Ökologischer Landbau - Versuchsbericht 2006
Ökologischer Landbau - Versuchsbericht 2006
Ökologischer Landbau - Versuchsbericht 2006
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<strong>Ökologischer</strong><br />
<strong>Landbau</strong><br />
<strong>Versuchsbericht</strong> <strong>2006</strong>
Landesanstalten:<br />
Landwirtschaftliches Technologiezentrum Augustenberg<br />
Nesslerstrasse 21-23<br />
76227 Karlsruhe<br />
Tel.: 0721/9468-0 email: poststelle@ltz.bwl.de<br />
Fax: 0721/9468-112 www.ltz-augustenberg.de<br />
LVG Heidelberg<br />
Diebsweg 2<br />
69123 Heidelberg<br />
Tel.: 06221/7484-0 email: poststelle@lvg.bwl.de<br />
Fax: 06221/7484-13 www.lvg-heidelberg.de<br />
LVWO Weinsberg<br />
Traubenplatz 5<br />
74189 Weinsberg<br />
Tel.: 07134/504-0 email: poststelle@lvwo.bwl.de<br />
Fax: 07134/504-133 www.lvwo-weinsberg.de<br />
Staatliches Weinbauinstitut<br />
Merzhauserstrasse 119<br />
79100 Freiburg<br />
Tel.: 0761/40165-0 email: poststelle@wbi.bwl.de<br />
Fax: 0761/40165-70 www.wbi-freiburg.de<br />
Bildungs- und Wissenszentrum Aulendorf<br />
Atzenberger Weg 99<br />
88326 Aulendorf<br />
Tel.: 07525/942-300 email: poststelle@lvvg.bwl.de<br />
Fax: 07525/942-333 www.lvvg-bw.de<br />
LTZ Augustenberg, Außenstelle Forchheim Seite 1 von 40
Inhaltsverzeichnis Seite<br />
1 Pflanzliche Erzeugung 5<br />
1.1 Ackerbau und Grünland 5<br />
1.1.1 Sortenversuche mit Wintergetreide 5<br />
1.1.2 Sortenversuche mit Körnermais 8<br />
1.1.3 Sortenversuche mit Silomais 9<br />
1.2 Gartenbau 11<br />
1.2.1 Höchste Erträge bei Rougella und Phantasia 11<br />
1.2.2 „Grüne Perle“ (Ne) am ertragreichsten 13<br />
1.2.3 Kombinationen EZ und Hi optisch am ansprechendsten, Kombination Ne mit<br />
höchstem, marktfähigen Ertrag 15<br />
1.2.4 Drei geprüfte Herkünfte wilder Rauke mit fast einheitlichem Ertrag 17<br />
1.2.5 Organische Flüssigdüngung mit OPF vermindert das Risiko von<br />
Wachstumsproblemen bei Topfbasilikum 19<br />
1.2.6 Primeln nach Öko-Richtlinien produziert 21<br />
1.3 Obstbau 24<br />
1.3.1 Prüfung von Erdbeersorten unter ökologischer Kulturführung 24<br />
1.3.2 Schorfversuch im Halbfreiland 26<br />
1.3.3 Förderung des Fallaub-Abbaus durch Regenwürmer im Freiland 26<br />
1.3.4 Tastversuch zur Birnengallmücke an zwei Standorten im Mittleren<br />
Neckarraum 27<br />
1.3.5 Versuch zum Einfluss verschiedener Blütenspritzungen auf den<br />
Handausdünnungsaufwand 27<br />
1.4 Weinbau 28<br />
1.4.1 Kellerwirtschaftliche Erfahrungen beim Ausbau pilzwiderstandsfähiger<br />
Rebsorten 28<br />
2 Tierische Produktion 35<br />
2.1 Einsatz thermisch behandelter Erbsen in der Milchviehfütterung 35<br />
LTZ Augustenberg, Außenstelle Forchheim Seite 2 von 40
Verzeichnis der Tabellen Seite<br />
Tab. 1: Ertragsrangfolge der Winterweizensorten 6<br />
Tab. 2: Ertragsrangfolge der Winterroggensorten 7<br />
Tab. 3: Ertragsrangfolge der Wintertriticalesorten 7<br />
Tab. 4: Ertragsrangfolge der Dinkelsorten 8<br />
Tab. 5: Ergebnisse LSV-Körnermais <strong>2006</strong> 9<br />
Tab. 6: Ergebnisse LSV-Silomais <strong>2006</strong> 10<br />
Tab. 7: Ertrag, Resistenzen und Mehltaubefall der Tomatensorten 11<br />
Tab. 8: Kulturdaten 12<br />
Tab. 9: Charakterisierung der untersuchten Sorten 12<br />
Tab. 10: Kulturdaten 13<br />
Tab. 11: Kulturdaten 16<br />
Tab. 12: Übersicht der Kombinationen Baby Leaf-Salate 16<br />
Tab. 13: Kulturdaten 18<br />
Tab. 14: Boniturdaten von Rucola im frostfreien Frühjahrsanbau 19<br />
Tab. 15: Versuchsvarianten und Ergebnisse der Substratanalysen 20<br />
Tab. 16: Versuchsvarianten mit Tiara 'Golden Yellow' und 'Orange Rose' 22<br />
Tab. 17: Versuchsergebnisse 23<br />
Tab. 18: Tab.Ergebnisse der Substratanalyse zu Versuchsende in KW 7 23<br />
Tab. 19: Die wichtigsten Ertragsdaten sind in den beiden folgenden Tabelle<br />
zusammengefasst (angegeben als g pro Pflanze): 24<br />
Tab. 20: Auftreten von Pilzkrankheiten an den Blättern (Bonituren vom November 2005<br />
und Juli <strong>2006</strong>): 25<br />
Tab. 21: Neuere pilzwiderstandsfähige Freiburger Rebsorten 28<br />
Tab. 22: Ausbauversuche 2005 der Rebsorten Johanniter und Bronner (Staatliches<br />
Weinbauinstitut Freiburg) 29<br />
Tab. 23: Mostdaten von Regent gleicher badischer Herkunft aus verschiedenen Jahrgängen<br />
[9] 30<br />
Tab. 24: Ausbauversuche 2005 von Cabernet Cortis und Cabernet Carbon (Staatliches<br />
Weinbauinstitut Freiburg) 32<br />
Tab. 25: Versuchsaufbau 35<br />
Tab. 26: Daten zu den Versuchstieren bei Versuchsbeginn 35<br />
Tab. 27: Einfluss der Jet-Sploder-‚Behandlung auf den nXP-Gehalt (Steingass 2003) 36<br />
Tab. 28: Nährstoff- und Mineralstoffgehalte der Futterkomponenten 37<br />
Tab. 29: Zusammensetzung der TMR-Mischungen (kg TM) 37<br />
Tab. 30: Nährstoffgehalte der TMR-Mischungen 38<br />
Tab. 31: Futter- und Nährstoffaufnahme 38<br />
Tab. 32: Milchleistung und Milchinhaltsstoffe 38<br />
LTZ Augustenberg, Außenstelle Forchheim Seite 3 von 40
Verzeichnis der Abbildungen Seite<br />
Abb. 1: Marktfähiger und nicht marktfähiger Ertrag glattblättriger Sorten eines Erntetermines<br />
(08.11.05) 14<br />
Abb. 2: Marktfähiger Ertrag krausblättriger Sorten aus drei Ernten (08.11.05, 20.04.06<br />
und 04.05.06) 14<br />
Abb. 3: Marktertrag der fünf Kombinationen beim Anbau im frostfreien Folienhaus 17<br />
Abb. 4: Marktfähiger Ertrag von Rucola beim Anbau im frostfreien Folienhaus 18<br />
Abb. 5: Frischgewicht pro Topf in Abhängigkeit der Düngevarianten 21<br />
Abb. 6: Differenz der nXP-Versorgung vom rechnerischen Bedarf 39<br />
Abb. 7: Differenz der Energieversorgung vom rechnerischen Bedarf 39<br />
LTZ Augustenberg, Außenstelle Forchheim Seite 4 von 40
Ergebnisse produktionstechnischer Versuche im ökologischen Land in<br />
Baden-Württemberg <strong>2006</strong><br />
1 Pflanzliche Erzeugung<br />
1.1 Ackerbau und Grünland<br />
1.1.1 Sortenversuche mit Wintergetreide<br />
Gabi Schwittek; LTZ Augustenberg<br />
Versuchsfrage<br />
Welche Wintergetreidesorten eignen sich für die Produktionsverhältnisse in ökologisch wirtschaftenden<br />
Betrieben?<br />
<strong>2006</strong> wurden in Döggingen (Baar) und Kirchberg (Hohenlohe) 16 Winterweizen-, 8 Winterroggen-,<br />
8 Wintertriticale- und 7 Dinkelsorten unter den Bedingungen des ökologischen <strong>Landbau</strong>s geprüft.<br />
Trotz der extremen Witterungsbedingungen im Winter 2005/<strong>2006</strong> und im Sommer <strong>2006</strong> lagen die<br />
Erträge in den Öko-Landessortenversuchen <strong>2006</strong> deutlich über den Vorjahresergebnissen<br />
Winterweizen (Tab. 1): <strong>2006</strong> lag der Ertrag mit durchschnittlich 40 dt/ha deutlich über dem sehr<br />
geringen Vorjahresniveau. Die Erträge variierten von 35,7 bis 44,2 dt/ha. Bei den Krankheiten trat<br />
Blattseptoria nur in geringem Umfang auf, in Döggingen war Braunrost besonders bei Bussard,<br />
Empire, Akteur und Certo ein Problem. Die Sorte Frodin erzielte <strong>2006</strong> an beiden Standorten den<br />
höchsten Ertrag bei geringer Krankheitsanfälligkeit. Es folgen die Sorten Aristos, Levendis und<br />
Sokrates, die auch im mehrjährigen Vergleich an der Spitze liegen. Die Sorte Wenga liegt weit<br />
hinten im Feld, erste Qualitätsuntersuchungen lassen aber auf gute Qualität hoffen. Naturastar<br />
(vormals Ökostar) behauptete sich in diesem Jahr mit einem durchschnittlichen Ertrag im Mittelfeld.<br />
Bei den <strong>2006</strong> erstmals geprüften Sorten erreichte Magister eine beachtliche Leistung, er zeigte<br />
sich mit rel. 105 ertragsstark, von mittlerer Pflanzenlänge, relativ standfest und weniger anfällig<br />
für Braunrost, als die BSA-Beschreibung erwarten ließ. Die beiden Sorten Aszita und Pollux lagen,<br />
ähnlich wie Wenga, auf einem geringeren Ertragsniveau, aber auch ihre Stärken liegen in der<br />
Qualität. Certo ist eine sehr kurze, dafür standfeste Sorte mit in diesem Jahr hoher Braunrostanfälligkeit<br />
und durchschnittlicher Ertragsleistung.<br />
Winterroggen (Tab. 2): Die 8 geprüften Sorten erreichten <strong>2006</strong> einen Durchschnittsertrag von<br />
32,9 dt/ha. Die Erträge der einzelnen Sorten schwankten zwischen 27,8 dt/ha und 42,4 dt/ha. Die<br />
Hybridsorten Askari, Treviso und Pollino wurden nur in Döggingen geprüft. Von Winterroggen liegen<br />
kein mehrjährigen Ergebnisse vor. Bei den Krankheiten trat besonders in Döggingen Braunrost<br />
auf. Lager war nur bei Hacada in Kirchberg ein Problem. Den höchsten Ertrag der an beiden<br />
Standorten geprüften Sorten erzielte die Sorte Hacada, dicht gefolgt von Recrut. In Döggingen war<br />
Pollino Spitzenreiter, eine kürzere Sorte, die, wie die Sorten Treviso und Caroass, besonders stark<br />
mit Braunrost zu kämpfen hatte. Die erstmals ins Sortiment aufgenommen Hybriden Askari und<br />
Treviso lagen ertraglich unter dem Niveau der Populationssorten Recrut und Hacada. Erste Qualitätsergebnisse<br />
zeigen gute bis sehr gute Amylogrammwerte, die Fallzahlen waren wegen des niederschlagsreichen<br />
Augusts niedrig.<br />
Wintertriticale (Tab. 3): Bei den <strong>2006</strong> geprüften 8 Triticalesorten lagen die Erträge zwischen 39,3<br />
und 46,9 dt/ha. Die Sortenerträge unterschieden sich nur wenig an beiden Standorten. Den höchsten<br />
Ertrag erreichte Trimester, dicht gefolgt von den Sorten Benetto, SW Talentro und Tremplin..<br />
In Kirchberg war bei den Sorten Benetto, Modus und Tritikon ein überdurchschnittlicher Befall mit<br />
Blattseptoria festzustellen. Bei zweijähriger Betrachtung ist die Ertragsüberlegenheit von Tremplin<br />
(rel.=113) und Trimester (rel.=108) hervorzuheben.<br />
Dinkel (Tab. 4): <strong>2006</strong> wurden 7 Sorten geprüft, die Sortenerträge schwankten mit 36,6 bis 43,9<br />
dt/ha in einem engen Bereich. Den höchsten Ertrag erzielte die Sorte Alkor. Oberkulmer Rotkorn<br />
LTZ Augustenberg, Außenstelle Forchheim Seite 5 von 40
und Schwabenspelz lagen in diesem Jahr unter dem Durchschnitt. Oberkulmer Rotkorn hatte besonders<br />
in Kirchberg größere Lagerprobleme und fiel dort weit hinter den übrigen Sorten zurück.<br />
Die <strong>2006</strong> erstmals geprüften Sorten Ceralio und Badengold wiesen das gleiche Ertragsniveau wie<br />
die bewährte Sorte Franckenkorn auf. Bei den mehrjährig geprüften Sorten fallen Frankenkorn<br />
(rel.= 107) und Alkor (rel.=106) mit überdurchschnittlichen Erträgen auf.<br />
Tab. 1: Ertragsrangfolge der Winterweizensorten<br />
Sorte <strong>2006</strong> 2005 - <strong>2006</strong> 2004 - <strong>2006</strong><br />
relativ dt/ha relativ relativ<br />
Frodin 114 44,7 101<br />
Aristos 113 44,3 113<br />
Levendis 109 42,8 106 108<br />
Sokrates 106 41,9 106 106<br />
Qualibo 105 41,5 103 104<br />
Magister 105 41,5<br />
Bussard 102 40,2 103 99<br />
Naturastar 101 39,9 105 102<br />
Akteur 101 39,6 104 101<br />
Certo 100 39,5<br />
Privileg 97 38,4 88<br />
Empire 97 38,1 96 94<br />
Capo 97 38,0<br />
Aszita 95 37,5<br />
Pollux 91 36,0<br />
Wenga 90 35,4 81<br />
Mittel 40,0<br />
Kursiv = <strong>2006</strong> erstmals geprüft<br />
LTZ Augustenberg, Außenstelle Forchheim Seite 6 von 40
