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Szenario-Planung & Simulation - Haufe.de

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2011 Jan./Feb. I Ausgabe 1 I www.controllermagazin.<strong>de</strong> Zugleich Mitglie<strong>de</strong>rzeitschrift <strong>de</strong>s Internationalen Controller Vereins<br />

B 12688 I 36. Jg I EUR 23,30 I ISSN 1616-0495<br />

Themen im Focus<br />

CONTROLLER®<br />

<strong>Szenario</strong>-<strong>Planung</strong> & <strong>Simulation</strong><br />

Projektcontrolling<br />

Arbeitsergebnisse aus <strong>de</strong>r Controller-Praxis<br />

Basel III<br />

Nachhaltiges Controlling<br />

Verwaltungshan<strong>de</strong>ln messen<br />

Working Capital Management


Mit <strong>Haufe</strong> rücken Sie Ihr Controlling stärker in<br />

<strong>de</strong>n Blickpunkt. Versprochen.<br />

Das neue „<strong>Haufe</strong> Controlling Office“ liefert Ihnen alle Informa tionen, die Sie zum zuverlässigen Planen, erfolgreichen Steuern und sicheren<br />

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www.haufe.<strong>de</strong>/controlling-office


Editorial<br />

Sehr geehrte Leserin, sehr geehrter Leser,<br />

wir schreiben das Jahr 2011, sind um eine Krise und weitere Erfahrungen<br />

reicher. Unter guten wirtschaftlichen Vorzeichen dürfen wir die sportliche<br />

Herausfor<strong>de</strong>rung annehmen, unsere budgetierten Ziele zu erreichen o<strong>de</strong>r<br />

sogar zu übertreffen.<br />

Gute Vorsätze<br />

Wie sieht es bei Ihnen mit <strong>de</strong>n „Guten Vorsätzen zu Neujahr” aus. Haben<br />

Sie sich hier privat o<strong>de</strong>r beruflich etwas vorgenommen?<br />

Statistisch, so habe ich gelesen, liegt hier die Misserfolgswahrscheinlichkeit<br />

lei<strong>de</strong>r bei hohen 80 % bis 90 %. Warum? Weil Neujahr ein zufälliger<br />

Tag ist, die Vorsätze selten konkret, gar schriftlich festgehalten wer<strong>de</strong>n.<br />

Erfolgsverbesserer heißen:<br />

1. Ziele konkret (beobachtbar / messbar) zu formulieren und<br />

2. Positiv (gewünschten Zielzustand beschreiben, nicht nur das, was<br />

jetzt als störend und negativ empfun<strong>de</strong>n wird), sowie<br />

3. Schriftlich (d.h. nachvollziehbar, zu En<strong>de</strong> gedacht) und<br />

4. Sozial verbindlich (Partner und Freun<strong>de</strong> ggf. einbeziehen als Unterstützer).<br />

Es geht also um Verän<strong>de</strong>rung, und die fällt uns Menschen naturgemäß<br />

schwer; wir bleiben lieber beim Gewohnten, beim Vertrauten. Um aus solchen<br />

Routinen auszubrechen, ist meist ein heftiger Anlass notwendig.<br />

Auslöser für Verän<strong>de</strong>rung<br />

Hillary Clinton hatte bereits 2009, zugegeben etwas scharf, formuliert:<br />

„Never waste a good crisis”. Vielleicht sind manche Verän<strong>de</strong>rungen,<br />

auch im Kopf, von <strong>de</strong>r Krise begünstigt, vielleicht erst ermöglicht wor<strong>de</strong>n.<br />

Über gefestigte Tabus und „heilige Kühe” durfte man auf einmal nach<strong>de</strong>nken,<br />

re<strong>de</strong>n, sie in Frage stellen. Das Sammeln von Für- und Wi<strong>de</strong>r-<br />

Argumenten, die intensive Auseinan<strong>de</strong>rsetzung machte auch in unserer<br />

Firma überraschen<strong>de</strong>rweise Kritiker von neuen Vorhaben zu <strong>de</strong>ren Befürwortern.<br />

Und aus <strong>de</strong>m Pro und Kontra ergab sich nicht eine <strong>de</strong>mokratische<br />

Abstimmung, son<strong>de</strong>rn eine ganz neue Lösung.<br />

Im Alltag lernen<br />

CM Januar / Februar 2008 2011<br />

Eigentlich müsste es doch auch ohne solche Einschnitte gehen. Ein Controller<br />

brachte in unserem Stufe 3-Seminar einmal ein schönes Beispiel.<br />

Je<strong>de</strong>n Freitagmorgen im Büro wür<strong>de</strong> er die erste halbe Stun<strong>de</strong> ohne Störungen<br />

reservieren, um zu reflektieren, was die Woche so passiert war.<br />

Für ihn war es ein Bilanzieren, ein Sammeln <strong>de</strong>r „Lessons learned” aus<br />

<strong>de</strong>r täglichen Arbeit. Aus diesem Fundus entstün<strong>de</strong>n seine Verän<strong>de</strong>rungsvorhaben,<br />

dieser Schatz sei Quelle <strong>de</strong>r Verbesserung und <strong>de</strong>s Lernens.<br />

Erfahrungen machen wir zuhauf. In Projekten, bei Präsentationen, in Sitzungen<br />

– gute und manchmal auch weniger erfreuliche. Arm ist dann nur,<br />

wer daraus keine Schlüsse zieht, nichts lernt. Deshalb gehören Erfahrungen<br />

immer wie<strong>de</strong>r auch schriftlich festgehalten (für die nächste<br />

Durchführung, für die Kolleginnen und Kollegen), nach <strong>de</strong>r abgeschlossenen<br />

<strong>Planung</strong>, nach einem been<strong>de</strong>ten Projekt genauso wie nach einem<br />

abgebrochenen Projekt. Und vielleicht auch je<strong>de</strong>n Freitagmorgen.<br />

Lebenslanges Lernen und Persönlichkeitsentwicklung sind unsere<br />

ständigen Begleiter. Sie machen uns im Beruf wertvoller, als erfahrene,<br />

ausgeglichene, leistungsfähige und belastbare Mitarbeiter. Spannung<br />

und Entspannung, die man selber aktiv ausbalanciert und gestaltet. Wenn<br />

es Ihnen als Person gut geht, können Sie sich positiv einbringen im Unternehmen.<br />

Soweit einige Neujahrsgedanken, wenn auch noch im alten Jahr aufgeschrieben,<br />

an einem kalten sonnigen Vormittag in Stockdorf.<br />

Ich wünsche Ihnen viel Erfolg, beruflich wie privat im Jahr 2011.<br />

Dr. Klaus Eiselmayer<br />

Herausgeber<br />

Dr. Klaus Eiselmayer<br />

Chefredakteur Controller Magazin,<br />

Verlag für ControllingWissen AG<br />

Trainer und Partner <strong>de</strong>r Controller<br />

Aka<strong>de</strong>mie AG<br />

k.eiselmayer@controlleraka<strong>de</strong>mie.<strong>de</strong><br />

1


2<br />

Januar / Februar 2011<br />

Titelthema<br />

Aktuell<br />

Projektcontrolling<br />

Seite 68, 80<br />

Alfred Biels Literaturforum<br />

Impressum<br />

ISSN 1616-0495 36. Jahrgang<br />

Herausgeber<br />

Dipl.-Ing. Dr. Klaus Eiselmayer, Vorstandsmitglied <strong>de</strong>s Verlags<br />

für ControllingWissen AG, Trainer und Aufsichtsratsmitglied<br />

<strong>de</strong>r Controller Aka<strong>de</strong>mie AG, Gauting/München<br />

Die Zeitschrift ist Organ <strong>de</strong>s Internationalen Controller Verein<br />

eV, München; und berichtet auch aus <strong>de</strong>ssen Veranstaltungen.<br />

www.controllerverein.com<br />

Redaktion<br />

Dr. Klaus Eiselmayer, k.eiselmayer@controlleraka<strong>de</strong>mie.<strong>de</strong><br />

Susanne Eiselmayer, susanne.eiselmayer@vcw.<strong>de</strong><br />

Mag. Gundula Wagenbrenner,<br />

gundula.wagenbrenner@vcw.<strong>de</strong><br />

<strong>Szenario</strong>-<strong>Planung</strong><br />

Seite 74<br />

Risiko-<strong>Simulation</strong><br />

Seite 85<br />

Fachbücher im Fokus<br />

Seite 93<br />

Inhalt<br />

Abonnenten-Service<br />

Silvia Fröhlich, silvia.froehlich@vcw.<strong>de</strong><br />

Magazingestaltung<br />

Susanne Eiselmayer, susanne.eiselmayer@vcw.<strong>de</strong><br />

Abonnenten-Service, Redaktion und Magazingestaltung<br />

VCW AG, Münchner Strasse 10, 82237 Wörthsee-Etterschlag,<br />

Tel 01805 91 31 24*, Fax 01805 91 31 74*<br />

*0,14€/Min. aus <strong>de</strong>m dt. Festnetz, max. 0,42 €/Min. mobil.<br />

Ein Service von dtms.<br />

Verlagssitz<br />

VCW Verlag für ControllingWissen AG, Hin<strong>de</strong>nburgstraße 64,<br />

79102 Freiburg i. Br., <strong>Haufe</strong> Mediengruppe<br />

Literaturforum<br />

Dipl.-Betriebswirt Alfred Biel, Fachjournalist (DFJS),<br />

Beethovenstrasse 275, 42655 Solingen, alfred.biel@gmx.<strong>de</strong><br />

Editorial 1<br />

Stefan Hilbert<br />

Nachhaltiges Controlling for<strong>de</strong>rn und för<strong>de</strong>rn –<br />

Ethische Grundwerte als Basis 4<br />

Thomas Hermann<br />

Basel III und die Folgen –<br />

Die Risiken opportunistischen Verhaltens erkennen 9<br />

Hermann Hebben<br />

BI-Analysen mit interaktiven Karten 12<br />

Alfred Biel<br />

Interview mit Prof. Dr. Andreas Hoffjan 16<br />

Peter Hoberg<br />

BWL endlich nützlich: Vorteilhaftigkeit von Schönheitsoperationen 20<br />

Ralf Kesten<br />

Standortstilllegungsentscheidungen mit<br />

<strong>de</strong>m Economic Value Ad<strong>de</strong>d? - Teil 1 - 26<br />

Jürgen Weber<br />

Controlling & Marketing 31<br />

Stefan Tönnissen<br />

Existenzgründung eines Unternehmens über <strong>de</strong>n<br />

nebenberuflichen Einstieg 32<br />

Christine Pascher<br />

Bei Papa in <strong>de</strong>r Arbeit! 35<br />

Christine Mitter | Horst Wolfsgruber<br />

Einführung von ERP-Systemen 36<br />

Hendrik Vater<br />

Working Capital Management mit gewichteten<br />

Best Possible DSO-Zielen 42<br />

Dietmar Pascher´s Controllerrätsel 47<br />

Inserentenverzeichnis Anzeigen: CP Corporate Planning AG, 3 | Denzhorn, 7 | <strong>Haufe</strong>-Lexware, 15 | Schäffer-Poeschel, 25 | SAP Deutschland, 29 | <strong>Haufe</strong>-Lexware, U2 |<br />

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Anzeigenverkauf<br />

Kathrin Sauer, Tel 0931 27 91 -541, Fax -477,<br />

kathrin.sauer@haufe-lexware.com<br />

Anzeigendisposition<br />

Christine Wolz, Tel 0931 27 91 -472, Fax -477,<br />

christine.wolz@haufe-lexware.com<br />

Anzeigenleitung<br />

Bernd Junker, Tel 0931 27 91 -556, Fax -477,<br />

bernd.junker@haufe-lexware.com<br />

<strong>Haufe</strong>-Lexware GmbH & Co. KG, Im Kreuz 9,<br />

97076 Würzburg<br />

Konzept und Design | Titelgestaltung<br />

<strong>de</strong>yhle<strong>de</strong>sign Werbeagentur GmbH, Münchener Strasse 45,<br />

82131 Gauting, www.<strong>de</strong>yhle<strong>de</strong>sign.<strong>de</strong>


Internationaler Controller Verein<br />

Mark Ebbeken | Tim Kucharczyk<br />

Möglichkeiten und Grenzen eines Working Capital<br />

Management in <strong>de</strong>r Praxis 48<br />

Marc-S. Garbe | Andreas W. Schnei<strong>de</strong>r<br />

Lässt sich Verwaltungshan<strong>de</strong>ln an messbaren<br />

Leistungen und Wirkungen ausrichten? 53<br />

Christian Fischbach | Andre Wie<strong>de</strong>nhofer<br />

Zielgerichtete Kommunikation im Turnaround 60<br />

Frank-J. Witt | Kerin Witt<br />

Controller´s Risikomanagement <strong>de</strong>r Controllingdaten - Teil 1 - 63<br />

Olaf Hoffmann<br />

Projektcontrolling – ein Erfolgsfaktor? 68<br />

Matthias Schmitt<br />

<strong>Szenario</strong>-<strong>Planung</strong>: Mit Best Case und Worst Case<br />

sicher durch die Krise 74<br />

Michael Dembowski<br />

Projektcontrolling in Innovationsprojekten 80<br />

Christian Tallau<br />

Limitationen <strong>de</strong>r Monte-Carlo-<strong>Simulation</strong> beim<br />

Management leistungswirtschaftlicher Risiken 85<br />

Nepomuk Feser | Axel May<br />

Risikoadjustierte Vergütung 89<br />

Herstellung <strong>de</strong>yhle<strong>de</strong>sign Werbeagentur GmbH, 82131 Gauting<br />

Druck Bosch-Druck GmbH, 84030 Ergolding, Tel 0871 76 05 - 0<br />

Erscheinungsweise<br />

6 Ausgaben pro Jahr: Jan., März, Mai, Juli, Sept., Nov.<br />

Bezugsgebühr pro Jahr im Abonnement € 139,80 plus € 9,90 Versand;<br />

im europäischen Ausland € 17,40;<br />

Einzelheft € 23,30 plus Versand; die Preise enthalten die USt.<br />

Sollte CM ohne Verschul<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Verlags nicht ausgeliefert wer<strong>de</strong>n,<br />

besteht kein Ersatzanspruch gegen <strong>de</strong>n Verlag.<br />

Durch die Annahme eines Manuskriptes o<strong>de</strong>r Fotos erwirbt <strong>de</strong>r Ver lag<br />

das ausschließliche Recht zur Veröffentlichung.<br />

Nachdruck (auch auszugsweise) nur mit Zustimmung <strong>de</strong>r Redaktion.<br />

Bildnachweis Titel<br />

GettyImages<br />

Why to run for<br />

ControllerPreis<br />

Seite 103<br />

Controlling kann<br />

so einfach sein!<br />

„Corporate Planner macht<br />

unsere Unternehmensplanung<br />

erheblich schneller und<br />

viel flexibler.“<br />

Bernd Winkhaus, BILSTEIN GmbH & Co. KG<br />

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4<br />

Nachhaltiges Controlling<br />

Nachhaltiges Controlling for<strong>de</strong>rn und för<strong>de</strong>rn –<br />

Ethische Grundwerte als Basis<br />

von Stefan Hilbert<br />

Nicht erst seit <strong>de</strong>r Finanzkrise wird <strong>de</strong>r Ruf nach<br />

mehr Nachhaltigkeit in <strong>de</strong>r Ökonomie lauter.<br />

Nachhaltigkeit wird in <strong>de</strong>n Wirtschaftswissenschaften<br />

meist mit <strong>de</strong>m Thema Umwelt / Umweltökonomie<br />

in Verbindung gebracht. Der<br />

grundsätzliche Ansatz, Regenerationsraten zu<br />

berücksichtigen, um möglichst ein intertemporales<br />

Gleichgewicht bei <strong>de</strong>r Nutzung <strong>de</strong>r Ressourcen<br />

zu erzielen, ist ein wichtiges und erstrebenswertes<br />

Ziel.<br />

Substitutionsraten und die Lebensgrundlagen<br />

heutiger und insbeson<strong>de</strong>re späterer Generationen<br />

gelangen dadurch in die Zielsysteme von<br />

Politik, Wirtschaft und Gesellschaft; kurz- und<br />

langfristige Ertragsmöglichkeiten wer<strong>de</strong>n aufeinan<strong>de</strong>r<br />

abgestimmt. In <strong>de</strong>r Vergangenheit hat<br />

sich hierzu <strong>de</strong>r Ansatz <strong>de</strong>r Corporate Social<br />

Responsibility (CSR) entwickelt, welcher auf<br />

<strong>de</strong>n drei Säulen Ökonomie, Ökologie und<br />

Gesellschaft / Soziales aufbaut. CSR-Initia-<br />

tiven setzen Eigeninitiative und Eigenverantwortung<br />

voraus, um als Unternehmen einen Beitrag<br />

für eine zukunftsfähige Gesellschaft zu leisten.<br />

Die Nachhaltigkeit im Führungshan<strong>de</strong>ln zu verankern<br />

wird dabei zur Herausfor<strong>de</strong>rung auch<br />

für das Controlling. Die Ansätze <strong>de</strong>s Internationalen<br />

Controllervereins – und hier insbeson<strong>de</strong>re<br />

die Veröffentlichung <strong>de</strong>r 10 Kernelemente<br />

nachhaltigen Controllings – sind sehr zu begrüßen.<br />

Zum besseren Verständnis seien diese<br />

hier nochmals kurz aufgelistet:<br />

1. Dauerhafte Wertsteigerung<br />

2. Über die Kosten hinaus<br />

3. Nicht mit Symptomen begnügen<br />

4. Innovation und Wettbewerbsvorteile<br />

5. Das Tun im Vor<strong>de</strong>rgrund<br />

6. Verantwortung übernehmen<br />

7. Business Partner statt Zahlenknecht<br />

8. Die Menschen hinter <strong>de</strong>n Zahlen sehen<br />

9. Werte <strong>de</strong>s Unternehmens vertreten<br />

10. Integer sein<br />

Hervorzuheben ist <strong>de</strong>r Aspekt, dass sich ein<br />

wirksames Controlling nicht nur auf Ziele und<br />

Kennzahlen erstrecken darf, son<strong>de</strong>rn auch die<br />

davor gelagerten Prozesse und Maßnahmen<br />

einbeziehen sollte. Werte, Wollen und Tun sind<br />

Wesenselemente, mit <strong>de</strong>nen sich das Controlling<br />

auch auseinan<strong>de</strong>rsetzen muss.<br />

Wenn Controller qualifiziert etwa bei <strong>de</strong>r Leitbil<strong>de</strong>ntwicklung<br />

eines Unternehmens mitgestalten<br />

o<strong>de</strong>r Wirksamkeit und Auswirkungen<br />

<strong>de</strong>s Instrumenteneinsatzes bewerten wollen, ist<br />

ein Grundverständnis von Werten unerlässlich.<br />

Nicht nur Instrumente und Metho<strong>de</strong>n (reine<br />

Technik), son<strong>de</strong>rn auch Ethik und Moral (Konsequenzen<br />

<strong>de</strong>s Han<strong>de</strong>lns aus normativer Sicht)<br />

sind einzubeziehen. Dies sollte auch eine Erkenntnis<br />

aus <strong>de</strong>r Finanzkrise sein.


Exemplarisch sei dies an einem <strong>de</strong>r 10 Punkte<br />

kurz erläutert: Integer sein be<strong>de</strong>utet eben auch,<br />

das eigene Verhalten und Han<strong>de</strong>ln an ethischen<br />

Prinzipien und moralischen Anfor<strong>de</strong>rungen<br />

auszurichten. Ein gefestigtes Wertesystem im<br />

Unternehmen ist <strong>de</strong>r Bedingungsrahmen für die<br />

Controlling-Philosophie. Aber: Sowohl Institutionen<br />

als auch Unternehmen können we<strong>de</strong>r<br />

Werte verfolgen noch gegen sie verstoßen, da<br />

ihnen hierfür die Eigenschaften Freiheit und<br />

Vernunft fehlen. Ausschließlich Menschen, die<br />

hinter <strong>de</strong>n Institutionen und Unternehmen stehen,<br />

können sich frei entschei<strong>de</strong>n und somit integer<br />

sein. Insofern muss sich <strong>de</strong>r Mensch<br />

(Manager, Controller) mit seinem eigenen Wertesystem<br />

auseinan<strong>de</strong>r setzen.<br />

Moral und Ethik<br />

„Die Ethik erörtert alle mit <strong>de</strong>m Moralischen zusammenhängen<strong>de</strong>n<br />

Probleme auf einer allgemeineren,<br />

grundsätzlicheren und insofern abstrakteren<br />

Ebene, in<strong>de</strong>m sie rein formal die Bedingungen<br />

rekonstruiert, die erfüllt sein müssen,<br />

damit eine Handlung, ganz gleich welchen<br />

Inhalt sie im einzelnen haben mag, zu Recht als<br />

eine moralische Handlung bezeichnet wer<strong>de</strong>n<br />

kann.“ (Pieper, Annemarie: Einführung in die<br />

Ethik, 6. Auflage, UTB 2007, S. 23)<br />

Untrennbar miteinan<strong>de</strong>r verbun<strong>de</strong>n sind <strong>de</strong>mnach<br />

die Begriffe Moral und Ethik. Dabei bestimmt<br />

die Moral das Han<strong>de</strong>ln <strong>de</strong>s Menschen,<br />

die Ethik wie<strong>de</strong>rum bil<strong>de</strong>t die Klammer, in<strong>de</strong>m<br />

sie aus <strong>de</strong>r philosophischen Sicht die Moral und<br />

das richtige Han<strong>de</strong>ln ins Zentrum rückt.<br />

Bevor ein Instrument zum Einsatz kommt, muss<br />

es also auf seine Zweckdienlichkeit in Bezug<br />

auf das Ziel- und Wertesystem <strong>de</strong>s Unternehmens<br />

überprüft wer<strong>de</strong>n. Ein kurzes Beispiel soll<br />

dies ver<strong>de</strong>utlichen: Bereits bei <strong>de</strong>r wertorientierten<br />

Führung wur<strong>de</strong> das Dilemma zwischen<br />

kurzfristiger Wertsteigerung und langfristiger<br />

Wertvernichtung offenbar. Der Kern <strong>de</strong>s Economic-Value-Ad<strong>de</strong>d-Ansatzes<br />

(EVA) etwa<br />

liegt darin, dass ein Investment bzw. das Gesamtunternehmen<br />

eine Rendite erzielt, die größer<br />

ist als die damit verbun<strong>de</strong>nen Kapitalkosten.<br />

Wenn diese Differenz (Spread) positiv ist,<br />

wur<strong>de</strong> Wert geschaffen, <strong>de</strong>r Kapitaleinsatz erfolgte<br />

wertsteigernd.<br />

EVA = (ROCE – WACC) x K<br />

ROCE: Return on Capital Employed (= EBIT / K)<br />

WACC: durchschnittliche, gewichtete Kapitalkosten<br />

K: eingesetztes, verzinsliches Kapital<br />

In dieser verkürzten Darstellung wird aber<br />

schnell ersichtlich, dass EVA gesteigert wer<strong>de</strong>n<br />

kann, wenn<br />

� Spread > 0 o<strong>de</strong>r<br />

� K sinkt.<br />

Entsprechend kann die eigentliche Absicht <strong>de</strong>s<br />

wertorientierten Managements, <strong>de</strong>n Unternehmenswert<br />

über einen Anstieg <strong>de</strong>r Rendite zu<br />

erzielen, kurzfristig dadurch erreicht wer<strong>de</strong>n,<br />

dass <strong>de</strong>r Kapitaleinsatz gesenkt wird.<br />

Denn <strong>de</strong>r Renditeeffekt (über <strong>de</strong>n ROCE) überkompensiert<br />

<strong>de</strong>n vermin<strong>de</strong>rten, absoluten Kapitaleinsatz.<br />

Diesem kurzfristigen Anstieg <strong>de</strong>s<br />

Unternehmenswertes wird aber mittel- bis<br />

langfristig ein Rückgang <strong>de</strong>sselben entgegenstehen,<br />

da ein reduzierter Kapitaleinsatz langfristig<br />

zu einem Innovations- und Umsatzeinbruch<br />

führen wird. Weniger Investitionen heute<br />

erhöhen kurzfristig <strong>de</strong>n Sharehol<strong>de</strong>r Value,<br />

führen aber auch dazu, dass künftige Wachstumspotenziale<br />

(und damit Gewinnmöglichkeiten)<br />

nicht entstehen können. Als nachhaltig<br />

kann ein solcher Instrumenteneinsatz nicht bezeichnet<br />

wer<strong>de</strong>n.<br />

Nachhaltigkeit bezieht sich somit nicht nur<br />

auf das Unternehmen, son<strong>de</strong>rn bspw. über<br />

die sozialen Sicherungssysteme auch auf<br />

die Gesamtgesellschaft. Dies be<strong>de</strong>utet, dass<br />

Werte und ethisches Grundverständnis eben<br />

ein Thema aller Gruppierungen einer Gesellschaft<br />

sind. Nun könnte man natürlich <strong>de</strong>m Trugschluss<br />

verfallen, dass ethisch-moralisches<br />

Han<strong>de</strong>ln ausschließlich durch die Gesellschaft,<br />

das Wirtschaftssystem o<strong>de</strong>r das Unternehmen<br />

<strong>de</strong>terminiert wird. Dann wie<strong>de</strong>rum wäre es<br />

leicht, für die Konsequenzen <strong>de</strong>s eigenen Han<strong>de</strong>lns<br />

nicht einstehen zu müssen. Der Hinweis<br />

darauf, dass eine Entscheidung das Ergebnis<br />

vorherrschen<strong>de</strong>r Sitten, Gebräuche o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r<br />

Unternehmenskultur ist, wür<strong>de</strong> je<strong>de</strong> Handlung<br />

exkulpieren. Aber hier greift diese als naiv zu<br />

bezeichnen<strong>de</strong> Ethik zu kurz: Der Mensch ist in<br />

seinen Entscheidungen und somit Handlungen<br />

nämlich frei. Dies gilt für <strong>de</strong>n Controller ebenso!<br />

Entsprechend muss eine Handlung o<strong>de</strong>r ein<br />

Instrumenteneinsatz hinterfragt wer<strong>de</strong>n.<br />

Die Frage nach <strong>de</strong>r Moral, welche im Zusammenhang<br />

mit <strong>de</strong>r <strong>de</strong>rzeitigen Finanz- und Wirtschaftskrise<br />

aufkommt, sollte auch als Chance<br />

betrachtet wer<strong>de</strong>n, sich in einer arbeitsteiligen<br />

und globalisierten Gesellschaft über die Grundwerte<br />

o<strong>de</strong>r die unterschiedlichen Ziele von Systemen<br />

Gedanken zu machen. Den Ausgangspunkt<br />

bil<strong>de</strong>t die Strukturierung <strong>de</strong>r Grundwerte.<br />

Sie bil<strong>de</strong>n zu<strong>de</strong>m die Basis für die Beurteilung<br />

<strong>de</strong>r Nachhaltigkeit.<br />

Grundwerte als Ausgangspunkt<br />

Unser freiheitlich, <strong>de</strong>mokratisch geprägter<br />

Kulturkreis fußt auf drei Wertgruppen (vgl. Abbildung<br />

1), welche untereinan<strong>de</strong>r in hierarchischer<br />

Beziehung stehen und das Wertesystem<br />

dominieren. Die ethischen Grundwerte sind<br />

dabei als Fundament für die übrigen Werte zu<br />

Abb. 1: Abendländisches Wertesystem; in Anlehnung an Pieper (Einführung, 2007), S. 249<br />

CM Januar / Februar 2011<br />

5


6<br />

Nachhaltiges Controlling<br />

verstehen. Unsere abendländische und damit<br />

christlich geprägte Gesellschaft wird ohne Respekt<br />

in Bezug auf die Menschenwür<strong>de</strong> im<br />

wahrsten Wortsinne sinnlos sein. Nachhaltigkeit<br />

in Unternehmensführung und Controlling<br />

muss eben auch diese Aspekte berücksichtigen.<br />

Leitbild- und Strategieentwicklung etwa<br />

machen nur Sinn, wenn auch diese Metaebene<br />

in <strong>de</strong>n Gesamtprozess <strong>de</strong>s strategischen Controllings<br />

einbezogen wird.<br />

Gibt es eine allgemeingültige<br />

Moral, welche das Tun im<br />

Controlling bestimmt?<br />

Ausgehend von diesen Vorüberlegungen sollen<br />

im Folgen<strong>de</strong>n die wesentlichen normativethischen<br />

Grundpositionen kurz dargestellt<br />

wer<strong>de</strong>n. Controlling muss nämlich mehr sein<br />

als bloßes Entwickeln und Anwen<strong>de</strong>n von In-<br />

Autor<br />

s trumenten. Controlling als integrierter und<br />

nachhaltiger Ansatz mit Blick auf Markt,<br />

Ökologie und Gesellschaft muss ethischmoralische<br />

Aspekte einbeziehen. Ein Navigator,<br />

und als solcher wird <strong>de</strong>r Controller verstan<strong>de</strong>n,<br />

muss sein Gebiet kennen. Mit allen<br />

Unwägbarkeiten und Untiefen, eben mit <strong>de</strong>n<br />

Chancen und Risiken, welche sich aus <strong>de</strong>m<br />

Umfeld ergeben. Nur so kann in Abstimmung<br />

mit <strong>de</strong>n Stärken und Schwächen <strong>de</strong>s Unternehmens<br />

ein Erfolgsbeitrag geleistet wer<strong>de</strong>n.<br />

„Nachhaltiges Controlling erweitert damit traditionelles<br />

Controlling und integriert marktbezogene,<br />

ökologische und gesellschaftliche Aspekte<br />

in die ökonomischen Zielgrößen zum dauerhaften<br />

Unternehmenserfolg.“ (Biel, Alfred:<br />

Controller-Anfor<strong>de</strong>rungen, Selbstverständnis<br />

und Chancen, Internationaler Controller Verein<br />

e. V. (Hrsg.), Gauting 2008, S. 10)<br />

Controller müssen als Berater und Sparringspartner<br />

<strong>de</strong>s Managements über eine Vielzahl an<br />

Fähigkeiten verfügen. Das Wissen über die In-<br />

s trumente und Managementtechniken sind ein<br />

Bereich, welcher zum Anfor<strong>de</strong>rungsprofil zählt.<br />

Wollen Controller aber nicht nur die reine<br />

Fachebene ab<strong>de</strong>cken und somit alleine <strong>de</strong>r Beherrschung<br />

<strong>de</strong>r Technik anheimfallen, sind<br />

weitere, persönlichkeitsbezogene Fähigkeiten<br />

erfor<strong>de</strong>rlich (Business Partner statt Zahlenknecht;<br />

vgl. 10 Kernelemente). Auch dies entschei<strong>de</strong>t<br />

über Erfolg und Misserfolg <strong>de</strong>r Controlling-Philosophie.<br />

Kenntnisse über ethische<br />

Grundpositionen erweisen sich hierbei als unerlässlich,<br />

will das Controlling einer umfassen<strong>de</strong>n<br />

und integrierten Navigatorenrolle gerecht<br />

wer<strong>de</strong>n (Die Menschen hinter <strong>de</strong>n Zahlen<br />

sehen; vgl. 10 Kernelemente).<br />

Hierzu sollen kurz ethische Grundpositionen<br />

(Tugen<strong>de</strong>thik, Pflichtethik, Utilitaristische Ethik<br />

Prof. Stefan Hilbert<br />

lehrt an <strong>de</strong>r Fakultät für Wirtschaft an <strong>de</strong>r Dualen Hochschule<br />

Ba<strong>de</strong>n-Württemberg Mannheim. Seine Schwerpunkte fin<strong>de</strong>t<br />

man in <strong>de</strong>r Unternehmensführung, Controlling, Rechnungslegung<br />

und Volkswirtschaftslehre.<br />

E-Mail: hilbert@dhbw-mannheim.<strong>de</strong><br />

Tel.: 0621 – 4105 2527<br />

sowie Konsensethik) in ihren Wesenszügen<br />

dargestellt wer<strong>de</strong>n.<br />

Tugen<strong>de</strong>thik<br />

Dieser Ansatz geht auf Aristoteles zurück. Er<br />

stellt ein gutes, gelingen<strong>de</strong>s Leben ins Zentrum<br />

<strong>de</strong>s Han<strong>de</strong>lns. Das höchste Gut, die Glückseligkeit,<br />

gilt es zu erreichen. Glückseligkeit muss<br />

sich aber auch einer Wertprüfung unterziehen.<br />

Denn in einer niedrigen Form dient das Glück<br />

lediglich einem (körperlichen) Lustempfin<strong>de</strong>n<br />

(hedonistischer Glücksbegriff). Kurzfristiges<br />

Gewinn- o<strong>de</strong>r Wertwachstum wür<strong>de</strong>n zwar ein<br />

Glücks- o<strong>de</strong>r Lustempfin<strong>de</strong>n auslösen, langfristig<br />

o<strong>de</strong>r nachhaltig aber nicht unbedingt zur<br />

Glückseligkeit führen (Dauerhafte Wertsteigerung;<br />

vgl. 10 Kernelemente). Ein nachhaltiges<br />

Gewinn- o<strong>de</strong>r Wertwachstum führt hinge-<br />

gen zu einem höheren Wert <strong>de</strong>s Glücks (eudämonistischer<br />

Glücksbegriff).<br />

Um das gute und gelingen<strong>de</strong> Leben zu erreichen,<br />

gibt Aristoteles intellektuelle und moralische<br />

Tugen<strong>de</strong>n (z. B. Gerechtigkeit, Freigiebigkeit,<br />

Mäßigung, Weisheit) vor, die als Leitlinien<br />

dienen. Leitlinien o<strong>de</strong>r Tugen<strong>de</strong>n kennen<br />

wir auch heute noch. Für <strong>de</strong>n Controller for<strong>de</strong>rt<br />

etwa <strong>de</strong>r Internationale Controller Verein Integrität<br />

(vgl. 10 Kernelemente). Leitlinien, und damit<br />

Tugen<strong>de</strong>n, unterliegen aber selbst einem<br />

Wan<strong>de</strong>l. In unserem Informationszeitalter sei<br />

auf die sich verschieben<strong>de</strong>n Grenzen etwa im<br />

Informationsmanagement (z. B. Daten sozialer<br />

Netzwerke) o<strong>de</strong>r durch Innovationen in <strong>de</strong>r Medizintechnik<br />

(z. B. Gentechnik) verwiesen. Controller<br />

müssen hier auch unter <strong>de</strong>m Gesichtspunkt<br />

<strong>de</strong>r Nachhaltigkeit <strong>de</strong>n Wan<strong>de</strong>l begleiten<br />

und gestalten, dürfen dabei aber nicht einem<br />

kurzfristigen Trend aufsitzen.<br />

Pflichtethik<br />

Transparenz und frei entschei<strong>de</strong>n können führen<br />

zur Pflichtethik, welche auf Kant zurückgeht.<br />

Beim Begriff <strong>de</strong>r Pflicht wür<strong>de</strong> man mutmaßen,<br />

dass es sich hierbei um Vorschriften,<br />

<strong>de</strong>nen man sich zu unterwerfen habe, han<strong>de</strong>ln<br />

müsse. Die Pflichtethik von Kant setzt aber gera<strong>de</strong><br />

die Selbstbestimmung <strong>de</strong>s Individuums<br />

voraus. Der Mensch als Individuum ist in seinen<br />

Entscheidungen nämlich frei. Die Vernunft befähigt<br />

ihn, sein Han<strong>de</strong>ln und die Regeln (Maximen)<br />

seines Han<strong>de</strong>lns selbst zu bestimmen. Ein für<br />

die Controllingtätigkeit naiver Ansatz? Wäre es<br />

da nicht einfacher, <strong>de</strong>n Zielvorgaben <strong>de</strong>s Unternehmens<br />

zu folgen, diese umzusetzen und im<br />

Falle <strong>de</strong>s Scheiterns exkulpiert zu sein?<br />

Controlling be<strong>de</strong>utet aber auch steuern und<br />

lenken, dies kann und muss auch eine Gestaltung<br />

mit Blick auf die eigenen Werte sein und<br />

somit die eigene Vernunft einbeziehen. Warum<br />

etwa soll <strong>de</strong>r Controller einer kurzfristigen<br />

Wertsteigerung das Wort re<strong>de</strong>n und entsprechen<strong>de</strong><br />

Instrumente bereit stellen, wenn die<br />

Nachhaltigkeit dieser Vorgehensweise zweifelhaft<br />

ist? Die Pflicht <strong>de</strong>s Controllers wür<strong>de</strong><br />

folglich darin liegen, das Han<strong>de</strong>ln sowie<br />

<strong>de</strong>n Instrumenten- und Metho<strong>de</strong>neinsatz<br />

einem permanenten Prüfverfahren <strong>de</strong>r


Vernunft zu unterziehen. Controller müssen<br />

Verantwortung übernehmen (vgl. 10<br />

Kernelemente). Als moralisch kann eine<br />

Handlung (das Tun; vgl. 10 Kernelemente)<br />

nur dann gelten, wenn sie auf <strong>de</strong>r moralischen<br />

Einsicht (<strong>de</strong>m guten Wollen) basiert.<br />

Utilitaristische Ethik<br />

Während sich die Pflichtethik auf die metaphysische<br />

Ebene bezieht, enthält die utilitaristische<br />

Ethik eine weitaus praktischere Komponente.<br />

Nun wird nämlich die Realität (Empirie)<br />

in die Wertbetrachtung einbezogen. Das<br />

größte Glück <strong>de</strong>r größten Zahl wird zum Bewertungsmaßstab,<br />

was be<strong>de</strong>utet, dass negative<br />

Auswirkungen mit positiven Wirkungen<br />

eines Instruments verrechnet wer<strong>de</strong>n können.<br />

Wenn nun insgesamt ein Nutzenzuwachs erzielt<br />

wird, ist das Instrument aus utilitaristischer<br />

Sicht ethisch-moralisch vertretbar.<br />

Bezogen auf die Nachhaltigkeit be<strong>de</strong>utet dies,<br />

dass z. B. die Entlassung einiger Mitarbeiter<br />

(Missnutzen für eben diese Mitarbeiter) akzeptiert<br />

wer<strong>de</strong>n kann, wenn das Unternehmen insgesamt<br />

gerettet wer<strong>de</strong>n kann (Nutzen). Problematisch<br />

bleibt hier aber immer, <strong>de</strong>n Nutzen und<br />

Missnutzen messbar zu machen, um eine Verrechnung<br />

zu ermöglichen. Probleme bestehen<br />

auch in Bezug auf die Anreizkompatibilität;<br />

ökonomisch gesehen wird <strong>de</strong>r Nutzen <strong>de</strong>r<br />

Abb. 3: Integriertes-Risiko-Management-System<br />

Abb. 2: Ansatzpunkt für Ethik / Moral<br />

Eigentümer am höchsten gewichtet, so<br />

dass sich das Controlling mit seinen Instrumenten<br />

daran orientieren wird.<br />

Konsensethik<br />

CM Januar / Februar 2011<br />

Aus <strong>de</strong>r Kombination von Pflichtethik und utilitaristischer<br />

Ethik ist die Konsensethik entstan<strong>de</strong>n.<br />

Die Individuen (o<strong>de</strong>r Akteure) wür<strong>de</strong>n sich<br />

folglich freiwillig einer Norm unterwerfen, die<br />

auf sie und ihr Han<strong>de</strong>ln angewandt wird. Controller<br />

müssen <strong>de</strong>mnach auch die Werte <strong>de</strong>s<br />

Unternehmens vertreten (vgl. 10 Kernelemente).<br />

De facto verbirgt sich dahinter ein vertragstheoretischer<br />

Ansatz, d. h. über allgemein<br />

gültige Regeln (Gesetze, Institutionen, Kodices)<br />

wird versucht, <strong>de</strong>n Ausgleich <strong>de</strong>r Interessen<br />

herbeizuführen. Der Corporate-Governance-<br />

Ko<strong>de</strong>x etwa kann als eine Form <strong>de</strong>r Selbstbindung<br />

im Rahmen <strong>de</strong>r Konsensethik verstan<strong>de</strong>n<br />

wer<strong>de</strong>n.<br />

Erfolg lässt<br />

sich planen.<br />

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7


8<br />

Nachhaltiges Controlling<br />

Abb. 4: Inter<strong>de</strong>pen<strong>de</strong>nzen <strong>de</strong>r Wertesysteme<br />

Werte und Risiken: Plädoyer für<br />

ein Integriertes-Risiko-<br />

Management-System<br />

Aus <strong>de</strong>r Kurzdarstellung ethischer Grundpositionen<br />

kann abgeleitet wer<strong>de</strong>n, dass es keinen<br />

allgemein gültigen Ethikansatz gibt bzw. geben<br />

kann. Unser Wertesystem ist von unterschiedlichen<br />

Grundpositionen geprägt, wobei die utilitaristische<br />

Sichtweise dominiert.<br />

Da sich die Quantifizierung <strong>de</strong>s operationellen<br />

Risikos immer wie<strong>de</strong>r als schwierig erweist,<br />

sollte <strong>de</strong>r Risikoentstehungsprozess als Ganzen<br />

betrachtet wer<strong>de</strong>n. Die Bezifferung in Euro und<br />

Cent kann nämlich vermie<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n, wenn<br />

das moralische Fehlverhalten – als Ausgangspunkt<br />

<strong>de</strong>s Verlustbeitrages – vermie<strong>de</strong>n wird<br />

(vgl. Abbildung 2). Ein vielleicht altes Konzept<br />

rückt damit wie<strong>de</strong>r ins Zentrum <strong>de</strong>r Werte<strong>de</strong>batte:<br />

Der ehrbare Kaufmann. Damit wird<br />

<strong>de</strong>utlich, warum in einem nachhaltigen Controlling<br />

und Führungssystem ein gefes tigtes<br />

Wertesys tem zum Erfolgsfaktor wird.<br />

Corporate Governance und Compliance<br />

machen aber <strong>de</strong>utlich, dass eine Integration<br />

moralischer Risiken mit ihren möglichen ökonomischen<br />

Verlustbeiträgen zwingend geboten<br />

ist. Insofern ist in einem Integrierten-Risiko-Management-System<br />

die ethisch-moralische<br />

Komponente ein wesentliches Element<br />

(vgl. Abbildung 3).<br />

Moralische Aspekte weisen etwa auch auf <strong>de</strong>r<br />

Risikoebene eine konkrete ökonomische Komponente<br />

auf. Aus moralischen Risiken können<br />

zweifelsohne Verlustbeiträge entstehen, welche<br />

für die Gesamtrisikoposition eines Unternehmens<br />

be<strong>de</strong>utend sein können. Nimmt etwa<br />

ein Premiumhersteller von Konsumgütern<br />

aus Kostengrün<strong>de</strong>n in Kauf, dass Komponenten<br />

seines Produktes in Niedriglohnlän<strong>de</strong>rn<br />

unter menschenunwürdigen Arbeitsbedingungen<br />

produziert wer<strong>de</strong>n, kann daraus<br />

ein Umsatz- und Gewinnrückgang<br />

entstehen, wenn die Käuferinnen und Käufer<br />

unter moralischen Aspekten dieses Produkt ablehnen.<br />

Insofern ist in einem Integrierten Risikomanagement-System<br />

auch die moralische Risikoposition<br />

zu bewerten und zu controllen.<br />

Konklusio<br />

Eine stärkere Aufnahme von Nachhaltigkeitsaspekten<br />

in die generellen Führungsansätze ist<br />

zwingend geboten, um eine bestmögliche<br />

Verteilung von Verfügungsrechten zu gewährleisten.<br />

Nachhaltigkeit muss auch noch<br />

konsequenter in die Kontrollstrukturen von Unternehmen<br />

einbezogen wer<strong>de</strong>n. Entschei<strong>de</strong>nd<br />

muss aber auch hierbei sein, dass die Einhaltung<br />

dieser Normen auf Freiwilligkeit und Vernunft<br />

beruht. Der Controller muss diesen Prozess<br />

kritisch begleiten, die Festlegung <strong>de</strong>r<br />

Norm verbleibt als originäre Aufgabe <strong>de</strong>r Unternehmensführung.<br />

Es ist festzustellen, dass ethische Überlegungen<br />

für Unternehmen aufgrund verschie<strong>de</strong>ner<br />

Einflüsse (z. B. Anspruchsgruppen, Sensibilisierung<br />

<strong>de</strong>r Bürger, Fortschritt <strong>de</strong>r Informations-<br />

und Kommunikationstechnologie) an<br />

Be<strong>de</strong>utung gewinnen. Die Frage nach <strong>de</strong>n<br />

moralischen Wertvorstellungen von Unternehmen<br />

treten nicht erst seit Aufkommen<br />

<strong>de</strong>r Finanzkrise in <strong>de</strong>n Fokus von Management<br />

und Controlling. Denn Gewinnstreben<br />

einerseits und moralische I<strong>de</strong>ale an<strong>de</strong>rerseits<br />

wer<strong>de</strong>n verstärkt hinterfragt und <strong>de</strong>terminieren<br />

<strong>de</strong>n Rahmen unternehmenspolitischer Entscheidungen.<br />

Für die Unternehmen besteht die<br />

Gefahr, ihre Legitimation innerhalb <strong>de</strong>r Gesellschaft<br />

zu verlieren, wenn moralische Aspekte<br />

nicht berücksichtigt wer<strong>de</strong>n. Credibility, eine<br />

glaubwürdige Nachhaltigkeit, ist somit unabdingbar.<br />

Die Wertesysteme von Gesellschaft<br />

und Unternehmen sind noch konsequenter aufeinan<strong>de</strong>r<br />

abzustimmen (vgl. Abbildung 4).<br />

Die Ernsthaftigkeit, mit <strong>de</strong>r Nachhaltigkeit betrieben<br />

wird, ist wesentlich von <strong>de</strong>r ethischen<br />

Grundhaltung <strong>de</strong>s jeweiligen Entscheidungsträgers<br />

beeinflusst. Das Herausbil<strong>de</strong>n von<br />

ethischen Einstellungen ist dabei aber als<br />

Prozess zu verstehen, <strong>de</strong>r bei offenem<br />

Geist das ganze Leben lang anhält. Das<br />

Controlling kann und muss hierzu beitragen.<br />

Nicht das reine Anwen<strong>de</strong>n von Metho<strong>de</strong>n und<br />

Instrumenten darf im Zentrum <strong>de</strong>s Controllings<br />

stehen, vielmehr ist die kritische Reflexion unter<br />

<strong>de</strong>m Aspekt <strong>de</strong>r Nachhaltigkeit zu for<strong>de</strong>rn und<br />

zu för<strong>de</strong>rn.<br />

Eine Weiterentwicklung <strong>de</strong>s Controlling-Instrumentariums<br />

ist hierfür unabdingbar und bleibt<br />

eine spannen<strong>de</strong> Herausfor<strong>de</strong>rung für Wissenschaft<br />

und Praxis. Die alleinige Vermittlung von<br />

Instrumenten wür<strong>de</strong> zu kurz greifen und eine<br />

rein technokratische Sichtweise be<strong>de</strong>uten. Hier<br />

sind neben Institutionen wie <strong>de</strong>m Internationalen<br />

Controller Verein auch und insbeson<strong>de</strong>re die<br />

Hochschulen gefor<strong>de</strong>rt, <strong>de</strong>r Willens- und Meinungsbildung<br />

zu dienen. Nur so kann gewährleistet<br />

wer<strong>de</strong>n, dass Marktteilnehmer, Manager<br />

o<strong>de</strong>r Controller ihre Handlungen reflektieren<br />

und die Menschen hinter <strong>de</strong>n<br />

Zahlen ihrer Verantwortung gerecht wer<strong>de</strong>n.<br />

Literatur<br />

Losbichler, Heimo: Die 10 Kernelemente <strong>de</strong>s<br />

ICV, Impulspapier; www.controllerverein.<br />

com/10_Kernelemente.144246.<br />

html?#Das%20Impulspapier%20unseres%20<br />

Vorstandsmitglieds%20Prof.%20Dr.%20<br />

Heimo%20Losbichler<br />

Pieper, Annemarie: Einführung in die Ethik,<br />

6. Auflage, UTB 2007<br />

Suchanek, Andreas: Ökonomische Ethik,<br />

2. Auflage, UTB 2007<br />

Ulrich, Peter: Die gesellschaftliche Einbettung<br />

<strong>de</strong>r Marktwirtschaft als Kernproblem <strong>de</strong>s 21. Jahrhun<strong>de</strong>rts,<br />

Berichte <strong>de</strong>s Instituts für Wirtschaftsethik<br />

(Hrsg.), Nr. 115, St. Gallen 2009<br />

Weber, Jürgen: Controlling & Nachhaltigkeit;<br />

in: Controller Magazin 2/2010, S. 12


Basel III und die Folgen –<br />

Die Risiken opportunistischen<br />

Verhaltens erkennen<br />

von Thomas Hermann<br />

Die neuen Eigenkapitalregeln für Geschäftsbanken<br />

sind wie erwartet von <strong>de</strong>n G20 auf <strong>de</strong>m<br />

Gipfel in Seoul durchgewunken wor<strong>de</strong>n. Basel<br />

III wird Basel II ablösen. Die Erwartungen an das<br />

neue System sind hoch. Alle Fehlanreize beseitigt<br />

Basel III jedoch nicht. Insbeson<strong>de</strong>re das<br />

Too-big-to-fail-Thema bleibt vorerst ungelöst.<br />

So mancher wird sich noch <strong>de</strong>r Euphorie nach<br />

Vorlage <strong>de</strong>s berühmten 2. Konsultationspapiers<br />

“The New Basel Capital Accord” (Basel II)<br />

vom 16. Januar 2001 erinnern. Die Stabilität<br />

<strong>de</strong>s Finanzsystems schien auf lange Zeit gesichert,<br />

die Erfassung von Risiken hatte scheinbar<br />

einen Quantensprung gemacht. Der Mittelstand<br />

goss ein wenig Essig in <strong>de</strong>n Basel II-<br />

Champagner, stand doch Basel II für ihn vor<br />

allem für das Damoklesschwert Rating. Im Arbeits-Portfolio<br />

<strong>de</strong>s Controllers gewann das<br />

Thema Risiko-Controlling an Be<strong>de</strong>utung (vgl.<br />

Berkau et al.). Inzwischen ist <strong>de</strong>r Champagner<br />

fast ganz zu Essig gewor<strong>de</strong>n, Basel II wird mit<br />

<strong>de</strong>r größten Wirtschaftskrise <strong>de</strong>r Nachkriegszeit<br />

in Verbindung gebracht. Der<br />

Baseler Ausschuss für Bankenaufsicht hatte<br />

daher am 12.9.2010 neue Eigenkapital-Regeln<br />

für Geschäftsbanken beschlossen. Diese haben<br />

am 12. November auf <strong>de</strong>r Session „Financial<br />

Regulatory Reform“ auch <strong>de</strong>n G 20-Gipfel<br />

passiert.<br />

Macht Basel III alles besser, wer<strong>de</strong>n die globalen<br />

Risiken niedriger? Und welche Risiken drohen<br />

Unternehmen durch Basel III in <strong>de</strong>r Beziehung<br />

zur Bank. Themen, die <strong>de</strong>r Controller in<br />

sein Frühaufklärungssystem einbeziehen sollte.<br />

Fakten und Fahrplan<br />

Der Baseler Ausschuss beschloss am 12. September,<br />

dass Banken ihre Kernkapitalquote<br />

(Tier 1) <strong>de</strong>utlich auf 6% erhöhen müssen.<br />

Diese Kennzahl wird berechnet, in<strong>de</strong>m man<br />

das Kernkapital (damit ist das unmittelbar haften<strong>de</strong><br />

Eigenkapital gemeint) <strong>de</strong>r Bank durch<br />

die Summe <strong>de</strong>r Risikoposten (etwa Kredite und<br />

Wertpapiere) teilt. Die Kernkapitalquote zeigt<br />

also, wie Risikopositionen durch eigene Mittel<br />

ge<strong>de</strong>ckt sind, ein Maß für <strong>de</strong>n Risikopuffer und<br />

damit die Stabilität <strong>de</strong>r Bank. Nach Basel II<br />

musste die Kernkapitalquote min<strong>de</strong>stens 4<br />

Prozent betragen.<br />

Die Ausprägungen von Tier 1 und an<strong>de</strong>rer<br />

Kennzahlen sind Ergebnis eines längeren Entscheidungsprozesses<br />

<strong>de</strong>r Län<strong>de</strong>rvertreter <strong>de</strong>s<br />

Baseler Ausschusses. Auf diese Ausschussmitglie<strong>de</strong>r<br />

wirkten die unterschiedlichen Lobby-<br />

Gruppen ein. Diese kämpften vor allem darum,<br />

dass leichter zugängliche Eigenkapitalformen<br />

im Basel-Papier festgeschrieben wur<strong>de</strong>n. Das<br />

wären aus <strong>de</strong>utscher Sicht etwa die stillen Einlagen<br />

gewesen, <strong>de</strong>ren Kapitalkosten niedriger<br />

als etwa die von Stammaktien sind. Dieser Lobby-Arbeit<br />

haben die Baseler Aufseher nicht<br />

nachgegeben.<br />

Der Ausschuss hatte sich bereits im Juli 2010<br />

auf Kernelemente <strong>de</strong>s Reformpakets geeinigt.<br />

Auf <strong>de</strong>r Septembersitzung erfolgte eine<br />

Einigung über die Kalibrierung und Implementierung<br />

<strong>de</strong>r Kennzahlen. Die Richtlinie stellt zunächst<br />

einmal nur eine Empfehlung dar.<br />

CM Januar / Februar 2011<br />

Die Min<strong>de</strong>stkapitalanfor<strong>de</strong>rungen sollen dann<br />

in drei Stufen gezün<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n.<br />

