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Gesellschaft zur Rechtlichen und Humanitären Unterstützung e.V.

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<strong>Gesellschaft</strong> <strong>zur</strong> <strong>Rechtlichen</strong> <strong>und</strong><br />

<strong>Humanitären</strong> <strong>Unterstützung</strong> e.V.<br />

Sonderdruck<br />

der Arbeitsgruppe Sport der GRH<br />

Für Mitglieder <strong>und</strong> Sympathisanten<br />

Berlin, Juni 2010<br />

Sportwissenschaft <strong>und</strong> Leistungssportforschung<br />

in der DDR<br />

Autor: Prof. Dr. Horst Röder, Mitglied der AG Sport der GRH<br />

Mit einem Vorwort von Erhard Richter, Leiter der AG Sport der GRH


Vorwort<br />

Einheit von Wissenschaft <strong>und</strong> Praxis<br />

Mit dem vorliegenden Sonderdruck der AG Sport der GRH wird ein Thema aufgegriffen <strong>und</strong> auch<br />

ausführlich behandelt, das für die Entwicklung des Leistungssports in der DDR von immenser<br />

Bedeutung war. Der Autor, Prof. Dr. Horst Röder, viele Jahre Vizepräsident des DTSB der DDR<br />

<strong>und</strong> verantwortlich für die wissenschaftliche <strong>und</strong> koordinierte Arbeit auf dem Gebiet der<br />

Sportwissenschaft, beschreibt neben dem Gegenstand der Sportwissenschaft, den wichtigen Bereich<br />

der Einheit von Lehre <strong>und</strong> Forschung <strong>und</strong> deren Nutzung in der Sportpraxis der Sportverbände.<br />

Einen breiten Raum in der Führungstätigkeit des DTSB nahm die Einheit von Ausbildung <strong>und</strong><br />

Weiterbildung ein. Die Deutsche Hochschule für Körperkultur (DHfK) Leipzig, das<br />

Forschungsinstitut für Körperkultur <strong>und</strong> Sport sowie die wissenschaftlichen Zentren der<br />

Sportverbände pflegten eine enge Zusammenarbeit, um den Sportverbänden praxiswirksame<br />

Erkenntnisse mit einem hohen Wissenschaftsgrad zuzuarbeiten. Ein Schlüssel für den Erfolg des<br />

Leistungssports der DDR. In jedem Olympiazyklus wurden die Funktionäre, vor allem die Trainer,<br />

weitergebildet <strong>und</strong> mit den neuesten Erkenntnissen von Wissenschaft <strong>und</strong> Forschung ausgestattet.<br />

Gr<strong>und</strong>lage hierfür war die sportspezifische Forschung <strong>und</strong> Lehre.<br />

Bedauerlicherweise wurden die wissenschaftlichen Kapazitäten nach 1990 in Deutschland nicht<br />

mehr genutzt. Bekanntlich fiel die DHfK der Abwicklung zum Opfer <strong>und</strong> Angebote an den DSB der<br />

BRD wurden in den Wind geschlagen.<br />

Borniertheit, Neid <strong>und</strong> Haß auf die wissenschaftliche Arbeit <strong>und</strong> ihre Erfolge bestimmten die<br />

Handlung der Verantwortlichen im deutschen Sport.<br />

Erhard Richter, Leiter der AG Sport der GRH<br />

Prof. Dr. Horst Röder, Mitglied der AG Sport der GRH<br />

Sportwissenschaft <strong>und</strong> Leistungssportforschung in der DDR<br />

Die über mehrere Jahrzehnte erfolgreiche Entwicklung des DDR-Sports in Breite <strong>und</strong> Spitze war<br />

ohne den Beitrag der Sportwissenschaft nicht denkbar. Bereits seit der Konstituierung der DDR als<br />

Staat im Jahr 1949 - zu einer Zeit als noch viele materielle Mängel das tagtägliche Leben <strong>und</strong> den<br />

Aufbau einer neuen, demokratischen Sportbewegung behinderten - wurde dieser Zusammenhang<br />

gesehen <strong>und</strong> bewusst gefördert. Es waren vor allem drei Faktoren, die meines Erachtens diese<br />

frühzeitige Verflechtung wesentlich begünstigten <strong>und</strong> prägten:<br />

Der durch das Jugendgesetz vom Februar 1950 beschlossene Aufbau der Deutschen Hochschule für<br />

Körperkultur <strong>und</strong> Sport (DHfK), die noch im gleichen Jahr als zentrale Ausbildungs- <strong>und</strong><br />

Wissenschaftseinrichtung in Leipzig ihre Tätigkeit aufnahm. Bereits im Oktober wurden die ersten<br />

96 Studenten für das Diplomsportlehrerstudium immatrikuliert. Neben einigen erfahrenen Lehrern<br />

mussten vor allem junge Kräfte gewonnen, Vorlesungen <strong>und</strong> Seminare erarbeitet <strong>und</strong> erste<br />

Studienpläne vorbereitet werden. Im September 1951 wurde an der DHfK eine Arbeiter- <strong>und</strong><br />

Bauernfakultät (ABF) eingerichtet <strong>und</strong> 1952 verließen die ersten Absolventen die neue Hochschule.<br />

Eine Reihe von ihnen verstärkte den rasch anwachsenden Lehrkörper.<br />

Der erfolgreiche sowjetische Sport <strong>und</strong> die Sportwissenschaft der UdSSR bildete für die junge<br />

Sportwissenschaft der DDR eine solide Gr<strong>und</strong>lage, auf der sie unmittelbar aufzubauen vermochte.<br />

Bereits in den dreißiger Jahren des 20. Jahrh<strong>und</strong>erts hatten sich in der UdSSR wesentliche<br />

Strukturen <strong>und</strong> Elemente einer Wissenschaft von Körperkultur, Körpererziehung <strong>und</strong> Sport<br />

herausgebildet. Es bestanden Sportinstitute mit einheitlichen Lehrprogrammen <strong>und</strong> Lehrbüchern für<br />

die Hochschulausbildung von Sportkadern. Nach dem Ende des II. Weltkrieges wurde in


Vorbereitung auf die Olympischen Spiele 1952 die wissenschaftliche Arbeit <strong>zur</strong> Theorie <strong>und</strong><br />

Methodik des Trainings <strong>und</strong> Wettkampfes sowie <strong>zur</strong> Entwicklung der Sportarten verstärkt. Der<br />

Sport in der DDR konnte sich also auf einen großen F<strong>und</strong>us von Publikationen stützen, die relativ<br />

schnell übersetzt für die Ausbildung von Sportstudenten <strong>und</strong> für den Erfahrungsaustausch unter den<br />

Trainer genutzt wurden.<br />

Es gehörte zu einer gr<strong>und</strong>sätzlichen Erkenntnis des historischen Materialismus, dass die<br />

Entwicklung einer neuen, sozialistischen <strong>Gesellschaft</strong> nur über die breite Entfaltung von<br />

Wissenschaft <strong>und</strong> Technik <strong>und</strong> deren enge Bindung an die Produktion <strong>und</strong> an die <strong>Gesellschaft</strong><br />

möglich ist. Schon zu Beginn der fünfziger Jahre setzte sich zunehmend die Einsicht durch, dass der<br />

weitere Aufbau von Körperkultur <strong>und</strong> Sport in der DDR eine entsprechende Theorie erforderlich<br />

mache. Die 1952 erfolgte Einrichtung eines Wissenschaftlichen Rates mit mehreren<br />

Fachkommissionen beim Staatlichen Komitee für Körperkultur <strong>und</strong> Sport sowie eines<br />

Wissenschaftlichen Rates an der DHfK, das Erscheinen der Fachzeitschriften „Theorie <strong>und</strong> Praxis<br />

der Körperkultur“, „Körpererziehung“ <strong>und</strong> „Sportorganisator“ <strong>und</strong> der damit verb<strong>und</strong>ene<br />

Informations- <strong>und</strong> Meinungsaustausch von Wissenschaftlern <strong>und</strong> Praktikern beförderten diesen<br />

Prozess wesentlich.<br />

Vor allem Beiträge <strong>zur</strong> Geschichte <strong>und</strong> zu den Traditionen des Sports <strong>und</strong> des Arbeitersports in<br />

Deutschland, <strong>zur</strong> Bewegungslehre, <strong>zur</strong> Lehre des russischen Physiologen Pawlow sowie zum<br />

Gegenstand einer Theorie der Körperkultur bzw. der Körpererziehung lösten in den Folgejahren<br />

lebhafte Debatten aus. Namhafte Sportwissenschaftler aus dem Ausland, wie Samoukow,<br />

Krestownikow, Osolin (Sowjetunion), Wohl (Polen), Altrock, Körbs (BRD), Rekla (Österreich)<br />

bereicherten die oft streitbaren Debatten. In diesem Prozess wuchs <strong>und</strong> festigte sich in den fünfziger<br />

Jahren die Auffassung, dass sich die junge, in Lehre <strong>und</strong> Forschung herausbildende<br />

Sportwissenschaft auf eine in sich geschlossene progressive theoretische Basis stützen müsse.<br />

1. Wissenschaftspolitische <strong>und</strong> wissenschaftstheoretische Gr<strong>und</strong>lagen der Sportwissenschaft in der<br />

DDR *<br />

Der von Marx <strong>und</strong> Engels begründete historische <strong>und</strong> dialektische Materialismus wurde <strong>zur</strong><br />

wichtigsten theoretischen <strong>und</strong> methodologischen Gr<strong>und</strong>lage für die sportwissenschaftliche Arbeit<br />

auf dem Gebiet der Lehre, der Forschung <strong>und</strong> Wissenschaftsentwicklung in der DDR. Die<br />

Anwendung dieser Theorie <strong>und</strong> Methode trug in den vier Jahrzehnten des Bestehens maßgeblich zu<br />

dem erreichten hohen Erkenntnis- <strong>und</strong> Wissensstand bei. Der von einigen Wissenschaftlern <strong>und</strong><br />

auch Sportwissenschaftlern nach der Implosion der DDR <strong>und</strong> anderer sozialistischer Staaten in<br />

Europa vorschnell verkündete „Tod des Marxismus“ erwies sich als peinliche Fehlinterpretation. Im<br />

Gegenteil: Die gegenwärtige globale Finanz- <strong>und</strong> Wirtschaftskrise des Kapitalismus bekräftigt<br />

nachdrücklich die starke Erklärungs- <strong>und</strong> Beweiskraft dieser Lehre. In der vom Pluralismus<br />

geprägten heutigen Wissenschaftslandschaft erweist sie sich als effizient <strong>und</strong> nach wie vor als ein<br />

wichtiges wissenschaftliches Instrument für die Analyse <strong>und</strong> Erforschung der <strong>Gesellschaft</strong>, der<br />

Natur <strong>und</strong> des Denkens.<br />

Besonders in den letzten zwei Jahrzehnten seit 1990 haben sich die Begriffe Sport <strong>und</strong><br />

Sportwissenschaft international <strong>und</strong> national zunehmend verbreitet <strong>und</strong> durchgesetzt. Die Termini<br />

Theorie der Körperkultur oder Theorie der Körpererziehung, die in der DDR vorrangig angewendet<br />

wurden, fanden im Sprachgebrauch der meisten anderen Länder kaum bzw. keine Verwendung. G.<br />

Wonneberger (1) <strong>und</strong> W. Sieger (2) wiesen bereits in den 80er Jahren auf Schwierigkeiten bezüglich<br />

der Kompatibilität der genannten Begriffe hin, was vor allem die internationale Zusammenarbeit<br />

erschwerte. Die weitere Differenzierung des Sports in Theorie <strong>und</strong> Praxis, das Entstehen neuer<br />

Sportarten <strong>und</strong> ihre weltweite Verbreitung wie auch der Gebrauch der Begriffe Sport <strong>und</strong><br />

Sportwissenschaft in der Olympischer Bewegung haben unserer Auffassung nach ganz wesentlich<br />

zu dieser Entwicklung beigetragen. Diesen Prozessen Rechnung tragend, verwenden wir in unseren<br />

weiteren Darlegungen ausschließlich den Begriff Sportwissenschaft.


Sportwissenschaft als wesentliche Triebkraft der Entwicklung<br />

In der zweiten Hälfte des 20. Jahrh<strong>und</strong>erts war das Wachstum der Wissenschaft, sowohl in der<br />

Breite neuer Erkenntnisse als auch im Grad ihrer Anwendung so bedeutend, dass man berechtigt<br />

von einer neuen Phase der wissenschaftlich-technischen Revolution sprechen konnte. Sie bewirkte<br />

nicht nur eine Umwälzung des Produktionsprozesses, sondern führte direkt oder indirekt zu<br />

wesentlichen Veränderungen in nahezu allen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens. In Kontext<br />

zu diesen Entwicklungen definierte man in der DDR Wissenschaft - ihrer sozialen Funktion nach -<br />

als „eine Produktivkraft der <strong>Gesellschaft</strong>“, die „sowohl die Gr<strong>und</strong>lage der Beherrschung der<br />

Gesetzmäßigkeiten in Natur <strong>und</strong> <strong>Gesellschaft</strong> als auch in der Planung <strong>und</strong> Leitung gesellschaftlicher<br />

Prozesse „ bildet (3). Beim Aufbau von Körperkultur <strong>und</strong> Sport in der DDR wurde diese produktive<br />

Kraft über nahezu vier Jahrzehnte planmäßig genutzt <strong>und</strong> gefördert. Auf den sich dynamisch<br />

erweiternden Erkenntnisstand von Wissenschaft <strong>und</strong> Technik aufbauend, entwickelte sich unter den<br />

gesellschaftlichen Bedingungen in der DDR eine leistungsfähige Sportwissenschaft. In diesem<br />

Prozess wuchs <strong>und</strong> festigte sich die Auffassung, dass wir im Sport Wissenschaft nicht nur<br />

schlechthin brauchen, sondern dass wir sie für die Lösung praktischer Aufgaben aktiv gebrauchen.<br />

Wenn auch im Umfang <strong>und</strong> Intensität unterschiedlich, durchdrangen Wissenschaft <strong>und</strong><br />

Sportwissenschaft alle hauptsächlichen Bereiche des Sports – vom Schul- <strong>und</strong> Studentensport über<br />

den Betriebs- <strong>und</strong> Freizeitsport bis hin zum Wettkampf- <strong>und</strong> Hochleistungssport.<br />

Die Forschungsprogramme im Bereich von Körperkultur <strong>und</strong> Sport widerspiegelten die relativ<br />

große Breite <strong>und</strong> die Vielfalt der ausgewählten <strong>und</strong> bearbeiteten Themen Mitte der achtziger Jahre<br />

wiesen diese Programme im <strong>und</strong> außerhalb des Leistungssports ca. 150 durch staatliche Mittel<br />

finanzierte Projekte aus, die weitgehend als Auftragsforschung mit hohem Nutzen für die<br />

Sportpraxis bearbeitet wurden. **<br />

In der Lehre, der Aus- <strong>und</strong> Weiterbildung von Sportfachkräften für die Schulen, die<br />

Sportorganisation <strong>und</strong> andere gesellschaftliche Bereiche wurde international Vorbildliches erreicht.<br />

Tausende Schulsportlehrer, Trainer <strong>und</strong> weitere Fachkräfte wurden auf der Basis einheitlicher <strong>und</strong><br />

moderner Lehrprogramme zu einem staatlich anerkannten Hochschul- oder Fachschulabschluss<br />

geführt <strong>und</strong> postgradual systematisch weitergebildet.<br />

Neue, für den Sport aussagefähige Disziplinen der <strong>Gesellschaft</strong>s-, der Natur- <strong>und</strong> der technischen<br />

Wissenschaften wurden im Verlaufe der Jahre bewusst einbezogen. Sie bereicherten mit ihren<br />

spezifischen Arbeitsansätzen, Methoden <strong>und</strong> Beiträgen maßgeblich die Theorie <strong>und</strong> Praxis des<br />

Sports <strong>und</strong> etablierten sich als eigene Wissenschaftsdisziplinen.<br />

Seit den 60er Jahren entwickelte sich die Forschung im Leistungssport zunehmend zu einem<br />

Schrittmacher, da sie den notwendigen wissenschaftlichen Vorlauf für Spitzenleistungen in<br />

Sportarten bzw. zu gr<strong>und</strong>legenden Reserven der Leistungsentwicklung schaffen sollte. Im Ergebnis<br />

einer zielbewussten <strong>und</strong> langfristigen Arbeit führte das:<br />

zu einer anwendungsorientierten sportartspezifischen <strong>und</strong> übergreifenden Forschung mit<br />

zunehmend interdisziplinären Charakter<br />

zu einem System umfangreicher prozessbegleitender wissenschaftlicher Untersuchungen <strong>zur</strong><br />

Trainings- <strong>und</strong> Leistungsentwicklung, einschließlich der damit verb<strong>und</strong>enen Analyse- <strong>und</strong><br />

Planungstätigkeit,<br />

zu einer auf Schwerpunkte gerichteten wissenschaftlich-technischen Entwicklung von Messtechnik<br />

<strong>und</strong> –verfahren, Trainings- <strong>und</strong> Wettkampfgeräten von internationalen Spitzenniveau,<br />

sowie zu einer verstärkten Erschließung <strong>und</strong> wissenschaftlichen Verallgemeinerung der<br />

Erfahrungen der Trainer sowie ihrer Einbeziehung in die Forschungstätigkeit selbst.<br />

Von den in der Leistungssportforschung erzielten Fortschritten gingen auch immer wieder Impulse<br />

für die ständige Vervollkommnung der Lehrprogramme <strong>und</strong> der Ausbildung <strong>und</strong> Weiterbildung von<br />

Sportfachkräften aus. Sie vermittelten Anregungen für die Wissenschafts- <strong>und</strong>


Forschungsorganisation außerhalb des Leistungssports <strong>und</strong> leisteten einen wichtigen Beitrag <strong>zur</strong><br />

wissenschaftlichen F<strong>und</strong>ierung der Planungs- <strong>und</strong> Leistungstätigkeit im Sport insgesamt.<br />

Die komplexe <strong>und</strong> auf eine hohe Leistungsfähigkeit gerichtete Entwicklung der Sportwissenschaft<br />

in der DDR erforderte einen entsprechenden materiellen <strong>und</strong> immateriellen Aufwand. Staat <strong>und</strong><br />

Regierung stellten über vier Jahrzehnte die dafür benötigten personellen, finanziellen <strong>und</strong><br />

materiellen Mittel <strong>zur</strong> Verfügung. Das ermöglichte eine weitgehende Konzentration der in der<br />

Sportwissenschaft tätigen Kräfte auf inhaltliche Aufgaben, auf die Gewinnung neuer Erkenntnisse<br />

<strong>und</strong> auf den erforderlichen Vorlauf in Forschung, Lehre <strong>und</strong> Wissenschaftsentwicklung.<br />

Zum Gegenstand der Sportwissenschaft in der DDR<br />

Bekanntlich stellt sich die moderne Wissenschaft heute als ein vielschichtiges <strong>und</strong> kompliziertes<br />

System dar, dass sich in seinen drei Hauptgruppen – den Naturwissenschaften, den technischen<br />

Wissenschaften <strong>und</strong> den <strong>Gesellschaft</strong>swissenschaften – ständig weiter entwickelt <strong>und</strong> neue<br />

Einzelwissenschaften hervorbringt. Die Sportwissenschaft gehört in diesen langen<br />

Differenzierungsprozess zu den jüngeren Wissenschaftsdisziplinen. Vernetzt mit vielen anderen<br />

Einzelwissenschaften analysiert <strong>und</strong> erforscht sie wesentliche Zusammenhänge, Bedingungen <strong>und</strong><br />

Aspekte der gesellschaftlichen Erscheinung Sport. Damit ist jedoch der Arbeitsgegenstand einer<br />

Sportwissenschaft nur sehr allgemein skizziert. Man könnte hier von einer Gegenstandsbestimmung<br />

im weitesten Sinne des Wortes sprechen. Es war Friedrich Engels, der darauf hinwies, dass eine<br />

Differenzierung des Gegenstandes der Wissenschaften vorrangig nach den Bewegungsformen der<br />

Materie, der Natur, der <strong>Gesellschaft</strong> <strong>und</strong> des Denkens, erfolgen sollte. Verwendet man dieses<br />

Einteilungsprinzip, so ortet sich Sportwissenschaft mit ihren Kernbegriffen sportliche Tätigkeit,<br />

körperliche Vervollkommnung, Training <strong>und</strong> Wettkampf zwischen pädagogischen <strong>und</strong> biologischen<br />

Wissenschaften ein. Pädagogik <strong>und</strong> Medizin waren es vor allem, die historisch betrachtet, die<br />

Entwicklung der Theorie der Körpererziehung bzw. der Wissenschaft des Sports wesentlich prägten<br />

<strong>und</strong> gewissermaßen als Mutterwissenschaften beeinflussten. Versucht man von einer derartigen<br />