Tab. 2: Ertragsrangfolge der Winterroggensorten<br />
Sorte <strong>2006</strong><br />
relativ dt/ha<br />
Hacada 103 35,5<br />
Recrut 103 35,0<br />
Caroass 99 34,0<br />
Nikita 97 33,6<br />
Carotop 94 32,8<br />
Pollino* 129 34,7<br />
Askari* 112 30,1<br />
Treviso* 104 28,0<br />
Mittel (ohne *-Sorten) 34,1<br />
kursiv = <strong>2006</strong> erstmals geprüft, * = 1 Standort d.h. nur einortige Wertung<br />
Tab. 3: Ertragsrangfolge der Wintertriticalesorten<br />
Sorte <strong>2006</strong> 2005-<strong>2006</strong> 2004-<strong>2006</strong><br />
relativ dt/ha realtiv relativ<br />
Trimester 105 45,0 108<br />
Benetto 103 44,4<br />
SW Talentro 103 44,1 96 97<br />
Tremplin 101 43,7 113<br />
Versus 109 43,3<br />
Tritikon 97 41,5<br />
Modus 96 41,4 88 91<br />
Vitalis 96 41,3 92 94<br />
Mittel 43,1<br />
kursiv = <strong>2006</strong> erstmals geprüft<br />
LTZ Augustenberg, Außenstelle Forchheim Seite 7 von 40
Tab. 4: Ertragsrangfolge der Dinkelsorten<br />
Sorte <strong>2006</strong> 2005-<strong>2006</strong> 2004-<strong>2006</strong><br />
relativ dt/ha relativ relativ<br />
Alkor 109 42,9 106<br />
Ceralio 107 42,4<br />
Badengold 106 41,7<br />
Franckenkorn 106 41,6 107 107<br />
Ebners Rotkorn 99 38,9 100 101<br />
Schwabenspelz 95 37,4 83 88<br />
Oberkulmer Rotkorn 94 37,1 100 98<br />
Mittel 39,8<br />
kursiv = <strong>2006</strong> erstmals geprüft<br />
1.1.2 Sortenversuche mit Körnermais<br />
Auswertung: Pro-Corn Gesellschaft für Beratung und Sortenprüfung mbH, Bonn<br />
Im Jahr <strong>2006</strong> führte das Institut für umweltgerechte Landbewirtschaftung (IfuL) Müllheim - jetzt<br />
Teil des Landwirtschaftlichen Technologiezentrums (LTZ) Augustenberg - gemeinsam mit dem<br />
Deutschen Maiskomitee e.V. (DMK) im vierten Jahr einen Versuch zur Prüfung von Maissorten für<br />
den ökologischen <strong>Landbau</strong> durch. Das Prüfsortiment <strong>2006</strong> bestand aus 15 Sorten der frühen und<br />
mittelfrühen Reifegruppe.<br />
Mais ist wie kaum eine andere Pflanze in der Lage, den durch Abbau organischer Substanz freigesetzten<br />
Stickstoff während der Vegetationsphase effizient zu nutzen. Daher ist Mais eine für<br />
den ökologischen <strong>Landbau</strong> ideale Pflanze.<br />
Der Verzicht auf mineralische Düngung und chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel zwingt im<br />
ökologischen <strong>Landbau</strong> allerdings zu erheblichen Veränderungen gegenüber der konventionellen<br />
Anbautechnik, insbesondere bei der Unkrautregulierung.<br />
Die Aussaatbedingungen <strong>2006</strong> und das Saatbett waren optimal. Der Aufgang der Sorten war ausgeglichen<br />
und ohne Fehlstellen. Der sehr kühle Mai sorgte für starke violette Verfärbungen, doch<br />
durch die intensive Bodenbearbeitung (Striegel, Hacke) konnten genügend Nährstoffe freigesetzt<br />
werden, wodurch sich der Maisbestand sehr gut entwickelte. Das sehr große Längenwachstum<br />
verhinderte die Entwicklung konkurrierender Unkrautpflanzen.<br />
Standort<br />
Standort Höhe<br />
NN m<br />
Niederschlag<br />
mm<br />
Temp.<br />
°C<br />
Müllheim 231 650 9,5<br />
Aussaat: 24.04.<strong>2006</strong><br />
Düngung<br />
Nmin: 83 kg N/ha (18.04.<strong>2006</strong>)<br />
Kaliumsulfat: 290 kg/ha (04.04.<strong>2006</strong>)<br />
Bodentyp Bodenart<br />
Parabraunerde<br />
schluffiger<br />
Lehm<br />
Ackerzahl<br />
Vorfrucht<br />
LTZ Augustenberg, Außenstelle Forchheim Seite 8 von 40<br />
80<br />
Winterroggen
Pflanzenschutz<br />
Ende Juni <strong>2006</strong> zweimaliger Einsatz von Trichocap im Abstand von 14 Tagen<br />
Mechanische Pflegemaßnahmen<br />
04.05.<strong>2006</strong> Striegeln<br />
24.05.<strong>2006</strong> Maschinenhacke und Striegeln<br />
12.05.<strong>2006</strong> Maschinenhacke<br />
Ernte: 12.10.<strong>2006</strong><br />
Tab. 5: Ergebnisse LSV-Körnermais <strong>2006</strong><br />
Sorte<br />
Korn<br />
ertrag<br />
Kornertrag<br />
TS<br />
Gehalt<br />
Lager<br />
Reife<br />
Maiszünsler <br />
Maisbeulenbr.<br />
%<br />
LTZ Augustenberg, Außenstelle Forchheim Seite 9 von 40<br />
HTR<br />
Stengelfäule<br />
(1-9)<br />
Pflz<br />
länge<br />
dt/ha rel. % % %<br />
%<br />
cm<br />
LG3226 Lukas<br />
(VR)<br />
115,1 99,1 75,4 4,3 21,3 1,8 0,0 1,3 271<br />
DK247 (VR) 109,4 94,2 77,4 4,3 15,2 0,7 0,0 1,3 267<br />
Amadeo(VR) 123,9 106,7 74,8 4,3 16,5 3,2 0,0 1,0 279<br />
PR39M20 121,3 104,5 76,1 2,5 14,2 1,5 0,0 1,3 312<br />
Amoroso 127,2 109,5 75,0 5,2 17,5 2,8 0,0 1,3 288<br />
Aurelia 120,4 103,7 74,8 3,5 11,1 1,0 0,0 2,0 292<br />
PR39G12 113,1 97,4 77,8 7,2 16,1 1,8 0,0 1,3 284<br />
DKC2949 116,8 100,6 77,2 2,4 7,6 0,7 0,0 1,3 263<br />
Amatus 121,4 104,5 76,2 3,7 11,9 0,4 0,0 1,3 282<br />
Korneli 120,6 103,9 74,6 3,6 10,0 0,4 0,0 1,5 246<br />
PR39F58 127,2 109,6 77,2 3,9 16,5 1,5 0,0 1,5 291<br />
PR39H32 117,0 100,7 75,3 3,5 18,7 0,4 0,0 1,3 298<br />
Delitop 125,1 107,8 75,4 4,7 11,6 0,0 0,0 2,5 271<br />
Sileno 113,1 97,4 73,3 3,2 17,8 5,2 0,0 1,0 266<br />
Nathan 120,0 103,3 75,1 4,4 19,7 1,9 0,0 1,0 277<br />
Mittel (VR) 116,1 100,0 75,9 4,3 17,7 1,9 0,0 1,2 272<br />
GD 5% 11,2 9,6 1,2 2,5 8,8 3,0 14<br />
(VR)=Verrechnungssorte<br />
1.1.3 Sortenversuche mit Silomais<br />
Auswertung: Pro-Corn Gesellschaft für Beratung und Sortenprüfung mbH, Bonn<br />
Gemeinsam mit dem DMK wurde <strong>2006</strong> an der LVVG Aulendorf ein Sortenversuch Silomais unter<br />
ökologischen Bedingungen durchgeführt. Das Prüfsortiment bestand aus 12 Sorten der frühen<br />
und mittelfrühen Reifegruppe.<br />
Die Aussaat in Aulendorf erfolgte am 11. Mai <strong>2006</strong>, der Aufgang war relativ gleichmäßig und vollständig.<br />
Die Maispflanzen zeigten aufgrund der relativ langanhaltenden nassen und kalten Witterung<br />
deutliche Kälteschäden und bis Mitte Juni war eine Unkrautbekämpfung nicht möglich. Striegel<br />
und Hacke zeigten nur geringe Erfolge, so dass die Verunkrautung in der Reihe mit der Hand-
hacke entfernt werden musste. Insgesamt war eine sehr unterschiedliche Einzelpflanzenentwicklung<br />
festzustellen.<br />
Standort<br />
Standort<br />
Höhe<br />
NN m<br />
Niederschlag<br />
mm<br />
Temp.<br />
°C<br />
Aulendorf 570 902 8,4<br />
Aussaat: 11.05.<strong>2006</strong><br />
Düngung:<br />
Rindergülle 20.04.<strong>2006</strong> 48m 3<br />
Mechanische Pflegemaßnahmen<br />
1 x Maschinenhacke, 1 x Striegel, 1 x Handhacke<br />
Ernte: 17.10.<strong>2006</strong><br />
Tab. 6: Ergebnisse LSV-Silomais <strong>2006</strong><br />
Sorte<br />
GM<br />
Ertrag<br />
dt/ha<br />
GTM<br />
Ertrag<br />
dt/ha<br />
GTM<br />
Ertrag<br />
rel.<br />
NEL<br />
GJ/ha<br />
rel.<br />
Bodentyp Bodenart Ackerzahl <br />
Parabraunerde<br />
TS<br />
Gespfl.<br />
%<br />
sandiger<br />
Lehm<br />
Stärke-<br />
gehalt<br />
%<br />
ELOS<br />
In TM<br />
%<br />
Vorfrucht<br />
LTZ Augustenberg, Außenstelle Forchheim Seite 10 von 40<br />
52<br />
ME<br />
MJ/kg<br />
TM<br />
Kleegrasgemenge<br />
Pflz<br />
Länge<br />
cm<br />
PR39G12 (VR) 383,3 162,1 96,5 96,5 42,3 39,2 73,1 11,1 229<br />
Amadeo (VR) 454,4 179,0 106,6 107,6 39,5 40,8 73,8 11,2 228<br />
Nathan (VR) 408,1 162,5 96,8 95,9 39,8 38,7 72,4 11,0 230<br />
Asteri CS 439,1 175,3 104,4 105,4 39,9 41,9 73,7 11,1 246<br />
Aurelia 387,4 158,2 94,2 96,2 40,8 41,0 74,5 11,3 245<br />
Lacta 337,4 128,3 76,4 76,6 38,0 41,3 73,2 11,1 222<br />
Salgado 366,5 157,4 93,8 98,1 42,9 44,9 76,5 11,5 232<br />
Saludo 401,7 167,1 99,5 101,5 41,7 42,1 74,7 11,3 213<br />
Coxximo 395,0 154,1 91,8 91,7 39,1 39,3 73,0 11,1 254<br />
LG3226 Lukas 355,4 145,5 86,7 88,4 41,0 42,0 74,5 11,2 227<br />
Expert 395,0 156,7 93,3 92,6 39,7 39,4 72,4 11,0 242<br />
PR39F58 451,2 171,1 101,9 107,8 38,1 44,6 77,3 11,6 255<br />
Mittel 415,3 167,9 100,0 112,3 40,5 39,6 73,1 11,1 229<br />
GD 5% 42,4 16,1 9,6 9,8 2,2 3,5 2,4 0,3 17<br />
(VR)=Verrechnungssorte
1.2 Gartenbau<br />
1.2.1 Höchste Erträge bei Rougella und Phantasia<br />
Bearbeiter: Rita Schäfer, Heike Sauer; LVG Heidelberg<br />
Versuchsfrage und -hintergrund<br />
Welche Tomatensorten (Einzelfrucht-Typen) mit einem Fruchtgewicht von ca. 80-120 g eignen<br />
sich für den kalten, ökologischen Folienhausanbau? Berücksichtigt wurden insbesondere Sorten<br />
mit Toleranzen gegen Echten Mehltau. Erfasst wurden Ertrag und Krankheitsbefall.<br />
Ergebnisse<br />
Tab. 7: Ertrag, Resistenzen und Mehltaubefall der Tomatensorten<br />
Sorte<br />
Herkunft<br />
Ertrag (kg/m 2 )** Resistenzen*<br />
Marktfähig<br />
(kg/m 2 )<br />
Nicht<br />
marktfähig<br />
(kg/m 2 )<br />
Aromata RZ 13,8 4,1 Tm, F2, Fr, C5, V, Sbl gering<br />
Rougella RZ 16,3 1,7 Tm, F2, C5 V, mäßig<br />
Befall<br />
E. Mehltau<br />
Phantasia Rui/Ne 16,0 4,6 Tm, F2, Fr, C5, V, N, Oi, Wi, Ph sehr schwach<br />
Maranello Rui/Ne 14,8 4,0 Tm, F2, Fr, C5, V, N, Oi, Wi kein Befall<br />
Sportivo Rui/Ne 15,8 4,3 Tm, F2, Fr, C5, V, N, Wi mäßig<br />
Egmont Enza 13,8 3,4 Tm, F2, Fr, C5, V, Oi, Wi kein Befall<br />
Espino *** Enza 13,7 4,0 Tm, F2, C5, V, Wi kein Befall<br />
Organza Rui/Ne 14,2 5,0 Tm, F2, Fr, C5, V, Oi, Wi, Pst kein Befall<br />
* Resistenzen: Tm = Tomaten Mosaik Virus; F2 = Fusarium 1 und 2; Fr = Fusarium Fußkrankheit; V = Verticillium;<br />
N = Nematoden; C5 = Samtfleckenkrankheit; Sbl=Stemphylium botryosum f. sp. lycopersici; Oi= Oidium<br />
lycopersici (Echten Mehltau); Ph = Phytophtora infestans; Pst = Pseudomonas syringae pv. tomato;<br />
Wi = witkop (Silberblatt)<br />
**Anmerkung: Relativ hoher Anteil nichtmarktfähiger Früchte, da viel Früchte im Herbst Mikrorisse aufwiesen.<br />
Eine sortenspezifische Neigung war nicht festzustellen.<br />
***= biologisch vermehrtes Saatgut, andere Sorten: ungebeiztes Saatgut<br />
LTZ Augustenberg, Außenstelle Forchheim Seite 11 von 40
Tab. 8: Kulturdaten<br />
Aussaat<br />
Unterlage<br />
Edelsorten<br />
KW 8 2005 (Sorte: Maxifort)<br />
KW 9 2005<br />
Veredlung KW 12 2005<br />
Topfen KW 14 2005<br />
Pflanzung KW 18 2005<br />
Pflanzdichte 2,5 Pfl./m 2<br />
Ernte KW 27 - 41 (14 Wochen)<br />
Düngung<br />
Pflanzenschutz<br />
Aufdüngung auf insgesamt 25 g N/m 2 :<br />
Nitrat-N zu Kulturbeginn (0-60 cm) 3,0 g/ m 2<br />
Grunddüngung: Hornspäne und -mehl je 50%; als Banddüngung<br />
(30 cm Band) zur Reihe und<br />
Nachdüngung mit Vinasse in 2 Gaben (KW 29 und 31)<br />
Nützlingseinsatz:<br />
Hummeln zur Bestäubung<br />
Parzellengröße 4,8 m 2<br />
Anzahl Wiederholungen 3<br />
Tab. 9: Charakterisierung der untersuchten Sorten<br />
Encarsia formosa, Amblyseius cucumeris und A. barkeri<br />
Sorte Herkunft Fruchtform Saatgut Bemerkung<br />
Aromata RZ flachrund ungebeizt mittelfrüher Hellfruchttyp<br />
Rougella RZ flachrund ungebeizt runder Zwischentyp, Longlife<br />
Phantasia Rui/Ne flachrund ungebeizt sehr frühe, generative Sorte, Bereich Ducati<br />
Maranello Rui/Ne flachrund ungebeizt rote Geschmackstomate, 3-5kämmerig<br />
Sportivo Rui/Ne flachrund ungebeizt kräftig rote Geschmackstomate, 2-3kämmerig<br />
Egmont Enza rund ungebeizt runder Hellfruchttyp<br />
Espino Enza oval<br />
Pflaumentomate, oval, Einzelfrucht- und Trau-<br />
ökologisch<br />
benernte<br />
Organza Rui/Ne birnenförmig ungebeizt orange, pflaumenförmig<br />
