land nicht zahlt,<br />

könnte man auch als Nichterfüllung<br />

seiner Verpflichtung in der<br />

Niedersächsischen Verfassung interpretieren,<br />

nach der es für alle<br />

jungen Menschen im Land<br />

gleiche Bildungschancen zu<br />

sichern hat.<br />

Die Fahrkostenerstattung<br />

schien nach einem kurzen<br />

Intermezzo erledigt zu sein. Die<br />

Schülerinnen und Schüler müssen<br />

bereits im laufenden<br />

Schuljahr die Fahrkosten zu<br />

ihren Schulen wieder selbst<br />

bezahlen. Der Rat konnte sich<br />

nur zu einer Resolution durchringen,<br />

in der das Land<br />

aufgefordert wird, seinen Verpflichtungen<br />

nachzukommen.<br />

Sie wurde an die Landregierung,<br />

an Verbände und die Abgeordneten<br />

der Parteien in Bundestag<br />

und Landtag verschickt und fand<br />

starke Resonanz bei den Empfängern.<br />

Allerdings nur insoweit,<br />

dass viel Verständnis für das<br />

Anliegen des Rates gezeigt<br />

wurde. Möglichkeiten für eine<br />

Änderung der rechtlichen Bestimmungen<br />

und damit eine<br />

Lösung des Problems wurden<br />

nicht in Aussicht gestellt.<br />

Erstaunt war ich dann in<br />

diesem Frühjahr bei der Verabschiedung<br />

des Haushaltes, als der<br />

Rat mit überwältigender Mehrheit<br />

den Beschluss fasste, die<br />

Angelegenheit noch einmal an<br />

den zuständigen Fachausschuss<br />

zurückzuverweisen und die Verwaltung<br />

beauftragt wurde, die<br />

Möglichkeiten für eine Fortführung<br />

der Erstattung zu prüfen.<br />

Anmerkung der Redaktion: Leider hat<br />

dieser Prozess länger als ursprünglich<br />

geplant gedauert und eine Entscheidung<br />

ist erst nach Redaktionsschluss<br />

gefallen: Der Schulausschuss hat der<br />

Erstattung zugestimmt, Einzelheiten<br />

müssen aber noch ausgearbeitet<br />

werden und die höheren Gremien<br />

dann alles absegnen. Übrigens: Bei<br />

der GEW-Podiumsdiskussion mit den<br />

Landtagskandidaten waren auch alle<br />

für die Fahrtkostenerstattung – aber<br />

keiner wollte dafür auch eine<br />

Finanzierungszusage geben!<br />

Theo Hinrichs,<br />

Horsten


<strong>LEUCHTTURM</strong><br />

Was tun?<br />

Personalräteschulung im KV Wittmund mit Ullrich Schierz<br />

Wie immer gut nachgefragt<br />

war die PR-<br />

Schulung de GEW-Kreisverbands<br />

am 11.10.12: Der<br />

Einladung von Klaus-J.<br />

Richter folgten gut 20<br />

Teilnehmer in die Residenz<br />

nach Wittmund. Als aufgeräumter<br />

Referent dieser<br />

Schulung erwies sich Ulli<br />

Schierz, der locker und in<br />

angenehmer Atmosphäre<br />

die Teilnehmer durch ein<br />

breit angelegtes Themenfeld<br />

führte.<br />

Für die Neulinge in der<br />

Schulpersonalvertretung<br />

präsentierte er eine Powerpoint-gestützte<br />

Übersicht<br />

über die relevanten Inhalte<br />

des Niedersächsischen Personalvertretungsgesetzes.<br />

Weitere Themenschwerpunkte<br />

waren Aufgaben von<br />

SPR, SBPR und SHPR,<br />

Rechtliche Neuerungen,<br />

BEM (Betriebliches Wiedereingliederungsmanagement),<br />

Dienstvereinbarungen,<br />

Entgeltordnung für<br />

angestellte Lehrkräfte, Jahressonderzahlungen,<br />

Oberschulen.<br />

Die Tagungsteilnehmer<br />

freuten sich mittags über ein<br />

lobenswertes Essen und<br />

zwischenzeitliche Stärkungen<br />

mit Tee und Kaffee.<br />

Erfreulicherweise waren in<br />

diesem Jahr trotz der ja<br />

14<br />

nicht einfachen Verkehrsverhältnisse<br />

auch beide Inseln<br />

vertreten. Auch Nichtmitglieder<br />

nahmen wieder<br />

gegen Entrichtung einer<br />

Tagungsgebühr an der<br />

GEW-Veranstaltung teil. Der<br />

Kreisverband freut sich<br />

zudem über einen spontanen<br />

GEW-Eintritt.<br />

In einer Schlussrunde<br />

wurde erfolgreich versucht,<br />

eine Klärung einer Reihe<br />

noch offener Fragen der<br />

Teilnehmer, z. B. zum<br />

Dauerthema „Plus-/Minusstunden“,<br />

zu erreichen,<br />

sodass wie geplant um ca.<br />

16.30 Uhr die Veranstaltung<br />

endete.