Position aus eine konkretere (engere) Definition des Gegenstandes einer Sportwissenschaft, so<br />

besteht er nach W. Sieger in der wissenschaftlichen Analyse <strong>und</strong> Erforschung des „Prozess(es) der<br />

psychophysischen Vervollkommnung des Menschen durch Körperübungen in seiner historischen,<br />

sozialen <strong>und</strong> ontogenetischen Entwicklung“(2). Bereits Jahre zuvor definierte G. Erbach die<br />

Aufgabenstellung der sportwissenschaftlichen Forschung wie folgt: „Sportwissenschaft erforscht<br />

die sozialen <strong>und</strong> biologischen Gesetzmäßigkeiten der körperlichen Vervollkommnung des<br />

Menschen als psychosoziale Einheit; sie deckt die wesentlichen Eigenschaften <strong>und</strong> kausalen<br />

Zusammenhänge dieser Prozesse auf; überprüft sie in der gesellschaftlichen Praxis <strong>und</strong> stellt sie in<br />

Form von Begriffen, Kategorien <strong>und</strong> Theorien dar“ (4). H. Kunath „ersetzt“ die Begriffe<br />

„körperliche Vervollkommnung“ oder „psychophysische Vervollkommnung des Menschen durch<br />

Körperübungen“ durch den (moderneren) der „sportlichen Betätigung“ <strong>und</strong> sieht vor allem im<br />

Prozess „der sportlichen Betätigung auf unterschiedlichen Niveaustufen körperlicher <strong>und</strong><br />

sportlicher Leistungsfähigkeit <strong>und</strong> sportbezogener Ziele sowie Wirkungen der sportlichen<br />

Betätigung auf den Menschen in seiner biopsychosozialen Einheit <strong>und</strong> in seiner aktiven<br />

Auseinandersetzung mit der konkret-historischen gesellschaftlichen <strong>und</strong> natürlichen Umwelt“ den<br />

Gegenstand der Sportwissenschaft (5). Alle drei Definitionen weisen wichtige Gemeinsamkeiten<br />

auf. Sie betonen einerseits die hohe Komplexität des Gegenstandes, aus der sich die Rolle <strong>und</strong><br />

Bedeutung einer Reihe von Wissenschaftsdisziplinen ergibt, die aufbauend auf ihren<br />

Mutterwissenschaften zu einem wichtigen Bestandteil auch der Sportwissenschaft geworden sind.<br />

Andererseits heben die ins Zentrum gestellten Kategorien „sportliche „Betätigung“, „körperliche<br />

Vervollkommnung“, „psychophysische Vervollkommnung“ <strong>und</strong> „Körperübungen“ die Stellung<br />

solcher originären Wissenschaftsdisziplinen wie Trainingswissenschaft <strong>und</strong> Wettkampflehre,<br />

Theorie <strong>und</strong> Methodik der Sportarten, Theorie <strong>und</strong> Methodik des Sportunterrichtes hervor, die sich<br />

direkt <strong>und</strong> genuin aus der „Bewegungsform“ Sport ableiten.***. Wir befinden uns hier in<br />

Übereinstimmung mit K. Rohrberg (7). Diese Disziplinen rückten in der sportwissenschaftlichen<br />

Forschung, Lehre <strong>und</strong> Wissenschaftsentwicklung der DDR in den siebziger <strong>und</strong> achtziger Jahren


zunehmend in den Vordergr<strong>und</strong> <strong>und</strong> bildeten mit den anderen Teilwissenschaften, wie zum Beispiel<br />

der Sportgeschichte, Sportsoziologie, Sportpsychologie, Biomechanik, Sportphysiologie u.a. in<br />

ihrer Gesamtheit die sich entwickelnde komplexe <strong>und</strong> interdisziplinäre Sportwissenschaft.<br />

Zur Einheit von Theorie <strong>und</strong> Praxis<br />

Nach marxistischem Verständnis erwächst die Wissenschaft aus dem praktischen Lebensprozess der<br />

<strong>Gesellschaft</strong>. Praxis <strong>und</strong> Theorie sind demnach eng miteinander verb<strong>und</strong>en. Die Praxis ist in diesem<br />

Kontext für die wissenschaftliche wie auch sportwissenschaftliche Arbeit nicht nur Ausgangsbasis,<br />

sondern zugleich auch Ziel <strong>und</strong> Kriterium (7). Bekanntlich war es Marx, der postulierte: Das<br />

Kriterium der Wahrheit ist die Praxis. Die Sportwissenschaft gilt allgemein als eine<br />

anwendungsorientierte Wissenschaft. In der DDR entstand sie, „anders als in der BRD, aus den<br />

Anforderungen der <strong>Gesellschaft</strong> <strong>und</strong> des Sports, wissenschaftliche Analysen <strong>und</strong> entsprechende<br />

Vorgaben für die planmäßige Gestaltung des Sports bereit zu stellen. Diese Anforderungen hat sie<br />

auch nachweisbar erfüllt“ (7).<br />

Die Beziehungen zwischen Sportpraxis <strong>und</strong> Sportwissenschaft wurden in der DDR bewusst<br />

gefördert; sie waren vielgestaltig <strong>und</strong> eng. Es waren Wechselbeziehungen <strong>und</strong> keine Einbahnstraße,<br />

bei der die Praxis einseitig Vorgaben <strong>und</strong> Aufträge erteilte. Als hauptsächlicher Praxispartner wirkte<br />

der Deutsche Turn- <strong>und</strong> Sportb<strong>und</strong> (DTSB). Zwischen ihm <strong>und</strong> den Wissenschaftseinrichtungen auf<br />

dem Gebiet des Sports bestanden vielfältige Arbeitsbeziehungen. In Abstimmung mit dem<br />

Staatsekretariat für Körperkultur <strong>und</strong> Sport regelten teilweise längerfristige Vereinbarungen <strong>und</strong><br />

gemeinsame Arbeitspläne die Zusammenarbeit. So besaß zum Beispiel die DHfK mit 21<br />

Sportverbänden Kooperationsvereinbarungen. Die Leitungen <strong>und</strong> Arbeitsgremien des DTSB <strong>und</strong><br />

seiner Sportverbände unterstützten die Hochschule auf vielen Aufgabenfeldern: Durch<br />

Anforderungsprofile für die einzelnen auszubildenden Kadergruppen (Diplomsportlehrer/Trainer,<br />

Diplomsportlehrer für den Freizeit- <strong>und</strong> Erholungssport, Leitungsassistenten u.a.), durch die<br />

Gewinnung von Sportlern für das Studium, durch die Übernahme von ausgewählten<br />

Lehrveranstaltungen, bei den durchzuführenden Berufspraktika <strong>und</strong> durch die Einsatzlenkung der<br />

Absolventen. Neben der Zusammenarbeit in der Forschung bestanden weitere wichtige Bereiche der<br />

Kooperation in einem geplanten wechselseitigen Austausch von Kadern <strong>und</strong> in der<br />

wissenschaftlichen Qualifizierung von Fachkräften des DTSB (Diplom, Promotion). Als besonders<br />

wertvoll für die Verknüpfung von Theorie <strong>und</strong> Praxis erwies sich die direkte Mitarbeit von<br />

Hochschulangehörigen auf den verschiedensten Ebenen der Sportpraxis. Nach Angaben von H.<br />

Schnürpel wirkten über 300 Wissenschaftler der DHfK ehrenamtlich in den unterschiedlichsten<br />

Funktionen im DTSB-B<strong>und</strong>esvorstand, in Sportverbänden, Bezirks- <strong>und</strong> Kreisvorständen,<br />

Sportclubs <strong>und</strong> Sportgemeinschaften sowie als Übungsleiter oder als Leiter von Trainingszentren<br />

(8). Sie unterstützten mit ihrer hohen Sachkenntnis die Sportpraxis <strong>und</strong> gewannen dabei wertvolle<br />

Impulse für ihre eigene wissenschaftliche Tätigkeit in Lehre <strong>und</strong> Forschung. Auch das<br />

Zusammenwirken zwischen Wissenschaftlern <strong>und</strong> Praktikern während der Weiterbildungslehrgänge<br />

der Trainer <strong>und</strong> Leiter gestalteten sich zu einer effizienten Form des Erfahrungsaustausches mit<br />

Gewinn für beide Seiten.<br />

Was die Forschung <strong>und</strong> das Wechselspiel zwischen Theorie <strong>und</strong> Praxis auf diesem Gebiet<br />

anbelangt, so wirkte sich die Einführung von Auftraggebern <strong>und</strong> Auftragnehmern als<br />

außerordentlich produktiv aus. Die Umsetzung dieses Gr<strong>und</strong>satzes der Wissenschaftspolitik der<br />

Partei- <strong>und</strong> Staatsführung führte in den 70er <strong>und</strong> 80er Jahren dazu, dass die Mehrzahl der<br />

Forschungsvorhaben im Sport entsprechend diesem Prinzip geplant <strong>und</strong> gestaltet wurde. Das galt<br />

für die Forschung sowohl im als auch außerhalb des Leistungssports. Je nach Themenstellung<br />

nahmen unterschiedliche Leitungsgremien, deren Bereiche <strong>und</strong> Abteilungen sowie die<br />

Sportverbände des DTSB die Aufgaben als Auftraggeber, die entsprechenden Forschungsgruppen<br />

<strong>und</strong> zuständigen Wissenschaftseinrichtungen die als Auftragnehmer wahr. Gemeinsam entschieden<br />

Auftraggeber <strong>und</strong> Auftragnehmer über die Ziel- <strong>und</strong> Themenstellung der Forschungsprojekte <strong>und</strong><br />

deren zeitlichen <strong>und</strong> organisatorischen Ablauf. Das stand keineswegs im Widerspruch zu einer<br />

theoretisch <strong>und</strong> methodisch anspruchsvollen wissenschaftlichen Arbeit. Eine Vielzahl von neuen,


praxisrelevanten Erkenntnissen, von international anerkannten Publikationen von<br />

Sportwissenschaftlern aus der DDR, die Qualität Lehrprogramme der DHfK <strong>und</strong> der<br />

Sportwissenschaftlichen Sektionen der Universitäten, interessante Vorschläge <strong>und</strong> Zuarbeiten zu<br />

Leitungsbeschlüssen <strong>und</strong> deren Umsetzung in der Sportpraxis waren <strong>und</strong> sind ein eindrucksvoller<br />

Beleg dafür. Sie bildeten eine wichtige Gr<strong>und</strong>lage für den Aufbau des Gesamtsystems von<br />

Körperkultur <strong>und</strong> Sport <strong>und</strong> seiner Teilsysteme, sowie für deren wissenschaftlich gestützte Planung<br />

<strong>und</strong> Leitung. Natürlich gab es auch Probleme <strong>und</strong> Konflikte in der Verwirklichung dieses Prinzips<br />

der Einheit von Theorie <strong>und</strong> Praxis. Diskussionspunkte waren z. B. das optimale Verhältnis von<br />

sportartspezifischer, übergreifender <strong>und</strong> gr<strong>und</strong>legender Forschung, die Kurzfristigkeit von<br />

zusätzlichen Aufgaben <strong>und</strong> Terminen durch Auftraggeber, die nicht ausreichenden Kapazitäten oder<br />

auch der Einsatz leistungsfähiger Wissenschaftskader an dieser oder jener Position des Forschungs-<br />

oder Umsetzungsprozesses. Die Resultate des Erfolgsmodells Praxis – Wissenschaft – Praxis usw.<br />

waren offensichtlich <strong>und</strong> überzeugend. Sie bestanden nicht nur in den Spitzenleistungen der<br />

Topsportler <strong>und</strong> ihrer Trainer im Leistungssport. Auch das hohe Ausbildungsniveau der Sportlehrer,<br />

des obligatorischen Sportunterrichts der Schüler, Lehrlinge <strong>und</strong> Studenten, die Turn- <strong>und</strong> Sportfeste,<br />

die Kinder- <strong>und</strong> Jugendspartakiaden, die Einheitliche Sichtung <strong>und</strong> Auswahl von Talenten u. a.<br />

waren das Ergebnis des überaus erfolgreichen Zusammenwirkens von Wissenschaft <strong>und</strong> Praxis im<br />

Sport der DDR. Ein Vorzug, um den uns andere Länder oft beneideten.<br />

Zur Einheit von Lehre <strong>und</strong> Forschung<br />

Die enge Verknüpfung von Lehre <strong>und</strong> Forschung gehört zu den vielen guten Traditionen der<br />

Wissenschaft <strong>und</strong> ihrer Geschichte. Lehre benötigt zu ihrer dynamischen Fortentwicklung den<br />

ständigen Erkenntnisgewinn <strong>und</strong> den Beweis durch die Forschung; sie baut darauf auf.<br />

Umgekehrt erwachsen aus der Lehre neue Fragestellungen für die Forschung; sie bereichert durch<br />

Verallgemeinerung <strong>und</strong> Strukturierung die Wissenschaftsentwicklung insgesamt. Diese<br />

Zusammenhänge galten bzw. gelten natürlich auch für die wissenschaftliche Arbeit im Sport. In der<br />

Anfangsphase, zu Beginn der fünfziger Jahre, standen dabei die Lehrarbeit, die unter Zeitdruck zu<br />

erarbeiteten Lehr- <strong>und</strong> Lernmaterialien im Vordergr<strong>und</strong> der wissenschaftlicher Arbeit an den<br />

damaligen Instituten für Körpererziehung <strong>und</strong> der jungen DHfK. In dieser Zeit schuf eine Gruppe<br />

junger Doktoranden um G. Erbach, H. Schuster, L. Skorning, H. Simon <strong>und</strong> G. Wonneberger durch<br />

ihre Forschungen <strong>zur</strong> Geschichte der Körpererziehung <strong>und</strong> des Sports wichtige Gr<strong>und</strong>lagen.Unter<br />

Verantwortung von K. Meinel wurde das Fachgebiet Bewegungslehre aufgebaut. Auf<br />

naturwissenschaftlichem Gebiet begannen erste biomechanische <strong>und</strong> medizinische Untersuchungen<br />

von Fachleuten, die hauptsächlich als Lehrkräfte tätig waren (G. Hochmuth, K. Tittel). Die<br />

Einrichtung einer Forschungsstelle an der DHfK im Jahre 1956 bildete einen Durchbruch hin zu<br />

einer komplexen sportmethodischen, gesellschaftswissenschaftlichen <strong>und</strong> naturwissenschaftlichtechnischen<br />

Erforschung des Sports in der DDR. Weitere Meilensteine der Entwicklung waren die<br />

Zusammenlegung der Forschungsstelle mit dem Institut für Sportmedizin zu dem eigenständigen<br />

Forschungsinstitut für Körperkultur <strong>und</strong> Sport (1969) sowie die erhöhte Verantwortung der DHfK<br />

für die Forschung in den Sportspielarten <strong>und</strong> zum Nachwuchsleistungssport insgesamt (1973).<br />

Damit entstanden neuartige Voraussetzungen für die Verknüpfung von Lehre <strong>und</strong> Forschung, für<br />

eine effektive Gemeinschaftsarbeit sowie für eine zunehmend interdisziplinäre Forschung. Obwohl<br />

dieser Prozess mit einer Konzentration auf Schwerpunkte der Forschung <strong>und</strong> der Sportarten einher<br />

ging, entstand daraus in der Folgezeit eine höhere Qualität <strong>und</strong> Wirksamkeit der Forschungs- <strong>und</strong><br />

Lehrtätigkeit. Besonders an der Hochschule in Leipzig, aber auch an den Sportwissenschaftlichen<br />

Instituten in Jena, Halle <strong>und</strong> Berlin entstanden neue Forschungskapazitäten. In den achtziger Jahren<br />

war an der DHfK nahezu jede Lehrkraft auf der Ebene der Fakultäten, Sektionen <strong>und</strong><br />

Wissenschaftsdisziplinen mit unterschiedlichem Umfang in die Bearbeitung von Forschungsthemen<br />

eingeb<strong>und</strong>en. Umgekehrt erhöhte sich auch systematisch die Anzahl der am FKS beschäftigten<br />

Hochschullehrer, die in der Ausbildung <strong>und</strong> Fortbildung Vorlesungen, Spezialseminare<br />

wahrnahmen. Durch ein ganzes Bündel von Maßnahmen entstand an der DHfK ein System, das<br />

erfolgreich dazu beitrug, die Studenten <strong>zur</strong> selbstständigen wissenschaftlichen Arbeit zu befähigen,


für eine Mitarbeit an Forschungsprojekten zu gewinnen oder für eine mögliche wissenschaftliche<br />

Laufbahn zu begeistern. Durch Studentenzirkel, Jugendobjekte <strong>und</strong> Jugendforschungskollektive<br />

waren zum Beispiel Anfang des Jahres 1989 fast 70 Prozent der Studierenden in die<br />

Vertragsforschung einbezogen. Über den damit verb<strong>und</strong>enen Gewinn an zusätzlichen<br />

Forschungskapazitäten hinaus, wuchs eine „generelle forschungs- <strong>und</strong> wissenschaftsfre<strong>und</strong>liche<br />

Haltung“ unter den Studenten, die sich erfahrungsgemäß „in ihrer späteren Tätigkeit als Trainer<br />

oder Sportlehrer widerspiegelte <strong>und</strong> ein wesentlicher Gr<strong>und</strong> ihrer erfolgreichen Tätigkeit“ war (9).<br />

Ein Beispiel, das für die hohe Wirksamkeit dieses für die sportwissenschaftliche Arbeit in der DDR<br />

typischen Prinzips der Einheit von Lehre <strong>und</strong> Forschung spricht.<br />

Zur Einheit von Ausbildung <strong>und</strong> Weiterbildung<br />

Aufbauend auf progressiven humanistischen Bildungsidealen der Vergangenheit zielte die<br />

Bildungskonzeption der DDR auf eine allseitige <strong>und</strong> harmonische Entwicklung der Menschen.<br />

Bildung war dabei Ziel als auch Mittel der Persönlichkeitsentwicklung. Im Artikel 25 der<br />

Verfassung der DDR hieß es: „Das einheitliche sozialistische Bildungssystem gewährleistet jedem<br />

eine kontinuierliche sozialistische Erziehung, Bildung <strong>und</strong> Weiterbildung“ (10). Dieser Anspruch<br />

galt – bei Anerkennung mancherlei Widersprüche in der praktischen Umsetzung – in besonderem<br />

Maße für die berufliche Qualifizierung durch Ausbildung <strong>und</strong> Weiterbildung.<br />

Über die akademische Berufsausbildung der Sportlehrer <strong>und</strong> Trainer haben wir uns bereits im<br />

Kapitel über Trainer <strong>und</strong> Trainerwesen hinreichend geäußert. Sie gewährleistete eine moderne<br />

vierjährige Gr<strong>und</strong>lagen- <strong>und</strong> Spezialausbildung in sportwissenschaftlichen,<br />

gesellschaftswissenschaftlichen <strong>und</strong> naturwissenschaftlichen Lehrgebieten auf Hochschulniveau.<br />

Das war die Basis für eine solide Weiterbildung der Absolventen, die jedoch in den fünfziger <strong>und</strong><br />

sechziger Jahren weitgehend durch Maßnahmen der Sportverbände, Sportclubs <strong>und</strong> anderer<br />

Sporteinrichtungen selbst gestaltet wurde. Der in hohem Tempo anwachsende Erkenntnisfortschritt<br />

wie auch die steigende Anzahl der ausgebildeten Sportlehrer/Trainer führten ab 1969 zu einer<br />

planmäßigen Fortbildung aller im Leistungssport hauptberuflich tätigen Trainer <strong>und</strong> Funktionäre an<br />

der DHfK. Es galt der Gr<strong>und</strong>satz, dass jeder dieser Kader innerhalb eines Olympiazyklus an einem<br />

vierwöchigen Weiterbildungslehrgang an der Hochschule in Leipzig teilnimmt. Ungeachtet mancher<br />

Schwierigkeiten in der Anfangsphase, die Vorzüge eines derartigen von der Sportorganisation, dem<br />

Staatssekretariat <strong>und</strong> der Hochschule gemeinsamen getragenen Systems lagen auf der Hand: Hohes<br />

fachliches Niveau der Weiterbildung aufbauend auf der Hochschulausbildung, starke Ziel- <strong>und</strong><br />

Praxisgerichtetheit der Vorlesungen <strong>und</strong> Seminare, breite Förderung des Erfahrungsaustausches<br />

unter den Teilnehmern <strong>und</strong> mit den Lehrkräften. Belegarbeiten zu einem von jedem Teilnehmer<br />

selbst gewählten Fachthema bis zum Ende des Lehrganges vermittelten wertvolle Erfahrungen <strong>und</strong><br />

Erkenntnisse. Praktiker wie Hochschullehrer profitierten von dieser Form der Weiterbildung, die<br />

über fünf Olympiazyklen Tausende von Teilnehmern erfasste. „Zu Recht kann man dieses System<br />

als einmalig in der Welt bezeichnen. Leider hat der Sport in der B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland auch<br />

diese Erfahrungen nicht übernommen <strong>und</strong> genutzt“ (11).<br />

Zur Differenzierung <strong>und</strong> Integration der Sportwissenschaft<br />

Aus wissenschaftshistorischer Sicht besteht zwischen den Prozessen der Differenzierung <strong>und</strong> der<br />