Am 1. Januar 2013 zün<strong>de</strong>t die erste Stufe<br />

� 3,5 % hartes Kernkapital/risikogewichtete<br />

Aktiva (bisher 2 %)<br />

� 4,5 % Kernkapital (Tier 1)/risikogewichtete<br />

Aktiva (bisher 4 %)<br />

� 8,0 % Gesamtkapital/risikogewichtete Aktiva<br />

Diese Anfor<strong>de</strong>rungen für das harte Kernkapital<br />

und das Kernkapital wer<strong>de</strong>n bis 1. Januar 2015<br />

in zwei weiteren Stufen erhöht.<br />

� 1. Januar 2014: Min<strong>de</strong>stanfor<strong>de</strong>rung für<br />

das harte Kernkapital von 4%, Min<strong>de</strong>stanfor<strong>de</strong>rung<br />

für das Kernkapital von 5,5 %.<br />

� 1. Januar 2015: Min<strong>de</strong>stanfor<strong>de</strong>rungen von<br />

4,5 % für das harte Kernkapital und von 6 %<br />

für das Kernkapital.<br />

Nach<strong>de</strong>m die G20 grünes Licht für die von <strong>de</strong>n<br />

Baseler Regulierern ausgearbeiteten Eigenkapitalvorschriften<br />

gegeben haben, sollen sie<br />

nun von <strong>de</strong>r EU-Kommission in europäisches<br />

Recht gegossen wer<strong>de</strong>n. Einen ersten Richtlinienentwurf<br />

will die Kommission im März<br />

2011 vorlegen. Länger Zeit will man sich mit<br />

<strong>de</strong>n Regeln für die SIFIs o<strong>de</strong>r TBTF-Banken<br />

nehmen, also für die „systematically important<br />

financial institutions“ bzw. „Too-big-to<br />

fail-Banken“. Für diese verschärften Regeln ist<br />

auch <strong>de</strong>r Begriff „Basel III-Plus“ im Umlauf.<br />

Der Gouverneur <strong>de</strong>r Bankitalia, <strong>de</strong>r italienischen<br />

Notenbank, Mario Draghi, gleichzeitig<br />

Präsi<strong>de</strong>nt <strong>de</strong>s FSB, <strong>de</strong>s Financial Stability<br />

Boards, wird hierzu bis En<strong>de</strong> 2011 einen Entwurf<br />

vorlegen.<br />

9


10<br />

Basel III und die Folgen<br />

Basel III wi<strong>de</strong>r eine neue<br />

Finanzkrise: Institution gegen<br />

die Habgier<br />

Die eigentlichen Ursachen <strong>de</strong>r Finanz- und<br />

Wirtschaftskrise sind letztlich nicht bekannt.<br />

Eine Denkrichtung sieht die Grün<strong>de</strong> in <strong>de</strong>n han<strong>de</strong>ln<strong>de</strong>n<br />

Personen selbst: Fehlverhalten wird<br />

dabei mit fehlen<strong>de</strong>r Moral einiger Protagonisten<br />

erklärt, klassischer und medienwirksamer<br />

Aufreger in <strong>de</strong>r öffentlichen Diskussion.<br />

Diese Moral sei Zeichen einer neuen Ökonomie<br />

<strong>de</strong>r Gier. Die moralischen Standards <strong>de</strong>r Beteiligten<br />

müssten daher verbessert wer<strong>de</strong>n, etwa<br />

durch das Einschwören auf Verhaltens-Kodizes.<br />

Die zweite Denkrichtung setzt nicht auf eine<br />

„ethische Nachhilfe“ bei <strong>de</strong>n Akteuren selbst,<br />

son<strong>de</strong>rn auf die Institutionen und Regeln.<br />

Die se seien bisher falsch justiert gewesen und<br />

haben daher Anreize zu Fehlverhalten gesetzt.<br />

Diese Denkrichtung geht davon aus, dass moralisch<br />

korrektes Verhalten bei richtigen Regeln<br />

im Eigeninteresse <strong>de</strong>r Akteure liegt. Horst Albach<br />

betonte bereits 2003 angesichts <strong>de</strong>r damaligen<br />

Finanzskandale, dass es einer Ethik<br />

<strong>de</strong>r Schaffung gesellschaftlicher Institutionen<br />

bedürfe, nicht jedoch einer Ethik unternehmerischen<br />

Han<strong>de</strong>lns (vgl. Albach).<br />

Innerhalb <strong>de</strong>r institutionellen Regeln vollzieht<br />

sich unternehmerisches Han<strong>de</strong>ln anreizkompatibel.<br />

Die Institutionenethik zeigt, ob die Anreizwirkungen<br />

<strong>de</strong>r Institutionen zu unethischem<br />

Unternehmenshan<strong>de</strong>ln führen. Aufschlußreich<br />

sind hier die Artikel in <strong>de</strong>m vom Berliner Institut<br />

für Management (Professor Joachim Schwalbach)<br />

bereitgestellten Informationsportal<br />

www.<strong>de</strong>r-ehrbare-kaufmann.<strong>de</strong>.<br />

Die Regulierung muss also nachjustiert wer<strong>de</strong>n,<br />

<strong>de</strong>r Weg, <strong>de</strong>n man mit „Basel III-Plus“ beschreiten<br />

möchte. Allerdings wird dieser Systemethiktest<br />

bei Basel III noch kaum thematisiert.<br />

Anreize zu opportunistischem<br />

Verhalten für Banken: Risiko-<br />

Controlling <strong>de</strong>s Unternehmens ist<br />

gefragt<br />

Bei aller Unsicherheit ist nur eins gewiss: Das<br />

internationale Finanzsystem ist komplex.<br />

Die Informationsasymmetrie zwischen <strong>de</strong>n<br />

Anbietern auf <strong>de</strong>n Kapitalmärkten, <strong>de</strong>n Banken<br />

und <strong>de</strong>n Regulierern (Aufsichtsgremien, Staat)<br />

sowie zwischen <strong>de</strong>n Banken und <strong>de</strong>n Kapitalnachfragern<br />

(<strong>de</strong>n Unternehmen) ist groß. Die<br />

Informationsasymmetrie bewirkt, dass schlechte<br />

Ergebnisse o<strong>de</strong>r Krisen im Zweifelsfalle gar<br />

nicht so leicht auf das Fehlverhalten einzelner<br />

zurückführbar sind, son<strong>de</strong>rn von <strong>de</strong>n Akteuren<br />

mit <strong>de</strong>m Informationsvorsprung immer auf die<br />

Umweltzustän<strong>de</strong> geschoben wer<strong>de</strong>n können.<br />

Opportunistisches Verhalten nennen dies die<br />

Ökonomen.<br />

Regulierer und Bank: Anreiz zu<br />

kreativen Finanzprodukten<br />

Die neuen Spielregeln von Basel III-Regeln<br />

schieben hochriskanten Aktionen mit <strong>de</strong>n<br />

verschärften Quoten einen Riegel vor, erschweren<br />

also opportunistisches Verhalten.<br />

Allerdings ist durchaus umstritten, ob die Regeln<br />

wirklich hart seien, „The Economist“ vom<br />

13. September nannte sie „not particularly<br />

tough“.<br />

Nicht vergessen sollte man aber, dass die Banken<br />

die Informationsasymmetrie gegenüber<br />

<strong>de</strong>n Regulierern ausnutzen können, um<br />

Schlupflöcher zu fin<strong>de</strong>n, also die Regeln zu umgehen.<br />

Regulierer sind hier in <strong>de</strong>r Hase-Igel-<br />

Falle. Not macht erfin<strong>de</strong>risch und bei Finanzprodukten<br />

ist <strong>de</strong>r Bankensektor ausgesprochen<br />

innovativ. Diese Anreize bei <strong>de</strong>r Entwicklung<br />

von Finanzprodukten zu kennen ist für das Risiko-Controlling<br />

<strong>de</strong>s Unternehmens wichtig.<br />

Regulierer und Bank:<br />

Too-big-to-Fail muss nicht sein<br />

Einen Bärendienst haben sich die Staaten mit<br />

ihren Rettungsaktionen und <strong>de</strong>n zahlreichen Sicherheitsnetzen<br />

für Banken erwiesen. Denn die<br />

Banken haben in <strong>de</strong>r Wirtschaftskrise gelernt,<br />

dass sie im Ernstfalle mit <strong>de</strong>r kräftigen Hilfe <strong>de</strong>s<br />

Staates rechnen können. Es lässt sich leicht<br />

ausrechnen, was das für die Erwartungsbildung<br />

bei zukünftigen Krisen heißt. Als „Too-big-to<br />

fail“-Syndrom könnte man diesen Effekt in<br />

Anlehnung an das kürzlich erschienene Werk<br />

von Andrew Ross Sorkin nennen: „Wenn ich<br />

groß bin, kann ich mir alles erlauben.“<br />

Der Auffangschirm <strong>de</strong>s Staates wirkt ökonomisch<br />

gesehen wie eine Versicherung.<br />

Der Grundgedanke ist, dass Personen, die eine<br />

Versicherung abgeschlossen haben, einen Anreiz<br />

zu riskanterem Verhalten als vor <strong>de</strong>m Versicherungsabschluss<br />

haben. Diesen Effekt lösen<br />

übrigens auch die entsprechen<strong>de</strong>n Sicherheitssysteme<br />

wie ABS o<strong>de</strong>r ESP bei Autos aus, die<br />

Fahrer dazu verleiten, riskanter und schneller<br />

zu fahren. Die Informationsasymmetrie bewirkt<br />

dann, dass <strong>de</strong>r Versicherungsgeber, also in unserem<br />

Falle <strong>de</strong>r Staat, nicht genau beurteilen<br />

kann, ob das Eintreten <strong>de</strong>s Versicherungsfalles,<br />

also das Ausfahren <strong>de</strong>s Rettungsschirms, nicht<br />

doch durch (opportunistisches) Fehlverhalten<br />

von <strong>de</strong>r Bank bewusst in Kauf genommen wur<strong>de</strong>.<br />

Ökonomen nennen diesen Anreiz zu<br />

Fehlverhalten Moral Hazard.<br />

Eine zentrale Aufgabe kommt bei diesem Thema<br />

also <strong>de</strong>m Financial Stability Board zu, <strong>de</strong>r<br />

ein entsprechen<strong>de</strong>s politisches Rahmenwerk<br />

entwickelt. Der FSB spricht in seinem an die G<br />

20 gerichteten Report vom Juni 2010 von <strong>de</strong>n<br />

„fundamental moral hazard risks that arise<br />

from the perception that certain firms are too<br />

big or too interconnected to fail.” Die Wahrscheinlichkeit<br />

von Bail-Outs, <strong>de</strong>m Aus-<strong>de</strong>r-Patsche-Helfen,<br />

ist durch glaubwürdige Schritte zu<br />

reduzieren. Denn sonst, so <strong>de</strong>r FSB in seinem<br />

Report, engagieren sich die SIFIs in Aktivitäten<br />

mit höheren Risiken, die die Kapitalallokation<br />

verzerren und zukünftige Krisen wahrscheinlicher<br />

machen.<br />

Wer die Banken sind, die das System beson<strong>de</strong>rs<br />

gefähr<strong>de</strong>n, ist im Vorfeld <strong>de</strong>s Gipfels anscheinend<br />

aufgrund einer Indiskretion durchgesickert.<br />

Die renommierte italienische Wirtschaftszeitung<br />

„Il Sole 24 Ore“ spricht von einer<br />

Zwei-Klassen-Gesellschaft, von einer Serie A<br />

und Serie B <strong>de</strong>r Banken, und nennt unter Berufung<br />

auf die Financial Times als SIFI-Kandidaten<br />

u.a. Deutsche Bank, Credit Suisse, Uni-<br />

Credit, Citigroup, Barclays und Santan<strong>de</strong>r. Sie<br />

weist aber auch darauf hin, dass es laut Draghi<br />

diese Liste noch nicht gäbe, sie wer<strong>de</strong> erst Mitte<br />

2011 festgelegt.<br />

Letztlich ist bei diesem Too-big to-fail-Syndrom<br />

<strong>de</strong>r Staat selbst gefragt, die von ihm aufgebaute<br />

Erwartungshaltung und die von ihr ausgehen<strong>de</strong>n<br />

negativen Anreizwirkungen zu zer-


stören. Er müsste nur einmal bei <strong>de</strong>r nächsten<br />

Krise eine große Bank fallen lassen. Dieses<br />

Wegfallen <strong>de</strong>r bisherigen „Versicherungslösung“<br />

könnte <strong>de</strong>n ganzen Sektor disziplinieren.<br />

Ein prima facie völlig unwahrscheinliches <strong>Szenario</strong>.<br />

Was aber, wenn sich politische Parteien<br />

vor Wahlen daran erinnern, dass <strong>de</strong>n Wählern<br />

und insbeson<strong>de</strong>re <strong>de</strong>m Mittelstand die zahlreichen<br />

Rettungsschirme für Banken und Banker<br />

bei <strong>de</strong>r letzten Krise kaum vermittelbar gewesen<br />

waren. Ein entsprechen<strong>de</strong>s Wahlversprechen,<br />

hier schärfer durchzugreifen, könnte<br />

Wählerstimmen bringen. Disziplinierend wirkt<br />

dieses Versprechen schon dann, wenn <strong>de</strong>r<br />

Bankensektor es als glaubwürdige Drohung<br />

und die Erfolgschancen <strong>de</strong>r entsprechen<strong>de</strong>n<br />

Parteien nicht zu gering bewertet. Soft Signals<br />

aus <strong>de</strong>r Politik zu empfangen ist ein Thema für<br />

das Frühaufklärungssystem <strong>de</strong>s Risiko-<br />

Controlling.<br />

Bank und Unternehmen:<br />

Neue Kreditkonditionen<br />

Der Anreiz zu opportunistischem Verhalten in<br />

<strong>de</strong>r Beziehung Bank und Unternehmen besteht<br />

bei <strong>de</strong>r Verhandlung neuer Kreditkonditionen<br />

o<strong>de</strong>r Kreditlinien. Konditionenerhöhungen<br />

lassen sich mit Verweis auf Basel III leicht<br />

begrün<strong>de</strong>n. Ein <strong>Szenario</strong>, dass <strong>de</strong>m Mittelstand<br />

bekannt sein dürfte, hatte doch bereits<br />

Basel II als Zauberwort für je<strong>de</strong> Maßnahme<br />

<strong>de</strong>r Bank (Kreditsperre, Konditionsän<strong>de</strong>rung)<br />

herhalten dürfen. Normalerweise wür<strong>de</strong>n kräftige<br />

Konditionen-Erhöhungen, das Ablehnen<br />

von Kreditgesuchen o<strong>de</strong>r erweiterter Kreditlinien<br />

das (Vertrauens-)Verhältnis Bank und Unternehmen<br />

stark belasten.<br />

Basel III bietet <strong>de</strong>r Bank die Möglichkeit, dies<br />

ganz diskussionslos unter Verweis auf die neuen<br />

Regeln durchziehen zu können. Gerne wer<strong>de</strong>n<br />

Banken auch die jüngsten Kreditklemmen-<br />

Prognosen von Bafin-Chef Jochen Sanio in ihren<br />

Argumentationshaushalt aufnehmen, die<br />

schnell zur self fulfilling prophecy wer<strong>de</strong>n können.<br />

Beson<strong>de</strong>rs dann, wenn das Unternehmen<br />

kaum Alternativen hat und <strong>de</strong>r Abbruch <strong>de</strong>r<br />

Bankbeziehung aufgrund hoher Wechselkosten<br />

keine Alternative ist. Erschwerend kommt hinzu,<br />

dass alle Banken, ohne sich groß abstimmen<br />

zu müssen, in dieselbe Preiserhöhungs-<br />

Richtung gehen wer<strong>de</strong>n. Der Wettbewerb<br />

müsste zwar dahingehend wirken, dass die<br />

Preiserhöhungen durch die Basel-III-Erfor<strong>de</strong>rnisse<br />

für die Neustrukturierung <strong>de</strong>r Engagements<br />

eine Obergrenze haben. Dies gilt aber<br />

nur bei gleich geringen Wechselkosten <strong>de</strong>r Kreditnachfrager.<br />

Diese Gefahren muss das Unternehmen mit<br />

Eintritts-Wahrscheinlichkeiten und Finanzierungskostenszenarien<br />

bewerten, eine weitere<br />

Aufgabe für das Risiko-Controlling. Je oranger<br />

hier die Risikolampe leuchtet, <strong>de</strong>sto eher muss<br />

das Risiko-Controlling die Suche nach alternativen<br />

Finanzierungsmöglichkeiten als Maßnahme<br />

empfehlen. Gleichzeitig sollte <strong>de</strong>r Controller<br />

die im Rahmen von Kreditgesprächen zu<br />

Basel II-Zeiten entwickelten Argumentationspapiere<br />

herausziehen und auf Basel III fortschreiben.<br />

Wichtig für <strong>de</strong>n Controller ist es<br />

auch, ein Verständnis dafür zu entwickeln, welche<br />

für ihn relevanten Kredite sich in Zukunft in<br />

Autor<br />

welcher Form an<strong>de</strong>rs als bisher auf die Basel III<br />

relevanten Kennzahlen <strong>de</strong>r Bank auswirken.<br />

Ein besseres Verständnis für die Probleme <strong>de</strong>r<br />

Bank geht mit <strong>de</strong>m Senken <strong>de</strong>s Anreizes zu Opportunismus<br />

einher.<br />

Fazit<br />

Hektischen Aktionismus kann man <strong>de</strong>m Controlling<br />

nicht empfehlen. Gefragt ist die Frühaufklärung<br />

<strong>de</strong>s Risiko-Controllings. Dies gilt<br />

sowohl bei <strong>de</strong>r Einschätzung <strong>de</strong>r Makroszenarien<br />

als auch bei <strong>de</strong>r Beziehung zu Hausbanken<br />

und sonstigen Kreditanbietern. Controllern<br />

sollte <strong>de</strong>r oben herausgearbeitete Aspekt <strong>de</strong>s<br />

opportunistischen Verhaltens nicht fremd sein.<br />

Lehrt doch Prof. Dr. Dr. h. c. Jürgen Weber von<br />

<strong>de</strong>r WHU in Vallendar seit Jahren in seinem<br />

Konzept <strong>de</strong>s Controlling als Rationalitätssicherung<br />

<strong>de</strong>r Führung: „Durch Wollens- und Könnensbeschränkungen<br />

entstehen Rationalitäts<strong>de</strong>fizite,<br />

die das Controlling zu erkennen, vermin<strong>de</strong>rn<br />

und beseitigen versucht.“<br />

Literatur<br />

Albach, H.: Zurück zum ehrbaren Kaufmann.<br />

Zur Ökonomie <strong>de</strong>r Habgier. In: WZB-Mitteilungen<br />

Heft 100, Juni 2003, S. 37 ff<br />

Basler Ausschuss für Bankenaufsicht. Gruppe<br />

<strong>de</strong>r Zentralbankpräsi<strong>de</strong>nten und Leiter <strong>de</strong>r<br />

Bankenaufsichtsinstanzen gibt höhere globale<br />

Min<strong>de</strong>stkapitalanfor<strong>de</strong>rungen bekannt. Pressemitteilung<br />

12.9.2010. http://www.bis.org/<br />

press/p100912_<strong>de</strong>.pdf<br />

Berkau, C.; Arnsfeld, T.; Frey, A.: Prozessorientiertes<br />

Risiko-Controlling für <strong>de</strong>n Mittelstand.<br />

In: <strong>Haufe</strong> Controlling Office (HI 1453203). Freiburg<br />

2010<br />

Dr. rer. pol. Thomas Hermann<br />

CM Januar / Februar 2011<br />

ist als Chefredakteur bei <strong>Haufe</strong>-Lexware, Freiburg, tätig. Schwerpunkte<br />

sind IFRS und Anwendungen <strong>de</strong>r Informationsökonomik<br />

in Management, Controlling und Finance.<br />

E-Mail: thomas.hermann@haufe-lexware.com<br />

Boysen-Hogrefe, J. et al.: Droht in Deutschland<br />

eine Kreditklemme? Kieler Diskussionsbeiträge<br />

Jan. 2010<br />

Financial Stability Board (FSB): Reducing the<br />

moral hazard by systematically important financial<br />

institutions. 18 June 2010<br />

Gatzki C.; Gatzki, Y.: Basel II - Schwerpunkte<br />

<strong>de</strong>s Kreditratings und wie sich <strong>de</strong>r Mittelstand<br />

darauf vorbereiten kann. In: Controller Magazin<br />

5/2005<br />

Lops, Vito: Ecco la lista <strong>de</strong>lle banche troppo<br />

grandi per fallire di cui si parlerà al G20 (per<br />

Draghi l´elenco non c´è). Il Sole 24 Ore vom 10.<br />

November 2010<br />

Sorkin, A.R.: „Die Unfehlbaren“. München<br />

2010<br />

Weber, J.; Schäffer. U.: Einführung in das<br />

Controlling. 12.Aufl. Stuttgart 2008<br />

www.<strong>de</strong>r-ehrbare-kaufmann.<strong>de</strong><br />

11


12<br />

BI-Analysen mit interaktiven Karten<br />

BI-Analysen mit interaktiven Karten<br />

von Hermann Hebben<br />

Eins und eins ist mehr als zwei. Business Intelligence<br />

(BI) gibt Managern, Controllern und<br />

Fachanwen<strong>de</strong>rn eine komprimierte und<br />

analytische Sicht auf ihre Unternehmensdaten.<br />

Die Datenanalyse mit interaktiven<br />

Karten eröffnet nun eine zusätzliche Dimension<br />

<strong>de</strong>s Erkenntnisgewinns. Denn es geht<br />

hier keineswegs nur um eine weitere Visualisierung<br />

und Darstellungsmöglichkeit. Viel<br />

mehr als das, es ergeben sich durch die Analyse<br />

mit Hilfe von Karten völlig neue Chancen,<br />

regionale und zeitliche Zusammenhänge<br />

zu erkennen und dynamisch weiterzuverfolgen.<br />

Gera<strong>de</strong> bei <strong>de</strong>n zentralen Kenngrößen im Vertriebs-<br />

und Logistik-Controlling kommen geo-<br />

Abb. 1: ABC-Analyse auf Bun<strong>de</strong>slän<strong>de</strong>r mit verschie<strong>de</strong>nsten Filteroptionen<br />

grafischen wie regionalen Zusammenhängen<br />

eine große Be<strong>de</strong>utung zu. Ob es dabei um<br />

Umsatz je Region, Deckungsbeitrag in Abhängigkeit<br />

zur Entfernung o<strong>de</strong>r auch Auslastung<br />

im Verhältnis zum Angebotsort geht, <strong>de</strong>r<br />

räumliche Bezug trägt einen wesentlichen<br />

Informationsaspekt.<br />

Das BI-Cockpit bietet <strong>de</strong>n Kun<strong>de</strong>n die Möglichkeit,<br />

ihre Daten nicht nur auf Karten zu visualisieren,<br />

son<strong>de</strong>rn diese auch dynamisch<br />

im Positionskontext zu analysieren. Regionale<br />

und zeitliche Beziehungen können so aufge<strong>de</strong>ckt,<br />

Auffälligkeiten i<strong>de</strong>ntifiziert und<br />

Trends abgeleitet wer<strong>de</strong>n, die aus reinem Datenmaterial<br />

nicht o<strong>de</strong>r nur schwer ersichtlich<br />

wären.<br />

Beim Erstellen von Berichten mit Karten unterstützt<br />

das Cubeware System die Anwen<strong>de</strong>r dabei,<br />

diese mit Daten, Ampeln o<strong>de</strong>r geopositionierten<br />

Symbolen und Linien zu versehen;<br />

ebenso ist die Definition individueller Flächen-<br />

Kombinationen möglich. Neben geografischen<br />

Landkarten (vgl. Abbildung 1) lassen sich aber<br />

auch an<strong>de</strong>re Visualisierungs-Vorlagen wie Aufrisse<br />

für Gebäu<strong>de</strong> o<strong>de</strong>r Produktionsanlagen<br />

nutzen, solange sie im kartengebräuchlichen<br />

Shape-Format vorliegen.<br />

Regionale Dynamik<br />

Die Möglichkeiten <strong>de</strong>r Karteneinbindung reichen<br />

weit über die reine Visualisierung <strong>de</strong>r Ergebnisse<br />

hinaus. Die digitalen Karten sind in<br />

die multidimensionale Umgebung <strong>de</strong>r BI-Lösungen<br />

voll eingebettet, so dass sie zur Darstellung,<br />

aber vor allem auch für die dynamische<br />

Ad-hoc-Analyse o<strong>de</strong>r das Aufzeigen<br />

von Trends über zeitliche und gebietsorientierte<br />

Parameter und Filter hinweg genutzt<br />

wer<strong>de</strong>n können. Insofern stellt die Kartenunterstützung<br />

für die Anwen<strong>de</strong>r eine zusätzliche Berichtskomponente<br />

für die Nutzung <strong>de</strong>r Analyse-,<br />

<strong>Planung</strong>s-, Reporting- und Dashboarding-<br />

Funktionalitäten dar.<br />

Ein Vertriebsunternehmen kann so beispielsweise<br />

auf einer Landkarte die Entwicklung<br />

von Umsätzen und Deckungsbeiträgen in<br />

<strong>de</strong>n Vertriebsgebieten analysieren und<br />

auch die neu gewonnenen Kun<strong>de</strong>n symbolisch<br />

o<strong>de</strong>r textuell mit darstellen. Wie verteilen


Abb. 2: Analyse-Screen mit Darstellung <strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong>nstreuung pro Händler<br />

sich Umsätze auf Regionen, wie laufen die<br />

Geschäfte auf <strong>de</strong>r Zeitachse und im Verhältnis<br />

zum Deckungsbeitrag o<strong>de</strong>r zu an<strong>de</strong>ren<br />

geschäftsrelevanten Kennzahlen? Das Auswertungsspektrum<br />

mit geografischem Bezug<br />

ist groß und lässt sich mit allen er<strong>de</strong>nklichen<br />

Kenngrößen und Zusammenhängen dynamisch<br />

darstellen.<br />

Selbst tiefergehen<strong>de</strong> Analysen können so mit<br />

größeren Datenmengen überschaubar und auf<br />

<strong>de</strong>n ersten Blick verständlich abgebil<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n,<br />

um sehr schnell Entwicklungen zu erkennen<br />

und Hintergrün<strong>de</strong> abzuleiten. Das wäre unter<br />

herkömmlichen, eher numerisch geprägten<br />

Vorgehensweisen in dieser Reichweite schon<br />

aus Wahrnehmungsgrün<strong>de</strong>n nicht möglich.<br />

Grafisch sinnvoll aggregierte Daten hingegen<br />

lassen sich <strong>de</strong>utlich schneller erfassen und inhaltlich<br />

aufnehmen (vgl. Abbildung 2).<br />

Logistik-Controlling<br />

Ein interessanter Ansatz für <strong>de</strong>n Einsatz interaktiver<br />

Karten ist zu<strong>de</strong>m im Bereich <strong>de</strong>r Logistik<br />

zu fin<strong>de</strong>n. Ein Unternehmen kann hier beispielsweise<br />

seine Transportwege mittels<br />

Berechnungen von Routen, Ladungskapazitäten,<br />

und die sich daraus ergeben<strong>de</strong> Performance<br />

bewerten und analysieren. Die BI-<br />

Abb. 3: BI-Analyse <strong>de</strong>s Warenverkehrs auf Seerouten<br />

Autor<br />

Analyse mit Karten hilft dabei, die wesentlichen<br />

Informationen in <strong>de</strong>n Fokus zu rücken<br />

und sich nicht in bloßen Zahlentapeten zu verlieren<br />

(vgl. Abbildung 3). Denn die interessantesten<br />

Beziehungen wer<strong>de</strong>n in tabellarischen<br />

Übersichten oft nicht sichtbar, erst<br />

über die geschäftsnahe Visualisierung lässt<br />

sich Ungeahntes auf<strong>de</strong>cken und auch viel<br />

besser abschätzen.<br />

Positions-Analyse<br />

CM Januar / Februar 2011<br />

Ein weiteres exemplarisches Einsatzgebiet ganz<br />

an<strong>de</strong>rer Art ist das für einen Freizeitpark, <strong>de</strong>r<br />

einen nicht unwesentlichen Umsatzanteil über<br />

<strong>de</strong>n Verkauf von Speisen und Merchandising-<br />

Artikel realisiert. Die geografische BI-Analyse<br />

unterstützt ihn dabei, seine mobilen Verkaufsstän<strong>de</strong><br />

jeweils genau dort zu platzieren,<br />

wo je nach Wochentag, Tageszeit o<strong>de</strong>r Wetterlage<br />

die größten Besucherströme zu erwarten<br />

Hermann Hebben<br />

ist Geschäftsführer <strong>de</strong>r Cubeware GmbH, Rosenheim.<br />

Tel.: 08031 / 40 660-0<br />

www.cubeware.<strong>de</strong><br />

13


14<br />

BI-Analysen mit interaktiven Karten<br />

Abb. 4: Konzept für <strong>de</strong>n Shape-Aufbau für BI-Analysen in einem Freizeitpark<br />

sind. Um die notwendigen Daten für die Analysen<br />

zu erhalten, lassen sich RFID-Chips einführen,<br />

die das Betreten von Attraktionen<br />

dokumentieren und über die die Bezahlung<br />

an allen Verkaufsstän<strong>de</strong>n abgewickelt<br />

wird. Entlang <strong>de</strong>r Besucherpfa<strong>de</strong> errichtet <strong>de</strong>r<br />

Freizeitpark zu<strong>de</strong>m an strategisch <strong>de</strong>finierten<br />

Punkten Empfangsstationen, an <strong>de</strong>nen sich die<br />

Eintrittskarten automatisch registrieren, wo-<br />

Abb. 5: Dashboard mit einer Kombination aus Tabellen, Karten und Geschäftsgrafiken<br />

durch die Bewegungspfa<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Besucher durch<br />

<strong>de</strong>n Park transparent wer<strong>de</strong>n (vgl. Abbildung 4).<br />

Das BI-System bietet <strong>de</strong>n Verantwortlichen<br />

dann auf Basis einer im Shape-Format erstellten<br />

schematischen Darstellung <strong>de</strong>s Parkgelän<strong>de</strong>s<br />

eine integrierte grafische Analyse von Besucherströmen<br />

und Verkaufszahlen. Neben<br />

<strong>de</strong>n RFID-Daten aus <strong>de</strong>m täglichen Besucher-<br />

verkehr gelangen zu<strong>de</strong>m die aktuellen Verkaufsdaten<br />

über das angezapfte ERP-System<br />

sowie beispielsweise extern zugekaufte Wetterdaten<br />

in die Analysen. Auf diese Art und<br />

Weise lassen sich besucherstarke Laufwege<br />

i<strong>de</strong>ntifizieren, mit Abverkaufs- und<br />

Wetterdaten ins Verhältnis setzen und so<br />

beispielsweise i<strong>de</strong>ale Plätze für die Positionierung<br />

<strong>de</strong>r Verkaufsstän<strong>de</strong> schnell und<br />

direkt i<strong>de</strong>ntifizieren.<br />

Grenzenlose Einsatzfel<strong>de</strong>r<br />

Projektoptionen für die Datenanalyse mit Karten<br />

gibt es unendlich viele. Weitere Einsatzmöglichkeiten<br />

könnten die Preisoptimierung<br />

von Flugzeugsitzplätzen, Belegungstrends für<br />

Hotelzimmer o<strong>de</strong>r Decks und Kabinen sowie<br />

Belegungsdaten von Maschinen in grafisch<br />

hinterlegten Werkshallenplänen sein. So gut<br />

wie in je<strong>de</strong>m Business gibt es regionale und<br />

postionsbezogene Faktoren, die es wert sind,<br />

analysiert und betrachtet zu wer<strong>de</strong>n.<br />

Allen gemeinsam ist in je<strong>de</strong>m Fall <strong>de</strong>r große<br />

Vorteil, in einem BI-System die betriebswirtschaftlichen<br />

Sachverhalte und Auswertungsergebnisse<br />

nicht nur tabellarisch, son<strong>de</strong>rn<br />

auch im Positionskontext darzustellen und interaktiv<br />

zu analysieren. Dabei ist <strong>de</strong>r Begriff<br />

Karte im weiteren Sinne zu sehen, <strong>de</strong>nn grundsätzlich<br />

eignet sich hierfür je<strong>de</strong> im Shape-Format<br />

vorliegen<strong>de</strong> Darstellung, was <strong>de</strong>n Weg<br />

ebnet für Unternehmens-spezifische Anwendungen<br />

aller Art. (vgl. Abbildung 5)<br />

Beste Perspektiven<br />

Betrachtet man die aufgezeigten Möglichkeiten,<br />

so lässt sich zusammenfassen: Nicht die Darstellung<br />

von Analyse-Ergebnissen AUF einer<br />

Karte, son<strong>de</strong>rn vielmehr die Analyse<br />

MITTELS Karten birgt umfassen<strong>de</strong>s Potenzial<br />

in sich. Denn so können Zusammenhänge<br />

unter Einbeziehung regionaler Faktoren noch<br />

schneller erkannt und Maßnahmen noch zielgerichteter<br />

abgeleitet wer<strong>de</strong>n. Mit <strong>de</strong>r interaktiven<br />

Datenanalyse auf Karten ergeben sich für Controller<br />

äußerst attraktive Analysemöglichkeiten,<br />

<strong>de</strong>ren Anwendungsfel<strong>de</strong>r noch bei weitem nicht<br />

ausgeschöpft sind.


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wegweisen<strong>de</strong>n Lösungen steigern maßgeblich die Effi zienz im Betrieb und reduzieren so<br />

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CM Januar / Februar 2011<br />

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15


16<br />

Interview: Internationales Controlling<br />

Internationales Controlling<br />

Interview mit Prof. Dr. Andreas Hoffjan<br />

von Alfred Biel<br />

Fachjournalist (DFJS) Alfred Biel im Gespräch<br />

mit Prof. Dr. Andreas Hoffjan, Lehrstuhl Unternehmensrechnung<br />

und Controlling <strong>de</strong>r Technischen<br />

Universität Dortmund.<br />

Biel: Herr Prof. Dr. Hoffjan, Sie befassen sich<br />

intensiv mit Fragen <strong>de</strong>r Internationalisierung.<br />

Sie haben im Schäffer-Poeschel Verlag ein<br />

Buch mit <strong>de</strong>m Titel „Internationales Controlling“<br />

veröffentlicht. Dieses Buch ist die vermutlich<br />

umfassendste Darstellung <strong>de</strong>s Themas im<br />

<strong>de</strong>utschsprachigen Raum. Vielen Dank, dass<br />

Sie sich für die Leserinnen und Leser <strong>de</strong>s Controller<br />

Magazins zu einem Dialog und zu einigen<br />

Nachfragen zur Verfügung stellen.<br />

Biel: Neben <strong>de</strong>r Vermittlung von Basisvoraussetzungen<br />

konzentriert sich die inhaltliche Arbeit<br />

Ihres Lehrstuhls auf drei Säulen: Internationales<br />

Controlling, Controlling in <strong>de</strong>r öffentlichen<br />

Verwaltung und Controlling entgeltregulierter<br />

Unternehmen. Wie sind Sie zu unserem Thema<br />

„Internationales Controlling“ gekommen? Was<br />

verbin<strong>de</strong>n Sie mit diesem Thema?<br />

Hoffjan: Beim Thema Internationalisierung<br />

<strong>de</strong>nkt man intuitiv vielleicht an internationales<br />

Management o<strong>de</strong>r internationales Marketing.<br />

Im Bereich <strong>de</strong>s Rechnungswesens wird die Internationalisierung<br />

<strong>de</strong>r Rechnungslegung<br />

stärker betrachtet, da <strong>de</strong>n Unternehmen Umbrüche<br />

im externen Rechnungswesen<br />

praktisch gesetzlich auferlegt wer<strong>de</strong>n.<br />

Die Auswirkungen <strong>de</strong>r Globalisierung auf das<br />

interne Rechnungswesen und Controlling sind<br />

dagegen in <strong>de</strong>n Hintergrund gerückt. Mich hat<br />

immer überrascht, dass die Globalisierung gera<strong>de</strong><br />

hier haltmachen sollte. Dass die Internationalisierung<br />

<strong>de</strong>s Controllings einer wissenschaftlichen<br />

Auseinan<strong>de</strong>rsetzung bedarf, ver<strong>de</strong>utlichte<br />

mir außer<strong>de</strong>m das wirtschaftliche<br />

Umfeld meiner früheren Wirkungsstätte, <strong>de</strong>r<br />

Uni Düsseldorf. In <strong>de</strong>n dort ansässigen Unter-<br />

nehmen waren Berichtswesen und Unternehmensplanung<br />

durchweg international gefärbt.<br />

Persönlich verbin<strong>de</strong>n mich beson<strong>de</strong>rs meine<br />

Auslandsstationen in China, USA, Kanada und<br />

Frankreich mit <strong>de</strong>m internationalen Controlling.<br />

Es motiviert die eigene Forschungsarbeit, wenn<br />

man Störfaktoren <strong>de</strong>s internationalen Controlling<br />

wie die kulturelle Distanz, die man<br />

selber vielleicht gar nicht auf seinem Radarschirm<br />

hatte, dann aber äußerst intensiv durchlebt.<br />

Biel: Bitte lassen Sie uns zunächst das Thema<br />

etwas einordnen und mit grundsätzlichen Fragen<br />

beginnen. Greifen wir die „Internationalisierungsmotive“<br />

<strong>de</strong>r Unternehmen auf. Sehen Sie<br />

bei <strong>de</strong>n Triebkräften, die ein Unternehmen bewegen,<br />

ein Auslandsengagement vorzunehmen<br />

o<strong>de</strong>r zu vertiefen, wesentliche Verän<strong>de</strong>rungen?<br />

Welche Entwicklungen beobachten o<strong>de</strong>r erwarten<br />

Sie?


Hoffjan: Die Motive scheinen unverän<strong>de</strong>rt die<br />

gleichen zu sein: Märkte, Wachstumschancen,<br />

Kostenvorteile. Die Geschwindigkeit und die<br />

Selbstverständlichkeit <strong>de</strong>r Internationalisierung<br />

ist womöglich eine an<strong>de</strong>re gewor<strong>de</strong>n.<br />

Vielleicht sind manche Unternehmen auch zu<br />

unkritisch gegenüber Risiken im Auslandsgeschäft,<br />

einige scheinen blind <strong>de</strong>m Tross zu folgen.<br />

Dies zeigen Rückverlagerungen von<br />

Produktionsstandorten, z. B. beim Plüschtierhersteller<br />

Steiff, aber auch unsere Studien<br />

zum Offshoring von Dienstleistungen. Dort<br />

ist das Controlling im Vorfeld <strong>de</strong>r Desinvestitionsentscheidung<br />

zumeist nicht beteiligt. Dies<br />

wäre aber sehr wichtig, um die häufig doch<br />

wesentlichen „versteckten Kosten“ <strong>de</strong>s Offshoring<br />

aufzu<strong>de</strong>cken. Das Controlling muss<br />

frühzeitig vor einer falsch verstan<strong>de</strong>nen „Auslandsromantik“<br />

warnen.<br />

Biel: Ihre Antwort führt zu einer weiterführen<strong>de</strong>n<br />

Frage: Müssen wir uns – und damit insbeson<strong>de</strong>re<br />

Controller – auf einen wachsen<strong>de</strong>n Internationalisierungsgrad,<br />

also auf eine zunehmen<strong>de</strong><br />

Verän<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>s Verhältnisses von Inlandsaktivitäten<br />

zu <strong>de</strong>n grenzüberschreiten<strong>de</strong>n<br />

Aktivitäten, einstellen?<br />

Hoffjan: Vermutlich wird in Konzernen zukünftig<br />

je<strong>de</strong> Form von Controlling auch gleichzeitig<br />

internationales Controlling sein. Aber ich sehe<br />

die Controller gut auf eine wachsen<strong>de</strong> Internationalisierung<br />

vorbereitet. Dies betrifft sicherlich<br />

die sprachlichen Voraussetzungen, d. h.<br />

Englisch als Weltsprache. Wichtiger erscheint<br />

mir dass Controller, als Freun<strong>de</strong> von<br />

harten Zahlen und objektivierbaren Faktoren,<br />

vielleicht manches Weiches nicht vorschnell als<br />

„Kulturgedöns“ abtun. Denn gera<strong>de</strong> hier lauern<br />

auf <strong>de</strong>n Controller Konfliktfel<strong>de</strong>r.<br />

Als Deutsche sind wir in unserer interpersonalen<br />

Kommunikation ausgesprochen<br />

direkt. In an<strong>de</strong>ren Kulturen sind hingegen qualitative<br />

Attribute <strong>de</strong>r Mitteilung wichtiger. Kritische<br />

Sachverhalte wer<strong>de</strong>n häufig mit größerer<br />

Vorsicht, einem feineren Fingerspitzengefühl<br />

angesprochen. Die Kontextualität <strong>de</strong>r Information,<br />

nach <strong>de</strong>m Motto „Der Ton macht die<br />

Musik“, wird mit mehr grenzüberschreiten<strong>de</strong>n<br />

Aktivitäten noch wichtiger. Gera<strong>de</strong> auch für<br />

Controller, die nicht selten unangenehme Wahrheiten<br />

kommunizieren müssen.<br />

Biel: Bitte lassen Sie uns das Thema nach verschie<strong>de</strong>nen<br />

Aspekten bewerten. Wir haben gesehen,<br />

dass wir es mit einem – für die Controller<br />

– recht relevanten Thema zu tun haben. Wie<br />

wir noch näher untersuchen wollen, führt das<br />

internationale Controlling sowohl zu quantitativ<br />

als auch qualitativ erhöhten Anfor<strong>de</strong>rungen und<br />

Belastungen. Ist diese Entwicklung auf <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren<br />

Seite auch mit Vorteilen und Chancen für<br />

die Controller verbun<strong>de</strong>n?<br />

Hoffjan: Jegliche Steigerung <strong>de</strong>r Komplexität<br />

bedingt erhöhte Anfor<strong>de</strong>rungen an das <strong>de</strong>utsche<br />

Controlling. Quantitativ durch mehr Ansprechpartner,<br />

die vielleicht auch erst ein Controlling-Verständnis<br />

entwickeln müssen, mehr<br />

Abb. 1: <strong>Planung</strong>sverbund für ein Value-Center<br />

Schulungs- und Reisetätigkeit. Qualitativ durch<br />

Zeitzonen, Sprachprobleme und Konsistenzprobleme<br />

bei vorgelagerten Erfassungssystemen.<br />

Meines Erachtens überwiegen aber die Chancen<br />

für die Profession <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen Controller.<br />

Im internationalen Vergleich hat das <strong>de</strong>utsche<br />

Controlling in Unternehmen einen großen Stellenwert,<br />

dies zeigt sich u. a. in <strong>de</strong>r höheren Einordnung<br />

in <strong>de</strong>r Unternehmensorganisation. US-<br />

Praktikermagazine greifen mit zahlreichen<br />

Beiträgen die <strong>de</strong>utsche Kostenrechnung<br />

auf und stellen sie vielfach als Referenz<br />

dar.<br />

Biel: Es wird vielfach, vor allem auf Fachkongressen<br />

und in persönlichen Diskussionsrun<strong>de</strong>n<br />

die Frage aufgeworfen, ob das „<strong>de</strong>utsche<br />

Controlling“ auch auf an<strong>de</strong>re Regionen übertragbar<br />

sei? Verstehen wir Sie richtig, dass Sie<br />

diese Frage bejahen.<br />

CM Januar / Februar 2011<br />

Hoffjan: Ja, durchaus. Ich persönlich sehe das<br />

<strong>de</strong>utsche Controlling schon als Exportmo<strong>de</strong>ll!<br />

Biel: Ziel <strong>de</strong>s internationalen Controllings ist<br />

die einheitliche Steuerung <strong>de</strong>s Gesamtunternehmens<br />

durch internationale Koordination,<br />

Überwachung und Unterstützung <strong>de</strong>r ausländischen<br />

Unternehmensteileinheiten. Dadurch<br />

ergibt sich eine hohe Komplexität internationaler<br />

Controlleraufgaben. Sind es die <strong>Planung</strong>sprobleme,<br />

die Kontrollprobleme o<strong>de</strong>r eher die<br />

Informationsprobleme, die die Komplexität<br />

treiben?<br />

Hoffjan: Es ist natürlich ein Strauß von Faktoren,<br />

<strong>de</strong>r die Komplexität begrün<strong>de</strong>t. Persön-<br />

lich wür<strong>de</strong> ich aber die Informationsprobleme<br />

ganz vorne sehen. Eines <strong>de</strong>r größten Herausfor<strong>de</strong>rungen<br />

im internationalen Controlling ist die<br />

Inkonsistenz <strong>de</strong>r Basissysteme. Sie brauchen<br />

als Controller eine homogene Datenbasis, auf<br />

<strong>de</strong>r sie aufsetzen können. Abweichen<strong>de</strong> Rechnungslegungsvorschriften,<br />

unterschiedliche<br />

Ordnungssysteme, an<strong>de</strong>re Stammdaten und<br />

ein durch Zukäufe entstan<strong>de</strong>ner Zoo an DV-<br />

Systemen erschweren die gewohnt fundierte<br />

Informationsversorgung. Daher<br />

schlägt sich die Komplexität vor allem in <strong>de</strong>r<br />

Gestaltung <strong>de</strong>s Berichtswesens nie<strong>de</strong>r.<br />

Biel: Bitte lassen Sie uns nun einigen Umsetzungsfragen<br />

zuwen<strong>de</strong>n. Eine Controllingkonzeption<br />

ist immer unternehmensspezifisch und<br />

in einem internationalen Unternehmen von<br />

einer Vielzahl von Einflussfaktoren abhängig.<br />

Neben unternehmensinternen Bestimmungs-<br />

17


18<br />

Interview: Internationales Controlling<br />

größen wirken sich auch unternehmensexterne<br />

Faktoren und außerwirtschaftliche Rahmenbedingungen<br />

aus. Worauf kommt es bei <strong>de</strong>r Ausgestaltung<br />

und Ausrichtung <strong>de</strong>s internationalen<br />

Controllings ganz beson<strong>de</strong>rs an?<br />

Hoffjan: Es ist das bekannte Spannungsverhältnis<br />

zwischen Standardisierung und Differenzierung.<br />

Generell gilt auch hier: „So viel<br />

Standardisierung wie möglich, so viel Differenzierung<br />

wie nötig.“ Unternehmen brauchen<br />

einerseits weltweite Einheitlichkeit für alle<br />

Tochtergesellschaften, sonst könnte beispielsweise<br />

ein Konzern wie Henkel mit 240 Töchtern<br />

nicht je<strong>de</strong>n Monat all diese Berichte auswerten<br />

und konsolidieren. An<strong>de</strong>rerseits benötigt man<br />

adressatenbezogene Informationen, um das lokale<br />

Management in seinem spezifischen Entscheidungsbedarf<br />

unterstützen zu können.<br />

Autoren<br />

Biel: Störfaktoren und ihre erfolgreiche Bewältigung<br />

sind mitentschei<strong>de</strong>nd für die Controllingeffizienz.<br />

Bei <strong>de</strong>r Vorbereitung auf<br />

dieses Interview wur<strong>de</strong>n von betroffenen<br />

Praktikern viele Probleme genannt. In internationalen<br />

Unternehmen resultieren Probleme<br />

beispielsweise aus inkompatiblen Berichtssystemen,<br />

kulturell bedingten Unterschie<strong>de</strong>n<br />

o<strong>de</strong>r unterschiedlichen <strong>Planung</strong>smentalitäten.<br />

Fragen <strong>de</strong>r Währungsumrechnung und Hochinflation<br />

sowie internationaler Verrechnungspreise<br />

o<strong>de</strong>r auch administrative Einflussnahmen<br />

wer<strong>de</strong>n regelmäßig angeführt. Was be<strong>de</strong>utet<br />

dieses „Bedrohungspotenzial“ für Controller?<br />

Sie haben ja diese Probleme eingangs<br />

schon angeschnitten. Wegen <strong>de</strong>r beson<strong>de</strong>ren<br />

Be<strong>de</strong>utung lassen Sie uns diese Aspekte bitte<br />

separat behan<strong>de</strong>ln und so angemessen hervorheben.<br />

Fachjournalist (DFJS) Dipl.-BW Alfred Biel<br />

betreut das Literaturforum im Controller Magazin und arbeitet<br />

als Rezensent, Autor, Interviewer und Mo<strong>de</strong>rator für verschie<strong>de</strong>ne<br />

Medien im In- und Ausland. Er ist Leiten<strong>de</strong>r Fachredakteur<br />

im Internationalen Controller Verein e. V. ICV und Mo<strong>de</strong>rator im<br />

Deutschen Fachjournalisten Verband e. V. (DFJV).<br />

E-Mail: alfred.biel@gmx.<strong>de</strong><br />

Prof. Dr. Andreas Hoffjan<br />

ist seit April 2007 Inhaber <strong>de</strong>s Lehrstuhls für Unternehmensrechnung<br />

und Controlling an <strong>de</strong>r Universität Dortmund. Zuvor<br />

leitete er <strong>de</strong>n Lehrstuhl für Controlling und Regulierungsökonomik<br />

an <strong>de</strong>r WHU – Otto Beisheim School of Management.<br />

Davor hat er mehrere Jahre im Ausland geforscht und gelehrt,<br />

darunter als Gastdozent an <strong>de</strong>r Peking University (China), als<br />

Gastforscher an <strong>de</strong>r University of Illinois at Urbana-Champaign<br />

(USA), als Assistant Professor an <strong>de</strong>r University of Manitoba in Winnipeg (Kanada) sowie zuletzt als<br />

Associate Professor an <strong>de</strong>r französischen Wirtschaftshochschule HEC Paris. Seit 2010 ist er zu<strong>de</strong>m<br />

Wissenschaftlicher Direktor für Managementberatung <strong>de</strong>s IWW Rheinisch-Westfälischen Instituts<br />

für Wasserforschung.<br />

Nach <strong>de</strong>m Studium <strong>de</strong>r Mathematik und Betriebswirtschaftslehre in Münster hat er 1997 an <strong>de</strong>r<br />

Universität Düsseldorf zum Thema Verwaltungs-Controlling promoviert. Seine Doktorarbeit wur<strong>de</strong><br />

als beste Dissertation <strong>de</strong>r Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät sowie mit <strong>de</strong>m „Hessischen<br />

Innovationspreis Haushaltsreform“ ausgezeichnet.<br />

Im Jahr 2005 erhielt er von <strong>de</strong>r Universität Münster für die Habilitation „Risikorechnung bei industrieller<br />

Auftragsfertigung“ die venia legendi für das Fach Betriebswirtschaftslehre. Sein wissenschaftliches<br />

Werk umfasst mehr als 100 Beiträge in nationalen und internationalen wissenschaftlichen<br />

Zeitschriften und Büchern.<br />

Zu<strong>de</strong>m ist er seit 2008 Mit-Herausgeber <strong>de</strong>r Fachzeitschrift Controlling. Zu seinen Forschungsgebieten<br />

zählen das Controlling öffentlicher Verwaltungen, das Rechnungswesen entgeltregulierter<br />

Unternehmen, das internationale Controlling sowie das interorganisationale Kostenmanagement.<br />

Für seine Lehrleistungen wur<strong>de</strong> ihm <strong>de</strong>r gesamtuniversitäre Lehrpreis 2008 <strong>de</strong>r TU Dortmund verliehen.<br />

E-Mail: andreas.hoffjan@tu-dortmund.<strong>de</strong><br />

Hoffjan: Vielleicht sollte man weniger von Bedrohung<br />

als von Herausfor<strong>de</strong>rungen sprechen,<br />

<strong>de</strong>nen sich <strong>de</strong>r Controller in seiner täglichen Arbeit<br />

stellen muss. Hinsichtlich <strong>de</strong>r unterschiedlichen<br />

<strong>Planung</strong>smentalitäten wird er im Laufe<br />

<strong>de</strong>r Zeit seine „Pappenheimer“ kennen. Kulturell<br />

bedingte Unterschie<strong>de</strong> kann man nur<br />

schwer verän<strong>de</strong>rn, aber Controller wie<br />

auch Manager wer<strong>de</strong>n durch Auslandsaufenthalte<br />

o<strong>de</strong>r die Analyse von „critical inci<strong>de</strong>nts“<br />

dafür sensibilisiert.<br />

Wichtig erscheint mir, dass <strong>de</strong>r Controller in <strong>de</strong>r<br />

Konzernzentrale seine lokalen Aufgabenträger<br />

mitnimmt. Diese beklagen häufig <strong>de</strong>n Umfang<br />

<strong>de</strong>r an die Zentrale zu schicken<strong>de</strong>n Berichte.<br />

Sie brauchen Feedback und ihnen sollte ersichtlich<br />

sein, welchen Zweck die Informationen<br />

stiften. Hier wird das Zentralcontrolling mehr in<br />

die Pflege <strong>de</strong>r Beziehung zu <strong>de</strong>n lokalen Controllern<br />

investieren müssen, sonst wer<strong>de</strong>n Informationsanfor<strong>de</strong>rungen<br />

nur unzureichend<br />

o<strong>de</strong>r schleppend erfüllt.<br />

Biel: Die zunehmen<strong>de</strong> Internationalisierung<br />

und Globalisierung verän<strong>de</strong>rt auch wesentliche<br />

Fragestellung im Bereich <strong>de</strong>s Kostenmanagements,<br />

<strong>de</strong>r Logistik und an<strong>de</strong>rer betriebswirtschaftlicher<br />

Teilbereiche. Verän<strong>de</strong>rte<br />

Wertschöpfungsstrukturen werfen z. B. die<br />

Frage auf, wann <strong>de</strong>r Austausch von Kosteninformationen<br />

zwischen Supply Chain-Partnern<br />

erfolgreich ist. Brauchen wir auch eine „Internationalisierung<br />

<strong>de</strong>r Betriebswirtschaftslehre“,<br />

ein Themenfeld „Internationales Kostenmanagement“<br />

usw.? Wieweit sind Wissenschaft<br />

und Praxis bei diesem Thema bereits unterwegs?<br />

Hoffjan: Die Internationalisierung <strong>de</strong>r Betriebswirtschaftslehre<br />

hat ja bereits stattgefun<strong>de</strong>n.<br />

Wenn ich auf die Entwicklung in <strong>de</strong>r<br />

Controllingforschung blicke, so ist die Teilnahme<br />

an internationalen Fachkonferenzen nahezu<br />

selbstverständlich, die internationale Fachliteratur<br />

beeinflusst unsere Forschungsarbeit<br />

ungemein, mit <strong>de</strong>n international üblichen empirischen<br />

Metho<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n ausgewählte Fragen<br />

