Balanced Scorecard: Wir machen die LEG
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in In<strong>die</strong>n<br />
Über <strong>die</strong> Projektlaufzeit hinweg übernahm<br />
<strong>die</strong> <strong>LEG</strong> ein Drittel der Gesamtkosten für<br />
den Häuserbau. Diese wurden als Zuschuss<br />
zu den Baukosten an den Projektträger<br />
DESWOS Deutsche Entwicklungshilfe für<br />
soziales Wohnungs- und Siedlungswesen<br />
e.V. überwiesen. Die Familien selbst brachten<br />
ebenfalls ein Drittel der Gesamtfinanzierung<br />
in Form von Eigenleistungen auf.<br />
Dies geschah nach einer Prüfung der Einkommensverhältnisse,<br />
wobei <strong>die</strong> regelmäßigen<br />
Einkommen, aber auch Ersparnisse<br />
oder Kredite und Zuschüsse aus der Verwandtschaft<br />
abgefragt wurden. Die Ausgaben<br />
für das Wohnen sollten 20 Prozent<br />
des Geldeinkommens nicht überschreiten,<br />
damit andere notwendige Ausgaben für<br />
Ernährung, Gesundheit oder Schulbildung<br />
den Familien weiterhin möglich sind. Das<br />
letzte Drittel der Finanzierung wurde<br />
schließlich vom indischen Zweig der Organisation<br />
Habitat for Humanity India bereitgestellt.<br />
Diese Summe wurde als zinsloses<br />
Darlehen gewährt und muss der künftigen<br />
finanziellen Belastung der Familien hinzugerechnet<br />
werden.<br />
Hausbau – <strong>die</strong> ganze Familie hilft<br />
Da <strong>die</strong> Familien an der Finanzierung beteiligt<br />
waren, hatten sie großes Interesse<br />
daran, über Eigenleistungen <strong>die</strong><br />
Kosten zu senken. So waren auf allen<br />
Baustellen Familienmitglieder aktiv<br />
und gingen etwa den Maurern zur<br />
Hand. Um preiswert Baumaterial zu<br />
beschaffen, nutzten <strong>die</strong> Familien ihr<br />
Netzwerk an Beziehungen, schickten<br />
beispielsweise Fachleute zum<br />
Einkauf, <strong>die</strong> <strong>die</strong> Rabatte aushandelten.<br />
Auf <strong>die</strong>se Weise konnten sich einige<br />
Familien keramische Boden- und<br />
Wandfliesen leisten, was einen erheblichen<br />
Fortschritt für <strong>die</strong> Hygiene im Haus bedeutet.<br />
In der Regel sind <strong>die</strong> Häuser auch an<br />
das Elektrizitätsnetz angeschlossen – der<br />
Betrieb von kleinen Maschinen, Mixern,<br />
Mühlen oder Nähmaschinen wird so ermöglicht.<br />
Gärtnern ist machbar, lieber Nachbar!<br />
Die Sicherheit eines eigenen Grundstücks<br />
und <strong>die</strong> Bauaktivitäten fördern auch den<br />
Fleiß bei weiteren Arbeiten: Die Familien<br />
werden angehalten, Gemüse und Nutzbäume<br />
anzupflanzen. Für Tagelöhner wie <strong>die</strong><br />
Dalits ist <strong>die</strong>s eine Neuerung. Eigentlich<br />
verwunderlich, doch Projektleiter Mr. Lawrence<br />
erklärt es so: „Die Tagelöhner arbeiten<br />
nur auf Anweisung. Sie hatten niemals<br />
Land und auch kaum Anbaukenntnisse.<br />
Eine eigene Anbauinitiative wurde von den<br />
Grundherren nicht gerne gesehen – <strong>die</strong> Tagelöhner<br />
sollten abhängig bleiben, damit<br />
sie als billige und willige Arbeitskräfte verfügbar<br />
waren.“ Heute sind durch <strong>die</strong> Landmaschinentechnik<br />
und den Chemieeinsatz<br />
in der Landwirtschaft Arbeitskräfte fast<br />
überflüssig. So sind <strong>die</strong> Gemeinden froh,<br />
wenn Selbstversorgung und Produktion für<br />
<strong>die</strong> lokalen Märkte helfen, <strong>die</strong> örtliche Lebensmittelversorgung<br />
zu sichern. Die nötigen<br />