Integration in der Wissenschaft ein dialektischer Zusammenhang. Qualitative <strong>und</strong> quantitative<br />

Fortschritte in der Gewinnung von Einzelerkenntnissen induzieren über kurz oder lang eine<br />

Zusammenführung <strong>und</strong> wissenschaftliche Verallgemeinerung. Die Entwicklung der<br />

Sportwissenschaft selbst ist in diesem Kontext Beispiel <strong>und</strong> Ergebnis von Differenzierungs- <strong>und</strong><br />

Integrationsprozessen. Besonders in den 70er <strong>und</strong> 80er Jahren kam es zu einer beschleunigten<br />

Differenzierung <strong>und</strong> zugleich auch Integration der sportwissenschaftlichen Disziplinen <strong>und</strong> der<br />

sportwissenschaftlichen Arbeit in der DDR. Neue Theoriegebiete <strong>und</strong> Wissenschaftsdisziplinen<br />

fanden in Lehre <strong>und</strong> Forschung Eingang. Ein Vergleich der Studienpläne für das Direktstudium an<br />

der DHfK macht das deutlich.<br />

Erstmalig ab 1974 standen solche Ausbildungsinhalte wie Kybernetik, Operationsforschung,


Automatische Informationsverarbeitung <strong>und</strong> Biochemie auf dem Lehrprogramm.<br />

Die 3. Hochschulreform in der DDR regte zu weiteren wesentlichen Veränderungen hinsichtlich der<br />

Struktur (Bildung von Fakultäten, Sektionen), der Ausbildungsschwerpunkte (verstärkte<br />

Orientierung auf die Praxis) <strong>und</strong> der Arbeitsweise (Gemeinschaftsarbeit <strong>und</strong> interdisziplinäre<br />

Forschung) an. Von besonderer Bedeutung für Forschung, Lehre <strong>und</strong> Wissenschaftsentwicklung<br />

waren auch die Beschlüsse zum Leistungssport von 1969 <strong>und</strong> 1973. Sie führten in Theorie <strong>und</strong><br />

Praxis zu einer Konzentration auf den Hoch- <strong>und</strong> Nachwuchsleistungssport. Neue Berufsbilder in<br />

der Sportpraxis machten neue Studienpläne für die Gr<strong>und</strong>- <strong>und</strong> Spezialausbildung erforderlich. Das<br />

alles führte zu einer teilweisen Neuprofilierung der DHfK <strong>und</strong> der Sportwissenschaftlichen Institute<br />

an den Universitäten <strong>und</strong> Hochschulen. Besonders auf dem Gebiet der Theorie <strong>und</strong> Methodik des<br />

Trainings <strong>und</strong> der Sportarten kam es zu erheblichen Differenzierungen. Im Zeitraum von 1985 bis<br />

1990 bestanden 59 Wissenschaftsdisziplinen an der DHfK, allein 37 davon waren<br />

trainingsmethodische Disziplinen. In 27 Sportarten hatte sich eine leistungsfähige Theorie <strong>und</strong><br />

Methodik des Trainings entwickelt (5). Ähnliche Proportionen lassen sich, sofern die bearbeiteten<br />

Sportarten einzeln berücksichtigt werden, auch für das FKS nachweisen. Diese Veränderungen<br />

waren Ausdruck einer weiteren Akademisierung der gesamten Aus- <strong>und</strong> Weiterbildung. Besonders<br />

die sportartspezifische Lehre <strong>und</strong> Forschung in den schwerpunktmäßig geförderten olympischen<br />

Sommer- <strong>und</strong> Wintersportarten erreichte ein hohes theoretisches <strong>und</strong> methodisches Niveau, das<br />

maßgeblich die Spitzenstellung einer Reihe von Sportarten (Leichtathletik, Sportschwimmen,<br />

Rudern, Kanurennsport, Geräteturnen, Boxen, Schlitten- <strong>und</strong> Bobsport, Skisprung, Biathlon) in der<br />

Welt beeinflusste. Ein interdisziplinäres Vorgehen von Sportmethodikern, Sportmedizinern,<br />

Sportpsychologen <strong>und</strong> wissenschaftlich-technischen Fachkräften, ihre durch gleiche Ziele geprägte<br />

Gemeinschaftsarbeit sowie die schnelle <strong>und</strong> konsequente Umsetzung neuer Erkenntnisse in die<br />

Praxis waren typisch für diese Sportarten. Parallel zu dieser sportartspezifischen Spezialisierung<br />

wuchs aber auch die Notwendigkeit einer verstärkten Verallgemeinerung gewonnener Erkenntnisse<br />

<strong>und</strong> Erfahrungen. Das geschah vor allem auf der Ebene der fünf Sportartgruppen (Ausdauer-, Kraft-<br />

Schnellkraftdisziplinen, technisch-kompositorische <strong>und</strong> fahrtechnische Sportarten, Kampf- <strong>und</strong><br />

Sportspielarten). Dabei entstand eine neue sportwissenschaftliche Arbeits- <strong>und</strong><br />

Verallgemeinerungsebene – die Theorie <strong>und</strong> Methodik der Sportartengruppen. Diese Entwicklung<br />

war <strong>zur</strong> damaligen Zeit weltweit einmalig. Sie verschaffte dem Sport der DDR auf diesem Gebiet<br />

wissenschaftlichen Vorlauf. Das traf auch auf die zunehmend interdisziplinäre Bearbeitung von<br />

Forschungsthemen <strong>und</strong> auf die Entwicklung einer allgemeinen Trainings- <strong>und</strong> Wettkampflehre zu.<br />

Besonders diese allgemeine Theorie <strong>und</strong> Methodik des Trainings entwickelte eine starke<br />

Integrationskraft <strong>und</strong> bereicherte die Wissenschaftsentwicklung in den Sportarten <strong>und</strong><br />

Sportartengruppen.<br />

Diese Entwicklungsprozesse vollzogen sich – das soll <strong>und</strong> darf an dieser Stelle nicht verschwiegen<br />

werden – nicht ohne strittige Diskussionen. Die Ausgrenzung einer Reihe von Sportarten von einer<br />

konsequent auf Schwerpunkte orientierten Forschung, die Befürchtung einer eventuellen<br />

Vernachlässigung der Theoriebildung durch eine zu starke Konzentration auf die<br />

Leistungssportforschung wie auch die schrittweise Einstellung der Fachrichtung Schulsport an der<br />

DHfK ab 1970 stießen auf zum Teil berechtigte Einwände von Wissenschaftlern <strong>und</strong> Praktikern des<br />

Sports. Die durch harte Fakten begrenzten materiellen <strong>und</strong> personellen Kapazitäten, die nicht<br />

einmal für die sportartspezifische Forschung eines Teils der schwerpunktmäßig geförderten<br />

olympischen Sportarten ausreichten, die konsequente Ausrichtung unserer wissenschaftlichen<br />

Arbeit auf wissenschaftliche Spitzenleistungen sowie die politische Bedeutung des Leistungssports<br />

<strong>und</strong> der Leistungssportforschung in der internationalen Systemauseinandersetzung waren damals<br />

unsere stichhaltigen Argumente <strong>und</strong> Antworten. Namhafte Wissenschaftler der DHfK <strong>und</strong> des FKS,<br />

die an diesen Entscheidungsprozessen, so wie ich in meiner Funktion im B<strong>und</strong>esvorstand des<br />

DTSB, beteiligt waren, vertreten auch heute noch die Auffassung, dass die konsequente<br />

Orientierung auf praxisrelevante Schwerpunkte <strong>und</strong> auf den Leistungssport die Entwicklung der<br />

Sportwissenschaft nicht beeinträchtigt hat, sondern dass sie die Lehre <strong>und</strong> Forschung sowie die<br />

Theoriebildung auf ein Leistungsniveau gehoben hat, dass hohe internationale Anerkennung fand


<strong>und</strong> dass auch heute noch vielfach nachwirkt.<br />

Zur Einheit <strong>und</strong> Identität der Sportwissenschaft<br />

In seinen bereits eingangs erwähnten Beitrag „ Zu Problemen der Sportwissenschaft aus der Sicht<br />

eines Sportsoziologen“ setzt sich K. Rohrberg (7) mit der gegenwärtigen Situation der<br />

Sportwissenschaft in Deutschland <strong>und</strong> mit dem von nicht wenigen Wissenschaftlern befürchteten<br />

Verlust an Einheit <strong>und</strong> Identität dieser Wissenschaftsdisziplin auseinander. Neben der in den<br />

Wissenschaften normalen Tendenz der Spezialisierung verweist Rohrberg berechtigt auf<br />

wissenschaftsfremde, gesellschaftlich bedingte Ursachen, wie die bestehenden föderalistischen<br />

Strukturen, die Einflüsse des Marktes <strong>und</strong> der Medien, die Konkurrenz zwischen den Hochschulen<br />

<strong>und</strong> anders, die einen „Verlust an Einheitlichkeit <strong>und</strong> Identität der Sportwissenschaft“ in<br />

Deutschland beeinflussen. Auf die sportwissenschaftliche Forschung bezogen, erfolgt die Auswahl<br />

der Themen weitgehend „ohne Systematik, Langfristigkeit <strong>und</strong> Koordination“. Digel spricht von<br />

“theorieloser Forschung“ (13), andere von einer Beliebigkeit der Forschung <strong>und</strong> Lehre entsprechend<br />

den persönlichen Interessen einzelner Wissenschaftler, die zu einer Vernachlässigung der<br />

Wissenschaftsentwicklung sowie zu einer Erosion ihres Gegenstandes <strong>und</strong> ihrer Identität führen.<br />

Besonders die weitgehende Ausklammerung einer interdisziplinären Forschung <strong>und</strong> Lehre steht im<br />

Widerspruch zu den Möglichkeiten <strong>und</strong> Erfordernissen wissenschaftlicher Arbeit <strong>und</strong> gefährdet<br />

deren Wissenschaftlichkeit. Derartige Tendenzen <strong>und</strong> Gefahren waren in der Wissenschaft <strong>und</strong><br />

Sportwissenschaft der DDR alles andere als typisch. Ohne vorhandene Schwächen zu verkennen,<br />

konnten wir uns, was die Einheit <strong>und</strong> Identität der Sportwissenschaft anbetrifft, auf wichtige<br />

Vorzüge <strong>und</strong> Errungenschaften stützen. Drei sollen hier noch einmal genannt werden:<br />

1. In der DDR verfügten die Wissenschaft im Allgemeinen <strong>und</strong> die Sportwissenschaft im Speziellen<br />

über eine anerkannte Stellung <strong>und</strong> Funktion. Durch vielfältige Maßnahmen <strong>und</strong><br />

wissenschaftspolitische Beschlüsse der Partei- <strong>und</strong> Staatsführung wurden ihre materielle Basis, ihr<br />

Fortschritt <strong>und</strong> ihre einheitliche Entwicklung entsprechend den real gegebenen gesellschaftlichen<br />

<strong>und</strong> volkswirtschaftlichen Möglichkeiten zielstrebig <strong>und</strong> langfristig gefördert. Nicht die finanzielle<br />

Absicherung der wissenschaftlichen Arbeit wie zumeist in der heutigen BRD, sondern inhaltliche<br />

Fragen von Forschung <strong>und</strong> Lehre <strong>und</strong> deren Nutzen für die gesellschaftliche Praxis standen im<br />

Vordergr<strong>und</strong>.<br />

2. Die von uns beschriebenen wissenschaftspolitischen Gr<strong>und</strong>lagen <strong>und</strong> Kriterien beförderten in<br />

vielerlei Hinsicht die Einheit <strong>und</strong> Identität der <strong>Gesellschaft</strong>swissenschaften, der<br />

Naturwissenschaften <strong>und</strong> der technischen Wissenschaften wie auch der sportwissenschaftlichen<br />

Disziplinen <strong>und</strong> deren interdisziplinäres <strong>und</strong> interaktives Zusammenwirken.<br />

3. In der DDR hatten sich über Jahre festgefügte organisatorische Strukturen im Schulsport, im<br />

Breitensport <strong>und</strong> im Leistungssport herausgebildet. Sie wurden vom Ministerium für Volksbildung<br />

<strong>und</strong> dessen Einrichtungen, vom Deutschen Turn- <strong>und</strong> Sportb<strong>und</strong> <strong>und</strong> seinen Sportverbänden, vom<br />

Staatssekretariat für Körperkultur <strong>und</strong> Sport sowie von weiteren staatlichen <strong>und</strong> gesellschaftlichen<br />

Institutionen getragen <strong>und</strong> gewährleisteten eine zentral gesteuerte, langfristig orientierte<br />

Entwicklung des Sports. Gemeinsam sicherten das Staatssekretariat für Körperkultur <strong>und</strong> Sport, der<br />

DTSB <strong>und</strong> die Leistungssportkommission der DDR durch strategisch ausgerichtete Beschlüsse die<br />

erforderlichen inhaltlichen, organisatorischen <strong>und</strong> materiellen Arbeitsgr<strong>und</strong>lagen für die<br />

Sportwissenschaft <strong>und</strong> Leistungssportforschung. Das wirkte sich in vieler Weise positiv auf die<br />

langfristige Gestaltung der wissenschaftlichen Tätigkeit, auf ihre Stabilität <strong>und</strong> den Erfolg aus. Es<br />

motivierte die in Bereich der Sportwissenschaft wirkenden Kräfte an diesen Prozessen schöpferisch<br />

mitzuarbeiten <strong>und</strong> dafür aktiv im Sinne der Einheit <strong>und</strong> Identität der Sportwissenschaft ihren<br />

persönlichen Beitrag zu leisten.<br />

Zu viel Verklärung? Gab es keine Probleme, Schwierigkeiten oder Rückstände gegenüber der


Entwicklung in anderen Ländern? Natürlich gab es zum Teil erhebliche Niveauunterschiede in der<br />

Arbeit <strong>und</strong> in den Arbeitsergebnissen der einzelnen Forschungsgruppen. Die langjährigen<br />

Anstrengungen in der wissenschaftlichen <strong>Unterstützung</strong> der Sportspiel- <strong>und</strong> Kampfsportarten oder<br />

bei der Beschleunigung der Leistungsentwicklung in einer Reihe von Männerdisziplinen führten<br />

nicht zu den angestrebten schnellen Veränderungen. Beim Aufbau neuer Forschungsgruppen gab es<br />

teilweise erhebliche Verzögerungen. Unser Rückstand bei der Entwicklung von moderner Rechen-<br />

<strong>und</strong> Messtechnik in eigenem Land <strong>und</strong> bei dem teilweise nur schleppend verlaufenden Aufbau<br />

notwendiger neuer Mess- <strong>und</strong> Untersuchungsbasen in den Wissenschaftseinrichtungen, zentralen<br />

Trainingsstätten <strong>und</strong> Sportclubs bereiteten ernsthafte Sorgen. Und zu Recht verweisen Rohrberg u.<br />

a. auf Schwächen in der Theoriebildung, im Herausarbeiten von theoretisch anspruchsvollen<br />

Hypothesen, in der Auswahl <strong>und</strong> Anwendung effektiver Forschungsmethoden, die es, ebenso wie in<br />

anderen Ländern, gleichfalls in der sportwissenschaftlichen Arbeit der DDR gab. Auch die in den<br />

achtziger Jahren in der DDR erneut geführte Diskussion über den Gegenstand, über Kategorien,<br />

Begriffe <strong>und</strong> Methoden der Sportwissenschaft(en) fand aus unterschiedlichen Gründen keinen<br />

Abschluss, obwohl die Chancen zu einer Übereinkunft zwischen den Vertretern der verschiedenen<br />

Wissenschaftsdisziplinen zu gelangen, unseres Erachtens durchaus herangereift waren. Diese<br />

kritischen Anmerkungen schmälern in keiner Weise die bedeutenden Ergebnisse <strong>und</strong> Fortschritte,<br />

die auf dem Gebiet der Sportwissenschaft in der DDR erreicht wurden. Sie hat ein großes Erbe an<br />

Erkenntnissen <strong>und</strong> Erfahrungen hinterlassen. Und sie war auf einem guten Weg zu einer komplexen<br />

<strong>und</strong> zugleich einheitlichen Sportwissenschaft!<br />

2. Zur Leistungssportforschung <strong>und</strong> zu den daran beteiligten Wissenschaftseinrichtungen<br />

Die Bezeichnung „Leistungssportforschung“ kam gegen Ende der 60er Jahre des vergangenen<br />

Jahrh<strong>und</strong>erts in der Sportwissenschaft der DDR auf. In den zentralen Beschlüssen zum<br />

Leistungssport findet man diesen Begriff erstmals in dem Beschluss vom 8. 4. 1969 „ Die weitere<br />

Entwicklung des Leistungssports bis zu den Olympischen Spielen 1972“ (14). Dort wurde unter<br />

anderen die Bildung eines „Rates für Leistungsforschung“ - später unter der Bezeichnung<br />

„Arbeitsgruppe Wissenschaft der Leistungssportkommission“ bekannt – vorgeschlagen. Die<br />

forcierte Entwicklung der sportartspezifischen Forschung, die Bildung des FKS <strong>und</strong> auch die<br />

verstärkte Absicherung der auf wissenschaftlichen Vorlauf ausgerichteten Forschung im<br />

Leistungssport führten nach unserer Einschätzung dazu, dass der Ausdruck<br />

„Leistungssportforschung“ in den 70er <strong>und</strong> 80er Jahren zunehmend verwendet wurde. Mit ihm<br />

sollte die Gesamtheit der Forschungs- <strong>und</strong> Entwicklungsvorhaben im Leistungssport, einschließlich<br />

der dafür in den verschiedenen Struktureinheiten eingesetzten personellen, finanziellen <strong>und</strong><br />

materiell-technischen Bedingungen gekennzeichnet werden. Eine ähnliche begriffliche<br />

Differenzierung vollzog sich auch auf dem Gebiet des Volkssports <strong>und</strong> des Schulsports, wo unter<br />

dem Terminus „Schulsportforschung“ unter Verantwortung der Akademie der Pädagogischen<br />

Wissenschaften <strong>und</strong> deren Arbeitsstelle Körpererziehung über viele Jahre systematische<br />

Untersuchungen zum Schulsport <strong>und</strong> <strong>zur</strong> Lehrplanentwicklung durchgeführt wurden.<br />

Die im ersten Abschnitt erläuterten wissenschaftspolitischen <strong>und</strong> wissenschaftstheoretischen<br />

Gr<strong>und</strong>sätze galten gleichermaßen für die Forschung im Leistungssport. Bedingt durch die<br />

Ausrichtung des Leistungssports auf sportliche Höchstleistungen erhielten diese Prinzipien jedoch<br />

ihre spezifische Ausprägung, ihre Vertiefung. Zielgerichtetheit <strong>und</strong> Zeitgeb<strong>und</strong>enheit bestimmten<br />

maßgeblich die wissenschaftliche Tätigkeit im Leistungssport! Der Anspruch, Wissenschaft als<br />

Triebkraft zu nutzen, bedeutete vor allem, nachhaltig den erforderlichen wissenschaftlichen Vorlauf<br />

für neue sportliche Höchstleistungen zu schaffen. Für die hier tätigen Forscher <strong>und</strong><br />

Forscherkollektive stellte sich die Aufgabe, Neuland zu betreten, neuartige Erkenntnisse <strong>und</strong><br />

Lösungswege für die sich in hohem Tempo vollziehende Leistungsentwicklung zu gewinnen <strong>und</strong><br />

der Praxis möglichst frühzeitig <strong>zur</strong> Verfügung zu stellen. Ein überaus hoher Anspruch an das<br />

Schöpfertum <strong>und</strong> die Zielidentifikation der im Leistungssport tätigen Wissenschaftler.<br />

Im Sinne der Einheit von Theorie <strong>und</strong> Praxis übernahmen die in der Leistungssportforschung<br />

arbeitenden Forscher zugleich ein hohes Maß an Mitverantwortung für die Umsetzung der von


ihnen gewonnenen Ergebnisse. Sie sollten die Trainer aktiv unterstützen <strong>und</strong> sie wissenschaftlich<br />

dazu befähigen, die mit der praktischen Verwirklichung verb<strong>und</strong>enen inhaltlichen <strong>und</strong><br />

methodischen Probleme erfolgreich zu lösen.<br />

Der wissenschaftlich qualifizierte <strong>und</strong> interessierte Trainer erwies sich in diesem Prozess zugleich<br />

als enger Partner für den Forscher. Er erhielt durch ihn einen tieferen Einblick in diesen oftmals<br />

schwierigen Umsetzungsprozess, aber zugleich auch die Möglichkeit die dabei gewonnenen<br />

Erfahrungen wissenschaftlich zu verallgemeinern. Die hohe Komplexität sportlicher Leistungen <strong>und</strong><br />

deren Struktur bedingte neben einer spezifischen disziplinären Forschung nahezu zwangsläufig eine<br />

interdisziplinäre Bearbeitung der Forschungsthemen im Leistungssport. Das betraf sowohl die<br />

sportartspezifische Forschung in den Sportarten, als auch die Bearbeitung von<br />

sportartenübergreifenden komplexen Themen. Neben der Trainingsmethodik waren besonders<br />

solche Wissenschaftsgebiete wie Sportmedizin, Sportphysiologie, Biochemie <strong>und</strong> Biomechanik,<br />