<strong>de</strong>s Controlling untersucht. Inwieweit wir<br />

themenbezogen noch weitergehen<strong>de</strong> Ausdifferenzierungen<br />

brauchen, wie möglicherweise<br />

ein internationales Kostenmanagement, hängt<br />

maßgeblich davon ab, ob man dafür originäre


Problemstellungen erkennen kann. Spontan<br />

erkenne ich das bei letzterem Themenfeld<br />

nicht.<br />

Biel: Wie umfassend und wirksam kann internationales<br />

Controlling sein? Kann die Führung<br />

und Steuerung unterlaufen wer<strong>de</strong>n, wenn z. B.<br />

ausländische Unternehmenseinheiten eigene<br />

Geschäftspolitiken verfolgen?<br />

Hoffjan: Dies kann ja durchaus intendiert sein,<br />

dass bei einem hohen Ausmaß an Dezentralisierung<br />

ausländische Töchter ihre eigene Geschäftspolitik<br />

fahren. Insbeson<strong>de</strong>re wenn aufgrund<br />

hoher Lokalisierungs- bzw. Differenzierungsvorteile<br />

eine multinationale Strategie eingeschlagen<br />

wird, sollte die Zentrale gera<strong>de</strong><br />

nicht durchregieren.<br />

Der größere Freiheitsgrad ist dann allerdings<br />

durch eine weitreichen<strong>de</strong> finanzielle<br />

Berichterstattung zu flankieren. Bei einer<br />

von <strong>de</strong>r Internationalisierungsstrategie nicht<br />

getragenen Verselbstständigung <strong>de</strong>r Tochterziele<br />

sollte jedoch das Management zeitnah intervenieren.<br />

Dies ist aber mehr eine generelle<br />

Frage <strong>de</strong>s Beteiligungs-Controlling, wo bestimmte<br />

Töchter o<strong>de</strong>r Standorte an die kurze<br />

Leine genommen wer<strong>de</strong>n müssen. Schwierig<br />

aus Controllingperspektive ist die Frage, wann<br />

muss ich gegensteuern. So zeigen ältere Studien,<br />

dass neu gegrün<strong>de</strong>te Tochtergesellschaften<br />

eine mittlere Anlaufzeit von sieben bis acht<br />

Jahren benötigen, bis sie schwarze Zahlen<br />

schreiben. Insofern wer<strong>de</strong>n an<strong>de</strong>re Indikatoren<br />

als positive finanzielle Erfolgsgrößen benötigt,<br />

um zeitnah über eine Fortsetzung o<strong>de</strong>r Beendigung<br />

<strong>de</strong>s Engagements entschei<strong>de</strong>n zu können.<br />

Biel: Bietet Ihnen „Internationales Controlling“<br />

noch spannen<strong>de</strong> Themen?<br />

An welchen Projekten zum internationalen Controlling<br />

arbeiten Sie und welche Themen möchten<br />

Sie noch aufgreifen?<br />

Hoffjan: An spannen<strong>de</strong>n Themen mangelt es<br />

nicht. Viele Beziehungen zwischen <strong>de</strong>r Kultur<br />

und <strong>de</strong>n Auswirkungen auf das Controlling sind<br />

nach wie vor spekulativ. Über anekdotische Evi<strong>de</strong>nz<br />

hinausgehend, müssen hier noch viele<br />

vermutete Zusammenhänge auf breiter Basis<br />

empirisch überprüft wer<strong>de</strong>n. Beson<strong>de</strong>rs reizvoll<br />

erscheint mir das international verglei-<br />

chen<strong>de</strong> Controlling. Es untersucht das Ausmaß<br />

<strong>de</strong>r Verbreitung von Controllingkonzepten<br />

und -instrumenten in verschie<strong>de</strong>nen Län<strong>de</strong>rn.<br />

Die Analyse bestehen<strong>de</strong>r Unterschie<strong>de</strong> und Gemeinsamkeiten<br />

hilft auch <strong>de</strong>utschen Unternehmen,<br />

ihr Controlling in Gastlän<strong>de</strong>rn adäquat aufzusetzen.<br />

Konkret untersuchen meine Mitarbeiter<br />

zurzeit das Controlling in Spanien, Lateinamerika,<br />

<strong>de</strong>m arabischen Raum und Osteuropa.<br />

Über all diesen Län<strong>de</strong>rstudien steht natürlich<br />

die übergeordnete Frage: Gibt es auch im Controlling<br />

eine Konvergenz o<strong>de</strong>r Divergenz, d. h.<br />

verfestigen sich Unterschie<strong>de</strong> infolge von Kultur<br />

und Tradition.<br />

Biel: Zum Stil unserer Interview-Reihe zählt es,<br />

auch die eine o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>re kritische und herausfor<strong>de</strong>rn<strong>de</strong><br />

Frage zu stellen – und unsere<br />

Leserinnen und Leser legen auch großen Wert<br />

darauf. Bei diesem Themenfeld ist ein kritischer<br />

Themenkomplex beson<strong>de</strong>rs naheliegend. Internationalisierung<br />

und Globalisierung sind zunehmend<br />

verbun<strong>de</strong>n mit <strong>de</strong>r Frage nach sozialen,<br />

ökologischen und ökonomischen Standards.<br />

Das mit <strong>de</strong>m UN Globale Compact am Hauptsitz<br />

<strong>de</strong>r UNO in New York präsentierte „Manifest<br />

Globales Wirtschaftsethos / Manifesto Global<br />

Economic Ethic“ thematisiert Konsequenzen<br />

und Herausfor<strong>de</strong>rungen für die Weltwirtschaft.<br />

In diesem Dokument geht es um neue Spielregeln<br />

für die Weltwirtschaft mit <strong>de</strong>r zentralen<br />

These „Globalisierung erfor<strong>de</strong>rt ein globales<br />

Ethos“. Wieweit sollten ethische Fragen das<br />

„Internationale Controlling“ beeinflussen, o<strong>de</strong>r<br />

sehen Sie solche Überlegungen nur im politischen<br />

Feld?<br />

Hoffjan: Controlling ist zunächst wertfrei. Es<br />

dient <strong>de</strong>r Unterstützung zielsetzungsgerechter<br />

Entscheidungen in Organisationen. Dies ist <strong>de</strong>r<br />

Fixstern fürs Controlling. Wenn sich das Wertesystem<br />

im Unternehmen von einer ausgeprägten<br />

Sharehol<strong>de</strong>r Value Orientierung mehr<br />

in Richtung Nachhaltigkeit bewegt, fin<strong>de</strong>t das<br />

selbstverständlich auch in <strong>de</strong>r informatorischen<br />

Unterstützung <strong>de</strong>s Controlling seinen Nie<strong>de</strong>rschlag.<br />

Die Berichtsinhalte <strong>de</strong>s Controlling sind<br />

ein Schatten <strong>de</strong>s Entscheidungsbedarfes <strong>de</strong>s<br />

Management.<br />

Biel: Sollen Controller solche Themen und vor<br />

allem Trends völlig ausklammern?<br />

CM Januar / Februar 2011<br />

Hoffjan: Gleichwohl muss natürlich auch das<br />

Controlling auf mögliche langfristige Gefährdungen<br />

<strong>de</strong>s Unternehmens hinweisen. Hier<br />

sollte auch das Controlling initiativ wer<strong>de</strong>n,<br />

wenn sich „ethisch blin<strong>de</strong> Flecken“ in <strong>de</strong>r Organisation<br />

abzeichnen.<br />

Biel: Herr Prof. Dr. Hoffjan, haben Sie besten<br />

Dank für Ihre aufschlussreichen Antworten.<br />

Sie haben uns „Internationales Controlling“ in<br />

einer unterstützen<strong>de</strong>n und bejahen<strong>de</strong>n Weise<br />

vermittelt und zu<strong>de</strong>m für Controllerinnen und<br />

Controller vorteilhafte Seiten aufgezeigt, ohne<br />

die Risiken und Probleme zu verkennen. Bemerkenswert<br />

ist insbeson<strong>de</strong>re Ihre Feststellung,<br />

„das <strong>de</strong>utsche Controlling“ ist ein Exportmo<strong>de</strong>ll.<br />

Ihre Darlegungen sensibilisieren<br />

einerseits und motivieren an<strong>de</strong>rerseits im Umgang<br />

mit einem Thema, das sicher – und Ihre<br />

Aussagen ver<strong>de</strong>utlichen dies – immer wichtiger<br />

und be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong>r wird. Mit Respekt nehmen<br />

wir zur Kenntnis, dass Sie „Internationales<br />

Controlling“ als eigenständiges Gebiet thematisiert<br />

haben und wesentlich dazu beitragen,<br />

dass im Themenfeld „Internationalisierung und<br />

Globalisierung“ auch Controlling ein wichtiges<br />

und selbstständiges Element ist. Wertvoll ist<br />

sicher auch Ihr Hinweis auf die umfassen<strong>de</strong><br />

ganzheitliche Rolle <strong>de</strong>s internationalen Controllings.<br />

Sie weiten <strong>de</strong>n Blick <strong>de</strong>r Controller<br />

und holen Themen in die Aufmerksamkeit, die<br />

nach <strong>de</strong>n praktischen Erfahrungen leicht vernachlässigt<br />

wer<strong>de</strong>n, wie z. B. die frühzeitige<br />

Einbindung <strong>de</strong>r Controller o<strong>de</strong>r die im internationalen<br />

Kontext oft höhere Be<strong>de</strong>utung kultureller<br />

Aspekte als vergleichsweise im Inland.<br />

Herr Prof. Dr. Hoffjan, ich danke Ihnen auch<br />

im Namen unseres Herausgebers, Herrn Dr.<br />

Eiselmayer, und unserer vielen Leserinnen<br />

und Leser herzlich. Ich darf Ihnen aber auch<br />

persönlich vielmals danken für die ausgesprochen<br />

gute Zusammenarbeit und für die<br />

relativ schnelle und einfache Abwicklung<br />

dieses Interviews. Wir wer<strong>de</strong>n Ihre künftige<br />

Arbeit aufmerksam verfolgen und wüschen<br />

Ihnen weiterhin viel Erfolg bei Ihren spannen<strong>de</strong>n<br />

Forschungsarbeiten.<br />

19


20<br />

Vorteilhaftigkeit einer Schönheitsoperation<br />

BWL endlich nützlich: Vorteilhaftigkeit von<br />

Schönheitsoperationen<br />

von Peter Hoberg<br />

Die Theorie und die Vorgehensweise <strong>de</strong>r BWL<br />

wird vom Großteil <strong>de</strong>r Bevölkerung als wenig<br />

hilfreich und staubtrocken angesehen. Jetzt<br />

scheint sich das Blatt aber zu wen<strong>de</strong>n, weil<br />

immer mehr private Entscheidungen nicht<br />

mehr ohne Unterstützung durch betriebswirtschaftliche<br />

Verfahren getroffen wer<strong>de</strong>n<br />

können. Vorreiter ist wie immer Amerika.<br />

Dort fragen sich min<strong>de</strong>stens 150 % aller Einwohner,<br />

ob, wann und wie die nächste Schönheitsoperation<br />

durchzuführen sei (über 1 Mio<br />

pro Jahr). Der Erfolg dieser Operationen ist<br />

allerdings durchaus nicht sicher, und zwar sowohl<br />

von <strong>de</strong>r medizinischen Seite her gesehen<br />

als auch von <strong>de</strong>m Eintreten <strong>de</strong>r Vorteile durch<br />

erhöhte Attraktivität.<br />

Daher wird dieser Beitrag – natürlich streng<br />

wissenschaftlich, <strong>de</strong>nn es kommt das Verfahren<br />

<strong>de</strong>r flexiblen <strong>Planung</strong> zum Einsatz –<br />

dieses wichtige Problem beleuchten.<br />

Entscheidung zur Schönheitsoperation<br />

als Investitionsproblem<br />

Wie bei an<strong>de</strong>ren Investitionen (Handlungsmöglichkeiten)<br />

auch, wer<strong>de</strong>n durch eine<br />

Schönheitsoperation zahlreiche Konsequenzen<br />

ausgelöst. Nicht nur in <strong>de</strong>r Investitionsphase<br />

fallen positive und negative Konsequenzen<br />

an, son<strong>de</strong>rn auch in <strong>de</strong>r späteren<br />

Nutzphase. Zu ihrer Abschätzung wird die bewährte<br />

Differenzmetho<strong>de</strong> angewen<strong>de</strong>t, nach<br />

<strong>de</strong>r die Nicht-Operation – also normales Weiterleben<br />

– als Nullalternative o<strong>de</strong>r Vergleichsmaßstab<br />

angenommen wird. Alle Konsequenzen<br />

<strong>de</strong>r Schönheitsoperation sind somit<br />

Differenzgrößen.<br />

Die große Schwierigkeit liegt darin, die Größen<br />

vergleichbar zu machen, weil sie zu unterschiedlichen<br />

Zeitpunkten anfallen und teilweise<br />

auch in unterschiedlichen Dimensionen gemes-<br />

sen wer<strong>de</strong>n. Geld und Gefühle lassen sich<br />

nur über Umwege abwägen.<br />

Negative finanzielle Konsequenzen<br />

einer Schönheitsoperation<br />

„Wer schön sein will, muss lei<strong>de</strong>n“. Dies gilt<br />

beson<strong>de</strong>rs für Schönheitsoperationen, die<br />

einiges an Geld, Zeit und psychischer Energie<br />

erfor<strong>de</strong>rn. Zu nennen sind insbeson<strong>de</strong>re:<br />

a) Auszahlungen an <strong>de</strong>n Arzt und die Klinik<br />

b) Zeitaufwand vor, während und direkt nach<br />

<strong>de</strong>r Behandlung<br />

c) Folgekosten durch die Effekte <strong>de</strong>r Operation<br />

zu a) Relativ einfach sind die Rechnungen für<br />

die medizinische Behandlung zu erfassen.<br />

Als Komplikation kann auftreten, dass Anzahlungen<br />

o<strong>de</strong>r mehrere Raten zu zahlen sind,


insb. wenn für <strong>de</strong>n gewünschten Erfolg mehrere<br />

Eingriffe notwendig sind. In solchen Fällen<br />

wird ein einheitlicher Vergleichszeitpunkt benötigt.<br />

Auch wenn prinzipiell je<strong>de</strong>r beliebige<br />

Zeitpunkt dazu dienen kann, solange er einheitlich<br />

angewen<strong>de</strong>t wird, sollte man einen Zeitpunkt<br />

wählen, <strong>de</strong>r wenig Rechenarbeit verursacht<br />

und leicht nachzuvollziehen ist. Hier bietet<br />

sich <strong>de</strong>r Tag <strong>de</strong>r Operation an. Früher liegen<strong>de</strong><br />

Zahlungen (z. B. Anzahlungen) sind auf<br />

diesen Zeitpunkt aufzuzinsen, später liegen<strong>de</strong><br />

(z. B. Abschlussrechnung) darauf abzuzinsen.<br />

Dies gilt auch für die stark beworbenen Ratenzahlungen<br />

(für nur 99 € pro Monat die Traumfigur).<br />

Hier kann mit <strong>de</strong>m Einsatz von Barwertfaktoren<br />

ermittelt wer<strong>de</strong>n, wie teuer die Ratenzahlungen<br />

sind. Auf die Möglichkeiten einer<br />

lebenslangen Kun<strong>de</strong>nbindung über Monatszahlungen<br />

kann im Rahmen dieses Beitrags nicht<br />

eingegangen wer<strong>de</strong>n.<br />

zu b) Im Weiteren ist zu berücksichtigen, dass<br />

die Operationen sehr viel Zeit in <strong>de</strong>r Vorbereitung,<br />

im Klinikaufenthalt und in <strong>de</strong>r Rekonvaleszenzphase<br />

(inkl. <strong>de</strong>m Verstecken vor hämischen<br />

Zeitgenossen) erfor<strong>de</strong>rn können. Da<br />

diese Zeiten und das unter a) beschriebene<br />

Geld nicht direkt verglichen wer<strong>de</strong>n können,<br />

muss eine Umrechnung erfolgen. Dies kann<br />

teilweise über die Opportunitätskosten geschehen,<br />

also durch die Beantwortung <strong>de</strong>r Frage,<br />

wie ansonsten die Zeit genutzt wor<strong>de</strong>n wäre.<br />

Besteht die Alternative in einer Erwerbstätigkeit,<br />

so ist <strong>de</strong>r dabei erzielte Nettostun<strong>de</strong>nlohn<br />

anzusetzen. Wür<strong>de</strong> die fragliche Person die Zeit<br />

nur dazu „nutzen“, Soap Operas im Fernsehen<br />

zu betrachten, kann <strong>de</strong>r Zeitverlust wohl außen<br />

vor gelassen wer<strong>de</strong>n. Eine Ersparnis kann sogar<br />

angesetzt wer<strong>de</strong>n, wenn dadurch weiteres<br />

Shopping verhin<strong>de</strong>rt wird (obwohl dies in <strong>de</strong>r<br />

nächsten Phase sicher nachgeholt wer<strong>de</strong>n<br />

dürfte).<br />

Wenn diese Zeitverbräuche nicht nahe um <strong>de</strong>n<br />

Operationstermin herum liegen, ist wie<strong>de</strong>rum<br />

eine Auf- o<strong>de</strong>r Abzinsung auf <strong>de</strong>n einheitlichen<br />

Vergleichszeitpunkt notwendig.<br />

zu c) Nach<strong>de</strong>m die Operationen und die Rekonvaleszenzzeit<br />

überstan<strong>de</strong>n sind, folgt die Phase<br />

<strong>de</strong>r Anpassung an das neue Erscheinungsbild.<br />

Ggf. passen einige Teile <strong>de</strong>r Gar<strong>de</strong>robe<br />

nicht mehr o<strong>de</strong>r es ist ein neuer Typ entstan<strong>de</strong>n,<br />

bei <strong>de</strong>m an<strong>de</strong>re Körperteile zu betonen<br />

o<strong>de</strong>r zu kaschieren sind. Dadurch fallen einmal<br />

Auszahlungen für die neue Kleidung und zum<br />

an<strong>de</strong>ren wie<strong>de</strong>rum Zeitaufwand an, <strong>de</strong>r wie<strong>de</strong>rum<br />

mit <strong>de</strong>m Opportunitätskostensatz bewertet<br />

wer<strong>de</strong>n sollte (siehe b).<br />

Nach Durchführung dieser Schritte sind die<br />

wichtigsten negativen Konsequenzen erfasst, in<br />

finanzielle Größen umgerechnet und auf <strong>de</strong>n<br />

einheitlichen Vergleichszeitpunkt bezogen. Damit<br />

steht dann <strong>de</strong>r Einsatz fest. Was er bewirkt,<br />

ist im nächsten Kapitel zu diskutieren.<br />

Positive finanzielle Konsequenzen<br />

einer Schönheitsoperation<br />

Die Bemessung <strong>de</strong>r Vorteile kann ähnlich wie<br />

bei <strong>de</strong>n negativen finanziellen Konsequenzen<br />

erfolgen:<br />

a) Direkt finanziell messbare Konsequenzen<br />

b) Indirekt messbare Konsequenzen<br />

zu a) Kandidaten für Schönheitsoperationen<br />

können ganz unterschiedliche Ziele verfolgen.<br />

Im finanziellen Bereich könnte es die Vorstellung<br />

sein, dass dadurch ein besserer Job<br />

möglich wird. Jenseits <strong>de</strong>r qualitativen Vorteile<br />

eines besseren Jobs könnte damit <strong>de</strong>r Vorteil<br />

durch <strong>de</strong>n Anstieg <strong>de</strong>s Nettogehaltes zählen.<br />

Ebenfalls finanziell messbar könnte <strong>de</strong>r Effekt<br />

sein, dass ggf. ein „besserer“ Partner gefun<strong>de</strong>n<br />

wer<strong>de</strong>n kann, <strong>de</strong>r durch sein höheres Einkommen<br />

ein besseres Konsumniveau ermöglicht.<br />

zu b) Bei <strong>de</strong>n nicht direkt messbaren Konsequenzen<br />

geht es um Vorteile wie „sich besser<br />

fühlen“ o<strong>de</strong>r bewun<strong>de</strong>rt wer<strong>de</strong>n o<strong>de</strong>r zumin<strong>de</strong>st<br />

nicht mehr aufgezogen zu wer<strong>de</strong>n. Lei<strong>de</strong>r sind<br />

diese Effekte nur außeror<strong>de</strong>ntlich schwierig zu<br />

quantifizieren. Aber immerhin gibt es dafür zwei<br />

Ansätze. Zunächst kann man durch Schätzung<br />

<strong>de</strong>s Betroffenen herausfin<strong>de</strong>n, einen wie hohen<br />

Wert er <strong>de</strong>m Ergebnis einer Schönheitsoperation<br />

zumisst. Offensichtlich muss <strong>de</strong>r Wert oberhalb<br />

<strong>de</strong>s Operationspreises sein, weil ansonsten<br />

die Entscheidung gegen die Operation<br />

gefallen wäre. Auf Basis dieses Preises kann<br />

<strong>de</strong>r Patient versuchen, die „Wertsteigerung“<br />

zu ermitteln.<br />

Die zweite Möglichkeit geht wie<strong>de</strong>r über einen<br />

Umweg. Es wird untersucht, wie teuer es wäre,<br />

CM Januar / Februar 2011<br />

wenn durch an<strong>de</strong>re Maßnahmen eine gleich<br />

hohe Attraktivitätssteigerung (aus Sicht <strong>de</strong>r<br />

avisierten Zielgruppe) erreicht wer<strong>de</strong>n soll. Diese<br />

könnte in besserer Kleidung, einer Diät,<br />

einem Besuch im Fitnessstudio o<strong>de</strong>r auch<br />

einem tollen Auto liegen. Der Betrag (finanziell<br />

und zeitlich), <strong>de</strong>r dadurch notwendig wür<strong>de</strong>,<br />

kann dann hilfsweise als Nutzen <strong>de</strong>r Schönheitsoperation<br />

genommen wer<strong>de</strong>n.<br />

Gegebenenfalls können durch die Schönheitsoperation<br />

an<strong>de</strong>re medizinische Maßnahmen<br />

unterbleiben.<br />

Berücksichtigung <strong>de</strong>r Unsicherheit<br />

Bis jetzt wur<strong>de</strong> davon ausgegangen, dass die<br />

Operation erfolgreich verläuft. In <strong>de</strong>r Realität<br />

muss jedoch mit <strong>de</strong>r Unsicherheit <strong>de</strong>s Erfolges<br />

gerechnet wer<strong>de</strong>n. We<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r objektive<br />

noch <strong>de</strong>r subjektive Erfolg sind sicher. Die<br />

Operation kann misslingen, so dass das Opfer<br />

schlimmer aussieht als vorher. Hier leisten die<br />

Privatsen<strong>de</strong>r wertvolle Aufklärungsarbeit in bei<strong>de</strong>n<br />

Richtungen, in<strong>de</strong>m sowohl positive wie<br />

auch negative Fälle ausführlich geschil<strong>de</strong>rt<br />

wer<strong>de</strong>n. Zusätzlich kann es Komplikationen geben<br />

(Entzündungen), die ggf. einen weiteren<br />

Eingriff erfor<strong>de</strong>rn. Ebenfalls kann es passieren,<br />

dass das zunächst gewünschte Ergebnis im<br />

Nachhinein nicht mehr erstrebenswert ist.<br />

Die Prognose ist somit dadurch belastet, dass<br />

die Ergebnisse und ihre Folgen im Zeitablauf<br />

unsicher sind. Zu<strong>de</strong>m hängen sie auch von <strong>de</strong>n<br />

Anpassungsentscheidungen <strong>de</strong>s Patienten bei<br />

Unzufrie<strong>de</strong>nheit ab (wird <strong>de</strong>r Arzt verklagt, wird<br />

eine weitere OP benötigt etc.). In einer solchen<br />

komplizierten Situation mit vielen Unsicherheiten<br />

und mehreren Anpassungsmöglichkeiten<br />

empfiehlt sich <strong>de</strong>r Einsatz <strong>de</strong>r flexiblen<br />

<strong>Planung</strong>, die auf <strong>de</strong>m Konzept <strong>de</strong>r Entscheidungsbäume<br />

basiert. In mehreren Entscheidungsstufen<br />

kann damit simuliert wer<strong>de</strong>n, welche<br />

Ereignisse mit welcher Wahrscheinlichkeit<br />

eintreten und wie jeweils darauf reagiert wür<strong>de</strong><br />

(bedingte Strategien).<br />

Bei <strong>de</strong>n Wahrscheinlichkeiten han<strong>de</strong>lt es sich<br />

nicht um mathematische Wahrscheinlichkeiten,<br />

son<strong>de</strong>rn um subjektive, welche nicht exakt sein<br />

können.<br />

21


22<br />

Vorteilhaftigkeit einer Schönheitsoperation<br />

Vergleichszeitpunkt: 01.01.11 Angaben in T<br />

Vergleichszinssatz p.a. eff.: 10,0% 01.01.12<br />

EW = Erwartungswert 200 50%<br />

Reaktion gut<br />

Operation<br />

nein<br />

<strong>de</strong>r<br />

Ziel-<br />

50<br />

50%<br />

gruppe<br />

125<br />

EW<br />

0<br />

mäßig<br />

180 40%<br />

01.<br />

05.<br />

11<br />

gut<br />

-8<br />

100<br />

40%<br />

Kauf<br />

neuer<br />

ja<br />

mittel<br />

Kleidung?<br />

0 20%<br />

Erfolg<br />

<strong>de</strong>r<br />

Operation?<br />

keine<br />

112<br />

EW<br />

70%<br />

nein<br />

Reaktion<br />

<strong>de</strong>r<br />

Zielgruppe<br />

ja<br />

nein 0<br />

Operation ja<br />

30% nein<br />

nein<br />

-100<br />

Prüfung<br />

auf<br />

ja<br />

-10<br />

40%<br />

Verklagen<br />

Einigung<br />

-1<br />

-10<br />

Erfolg<br />

<strong>de</strong>r<br />

Klage?<br />

50<br />

30%<br />

Sieg 200 30%<br />

Zeitpunkte: 71 EW<br />

01.<br />

01.<br />

11<br />

01.<br />

03.<br />

11<br />

01.<br />

05.<br />

11<br />

01.<br />

07.<br />

11<br />

01.<br />

01.<br />

13<br />

Abb. 1: Aufbau <strong>de</strong>s Entscheidungsbaumes<br />

Flexible <strong>Planung</strong> – Mögliche Abläufe<br />

von Schönheitsoperationen<br />

Die Folge <strong>de</strong>r oben beschriebenen Unsicherheit<br />

liegt darin, dass es unendlich viele theoretisch<br />

mögliche Folgen einer Schönheitsoperation<br />

gibt. Dies gilt generell für die Prognose <strong>de</strong>r Konsequenzen<br />

fast aller Handlungsmöglichkeiten.<br />

Aufgrund <strong>de</strong>r endlichen Informationsverarbeitungskapazität<br />

<strong>de</strong>r Menschen und aufgrund ihrer<br />

begrenzten Zeit ist es ihnen nicht möglich,<br />

auch nur annähernd eine vollständige Auflistung<br />

aller möglichen Folgen zu erreichen.<br />

In dieser schwierigen Situation hat es sich<br />

bewährt, Szenarien zu <strong>de</strong>finieren. Ein <strong>Szenario</strong><br />

ist eine in sich schlüssige Kombination<br />

von Ausprägungen relevanter Faktoren. Es geht<br />

also nicht um eine planlose Variation wichtiger<br />

Faktoren, son<strong>de</strong>rn um eine kohärente Auswahl.<br />

Diese Einschränkung ist wie<strong>de</strong>rum unseren<br />

begrenzten Fähigkeiten geschul<strong>de</strong>t. Beliebige<br />

Kombinationen relevanter Faktoren wären<br />

unendlich zahlreich. Mit <strong>de</strong>r <strong>Szenario</strong>technik<br />

bleibt <strong>de</strong>r Aufwand noch halbwegs<br />

beherrschbar. Aber wir müssen anerkennen,<br />

dass viele mögliche Ereignisse (z. B. besoffener<br />

Chirurg mit <strong>de</strong>n entsprechen<strong>de</strong>n Folgen) üblicherweise<br />

erst gar nicht untersucht wer<strong>de</strong>n.<br />

Es können somit nur wenige zukünftige Konstellationen<br />

beachtet wer<strong>de</strong>n. Daraus folgt die<br />

Notwendigkeit, sich vom Anfang bis zum<br />

En<strong>de</strong> darauf einzustellen, dass Anpas-<br />

sungen notwendig wer<strong>de</strong>n können. Bei <strong>de</strong>n<br />

Anpassungen ist zu unterschei<strong>de</strong>n in explizite,<br />

also in <strong>de</strong>r <strong>Planung</strong> berücksichtigte und nicht<br />

von vornherein geplante, für die eine Vorbereitung<br />

nur sehr schwer möglich ist. Dies gilt auch<br />

allgemein in <strong>de</strong>r Unternehmensführung. Es<br />

empfiehlt sich häufig, breiter einsetzbare Betriebsmittel<br />

zu beschaffen, auch wenn sie im<br />

ersten Schritt teurer sind als Spezialmaschinen.<br />

Wenn sich <strong>de</strong>r zukünftige Patient zur Schönheitsoperation<br />

entschließt, kann im ersten<br />

Schritt unterschie<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n, ob die Operation<br />

gelingt o<strong>de</strong>r nicht. Ein Misslingen kann von keinem<br />

Chirurgen ausgeschlossen wer<strong>de</strong>n. Denn<br />

es können trotz besten Bemühens zahlreiche<br />

Probleme auftauchen, welche auf Seiten <strong>de</strong>s<br />

Chirurgen, <strong>de</strong>s Patienten o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s Krankenhauses<br />

liegen können. Da <strong>de</strong>r Erfolg nicht vorher<br />

– ex ante – feststeht, können nur subjektive<br />

Wahrscheinlichkeiten angegeben wer<strong>de</strong>n, mit<br />

<strong>de</strong>nen die Operation das gewünschte Ergebnis<br />

bringt. Dafür sollten je nach Eingriffsart<br />

überprüfte Statistiken vorliegen. Aber die<br />

gibt es selbst für traditionelle Operationen nur<br />

im Ansatz. Erst recht bei Schönheitsoperationen<br />

ist dies schwierig, weil die Akteure natürlich<br />

nicht daran interessiert sind, dass Misserfolge<br />

sauber erfasst wer<strong>de</strong>n. Ein bekannt wer<strong>de</strong>n<strong>de</strong>r<br />

Fehlversuch kann das Geschäft ruinieren.<br />

Insofern ist es für <strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Patienten<br />

nicht einfach, eine Wahrscheinlichkeit zu schätzen;<br />

<strong>de</strong>nn Referenzen wer<strong>de</strong>n sicher sehr einseitig<br />

ausgewählt. Abhilfe könnten Internetpor-<br />

tale schaffen, die im Entstehen sind. Aber auch<br />

bei ihnen muss das Problem <strong>de</strong>r Objektivität<br />

und <strong>de</strong>s Missbrauchs gelöst wer<strong>de</strong>n.<br />

Nach bestmöglicher Schätzung <strong>de</strong>r subjektiven<br />

Wahrscheinlichkeiten ist dann zu überlegen,<br />

wie auf das Ergebnis zu reagieren ist. Hier<br />

zeigt sich die Stärke <strong>de</strong>r flexiblen <strong>Planung</strong>, die<br />

auch nach <strong>de</strong>m Start <strong>de</strong>s Projektes in t = 0 noch<br />

spätere Anpassungsmöglichkeiten vorsieht<br />

auf Basis <strong>de</strong>s dann bestehen<strong>de</strong>n Kenntnisstan<strong>de</strong>s.<br />

Im Falle <strong>de</strong>s Gelingens kann dann z. B.<br />

die Gar<strong>de</strong>robe angepasst wer<strong>de</strong>n. Danach ist<br />

zu schätzen, ob die erhofften Wirkungen durch<br />

die neue Erscheinung (Operationsergebnis und<br />

neue Gar<strong>de</strong>robe) eintreten. Dies wie<strong>de</strong>rum<br />

kann nicht sicher prognostiziert wer<strong>de</strong>n. Es<br />

muss wie<strong>de</strong>r geschätzt wer<strong>de</strong>n. Wenn die Umwelt<br />

passend reagiert, können die positiven<br />

finanziellen Konsequenzen kalkuliert wer<strong>de</strong>n.<br />

Im Falle <strong>de</strong>s Scheiterns wird – insb. in <strong>de</strong>n USA<br />

– erst einmal geprüft, ob das Krankenhaus o<strong>de</strong>r<br />

<strong>de</strong>r Chirurg verklagt wer<strong>de</strong>n kann. Die Erfolgsaussichten<br />

sind wie<strong>de</strong>r zu schätzen, ebenso wie<br />

die Höhe einer eventuellen Schmerzensgeldzahlung.<br />

Dagegen ist zu rechnen, wie hoch <strong>de</strong>r empfun<strong>de</strong>ne<br />

Scha<strong>de</strong>n ist. Ggf. muss auch eine Wie<strong>de</strong>rholung<br />

<strong>de</strong>r Operation in Erwägung gezogen<br />

wer<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>ren Folgen wie<strong>de</strong>r zu bewerten sind.<br />

Man kann somit sehen, dass die Abbildung <strong>de</strong>r<br />

Folgen sehr schnell sehr kompliziert wer<strong>de</strong>n<br />

kann. Um überhaupt die Daten ermitteln zu<br />

können, muss sich somit <strong>de</strong>r Entscheidungsträger<br />

auf einige wichtige Ereignisse und Anpassungsmaßnahmen<br />

konzentrieren.<br />

Für <strong>de</strong>n Fall einer einmaligen Schönheitsoperation<br />

soll die Struktur <strong>de</strong>r Folgen nun in einem<br />

Entscheidungsbaum abgebil<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n. Wichtige<br />

Strukturelemente sind <strong>de</strong>r Ereignisknoten<br />

und <strong>de</strong>r Entscheidungsknoten. Der<br />

Ereignisknoten wird üblicherweise durch einen<br />

Kreis dargestellt. Er hat mehrere Ausgänge<br />

(z. B. 2: Operation gelingt o<strong>de</strong>r nicht), von <strong>de</strong>nen<br />

je<strong>de</strong>r mit einer subjektiven Wahrscheinlichkeit<br />

versehen wird. Letztere summieren sich auf<br />

100 %, was nochmals zeigt, dass an<strong>de</strong>re zukünftige<br />

Zustän<strong>de</strong> nicht mehr betrachtet wer<strong>de</strong>n.<br />

Je nach Eintreten eines bestimmten Zustan<strong>de</strong>s<br />

kann <strong>de</strong>r Entscheidungsträger mit einer<br />

an<strong>de</strong>ren Anpassungsmaßnahme reagieren.


Wenn die Operation nicht gelungen ist, muss<br />

entschie<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n, ob z. B. ein Verklagen<br />

<strong>de</strong>s Krankenhauses o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s Chirurgen sinnvoll<br />

ist o<strong>de</strong>r nicht. Bei diesem Entscheidungsknoten,<br />

üblicherweise durch einen Quadrat<br />

dargestellt, wird somit nur ein Ausgang gewählt.<br />

Hier ist später also eine Anpassungsentscheidung<br />

zu treffen. Der Entscheidungsbaum<br />

wird somit durch eine Folge von Zufalls-<br />

und Entscheidungsknoten aufgebaut. Zu je<strong>de</strong>m<br />

betrachteten Zeitpunkt sind eventuelle<br />

finanzielle Konsequenzen zu schätzen. Wenn<br />

eine Klage erwogen wird, fallen ggf. umgehend<br />

Anzahlungen für <strong>de</strong>n Anwalt an und erst<br />

viel später nach erfolgreichem Prozess Einzahlungen.<br />

Die Konsequenzen müssen also<br />

hinsichtlich Wahrscheinlichkeit, Höhe und<br />

Zeitpunkt <strong>de</strong>finiert wer<strong>de</strong>n.<br />

Damit ergibt sich für die Folgen <strong>de</strong>r Schönheitsoperation<br />

Abbildung 1. Da die Handlungsmöglichkeit<br />

„Keine Schönheitsoperation“ die Ausgangslösung<br />

ist, gegen die verglichen wer<strong>de</strong>n<br />

muss, hat sie einen Wert von Null. Für <strong>de</strong>n weiteren<br />

Ablauf sind, wie beschrieben, auch die<br />

Zeitpunkte wichtig, zu <strong>de</strong>nen die positiven und<br />

negativen finanziellen Konsequenzen eintreffen.<br />

Im Beispiel möge sich <strong>de</strong>r Entscheidungsträger<br />

am 1.1.2011 hinsichtlich <strong>de</strong>r Operation<br />

entschei<strong>de</strong>n. Die weiteren Zeitpunkte sind eingetragen.<br />

Im Falle eines Entschlusses für die Schönheitsoperation<br />

muss geschätzt wer<strong>de</strong>n, mit welcher<br />

Wahrscheinlichkeit sie gelingen wird. In <strong>de</strong>r Abbildung<br />

gibt es dafür einen Ereignisknoten, von<br />

<strong>de</strong>m alle Ausgänge gemäß ihren Wahrscheinlichkeiten<br />

weiter betrachtet wer<strong>de</strong>n müssen. Im<br />

Beispiel wird angenommen, dass <strong>de</strong>r Erfolg mit<br />

70 % eintritt, <strong>de</strong>r Misserfolg mit 30 %.<br />

2 Monate nach <strong>de</strong>r Operation möge <strong>de</strong>r Erfolg<br />

o<strong>de</strong>r Misserfolg endgültig sichtbar wer<strong>de</strong>n, hier<br />

am 1.3.2011. Nur im positiven Fall (bedingte<br />

Entscheidung) taucht die Frage auf, ob die Kleidung<br />

neu beschafft wer<strong>de</strong>n sollte, um die neuen<br />

Qualitäten besser herausstellen zu können.<br />

Hier zeigt sich <strong>de</strong>r Vorteil <strong>de</strong>r flexiblen <strong>Planung</strong><br />

mit <strong>de</strong>m Entscheidungsbaum, weil nicht schon<br />

am Anfang in t = 0 festgelegt wer<strong>de</strong>n muss, ob<br />

neue Kleidung im geschätzten Wert von 8 T€<br />

gekauft wer<strong>de</strong>n soll, was ja meistens sinnlos<br />

wäre, wenn das Operationsziel nicht erreicht<br />

wur<strong>de</strong>. Es han<strong>de</strong>lt sich um einen Entscheidungsknoten,<br />

bei <strong>de</strong>m später ermittelt wer<strong>de</strong>n<br />

muss, ob <strong>de</strong>r Kauf neuer Kleidung sinnvoll ist<br />

o<strong>de</strong>r nicht (also nur ein Ausgang).<br />

Unter <strong>de</strong>n Voraussetzungen a) erfolgreiche<br />

Operation und b) neue Kleidung wird nun geschätzt,<br />

wie die Zielgruppe reagieren wird. Da<br />

dies nicht sicher ist, kommt wie<strong>de</strong>r ein Ereignisknoten<br />

ins Spiel, <strong>de</strong>ssen verschie<strong>de</strong>ne Ausgänge<br />

berücksichtigt wer<strong>de</strong>n. Im positiven Fall wird<br />

<strong>de</strong>r geldwerte Vorteil auf 200 T€ vermutet. Wie<br />

oben beschrieben können dies direkte finanzielle<br />

Vorteile sein, aber insb. auch im ersten<br />

Schritt nicht quantifizierte Vorteile wie größere<br />

Zufrie<strong>de</strong>nheit und höheres Selbstbewusstsein.<br />

Zusätzlich ist die Wahrscheinlichkeit angege-<br />

Autor<br />

ben, mit <strong>de</strong>r diese gute Reaktion <strong>de</strong>r Zielgruppe<br />

erwartet wird (50 %). Im Falle einer mäßigen<br />

Reaktion reduziert sich <strong>de</strong>r Vorteil auf 50 T€.<br />

Dieses Ergebnis wird zu 50 % erwartet. Die<br />

Summe <strong>de</strong>r Wahrscheinlichkeiten aus diesem<br />

Ereignisknoten ergibt selbstverständlich 100 %.<br />

Der zweite Ausgang aus <strong>de</strong>m Entscheidungsknoten<br />

„Kauf neuer Kleidung“ steht für die negative<br />

Entscheidung hinsichtlich neuer Klei<strong>de</strong>r.<br />

Unter <strong>de</strong>n Voraussetzungen a) erfolgreiche<br />

Operation und b) keine neue Kleidung wird nun<br />

geschätzt, wie die Zielgruppe reagieren wird.<br />

Hier wer<strong>de</strong>n drei Möglichkeiten hinsichtlich <strong>de</strong>r<br />

Reaktion in Betracht gezogen (gut, mittel, keine),<br />

<strong>de</strong>ren Summe auch wie<strong>de</strong>r 100% ergibt.<br />

Damit ist <strong>de</strong>r Ast „erfolgreiche Operation“ abgearbeitet<br />

und die jeweiligen Konsequenzen<br />

sind aufgezeigt.<br />

Im Falle einer negativ verlaufenen Operation<br />

wird im ersten Schritt überprüft, ob eine Klage<br />

gegen das Krankenhaus o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Chirurg sinnvoll<br />

sein könnte. Die mit <strong>de</strong>r Prüfung verbun<strong>de</strong>n<br />

Kosten wer<strong>de</strong>n auf 1 T€ geschätzt und sind im<br />

CM Januar / Februar 2011<br />

Entscheidungsbaum mit -1 vermerkt. Bei<br />

schlechten Erfolgsaussichten wird auf eine Klage<br />

verzichtet und <strong>de</strong>r Ast ist been<strong>de</strong>t. Wird <strong>de</strong>r<br />

Klageweg beschritten, so mögen in je<strong>de</strong>m Fall<br />

schon einmal 10 T€ an Prozesskosten und Gutachten<br />

anfallen, was auch in Abbildung 1 aufgeführt<br />

ist. Das Ergebnis <strong>de</strong>s Prozesses kann<br />

wie<strong>de</strong>rum nicht sicher vorhergesagt wer<strong>de</strong>n, so<br />

dass ein Ereignisknoten notwendig wird. Im<br />

Falle <strong>de</strong>r Prozessnie<strong>de</strong>rlage müssen auch noch<br />

die gegnerischen Anwaltskosten übernommen<br />

wer<strong>de</strong>n (-10 T€), bei einer außergerichtlichen<br />

Einigung gibt es einen Scha<strong>de</strong>nsersatz von 50<br />

T€ und nur bei einem Sieg kommt es zu einer<br />

großen Entschädigung von 200 T€. Alle drei<br />

möglichen Ausgänge sind wie<strong>de</strong>r mit Wahrscheinlichkeiten<br />

versehen. Zu<strong>de</strong>m ist jeweils<br />

Prof. Dr. Peter Hoberg<br />

arbeitet als Professor für Betriebswirtschaftslehre an <strong>de</strong>r Fachhochschule<br />

Worms. Auf Basis einer 15-jährigen Erfahrung in internationalen<br />

Unternehmen beschäftigt er sich insb. mit Themen<br />

<strong>de</strong>s Controlling und <strong>de</strong>r Investitionsrechnung. Schwerpunkt<br />

seines Interesses ist die Verbindung von Theorie und Praxis.<br />

E-Mail: peterhoberg@web.<strong>de</strong><br />

<strong>de</strong>r Zeitpunkt angegeben, an <strong>de</strong>m mit <strong>de</strong>n Konsequenzen<br />

gerechnet wird.<br />

Wie bereits oben erwähnt, sind die Verzweigungen<br />

bei weitem nicht vollständig. An je<strong>de</strong>m<br />

Knoten könnten noch beliebig viele weitere<br />

Ausgänge <strong>de</strong>finiert wer<strong>de</strong>n. So könnten z. B.<br />

auch im Falle einer fehlgeschlagenen Operation<br />

neue Klei<strong>de</strong>r notwendig wer<strong>de</strong>n. Aber um das<br />

Problem handhabbar zu halten, muss sich <strong>de</strong>r<br />

Entscheidungsträger auf die wichtigsten konzentrieren.<br />

Allerdings sollte er immer im Hinterkopf<br />

behalten, dass es an<strong>de</strong>rs kommen kann<br />

als geplant. Auch zusätzliche finanziell positive<br />

Möglichkeiten, wie die Vermarktung <strong>de</strong>r Operation<br />

im Fernsehen o<strong>de</strong>r im Internet, wer<strong>de</strong>n hier<br />

nicht betrachtet.<br />

Auswertung <strong>de</strong>s Entscheidungsbaumes<br />

Während <strong>de</strong>r Entscheidungsbaum vorwärts<br />

aufgebaut wur<strong>de</strong>, erfolgt seine Analyse in Teilschritten<br />

retrograd. Dies ist notwendig, um an<br />

23


24<br />

Vorteilhaftigkeit einer Schönheitsoperation<br />

Abb. 2: Auswertung <strong>de</strong>s Entscheidungsbaumes (relevanter Ausschnitt)<br />

<strong>de</strong>n jeweiligen Entscheidungsknoten feststellen<br />

zu können, welche Entscheidung im konkreten<br />

Fall besser ist (bedingte Entscheidungen).<br />

Nur dieser Teil <strong>de</strong>s Astes wird dann<br />

weiter betrachtet. Die schlechteren Ausgänge<br />

<strong>de</strong>s Entscheidungsknotens bleiben somit außen<br />

vor und verschlechtern nicht das Ergebnis<br />

<strong>de</strong>r Handlungsmöglichkeit. Diese Selektivität<br />

wäre nicht möglich, wenn bereits zum ersten<br />

Entscheidungszeitpunkt (1.1.2011) alle Festlegungen<br />

hätten getroffen wer<strong>de</strong>n müssen.<br />

Ermittlung <strong>de</strong>s Kalkulationszinssatzes<br />

Im aufgestellten Entscheidungsbaum fallen die<br />

finanziellen Konsequenzen zu unterschiedlichen<br />

Zeitpunkten an. Sie sind somit im ersten Schritt<br />

nicht vergleichbar. Es muss ein Vergleichsmaßstab<br />

aufgebaut wer<strong>de</strong>n. Benötigt wird ein individueller<br />

Kalkulationszinsfuß (Vergleichszinssatz),<br />

<strong>de</strong>r <strong>de</strong>n jeweiligen Zeitwert <strong>de</strong>s Gel<strong>de</strong>s<br />

für <strong>de</strong>n Entscheidungsträger angibt.<br />

Privatpersonen müssen sich fragen, wie sie zusätzliches<br />

Geld anlegen bzw. wie sie benötigtes<br />

Geld beschaffen wür<strong>de</strong>n. Dabei kann <strong>de</strong>r Verbraucher<br />

in <strong>de</strong>r Kreditsituation o<strong>de</strong>r in <strong>de</strong>r<br />

Anlagesituation sein. Diese Unterscheidung<br />

ist wichtig für die Ableitung <strong>de</strong>s Zinssatzes.<br />

Befin<strong>de</strong>t sich <strong>de</strong>r Anleger in einer Kreditsituation,<br />

wür<strong>de</strong> er für die Schönheitsoperation sei-<br />

nen Kredit erhöhen und bei Geldzugang <strong>de</strong>n<br />

Kredit reduzieren. Die Opportunität ist also jeweils<br />

im Aufbau bzw. Abbau <strong>de</strong>s Kredites zu<br />

sehen. Der Kalkulationszinsfuß kann z. B. aus<br />

<strong>de</strong>m Effektivzinssatz für Konsumentenkredite<br />

o<strong>de</strong>r Hypothekendarlehen bestehen o<strong>de</strong>r im<br />

schlimmsten Fall aus <strong>de</strong>m Effektivzinssatz für<br />

Kredite vom Kredithai. Ertragssteuerliche Aspekte<br />

können in <strong>de</strong>r Kreditsituation meistens<br />

vernachlässigt wer<strong>de</strong>n, da Kreditzinsen im<br />

privaten Bereich fast nie von <strong>de</strong>r steuerlichen<br />

Bemessungsgrundlage abgezogen wer<strong>de</strong>n<br />

können.<br />

In <strong>de</strong>r Anlagesituation muss sich <strong>de</strong>r Anleger<br />

fragen, ob er durch Auflösung eines Teils seiner<br />

Anlagen die Schönheitsoperation bezahlen und<br />

damit auf Zinseinkünfte verzichten soll. Die<br />

Zinssätze seiner aktuellen und geplanten Anlagen<br />

dienen somit als Vergleichsmaßstab (Vergleichszinssatz).<br />

Zu <strong>de</strong>nken wäre im privaten<br />

Bereich beispielhaft an die Verzinsung von<br />

Staatsanleihen o<strong>de</strong>r auch (bei schlechtem Anlageverhalten)<br />

die von Sparbüchern. Auch<br />

Sparpläne von Banken o<strong>de</strong>r die Rendite von Lebensversicherungen<br />

könnten ein guter Maßstab<br />

sein. In Son<strong>de</strong>rfällen kann man auch an<br />

die Performance (Divi<strong>de</strong>n<strong>de</strong> plus Wertzuwachs<br />

pro Jahr) von Aktien o<strong>de</strong>r Fonds <strong>de</strong>nken. Da inzwischen<br />

fast alle Anlagen <strong>de</strong>r Steuer unterlie -<br />

gen (die meisten <strong>de</strong>r Abgeltungssteuer mit<br />

26,375 % inkl. Soli), sind die Nettorenditen<br />

nach Steuern maßgeblich.<br />

Um die Kalkulationen zu vereinfachen wird angenommen,<br />

dass ein Jahreszinssatz von 10 %<br />

effektiv relevant ist, was in <strong>de</strong>r Kreditsituation<br />

leicht möglich ist. Allerdings verlangen einige<br />

Schönheitschirurgen noch höhere Zinssätze,<br />

so dass hier sorgfältig verglichen wer<strong>de</strong>n<br />

sollte.<br />

Als Vergleichszeitpunkt kann prinzipiell je<strong>de</strong>r<br />

Zeitpunkt gewählt wer<strong>de</strong>n, solange er konsistent<br />

auf alle Zahlungen angewen<strong>de</strong>t wird. Im<br />

Beispiel wird <strong>de</strong>r Startzeitpunkt auf <strong>de</strong>n<br />

1.1.2011 gelegt. Damit müssen dann alle Zahlungen<br />

auf diesen einheitlichen Vergleichszeitpunkt<br />

bezogen wer<strong>de</strong>n. Es sei erwähnt, dass es<br />

auch Versionen <strong>de</strong>s Entscheidungsbaumes<br />

gibt, bei <strong>de</strong>nen immer auf <strong>de</strong>n Zeitpunkt <strong>de</strong>r jeweiligen<br />

Entscheidung auf- o<strong>de</strong>r abgezinst<br />

wird. Dies ist jedoch umständlicher, so dass<br />

hier gleich immer mit <strong>de</strong>n endgültigen Barwerten<br />

gearbeitet wird.<br />

Rückwärtsrechnung im Entscheidungsbaum<br />

Im ersten Schritt ist zu ermitteln, wie hoch die<br />

finanziellen Konsequenzen sind, wenn die Operation<br />

durchgeführt wird, sie erfolgreich ist und<br />

wenn neue Kleidung beschafft wird. Unter diesen<br />

Bedingungen ist die Reaktion mit jeweils<br />

einer Wahrscheinlichkeit von 50 % entwe<strong>de</strong>r<br />

200 T€ o<strong>de</strong>r 50 T€ wert. Da bei<strong>de</strong> Möglichkeiten<br />

eintreten können, müssen auch bei<strong>de</strong><br />

berücksichtigt wer<strong>de</strong>n, was durch Berechnung<br />

<strong>de</strong>s Erwartungswertes (EW) geschieht. Dieser<br />

ist nichts an<strong>de</strong>res als ein mit <strong>de</strong>n Wahrscheinlichkeiten<br />

gewichteter arithmetischer Mittelwert.<br />

Im betrachteten Fall ergibt sich 0,5 * 200<br />

T€ + 0,5 * 50 T€ = 125 T€ (siehe Abbildung 1).<br />

Dieser fällt zum Zeitpunkt 1.1.2012 an. Da aber<br />

Zeitpunkt 1.1.2011 als einheitlicher Vergleichszeitpunkt<br />

gewählt wur<strong>de</strong>, muss <strong>de</strong>r Erwartungswert<br />

1 Jahr abgezinst wer<strong>de</strong>n, was einen<br />

Barwert von 125/1,12 = 113,64 T€ ergibt. In<br />

Abbildung 2 ist diese Barwertbildung aufgeführt.<br />

Ohne Neukauf <strong>de</strong>r Klei<strong>de</strong>r ergibt sich aus <strong>de</strong>n<br />

drei berücksichtigten Reaktionsszenarien ein<br />

Erwartungswert von 112 T€ (siehe Abbildung 1),<br />

aus <strong>de</strong>m sich ein Barwert von 101,82 T€ errechnen<br />

lässt (siehe Abbildung 2). Um nun die


erste Entscheidung über <strong>de</strong>n Kleidungskauf fällen<br />

zu können, muss jetzt noch ihr Preis von 8<br />

T€ berücksichtigt wer<strong>de</strong>n, wobei allerdings aus<br />

Vergleichbarkeitsgrün<strong>de</strong>n wie<strong>de</strong>rum <strong>de</strong>r Barwert<br />

zu bil<strong>de</strong>n ist, in<strong>de</strong>m um 4 Monate auf -7,75<br />

T€ abgezinst wird (er wür<strong>de</strong> am 1.5. stattfin<strong>de</strong>n).<br />