15 <strong>LEUCHTTURM</strong><br />

Exkursion mit der GEW Fachgruppe<br />

Sonderpädagogik<br />

Ende September fuhren 14<br />

Förderschullehrkräfte der<br />

GEW Fachgruppe Sonderpädagogik<br />

auf Einladung unserer<br />

niederländischen Gewerkschaft<br />

Aob (Algemene Onderwijsbond)<br />

nach Drachten und<br />

Groningen.<br />

Zum Thema „Berufsvorbereitung<br />

von Schülerinnen und<br />

Schülern mit sonderpädagogischem<br />

Förderbedarf in den<br />

Niederlanden“ konnten wir zwei<br />

verschiedene Schulen besuchen,<br />

im Unterricht hospitieren und<br />

viele Fragen stellen.<br />

In Drachten besuchten wir<br />

die Schule „Singelland“, eine<br />

Schule mit einem hohen<br />

Praxisanteil (Praktijk onderwijs/<br />

Arbeidstraining). Nach einer<br />

6jährigen Grundschulzeit können<br />

hier schon 12jährige<br />

SchülerInnen (die ältesten SchülerInnen<br />

sind 20 Jahre alt) mit<br />

einem erhöhten Förderbedarf<br />

den Unterricht besuchen. Hier<br />

wird mit den unterschiedlichsten<br />

Materialien in den verschiedenen<br />

Berufszweigen gearbeitet:<br />

Holz, Textil, Keramik, Metall,<br />

Lebensmittel,...<br />

Das pädagogische Ziel ist es,<br />

dass Jugendliche lernen, zusammen<br />

zu arbeiten.<br />

Es geht nicht hauptsächlich<br />

darum z.B. eine Kerze herzustellen,<br />

sondern um den Prozess,<br />

und darum, sich als ArbeitnehmerIn<br />

zu fühlen. Das Lernen<br />

durch Tun steht im Vordergrund,<br />

die realistische Arbeitswelt<br />

wird den Jugendlichen hier<br />

schon früh nahegebracht. Aufträge<br />

von Firmen, wie z.B. das<br />

Bedrucken von Textilien oder<br />

das Herstellen von Keramik,<br />

Fortbildung der Lehrkräfte und<br />

das Experimentieren mit neuen<br />

Materialien, Techniken und<br />

Maschinen machen diese Schule<br />

zu einer besonderen Schule.<br />

Abends ging es dann weiter<br />

nach Groningen ins „Noorderpoort“,<br />

eine Berufsschule<br />

für Gastwirtschaft und Touris-<br />

mus. Eine „Hotelschule“, wo die<br />

Jugendlichen alle Berufe aus dem<br />

Bereich Hotel, Gastronomie,<br />

Küche, Cafe, Wellness, Service<br />

… erlernen können.<br />

In diesem Hotel übernachteten<br />

wir in 9 nach sportlichen<br />

Motiven unterschiedlich eingerichteten<br />

Zimmern (Basketball,<br />

Swimmingpool, Kletterwand,<br />

…), bekamen ein 4-Gänge-<br />

Menü serviert, konnten uns in<br />

allen Bereichen umsehen, im<br />

Unterricht hospitieren, viele<br />

informative Gespräche führen<br />

und leckere Kekse aus der<br />

hauseigenen Bäckerei kaufen.<br />

Mehr Informationen:<br />

www.noorderpoort.nl<br />

www.singelland.nl<br />

Ein dickes DANKE<br />

SCHÖN an Astrid Müller<br />

(Vorsitzende der GEW Fachgruppe)<br />

für die super tolle<br />

Organisation !!!!!!!!!!<br />

Anette Hillen


<strong>LEUCHTTURM</strong><br />

Kultur-Fahrt nach Worpswede<br />

16<br />

Die KVs Jever<br />

und Wittmund<br />

fuhren im<br />

Sommer nach<br />

Worpswede<br />

Fotos:<br />

Jürgen Kramm<br />

Stellungnahme zur geplanten Einführung<br />

der Inklusion in Niedersachsen<br />

Folgende Stellungnahme zur<br />

geplanten Einführung der<br />

Inklusion hat das Kollegium der<br />

Förderschule Großheide gemeinsam<br />

mit Kolleginnen und<br />

Kollegen der Nachbarschulen in<br />

Großheide/Berumerfehn und<br />

Hage/Berumbur unterschrieben<br />

und an alle Fraktionen der<br />

niedersächsischen Landesregierung,<br />

an die Mitglieder der<br />

Steuergruppe zur Umsetzung der<br />

Inklusion des Landes Niedersachsen,<br />

an das Kultusministerium<br />

und zur Kenntnis an den<br />

HPR in Hannover und den<br />

SBPR in Osnabrück geschickt:<br />

Deutschland hat die UN-<br />

Konvention über die Rechte der<br />

Menschen mit Behinderung<br />

unterzeichnet. Sie fordert ein<br />

Bildungssystem ein, das niemanden<br />

wegen seiner individuellen<br />

Bedingungen ausschließt. Daraus<br />

ergibt sich ein Recht aller auf<br />

gemeinsame Beschulung und<br />

zwangsläufig die Verpflichtung,<br />

inklusiv zu arbeiten.<br />

Zu dieser Verpflichtung stehen<br />

auch die UnterzeichnerInnen<br />

dieser Stellungnahme.<br />

Bei der Umsetzung der Inklusion<br />

muss im Vordergrund stehen, dass<br />

die qualitativ hochwertige Förderung<br />

der Kinder mit sonderpädagogischem<br />

Förderbedarf, die wir heute<br />

haben, bestehen bleibt.<br />

Für eine erfolgreiche Umsetzung<br />

der Inklusion brauchen wir:<br />

- Eine bessere personelle<br />

Ausstattung:<br />

In den Klassen muss eine<br />

Doppelbesetzung konsequent<br />

vorhanden sein (Regelschullehrkraft/Förderschullehrkraft).<br />

Die<br />

Einbindung pädagogischer MitarbeiterInnen<br />

(unterrichtsbegleitend,<br />

medizinisch, therapeutisch,<br />

sozialpädagogisch) ist erforderlich.<br />

- Umfangreiche Fortbildungsmaßnahmen:<br />

Die Qualifikation des Personals<br />

stellt eine unverzichtbare Voraussetzung<br />

für die erfolgreiche<br />

Umsetzung dar.<br />

- Fest im Stundenplan<br />

verankerte Besprechungszeiten:<br />

Die Unterrichtsverpflichtung für<br />

alle Lehrkräfte muss reduziert<br />

werden, um mehr Zeit für<br />

gemeinsame Unterrichtsplanung,<br />

Teambesprechungen, kollegiale<br />

Beratung etc. zu schaffen.<br />

- Kleinere Klassen<br />

- Eine räumliche Ausstattung,<br />

die inklusives Arbeiten<br />

ermöglicht (einschließlich individueller<br />

Hilfs- und Arbeitsmittel).<br />

- Die Abschaffung von<br />

Vergleichsarbeiten,<br />

- Leistungsbeschreibungen<br />

statt einer Bewertung durch<br />

Zensuren.<br />

- Eine reformierte Ausbildung<br />

aller Lehrämter, die für<br />

den inklusiven Unterricht qualifiziert.<br />

- Mehr Studien- und<br />

Referendariatsplätze für<br />

Förderschullehrkräfte, da<br />

schon heute ein Fachkräftemangel<br />

besteht.<br />

Mit dieser Stellungnahme appellieren<br />

wir an die Mitglieder der<br />

Steuergruppe zur Umsetzung der<br />

Inklusion unsere Forderungen<br />

bei der Erarbeitung der Erlasse<br />

und Verordnungen zu berücksichtigen.