Sportpädagogik, Sportpsychologie <strong>und</strong> Sportsoziologie sowie auch Elektronische<br />

Datenverarbeitung, Elektronik <strong>und</strong> Foto-/Videotechnik gefragt. So entstanden die objektiven wie<br />

subjektiven Voraussetzungen für eine Gemeinschaftsarbeit von Spezialisten mit klar definierter<br />

Einzelverantwortung, die stark motivierte <strong>und</strong> sehr effizient war. In einem Erfahrungsbericht<br />

bewertet der langjährige Stellvertretende Direktor des FKS, A. Lehnert, die interdisziplinäre<br />

Forschung als „die wesentliche Quelle für das hohe Niveau <strong>und</strong> den Systemcharakter der Theorie<br />

<strong>und</strong> Methodik des Trainings <strong>und</strong> der gesamten Sportwissenschaft in der DDR“ (11). - Abschließend<br />

sei noch auf eine weitere Besonderheit, auf die hohe Zeitgeb<strong>und</strong>enheit der Forschung im<br />

Leistungssport hingewiesen. Sie orientierte sich vorrangig an dem Olympiazyklus <strong>und</strong> war mit einer<br />

durchschnittlichen Laufzeit von ca. 4 Jahren mittelfristig angelegt. Selbstverständlich gab es auch<br />

längerfristig orientierte Projekte wie die über mehrere Jahrzehnte von R. Stemmler, W. Crasselt u. a.<br />

durchgeführten Untersuchungen <strong>zur</strong> „Physischen Entwicklung der jungen Generation“ oder die für<br />

mehrere Olympiazyklen geplanten Projekte „Stütz- <strong>und</strong> Bewegungssystem“ <strong>und</strong> „Hypoxietraining“.<br />

Vertraglich zwischen Auftraggeber <strong>und</strong> Auftragnehmer vereinbart, erwartete die Praxis im Verlaufe<br />

des jeweiligen Olympiazyklus termingemäß Zwischenergebnisse <strong>und</strong> wissenschaftliche<br />

Vorleistungen. Auch die direkte Einbindung der Forscher in die ideelle <strong>und</strong> materielle Stimulierung<br />

hoher sportlicher Leistungen in der DDR war eine besondere Form der Anerkennung<br />

wissenschaftlicher Arbeit <strong>und</strong> deren Praxiswirksamkeit.<br />

Kurze Charakteristik der in die Leistungssportforschung einbezogenen sportwissenschaftlichen<br />

Einrichtungen<br />

Auf der Basis von Veröffentlichungen, eigener Kenntnisse <strong>und</strong> Erfahrungen sowie den uns nach<br />

Jahren noch zugänglichen archivierten Dokumenten wird der Versuch unternommen, einen<br />

Überblick über die in die Leistungssportforschung einbezogenen wissenschaftlichen Einrichtungen<br />

zu geben. Wir beschränken uns dabei auf eine kurze Darstellung ihrer Entwicklung <strong>und</strong> ihrer<br />

Aufgaben auf dem Gebiet der Forschung im Leistungssport <strong>und</strong> verzichten bewusst darauf, auf<br />

andere wichtige Funktionen der einzelnen Struktureinheiten, wie die Aus- <strong>und</strong> Weiterbildung von<br />

Sportlehrkadern, die sportmedizinische Betreuung, die wissenschaftliche Informations- <strong>und</strong><br />

Dokumentationstätigkeit oder auf die Entwicklung von Sportgeräten <strong>und</strong> -bauten einzugehen. Aus<br />

Gründen der Machbarkeit <strong>und</strong> des zu erwartenden Umfanges bitten wir um Verständnis, dass wir<br />

gr<strong>und</strong>sätzlich darauf verzichten mussten, die Forschungsleistungen der einzelnen Eirichtungen<br />

detaillierter zu bewerten.<br />

In den von uns genutzten Archiven – B<strong>und</strong>esarchiv Berlin (DR 5 Staatssekretariat für Körperkultur<br />

<strong>und</strong> Sport <strong>und</strong> unterstellte Einrichtungen sowie DY 12 DTSB <strong>und</strong> Sportverbände) befinden sich<br />

jedoch eine relativ große Anzahl von Ergebnisberichten der Einrichtungen bzw. der<br />

Forschungsgruppen selbst. Abhängig von der Quellenlage erschien es uns angebracht, zu möglichst<br />

jeder Struktureinheit auf einzelne, uns wesentlich erscheinende veröffentlichte Beiträge <strong>und</strong><br />

archivierte Dokumente hinzuweisen.<br />

1. Forschungsinstitut für Körperkultur <strong>und</strong> Sport (FKS)


Das FKS entstand im Mai 1969 durch die Vereinigung der Forschungsstelle <strong>und</strong> des Instituts für<br />

Sportmedizin der DHfK. Damit bildete sich eine große, leistungsstarke Basis für die Forschung im<br />

Leistungssport, die zugleich die Rolle eines fachlich-inhaltlichen Leitzentrums wahrnehmen sollte.<br />

Über 5 Olympiazyklen hat das Forschungsinstitut diese Aufgabenstellung sehr erfolgreich erfüllt.<br />

Es leitete längerfristig eine Neuausrichtung der Forschung im Leistungssport ein, entwickelte eine<br />

praxisgerichtete, weitgehend komplex <strong>und</strong> interdisziplinär gestaltete Arbeit, integrierte weitere<br />

Wissenschaftsdisziplinen, baute zielgerichtet neue Forschungsgruppen auf <strong>und</strong> schuf zunehmend<br />

den erforderlichen wissenschaftlichen Vorlauf für die Spitzenleistungen der Sportler der DDR in<br />

einer wachsenden Anzahl von olympischen Sommer- <strong>und</strong> Wintersportarten. In den Mittelpunkt der<br />

Arbeit des FKS „rückte die sportartspezifische Forschung bei gleichzeitiger Herausbildung der<br />

Fähigkeiten, gr<strong>und</strong>legende <strong>und</strong> übergreifende Themen zu bearbeiten, die für die Weiterentwicklung<br />

theoretischer Positionen <strong>und</strong> Trainingskonzeptionen erforderlich waren. Zugleich wurden die<br />

Verflechtungsbeziehungen zwischen Wissenschaft <strong>und</strong> Praxis deutlich enger“ (1).<br />

Auf die sportartspezifische Forschung bezogen, erforderte das vor allem eine enge Kooperation der<br />

entsprechenden Forschungsgruppen mit den Sportverbänden des DTSB, die als Auftraggeber<br />

wirkten. In den 70er Jahren gewährleistete das FKS die Forschung in den Sportarten Leichtathletik<br />

(Sprung, Wurf <strong>und</strong> Stoß, Mittel- <strong>und</strong> Langstreckenlauf), Schwimmen, Wasserspringen, Gerätturnen,<br />

Gewichtheben, Skisprung, Skilauf, Ringen, Volleyball <strong>und</strong> Straßenradsport. Mit zeitlichen<br />

Verzögerungen kamen in den 80er Jahren solche Sportarten wie Boxen, Fechten <strong>und</strong> Bahnradsport<br />

hinzu. In allen diesen Sportarten, aber auch durch Übertragungseffekte in andere Disziplinen,<br />

erbrachte das FKS umfangreiche Forschungsergebnisse, die maßgeblich das Trainings- <strong>und</strong><br />

Leistungsniveau in den Sportarten vorantrieben. Als Teil der Forschung <strong>und</strong> der Umsetzung<br />

gewonnener Ergebnisse wirkten die Wissenschaftler aktiv an langfristigen Trainingskonzeptionen,<br />

jährlichen Rahmentrainingsplänen, rechnergestützten Trainingsanalysen, an der komplexen<br />

Leistungsdiagnostik <strong>und</strong> Trainingssteuerung sowie an der Entwicklung von sportartspezifischen<br />

Trainings- <strong>und</strong> Messgeräten mit. Bei der Umsetzung gewonnener Erkenntnisse <strong>und</strong> neuer Konzepte<br />

spielten die Trainerräte, die Wissenschaftskommissionen, die so genannten Steueraktive der<br />

Sportverbände sowie die Arbeitskreise der Sportartengruppen, in denen die Forscher des FKS<br />

vertreten waren, eine wichtige Rolle. Hier vor allem mussten gewonnene Erkenntnisse <strong>und</strong> neue<br />

Erfahrungen verteidigt <strong>und</strong> mit Fakten <strong>und</strong> Argumenten begründet werden, um alle Praktiker zu<br />

überzeugen <strong>und</strong> ein gemeinsames Vorgehen zu gewährleisten. Natürlich bestanden im Niveau <strong>und</strong><br />

im Wirkungsgrad der sportartspezifischen Forschung auch Unterschiede zwischen den einzelnen<br />

Forschungsgruppen. Die Gründe dafür waren verschiedenartig, z. B. fehlende Fachkräfte,<br />

un<strong>zur</strong>eichende Untersuchungsbasen aber auch subjektive Gründe.<br />

Die sportartspezifische Forschung bildete auch das F<strong>und</strong>ament für die Bearbeitung von<br />

übergreifenden <strong>und</strong> gr<strong>und</strong>legenden Forschungsprojekten. In Anlehnung an ein Interview des<br />

langjährigen Direktors des FKS, H. Schuster, mit der Fachzeitschrift „Beiträge <strong>zur</strong> Sportgeschichte“<br />

(1) seien hier die folgenden übergreifenden Hauptrichtungen zusammengefasst:<br />

Wissenschaftliche Untersuchungen zu Leistungsstrukturen, Leistungsprognosen <strong>und</strong> <strong>zur</strong> komplexen<br />

Leistungsdiagnostik<br />

Untersuchungen <strong>zur</strong> Gestaltung <strong>und</strong> Steigerung der Trainingsbelastung in Einheit mit einer<br />

beschleunigten Wiederherstellung nach hohen Trainingsbelastungen<br />

Analysen zum Komplex der sportlichen Technik sowie zu den damit verb<strong>und</strong>enen Lern- <strong>und</strong><br />

Korrekturprozessen<br />

Forschungen zum Höhentraining in Vorbereitung auf die Olympischen Spiele 1968 in Mexiko City,<br />

in Vorbereitung auf Wettkämpfe unter normaler Höhe sowie <strong>zur</strong> Trainingsgestaltung unter<br />

Hypoxiebedingungen<br />

Wissenschaftliche Arbeiten zum Anschlusstraining als Phase zwischen Aufbau- <strong>und</strong><br />

Hochleistungstraining<br />

Forschungen zum Thema Doping, das ab 1974 als Staatsplanthema 14.25 in Kooperation mit<br />

Forschungspartnern außerhalb der Sportwissenschaft bearbeitet wurde.****<br />

Technologische Entwicklung der Untersuchungs- <strong>und</strong> Messtechnik für Forschung <strong>und</strong> Sportpraxis


(Strömungskanäle für Sportschwimmen, kippbare<br />

Laufbänder, Bildauswertegeräte u.a.), Entwicklung von speziellen Trainingsgeräten (Skiroller u. a.)<br />

sowie Entwicklung <strong>und</strong> Einrichtung komplexer Mess- <strong>und</strong> Untersuchungsbasen.<br />

Diese Themenkomplexe wurden im Zeitraum eines oder mehrerer Olympiazyklen unter Beteiligung<br />

mehrerer Wissenschaftsdisziplinen interdisziplinär bearbeitet (2).<br />

Neben den umfangreichen Forschungsprojekten, die das FKS <strong>und</strong> seine Forschungsgruppen zu<br />

bewältigen hatten, trug es dieVerantwortung als inhaltlich-fachliches Leitinstitut für den<br />

Gesamtbereich der Forschungen im Leistungssport.<br />

Das stellte das Forschungsinstitut vor weitere inhaltliche <strong>und</strong> auch zeitaufwendige<br />

wissenschaftsorganisatorische Aufgaben. So war die fachliche Koordinierung der<br />

Forschungsarbeiten des gesamten Wissenschaftspotentials im Leistungssport wahrzunehmen <strong>und</strong><br />

das Zusammenwirken zwischen den Wissenschaftseinrichtungen, insbesondere dem FKS, der<br />

DHfK <strong>und</strong> dem SMD effektiv zu gestalten. Ein weiterer Schwerpunkt bildete die Einflussnahme auf<br />

die konzeptionelle Arbeit sowie die Bewertung des wissenschaftlich-theoretischen Niveaus <strong>und</strong> des<br />

Erkenntniszuwachses. Für neue, gr<strong>und</strong>legende Projekte mussten Kapazitäten innerhalb <strong>und</strong><br />

außerhalb der Sportwissenschaft erschlossen werden. Und berechtigt stellte sich die Forderung, den<br />

Erfahrungsaustausch <strong>und</strong> den Meinungsstreit zwischen den Wissenschaftlern als auch zwischen<br />

ihnen <strong>und</strong> den Praxispartnern zu intensivieren. Dazu führte das FKS zahlreiche wissenschaftliche<br />

Seminare <strong>und</strong> Konferenzen zu übergreifenden als auch zu sportartspezifischen Problemen des<br />

Trainings durch. Immer wieder waren auch analytische <strong>und</strong> strategische Materialien für die<br />

Leistungssportforschung bzw. für den Leistungssport insgesamt zu erarbeiten. Unterstützt von der<br />

Leistungssportkommission, ihrer Arbeitsgruppe Wissenschaft sowie von den Fachbereichen des<br />

Staatssekretariats für Körperkultur <strong>und</strong> Sport <strong>und</strong> des DTSB leistete das FKS mit seinen etwas mehr<br />

als 600 Mitarbeitern einen bedeutenden Beitrag <strong>zur</strong> Entwicklung der Sportwissenschaft, des<br />

Leistungssports <strong>und</strong> des Sports in der DDR.<br />

Im Artikel 39 des Einigungsvertrages von 1990 wurde eine Übernahme des FKS vereinbart. In<br />

Wirklichkeit war es eine „Abwicklung“ dieser Einrichtung <strong>und</strong> der großen Mehrheit der Mitarbeiter.<br />

Gegen den Widerstand mancher Politiker <strong>und</strong> Wissenschaftler der alten BRD kam es zwei Jahre<br />

später <strong>zur</strong> Bildung einer neuen Einrichtung, des Instituts für angewandte Trainingswissenschaft<br />

(IAT), dass auf der Basis eines Trägervereins mit damals 80 Mitarbeitern, zumeist aus dem FKS,<br />

seine Tätigkeit begann (1). Im Mittelpunkt der Arbeit des IAT steht vor allem eine<br />

prozessbegleitende Trainings- <strong>und</strong> Wettkampfforschung mit vielen Angeboten <strong>und</strong> Möglichkeiten<br />

der Leistungsdiagnostik <strong>und</strong> des Messplatztrainings.<br />

Literatur <strong>und</strong> archivierte Dokumente:<br />

1. Vor 50 Jahren – Gründung der Forschungsstelle an der DHfK. Gespräch mit Hans Schuster. In:<br />

Beiträge <strong>zur</strong> Sportgeschichte, Heft 22/ 2006, S.32-44<br />

2. Lehnert, A.: Erfahrungen bei der Organisation <strong>und</strong> Leitung interdisziplinärer Forschungsprojekte<br />

im Sport. In: Schriftenreihe Sport. Leistung. Persönlichkeit. Heft 3, S. 85 – 95<br />

3. Gr<strong>und</strong>linie der Forschung <strong>und</strong> Entwicklung im Leistungssport 1984 – 1988. Vorlage für die<br />

Leistungssportkommission der DDR vom 16. 5.1984. BArch. DR5/1476<br />

4. Wikipedia:www.wikipedia.org/Forschungsinstitut_für_Körperkultur_<strong>und</strong>_Sport<br />

2. Deutsche Hochschule für Körperkultur (DHfK)<br />

Von Beginn an verwirklichte die DHfK ihre Aufgaben als zentrale Einrichtung der<br />

Sportwissenschaft in der DDR in Einheit von Lehre <strong>und</strong> Forschung. War in den Anfangsjahren die<br />

Forschung noch auf wenige ausgewählte Themen ausgerichtet, die häufig der Graduierung von<br />

Lehrkräften dienten, so gestaltete sich die Forschungsarbeit mit der 1956 an der DHfK gegründeten<br />

Forschungsstelle zunehmend umfangreicher, komplexer <strong>und</strong> planmäßiger. Die Forschungsstelle<br />

leistete bis 1969 eine wichtige Aufbauarbeit auf dem Gebiet der gesellschaftswissenschaftlichen,<br />

naturwissenschaftlichen <strong>und</strong> sportmethodischen Forschung. Mit der Bildung des FKS veränderten


sich die entsprechenden Aufgaben der DHfK wesentlich. Neben den Forschungsprojekten außerhalb<br />

des Leistungssports (Breitensport, gesellschaftswissenschaftliche Projekte) übernahm die<br />

Hochschule ab 1973 federführend die Verantwortung für die Forschung im<br />

Nachwuchsleistungssport. Darüber hinaus zeichnete sie für die Forschung im Hochleistungs- <strong>und</strong><br />

im Nachwuchsbereich in den Sportspielarten Fußball, Handball, Volleyball <strong>und</strong> im Kanusport<br />

verantwortlich (1). Auftraggeber der Forschung wurden die Leitungen der Sportverbände sowie die<br />

entsprechenden Fachabteilungen des Bereiches Leistungssport im B<strong>und</strong>esvorstand des DTSB.<br />

In den 70er <strong>und</strong> 80er Jahren konzentrierte sich die Forschung im Nachwuchsleistungssport nach S.<br />

Rahn (2) auf fünf große Komplexe, die zunehmend interdisziplinär von Fachkräften aus etwa 10<br />

Wissenschaftsdisziplinen <strong>und</strong> in 16 Sportarten bearbeitet wurden:<br />

1. Sportartspezifische <strong>und</strong> übergreifende Forschungen zum Gr<strong>und</strong>lagen- <strong>und</strong> Aufbautraining<br />

2. Untersuchungen <strong>zur</strong> Gestaltung der Wettkampfsysteme im Kinder- <strong>und</strong> Jugendsport <strong>und</strong> im<br />

Nachwuchsleistungssport, insbesondere der Spartakiadewettkämpfe in der DDR<br />

3. Untersuchungen <strong>zur</strong> Eignung, Sichtung, Auswahl sowie <strong>zur</strong> Erarbeitung von Leistungsnormen<br />

für die ersten beiden Etappen des Nachwuchstrainings. (Als Teil dieses Forschungskomplexes<br />

wurden auch die Querschnitt- <strong>und</strong> Längschnitterhebungen <strong>zur</strong> physischen Entwicklung der jungen<br />

Generation weitergeführt.)<br />

4. Forschungen <strong>zur</strong> erzieherischen Gestaltung des Nachwuchstrainings<br />

5. Untersuchungen <strong>zur</strong> effektiven Leitung des Nachwuchsleistungssports im DTSB.<br />

In Verbindung mit diesen Forschungskomplexen entwickelte sich auch eine bilaterale<br />

Zusammenarbeit zwischen der DHfK <strong>und</strong> der Sporthochschule in Moskau, die sich hauptsächlich<br />

auf die Optimierung des Trainings sowie auf Fragen der Eignung, Sichtung <strong>und</strong> Auswahl<br />

konzentrierte. Zu den oben aufgeführten Schwerpunkten lieferten die Forschungsgruppen der<br />

Hochschule im Verlauf von mehreren Olympiazyklen eine Fülle von Untersuchungsergebnissen,<br />

Lösungsvorschlägen, pädagogischen Handreichungen <strong>und</strong> Konzeptionen, die maßgeblich <strong>und</strong><br />

nachhaltig die Qualität des Nachwuchstrainings, die Weiterentwicklung der Kinder- <strong>und</strong><br />

Jugendspartakiaden, die Einführung der Einheitlichen Sichtung <strong>und</strong> Auswahl (ESA), die Aus- <strong>und</strong><br />

Weiterbildung der Trainer <strong>und</strong> Übungsleiter sowie die Planung <strong>und</strong> Leitung des<br />

Nachwuchsleistungssports beeinflussten. Nach Angaben von Rahn befassten sich über 40 Prozent<br />

der an der DHfK angefertigten bzw. verteidigten Diplomarbeiten, Dissertationen,<br />

Habilitationsschriften <strong>und</strong> weiteren Beleg- <strong>und</strong> Hausarbeiten mit Themen des<br />

Nachwuchsleistungssports.<br />

In diese erfolgreiche Bilanz reihen sich die wissenschaftlichen Ergebnisse der Forschung im<br />

Kanusport ein, die sich durch interdisziplinäre Arbeit, hohe Praxiswirksamkeit, die Nutzung des<br />

Strömungskanals für Kanu-Rennsport in Potsdam <strong>und</strong> eine enge Zusammenarbeit zwischen<br />

Auftragnehmer – der Forschungsgruppe im Wissenschaftsbereich Wasserfahrsport/Touristik - <strong>und</strong><br />

Auftraggeber - dem Deutschen Kanusport Verband - auszeichnete (3).<br />

Auch auf dem Gebiet der Sportspielforschung gab es verstärkte Anstrengungen <strong>und</strong> Fortschritte.<br />

Exemplarisch dafür seien hierzu die Forschungsthemen im Fußball für den Olympiazyklus 1984 –<br />

1988 angeführt (4):<br />

Thema 1: Ermittlung altersbezogenen Komponenten der Schnelligkeitsleistung sowie Erarbeitung<br />

<strong>und</strong> Erprobung trainingsmethodischer Alternativen <strong>zur</strong> Schnelligkeitsentwicklung in typischen<br />

Spielhandlungen des Angriffs- <strong>und</strong> Abwehrverhaltens unter handlungsregulativen Aspekten<br />

Thema 2: Entwicklung <strong>und</strong> Diagnostik der fußballspezifischen lokomotorischen Schnelligkeit unter<br />

Beachtung von Handlungen auf engstem Raum<br />

Thema 3: Untersuchungen <strong>zur</strong> Leistungssteigerung von Auswahlkadern in Vorbereitung auf<br />

entscheidende Höhepunkte des Fußballsports (WM 1986,<br />

OS 1988)<br />

Thema 4: Untersuchungen des Einfluss von Lebensbedingungen <strong>und</strong> leistungssportgerechter<br />

Lebensführung auf das Leistungsverhalten von Auswahlkadern der Altersklasse 15/16.