Dadurch reduziert sich die Handlungsmöglichkeit<br />

„Klei<strong>de</strong>rkauf“ auf 113,64 – 7,75 = 105,89 T€<br />

(105,88, wenn vorher nicht gerun<strong>de</strong>t wur<strong>de</strong>),<br />

was aber noch immer über <strong>de</strong>r Variante „Kein<br />

Klei<strong>de</strong>rkauf“ liegt. Somit ist die erste bedingte<br />

Entscheidung gefallen. Bei Erfolg <strong>de</strong>r Operation<br />

wür<strong>de</strong> auch eine neue Gar<strong>de</strong>robe beschafft,<br />

weil diese einen höheren Barwert <strong>de</strong>s Erwartungswertes<br />

aufweist. Und nur mit diesem Ergebnis<br />

von 105,89 T€ wird weiter gerechnet.<br />

Ähnlich ist die Vorgehensweise, wenn die Operation<br />

nicht gelingt. Es muss dann entschie<strong>de</strong>n<br />

wer<strong>de</strong>n, ob eine Klage aussichtsreich ist o<strong>de</strong>r<br />

nicht. Für diese Untersuchung fallen 1 T€ an<br />

bzw. als Barwert -0,97 T€. Im Falle <strong>de</strong>r Klage<br />

wer<strong>de</strong>n die drei möglichen Ergebnisse (Misserfolg,<br />

Einigung, Sieg) wie<strong>de</strong>r im Erwartungswert<br />

von 71 T€ zusammengefasst. Dadurch dass<br />

das Urteil erst sehr spät erwartet wird<br />

(1.1.2013), muss um 2 Jahre abgezinst wer<strong>de</strong>n,<br />

was 58,68 T€ ergibt. Dies ist auch nach Abzug<br />

<strong>de</strong>r Klagekosten (Neuer Barwert 58,68 – 9,53<br />

= 49,14 T€ ) <strong>de</strong>utlich mehr also das Ergebnis<br />

von 0 im Fall <strong>de</strong>r Nichtklage. Wenn jetzt noch<br />

<strong>de</strong>r Barwert <strong>de</strong>r Prüfung einer Klage von 0,97<br />

T€ abgezogen wird (Saldo <strong>de</strong>r Barwerte 48,17<br />

T€), so fällt die bedingte Teilentscheidung, im<br />

Falle einer misslungenen Operation zu klagen.<br />

Damit stehen die Ergebnisse <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n Ausgänge<br />

<strong>de</strong>s Ereignisknotens „Erfolg <strong>de</strong>r Operation?“<br />

fest. Da bei<strong>de</strong> möglich sind, wer<strong>de</strong>n<br />

sie mit <strong>de</strong>n Wahrscheinlichkeiten gewichtet:<br />

105,89 * 0,7 + 48,17 * 0,3 = 88,57 T€. Dagegen<br />

muss die Rechnung für die Schönheitsoperation<br />

von 100 T€ gesetzt wer<strong>de</strong>n,<br />

die barwertmäßig 98,42 T€ beträgt. Damit<br />

ergibt sich <strong>de</strong>r gesamte Barwert <strong>de</strong>r Erwartungswerte<br />

im vorliegen<strong>de</strong>n Entscheidungsbaum<br />

zu +88,57 – 98,42 = -9,85 T€. Die<br />

Schönheitsopera tion wäre auf Basis <strong>de</strong>r geschätzten<br />

Daten <strong>de</strong>mnach schlechter als die<br />

Nicht-Operation, was ja <strong>de</strong>finitionsgemäß als<br />

Nullalternative o<strong>de</strong>r Benchmark einen Erwartungswert<br />

von 0 hat.<br />

Schlussbetrachtung<br />

Am Beispiel von Schönheitsoperationen wur<strong>de</strong><br />

aufgezeigt, wie komplizierte Aufgabenstellungen<br />

(sachlich und zeitlich) mit <strong>de</strong>r flexiblen<br />

<strong>Planung</strong> gelöst wer<strong>de</strong>n können.<br />

Wann immer für ein Projekt wichtige Ereignisse<br />

in <strong>de</strong>r Zukunft liegen, sollte man sich auf die<br />

unterschiedlichen Ausgänge bereits in <strong>de</strong>r <strong>Planung</strong><br />

einstellen. Somit ist <strong>de</strong>r Ansatz gut<br />

übertragbar auf viele Anwendungen in <strong>de</strong>r<br />

Wirtschaft.<br />

Literaturverzeichnis<br />

CM Januar / Februar 2011<br />

Götze, U., Kostenrechnung und Kostenmanagement,<br />

4. Aufl., Berlin, Hei<strong>de</strong>lberg, New<br />

York, 2007.<br />

Hoberg, P. (2006), Wie fix sind Personalkosten?,<br />

in: Controller Magazin 1/2006,<br />

S. 14 – 21.<br />

Prozesse effizienter managen<br />

Mit vielen Beispielen und<br />

über 150 Abbildungen<br />

Für Unternehmen ist ein systematisches Prozesscontrolling unerlässlich.<br />

Damit dies gelingt, betten die Autoren die strategische und die operative<br />

Prozesssteuerung in <strong>de</strong>n Controllingkreislauf ein. Schrittweise zeigen sie,<br />

wie prozessorientierte Controllingmetho<strong>de</strong>n eingeführt wer<strong>de</strong>n und stellen<br />

alle für die Umsetzung relevanten Instrumente vor.<br />

„Immer an <strong>de</strong>n Anfor<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>r Praxis orientiert, erhält <strong>de</strong>r Leser einen<br />

sehr guten Leitfa<strong>de</strong>n für die Vorbereitung und Einführung eines leistungsfähigen<br />

und somit zukunftsgerichteten Prozesscontrollingsystems.“<br />

M. Kirchner, Bun<strong>de</strong>sverband <strong>de</strong>r Bilanzbuchhalter und Controller<br />

Ahlrichs/Knuppertz<br />

Controlling von Geschäftsprozessen<br />

Prozessorientierte Unternehmenssteuerung umsetzen<br />

2., überarb. und aktual. Auflage 2010.<br />

340 S. Geb. € 49,95<br />

ISBN 978-3-7910-2978-8<br />

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25


26<br />

Standortstilllegungsentscheidungen mit <strong>de</strong>m Economic Value Ad<strong>de</strong>d?<br />

Standortstilllegungsentscheidungen mit <strong>de</strong>m<br />

Economic Value Ad<strong>de</strong>d? – Teil 1 –<br />

Ein beispielgestütztes Plädoyer für die Verwendung zeitlicher<br />

Grenzgewinne aus <strong>de</strong>r dynamischen Investitionsrechnung<br />

von Ralf Kesten<br />

Problemstellung: Standortstilllegung als (trauriges)<br />

Entscheidungsproblem. Der „Economic<br />

Value Ad<strong>de</strong>d“ (EVA) stellt <strong>de</strong>n populärsten Residualgewinn<br />

<strong>de</strong>r Unternehmenspraxis dar und<br />

wird insbeson<strong>de</strong>re in börsennotierten Firmen<br />

gelebt. Mit <strong>de</strong>m EVA-Konzept möchte man<br />

insbeson<strong>de</strong>re die Zielsetzung <strong>de</strong>r Unternehmenswertsteigerung<br />

aus Sicht <strong>de</strong>r Sharehol<strong>de</strong>r<br />

in <strong>de</strong>r Organisation, meistens bis auf<br />

Geschäftsbereichsebene, verankern. Unter <strong>de</strong>r<br />

Annahme, dass für eine nachhaltige Aktienkursentwicklung<br />

die subjektiven Present Value-<br />

Kalkulationen <strong>de</strong>r Investoren verantwortlich<br />

sind, soll ein positiver EVA ein „grobes Trendsignal“<br />

für eine Steigerung <strong>de</strong>s Sharehol<strong>de</strong>r<br />

Value darstellen und vice versa.<br />

An<strong>de</strong>rs gesagt: Auf Basis von EVA-Daten soll<br />

die operative Unternehmenssteuerung im<br />

Sinne einer potentiellen Aktienkurssteigerung<br />

gelingen. Langfristig sollten, sagen die EVA-<br />

Befürworter, Aktienkurse zulegen, wenn die<br />

operativen Cash Flows (nach Abzug von Investitionen<br />

zur Aufrechterhaltung <strong>de</strong>s Going-concerns)<br />

aus <strong>de</strong>n Geschäftsbereichen die Opportunitätskosten<br />

<strong>de</strong>r Aktionäre übersteigen. Die<br />

Opportunitätskos ten gehen bei Kapitalgesellschaften<br />

in Form kalkulatorischer Zinsen in<br />

die EVA-Rechnung ein.<br />

Denkt man sich einen Geschäftsbereich eigenfinanziert<br />

(was in <strong>de</strong>r Konzernpraxis mehrheitlich<br />

so gesehen wird), han<strong>de</strong>lt es sich bei diesen<br />

Zinskosten um <strong>de</strong>n Aktionären entgehen<strong>de</strong><br />

Divi<strong>de</strong>n<strong>de</strong>nzahlungen und nicht realisierbare<br />

Kursgewinne bei vergleichbaren<br />

Alternativfirmen. Beim EVA-Konzept wer<strong>de</strong>n<br />

diese Zinskosten zu einem Kalkulationszinssatz<br />

verdichtet, <strong>de</strong>r sich auf die bilanziellen Restbuchwerte<br />

<strong>de</strong>r notwendigen Vermögensgegenstän<strong>de</strong><br />

eines Geschäftsbereichs bezieht. So<br />

entstehen in letzter Konsequenz „buchwertbasierte<br />

Residual- bzw. Übergewinne“. Die <strong>de</strong>utsche<br />

Kosten- und Leistungsrechnungstradition<br />

kennt <strong>de</strong>n hinter <strong>de</strong>m EVA-Konzept stehen<strong>de</strong>n<br />

Opportunitätsgedanken schon seit gut zwei<br />

Jahrhun<strong>de</strong>rten.<br />

Ein operatives Ergebnis in einem Kerngeschäftsfeld<br />

wird mit Zinskosten, gedacht als Alternativeinkommen<br />

für die Eigentümer, belastet,<br />

um festzustellen, ob ein „Mehrgewinn <strong>de</strong>r<br />

Perio<strong>de</strong>“ erzielt wer<strong>de</strong>n konnte. Dieser „Mehr-<br />

o<strong>de</strong>r Übergewinn“ wird als (internes) Betriebsergebnis<br />

bezeichnet. Wird <strong>de</strong>r Grundgedanke<br />

stringent umgesetzt, ist ein ausgeglichenes Betriebsergebnis<br />

stets eine „schwarze Null“, da<br />

sämtliche Alternativeinkommen <strong>de</strong>r Eigentümer<br />

durch die ausgeübte Geschäftstätigkeit exakt<br />

generiert wer<strong>de</strong>n konnten. Die Nullstelle als<br />

Ausdruck eines erfolgreichen Jahres! Mögen<br />

auch die Berechnungs<strong>de</strong>tails zwischen EVA<br />

und traditionellem Betriebsergebnis abweichen,<br />

<strong>de</strong>r Grundgedanke ist <strong>de</strong>r gleiche.<br />

Durch die über das Preinreich-Lücke-Theorem<br />

nachgewiesene Verbindung zwischen Residualgewinnkonzepten<br />

und Kapitalwertmetho<strong>de</strong>, die<br />

(zurecht) als das wichtigste Verfahren <strong>de</strong>r dynamischen<br />

Investitionsrechnung gilt, haben sich<br />

die Empfehlungen gehäuft, man könne und<br />

solle mittels EVA-Berechnungen auch komplexe<br />

Investitionsentscheidungen auf Wirtschaftlichkeit<br />

prüfen. Es liegt nahe anzunehmen,<br />

dass man ein Konzept, welches man für<br />

Investitionsentscheidungen empfiehlt, auch zur<br />

Fundierung von Desinvestitionsmaßnahmen<br />

nutzen kann.<br />

In diesem Papier soll daher <strong>de</strong>r Frage nachgegangen<br />

wer<strong>de</strong>n, ob ein Residualgewinnkonzept<br />

eine nützliche Entscheidungshilfe im<br />

Rahmen von Standortstilllegungen darstellt.<br />

Da es sich gera<strong>de</strong> im Rahmen von Stilllegungsentscheidungen<br />

um Maßnahmen mit<br />

beson<strong>de</strong>rs großer Tragweite für alle mit <strong>de</strong>m<br />

Unternehmen verbun<strong>de</strong>nen Interessengruppen<br />

han<strong>de</strong>lt, sollten die zur Entscheidungsunterstützung<br />

herangezogenen Kennzahlen verlässliche<br />

Handlungssignale liefern. Ansonsten wäre<br />

ihr Einsatz unverantwortlich.<br />

Um die Ausführungen nachvollziehbar zu machen,<br />

trage ich meine Argumentation bzw. meine<br />

ernsten Zweifel am Residualgewinn „EVA“<br />

anhand eines konkreten Zahlenbeispiels vor.<br />

Das beson<strong>de</strong>re an <strong>de</strong>m Beispielfall ist, dass ich<br />

quasi „act by act“ eine bislang gemachte Annahme<br />

aufgebe bzw. eine neue Annahme einführe,<br />

um meine Zweifel in je<strong>de</strong>m Abschnitt<br />

möglichst exakt „auf <strong>de</strong>n Punkt zu bringen“. Insofern<br />

möge sich <strong>de</strong>r geneigte Leser nun auf<br />

eine kleine Ent<strong>de</strong>ckungsreise von mir mitnehmen<br />

lassen. Über Kritik und Anregungen freue<br />

ich mich beson<strong>de</strong>rs.<br />

Erster Akt: Optimaler Stilllegungstermin<br />

für einen alten Produktionsstandort<br />

als Controllingproblem<br />

Betrachtet wird ein bestehen<strong>de</strong>r Produktionsstandort<br />

einer Firmengruppe. Der Standort,<br />

zuständig für die Fertigung und <strong>de</strong>n Vertrieb


eines im Inland nachgefragten Produktes mit<br />

rückläufigen Marktanteilen sowie ungünstigen<br />

Zukunftsaussichten, erweist sich aus Sicht von<br />

Vorstand und Aufsichtsrat als recht unattraktiv,<br />

<strong>de</strong>nn für die weitere Zukunft erwartet man keine<br />

positiven operativen Rückflüsse bzw. EBITDAs,<br />

wie die folgen<strong>de</strong> Mittelfristplanung („MIFRI“) <strong>de</strong>r<br />

Jahre t = 1 bis t = 3 zeigt. In Abbildung 1 sind<br />

zu<strong>de</strong>m die Restbuchwerte <strong>de</strong>s bilanzierten Vermögens<br />

wie<strong>de</strong>rgegeben. Da künftig keine neuen<br />

Investitionen stattfin<strong>de</strong>n, sinken die Restbuchwerte<br />

in Höhe <strong>de</strong>r bilanziellen Abschreibungen.<br />

Die Standortgründung erfolgte vor vielen Jahren<br />

für 20.000,– GE aus selbst erwirtschafteten<br />

Finanzmitteln <strong>de</strong>r Firmengruppe. Aus<br />

Sicht <strong>de</strong>r Sharehol<strong>de</strong>r be<strong>de</strong>utete dies damals<br />

eine Divi<strong>de</strong>n<strong>de</strong>nkürzung. Die von <strong>de</strong>n Aktionären<br />

gefor<strong>de</strong>rte Verzinsung im Sinne eines<br />

Opportunitätskostensatzes beträgt 10 % p. a.<br />

Steuern, Inflation sowie Unsicherheit <strong>de</strong>r Daten<br />

seien vernachlässigt.<br />

Vorstand und Aufsichtsrat erwägen die Standortstilllegung<br />

(sofort in t = 0 o<strong>de</strong>r innerhalb <strong>de</strong>r<br />

nächsten drei Jahre). Als Controller wer<strong>de</strong>n<br />

Sie gebeten, <strong>de</strong>n optimalen Stilllegungszeitpunkt<br />

zu bestimmen.<br />

In diesem ersten Akt gehen wir davon aus, dass<br />

die Restbuchwerte <strong>de</strong>s Vermögens <strong>de</strong>n am Sekundärmarkt<br />

erzielbaren Liquidationserlösen<br />

entsprechen und keinerlei Stilllegungsauszahlungen<br />

anfallen.<br />

Auf <strong>de</strong>r Grundlage <strong>de</strong>r Kapitalwertmetho<strong>de</strong>, <strong>de</strong>r<br />

damit korrespondieren<strong>de</strong>n zeitlichen Grenzgewinnmetho<strong>de</strong><br />

sowie abschließend auf <strong>de</strong>r Basis<br />

<strong>de</strong>s Residualgewinnkonzeptes wollen wir uns<br />

die korrekte Entscheidung erarbeiten.<br />

Mit <strong>de</strong>n gesetzten Annahmen können wir sofort<br />

die nutzungsdauerabhängig anfallen<strong>de</strong>n<br />

Zahlungsfolgen ermitteln und unter Nutzung<br />

<strong>de</strong>s Kalkulationszinssatzes von 10 % diskontieren.<br />

Die Zahlungsfolgen sowie die erzielten<br />

Kapitalwerte zeigt Abbildung 2. Gleichung (1)<br />

zeigt exemplarisch für n = 2 die Kapitalwertberechnung.<br />

(1) KW = R ∙ q 2 1 -1 + R ∙ q 2 -2 + L ∙ q 2 -2<br />

= 0 ∙ 1,1-1 – 1.000 ∙ 1,1-2 + 12.000 ∙ 1,1-2 = +9.090,91<br />

Zeitpunkte t 0 1 2 3<br />

Operative Rückflüsse bzw.<br />

EBITDA lt. MIFRI<br />

Abb. 1: EBITDAs und Restbuchwerte <strong>de</strong>s Vermögens für einen Standort<br />

Gemäß Abbildung 2 sollte <strong>de</strong>r betrachtete<br />

Standort sofort veräußert wer<strong>de</strong>n, da dies <strong>de</strong>n<br />

noch erzielbaren Kapitalwert maximiert.<br />

Zum selben Ergebnis gelangt man, wenn wir<br />

die zeitlichen Grenzgewinne berechnen. Unter<br />

einem zeitlichen Grenzgewinn versteht man die<br />

durch Aus<strong>de</strong>hnung <strong>de</strong>r Nutzungsdauer um eine<br />

weitere Perio<strong>de</strong> eintreten<strong>de</strong> Verän<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>s<br />

Endwertes einer Investition im Vergleich zum<br />

Verzicht auf eine Aus<strong>de</strong>hnung. Im Beispiel stellt<br />

<strong>de</strong>r Standort als bereits existieren<strong>de</strong> Einkommensquelle<br />

das Investitionsobjekt dar. Wenn<br />

die Eigentümer <strong>de</strong>n Standort am En<strong>de</strong> einer<br />

Perio<strong>de</strong> betrachten, können sie das Werk eine<br />

Perio<strong>de</strong> weiter betreiben o<strong>de</strong>r aber es sofort<br />

schließen.<br />

Mit <strong>de</strong>m zeitlichen Grenzgewinn (G n ) beantwortet<br />

man also die Frage, ob das Werk auch in <strong>de</strong>r<br />

kommen<strong>de</strong>n Perio<strong>de</strong> (n) fortgeführt wer<strong>de</strong>n<br />

sollte. Daher antizipiert man zunächst die künftigen<br />

Zahlungen, die sich im Falle einer Nutzungsdaueraus<strong>de</strong>hnung<br />

ergeben. Im Fall sind<br />

das die laufen<strong>de</strong>n Rückflüsse (R n ) sowie <strong>de</strong>r<br />

- 0 -1.000 -5.000<br />

Bilanzielle Restbuchwerte 14.000 13.000 12.000 11.000<br />

Abb. 2: Nutzungsdauerabhängige Kapitalwerte im ersten Akt<br />

Abb. 3: Zeitliche Grenzgewinne <strong>de</strong>s Standortes im ersten Akt<br />

CM Januar / Februar 2011<br />

dann realisierbare Liquidationserlös (L n ). An<strong>de</strong>rerseits<br />

könnte man ja sofort, also bei Verzicht<br />

auf eine Weiternutzung, das Restvermögen<br />

veräußern und dafür <strong>de</strong>n aktuellen Liquidationserlös<br />

(L n-1 ) erzielen. Dieser Erlös sowie seine<br />

mögliche Wie<strong>de</strong>ranlage am Kapitalmarkt führen<br />

am En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Folgeperio<strong>de</strong> n zu einem Vermögenszuwachs<br />

einschließlich einperiodiger<br />

Verzinsung ((1 + i) ∙ L n-1 ). Im Falle einer Weiternutzung<br />

<strong>de</strong>s Projektes kann dieser Vermögenszuwachs<br />

nicht erzielt wer<strong>de</strong>n und ist daher mit<br />

<strong>de</strong>n künftigen Zahlungen, die im Falle einer<br />

Weiternutzung erwartet wer<strong>de</strong>n, zu saldieren.<br />

Gleichung (2) ver<strong>de</strong>utlicht <strong>de</strong>n Grenzgewinn (G n )<br />

allgemein sowie mit <strong>de</strong>n Beispieldaten für die<br />

erste <strong>Planung</strong>sperio<strong>de</strong>:<br />

(2) G = R + L – (1 + i) ∙ L bzw.<br />

n n n n-1<br />

G = R + L – (1 + i) ∙ L 1 1 1 0<br />

= 0 + 13.000 – 1,1 ∙ 14.000 = –2.400,-<br />

Wenn ein Grenzgewinn eine Vermögensän<strong>de</strong>rung<br />

durch einperiodige Nutzungsaus<strong>de</strong>hnung<br />

darstellt, dann muss sein Barwert die entsprechen<strong>de</strong><br />

Kapitalwertän<strong>de</strong>rung symbolisieren.<br />

27


28<br />

Standortstilllegungsentscheidungen mit <strong>de</strong>m Economic Value Ad<strong>de</strong>d?<br />

Abb. 4: Residualgewinne <strong>de</strong>s ersten Aktes<br />

Abb. 5: Nutzungsdauerabhängige Kapitalwerte im zweiten Akt<br />

Dies ver<strong>de</strong>utlicht (3):<br />

(3) ΔKW 1 = KW 1 – KW 0<br />

= (0 ∙ 1,1 -1 + 13.000 ∙ 1,1 -1 ) – (+14.000)<br />

= –2.181,81<br />

Wird das Ergebnis von (3) von t = 0 auf t = n = 1<br />

aufgezinst, erhalten wir:<br />

(4) ΔKW ∙ 1,1 1 1 = G = 0 + 13.000 – 14.000 ∙ 1,1 1 1<br />

= –2.400,-<br />

Und hinter (4) verbirgt sich erneut <strong>de</strong>r Grenzgewinn<br />

von (2) für n = 1! Zeitliche Grenzgewinne<br />

sind also letztlich nichts an<strong>de</strong>res als aufgezinste<br />

Kapitalwertverän<strong>de</strong>rungen benachbarter<br />

Nutzungsperio<strong>de</strong>n. Bezogen auf unser<br />

Autor<br />

Beispiel: Sie zeigen stets die Kapitalwertän<strong>de</strong>rung<br />

im Fall <strong>de</strong>r Weiternutzung <strong>de</strong>s Standortes<br />

gegenüber <strong>de</strong>r Sofortstilllegung in t = 0. Wür<strong>de</strong><br />

für je<strong>de</strong>s Jahr ein positiver Grenzgewinn ermittelt,<br />

sollte <strong>de</strong>r Standort stets weiter genutzt<br />

wer<strong>de</strong>n. Ist allerdings in einem Jahr ein negativer<br />

Grenzgewinn zu erwarten, hat dieser die<br />

Funktion eines „Stop!-Signals“: Wür<strong>de</strong> man die<br />

Nutzung aus<strong>de</strong>hnen, wür<strong>de</strong> <strong>de</strong>r bislang erreichte<br />

Kapitalwert absinken.<br />

Allerdings ist dieses „Stop!-Signal“ lediglich<br />

eine notwendige Bedingung. Es ist durchaus<br />

<strong>de</strong>nkbar, dass in künftigen Perio<strong>de</strong>n wie<strong>de</strong>r positive<br />

Grenzgewinne entstehen, die einen negativen<br />

Gewinn in Summe wie<strong>de</strong>r überkompensieren<br />

könnten. Daher sind stets alle weiteren<br />

Prof. Dr. Ralf Kesten<br />

lehrt seit 2002 an <strong>de</strong>r privaten FH NORDAKADEMIE gAG in Elmshorn<br />

im Fachbereich Betriebswirtschaftslehre und verantwortet<br />

die Fachgebiete „Rechnungswesen und Controlling”. Davor war<br />

er mehrere Jahre in einem börsennotierten Unternehmen für<br />

Unternehmensbewertungen und laufen<strong>de</strong> Performancekontrollen<br />

von Geschäftsbereichen zuständig. Sein beson<strong>de</strong>res Interesse<br />

gilt Konzepten <strong>de</strong>s wertorientierten Controlling sowie <strong>de</strong>r<br />

Unternehmensbewertung.<br />

Folgeperio<strong>de</strong>n bis zum En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s <strong>Planung</strong>shorizonts<br />

– sofern möglich – zu analysieren, um die<br />

Frage <strong>de</strong>s optimalen Stilllegungstermins abschließend<br />

beurteilen zu können. Abbildung 3<br />

zeigt alle Grenzgewinne im ersten Akt.<br />

Berechnen wir abschließend die Residualgewinne<br />

bzw. EVA-Folgen, so erzielen wir die in<br />

Abbildung 4 zusammengestellten Ergebnisse.<br />

Die Berechnung für <strong>de</strong>n Residualgewinn <strong>de</strong>r ersten<br />

Perio<strong>de</strong> (RG 1 ) zeigt (5):<br />

(5) RG 1 = NOPAT 1 – i ∙ RBW 0 = (R 1 – Aƒ A 1 ) – i ∙ RBW 0<br />

= (0 – 1.000) – 0,1 ∙ 14.000 = –2.400,-<br />

Mit <strong>de</strong>n in <strong>de</strong>r Fallbeschreibung getroffenen<br />

Annahmen stimmen Grenz- und Residualgewinne<br />

im Zeitablauf überein, wie man anhand<br />

(6) erkennen kann:<br />

!<br />

!<br />

(6) G = RG R + (L – L ) – i ∙ L = R – Aƒ A 1 1 1 1 0 0 1 1<br />

– i ∙ RBW (L – L ) = Aƒ A L = RBW 0 1 0 1 0 0<br />

Folglich wür<strong>de</strong>n wir im Falle ihrer Diskontierung<br />

auch die in Abbildung 2 dargestellten Kapitalwerte<br />

erhalten, wie (7) für <strong>de</strong>n Kapitalwert im<br />

Falle eine Weiternutzung bis n = 2 zeigt:<br />

n<br />

(7) KW = L + ∑ RG ∙ (1 + i) n 0 t -t bzw. KW = 2<br />

14.000 – 2.400 ∙ 1,1-1 – 3.300 ∙ 1,1-2 t=1<br />

≈ 9.090,91<br />

Führen diskontierte Residualgewinne zum<br />

Kapitalwert, wird auch von „Barwert-Kompatibilität“<br />

o<strong>de</strong>r „Einhaltung <strong>de</strong>s Kongruenzprinzips“<br />

gesprochen. Diskontierte<br />

Grenzgewinne führen immer zu <strong>de</strong>n laufzeitabhängigen<br />

Kapitalwerten, wie ihre Herleitung<br />

oben bereits zeigte.<br />

Dass das Rechnen mit EVA-Folgen in diesem<br />

ersten Akt zu barwertkompatiblen bzw. korrekten<br />

Ergebnissen führt, liegt ganz entschei<strong>de</strong>nd<br />

an <strong>de</strong>r Annahme, dass sich die am Sekundärmarkt<br />

erzielbaren Liquidationserlöse<br />

exakt wie die am Anschaffungswertprinzip<br />

ausgerichteten bilanziellen Restbuchwerte<br />

(RBW) verhalten. Sind Grenz- und Residualgewinne<br />

daher stets sinngleiche Kennzahlen?<br />

Hier sollten wir ernste Zweifel haben: Während<br />

<strong>de</strong>r konkrete Verlauf <strong>de</strong>r Restbuchwerte durch<br />

das Management hergestellt wird, kann man<br />

die Preisentwicklung von (gebrauchten) Investitionsgütern<br />

kaum beeinflussen, da sie <strong>de</strong>m<br />

v


© 2010 SAP AG. Alle Rechte vorbehalten.<br />

Marktmechanismus von Angebot und Nachfrage<br />

unterliegen.<br />

Folglich ist im Regelfall die Annahme, <strong>de</strong>r Verlauf<br />

<strong>de</strong>r Liquidationserlöse entspreche <strong>de</strong>m <strong>de</strong>r<br />

Restbuchwerte, unzutreffend. Des Weiteren<br />

haben wir in diesem Fall die Annahme gesetzt,<br />

dass die Stilllegung <strong>de</strong>s Standortes mit keinerlei<br />

Auszahlungen verbun<strong>de</strong>n ist. Dies ist ebenfalls<br />

eine sehr praxisferne Annahme, die wir im<br />

zweiten Akt aufgeben.<br />

Zweiter Akt: Stilllegen „kostet“ Geld<br />

Betrachtet wird erneut <strong>de</strong>r Produktionsstandort<br />

aus <strong>de</strong>m ersten Akt. Eine erneute Analyse <strong>de</strong>r<br />

zu erwarten<strong>de</strong>n monetären Konsequenzen hat<br />

ergeben, dass das Unternehmen im Falle einer<br />

Stilllegung doch mit erheblichen Auszahlungen<br />

zu rechnen hat. Sollte es zur Stilllegung<br />

kommen, wer<strong>de</strong>n in je<strong>de</strong>m potentiellen<br />

Stilllegungszeitpunkt 40.000,– GE Stilllegungsauszahlungen<br />

einmalig anfallen (insb. für Mitar-<br />

Abb. 6: Zeitliche Grenzgewinne zum zweiten Akt<br />

beiterabfindungen und Rekultivierungsmaßnahmen).<br />

Diese Auszahlungen wür<strong>de</strong> die Firmengruppe<br />

aus eigenen Finanzmitteln, die im<br />

Einvernehmen mit <strong>de</strong>n Aktionären bislang zu<br />

durchschnittlich 10 % p.a. angelegt sind, finanzieren.<br />

Erneut wer<strong>de</strong>n Sie in ihrer Rolle als Controller<br />

gebeten, <strong>de</strong>n optimalen Stilllegungszeitpunkt<br />

für <strong>de</strong>n betrachteten Standort zu bestimmen.<br />

Wir gehen analog zum ersten Akt davon aus,<br />

dass die Restbuchwerte <strong>de</strong>s Vermögens <strong>de</strong>n<br />

am Sekundärmarkt erzielbaren Liquidationserlösen<br />

entsprechen.<br />

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CM Januar / Februar 2011<br />

Zunächst bestimmen wir wie<strong>de</strong>r die nutzungsdauerabhängig<br />

anfallen<strong>de</strong>n Zahlungsfolgen, die<br />

nun um die Stilllegungsauszahlungen zu ergänzen<br />

sind und diskontieren diese erneut mit 10 %<br />

auf t = 0. Die Zahlungsfolgen sowie die generierten<br />

Kapitalwerte zeigt Abbildung 5.<br />

Gleichung (8) zeigt exemplarisch für n = 2 die<br />

Kapitalwertberechnung.<br />

(8) KW 2 = R 1 ∙ q -1 + R 2 ∙ q -2 + L 2 ∙ q -2 = 0 ∙ 1,1 -1 –<br />

1.000 ∙ 1,1 -2 + (12.000 – 40.000) ∙ 1,1 -2 =<br />

–23.966,94<br />

29


30<br />

Standortstilllegungsentscheidungen mit <strong>de</strong>m Economic Value Ad<strong>de</strong>d?<br />

Abb. 7: Erweiterte Residualgewinnberechnung im zweiten Akt<br />

Wie man anhand von (8) erkennt, empfiehlt es<br />

sich, die Stilllegungsauszahlungen als Bestandteil<br />

<strong>de</strong>r Liquidationserlöse anzusehen. Denn nur<br />

im Falle einer Liquidation fallen diese Auszahlungen<br />

an.<br />

Gemäß Abbildung 5 sollte <strong>de</strong>r betrachtete<br />

Standort zwei weitere Perio<strong>de</strong> genutzt wer<strong>de</strong>n,<br />

da dann <strong>de</strong>r Kapitalwert, wenn auch negativ,<br />

noch am größten ausfällt. Die Sinnhaftigkeit<br />

dieser Empfehlung wird <strong>de</strong>utlicher, wenn wir die<br />

zeitlichen Grenzgewinne berechnen. Abbildung<br />

6 zeigt alle Resultate; Gleichung (9) greift <strong>de</strong>n<br />

<strong>de</strong>r ersten Planperio<strong>de</strong> heraus:<br />

(9) G 1 = R 1 + L 1 – (1 + i) ∙ L 0 = 0 + (13.000 –<br />

40.000) – 1,1 ∙ (14.000 – 40.000) = +1.600,–<br />

Eine nähere Betrachtung <strong>de</strong>r Liquidationserlöse<br />

in (9) zeigt, wovon die Weiternutzungsempfehlung<br />

entschei<strong>de</strong>nd abhängt:<br />

Einerseits entgehen <strong>de</strong>n Eigentümern <strong>de</strong>r Firmengruppe<br />

durch ihren Verzicht auf eine sofortige<br />

Liquidation veräußerungsbedingte Einzahlungen<br />

(bspw. Grundstückserlöse) einschließlich<br />

einer möglichen Verzinsung von t = 0 nach<br />

t = 1 (Auswirkung auf <strong>de</strong>n Grenzgewinn: 13.000<br />

– 1,1 ∙ 14.000 = –2.400).<br />

An<strong>de</strong>rerseits vermei<strong>de</strong>t <strong>de</strong>r Konzern durch <strong>de</strong>n<br />

Weiterbetrieb bis En<strong>de</strong> kommen<strong>de</strong>n Jahres<br />

(t = 1) die sofortige Abbuchung von Stillegungsauszahlungen<br />

bzw. die sofortige betragsgleiche<br />

Auflösung <strong>de</strong>r bestehen<strong>de</strong>n 10%igen Geldanlage.<br />

Die Weiternutzung erlaubt daher das Erzielen<br />

von Zinserträgen in t = 1 (Auswirkung auf<br />

<strong>de</strong>n Grenzgewinn: –40.000 –1,1 ∙ (–40.000) =<br />

+4.000). Saldiert betrachtet erhalten wir damit<br />

<strong>de</strong>n in (9) berechneten zeitlichen Grenzgewinn. 1<br />

Betrachten wir abschließend die Residualgewinnberechnung.<br />

Da sich, mit Ausnahme <strong>de</strong>r<br />

nur im Falle <strong>de</strong>r Werksschließung anfallen<strong>de</strong>n<br />

Stilllegungsauszahlung, keine operativen Ergebnisdaten<br />

verän<strong>de</strong>rn, können wir die im ersten<br />

Akt bestimmten Residualgewinne zunächst<br />

unverän<strong>de</strong>rt übernehmen (vgl. Abbildung 7).<br />

Allerdings darf die Berechnung <strong>de</strong>r Residualgewinne<br />

jetzt nicht an <strong>de</strong>r Stelle „EVA I“ abbrechen.<br />

Es müssen, damit wir handlungslogisch<br />

i<strong>de</strong>ntische Signale zur oberen Grenzgewinnberechnung<br />

erhalten, die „zeitlichen Opportunitätserträge<br />

durch Stilllegungsverschiebung“<br />

mit berücksichtigt wer<strong>de</strong>n: Da eine Stilllegungsentscheidung<br />

in je<strong>de</strong>r Perio<strong>de</strong> annahmegemäß<br />

<strong>de</strong>n gleich hohen Stilllegungsaufwand<br />

auslösen wür<strong>de</strong>, wäre je<strong>de</strong> <strong>Planung</strong>sperio<strong>de</strong><br />

potenziell mit 40.000,– GE belastet. Da die<br />

Finanzierung dieses Aufwan<strong>de</strong>s aus eigenen<br />

Geldbestän<strong>de</strong>n erfolgt, verhin<strong>de</strong>rt das jeweilige<br />

Verschieben <strong>de</strong>r Stilllegung eine Reduktion <strong>de</strong>r<br />

für die Sharehol<strong>de</strong>r erzielbaren Zinserträge aus<br />

<strong>de</strong>r bestehen<strong>de</strong>n Geldanlage. 2<br />

Wie Abbildung 7 zeigt, erhalten wir beim Residualgewinnkonzept<br />

erst mit dieser zusätzlichen<br />

Opportunitätsüberlegung dieselben Handlungssignale,<br />

die wir bereits mit <strong>de</strong>n zeitlichen Grenzgewinnen<br />

o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Kapitalwertberechnungen<br />

generiert haben.<br />

Was lässt sich aus <strong>de</strong>m zweiten Akt lernen? Die<br />

Fortführung eines Standortes setzt in <strong>de</strong>r Praxis<br />

nicht zwingend positive operative Rückflüsse<br />

bzw. positive EBIT-DAs voraus. Betrachten wir<br />

die Grenzgewinnrechnung, so darf ein operativer<br />

Rückfluss folgen<strong>de</strong>s kritisches Niveau einnehmen,<br />

damit die Aktionäre für eine anstehen<strong>de</strong><br />

Nutzungsperio<strong>de</strong> n indifferent zwischen Fortführung<br />

o<strong>de</strong>r Aufgabe eines Standortes sind:<br />

!<br />

(10) G = R + L – (1 + i) ∙ L = 0 bzw.<br />

n n n n-1<br />

R = (1 + i) ∙ L – L n,krit n-1 n<br />

Im Fallbeispiel wür<strong>de</strong> sich für das dritte Jahr ein<br />

noch akzeptabler „kritischer Rückfluss“ von<br />

-1.800,– GE ergeben. Da vom Management<br />

aber -5.000,– GE erwartet wer<strong>de</strong>n, ist auf Basis<br />

aktueller Datenlage eine Werksfortführung<br />

im dritten Jahr nicht zu rechtfertigen. Freilich<br />

sollte dies im Rahmen einer rollieren<strong>de</strong>n <strong>Planung</strong><br />

bzw. einer mitlaufen<strong>de</strong>n Kontrollrechnung<br />

zu Beginn eines je<strong>de</strong>n neuen Jahres nochmals<br />

überprüft wer<strong>de</strong>n. Und selbstverständlich haben<br />

wir es hier mit einer Handlungsempfehlung<br />

zu tun, die allein auf einer monetären Zielgröße<br />

aufbaut. An<strong>de</strong>re bzw. weitere Handlungsmotive<br />

können „im wahren Leben“ durchaus zu einer<br />

an<strong>de</strong>ren Finalentscheidung führen.<br />

Als zweites Ergebnis sollten wir erkannt<br />

haben, dass das Rechnen mit Grenzgewinnen<br />

aufgrund <strong>de</strong>r „zahlungsbasierten<br />

Denkweise“ eher zur richtigen Entscheidung<br />

führt als das Rechnen mit Residualgewinnen.<br />

Es stellt sich logisch stringenter<br />

dar, da es zeitliche Handlungsalternativen<br />

(„Sollten wir wirklich ins nächste Jahr gehen<br />

o<strong>de</strong>r aufhören?“) ein<strong>de</strong>utig <strong>de</strong>finiert. Ergebnisrechnungen<br />

wer<strong>de</strong>n von uns eher als „Was<br />

kommt <strong>de</strong>nn heraus?“-Berechnungen betrachtet.<br />

Dass sie ggf. Opportunitätsüberlegungen<br />

enthalten o<strong>de</strong>r diese noch zu ergänzen<br />

sind, ist man sich nicht immer bewusst.<br />

Zu<strong>de</strong>m ist es eine Erfahrung aus <strong>de</strong>r Praxis,<br />

dass sich so mancher Manager o<strong>de</strong>r Controller<br />

mit seinen diversen Opportunitätsüberlegungen<br />

schon mal „selbst ausgetrickst“ hat.<br />

Letztlich haben wir auch in diesem Akt i<strong>de</strong>ntische<br />

Handlungssignale herstellen können.<br />

Im folgen<strong>de</strong>n dritten Akt wird uns das nicht<br />

mehr so leicht gelingen.<br />

Fußnoten<br />

1 Die laufen<strong>de</strong>n Rückflüsse beeinflussen das<br />

Ergebnis von (2) nicht, da EBITDA in t = 1 Null<br />

beträgt.<br />

2 In <strong>de</strong>r Praxis wird es sich nicht (nur) um klassische<br />

Zinserträge aus Anleihen, Tagesgeldkonten<br />

und <strong>de</strong>rgleichen mehr han<strong>de</strong>ln, son<strong>de</strong>rn<br />

auch aus Divi<strong>de</strong>n<strong>de</strong>ntiteln wie Aktien bzw. Aktienfonds.<br />

Freuen Sie sich auf Teil zwei dieses Beitrages<br />

im März / April Heft.


Controlling & Marketing<br />

von Jürgen Weber<br />

Das Thema „Controlling & Marketing“ hat eine<br />

lange Geschichte. In <strong>de</strong>r Controllerausbildung<br />

von Albrecht Deyhle war immer schon vom<br />

Controller als „Zahlenverkäufer“ die Re<strong>de</strong>,<br />

und <strong>de</strong>r Grandseigneur <strong>de</strong>s <strong>de</strong>utschen Controllings<br />

hat <strong>de</strong>n Begriff <strong>de</strong>s Faches Controlling in<br />

Analogie zum Begriff <strong>de</strong>s Marketings geprägt.<br />

Folgt man <strong>de</strong>n Ergebnissen <strong>de</strong>s WHU-Controllerpanels,<br />

so erfreut sich das Marketingcontrolling<br />

steigen<strong>de</strong>r Aufmerksamkeit <strong>de</strong>s<br />

Controllerbereichs. Allerdings ist auf <strong>de</strong>r Managerseite<br />

häufig noch erhebliche Unzufrie<strong>de</strong>nheit<br />

mit <strong>de</strong>m Beitrag <strong>de</strong>r Controller zu beobachten.<br />

Beispiele wie Hansgrohe, die 2007 mit<br />

<strong>de</strong>m Projekt „Sales up“ <strong>de</strong>n ICV-Controllerpreis<br />

gewonnen haben, sind noch rar.<br />

Innerhalb <strong>de</strong>s Marketings kennen sich die Controller<br />

am ehesten noch mit <strong>de</strong>m Vertrieb aus.<br />

Hier gibt es eine Reihe von Standardprozessen,<br />

die es wie gewohnt zu steuern gilt. Ähnliches<br />

gilt für die Marktforschung, <strong>de</strong>ren Aufgabe es<br />

ist, belastbare, objektive Daten über Kun<strong>de</strong>n<br />

und Wettbewerber zu erheben und bereitzustellen<br />

– Henkel hat diese Abteilung gera<strong>de</strong><br />

in <strong>de</strong>n Controllerbereich integriert! Wenn es<br />

aber darum geht, in <strong>de</strong>n Kern <strong>de</strong>r Marketingfunktion<br />

vorzustoßen, wenn Kun<strong>de</strong>npräferenzen,<br />

Verkaufspsychologie und ähnliche<br />

„weiche“ Themen auf <strong>de</strong>r Agenda stehen, steigen<br />

die meisten Controller aus bzw. dürfen gar<br />

nicht erst einsteigen. Marketing gilt als kreativ<br />

und innovativ, Controlling als nüchtern<br />

und bewahrend. Das passt auf <strong>de</strong>n ersten<br />

Blick schlecht zusammen.<br />

Gera<strong>de</strong> die Unterschiedlichkeit in <strong>de</strong>n grundsätzlichen<br />

Perspektiven bietet aber ein fruchtbares<br />

Feld für gemeinsame Arbeit. Bei<strong>de</strong> Perspektiven<br />

können sich sehr gut ergänzen<br />

und gemeinsam zu besseren Lösungen<br />

kommen. Ein kleines Beispiel: Wenn in manchen<br />

Unternehmen die Floprate von Produktneueinführungen<br />

die 50 %-Marke <strong>de</strong>utlich<br />

überschreitet, so wür<strong>de</strong> ein Controller im ersten<br />

Schritt hier sehr kritisch nachfragen. Wenn sich<br />

danach herausstellt, dass diese Rate wirklich<br />

nicht reduziert wer<strong>de</strong>n kann, wird er im zweiten<br />

Schritt zumin<strong>de</strong>st darauf drängen, die Zeit, in<br />

<strong>de</strong>r ein „Flop-Produkt“ am Markt bleibt, möglichst<br />

stark zu reduzieren.<br />

Ein weiteres Feld, auf <strong>de</strong>m eine Zusammenarbeit<br />

sehr fruchtbringend zu sein verspricht, ist<br />

das Thema Kun<strong>de</strong>nwert. Hier geht es darum,<br />

wichtige Kun<strong>de</strong>n als Investitionsobjekte zu betrachten.<br />

Dies be<strong>de</strong>utet mehr als eine reine Aggregation<br />

entsprechen<strong>de</strong>r Jahreswerte. Controller<br />

müssen sich vielmehr auch mit <strong>de</strong>m<br />

Zusammenhang zwischen Kun<strong>de</strong>nzufrie<strong>de</strong>nheit,<br />

Kun<strong>de</strong>nbindung und Kun<strong>de</strong>nwert<br />

auseinan<strong>de</strong>rsetzen. An <strong>de</strong>n Hochschulen<br />

wird das im Marketing diskutiert, in <strong>de</strong>r Praxis<br />

aber nicht immer dort vorangetrieben. Die Notwendigkeit,<br />

Kun<strong>de</strong>ndaten mit Controllinginformationen<br />

zu kombinieren, prä<strong>de</strong>stiniert das<br />

Feld für eine enge Zusammenarbeit zwischen<br />

Marketing und Controlling und räumte schnell<br />

mit einigen Vorurteilen („je<strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong> ist zu halten“,<br />

„große Kun<strong>de</strong>n sind attraktiver als kleine“)<br />

Autor<br />

CM Januar / Februar 2011<br />

auf. Eine ähnliche Ausgangssituation liegt<br />

schließlich beim Thema Markenwert vor. Investitionsobjekte<br />

sind hier nicht die Kun<strong>de</strong>n, son<strong>de</strong>rn<br />

die Marken <strong>de</strong>s Unternehmens, von Einzelmarken<br />

bis zu Dachmarken (z. B. von Aspirin<br />

bis Bayer gesamt). Be<strong>de</strong>nkt man, dass in vielen<br />

Unternehmen die Markenwerte einen erheblichen<br />

Teil <strong>de</strong>s Unternehmenswerts ausmachen,<br />

wird die Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>r Messung und<br />

Steuerung von Markenwerten <strong>de</strong>utlich.<br />

Damit das Zusammenspiel zwischen Marketing<br />

und Controlling funktionieren kann, ist es erfor<strong>de</strong>rlich,<br />

dass sich die Controller intensiv<br />

mit Marketing auseinan<strong>de</strong>rsetzen, so, wie<br />

dies etwa <strong>de</strong>r Leiter <strong>de</strong>s Konzerncontrollings<br />

eines großen Automobilproduzenten getan hat:<br />

Er war im Laufe seiner Karriere auch schon einmal<br />

vor Ort für die Einführung eines neuen Mo<strong>de</strong>lls<br />

in <strong>de</strong>n USA verantwortlich! Marketingstationen<br />

in dieser Weise in die Karriere von Controllern<br />

einzubin<strong>de</strong>n, schafft gleiche Augenhöhe<br />

und ermöglicht es, das volle Potenzial <strong>de</strong>r Zusammenarbeit<br />

zwischen bei<strong>de</strong>n Bereichen auszuschöpfen.<br />

Für Controller ist das Marketing<br />

zu<strong>de</strong>m ein erfrischend an<strong>de</strong>res Arbeitsumfeld:<br />

Sie können dort mithelfen, dass das Unternehmen<br />

mehr Geld verdient, und das ist allemal<br />

angenehmer, als immer darauf zu drängen,<br />

dass weniger Geld ausgegeben wird.<br />

Prof. Dr. Dr. h. c. Jürgen Weber<br />

ist Direktor <strong>de</strong>s Instituts für Management und Controlling (IMC)<br />

<strong>de</strong>r WHU-Otto-Beisheim-Hochschule, Burgplatz 2, D-56179 Vallendar;<br />

www.whu.edu/controlling. Er ist zu<strong>de</strong>m Vorsitzen<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s<br />

Kuratoriums <strong>de</strong>s Internationalen Controller Vereins (ICV).<br />

E-Mail: juergen.weber@whu.edu<br />

31


32<br />

Existenzgründung<br />

Existenzgründung eines<br />

Unternehmens über <strong>de</strong>n<br />

nebenberuflichen Einstieg<br />

von Stefan Tönnissen<br />

Die Existenzgründung eines Unternehmens mit<br />

einem nebenberuflichen Einstieg ist gera<strong>de</strong> für<br />

Berufstätige eine Möglichkeit, ohne das Risiko<br />

<strong>de</strong>s Arbeitsplatzverlustes für einen Übergangszeitraum<br />

das Risiko Selbständigkeit zu wagen.<br />

Vor <strong>de</strong>m Hintergrund <strong>de</strong>r Wirtschafts- und Finanzkrise<br />

und <strong>de</strong>m drohen<strong>de</strong>n Stellenabbau und<br />

Stellenverlust kann eine, schon während <strong>de</strong>r<br />

Angestelltenzeit gegrün<strong>de</strong>te Unternehmung<br />

eine gute Alternative gegenüber Transfergesellschaft<br />

o<strong>de</strong>r Arbeitslosigkeit sein.<br />

Die IG-Metall macht sich gera<strong>de</strong> Gedanken<br />

über die Einführung einer Tarif-Kurzarbeit, in<br />

<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Arbeitgeber eine Reduzierung <strong>de</strong>r Wochenarbeitszeit,<br />

beispielsweise von 35 Stun<strong>de</strong>n<br />

auf 25 Stun<strong>de</strong>n, mit <strong>de</strong>n Arbeitnehmern für<br />

einen befristeten Zeitraum vereinbaren kann.<br />

Die somit neu gewonnene Freizeit könnte<br />

sehr gut für die nebenberufliche Selbständigkeit<br />

genutzt wer<strong>de</strong>n.<br />

Die Gründung eines eigenen Unternehmens ist<br />

für einen Angestellten mit einem unbefristeten<br />

Arbeitsvertrag, <strong>de</strong>r sein Angestelltenverhältnis<br />

kündigen müsste, mit einem nicht unerheblichen<br />

Risiko verbun<strong>de</strong>n. Neben <strong>de</strong>m Verlust<br />

<strong>de</strong>s Arbeitsplatzes, <strong>de</strong>s regelmäßigen Gehaltes<br />

und <strong>de</strong>r Sozialleistungen kommt dann noch<br />

das unternehmerische Risiko hinzu.<br />

Die nebenberufliche Selbständigkeit bietet<br />

jedoch folgen<strong>de</strong> Vorteile:<br />

� die Kostenbelastung kann durch ein regelmäßiges<br />

Einkommen gelin<strong>de</strong>rt wer<strong>de</strong>n,<br />

� ohne großes Risiko können wichtige Erfahrungen<br />

gesammelt wer<strong>de</strong>n 1 ,<br />

� Kun<strong>de</strong>nbeziehungen können aufgebaut<br />

wer<strong>de</strong>n 2 ,<br />

� das Angestelltenverhältnis muss nicht aufgegeben<br />

wer<strong>de</strong>n 3 ,<br />

� Leistungen können günstiger angeboten<br />

wer<strong>de</strong>n 4 .<br />

In diesem Artikel wird die nebenberufliche<br />

Selbständigkeit in ihren Ausprägungen beschrieben<br />

und es wer<strong>de</strong>n Möglichkeiten <strong>de</strong>r Finanzierungsför<strong>de</strong>rung<br />

aufgezeigt. Denn auch<br />

eine nebenberufliche Existenzgründung ist unter<br />

bestimmten Voraussetzungen för<strong>de</strong>rungsfähig.<br />

Wann ist man nebenberuflich<br />

Selbständig?<br />

Eine nebenberufliche Selbständigkeit in einem<br />

Teilzeitunternehmen liegt vor, wenn diese Tätigkeit<br />

nicht hauptberuflich ausgeübt wird und die<br />

Einnahmen zur Bestreitung <strong>de</strong>s Lebensunterhalts<br />

nicht ausreichen 5 .<br />

Von einer Nebenerwerbsgründung ist dann die<br />

Re<strong>de</strong>, wenn <strong>de</strong>r Grün<strong>de</strong>r hauptberuflich z. B.<br />

als Angestellter tätig und nebenberuflich selbständig<br />

ist 6 .<br />

Kleingründung als Einstieg in die<br />

nebenberufliche Selbständigkeit<br />

Eine Kleingründung ist eine Existenzgründung<br />

mit einem Finanzierungsvolumen unter 25.000<br />

Euro. Diese Kleingründung zeichnet sich <strong>de</strong>s<br />

Weiteren dadurch aus, dass sie nur <strong>de</strong>m Grün<strong>de</strong>r<br />

selbst einen Arbeitsplatz bietet 7 .<br />

Beson<strong>de</strong>rheiten für<br />

Kleingründungen<br />

Auch bei einer Kleingründung erwartet das Finanzamt<br />

irgendwann Gewinne. Wer<strong>de</strong>n nur<br />

Verluste erwirtschaftet, so unterstellt das Finanzamt<br />

anstatt einer Selbständigkeit „Liebhaberei“,<br />

für die es keine Steuererleichterungen<br />

gibt. Eventuell können sogar steuerlich gemachte<br />

Betriebsausgaben zurückgefor<strong>de</strong>rt<br />

wer<strong>de</strong>n, und dies noch nach einer Frist von bis<br />

zu acht Jahren 8 .<br />

Die Beiträge zur Sozialversicherung zahlen angestellte<br />

Nebenerwerbstätige zu 50 % selbst,<br />

die an<strong>de</strong>ren 50 % zahlt <strong>de</strong>r Arbeitgeber 9 .<br />

