Download PDF (1.2 MB) - Schweizerischer Burgenverein
Download PDF (1.2 MB) - Schweizerischer Burgenverein
Download PDF (1.2 MB) - Schweizerischer Burgenverein
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
27: Basel – Münster. Absteckplan, oben nach Vischer 1941, unten nach dem Verfasser.<br />
2. Phase: Auf dieser Richtlinie<br />
wird nun eine Sechsknotenschnur<br />
zum gleichseitigen Dreieck ausgespannt,<br />
und über die Winkelhalbierenden<br />
der Brennpunkt F ermittelt<br />
(dunkel gerastert). Dieser wird zum<br />
Zentrum des Chorrundes, welches<br />
zum Zehneck gestaltet wird.<br />
3. Phase: Die Proportionen des<br />
Langhauses in der lichten Weite<br />
werden durch eine Zwölfknotenschnur<br />
(Abb. 15.C) oder zwei Spitze<br />
gegen Spitze gestellte Sechsknotenschnüre<br />
vorgegeben (hell gerastert).<br />
Die Mauern des dreischiffigen<br />
Langhauses vor Erweiterung zur<br />
fünfschiffigen Anlage durch Integration<br />
der Seitenkapellen sind an-<br />
gedeutet. Der Georgsturm ist von<br />
einem älteren Bau übernommen.<br />
Das Schnurgespann der gleichseitigen<br />
Dreiecke bestimmt auch die<br />
Binnengliederung.<br />
4. Phase: Das Chordreieck wird um<br />
ein Drittel vergrössert, damit legen<br />
sich gleichsam seitlich zwei kleine<br />
Dreiecke an; sie bestimmen die<br />
Länge der Querhausflügel. Die Basis<br />
dieses Grossdreiecks betont die<br />
Mitte zwischen Laienraum und<br />
Chor. Dort stand auch der den Kirchenraum<br />
gliedernde Lettner. Die<br />
Verlängerung dieser Querlinie gegen<br />
Osten führt zum Zentrum des<br />
Kreuzganges. Sie nimmt dabei das<br />
Grundmass des Münsters mit und<br />
14<br />
28: Gleich Jakob schaut Gunzo im Traum<br />
das Schnurgerüst zum Neubau von Cluny III 27 .<br />
bestimmt die Grösse des Kreuzganghofes.<br />
Sein Binnenkreis hat<br />
den gleichen Radius wie das Chorrund<br />
in seiner lichten Weite. Diese<br />
Beobachtung gilt es noch im speziellen<br />
zu würdigen. Die Gangbreite<br />
wird durch den Umkreis bestimmt.<br />
Chor und Kreuzgang<br />
Mit der ordometrischen Herleitung<br />
allein ist es nicht getan; es gilt, den<br />
Akt ins damalige Weltbild einzuordnen,<br />
will man ihn in seiner geistigen<br />
Dimension verstehen.<br />
Die Quellen des Klosters Corvey<br />
von 822 am Ufer der Weser liefern<br />
ein eindrückliches Bild von einem<br />
solchen Gründungsakt: «Als sie<br />
(Adalhard und Wala) die Litanei und<br />
das Gebet beendet hatten, warfen sie die<br />
Richtschnur (linea), schlugen Pflöcke<br />
ein und begannen auszumessen, erst<br />
natürlich die Kirche, dann die Wohngebäude<br />
der Brüder.» 24<br />
Beim nachfolgenden Text geht es<br />
um die Grundsteinlegung eines<br />
Nonnenklosters in Herford: «Als sie<br />
die Messschnüre (lineas) mit der Hand<br />
für das Bauwerk spannten ..., da sah<br />
man wie sie ein Gebäude vermassen mit<br />
einer Struktur, die gemäss Ezechiel<br />
(40,2) nach Süden sich wendet, sodass<br />
sie Grundmauern und Giebel im Himmel<br />
errichteten.» 25<br />
Auch hier stellt sich die Frage, ob<br />
linea nicht treffender mit «Richtschnur»<br />
zu übersetzen wäre, umso