BASTIAN BAKER - Finanz Und Wirtschaft
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| GERHARD RICHTER | von Catrin Lorch<br />
Die Werkschau<br />
ER GILT ALS DER BEDEUTENDSTE ZEITGENÖSSISCHE KÜNSTLER UND<br />
IN DER SPRACHE DES KUNSTMARKTES ALS DER TEUERSTE LEBENDE<br />
DEUTSCHE MALER: GERHARD RICHTER. IN SEINEM ACHTZIGSTEN<br />
LEBENSJAHR ZEIGT DIE MONUMENTALAUSSTELLUNG «PANORAMA»<br />
SEIN SCHAFFEN. NACH STATIONEN IN DER LONDONER TATE MODERN<br />
UND DER NATIONALGALERIE IN BERLIN IST DIE WERKSCHAU JETZT<br />
IN PARIS IM CENTRE POMPIDOU ZU SEHEN.<br />
Dass da vom Gipfel eines Werks zurückgeblickt<br />
wird, legt schon der<br />
Ausstellungstitel nahe: «Gerhard Richter.<br />
Panorama». Er lässt ahnen, dass man<br />
mit dieser Besichtigung keine neuen<br />
Stollen in ein Massiv treiben wird, keine<br />
Serpentinen anlegen und keine entlegenen<br />
Täler besuchen will – sondern ein<br />
Oeuvre in aller Erhabenheit in den Blick<br />
nehmen, das im ausgehenden zwanzigsten<br />
Jahrhundert als unübertroff en gilt.<br />
Der Künstler selbst mag erklären, dass<br />
das Grossprojekt, das seinem Werk gilt,<br />
«rein zufällig» im Jahr seines achtzigsten<br />
Geburtstags stattfi ndet – nach vielen<br />
Dekaden, in denen die Kunstwelt die un-<br />
34 | <strong>Finanz</strong> und <strong>Wirtschaft</strong> LUXE<br />
terschiedlichsten Aspekte seines Schaffens<br />
untersucht und kritisch gewürdigt<br />
hat, sein Einfl uss auf die jüngere<br />
Kunstgeschichte, die Malerei vor allem,<br />
wieder und wieder abgezirkelt wurde,<br />
scheint es, als sei so eine Expedition<br />
jetzt nachgerade fällig gewesen.<br />
Jeweils gut einhundertfünfzig Werken<br />
von Gerhard Richter räumen die<br />
wichtigsten Museen Europas mit «Panorama»<br />
ihre Säle frei: Nach Stationen in<br />
der Londoner Tate Modern und der Nationalgalerie<br />
in Berlin kommt die Werkschau<br />
jetzt in Paris im Centre Pompidou<br />
an, die von frühen Studentenwerken bis<br />
zu den jüngsten Streifenbildern reicht.<br />
Die Auswahl kann man als fast kanonische<br />
Setzung begreifen – als die Schau<br />
an ihrer ersten Station in London eröff<br />
net wurde, waren auch Kenner des<br />
Werks begeistert von der Ausstellung,<br />
die zwar fast trocken und pädagogisch<br />
die Entfaltung dieses Werks verfolgt,<br />
doch erschien das unter so vielen Aspekten<br />
ausgedeutete Werk mit klarem<br />
Fokus auf Malerei mit gleichermassen<br />
nachvollziehbarer Deutlichkeit wie in<br />
fast selbstvergessner Schönheit.<br />
AUFBRUCH IN DEN WESTEN<br />
«Panorama» setzt mit Werken aus der<br />
frühen, an die amerikanische Pop Art<br />
angelehnten Gemälden ein, darunter ist<br />
es das epochale Gemälde «Ema (Akt auf<br />
einer Treppe)» aus dem Jahr 1966, das<br />
programmatisch einen Neuanfang der<br />
Malerei markiert. Der nach seiner Ausbildung<br />
an der Hochschule der Künste<br />
Dresden als Wandmaler im Jahr 1961 in<br />
den Westen übersiedelte Gerhard Richter,<br />
der noch bei Karl Otto Götz an der<br />
Düsseldorfer Akademie studiert hatte,<br />
malte seine eigene Frau – schon in der<br />
leicht verschleierten, realistischen Mal-<br />
© Gerhard Richter, 2012<br />
© Gerhard Richter, 2012<br />
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