17 <strong>LEUCHTTURM</strong><br />

Landesfachgruppe SeniorInnen wählt<br />

neue Vorsitzende<br />

10 Jahre wurde die Landesfachgruppe<br />

SeniorInnen von Erwin<br />

Meyer, KV Ammerland, auf allen<br />

Ebenen hervorragend vertreten.<br />

Leider musste er nun aus<br />

persönlichen Gründen sein Amt<br />

als Landesvorsitzender aufgeben.<br />

Auf der zweitägigen Klausur der<br />

Landesfachgruppe in Walsrode<br />

wählten die Bezirksvertreter<br />

seine bisherige Stellvertreterin,<br />

Christa Burbat, Bezirksverband<br />

Braunschweig, in das verantwortungsvolle<br />

Amt der Landesvorsitzenden.<br />

Doch wird der Bezirk<br />

Weser-Ems auch weiterhin im<br />

Vorstand der Landesfachgruppe<br />

SeniorInnen vertreten sein. Als<br />

Stellvertreter wurde nämlich der<br />

Bezirksvorsitzende Weser-Ems,<br />

Ubbo Voss, ebenfalls einstimmig<br />

gewählt.<br />

Die Tagesordnung der Landesfachgruppe<br />

ließ erkennen, dass<br />

auf Bezirksebene bei den<br />

SeniorInnen in Weser-Ems eine<br />

intensive und nachhaltige Arbeit<br />

erfolgte. So fanden sich die<br />

Themen „Antrag für den<br />

Gewerkschaftstag 2013“, „Delegiertenschlüssel<br />

für die Landesdelegiertenkonferenz“<br />

und „Neubearbeitung<br />

und Finanzierung<br />

der Materialien für ältere<br />

KollegInnen“ auch im Zentrum<br />

der Diskussion der Landesfachgruppe.<br />

Die Anliegen der Bezirksfachgruppe,<br />

insbesondere die der<br />

Materialien und des Delegiertenschlüssels,<br />

wurden von der<br />

Landesfachgruppe übernommen<br />

und werden weiterverfolgt. Einig<br />

war man sich im Landesvorstand<br />

der SeniorInnen, dass die GEW<br />

eine Mitmachgewerkschaft ist<br />

und bleiben muss. Diskussionen<br />

im Geschäftsführenden Vorstand<br />

des Landes zu Umstrukturierungen<br />

in der GEW in Richtung auf<br />

mehr Hauptamtlichkeit erteilte<br />

man eine deutliche Absage. Eine<br />

Schwächung demokratischer<br />

Mitbestimmung durch eine<br />

starke Beschneidung der Delegiertenzahl<br />

wolle man ebenfalls<br />

nicht hinnehmen, so der<br />

Landesvorstand. Auf der LDK<br />

2012 war versucht worden, die<br />

Delegiertenzahl der Fachgruppe<br />

der SeniorInnen einseitig zu<br />

beschneiden. Dies ist auch in<br />

Zukunft nicht hinzunehmen.<br />

Vielmehr fordert die Landesfachgruppe<br />

ein gerechtes System der<br />

Gleichbehandlung aller Fachgruppen,<br />

wie es auch die<br />

Bundessatzung vorschreibt.<br />

Ubbo Voss legte dazu ein neues<br />

Berechnungsmodell für die<br />

Landesdelegiertenkonferenz vor.<br />

Es beinhaltet zwar eine Reduzierung<br />

der Delegiertenzahl der<br />

SeniorInnen, hebt aber dafür die<br />

bisherige Benachteiligung der<br />

Fachgruppe der Grund- und<br />

Hauptschulen auf. Der Landesvorstand<br />

der Fachgruppe will<br />

diese Modellrechnung<br />

in Zukunft als<br />

Diskussionsgrundlage<br />

für die Gespräche<br />

in der Haushaltskommission<br />

und dem<br />

Landesvorstand anwenden.<br />

Erfreut zeigte sich<br />

der Landesvorstand<br />

SeniorInnen über die<br />

in Druck befindliche<br />

Broschüre zu Themen<br />

der Versorgung.<br />

Die Broschüre „Hilfen<br />

für den Ernstfall“,<br />

Weser-Ems weiterhin im Landesvorstand<br />

soll, obwohl sie grundsätzlich<br />

neubearbeitet wird, auf Grund<br />

der großen Nachfrage in kleiner<br />

aktualisierter Auflage nachgedruckt<br />

werden.<br />

Die Landesfachgruppe weist<br />

daraufhin, dass nach der<br />

Überarbeitung des Beihilferechts<br />

immer wieder falsche Bescheide<br />

erfolgen. Dies ist<br />

besonders häufig<br />

der Fall, wenn die<br />

Arztrechnungen<br />

einen höheren<br />

Satz als den<br />

2,3fachen aufweisen,<br />

was z. B. bei<br />

zahnärztlichen<br />

Rechnungen<br />

häufig zutreffe.<br />

Im Zweifelsfall ist<br />

es ratsam, die<br />

Rechtsschutzstelle<br />

zu informieren.<br />

Die Landesfachgruppe will in<br />

Zukunft auf allen Ebenen<br />

deutlich machen, dass die<br />

Gewerkschaft Erziehung und<br />

Wissenschaft seit geraumer Zeit<br />

Tarifpartner der Landesregierung<br />

ist. Die GEW wird also im<br />

nächsten Frühjahr die Besoldungsverhandlungen<br />

führen.<br />

Dies wird nicht nur die<br />

Angestellten, sondern auch die<br />

aktiven und pensionierten Mitglieder<br />

betreffen.<br />

Möglicherweise könnten<br />

Streikaktionen nötig werden. Bis<br />

zur endgültigen Klärung der<br />

bisher widersprüchlichen Urteile<br />

zum Beamtenstreikrecht können<br />

ungefährdet jedoch nur die<br />

Angestellten streiken. Die Landesfachgruppe<br />

der SeniorInnen<br />

bittet deshalb alle Pensionäre,<br />

bei Streikaktionen, auch im<br />

eigenen Interesse, solidarisch zu<br />

sein und Unterstützung zu<br />

leisten.<br />

Informationen zu den verschiedenen<br />

Themen können bei<br />

den Bezirksvorsitzenden Weser-<br />

Ems abgerufen werden.<br />

Herbert Czekir


Herbert Czekir<br />

<strong>LEUCHTTURM</strong><br />

Geistig fit – kein Problem<br />

Info-Veranstaltung im Bezirk Weser-Ems<br />

Anfang Juni trafen sich an<br />

den beiden Veranstaltungsorten<br />

Westerstede und Bersenbrück<br />

über 60 Gewerkschaftler,<br />

um sich dem Thema „Geistig fit<br />

im Alter“ zu widmen.<br />

Schnell stellte die Referentin,<br />

Frau Schubert, fest, dass Gedächtnistraining<br />

nicht nur für ältere<br />

Menschen sinnvoll<br />

ist. Neben<br />

etlichen praktischen<br />

Übungen<br />

berichtete sie unterhaltsam<br />

vom<br />

Aufbau des Gehirns,<br />

seiner Funktion,<br />

von neuesten<br />

Forschungsergebnissen<br />

und den<br />

vielfältigen Möglichkeiten<br />

des Trainings.<br />

Einige Aussagen<br />

seien hier<br />

wiedergegeben:<br />

