Evangelisch im Parkfeld
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Fairer Handel<br />
Der Eine-Welt-Tisch in der Welt<br />
Erfahrene Gottesdienstbesucher wissen:<br />
seit das Gemeindezentrum der ASG steht<br />
werden durch das Engagement Gisela<br />
Keßlers einmal <strong>im</strong> Monat sonntags am<br />
sogenannten Eine-Welt-Tisch fair<br />
gehandelte Waren zum Verkauf angeboten.<br />
Der Fachmann staunt und der Laie wundert<br />
sich – hat denn Jesus nicht kritisiert die<br />
Markthalle <strong>im</strong> Tempel, besteht denn die<br />
Heiligung des Sonntags nicht auch <strong>im</strong><br />
Verzicht auf merkantile Transaktionen,<br />
und sind die Sachen, die wir <strong>im</strong> Supermarkt<br />
erwerben (können) von vornherein unfaire<br />
Dinge Es kommt an auf den Einzelfall, bei<br />
Chiquita, Tchibo oder Nestlé, und darauf,<br />
einen Fuß in die Tür zu stellen. Der Eintritt<br />
in den üblichen Markt und bis hinein in die<br />
Regale von Einzelhandel und Otto<br />
Normalverbraucher – der wäre kaum<br />
denkbar ohne die Initiative gerade<br />
kirchlicher Gruppen, die dem fairen Handel<br />
den Boden bereitet haben.<br />
D i e G r u n d i d e e : d i e F a i r - Tr a d e -<br />
Organisation (z.B. Gepa) zahlt Erzeugern<br />
landwirtschaftlicher Produkte in den Tropen<br />
für eine definierte Menge xy Rohstoff (z.B.<br />
Kaffee oder Kakao) einen festgesetzten<br />
Preis, der über dem Weltmarktpreis liegt<br />
(steigt dieser, erhalten die Bauern einen<br />
Aufschlag). Es werden langfristige<br />
Handelsverträge abgeschlossen, und diese<br />
Partnerschaft ermöglicht kleinbäuerlichen<br />
Betrieben und Unternehmen <strong>im</strong> Süden,<br />
mindestens ihre Kosten zu decken und ihren<br />
Lebensunterhalt zu bestreiten. Im Gegenzug<br />
v e r p f l i c h t e n s i c h d i e s e o f t m a l s<br />
demokratisch organisierten Kooperativen<br />
z u s o z i a l v e r t r ä g l i c h e n , s p r i c h<br />
menschenwürdigen Arbeitsbedingungen<br />
(sowie zur Gleichberechtigung von Frauen,<br />
Investitionen in [Schul-] Bildung, Aufbau<br />
von technischem know-how, Umweltschutz<br />
u.ä.). – Die Entkopplung vom üblichen<br />
Markt gibt Bauern und Gesellschaft die<br />
Möglichkeit zur Entwicklung, solange der<br />
Konsument <strong>im</strong> Norden bereit ist, den<br />
höheren Preis zu zahlen. Es geht um die<br />
Einsicht, dass alle Menschen das gleiche<br />
Recht auf Wohlstand haben wo <strong>im</strong>mer sie<br />
auf diesem Planeten leben, wobei wir in<br />
Mitteleuropa uns den Luxus leisten, Dinge<br />
zu verzehren, die in hiesigen Breiten wegen<br />
des Kl<strong>im</strong>as nicht wachsen und – die<br />
eigentlich zum Überleben nicht nötig sind.<br />
Kein Mensch <strong>im</strong> Regenwald kommt<br />
hingegen auf die Idee, Haferflocken oder<br />
Leberwurst aus deutscher Produktion zu<br />
sich zu nehmen: der Warenstrom in eine<br />
Richtung ist ein Erbe des Kolonialzeitalters,<br />
und darum gilt es Buße zu tun. Ob dies den<br />
Bauern <strong>im</strong> Süden wirklich <strong>im</strong>mer hilft, steht<br />
nicht fest, doch der Versuch nicht unter<br />
Strafe.<br />
Wie alles unter der Sonne (und unter dem<br />
Kreuz, inkl. dieses Textes) muss auch der<br />
faire Handel sich der Kritik (Gottes) stellen:<br />
z.B. kommt der Zuschlag auf fair gehandelte<br />
Produkte nicht <strong>im</strong>mer be<strong>im</strong> Kaffeebauern<br />
an, sondern bleibt irgendwo in der<br />
Wertschöpfungskette hängen, etwa be<strong>im</strong><br />
Einzelhandel (der freilich seine Leute<br />
bezahlen muss und zumindest eine geringe<br />
Marge erwirtschaftet). Dieser Punkt entfällt<br />
bei den Waren, die Sie in der ASG erwerben<br />
können, denn der Reingewinn wird<br />
Hilfsorganisationen gespendet (so an Nueva<br />
N i c a r a g u a i n O c o t a l ) . D i e<br />
Endverbraucherpreise <strong>im</strong> Supermarkt<br />
decken sich übrigens mit denen in der ASG,<br />
sodass Geiz-ist-geil hier ins Leere läuft.<br />
Bisweilen wird eingewandt, die Strategie<br />
des fairen Handels birgt (<strong>im</strong> Ansatz) die<br />
Gefahr, dass die so produzierten Güter nicht