Zusammenfassung - Empfehlungen<br />
Im Sommer 2005 wurde an der LVG Heidelberg ein Tomatenversuch mit acht Sorten durchgeführt.<br />
Der Bestand war bis auf einen mäßigen Befall mit Echtem Mehltau, der Mitte August auftrat,<br />
insgesamt gesund. Die beschriebenen Sorten wurden als Einzelfrüchte geerntet und lagen im Ertrag<br />
zwischen 13,7 und 16,3 kg/m 2 . Den höchsten Ertrag erreichte ’Rougella’ (RZ). Die vier mehltautoleranten<br />
Sorten blieben befallsfrei bis auf ‚Phantasia’ (Rui/Ne), die Ende September einen<br />
schwachen Befall von Echtem Mehltau zeigte.<br />
LTZ Augustenberg, Außenstelle Forchheim Seite 12 von 40
1.2.2 „Grüne Perle“ (Ne) am ertragreichsten<br />
Bearbeiter: Rita Schäfer, Mark Schenk, Heike Sauer; LVG Heidelberg<br />
Versuchsfrage und -hintergrund<br />
Untersucht wurden verschiedene Blatt-Petersilien-Sorten unterschiedlicher Saatgutherkünfte auf<br />
ihre Qualitäts- und Ertragseigenschaften im geschützten Öko-Anbau über den Winter. Verwendet<br />
wurde ausschließlich ökologisch produziertes Saatgut.<br />
Ergebnisse<br />
Den höchsten marktfähigen Ertrag beim ersten Schnitt erzielten die glattblättrigen Sorten ’Gigante<br />
d’Italia’ der Herkünfte Bingenheim, Enza und Hild und ’Einfache Schnitt’ von Enza mit 1,2 kg/m²<br />
und 1,4 kg/m² (Abb.1). Aufgrund von Botrytis-Befall wurden die glattblättrigen Sorten Anfang Januar<br />
entfernt. Die krausblättrigen Sorten ’Mooskrause 2’ und ’Grüne Perle’ wurden dreimal geerntet.<br />
Die Sorte ’Mooskrause 2’ (Bi) zeigte bei der zweiten Ernte den höchsten Marktertrag mit 2,08<br />
kg/m², es folgte die Sorte ’Mooskrause 2’ (EZ) mit 2,06 kg/m² (Abb. 2). Am dritten Erntetermin<br />
zeigten alle krausblättrigen Varianten keine größeren Ertragsunterschiede. Die Sorte ’Grüne Perle’<br />
(Ne) brachte insgesamt den höchsten marktfähigen Ertrag.<br />
Zum ersten Erntetermin trat in allen Parzellen Befall mit Echtem Mehltau auf. Im weiteren Kulturverlauf<br />
traten keine Blattkrankheiten auf, ältere und gelbe Blätter wurden durch regelmäßig ausgeputzt.<br />
Bei der Saatgutuntersuchung wurde bei allen drei Herkünften der Sorte ’Mooskrause 2’ in<br />
geringer Menge Alternaria radicina nachgewiesen. Septoria petroselini wurde bei allen Saatgutpartien<br />
gefunden, außer bei ‚Einfache Schnitt’ (EZ) und ‚Gigante d’Italia’ (EZ). Bei der Sorte ’Mooskrause<br />
2’ von Mühlenbachhof wurden alle acht untersuchten Pilze nachgewiesen.<br />
Tab. 10: Kulturdaten<br />
Aussaat 19.08.05; 4 Korn pro 4 cm Erdpresstopf in Floragard Biopresstopferde<br />
Pflanzung 29.09.05; 2 Pflanzen/Topf<br />
Pflanzabstand 20 cm x 15 cm; 66 Pflanzen/m²<br />
Temperaturführung frostfrei<br />
Düngung<br />
23.09.05; Nmin-Gehalt im Boden (0-30 cm) 316 kg/ha;<br />
ab März 06 kulturbegleitend Vinasse 166 kg N/ha<br />
1./ 2./ 3. Ernte 08. - 10.11.05 / 20 .- 21.04.06 / 04.05.06<br />
LTZ Augustenberg, Außenstelle Forchheim Seite 13 von 40
Ertrag in g/m²<br />
1600<br />
1400<br />
1200<br />
1000<br />
800<br />
600<br />
400<br />
200<br />
0<br />
Gigante d'Italia (Bi)<br />
124<br />
88<br />
1252 1240<br />
Gigante d'Italia (EZ)<br />
Gigante d'Italia (Hi)<br />
148<br />
1372 1329<br />
LTZ Augustenberg, Außenstelle Forchheim Seite 14 von 40<br />
96<br />
Einfache Schnitt (EZ)<br />
Ertrag<br />
nicht marktfähig<br />
Ertrag marktfähig<br />
Abb. 1: Marktfähiger und nicht marktfähiger Ertrag glattblättriger Sorten eines Erntetermines<br />
(08.11.05)<br />
Marktertrag in g/m²<br />
4000<br />
3000<br />
2000<br />
1000<br />
0<br />
Mooskrause 2 Bi<br />
969 975 1091 1055<br />
2076 2061 2010<br />
1897<br />
798 766 724 908<br />
Mooskrause 2 EZ<br />
3. Ernte 04.05.06<br />
2. Ernte 20.04.06<br />
1. Ernte 08.11.05<br />
Abb. 2: Marktfähiger Ertrag krausblättriger Sorten aus drei Ernten (08.11.05, 20.04.06 und<br />
04.05.06)
Zusammenfassung - Empfehlungen<br />
In einem frostfreien Folienhaus der LVG Heidelberg wurden am 23.09.05 zwei glatt- und zwei<br />
krausblättrige Blatt-Petersilien-Sorten verschiedener Saatgutherkünfte zum Vergleich ausgepflanzt.<br />
Die krausblättrigen Sorten erzielten in insgesamt drei Erntegängen (08.11.05, 20.-<br />
21.04.06 und 04.05.06) Markterträge zwischen 3,80 kg/m² (’Mooskrause 2’, EZ) und 3,86 kg/m²<br />
(’Grüne Perle’, Ne). Das Saatgut von ’Mooskrause 2’ von Mühlenbachhof hatte eine Auflaufrate<br />
von weniger als 30% und wurde daher aus dem Versuch herausgenommen. Die glattblättrigen<br />
Sorten wurden einmal geerntet und brachten marktfähige Ware zwischen 1,2 kg/m² (’Gigante<br />
d’Italia’, EZ) und 1,4 kg/m² (’Gigante d’Italia’, Hi).<br />
1.2.3 Kombinationen EZ und Hi optisch am ansprechendsten, Kombination Ne mit höchstem,<br />
marktfähigen Ertrag<br />
Bearbeiter: Rita Schäfer, Mark Schenk, Heike Sauer; LVG Heidelberg<br />
Versuchsfrage und -hintergrund<br />
Untersucht wurde die Eignung von fünf verschiedenen Kombinationen bunter Schnittsalate (Baby<br />
Leaf) für den ökologischen Anbau im Frühjahr im frostfreien Folienhaus. Jede Kombination enthielt<br />
sechs verschiedene Pflanzen unterschiedlicher Sorte und Herkunft: RomanaSalat, roter und grüner<br />
Batavia-Salat, Spinat, rot- und grünlaubiges Asia-Gemüse (Tab. 12).<br />
Ergebnisse<br />
Die Kombinationen Enza Zaden und Hild/Nunhems wurden in den Qualitätseigenschaften Entwicklungsgeschwindigkeit,<br />
Wuchsform, Blattfärbung, Blattglanz und Blasigkeit (Boniturdaten auf Anfrage)<br />
am besten beurteilt. Ebenfalls optisch ansprechend war die Kombination agri Saaten (Tab.<br />
2). Während die Batavia-Salate von Enza Zaden und Hild/Nunhems bereits früh eine intensive<br />
Rotfärbung aufwiesen, zeigten viele rotlaubige Pflanzen beim ersten Erntetermin kaum Färbung.<br />
Zum zweiten Erntetermin war die Rotfärbung insgesamt gut und die langsamer wachsenden Arten<br />
und Sorten holten mit der Wachstumsgeschwindigkeit auf. In Kombination mit dunklem Laub wirken<br />
auch hellgrüne Arten/Sorten attraktiv. Am hellsten waren die Salate Eichblatt ’Carthago’ und<br />
Lollo Bionda ’Casabella’ von Nebelung.<br />
Wegen starken Befalls mit falschem Mehltau wurde der Spinat ’Booty’ zur ersten Ernte vollständig<br />
entfernt Bei der zweiten Ernte waren auch die übrigen Spinatsorten befallen und nicht marktfähig.<br />
Der Befall zeigte sich bei der ersten Ernte vorwiegend an den älteren bei der zweiten Ernte an den<br />
jüngeren Blättern.<br />
Den höchsten Marktertrag erzielte die Kombination Nebelung gefolgt von den Kombinationen Bingenheim<br />
und Enza Zaden. Die Unterschiede im marktfähigen Ertrag waren bei der ersten Ernte<br />
gering, bei der zweiten Ernte zeigte sich die Kombination agri Saaten im Mittelfeld. Die Kombination<br />
Hild/Nunhems hatte den niedrigsten Marktertrag (Abb. 3).<br />
Kritische Anmerkung<br />
Aus versuchstechnischen Gründen wurde ein Pflanzabstand von 20 cm x 20 cm gewählt, der beim<br />
ersten Schnitt zu recht geringen Erträgen pro m² führte. Praxisüblich ist häufig ein Pflanzabstand<br />
von 10 cm x 12 cm mit entsprechend höheren Erträgen. Der deutlich höhere Ertrag des zweiten<br />
Schnittes ist auf groß entwickelte Blätter zurückzuführen.<br />
LTZ Augustenberg, Außenstelle Forchheim Seite 15 von 40
Tab. 11: Kulturdaten<br />
Aussaat <strong>2006</strong><br />
Pflanzung<br />
1. Ernte und 2. Ernte<br />
Spinat: 18.01.; Salate: 01.-03.02.; Asia-Salate: 13.-14.02.<br />
6 Korn pro 4 cm-Bioerdpresstopf (Floragard)<br />
28.02.<strong>2006</strong><br />
05.04. und 26.04.<strong>2006</strong><br />
Tab. 12: Übersicht der Kombinationen Baby Leaf-Salate<br />
agri Saaten<br />
(agri)<br />
Bingenheim<br />
(Bi)<br />
Enza Zaden<br />
(EZ)<br />
Hild/Nunhems<br />
(Hi)<br />
Nebelung<br />
(Ne)<br />
LVG HD<br />
***<br />
Romanasalat Defender Valmaine * Avesta Cornet Balesta (EZ)<br />
Roter<br />
Romanasalat<br />
Roter Batavia Sovereign<br />
Maravilla de<br />
Verano *<br />
Brun d’hiver<br />
(Bi)*<br />
Rustica * NUN 9806 LT Kamalia (Bi)*<br />
Grüner Batavia SSC 1902 . Lettony * Ordino Alanet (EZ)*<br />
Spinat Bach F1 Butterflay * Tarpy F1* Palco F1* Lazio F1<br />
Roter Asiasalat Red Giant Red Giant * Red Giant Red Giant Red Giant<br />
Grüner Asiasalat<br />
Grüner Pflücksalat<br />
Mizuna Mizuna *<br />
Till *<br />
Mizuna<br />
Early<br />
Booty F1<br />
(EZ)<br />
Tatsoi (EZ) Mizuna Misome (Ne)<br />
Eichblattsalat Carthago<br />
Lollo Rossa Castillon<br />
Lollo Bionda Casabella<br />
Gesamteindruck<br />
** 8 7 9 8 7 ***<br />
* Ökologisch produziertes Saatgut, sonst konventionell erzeugtes chemisch unbehandeltes Saatgut<br />
** 1 = nicht ansprechend, 5 = mittelmäßig ansprechend, 9 = sehr ansprechend<br />
*** hier: Pflanzung einzelner Sorten zur Sichtung nicht als Kombination<br />
LTZ Augustenberg, Außenstelle Forchheim Seite 16 von 40
Marktertrag g/m²<br />
1600<br />
1400<br />
1200<br />
1000<br />
800<br />
600<br />
400<br />
200<br />
0<br />
801<br />
973<br />
899<br />
317 347 337 335 309<br />
LTZ Augustenberg, Außenstelle Forchheim Seite 17 von 40<br />
696<br />
1111<br />
agri Bi EZ Hi/Nu Ne<br />
Abb. 3: Marktertrag der fünf Kombinationen beim Anbau im frostfreien Folienhaus<br />
Zusammenfassung<br />
Um ihre Eignung für den geschützten Frühjahrsanbau zu prüfen, wurden in der LVG Heidelberg<br />
Ende Februar <strong>2006</strong> fünf verschiedene Baby Leaf Salat-Kombinationen, bestehend aus Romanasalat,<br />
rotem und grünem Batavia-Salat, Spinat sowie rot- und grünlaubigem Asia-Gemüse, gepflanzt.<br />
Zusätzlich wurden zur Sichtung einzelner Sorten in einer weiteren Variante sechs verschiedenen<br />
Pflanzen gepflanzt. Die Ernten erfolgten Anfang und Ende April. Den höchsten Marktertrag<br />
brachte die Kombination Nebelung gefolgt von den Kombinationen Bingenheim und Enza<br />
Zaden. Zum ersten Erntetermin zeigten die Kombinationen Enza Zaden und Hild/Nunhems durch<br />
die dunkelrot gefärbten Batavia-Salate den ansprechendsten Eindruck. Ähnlich gut wirkte die<br />
Kombination agri Saaten. Alle Spinatsorten zeigten bei der zweiten Ernte Mehltaubefall und waren<br />
nicht marktfähig<br />
1.2.4 Drei geprüfte Herkünfte wilder Rauke mit fast einheitlichem Ertrag<br />
Bearbeiter: Heike Sauer, Rita Schäfer, Mark Schenk LVG Heidelberg<br />
Versuchsfrage und -hintergrund<br />
Verglichen wurden sechs Herkünfte bzw. Sorten Wilder Rauke von vier Saatgut-Anbietern. Geprüft<br />
werden sollte, welche Herkünfte bzw. Sorten für den Anbau im ungeheizten Folienhaus im<br />
zeitigen Frühjahr geeignet sind und den höchsten Marktertrag bringen.<br />
Ergebnisse<br />
Ernte<br />
<strong>2006</strong><br />
26.04.<br />
05.04.<br />
Der höchste marktfähige Ertrag wurde von der Wilden Rauke der Herkunft Bingenheim mit 2,3<br />
kg/m² erzielt, die Herkünfte Hild und Enza Zaden brachten 2,2 je kg/m² (Abb. 4). Die Unterschiede<br />
waren mit Ausnahme der Herkunft SAIS und der Olivenbaumblättrigen Rauke (SAIS) gering. Eine<br />
Mittelstellung nahm die Sorte ’Grazia’ (EZ) ein. Da in einer Parzelle der Wilden Rauke der Herkunft<br />
SAIS unterschiedliche Blattformen auftraten, wurden hier zur Auswertung nur drei Wiederholungen<br />
berücksichtigt.