Unser Gehirn ist keine<br />

homogene Zellmasse, sondern<br />

ein komplex aufgebautes Gebilde<br />

verschiedener, miteinander vernetzter<br />

Systeme. Dabei arbeitet<br />

das Gehirn nach den Prinzipien<br />

der Arbeitsteilung und Kooperation.<br />

Es ist ein<br />

gigantisches<br />

Netzwerk, das<br />

sich durch neue<br />

Anregungen immer<br />

wieder umstrukturiert.<br />

Es<br />

ist ein Datenspeicher<br />

mit fast<br />

unbegrenzterKapazität.<br />

Es kann<br />

überragende Leistungen<br />

erbringen,<br />

jedoch bei<br />

Unterforderung<br />

sich selbst auf<br />

ein Minimum<br />

zurückfahren.<br />

Deshalb ist es<br />

in jedem Alter<br />

wichtig, dem Gehirn<br />

Anreize zu<br />

geben, die dann neuronale<br />

Netzwerke entstehen lassen.<br />

Diese Netzwerke lassen sich<br />

umso leichter aktivieren, je öfter<br />

man Lernprozesse wiederholt.<br />

Damit diese Netzwerke dauerhaft<br />

für Problemlösungen zur Verfügung<br />

stehen, braucht unser<br />

Gehirn also vielfältige Reize und<br />

Erfahrungen.<br />

Aber auch unser Gehirn altert,<br />

genauso wie der übrige Körper.<br />

Der Prozess beginnt etwa ab dem<br />

30. Lebensjahr, wird aber erst im<br />

höheren Alter spürbar. Aber<br />

nicht nur mangelnde geistige<br />

Aktivität oder physische Ursachen<br />

wirken sich auf die<br />

kognitive Leistungsfähigkeit im<br />

Alter aus. Auch die Psyche spielt<br />

eine große Rolle.<br />

Interessant wusste die Referentin<br />

die verschiedenen Arten<br />

des Gedächtnisses zu verdeutlichen.<br />

Das Kurzzeitgedächtnis<br />

hat eine Speicherzeit von 20<br />

Sekunden bis zu 20 Minuten.<br />

Allerdings läuft die Aufnahme<br />

und Verarbeitung von Informationen<br />

nicht kontinuierlich ab,<br />

sondern in relativ kurzen<br />

Sequenzen von ca. 5 bis 7<br />

Sekunden, die als Merkspanne<br />

18<br />

bezeichnet werden. Um dies zu<br />

verdeutlichen, mussten die Teilnehmer<br />

sich vier langsam<br />

vorgelesene Zahlen merken und<br />

dann notieren. Das war zunächst<br />

kein Problem. Bei sieben Zahlen<br />

gerieten die ersten schon in<br />

Schwierigkeiten. Als dann aber<br />

dreizehn Zahlen vorgetragen<br />

wurden, war die Merkspanne<br />

ausgereizt, der Faden riss und es<br />

fehlten Zahlen oder die Reihenfolge<br />

war durcheinandergeraten.<br />

Die Referentin erklärte: „Ihr<br />

Gehirn konnte nicht rechtzeitig<br />

zwischenspeichern, weil Sie ja<br />

weiter zuhören mussten.“<br />

Doch konnte sie die Teilnehmer<br />

auch beruhigen: „ Nicht nur<br />

die Merkspanne lässt sich<br />

trainieren, sondern die Gedächtnisleistungen<br />

und Fähigkeiten<br />

unseres Gehirns überhaupt!“<br />

Dabei sind es nicht nur die<br />

Denkaufgaben, die dem Gehirn<br />

neue Anregungen geben. Auch<br />

körperliche Bewegung, bewusstes<br />

Betrachten der Umgebung, Fingerübungen,<br />

balancieren oder<br />

jonglieren, tanzen, sogar Grimassen<br />

schneiden, küssen und<br />

vieles mehr regen das Gehirn an.<br />

Neben vielen weiteren Infor-


19 <strong>LEUCHTTURM</strong><br />

mationen erläuterte Frau Schubert<br />

zum Schluss einer höchst<br />

kurzweiligen Veranstaltung etwas<br />

sehr Beruhigendes:<br />

Auch der Schlaf hat eine<br />

wichtige Funktion und verhilft<br />

zu einem besseren Gedächtnis<br />

(Schulschlaf natürlich ausgenommen!).<br />

In der REM-Phase<br />

werden aufgenommene Informationen<br />

emotional nach gut und<br />

schlecht bewertet und schließlich<br />

in das Langzeitgedächtnis übernommen,<br />

wo sie mit vorhandenen<br />

Erfahrungen und Wissen<br />

verknüpft werden.<br />

Zum Schluss sollen hier noch<br />

einmal einige Hinweise wiedergegeben<br />

werden, die Aktiven<br />

und Nicht-Aktiven helfen können.<br />

Es geht um die Frage:<br />

Wie kann ich Informationen<br />

im Langzeitgedächtnis besser<br />

verankern?<br />

Verbinden - mit (positiven )<br />

Emotionen<br />

Was uns nicht interessiert,<br />

können wir uns auch nicht<br />

merken.<br />

Strukturieren - Wichtiges<br />

den einzelnen Gebieten bewusst<br />

zuordnen (z. B. Politik, Fremdsprachen,<br />

Gefühle, …), sonst<br />

wird es im Gedächtnis irgendwo<br />

abgelegt, versickert und bleibt<br />

unauffindbar<br />

Verknüpfen - neues Wissen<br />

bewusst anderen ähnlichen Inhalten<br />

zuordnen<br />

Visualisieren - es sich<br />

bildlich vorstellen oder ein<br />

(möglichst verrücktes) Bild dazu<br />

ausdenken<br />

Sinne einbeziehen - Geruch,<br />

Geschmack, Gehör, Tastsinn;<br />

so verankern wir Erfahrungen<br />

in verschiedenen Bereichen<br />

und können vielleicht über eine<br />

andere Nervenbahn die Erinnerung<br />

wiederfinden<br />

Wiederholen - je öfter etwas<br />

durch unseren Kurzzeitspeicher<br />

gelaufen ist, umso fester wird es<br />

im Langzeitgedächtnis gespeichert<br />

Lernfeldatmosphäre - hel l ,<br />

angenehm, freundlich, störungsfrei,<br />

ohne Zeitdruck<br />

Positives Denken – den Satz<br />

„Das kann ich mir sowieso nicht<br />

merken“, sollte es für uns nicht<br />

geben. Indem wir sagen „Ich<br />

kann nicht“, suggerieren wir<br />

unserem Unterbewusstsein, dass<br />

es eben so sein soll; und dann<br />

können wir wirklich nicht.<br />

Training zur geistigen Flexibilität<br />

Hier ist ein<br />

Spruch völlig<br />

durcheinander<br />

geraten. Bringe<br />

ihn wieder in die<br />

richtige Reihenfolge.<br />

Beginne<br />

mit dem fett<br />

gedrucktenWort.<br />

nicht - wie -<br />

jeden - einem -<br />

aber<br />

beißen - sie -<br />

Gedanken -<br />

zum<br />

von - springen<br />

- Flöhe -<br />

anderen<br />

Lösung:<br />

Gedanken<br />

springen wie<br />

Flöhe von einem<br />

zum anderen,<br />

aber sie<br />

beißen nicht<br />

jeden.


