BASTIAN BAKER - Finanz Und Wirtschaft
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SABINE UND<br />
ALESSANDRO PARENTI<br />
Der Besucher von Sabine und<br />
Alessandro Parenti wird sofort von<br />
der Installation «Hypnose, Trance,<br />
Schlaf» – drei grosse rotierende<br />
Spiralen – des Plastikers Kerim<br />
Seiler in Bann gezogen. Die Sammlung<br />
des Paares umfasst Arbeiten<br />
zahlreicher Schweizer Künstler,<br />
etwa ein neues Oeuvre von Pamela<br />
Rosenkranz sowie Werke von Olaf<br />
Breuning und Pipilotti Rist. Ende<br />
der 90er Jahre hatten sie das<br />
Glück, Thomas Hirschhorns erste<br />
Arbeiten zu erwerben, die in den<br />
Verkauf gelangten. Die beiden<br />
Kunstsammler ziehen den direkten<br />
Kontakt mit Künstlern und Galerien<br />
dem wenig transparenten und<br />
auch teuren System der Auktionen<br />
vor. An Versteigerungen sind sie<br />
dann anzutreff en, wenn sie auf<br />
dem Primärmarkt selten angebotene<br />
Werke erwerben möchten,<br />
zum Beispiel Fotografi en von<br />
Nan Goldin, Cindy Sherman oder<br />
William Wegmann.<br />
Kunst ist emotional, aber auch<br />
eine Herausforderung, sich mit<br />
etwas auseinanderzusetzen, das<br />
noch nicht ganz erfassbar oder<br />
auf Anhieb verständlich ist. Für<br />
die Parentis bedeutet Kunst daher<br />
mentale Öff nung, ein Aspekt, der<br />
für sie wichtiger ist als Kohärenz.<br />
«Wir erwerben Kunst nicht anhand<br />
von Kriterien, sondern weil die<br />
Werke zu uns passt. Aus diesem<br />
Grund haben wir es auch schon<br />
abgelehnt, Freunde beim Aufbau<br />
ihrer Kollektion zu beraten. Sich für<br />
lebende Künstler zu interessieren,<br />
ist die Möglichkeit, mit dem Geschehen<br />
in Kontakt zu bleiben. Es<br />
umfasst auch den Wunsch, jung zu<br />
bleiben, nicht von der Welt abgeschnitten<br />
zu sein, zu wissen, wie<br />
junge Menschen über das Leben<br />
denken und ihre Impressionen<br />
umsetzen. Auf diese Art verändern<br />
auch wir uns, und wir sind gezwungen,<br />
unser Denken immer wieder<br />
neu zu bedenken.»<br />
NICOLAS FERRETJANS<br />
Weder in seiner Arbeit noch für seine<br />
120 Werke umfassende Kollektion<br />
macht sich Nicolas Ferretjans<br />
die Entscheidungen leicht. Bevor<br />
er ein Werk erwirbt, konsultiert er<br />
spezialisierte Websites wie Artprice<br />
und Artnet, um die Notierung<br />
des Künstlers auf dem Primär-und<br />
Sekundärmarkt festzustellen. «Es<br />
gibt selbstverständlich die Faktoren<br />
Vergnügen und Emotionen, aber<br />
es geht auch darum, den Wert<br />
eines Werkes zu evaluieren und<br />
auszuhandeln, denn das gesparte<br />
Geld kann ich später in andere Stücke<br />
investieren. Ich kann zuwarten<br />
und mache Nachforschungen, um<br />
Arbeiten und Wert eines Künstlers<br />
zu kennen. Letztendlich betrachte<br />
ich das Ganze auch mit den Augen<br />
des Bankers, denn ich möchte das<br />
Werk nicht überzahlen. Wenn ich’s<br />
tue, vor allem an Auktionen, habe<br />
ich ein schlechtes Gewissen.»<br />
Seine Passion hat ihn bewogen,<br />
sich mit dem befreundeten<br />
Pariser Galeristen Olivier Robert<br />
zusammenzuschliessen. Auf diese<br />
Weise hält er einen Fuss in der<br />
Tür und ist näher an der Quelle.<br />
So hat er auch die Arbeiten des<br />
in Serbien geborenen Künstlers<br />
Boogie kennengelernt. Dieser<br />
beschäftigt sich mit urbanen<br />
Gemeinschaften und schleust sich<br />
schon mal in New Yorker Gangs<br />
ein, um mitten im Geschehen und<br />
ohne Zoom zu fotografi eren. «Seit<br />
einiger Zeit zieht es mich mehr zur<br />
harten als zur ästhetischen Kunst»,<br />
erklärt der Sammler und weist auf<br />
eine Bronzeleuchte von Joep Van<br />
Lieshout, die, je nach Interpretation,<br />
einen «Baum des Lebens oder des<br />
Todes» darstellt.<br />
<strong>Und</strong> wie hält er es mit Schweizer<br />
Künstlern? «Ich besitze Aufnahmen<br />
von Grönland und Tokio des Lausanner<br />
Fotografen Joel Tettamanti<br />
und beschäftige mich im Moment<br />
mit Marc Bauer, auf dessen Talent<br />
auch die Fondation Guerlain<br />
aufmerksam geworden ist.»<br />
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