Die Bestände waren am Ende der Kultur gesund, einheitlich und von guter Qualität. Alle Rucola-<br />
Varianten wiesen mit 4 - 6 % einen geringen Anteil nicht marktfähiger Ware auf, der sich aus gelben<br />
und abgestorbenen Blättern zusammensetzte.<br />
Der Bestand begann zum Erntetermin zu schossen. Die geringste Schossneigung hatten die Wilden<br />
Rauken der Herkünfte Bingenheim und Enza Zaden.<br />
Tab. 13: Kulturdaten<br />
Aussaat<br />
Pflanzung<br />
Pflanzabstand<br />
Ernte<br />
Wiederholungen<br />
Marktfähiger Ertrag kg/m²<br />
2,50<br />
2,00<br />
1,50<br />
1,00<br />
0,50<br />
0,00<br />
Wilde Rauke (Bi)<br />
2,28<br />
12.01.06; 1 Multipille pro 4 cm Erdpresstopf<br />
Biopresstopferde (Floragard)<br />
02.03.06<br />
20 cm x 20 cm<br />
25.04.06<br />
4 (Blockanlage)<br />
Wilde Rauke (Hi)<br />
2,17 2,15 2,09<br />
Wilde Rauke (EZ)<br />
'Grazia' (EZ)<br />
Wilde Rauke (SAIS) *<br />
LTZ Augustenberg, Außenstelle Forchheim Seite 18 von 40<br />
1,77<br />
Olivenb. (SAIS)<br />
1,81<br />
Abb. 4: Marktfähiger Ertrag von Rucola beim Anbau im frostfreien Folienhaus
Tab. 14: Boniturdaten von Rucola im frostfreien Frühjahrsanbau<br />
Herkunft (1) Anzahl Korn<br />
pro Pille (2)<br />
Wachstum<br />
(1 - 9) (3)<br />
Schoss-Neigung<br />
(1 - 9) (3)<br />
Wilde Rauke (4) Bi 12 - 14 7-8 2<br />
Wilde Rauke Hi 12 - 15 7 3-4<br />
Wilde Rauke EZ 12 - 14 7 2<br />
'Grazia' EZ 12 - 14 7 3-4<br />
Wilde Rauke SAIS 18 - 22 7-8 5-6<br />
Olivenbaumblättrige Rauke SAIS 18 - 22 7-8 6<br />
(1) Saatgutherkünfte:<br />
Bi Bingenheimer Saatgut AG, Echzell<br />
Hi HILD, Marbach<br />
EZ Enza Zaden, Dannstadt-Schauernheim<br />
SAIS S.A.I.S., Cesena, Italien<br />
(2) Angaben der Saatgutlieferanten<br />
(3) 1 = gering oder nicht vorhanden, 5 = mittelstark, 9 = sehr stark<br />
(4) Ökologisch produziertes Saatgut, sonst konventionell erzeugtes chemisch unbehandeltes Saatgut<br />
Zusammenfassung - Empfehlungen<br />
In einem frostfreien Folienhaus der LVG Heidelberg wurden Anfang März <strong>2006</strong> sechs Wilde Rauken<br />
von vier unterschiedlichen Saatgutherkünften gepflanzt, um sie auf ihre Widerstandsfähigkeit<br />
gegenüber Falschem Mehltau und ihren Ertrag zu prüfen. Die Wilde Rauke der Herkunft Bingenheim<br />
erzielte zur Ernte Ende April 2,3 kg/m², die Herkünfte Hild und Enza Zaden brachten je 2,2<br />
kg/m². Verwendet wurden ausschließlich Multipillen.<br />
1.2.5 Organische Flüssigdüngung mit OPF vermindert das Risiko von Wachstumsproblemen<br />
bei Topfbasilikum<br />
Bearbeiter: Barbara Degen, Robert Koch, Mark Schenk; LVG Heidelberg<br />
Versuchshintergrund und -frage<br />
Topfbasilikum hat einen hohen Nährstoffbedarf, der im Bioanbau über eine hohe Grundbevorratung<br />
mit organischen Depotdüngern (etwa 1100 mg N/l) gewährleistet wird. Das damit verbundene<br />
hohe Salzpotential kann vor allem bei hohen Temperaturen zu schlechten Keimergebnissen und<br />
einem gehemmten Wuchs führen. Wird die Nährstoffbevorratung reduziert, zeigt sich dies gewöhnlich<br />
in Form einer zu hellen Laubfarbe bereits zum Verkaufstermin.<br />
Um das Risiko zu minimieren, wird ein organischer Flüssigdünger gesucht, der sich für den Einsatz<br />
in Ebbe-Flut-Systemen eignet. Vinasse ist aufgrund zu starker Gärungsprozesse im Anstauverfahren<br />
nicht einsetzbar, die Düngung übers Blatt führt zu braunen Flecken. Anders der organische<br />
Flüssigdünger Organic Plant Feed (OPF) von der Firma Plant Health Care, der bereits im<br />
Anstauverfahren erfolgreich angewendet wird. In diesem Versuch wurden der Einsatz einer kontinuierlichen<br />
Flüssigdüngung mit OPF in Verbindung mit den organischen Depotdüngern Hornmehl<br />
und Phytoperls untersucht (Varianten siehe Tab. 15).<br />
LTZ Augustenberg, Außenstelle Forchheim Seite 19 von 40
Ergebnisse<br />
• Kontinuierliche Flüssigdüngung mit OPF<br />
� Höchstes Frischgewicht in den zwei OPF-Varianten mit geringer Grundbevorratung,<br />
dennoch kompakte und stabile Basilikumpflanzen<br />
� Dunkle Laubfarbe und homogener Bestand<br />
� Vermarktungsfähige Ware auch in OPF-Variante ohne Grundbevorratung<br />
• In der Variante (5) "Komplettbevorratung mit 7,8 kg Hornmehl pro m³ Substrat" stark gehemmter<br />
Wuchs und gelb gefärbte erste Laubblätter direkt nach der Keimung bis zur zweiten<br />
Kulturwoche, vermutlich aufgrund eines hohen Salzpotentials und hoher Nitratwerte<br />
• Deutlich höheres Frischgewicht und eine dunklere Laubfarbe in der Hornvariante (3) im Ver-<br />
gleich zur Phytoperlsvariante (6), Grund: unterschiedliche Stickstofffreisetzung der Dünger<br />
Kulturdaten<br />
Sorte: ‘Genoveser’ (Enza-Zaden)<br />
Aussaat: KW 23, Direktsaat (60 Korn) in V12er Topf<br />
Substrate:<br />
Düngung:<br />
Eco Pot (Fa. Brill), Zusammensetzung: 30 % Sodenweißtorf, 20 % Schwarztorf,<br />
25 % Kompost, 25 % Holzfasern<br />
Varianten siehe Tabelle 1<br />
Bevorratung mit Hornmehl (14% N) bzw. Phytoperls (7% N)<br />
flüssige Nachdüngung mit OPF (8% N), 0,5%ig im Anstauverfahren<br />
Pflanzenschutz: Steinernema feltiae gegen Trauermücken in KW 26<br />
Auswertung: KW 28<br />
Tab. 15: Versuchsvarianten und Ergebnisse der Substratanalysen<br />
Vb<br />
NH4-N (mg/l)<br />
P2O5 (mg/l)<br />
K2O (mg/l)<br />
1 Ve 2 Vb 1 Ve 2 Vb 1 Ve 2<br />
Ve 2<br />
Ve 2<br />
Ve 2<br />
Ergebnisse der Substratanalysen<br />
Nr.<br />
N-Menge,<br />
rechnerisch<br />
(mg/l)<br />
pH-Wert<br />
(1) ohne Bevorratung - 0 6,4 6,4 1,2 1,2 2 5 5 221 984<br />
(2) ohne Bevorratung x 800 6,4 5,8 1,2 2,9 2 80 38 235 1160<br />
Salzgehalt<br />
Varianten<br />
Bevorratung mit organischen<br />
Depotdüngern<br />
Flüssige Nachdüngung<br />
mit<br />
OPF (0,5%)<br />
(g/l)<br />
NO3-N (mg/l)<br />
Grundbevorratung mit 2 kg<br />
(3)<br />
Hornmehl pro m³ Substrat<br />
Grundbevorratung mit 2 kg<br />
(4)<br />
Hornmehl pro m³ Substrat<br />
Komplettbevorratung mit 7,8 kg<br />
(5)<br />
Hornmehl pro m³ Substrat<br />
- 300 6,3 6,4 1,7 1,2 42 9 3 126 372<br />
x 1100 6,3 5,3 1,7 3,7 42 223 83 181 962<br />
- 1100 6,0 5,8 2,9 1,9 176 115 35 106 287<br />
Grundbevorratung mit 4 kg<br />
(6)<br />
Phytoperls pro m³ Substrat<br />
- 300 6,3 6,4 1,8 1,5 16 6 6 260 598<br />
Grundbevorratung mit 4 kg<br />
(7)<br />
Phytoperls pro m³ Substrat<br />
x 1100 6,3 5,5 1,8 3,7 16 161 79 332 1001<br />
Komplettbevorratung mit 14,7<br />
(8)<br />
kg Phytoperls pro m³ Substrat<br />
- 1100 6,3 6,1 2,6 1,7 47 26 10 429 412<br />
1 2<br />
Versuchsbeginn in KW 23, Versuchsende in KW 28<br />
LTZ Augustenberg, Außenstelle Forchheim Seite 20 von 40
Frischgewicht pro Topf (g)<br />
100<br />
90<br />
80<br />
70<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
(1) ohne (2) ohne<br />
Bevorratung / Bevorratung /<br />
ohne OPF mit OPF<br />
Abb. 5: Frischgewicht pro Topf in Abhängigkeit der Düngevarianten<br />
Zusammenfassung<br />
(3) 2 kg/m³<br />
HM / ohne<br />
OPF<br />
An der LVG Heidelberg führte in <strong>2006</strong> der Einsatz einer kontinuierlichen organischen Flüssigdüngung<br />
mit Organic Plant Feed (OPF) bei Topfbasilikum der Sorte 'Genoveser' (Enza-Zaden) zu<br />
guten Ergebnissen. In der Variante "Komplettbevorratung mit 7,8 kg Hornmehl pro m³ Substrat"<br />
kam es zu Wachstumsproblemen nach der Keimung. Unterschiede in der Stickstofffreisetzung<br />
zwischen Hornmehl und Phytoperls wurden sichtbar.<br />
1.2.6 Primeln nach Öko-Richtlinien produziert<br />
Bearbeiter: Barbara Degen, Robert Koch; LVG Heidelberg<br />
Versuchsfrage und -hintergrund<br />
(4) 2 kg/m³<br />
HM / mit OPF<br />
(5) 7,8 kg/m³<br />
HM / ohne<br />
OPF<br />
Varianten (1-8)<br />
(6) 4 kg/m³<br />
Phytop. /<br />
ohne OPF<br />
(7) 4 kg/m³<br />
Phytop. / mit<br />
OPF<br />
(8) 14,7 kg/m³<br />
Phytop. /<br />
ohne OPF<br />
In der ökologischen Produktion von Primeln ist besonders die organische Düngung zu beachten.<br />
Zu Kulturbeginn ist ein geringer Salzgehalt empfehlenswert. Für den späteren Pflanzenaufbau<br />
muss eine ausreichende Nährstoffversorgung gewährleistet sein, ohne jedoch durch unkontrolliert<br />
hohe Stickstoffgaben zu große Blätter zu erhalten. Der N-Bedarf von Primeln beträgt 160 mg<br />
N/Pflanze. Hier besteht die Problematik für den Ökoanbau, da die Nährstofffreisetzung von organischen<br />
Düngern stark temperaturabhängig und somit nur schwer zu kalkulieren ist.<br />
LTZ Augustenberg, Außenstelle Forchheim Seite 21 von 40
Tab. 16: Versuchsvarianten mit Tiara 'Golden Yellow' und 'Orange Rose'<br />
Bezeichnung Zusammensetzung<br />
Bio Topferde<br />
(Floragard)<br />
Bio Topfsubstrat<br />
(Brill)<br />
Die flüssige Nachdüngung mit Organic Plant Feed führte durch gleichmäßige und schnelle Nährstoffverfügbarkeit<br />
zu Primeln mit sortenspezifischem Pflanzenaufbau. Dabei überzeugte besonders<br />
„Orange Rose“ in einer ansprechenden Bioqualität. Die Blätter der gelbblühenden Sorte<br />
„Golden Yellow“ waren aufgrund des fehlenden, nicht zugelassenen Hemmstoffeinsatzes etwas zu<br />
groß. Kompaktere Sorten sind zu bevorzugen. Nährstoffmangelsymptome waren in beiden Substratvarianten<br />
nicht zu beobachten.<br />
In der Variante „Komplettbevorratung mit Horndünger“ machte sich dagegen die unterschiedliche<br />
Zusammensetzung der Biosubstrate bemerkbar. Im Bio-Topfsubstrat (Brill) führte die Komplettbevorratung<br />
mit Horn zu ausreichender Nährstoffversorgung und somit zu einer befriedigenden<br />
Pflanzenqualität. Dagegen waren bei gleicher angebotener N-Menge in der Variante „Bio-Topferde<br />
(Floragard)“ unterversorgte Pflanzen mit zu geringem Blattwachstum und N-Mangelsymptomen zu<br />
beobachten. Die zu diesem Zeitpunkt zu geringe N-Nachlieferung aus Horn wurde vermutlich von<br />
der N-Immobilisierung durch die Flachsschäben überschritten. Eine höhere Horn-Bevorratung wäre<br />
hier notwendig gewesen.<br />
Kulturdaten<br />
Sorten: Tiara ‘Golden Yellow’ und Tiara ‘Orange Rose’ (Syngenta)<br />
Topfen: KW 35, 9er Topf<br />
Temperatur:<br />
Woche 40 bis 51: 8°/10° C (Heizung/Lüftung)<br />
Woche 52 bis Kulturende: 4°/6° C (Heizung/Lüftung)<br />
Tatsächliche Tagesmitteltemperatur, innen (KW 35 - 05): 12,5 ° C<br />
Einstrahlung: Mittlere Lichtmenge, außen: KW 35 - 05: 224,3 klxh/Tag<br />
Bewässerung: Mattenbewässerung, Analogtensiometer bei -120 hPa<br />
Düngung: N-Bedarf: 160 mg N/Pfl., 4-maliger Einsatz von Optifer (0,5%ig)<br />
Pflanzenschutz:<br />
Substrate<br />
35 % Weißtorf, 15 % Schwarztorf,<br />
25 % Kompost, 25 %<br />
Flachsschäben<br />
30 % Sodenweißtorf, 20 %<br />
Schwarztorf, 25 %<br />
Substratkompost, 20 %<br />
Lignodrain, 5 % Ton<br />
* Organischer Mehrnährstoffdünger mit Nährstoffzusammensetzung 8-3-3<br />
Horngries<br />
Horn-<br />
Bevorratung<br />
(kg/m³)<br />
mehl<br />
Organische<br />
Flüssigdüngung<br />
Organic Plant<br />
Feed (OPF)*<br />
angebotene N-Menge bei<br />
Mineralisationsrate von<br />
60% (mg N/Topf)<br />
3 3 - 160<br />
3 - 0,20% 160<br />
3 3 - 160<br />
3 - 0,20% 160<br />
Vorbeugend FZB 24 zur Pflanzenstärkung und Steinernema feltiae gegen<br />
Trauermücken zu Versuchsbeginn<br />
LTZ Augustenberg, Außenstelle Forchheim Seite 22 von 40
Ergebnisse<br />
Tab. 17: Versuchsergebnisse<br />
Tiara<br />
'Golden<br />
Yellow'<br />
Tiara<br />
'Orange<br />
Rose'<br />
Bio Topferde<br />
(Floragard)<br />
Varianten<br />
Bio Topfsubstrat<br />
(Brill)<br />
Bio Topferde<br />
(Floragard)<br />
Bio Topfsubstrat<br />
(Brill)<br />
Tab. 18: Ergebnisse der Substratanalyse zu Versuchsende in KW 7<br />
Zusammenfassung<br />
Gesamt-<br />
eindruck<br />
Laub-<br />
1<br />
farbe 2<br />
Durch- Pflanzendurch-<br />
1<br />
wurzelung messer (cm) Blütendurch-<br />
messer (cm) Oberirdische<br />
Pfl.-masse (g)<br />
Organic Plant Feed 6,7 6,3 7,7 25,5 8,7 57,2<br />
Komplettbevorratung<br />
mit Horn<br />
4,3 5,0 5,7 23,6 8,6 45,7<br />
Organic Plant Feed 6,0 6,0 7,7 24,7 8,5 49,8<br />
Komplettbevorratung<br />
mit Horn<br />