Auftraggeber DFV der DDR<br />

Auftragnehmer DHfK, Sektion IV, Forschungsgruppe Fußball<br />

Forschungskapazität: 9 VbE (Vollbeschäftigteneinheiten)<br />

In der Gr<strong>und</strong>linie für die Forschung im Leistungssport für den Olympiazyklus 1984 bis 1988 wurde<br />

die besondere Verantwortung der Leitung der DHfK <strong>und</strong> der zuständigen Forschungsgruppen für<br />

die Sportspielforschung <strong>und</strong> deren höhere wissenschaftliche Leistungsfähigkeit hervorgehoben. Als<br />

weitere hauptsächliche Aufgaben in dieser Zeitspanne nannte die Gr<strong>und</strong>linie die Bearbeitung von<br />

Gr<strong>und</strong>fragen des langfristigen Leistungsaufbaus, die stärkere Orientierung der Forschung auf das<br />

Aufbautraining sowie die Umsetzung der weiterentwickelten Konzeption für die Eignungs- <strong>und</strong><br />

Auswahlforschung.<br />

Bekanntlich wurde die DHfK als weltweit anerkannte Lehr- <strong>und</strong> Forschungsstätte 1990<br />

„abgewickelt“. Eine ernsthafte Prüfung ihrer umfangreichen Ergebnisse in Lehre <strong>und</strong> Forschung,<br />

Wissenschaftsentwicklung <strong>und</strong> Wissenschaftsorganisation erfolgte nicht. Die Arbeit der etwas mehr<br />

als 1000 Mitarbeiter fand nicht die verdiente Anerkennung, sondern wurde diskreditiert.*****<br />

Proteste von Persönlichkeiten des In- <strong>und</strong> Auslandes blieben unbeachtet. Die Gründe für die<br />

Auflösung der DHFK bestanden offensichtlich in politischen Motiven, im Konkurrenzdenken <strong>und</strong><br />

in einer von Arroganz geprägten Haltung der Verantwortlichen.<br />

Literatur <strong>und</strong> archivierte Dokumente:<br />

Lehmann, G., Kalb, L., Rogalski, N., Schröter, D., Wonneberger, G. (Hrsg.): Deutsche Hochschule<br />

für Körperkultur Leipzig 1950 – 1990.Meyer & Meyer Verlag, Aachen, 2007<br />

Schumann, K. (Hrsg.): DHfK – Leipzig 1950 – 1990 Chronologie einer weltbekannten<br />

Sporthochschule <strong>und</strong> das abrupte Ende ihrer Geschichte. DSV – Deutscher Sportverlag Köln, 2003<br />

Rahn, S.: Forschung im Nachwuchsleistungssport. In: Lehmann, G., Kalb, L., Rogalski, N.,<br />

Schröter, D., Wonneberger, G. (Hrsg.): Deutsche Hochschule für Körperkultur Leipzig 1950 –<br />

1990.Meyer & Meyer Verlag, Aachen, 2007, S. 391 -403<br />

Lenz, J.: Der Wissenschaftsbereich Wasserfahrsport/Touristik. In: Lehmann, Kalb, Rogalski,<br />

Schröter, Wonneberger Hrsg.): Deutsche Hochschule für Körperkultur Leipzig 1950 . 1990. Meyer<br />

& Meyer Verlag, Aachen 2007, S.: 367 – 378<br />

Gr<strong>und</strong>linie der Forschung im Leistungssport 1984 – 1988. BArch. DR 5/1476, S. 28-29<br />

Gras, F.: Zur Lebensweise <strong>und</strong> Persönlichkeitsentwicklung von Leistungssportlern. In:Theorie <strong>und</strong><br />

Praxis der Körperkultur, 1976,Heft 5, S. 336 - 340<br />

Siehe auch Wikipedia:www.wikipedia.org/Deutsche_Hochschule_für-Körperkultur<br />

3. Zentralinstitut <strong>und</strong> Hauptberatungsstellen des Sportmedizinischen Dienstes<br />

Der bereits 1963 auf der Gr<strong>und</strong>lage eines Beschlusses der Regierung gebildete Sportmedizinische<br />

Dienst der DDR (SMD) hatte vor allem die Hauptaufgabe, die sportmedizinische Betreuung der<br />

Sport treibenden Bevölkerung zu gewährleisten. So hatte jeder organisiert Sporttreibende das Recht<br />

<strong>und</strong> auch die Verpflichtung sich einmal jährlich sportärztlich untersuchen zu lassen. Über diesen<br />

Schwerpunkt hinaus übernahm der Dienst laut Statut auch die Aufgabe „sportmedizinische Themen<br />

im Rahmen staatlicher Forschungspläne“ zu bearbeiten (1). Den Sportärztlichen<br />

Hauptberatungsstellen sowie dem Zentralinstitut des SMD in Kreischa bei Dresden fiel in den<br />

Folgejahren die Verwirklichung dieser Aufgabe zu, während die Leitung des Dienstes die Führung<br />

<strong>und</strong> Koordinierung der entsprechenden Forschungsvorhaben gewährleistete.<br />

Über mehrere Olympiazyklen stand dabei das übergreifende Forschungsthema „Steigerung der<br />

Belastbarkeit des Stütz- <strong>und</strong> Bewegungssystems“ (SBS) im Mittelpunkt. In Kooperation mit dem<br />

FKS <strong>und</strong> der DHfK übernahm das Zentralinstitut des SMD federführend die Bearbeitung dieses für<br />

die Optimierung der Trainingsgestaltung, der Prophylaxe <strong>und</strong> der Wiederherstellung der Sportler so<br />

bedeutsamen Themas. Mit dem Ziel den Wirkungsgrad spürbar zu erhöhen, wurden ab 1980 in


Kreischa weitere sportmedizinische <strong>und</strong> sportmethodische Fachkräfte eingesetzt, die<br />

Voraussetzungen hinsichtlich der Erfassungs-, Rechen- <strong>und</strong> Auswertetechnik verbessert sowie eine<br />

neuartige Messplattform <strong>und</strong> entsprechende Untersuchungsmethoden entwickelt. Die drei<br />

Wissenschaftseinrichtungen konzentrierten sich auf abgestimmte Forschungsschwerpunkte.<br />

Während Kreischa für die Vorbereitung von wissenschaftlich begründeten Prophylaxe- <strong>und</strong><br />

Therapieprogrammen sowie für Maßnahmen <strong>zur</strong> Wiederherstellung des Stütz- <strong>und</strong><br />

Bewegungssystems nach hohen Belastungen verantwortlich zeichnete, konzentrierte sich das FKS<br />

auf die epidemiologische Erforschung der Ursachen von SBS-Schädigungen <strong>und</strong> die dazu<br />

erforderlichen diagnostischen Verfahren. Die Spezialisten der DHFK erk<strong>und</strong>eten mit ihren<br />

Untersuchungen wesentliche Anpassungsmechanismen des Stütz- <strong>und</strong> Bewegungssystems <strong>und</strong><br />

wirkten dabei mit medizinischen Einrichtungen außerhalb des Sports zusammen (2). Im Ergebnis<br />

dieses Vorgehens entstanden für Sportler, Trainer <strong>und</strong> Sportärzte wichtige trainingsmethodische<br />

Empfehlungen für eine optimale Belastungsgestaltung <strong>und</strong> Standards für die Prophylaxe des SBS,<br />

die in allen Trainingsetappen <strong>und</strong> in allen Sportarten konsequent angewendet werden sollten.<br />

Über dieses wichtige übergreifende Thema hinaus zeichneten der SMD <strong>und</strong> sein Zentralinstitut<br />

auch für die sportspezifische Forschung im Marathonlauf <strong>und</strong> im Gehen sowie im Biathlon<br />

verantwortlich. Auftraggeber waren der Leichtathletikverband <strong>und</strong> der Skilaufverband. Bei<br />

Anerkennung der sportmedizinischen Ergebnisse in der prozessbegleitenden Leistungsdiagnostik,<br />

zeigten sich in den 80er Jahren zunehmend auch Schwächen in der trainingsmethodischen<br />

Bearbeitung der Projekte. Es fehlte neben den vorhandenen Sportmedizinern insbesondere an<br />

Trainingsmethodikern <strong>und</strong> an einer modernen spezifischen Mess- <strong>und</strong> Untersuchungsbasis (mit<br />

kippbaren Laufbändern <strong>und</strong> rechnergestützten Biotestgeräten) in oder in der Nähe von Kreischa.<br />

Über diese Hauptprojekte des Zentralinstituts hinaus, wirkten mehrere Sportärztliche<br />

Hauptberatungsstellen der Bezirke (u. a. Berlin, Leipzig, Rostock) an weiteren Forschungsthemen<br />

des Leistungssports mit. Die Übernahme der sportartspezifischen Forschung <strong>und</strong> der Aufbau einer<br />

Forschungsgruppe im Eisschnelllauf durch die SHB der Sportvereinigung Dynamo soll an dieser<br />

Stelle genannt <strong>und</strong> positiv hervorgehoben werden.<br />

Das am Zentralinstitut in Kreischa bestehende Doping-Kontroll-Labor befasste sich<br />

schwerpunktmäßig mit der Analyse von Dopingkontrollproben anlässlich von wichtigen nationalen<br />

<strong>und</strong> internationalen Wettkämpfen, mit so genannten Ausreisekontrollen von Athleten der DDR<br />

sowie mit der Weiterentwicklung der Dopinganalytik. 1977 erhielt das Labor den Status eines<br />

selbstständigen Labors <strong>und</strong> entwickelte sich zu einem international anerkannten Kontrolllabor,<br />

ausgestattet mit modernster Untersuchungstechnik. Neben dem Argument, dass das in der DDR für<br />

alle Bereiche des Sports aufgebaute System der sportmedizinische Betreuung nicht in die Strukturen<br />

der BRD passen würde <strong>und</strong> keineswegs finanzierbar sei, waren es auch die von den Medien ständig<br />

verbreiteten Un- <strong>und</strong> Halbwahrheiten über ein flächendeckendes, sportmedizinisch gestütztes<br />

Doping, die zu einer rigorosen Beseitigung der Sportmedizin insgesamt führten. Alle in der DDR<br />

bestandenen 227 sportärztlichen Beratungsstellen in den Kreisen <strong>und</strong> Bezirken wurden aufgelöst,<br />

ebenso das Zentralinstitut des SMD <strong>und</strong> weitere Einrichtungen. Berechtigt spricht der renommierte<br />

Sportmediziner K. Gottschalk von einem in der DDR gewachsenen sportmedizinischen<br />

Betreuungssystem als einer beispielhaften „gesamtgesellschaftlichen Errungenschaft“, die „ab 1990<br />

in den deutschen Einigungsprozess“ eingebracht, „ein gesamtgesellschaftlicher Gewinn von<br />

historischen Wert gewesen“ wäre (3).<br />

Literatur <strong>und</strong> archivierte Quellen:<br />

Statut des Sportmedizinischen Dienstes der DDR vom 1. 9. 1963. In: GBl. 1963 II, Nr. 87, S. 695<br />

Einschätzung der Leistungssportforschung des Zentralinstituts des SMD im Jahr 1986. Vorlage für<br />

die Arbeitsgruppe Wissenschaft vom 3.1.1986. BArch. DR 5/1749<br />

- Gottschalk, K. : Wie die Sportmedizin der DDR „abgewickelt“ wurde. In: Beiträge <strong>zur</strong><br />

Sportgeschichte, Heft 23, 2006, S. 71 – 76


4. Forschungs- <strong>und</strong> Entwicklungsstelle für Sportgeräte (FES)<br />

Als eigenständige Einrichtung <strong>und</strong> unter den Namen „Forschungs- <strong>und</strong> Entwicklungsstelle für<br />

Sportgeräte“ wurde das FES im März 1965 gegründet. Es unterstand dem damaligen Staatlichen<br />

Komitee für Körperkultur <strong>und</strong> Sport beim Ministerrat der DDR <strong>und</strong> hatte seinen Sitz in Berlin-<br />

Schöneweide. Das FES baute dabei auf die seit 1962 bestehende Entwicklungsabteilung für<br />

Sportgeräte der DHfK auf. Die Aufgabenstellung des FES bestand darin, durch eine praxis- <strong>und</strong><br />

vorlaufgerichtete Forschungs- <strong>und</strong> Entwicklungsarbeit in Sportarten, in denen das Sportgerät einen<br />

leistungsmitbestimmenden Einfluss hatte, hochmoderne, dem Welthöchststand entsprechende<br />

Sportgeräte für Training <strong>und</strong> Wettkampf zu entwickeln <strong>und</strong> in Kleinserien zu fertigen. In<br />

Verbindung damit waren die erforderlichen Mess- <strong>und</strong> Rechenverfahren sowie messtechnischen<br />

Systeme zu erarbeiten bzw. aufzubauen. Das FES löste diese Aufgaben gemeinsam mit anderen<br />

Wissenschaftseinrichtungen der Leistungssportforschung sowie durch eine enge Zusammenarbeit<br />

mit Betrieben <strong>und</strong> Kombinaten der Volkswirtschaft der DDR. Schon frühzeitig setzte sich im FES<br />

die Auffassung durch, dass bei der Entwicklung von Sportgeräten vor allem das System von<br />

Sportler <strong>und</strong> Gerät in den Mittelpunkt der Arbeit gestellt werden muss. Vor allem die konsequente<br />

Anwendung dieses Arbeitsprinzips garantierte die Anfertigung optimaler, individuell angepasster<br />

Einzelgeräte von Spitzenniveau in den betreffenden Sportarten.<br />

Bereits in der ersten Hälfte der 60er Jahre begannen die Entwicklungsarbeiten in den<br />

Wasserfahrsportarten Rudern, Kanu <strong>und</strong> Segeln. In diesen Sportarten führte der Ersatz des Holzes<br />

durch glasfaserverstärkte Kunststoffe sowie die Einführung der Leichtbauweise durch die<br />

Sandwichwabentechnologie zu einer deutlichen Verbesserung der Boote in diesen Sportarten.<br />

Ab 1968 kam die Sportart Schlittensport hinzu. Die von der FES entwickelten Einsitzer- <strong>und</strong><br />

Doppelsitzerschlitten bewährten sich überzeugend bei den Olympischen Winterspielen 1972 in<br />

Sapporo - alle in dieser Sportart möglichen Medaillen wurden von den Athleten des DDR-<br />

Verbandes errungen. In den siebziger Jahren erweiterte sich der Kreis der von der FES betreuten<br />

Sportarten um Bobsport <strong>und</strong> Radsport.<br />

Im Zusammenwirken mit dem Kombinat Textimaforschung Malimo gewährleistete das FES in den<br />

achtziger Jahren die zunehmende Anwendung von faserverstärkten Kunststoffen <strong>und</strong> entwickelte<br />

mit dem Scheibenlaufrad <strong>und</strong> dem ersten durch Carbonfasern verstärkten Fahrradrahmen<br />

Rennmaschinen, mit denen die besten Straßenradsportler der DDR bei den Olympischen Spielen<br />

1988 im 100 km Mannschaftszeitfahren zum Sieg fuhren. Im Jahresbericht des FES 1986 wurden<br />

die zum damaligen Zeitpunkt erbrachten wissenschaftlich-technischen Leistungen stichwortartig<br />

wie folgt zusammengefasst:<br />

Schlitten- <strong>und</strong> Bobsport: Kufenwerkstoffe, Bearbeitungsverfahren, Kufenaufhängungen<br />

Rennschlitten,<br />

Rudern: Erprobung neuer Harzsysteme, Konstruktion neuer Ausleger <strong>und</strong> Rollsitze, Riemen <strong>und</strong><br />

Skull aus Plastwerkstoff mit optimierten Parametern,<br />

Kanu: neue Bootsformen, neue Laminataufbauten, verschiedene Paddel,<br />

Segeln: neue Laminate, Masten aus Aluminium <strong>und</strong> Plaste, Untersuchungen <strong>zur</strong> Massenverteilung,<br />

Radsport: Rahmen <strong>und</strong> Scheibenräder aus Plaste (1).<br />

Ende der achtziger Jahre verfügte das FES in Berlin sowie in den Außenstellen Potsdam <strong>und</strong><br />

Niederlehme über 180 Planstellen für Ingenieure, Techniker <strong>und</strong> weitere Mitarbeiter. Nach der<br />

Wende waren natürlich die betreffenden Sportverbände der BRD, der damalige Deutsche Sportb<strong>und</strong><br />

<strong>und</strong> das für den Sport zuständige B<strong>und</strong>esinnenministerium sehr interessiert, die über mehrere<br />

Jahrzehnte so erfolgreich arbeitende FES zu übernehmen. Bei Beibehaltung des Kürzels FES<br />

arbeitet es heute unter dem Namen „Institut für Forschung <strong>und</strong> Entwicklung von Sportgeräten“<br />

umstrukturiert <strong>und</strong> als Teil des Trägervereins IAT/FES e.V. mit 50 Mitarbeitern.