Bei Kleingründungen einer natürlichen Person,<br />

bei einem Jahresgewinn unter 25.000 Euro<br />

und bei einer Nichteintragung in das Han<strong>de</strong>lsregister<br />

sind im Gründungsjahr und im Folgejahr<br />

die IHK-Kammermitgliedsbeiträge nicht zu zahlen.<br />

Bei <strong>de</strong>r Handwerkskammer ist im Gründungsjahr<br />

kein Beitrag zu leisten, im zweiten<br />

und dritten Jahr muss nur die Hälfte <strong>de</strong>s Grundbeitrages<br />

gezahlt wer<strong>de</strong>n 10 .<br />

Bei bei<strong>de</strong>n Kammern gilt eine dauerhafte Freistellung<br />

von <strong>de</strong>n Kammerbeiträgen, wenn <strong>de</strong>r<br />

Gewinn 5.200 Euro jährlich nicht überschreitet 11 .<br />

Finanzielle För<strong>de</strong>rung von<br />

Kleingründungen<br />

Auch Kleingründungen und nebenberufliche Existenzgründungen<br />

können eine finanzielle För<strong>de</strong>-


ung erhalten. Diese gibt es von privaten Trägern,<br />

öffentlichen Trägern; Kleinkredit-Angebote<br />

gewähren Bund und Län<strong>de</strong>r. Abbildung 1 zeigt<br />

eine Übersicht <strong>de</strong>r von KfW-Bank und NRW-<br />

Bank angebotenen För<strong>de</strong>rungsmöglichkeiten.<br />

KfW-Startgeld<br />

Die KfW bietet Finanzierungen von Investitionen<br />

und Betriebsmitteln in Deutschland zu günstigen<br />

Konditionen an. Bezugsberechtigt sind<br />

natürliche Personen, die ein Unternehmen<br />

grün<strong>de</strong>n und die erfor<strong>de</strong>rliche fachliche Qualifikation<br />

besitzen. Das KfW-Startgeld ist für kleine<br />

und mittlere Unternehmen mit weniger als<br />

50 Mitarbeitern und einer Jahresbilanzsumme<br />

von höchstens 10 Millionen Euro o<strong>de</strong>r einem<br />

Jahresumsatz von höchstens 10 Millionen Euro,<br />

die weniger als 3 Jahre bestehen 12 .<br />

Durch das KfW-Startgeld wer<strong>de</strong>n finanziert:<br />

� die Existenzgründung eines Unternehmens,<br />

� ein Nebenerwerb, <strong>de</strong>r mittelfristig auf einen<br />

Vollerwerb ausgerichtet ist und<br />

� Festigungsmaßnahmen innerhalb von 3 Jahren<br />

nach Geschäftsbeginn.<br />

Der maximale Kreditbetrag für diese Finanzierungen<br />

beträgt 50.000 Euro. Die Kreditlaufzeit<br />

kann bis zu 10 Jahren bei zwei tilgungsfreien<br />

Anlaufjahren o<strong>de</strong>r bis zu 5 Jahren bei einem tilgungsfreien<br />

Anlaufjahr betragen 13 .<br />

ERP-Kapital für Gründung<br />

Mit diesem Eigenkapitalhilfe-Darlehen <strong>de</strong>r KfW<br />

wer<strong>de</strong>n Existenzgrün<strong>de</strong>r und junge Unternehmen<br />

bis 2 Jahre nach Geschäftsaufnahme geför<strong>de</strong>rt.<br />

Es muss sich hierbei um ein Vorhaben<br />

im Bereich <strong>de</strong>r mittelständischen Wirtschaft<br />

han<strong>de</strong>ln mit <strong>de</strong>r Erwartung einer nachhaltig<br />

tragfähigen selbständigen Existenz als Haupterwerb.<br />

Die Vorgaben für die Bezugsberechtigung<br />

<strong>de</strong>s Darlehens entsprechen <strong>de</strong>nen beim zuvor<br />

aufgeführten KfW-Startgeld.<br />

Mit <strong>de</strong>m ERP-Kapital für Gründung wer<strong>de</strong>n<br />

finanziert 14 :<br />

� Grundstücke, Gebäu<strong>de</strong> und Baunebenkosten,<br />

� Betriebs- und Geschäftsausstattung,<br />

� Kaufpreis eines Unternehmens o<strong>de</strong>r -teiles,<br />

� Warenlager,<br />

� Branchenübliche Markterschließungsaufwendungen.<br />

Der Kreditbetrag je Antragsteller beträgt maximal<br />

500.000 Euro. Die Laufzeit <strong>de</strong>s Kredites ist<br />

15 Jahre.<br />

NRW-Bank Mittelstandskredit<br />

Der Mittelstandskredit <strong>de</strong>r NRW-Bank ist ein<br />

zinsverbilligtes Darlehen zur Finanzierung von<br />

Existenzgründungen und mittelständischen Unternehmen.<br />

Dieses Darlehen kann optional mit<br />

einer Bürgschaft <strong>de</strong>r Bürgschaftsbank NRW<br />

verbun<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n 15 .<br />

Antragsberechtigt sind Existenzgrün<strong>de</strong>r, Mittelständige<br />

Unternehmen und Angehörige <strong>de</strong>r<br />

freien Berufe. Eine Ausnahme gilt jedoch für<br />

Unternehmen, die in wirtschaftlichen Schwierigkeiten<br />

sind 16 .<br />

Folgen<strong>de</strong> Maßnahmen wer<strong>de</strong>n mit Investitions-<br />

und Betriebsmitteldarlehen finanziert:<br />

� Erwerb von Grundstücken und Gebäu<strong>de</strong>n,<br />

� Baumaßnahmen und Kosten für Außenanlagen,<br />

� Betriebs- und Geschäftsausstattung,<br />

� Kauf von immateriellen Wirtschaftsgütern,<br />

� Beschaffung und Aufstockung <strong>de</strong>s Material-,<br />

Waren- o<strong>de</strong>r Ersatzteillagers,<br />

� Übernahme eines Unternehmens 17 .<br />

Die Darlehenskonditionen beinhalten eine Laufzeit<br />

von 10 Jahren bei zwei tilgungsfreien Jah-<br />

Abb. 1: För<strong>de</strong>rungsmöglichkeiten für Existenzgründungen<br />

ren o<strong>de</strong>r von 20 Jahren bei drei tilgungsfreien<br />

Jahren. Der Zinssatz ist bei Darlehen mit 6 bzw.<br />

10 Jahren festgeschrieben.<br />

NRW-Bank Universalkredit<br />

Der Universalkredit <strong>de</strong>r NRW-Bank ist ein zinsgünstiges<br />

Darlehen mit flexiblen Laufzeiten zur<br />

Finanzierung von Existenzgründungen und mittelständischen<br />

Unternehmen.<br />

Antragsberechtigt sind Existenzgrün<strong>de</strong>r, Mittelständige<br />

Unternehmen und Angehörige <strong>de</strong>r<br />

freien Berufe. Eine Ausnahme gilt jedoch für<br />

Unternehmen, die in wirtschaftlichen Schwierigkeiten<br />

sind 18 .<br />

„Die Darlehen können zur Ab<strong>de</strong>ckung <strong>de</strong>s mittel-<br />

bis langfristigen Finanzierungsbedarfs im<br />

Inland eingesetzt wer<strong>de</strong>n, z. B. für Investitionsmaßnahmen<br />

o<strong>de</strong>r Liquiditäts-/ Betriebsmittelbedarf“<br />

19 .<br />

Die För<strong>de</strong>rung ist begrenzt auf einen Höchstbetrag<br />

von 5 Millionen Euro. Ein Min<strong>de</strong>stkredit<br />

muss sich auf 125.000 Euro belaufen.<br />

Die Darlehenskonditionen beinhalten eine Laufzeit<br />

von 4 bis 8 Jahren. Der Zinssatz ist für alle<br />

Laufzeiten fest.<br />

Zusammenfassung<br />

CM Januar / Februar 2011<br />

Die Existenzgründung eines Unternehmens<br />

ist in vielen Fällen mit finanziellen Risiken<br />

behaftet. Dies trifft beson<strong>de</strong>rs für Existenzgrün<strong>de</strong>r<br />

zu, die ein betriebliches Angestelltenverhältnis<br />

für die Existengründung gekündigt<br />

33


34<br />

Existenzgründung<br />

haben. Sie verlieren somit ein regelmäßiges<br />

und sicheres Gehalt und <strong>de</strong>s weiteren Beiträge<br />

für die Altersvorsorge.<br />

Diese finanziellen Risiken können durch eine<br />

Existenzgründung eines Unternehmens über<br />

<strong>de</strong>n nebenberuflichen Einstieg für eine<br />

bestimmte Zeit gemil<strong>de</strong>rt wer<strong>de</strong>n. Der Existenzgrün<strong>de</strong>r<br />

behält erst einmal seine Angestelltenposition<br />

und wagt <strong>de</strong>nnoch <strong>de</strong>n Sprung<br />

in die Selbständigkeit. Die Vorteile für einen<br />

nebenberuflichen Einstieg sind neben <strong>de</strong>m<br />

weiteren Gehaltsbezug auch die zunächst geringen<br />

geschäftlichen Risiken, die Erprobung<br />

<strong>de</strong>s Geschäftsmo<strong>de</strong>lls und die Knüpfung von<br />

ersten Kontakten zu Kun<strong>de</strong>n und Lieferanten.<br />

Der Existenzgrün<strong>de</strong>r hat somit auch die Möglichkeit<br />

zu prüfen, ob er als Unternehmer geeignet<br />

ist.<br />

Autor<br />

Vor <strong>de</strong>r nebenberuflichen Existenzgründung<br />

muss jedoch bei Angestellten <strong>de</strong>r Arbeitgeber<br />

um Erlaubnis gebeten o<strong>de</strong>r einfach nur<br />

informiert wer<strong>de</strong>n. Dies hängt vom jeweiligen<br />

Tarif- und individuellen Arbeitsvertrag ab.<br />

Wird die nebenberufliche Existenzgründung mit<br />

<strong>de</strong>r Absicht betrieben, mittelfristig in die vollberufliche<br />

Existenzgründung zu wechseln, so<br />

können von <strong>de</strong>r NRW-Bank und <strong>de</strong>r KfW-Bank<br />

Kredite und Darlehen beantragt wer<strong>de</strong>n. Mit<br />

diesen finanziellen Mitteln können die Kosten<br />

<strong>de</strong>r Existenzgründung, Investitionen in Sachanlagen<br />

und Warenbestän<strong>de</strong>n finanziert wer<strong>de</strong>n.<br />

Für die Existenzgründung eines Unternehmens<br />

ist immer ein Geschäftsplan o<strong>de</strong>r Business<br />

Plan sinnvoll. Dies gilt auch für die nebenberufliche<br />

Existenzgründung. Der Geschäftsplan<br />

sollte die Geschäftsi<strong>de</strong>e <strong>de</strong>tailliert beschreiben,<br />

über die gewünschte Rechtsform Auskunft geben,<br />

<strong>de</strong>n Markt und <strong>de</strong>n Wettbewerb betrachten,<br />

das Marketing einbeziehen und neben<br />

Chancen und Riskiken auch die Finanzierung<br />

beinhalten.<br />

Die Doppelbelastung durch das Angestelltenverhältnis<br />

und die nebenberufliche Selbständigkeit<br />

sollte nur für einen überschaubaren<br />

Zeitraum betrieben wer<strong>de</strong>n. Wenn sich<br />

die nebenberufliche Selbständigkeit als sinnvoll<br />

erweist, Gewinne erzielt wer<strong>de</strong>n und die<br />

Perspektive positiv ist, so sollte die nebenberufliche<br />

Selbständigkeit in eine vollberufliche<br />

Selbständigkeit umgewan<strong>de</strong>lt wer<strong>de</strong>n.<br />

Literaturverzeichnis<br />

Alpers, Heinz; Sattler, Andreas, Wie mache<br />

ich mich als Unternehmensberater selbständig,<br />

Rentrop Verlag, 4. Auflage 1991, Bonn<br />

Dipl.-Wirtschaftsinformatiker (FH) Stefan Tönnissen, MBA<br />

ist Beteiligungscontroller und beschäftigt sich mit <strong>de</strong>r Weiterentwicklung<br />

<strong>de</strong>r Controllingsysteme und <strong>Planung</strong>skonzepte.<br />

Biech, Elaine, Unternehmensberater wer<strong>de</strong>n<br />

und bleiben; Das Handbuch für beruflichen Erfolg,<br />

Rosenberger Fachverlag, Leonberg, 2001<br />

Bun<strong>de</strong>sministerium für Wirtschaft und Technologie:<br />

Grün<strong>de</strong>rzeiten Nr. 17, Gründungskonzept/Businessplan,<br />

Ausgabe November 2006<br />

Bun<strong>de</strong>sministerium für Wirtschaft und Technologie:<br />

Grün<strong>de</strong>rzeiten Nr. 33, Ein festes Fundament<br />

! Thema: Rechtsformen, Ausgabe August<br />

2007<br />

Bun<strong>de</strong>sministerium für Wirtschaft und Technologie:<br />

Grün<strong>de</strong>rzeiten Nr. 36, Anmeldungen<br />

und Genehmigungen, Ausgabe August 2007<br />

Bun<strong>de</strong>sministerium für Wirtschaft und Technologie:<br />

Grün<strong>de</strong>rzeiten Nr. 44, Zarte Pflänzchen<br />

– Kleingründungen, Ausgabe August 2007<br />

Bun<strong>de</strong>sministerium für Wirtschaft und Technologie:<br />

Grün<strong>de</strong>rzeiten Nr. 45, Existenzgründungen<br />

durch freie Berufe, Ausgabe Februar 2007<br />

Bun<strong>de</strong>sministerium für Wirtschaft und Technologie:<br />

Gründungs- und Wachstumsfinanzierung,<br />

Begleitbroschüre zum eTraining „Gründungs- und<br />

Wachstumsfinanzierung“, Ausgabe Januar 2008<br />

Hofert Svenja, Praxisbuch Existenzgründung.<br />

Erfolgreich selbständig wer<strong>de</strong>n und bleiben.<br />

Eichborn Verlag, 2004<br />

Hommel, Ulrich: Wertorientiertes Start-Up-<br />

Management ; Grundlagen – Konzepte – Strategien,<br />

Verlag Franz Vahlen, München 2002<br />

KfW Mittelstandsbank, Merkblatt KfW-Startgeld<br />

(061), Datum 01/2008<br />

KfW Mittelstandsbank, Merkblatt Unternehmerkapital<br />

ERP-Kapital für Gründung (051),<br />

Datum 01/2008<br />

Maikranz, Frank C.: Das Existenzgründungs-<br />

Kompendium ; Die wichtigsten Regeln auf <strong>de</strong>m<br />

Weg in die Selbständigkeit, Springer-Verlag<br />

Berlin Hei<strong>de</strong>lberg 2002<br />

Manz, Nicole: Existenzgründung und Existenzsicherung<br />

; Vom Unternehmenskonzept zum erfolgreichen<br />

Unternehmen, Springer-Verlag Berlin<br />

Hei<strong>de</strong>lberg 2000<br />

Fußnoten<br />

1 Vgl. Hofert S., Praxisbuch Existenzgründung,<br />

2004, Seite 21<br />

2 Vgl. Maikranz, F., Das Existenzgründungs-<br />

Kompendium, Hei<strong>de</strong>lberg, 2002, Seite 8<br />

3 Vgl. BMWI, Grün<strong>de</strong>rzeiten Nr. 44, August<br />

2007, Seite 1<br />

4 Vgl. Maikranz, F., a.a.O., Seite 8<br />

5 vgl. www.existenzgruen<strong>de</strong>r.<strong>de</strong>/selbstaendigkeit/erste_schritte/gruendungswege/01267/<br />

in<strong>de</strong>x.php vom 16.04.2008.<br />

6 vgl. BMWi Grün<strong>de</strong>rzeiten Nr. 44, August<br />

2007, Seite 1<br />

7 vgl. BMWi, a.a.O., Seite 1<br />

8 vgl. BMWi, a.a.O., Seite 2<br />

9 vgl. BMWi, a.a.O., Seite 2<br />

10vgl. BMWi, a.a.O., Seite 2<br />

11vgl. BMWi, a.a.O., Seite 2<br />

12Vgl. KfW, Merkblatt KfW-Startgeld, 01/2008,<br />

Seite 1<br />

13Vgl. KfW, a. a. O., Seite 1<br />

14Vgl. KfW, Merkblatt Unternehmerkapital,<br />

01/2008, Seite 2<br />

15Vgl. NRW-Bank, Merkblatt Mittelstandskredit,<br />

Fassung 01/08, Seite 1<br />

16Vgl. NRW-Bank, a. a. O., Seite 1<br />

17Vgl. NRW-Bank, a. a.O., Seite 1<br />

18Vgl. NRW-Bank, Merkblatt Universalkreidt,<br />

Fassung 11/07, Seite 1<br />

19NRW-Bank, Merkblatt Universalkreidt, Fassung<br />

11/07, Seite 1


Bei Papa in <strong>de</strong>r Arbeit!<br />

von Christine Pascher<br />

Ich heiße Christine Pascher und bin 12 Jahre<br />

alt. Ich möchte Ihnen von meinem ersten Abend<br />

in Papas Arbeit berichten (Stufe 1 <strong>de</strong>r Controller<br />

Aka<strong>de</strong>mie in Feldafing von Dipl.-Ing. Dietmar<br />

Pascher, Anm. d. Red.):<br />

Da ich noch nicht viel von <strong>de</strong>r Arbeit meines<br />

Vaters wusste, hatte ich noch keine großen<br />

Vorstellungen o<strong>de</strong>r Erwartungen. Controller,<br />

so stellte ich es mir vor, waren Leute, die<br />

etwas über die Wirtschaft erzählten. Wenn<br />

mich eine meiner Freundinnen fragte, was<br />

mein Vater arbeitet, so sagte ich einfach: „Er<br />

hält Seminare über die Wirtschaft“. Meistens<br />

verglich ich das mit <strong>de</strong>n Referaten, die ich<br />

in <strong>de</strong>r Schule hielt.<br />

Neugierig und aufgeregt zugleich stieg ich<br />

schließlich zu Papa ins vollgepackte Auto und<br />

fuhr mit ihm zum Seminarhotel. Das Seminar<br />

sollte eine Woche dauern und ich durfte <strong>de</strong>n<br />

ers ten Abend miterleben. Als wir ankamen,<br />

gingen wir gleich in <strong>de</strong>n Seminarraum.<br />

Wir hatten noch etwas Zeit, bis die Teilnehmer<br />

eintrafen. Wir nutzten diese, um die Plätze <strong>de</strong>r<br />

Teilnehmer mit Seminarmappen, Kugelschreibern,<br />

Bleistiften, Blöcken und sonstigen Materialien<br />

zu versehen. Ich war schon ganz zappelig<br />

und konnte es kaum noch erwarten. Endlich trafen<br />

die ersten Teilnehmer ein. Sie bekamen eine<br />

run<strong>de</strong> Scheibe mit ihrem Namen, welche sie<br />

sich auf ihre Kleidung klebten. Mein Papa und<br />

ich hatten bei<strong>de</strong> einen „Pascher“-Aufkleber.<br />

Nach<strong>de</strong>m die Teilnehmer <strong>de</strong>n Seminarraum erkun<strong>de</strong>t<br />

und sich einen Platz ausgesucht hatten,<br />

spazierten wir zum Essen. Während ich aß,<br />

lernte ich die Teilnehmer näher kennen. Sie sahen<br />

ganz an<strong>de</strong>rs aus, als ich sie mir vorgestellt<br />

hatte.<br />

Sie hatten nicht, wie ich gedacht hatte, schwarze<br />

Sakkos, Faltenröcke, weiße Blusen, Krawatten<br />

und ernste Gesichter, im Gegenteil. Sie saßen<br />

auf ihren Plätzen mit fröhlichen Gesichtern<br />

und trugen bunte Sommerkleidung in allen<br />

möglichen Farben.<br />

Autor<br />

Und dann kam <strong>de</strong>r große Moment:<br />

Alle hatten im Seminarraum Platz genommen,<br />

nur mein Papa stand noch. Nun stellten sich<br />

alle vor. Ich musste mich als Erste vorstellen.<br />

Ich erzählte von meinen Geschwistern und von<br />

meinem Hamster und dass ich gerne Harry<br />

Potter-Bücher lese. Als ich geen<strong>de</strong>t hatte,<br />

klatschten alle. Ich setzte mich wie<strong>de</strong>r. Jetzt<br />

waren die an<strong>de</strong>ren an <strong>de</strong>r Reihe.<br />

Als <strong>de</strong>r Letzte wie<strong>de</strong>r Platz genommen hatte,<br />

begann Papa zu re<strong>de</strong>n. Er machte es wirklich<br />

großartig. Seine Erzählungen waren nicht nur<br />

interessant, son<strong>de</strong>rn auch lustig. Er machte immer<br />

wie<strong>de</strong>r Späße, was die Zuschauer bei Lau-<br />

CM Januar / Februar 2011<br />

ne hielt. Es war echt spitze und nun wusste ich,<br />

dass man das nicht mit einem Referat aus <strong>de</strong>r<br />

Schule vergleichen konnte.<br />

Er erzählte etwas über Controlling und erklärte,<br />

was das Wort „Controller“ überhaupt<br />

be<strong>de</strong>utete. Ich habe das so verstan<strong>de</strong>n:<br />

Controller kontrollieren nicht, son<strong>de</strong>rn<br />

sie helfen Menschen, ihre Ziele zu erreichen.<br />

Da kam mir <strong>de</strong>r Gedanke, dass meine<br />

Mama eigentlich auch eine Controllerin<br />

Christine Pascher<br />

ist 12 Jahre alt und Schülerin am Gymnasium Sacré Coeur<br />

in Graz.<br />

E-Mail: christine.pascher@aon.at<br />

sein müsste – sie hilft mir, in <strong>de</strong>r Schule<br />

gute Noten zu schaffen. An<strong>de</strong>rerseits kontrolliert<br />

sie manchmal meine Hausaufgaben.<br />

Lei<strong>de</strong>r war <strong>de</strong>r Abend viel zu schnell um.<br />

Nach <strong>de</strong>m Seminar tranken wir noch etwas im<br />

Dorfbrunnen und bedienten uns an Schalen mit<br />

Knabbersachen. Die Teilnehmer konnten sich<br />

so näher kennenlernen.<br />

Da es schon spät war, musste ich schließlich<br />

ins Bett.<br />

Am nächsten Morgen holte mich meine Mama<br />

wie<strong>de</strong>r ab, während Papa sein Seminar fortsetzte.<br />

Ich wer<strong>de</strong> <strong>de</strong>n Tag in Papas Arbeit nie<br />

vergessen! :-) :-) :-)<br />

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Einführung von ERP-Systemen<br />

Einführung von ERP-Systemen<br />

Kritische Faktoren und Erfolgstreiber<br />

von Christine Mitter und Horst Wolfsgruber<br />

ERP-Systeme zählen zu <strong>de</strong>n am stärksten<br />

wachsen<strong>de</strong>n Segmenten <strong>de</strong>s Software-<br />

Marktes. In <strong>de</strong>n letzten Jahren haben viele Unternehmen<br />

große Summen in die Neuausrichtung<br />

ihrer Informationssysteme investiert. Trotz<br />

<strong>de</strong>r vielen Vorteile, die eine ERP-Implementierung<br />

bewirken kann, scheitern manche ERP-<br />

Einführungen o<strong>de</strong>r bringen nicht die gewünschten<br />

Ergebnisse. Im Folgen<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n kritische<br />

Faktoren einer ERP-Implementierung und<br />

Handlungsempfehlungen zur Erhöhung <strong>de</strong>r Erfolgschancen<br />

aufgezeigt.<br />

ERP-Systeme und die damit<br />

verbun<strong>de</strong>nen Chancen, aber<br />

auch Gefahren<br />

Aufgrund <strong>de</strong>r extremen Dynamik am IT-Sektor<br />

in <strong>de</strong>n letzten bei<strong>de</strong>n Jahrzehnten entstand<br />

eine Vielzahl an wertvollen Weiterentwicklungen<br />

bei betriebswirtschaftlichen Software-<br />

Programmen, und fast je<strong>de</strong>s Großunternehmen,<br />

aber auch viele Mittelständler haben in irgen<strong>de</strong>iner<br />

Form Än<strong>de</strong>rungen bei <strong>de</strong>r verwen<strong>de</strong>ten<br />

Software vorgenommen. Viele dieser Unternehmen<br />

haben sich für voll integrierte ERP-Systeme<br />

wie SAP, Baan, Exapta o<strong>de</strong>r Navison<br />

entschie<strong>de</strong>n.<br />

Unter einem Enterprise-Resource-Planning<br />

(ERP)-System wird eine Software verstan<strong>de</strong>n,<br />

welche die betriebliche Ressourcenplanung von<br />

Unternehmen unterstützt und dabei alle Leistungsbereiche<br />

von <strong>de</strong>r Lagerhaltung über die<br />

Produktion und <strong>de</strong>n Vertrieb bis hin zum Personalwesen<br />

sowie Controlling und Finanzwesen<br />

umfasst und voll miteinan<strong>de</strong>r verbin<strong>de</strong>t (vgl.<br />

Al-Mashari et al. 2003, S. 353). Durch diese<br />

Integration sämtlicher Leistungsbereiche wird<br />

einerseits verhin<strong>de</strong>rt, dass betriebliche Insellösungen<br />

und damit verbun<strong>de</strong>ne redundante Datenverwaltungen<br />

entstehen. Zusätzlich wird<br />

erreicht, dass die Auswirkungen einzelner<br />

Handlungen auf an<strong>de</strong>re Leistungsbereiche<br />

transparent abgebil<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n.<br />

Ein ERP-System kann die Effizienz eines Unternehmens<br />

<strong>de</strong>utlich steigern, in<strong>de</strong>m es Zugang<br />

zu vielen benötigten Informationen verschafft<br />

und damit ein schnelleres Reagieren auf<br />

Konkurrenzdruck und Marktchancen ermöglicht<br />

sowie mehr Flexibilität in <strong>de</strong>r Produktgestaltung<br />

erlaubt. Die Einführung eines ERP-<br />

Sys tems bringt für ein Unternehmen daher eine<br />

Vielzahl von positiven Aspekten. Üblicherweise<br />

wer<strong>de</strong>n diese in materielle und immaterielle<br />

Vorteile klassifiziert (siehe Abbildung 1 in Anlehnung<br />

an Al-Mashari et al. 2003, S. 355 f.;<br />

Gargeya / Brady 2005, S. 503).<br />

Trotz dieser vielen Vorteile scheitern Implementierungen<br />

von ERP-Systemen o<strong>de</strong>r<br />

bringen nicht <strong>de</strong>n erhofften Nutzen bzw. sogar<br />

Nachteile mit sich. Als Para<strong>de</strong>beispiel wird<br />

hier meist Hershey Foods angeführt, das aufgrund<br />

einer ERP-Einführung in <strong>de</strong>r Halloween-<br />

Saison 1999 seine Produkte nicht verschiffen<br />

konnte (vgl. Grossman / Walsh 2004, S. 38).<br />

Für das Pharmaunternehmen Foxmeyer Drug


war die gescheiterte Implementierung eines<br />

ERP-Sys tems sogar primärer Konkursgrund<br />

(vgl. Legare 2002, S. 21).<br />

Selbst unter i<strong>de</strong>alen Bedingungen dauert die<br />

Implementierung eines ERP-Systems und<br />

kostet viel, allein die Software-Kosten umfassen<br />

mehrere hun<strong>de</strong>rttausend bis Millionen<br />

Euro. Durch die Einbeziehung von Beratern für<br />

die Auswahl, Konfiguration und Einführungsphase<br />

<strong>de</strong>s Systems können sich diese Kosten<br />

noch dramatisch steigern (vgl. Al-Mashari et al.<br />

2003, S. 364). Dazu kommt, dass es selbst<br />

nach erfolgreicher Einführung einige Monate<br />

bis Jahre dauern kann, bis irgendwelche Nutzenvorteile<br />

sichtbar wer<strong>de</strong>n (vgl. Grossman /<br />

Walsh 2004, S. 39).<br />

Ein ERP-System drückt einem Unternehmen<br />

seine eigene Logik auf: es führt zu kompletter<br />

Integration und zwingt ein Unternehmen<br />

zu standardisierten, normierten Prozessen (vgl.<br />

Davenport 1998, S. 122 f.). Obwohl die Struktur<br />

von ERP-Systemen einen gewissen Anteil<br />

an Customizing zulässt, sind umfangreiche<br />

individuelle, kun<strong>de</strong>nspezifische Modifikationen<br />

nicht wünschenswert, da sie Implementierungskosten<br />

und -zeit <strong>de</strong>utlich erhöhen (vgl.<br />

Marbert et al. 2003, S. 308). Als Konsequenz<br />

einer ERP-Einführung muss sich ein Unternehmen<br />

daher anpassen o<strong>de</strong>r sogar seine<br />

Prozesse komplett neu ausrichten, um <strong>de</strong>n<br />

Anfor<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>s Systems zu entsprechen.<br />

Insofern kann die konsequente Ausrichtung an<br />

einem ERP-Sys tem Wettbewerbsvorteile untergraben<br />

(vgl. Davenport 1998, S. 125).<br />

Abb. 2: Kritische Faktoren in <strong>de</strong>n einzelnen Phasen einer ERP-Einführung<br />

Materielle Vorteile<br />

+ Lagerstandsreduktion<br />

+ Reduzierung Personalstand<br />

+ Produktivitätssteigerungen<br />

+ Verbesserungen in <strong>de</strong>r<br />

Auftragsabwicklung<br />

+ Raschere Durchlaufzeiten<br />

+ Einsparungen von IT-Kosten<br />

+ Reduktion von Kosten in<br />

Einkauf, Logistik und Transport<br />

+ Verbesserungen im Cash<br />

Management<br />

+ Umsatz- und Ergebnisverbesserungen<br />

Abb. 1: Materielle und immaterielle Nutzenaspekte eines ERP-Systems<br />

ERP-Implementierungen beeinflussen auch die<br />

Organisation und Kultur eines Unternehmens<br />

(vgl. Umble et al. 2003, S. 245). Einerseits erlauben<br />

ERP-Systeme weltweiten, real-time Zugriff<br />

auf Unternehmensdaten und damit eine<br />

<strong>de</strong>utliche Rationalisierung <strong>de</strong>r Informationsflüsse,<br />

was flachere und flexiblere Strukturen ermöglicht.<br />

An<strong>de</strong>rerseits be<strong>de</strong>utet ein ERP-System<br />

auch Zentralisierung von Informationen<br />

und Standardisierung von Prozessen und<br />

Vorgängen. Diese Einheitlichkeit und Uniformität<br />

kann jedoch auch kontraproduktive Auswirkungen<br />

haben und lokale Bedürfnisse missachten<br />

(vgl. Davenport 1998, S. 127 f.). Sind Un-<br />

Vorteile eines ERP-Systems<br />

Immaterielle Vorteile<br />

CM Januar / Februar 2011<br />

+ Bessere Sichtbarkeit <strong>de</strong>r<br />

Unternehmensdaten<br />

+ Neue o<strong>de</strong>r verbesserte<br />

betriebliche Prozesse<br />

+ Raschere Reaktion auf<br />

Kun<strong>de</strong>nanfragen<br />

+ Unerwartete Kostenreduktionen<br />

+ Stärkere Systemintegration<br />

+ Standardisierung<br />

+ Weltweite Verfügbarkeit<br />

von Informationen<br />

+ Abbau von ineffizienten<br />

Altsystemen<br />

ternehmen für diese Verän<strong>de</strong>rungen und Eingriffe<br />

nicht offen, kann die gesamte<br />

ERP-Einführung scheitern.<br />

Kritische Faktoren bei <strong>de</strong>r<br />

Implementierung<br />

Die Einführung eines ERP-Systems ist daher<br />

nicht ohne Risiken. Im folgen<strong>de</strong>n Abschnitt<br />

wer<strong>de</strong>n kritische Faktoren bei <strong>de</strong>r Einführung<br />

von ERP-Systemen dargestellt, <strong>de</strong>ren<br />

Beachtung bzw. richtiger Einsatz die Erfolgschancen<br />

einer ERP-Einführung <strong>de</strong>utlich erhöhen,<br />

<strong>de</strong>ren Nichtberücksichtigung<br />

o<strong>de</strong>r falsche Anwendung<br />

jedoch auch <strong>de</strong>n Misserfolg einer<br />

Einführung be<strong>de</strong>uten kann.<br />

Darüber hinaus wer<strong>de</strong>n Handlungsempfehlungen<br />

aufgezeigt,<br />

um Probleme frühzeitig zu erkennen<br />

und die Risiken einer<br />

ERP-Einführung zu verringern.<br />

Dabei wird gezielt versucht, <strong>de</strong>n<br />

Bogen über alle Projektphasen<br />

zu spannen. Abbildung 2 gibt<br />

einen Überblick, zu welchem<br />

Zeitpunkt <strong>de</strong>r Projektphase welche<br />

Fragestellungen beson<strong>de</strong>rs<br />

wichtig sind.<br />

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38<br />

Einführung von ERP-Systemen<br />

Beson<strong>de</strong>res Augenmerk wird darauf gelegt,<br />

nicht nur „technische“ Aspekte wie beispielsweise<br />

die Be<strong>de</strong>utung von Stammdaten zu diskutieren,<br />

son<strong>de</strong>rn auch die enormen Herausfor<strong>de</strong>rungen<br />

an das betriebliche Organisationswesen<br />

zu berücksichtigen.<br />

Erfolgstreiber in <strong>de</strong>r <strong>Planung</strong>sphase<br />

Top Management Support und unternehmensweite<br />

Bereitschaft für das Projekt<br />

Das Bekenntnis <strong>de</strong>s Top Managements zur<br />

ERP-Einführung sowie <strong>de</strong>ssen intensive Unterstützung<br />

<strong>de</strong>r Implementierungsphase wer<strong>de</strong>n<br />

als be<strong>de</strong>utendste Erfolgsfaktoren gesehen<br />

(vgl. Al-Mashari et al. 2003, S. 357 f.; Gargeya/Brady<br />

2005, S. 510 f.). Einerseits legt das<br />

Top Management die Vision und zukünftige Geschäftsstrategie<br />

fest, die auch das ERP-System<br />

wi<strong>de</strong>rspiegeln muss. An<strong>de</strong>rerseits muss das<br />

Top Management die Wichtigkeit <strong>de</strong>r ERP-Implementierung<br />

<strong>de</strong>utlich machen, in<strong>de</strong>m es adäquate<br />

Ressourcen für die Einführung zur Verfügung<br />

stellt, schnelle Entscheidungen ermöglicht<br />

und aufkeimen<strong>de</strong> Konflikte rasch löst. Nur<br />

wenn es <strong>de</strong>m Top Management gelingt, konzernweite<br />

Akzeptanz für das Projekt zu schaffen<br />

und zu erhalten, wer<strong>de</strong>n die Mitarbeiter ihre<br />

Kraft, Energie und Kreativität in <strong>de</strong>n Dienst <strong>de</strong>r<br />

ERP-Implementierung stellen.<br />

Wichtig ist in diesem Zusammenhang auch,<br />

dass <strong>de</strong>m Management die Konsequenzen einer<br />

ERP-Einführung auf Unternehmenskultur<br />

und Strategie bewusst sind und es innerhalb<br />

<strong>de</strong>s gesamten Unternehmens eine offene Kultur<br />

für die mit <strong>de</strong>r ERP-Einführung verbun<strong>de</strong>nen<br />

Verän<strong>de</strong>rungen schafft (vgl. Gargeya /<br />

Brady 2005, S. 511). Die Unterstützung <strong>de</strong>s<br />

Top Managements darf dabei aber nicht nur die<br />

Initiierung <strong>de</strong>s Einführungsprojektes betreffen,<br />

son<strong>de</strong>rn muss auch die einzelnen Implementierungsschritte<br />

inklusive etwaiger Rollouts umfassen<br />

(vgl. Al-Mahari et al. 2003, S. 357).<br />

Optimale Zusammensetzung von<br />

Projektteams<br />

Eine <strong>de</strong>r ersten Herausfor<strong>de</strong>rungen beim Start<br />

von ERP-Einführungen stellt die richtige Zu-<br />

sammensetzung <strong>de</strong>s Projektteams dar. Diese<br />

Entscheidung hat großen Einfluss auf <strong>de</strong>n späteren<br />

Projekterfolg und sollte <strong>de</strong>mentsprechend<br />

ernst genommen wer<strong>de</strong>n (vgl. Umble et al.<br />

2003, S. 245 f.). Im Normalfall wer<strong>de</strong>n Projektteams<br />

aus externen Beratern und eigenen Mitarbeitern<br />

(Key-User) zusammengestellt.<br />

Bei <strong>de</strong>n Key-Usern ist es wichtig, Mitarbeiter<br />

mit entsprechen<strong>de</strong>r Erfahrung heranzuziehen,<br />

da sie darauf sensibilisiert sind, wo im normalen<br />

Arbeitsablauf spezielle Anfor<strong>de</strong>rungen<br />

auftauchen können. Darüber hinaus sollten die<br />

Teammitglie<strong>de</strong>r im Unternehmen eine gute Reputation<br />

haben, so dass die Entscheidungskompetenz<br />

<strong>de</strong>s Teams nicht in Frage gestellt wird.<br />

Bei<strong>de</strong> Anfor<strong>de</strong>rungen sprechen für gefragte<br />

Ansprechpartner im Unternehmen. Umgekehrt<br />

sollen Key-User aber während <strong>de</strong>r Implementierungsphase<br />

vom Tagesgeschäft freigeschaufelt<br />

wer<strong>de</strong>n. Hier liegt die große Herausfor<strong>de</strong>rung<br />

<strong>de</strong>r Teamzusammenstellung. Sehr häufig<br />

wer<strong>de</strong>n Key-User-Rollen daher nicht von Abteilungsleitern<br />

wahrgenommen, son<strong>de</strong>rn von<br />

starken Mitarbeitern <strong>de</strong>r zweiten Reihe.<br />

Bei <strong>de</strong>r Auswahl <strong>de</strong>r Berater es ist wichtig, auf<br />

Consultants zurückzugreifen, die über entsprechen<strong>de</strong><br />

Erfahrung verfügen und eine Vielzahl<br />

an <strong>de</strong>rartigen Projekten abgewickelt haben.<br />

Hilfreich ist zu<strong>de</strong>m, wenn <strong>de</strong>r Berater wenig<br />

komplizierte Anfor<strong>de</strong>rungen selbst programmieren<br />

kann. Die Erfahrung zeigt, dass Key-User<br />

teilweise große Schwierigkeiten haben, ihre<br />

Wünsche exakt zum Ausdruck zu bringen.<br />

Dieses Problem wird sicherlich noch verschärft,<br />

wenn die Anfor<strong>de</strong>rung schriftlich auf einem<br />

anonymisierten IT-Request-Formular festgelegt<br />

wer<strong>de</strong>n muss und dieses Formular an einen<br />

Programmierer weitergeleitet wird, ohne dass<br />

eine direkte Kommunikation zwischen Key-<br />

User und Programmierer vorgesehen ist.<br />

Ebenso wird die Informationsqualität lei<strong>de</strong>n,<br />

wenn <strong>de</strong>r Key-User mit <strong>de</strong>m Berater kommuniziert<br />

und <strong>de</strong>r Berater die Anfor<strong>de</strong>rungen an <strong>de</strong>n<br />

Programmierer weiterleitet. Zusätzlich verlängert<br />

sich die Zeit <strong>de</strong>r Problemlösungsphase, da<br />

die programmierte Lösung nicht sofort getestet<br />

wer<strong>de</strong>n kann und Modifikationen nicht sofort<br />

vorgenommen wer<strong>de</strong>n können.<br />

Grundsätzlich sollte ein gesun<strong>de</strong>r Mix aus erfahrenen<br />

externen Experten und internen<br />

Spezialisten, die alle betriebsspezifischen Beson<strong>de</strong>rheiten<br />

kennen, unter <strong>de</strong>r Voraussetzung,<br />

dass das Arbeitsklima im Projektteam gut ist,<br />

zu einem respektablen Ergebnis führen.<br />

Be<strong>de</strong>utung von Blueprints<br />

Grün<strong>de</strong> für massive Kostenüberschreitungen<br />

bei ERP-Einführungen liegen sehr häufig zum<br />

einen darin, dass während <strong>de</strong>s Projektes Zusatzanfor<strong>de</strong>rungen<br />

seitens <strong>de</strong>r Key-User gestellt<br />

wer<strong>de</strong>n, zum an<strong>de</strong>ren in <strong>de</strong>r Tatsache,<br />

dass <strong>de</strong>r Nachbetreuungsaufwand inklusive<br />

nachträglicher Systemmodifikationen einen erheblichen<br />

Umfang erreicht. Einen wichtigen<br />

Beitrag für die Einhaltung von Budgetzielen bei<br />

ERP-Einführungsprojekten können qualitativ<br />

hochwertige und vor allem für alle Beteiligten<br />

(d. h. sowohl Mitarbeiter als auch Berater)<br />

verbindliche Blueprints darstellen. Einem<br />

Blueprint kommt bei ERP-Projekten eine ähnliche<br />

Rolle zu wie beim Gebäu<strong>de</strong>bau <strong>de</strong>m Plan<br />

eines Architekten o<strong>de</strong>r bei einem Buchprojekt<br />

<strong>de</strong>m Inhaltsverzeichnis. Im Blueprint wer<strong>de</strong>n<br />

sämtliche Prozesse, Abläufe und Berichtsanfor<strong>de</strong>rungen<br />

exakt beschrieben und auf<br />

diesen Informationen aufbauend die Systemarchitektur<br />

festgelegt. Ähnlich wie bei <strong>de</strong>n<br />

bei<strong>de</strong>n genannten Beispielen gestaltet sich<br />

auch die Problematik beim Blueprint: Die Erstellung<br />

kostet viel Zeit und bin<strong>de</strong>t hohe Ressourcen,<br />

gleichzeitig entsteht mitunter bei <strong>de</strong>n<br />

Projektmitglie<strong>de</strong>rn das Gefühl, dass kein sichtbarer<br />

Fortschritt beim Projektziel erreicht wird.<br />

Mit <strong>de</strong>r Implementierung von ERP-Systemen<br />

wer<strong>de</strong>n Arbeits- und Organisationsabläufe sowie<br />

Auswertungsmöglichkeiten für einen längeren<br />

Zeitraum festgelegt. Gravieren<strong>de</strong> Än<strong>de</strong>rungen<br />

in <strong>de</strong>r Gestaltung eines ERP-Systems<br />

sind schwer bzw. mitunter gar nicht<br />

mehr möglich, auf je<strong>de</strong>n Fall aber mit hohen<br />

Kosten verbun<strong>de</strong>n. Daher sollte die Wichtigkeit<br />

<strong>de</strong>s Blueprints allen an <strong>de</strong>r Einführung beteiligten<br />

Personen bekannt sein und ausreichend<br />

Zeit und Ressourcen für <strong>de</strong>ssen Erstellung eingeplant<br />

wer<strong>de</strong>n.<br />

Dem Blueprint kommt auch eine entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong><br />

Rolle für die Auswahl eines ERP-Systems zu,<br />

in<strong>de</strong>m er in <strong>de</strong>r Evaluierungsphase als Bezugspunkt<br />

für die Ableitung <strong>de</strong>r Auswahlkriterien


und Anfor<strong>de</strong>rungen an das ERP-System dient.<br />

In einer aktuellen Studie von <strong>Haufe</strong>-Lexware in<br />

Kooperation mit ProFirma (2008) wur<strong>de</strong> die Ab<strong>de</strong>ckung<br />

<strong>de</strong>r Anfor<strong>de</strong>rungen durch die ERP-<br />

Software als wichtigstes Auswahlkriterium genannt.<br />

Wie wichtig <strong>de</strong>r Auswahlprozess für <strong>de</strong>n<br />

Implementierungserfolg ist, zeigte die Studie<br />

ebenfalls: Unternehmen, die auf eine <strong>de</strong>taillierte<br />

Analyse <strong>de</strong>r Vor- und Nachteile <strong>de</strong>r einzelnen<br />

Programme verzichten, sind nicht nur mit <strong>de</strong>r<br />

Evaluierungsphase unzufrie<strong>de</strong>n, vielmehr setzt<br />

sich diese Unzufrie<strong>de</strong>nheit über die Implementierungsphase<br />

hinaus bis zum täglichen Einsatz<br />

<strong>de</strong>s ERP-Programms fort.<br />

Viele Unternehmen praktizieren eine klare<br />

Trennung zwischen Blueprint-Gestaltung<br />

und ERP-Implementierung und setzen für die<br />

Erstellung <strong>de</strong>s Blueprints externe Berater ein,<br />

die jedoch später nicht die Einführung <strong>de</strong>s ERP-<br />

Projektes vornehmen. Die ERP-Implementierung<br />

wird danach ausgeschrieben und die Mitbieter<br />

müssen sich dazu bereit erklären, <strong>de</strong>n im<br />

Blueprint exakt <strong>de</strong>finierten Leistungsumfang zu<br />

erfüllen. Der Blueprint muss aber nicht nur für<br />

<strong>de</strong>n externen Berater verbindlich sein, son<strong>de</strong>rn<br />

auch für die Key-User <strong>de</strong>s Unternehmens.<br />

Die Verlockung, vom Blueprint abzukehren, ist<br />

sowohl für Berater als auch Mitarbeiter im Rahmen<br />

<strong>de</strong>s Einführungsprojektes groß.<br />

Die Ursachen dafür können vielfältig sein: Einerseits<br />

kann es vorkommen, dass im Rahmen<br />

<strong>de</strong>r Implementierung Systemanwen<strong>de</strong>r die vielfältigen<br />

Möglichkeiten für Auswertungen und<br />

Analysen erkennen und diese auch ausschöpfen<br />

möchten. Umgekehrt kann es auch sein,<br />

dass das Beratungsunternehmen Probleme<br />

erst bei <strong>de</strong>r Systemimplementierung erkennt<br />

und <strong>de</strong>m unerfahrenen Kun<strong>de</strong>n eine Abweichung<br />

vom ursprünglichen Konzept nahe legt,<br />

in<strong>de</strong>m es verschie<strong>de</strong>ne Argumente vorbringt,<br />

wie <strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong> von <strong>de</strong>r neuen Lösung profitiert.<br />

Mangels Erfahrung und Vorstellungskraft, wie<br />

sich die Än<strong>de</strong>rung im späteren Arbeitsleben<br />

auswirkt, stimmt <strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong> eventuell <strong>de</strong>r Abweichung<br />

vom Blueprint zu und erhält, ohne<br />

es zu diesem Zeitpunkt zu ahnen, eine suboptimale<br />

Kompromisslösung.<br />

Die Be<strong>de</strong>utung von Blueprints und <strong>de</strong>ren exakte<br />

Umsetzung unterstreicht auch eine Untersuchung<br />

von US-Unternehmen, die SAP ein-<br />

führten: 55 % führten hier die Beibehaltung <strong>de</strong>s<br />

ursprünglich aufgestellten Implementierungsplans<br />

als Erfolgsfaktor an (vgl. Gargeya / Brady<br />

2005, S. 509).<br />

Beson<strong>de</strong>rer Wert sollte bei <strong>de</strong>r Erstellung von<br />

Blueprints darauf gelegt wer<strong>de</strong>n, dass sie eventuell<br />

geplante Rollout-Projekte in Tochterunternehmen<br />

berücksichtigen. Nur wenn diese<br />

geplanten Erweiterungen in <strong>de</strong>r Anfangsphase<br />

berücksichtigt wur<strong>de</strong>n und entsprechend in das<br />

Gesamtkonzept eingearbeitet wor<strong>de</strong>n sind,<br />

kann eine perfekt abgestimmte, in sich schlüssige<br />

System-Architektur entwickelt wer<strong>de</strong>n<br />

(vgl. Gargeya / Brady 2005, S. 510).<br />

Als wichtiger Nebeneffekt im Zusammenhang<br />

mit <strong>de</strong>r Erstellung von Blueprints sollte erkannt<br />

wer<strong>de</strong>n, dass die Beschreibung von betrieblichen<br />

Abläufen eine hervorragen<strong>de</strong> Gelegenheit<br />

bietet, bestehen<strong>de</strong> Prozesse kritisch<br />

zu hinterfragen und gegebenenfalls zu optimieren.<br />

Speziell wenn externe Berater in die<br />

Blueprint-Erstellung involviert sind, kann von<br />

<strong>de</strong>n Erfahrungen <strong>de</strong>r Experten profitiert und ein<br />

be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong>s Optimierungspotential offen gelegt<br />

wer<strong>de</strong>n.<br />

Erfolgstreiber in <strong>de</strong>r<br />

Realisierungsphase<br />

Aufbau von Inhouse-Support<br />

Für fast je<strong>de</strong>s Unternehmen ist <strong>de</strong>r Head-Count<br />

eine wichtige Kennzahl, und sehr häufig sind<br />

CM Januar / Februar 2011<br />

Abb. 3: Rollenverteilung bei <strong>de</strong>r Einführung, Aufrechterhaltung und Weiterentwicklung von ERP-Systemen<br />

Personalkosten jene Kostenart, auf die von <strong>de</strong>r<br />

Unternehmensführung allergrößtes Augenmerk<br />

gelegt wird. Dementsprechend verlockend<br />

scheint es auch, im Rahmen <strong>de</strong>s nach ERP-Einführungen<br />

notwendigen Supports sehr stark<br />

auf externe Berater zu zählen. Eigene Erfahrungen<br />

haben gezeigt, dass die komplette externe<br />

Vergabe <strong>de</strong>s Supports sehr kostspielig<br />

wird. Eine übliche Richtgröße für einen Beratertag<br />

im IT-Bereich liegt in etwa bei € 1.000.<br />

Wür<strong>de</strong> ein externer Berater ständig im Unternehmen<br />

arbeiten, ergäben sich daraus Kosten<br />

in Höhe von jenseits <strong>de</strong>r € 20.000 pro Monat.<br />

Geht man davon aus, dass gute IT-Experten in<br />

einer Gehaltsrange von ca. € 6.000 – € 8.000<br />

inklusive Gehaltsnebenkosten pro Monat liegen,<br />

so könnte man in diesem Fall min<strong>de</strong>stens<br />

zwei eigene IT-Experten anstellen und trotz<strong>de</strong>m<br />

Geld sparen. Speziell wenn internationale Rollout-Projekte<br />

geplant sind, sollte sich <strong>de</strong>r Aufbau<br />

eines eigenen Inhouse-Support-Teams lohnen,<br />

da sich diese Projekte oftmals über mehrere<br />

Jahre erstrecken.<br />

Für <strong>de</strong>n Fall, dass sich ein Unternehmen für einen<br />

eigenen Inhouse-Support entschei<strong>de</strong>t,<br />

sollten diese Mitarbeiter bereits während <strong>de</strong>r<br />

Implementierungsphase voll in das Projekt eingebun<strong>de</strong>n<br />

wer<strong>de</strong>n, um alle Betriebsabläufe<br />

samt Beson<strong>de</strong>rheiten kennenzulernen.<br />

Nach durchgeführter Implementierung im<br />

ersten Standort eines Konzerns o<strong>de</strong>r einer Unternehmensgruppe<br />

sollte sich <strong>de</strong>r Einsatz externer<br />

Berater in <strong>de</strong>r Folge <strong>de</strong>utlich reduzie-<br />

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40<br />

Einführung von ERP-Systemen<br />

ren. Ziel sollte es in diesem Fall wer<strong>de</strong>n, externe<br />

Berater nur bei komplizierten Än<strong>de</strong>rungen<br />

hinzuziehen und alle an<strong>de</strong>ren Einstellungsän<strong>de</strong>rungen<br />

bzw. Neueinstellungen bei Rollout-Projekten<br />

selbst durchzuführen. Das Aktivitätenspektrum<br />

an Systemmodifikationen kann sehr<br />

gut als Pyrami<strong>de</strong> dargestellt wer<strong>de</strong>n (siehe Abbildung<br />

3).<br />

Für eine Controllingabteilung könnte dies im<br />

Konkreten wie folgt aussehen: Kostenstellen<br />

und Kostenarten anlegen, Umlagezyklen <strong>de</strong>finieren,<br />

Fixkontierungen einstellen sowie Zuschlagssätze<br />

<strong>de</strong>finieren ist Aufgabe <strong>de</strong>r Key-<br />

User. Berichte generieren, für die Spezialmodule<br />

benötigt wer<strong>de</strong>n, wie bspw. bei SAP <strong>de</strong>r Re-<br />

