kunst - raum - erinnerung sztuka - Bildungsverbund für die IJBS ...
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Diese Puppe hier, das ist Adolf, das hier bin ich und ich bin Jude.<br />
Adolf geht an mir vorbei und ich will ihn mit dem Stift umbringen.<br />
pliziert eine gewisse Spannung zwischen dem, was in der historiographischen Übermittlung<br />
»objektiv« und dem, was in der individuellen Wahrnehmung der Vergangenheit »subjektiv« ist.<br />
Allerdings ist <strong>die</strong>se Spannung das immanente Element der Auseinandersetzung und sollte als<br />
positiver Faktor gesehen werden. Konsequenterweise bleibt der Effekt der Auseinandersetzung<br />
unabhängig von den angenommenen didaktischen Zielen offen und lässt sich schwer messen.<br />
Deswegen ist <strong>die</strong> Frage von Dolores nach der Ergebnisoffenheit der pädagogischen Wirkung<br />
nicht gegenstandslos. Zwar beantwortet Matthias <strong>die</strong>se Frage eindeutig, dennoch sehe ich hier<br />
ein Problem und eine Herausforderung. Im Endeffekt wird nämlich der/<strong>die</strong> Projektteilnehmer/<br />
in entscheiden, ob überhaupt, und wenn ja, welchen Elementen der in einer Gedenkstätte gemachten<br />
Erfahrung er/sie normative Bedeutung im eigenen Leben zuschreibt. Bei der Formulierung<br />
der Ziele und didaktischen Postulate kann <strong>die</strong> Erinnerungspädagogik selbstverständlich<br />
nicht davon ausgehen, dass das Ergebnis ihrer Maßnahmen unbekannt ist, zugleich muss sie<br />
sich mit <strong>die</strong>sem Problem in der Praxis auseinandersetzen.<br />
Erinnerungspädagogik unterliegt zahlreichen Einschränkungen, wie etwa ihr episodischer Charakter,<br />
<strong>die</strong> Kurzfristigkeit des Lernens oder aber das Erreichen eines verhältnismäßig kleinen<br />
Teils der Gesellschaft. Deshalb bleiben viele der Ziele, über <strong>die</strong> Matthias schreibt, auf der Ebene<br />
der Postulate und weniger der praktischen Umsetzung. Als Pädagogen/innen müssen wir das<br />
akzeptieren und dürfen von der Erinnerungspädagogik nicht erwarten, dass sie den langen<br />
Prozess der Sozialisierung des Individuums durch Familie, Schule und andere gesellschaftliche<br />
Institutionen ersetzt. Ich nenne das eine bewusste Selbsteinschränkung.<br />
Eine der größten Herausforderungen <strong>für</strong> <strong>die</strong> Erinnerungspädagogik ist <strong>die</strong> Multiperspektivität<br />
und <strong>die</strong> Vielzahl der Erinnerungen. Die Unterschiedlichkeit der kollektiven, nationalen Erinnerungen<br />
ist ein unbestreitbares Phänomen. Deswegen müssen <strong>die</strong> Gedenkstätten im Rahmen<br />
der historischen Bildung <strong>die</strong> verschiedenen Geschichtsinterpretationen zeigen. Es geht nicht<br />
nur darum, <strong>die</strong> Empathie gegenüber den Opfern zu entwickeln. Es geht auch darum, das Bewusstsein<br />
da<strong>für</strong> zu fördern, dass es verschiedene Erinnerungen gibt. Und <strong>die</strong> Erinnerungspädagogik<br />
muss sich auch mit der »symbolischen Gewalt« auseinandersetzen, mit der Indoktrination<br />
durch ein einziges zugelassenes Bild der Vergangenheit. Dadurch kann Pädagogik an Gedenkstätten<br />
Menschen mit verschiedenen Identitäten und unterschiedlichen Geschichtsbildern<br />
ermöglichen, sich zu begegnen.<br />
Künstlerische Bezüge auf Geschichte haben <strong>für</strong> mich einen eher symbolischen und weniger<br />
strikt kognitiven Charakter. Doch selbst wenn <strong>die</strong> Ziele der Erinnerungspädagogik und <strong>die</strong> Ziele<br />
der Vermittlung durch Kunst nicht identisch sind, findet ihre Wirkung im selben historischen<br />
Raum statt. Das schafft <strong>die</strong> Möglichkeit zur Kommunikation und Ergänzung. Künstlerische Arbeiten<br />
können eine Form des Ausdrucks von individueller Erfahrung sein, wobei mir nicht ganz<br />
klar ist, welche Prozesse <strong>die</strong>se Art des Umgangs mit Geschichte auslöst.<br />
Ich hoffe, dass wir das Gespräch bei einer anderen Gelegenheit fortsetzen können.<br />
Seid herzlich gegrüßt, Wiesław Wysok<br />
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