Literatur <strong>und</strong> archivierte Quellen:<br />

Bericht über den Stand der Sicherung der erforderlichen Olympiageräte <strong>und</strong> Materialien in den<br />

Sommersportarten vom 7. 3.1988. BArch. BR 5/1349<br />

Internet www.fes-sport.de/chronik<br />

5. Sektionen für Sportwissenschaften an den Universitäten Berlin, Jena <strong>und</strong> Halle sowie weitere<br />

Einrichtungen<br />

Von den acht an Universitäten in der DDR bestehenden Sektionen für Sportwissenschaften (SSW),<br />

deren hauptsächliche Aufgabe in der Ausbildung von Sportlehrern für die Schule bestand, waren<br />

drei als Kooperationspartner in der Leistungssportforschung tätig. Es waren die Sektionen an der<br />

Humboldt-Universität Berlin im Rudersport, an der Friedrich-Schiller -Universität Jena im<br />

Schlitten- <strong>und</strong> Bobsport sowie an der Martin-Luther-Universität in Halle im Sprintbereich der<br />

Leichtathletik. Im Zusammenwirken mit den entsprechenden Sportverbänden <strong>und</strong> weiteren<br />

Kooperationspartnern leisteten diese SSW über Jahre eine erfolgreiche sportartspezifische<br />

wissenschaftliche Arbeit. Themenumfang <strong>und</strong> Wirkungsgrad dieser Arbeit wiesen dabei<br />

Unterschiede auf.<br />

ImRudern gab es die einmalige Lösung, dass der Sportverband Auftraggeber <strong>und</strong> zugleich auch<br />

Auftragnehmer der sportartspezifischen Forschung war. Nachdem sich zeigte, dass das WZ des<br />

DRSV, neben den für alle Wissenschaftlichen Zentren gültigen Aufgaben, mit der Organisation <strong>und</strong><br />

Koordination der Forschung zunehmend überfordert war, wurde Anfang der achtziger Jahre ein<br />

eigenständiger Bereich Forschung <strong>und</strong> Entwicklung im Rudersportverband gebildet. Er<br />

gewährleistete im Auftrage der Leitung des Verbandes die Zusammenarbeit mit den in die<br />

„Kooperationsforschung Rudern“ einbezogenen wissenschaftlichen, sportmedizinischen <strong>und</strong><br />

technischen Einrichtungen. Wichtige Partner waren die Sektion Sportwissenschaft der Berliner<br />

Humboldt-Universität, die Sportärztlichen Hauptberatungsstellen Berlin <strong>und</strong> der Sportvereinigung<br />

Dynamo, die Wissenschaftsdisziplin Rudern an der DHFK sowie die FES. Die SSW bearbeitete<br />

vorrangig erziehungswissenschaftliche, trainingsmethodische <strong>und</strong> biomechanische Themen im<br />

Hochleistungsbereich. Sportmedizinische Fragestellungen wurden durch Mitarbeiter der<br />

Sportärztlichen Beratungsstellen Berlin <strong>und</strong> der Sportvereinigung Dynamo untersucht. Die<br />

Spezialisten der DHfK forschten im Nachwuchsbereich zum Thema „Optimierung des<br />

Trainingsprozesses im Rudern unter besonderer Berücksichtigung der Entwicklung des technischkoordinativen<br />

Faktors“. Und das FES zeichnete in Partnerschaft mit dem VEB Yachtwerft Berlin<br />

für die Entwicklung <strong>und</strong> Fertigung der Boote der Olympiaflotte verantwortlich. Die<br />

trainingsmethodische Forschung konzentrierte sich schwerpunktmäßig auf analytische <strong>und</strong><br />

experimentelle Untersuchungen, auf die komplexe Leistungsdiagnostik, auf Leistungstests im<br />

Ruderergometer <strong>und</strong> auf Messbootfahrten. Es entstand eine über viele Jahre effektive<br />

interdisziplinäre Forschung mit einem hohen Wirkungsgrad auf die Trainings- <strong>und</strong><br />

Leistungsentwicklung.<br />

Auch im Schlitten- <strong>und</strong> Bobsport entwickelte sich unter Führung des Sportverbandes eine<br />

leistungsfähige interdisziplinäre Forschung. Träger der beiden Forschungsgruppen Schlittensport<br />

<strong>und</strong> Bobsport war die SSW Jena. Außerdem bestand eine dritte Forschungsgruppe, die im<br />

Schlittensport Probleme des Nachwuchstrainings sowie der Sichtung, Eignung <strong>und</strong> Auswahl<br />

untersuchte. Die Sektion setzte dafür Wissenschaftler <strong>und</strong> Forschungsstudenten ein, die sowohl<br />

trainingsmethodische, mathematisch-biomechanische als auch sportmedizinische Aspekte zu<br />

ausgewählten Fragestellungen bearbeiteten. Im Zeitraum 1984 – 1988 standen zum Beispiel im<br />

Bobsport folgende Themen im Mittelpunkt:<br />

Thema 1: Untersuchungen <strong>zur</strong> Weiterentwicklung der Fahrtechnik <strong>und</strong> des bobspezifischen<br />

Fahrtrainings<br />

Thema 2: Untersuchungen <strong>zur</strong> Startphase <strong>und</strong> <strong>zur</strong> Weiterentwicklung des Kraft- <strong>und</strong> des<br />

Sprinttrainings<br />

Thema 3: Untersuchungen <strong>zur</strong> Periodisierung <strong>und</strong> <strong>zur</strong> Belastungsgestaltung


Thema 4: Optimierung der komplexen Leistungsdiagnostik <strong>und</strong> der Arbeit mit Leistungsprognosen<br />

Auftraggeber: DSBV der DDR<br />

Auftragnehmer: Friedrich-Schiller-Universität Jena, Sektion Sportwissenschaft, Forschungsgruppe<br />

Bobsport, Forschungskapazität: 5,4 Vollbeschäftigte<br />

Die Felduntersuchungen fanden zumeist auf der Schlitten- <strong>und</strong> Bobbahn in Oberhof statt - hier hatte<br />

auch das Wissenschaftliche Zentrum seinen Sitz. Wie im Rudern, so besaß die Entwicklung <strong>und</strong><br />

Fertigung modernster Trainings- <strong>und</strong> Wettkampfgeräte auch im Schlitten- <strong>und</strong> Bobsport höchste<br />

Priorität. Diese Aufgaben wurden gleichfalls über mehrere Olympiazyklen sehr erfolgreich durch<br />

die Forschungs- <strong>und</strong> Entwicklungsstelle in Berlin gelöst.<br />

Verglichen mit den Bedingungen <strong>und</strong> Ergebnissen der SSW im Rudern <strong>und</strong> im Schlitten- <strong>und</strong><br />

Bobsport waren die Voraussetzungen für eine leistungswirksame Forschung im leichtathletischen<br />

Sprint <strong>und</strong> Hürdenlauf durch die SSW in Halle bescheidener. Der Mangel an Trainingsmethodikern<br />

<strong>und</strong> das Fehlen einer modern ausgestatteten Untersuchungs- <strong>und</strong> Messbasis (vorgesehen an der<br />

Sportschule Kienbaum) schränkten von Beginn an die Leistungsfähigkeit der Forschung ein (Vgl.:<br />

Protokoll der AG Wissenschaft vom 29. 5. 1989). Die Einbindung der Forschungsgruppe in<br />

Lehrgänge der Auswahlkader <strong>und</strong> dort durchgeführte Leistungstests <strong>und</strong><br />

Trainingsmitteluntersuchungen erwiesen sich als nützlich <strong>und</strong> förderten insbesondere den Wissens-<br />

<strong>und</strong> Erfahrungsaustausch der Trainer <strong>und</strong> Wissenschaftler.<br />

Für die Forschungsarbeit im Segeln konnte die Ingenieurschule für Seefahrt (IHS) in<br />

Warnemünde/Wustrow als Auftragnehmer gewonnen werden. Weitere Kooperationspartner waren<br />

das Wissenschaftliche Zentrum des Verbandes, die Wissenschaftsdisziplin Segeln der DHfK, die<br />

Sportärztliche Beratungsstelle Rostock sowie die FES als Auftragnehmer für die Boots- <strong>und</strong><br />

Geräteentwicklung. Ungeachtet mancher personeller <strong>und</strong> auch räumlicher Probleme an der IHS<br />

stellten sich die einbezogenen Wissenschaftler <strong>und</strong> Techniker engagiert einer Reihe von Themen,<br />

wie der Ermittlung von leistungsbestimmenden Faktoren <strong>zur</strong> Verbesserung des Trainings, der<br />

Objektivierung der segelsportlichen Leistung im Training <strong>und</strong> im Wettkampf, der Steuerung der<br />

psychophysischen Trainings- <strong>und</strong> Wettkampfbelastung oder der Gewinnung sportartspezifischer<br />

Kenntnisse über örtliche Strömungen in der Luft <strong>und</strong> im Wasser sowie den Möglichkeiten ihrer<br />

meteorologischen Voraussage. Über die Optimierung der Boote <strong>und</strong> des Materials wurden im<br />

Abschnitt FES bereits Angaben gemacht.<br />

ImSportschießen entstand durch die aktive <strong>Unterstützung</strong> der <strong>Gesellschaft</strong> für Sport <strong>und</strong> Technik<br />

(GST) <strong>und</strong> des Sportschützen-Verbandes eine personell <strong>und</strong> gerätetechnisch relativ gut ausgestattete<br />

Forschungsbasis. Auch die Sportclubs der GST verfügten über eine relativ umfangreiche<br />

Ausstattung an Messgeräten, die eine den Trainingsprozess begleitende Objektivierung einzelner<br />

leistungsbestimmender Faktoren ermöglichten. Träger der Forschung war eine Gruppe mit 10<br />

wissenschaftlichen <strong>und</strong> wissenschaftlich-technischen Mitarbeitern. Zwei Schwerpunkte standen für<br />

den Zeitraum 1984 bis 88 im Mittelpunkt der sportartspezifischen Forschung:<br />

- Beschleunigte Heranführung junger, talentierter Schützen durch Untersuchungen zu Lerninhalten,<br />

methodischen Reihen <strong>und</strong> <strong>zur</strong> Steuerung des motorischen Lernens im mehrjährigen<br />

Leistungsaufbau von Sportschützen.<br />

Leistungsobjektivierung <strong>zur</strong> Ausprägung der individuell optimalen Technikvariante der<br />

Spitzenkader in den Disziplinen Gewehr, Freie Pistole <strong>und</strong> Laufende Scheibe.<br />

In Verbindung damit galt es, die umfangreich erhobenen Leistungsdaten verstärkt mit dem<br />

durchgeführten Training zu vergleichen <strong>und</strong> die Wechselwirkungen zwischen Ursache <strong>und</strong> Wirkung<br />

zu ermitteln. Durch zusätzliche psychologische <strong>und</strong> sportmedizinische Untersuchungen sollte die<br />

Forschung komplexer <strong>und</strong> interdisziplinär ausgerichtet werden. (Vgl. Vorlage der Abteilung<br />

Leistungssport des Zentralvorstandes der GST vom 28.1.1983 an die AG Wissenschaft).<br />

6. Wissenschaftliche Zentren der Sportverbände (WZ)<br />

Die wachsende inhaltlich-methodische Verantwortung der Sportverbände im DTSB für die<br />

Ausbildung <strong>und</strong> Erziehung der Leistungssportler <strong>und</strong> ihr Zusammenwirken mit den vorhandenen<br />

sportwissenschaftlichen Einrichtungen machte es bereits in den sechziger Jahren notwendig, bei den


Sportverbänden entsprechende Arbeitsorgane zu schaffen. Im Leistungssportbeschluss vom 10. 8.<br />

1965 hieß es dazu: „Zur Verstärkung der sportartspezifischen wissenschaftlichen Arbeit,<br />

insbesondere der Forschung, der Verbesserung der Informations- <strong>und</strong> Dokumentationstätigkeit<br />

sowie der sportfachlichen Qualifizierung des Lehrkaders sind in den olympischen Sportverbänden<br />

im Zeitraum 1965/66 wissenschaftliche Zentren aufzubauen, die je nach der Größe des Verbandes<br />

mit einer entsprechenden Anzahl von wissenschaftlichen <strong>und</strong> technischen Mitarbeitern besetzt<br />

werden“(1). Nach dem Beschluss sollten die Zentren ursprünglich auch die sportartspezifische<br />

Forschung aufbauen <strong>und</strong> tragen. Diese Festlegung wurde später als unrealistisch korrigiert, hätte<br />

doch eine derartige Lösung zu einer Zersplitterung der vorhandenen begrenzten Kapazitäten sowie<br />

zu einer Aufspaltung der Forschung zu übergreifenden Fragen auf das damalige Staatliche Komitee<br />

für Körperkultur <strong>und</strong> die DHfK <strong>und</strong> <strong>zur</strong> sportartspezifischen Forschung auf die Sportverbände des<br />

DTSB <strong>und</strong> deren WZ geführt. Künftig wirkten die Wissenschaftlichen Zentren vor allem als<br />

„wissenschaftlich-operative Arbeitsorgane der Sportverbände“(2). Sie waren für die breite<br />

Umsetzung des wissenschaftlich-methodischen Fortschritts in den jeweiligen Sportverbänden<br />

zuständig. Das schloss solche Aufgaben wie die zentrale Planung <strong>und</strong> Analyse des Trainings <strong>und</strong><br />

der Leistungsentwicklung der Auswahl- <strong>und</strong> Nachwuchskader, die Heranführung der Trainer an<br />

schöpferische wissenschaftliche Arbeit, die Verallgemeinerung des Erfahrungswissens der Trainer,<br />

die Organisation ihrer regelmäßigen fachlichen Weiterentwicklung <strong>und</strong> die Erarbeitung <strong>und</strong><br />

Nutzung von Bild-, Film- <strong>und</strong> Videomaterial ein. Gegenüber den bei den<br />

Wissenschaftseinrichtungen bestehenden sportartspezifischen Forschungsgruppen nahmen die WZ<br />

im Auftrag der jeweiligen Verbandsleitungen auch Rechte <strong>und</strong> Pflichten des Auftraggebers wahr.<br />

Sie zeichneten für „die Koordinierung der sportartspezifischen Forschung“ <strong>und</strong> für die wirksame<br />

Umsetzung der Ergebnisse der Forschung gemeinsam mit den Forschungspartnern verantwortlich.<br />

Sie wirkten an den zu erarbeitenden Leistungsverträgen <strong>und</strong> Forschungskonzeptionen mit,<br />

bereiteten gemeinsame Ergebniskonferenzen vor, unterstützten die Vorbereitung <strong>und</strong> Durchführung<br />

von Trainingsexperimenten mit Sportlern der Verbände <strong>und</strong> wirkten bei der Entwicklung neuer<br />

Trainings-, Wettkampf- <strong>und</strong> Messgeräte mit.<br />

In den achtziger Jahren bestanden in den schwerpunktmäßig geförderten olympischen Sommer- <strong>und</strong><br />

Wintersportarten 20 Wissenschaftliche Zentren. Sie verfügten über 145 Planstellen für Trainer <strong>und</strong><br />

Mitarbeiter sowie über 48 Planstellen für wissenschaftlich technische Kräfte.<br />

Literatur <strong>und</strong> archivierte Quellen:<br />

1. Beschluss vom 10.08.1965 „Weitere Entwicklung des Leistungssports bis 1972“<br />

Quelle: BArch. SAPMO DY 30/J/IV 2/2, S. 22-23<br />

2. Beschluss des Sekretariats des DTSB über die WZ-Arbeit vom 10.06.1981<br />

Quelle: BArch. SAPMO DY 12/12338, S. 1-5<br />

3. Zur Leitung <strong>und</strong> Planung der Leistungssportforschung<br />

Wie im Abschnitt 2, so konzentrieren sich unsere Aussagen <strong>zur</strong> Leitung, Planung <strong>und</strong> Organisation<br />

auf die Forschung im Leistungssport. Planungs- <strong>und</strong> Leitungsaspekte der Entwicklung von Mess-<br />

<strong>und</strong> Sportgeräten sowie von Sportartikeln wurden berücksichtigt, sofern sie in engem<br />

Zusammenhang <strong>zur</strong> (sportwissenschaftlichen) Forschung standen. Unsere Ausführungen stützen<br />

sich, neben den eigenen Kenntnissen <strong>und</strong> Erfahrungen, vor allem auf die in den achtziger Jahren<br />

gültigen Beschlüsse <strong>zur</strong> Forschung im Leistungssport, insbesondere auf die bestehenden<br />

Forschungsordnungen. Diese Ordnungen sollten einen weitgehend einheitlichen <strong>und</strong> effizienten<br />

Ablauf der Forschung, ihrer Planung <strong>und</strong> Leitung gewährleisten. Auf einen Beschluss der<br />

Leistungssportkommission <strong>zur</strong>ückgehend, entstand eine erste „Ordnung der Forschung“ im Jahr<br />

1966. In größeren Zeitabständen wurden diese Ordnungen überarbeitet bzw. neu verfasst. Wir<br />

stützen uns vorwiegend auf den 1988 in der Diskussion befindlichen Entwurf der „Ordnung für<br />

Forschung <strong>und</strong> Entwicklung im Leistungssport“ vom 21. 4. 1988 (15).<br />

Die Leitung <strong>und</strong> Planung der Forschung im Leistungssport umfasste im wesentlichen die


Festlegung der Ziele <strong>und</strong> Aufgaben, der Kräfte, Mittel <strong>und</strong> Verantwortlichkeiten für die Forschung<br />

sowie die Regelung, Organisation <strong>und</strong> Optimierung der Forschungstätigkeit <strong>und</strong> der Kooperation<br />

der in die Forschung einbezogenen Wissenschaftseinrichtungen <strong>und</strong> wissenschaftlichen Gremien. In<br />

unseren Darlegungen konzentrieren wir uns auf vier Komplexe.<br />

Forschung mit Auftraggebern <strong>und</strong> Auftragnehmern<br />

Was die Zusammenarbeit von Forschern <strong>und</strong> Technikern mit den Vertretern der Sportpraxis <strong>und</strong> die<br />

Bildung entsprechender Kollektive betrifft, so hatte sich über Jahre eine vertragsgeb<strong>und</strong>ene<br />

Gemeinschaftsarbeit von Auftragnehmern <strong>und</strong> Auftraggebern entwickelt <strong>und</strong> bewährt. Sie baute auf<br />

Erfahrungen der Forschungskooperation zwischen der Akademie der Wissenschaften <strong>und</strong> der<br />

Universitäten <strong>und</strong> Hochschulen mit den Kombinaten <strong>und</strong> Betrieben in der DDR auf. Die<br />

entsprechenden Verträge enthielten Vereinbarungen über die gemeinschaftliche Lösung der<br />

Aufgaben, über die Organisation der Gemeinschaftsarbeit <strong>und</strong> über die Bildung gemeinsamer<br />

Forschungs-, Entwicklungs- oder Überführungskollektive. Sie umfassten alle Arbeitsphasen des<br />

Forschungsprozesses, von der Planung der Aufgaben, über die Realisierung <strong>und</strong> Abrechnung bis hin<br />

<strong>zur</strong> Überführung der Ergebnisse in die Praxis. Diese Verträge bildeten die Arbeits- <strong>und</strong> zugleich<br />

auch Abrechnungsbasis für den vereinbarten Vertragszeitraum. Die Forschung im Sport baute auf<br />

diesen Erfahrungen auf.<br />

Die oben genannte Forschungsordnung definierte die Rechte <strong>und</strong> Pflichten der beiden Seiten wie<br />

folgt:<br />

Dem Auftraggeber obliegt:<br />

„- die Bestimmung der Richtungen von Forschung <strong>und</strong> Entwicklung im Leistungssport sowie die<br />

Erteilung der Aufträge (Inhalte, Parameter, Stückzahlen, Ecktermine)<br />

- die Mitwirkung bzw. Abstimmung bei der Erarbeitung der Konzeptionen <strong>und</strong> Pflichtenhefte<br />

- die Bestätigung <strong>und</strong> Abrechnung der Aufträge <strong>und</strong> Verträge<br />

- die Sicherung entsprechender Bedingungen für die Realisierung der Aufgaben im<br />

Verantwortungsbereich bzw. die gemeinsame Realisierung von Forschungs- <strong>und</strong><br />

Entwicklungsaufgaben <strong>und</strong> ihre Abrechnung<br />

- die Überführung der Ergebnisse in die Praxis<br />

- die Festlegung des Geheimhaltungsgrades entsprechender Dokumente <strong>und</strong> Materialien bzw.<br />

Geräte.“<br />

Dem Auftragnehmer obliegt:<br />

„- die Erarbeitung der Forschungsrichtungen bzw. Entwicklungsaufgaben im Planungszeitraum, der<br />

Ausarbeitung der Konzeption, Verträge, Pflichtenhefte<br />

- der effektive Einsatz der personellen, materiellen <strong>und</strong> finanziellen Fonds <strong>zur</strong> Erzielung<br />

wissenschaftlicher <strong>und</strong> wissenschaftlich-technischer Spitzenleistungen<br />

- die Gewinnung von Kooperationspartnern<br />

- die qualitäts- <strong>und</strong> termingerechte Erfüllung bzw. mit den Praxispartnern gemeinsame Erfüllung<br />

von Forschungs- <strong>und</strong> Entwicklungsaufgaben sowie von Verträgen <strong>und</strong> ihre Abrechnung<br />

- die planmäßige Überführung der Ergebnisse in die Praxis gemeinsam mit dem Praxispartner bis zu<br />

dem vertraglich festgelegten Endergebnis<br />

- die Neuerer- <strong>und</strong> Schutzrechtstätigkeit auf der Gr<strong>und</strong>lage der gültigen gesetzlichen Regelungen<br />

<strong>und</strong> Weisungen…..<strong>zur</strong> Erhöhung von Niveau <strong>und</strong> Effektivität wissenschaftlich-technischer<br />

Leistungen sowie den patentrechtlichen Schutz der Entwicklungsergebnisse entsprechend den<br />

gesetzlichen Bestimmungen“.******<br />

Wie bereits erläutert, war der DTSB hauptsächlicher Auftraggeber der Forschungs- <strong>und</strong><br />

Entwicklungsvorhaben im Leistungssport. In der Regel nahmen Vizepräsidenten, Abteilungsleiter<br />

<strong>und</strong> die Generalsekretäre der Sportverbände die Funktion als Auftraggeber wichtiger<br />

Forschungsprojekte <strong>und</strong> -themen wahr. Eine Analyse des Themenplanes <strong>zur</strong> Gr<strong>und</strong>linie für<br />

Forschung <strong>und</strong> Entwicklung im Leistungssport für den Zeitraum 1980 – 1984 (16) ergab zum<br />

Beispiel, dass etwas mehr als 70 % aller Auftraggeber durch die Sportverbände <strong>und</strong> weitere 24,6 %


durch die Bereiche <strong>und</strong> Abteilungen des B<strong>und</strong>esvorstandes des DTSB gestellt wurden. Darüber<br />

hinaus übernahmen auch die <strong>Gesellschaft</strong> für Sport <strong>und</strong> Technik (Sportschießen), der<br />

Sportmedizinische Dienst <strong>und</strong> die DHfK die Aufgaben des Auftraggebers für einzelne<br />

Forschungsprojekte. Bei den Auftragnehmern standen die Hochschule für Körperkultur (44,8 %)<br />

<strong>und</strong> das Forschungsinstitut (36,2 %) an der Spitze, wobei das FKS zumeist federführend die<br />

Verantwortung für die großen Komplexthemen des Hochleistungssports trug. Der<br />

Sportmedizinische Dienst <strong>und</strong> die Sportwissenschaftlichen Sektionen der Universitäten wiesen ein<br />