Autoren<br />

Dr. Horst Wolfsgruber<br />

ist Senior Controller bei Kronospan Group in 5020 Salzburg.<br />

E-Mail: hwolfsgruber@kronotec.com<br />

port-Painter, könnte eine Aufgabe <strong>de</strong>r eigenen<br />

Inhouse Consultants wer<strong>de</strong>n. Modifikationen<br />

bei <strong>de</strong>r Kalkulationsarchitektur, die Auswirkungen<br />

von <strong>de</strong>r Plankostenrechnung über die<br />

Produktbewertung bis hin zur Ergebnisrechnung<br />

haben, sollten von externen IT-Beratern<br />

vorgenommen wer<strong>de</strong>n.<br />

Stammdatenmanagement<br />

Stammdaten sind das Herzstück eines je<strong>de</strong>n<br />

ERP-Systems. Stammdaten müssen exakt und<br />

richtig angelegt wer<strong>de</strong>n. Falsche Fertigungsversionen<br />

o<strong>de</strong>r qualitativ schlechte Stücklisten<br />

können möglicherweise in <strong>de</strong>r Produktion noch<br />

improvisiert wer<strong>de</strong>n, führen jedoch zu falschen<br />

Kalkulationen und in <strong>de</strong>r Folge zu fehlerhaften<br />

Vertriebsergebnisrechnungen, Lagerbewertungen<br />

und letztendlich falschen Bilanzwerten<br />

und Betriebsergebnisrechnungen. Es ist daher<br />

immens wichtig, <strong>de</strong>n Mitarbeitern die Notwendigkeit<br />

korrekter Dateneingaben zu ver<strong>de</strong>utlichen<br />

und sie für die Be<strong>de</strong>utung richtiger<br />

Eingabeprozesse zu sensibilisieren (vgl. Umble<br />

et al. 2003, S. 246).<br />

Wert und Wichtigkeit von Stammdaten für<br />

ein funktionieren<strong>de</strong>s ERP-Programm (vgl.<br />

Freytag / Hartmann 2009, S. 71 f.) sollten im<br />

Unternehmen bis in die Geschäftsführungsebene<br />

hinauf bewusst sein und <strong>de</strong>mentsprechend<br />

finanzielle Mittel für ein professionelles<br />

Stammdatenmanagement im Vorfeld geplant<br />

Dr. Christine Mitter<br />

unterrichtet an <strong>de</strong>r Fachhochschule Salzburg. Sie ist Fachsbereichsleiterin<br />

für Controlling und Finanzen am Studiengang<br />

Betriebswirtschaft.<br />

E-Mail: christine.mitter@fh-salzburg.ac.at<br />

und später zur Verfügung gestellt wer<strong>de</strong>n.<br />

Stammdaten-Abteilungen müssen ähnlich<br />

wie bei <strong>de</strong>n Key-Usern wie<strong>de</strong>rum mit Personen<br />

besetzt wer<strong>de</strong>n, die betriebliche Zusammenhänge<br />

gut kennen und zusätzlich exakt arbeiten.<br />

Bereits bei <strong>de</strong>r Implementierung sollte überlegt<br />

wer<strong>de</strong>n, ob die Stammdatenbasis vom alten<br />

System in Bausch und Bogen übernommen<br />

o<strong>de</strong>r komplett neu angelegt wird. Die Implementierung<br />

<strong>de</strong>s ERP-Systems kann mit einer<br />

pauschalen Stammdatenübernahme einerseits<br />

wesentlich schneller abgewickelt wer<strong>de</strong>n als<br />

eine komplette Neuanlage, umgekehrt bieten<br />

gera<strong>de</strong> Systemwechsel eine historische<br />

Chance, Stammdaten zu überprüfen und<br />

mitunter von Grund auf zu überarbeiten.<br />

Integrierte Systeme als organisatorisches<br />

Neuland<br />

Als be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong>s Problem unmittelbar nach <strong>de</strong>r<br />

Systemeinführung stellt sich die Umstellung<br />

von einem nicht integrierten System in ein voll<br />

integriertes ERP-Programm dar. Hier muss bedacht<br />

wer<strong>de</strong>n, dass die Mitarbeiter eines<br />

Unternehmens sehr häufig über viele Jahre<br />

an eine Software-Architektur gewöhnt waren,<br />

welche grundsätzlich als Stand-alone-Lösung<br />

bestan<strong>de</strong>n hat und wo Daten teilweise<br />

durch händische Eingabe in Datenbanksysteme<br />

zu Berichten verarbeitet wur<strong>de</strong>n. In diesen<br />

Stand-alone-Lösungen hatten die Anwen<strong>de</strong>r<br />

selbstverständlich mehr Möglichkeiten, bei <strong>de</strong>r<br />

Fehlerkorrektur und bei Systemschwierigkeiten<br />

zu improvisieren, als bei vollintegrierten Systemen,<br />

da mit <strong>de</strong>r manuellen Übernahme von Daten<br />

in weiterführen<strong>de</strong> Programme die Datenbasis<br />

relativ leicht verän<strong>de</strong>rt wer<strong>de</strong>n konnte.<br />

Bei mo<strong>de</strong>rnen ERP-Programmen bewegen sich<br />

die Mitarbeiter plötzlich in einem vollintegrierten<br />

System, in <strong>de</strong>m alle Bereiche entlang<br />

<strong>de</strong>r Wertschöpfungskette komplett verknüpft<br />

sind und <strong>de</strong>r Datentransfer zwischen <strong>de</strong>n betrieblichen<br />

Funktionsbereichen automatisch erfolgt,<br />

ohne dass es eine Möglichkeit gibt, Verän<strong>de</strong>rungen<br />

in nachgelagerten Bereichen vorzunehmen.<br />

Falsche Eingaben können so einen<br />

Domino-Effekt auslösen und sämtliche<br />

Daten in allen nachfolgen<strong>de</strong>n Bereichen verfälschen<br />

(vgl. Umble et al. 2003, S. 246).<br />

Als praktisches Beispiel können schlampige<br />

Korrekturen von falsch abgeschlossenen Fertigungsaufträgen<br />

genannt wer<strong>de</strong>n. Wür<strong>de</strong> beispielsweise<br />

durch eine falsche Mengenangabe<br />

bei <strong>de</strong>r Rückmeldung eines Fertigungsauftrages<br />

<strong>de</strong>m Fertigwarenlager irrtümlich ein zu<br />

hoher Mengenbestand zugebucht und dieser<br />

Fehler einfach über eine Inventurbuchung nur<br />

lagerseitig behoben, wäre zwar <strong>de</strong>r Lagerbestand<br />

wie<strong>de</strong>r korrekt, sämtliche an<strong>de</strong>ren Statistiken<br />

und Berichte (z. B. Produktionsberichte,<br />

Plankostenrechnung) wür<strong>de</strong>n jedoch weiterhin<br />

falsche Werte ausweisen und <strong>de</strong> facto unbrauchbar<br />

sein. In einem nicht integrierten<br />

Sys tem hätten diese Systemfehler bei <strong>de</strong>r neuerlichen<br />

manuellen Dateneingabe in eine Datenbank<br />

berücksichtigt wer<strong>de</strong>n können, bei<br />

ERP-Programmen fehlt hingegen diese Ein-


griffsmöglichkeit. Das Verständnis dafür, dass<br />

improvisierte Lösungen o<strong>de</strong>r schlampig korrigierte<br />

Fehler Auswirkungen in nachgelagerten<br />

Funktionsbereichen aufwerfen, fehlt jedoch<br />

oftmals bei <strong>de</strong>n Systemanwen<strong>de</strong>rn.<br />

Generell muss darauf geachtet wer<strong>de</strong>n, dass<br />

sich bei ERP-Programmen ein erhöhter Kommunikationsbedarf<br />

zwischen verschie<strong>de</strong>nen<br />

Abteilungen ergibt (vgl. Al-Mashari et<br />

al. 2003, S. 359). Dies kommt vor allem für <strong>de</strong>n<br />

Fall zum Tragen, dass nachträgliche Systemmodifikationen<br />

notwendig wer<strong>de</strong>n. Eine Än<strong>de</strong>rung<br />

in einem Funktionsbereich kann Auswirkungen<br />

auf eine Reihe von funktional nachgelagerten<br />

Anwendungen haben. Nachträgliche<br />

Sys temän<strong>de</strong>rungen sollten daher immer über<br />

<strong>de</strong>n Systemkoordinator o<strong>de</strong>r Projektleiter abgewickelt<br />

wer<strong>de</strong>n.<br />

Erfolgstreiber in <strong>de</strong>r<br />

Abschluss- / Rollout-phase<br />

Im Fall eines internationalen Konzerns o<strong>de</strong>r einer<br />

Unternehmensgruppe stellt sich auch die<br />

Frage, ob im Sinne einer globalen Strategie die<br />

ERP-Einführung an sämtlichen Standorten<br />

gleichzeitig erfolgt o<strong>de</strong>r eine stufenweise Implementierung<br />

mit einem Pilotprojekt und anschließen<strong>de</strong>n<br />

Rollouts vorgenommen wird (vgl.<br />

Bayrak 2007, S. 23). Generell wird die phasenweise<br />

Einführung als vorteilhafter angesehen,<br />

weil auf diese Weise Erfahrungen aus <strong>de</strong>m<br />

Pilotprojekt für eine effizientere Implementierung<br />

genutzt wer<strong>de</strong>n können (vgl. Umble et al.<br />

2003, S. 247). In diesem Fall sollte <strong>de</strong>r Start<br />

von Rollouts jedoch nicht zu schnell im Anschluss<br />

an die Piloteinführung erfolgen.<br />

Sehr häufig üben Beratungsunternehmen Druck<br />

aus, Rollout-Projekte sehr rasch durchzuführen.<br />

Ein zu schnelles Ausrollen von ERP-Projekten<br />

kann aber aus Unternehmenssicht erhebliche<br />

Nachteile mit sich bringen. Zum einen wer<strong>de</strong>n<br />

Systemschwächen und Fehler mit je<strong>de</strong>m weiteren<br />

Rollout multipliziert, zum an<strong>de</strong>ren sollten<br />

sich die Key-User in <strong>de</strong>r Beginnphase einer<br />

Software Einführung sehr intensiv mit <strong>de</strong>n „normalen“<br />

Systemanwen<strong>de</strong>rn beschäftigen, die<br />

üblicherweise speziell in <strong>de</strong>r Anfangsphase<br />

noch mit Anwendungsproblemen kämpfen. Beson<strong>de</strong>rs<br />

schwerwiegend ist die Problematik bei<br />

internationalen Rollout-Projekten: Die Fehlerbehebung<br />

in internationalen Tochterunternehmen<br />

ist komplizierter und vor allem<br />

teurer, da für das Projektteam bei Vorort-<br />

Einsätzen im Ausland noch Reisekosten und<br />

Leerzeiten hinzukommen. Mitunter wird die<br />

Fehlerbehebung auch noch durch Sprachprobleme<br />

erschwert und dadurch nochmals langwieriger.<br />

Das Ausrollen von ERP-Programmen sollte<br />

umgekehrt auch nicht endlos lange hinausgezögert<br />

wer<strong>de</strong>n, da Spezialwissen, wie dies<br />

beispielsweise für bestimmte Customizing-Aktivitäten<br />

gilt, die von Key-Usern wahrgenommen<br />

wer<strong>de</strong>n sollen, mit <strong>de</strong>r Zeit ohne Anwendungstraining<br />

verloren geht. Ebenso sollte bedacht<br />

wer<strong>de</strong>n, dass sich mitunter auch im Personalbereich<br />

eines Unternehmens Verän<strong>de</strong>rungen<br />

ergeben können: Fluktuation o<strong>de</strong>r Än<strong>de</strong>rungen<br />

in <strong>de</strong>r Unternehmensorganisation können Grün<strong>de</strong><br />

dafür sein, dass einzelne Mitarbeiter nicht<br />

mehr als Key-User zur Verfügung stehen.<br />

Fazit und Ausblick<br />

Die Einführung eines ERP-Systems stellt in<br />

je<strong>de</strong>m Unternehmen eine große Herausfor<strong>de</strong>rung<br />

dar. Implementierungserfolg und erwartete<br />

Nutzenvorteile ergeben sich nicht automatisch,<br />

son<strong>de</strong>rn sind das Ergebnis <strong>de</strong>r Beachtung und<br />

konsequenten Umsetzung einer Vielzahl kritischer<br />

Faktoren. Einige dieser Erfolgstreiber, wie<br />

Top-Management-Support, interne Bereitschaft<br />

für das Projekt, Zusammensetzung <strong>de</strong>s Projektteams,<br />

Erstellung und zielstrebige Umsetzung<br />

<strong>de</strong>s Blueprints, Aufbau von Inhouse-Support,<br />

konsequentes Stammdatenmanagement, Aufbau<br />

von Verständnis für integrierte Datensysteme<br />

sowie umsichtige <strong>Planung</strong> <strong>de</strong>r Rollouts,<br />

wur<strong>de</strong>n im folgen<strong>de</strong>n Beitrag näher erläutert. Zu<br />

beachten ist in diesem Zusammenhang jedoch,<br />

dass diese Auflistung keinen Anspruch auf Vollständigkeit<br />

erhebt und dass diese Faktoren selten<br />

getrennt auftreten, son<strong>de</strong>rn häufig zusammenhängen<br />

und einan<strong>de</strong>r bedingen.<br />

Literaturhinweise<br />

Al-Mashari, M./Al-Mudimigh, A./Zairi, M.<br />

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CM Januar / Februar 2011<br />

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of Operational Research, 146. Jg., H. 2,<br />

S. 352 – 364.<br />

Bayrak, E. S. (2007): ERP-Einführungsstrategien,<br />

in: ERP Management, 3. Jg., H. 4, S. 21 – 24.<br />

Davenport, T. (1998): Putting the enterprise<br />

into the enterprise system, in: Harvard Business<br />

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Freytag, C./Hartmann, F. W (2009): Stammdatenmanagement<br />

als Grundlage für effiziente<br />

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Jg., H. 2, S. 71 – 73.<br />

Gargeya, V. B./Brady, C. (2005): Success and<br />

failure factors of adopting SAP in ERP system<br />

implementation, in: Business Process Management<br />

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Grossman, T./Walsh, J. (2004): Avoiding the<br />

Pitfalls of ERP System Implementation, in: Information<br />

Systems Management, 21. Jg., H. 2,<br />

S. 38 – 42.<br />

<strong>Haufe</strong>-Lexware/ProFirma (2008): Studie:<br />

ERP-Software im Mittelstand: Einführung, Nutzung<br />

und Zufrie<strong>de</strong>nheit, Freiburg.<br />

Legare, T. L. (2002): The Role of Organizational<br />

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S. 21 – 42.<br />

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Jg., H. 2, S. 302 – 314.<br />

Umble, E. J./Haft, R. R./Umble, M. M. (2003):<br />

Enterprise resource planning: Implementation<br />

procedures and critical success factors, in: European<br />

Journal of Operational Research, 146.<br />

Jg., H. 2, S. 241 – 257.<br />

Eine Checkliste im Word-Format fin<strong>de</strong>n Sie unter<br />

www.controllermagazin.<strong>de</strong><br />

in <strong>de</strong>r Rubrik CM live.<br />

41


42<br />

Working Capital Management<br />

Working Capital Management<br />

mit gewichteten Best Possible<br />

DSO-Zielen<br />

von Hendrik Vater<br />

Erfolgreiches Working Capital Management<br />

gehört zum Standardrepertoire und damit zu<br />

<strong>de</strong>n Grundpfeilern guter Unternehmensführung.<br />

Dies zum einen, da sich über die Optimierung<br />

<strong>de</strong>s im Unternehmen gebun<strong>de</strong>nen Kapitals die<br />

Innenfinanzierung stärken lässt und die in <strong>de</strong>r<br />

Regel hieraus resultieren<strong>de</strong>n geringeren Zinszahlungen<br />

sich positiv auf das Net Income auswirken.<br />

Zum an<strong>de</strong>ren wird ein gutes Working<br />

Capital Management aufgrund seiner Prozesslastigkeit<br />

häufig als Referenz für ein gutes (Prozess-)Management<br />

und eine zufrie<strong>de</strong>nstellen<strong>de</strong><br />

Profitabilität verstan<strong>de</strong>n.<br />

Ein aktives Working Capital Management<br />

steht aber auch stets im prozessübergreifen<strong>de</strong>n<br />

wie prozessinternen Zielkonflikt verschie<strong>de</strong>ner<br />

Organisationseinheiten; dies beinhaltet<br />

auch die grundsätzliche Entscheidung Preis-<br />

versus Liquiditätsstrategie.<br />

Wesentliches Ziel <strong>de</strong>s Working Capital Managements<br />

ist es, eine möglichst geringe Kapitalbindung<br />

im Umlaufvermögen zu erreichen.<br />

Je besser die Innenfinanzierung über eine geringe<br />

Kapitalbindung ist, <strong>de</strong>sto mehr kann auf<br />

an<strong>de</strong>rweitige Finanzierungen z. B. über Darlehen<br />

von Kreditinstituten verzichtet wer<strong>de</strong>n.<br />

Angesichts <strong>de</strong>r angespannten Wirtschaftslage<br />

rücken Früherkennung und Vermeidung von<br />

Ausfallrisiken sowie Liquiditätssicherung bei<br />

vielen Unternehmen vermehrt in <strong>de</strong>n Vor<strong>de</strong>rgrund.<br />

Ein altes Sprichwort bringt die notwendige<br />

Prioritätensetzung gera<strong>de</strong> in <strong>de</strong>r <strong>de</strong>rzeitigen<br />

Krisensituation auf <strong>de</strong>n Punkt: „Reve-<br />

nue is vanity, profit is sanity, but cash is<br />

king“.<br />

Nicht weniger be<strong>de</strong>utend als das For<strong>de</strong>rungsmanagment<br />

ist in<strong>de</strong>s die Vereinbarung von Zahlungszielen.<br />

Der Vertrieb ist für die Verhandlung<br />

mit <strong>de</strong>n Kun<strong>de</strong>n zuständig. Gleichfalls beginnt<br />

hier <strong>de</strong>r für das Working Capital be<strong>de</strong>utsame<br />

Prozess <strong>de</strong>s Or<strong>de</strong>r-to-Cash. Die Vereinbarung<br />

von Zahlungszielen mit <strong>de</strong>n eigenen Kun<strong>de</strong>n<br />

stellt einen <strong>de</strong>r entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Stellhebel zur<br />

Verbesserung <strong>de</strong>s Working Capitals dar. Letztlich<br />

hilft es wenig, ein gutes Prozess- und For<strong>de</strong>rungsmanagment<br />

zu besitzen, wenn zu Beginn<br />

<strong>de</strong>s Or<strong>de</strong>r-to-Cash-Prozesses keine o<strong>de</strong>r nur<br />

unzureichen<strong>de</strong> Vereinbarungen getroffen wer<strong>de</strong>n.<br />

Daher kommt in <strong>de</strong>r Unternehmens praxis<br />

<strong>de</strong>r Working Capital adäquaten Incentivierung<br />

<strong>de</strong>s Vertriebs entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Be<strong>de</strong>utung zu.<br />

Obwohl reine Umsatz- bzw. Absatzprovisionierungen<br />

nicht nur unter Gesichtspunkten <strong>de</strong>s<br />

Working Capital Managements, son<strong>de</strong>rn auch<br />

<strong>de</strong>r Unternehmenssteuerung per se massive<br />

Fehlsteuerungen verursachen und damit mehr<br />

Wertvernichtung als Wertschaffung produzieren<br />

können, ist <strong>de</strong>r Glaube an sie ungebrochen.<br />

Voraussetzung für einen schlagkräftigen<br />

Vertrieb ist ein Vergütungssystem, das die<br />

richtigen Anreize setzt. Die Lösung liegt in<br />

wertorientierten Vergütungssystemen, welche<br />

die Stellgrößen berücksichtigen, die einerseits<br />

vom Vertrieb direkt beeinflusst wer<strong>de</strong>n können<br />

und die an<strong>de</strong>rerseits in unmittelbarem Zusammenhang<br />

mit <strong>de</strong>r Wertsteigerung verknüpft<br />

sind.<br />

Incentivierung <strong>de</strong>s Vertriebs mit<br />

DSO<br />

Im Rahmen <strong>de</strong>r zunehmen<strong>de</strong>n Fokussierung<br />

auf das Management <strong>de</strong>s Working Capitals<br />

wird in <strong>de</strong>r Unternehmenspraxis vermehrt auch<br />

<strong>de</strong>r Vertrieb aktiv miteingebun<strong>de</strong>n. Dies erfolgt<br />

vor <strong>de</strong>m Hintergrund, dass Working Capital<br />

Management nicht allein eine Aufgabe <strong>de</strong>s<br />

Finanzbereichs, son<strong>de</strong>rn vielmehr eine abteilungs-<br />

wie prozessübergreifen<strong>de</strong> Herausfor<strong>de</strong>rung<br />

darstellt. Da <strong>de</strong>r Vertrieb für die<br />

Vereinbarung <strong>de</strong>r Zahlungsziele verantwortlich<br />

ist, kommt ihm wesentliche Be<strong>de</strong>utung für ein<br />

erfolgreiches Management <strong>de</strong>s Working Capitals<br />

zu. Ein erfolgreiches Working Capital Management<br />

setzt in<strong>de</strong>s das Vorhan<strong>de</strong>nsein einer<br />

prozess-übergreifen<strong>de</strong>n Strategie und <strong>de</strong>ren<br />

erfolgreiche Umsetzung in <strong>de</strong>n einzelnen Subprozessen<br />

voraus. Eine strategie-konforme Vereinbarung<br />

<strong>de</strong>r Zahlungsziele bil<strong>de</strong>t daher das<br />

Fundament eines funktionieren<strong>de</strong>n Or<strong>de</strong>r-to-<br />

Cash-Prozesses.<br />

Unter Vertriebsgesichtspunkten stehen Aspekte<br />

<strong>de</strong>s Working Capital allerdings regelmäßig im<br />

Zielkonflikt mit an<strong>de</strong>ren möglichen Vertriebszielen<br />

wie Absatzsteigerungen, Produktneueinführungen,<br />

Neukun<strong>de</strong>nakquisen o<strong>de</strong>r<br />

Preisziele. Aus <strong>de</strong>r Perspektive <strong>de</strong>s Vertriebs<br />

wird in <strong>de</strong>r Optimierung <strong>de</strong>r Zahlungsziele daher<br />

vielfach kein vorrangiges Ziel gesehen. Da die<br />

Kun<strong>de</strong>n für ein geringeres Zahlungsziel i. d. R.<br />

eine Gegenleistung verlangen, kann es passieren,<br />

dass diesem Aspekt nicht genug Aufmerksamkeit<br />

gewidmet wird bzw. zu schnell subopti-


male Verhandlungsergebnisse akzeptiert wer<strong>de</strong>n.<br />

In<strong>de</strong>s – die beste Marge nützt nichts, wenn<br />

sie später durch extrem lange Zahlungsziele<br />

„aufgefressen“ wird.<br />

Teilweise mangelt es auch am Verständnis für<br />

die Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>r Vereinbarung von Zahlungszielen<br />

bzw. <strong>de</strong>s Working Capital Managment.<br />

Aus Unternehmenssicht ist daher sicherzustellen,<br />

dass <strong>de</strong>r Vertrieb motiviert in das prozessübergreifen<strong>de</strong><br />

Working Capital Managment einbezogen<br />

wird. Aus diesem Grund halten vermehrt<br />

Incentivierungen Einzug in die Unternehmenspraxis,<br />

die <strong>de</strong>m Vertrieb Anreize zur<br />

Berücksichtigung übergeordneter Working Capital-Ziele<br />

geben.<br />

Hilfreich für das mit <strong>de</strong>r Vereinbarung von DSO-<br />

Zielen verbun<strong>de</strong>ne Anliegen einer För<strong>de</strong>rung<br />

<strong>de</strong>s Verständnisses für Working Capital Management<br />

ist, wenn das Unternehmen ein EVAorientertes<br />

System <strong>de</strong>r Unternehmensteuerung<br />

nutzt. Denn die Unternehmenssteuerung mittels<br />

EVA erfor<strong>de</strong>rt im Gesamtunternehmen ein<br />

Verständnis für die Werttreiber, und das Working<br />

Capital ist einer <strong>de</strong>r essentiellen Einflussfaktoren,<br />

die es zwecks Optimierung <strong>de</strong>r Kapitalstruktur<br />

zu steuern gilt.<br />

Bedingt durch seine Nähe zum Kun<strong>de</strong>n kommt<br />

<strong>de</strong>m Vertrieb im Rahmen <strong>de</strong>s Working Capital<br />

Managements wesentliche Be<strong>de</strong>utung zu. Der<br />

Vertrieb ist gleichzeitig Ausgangspunkt für <strong>de</strong>n<br />

Or<strong>de</strong>r-to-Cash-Prozess und Katalysator bei<br />

<strong>de</strong>r Klärung von Streitfragen:<br />

� Bei <strong>de</strong>n Vertragsverhandlungen mit <strong>de</strong>n Kun<strong>de</strong>n<br />

sollten möglichst günstige Zahlungsziele<br />

vereinbart wer<strong>de</strong>n;<br />

� Informationen zu Bonitätsschwierigkeiten<br />

einzelner Kun<strong>de</strong>n sollten umgehend an das<br />

Credit- und For<strong>de</strong>rungsmanagement weitergegeben<br />

wer<strong>de</strong>n;<br />

� Bei Nichteinhaltung <strong>de</strong>r Zahlungsziele kann<br />

<strong>de</strong>r Vertriebsmitarbeiter durch Kun<strong>de</strong>ngespräche<br />

zur Klärung miteinbeogen wer<strong>de</strong>n<br />

(z. B. Reklamationen);<br />

� Maßnahmen wie Verringerung <strong>de</strong>s Kreditlimits,<br />

Vorkasse o<strong>de</strong>r Lieferstopps bedingen<br />

die Zusammenarbeit mit <strong>de</strong>m Vertrieb;<br />

� Kein Verkauf von Ware an Kun<strong>de</strong>n mit Zahlungsschwierigkeiten<br />

bzw. keine eigenmächtige<br />

Verlängerung von Zahlungszielen bzw.<br />

Vereinbarung von Zahlungszielen außerhalb<br />

vereinbarter Grenzwerte.<br />

Days of Sales Outstanding als<br />

Zielvorgabe<br />

In <strong>de</strong>r Unternehmenspraxis wird heute weltweit<br />

die Kennzahl Days of Sales Outstanding<br />

(DSO) zur Messung <strong>de</strong>r Liquidität genutzt. Die<br />

Kennzahl Days of Sales Outstanding (DSO, zu<br />

dt. For<strong>de</strong>rungsreichweite; Umschlagsdauer <strong>de</strong>r<br />

For<strong>de</strong>rungen) misst die durchschnittliche Laufzeit<br />

<strong>de</strong>r For<strong>de</strong>rungen, d. h. die in Tagen ausgedrückte<br />

Zeitspanne von <strong>de</strong>r Rechnungserstellung<br />

bis zum Zahlungseingang. Zuweilen wird<br />

die Kennzahl auch als Average Days Outstanding<br />

(ADO) o<strong>de</strong>r Average Collection Period<br />

(ACP) bezeichnet. Die DSO lassen sich folgen<strong>de</strong>r<br />

Formel entnehmen:<br />

Days Sales Outstanding (DSO) = For<strong>de</strong>rungen<br />

aus Lieferungen und Leistungen / Umsatz x<br />

360 Tage 1<br />

Der Umsatz beinhaltet i. d. R. die gross sales,<br />

d. h. <strong>de</strong>n an <strong>de</strong>n Kun<strong>de</strong>n fakturierten Umsatz<br />

einschließlich USt und Zölle; dabei wird nur <strong>de</strong>r<br />

mit Dritten erzielte Umsatz berücksichtigt, Intercompany-Beziehungen<br />

bleiben außen vor. Die in<br />

<strong>de</strong>r Formel anzusetzen<strong>de</strong>n For<strong>de</strong>rungen aus<br />

Lieferungen und Leistungen erhält man, in<strong>de</strong>m<br />

die For<strong>de</strong>rungen aus Lieferungen und Leistungen<br />

am Perio<strong>de</strong>nbeginn, zuzüglich <strong>de</strong>r For<strong>de</strong>rungen<br />

aus Lieferungen und Leistungen zum<br />

Perio<strong>de</strong>nen<strong>de</strong>, durch zwei dividiert wer<strong>de</strong>n.<br />

Die DSO dienen vielfach als Effizienzgröße für<br />

das Mahnwesen bzw. Debitorenmanagement,<br />

aber auch als KPI zur Beurteilung <strong>de</strong>s gesamten<br />

Or<strong>de</strong>r-to-Cash-Prozesses eines Unternehmens.<br />

Je kleiner diese Kennzahl ist, <strong>de</strong>sto effizienter<br />

läuft <strong>de</strong>r Prozess, um so wirtschaftlicher ist es<br />

für das Unternehmen.<br />

Die Kennzahl DSO gibt also Auskunft über das<br />

Zahlungsverhalten <strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong>n auf Basis <strong>de</strong>r<br />

Erlöse, die als Zahlungseingang im Unternehmen<br />

eingetroffen sind. Die DSO informieren<br />

über die Liquidität, die in For<strong>de</strong>rungen gebun<strong>de</strong>n<br />

ist, und daher nicht zur Innenfinanzierung<br />

zur Verfügung stehen. Grundsätzlich gilt, je länger<br />

Zahlungen ausbleiben, <strong>de</strong>sto schlechter ist<br />

dies für <strong>de</strong>n gesamten Cash Cycle, da das Unternehmen<br />

i. d. R. in <strong>de</strong>r Zwischenzeit auf externe<br />

Finanzierungen zurückgreifen muss.<br />

Aufgrund <strong>de</strong>r zunehmen<strong>de</strong>n Fokussierung auf<br />

das Working Capital Management und <strong>de</strong>r Erkenntnis,<br />

das ein erfolgreiches Working Capital<br />

beim Vertrieb beginnt, wer<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>r Unternehmenspraxis<br />

vermehrt entsprechend erfolgsabhängige<br />

Bonusvereinbarungen getroffen.<br />

Vereinbarung von DSO-Zielen für<br />

<strong>de</strong>n Vertrieb<br />

Working Capital-Ziele können auf unterschiedliche<br />

Weise in die Zielvorgaben integriert wer<strong>de</strong>n.<br />

Grundsätzlich stehen drei Ansätze zur Anreizgestaltung<br />

zur Verfügung. Unternehmen<br />

können <strong>de</strong>m Vertrieb DSO-Ziele, BP DSO-Ziele<br />

o<strong>de</strong>r gewichtete BP DSO-Ziele vorgeben.<br />

In <strong>de</strong>r Unternehmenspraxis fin<strong>de</strong>n zur Zeit vor<br />

allem reguläre DSO-Vorgaben Verwendung;<br />

die Nutzung von BP DSO steht ausweislich einer<br />

Untersuchung von KPMG erst am Anfang,<br />

aufgrund ihrer Vorteile gegenüber herkömmlichen<br />

DSO-Zielen bleibt jedoch zu erwarten,<br />

dass diese in <strong>de</strong>r Zukunft verstärkt zum Einsatz<br />

gelangen.<br />

Normale DSO-Ziele<br />

CM Januar / Februar 2011<br />

Die Anreizgestaltung mit herkömmlichen DSO-<br />

Zielen folgt <strong>de</strong>r Logik, die durch die DSO ausgedrückte<br />

Strategie <strong>de</strong>s Working Capital Managements<br />

auch <strong>de</strong>r Vertriebseinheit vorzugeben.<br />

Der Vertrieb wird wie an<strong>de</strong>re Organisationseinheiten<br />

mit <strong>de</strong>m DSO-Ziel incentiviert, zur<br />

Reduktion <strong>de</strong>r DSO und damit <strong>de</strong>r Optimierung<br />

<strong>de</strong>s Working Capital beizutragen. Wird dieser<br />

Ansatz gewählt, erhält <strong>de</strong>r Vertrieb in<strong>de</strong>s eine<br />

Zielvorgabe, die nur teilweise direkt beinflusst<br />

wer<strong>de</strong>n kann.<br />

Denn die DSO als solche durchlaufen <strong>de</strong>n gesamten<br />

Or<strong>de</strong>r-to-Cash-Prozess. So nützt es<br />

letzten En<strong>de</strong>s wenig, wenn <strong>de</strong>r Vertrieb DSOkonform<br />

agiert, sich die DSO jedoch durch Unzulänglichkeiten<br />

in <strong>de</strong>r Leistungserbringung,<br />

<strong>de</strong>r Rechnungsstellung o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s For<strong>de</strong>rungsmanagements<br />

negativ entwickeln.<br />

43


44<br />

Working Capital Management<br />

Abb. 1: Or<strong>de</strong>r to Cash Cycle (PWC 2009)<br />

Vorteilhaft ist also die Konzentration auf ein<br />

einheitliches Unternehmensziel, das gleichwohl<br />

mit <strong>de</strong>m Nachteil <strong>de</strong>s Nichtvorliegens einer<br />

möglichst direkten Beeinflussbarkeit einhergeht.<br />

In<strong>de</strong>s wird durch die Incentivierung nicht nur die<br />

richtige Herangehensweise an neu anstehen<strong>de</strong><br />

Kun<strong>de</strong>nverhandlungen adressiert. Vielmehr erhält<br />

<strong>de</strong>r Vertrieb <strong>de</strong>n Anreiz zu prüfen, ob beispielsweise<br />

bestehen<strong>de</strong> Kategorien von Zahlungszielen<br />

richtig an die unterschiedlichen Regionen<br />

und Kun<strong>de</strong>nstrukturen angepasst sind.<br />

Normale BP DSO-Ziele<br />

In <strong>de</strong>r Unternehmenspraxis setzt sich zunehmend<br />

die Erkenntnis durch, dass ein erfolgreiches<br />

Working Capital Management eine<br />

entsprechen<strong>de</strong> Unternehmenskultur und eine<br />

abteilungs- wie prozessübergreifen<strong>de</strong> Zusammenarbeit<br />

verschie<strong>de</strong>nster Organisationseinheiten<br />

erfor<strong>de</strong>rt. Aus diesem Grund wer<strong>de</strong>n<br />

Working Capital Management-Ziele zunehmend<br />

in prozessspezifische Subziele aufge-<br />

Autor<br />

spalten. In diesem Sinne erhält <strong>de</strong>r Vertrieb <strong>de</strong>n<br />

Anreiz zur Vereinbarung möglichst optimaler<br />

Zahlungsziele, während z. B. das For<strong>de</strong>rungsmanagement<br />

mit <strong>de</strong>n echten Verzugstagen<br />

(Average Days Delinquent, ADD), <strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong>nservice<br />

mittels eines KPI zur erfolgreichen<br />

Bewältigung von Reklamationen o<strong>de</strong>r das<br />

Rechnungswesen anhand <strong>de</strong>r Fehlerfreiheit <strong>de</strong>r<br />

Rechnungsstellung gemessen wird.<br />

Mit Blick auf <strong>de</strong>n Vertrieb ist vor allem die Vereinbarung<br />

optimaler Zahlungsziele be<strong>de</strong>utsam.<br />

Die Vereinbarung optimaler Zahlungsziele in<br />

<strong>de</strong>n Kun<strong>de</strong>nverhandlungen gehört zu <strong>de</strong>n<br />

Kernaufgaben <strong>de</strong>s Vertriebs und kann von diesem<br />

i. d. R. wesentlich gestaltet wer<strong>de</strong>n. Damit<br />

erhält <strong>de</strong>r Vertrieb ein Ziel, das seiner prozessspezifischen<br />

Stellung im Gesamtkontext <strong>de</strong>s<br />

Or<strong>de</strong>r-to-Cash-Prozesses entspricht. Wenn zu<br />

Beginn <strong>de</strong>s Or<strong>de</strong>r-to-Cash-Prozesses keine<br />

o<strong>de</strong>r wenig optimale Zahlungsziele vereinbart<br />

wer<strong>de</strong>n, kann dies in <strong>de</strong>n nachfolgen<strong>de</strong>n Prozessschritten<br />

kaum aufgeholt wer<strong>de</strong>n. Zwar<br />

können die Zahlungseingänge forciert und<br />

Dr. Hendrik Vater<br />

ist Mitglied <strong>de</strong>s Vorstands und Chief Financial Officer <strong>de</strong>r italienischen<br />

Lan<strong>de</strong>sgesellschaft eines führen<strong>de</strong>n DAX-30 Konzerns.<br />

Er vertritt in vorliegen<strong>de</strong>m Beitrag ausschließlich seine eigene<br />

private Meinung.<br />

Ausfälle minimiert wer<strong>de</strong>n, aber dies kann <strong>de</strong>n<br />

Effekt aus <strong>de</strong>r Zahlungszielvereinbarung kaum<br />

korrigieren. Daher ist es be<strong>de</strong>utsam, bereits zu<br />

Beginn <strong>de</strong>s OtC-Prozesses richtig zu agieren.<br />

Für <strong>de</strong>n Vertrieb bietet sich daher die Verwendung<br />

<strong>de</strong>r Best Possible DSO (BPDSO) an. Die<br />

BPDSO repräsentieren die vom Vertrieb vereinbarten<br />

Zahlungsziele. Wie <strong>de</strong>r Name bereits<br />

darlegt, stellen die mit <strong>de</strong>m Kun<strong>de</strong>n vereinbarten<br />

Zahlungsziele <strong>de</strong>n Optimalwert dar, <strong>de</strong>r in<br />

<strong>de</strong>n nachfolgen<strong>de</strong>n Prozessschritten nicht unterschritten<br />

wer<strong>de</strong>n kann. Ziel <strong>de</strong>r Vorgabe von<br />

BPDSO ist es, <strong>de</strong>n Vertrieb zu motivieren, möglichst<br />

optimale Zahlungsziele mit <strong>de</strong>n Kun<strong>de</strong>n<br />

zu vereinbaren. In<strong>de</strong>s steht die Vereinbarung<br />

möglichst schneller Zahlungsziele in Vefkaufsverhandlungen<br />

regelmässig im Zielkonflikt mit<br />

<strong>de</strong>r Profitabilität (Stichwort „Skonto“) und sollte<br />

daher entsprechend gewürdigt wer<strong>de</strong>n. Auf<br />

<strong>de</strong>m Wege einer Kombination mit einem Renditeziel<br />

kann sichergestellt wer<strong>de</strong>n, dass ein Pareto-Optimum<br />

zwischen Rendite und Liquididtät<br />

angestrebt wird. Ausweislich einer Studie<br />

von KPMG fin<strong>de</strong>n BPDSO in<strong>de</strong>s erst bei 11 %<br />

von befragten 1000 europäischen Unternehmen<br />

Anwendung. 2<br />

Gewichtete BP DSO-Ziele<br />

Die Vereinbarung von gewichteten BP DSO geht<br />

einen Schritt weiter. Die Vorgabe gewichteter<br />

BP DSO greift die Vorteile <strong>de</strong>r Vereinbarung<br />

möglichst optimaler Zahlungsziele auf und


verbin<strong>de</strong>t diese mit einer Umsatzgewichtung.<br />

Die Vereinbarung umsatzgewichteter<br />

DSO Ziele verfügt über <strong>de</strong>n Charme, dass <strong>de</strong>r<br />

Vertrieb bzw. das Key Account Management<br />

<strong>de</strong>n Anreiz erhält, gera<strong>de</strong> bei <strong>de</strong>r Vereinbarung<br />

von großen Aufträgen optimale Zahlungsziele<br />

mit <strong>de</strong>n Kun<strong>de</strong>n zu vereinbaren. Denn letztlich<br />

haben die großen Aufträge erheblich größere<br />

Auswirkungen auf die DSO-Performance <strong>de</strong>s<br />

Unternehmens. In<strong>de</strong>m die vereinbarten Zahlungsbedingungen<br />

mit <strong>de</strong>r Auftragssumme gewichtet<br />

wer<strong>de</strong>n, kann die Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>r einzelnen<br />

Aufträge für das Working Capital ver<strong>de</strong>utlicht<br />

wer<strong>de</strong>n.<br />

Letztlich wird so sichergestellt, <strong>de</strong>n Working Capital-Zielen<br />

gera<strong>de</strong> in <strong>de</strong>n schwierigen Verhandlungen<br />

Rechnung zu tragen, da Großkun<strong>de</strong>n<br />

i. d. R. eine bessere Verhandlungsmacht<br />

als kleine o<strong>de</strong>r normale Kun<strong>de</strong>n besitzen. Wer<strong>de</strong>n<br />

lediglich ungewichtete DSO-Ziele vorgegeben,<br />

besteht die Gefahr, dass die Zahlungszielvorgaben<br />

vor allem bei vergleichsweise kleinen,<br />

„einfachen” Kun<strong>de</strong>n erzielt wer<strong>de</strong>n.<br />

Die Gewichtung hilft daher, sich auf große Aufträge<br />

mit vergleichsweise erheblichen Auswirkungen<br />

auf die Liquidität und damit die Finanzierungskosten<br />

zu konzentrieren. Bei kleinen<br />

Kun<strong>de</strong>n können die Zahlungsziele i. d. R. erheblich<br />

einfacher durchgesetzt wer<strong>de</strong>n, als bei<br />

Großkun<strong>de</strong>n, die entsprechen<strong>de</strong> Gegenfor<strong>de</strong>rungen<br />

erheben. Um die Unternehmensziele zu<br />

erreichen, ist aber gera<strong>de</strong> sicherzustellen, dass<br />

bei <strong>de</strong>n großen Aufträgen die Zahlungszielvorgaben<br />

berücksichtigt wer<strong>de</strong>n. Letztlich ist es<br />

zu<strong>de</strong>m sinnvoll, auf <strong>de</strong>m Wege einer Scorecard<br />

die Zahlungszielvorgaben mit an<strong>de</strong>ren Unternehmenszielen<br />

zu verknüpfen, damit die Zahlungsziele<br />

nicht zu Lasten an<strong>de</strong>rer Unternehmensziele<br />

vereinbart wer<strong>de</strong>n.<br />

Kombination mit an<strong>de</strong>ren Zielen<br />

Alternativ zu <strong>de</strong>n vorgestellten Konzepten kann<br />

auch auf an<strong>de</strong>re Weise sichergestellt wer<strong>de</strong>n,<br />

dass sich Vertriebsmitarbeiter auch um die Bezahlung<br />

von Rechnungen kümmern: So ist es in<br />

einigen Branchen (z. B. Anlagenbau, Großgeräte,<br />

Projekte) möglich und sinnvoll, <strong>de</strong>n Zahlungseingang<br />

separat, d. h. pro Verkaufsvorgang,<br />

zu verfolgen. Die jeweiligen Umsät-<br />

ze und Deckungsbeiträge fließen dann erst in<br />

die Zielerreichung ein, wenn die Zahlung erfolgt<br />

ist – ein sehr wirksames Mittel, um Vertriebsmitarbeitern<br />

einen Anreiz zu setzen, sich um<br />

die pünktliche Begleichung von Rechnungen zu<br />

kümmern.<br />

Hilfreich kann zu<strong>de</strong>m sein, <strong>de</strong>m Vertrieb mit<br />

<strong>de</strong>n Average Days Delinquent (ADD) ein weiteres<br />

übergreifen<strong>de</strong>s Working Capital-Ziel zu<br />

setzen. Die ADD sollen <strong>de</strong>m Vertrieb <strong>de</strong>n Anreiz<br />

geben, an<strong>de</strong>re im OtC Prozess nachgelagerte<br />

Einheiten zu unterstützen.<br />

Der Vertrieb hat im Zusammenhang mit Working<br />

Capital Management jedoch nicht nur<br />

Schnittstellen mit <strong>de</strong>m Or<strong>de</strong>r-to-Cash. Über die<br />

Absatzplanung ist auch die <strong>de</strong>m Produktionsprozess<br />

zugrun<strong>de</strong>liegen<strong>de</strong> Vorratshaltung betroffen.<br />

Dieser als Forecast-to-Fulfill bezeichnete<br />

Prozess gehört wie <strong>de</strong>r Or<strong>de</strong>r-to-Cash-<br />

Prozess zu <strong>de</strong>n drei wesentlichen Prozessen<br />

<strong>de</strong>s Working Capital Managements. Wie <strong>de</strong>r<br />

Name dieses Teilprozesses besagt, startet die<br />

Vorratshaltung mit <strong>de</strong>r Absatzprognose. Da<br />

diese in <strong>de</strong>r Regel vom Vertrieb verantwortet<br />

wird, beginnt auch <strong>de</strong>r zweite Working Capital<br />

Prozess unter Verantwortung <strong>de</strong>r Vertriebsfunktion.<br />

Aus diesem Grund wird in <strong>de</strong>r Unternehmenspraxis<br />

<strong>de</strong>r Vertrieb auch mit einem auf<br />

<strong>de</strong>n Forecast-to-Fulfill-Prozess bezogenen Erfolgsziel<br />

vergütet. Hier bietet sich z. B. die Kennzahl<br />

Days of Inventory Held (DIH) o<strong>de</strong>r aber<br />

mit einem KPI zur Nachverfolgung <strong>de</strong>r Genauigkeit<br />

<strong>de</strong>r Absatzprognose wie<strong>de</strong>rum eine vertriebsspezifische<br />

Kennzahl an.<br />

Aus Unternehmenssicht ist es erfolgskritisch,<br />

die Erfolgsziele für <strong>de</strong>n Vertrieb insgesamt im<br />

Blick zu behalten: Auf <strong>de</strong>m Wege einer Balanced<br />

Scorecard können verschie<strong>de</strong>ne Ziele so<br />

kombiniert wer<strong>de</strong>n, dass Zahlungsziele nicht zu<br />

Lasten an<strong>de</strong>rer Erfolgsziele vereinbart wer<strong>de</strong>n<br />

und insgesamt ein Pareto-Optimum erreicht<br />

wer<strong>de</strong>n kann.<br />

Vorgabe von EVA-Zielen als<br />

Alternative<br />

Als Alternative bietet sich eine Vergütung an,<br />

bei <strong>de</strong>r Werttreiber im Vor<strong>de</strong>rgrund stehen, die<br />

<strong>de</strong>r Vertrieb direkt beeinflussen kann und die<br />

gleichzeitig im direkten Zusammenhang zum<br />

Unternehmenswert stehen. Entschei<strong>de</strong>nd ist<br />

die Integration von Ertragskomponenten, wie<br />

Deckungsbeitrag o<strong>de</strong>r Ergebnis, sowie von beeinflussbaren<br />

Vermögenskomponenten, wie<br />

For<strong>de</strong>rungen o<strong>de</strong>r Vorräte. Vorteilhaft ist hier,<br />

dass auf diese Art und Weise sowohl Ertrags-<br />

als auch Vermögenskomponenten integriert<br />

wer<strong>de</strong>n können. Eine Möglichkeit hierzu besteht<br />

in <strong>de</strong>r Nutzung <strong>de</strong>r Kennzahl EVA. Über<br />

die Kennzahl EVA können zu<strong>de</strong>m verschie<strong>de</strong>ne<br />

Working Capital-Größen kombiniert berücksichtigt<br />

wer<strong>de</strong>n. I<strong>de</strong>alerweise wer<strong>de</strong>n diese Komponenten<br />

zum Wertbeitrag (z. B. EVA ® ) <strong>de</strong>s Unternehmens<br />

o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s Geschäftsbereiches kombiniert<br />

(vgl. Abbildung 2). Auf diese Weise <strong>de</strong>nkt<br />

<strong>de</strong>r Vertrieb unternehmenswertorientiert, und<br />

Produkte wer<strong>de</strong>n nicht vorrangig über <strong>de</strong>n Preis<br />

verkauft. Unrentable Umsätze wer<strong>de</strong>n eingestellt<br />

und <strong>de</strong>r Stellhebel <strong>de</strong>r Zahlungskonditionen<br />

wird ebenfalls stärker berücksichtigt. 3<br />

Zusammenfassung<br />

CM Januar / Februar 2011<br />

Abb. 2: Berechnung Wertbeitrag / EVA®<br />

Working Capital Management wird – auch<br />

durch die <strong>de</strong>rzeitige Finanz- und Wirtschaftskrise<br />

bedingt – zunehmend populärer. In <strong>de</strong>r Praxis<br />

zeigt sich oft, dass es bei einer Integration<br />

<strong>de</strong>r DSO in die Zielvorgaben <strong>de</strong>s Vertriebs<br />

zu einer signifikanten Verbesserung kommt, da<br />

die Aufmerksamkeit <strong>de</strong>r Verantwortlichen geweckt<br />

wird. So kann <strong>de</strong>r Vertriebsmitarbeiter<br />

durch gezielte Ansprache in <strong>de</strong>n Vertragsver-<br />

45


46<br />

Working Capital Management<br />

Abb. 3: Zielkonflikte beim Working Capital Management<br />

handlungen mit <strong>de</strong>n Abnehmern die Basis für<br />

ein erfolgreiches Working Capital Management<br />

legen.<br />

Insgesamt setzt sich vermehrt die Erkenntnis<br />

durch, dass erfolgreiches Working Capital<br />

Management nicht alleinige Aufgabe <strong>de</strong>s<br />

Finanzbereichs ist, son<strong>de</strong>rn vielmehr eine bereichs-<br />

wie prozessübergreifen<strong>de</strong> Aufgabe ist<br />

(vgl. Abbildung 3). Der Or<strong>de</strong>r-to-Cash-Prozess<br />

beginnt mit <strong>de</strong>r Vereinbarung möglichst optimaler<br />

Zahlungsziele. Diese wichtige Aufgabe fällt<br />

im Normallfall in <strong>de</strong>n Verantwortungsbereich<br />

<strong>de</strong>s Vertriebs.<br />

In <strong>de</strong>r Praxis wird <strong>de</strong>m Rechnung getragen, in<strong>de</strong>m<br />

Unternehmen <strong>de</strong>shalb dazu übergehen,<br />

<strong>de</strong>m Vertrieb entsprechen<strong>de</strong> Ziele zu setzen.<br />

Über die Verknüpfung mit <strong>de</strong>n Bonuszahlungen<br />

kann sichergestellt wer<strong>de</strong>n, dass das<br />

Working Capital Management bereits zu Beginn<br />

<strong>de</strong>s Or<strong>de</strong>r-to-Cash-Prozesses <strong>de</strong>n richtigen<br />

Weg nimmt.<br />

Die Verwendung von Best Possible DSO gibt<br />

<strong>de</strong>n Vertriebsmitarbeitern einen Anreiz zur Vereinbarung<br />

möglichst optimaler Zahlungsziele.<br />

Durch die direkte Beeinflussbarkeit dieses Ziels<br />

kann die Akzeptanz erhöht und ein richtiger<br />

Start <strong>de</strong>s Working Capital Managements zu Beginn<br />

<strong>de</strong>s Or<strong>de</strong>r-to-Cash-Prozesses erreicht<br />

wer<strong>de</strong>n.<br />

Das Mo<strong>de</strong>ll <strong>de</strong>r gewichteten Best Possible<br />

DSO erweitert die Optimierung <strong>de</strong>r Zahlungsbedingungen<br />

um die jeweilige Umsatzkomponente.<br />

In<strong>de</strong>m das Auftragsvolumen <strong>de</strong>n Zielerreichungsgrad<br />

mitbestimmt, wird <strong>de</strong>r Fokus<br />

<strong>de</strong>s Vertriebs auf die für das Working Capital<br />

Management entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Aufträge garantiert.<br />

Fußnoten<br />

1 Grundsätzlich ist zu beachten, dass in <strong>de</strong>r Praxis<br />

verschie<strong>de</strong>ne Berechnungsvarianten existieren,<br />

die im Ergebnis zu Abweichungen untereinan<strong>de</strong>r<br />

führen können, vgl. Ortan-Angel/Prior,<br />

Problems & Perspectives in Management, Heft<br />

1/2004, S. 189 – 205.<br />

2 Vgl. KPMG, Working Capital Management –<br />

Eine Bestandsaufnahme: Wie europäische Unternehmen<br />

ihr Working Capital steuern, 2005,<br />

S. 19.<br />

3 Vgl. auch Stern Stewart Research / Volume 31,<br />

Steigerung <strong>de</strong>r Vertriebsperformance durch<br />

wertorientierte Vergütung – Vom Umsatzjäger<br />

zum Kun<strong>de</strong>nwertmanager, 2008, S. 4f.<br />

Liebe Leserinnen und Leser,<br />

seit zwei Jahren gibt es unseren Online-<br />

Service „CM-Live”, <strong>de</strong>r von Ihnen rege<br />

genutzt wird. Um die Beiträge und Tools im<br />

Web kümmert sich unser Internetredakteur<br />

Günther Lehmann, <strong>de</strong>n Sie hier an seinem<br />

Arbeitsplatz bei <strong>Haufe</strong>-Lexware in <strong>de</strong>r Munzinger<br />

Straße in Freiburg sehen.<br />

Günther Lehmann ist Chefredakteur für<br />

Controlling bei <strong>Haufe</strong>-Lexware und verantwortet<br />

die vernetzten Portale<br />

www.controllermagazin.<strong>de</strong><br />

www.controllerwissen.<strong>de</strong>.<br />

E-Mail: guenther.lehmann@haufe-lexware.com


4 5<br />

12<br />

2<br />

8 9<br />

1<br />

6 7<br />

10 11<br />

13 14<br />

15 16<br />

17<br />

Waagerecht<br />

2. Zusammenführung mehrerer Teileinheiten zu<br />

einer größeren Einheit<br />

4. Abkürzung für last in first out<br />

6. Bezeichnung einer gezielten Menge von<br />

Marktteilnehmern<br />

10. Umsatz dividiert durch Bilanzsumme<br />

13. Dokument, das die Umsetzung von<br />

Kun<strong>de</strong>nanfor<strong>de</strong>rungen beschreibt<br />

14. Oft verwen<strong>de</strong>te Abkürzung für Vorräte<br />

+For<strong>de</strong>rungen-Verbindlichkeiten<br />

15. Fremdkapital dividiert durch Eigenkapital<br />

16. Kapitaleinlage einer AG<br />

17. Bezeichnung interner und externer<br />

Anspruchsgruppen eines Unternehmens<br />

Dietmar Pascher´s<br />

Controllerrätsel<br />

Senkrecht<br />

1. Organisatorische Einheit, die<br />

selbstverantwortlich nach Gewinn strebt<br />

3. Abkürzung für enterprise resource planning<br />

5. <strong>Planung</strong> <strong>de</strong>r Liquidität und Stabilität<br />

7. Stellvertreten<strong>de</strong>r Vorsitzen<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s Controller<br />

Vereins<br />

8. Beschreibung <strong>de</strong>r richtigen Wege zur<br />

Zielerreichung<br />

9. Abkürzung <strong>de</strong>r Pflichtlektüre für Controller<br />

11. Mission Statement<br />

12. Fusion englisch<br />

Die Lösung fin<strong>de</strong>n Sie auf www.controllermagazin.<strong>de</strong> – CM live.<br />

Dipl.-Ing. Dietmar Pascher<br />

d.pascher@controlleraka<strong>de</strong>mie.<strong>de</strong><br />

3<br />

CM Januar / Februar 2011<br />

47


48<br />

Working Capital Management<br />

Möglichkeiten und Grenzen eines<br />

Working Capital Management in <strong>de</strong>r Praxis<br />

Am Beispiel <strong>de</strong>r SAM Schulte Gruppe<br />

von Mark Ebbeken und Tim Kucharczyk<br />

Insbeson<strong>de</strong>re vor <strong>de</strong>m Hintergrund <strong>de</strong>r Wirtschaftskrise<br />

kommt einem stringenten Working<br />

Capital Management 1 eine herausragen<strong>de</strong><br />

Be<strong>de</strong>utung zu. Ziel ist die möglichst weitreichen<strong>de</strong><br />

Freisetzung <strong>de</strong>s im Umlaufvermögen<br />

gebun<strong>de</strong>nen Kapitals bei gleichzeitiger Optimierung<br />

<strong>de</strong>r kurzfristigen Verbindlichkeiten,<br />

um so freie Liquidität zu schaffen und die Zinsposition<br />

<strong>de</strong>s Unternehmens zu verbessern (vgl.<br />

Abbildung 1).<br />

Hierzu gibt es eine Vielzahl möglicher Maßnahmen,<br />

nicht alle sind jedoch für je<strong>de</strong>s Unternehmen<br />

sinnvoll anwendbar. So bestehen allein<br />

durch die Branchenzugehörigkeit <strong>de</strong>utliche<br />

Unterschie<strong>de</strong>. 2<br />

Zu<strong>de</strong>m ist in <strong>de</strong>r Praxis stets zu beachten, dass<br />

die separate Optimierung eines Bereichs<br />

Abb. 1: Ermittlungsschema Working Capital<br />

negative Effekte auf an<strong>de</strong>re Bereiche zur<br />

Folge haben kann. So kann etwa die Hinauszögerung<br />

<strong>de</strong>r Zahlung von Verbindlichkeiten<br />

aus LuL dazu führen, dass ein Unternehmen<br />

von Lieferanten nicht mehr bevorzugt beliefert<br />

wird, was erhöhte Sicherheitsbestän<strong>de</strong> erfor<strong>de</strong>rlich<br />

macht, wodurch wie<strong>de</strong>rum Kapital gebun<strong>de</strong>n<br />

wird. 3 Zu beachten sind <strong>de</strong>shalb stets<br />

die Zielkonflikte, die im Rahmen <strong>de</strong>s Working<br />

Capital Managements entstehen. Dabei muss<br />

abgeschätzt wer<strong>de</strong>n, welche Vorgehensweise<br />

langfristig <strong>de</strong>n größten Nutzen erbringt.<br />

Anhand ausgewählter Beispiele soll nun dargestellt<br />

wer<strong>de</strong>n, welche Grenzen in <strong>de</strong>r Umsetzbarkeit<br />

theoretischer Konzepte aufgrund bestimmter<br />

Rahmenbedingungen in <strong>de</strong>r Praxis<br />

vorliegen und welche Modifikationsnotwendigkeiten<br />

hieraus resultieren können.<br />

Konkrete Umsetzung eines<br />

Working Capital Management bei<br />

<strong>de</strong>r SAM Schulte Gruppe<br />

Die SAM Schulte Gruppe gehört zu <strong>de</strong>n namhaften<br />

europäischen Markenherstellern von<br />

hochwertigen Armaturen und Badausstattungen.<br />

Nachfolgend wird anhand von ausgewählten<br />

Optimierungsansätzen aufgezeigt, welchen<br />

konkreten Einfluss sie auf das Working<br />

Capital <strong>de</strong>r Gruppe haben können und was bei<br />

ihrer Umsetzung zu berücksichtigen ist.<br />

Die Optimierung <strong>de</strong>r Bestän<strong>de</strong> bil<strong>de</strong>t auf Grund<br />

<strong>de</strong>r Be<strong>de</strong>utung für SAM dabei <strong>de</strong>n Hauptteil <strong>de</strong>s<br />

Beitrags. Maßnahmen bei For<strong>de</strong>rungen und<br />

Verbindlichkeiten wer<strong>de</strong>n aufgrund <strong>de</strong>r gebotenen<br />

Kürze lediglich gerafft dargestellt.<br />

Bestän<strong>de</strong><br />

Exemplarisch erfolgt die Darstellung für die bei<br />

SAM als sinnvoll umsetzbar eingeschätzten<br />

Optimierungsmöglichkeiten: optimale Losgröße,<br />

Senkung <strong>de</strong>s Lieferbereitschaftsgra<strong>de</strong>s,<br />

Reduzierung <strong>de</strong>r Durchlaufzeiten und Sortimentsbereinigung.