<strong>LEUCHTTURM</strong><br />

20<br />

Ostfriesische Nachrichten, Montag, den 24. September 2012<br />

Aufruf zum Aufstand der Lehrer<br />

Kabarettistenduo nahm Schulbürokratie, Kultusministerkonferenz und Turbo-Abitur aufs Korn<br />

VO N HE I N O HE R M A N N S<br />

Aurich. „Zielgruppenorientiertes<br />

Kabarett“ könnte man das<br />

nennen, was den Zuschauern am<br />

Freitagabend im Forum der IGS<br />

Aurich- West geboten wurde.<br />

Das Kabarettduo „Fuhrmann<br />

und Eberlei“ hatte zur „kabarettistischen<br />

Lehrerfortbildung unter<br />

dem Motto „Die faulen Säcke<br />

schlagen zurück“ gebeten. Organisiert<br />

hatte den Abend der<br />

Auricher Kreisverband der Gewerkschaft<br />

Erziehung und Wissenschaft<br />

– für das richtige<br />

Publikum war also gesorgt. Rund<br />

100 Zuschauer waren in die Aula<br />

gekommen, die allermeisten<br />

davon schienen zur Zielgruppe<br />

von Jana Fuhrmann und Andre<br />

Eberlei zu gehören.<br />

Die beiden sind selbst Lehrer,<br />

haben zusammen am Niedersächsischen<br />

Internatsgymnasium<br />

gearbeitet. Heute ist Jana<br />

Fuhrmann (35) Lehrerin in<br />

Twistringen, Andre Eberlei (37)<br />

unterrichtet in Varel. Zusammen<br />

holten die beiden zu einem<br />

Rundumschlag gegen Schulbürokratie,<br />

Kultusministerkonferenzen<br />

und Turbo-Abitur aus. Nach<br />

„Heul doch – der Schulinspektor<br />

kommt“ präsentierten die beiden<br />

jetzt „Heul doch<br />

II – die faulen<br />

Säcke schlagen<br />

zurück“. „Wir<br />

bringen den<br />

Schulalltag auf<br />

den Punkt, die<br />

Kollegen mögen<br />

es, wenn<br />

jemand ausspricht,<br />

was sie<br />

selbst denken“,<br />

sagte Andre<br />

Eberlei im Gespräch<br />

mit den<br />

ON. Ein Understatement,<br />

denn<br />

Jana Fuhrmann rief die Lehrer dazu auf,<br />

so manche<br />

mit deutlich härteren Bandagen zu<br />

scharfen Angrifkämpfen.<br />

Foto: Hermanns<br />

fe auf Kultusminister Bernd<br />

Althusmann konnte wohl nur<br />

der nachvollziehen, der dessen<br />

Erlasse Tag für Tag umsetzen<br />

muss.<br />

Teilweise tief unter der Gürtellinie<br />

liefen die Sprüche des<br />

Kabarettduos gegen den Niedersächsischen<br />

Kultusminister. Da<br />

Althusmann an der Universität<br />

der Bundeswehr in Hamburg<br />

Pädagogik studiert hat, veranstalteten<br />

Fuhrmann und Eberlei ein<br />

„Drillcamp für Lehrer“, in dem<br />

sie Kampfmethoden für den<br />

Schulalltag lernen sollten. Der<br />

Minister selbst wurde wegen<br />

seiner militärischen Herkunft<br />

wahlweise als „schmieriger Fahnenjunker“<br />

und „Waffenpädagoge“<br />

tituliert, der „geistig früh<br />

vergreist“ sei.<br />

Grund für die Verbalattacken war<br />

die Einführung der eigenverantwortlichen<br />

Schule samt Schulvorstand<br />

sowie der Binnendifferenzierung.<br />

Letztere ist allerdings<br />

ein Fremdwort höchstens<br />

für Gymnasiallehrer – an<br />

Gesamtschulen wird bereits seit<br />

Jahrzehnten binnendifferenziert.<br />

Von daher ging dieser Witz<br />

der beiden Gymnasiallehrer am<br />

Publikum, das augenscheinlich<br />

zu einem großen Teil aus<br />

Gesamtschullehrern bestand,<br />

vorbei.<br />

„Gegen die Kultusministerkonferenz<br />

(KMK) ist Al Qaida eine<br />

Friedensmission“, hörte das<br />

Publikum von der Bühne, denn<br />

das Terrornetzwerk zerstöre nur<br />

Körper. Mit der Einführung des<br />

Turbo-Abiturs zerstöre die KMK<br />

dagegen den Geist, wenn sie<br />

fordere, dass man in kürzerer<br />

Zeit länger unterrichten könne.<br />

Aber nicht nur Minister und<br />

ihre Kultusbürokratie wurden<br />

von Eberlei und Fuhrmann aufs<br />

Korn genommen, auch Schüler,<br />

Eltern und Lehrer kamen nicht<br />

ungeschoren davon. Jugendliche<br />

seien zu blöd, um telefonieren<br />

zu können, weswegen sie SMS<br />

schreiben müssten, und zusammen<br />

mit ihren Eltern störten sie<br />

auch im Schulvorstand. „Da<br />

sitzen dann Schüler, die keinen<br />

Nagel in Butter schlagen können<br />

– und deren Mütter!“, beschwerte<br />

sich Eberlei in der Rolle des<br />

Hausmeisters Heinz Janssen.<br />

Eltern mischten sich heute<br />

überall ein, meinte er, in den<br />

Pausen gebe es vor dem<br />

Lehrerzimmer inzwischen mehr<br />

Eltern als Schüler. Immer öfter<br />

brächten sie Anwälte mit, um<br />

Schule und Lehrer zu verklagen.<br />

„Nach einer 6 in Mathe wird<br />

nicht mehr gelernt, sondern<br />

verklagt“, so die Erkenntnis.<br />

Lehrer hingegen müssten häufig<br />

wegen gequetschter Finger behandelt<br />

werden. Diese Unfälle<br />

passierten oft beim Zuschieben<br />

der Schubladen, in die sie ihre<br />

Schüler gesteckt hätten. Wobei<br />

Schubladen besser seien als<br />

Regale – dann würde man die<br />

Schüler ja immer gleich sehen.<br />