Anteil von jeweils 5,2 Prozent auf. Bei der Planung der wissenschaftlich-technischen<br />

Entwicklungsaufgaben übernahm vor allem das Staatssekretariat für Körperkultur <strong>und</strong> Sports mit<br />

seinen Bereichen <strong>und</strong> Abteilungen sowie eine Reihe von Sportverbänden, in denen das<br />

Wettkampfgerät einen die sportliche Leistung mitbestimmenden Einfluss hatte, die Verantwortung<br />

als Auftraggeber.<br />

Über die Vorzüge dieser Gemeinschaftsarbeit von Wissenschafts- <strong>und</strong> Praxispartnern haben wir uns<br />

teilweise schon in den Abschnitten 1. <strong>und</strong> 2. geäußert. Sie stärkte das Interesse <strong>und</strong> die gemeinsame<br />

Verantwortung für die wissenschaftliche Arbeit <strong>und</strong> die vereinbarten Forschungsaufgaben, sie<br />

erleichterte den Wissenschaftlern den Zugang <strong>zur</strong> Sportpraxis <strong>und</strong> zu dem Erfahrungsschatz der<br />

Praktiker wie auch umgekehrt <strong>und</strong> sie unterstützte maßgeblich die schnelle <strong>und</strong> konsequente<br />

Überführung der gewonnenen Ergebnisse in die Praxis. In den 80er Jahren wurde zunehmend auch<br />

darüber diskutiert, ob diese auftragsgeb<strong>und</strong>ene Forschung nicht noch effizienter gestaltet werden<br />

könnte, wenn sie, wie in der Akademie- <strong>und</strong> Hochschulforschung mit den Kombinaten <strong>und</strong><br />

Betrieben, nach den Prinzipien der wirtschaftlichen Rechnungsführung gestaltet würde. Das hätte<br />

bedeutet, dass der Auftraggeber dem Auftragnehmer die Forschungsleistungen direkt bezahlt. Da im<br />

Bereich des Sports sowohl das Staatssekretariat für Körperkultur <strong>und</strong> Sport als auch der DTSB<br />

seine finanziellen Mittel vorrangig aus dem Staatshaushalt erhielt, hätte das lediglich zu einer mit<br />

hohen bürokratischen Aufwand verb<strong>und</strong>enen Umschichtung der Finanzmittel von einer Hand in die<br />

andere geführt. Es blieb also bei einer Finanzierung der Forschung aus dem Mitteln des<br />

Staatshaushaltes auf der Gr<strong>und</strong>lage der jährlichen Haushalts- <strong>und</strong> Finanzpläne der Einrichtungen.<br />

Anders war die Lage auf dem Sektor der Entwicklung <strong>und</strong> des Baus von wissenschaftlichtechnischen<br />

Geräten. Sofern sie durch Verträge mit Herstellern <strong>und</strong> Betrieben außerhalb des Sports<br />

vereinbart wurde, erfolgte die Finanzierung durch den Auftraggeber aus dem Sport bzw. der<br />

Sportwissenschaft.<br />

Zur Planung der Leistungssportforschung<br />

Die Planung der Forschungsaufgaben <strong>und</strong> -themen vollzog sich allgemein in drei Schritten: die<br />

Auswahl, die Beratung <strong>und</strong> die Bestätigung der Themen. Der Forschungsordnung nach bestand eine<br />

der wichtigsten Aufgaben des Auftraggebers in der Bestimmung der Richtungen der Forschung,<br />

während der Auftragnehmer für die Ausarbeitung dieser Richtungen in Form von<br />

Forschungskonzeptionen verantwortlich zeichnete. Damit verbanden sich zum Teil überhöhte<br />

Erwartungen an das wissenschaftlich-theoretische Leistungsvermögen des Auftraggebers. Die<br />

Erfahrung zeigte, dass die von Beginn an gemeinsame Erarbeitung der Richtungen, Ziele <strong>und</strong><br />

Aufgaben der effektivste Weg war, neue Forschungsthemen von hoher Praxisrelevanz <strong>und</strong> hohem<br />

wissenschaftlich-theoretischen Anspruch zu bestimmen. Die Sportpraxis vermittelte dafür immer<br />

wieder wichtige Impulse, wie sich am Beispiel der Olympischen Spiele 1964 in Tokio <strong>und</strong> 1968 in<br />

Mexiko-City zeigte. Über Jahre rückte die Forschung <strong>zur</strong> psychophysischen Anpassung <strong>und</strong> <strong>zur</strong><br />

Trainings- <strong>und</strong> Wettkampfgestaltung unter den Bedingungen extremer Zeitverschiebungen <strong>und</strong> des<br />

Aufenthalts unter Höhenbedingungen in das Zentrum wissenschaftlicher Arbeit. Die mit den<br />

deutsch-deutschen Ausscheídungswettkämpfen vor den Olympischen Spielen <strong>und</strong> weiteren<br />

internationalen Wettkampfhöhepunkten verb<strong>und</strong>enen Probleme führten praktisch zu der Folgerung,<br />

die zwischen diesen Wettkämpfen liegende Trainingsphase näher zu untersuchen <strong>und</strong> sie als eine<br />

eigene Phase der unmittelbaren Wettkampfvorbereitung zu gestalten. Ebenso entstanden aus der<br />

Entwicklung neuer Wissenschaftsdisziplinen, wie beispielsweise der Kybernetik, wichtige Anstöße<br />

für sportartspezifische <strong>und</strong> übergreifende Untersuchungen <strong>zur</strong> Steuerung <strong>und</strong> Regelung des<br />

Trainings <strong>und</strong> der Leistungsentwicklung. In den Gr<strong>und</strong>satzbeschlüssen der


Leistungssportkommission <strong>und</strong> anderen strategischen Materialien zusammengefasst, bildeten diese<br />

praktischen Probleme eine wichtige Gr<strong>und</strong>lage für die Ableitung von konkreten<br />

Forschungsaufgaben, Forschungskonzeptionen <strong>und</strong> Leistungsvereinbarungen. Hinzu kamen viele<br />

weitere spezifische Fragestellungen aus den Sportarten wie auch aus den verschiedenen<br />

Wissenschaftsdisziplinen selbst.<br />

Eine überaus wichtige Rolle spielte die Beratung der geplanten Forschungsthemen in Fachgremien<br />

inner- <strong>und</strong> außerhalb der sportwissenschaftlichen Einrichtungen. Vor allem die am FKS <strong>und</strong> an der<br />

DHfK bestehenden Wissenschaftlichen Räte <strong>und</strong> Beiräte übernahmen die Aufgabe der Beratung von<br />

Forschungsprojekten wie auch der Verteidigung von Forschungsergebnissen. In diesen Gremien<br />

wirkten hochqualifizierte Fachkräfte, die besonders die theoretisch-methodische Anlage, den<br />

interdisziplinären Ansatz <strong>und</strong> die gewählten Forschungsmethoden zu beurteilten vermochten. Sie<br />

kamen hauptsächlich aus den beiden Einrichtungen selbst, aber auch außerhalb tätige, ausgewählte<br />

Wissenschaftler gehörten ihnen an. Als fachlich-inhaltliches Leitzentrum trug das<br />

Forschungsinstitut nicht nur die Verantwortung für die eigenen Themen, sondern zunehmend auch<br />

für die inhaltliche Betreuung aller Forschungsprojekte. Als „zentrales Organ“ des FKS als<br />

Leitzentrum wirkte das Präsidium des Wissenschaftlichen Rates (18). Es befasste sich vorwiegend<br />

mit „übergreifenden, komplexen <strong>und</strong> strategischen Fragen der Leistungssportforschung“. Bei den<br />

vier Fakultäten (Trainingsmethodik, <strong>Gesellschaft</strong>swissenschaften, Sportmedizin <strong>und</strong><br />

Biowissenschaften sowie Natur- <strong>und</strong> technische Wissenschaften) bestanden Fachkommissionen, die<br />

für die fachlich-inhaltliche Beratung in den einzelnen Wissenschaftsdisziplinen zuständig waren.<br />

Der Arbeitsgegenstand der Wissenschaftlichen Beiräte der Sportartengruppen, vier am FKS, die<br />

Sportspielarten an der DHfK, bestand im Wesentlichen in der Beratung von sportartspezifischen<br />

Themen sowie in der wissenschaftlichen Vertiefung der Theorie <strong>und</strong> Methodik der<br />

Sportartengruppen. Neben diesen Gremien innerhalb der beiden großen Wissenschaftseinrichtungen<br />

bestanden auch weitere Möglichkeiten der Beratung <strong>und</strong> Verteidigung von Forschungsthemen <strong>und</strong> –<br />

ergebnissen in den Arbeitskreisen der Sportartengruppen, in den Trainerräten oder<br />

Wissenschaftskommissionen der Sportverbände des DTSB. Hierbei handelte es sich zumeist um<br />

ausgewählte Projekte der sportartspezifischen Forschung. Insgesamt gesehen, bestand also<br />

zwischen der Auswahl der Themen <strong>und</strong> ihrer Bestätigung eine sehr wirkungsvolle Ebene von<br />

wissenschaftlichen Beratungsorganen zu übergreifenden <strong>und</strong> sportartspezifischen<br />

Forschungsvorhaben. Durch diese aufwendige, aber inhaltlich unverzichtbare Arbeit gestützt,<br />

erarbeiteten die Forschungsgruppen ihre Forschungskonzeptionen für den entsprechenden<br />

Olympiazyklus. Vom FKS als Forschungs- <strong>und</strong> Themenplan zusammengefasst, bestätigte die<br />

Arbeitsgruppe Wissenschaft diese Konzeptionen. Unter der Verantwortung der Arbeitsgruppe<br />

entstand auf dieser Gr<strong>und</strong>lage für den Zeitraum eines Olympiazyklus ein Material über die<br />

Gr<strong>und</strong>richtungen der Forschung <strong>und</strong> Entwicklung, das als Vorlage der Leistungssportkommission<br />

<strong>zur</strong> Bestätigung unterbreitet wurde.<br />

Die inhaltliche Bewertung der erzielten Ergebnisse erfolgte nach zwei Jahren als<br />

Zwischeneinschätzung <strong>und</strong> als Abschlusseinschätzung am Ende eines Olympiazyklus. Die zwischen<br />

Auftragnehmer <strong>und</strong> Auftraggeber abgeschlossenen Leistungsverträge hatten in der Regel eine<br />

Laufzeit von einem Jahr. Sie enthielten für diesen Zeitraum die konkreten, terminlich fixierten<br />

Leistungen beider Partner. Ihre jährliche Abrechnung trug vorrangig einen leitungspolitischen<br />

Charakter.<br />

Zur Verantwortung der zentralen Leitungen auf dem Gebiet der Leistungssport-forschung<br />

Als zentrale Leitungsorgane, die auf dem Gebiet der wissenschaftlichen Arbeit im Leistungssport<br />

eine Verantwortung wahrzunehmen hatten, wirkten in der DDR das Staatssekretariat für<br />

Körperkultur <strong>und</strong> Sport, der B<strong>und</strong>esvorstand des DTSB sowie die Leistungssportkommission der<br />

DDR <strong>und</strong> ihre Arbeitsgruppe Wissenschaft. Die Gr<strong>und</strong>lage ihrer Arbeit bildeten die von der<br />

Leistungssportkommission vorbereiteten <strong>und</strong> von der Partei- <strong>und</strong> Staatsführung der DDR<br />

bestätigten Leistungssportbeschlüsse. Die Beschlüsse <strong>zur</strong> Forschung im Leistungssport bauten auf<br />

diesen Dokumenten auf. In der „Gr<strong>und</strong>linie für Forschung im Leistungssport 1984 – 1988“ (17)<br />

wurden die Hauptaufgaben der zentralen Leitungen des Sports bei der Planung, Leitung <strong>und</strong>


Organisation der Forschung folgendermaßen zusammengefasst:<br />

"Die Hauptaufgabe in der Leitungstätigkeit besteht darin, eine spürbare Erhöhung der Effektivität<br />

der Forschungsprozesse sowie eine weiterentwickelte Qualität der Verflechtungsbeziehungen<br />

zwischen den Forschungskollektiven <strong>und</strong> den Praxispartnern des DTSB der DDR zu erreichen. Das<br />

Prinzip der Konzentration in der Leistungssportforschung ist sowohl durch die Auftraggeber als<br />

auch durch die Auftragnehmer mit größerer Konsequenz durchzusetzen.<br />

Die Leitungstätigkeit konzentriert sich auf folgende Schwerpunkte:<br />

DasStaatssekretariat für Körperkultur <strong>und</strong> Sport (STKS) sichert in seiner Verantwortung als<br />

staatliches forschungsleitendes Organ:<br />

schwerpunktmäßige Anleitung <strong>und</strong> Kontrolle der Wissenschaftseinrichtungen sowie der<br />

Forschungsgruppen außerhalb des Verantwortungsbereiches des STKS <strong>zur</strong> Durchsetzung der<br />

Beschlüsse für die Leistungssportforschung;<br />

in enger Zusammenarbeit mit dem DTSB der DDR <strong>und</strong> den Wissenschaftseinrichtungen einen<br />

höheren Grad der Konzentration beim Einsatz der Forschungskapazitäten;<br />

die materiellen <strong>und</strong> finanziellen Bedingungen <strong>zur</strong> Realisierung der Forschungsaufgaben an den<br />

Wissenschaftseinrichtungen. Dabei ist die Effektivität beim Einsatz der bereitgestellten Fonds<br />

weiter zu erhöhen;<br />

in enger Zusammenarbeit mit dem Ministerium für Wissenschaft <strong>und</strong> Technik, dem Ministerium für<br />

Hoch- <strong>und</strong> Fachschulwesen <strong>und</strong> den ihnen unterstellten Akademien, Universitäten <strong>und</strong> Hochschulen<br />

die straffe Leitung <strong>und</strong> Koordinierung der Themen des Staatsplanes sowie die weitere Erschließung<br />

von Forschungskooperationen für die Leistungssportforschung."<br />

Die genannten Aufgaben lassen erkennen, dass sich die Verantwortung des Staatssekretariats<br />

besonders auf die leitungspolitische Anleitung <strong>und</strong> Kontrolle der unterstellten Einrichtungen, auf<br />

die Sicherung der materiellen <strong>und</strong> finanziellen Voraussetzungen <strong>und</strong> auf die Gewinnung neuer<br />

Forschungskapazitäten außerhalb des Sports konzentrierte. Die inhaltliche Ausrichtung <strong>und</strong><br />

Steuerung der Forschung selbst vollzog sich in stärkerem Maße über das FKS als fachlichinhaltliches<br />

Leitzentrum, über den DTSB als Hauptauftraggeber <strong>und</strong> über die Arbeitsgruppe<br />

Wissenschaft der Leistungssportkommission. Innerhalb des Staatssekretariats wurden die oben<br />

formulierten Aufgaben vorrangig durch den Stellvertreterbereich Wissenschaft <strong>und</strong> der Abteilung<br />

Forschung wahrgenommen.<br />

“DerB<strong>und</strong>esvorstand des DTSB der DDR nimmt seine Verantwortung als Hauptauftraggeber für die<br />

Leistungssportforschung wahr, vor allem durch:<br />

Vorgabe der Forschungsrichtungen, die Auftragserteilung <strong>und</strong> die Sicherung der Bedingungen für<br />

die Realisierung der Forschungsaufgaben im Verantwortungsbereich des DTSB der DDR sowie<br />

Einflussnahme auf eine stärkere Konzentration bei der Bearbeitung der inhaltlichen Aufgaben,<br />

insbesondere über die Forschungskonzeptionen <strong>und</strong> die Leistungsverträge;<br />

Weiterführung des bewährten Vorgehens der Diskussion von Forschungskonzeptionen sowie<br />

Verteidigung <strong>und</strong> Wertung von Forschungsergebnissen in den Arbeitskreisen <strong>und</strong> in den<br />

Trainerräten der Sportverbände;<br />

Schöpferischen Einbeziehung von Trainern <strong>und</strong> Funktionären in die Lösung von<br />

Forschungsaufgaben;<br />

Erhöhung der Verantwortung der Leitungen der Sportverbände bei der konsequenten zeitlich<br />

geb<strong>und</strong>enen Überleitung wissenschaftlicher Erkenntnisse <strong>und</strong> deren effektive Nutzung;<br />

Ein enges Zusammenwirken der WZ der Sportverbände mit den Forschungspartnern. Die WZ


erhöhen ihre Verantwortung bei der Führung des Umsetzungsprozesses von wissenschaftlichen<br />

Ergebnissen in die Praxis.”<br />

Innerhalb des DTSB waren diese Aufgaben vorrangig durch den Bereich Wissenschaft <strong>und</strong><br />

Trainingswesen, durch die Abteilungen Wissenschaft, Trainingsmethodik <strong>und</strong><br />

Nachwuchsleistungssport <strong>und</strong> natürlich durch die Leitungen der Sportverbände zu erfüllen.<br />

Neben dem Ausbau der komplexen Verantwortung der Leitungen der Sportverbände für die<br />

Wissenschaftsarbeit in den Sportarten, erwies sich die Einbindung der Trainer in die<br />

sportspezifische Forschung immer mehr als ein Faktor von strategischer Bedeutung. Wir sahen<br />

darin einen wichtigen Vorzug des Sports in der DDR. In den für die Olympiazyklen bis 2000<br />

erarbeiteten Plänen wurde diese zu verstärkende Integration der Trainer in die Forschungsarbeit als<br />

eine der wichtigsten Aufgaben gekennzeichnet.<br />

Über die hier dargestellte arbeitsteilige Aufgabenstellung von Staatssekretariat <strong>und</strong> DTSB hinaus,<br />

trug die Leistungssportkommission der DDR(LSK) eine übergreifende Verantwortung für den<br />

Leistungssport <strong>und</strong> die Leistungssportforschung insgesamt. Sie hatte, wie es in den<br />

Arbeitsrichtlinien für die Kommission hieß, „die straffe <strong>und</strong> komplexe Leitung des Leistungssports<br />

in der DDR in den Fragen der Prognostik, der Perspektivplanung, der wissenschaftlichen Forschung<br />

<strong>und</strong> Anwendung der wissenschaftlichen Erkenntnisse in der Praxis, der Ausbildung der<br />

Leistungssportler <strong>und</strong> des Nachwuchses im Hinblick auf die Olympischen Spiele, Welt- <strong>und</strong><br />

Europameisterschaften sowie auf andere bedeutende internationale Wettkämpfe“ zu gewährleisten.<br />

(19). Die Gr<strong>und</strong>lage der Beschlüsse des Politbüros <strong>und</strong> des Sekretariats des Zentralkomitees der<br />

SED zum Leistungssport sowie der darauf beruhenden Beschlüsse bzw. Festlegungen des<br />

B<strong>und</strong>esvorstandes des DTSB, des Staatssekretärs für Körperkultur <strong>und</strong> Sport sowie der Minister für<br />

Volksbildung <strong>und</strong> für das Hoch- <strong>und</strong> Fachschulwesen hatte die LSK das Recht zu allen Fragen des<br />

Leistungssports in der DDR Entscheidungen zu treffen, die von den Mitgliedern der Kommission in<br />

ihrem Verantwortungsbereich durchzuführen waren. Das vermittelte der Kommission eine hohe<br />

Autorität <strong>und</strong> gab ihr weitreichende Vollmachten, die ein zielgerichtetes, weitgehend einheitliches<br />

<strong>und</strong> effizientes Vorgehen aller im Leistungssport beteiligten Einrichtungen <strong>und</strong> Kräfte ermöglichten.<br />

Was die wissenschaftliche Arbeit im Leistungssport anbetraf, so enthielt die Richtlinie unter<br />

anderen die folgende Aufgaben, die es durch die Leistungssportkommission zu beschließen <strong>und</strong> zu<br />

gewährleisten galt:<br />

„Die Prognose des Leistungssports der DDR …“<br />

„Das Programm der Leistungssportforschung <strong>zur</strong> Sicherung des wissenschaftlichen Vorlaufs in den<br />

einzelnen Sportarten, einschließlich der Verteilung der Kräfte <strong>und</strong> Mittel“<br />

„Die Durchsetzung des wissenschaftlich-methodischen Fortschritts durch die komplexe<br />

Ausarbeitung <strong>und</strong> Verallgemeinerung der fortschrittlichsten Erkenntnisse <strong>und</strong> Erfahrungen“<br />

„Die Sicherung der konsequenten Anwendung der neuesten Erkenntnisse im Trainings- <strong>und</strong><br />

Wettkampfprozess der verschiedenen Sportarten“<br />

„Die weitere Verbesserung der wissenschaftlichen Führungs- <strong>und</strong> Leitungstätigkeit im gesamten<br />

Bereich des Leistungssports …“ (19).<br />

Zur Lösung dieser gr<strong>und</strong>sätzlichen Aufgaben bestand bei der Leistungssportkommission die<br />

Arbeitsgruppe Wissenschaft. Als Beratungs- <strong>und</strong> Arbeitsorgan der LSK hatte diese Gruppe einen<br />

relativ breiten Kreis von inhaltlichen <strong>und</strong> wissenschaftsorganisatorischen Aufgaben wahrzunehmen.<br />