6,0 6,0 6,0 24,0 8,6 47,7<br />
Organic Plant Feed 6,7 6,7 7,3 22,7 6,7 38,4<br />
Komplettbevorratung<br />
mit Horn<br />
4,3 5,3 6,3 21,0 6,2 28,1<br />
Organic Plant Feed 6,7 6,3 7,0 21,6 6,3 32,1<br />
Komplettbevorratung<br />
mit Horn<br />
1 Gesamteindruck (1-9), 1 = sehr schlecht, 9 = sehr gut<br />
2 Laubfarbe (1-9), 1 = sehr hell, 9 = sehr dunkel<br />
Tiara<br />
'Orange<br />
Rose'<br />
6,3 6,7 6,0 23,2 6,3 34,2<br />
pH-Wert Salzgehalt Gesamt-N P 2 O 5 K 2 O<br />
(g/l) (mg/l) (mg/l) (mg/l) MgO<br />
Varianten<br />
(mg/l)<br />
Organic Plant Feed 7,3 1,32 7 195 40 149<br />
Bio Topferde (Floragard) Komplettbevorratung<br />
Tiara<br />
7,4 1,14 8 178 19 140<br />
mit Horn<br />
'Golden<br />
Organic Plant Feed 6,2 1,48 7 81 114 222<br />
Yellow'<br />
Bio Topfsubstrat (Brill) Komplettbevorratung<br />
6,1 1,30 15 65 29 209<br />
mit Horn<br />
Bio Topferde (Floragard)<br />
Bio Topfsubstrat (Brill)<br />
Organic Plant Feed 7,2 1,61 8 221 125 161<br />
Komplettbevorratung<br />
7,2 1,59 9 238 66 159<br />
mit Horn<br />
Organic Plant Feed 6,1 1,26 8 105 211 211<br />
Komplettbevorratung<br />
6,1 1,17 9 70 70 226<br />
mit Horn<br />
An der LVG Heidelberg wurden bei Primeln in 2005/06 zwei unterschiedliche Düngungs-verfahren<br />
(Komplettbevorratung mit Horn sowie Grundbevorratung mit Horn plus anschließende flüssige<br />
Nachdüngung mit Organic Plant Feed) und zwei Biosubstrate mit unterschiedlicher Zusammensetzung<br />
geprüft. Dabei überzeugten in beiden Substraten die flüssig nachgedüngten Primeln in<br />
ansprechender Bio-Qualität. Eine gleichmäßige und schnelle Nährstoffverfügbarkeit war hier sichergestellt.<br />
Die komplett mit Horn bevorrateten Primeln dagegen zeigten je nach Substrat und<br />
Sorte vereinzelt ein zu geringes Wachstum und N-Mangelsymptome.<br />
LTZ Augustenberg, Außenstelle Forchheim Seite 23 von 40
1.3 Obstbau<br />
1.3.1 Prüfung von Erdbeersorten unter ökologischer Kulturführung<br />
Bearbeiterin: Barbara Pfeiffer, LVWO Weinsberg<br />
Aufbauend auf den vergangenen Sortenprüfungen wurde im August 2004 ein weiterer Versuch auf<br />
der ökologisch bewirtschafteten Fläche in Heuchlingen (Quartier 625) mit Topfpflanzen angelegt.<br />
Ein Teilversuch testete zwei verschiedene Pflanzgutherkünfte bei den Sorten ‚Honeoye’ und ‚Korona’.<br />
Im zweiten Teilversuch wurden die folgenden Sorten mit und ohne biologisch abbaubare<br />
Folie auf Maisstärkebasis verglichen: ‚Honeoye’, ‚Clery’, ‚Darselect’, ‚Elsanta’, ‚Korona’, ‚Yamaska’<br />
und ‚Florence’. Pro Parzelle wurden 25 Pflanzen gesetzt, in der Reihe mit 30 cm Abstand, zwischen<br />
den Reihen mit 1 m Abstand. ‚St. Pierre’ und ‚Peco’ wurden gegen Ende August zusätzlich<br />
gepflanzt und blieben etwas schwächer im Wuchs.<br />
Am 20. April 2005 gab es während der Erdbeerblüte leichten Nachtfrost, deswegen wurde die Fläche<br />
mit Vlies abgedeckt, der Anteil Deformationen war zur Ernte 2005 erhöht. Der Ertrag pro Parzelle<br />
wurde erfasst, die Früchte in 4 Größenklassen sortiert (> 30 mm, 25-30 mm, 22-25 mm und<br />
< 22 mm), beim Ausfall wurden nach Deformationen, Botrytisbefall, Lederbeeren und Fraßschäden<br />
(durch Schnecken, Käfer und Vögel) unterschieden.<br />
Auch in <strong>2006</strong> spiegelte sich der Witterungsverlauf deutlich im Reifeverlauf wieder. In der letzten<br />
Maiwoche regnete es häufig, so dass der Pilzdruck etwas höher war. Der Reifebeginn lag ähnlich<br />
wie in 2005 Ende Mai. Mit dem Anstieg der Temperaturen ab der zweiten Juniwoche stiegen die<br />
Erntemengen sehr stark an, gegen Ende Juni regnete es fast jeden Tag, so dass der Pilzbefall bei<br />
den Früchten etwas zunahm. Die späten Sorten konnten etwa 1 Woche länger als in <strong>2006</strong> gepflückt<br />
werden. Bis zum Ende der Erntesaison hatten die Sorten ‚Honeoeye’ und ‚Korona’ stark<br />
unter den Witterungsbedingungen gelitten.<br />
Tab. 19: Die wichtigsten Ertragsdaten sind in den beiden folgenden Tabelle zusammengefasst<br />
(angegeben als g pro Pflanze):<br />
Sorte<br />
ohne Folie<br />
Honeoye<br />
Herkunft 1<br />
Honeoye<br />
Herkunft 2<br />
Korona<br />
Herkunft 1<br />
Korona<br />
Herkunft 2<br />
2005<br />
> 30 mm<br />
2005<br />
25-30 mm<br />
2005<br />
Ausfall<br />
<strong>2006</strong><br />
> 30 mm<br />
<strong>2006</strong><br />
25-30 mm<br />
<strong>2006</strong><br />
Ausfall<br />
349 84 87 384 310 288<br />
276 75 97 532 259 253<br />
297 122 279 194 75 248<br />
213 111 222 243 232 339<br />
Clery 122 54 100 471 149 286<br />
Darselect 204 19 161 438 121 149<br />
Elsanta 303 62 170 575 324 347<br />
Yamaska 597 101 97 1061 320 396<br />
Florence 429 49 266 645 223 612<br />
LTZ Augustenberg, Außenstelle Forchheim Seite 24 von 40
Der Anteil an Botrytisfrüchten lag 2005 bei ‚Honeoye’ und ‚Korona’ unter 1 %, da es während der<br />
Erdbeerblüte und -ernte fast nicht regnete. In <strong>2006</strong> war der Botrytis-Anteil bei knapp 2 %, der Unterschied<br />
zwischen beiden Sorten war gering. Im frühen Reifebereich schnitt die Sorte ‚Clery’ im<br />
Ertrag nicht so gut ab wie ‚Honeoye’, dies lag teilweise an der kleineren Fruchtgröße. ‚Darselect’<br />
dagegen hatte sortentypisch eher große, zu Deformationen neigende Früchte, daher war der Ausfall<br />
in 2005 mit 42 % sehr hoch. Die Spätsorten ‚Yamaska’ und ‚Florence’ zeigten ein sehr hohes<br />
Ertragspotential, allerdings wurde das Aroma als ‚mittel’ eingestuft. Innerhalb des gesamten Ausfalls<br />
2005 war der Anteil „Fraßschäden“ (durch Vögel, Schnecken und Käfer) am höchsten, wobei<br />
die Sorten ‚Darselect’ und ‚Florence’ besonders häufig angefressen wurden.<br />
Unter den Sorten im mittleren Reifesegment litt besonders ‚Korona’ unter den heißen Witterungsbedingungen<br />
im Juni <strong>2006</strong> und reagierte mit Welkesymptomen (vermutlich v. a. durch Verticillium-<br />
Befall) und erhöhtem Anteil an Lederbeeren ab der 3. Juniwoche. Die dunkelroten Früchte der<br />
Sorten ‚Florence’ und ‚Peco’ reagierten auf die intensive Sonneneinstrahlung im Sommer <strong>2006</strong> mit<br />
hellen Verfärbungen und Sonnenbrand. ‚St. Pierre’ erwies sich als relativ robust bei mittlerem Ertragsniveau,<br />
sollte aber wegen des Aromas möglichst vollreif gepflückt werden.<br />
Einfluss der Folie auf den Ertrag und Haltbarkeit der Folie<br />
Der Einsatz der biologisch abbaubaren Folie brachte in 2005 bei den Frühsorten eine leichte Verbesserung<br />
des Ertrags an den ersten Pflückterminen, je nach Sorte um 13 % bis 31 % im Vergleich<br />
zum Anbau ohne Folie. Bei den späten Sorten und im Jahr <strong>2006</strong> war der Einfluss der Folie<br />
nicht so hoch.<br />
Nach dem ersten Jahr war die Folie an einzelnen Stellen beschädigt, beispielsweise, wenn durstige<br />
Krähen versuchten, an den Tropfschlauch zu kommen. Beim Unkraut-Ziehen konnte es auch<br />
leicht passieren, dass die Folie aufriss, insbesondere wenn Winden unter der Folie wucherten.<br />
Beim Abmulchen nach der Ernte 2005 musste darauf geachtet werden, dass das Mulchgerät nicht<br />
die Folie verletzte. Nach 18 Monaten wurde die Folie an den Stellen, an denen sie den Boden berührte,<br />
etwas poröser und dünner, Bruchstücke wurden aber nicht vom Wind verweht. Nach der<br />
zweiten Ernte war die Folie relativ stark angegriffen.<br />
Tab. 20: Auftreten von Pilzkrankheiten an den Blättern (Bonituren vom November 2005 und<br />
Juli <strong>2006</strong>):<br />
Sorte Weißfleckenkrankheit Vitalität<br />
Clery stark<br />
Honeoeye mittel Bestand uneinheitlich<br />
Darselect schwach-mittel<br />
Elsanta mittel<br />
Korona stark<br />
Wüchsigkeit mittel, Blätter teilweise rötlich, einzelne Blüten<br />
schon im November offen<br />
Immer sehr aufgehellte Blätter, anfällig für Spurennährstoff-Mangel<br />
Bestand uneinheitlich, im Sommer <strong>2006</strong> teilweise Welkesymptome<br />
Im Nov. 2005 einzelne Ausfälle, während Ernte <strong>2006</strong> sehr<br />
stark zusammengebrochen wegen Welkeerscheinungen<br />
Kent schwach Bestand etwas uneinheitlich, einzelne Ausfälle<br />
St. Pierre schwach recht wüchsiger und gesunder Pflanzenbestand<br />
Peco schwach Laub dunkelgrün, sehr vital<br />
Yamaska schwach Laub hellgrün<br />
Florence Schwach-mittel<br />
Laub dunkelgrün, Früchte eher unter den Blättern, wenig<br />
Ausfälle<br />
LTZ Augustenberg, Außenstelle Forchheim Seite 25 von 40
Zusammenfassend zeigte im frühen Reifebereich die Sorte ‚Clery’ ein mittleres Ertragspotential<br />
bei starker Anfälligkeit für Weißfleckenkrankheit. Bei dieser Sorte sollte unbedingt auf eine möglichst<br />
frühe Pflanzung geachtet werden, damit die Pflanzen sich gut bestocken können und ausreichend<br />
Blüten induziert werden. Der Blattbefall scheint sich nicht so negativ auf die Ertragshöhe<br />
auszuwirken. Durch entsprechende Maßnahmen können die Ernte verfrüht werden und so bessere<br />
Preise erzielt werden. ‚Darselect’ war kurz vor Elsanta reif und blieb im Gesamtertrag unter ‚Elsanta’,<br />
sie hat vergleichsweise weniger Blütenstände je Pflanze. Dafür wirkt sich die Fruchtgröße<br />
günstig auf die Pflückleistung aus. ‚Elsanta’ selbst schnitt von den Erträgen nicht so schlecht ab,<br />
allerdings wurden auf dieser Fläche noch nie Erdbeeren angebaut, so dass sich bodenbürtigen<br />
Pilzkrankheiten nicht so stark bemerkbar machten. Die Verwendung einer biologisch abbaubaren<br />
Folie sollte von den vorhandenen Maschinen und von den vorherrschenden Beikräutern abhängig<br />
gemacht werden (ein hoher Besatz mit Wurzelunkräutern ist nicht geeignet).<br />
1.3.2 Schorfversuch im Halbfreiland<br />
Sämlinge der Sorte ‚Golden Delicious ‚ wurden vorbeugend mit verschiedenen Kupfermengen behandelt<br />
(entsprechend 200 g, 400 g oder 800 g Reinkupfer/ha), bei jeweils der Hälfte der Pflanzen<br />
wurde das Gesteinsmehl Biolit zugesetzt. Die behandelten Sämlinge wurden im Frühbeetkasten<br />
um Depots mit stark befallenen Schorfblättern aufgestellt und nach Ablauf einer mittelstarken<br />
Schorfinfektionsperiode wieder in das Gewächshaus zurückgebracht. Die Blattsymptome wurden<br />
mit Noten von 0 bis 4 bewertet und die Konidien der Blätter abgewaschen. In der unbehandelten<br />
Kontrolle waren die Symptome nicht so stark ausgeprägt wie in den vergangenen Versuchen mit<br />
künstlicher Konidieninfektion. In Abhängigkeit von der Kupfermenge wurden hohe Wirkungsgrade<br />
erzielt, der Zusatz von Biolit führte nicht zu einer gravierenden Verbesserung des Wirkungsgrades.<br />
Biolit alleine erreichte beim Blattschorf 36 % Wirkungsgrad, allerdings schien die Konidienproduktion<br />
reduziert. Der vorliegende Versuch sollte auf jeden Fall wiederholt werden, möglichst<br />
mit künstlicher Konidieninfektion, ehe eine abschließende Bewertung zu Biolit erfolgen kann<br />
und das Produkt in Freilandversuche aufgenommen werden kann.<br />
1.3.3 Förderung des Fallaub-Abbaus durch Regenwürmer im Freiland<br />
Als wichtiges Ergebnis der vergangenen Versuchsjahre zeigte sich, dass die Attraktivität von<br />
schorfbefallenen Blättern für Regenwürmer durch Behandlungen mit einer Kombination aus Hefeextrakt+Malzextrakt<br />
deutlich erhöht werden kann. Ziel des im Spätherbst 2005 angelegten Versuchs<br />
war es, den optimalen Einsatzzeitpunkt zu untersuchen. Neben Behandlungen der Blätter<br />
am Baum, nur während des Winters, nur während des Frühjahrs, von Ende November bis Anfang<br />
April wurde auch die Behandlung mit kohlensaurem Kalk (Menge entsprechend Erhaltungskalkung)<br />
getestet, die in 2005 leichte Vorteile gebracht hatte.<br />
Die mit Abstand am besten Variante war die Behandlung mit Hefeextrakt bereits den ganzen Winter<br />
hindurch auf die Blätter am Boden, wobei insbesondere die Termine mit höheren Bodentemperaturen<br />
wichtig erscheinen, wenn die Regenwürmer sehr aktiv sind. Der Vorsprung beim Abbau<br />
der Blätter war zum ersten starken Askosporenausstoßtermin beträchtlich, beim aufsummierten<br />