Beliebt seien jetzt auch Computerprogramme,<br />

mit denen Berichtszeugnisse<br />

per Textbaustein<br />

geschrieben werden könnten.<br />

„Das ist die Rache der Lehrer für<br />

SchülerVZ und die Lehrerbewertung<br />

spickmich.de“, sagte Eberlei,<br />

„Mobbing am PC – das<br />

können wir auch!“<br />

Doch Angriffe auf die eigenen<br />

Kollegen hielten sich bei Eberlei<br />

und Fuhrmann in Grenzen –<br />

man soll sein Publikum ja nicht<br />

verschrecken. Stattdessen wurde<br />

zum Angriff auf die Bürokratie<br />

motiviert, schließlich handelte es<br />

sich am Freitag um ein<br />

„Drillcamp“. „Der Feind sind<br />

Schüler, politische Dummheit<br />

und Leistungsdruck“ war die<br />

Parole, Lösungen wurden aus<br />

dem rund 2500 Jahre alten Buch<br />

„Über die Kriegskunst“ des<br />

chinesischen Militärstrategen


21 <strong>LEUCHTTURM</strong><br />

Tenorth:<br />

Kabarett unter jedem Niveau<br />

Scharfe Kritik an GEW-Veranstaltung<br />

heh Aurich. Am Freitag<br />

vergangener Woche fand in der<br />

IGS Aurich-West ein Kabarett-<br />

Abend für Lehrer statt.<br />

Eingeladen hatte der Auricher<br />

GEW-Kreisverband zu der<br />

Veranstaltung. Jana Fuhrmann<br />

(Twistringen) und Andre<br />

Eberlei (Varel), beide selbst<br />

Gymnasiallehrer, gingen mit<br />

teils harschen Worten gegen die<br />

Schulbürokratie vor (siehe ON<br />

von gestern).<br />

Besonders ihre Angriffe gegen<br />

Kultusminister Bernd Althusmann<br />

stießen bei Hendrik<br />

Tenorth, Bezirksvorsitzender<br />

des Verbandes Niedersächsischer<br />

Lehrkräfte (VNL), auf wenig<br />

Gegenliebe. „Mich hat der<br />

Schlag getroffen“, sagte er in<br />

einer Stellungnahme gegenüber<br />

Sunzi vorgelesen.<br />

Unter anderem<br />

müsse diese Regel<br />

befolgt werden:<br />

„Halte Deinen<br />

Gegner in Atem!“.<br />

Die Lehrer müssten<br />

den Spieß<br />

umdrehen, der<br />

Bürokratie Vorschläge<br />

machen.<br />

„Schreiben Sie<br />

täglich Mails an<br />

Ihre Schulbehörde“,<br />

riet Eberlei.<br />

Ein Bürokrat, der<br />

Mails lese, könne<br />

sich keine neuen<br />

Schikanen ausdenken.<br />

Fazit des Abends:<br />

Fuhrmann und<br />

Eberlei haben mit<br />

ihrem Programm<br />

ihre Zielgruppe sicherlich<br />

gut be-<br />

den ON. Die Verbalattacken, die<br />

in den ON teilweise widergegeben<br />

worden waren, seien unter<br />

jedem Niveau. „So etwas geht<br />

gar nicht“, sagte Tenorth.<br />

Natürlich seien sachliche<br />

Auseinandersetzungen über die<br />

Schulpolitik immer erlaubt,<br />

meinte Tenorth, der auch CDU-<br />

Kommunalpolitiker ist. Gerade<br />

der VNL begleite viele Entscheidungen<br />

kritisch, allerdings auf<br />

sachlicher Ebene. Es gebe aber<br />

für Beamte eine Loyalitätspflicht<br />

gegenüber dem Dienstherren.<br />

„Darauf haben wir alle einen<br />

Eid geschworen“, sagte der<br />

Rektor der Haupt- und<br />

Realschule Hinte.<br />

Indiskutabel findet er auch die<br />

Angriffe auf Schüler und Eltern.<br />

Diese würden natürlich von den<br />

Kollegen ernst genommen.<br />

Gerade die Zusammenarbeit mit<br />

den Eltern sei wichtig für die<br />

Entwicklung der Schüler.<br />

Ebenso wenig sei die<br />

Landesschulbehörde ein Gegner<br />

der Lehrer. Man müsse<br />

sich im Zusammenhang mit<br />

der Kabarettaufführung der<br />

beiden Lehrer Gedanken<br />

darüber machen, an welcher<br />

Stelle die Kunst aufhört und<br />

die Beleidigung anfängt.<br />

Die zuständige Landesschulbehörde<br />

sieht die Kabarettaufführung<br />

gelassener. Sprecherin<br />

Susanne Strätz sagte auf ON-<br />

dient, zwei Zugaben<br />

sind der Beleg dafür.<br />

Sie hatten einige gute<br />

Passagen im Programm,<br />

zu loben ist<br />

vor allem Jana Fuhrmann<br />

am Klavier.<br />

Allerdings rutschte das<br />

Niveau an einigen<br />

Stellen arg tief unter<br />

die Gürtellinie – ob das<br />

auch zum Bildungsauftrag<br />

gehört?<br />

Anfrage, natürlich gebe es eine<br />

Loyalitätspflicht gegenüber dem<br />

Dienstherren, worauf die Kollegen<br />

auch immer wieder hingewiesen<br />

würden. „In diesem Fall<br />

handelt es sich aber um Satire“,<br />

sagte Strätz. Etwas<br />

anderes sei es, wenn<br />

solche Äußerungen im<br />

Dienst fielen. „Dann ist<br />

es eine Beleidigung“,<br />

sagte Strätz.<br />

Franz Kampers, Mitglied<br />

im Vorstand der GEW-<br />

Aurich, kann über die<br />

Vorwürfe von Tenorth<br />

nur lachen, wie er<br />

gegenüber den ON sagte.<br />

„Kabarettisten müssen in<br />

Deutschland nicht die<br />

Regierenden fragen, was<br />

sie über sie sagen dürfen“, sagte<br />

er. Hendrik Tenorth empfahl er<br />

einen Kurs bei der Volkshochschule,<br />

in dem er sich<br />

informieren solle, was politisches<br />

Kabarett dürfe.