Optimale Losgröße<br />

Bei SAM wur<strong>de</strong> die Produktionsplanung in<br />

<strong>de</strong>r Vergangenheit primär nicht an <strong>de</strong>r optimalen<br />

Losgröße ausgerichtet, son<strong>de</strong>rn anhand<br />

von Durchschnittsverbräuchen <strong>de</strong>r<br />

Vergangenheit unter Berücksichtigung <strong>de</strong>r aktuellen<br />

Auftragssituation durchgeführt. Die<br />

Losgröße für eine beispielhafte Kunststoff-<br />

Wandbefestigung wur<strong>de</strong> somit wie folgt festgelegt:<br />

Bei einem Jahresbedarf von 19.008 Stück<br />

ergibt sich eine durchschnittliche monatl. Bedarfsmenge<br />

(bei hier nur geringen Nachfrageschwankungen)<br />

von:<br />

19.008 / 12 = 1.584 Stück pro Monat.<br />

Die hieraus abgeleitete Losgröße bei einem<br />

Zielbestand von 3 Monaten ist somit:<br />

x sam = 1.584 * 3 = 4.752 Stück.<br />

Diese verursacht jedoch höhere Kosten als die<br />

optimale Losgröße, welche (ermittelt anhand<br />

<strong>de</strong>r Andler-Formel) bei 4.105 Stück liegt und<br />

somit um ca. 15 % geringer als die bis dato von<br />

SAM gefertigte Losgröße ist. Wie sich diese<br />

zwei Losgrößen auf die Bestandhaltungs-,<br />

Rüst- und Gesamtkosten auswirken, zeigt Abbildung<br />

2. Die entsprechen<strong>de</strong>n Auswirkungen<br />

auf die Liquidität zeigt Abbildung 3.<br />

Wenn auch bei an<strong>de</strong>ren Artikeln z. T. (<strong>de</strong>utlich)<br />

höhere Differenzen ermittelt wer<strong>de</strong>n konnten,<br />

so wirken sich die Effekte, bezogen auf einen<br />

einzelnen Artikel, immer nur in geringem Maße<br />

auf das Working Capital aus. Dennoch können<br />

sie über die Gesamtheit aller Fertigartikel eine<br />

beträchtliche Summe ausmachen.<br />

Diese hieraus freisetzbare Liquidität ist aber zunächst<br />

nur ein theoretischer Wert, <strong>de</strong>nn es ist<br />

eben nicht zwangsläufig sinnvoll, stets die optimale<br />

Losgröße anzuwen<strong>de</strong>n. So kann im Falle<br />

ten<strong>de</strong>nziell sinken<strong>de</strong>r Losgrößen (und damit steigen<strong>de</strong>r<br />

Rüsthäufigkeiten) die Kapazitätsgrenze<br />

<strong>de</strong>s Rüstpersonals bestimmter Maschinengruppen<br />

überschritten wer<strong>de</strong>n, wodurch zusätzliche<br />

(sprungfixe) Kosten verursacht wür<strong>de</strong>n und in<br />

die Rechnung einbezogen wer<strong>de</strong>n müssten. Im<br />

umgekehrten Fall wäre die Konsequenz, dass<br />

höhere Bestän<strong>de</strong> (u. U. für ein halbes Jahr und<br />

mehr) mit all ihren Folgerisiken eingelagert wer-<br />

<strong>de</strong>n müssen. Beson<strong>de</strong>rs<br />

interessant sind<br />

<strong>de</strong>mnach solche Artikel,<br />

die weit entfernt<br />

vom Minimum <strong>de</strong>r<br />

Gesamtkostenkurve<br />

liegen.<br />

Für alle Artikel ist<br />

daher ein Ranking<br />

zu erstellen, in <strong>de</strong>m<br />

sie nach <strong>de</strong>r Höhe ihrer<br />

Abweichung aufgeführt<br />

sind. Gem.<br />

<strong>de</strong>r ABC-Logik ist<br />

dann eine strategische<br />

Entscheidung<br />

darüber zu treffen, inwieweit es sinnvoll ist, die<br />

Losgröße an das Optimum anzunähern.<br />

Lieferbereitschaftsgrad<br />

Eine weitere Möglichkeit zur Bestandsreduzierung<br />

stellt die Senkung <strong>de</strong>s Lieferbereitschafts-<br />

Abb. 3: Losgrößenvergleich<br />

grads (LBG) dar – nachfolgend aufgezeigt am<br />

Beispiel eines Ausstattungsartikels. Im ersten<br />

Schritt zur Berechnung <strong>de</strong>s Lieferbereitschaftsgra<strong>de</strong>s<br />

wer<strong>de</strong>n die Nachfrage und die verfügbare<br />

Lagermenge (hier: exkl. Sicherheitsbestand!)<br />

kumuliert (siehe Abbildung 4). Auf Basis<br />

dieser Werte ergibt sich ein LBG von 93,32 %<br />

und – hieraus abgeleitet – ein Sicherheitsbestand<br />

von 379 Stück 4 . Dieser hätte in je<strong>de</strong>m <strong>de</strong>r<br />

6 Beispielmonate ausgereicht, um die Nachfrage<br />

befriedigen zu können.<br />

Alternativ wird nun dargestellt, um wie viel<br />

Stück sich <strong>de</strong>r Sicherheitsbestand verringert,<br />

wür<strong>de</strong> <strong>de</strong>r LBG von <strong>de</strong>rzeit 93,32 % auf<br />

80 % und somit auf einen unteren Wert <strong>de</strong>r<br />

Bandbreite, die im allg. in <strong>de</strong>r Theorie vorge-<br />

Losgröße<br />

in Stück<br />

Bestandhal-<br />

Rüstkosten<br />

tungskosten<br />

Gesamt<br />

3.900 219,96 € 243,69 € 21.904,68 €<br />

4.000 225,60 € 237,60 € 21.904,22 €<br />

4.100 231,24 € 231,80 € 21.904,07 €<br />

xopt = 4.105 231,52 € 231,52 € 21.904,07 €<br />

4.200 236,88 € 226,29 € 21.904,19 €<br />

4.300 242,52 € 221,02 € 21.904,57 €<br />

4.400 248,16 € 216,00 € 21.905,18 €<br />

4.500 253,80 € 211,20 € 21.906,02 €<br />

4.600 259,44 € 206,61 € 21.907,07 €<br />

xsam = 4.725 266,49 € 201,14 € 21.908,66 €<br />

4.700 265,08 € 202,21 € 21.908,32 €<br />

4.800 270,72 € 198,00 € 21.909,74 €<br />

4.900 276,36 € 193,96 € 21.911,34 €<br />

5.000 282,00 € 190,08 € 21.913,10 €<br />

Abb. 2: Optimale Losgröße und bestehen<strong>de</strong> Losgröße SAM<br />

CM Januar / Februar 2011<br />

schlagen wird, gesenkt. Nunmehr ergibt sich<br />

<strong>de</strong>r Wert von ≈ 213 Stück, was einer Verringerung<br />

um 166 Stück entspricht.<br />

Zunächst ist zu ermitteln, wie viel Kapital durch<br />

die Reduzierung <strong>de</strong>s LBG freigesetzt wer<strong>de</strong>n<br />

könnte, wobei folgen<strong>de</strong> Datenbasis vorliege:<br />

Bestehen<strong>de</strong> optimale Delta zur optimalen<br />

Losgröße Losgröße Losgröße<br />

Losgröße 4.752 4.105 -647<br />

Rüstvorgänge pro Jahr 4 4,6 -0,6<br />

Bestandhaltungskosten 266,49 € 231,52 € -34,97 €<br />

Rüstkosten 201,14 € 231,52 € 30,38 €<br />

Stückkosten 21.441,02 € 21.441,02 € -<br />

Gesamtkosten 21.908,66 € 21.904,07 € -4,59 €<br />

� Herstellkosten <strong>de</strong>s Beispielproduktes: = 4 €<br />

� Kalk. Lagerkostensatz: = 10 %<br />

� Sicherheitsbestän<strong>de</strong> bei LBG von 80 %<br />

= 213 Stück<br />

� Sicherheitsbestän<strong>de</strong> bei LBG von 93,32 %<br />

= 379 Stück.<br />

Monat Nachfrage<br />

Verfügbare<br />

Lagermenge<br />

Januar 2.974 2.812<br />

Februar 2.353 2.179<br />

März 3.162 2.949<br />

April 2.997 2.880<br />

Mai 3.029 2.762<br />

Juni 3.237 2.984<br />

Gesamt: 17.752 16.566<br />

Abb. 4: Nachfragemenge und verfügbarer<br />

Lagerbestand (exkl. Sicherheitsbestand)<br />

49


50<br />

Working Capital Management<br />

LBG 80 % LBG 93 % Abweichung:<br />

Bestandswert: 852,00 € 1.516,00 € 664,00 €<br />

Lagerkosten p. a. bei 10%: 85,20 € 151,60 € 66,40 €<br />

Abb. 5: Auswirkungen <strong>de</strong>s reduzierten LBG<br />

Somit ergeben sich die Daten in Abbildung 5:<br />

Analog zur Losgrößenbetrachtung han<strong>de</strong>lt es<br />

sich erneut um zwar verhältnismäßig kleine<br />

Effekte, die aber über die Summe aller produzierten<br />

Artikel zu betrachten sind und so<br />

ebenfalls einen signifikanten Einfluss auf das<br />

Working Capital nehmen können. Allerdings<br />

sind die Lagerhaltungskosten bekanntlich nur<br />

eine Seite <strong>de</strong>r Medaille bei <strong>de</strong>r Festsetzung <strong>de</strong>s<br />

optimalen Lieferbereitschaftsgra<strong>de</strong>s.<br />

Der Lieferbereitschaftsgrad von 80 % hätte im<br />

Mai und im Juni nicht für eine Befriedigung <strong>de</strong>r<br />

Nachfrage gereicht. Es hätten 54 bzw. 40 Artikel<br />

mehr verkauft wer<strong>de</strong>n können, wenn<br />

diese zur Verfügung gestan<strong>de</strong>n hätten. Infolge<strong>de</strong>ssen<br />

wären Fehlmengenkosten aufgetreten.<br />

Es ist daher zu prüfen, ob die gewonnene Liquidität<br />

durch <strong>de</strong>n gesenkten LBG nicht durch<br />

die Fehlmengenkosten überkompensiert wür<strong>de</strong>;<br />

das Optimum ist mithin <strong>de</strong>r Punkt, an <strong>de</strong>m<br />

die Summe bei<strong>de</strong>r Kosten ein Minimum erreicht.<br />

Der für die Bestimmung <strong>de</strong>r optimalen Lieferbereitschaft<br />

entwickelte mathematische Ansatz<br />

ist allerdings aufwendig und stößt bei seiner<br />

Anwendung in <strong>de</strong>r Praxis an Grenzen, da:<br />

Autoren<br />

Dipl.-BW (FH) Tim Kucharczyk<br />

ist im Controlling / Rechnungswesen tätig.<br />

1. von vornherein nicht immer klar ist, ob ggf.<br />

eine spätere Lieferung möglich ist o<strong>de</strong>r die<br />

Nachfrage in diesem Falle entfallen wür<strong>de</strong><br />

2. zu<strong>de</strong>m auch weiche Faktoren (wie etwa bzgl.<br />

<strong>de</strong>s Images) zu berücksichtigen sind, die nur<br />

schwer o<strong>de</strong>r gar nicht quantifizierbar sind. 5<br />

Eine Entscheidung muss daher sinnvollerweise<br />

differenziert nach bestimmten Artikel-Kategorien<br />

erfolgen. Für Artikel mit einem niedrigen<br />

Lieferbereitschaftsgrad sollte stets gelten,<br />

dass sie:<br />

� einen geringen Anteil am Umsatz haben,<br />

� für das Image <strong>de</strong>s Unternehmens eher unbe<strong>de</strong>utend<br />

sind,<br />

� einen geringen Deckungsbeitrag erwirtschaften,<br />

� innerhalb <strong>de</strong>s Unternehmenssortiments leicht<br />

substituierbar sind,<br />

� hohe Bestandskosten verursachen,<br />

� einen stark schwanken<strong>de</strong>n und daher schlecht<br />

planbaren Absatz haben.<br />

Zu<strong>de</strong>m ist ggf. auch eine Differenzierung<br />

nach ABC-Kun<strong>de</strong>n vorzunehmen. Im dargestellten<br />

Beispiel ergibt sich für die Senkung <strong>de</strong>s<br />

Lieferbereitschaftsgra<strong>de</strong>s nun folgen<strong>de</strong> Überlegung.<br />

Ginge man etwa davon aus, dass nur die<br />

Hälfte <strong>de</strong>r Fehlmenge von 94 Stück nicht nachträglich<br />

abgesetzt wer<strong>de</strong>n könnte, wäre ab<br />

Dipl.-Kfm. Mark Ebbeken<br />

ist Leiter Rechnungswesen & Controlling bei <strong>de</strong>r Firma SAM<br />

Schulte GmbH & Co KG in Men<strong>de</strong>n.<br />

einem Deckungsbeitrag von ca. 1,41 €/Stk.<br />

(=66,40 €/47 Stk.) <strong>de</strong>r Effekt aus <strong>de</strong>r Bestandsreduzierung<br />

bereits überkompensiert.<br />

Insgesamt ergibt sich über das komplette Sortiment<br />

ein sehr differenziertes Bild; grundsätzlich<br />

lässt sich dieses Instrument jedoch zur<br />

Senkung <strong>de</strong>s Working Capitals anwen<strong>de</strong>n. Allerdings<br />

ist festzuhalten, dass die Priorität bei<br />

SAM stets bei einer angemessenen Befriedigung<br />

<strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong>nwünsche zu liegen hat und <strong>de</strong>r<br />

praktischen Umsetzung daher Grenzen gesetzt<br />

sind.<br />

Durchlaufzeiten<br />

In diesem Abschnitt wer<strong>de</strong>n beispielhaft die<br />

Durchlaufzeit einer Zinkkonsole und hier aufgrund<br />

<strong>de</strong>r gebotenen Kürze <strong>de</strong>ren erste bei<strong>de</strong>n<br />

Produktionsschritte analysiert und auf Reduzierungsmöglichkeiten<br />

untersucht, wobei erneut<br />

auf Grenzen in <strong>de</strong>r praktischen Umsetzbarkeit<br />

theoretischer Mo<strong>de</strong>lle hingewiesen<br />

wer<strong>de</strong>n soll.<br />

Für die in diesem Beispiel untersuchte Zinkkonsole<br />

liegen folgen<strong>de</strong> Daten vor:<br />

� Losgröße = 2.000 Stück<br />

� Bearbeitungszeit Zinkguss = 0,6 Min. pro<br />

Stück<br />

� Rüstzeit Zinkgussmaschine = 360 Min.<br />

� Bearbeitungszeit CNC-Maschine = 0,3871<br />

Min. pro Stück<br />

� Rüstzeit CNC-Maschine = 120 Min.<br />

� Arbeitszeit = 3 Schichten à 8 Std.<br />

Die Produktion beginnt mit <strong>de</strong>m Abguss <strong>de</strong>s<br />

Zinks, für <strong>de</strong>n sich gem. Datenbasis eine<br />

Durchlaufzeit von 1.560 Min. (= 26 h) je Los ergibt.<br />

Die entspricht:<br />

Verteilt auf 3 Schichten = 26 h / 24 h (3 Schichten<br />

à 8 h) = 1,08 Arbeitstage<br />

Im nächsten Schritt erfolgt die Bearbeitung auf<br />

einer CNC-Maschine. Analog zur Berechnung<br />

<strong>de</strong>s Zinkabgusses ergeben sich hier 0,62 Arbeitstage,<br />

für die bei<strong>de</strong>n ersten Produktionsschritte<br />

in Summe 1,7 Arbeitstage (im abs. Optimalfall).<br />

In <strong>de</strong>r Realität wur<strong>de</strong> jedoch ein Sicherheitspuffer<br />

von jeweils einem Tag einkal-


kuliert, sodass sich die DLZ auf 3,7 Tage<br />

erhöhte.<br />

Ein erster Ansatzpunkt zur DLZ-Reduzierung<br />

stellt ein Losgrößensplitting dar, also<br />

eine Aufteilung <strong>de</strong>s Loses von einer auf mehrere<br />

parallel laufen<strong>de</strong> Maschinen – etwa im Zinkdruckgussbereich.<br />

Grundsätzlich ist aber zu<br />

berücksichtigen, dass durch Einrichtung mehrerer<br />

Maschinen die Rüstkosten (u. U. erheblich)<br />

steigen. Außer<strong>de</strong>m sind die für die Produktion<br />

erfor<strong>de</strong>rlichen Werkzeuge nicht für alle<br />

Produkte in doppelter Ausführung vorhan<strong>de</strong>n.<br />

Zu<strong>de</strong>m ist auch <strong>de</strong>r im Zuge <strong>de</strong>r Produktionsplanung<br />

anfallen<strong>de</strong> höhere Koordinationsaufwand<br />

zu beachten. 6<br />

Für <strong>de</strong>n konkreten Fall be<strong>de</strong>utete dies, dass die<br />

Produktion bspw. auf zwei Zinkgussmaschinen<br />

mit einer Losgröße zu jeweils 1.000 Stück aufgeteilt<br />

wer<strong>de</strong>n könnte. Zu <strong>de</strong>n 600 Min. Produktionszeit<br />

ist jeweils die Rüstzeit von 360<br />

Min. zu addieren. Somit ergibt sich eine DLZ für<br />

<strong>de</strong>n Zinkabguss von 960 Min, d. h. 16 h.<br />

Verteilt auf 3 Schichten = 16 h / 24 h (3 Schichten<br />

à 8 h) = 0,66 Arbeitstage.<br />

Allerdings ist zu beachten, dass hier allein die<br />

Rüstzeit je Maschine 360 Min. bzw. 6 Stun<strong>de</strong>n<br />

beträgt und somit fast eine ganze Schicht in<br />

Anspruch nimmt. Bei hoher Auslastung <strong>de</strong>r<br />

Maschinen ist dies kaum mehr praktikabel.<br />

Zu<strong>de</strong>m ist auch zu prüfen, ob die nächste Produktionsstufe<br />

(CNC) genügend Kapazitäten<br />

aufweist, um die dann doppelte Menge schnell<br />

genug weiterzuverarbeiten, um <strong>de</strong>n Zeitvorteil<br />

fortzuführen. Auch dies ist bei SAM bei flächen<strong>de</strong>cken<strong>de</strong>r<br />

Anwendung nicht möglich.<br />

Ein weiterer Ansatz zur Durchlaufzeitenreduzierung<br />

besteht in <strong>de</strong>r Produktionsüberlappung.<br />

In diesem Fall wird ein Teil <strong>de</strong>s Loses,<br />

<strong>de</strong>n eine Maschine bereits bearbeitet hat, an<br />

die Folgemaschine weitergegeben. Es wird also<br />

an zwei Arbeitsgängen parallel gearbeitet 7 , d. h.:<br />

wenn beispielsweise die Hälfte <strong>de</strong>s Loses abgegossen<br />

ist, wird dieser Teil an <strong>de</strong>n nächsten<br />

Produktionsschritt weitergegeben. Allerdings<br />

ist dies ebenfalls nur möglich, wenn auf <strong>de</strong>r<br />

CNC-Maschine zu <strong>de</strong>m früheren Zeitpunkt freie<br />

Kapazitäten zur Verfügung stehen. Durch Einsatz<br />

einer verbesserten Produktionspla-<br />

Abb. 6: Mehrfachverwendungsteile in Stücklisten<br />

nungs-Software, welche seitens SAM als<br />

zentrale Investition in die Zukunftsfähigkeit angesehen<br />

wird, kann hier eine <strong>de</strong>utlich genauere<br />

Abstimmung <strong>de</strong>r Prozessschritte erfolgen.<br />

Gleiches gilt für die Reduzierung <strong>de</strong>r Arbeitstagepuffer,<br />

die aufgrund <strong>de</strong>r in <strong>de</strong>r Vergangenheit<br />

sehr eingeschränkten Möglichkeiten <strong>de</strong>s<br />

alten ERP-Systems eingeplant wur<strong>de</strong>n und zukünftig<br />

immer weiter abgebaut wer<strong>de</strong>n. Über<br />

alle Produktionsschritte und Teile ist damit eine<br />

signifikante Bestandssenkung erreichbar.<br />

Sortimentsbereinigung<br />

Um eine Entscheidungsgrundlage für eine Sortimentsbereinigung<br />

zu schaffen, wur<strong>de</strong> zunächst<br />

eine ABC-Analyse anhand <strong>de</strong>s Artikel-<br />

Umsatzes vorgenommen. Anhand dieser wur<strong>de</strong><br />

<strong>de</strong>utlich, dass annähernd konstant etwa 50 %<br />

<strong>de</strong>s Umsatzes von lediglich 5 % <strong>de</strong>r Verkaufsartikel<br />

und 80 % <strong>de</strong>s Umsatzes von ca.<br />

16 % <strong>de</strong>r Artikel generiert wur<strong>de</strong>. Dadurch wur<strong>de</strong><br />

transparent, dass ein beträchtlicher Teil <strong>de</strong>s<br />

Artikelstamms keinen signifikanten Anteil zu<br />

Umsatz (und damit auch Ergebnis) leistet.<br />

Bei <strong>de</strong>r Sortimentsbereinigung ist jedoch zu beachten,<br />

dass nicht alle i<strong>de</strong>ntifizierten Artikel<br />

ohne Weiteres aus <strong>de</strong>m Produktprogramm genommen<br />

wer<strong>de</strong>n können. So wird von <strong>de</strong>n von<br />

SAM hauptsächlich belieferten Sanitärverbän<strong>de</strong>n<br />

vorgegeben, welche Artikel (Handtuchhalter,<br />

Seifenspen<strong>de</strong>r, Glashalter etc.) bestimmte<br />

Produktserien umfassen müssen. In diesem<br />

Falle muss auf Mischkalkulationen zurückgegriffen<br />

wer<strong>de</strong>n.<br />

Eine weitere Restriktion für die Reduktion sind<br />

Mehrfachverwendungsteile auf unteren<br />

Stücklistenebenen, die <strong>de</strong>r vollständigen Ent-<br />

faltung <strong>de</strong>r Wirkung einer Sortimentsbereinigung<br />

entgegenstehen.<br />

Wird festgestellt, dass das Endprodukt (EP) I (in<br />

Abbildung 6) keinen Umsatz mehr generiert,<br />

dann können nicht automatisch die Bestän<strong>de</strong><br />

aller Stücklistenartikel auf null gefahren wer<strong>de</strong>n,<br />

son<strong>de</strong>rn es müssen die Baugruppe (BG) II<br />

sowie die Einzelteile (ET) III und IV weiterhin auf<br />

Lager gehalten wer<strong>de</strong>n, da sie für das EP II benötigt<br />

wer<strong>de</strong>n. Die Auswirkung auf die Bestandswerte<br />

wird dadurch zwar etwas eingeschränkt.<br />

Aufgrund <strong>de</strong>r Tatsache, dass es sich<br />

bei <strong>de</strong>n zu eliminieren<strong>de</strong>n Teilen jedoch um<br />

„Langsamdreher“ han<strong>de</strong>lt, <strong>de</strong>ren optimale Losgröße<br />

damit u. U. mehr als einen Jahresbedarf<br />

<strong>de</strong>cken wür<strong>de</strong>, ist <strong>de</strong>nnoch ein erhebliches Bestandssenkungspotenzial<br />

bei gleichzeitig nur<br />

geringer Umsatzreduktion zu erwarten.<br />

For<strong>de</strong>rungen<br />

Das Thema weitergehen<strong>de</strong> Optimierung <strong>de</strong>s<br />

For<strong>de</strong>rungsmanagements spielt bei SAM eine<br />

eher untergeordnete Rolle, da dies grundsätzlich<br />

nur für inländische, nicht in Verbän<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r<br />

Sanitärbranche organisierte sowie ausländische<br />

Kun<strong>de</strong>n relevant ist.<br />

Bei <strong>de</strong>m überwiegen<strong>de</strong>n Teil <strong>de</strong>r in Verbän<strong>de</strong>n<br />

organisierten Inlandskun<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n die Lieferungen<br />

und Zahlungen über <strong>de</strong>n Verband selbst<br />

reguliert, wodurch das Risiko eines For<strong>de</strong>rungsausfalls<br />

bzw. verspäteten Zahlungseinganges<br />

minimal ist.<br />

Mahnwesen<br />

CM Januar / Februar 2011<br />

Bei SAM wird im Mahnwesen nach inländischen<br />

und ausländischen Kun<strong>de</strong>n unter-<br />

51


52<br />

Working Capital Management<br />

schie<strong>de</strong>n. Um eine schnellere Realisierung<br />

seiner For<strong>de</strong>rungen bei <strong>de</strong>n ausländischen<br />

Kun<strong>de</strong>n zu erreichen, wird bei SAM einmal<br />

wöchentlich eine Offene Postenliste /<br />

Mahnvorschlagsliste erstellt, um anhand<br />

dieser zu bestimmen, welche Kun<strong>de</strong>n angemahnt<br />

wer<strong>de</strong>n sollen.<br />

Ausgedünnt wur<strong>de</strong>n zu<strong>de</strong>m auch die Mahnstufen<br />

von drei auf zwei. Die erste Mahnung ist<br />

eine freundliche Zahlungserinnerung, in <strong>de</strong>r<br />

zweiten Mahnung wird ein konkreter Termin gesetzt.<br />

Bei ausbleiben<strong>de</strong>r Zahlung zu <strong>de</strong>m genannten<br />

Termin wird ggf. ein Inkassounternehmen<br />

beauftragt. Hierbei wird fallweise<br />

entschie<strong>de</strong>n, da man strategisch relevante<br />

Kun<strong>de</strong>n auf diese Weise eventuell verlieren<br />

könnte.<br />

Im Inland wird <strong>de</strong>r Mahnlauf einmal monatlich<br />

durchgeführt, bei <strong>de</strong>n inländischen nicht in<br />

Verbän<strong>de</strong>n organisierten Kun<strong>de</strong>n im Rhythmus<br />

von 14 Tagen. Die Vorgehensweise hinsichtlich<br />

<strong>de</strong>r Mahnstufen ist analog.<br />

Die Verkürzung <strong>de</strong>r Mahnstufen von 3 auf<br />

2 hat positive Effekte gezeitigt. Ein Schuldner,<br />

<strong>de</strong>r die Zahlung versäumt hat, wird bereits auf<br />

die höfliche Erinnerung reagieren. Ein Schuldner,<br />

<strong>de</strong>r die Zahlung hingegen aus unterschiedlichsten<br />

Motiven nach hinten streckt,<br />

aber grundsätzlich zur Zahlung bereit ist, wird<br />

nach <strong>de</strong>r zweiten Mahnung zahlen. Ein<br />

Schuldner, <strong>de</strong>r nicht zahlen möchte bzw.<br />

kann, wird jedoch überhaupt nicht auf die<br />

Mahnung mit <strong>de</strong>n dabei angedrohten rechtlichen<br />

Schritten reagieren.<br />

Vermeidung eines<br />

For<strong>de</strong>rungsausfalls<br />

Um sich gegen das For<strong>de</strong>rungsausfallrisiko für<br />

die Auslandgeschäfte zu schützen, wird bei<br />

SAM nach alternativen Versicherern gesucht,<br />

die auch Unternehmen mit ten<strong>de</strong>nziell schlechten<br />

Ratings versichern.<br />

Ist dies nicht möglich, so wird ab einem Volumen<br />

von 20 T€ mit Akkreditiven gearbeitet.<br />

Bei Aufträgen unter 20 T€ wird nur gegen<br />

Vorkasse geliefert. Dadurch wird zu<strong>de</strong>m <strong>de</strong>r<br />

Vorteil erzielt, dass For<strong>de</strong>rungen schneller realisiert<br />

wer<strong>de</strong>n.<br />

Verbindlichkeiten<br />

Zwar ist es grundsätzlich Ziel <strong>de</strong>s Working Capital<br />

Managements, die kurzfr. Verbindlichkeiten<br />

auszuweiten; dies ist aber bei SAM kaum<br />

weiter möglich, da man sich überwiegend bereits<br />

am Limit <strong>de</strong>r lieferantenseitigen Verhandlungsspielräume<br />

bzgl. <strong>de</strong>s Zahlungsziels bewegt.<br />

Dessen weitestgehen<strong>de</strong> Ausnutzung ist<br />

im Sinne <strong>de</strong>s Working Capital Managements,<br />

um damit die Kapitalbindung zu reduzieren –<br />

aber in aller Regel nur dann, wenn kein Skonto<br />

gewährt wird. Dies soll am Beispiel eines Lieferanten<br />

von SAM ver<strong>de</strong>utlicht wer<strong>de</strong>n.<br />

Die jährliche Summe <strong>de</strong>r Verbindlichkeiten bei<br />

diesem beträgt 149.781,25 € bei einem Zahlungsziel<br />

von 90 Tagen netto bzw. 3 % Skonto<br />

bei Zahlung innerhalb von 30 Tagen. Bei voller<br />

Ausnutzung <strong>de</strong>s Lieferantenkredites hätte SAM<br />

somit auch die volle Summe zu bezahlen. Bei<br />

Nutzung <strong>de</strong>s eingeräumten Skontos von 3 %<br />

müsste SAM bei Zahlung nach 30 Tagen lediglich<br />

145.287,81 € zahlen. Bei Zahlung nach 90<br />

Tagen verzichtete SAM damit auf die Differenz<br />

i. H. v. 4.493,44 €. Dies entspricht bei einer<br />

Kreditdauer von 60 Tagen einer Verzinsung von:<br />

Zinssatz (p) = Skontobetrag * 100 * 360 / vermin<strong>de</strong>rter<br />

Betrag * Kreditdauer = (4.493,44 € *<br />

100 * 360) / (145.287,81 € * 60) = 18,56 %<br />

Vergleicht man diesen Zinssatz mit <strong>de</strong>m Zinssatz<br />

eines Kontokorrentkredites, so wird klar,<br />

dass es wirtschaftlich <strong>de</strong>utlich sinnvoller ist, auf<br />

<strong>de</strong>n Lieferantenkredit zu verzichten. 8<br />

Diese Zinsen für einen Bankkredit in gleicher<br />

Höhe betrügen bei beispielhaften 12 % nämlich<br />

nur 2.905,76 €, woraus sich ein Finanzierungsvorteil<br />

von 1.587,68 € bei Skontoausnutzung<br />

ergibt. Auf das gesamte Verbindlichkeitsvolumen<br />

aus LuL hochgerechnet, bei<br />

<strong>de</strong>m Skontoabzug möglich ist, ergibt sich<br />

<strong>de</strong>mentsprechend ein maßgeblicher Effekt auf<br />

das Ergebnis.<br />

Fazit<br />

Mit Blick auf die im Beitrag dargestellten Themenbereiche<br />

lässt sich konstatieren, dass die<br />

untersuchten Optimierungsmöglichkeiten theo-<br />

retisch und grundsätzlich auch praktisch für die<br />

Reduzierung <strong>de</strong>s Working Capitals bei SAM<br />

nutzbar sind. Ihre Umsetzung darf aber nicht<br />

generell erfolgen, son<strong>de</strong>rn muss differenziert<br />

nach Artikeln, Kun<strong>de</strong>n, Lieferanten etc. vollzogen<br />

wer<strong>de</strong>n.<br />

Literatur<br />

Bartosch-Schmitz, Heike; Blank, Andreas;<br />

Hahn, Hans; Meyer, Helge; Kazmierczak, Jörg:<br />

Han<strong>de</strong>lsbetriebslehre, 2. Aufl., Bad Homberg<br />

vor <strong>de</strong>r Höhe 1999<br />

Ebbeken, Mark; Grobbink, Lars: Fuzzybasiertes<br />

Bestandscontrolling, in: Controlling (ZfC),<br />

Heft 4-5/2002, S. 291 – 298<br />

Hartmann, Horst: Materialwirtschaft. Organisation<br />

<strong>Planung</strong> Durchführung Kontrolle, 8. Aufl.,<br />

Gernsbach 2002<br />

Klepzig, Heinz J.: Working Capital und Cash<br />

Flow. Finanzströme durch Prozessmanagement<br />

optimieren, 1. Aufl., Wiesba<strong>de</strong>n 2008<br />

Steinhardt, Thorsten: Working Capital Management,<br />

in: Controller Magazin (CM), Heft<br />

3/2007, S. 239 – 240<br />

Ulbrich, Philipp; Schmuck, Martin, Jä<strong>de</strong>, Lutz:<br />

Working Capital Management in <strong>de</strong>r Automobilindustrie<br />

– Eine Betrachtung <strong>de</strong>r Schnittstelle<br />

zwischen OEM und Zulieferer, in: Controlling &<br />

Management (ZFCM), Heft 1/2008, S. 24 – 29<br />

Vahrenkamp, Richard: Produktionsmanagement,<br />

6. Aufl., München 2008<br />

Fußnoten<br />

1 Zu Begriff und Definition <strong>de</strong>s Working Capital<br />

Managements vgl. beispielweise Steinhardt,<br />

S. 239 f.<br />

2 Für die Automobilindustrie siehe etwa Ulbrich<br />

et al., S. 24 ff.<br />

3 Vgl. Klepzig, S. 36 – 37.<br />

4 Zur Ermittlung vgl. bspw. Hartmann, S. 429<br />

5 Zur Berücksichtigung qualitativer Faktoren im<br />

Bestandscontrolling vgl. Ebbeken/Grobbink,<br />

S. 291 ff.<br />

6 Vahrenkamp, S. 188.<br />

7 Vahrenkamp, S. 189.<br />

8 Bartosch-Schmitz et al., S. 156.


Lässt sich Verwaltungshan<strong>de</strong>ln an messbaren<br />

Leistungen und Wirkungen ausrichten?<br />

von Marc-Stephan Garbe und Andreas W. Schnei<strong>de</strong>r<br />

Der Einsatz öffentlicher Gel<strong>de</strong>r muss eine möglichst<br />

hohe Wirkung erzielen.<br />

Die traditionelle Steuerung von Politik und<br />

Verwaltung, die zum Teil noch auf Input-Größen<br />

sowie <strong>de</strong>r Festlegung von Verfahrensvorschriften<br />

zur ordnungsgemäßen Abarbeitung<br />

von Verwaltungsvorgängen beruht, reicht nicht<br />

mehr aus.<br />

Dieser Artikel skizziert einige Reformansätze<br />

<strong>de</strong>s Neuen Steuerungsmo<strong>de</strong>lls und versucht,<br />

<strong>de</strong>ren Bewertung vorzunehmen sowie<br />

zur Diskussion neuer I<strong>de</strong>en und Vorgehensweisen<br />

anzuregen.<br />

Ausgangssituation<br />

Umfangreiche praktische Erfahrungen zur<br />

Leistungsmessung <strong>de</strong>r öffentlichen Ver-<br />

waltung bis zum En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s letzten Jahrhun<strong>de</strong>rts<br />

liegen aus <strong>de</strong>n Vereinigten Staaten vor.<br />

Die Erkenntnisse <strong>de</strong>r Nixon-Administration<br />

(Management by Objectives) 1 , <strong>de</strong>r Carter-Administration<br />

(Zero based Budgeting) 2 und im Rahmen<br />

<strong>de</strong>s Government Performance and Results<br />

Act (GPRA) zeigen, dass Ziel<strong>de</strong>finition, Messung<br />

<strong>de</strong>r Ergebnisse und <strong>de</strong>ren Interpretation<br />

langwierig sowie schwierig sind. 3<br />

Der aktuelle Stand <strong>de</strong>r Verwaltungsmo<strong>de</strong>rnisierung<br />

geht <strong>de</strong>utlich über die Optimierung von<br />

Prozessen (Qualitätsmanagement für interne<br />

Abläufe) hinaus. Vielmehr wird versucht, die<br />

Außenwirkung <strong>de</strong>s eigenen Han<strong>de</strong>lns exakt<br />

abzuschätzen und eine ziel- und wirkungsorientierte<br />

Steuerung <strong>de</strong>r eingesetzten Ressourcen<br />

vorzunehmen.<br />

Die OECD (Organisation for Economic Co-Operation<br />

and Development) führt seit mehreren<br />

CM Januar / Februar 2011<br />

Jahren eine Analyse <strong>de</strong>r Entwicklung <strong>de</strong>r Bestrebungen<br />

zur Verbesserung von Verwaltungsführung<br />

durch. Die Ergebnisse sind in einer öf-<br />

4, 5<br />

fentlichen Datenbank hinterlegt.<br />

Die Ergebnisse <strong>de</strong>r OECD-Befragung (Fragebereich<br />

Performance Information) machen<br />

<strong>de</strong>utlich, dass das Messen von Output bei<br />

90 % und das Messen von Outcome bei rd.<br />

73 % <strong>de</strong>r befragten Regierungen im Fokus stehen.<br />

Allerdings wird auch <strong>de</strong>utlich, dass nur ein Teil<br />

<strong>de</strong>r Ziele konkret mit Budgets verknüpft sind<br />

und das Nichterreichen von Zielen keinesfalls<br />

zur Einstellung einer Maßnahme führt (lediglich<br />

in 10 % <strong>de</strong>r Fälle).<br />

Die aktuell verwen<strong>de</strong>ten Steuerungsmo<strong>de</strong>lle<br />

sind in <strong>de</strong>n betrachteten Län<strong>de</strong>rn, trotz unterschiedlicher<br />

Bezeichnungen und Schwer-<br />

53


54<br />

Lässt sich Verwaltungshan<strong>de</strong>ln an messbaren Leistungen und Wirkungen ausrichten?<br />

Abb. 1: Aufgabenabgrenzung<br />

punkte, letztlich vergleichbar. 6 Über folgen<strong>de</strong><br />

Merkmale verfügen diese:<br />

� Mehrjährige, verbindliche Leistungsplanung,<br />

� Globale Ressourcenzuteilung,<br />

� Leistungsvereinbarungen,<br />

� Leistungscontrolling und<br />

� Wirkungscontrolling.<br />

Als Resultat dieser Untersuchung ist herauszuheben,<br />

dass Deutschland und Österreich im Vergleich<br />

zu an<strong>de</strong>ren Län<strong>de</strong>rn dieses Steuerungsmo<strong>de</strong>ll<br />

nicht flächen<strong>de</strong>ckend eingeführt haben. 7<br />

Begrifflichkeiten<br />

Verwaltung<br />

Artikel 33 Absatz 4 <strong>de</strong>s Grundgesetzes für die<br />

Bun<strong>de</strong>srepublik Deutschland bestimmt, dass<br />

die Ausübung hoheitsrechtlicher Befugnisse als<br />

ständige Aufgabe in <strong>de</strong>r Regel Angehörigen <strong>de</strong>s<br />

öffentlichen Dienstes zu übertragen ist.<br />

Nach <strong>de</strong>r Art <strong>de</strong>r Aufgabenstellung wird in folgen<strong>de</strong><br />

Verwaltungen unterschie<strong>de</strong>n: 8<br />

Abb. 2: Steuerungsmo<strong>de</strong>ll und -ebenen<br />

� Leistungsverwaltung,<br />

� Ordnungsverwaltung,<br />

� Organisationsverwaltung,<br />

� Politische Verwaltung und<br />

� Wirtschaftsverwaltung.<br />

Für die nachfolgen<strong>de</strong> Betrachtung ist die Trennung<br />

von ministeriellen und nicht ministeriellen<br />

Aufgaben wesentlich. Die Trennung wird in<br />

diesem Aufsatz anhand <strong>de</strong>r Regelung in <strong>de</strong>r<br />

Gemeinsamen Geschäftsordnung <strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>sministerien<br />

(GGO) vorgenommen (siehe Abbildung<br />

1). 9<br />

Budget<br />

Die neue Verwaltungssteuerung 10 misst <strong>de</strong>r<br />

Leistungssteuerung auf Basis einer fundierten<br />

Leistungsmessung eine hohe Be<strong>de</strong>utung zu.<br />

Das Budget wird einer Organisation o<strong>de</strong>r einem<br />

Bereich (Abteilung / Referat / Leistungs- und<br />

Verantwortungszentrum [LUV]) zur weitgehen<strong>de</strong>n<br />

eigenverantwortlichen Bewirtschaftung<br />

übertragen, um die entsprechen<strong>de</strong>n<br />

(vereinbarten) Ziele zu verfolgen. Die<br />

Ziele können Leistungen umfassen, die nach<br />

außen abgegebenen wer<strong>de</strong>n (Output), o<strong>de</strong>r<br />

interne Ziele zum Gegenstand haben. Der Umgang<br />

/ Inhalt <strong>de</strong>r Ziele wird im Rahmen einer<br />

Zielvereinbarung 11 „verhan<strong>de</strong>lt“. Die zu erbringen<strong>de</strong>n<br />

Leistungen können nach <strong>de</strong>r Art<br />

(Menge, Qualität, Zeit, Ort), <strong>de</strong>m Adressaten<br />

(Bürger, Industrie, Kun<strong>de</strong>), <strong>de</strong>r Wirkung (Zweck<br />

<strong>de</strong>r Leistung) und <strong>de</strong>r Servicequalität differenziert<br />

wer<strong>de</strong>n. Die Höhe <strong>de</strong>s Budgets und <strong>de</strong>r<br />

Anteil <strong>de</strong>r einzelnen Bereiche an diesem orientiert<br />

sich an <strong>de</strong>r finanziellen Gesamtsituation<br />

sowie <strong>de</strong>n direkten Ergebnissen <strong>de</strong>s Bereiches<br />

im vorherigen Betrachtungszeitraum.<br />

Durch die Stärkung <strong>de</strong>r Eigenverantwortlichkeit<br />

sollen Anreize für einen effizienten Mitteleinsatz<br />

geschaffen und die Fachkun<strong>de</strong> vor Ort optimal<br />

genutzt wer<strong>de</strong>n. Allerdings sind mit dieser<br />

Verantwortungserweiterung auch Berichtspflichten<br />

und Kontrollmechanismen verbun<strong>de</strong>n,<br />

um die Erreichung <strong>de</strong>r <strong>de</strong>finierten Ziele und die<br />

Effizienz <strong>de</strong>r Mittelverwendung zu überprüfen.<br />

Der herkömmliche Haushalt basierte auf einer<br />

<strong>de</strong>taillierten Vorgabe von Einnahme- und Ausgabearten<br />

und -beträgen, die sowohl Verantwortlichkeit<br />

als auch Flexibilität erheblich einschränken.<br />

Die bisherige, kamerale Vorgehensweise<br />

unterlag <strong>de</strong>r Inputsteuerung. Diese verlangte<br />

auch, dass nach Möglichkeit <strong>de</strong>r Input (monetärer<br />

Umfang <strong>de</strong>s Titels) vollständig ausgeschöpft<br />

wird, um eine Rechtfertigung bezüglich<br />

<strong>de</strong>s Deltas zu vermei<strong>de</strong>n, sowie <strong>de</strong>n Ansatz für<br />

das kommen<strong>de</strong> Jahr nicht zu verringern.<br />

Steuerungsmo<strong>de</strong>ll<br />

Die Steuerung erfolgt auf mehren Zielebenen<br />

(siehe Abbildung 2). Diesen Ebenen stehen in<br />

<strong>de</strong>r Kosten- und Leistungsrechnung entsprechen<strong>de</strong><br />

Kostenträger gegenüber (für Politikfel<strong>de</strong>r<br />

ergeben sich Zuordnungsprobleme, da<br />

gleichzeitig mehrere betroffen sein können). Im<br />

Rahmen von Zielvereinbarungen wer<strong>de</strong>n Indikatoren<br />

festgelegt, die eine Messung <strong>de</strong>r<br />

Zielerreichung ermöglichen. Da die Messung<br />

für qualitative und quantitative Indikatoren erfolgt,<br />

sind zum Teil unterschiedliche Erfassungssysteme<br />

im Einsatz. Die Indikatoren sind<br />

sowohl auf externe als auch interne Ziele ausgerichtet.