Askosporenpotential wurde eine Reduktion um 74 % im Vergleich zur Kontrolle erreicht, bei der<br />
Kalkausbringung dagegen um 52 %. Auf die Zahl und Reife der Askosporen konnte kein Effekt<br />
festgestellt werden, der Vorsprung war allein auf die erhöhte Attraktivität der behandelten Blätter<br />
für die Regenwürmer zurückzuführen. Die Behandlung der Blätter noch am Baum brachte nicht<br />
den gewünschten positiven Effekt.<br />
LTZ Augustenberg, Außenstelle Forchheim Seite 26 von 40
1.3.4 Tastversuch zur Birnengallmücke an zwei Standorten im Mittleren Neckarraum<br />
Die Birnengallmücke überwintert im Boden und legt zur Zeit der Birnbaumblüte ihre Eier in den<br />
Blütenboden ab. Die befallenen Früchte verfärben sich schwarz und enthalten mehrere weiße Larven.<br />
Im Öko-Anbau kann der Schaden beträchtlich sein. Zur Blüte wurden daher in zwei ökologisch<br />
bewirtschafteten Flächen ein Tastversuch zur Wirkung von Quassia-Extrakt auf die Gallmücke<br />
angelegt. Ausgewertet wurden je Variante 500 Blütenbüschel. In Mühlhausen lag der Anteil<br />
befallener Birnen bei 13,8 % in der Kontrolle, in Baumerlenbach bei 1,7 %, an diesem Standort<br />
wurden die möglichen Effekte der Versuchsvariante durch den Frost kurz vor der Blüte überdeckt<br />
(höherer Anteil abfallender Früchte je Blütenbüschel). In Mühlhausen wurde eine Reduzierung des<br />
Befalls erreicht, allerdings sollte der Versuch wiederholt werden, um die ersten Ergebnisse abzusichern.<br />
1.3.5 Versuch zum Einfluss verschiedener Blütenspritzungen auf den Handausdünnungsaufwand<br />
Einmal kurz vor der Vollblüte <strong>2006</strong> wurden verschiedene Präparate bei der Sorte Elstar (Pflanzung<br />
Frühjahr 2003)auf der kontrolliert bewirtschafteten Fläche im Quartier 625 in Heuchlingen ausgebracht,<br />
unter anderem Schwefelkalk als Vergleichsprodukt sowie biologisch produziertes Sonnenblumenöl<br />
mit/ohne Zusatz von Bioblatt-Mehltaumittel (auf Basis von Sojalecithin, hat sich in den<br />
Versuchen des FuE-Projektes 03OE088 positiv ausgewirkt). Durchschnittlich hatten die ausgewählten<br />
Versuchsbäume im 4. Standjahr 150 Blütenbüschel/Baum. Obwohl bei der Zählung der<br />
Äpfel/Blütenbüschel Ende Mai bei der Schwefelkalk-Variante nur eine Ausdünnwirkung von 13 %<br />
festgestellt werden konnte, verringerte sich der Zeitaufwand für die Handausdünnung um 1,4 Minuten/Baum<br />
im Vergleich zur Kontrolle (6,0 Minuten/Baum), umgerechnet ergab sich bei 2400<br />
Bäumen je ha eine Zeitersparnis von 56 Stunden pro ha für die Handausdünnung. Bis zur Ernte<br />
verblieben noch Im Mittel über alle Varianten 85 Äpfel/Baum. In wie weit es gelungen ist, die Alternanz<br />
abzumildern, kann erst nach der Bonitur des Blütenbüschelbesatzes im Frühjahr 2007 bewertet<br />
werden, der erste Eindruck im Januar 2007 zeigte einen relativ schlechten Blütenknospenansatz<br />
bei allen Varianten.<br />
LTZ Augustenberg, Außenstelle Forchheim Seite 27 von 40
1.4 Weinbau<br />
1.4.1 Kellerwirtschaftliche Erfahrungen beim Ausbau pilzwiderstandsfähiger Rebsorten<br />
Jürgen Sigler, Staatliches Weinbauinstitut Freiburg<br />
Einleitung<br />
Pilzwiderstandsfähige Rebsorten besitzen eine durch klassische Kreuzungszüchtung erreichte<br />
hohe Toleranz gegen Oidium (Uncinula necator) und Peronospora (Plasmopara viticola). Von der<br />
neuen Generation pilzwiderstandsfähiger Sorten haben, neben dem schon länger als qualitätsweingeeignet<br />
klassifizierten Regent, zwischenzeitlich auch die in den Jahren 1968 bis 1975 am<br />
Staatlichen Weinbauinstitut Freiburg/Deutschland gekreuzten Weißweinsorten sowie die aus den<br />
1980er Jahren stammenden Rotweinsorten (vgl. Tab. 1) zunehmend Verbreitung in Deutschland<br />
und in verschiedenen anderen Weinbaugebieten gefunden. Ihrer ökologischen und ökonomischen<br />
Vorteile wegen erfreuen sie sich auch im konventionellen Anbau eines guten Zuspruchs [1]. Aufgrund<br />
ihrer ampelographischen Merkmale sind alle in Tab. 1 genannten Sorten amtlich als Vitis<br />
vinifera eingestuft, so dass sie grundsätzlich als zur Herstellung von Qualitätswein b. A. geeignet<br />
klassifiziert werden können. Die anbautechnischen Eigenschaften und Leistungsmerkmale (incl.<br />
Resistenz-Niveau) dieser pilzwiderstandsfähigen Sorten sowie Informationen zu Akzeptanz und<br />
Marktchancen sind der Literatur [1 - 6] zu entnehmen.<br />
Tab. 21: Neuere pilzwiderstandsfähige Freiburger Rebsorten<br />
Weißweinsorten<br />
Rotweinsorten<br />
Weißweinsorten<br />
Sortenname Zuchtstamm-Nummer<br />
Johanniter FR 177-68<br />
Helios FR 242-73<br />
Bronner FR 250-75<br />
Solaris FR 240-75<br />
Prior FR 484-87 r<br />
Baron FR 455-83 r<br />
Monarch FR 487-88 r<br />
Cabernet Cantor FR 523-89 r<br />
Cabernet Cortis FR 437-82 r<br />
Cabernet Carol FR 428-82 r<br />
Cabernet Carbon FR 377-83 r<br />
Von den neueren Freiburger Kreuzungen sind die neutraleren Sorten Helios und Bronner zu erwähnen,<br />
ferner die fruchtbetonten Vertreter Solaris und Johanniter.<br />
Neben hervorragenden Resistenzeigenschaften gegen Oidium und Peronospora besticht Solaris<br />
durch sehr frühe Reife selbst in späten oder höheren Lagen. Im Durchschnitt der Jahre erbrachte<br />
sie auf verschiedenen Standorten im Mittel ein Mostgewicht von 106 °Oe bei 7,3 g/l Mostsäure -<br />
und dies bei einem Ertrag von 135 kg/Ar und Leseterminen durchweg im September. Die Weine<br />
präsentieren sich daher mächtig und im Alkohol betont, wegen der Botrytisfestigkeit der vollreifen<br />
Trauben jedoch meist ohne Edelfäule. Die Vinifizierung kann standardmäßig erfolgen, wobei zum<br />
Erhalt der Fruchtigkeit eine längere Maischestandzeit (≥ 12 h) und eine gezügelte Vergärung unter<br />
18 - 20 °C mit einer gärkräftigen Hefe vorteilhaft sind. Der alkoholreiche Wein zeichnet sich dann<br />
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durch reife Aprikosennoten bei fruchtiger Säure aus, was ihn in Anteilen bis 15 % auch als Verschnittpartner<br />
für schwächere Grundweine (insbesondere der Sorten Müller-Thurgau, Weißburgunder<br />
oder Riesling) prädestiniert. Durch die sehr frühe Reife wird er oftmals für die Erzeugung<br />
von „Neuem Süßen“ oder Süßreserve verwendet, dank der hohen Gradation und der guten Struktur<br />
wäre auch die Herstellung von Dessertwein denkbar [7].<br />
Die ebenfalls stark nachgefragte Sorte Johanniter lässt in ihrem Erscheinungsbild viele Ähnlichkeiten<br />
mit der Muttersorte Riesling erkennen, jedoch beträgt der Mostgewichtsvorsprung bis über<br />
10 °Oe. Durch seine Aromatik (u. a. Grapefruit-Note) und stabile Säure zeigt der ausgebaute Wein<br />
ebenfalls Riesling-Charakter, in Abhängigkeit vom Reifegrad können jedoch auch Vergleiche mit<br />
wertigem Weißburgunder oder mit Chardonnay gezogen werden. Demgegenüber gelten die nur<br />
leicht bukettierte Sorte Helios und die schmelzigere, Grauburgunder-ähnliche Sorte Bronner eher<br />
als Neutralsorten.<br />
Bei Johanniter und Bronner des Jahrgangs 2005 wurden beispielhaft jeweils die in Tab. 2 aufgeführten<br />
Ausbauvarianten angelegt [8].<br />
Tab. 22: Ausbauversuche 2005 der Rebsorten Johanniter und Bronner<br />
(Staatliches Weinbauinstitut Freiburg)<br />
Hefe<br />
Johanniter<br />
Gärtemp.<br />
(°C)<br />
Mostgewicht<br />
(°Oe)<br />
vorh. Alkohol<br />
(g/l)<br />
zuckerfr.<br />
Extrakt<br />
(g/l)<br />
Gesamtsäure<br />
(g/l)<br />
Rangziffer*<br />
1 Anchor<br />
Vin 13<br />
20 - 22 86 93,4 20,0 6,0 3,0<br />
2 Anchor<br />
Vin 13<br />
16 86 94,0 19,8 5,9 2,5<br />
3 Oenoferm Bouquet 16 86 94,6 18,3 5,8 2,0<br />
Cuvée 1-3<br />
4<br />
+ BSA<br />
86 94,4 18,4 5,1 2,4<br />
Bronner<br />
1 Anchor<br />
Vin 13<br />
20 - 22 88 94,4 23,6 6,6 3,0<br />
2 Anchor<br />
Vin 13<br />
16 88 96,2 21,5 6,1 2,5<br />
3 Oenoferm Bouquet 16 88 96,2 21,3 5,8 1,6<br />
Cuvée von 1-3<br />
4<br />
+ BSA<br />
88 96,6 19,5 4,4 2,9<br />
* ) Rangzifferverfahren nach Kramer, n = 22<br />
Bei Ausgangmostgewichten von 86 bzw. 88 °Oe stellten sich Alkoholgehalte um 12 %vol und zuckerfreie<br />
Extraktgehalte vor dem biologischen Säureabbau (BSA) von 18 - 20 g/l bei Johanniter<br />
bzw. 21 - 23 g/l beim kräftigeren Bronner ein.<br />
Sensorisch bewerteten 22 fachkundige Prüfer die mit der „Aromahefe“ Oenoferm Bouquet bei<br />
kühlen 16 °C vergorenen Varianten beider Rebsorten jeweils klar am besten, wogegen die Normaltemperatur-Varianten<br />
(20 - 22 °C) tendenziell auf den jeweils letzten Rang gesetzt wurden. Als<br />
einheitlicher Trend kann bei beiden Probenquartetts somit festgehalten werden, dass auch bei<br />
pilzwiderstandsfähigen Weißweinsorten in durchschnittlichen Jahren die kühle Gärung und die<br />
Verwendung einer Aromahefe zu einem frischeren Weintyp mit Attributen aus dem Bereich<br />
Citrus/Ananas/Banane führt, der von den Verkostern bevorzugt wird.<br />
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Deutlich besser als die Normaltemperatur-Variante schnitt bei der säurebetonteren Rebsorte Johanniter<br />
wegen des dichteren Gesamteindrucks die Variante mit biologischem Säureabbau (BSA)<br />
ab, während diese bei dem neutralen und in der Weinsäure etwas milderen Bronner nur einen<br />
mäßigen Zuspruch erfuhr. Offensichtlich lässt deren niedriger Säuregehalt (4,4 g/l) die bei deutschen<br />
Weißweinen erwünschte Finesse etwas vermissen. Vorteilhafter als die Vermarktung der<br />
reinen BSA-Variante wäre hier sicherlich ein Rückverschnitt mit säurekräftigeren Partien.<br />
Ebenfalls auf das Säureniveau bedacht sein sollte man bei der weißburgunderähnlichen, von ihrer<br />
lebendigen Fruchtsäure geprägten Sorte Helios, für deren Vinifizierung ansonsten ähnliche Empfehlungen<br />
gelten wie für Bronner.<br />
Rotweinsorten<br />
Neben Sonderfällen wie Deckrotweinsorten, die hier nicht betrachtet werden, können im Wesentlichen<br />
zwei große Gruppen pilzwiderstandsfähiger Rotweinsorten unterschieden werden: Die fruchtig-bukettierten<br />
Sorten, die häufig Kirsch-/Brombeer-Noten zeigen und sensorisch überwiegend im<br />
Bereich des Blauen Spätburgunders anzusiedeln sind, und die gerbstoffbetonten Sorten des romanischen<br />
Weintyps (z. B. Cabernet-Abkömmlinge).<br />
Bei den fruchtbetonten Rotweinsorten ist zunächst der von der Bundesforschungsanstalt für Rebenzüchtung<br />
Geilweilerhof, Siebeldingen/Deutschland, gezüchtete Regent gesondert zu betrachten.<br />
Für dessen Erntezeitpunkt sollte weniger ein hohes Mostgewicht als vielmehr die Traubengesundheit<br />
und das Säureniveau ausschlaggebend sein. Wichtig ist, dass der pH-Wert nicht zu sehr<br />
ansteigt und die Gesamtsäure möglichst nicht unter 7 g/l fällt, was in manchen Jahren (z. B. 1999)<br />
schon bei mäßigen Mostgewichten eintreten kann (s. Tab. 3). Zwischen 80 und 90 °Oe neigt diese<br />
Sorte überdies zum Austrocknen des Beerengerüsts, was in Verbindung mit hohen pH-Werten<br />
und der dann geringeren Wirksamkeit der schwefligen Säure oftmals zu unerwünscht oxidativen<br />
Noten im Wein führt.<br />
Tab. 23: Mostdaten von Regent gleicher badischer Herkunft aus verschiedenen Jahrgängen<br />
[9]<br />
1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002<br />
Mostgewicht (° Oe) 83 90 87 76 97 90 84<br />
Gesamtsäure (g/l) 7,7 6,3 8,3 6,5 8,6 9,5 -<br />
pH-Wert 3,6 3,7 3,5 4,0 3,9 3,5 3,4<br />
Bei der Traubenverarbeitung beeinflusst der im Vergleich zu Spätburgunder höhere Pektinanteil<br />
den Saftablauf, weshalb ein vorsichtiger Zusatz von pektolytischen Enzymen erwogen werden<br />
kann. Längere Maischestandzeiten sind hingegen weniger ratsam, insgesamt sollte auf eine eher<br />
schnelle, zwecks Trubvermeidung aber behutsame Verarbeitung Wert gelegt werden. Je nach<br />
angestrebtem Weinprofil können zur Vinifikation sowohl Maischeerhitzung als auch schonende<br />
Varianten der Maischegärung (Gärtemperatur bis 35 °C) zum Zuge kommen, wobei aus sensorischen<br />