<strong>LEUCHTTURM</strong><br />

22<br />

Die nächsten<br />

Ostfriesischen Hochschultage<br />

finden statt am<br />

Donnerstag, dem 07.03.2013, und am Freitag, dem 08.03.2013,<br />

in Aurich im Europahaus.<br />

Ausrichtende Uni: Osnabrück<br />

Thema: Lernqualität – entdecken,<br />

verstehen, verbessern<br />

Hauptvorträge (Donnerstag und Freitag: 9.00 Uhr bis 9.45 Uhr)<br />

n Prof. Dr. Ingrid Kunze: Lernqualität - Einführung in das Tagungsthema<br />

n Prof. Dr. Christina Noack: Lernqualität beim Schriftspracherwerb (Arbeitstitel)<br />

n Prof. Dr. Rosa Maria Puca: Motivationsentwicklung und -förderung (Arbeitstitel)<br />

Workshops (Donnerstag und Freitag: 10.45 bis 12.15 und 12.45 bis 14.15)<br />

für den Elementarbereich und die Grundschule<br />

Schulbuchausstellung<br />

an<br />

beiden Tagen<br />

von 8.30 bis<br />

14.30 Uhr<br />

mit folgenden<br />

Verlagen:<br />

AAP-Verlage<br />

(Auer, AOL,<br />

Petersen)<br />

bms-Verlage<br />

(Westermann,<br />

Schroedel,<br />

Diesterweg)<br />

Cornelsen und<br />

Oldenbourg<br />

Klett<br />

Sport-Creative<br />

1. Einmalig, vielfältig, dynamisch - Begabungsförderung in Elementar- und Primarpädagogik (Meike<br />

Sauerhering, M.A. und Miriam Lotze, M.A.)<br />

2. Mathematische Frühförderung (Christopher Gerke, Solveig Jensen)<br />

3. Bewegt lernen (Nifbe-Forschungsstelle Bewegung und Psychomotorik, Dr. Elke Haberer)<br />

4. Bewegungs- und musikorientierte Entwicklungsdiagnostik für Grundschulkinder (Prof. Dr. Bernhard<br />

Müßgens) Grundschule, 180 min.<br />

5. Lachen ist gesund - der Beitrag des Humors zur Qualität von Lehr-Lernprozessen (Dr. Ekkehard<br />

Ossowski)<br />

6. Philosophieren mit Kindern - Philosophieren als Bildungsprinzip zur Förderung grundlegender<br />

Kompetenzen und im fächerübergreifenden Einsatz in der Grundschule (Mirja Kekeritz und Hanna<br />

Kleinschmidt)<br />

für den Sekundarbereich<br />

7. Historisches Lernen diagnostizieren. Basiskompetenz von Geschichtslehrerinnen und<br />

Geschichtslehrern (Prof. Dr. Meik Zülsdorf-Kersting)<br />

8. Wikis im Fremdsprachenunterricht der Klassen 9 und 10 (PD Dr. Petra Ludewig) (Französisch und<br />

Englisch)<br />

9. Das Gruppenpuzzle im Physikunterricht der Sekundarstufe II (Prof. Dr. Roland Berger)<br />

10. Innovative Methoden und Materialien im Textilunterricht (Prof. Dr. Bärbel Schmidt,<br />

Elementarbereich, Grundschule und Sek I)<br />

11. Rhythmisierung von Lernprozessen – neue Zeitmodelle für Schulen der Sekundarstufe (Elisabeth<br />

Buck, IGS Osnabrück)<br />

12. Englisch – Übergang von der Grundschule zu weiterführenden Schulen (Team von Lehrkräften aus<br />

der Region Osnabrück)<br />

13. „Testflug der Schnaken“ - Ästhetische Dimensionen fachlichen Lernens im Regelunterricht (Prof. Dr.<br />

Andreas Brenne)<br />

14. Wertebildung im Facebook-Zeitalter? (AG Wertebildung, Dr. Susanne Müller-Using und Prof.<br />

Reinhold Mokrosch)<br />

15. Gegenwartliteratur im Unterricht der Sek I (Dr. Jan Standke)<br />

Abendveranstaltung (Donnerstag 19.30 Uhr)<br />

Die Lust am Lernen und Denken wecken – Was können Kindergarten und Schule jeweils beitragen?<br />

Referentin: Prof. Dr. Ulrike Graf (Universität Osnabrück)


23 <strong>LEUCHTTURM</strong><br />

Unterrichtsversorgung im ländlichen Raum<br />

Offener Brief zur Einstellungssituation<br />

an Landeselternrat, Oppositionsparteien im Nds. Landtag, GEW Vorstände im Bezirk Weser-Ems und im Land<br />

Niedersachsen<br />

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Kolleginnen und Kollegen.<br />

Es ist schon lange kein Geheimnis mehr, dass es äußerst schwer ist, im ländlichen Ostfriesland ausgeschriebene Stellen für<br />

Lehrkräfte zu besetzen. Es mangelt an Bewerberinnen und Bewerbern. Besonders problematisch ist dies im Bereich der<br />

Förderschulen. Gerade hier werden zur vertretbaren Umsetzung der Inklusion jetzt und in Zukunft ausreichend viele<br />

Förderschullehrerinnen und -lehrer benötigt.<br />

Umso erstaunlicher ist es, dass das Land Niedersachsen scheinbar nicht daran interessiert ist, Förderschullehrkräfte im Land<br />

zu halten.<br />

Ein Beispiel: Im Februar 2012 trat eine Förderschullehrerin in Ostfriesland nach dem Referendariat ihren Dienst an einer<br />

Förderschule an. Da sie zu diesem Zeitpunkt 46 Jahre alt war und damit die Höchstaltersgrenze zur Übernahme in das<br />

Beamtenverhältnis nach § 16 Abs. der NLVO um 1 Jahr überschritten hatte, wurde sie für das Beamtenverhältnis auf Probe<br />

nicht zugelassen. Sie stellte daher einen Antrag auf erneute Überprüfung und Übernahme in das Beamtenverhältnis.<br />

Als Begründung für eine Ausnahme gab sie u. a. Kindererziehungszeiten an. Die Kollegin hat vier Kinder. Das Land<br />

Niedersachsen sieht jedoch keinen „ursächlichen Zusammenhang“ zwischen der „verspäteten Einstellung in den<br />

Vorbereitungsdienst” „und den Kindererziehungszeiten“, weil „die Kinder vor Aufnahme des Studiums geboren wurden“.<br />

Es folgten intensive Bemühungen der Schulleitung und der Personalvertretung um die Kollegin in ihrem Antrag auf<br />

Übernahme in das Beamtenverhältnis zu unterstützen. Auf ein Schreiben in dem die Schulleitung und die<br />

Personalvertretung deutlich machten, dass die neue Kollegin dringend benötigt wird, folgte ein Antwortschreiben der<br />