Kenntnisse dafür werden in Schulungen<br />
vermittelt und dann an <strong>die</strong> Nachbarn weitergeben.<br />
Die kleinen Gärten allein werden<br />
keinen Wohlstand bringen, aber: Der grüne<br />
Daumen zeigt nach oben.<br />
Frauen können sich kleine Gewerbe<br />
aufbauen<br />
Die sich entfaltenden wirtschaftlichen Aktivitäten<br />
der Dalits sind eine indirekte Folge<br />
des Hausbaus und der neuen, sicheren Häu-<br />
PROJEKTE<br />
ser. Wer würde schon Lebensmittel kaufen,<br />
wenn er wüsste, dass sie in der zweifelhaften<br />
Hygiene einer Hütte gelagert und produziert<br />
worden sind? Die neuen Häuser mit<br />
ihren gefliesten sauberen Küchen sind deshalb<br />
auch bereitwillig gezeigte Schaustücke.<br />
Es glänzt vor Edelstahlgefäßen und -geschirr.<br />
Wo früher ein Küchenfeuer vor sich<br />
hin rauchte, steht jetzt ein kleiner Gasherd.<br />
Das Wasser kommt nun aus der Leitung,<br />
denn das Dorf hat endlich einen Hochtank<br />
und Anschluss an das Wassernetz der Gemeinde.<br />
Der Stolz der Frauen auf <strong>die</strong> neuen<br />
Häuser ist offensichtlich – sie zeigen jeden<br />
Raum und jede Errungenschaft. Die neuen<br />
Umstände haben es vielen Frauen zudem<br />
ermöglicht, ein kleines Gewerbe aufzubauen,<br />
das zum Familieneinkommen beiträgt.<br />
Sie nähen Taschen für ein Werbeunternehmen,<br />
sticken Applikationen auf Kleidung<br />
oder sind im ambulanten Handel mit Kleidern<br />
und Stoffen tätig. Wenn <strong>die</strong> Familie<br />
ein oder zwei Kühe hat, wird Joghurt und<br />
Buttermilch an <strong>die</strong> Nachbarschaft verkauft.<br />
Einige Frauen bereiten Idlis (kleine Reiskuchen),<br />
Dosas (Reispfannkuchen) und <strong>die</strong><br />
dazugehörige Gemüsesoße zu – eben alles,<br />
was zu einem aufwändigen traditionellen<br />
indischen Frühstück dazugehört –, außerdem<br />
Snacks und Kuchen, und verkaufen <strong>die</strong><br />
Speisen in der Nachbarschaft. Für ihre Kunden,<br />
<strong>die</strong> etwas besser gestellten Familien,<br />
ist <strong>die</strong>s eine willkommene Arbeitsersparnis.<br />
Was früher in jeder Familie einzeln produziert<br />
wurde, geht in eine dörfliche Arbeitsteilung<br />
über. Kleine Läden werden eröffnet,<br />
der Handel floriert, weil den Dorfbewohnern<br />
so lange Wege oder <strong>die</strong> Busfahrt in <strong>die</strong><br />
nächste Stadt erspart bleiben.<br />
Die neuen Häuser als Zeichen<br />
für Fortschritt<br />
Geduld ist in In<strong>die</strong>n eine den Armen über<br />
viele Generationen auferlegte Tugend. Das<br />
haben auch <strong>die</strong> <strong>die</strong> Bewohner von Marakkanam<br />
und Kottakuppam leidvoll erfahren<br />
müssen. Jetzt aber ändern sich endlich viele<br />
Dinge. Es zeigt sich <strong>die</strong> Kraft der Vielen in<br />
den Selbsthilfegruppen. Es ist aber auch<br />
eine politische Kraft der Frauen, <strong>die</strong> immer<br />
mehr in den Gemeinderäten repräsentiert<br />
sind und sich für eine gerechte Entwicklung<br />
stark <strong>machen</strong>. Die neuen Häuser sind dafür<br />
ein Zeichen. Vor drei Jahren waren <strong>die</strong> Häuser<br />
eine Hoffnung. Heute sind sie – auch<br />
dank der Förderung durch <strong>die</strong> <strong>LEG</strong> – wohnliche<br />
<strong>Wir</strong>klichkeit.<br />
i<br />
DESWOS<br />
Deutsche Entwicklungshilfe für<br />
soziales Wohnungs- und<br />
Siedlungswesen e.V.<br />
Tel. 02 21 / 5 79 89-0<br />
public@deswos.de<br />
www.deswos.de<br />
<strong>LEG</strong> MAGAZIN 2/2012 35