kunst - raum - erinnerung sztuka - Bildungsverbund für die IJBS ...
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zur gesellschaftlichen Partizipation befähigen. Aufklärerisch und emanzipatorisch, wie sie dem<br />
Anspruch nach ist, setzt sie der Autonomie aber Grenzen. Sie ist nicht ergebnisoffen im Sinne<br />
von beliebig, sondern zielt auf eine Autonomie, <strong>die</strong> <strong>die</strong> Autonomie aller ermöglicht. Radikale<br />
Ergebnisoffenheit würde akzeptieren müssen, dass das autonome Subjekt am Ende der Beschäftigung<br />
mit den nationalsozialistischen Verbrechen <strong>die</strong>se gut hieße, weil es sich <strong>die</strong> nationalsozialistische<br />
Weltdeutung zueigen macht.<br />
Historisch-politische Bildung zielt darüber hinaus – so in den Rahmenlehrplänen <strong>für</strong> Berlin und<br />
Brandenburg beispielhaft formuliert – auf den Erwerb von Kompetenzen zur Partizipation am<br />
gesellschaftlichen Leben, genauer: auf <strong>die</strong> Entwicklung narrativer Kompetenz, <strong>die</strong> Deutungs-,<br />
Analyse-, Methoden-, Urteils- und Orientierungskompetenz mit einschließt und Voraussetzung<br />
aktueller Handlungskompetenz sei. Daraus ergibt sich Narrativität als »reflektiertes historisches<br />
Erzählen (sinnbildend Darstellungen von Geschichte formulieren, analysieren und<br />
beurteilen).«<br />
Wenn Kunst auf Ergebnisoffenheit ausgelegt ist, dann hat sie einen besonderen Status, der in<br />
pädagogischen Prozessen zu markieren wäre. Selbst Kunst- und Kulturpädagogik dürften weniger<br />
ergebnisoffen sein. Im Zweifel setzen sie im beginnenden 21. Jahrhundert auf den Erwerb<br />
von kulturellen und gesellschaftlichen Kompetenzen, <strong>die</strong> zur gesellschaftlichen Teilhabe, zur<br />
Reflexion und Autonomie befähigen sollen. Kunst- und Kulturpädagogik dürften sich heute<br />
darüber hinaus darauf verpflichtet haben, den Respekt kultureller Vielfalt zu fördern.<br />
An den einstigen Tatort zu kommen, heißt entgegen allen konventionellen Erwartungen, an<br />
einen unbekannten, nicht (so einfach) beherrschbaren und integrierbaren Ort zu kommen,<br />
der uns mit jeder Menge historischen und gegenwärtigen Risiken konfrontiert. Vieles aus der<br />
Geschichte <strong>die</strong>ses Ortes birgt <strong>die</strong> Gefahr der Überwältigung, wenn wir uns vorstellen, welche<br />
Gewaltausübung und Gewalterfahrung <strong>die</strong>sen Ort prägte. Vielleicht ist Kunst, <strong>die</strong> – wenn sie es<br />
kann – immer auch riskant ist, ein geeigneter Zugang, der den Ort in seinen Risiken bewusst,<br />
ihn also riskant hält. Auch dort, wo der Skandal droht, weil man dem Geschehenen nicht gerecht<br />
wird, weil das aktuelle Skandalon das Skandalöse des Geschehenen bewusst zu machen<br />
hilft.<br />
Das historische Geschehen ist komplex, überkomplex. Vielleicht kann Kunst, kann Kulturpädagogik<br />
Wege öffnen, <strong>die</strong>se Komplexität erfahrbar, deutbar, besprechbar zu machen. Dann<br />
sollte aber historisches Lernen, das der historisch-politischen Bildung verpflichtet ist, nicht<br />
allein im Zentrum stehen. Vielmehr müsste es gleichrangig neben einem kulturpädagogischen<br />
und künstlerischen Zugang stehen, der nicht nur dem historischen Lernen instrumentell <strong>die</strong>nt,<br />
sondern auch aus sich heraus Sinn macht. Da bedürfte ich aber eurer Hilfe, genauer zu begreifen,<br />
worin <strong>die</strong>ser eigene Sinn (oder dem sehr anziehenden, assoziativen Wortspiel erliegend:<br />
Eigensinn) denn genau läge.<br />
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