Sie war dazu von der LSK mit einem relativ hohen Maß an Selbstständigkeit ausgestattet. Aus<br />

Gründen der Vollständigkeit <strong>und</strong> der Authentizität zitieren wir auch hier die Aufgaben nach der vom<br />

Vorsitzenden der LSK bestätigten „Ordnung über Stellung, Aufgaben <strong>und</strong> Arbeitsweise der<br />

Arbeitsgruppe Wissenschaft der Leistungssportkommission der DDR“ (20).<br />

„Die AG ist verantwortlich für<br />

die Erarbeitung <strong>und</strong> Durchsetzung der Hauptrichtungen <strong>und</strong> der Pläne der Forschung <strong>und</strong>


Entwicklung im Leistungssport<br />

den effektiven Einsatz der <strong>zur</strong> Verfügung stehenden Forschungs- <strong>und</strong> Entwicklungskapazitäten.<br />

Die AG bestätigt<br />

die Grobkonzeptionen der Forschungs- <strong>und</strong> Entwicklungsvorhaben des Leistungssports<br />

die Konzeptionen <strong>zur</strong> langfristigen Entwicklung der an der Leistungssportforschung beteiligten<br />

Wissenschaftsdisziplinen sowie der Anwendung der Datenverarbeitung <strong>und</strong> der Technik im<br />

Leistungssport<br />

Die AG begutachtet<br />

die Importpläne des Leistungssports für wissenschaftliche <strong>und</strong> technische Geräte<br />

Studienpläne <strong>und</strong> ausgewählte Programme <strong>zur</strong> Aus- <strong>und</strong> Weiterbildung von hauptamtlichen Kadern<br />

des Leistungssports einschließlich sportwissenschaftlicher <strong>und</strong> sportmedizinischer Kader.<br />

Die AG unterstützt<br />

den Aufbau neuer <strong>und</strong> die Weiterentwicklung der vorhandenen Forschungs- <strong>und</strong><br />

Entwicklungskapazitäten<br />

die Forschungs- <strong>und</strong> Entwicklungseinrichtungen des Leistungssports bei der Realisierung der<br />

Forschungs- <strong>und</strong> Entwicklungsaufgaben durch operative’<br />

Kontrollen, Analysen <strong>und</strong> Entgegennahme von Abschlussberichten<br />

die Entwicklung der sozialistischen Gemeinschaftsarbeit von sportwissenschaftlichen Einrichtungen<br />

<strong>und</strong> Praxispartnern.“<br />

Die Leitung der Arbeitsgruppe hatte der für Wissenschaft zuständige Stellvertreter des<br />

Staatssekretärs für Körperkultur <strong>und</strong> Sport, weitere Mitglieder waren der zuständige Vizepräsident<br />

des DTSB-B<strong>und</strong>esvorstandes <strong>und</strong> der Direktor des FKS als Stellvertreter sowie der Rektor <strong>und</strong> der<br />

für Wissenschaftsentwicklung verantwortliche Prorektor der DHfK, die Direktoren des SMD, des<br />

Zentralinstituts Kreischa, der FES, der 1. Stellvertreter des Direktors des Forschungsinstitutes<br />

sowie die Leiter der Fachabteilungen im Staatsekretariat <strong>und</strong> im DTSB. Auch für die Arbeitsgruppe<br />

galt, dass die Verbindlichkeit der Festlegungen durch Weisungen der Mitglieder der AG gesichert<br />

wurde. In der Regel kam die AG vier- bis fünfmal im Jahr zu ihren Tagungen zusammen. Ergänzend<br />

dazu führte der Vorsitzende, unterstützt von einzelnen Mitgliedern der AG, jährlich eine Reihe von<br />

Rapporten in den verschiedenen Wissenschaftseinrichtungen durch. Zudem konnte sich die<br />

Arbeitsgruppe bei der Lösung ihrer Aufgaben auf die Mitarbeit des FKS <strong>und</strong> der zuständigen<br />

Fachabteilungen des Staatssekretariats <strong>und</strong> des DTSB stützen <strong>und</strong> zu fachspezifischen Problemen<br />

Fachkommissionen bilden. Das alles sicherte maßgeblich das Entscheidungs- <strong>und</strong><br />

Durchsetzungsvermögen der Arbeitsgruppe.<br />

Prognostische Arbeiten für den Zeitraum bis zum Jahr 2000<br />

Einer der leitungspolitischen Schwerpunkte der Leistungssportkommission <strong>und</strong> ihrer Arbeitsgruppe<br />

Wissenschaft bestand in ihrer Verantwortung für die prognostische Arbeit. Gestützt auf die<br />

Auffassung von einem planmäßigen Aufbau der sozialistischen Wirtschaft <strong>und</strong> der <strong>Gesellschaft</strong><br />

insgesamt, bedurfte auch die Entwicklung des Sports, des Leistungssports <strong>und</strong> der<br />

Sportwissenschaft einer langfristigen, vorausschauenden Planung <strong>und</strong> Prognose. Es galt der<br />

Anspruch, die prognostische Arbeit zu einem wesentlichen <strong>und</strong> ständigen Bestandteil der<br />

Leitungstätigkeit zu machen. Bereits in den fünfziger Jahren des vorigen Jahrh<strong>und</strong>erts begann der<br />

Übergang von einer mehr oder minder kurzfristigen <strong>zur</strong> mittelfristigen Planung im Sport. Analog zu<br />

den Fünfjahresplänen in der Volkswirtschaft, bot sich für den Leistungssport eine Planung von<br />

Olympiazyklus zu Olympiazyklus an. Das führte in der DDR zu den bekannten<br />

Leistungssportbeschlüssen. Wissenschaftlich begründet, erwies sich die Leistungs- <strong>und</strong><br />

Persönlichkeitsentwicklung von Sportlern der Spitzenklasse immer mehr als ein langfristiger<br />

Prozess, der zumeist über mehrere olympische Zyklen verlief. Die Berechenbarkeit sportlicher


Leistungen <strong>und</strong> des Trainingsaufwandes, die Zusammenführung von Hochleistungs- <strong>und</strong><br />

Nachwuchsleistungssport sowie das Erk<strong>und</strong>en von Gesetzmäßigkeiten der Leistungssteigerung<br />

durch die Wissenschaft ermöglichten zunehmend Vorarbeiten prognostischer Art. Die im März 1969<br />

vorgelegte „Gr<strong>und</strong>linie der Entwicklung des Leistungssports in der DDR bis 1980“ war das erste<br />

Dokument im Sport, das den Charakter einer prognostischen Vorausschau trug. Aufbauend auf<br />

einigen ausgewählten Leistungsprognosen in der Leichtathletik, im Sportschwimmen <strong>und</strong> im<br />

Gewichtheben für das Jahr 1980, markierte die Gr<strong>und</strong>linie die Hauptrichtungen der weiteren<br />

Entwicklung unseres Leistungssportsystems über den Zeitraum von 12 Jahren. Der Kreis der<br />

behandelten Fragen reichte von der Verbreiterung der Basis des Nachwuchssportes über den Ausbau<br />

des Förder-, Trainings- <strong>und</strong> Sichtungssystems bis hin <strong>zur</strong> höheren Wirksamkeit von Wissenschaft,<br />

Technik <strong>und</strong> Leitungstätigkeit. In Kontext mit den Beschlüssen zu den einzelnen Olympiazyklen<br />

erfolgte auf der Basis dieses prognostischen Dokumentes der weitere erfolgreiche Aufbau des<br />

Leistungssportsystems in der DDR. Auf einen anderen wichtigen Aspekt des Beschlusses von 1969<br />

sei noch hingewiesen: Er war von außerordentlichem Wert für die ideologische <strong>und</strong> fachlichinhaltliche<br />

Motivierung der Sportler, der Übungsleiter <strong>und</strong> Trainer, der Wissenschaftler,<br />

Sportmediziner <strong>und</strong> Leiter <strong>und</strong> stärkte ihre individuelle <strong>und</strong> kollektive Leistungsbereitschaft im<br />

Kampf um künftige Weltspitzenleistungen.<br />

Diesem Beschluss folgten in den 80er Jahren weitere prognostisch ausgerichtete Materialien. Neben<br />

der „Gr<strong>und</strong>linie für die perspektivische Entwicklung des Leistungssports der DDR bis zum Jahre<br />

2000“ (21) sei hier besonders auf die „Konzeption einer weiterentwickelten Forschungsstrategie im<br />

Leistungssport“ (22) hingewiesen.<br />

Diese „Forschungsstrategie 2000“ entstand im Auftrage der LSK bereits 1987, vorbereitet von<br />

einer gemeinsamen Arbeitsgruppe des FKS, der DHfK <strong>und</strong> des SMD. Beide Materialien wurden<br />

weitgehend parallel erarbeitet <strong>und</strong> sicherten so die Übereinstimmung von Leistungssportstrategie<br />

<strong>und</strong> Forschungsstrategie. Damit verfügte der Leistungssport in der DDR über ein Gesamtkonzept<br />

für den Zeitraum bis zum Jahre 2000. Die in diesen Dokumenten formulierten Denkanstöße, Thesen<br />

<strong>und</strong> Gr<strong>und</strong>richtungen einer langfristig ausgerichteten sportpraktischen <strong>und</strong> sportwissenschaftlichen<br />

Arbeit sind auch heute noch von Interesse <strong>und</strong> Bedeutung. Sie widerspiegeln beispielhaft die<br />

produktive Kraft einer vorrangig an der Praxis orientierten komplexen Sportwissenschaft wie sie in<br />

der DDR bestand.<br />

* - Für ihre wertvollen Hinweise zu diesem ersten Abschnitt des Artikels bedanke ich mich bei Prof.<br />

Dr. Lehmann, Prof. Dr. Ingomar Klein sowie Prof. Dr. Fred Gras. Mein Dank für das mir <strong>zur</strong><br />

Veröffentlichung überlassene Bildmaterial gilt besonders Prof. Dr. Alfons Lehnert sowie Jörg<br />

Weißig, Prof. Dr. Gerhard Lehmann, Prof. Dr. Günther Wonneberger, Prof. Dr. Jochen Lenz <strong>und</strong> Dr.<br />

Norbert Rogalski. Zugleich möchte ich mich bei Diplomingenieur Kay Kagelmann, der seit Jahren<br />

meine Homepage betreut <strong>und</strong> technisch gestaltet, herzlich bedanken.<br />

** - An dieser Stelle sei darauf hingewiesen, dass es parallel zu den Forschungs- <strong>und</strong><br />

Entwicklungsplänen im Leistungssport <strong>und</strong> <strong>zur</strong> Entwicklung von Sportgeräten <strong>und</strong> Sportbauten eine<br />

„Gr<strong>und</strong>linie für Forschung <strong>und</strong> Entwicklung auf dem Gebiet Körperkultur <strong>und</strong> Sport“ gab. In ihr<br />

waren neben dem Staatssekretariat für Körperkultur <strong>und</strong> Sport <strong>und</strong> dem DTSB, die Akademie der<br />

Pädagogischen Wissenschaften <strong>und</strong> das Ministerium für Hoch- <strong>und</strong> Fachschulwesen als wichtige<br />

Auftraggeber der Forschung vertreten. Für die Jahre 1986 – 1990 enthielt diese Gr<strong>und</strong>linie zum<br />

Beispiel insgesamt 39 Forschungsprojekte zum Vorschul- <strong>und</strong> Schulsport, zum Studentensport,<br />

Massensport, <strong>zur</strong> Geschichte der Körperkultur sowie zu anderen Wissenschaftsfeldern des Sports.<br />

Der Themenplan für den Leistungssport wies für den Zeitraum 1980 – 84 57 Forschungsthemen<br />

aus.<br />

*** Ergänzend fügen wir hier eine von A. Lehnert 1989 vorgenommene Definition des


Gegenstandes der Trainingswissenschaft an :“Gegenstand der Theorie <strong>und</strong> Methodik des Trainings<br />

sind die theoretischen Gr<strong>und</strong>lagen – die Gesetzmäßigkeiten – der sportlichen Leistung <strong>und</strong> die<br />

Methodik der Ausbildung der sportlichen Leistungsfähigkeit <strong>und</strong> Leistungsbereitschaft im Prozeß<br />

des Trainings sowie der Leistungsvollzug im sportlichem Wettkampf.“ Lehnert A.: Zwischenbilanz<br />

<strong>zur</strong> Diskussion zum Gegenstand <strong>zur</strong> Theorie <strong>und</strong> Methodik des Trainings. In: Theorie <strong>und</strong> Praxis<br />

der Körperkultur. 1989, Heft 4, s. 251.<br />

****- Die Bezeichnung des Staatsplanthemas 14.25 bezog sich dabei ausschließlich auf die<br />

Forschung des FKS in Zusammenarbeit mit anderen staatlichen Wissenschaftseinrichtungen <strong>und</strong><br />

Volkseigenen Betrieben außerhalb des Sports <strong>und</strong> nicht, wie z. B. bei Wikipedia (4) ausgeführt, auf<br />

die Organisation <strong>und</strong> Anwendung von Dopingmitteln in der Sportpraxis selbst.<br />

***** - Nach Angaben der im Staatssekretariat zuständigen Abteilung waren im Herbst 1989 1069<br />

Mitarbeiter, davon ca. 600 wissenschaftliche Mitarbeiter, an der DHfK tätig. Der für 1989 bestätigte<br />

Lohnfonds betrug 16, 6 Millionen Mark der DDR. Entsprechend dem Haushaltplan standen für die<br />

geplanten Ausgaben ohne Investitionen insgesamt 38,7 Millionen Mark <strong>zur</strong> Verfügung. Siehe:<br />

Schumann, K. (Hrsg.): DHfK – Leipzig 1950 – 1990. DSV – Deutscher Sportverlag Köln, 2003, S.<br />

118<br />

****** - Weisung des Staatssekretärs 1/81 <strong>zur</strong> Arbeit auf dem Gebiet der Erfinder- <strong>und</strong><br />

Schutzrechtstätigkeit im Verantwortungsbereich des Staatssekretariats für Körperkultur <strong>und</strong> Sport<br />

Literatur/Quellen:<br />

1. Wonneberger, G.: Gedanken <strong>zur</strong> Sportwissenschaft <strong>und</strong> ihrer Geschichte. In: Schriftenreihe<br />

Sport. Leistung. Persönlichkeit. Heft 1. S. 13<br />

2. Sieger, W.: Die Theorie der Körperkultur als Wissenschaftsdisziplin. In: Theorie <strong>und</strong> Praxis der<br />

Körperkultur, 4 – 1988, S. 277<br />

3. Wörterbuch der marxistisch-leninistischen Soziologie, Dietz Verlag, Berlin , S. 516.<br />

4. Erbach, G.: In: Kleine Enzyklopädie Körperkultur <strong>und</strong> Sport. VEB Bibliographisches Institut<br />

Leipzig 1979, S. 74<br />

5. Kunath, H.: Reflexionen über die wissenschaftstheoretische Arbeit. In: Schriftenreihe Sport.<br />

Leistung. Persönlichkeit. Heft 1. S. 43-51<br />

6. Berger, H./Wolf, H. F. (Hrsg.): Handbuch der soziologischen Forschung. Berlin 1989, S. 16<br />

7. Rohrberg, K.: Zu Problemen der Sportwissenschaft aus der Sicht eines Sportsoziologen. In:<br />

Beiträge <strong>zur</strong> Sportgeschichte, Heft 19/2009, S. 5-21<br />

8. Schnürpel, H.: Die Zusammenarbeit der DHfK mit dem DTSB der DDR. In: Lehmann, Kalb,<br />

Rogalski, Schröter, Wonneberger (Hrsg.): Deutsche Hochschule für Körperkultur Leipzig 1950 –<br />

1990. S. 67-75)<br />

9. Schröter, B.: Befähigung der Studenten <strong>zur</strong> selbstständigen wissenschaftlichen Arbeit. In:<br />

Deutsche Hochschule für Körperkultur <strong>und</strong> Sport Leipzig 1950 – 1990. Meyer & Meyer Verlag,<br />

Aachen 2007, S. 264<br />

10. Verfassung der DDR, Artikel 25<br />

11. Rogalski, N.: Die Ausbildung von Trainern. In: : Deutsche Hochschule für Körperkultur Leipzig<br />

1950- 1990. Meyer & Meyer Verlag, Aachen, 2007, S. 115<br />

12. Lehnert, A.: Erfahrungen bei der Organisation <strong>und</strong> Leitung interdisziplinärer<br />

Forschungsprojekte im Sport. In.: Schriftenreihe Sport. Leistung. Persönlichkeit. Heft 3, S. 95<br />

13. Digel, H.: Wohin soll die Sportwissenschaft gehen? In: Sportwissenschaft, 32/ 2002, S. 3-15<br />

14. Die weitere Entwicklung des Leistungssports bis zu den Olympischen Spielen 1972.<br />

Leistungssportbeschluss vom 8.4.1969, BArch. SAPMO, DY 30/1223<br />

15. Staatssekretariat für Körperkultur <strong>und</strong> Sport, Abteilung Forschung: Entwurf: Ordnung für<br />

Forschung <strong>und</strong> Entwicklung – Forschungsordnung – vom 21.4.1988. BArch. DR 5/1749, S.. 5-6


16. Themenplan <strong>zur</strong> Gr<strong>und</strong>linie für Forschung <strong>und</strong> Entwicklung im Leistungssport 1980 – 1984.<br />

Vorlage an die Leistungssportkommission vom 10.10.1980, BArch. DR 5/1750, S. 42 - 50<br />

17. Gr<strong>und</strong>linie für Forschung im Leistungssport 1984 – 1988. Vorlage für die LSK der DDR vom<br />

16.5.1984, BArch. DR 5/1476, S.: 25 – 27<br />

18. Beschlussvorlage des FKS an den Staatssekretär für Körperkultur <strong>und</strong> Sport vom 1.9.1981: Zu<br />

Funktion, Aufgaben <strong>und</strong> Arbeitsweise des FKS <strong>und</strong> seines Wissenschaftlichen Rates in<br />

Wahrnehmung der Verantwortung als fachlich-inhaltliches Leitzentrum der<br />

Leistungssportforschung. BArch. DY 12/3334<br />

19. Arbeitsrichtlinien für die Leistungskommission der DDR vom 8.11.1967. BArch. SAPMO IV<br />

A2/18/5, S. 1 - 4<br />

20. Ordnung über Stellung, Aufgaben <strong>und</strong> Arbeitsweise der Arbeitsgruppe Wissenschaft der<br />

Leistungssportkommission der DDR vom 23.10.1974. BArch. DR 5/1442, S. 1 - 4.<br />

21. Gr<strong>und</strong>linie für die perspektivische Entwicklung des Leistungssports der DDR bis zum Jahre<br />

2000. BArch. SAPMO DY 30/2245<br />

22. Konzeption einer weiterentwickelten Forschungsstrategie im Leistungssport (2000). Entwurf<br />

einer gemeinsamen Arbeitsgruppe von FKS/DHfK/SMD unter Leitung von Prof. Dr. Schuster vom<br />

27.10.1987, BArch. DR 5/1349<br />

23. Fornoff, P.: Anmerkungen <strong>zur</strong> Entwicklung der Sportwissenschaft in der Deutschen<br />

Demokratischen Republik. In: Schriftenreihe Sport. Leistung. Persönlichkeit. Heft 1, S. 37 - 42<br />

Herausgeber:<br />

Vorstand der <strong>Gesellschaft</strong> <strong>zur</strong> <strong>Rechtlichen</strong> <strong>und</strong> <strong>Humanitären</strong> <strong>Unterstützung</strong> e.V. (GRH e.V.)<br />

Vorsitzender: Hans Bauer; Geschäftsführer: Dieter Stiebert<br />

Geschäftsstelle des Vorstandes: Franz-Mehring-Platz 1, 10243 Berlin<br />

(Tel./Fax: 030/2978 4225)<br />

Internet:www.grh-ev.org & www.grenztruppen-der-ddr.org<br />

& www.sport-ddr-roeder.de<br />

E-Mail: verein@grh-ev.org<br />

Geschäftszeiten: Dienstag <strong>und</strong> Donnerstag 09.00 bis 16.00 Uhr<br />

Spenden <strong>zur</strong> materiellen <strong>Unterstützung</strong> von Opfern der politischen Strafjustiz <strong>und</strong> <strong>zur</strong> Finanzierung<br />

weiterer humanitärer Tätigkeit der GRH e.V. werden erbeten auf das Konto der<br />

Berliner Volksbank Nr. 578 890 000 9, BLZ 100 900 00.<br />

Bei namentlich gekennzeichneten Beiträgen sind die Autoren für deren Inhalt verantwortlich.<br />

Der „Sonderdruck der Arbeitsgruppe Sport der GRH“ dient der Unterrichtung der Mitglieder <strong>und</strong><br />

Sympathisanten der GRH e.V. <strong>und</strong> darf bei Behörden nicht als rechtsverbindliche Auskunft benutzt<br />

werden.

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