Gründen (Gerbstoffextraktion) in beiden Fällen kürzere Maischestandzeiten bzw. frühes<br />
Abpressen bevorzugt werden sollten. Je nach angestrebtem Weinprofil können Maischegär- und<br />
Maischeerhitzungs-Partien hernach miteinander rückverschnitten werden. Sofern die Gesamtsäure<br />
nicht weit unter 5 g/l absinkt, ist der anschließende biologische Säureabbau von Vorteil, positiv<br />
wirkt sich auch ein mäßiger Holzkontakt aus: herkömmliches großes Holzfass oder auch moderate<br />
Gabe von Eichenholz-Chips, ggf. in Verbindung mit der Mikrooxigenierung. Um oxidative Noten zu<br />
vermeiden, ist bei Endausbau und Abfüllung konsequent auf ausreichende Gehalte an wirksamer<br />
freier schwefliger Säure zu achten (mind. 40 mg/l; Reduktone bis 40 mg/l möglich) [9 - 11].<br />
Ebenfalls zu den fruchtbetonteren pilzwiderstandsfähigen Rotweinsorten des Staatliches Weinbauinstitut<br />
Freiburg zählen die pinotfruchtigen Sorten Prior und Baron, während Monarch eine kräftigere,<br />
an Dornfelder oder Lemberger erinnernde Typizität aufweist. Für Lese und Ausbau dieser<br />
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Sorten gilt mit Abstrichen ähnliches wie für Regent, wegen der weniger markanten Gerbstoffstruktur<br />
kann hier jedoch der Einsatz von Tanninpräparaten (5 - 20 g/hl) vor der Gärung für mehr<br />
Nachhaltigkeit im späteren Wein sorgen. Nach dem obligaten biologischen Säureabbau sollte<br />
auch hier die Reifung im Holzfass oder eine behutsame Behandlung mit Eichenholz-Chips angeschlossen<br />
werden.<br />
Bei den pilzwiderstandsfähigen Sorten des romanischen Weintyps (Cabernet Cantor, Cabernet<br />
Cortis, Cabernet Carol und Cabernet Carbon) sind zugunsten der erforderlichen phenolischen<br />
Reife späte Lesetermine mit Mostgewichten von 90 - 95 °Oe anzustreben. Dabei erreichen Cabernet<br />
Cantor und Cabernet Corits ihre physiologische Reife einige Tage vor dem Blauen Spätburgunder,<br />
während Cabernet Carol und Cabernet Carbon etwa 7 bis 12 Tage nach dem Blauen<br />
Spätburgunder in die Lesereife kommen. Im Unterschied zu Spätburgunder ist das Lesefenster<br />
oftmals kürzer, als Test auf eventuelle Überreife empfiehlt sich eine Geschmacks- und Zupfprobe<br />
der Beeren.<br />
Vinifiziert werden können diese Sorten zum einen mittels Maischeerhitzung, wobei hierbei auch<br />
bei einer geringeren phenolischen Reife ein fruchtiger und wegen des moderaten Gerbstoffs früher<br />
trinkreifer Wein erhalten wird - besonders Cabernet Cortis ist dann gekennzeichnet durch<br />
Cassis-ähnliche Aromen. Der kraftvolle, dichte und nachhaltigere Wein aber wird bei der Cabernet-Gruppe<br />
durch Maischegärung erzeugt. Für besonders markante Produkte empfiehlt sich darüber<br />
hinaus - optimales Lesegut vorausgesetzt - eine mehr oder weniger lange Nachmazeration<br />
auf der Maische. Ähnlich wie bei Regent ist beim Verarbeiten auch hier der geringere Saftanteil zu<br />
beachten, was in Verbindung mit der relativ harten Beerenhaut einen Saftabzug nicht angeraten<br />
erscheinen lässt. Ggf. können Verschnitte mit saftreicheren Sorten oder pektolytische Enzyme<br />
zum Einsatz kommen [12, 13].<br />
Mit Lesegut des Jahrgangs 2005 wurden Cabernet Cortis und Cabernet Carbon nach den in Tab.<br />
4 angegebenen Maischegär-Varianten und nachfolgendem biologischen Säureabbau vinifiziert,<br />
der Endausbau erfolgte jeweils ohne bzw. mit Holzkontakt durch 200 g/hl französische Eichenholz-<br />
Chips mittleren Toastungsgrades [14].<br />
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Tab. 24: Ausbauversuche 2005 von Cabernet Cortis und Cabernet Carbon<br />
(Staatliches Weinbauinstitut Freiburg)<br />
Variante<br />
Cabernet Cortis<br />
1 Kontrolle<br />
(off. Maischegärung)<br />
2 CO2-Kaltmazeration,<br />
Maischegärung<br />
Maischegärung 38 °C<br />
3<br />
mit Nachmazeration<br />
Var. 2 mit<br />
4<br />
5<br />
Eichenholz-Chips<br />
Var. 3 mit<br />
Eichenholz-Chips<br />
Cabernet Carbon<br />
1 Maischegärung<br />
bei 25 °C<br />
2 Maischegärung<br />
bei 32 °C<br />
Var. 1 mit<br />
3<br />
4<br />
Eichenholz-Chips<br />
Var. 2 mit<br />
Eichenholz-Chips<br />
vorh.<br />
Alkohol<br />
(g/l)<br />
zfr.<br />
Extrakt<br />
(g/l)<br />
Gesamtsäure<br />
(g/l)<br />
Freies SO2<br />
(mg/l)*<br />
Farbintensität <br />
Rangziffer**<br />
103,0 26,4 5,1 61-32 = 29 5,4 3,8<br />
106,5 27,2 5,1 68-36 = 32 5,4 3,7<br />
105,1 27,4 5,2 60-32 = 28 6,7 3,2<br />
106,6 27,4 5,1 60-35 = 25 6,3 2,6<br />
105,1 27,5 5,3 54-35 = 19 7,4 1,7<br />
102,3 23,6 5,3 68-27 = 41 3,2 3,0<br />
102,5 23,5 5,1 68-28 = 40 3,2 3,4<br />
102,0 23,9 5,3 61-26 = 35 3,3 1,9<br />
102,7 23,6 5,2 62-23 = 39 3,6 1,7<br />
*) „Freies“ SO2 – Reduktone = wirksames freies SO2; **) Rangzifferverfahren nach Kramer, n = 125<br />
In der Verkostung bevorzugten die Prüfer zum einen die wärmer vergorenen Vertreter, zum anderen<br />
jeweils klar die Varianten mit Holzkontakt. Die besten Ränge belegten daher bei Cabernet Cortis<br />
die Variante „Maischegärung bei 38 °C mit Nachmazeration und Eichenholz-Chips“, bei Cabernet<br />
Carbon die „Maischegärung bei 32 °C und Eichenholz-Chips“. Dass bei den Cabernet-Sorten<br />
die Ausbaustile mit Holzkontakt nahezu immer sensorisch besser abschneiden, ist inzwischen<br />
durch langjährige Verkostungsergebnisse belegt; es ist daher als „Muss“ zu bezeichnen, diesen<br />
Sorten Holzaromatik zuteil werden zu lassen. Sofern hierfür statt des Barriques die neue Möglichkeit<br />
der Eichenholz-Chips gewählt wird, sollte dies zur Harmonisierung der anfangs adstringierenden<br />
Gerbstoffe sowie zur allgemeinen Reifung im Holzfass geschehen oder die Methode der<br />
Mikrooxigenierung zum Einsatz kommen.<br />
Bei allen vorgestellten pilzwiderstandsfähigen Rotweinsorten ist auf den meist beträchtlichen Gehalt<br />
an Reduktonen hinzuweisen, welcher die Bestimmung des freien Schwefeldioxids stark beeinflusst.<br />
Wie sich aus Tab. 4 („freies SO2“) ergibt, wurden dort Reduktongehalte von bis zu 36 mg/l<br />
gemessen, jedoch sind auch deutlich höhere Werte (bis 90 mg/l) keine Seltenheit [13]. Damit der<br />
Wein bei den mitunter hohen pH-Werten noch ausreichend geschützt ist, müssen diese Reduktone<br />
separat bestimmt und in Abzug gebracht werden, das daraus errechnete „wirksame“ freie SO2<br />
sollte bei der Abfüllung dann bei 40 - 50 mg/l zu liegen kommen.<br />
Bei weißen wie roten Sorten vorteilhaft im Hinblick auf die Komplexität des Produkts wie auch die<br />
Flexibilität bei der Weinbereitung ist die Bereitung von Cuvées, besonders solange diese Sorten<br />
noch in der Erprobung sind und in kleineren, jährlich wechselnden Mengen anfallen. Um gegenüber<br />
den Kunden neue, erklärungsbedürftige Sortennamen vorerst zu vermeiden, hat das Staatliche<br />
Weinbauinstitut Freiburg für solche Cuvées den Begriff BACAT als Markennamen eintragen<br />
lassen, wobei BACAT für „Baden-Württembergisches Cuvée aus Alternativen Traubensorten“<br />
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steht. Diese Marke steht allen baden-württembergischen Winzern zur Bezeichnung von Weiß-<br />
oder Rotweincuvées aus den pilzwiderstandsfähigen Freiburger Sorten offen [15].<br />
Zusammenfassung<br />
Die wachsende Nachfrage nach den neuen pilzwiderstandsfähigen Rebsorten des Staatlichen<br />
Weinbauinstituts Freiburg/Deutschland war Veranlassung, sich mit den Möglichkeiten der Vinifikation<br />
dieser Sorten zu befassen. Für die weißen Sorten Johanniter, Helios, Bronner und Solaris<br />
werden Hinweise zu Maischestandzeit, Hefe und Gärtemperatur gegeben. Die pilzwiderstandsfähigen<br />
Rotweinsorten werden unterschieden in die fruchtbetonten Vertreter Prior, Baron und Monarch<br />
(desgleichen Regent) und in die Cabernet-Familie als Vertreter des romanischen Weinstils.<br />
Letztere können länger und bei höheren Temperaturen vergoren werden. Nach der malolaktischen<br />
Gärung benötigen sie eine ausgedehnte Reifezeit und profitieren von wahrnehmbaren Holznoten.<br />
Literatur<br />
[1] Jörger, V., Boos, M., Ludewig, B.: Leistungsmerkmale von pilzwiderstandsfähigen Rebsorten.<br />
Der Badische Winzer, 2004 (7), 26-31.<br />
[2] Jörger, V., Boos, M., Ludewig, B.: Weinbauliche und önologische Eigenschaften wichtiger<br />
pilzwiderstandsfähiger Rebsorten im ENFÖ-Projekt. 1. Internationales Symposium für den<br />
Ökologischen Weinbau, 2004, Tagungsband, 53-63.<br />
[3] Jörger, V.: Pilzwiderstandfähige Rote aus Freiburg. Der Badische Winzer, 2002 (12), 36-<br />
40.<br />
[4] Jörger, V.: Pilzwiderstandfähige Rotwein-Zuchtstämme. Der Deutsche Weinbau, 2002 (14),<br />
16-20.<br />
[5] Jörger, V.: Die neuen pilzwiderstandfähigen Rotwein-Zuchtstämme des Staatlichen Weinbauinstituts<br />
Freiburg i. Br. Schweizerische Zeitschrift für Obst- und Weinbau, 2002 (5), 90-<br />
94.<br />
[6] Jörger, V.: Entwicklungen bei Rotweinen aus pilzwiderstandsfähigen Rebsorten. Deutsches<br />
Weinbau-Jahrbuch, 2003, 133-140.<br />
[7] Basler, P., Pfenninger, H., Bill, R.: Die deutschen Rebsorten Johanniter, Solaris, Bronner<br />
und Fr.242-73. Schweizerische Zeitschrift für Obst- und Weinbau, 2002 (17), 442-446.<br />
[8] Jörger, V., Scheffelt, W.: Verschiedene Weinstile auch bei Johanniter und Bronner. Der<br />
Badische Winzer, <strong>2006</strong> (9), 21-23.<br />
[9] Trogus, H.: Kellerwirtschaftliche Erfahrungen mit Regent. Der Badische Winzer, 2003 (8),<br />
16-18.<br />
[10] Eibach, R.: Bisherige Erfahrungen mit Regent. Der Deutsche Weinbau, 1999 (16-17), 34-<br />
39.<br />
[11] Basler, P., Pfenninger, H.: Regent. Schweizerische Zeitschrift für Obst- und Weinbau, 2001<br />
(2), 61-62.<br />
[12] Burtsche, T.: Rotweinbereitung bei neuen Rebsorten. Der Badische Winzer, 2004 (4), 36-<br />
38.<br />
[13] Wiedemann, J., Sütterlin, A.: Rotweine aus pilzwiderstandsfähigen Rebsorten. Schweizerische<br />
Zeitschrift für Obst- und Weinbau, 2005 (13), 10-12.<br />
[14] Engel, M.: Potenzial für körperreiche Rotweine. Der Badische Winzer, 2007 (1), 30-32.<br />
[15] Wohlfarth, P.: Cuvées aus pilzfesten Rebsorten. Der Badische Winzer, 2001 (10), 26<br />
Jörger, V., Boos, M., Ludewig, B. 2004: Leistungsmerkmale von pilzwiderstandsfähigen Rebsorten.<br />
Der Badische Winzer, 29, (7), 26-31.<br />
Jörger, V., Boos, M. Ludewig, B. 2004: Weinbauliche und önologische Eigenschaften wichtiger<br />
pilzwiderstandsfähiger Rebsorten im ENFÖ-Projekt. -<br />
In: DWV und ECOVIN (Hrsg.) Tagungsband zum 1. Internationalen Symposium für den<br />
Ökologischen Weinbau, Stuttgart, 53-63.<br />
LTZ Augustenberg, Außenstelle Forchheim Seite 33 von 40
Jörger, V., Wohlfarth, P. 2004: Möglichkeiten der Ertragsregulierung -Versuchsergebnisse aus<br />
dem Jahr 2003. Der Badische Winzer, 29, (6), 33-37.<br />
Jörger, V. Boos, M., Ludewig, B. 2005: Mechanische Verfahren der Ertragsregulierung im Test -<br />
Ergebnisse 2004. Teil1+2. Der Badische Winzer, 30, (6+7), 20-22 + 33-36.<br />
Jörger, V. 2005: Resistenzzüchtung gegen Botrytis. Der Badische Winzer, 30, (7) 29-32.<br />
Jörger, V., Thoma, K., Ludewig, B., Boos, M. 2005: Wertgebende Eigenschaften verschiedener<br />
Klone beim Blauen Spätburgunder. Der Badische Winzer, 30, 16-20.<br />
Feil, N., Breuer, M., Jörger, V. 2005: Resistenz von Reben gegenüber<br />
Wurzelnematoden. Der Badische Winzer, 30, (11), 24-27.<br />
Jörger, V. <strong>2006</strong>: Ursachenkomplex bei der Fäulnisentwicklung an der Rebe im Vegetationsverlauf<br />
2005 und weinbauliche Steuerungsmaßnahmen zur Fäulnisvermeidung. Der Badische Winzer 31,<br />
(2), 25-29.<br />
Jörger, V. Boos, M., Ludewig, B. <strong>2006</strong>: Ertragsregulierung 2005. Der Badische Winzer, 31, (6), 28-<br />
31.<br />
Boos, M., Jörger, V. <strong>2006</strong>: Johanniter und Cabernet Carol - Erziehungssysteme. Der Badische<br />
Winzer, 31, (9) 18-20.<br />
Jörger, V., Scheffelt, W. <strong>2006</strong>: Verschiedene Weinstile auch bei Johanniter und Bronner. Der Badische<br />