Niedersächsischen Landesschulbehörde mit nicht nachvollziehbaren Aussagen. So wurde u. a. mitgeteilt, „dass alleine eine<br />

Ausbildung zur Förderschullehrkraft und eine Tätigkeit an dieser Schulform nicht das Merkmal Fachkraft rechtfertigt und damit das<br />

erhebliche Interesse daran“, die Kollegin „wegen Mangels an Förderschullehrkräften im Landesdienst zu halten“.<br />

Daraufhin wechselte die Kollegin ins Bundesland Hessen; seit dem 01.08.2012 ist sie nun auf Probe verbeamtet.<br />

Die Förderschule in Ostfriesland ist ins neue Schuljahr mit einer Unterrichtsversorgung von 85% gestartet!<br />

Bitte setzen Sie sich / setzt euch mit uns dafür ein, die Gewährleistung gleicher Lebensverhältnisse im Land sicherzustellen<br />

und die Einstellungspolitik des Landes Niedersachsen zu ändern.<br />

Aufruf zur Demonstration<br />

Mehr Geld und Respekt für gute Arbeit!<br />

Bei den Beamtinnen und Beamten, Ruheständlern und Tarifbeschäftigten wurde in den letzten Jahren immer nur<br />

gekürzt und gestrichen. Damit muss nun endlich Schluss sein! Wir kämpfen für die Wiedereinführung von<br />

Weihnachts- und Urlaubsgeld, für die Erhöhung der Zulagen bei Feuerwehr und Polizei sowie für längst überfällige<br />

Verbesserungen und Tariferhöhungen im Öffentlichen Dienst.<br />

Wir rufen deshalb zur »Tannenbaumaktion 2012« in Hannover auf.<br />

Freitag, 14. Dezember (10 Uhr)<br />

ab 10:00 Uhr Feuerwache, Feuerwehrstr. 1, Hannover: Demonstration durch die Innenstadt<br />

ca. 10:30 Uhr Kundgebung vor der Niedersächsischen Staatskanzlei, Planckstr. 2<br />

• Dietmar Schilff, Landesvorsitzender der GdP<br />

• Eberhard Brandt, Landesvorsitzender der GEW<br />

• Detlef Ahting, Landesbezirksleiter von ver.di<br />

ca. 11:20 Uhr Abschluss-Kundgebung vor dem Nds. Finanzministerium, Schiffgraben 10<br />

• mit Frank Bsirske, ver.di-Bundesvorsitzender<br />

anschließend Übergabe des Tannenbaums<br />

• Mario Kraatz, ver.di-Fachgruppe Feuerwehr<br />

WIR SIND MEHR WERT!


<strong>LEUCHTTURM</strong><br />

24<br />

Datum: Mittwoch, 20.02.2013<br />

Abfahrt: 7.15 Uhr (Hbf) Emden/Bus<br />

Rückfahrt:<br />

Ankunft<br />

16.30 Uhr (Köln)<br />

20.00 Uhr Emden<br />

Kosten für Fahrt u. Eintritt:<br />

GEW-Mitglieder: kostenlos<br />

Nichtmitglieder: 15,00 Euro €<br />

Fahrt zur Didacta 2013 nach Köln mit dem GEW-<br />

Kreisverband Emden. Die Einladung zur Fahrt nach Köln<br />

richtet sich an GEW-Mitglieder des Kreises Emden und auch<br />

an Nichtmitglieder.<br />

Die Karten- u. Sitzplatzvergabe richtet sich nach dem<br />

Zeitpunkt der verbindlichen Anmeldung bis<br />

spätestens zu 31.01.2013<br />

Max. Teilnehmerzahl:<br />

55 Personen<br />

Anmeldung: Hans-Gerd-de-Beer@t-online.de<br />

Emder Zeitung Mittwoch, 17. Oktober 2012<br />

Gewerkschaftlich aktiv: Die Emder GEW mit<br />

Gudrun Stüber, Burkhart Remppis, Dr. Josef<br />

Kaufhold, Claudia Dirks, Sigrid Wübbena,<br />

Hans-Gerd de Beer, Renate Isenburg, Prof.<br />

Dietmar Seeck, Katja Lechner und Ursula<br />

Themer. Bild: privat<br />

GEW fordert einen Standort für die IGS<br />

mit Oberstufe Jahreshauptversammlung der GEW Emden.<br />

mau/red<br />

Emden. Eine rasche Entscheidung<br />

für die Emder Schullandschaft<br />

und damit Planungssicherheit<br />

hat der Kreisverband<br />

Emden der Gewerkschaft Erziehung<br />

und Wissenschaft (GEW)<br />

nochmals angemahnt. Ebenso<br />

bekräftigte die GEW im Rahmen<br />

der Jahreshauptversammlung<br />

nochmals ihre Forderung nach<br />

einem Standort für die Integrierte<br />

Gesamtschule Emden - mit der<br />

Möglichkeit einer Oberstufe.<br />

In einem Vortrag ging Dr.<br />

Josef Kaufhold auf die Thematik<br />

„Schule - Testen oder Bilden?”<br />

ein, mit dem Fazit: Solange<br />

Kinder überwiegend unter ökonomischem<br />

Verwertungsinteresse<br />

gesehen werden, kommt der<br />

eigentliche Auftrag der Schule,<br />

bilden und erziehen, zu kurz.<br />

Testen und Selektieren stehe<br />

dann im Vordergrund. Diese<br />

gesellschaftlich verursachten Veränderungen<br />

müssen sich die<br />

Schule und auch die GEW<br />

stellen teilt die Bildungsgewerkschaft<br />

weiter mit.<br />

Bei der GEW Emden wurden<br />

neu gewählt: Gudrun Stüber,<br />

Renate Isenburg, Prof. Dietmar<br />

Seeck (Sprecherteam), Schatzmeister<br />

Hans-Gerd de Beer und als<br />

Referenten Claudia Dirks, Katja<br />

Lechner, Ursula Themer, Sigrid<br />

Wübbena, Erhard Goldau, Dr.<br />

Josef Kaufhold, Prof. Dr. Carsten<br />

Müller und Burkhard Remppis.<br />

Wie berichtet, hatte sich<br />

jüngst Emdens Oberbürgermeister<br />

Bernd Bornemann erneut<br />

zur Standortfrage der IGS<br />

Emden dahingehend geäußert,<br />

dass seitens Verwaltung und<br />

Politik großes Interesse bestehe,<br />

die IGS-Klassen bis zur Sekundarstufe<br />

I an einem Schulstandort<br />

unterzubringen. Für die<br />

Klassen der Oberstufe sei aber<br />

ein zweiter Standort vorgesehen.

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