Winzer, 31, (9), 21-23.<br />
Jörger, V., Boos, M., Ludewig, B. <strong>2006</strong>: Tafeltrauben sind auch in Baden ein Thema. Der Badische<br />
Winzer, 31, (11+12), 28-30 + 28-30.<br />
Jörger, V., Thoma, K., Ludewig, B., Boos, M.: Was tut sich bei Spätburgunder-Klonen? Der Badische<br />
Winzer, 31+32, (12+1), 31-34 27-29.<br />
Wegner-Kiß, G. & M. Breuer (2005): Verwirrmethode auch auf kleinen Rebflächen möglich? Der<br />
Badische Winzer 01/2005: 25-27.<br />
Wegner-Kiß, G. & M. Breuer (2005): Stand der Dispenserentwicklungen. Der Badische Winzer<br />
02/2005: 23-24.<br />
Breuer, M. (2005): Die Büffelzikade breitet sich aus. - Der Badische Winzer 09/2005: 14-15.<br />
Feil, N., M. Breuer & V. Jörger (2005): Resistenz von Reben gegenüber Wurzelnematoden. - Der<br />
Badische Winzer 11/2005: 24-27.<br />
Hoffmann, C., G. Michl, E. Doye & M. Breuer (2005): Kräuselmilbe gegen Raubmilbe - Wer gewinnt?<br />
- Das Deutsche Weinmagazin 13/2005: 8-11.<br />
Feil, N. (2005): Bedeutung des Nematoden Xiphinema index als Virusüberträger im Weinbau. -<br />
Das Deutsche Weinmagazin xx/2005.<br />
Wegner-Kiß, G. & M. Breuer (<strong>2006</strong>): Erste Erfahrungen mit Isonet L plus zur Traubenwicklerbekämpfung<br />
in Oberrotweil. - Der Badische Winzer 01/<strong>2006</strong>.<br />
Breuer, M. & G. Wegner-Kiß (<strong>2006</strong>): Pheromondispenser richtig aufhängen. - Der Badische Winzer<br />
04/<strong>2006</strong>.<br />
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2 Tierische Produktion<br />
2.1 Einsatz thermisch behandelter Erbsen in der Milchviehfütterung<br />
Thomas Jilg, Staatliche Lehr- und Versuchsanstalt für Viehhaltung und Grünlandwirtschaft Aulendorf<br />
Einleitung<br />
Der Einsatz von Sojaextraktionsschrot ist in der Tierhaltung nach Öko-Richtlinien nicht zulässig.<br />
Bei den Alternativen sind vor allem Körnerleguminosen anzusprechen. In Frage kommen Lupinen,<br />
Ackerbohnen und Erbsen. Die Erbsen haben in Baden-Württemberg die größte Bedeutung. Es ist<br />
bekannt dass thermische und hydrothermische Behandlung die Pansenabbaubarkeit der Proteine<br />
reduziert. In Baden-Württemberg liegen Erfahrungen mit dem Jet-Sploder vor. Aufgrund der Erfahrungen<br />
mit Sojaprodukten wird der Frage nachgegangen, ob durch eine kurzzeitige Erhitzung<br />
von Erbsen der Anteil an pansenbeständigem Protein erhöht wird und durch Abbau von antinutritiven<br />
Substanzen die Futteraufnahme beeinflusst wird.<br />
Material und Methoden<br />
In einem Milchviehversuch sollte geprüft werden, wie sich die Leistungsparameter der Milchkuh,<br />
insbesondere die Futteraufnahme, Milchleistung und Milchinhaltsstoffe verändern, wenn Erbsen<br />
durch thermisch behandelte Erbsen ersetzt werden. Der Versuch wurde als change-over Versuch<br />
mit Versuchsperioden von 6 Wochen Dauer durchgeführt (Tabelle 25). Die Kühe waren am Versuchsbeginn<br />
im Schnitt in der fünfzehnten (Kontrolle) bzw. sechzehnten (Versuch) Laktationswoche<br />
(Tabelle 26).<br />
Tab. 25: Versuchsaufbau<br />
Behandlung Versuch ,Erbsen behandelt Kontrolle, Erbsen unbehandelt<br />
Abschnitt 1, 6 Wochen Gruppe A Gruppe B<br />
Abschnitt 2, 6 Wochen Gruppe B Gruppe A<br />
Tab. 26: Daten zu den Versuchstieren bei Versuchsbeginn<br />
Behandlung Laktationswoche Lebend-<br />
masse kg<br />
Milchleistung<br />
kg /Tag<br />
Milchfett<br />
%<br />
Milcheiweiß<br />
%<br />
Versuch MW 16 728,7 28,24 4,51 3,623<br />
s 9 53 5,0 0,47 0,16<br />
Kontrolle MW 15 723,5 28,6 4,09 3,513<br />
s 9 62 4,0 0,37 0,39<br />
In dem Versuch wurden 22 Kühe aus dem Fangboxenstall aufgenommen. Die Verteilung der Tiere<br />
auf die Gruppen erfolgte aufgrund der Milchleistung und dem Laktationsstand. Die Aufstallung im<br />
Fangboxenstall ermöglichte Einzeltierfütterung. Die Milchleistung und der Futterverzehr wurden<br />
täglich, die Milchinhaltstoffe und die Milchharnstoffgehalte einmal wöchentlich festgestellt.<br />
Die nXP-Gehalte der Erbsen wurde am Institut für Tierernährung der Universität Hohenheim durch<br />
Dr. Steingass untersucht (Tabelle 27). Es wurde eine Passagerate von 8 % angenommen. Durch<br />
LTZ Augustenberg, Außenstelle Forchheim Seite 35 von 40
die Jet-Sploder - Behandlung wurde der UDP-Anteil von 15 auf 29 % angehoben. Diese Werte<br />
wurden mit der Formel IVa (DLG 1997) ermittelt.<br />
Tab. 27: Einfluss der Jet-Sploder-‚Behandlung auf den nXP-Gehalt (Steingass 2003)<br />
A Erbsen unbehandelt B Erbsen Jet Sploder<br />
TM (%) 87,9 91,9<br />
XP (% i. TM) 20,3 20,5<br />
Gesamtphenole (% i.TM) 0,13 0,14<br />
Tanninphenole (% i.TM) 0,11 0,10<br />
extrahierbare kondens. Tannine (% i.TM) 0 0<br />
„effektives nXP“(g/kgTM) bei:<br />
Passagerate 8%/h* 177 195<br />
5%/h 143 152<br />
2%/h 77 68<br />
Die Milch wurde vom Milchprüfring in Ravensburg untersucht. Der Milchharnstoffgehalt wurde<br />
chemisch-spektrometrisch bestimmt. Dir Futtermittel wurden im Labor der LVVG untersucht. Die<br />
statistische Auswertung des Versuchs erfolgte mit dem SAS-Statistikpaket, die graphischen Darstellungen<br />
mit EXCEL.<br />
Rationsgestaltung<br />
In Tabelle 28 sind die verwendeten Futtermittel mit ihren Nährstoffgehalten aufgeführt. Die Rezepturen<br />
der TMR-Mischungen sind in Tabelle 29 dargestellt. Geplant war ein TS-Verzehr von ca.<br />
21,5 kg. Die Nährstoffgehalte der TMR-Mischungen wurden aus den Gehalten der Einzelkomponenten<br />
berechnet. Sie sind in Tabelle 30 aufgeführt. Die Energiegehalte lagen bei 6,87(K) und<br />
6,88 (V) MJ NEL/kg TS, die nXP-Gehalte bei 151 g/kg TM (K) bzw. 155 g/kg TM (V). Die ruminale<br />
N-Bilanz RNB war bei der Versuchsgruppe mit 0,14 g /kg TM nur halb so hoch wie bei der Kontrollgruppe.<br />
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Tab. 28: Nährstoff- und Mineralstoffgehalte der Futterkomponenten<br />
Futtermittel TM XP XF XL XA ME NEL UDP nXP RNB<br />
g/kg TM MJ/kg TM % g/kg TM<br />
Erbsenschrot Jet Sploder MW 909 205 57 24 35 13,4 8,5 0,29 195,0 1,6<br />
± s 0 0,5 0,4 0,1 0,1<br />
Erbsenschrot unbeh MW 858 20,3 6,4 1,4 3,2 13,4 8,5 0,15 177,0 2,9<br />
± s 0 0,2 0,4 0,0 0,2<br />
Getreidemischung MW 886 14,1 5,6 2,7 5,8 12,8 8,1 0,2 164,6 -3,77<br />
± s 0 0,6 0,4 0,2 2,6 0,6 0,4 0,0 8,0 0,31<br />
Grassilage 1.Schnitt MW 352 14,1 27,1 3,8 11,7 9,7 5,8 0,2 128,0 2,0<br />
± s 10 0,4 0,6 0,6 1,6 0,2 0,1 0,0 1,1 1,0<br />
Grassilage 2.Schnitt MW 398 17,1 24,0 3,9 10,8 9,9 5,9 0,2 134,5 5,7<br />
± s 26 0,3 1,1 0,5 1,0 0,2 0,1 0,0 2,5 0,5<br />
Heu MW 877 13,6 26,7 2,7 8,6 9,7 5,7 0,3 133,9 0,3<br />
± s 6 1,8 2,2 0,2 1,4 0,3 0,2 0,0 7,6 1,7<br />
Maissilage MW 335 7,9 23,0 3,2 4,2 10,4 6,2 0,3 126,9 -7,7<br />
± s 3 0,9 1,3 0,4 0,4 0,2 0,1 0,0 3,5 1,0<br />
Rapskuchen MW 903 32,2 13,4 15,5 6,4 13,1 7,9 0,3 229,2 14,8<br />
± s 5 0,2 0,3 0,6 0,2 0,1 0,1 0,0 1,1 0,2<br />
Sojaschrot MW 889 47,2 9,9 1,8 7,4 13,2 8,2 0,3 276,0 31,3<br />
± s 1 0,6 1,5 0,6 0,2 0,1 0,1 0,0 0,8 0,9<br />
Futterstroh Wintergerste MW 887 0,6 1,5 0,6 0,2 7,08 3,95 0,45 87,4 -5,5<br />
Körnermaisschrot ± s 858 0,6 1,5 0,6 0,2 14,96 9,65 0,50 175,3 -13,2<br />
Tab. 29: Zusammensetzung der TMR-Mischungen (kg TM)<br />
Kontrolle Versuch<br />
Grassilage 5,65 5,65<br />
Heu 1,32 1,32<br />
Maissilage 4,69 4,69<br />
Rapskuchen 2,26 2,26<br />
Erbsen 2,61<br />
Ebsen Jet-Sploder beh. 2,73<br />
Gerstenstroh 0,44 0,44<br />
Körnermais 0,86 0,87<br />
Getreide 1,79 1,79<br />
Melasseschnitzel 1,80 1,80<br />
LF-Aktiv 0,18 0,18<br />
Summe 21,59 21,72<br />
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Tab. 30: Nährstoffgehalte der TMR-Mischungen<br />
Beh. TM XP XF XL XA XX ME NEL UDP nXP RNB<br />
g/kg TM MJ/kg % g/kg TM<br />
Versuch 463 156 178 43 74 578 11,26 6,88 25 155 0,14<br />
Kontrolle 463 156 180 42 74 578 11,25 6,87 23 152 0,29<br />
Futter und Nährstoffaufnahme<br />
In Tabelle 31 sind die Aufnahme an Trockenmasse, Rohprotein, Rohfaser, Energie, nutzbarem<br />
Rohprotein sowie die ruminale Stickstoffbilanz aufgeführt. Die ruminale Stickstoffbilanz war bei der<br />
Kontrollgruppe 5,4, bei der Versuchsgruppe im Schnitt bei 2,6 Gramm pro Tag. Bei den anderen<br />
aufgeführten Kriterien gab es keine signifikanten Unterschiede.<br />
Die Trockenmasseaufnahme lag bei 18,7 kg (K) bzw. 18,9 kg (V).<br />
Tab. 31: Futter- und Nährstoffaufnahme<br />
TM-Aufnahme Rohprotein-<br />
Aufnahme<br />
Rohfaser-<br />
Aufnahme<br />
Energieaufnahme<br />
nXP-<br />
Aufnahme RNB<br />
kg/Tag g/Tag MJ NEL/Tag g/Tag g N/Tag<br />
Kontrolle, n=11 18,7 2890 3357 128,1 2834 5,4 a<br />
Versuch, n=11 18,9 2948 3364 130,0 2929 2,6 b<br />
a, b Signifikante Unterschiede, p
Protein- und Energieversorgung im Verlauf des Versuchs<br />
In Abbildung 6 ist die nXP-Versorgung dargestellt. Die Graphik zeigt die Abweichung vom Bedarf,<br />
der aus Milchleistung und Lebendmasse berechnet wurde. Bis auf die erste Versuchswoche war<br />
der Bedarf immer gedeckt. Die Überversorgung in den ersten 5 Wochen betrug 50 bis 200<br />
Gramm, danach 100 bis 400 Gramm.<br />
Nach dem gleichen Verfahren wird in Abbildung 7 die Energieversorgung dargestellt. Nach anfänglicher<br />
negativer Bilanz ist die Bilanz bis zur fünften Versuchswoche ausgeglichen. Danach ist<br />
eine Überschuss von 6 bis 12 MJ NEL festzustellen. Die Energieversorgung hat den Bedarf demnach<br />
gut getroffen.<br />
Kosten der Behandlung<br />
Die Jet-Sploder-Behandlung kostet 5€ /100 kg. Dazu kommen noch Transportkosten von 5 bis 9 €<br />
pro 100 kg für den Hin- und Rücktransport zur Bearbeitungsstätte. Unter Berücksichtigung dieses<br />
Sachverhalts ist eine thermische Behandlung von Körnerleguminosen nicht wirtschaftlich.<br />
g/Tag<br />
500<br />
400<br />
300<br />
200<br />
100<br />
0<br />
-100<br />
-200<br />
-300<br />
-400<br />
-500<br />
K<br />
V<br />
nXP-Versorgung<br />
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12<br />
Versuchswoche<br />
Abb. 6: Differenz der nXP-Versorgung vom rechnerischen Bedarf<br />
MJ NEL/Tag<br />
15,0<br />
12,0<br />
9,0<br />
6,0<br />
3,0<br />
0,0<br />
-3,0<br />
-6,0<br />
-9,0<br />
-12,0<br />
-15,0<br />
Energie-Versorgung<br />
K<br />
V<br />
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12<br />
Versuchswoche<br />
Abb. 7: Differenz der Energieversorgung vom rechnerischen Bedarf<br />
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Schlussfolgerungen<br />
• Körnererbsen können gut in Milchviehrationen eingebaut werden.<br />
• Durch thermische Behandlung kann die Pansenbeständigkeit von Erbsen verdoppelt werden.<br />
Der nXP-Gehalt kann dadurch um knapp 20 g/kg TM gesteigert werden.<br />
• Der UDP-Gehalt der TMR-Ration stieg beim Einsatz von 3 kg Erbsen durch die Maßnahme<br />
von 23 auf 25 %, der nXP-Gehalt von 152 auf 155 g/kg TM.<br />
• In diesem Versuch gab es keine signifikanten Unterschiede in der Milchleistung, den Milchinhaltsstoffen<br />
und in der Nährstoffaufnahme. Als Ursache für höhere Milchleistungen bei Verfütterung<br />
thermisch behandelter Erbsen wird auch der höhere Energiegehalt (Bissinger et al.<br />
(2004) diskutiert.<br />
• Von finanziellen Aufwendungen zur Bearbeitung von Erbsen mit dem Ziel der besseren Proteinversorgung<br />
ist deshalb abzuraten.<br />
Literatur<br />
Bissinger, Corinna, Steingaß, H. und W. Drochner (2004): Einfluss einer thermischen<br />
Behandlung von Erbsen auf Futteraufnahme, Leistung und den Energieumsatz bei Milchkühen.<br />
116. VDLUFA Kongress Rostock, Kurzfassungen der Referate,S.163 (2004).<br />
Titelblatt: Bildquelle Gabi Schwittek, LTZ Augustenberg, Außenstelle Forchheim<br />
LTZ Augustenberg, Außenstelle Forchheim Seite 40 von 40
IMPRESSUM<br />
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Bearbeitung und Redaktion:<br />
LTZ Augustenberg<br />
Ref. 12 Sachgebiet <strong>Ökologischer</strong> <strong>Landbau</strong><br />
Auflage: Exemplare<br />
Druck: <br />
Stand: Mai 2007