Abb. 3: Wirkungskette<br />

Wirkungsketten<br />

Um die Wirkung von Leistungen einschätzen zu<br />

können, ist die jeweilige Wirkungskette 12 zu betrachten.<br />

Die Abbildung 3 beschreibt die relevanten Begrifflichkeiten<br />

für eine Wirkungskette anhand<br />

<strong>de</strong>r Ordnungswidrigkeit „Benutzen eines Mobilfunktelefons<br />

während <strong>de</strong>r Autofahrt“. 13<br />

Die eingesetzten Ressourcen sind Personen,<br />

die die Kontrollen unter <strong>de</strong>r Nutzung vorhan<strong>de</strong>ner<br />

Sachmittel (z. B. Fahrzeug, Vi<strong>de</strong>okamera,<br />

Quittungsblock etc.) durchführen.<br />

Als Aktivitäten wer<strong>de</strong>n die Aktionen bezeichnet,<br />

die unter Nutzung <strong>de</strong>r Ressourcen zur Erbringung<br />

einer Leistung führen. Diese sind in<br />

<strong>de</strong>r Jahresvorschau zu planen (z. B. Fahrzeugkontrollen<br />

an 250 Tagen).<br />

Leistungen (auch Produkte) sind das Ergebnis<br />

<strong>de</strong>r Aktivität und dienen <strong>de</strong>r Erreichung einer<br />

Wirkung.<br />

Unter Nutzung <strong>de</strong>r Leistung wird die Art und<br />

Weise verstan<strong>de</strong>n, wie die Leistung durch die<br />

Zielgruppe genutzt wird.<br />

Die kurz- und mittelfristige Verän<strong>de</strong>rung (auch<br />

Nutzen), die mit <strong>de</strong>r Leistung für die Zielgruppe<br />

einhergeht, wird als direkte Wirkung bezeichnet.<br />

Die langfristige (beabsichtigte und nicht<br />

beabsichtigte) Verän<strong>de</strong>rung bei <strong>de</strong>r Zielgruppe<br />

o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren Gruppen wird als indirekte Wirkung<br />

bezeichnet.<br />

Im genannten Beispiel ist die Messung <strong>de</strong>r<br />

Leistung vergleichsweise einfach möglich: Es<br />

wur<strong>de</strong>n x Autos kontrolliert und y Ordnungswidrigkeiten<br />

festgestellt. Bei Bedarf können<br />

noch die Kosten für <strong>de</strong>n Einsatz (Auszug aus<br />

<strong>de</strong>r KLR) <strong>de</strong>n Ordnungsgel<strong>de</strong>rn gegenübergestellt<br />

wer<strong>de</strong>n.<br />

Auch die Messung <strong>de</strong>r direkten Wirkung, also<br />

die Reduzierung von Autounfällen, kann ermittelt<br />

wer<strong>de</strong>n. Diese wird statistisch erhoben (Anzahl<br />

und Scha<strong>de</strong>nsvolumen), möglicherweise<br />

ist sogar eine exakte Aussage in Bezug auf die<br />

Unfallursache „Telefonieren am Steuer“ möglich.<br />

Eine Bewertung <strong>de</strong>r indirekten Wirkung ist<br />

wesentlich schwieriger. So könnten aufgrund<br />

<strong>de</strong>r geringeren Anzahl Unfälle folgen<strong>de</strong> indirekte<br />

Wirkungen auftreten (Wirkungsvielfalt):<br />

� Der Verkehr fließt schneller und <strong>de</strong>r Berufs-<br />

und Gewerbeverkehr verliert weniger Zeit<br />

durch Staubildung.<br />

� Die Umwelt wird geschont, weil Autos weniger<br />

bewegt wer<strong>de</strong>n und weniger Schrittverkehr<br />

entsteht.<br />

� Die KFZ-Werkstätten müssen weniger Reparaturen<br />

durchführen und verlieren Umsatz.<br />

� Die Polizei muss weniger Scha<strong>de</strong>nsmeldungen<br />

aufnehmen und benötigt (in diesem<br />

Umfeld) weniger Personal.<br />

� Autohersteller, Mobilfunkgeräte-Hersteller,<br />

Krankenhäuser etc. sind einzubeziehen.<br />

Dieses Beispiel zeigt, dass indirekte Wirkung<br />

nur über umfassen<strong>de</strong> Mo<strong>de</strong>lle o<strong>de</strong>r sehr pauschaliert<br />

gemessen wer<strong>de</strong>n kann.<br />

Die Verwaltungsreform schlägt als Indikatoren<br />

für die Messung <strong>de</strong>r Wirkung die Befragung von<br />

Bürgerinnen / Bürgern vor. Ob dieses Instrument<br />

geeignet ist, darf angezweifelt wer<strong>de</strong>n. 14<br />

Fazit<br />

Für die <strong>Planung</strong>, Messung und Steuerung von<br />

Verwaltungshan<strong>de</strong>ln steht mit <strong>de</strong>m Zielebenen-<br />

Mo<strong>de</strong>ll, <strong>de</strong>r Budgetierung und <strong>de</strong>r Wirkungsbetrachtung<br />

bereits ein vielschichtiges Instrumentarium<br />

zur Verfügung.<br />

Welche Möglichkeiten ergeben sich in <strong>de</strong>r Praxis<br />

aus diesem Werkzeugbün<strong>de</strong>l?<br />

Praktische Nutzung<br />

CM Januar / Februar 2011<br />

Die Analyse und Bewertung <strong>de</strong>r bestehen<strong>de</strong>n<br />

Möglichkeiten soll für zwei Typen <strong>de</strong>r unmittelbaren<br />

Verwaltungen durchgeführt wer<strong>de</strong>n.<br />

Zum einen wird die nichtministerielle Verwaltung,<br />

die ihre Leistungen direkt am Bürger<br />

erfüllt (z. B. Mel<strong>de</strong>amt, Grünflächenamt,<br />

Genehmigungsbehör<strong>de</strong> etc.) und zum an<strong>de</strong>ren<br />

die Ministerialverwaltung untersucht. Bei<br />

bei<strong>de</strong>n Betrachtungen wird in Querschnittsaufgaben<br />

(z. B. Haushalt, Personal, innere Organisation)<br />

und Fachaufgaben (z. B. öffentliche<br />

Sicherheit und Ordnung, Gewerbe, Verkehr,<br />

Schulen etc.) unterschie<strong>de</strong>n.<br />

Die mittelbare Verwaltung (Körperschaften, Anstalten<br />

und Stiftungen <strong>de</strong>s öffentlichen Rechts)<br />

wird nicht explizit untersucht, da hier häufig<br />

wirtschaftsnahe Steuerinstrumente genutzt<br />

wer<strong>de</strong>n.<br />

Nichtministerielle Verwaltungen<br />

Dieser Verwaltungstyp verfügt über einen direkten<br />

Kontakt zum Bürger o<strong>de</strong>r zur Wirt-<br />

55


56<br />

Lässt sich Verwaltungshan<strong>de</strong>ln an messbaren Leistungen und Wirkungen ausrichten?<br />

Abb. 4: Produktblatt<br />

schaft. Beispiele aus diesem Bereich sind die<br />

Bürgerämter, das Stan<strong>de</strong>samt, das Ordnungsamt,<br />

das Bauamt, das Gewerbeamt etc.<br />

Für diese Bereiche gibt es häufig bereits eine<br />

exakte Beschreibung <strong>de</strong>r zu erbringen<strong>de</strong>n externen<br />

Leistungen (Output) sowie eine Zuordnung<br />

entsprechen<strong>de</strong>r Kosten zu <strong>de</strong>n Leistungen.<br />

So veröffentlicht beispielsweise das Land Berlin<br />

für folgen<strong>de</strong> Produkte (Auswahl) jährlich<br />

eine Übersicht über die Kosten und die Gebühren<br />

(für eine fixe Qualität): 15<br />

� Bereitstellung Schulplatz<br />

� Bewirtschaftung Sportanlage<br />

� Bereitstellung Grünanlage<br />

� Betreuung Kin<strong>de</strong>rtagesstätte<br />

� Betrieb Bibliothek<br />

� Unterhaltung öffentlicher Straßen<br />

� Erstellung von Knöllchen<br />

� Beratung im Bürgeramt<br />

� Ausstellen eines Reisepasses<br />

� Eheschließung.<br />

Die zu erbringen<strong>de</strong>n Leistungen wer<strong>de</strong>n in<br />

einem Produktblatt (siehe Abbildung 4) beschrieben<br />

und weisen auch qualitative Indikatoren<br />

auf.<br />

Anhand eines Kosten-Medians (Benchmark:<br />

Kosten <strong>de</strong>r Produkterstellung / Anzahl erstellter<br />

Leistungseinheiten) erhalten die Berliner Bezirke<br />

je Produkt einen Anteil am Gesamtbudget,<br />

so dass Bezirke, die das Produkt kostengünstiger<br />

als <strong>de</strong>r Median stellen, über einen finanziellen<br />

Vorteil (höheres Budget) gegenüber an<strong>de</strong>ren<br />

Bezirken verfügen.<br />

Ziel <strong>de</strong>s Vorgehens ist es, durch die geschaffene<br />

Transparenz und das Bonussystem<br />

dazu zu ermuntern, Leistungen kostengünstig<br />

(bei gleichbleiben<strong>de</strong>r Qualität) zu erbringen.<br />

Dieses Beispiel macht <strong>de</strong>utlich, dass für die<br />

Leistungsebene durchaus eine Steuerung erreicht<br />

wer<strong>de</strong>n kann. Nicht betrachtet wird bislang<br />

die (direkte / indirekte) Wirkung, die durch<br />

die Leistungserstellung verursacht wird.<br />

Der nächste Schritt ist daher die Einbeziehung<br />

<strong>de</strong>r direkten Wirkung (Outcome):<br />

Die bisherige Analyse zeigt, die Bereitstellung<br />

einer Grünanlage kostet x EUR, aber an Gebühren<br />

wer<strong>de</strong>n nur y EUR erhoben. Wür<strong>de</strong> die<br />

direkte Wirkung (z. B. exzessive Nutzung durch<br />

Sport o<strong>de</strong>r Grillen) mit einbezogen wer<strong>de</strong>n,<br />

kann möglicherweise eine Umwandlung <strong>de</strong>r<br />

Grünanlage in einen Sportplatz mittelfristig<br />

kos tengünstiger sein und käme <strong>de</strong>m Bedarf <strong>de</strong>r<br />

Bürger näher.<br />

Wird die indirekte Wirkung / Impact (beispielsweise<br />

Knochenbrüche, Polizeieinsatz zur<br />

Schlichtung, Grillbrän<strong>de</strong> etc.) in die Betrachtung<br />

einbezogen, wäre gegebenenfalls eine<br />

völlig an<strong>de</strong>re Leistung (Output) sinnvoll (siehe<br />

Abbildung 5).<br />

Bereits diese sehr kurze Betrachtung ver<strong>de</strong>utlicht,<br />

dass Leistungen für externe Adressaten<br />

beschrieben und bewertet wer<strong>de</strong>n können. Eine<br />

qualitative Einbeziehung <strong>de</strong>r Wirkung ist möglich,<br />

aber kaum überschaubar und sehr schwer<br />

quantifizierbar.<br />

Für <strong>de</strong>n Bereich <strong>de</strong>r internen Leistungen wer<strong>de</strong>n<br />

auch Produkte <strong>de</strong>finiert; diese betreffen<br />

u. a. <strong>de</strong>n IT-Service, das Personalmanagement,<br />

die Beschaffung, <strong>de</strong>n inneren Dienst o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>n<br />

Haushalt.<br />

Beispielsweise stellt <strong>de</strong>r IT-Service Endgeräte<br />

(PCs, Terminals etc.) zur Verfügung, auf <strong>de</strong>nen<br />

die erfor<strong>de</strong>rlichen Office-Anwendungen und<br />

Fachverfahren reibungslos funktionieren (Leistung).<br />

Die direkte Wirkung dieser Leistung ist,<br />

dass die Mitarbeiten<strong>de</strong>n bei <strong>de</strong>r Erledigung ihrer<br />

Fachaufgabe unterstützt wer<strong>de</strong>n. Indirekt<br />

wird erreicht, dass die Verwaltung die zu übertragen<strong>de</strong>n<br />

Aufgaben fach- und sachgerecht bearbeiten<br />

kann (Binnensicht).<br />

Gleiches gilt für das Personalmanagement,<br />

dass u.a. die Aus- und Weiterbildung vorhan<strong>de</strong>ner<br />

sowie die Einstellung neuer Mitarbeiter


Abb. 5: Beispiel Wirkungskette<br />

verantwortet. Leistungen sind die Einstellung<br />

von x Personen o<strong>de</strong>r die Aus- und Weiterbildung<br />

von y Personen. Entsprechen<strong>de</strong> Regelungen<br />

wur<strong>de</strong>n über Zielvereinbarungen mit<br />

<strong>de</strong>m Bereich zum Jahresbeginn vereinbart. Die<br />

direkte Wirkung besteht in <strong>de</strong>r Erledigung <strong>de</strong>r<br />

jeweiligen Fachaufgabe; die indirekte Wirkung<br />

in <strong>de</strong>r ordnungsgemäßen Bearbeitung <strong>de</strong>r zu<br />

übertragen<strong>de</strong>n Aufgaben und damit einer funktionieren<strong>de</strong>n<br />

Verwaltung.<br />

Die Kosten für die beschriebenen internen<br />

Leistungen (Produkterstellung) sind sehr genau<br />

ermittelbar. Auch eine regelmäßige Leistungsplanung<br />

ist möglich.<br />

Eine Berechnung / Abschätzung <strong>de</strong>r direkten<br />

Wirkung lässt sich herleiten (z. B. Zeitaufwand<br />

für Informationssuche vs. Schulung im Fachgebiet<br />

o<strong>de</strong>r Nutzung PC vs. Schreibmaschine).<br />

Auch eine Bewertung <strong>de</strong>r indirekten Wirkung<br />

(funktionieren<strong>de</strong> und verlässliche Verwaltungen)<br />

lässt sich abschätzen (Gegenteil: Was<br />

kostet diese Leistung, wenn sie privat erbracht<br />

wer<strong>de</strong>n wür<strong>de</strong>?).<br />

Insgesamt bestehen für die nicht-ministerielle<br />

Verwaltung eine Reihe von Möglichkeiten, Wir-<br />

kungen ihrer Tätigkeit zu planen und zu ermitteln.<br />

Ministerielle Verwaltung<br />

Die Aufgaben <strong>de</strong>r Ministerialverwaltung (siehe<br />

Abschnitt Begrifflichkeiten) haben zumeist<br />

strategischen, regeln<strong>de</strong>n, politischen und<br />

generellen / grundsätzlichen Charakter.<br />

Daher fällt es im Gegensatz zur nicht-ministeriellen<br />

Verwaltung schwerer, standardisierte<br />

Leistungen zu beschreiben und zu bewerten.<br />

Allerdings ist die Wirkung <strong>de</strong>s Han<strong>de</strong>lns (z. B.<br />

Schaffung eines neuen Gesetzes) vermutlich<br />

weitreichen<strong>de</strong>r als die Bearbeitung einer Ordnungswidrigkeit.<br />

Anhand von zwei Beispielen soll die (externe)<br />

Wirkung ministeriellen Han<strong>de</strong>lns skizziert wer<strong>de</strong>n:<br />

(1) Die Ministerialverwaltung hat die Rechts-<br />

und Fachaufsicht über ein Krankenhaus in <strong>de</strong>r<br />

Rechtsform Anstalt <strong>de</strong>s öffentlichen Rechts.<br />

Die originäre Leistung „Aufsicht“ lässt sich umfassend<br />

beschreiben und wertmäßig erfassen.<br />

Die direkte Wirkung <strong>de</strong>r Leistung kann zu einer<br />

CM Januar / Februar 2011<br />

guten finanziellen und ärztlichen Leistung <strong>de</strong>s<br />

Krankenhauses beitragen. Eine schlechte Aufsichtsleistung<br />

kann z. B. ausufern<strong>de</strong> finanzielle<br />

For<strong>de</strong>rungen und eine Nachschusspflicht verursachen.<br />

Die indirekte Wirkung <strong>de</strong>r Aufsicht<br />

reicht von qualitativ hoher medizinischer Versorgung<br />

<strong>de</strong>r Bevölkerung in <strong>de</strong>r Region bis hin<br />

zu einem medizinischen Notstand, <strong>de</strong>r die Wirtschaftskraft<br />

erheblich beeinträchtigt.<br />

(2) Die Ministerialverwaltung erarbeitet einen<br />

neuen Bebauungsplan für eine Region und lässt<br />

diesen parlamentarisch verabschie<strong>de</strong>n. Die originäre<br />

Leistung „<strong>Planung</strong>sverfahren“ lässt<br />

sich umfassend beschreiben und wertmäßig<br />

erfassen.<br />

Die monetäre Bewertung <strong>de</strong>r (direkten / indirekten)<br />

Wirkung dieser Maßnahme kann wie<strong>de</strong>rum<br />

sehr unterschiedlich ausfallen. Sie reicht<br />

von einer qualitativ hochwertigen <strong>Planung</strong>, die<br />

das Wirtschaftswachstum in <strong>de</strong>r Region för<strong>de</strong>rt,<br />

bis hin zu qualitativen Mängeln, die ggf. das<br />

Abwan<strong>de</strong>rn wichtiger Unternehmen bewirken.<br />

Die Bewertung <strong>de</strong>r internen Querschnittsaufgaben<br />

(z. B. Haushalt, Personal, Beschaffung)<br />

weist ggü. <strong>de</strong>r nichtministeriellen Verwaltung<br />

keine signifikanten Unterschie<strong>de</strong> auf und wird<br />

daher nicht erneut dargestellt.<br />

57


58<br />

Lässt sich Verwaltungshan<strong>de</strong>ln an messbaren Leistungen und Wirkungen ausrichten?<br />

Die Beispiele machen mehrere Dinge <strong>de</strong>utlich:<br />

� Für Ministerien ist eine Arbeitsplanung möglich<br />

(z.B. Gesetzesnovelle, Durchführung<br />

Aufsicht, etc.).<br />

� Die Ergebnisse <strong>de</strong>r Leistung sind messbar.<br />

� Die Wirkung <strong>de</strong>r Leistung tritt aber häufig<br />

erst zu einem viel späteren Zeitpunkt ein und<br />

ist erst in einer Nachschau wirklich bewertbar.<br />

Die Schwierigkeiten bei <strong>de</strong>r Messung <strong>de</strong>r Leistung<br />

sowie bei <strong>de</strong>r Wirkung dürfen allerdings<br />

nicht dazu führen, dass keine Steuerung erfolgt.<br />

Vielmehr ist ein handhabbares Instrumentarium<br />

zu entwickeln.<br />

Ansatz für ein Mo<strong>de</strong>ll:<br />

Prinzipiell haben Ministerien die für sie vorgesehenen<br />

Aufgaben zu erfüllen (diese können<br />

sich beispielsweise aus <strong>de</strong>m Gesetz o<strong>de</strong>r aus<br />

Koalitionsverträgen ergeben). Diese Aufgabenkataloge<br />

sind in Form einer Service-Vereinbarung<br />

schriftlich zu dokumentieren und zu veröffentlichen<br />

(z. B. jährlich auf <strong>de</strong>r website). Als<br />

Beispiel – auch wenn Form und Inhalt in <strong>de</strong>m<br />

hier beschriebenen Sinne noch ausbaufähig<br />

sind – dienen die Geschäftsverteilungspläne,<br />

die von je<strong>de</strong>m Gericht beschlossen und für das<br />

Folgejahr veröffentlicht wer<strong>de</strong>n.<br />

Die Service-Vereinbarungen wer<strong>de</strong>n je Ministerium<br />

geschlossen und enthalten u.a. die<br />

Zielsetzung, die Aufgabenbeschreibung sowie<br />

wenige aussagekräftige, messbare Indikatoren<br />

zur Messung <strong>de</strong>r Wirkung, Menge und Qualität.<br />

Die Service-Vereinbarung für ein Ministerium<br />

Autoren<br />

Andreas W. Schnei<strong>de</strong>r<br />

ist Grün<strong>de</strong>r von AWS-Consulting PG mit <strong>de</strong>n Themenschwerpunkten<br />

Verbund- und Projektmanagement.<br />

E-Mail: aws@aws-consulting.<strong>de</strong><br />

wird dann auf die Abteilungen / Referate „heruntergebrochen“.<br />

Beispiel: Das Verkehrsministerium reicht einen<br />

Teil <strong>de</strong>r Ziele an das aufsichtführen<strong>de</strong> Referat A<br />

(Aufsicht über die nachgeordneten Einrichtungen<br />

A, B, C, D und E) weiter. Hierfür steht<br />

das unter Titel 4711 genannte Budget zur Verfügung.<br />

Folgen<strong>de</strong> Ziele wer<strong>de</strong>n für die Einrichtung<br />

A vereinbart:<br />

� Die Aufgabenerfüllung ist ordnungsgemäß<br />

(gesetzeskonform).<br />

� Die Vorgehensweise ist wirtschaftlich (Beachtung<br />

§ 7 LHO / BHO).<br />

� Risiken für <strong>de</strong>n Haushalt wer<strong>de</strong>n auf < 1 Mio.<br />

EUR reduziert.<br />

� Eigenkapitalquote > 40 %.<br />

� Strategie ist auf Nachhaltigkeit ausgerichtet<br />

� Preis-/Kostenstruktur liegt im Marktdurchschnitt.<br />

Folgen<strong>de</strong> Wirkung ist zu erreichen:<br />

� Verbesserung <strong>de</strong>s Verkehrsflusses (15 %<br />

weniger Staus)<br />

� Verbesserung Parkplatzangebot (+10 %)<br />

� Reduzierung Schwerlastverkehr<br />

� Verbesserung Luftqualität im Innenstadtbereich<br />

um 5 %.<br />

Zum Stand <strong>de</strong>r Aktivitäten wird regelmäßig intern<br />

berichtet. Weiterhin erstellt je<strong>de</strong>s Ministerium<br />

einen kurzen, konsolidierten Tätigkeitsbericht<br />

zum Grad <strong>de</strong>r Zielerreichung und veröffentlicht<br />

diesen extern (z. B. quartalsweise).<br />

Marc-Stephan Garbe<br />

ist Partner bei AWS-Consulting PG mit <strong>de</strong>m Schwerpunkt neue<br />

Geschäftsfel<strong>de</strong>r für die öffentliche Verwaltung.<br />

E-Mail: msg@aws-consulting.<strong>de</strong><br />

Die tatsächlich eingetretenen externen Auswirkungen<br />

(zumin<strong>de</strong>st die direkten) wer<strong>de</strong>n durch<br />

eine unabhängige Instanz überprüft und in Bezug<br />

zur <strong>Planung</strong> bewertet.<br />

Negative Abweichungen hinsichtlich <strong>de</strong>r Quantität<br />

/ Qualität wer<strong>de</strong>n durch feste Budgetrestriktionen<br />

sanktioniert. Die Restriktionen führt die<br />

für Finanzen zuständige Behör<strong>de</strong> durch. Die<br />

Erreichung <strong>de</strong>r Qualitätsziele wird mit einem<br />

stabilen Budget „belohnt“ (alternativ: Personalressourcen).<br />

Zur Beurteilung <strong>de</strong>r erreichten Qualität kann<br />

auf das bestehen<strong>de</strong> Instrumentarium zurückgegriffen<br />

wer<strong>de</strong>n (<strong>Szenario</strong>technik, Wirtschaftsberichte,<br />

Meinungsumfragen etc.).<br />

Fazit<br />

Die zielgenaue Steuerung von Verwaltungsleistungen<br />

und <strong>de</strong>ren (gewünschter) Wirkung<br />

ist komplex!<br />

Die Komplexität wird durch die unterschiedlichen<br />

Erwartungen <strong>de</strong>r Zielgruppen und die<br />

häufige Unvorhersehbarkeit <strong>de</strong>r gesamten<br />

Bandbreite <strong>de</strong>r Wirkungen von Verwaltungshandlungen<br />

hervorgerufen.<br />

Lei<strong>de</strong>r kann z. B. die Wirkung <strong>de</strong>r Bereitstellung<br />

einer neuen Straße, einer neuen Kin<strong>de</strong>rtagesstätte<br />

o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Erlass eines Gesetzes – auch<br />

wenn es gut gemeint war – ein völlig falsches<br />

Signal setzen.<br />

Daher ist es wichtig, dass Maßnahmen <strong>de</strong>utlich<br />

vernetzter betrachtet wer<strong>de</strong>n (zumin<strong>de</strong>st hinsichtlich<br />

<strong>de</strong>r „Kernwirkungen“) und nicht ausschließlich<br />

ein best case szenario die Handlungsmotivation<br />

ist.<br />

Nur durch eine regelmäßige, strategische<br />

und operative <strong>Planung</strong>, Messung und Bewertung<br />

<strong>de</strong>r erfolgten Leistungen / Wirkungen<br />

wird es möglich, dass die Außenwirkung von<br />

Verwaltungshan<strong>de</strong>ln optimiert wird. Die heutige<br />

Medienlandschaft gibt viele Möglichkeiten, um<br />

das Han<strong>de</strong>ln transparent zu machen und eine<br />

direkte Rückkopplung zu ermöglichen. Auch ist<br />

<strong>de</strong>r Start mit wenigen, aussagekräftigen Indikatoren<br />

für einen Verwaltungsbereich zielfüh-


end, an<strong>de</strong>renfalls en<strong>de</strong>n Ziel<strong>de</strong>finition, Messung<br />

und Bewertung in einem Tohuwabohu.<br />

Die Komplexität <strong>de</strong>r Aufgabe sollte daher nicht<br />

abschrecken, son<strong>de</strong>rn vielmehr Motivation für<br />

die Suche neuer Ansätze zu einer besseren<br />

Steuerung sein. Geld ist eine knappe Ressource<br />

(auch für <strong>de</strong>n Steuerzahler) und <strong>de</strong>r Umgang<br />

damit hat wirtschaftlich zu erfolgen.<br />

Als Ergebnis ist zu unterstreichen: Verwaltungshan<strong>de</strong>ln<br />

ist messbar, allerdings sind im<br />

Vergleich zur Wirtschaft vielfach an<strong>de</strong>re Mechanismen<br />

zu beachten (z. B. Motivation <strong>de</strong>r<br />

han<strong>de</strong>ln<strong>de</strong>n Personen, sinnvolle Regelungen für<br />

Zielerreichung bzw. -verfehlung, Institutionen<br />

zur neutralen Beurteilung <strong>de</strong>r Zielerreichung).<br />

Fußnoten<br />

1 United States General Accounting Office<br />

(GAO): Performance Budgeting, March 1997,<br />

Report GAO/AIMD-97-46, Page 42 – 45.<br />

2 ebenda, Page 46 – 51.<br />

3 ebenda, Page 22 f..<br />

4 OECD Budget Practices and Procedures Database,<br />

www.oecd.org/gov/budget/database, am<br />

21.03.2010<br />

5 Einen ersten Überblick über die nachhaltige<br />

Vorgehensweise von Verwaltungen von 30<br />

OECD Län<strong>de</strong>rn gibt auch <strong>de</strong>r Sustainable Governance<br />

Indicator (SGI) <strong>de</strong>r Bertelsmannstiftung:<br />

www.sginetwork.org<br />

6 Siehe zu verschie<strong>de</strong>nen Ansätzen:<br />

Frankreich<br />

Le forum <strong>de</strong> la performance: http://www.performance-publique.gouv.fr/<br />

Deutschland<br />

Verwaltung innovativ: http://www.staat-mo<strong>de</strong>rn.<strong>de</strong>/<br />

Österreich<br />

Verwaltungsinnovation: http://www.bun<strong>de</strong>skanzleramt.at/site/5123/<strong>de</strong>fault.aspx<br />

Schwe<strong>de</strong>n<br />

Swedish National Financial Management Authority:<br />

http://www.esv.se/<br />

Nie<strong>de</strong>rlan<strong>de</strong><br />

Ministry of Finance / VBTB: http://www.minfin.<br />

nl/On<strong>de</strong>rwerpen/Begroting/VBTB<br />

Großbritannien<br />

Public Service Performance: http://www.hmtreasury.gov.uk/psp_in<strong>de</strong>x.htm<br />

Neuseeland<br />

Managing for Outcomes / Results: http://www.<br />

ssc.govt.nz/display/document.asp?NavID=208<br />

USA<br />

Office of Management and Budget / PART:<br />

http://www.whitehouse.gov/omb/performance/<br />

7 Heimgartner, Martin / Benjamin Pauli: FLAG<br />

Kurzbericht, Wirkungsorientierte Steuerung <strong>de</strong>r<br />

Verwaltung im internationalen Umfeld, Dezember<br />

2008.<br />

8 Ellwein, Thomas, Joachim Hesse: Das Regierungssystem<br />

<strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>srepublik Deutschland,<br />

Opla<strong>de</strong>n, 1997, 8. Auflage, S. 307f.<br />

9 Bun<strong>de</strong>sministerium <strong>de</strong>s Innern: Gemeinsame<br />

Geschäftsordnung <strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>sministerien, Juni<br />

2009, Berlin, hier: § 3 GGO.<br />

10 Dunlevay, Patrick / Hood, Christopher (1994):<br />

CM Januar / Februar 2011<br />

From Old Public Administration to New Public<br />

Management,<br />

in: Public Money & Management, 1994, No. 3,<br />

S. 9 – 16 o<strong>de</strong>r Klingebiel, Norbert (Hrsg.):<br />

Schedler, Kuno / Ösze: Performance Measurement<br />

& Balanced Scorecard, München: Vahlen,<br />

2001. S. 259 – 276..<br />

11 Zielvereinbarungen (= „Kontrakte”) sind<br />

schriftliche Vereinbarungen zwischen zwei hierarchischen<br />

Ebenen für einen festgelegten Zeitraum<br />

(meist ein Jahr) über die zu erbringen<strong>de</strong><br />

(messbare) Leistung (Output) und/o<strong>de</strong>r zu erreichen<strong>de</strong><br />

(messbaren)Wirkung (Outcome) sowie<br />

die hierzu bereitgestellten personellen und finanziellen<br />

Ressourcen.<br />

12 Vgl. Ursache-Wirkungsketten o<strong>de</strong>r Kausalketten,<br />

die im Rahmen einer Balanced Scorecard<br />

erstellt wer<strong>de</strong>n (z. B. Horváth & Partner (Hrsg):<br />

Balanced Scorecard umsetzen, Stuttgart,<br />

2000, S. 17 f. und S. 37 f.<br />

13 Die I<strong>de</strong>e zu diesem Beispiel wur<strong>de</strong> entnommen<br />

bei: Welthungerhilfe: Leitfa<strong>de</strong>n Wirkungsorientierung<br />

in <strong>de</strong>n Projekten und Programmen<br />

<strong>de</strong>r Welthungerhilfe, Teil I: Hintergrün<strong>de</strong> und<br />

Definitionen, Bonn, 2008.<br />

14 Das in Berlin erlassene Verwaltungsreform-<br />

Grundsätze-Gesetz (VGG) sah anfangs Befragungen<br />

min<strong>de</strong>stens alle 2 Jahre vor. Dieser<br />

Zeitrahmen ist in <strong>de</strong>r aktuellen Novelle auf 5 Jahre<br />

erweitert wor<strong>de</strong>n. Ein solcher Zeitraum ist für<br />

eine direkte Steuerung eher ungeeignet.<br />

15 Senatsverwaltung für Finanzen: Was kostet<br />

wo wie viel? Berliner Bezirke im Kostenvergleich,<br />

9. Jahrgang, Berlin, 2008.<br />

Die Frankfurter Buchmesse ist mit über 7.000 Ausstellern<br />

aus mehr als 100 Län<strong>de</strong>rn die größte Buch- und Medienmesse<br />

<strong>de</strong>r Welt. Sie ist zugleich Treffpunkt <strong>de</strong>r Experten und Spiegel<br />

<strong>de</strong>r Buch- und Medienbranche.<br />

Auch unser Rezensent, Dipl.-Betriebsw. Fachjournalist<br />

(DFJS) Alfred Biel, besuchte zwei Tage die Buchmesse 2010.<br />

Er war eingela<strong>de</strong>n zu zahlreichen Fach- und Pressegesprächen.<br />

Biel zählt zu <strong>de</strong>n immer weniger wer<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n freien<br />

und unabhängigen Fachrezensenten. Das Bild zeigt ihn am<br />

6. Okt. 2010 auf <strong>de</strong>r Frankfurter Buchmesse im Gespräch<br />

mit Joachim Ba<strong>de</strong>r vom Schäffer-Poeschel Verlag.<br />

59


60<br />

Zielgerichtete Kommunikation in Turnaround<br />

Zielgerichtete Kommunikation<br />

im Turnaround<br />

von Christian Fischbach und Andre Wie<strong>de</strong>nhofer<br />

Der Erfolg eines Turnarounds hängt von <strong>de</strong>r<br />

schnellen Umsetzung <strong>de</strong>r i<strong>de</strong>ntifizierten Verän<strong>de</strong>rungsmaßnahmen<br />

ab. Inwiefern diese Verän<strong>de</strong>rungsmaßnahmen<br />

nachhaltig sind, entschei<strong>de</strong>t<br />

u. a. die Akzeptanz bei <strong>de</strong>n beteiligten<br />

Personen. Die Autoren zeigen in diesem<br />

Beitrag, wie Sie Kommunikation zielgerichtet<br />

steuern können, um so die Akzeptanz von Verän<strong>de</strong>rungsmaßnahmen<br />

nachhaltig sicherzustellen.<br />

Notwendigkeit zum Turnaround<br />

Die schwerste Phase <strong>de</strong>r Finanz- und Wirtschaftskrise<br />

scheint überwun<strong>de</strong>n zu sein, aber<br />

die Folgen sind in <strong>de</strong>n Unternehmen <strong>de</strong>utlich zu<br />

spüren. Die Zahl <strong>de</strong>r Unternehmensinsolvenzen<br />

ist in <strong>de</strong>n letzten Monaten stetig gestiegen. Um<br />

eine drohen<strong>de</strong> Insolvenz abzuwen<strong>de</strong>n, stehen<br />

viele Unternehmen gegenwärtig vor <strong>de</strong>r Herausfor<strong>de</strong>rung<br />

<strong>de</strong>r nachhaltigen, aber <strong>de</strong>nnoch<br />

schnellen Unternehmenssanierung – <strong>de</strong>m<br />

Turnaround. Ein Turnaround ist jedoch nicht nur<br />

eine einmalige Kostensenkungsinitiative. Es geht<br />

vielmehr um ein Bün<strong>de</strong>l von kurz-, mittel- und<br />

langfristigen Maßnahmen. Kurzfristig muss die<br />

Liquidität <strong>de</strong>s Unternehmens sichergestellt,<br />

mittelfristig die Wertschöpfungskette konsequent<br />

an <strong>de</strong>n Marktbedürfnissen angepasst<br />

wer<strong>de</strong>n, um so zu einer zukunftsträchtigen<br />

strategischen Perspektive zu gelangen und<br />

<strong>de</strong>n erfolgreichen Fortbestand <strong>de</strong>s Unternehmens<br />

langfristig zu sichern. 1<br />

Phasen <strong>de</strong>s Turnaroundprojektes<br />

Ein Turnaroundprojekt kann in vier Phasen unterteilt<br />

wer<strong>de</strong>n. In <strong>de</strong>r ersten Phase, <strong>de</strong>r Crash-<br />

Phase, steht die Sicherstellung <strong>de</strong>r Liquidität<br />

<strong>de</strong>s Unternehmens im Mittelpunkt. In <strong>de</strong>r zweiten<br />

Phase, <strong>de</strong>r Einleitung <strong>de</strong>s Turnarounds,<br />

wer<strong>de</strong>n alle Unternehmensbereiche analysiert<br />

und ein Sanierungskonzept erarbeitet. In <strong>de</strong>r<br />

dritten Phase, <strong>de</strong>r Realisierung, fin<strong>de</strong>t die Umsetzung<br />

<strong>de</strong>s zuvor erstellten Konzeptes statt.<br />

Hierbei steht die eigentliche strategische und<br />

organisatorische Restrukturierung <strong>de</strong>s Unternehmens<br />

im Mittelpunkt. In <strong>de</strong>r vierten und<br />

letzten Phase, <strong>de</strong>r Sicherung <strong>de</strong>r Neuausrichtung,<br />

wer<strong>de</strong>n die eingeleiteten Verän<strong>de</strong>rungen<br />

manifestiert. 2<br />

Bisweilen wur<strong>de</strong> im Rahmen <strong>de</strong>s Turnarounds<br />

meist die Kommunikation mit <strong>de</strong>m Eigentümer,<br />

<strong>de</strong>n Kapitalgebern und <strong>de</strong>m Betriebsrat fokussiert.<br />

Eine zielgerichtete Kommunikation mit<br />

<strong>de</strong>n betroffenen Mitarbeitern steht in <strong>de</strong>r Praxis<br />

eher weniger im Fokus <strong>de</strong>r Aufmerksamkeit.<br />

Insbeson<strong>de</strong>re vor <strong>de</strong>m Hintergrund <strong>de</strong>r<br />

möglichst schnellen Maßnahmenrealisierung<br />

scheint dies nachvollziehbar zu sein. Dennoch<br />

ist eine nachhaltige Kommunikation für<br />

<strong>de</strong>n Erfolg <strong>de</strong>s Turnarounds essentiell. Einer<br />

repräsentativen Umfrage zufolge scheitern<br />

50 Prozent <strong>de</strong>r Verän<strong>de</strong>rungsprojekte an mangelhafter<br />

Kommunikation und lückenhaftem<br />

o<strong>de</strong>r verspätetem Informationszugang <strong>de</strong>r Mitarbeiter.<br />

3<br />

Mit nachfolgend vorgestelltem Mo<strong>de</strong>ll kann ein<br />

Unternehmen die Kommunikation mit allen<br />

Beteiligten zielgerichtet und aufwandsarm<br />

steuern. Nur durch eine umfassen<strong>de</strong> und aufrichtige<br />

Kommunikation können Wi<strong>de</strong>rstän<strong>de</strong><br />

gegen <strong>de</strong>n Turnaround bei allen Beteiligten abgebaut<br />

und eine nachhaltige I<strong>de</strong>ntifikation mit<br />

<strong>de</strong>n Zielen <strong>de</strong>s Unternehmens erreicht wer<strong>de</strong>n.<br />

ACCA-Mo<strong>de</strong>ll<br />

Colley und Dutka haben ein Mo<strong>de</strong>ll entwickelt,<br />

um im Bereich <strong>de</strong>r Werbung Ziele zu setzen und<br />

<strong>de</strong>ren Erreichung zu messen. Das vorgestellte<br />

Mo<strong>de</strong>ll empfiehlt, <strong>de</strong>n Kun<strong>de</strong>n über vier Stufen<br />

zur Handlung (Kauf) zu motivieren, in<strong>de</strong>m <strong>de</strong>r<br />

Kun<strong>de</strong> individuell bezogen auf seine Position im<br />

ACCA-Mo<strong>de</strong>ll angesprochen wird.<br />

Die vier Stufen <strong>de</strong>s ACCA-Mo<strong>de</strong>lls sind:<br />

1. Awareness – Bewusstsein,<br />

2. Comprehension – Verständnis,<br />

3. Conviction – Überzeugung und<br />

4. Action – Handlung.<br />

Für je<strong>de</strong>n Stufenübergang besteht ein Repertoire<br />

an Metho<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Kommunikation. 4<br />

Fraglich ist jedoch, ob ein Unternehmen dieses<br />

Werbewirkungsmo<strong>de</strong>ll auch für die zielgerichtete<br />

Kommunikation im Turnaround anwen<strong>de</strong>n<br />

kann. Ebenso wie ein Kun<strong>de</strong> zum Kauf motivierbar<br />

ist, kann <strong>de</strong>r Beteiligte im Turnaround zum<br />

Han<strong>de</strong>ln angeregt wer<strong>de</strong>n. Insofern kann das<br />

ACCA-Mo<strong>de</strong>ll für die zielgerichtete Kommunikation<br />

im Turnaround dienen.<br />

Zielgerichtete Kommunikation in<br />

<strong>de</strong>n Phasen <strong>de</strong>s Turnarounds mit<br />

<strong>de</strong>m ACCA-Mo<strong>de</strong>ll sicherstellen<br />

Zur zielgerichteten Kommunikation im Turnaround<br />

ist es wichtig zu wissen, auf welcher Stufe<br />

<strong>de</strong>s ACCA-Mo<strong>de</strong>lls sich die Mitarbeiter befin<strong>de</strong>n.<br />

Hierfür kann je Stufe eine einfache geschlossene<br />

Frage entwickelt wer<strong>de</strong>n. Diese<br />

Fragen können bspw. <strong>de</strong>m Plenum einer Mitar-


eiterversammlung o<strong>de</strong>r einer sonstigen Informationsveranstaltung<br />

gestellt wer<strong>de</strong>n. Ebenso<br />

gut können diese Fragen auch in Mitarbeiterbefragungen<br />

aufgenommen o<strong>de</strong>r in Feedbackgesprächen<br />

zwischen Vorgesetzten und<br />

Mitarbeitern gestellt wer<strong>de</strong>n. Bei kontinuierlicher<br />

Durchführung können zwei wesentliche<br />

Erfolgsgrößen <strong>de</strong>r Kommunikation nachgehalten<br />

wer<strong>de</strong>n. Zum einen die Akzeptanz und die<br />

Motivation <strong>de</strong>r Mitarbeiter zur Umsetzung <strong>de</strong>r<br />

eingeleiteten Maßnahmen und zum an<strong>de</strong>ren die<br />

entsprechen<strong>de</strong> Entwicklung <strong>de</strong>r Einstellung <strong>de</strong>r<br />

Mitarbeiter im Zeitverlauf. Nachfolgend wird<br />

dies anhand eines Beispiels erläutert.<br />

Ein mittelständiges Maschinenbauunternehmen<br />

ist stark von <strong>de</strong>r Krise betroffen, die Absätze<br />

sind bis zu 40 % eingebrochen. Erste Maßnahmen<br />

zur Liquiditätssicherung wur<strong>de</strong>n getroffen<br />

und ein Sanierungskonzept wur<strong>de</strong> erstellt, das<br />

es nun umzusetzen gilt. Da das Sanierungskonzept<br />

neben <strong>de</strong>r Freisetzung von stillen Reserven<br />

und einer Refinanzierung auch die Umstellung<br />

<strong>de</strong>r Produktionsprozesse umfasst, legt die Geschäftsführung<br />

großen Wert auf die Beteiligung<br />

und Überzeugung <strong>de</strong>r Mitarbeiter. Aus diesem<br />

Grund wur<strong>de</strong> zu einer Mitarbeiterversammlung<br />

eingela<strong>de</strong>n. Der Geschäftsführer beginnt diese<br />

mit <strong>de</strong>r einleiten<strong>de</strong>n Frage, ob die Mitarbeiter<br />

erkennen, dass die Firma in einer Krise steckt<br />

(Stufe 1 - Awareness). Als Nächstes fragt er, ob<br />

die Mitarbeiter Verständnis für <strong>de</strong>n eingeschlagenen<br />

Weg haben (Stufe 2 - Comprehension).<br />

Aufgrund dieser kurzen Abfrage konnte eine<br />

Einteilung durchgeführt wer<strong>de</strong>n, aus <strong>de</strong>r zu<br />

ersehen war, dass das Bewusstsein für die<br />

Abb. 2: Zeitliche Entwicklung <strong>de</strong>r Mitarbeiter im ACCA-Mo<strong>de</strong>ll<br />

Kein Bewusstsein 85 %<br />

A - Bewusstsein 15 %<br />

C - Verständnis 2 %<br />

C - Überzeugung 0 %<br />

A - Handlung 0 %<br />

Abb. 1: Initiale Einteilung <strong>de</strong>r Mitarbeiter<br />

krisenhafte Situation bei <strong>de</strong>n Mitarbeitern noch<br />

nicht vorhan<strong>de</strong>n war (Abbildung 1).<br />

Wie bereits erwähnt, besteht für je<strong>de</strong>n Stufenübergang<br />

ein Repertoire an Metho<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r<br />

Kommunikation. Zur Erzeugung <strong>de</strong>s Bewusstseins<br />

wur<strong>de</strong>n <strong>de</strong>n Mitarbeitern in einem<br />

ers ten Schritt die Herausfor<strong>de</strong>rungen, vor<br />

<strong>de</strong>nen die Firma steht, bewusst gemacht.<br />

Dies geschah mit Hilfe von Beispielen und Hintergrundinformationen.<br />

Dabei wur<strong>de</strong> insbeson<strong>de</strong>re<br />

darauf geachtet, dass die Mitarbeiter richtig<br />

angesprochen wer<strong>de</strong>n. Mit Daten aus <strong>de</strong>r<br />

Gewinn- und Verlustrechnung geht dies schwerlich.<br />

Statt<strong>de</strong>ssen wur<strong>de</strong> aufgezeigt, wie viele<br />

Aufträge früher im Vergleich zur heutigen Situation<br />

eingegangen sind, um so die geringere<br />

Auslastung in <strong>de</strong>r Produktion zu ver<strong>de</strong>utlichen<br />

und das zukünftige Potenzial <strong>de</strong>r Firma aufzuzeigen.<br />

Im Verlauf <strong>de</strong>r nächsten Wochen kommunizierte<br />

die Firma mit ihren Mitarbeitern nach<br />

<strong>de</strong>m vorgeschlagenen Mo<strong>de</strong>ll. Zur Erzeugung<br />

<strong>de</strong>s Verständnisses wur<strong>de</strong>n die einzelnen Optionen<br />

<strong>de</strong>s Han<strong>de</strong>lns präsentiert und <strong>de</strong>r eingeschlagene<br />

Weg begrün<strong>de</strong>t, in<strong>de</strong>m die Vorteile<br />

gegenüber <strong>de</strong>n Alternativen benannt wur<strong>de</strong>n.<br />

CM Januar / Februar 2011<br />

Die Überzeugung <strong>de</strong>r Mitarbeiter in <strong>de</strong>n eingeschlagenen<br />

Weg wur<strong>de</strong> gewonnen, in<strong>de</strong>m <strong>de</strong>r<br />

individuelle Nutzen und die Werte <strong>de</strong>s Mitarbeiters<br />

angesprochen wur<strong>de</strong>n. Die vierte<br />

und letzte Stufe, das Han<strong>de</strong>ln nach <strong>de</strong>m erarbeiteten<br />

Konzept, wur<strong>de</strong> erreicht, in<strong>de</strong>m Anreize<br />

geschaffen, korrektes Verhalten belohnt<br />

und entsprechen<strong>de</strong> Errungenschaften gefeiert<br />

wur<strong>de</strong>n.<br />

Neben Mitarbeiterversammlungen wur<strong>de</strong>n<br />

auch Aushänge, die Mitarbeiterzeitung und die<br />

persönliche Ansprache durch Vorgesetzte genutzt.<br />

Parallel dazu wur<strong>de</strong> über unterschiedliche<br />

Kanäle abgefragt, auf welcher Stufe sich<br />

die Mitarbeiter befin<strong>de</strong>n. Abbildung 2 zeigt die<br />

hieraus ersichtliche Entwicklung.<br />

Das Unternehmen konnte in <strong>de</strong>r Folge direkt<br />

erkennen, wie die Mitarbeiter im Zeitverlauf<br />

zum Turnaround stehen, und inwiefern die eingeleiteten<br />

Kommunikationsmaßnahmen fruchteten.<br />

Neben dieser recht erfolgreichen Kommunikation<br />

kann es aber sein, dass Mitarbeiter<br />

zwar Verständnis zeigen, teilweise sogar überzeugt<br />

sind, jedoch nicht wie beabsichtigt han<strong>de</strong>ln.<br />

Hier kann das vorgeschlagene Mo<strong>de</strong>ll<br />

dienen, um die genaue Positionierung <strong>de</strong>r Mitarbeiter<br />

festzustellen und geeignete Maßnahmen,<br />

in diesem Fall die Einführung von äquivalenten<br />

Anreizsystemen, einzuleiten. Abbildung 3 zeigt<br />

die möglichen stufenbezogenen Kommunikationsinhalte.<br />

Aus <strong>de</strong>n unterschiedlichen Kommunikationsmitteln<br />

und -intensionen wird <strong>de</strong>utlich, dass ein<br />

61


62<br />

Zielgerichtete Kommunikation in Turnaround<br />

Abb. 3: Stufenbezogene Kommunikationsinhalte<br />

Überspringen einzelner Stufen unwahrscheinlich,<br />

teilweise sogar unrealistisch ist.<br />

Fraglich erscheint, in welchen Phasen <strong>de</strong>s Turnaround<br />

diese Metho<strong>de</strong>n Anwendung fin<strong>de</strong>n<br />

können. Erfahrungen zeigen, dass insbeson<strong>de</strong>re<br />

die frühen Phasen <strong>de</strong>s Turnarounds<br />

schnelle Handlungen verlangen. Eine zu differenzierte<br />

Kommunikation ist in dieser Situation<br />

aus Zeitgrün<strong>de</strong>n schwerlich zu erreichen.<br />

Statt<strong>de</strong>ssen, sollten in dieser Phase die oben<br />

beschriebenen Metho<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Kommunikation<br />

zu Stufe 1 „Awareness“ angewandt und auf<br />

breiter Basis mit Beispielen und Auswirkungen<br />

die Notwendigkeit <strong>de</strong>s Turnarounds dargelegt<br />

wer<strong>de</strong>n.<br />

Nach <strong>de</strong>n ersten Maßnahmen im Turnaround<br />

und <strong>de</strong>r Erarbeitung eines Sanierungskonzeptes,<br />

sollten nun die beschriebenen Metho<strong>de</strong>n differenziert<br />

angewen<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n. Auf diese Weise<br />

Autoren<br />

Andre Wie<strong>de</strong>nhofer<br />

ist bei Ernst & Young GmbH, Köln, Senior Berater.<br />

E-Mail: andre.wie<strong>de</strong>nhofer@<strong>de</strong>.ey.com<br />

können Mitarbeiter, die die Notwendigkeit erkannt<br />

haben, schneller zum nachhaltigen Han<strong>de</strong>ln<br />

gebracht wer<strong>de</strong>n. Mitarbeiter, die sich im<br />

ACCA-Mo<strong>de</strong>ll noch auf einer frühen Stufe befin<strong>de</strong>n,<br />

können ebenso zielgerichtet angesprochen<br />

wer<strong>de</strong>n, um so die nachhaltige Umsetzung <strong>de</strong>s<br />

Sanierungskonzeptes zu gewährleisten.<br />

Fazit<br />

Das durch Colley und Dutka vorgeschlagene<br />

ACCA-Mo<strong>de</strong>ll lässt sich auch zur betrieblichen<br />

Kommunikation im Turnaround nutzen. Ein wesentlicher<br />

Erfolgsfaktor im Turnaround ist die<br />

nachhaltige Umsetzung <strong>de</strong>r Maßnahmen. Insbeson<strong>de</strong>re<br />

bei Maßnahmen, die auf Verhaltensän<strong>de</strong>rungen<br />

<strong>de</strong>r Mitarbeiter abzielen, ist<br />

die zielgerichtete Kommunikation essentiell.<br />

Zur Steuerung dieser Kommunikation eignet<br />

sich das vorgeschlagene Mo<strong>de</strong>ll.<br />

Christian Fischbach<br />

ist Senior Berater bei <strong>de</strong>r Firma G.E.B.B. in Köln.<br />

E-Mail: christian.fischbach@gebb.<strong>de</strong><br />

Literatur<br />

Colley, R. / Dutka, S. (1995): Defining Advertising<br />

Goals for Measured Advertising Results,<br />

McGraw-Hill.<br />

Ernst & Young (2009): Neue Chancen in<br />

schwierigen Zeiten – Reaktionen auf die Krise,<br />

EYGM.<br />

Faulhauber, P. / Landwehr, N. (2005): Turnaround-Management<br />

in <strong>de</strong>r Praxis: Umbuchphasen<br />

nutzen – neue Stärken entwickeln, Campus<br />

Verlag.<br />

Houben, A. / Frigge, C. / Trinczek, R. / Pongratz,<br />

H. (2007): Verän<strong>de</strong>rungen erfolgreich<br />

gestalten, C4 Consulting.<br />

Liebl, C. (2003): Kommunikations-Controlling,<br />

DUV.<br />

Pra<strong>de</strong>l, M. (2001): Dynamisches Kommunikationsmanagement.<br />

Optimierung <strong>de</strong>r Marketingkommunikation<br />

als Lernprozess, Gabler Verlag.<br />

Rennhak, C. (2001): Die Wirkung vergleichen<strong>de</strong>r<br />

Werbung, Gabler Verlag.<br />

Fußnoten<br />

1 Vgl. Ernst & Young (2009).<br />

2 Vgl. Faulhauber, P. / Landwehr, N. (2005).<br />

3 Vgl. Houben, A. / Frigge, C. / Trinczek, R. /<br />

Pongratz, H. (2007).<br />

4 Vgl. Colley, R. / Dutka, S. (1995); Pra<strong>de</strong>l, M.<br />

(2001); Rennhak, C. (2001); Liebl, C. (2003).<br />

Bei <strong>de</strong>n im Folgen<strong>de</strong>n vorgestellten Metho<strong>de</strong>n<br />

<strong>de</strong>r Kommunikation han<strong>de</strong>lt es sich um kurzfristige<br />

Metho<strong>de</strong>n, die von <strong>de</strong>n flankieren<strong>de</strong>n mittel-/längerfristigen<br />

Metho<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s organisatorischen<br />

Change Managements wie Stakehol<strong>de</strong>r-/Impact-Analyse<br />

abzugrenzen sind.


Controller´s Riskmanagement<br />

<strong>de</strong>r Controllingdaten – Teil 1 –<br />

von Frank-J. Witt und Kerin Witt<br />

Also kein Risikocontrolling? Doch, allerdings<br />

geht es hier um das „Datenrisiko“. Wir<br />

möchten Sie, lieber Leser, dazu bringen, ein<br />

wenig die Statistik wie<strong>de</strong>rzuent<strong>de</strong>cken, damit<br />

Sie sich nicht nur auf vermeintlich sichere Daten<br />

verlassen müssen und vielmehr einige Statistiktools<br />

bei risikobehafteten Controllingdaten<br />

einsetzen können. Testen Sie sich selbst anhand<br />

folgen<strong>de</strong>r einfacher Fragestellung: Der<br />

neue interne Controllingbericht wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>m<br />

Lower-Management vorgestellt; dabei wur<strong>de</strong><br />

zum äußersten Kostenbewusstsein aufgerufen.<br />

Bei einer zeitlich nachgelagerten Befragung von<br />

n = 40 Lower-Managern gaben 8 Personen<br />

und damit 8/40 = 20 % an, Kostenreduktionen<br />

bereits erreicht zu haben. Wie hoch ist <strong>de</strong>r Anteil<br />

kostenbewusster Manager in <strong>de</strong>r Grundgesamtheit,<br />

also in Bezug auf sämtliche Mitglie<strong>de</strong>r<br />

<strong>de</strong>s Lower-Management? Viele Controller<br />

rechnen jetzt nicht weiter, son<strong>de</strong>rn übertragen<br />

die aus <strong>de</strong>m ersten Schritt, also aus <strong>de</strong>r<br />

Stichprobe, gewonnenen 20 % einfach auf die<br />

Grundgesamtheit. Sie tun damit aber keinen<br />

zweiten Schritt nach vorne auf Mehrerkenntnis<br />

zu, son<strong>de</strong>rn treten einfach nur auf <strong>de</strong>r Stelle.<br />

Wenn Sie, lieber Leser, ebenfalls so „vorgingen“,<br />

haben Sie Grund, <strong>de</strong>n folgen<strong>de</strong>n Beitrag<br />

weiterzulesen. Der nachstehen<strong>de</strong> Beitrag entstand<br />

aus <strong>de</strong>r Praktikeranregung heraus, einmal<br />

die Grenzen und Risiken <strong>de</strong>s täglichen Rechengeschäfts<br />

aufzuzeigen.<br />

Wie wer<strong>de</strong>n Controllingdaten<br />

generiert? – Eine Statistikprise<br />

scha<strong>de</strong>t nicht!<br />

Kennzahlen zu berechnen, das gehört zu<br />

Controller´s Alltagsgeschäft – eine an sich<br />

schnell und leicht auf Software <strong>de</strong>legierbare<br />

„Automaten-Aufgabe“. Der Beitrag zeigt jedoch<br />

anhand von Zahlenbeispielen, dass man vor<br />

<strong>de</strong>m automatisierten Software-Arbeitsschritt<br />

namentlich aus Risikogrün<strong>de</strong>n manchmal ein<br />

bisschen Kopf- und Handarbeit verrichten<br />

sollte! Es geht in diesem Beitrag nicht zwingend<br />

CM Januar / Februar 2011<br />

darum, je<strong>de</strong>n Detail-Rechenschritt sofort zu<br />

verstehen, son<strong>de</strong>rn ein Gefühl dafür zu bekommen,<br />

„was geht“, und ggf. dann selbst statis tisch<br />

down zu drillen! Also keine Angst vor ein wenig<br />

Statistik!<br />

Controller verlassen sich nämlich bei ihrer Datenanalyse<br />

und Präsentation meist auf entsprechen<strong>de</strong><br />

Software – Excel & Co. lassen dann<br />

also grüßen! So ausgereift und mächtig solche<br />

Softwares inzwischen sind, so sehr wiegen sie<br />

<strong>de</strong>n Anwen<strong>de</strong>r, also <strong>de</strong>n Controller – und in <strong>de</strong>r<br />

Folge in <strong>de</strong>r Präsentationskette dann auch <strong>de</strong>n<br />

Manager – in <strong>de</strong>r Sicherheit, die Analyse sei<br />

stets richtig! Rechentechnisch stimmt dies natürlich<br />

auch; aber inhaltlich ebenfalls? Manche<br />

Vorab-Gedanken bleiben nämlich häufig außen<br />

vor, <strong>de</strong>nn Statistik ist nicht unbedingt Controller´s<br />

Lieblingskind (Witt 1999).<br />

Insbeson<strong>de</strong>re müsste nämlich <strong>de</strong>r Controller<br />

zuvor bei <strong>de</strong>r Generierung und Einspeisung <strong>de</strong>r<br />

Kennzahlen aus Risikoaspekten abwägen, ob<br />

63


64<br />

Controller´s Riskmanagement <strong>de</strong>r Controllingdaten<br />

Abb. 1: Statistik- und Statistiksoftware-Affinität <strong>de</strong>r Controller<br />

er i. S. <strong>de</strong>r Erwartungsrechnung z. B. einen<br />

eher pessimistischen, einen eher optimistischen<br />

o<strong>de</strong>r hingegen einfach einen rechentechnisch<br />

generierten Mittelwert bevorzugt.<br />

Das tut er dann auch „irgendwie“ und gelangt<br />

meist zu einem einzigen Wert als Quintessenz<br />

seiner Datenüberlegungen. In<br />

Controller´s Rechnungen wird dann in <strong>de</strong>r Folge<br />

jedoch meist vereinfachend unterstellt,<br />

dass dieser jeweilig einzig gewählte Wert sicher<br />

ist, also nicht innerhalb eines Korridors<br />

schwankt. Genau hier setzen aber die folgen<strong>de</strong>n<br />

Überlegungen an. Wie sieht dieser<br />

Korridor aus – groß o<strong>de</strong>r klein? Der Beitrag<br />

möchte nämlich anhand zahlreicher kleiner<br />

Beispiele <strong>de</strong>n Controller dafür sensibilisieren,<br />

dass er seinen Dateninput über<strong>de</strong>nkt und eben<br />

nicht nur „automatisch“ han<strong>de</strong>lt: Dies ist dann<br />

letztlich auch ein Beitrag zum Risikocontrolling<br />

auf <strong>de</strong>r Datenebene.<br />

Exemplarisch greifen wir uns drei, z. T. eng miteinan<strong>de</strong>r<br />

verknüpfte Bereiche heraus, die speziell<br />

für diejenigen Analysen interessant sind,<br />

bei <strong>de</strong>nen die Grundgesamtheit so umfangreich<br />

ist, dass sich kleine Stichproben lohnen (beispielsweise<br />

im Han<strong>de</strong>lscontrolling mit einer<br />

relativ hohen Artikelanzahl, bei außendienst-intensiven<br />

Unternehmen mit vielen kleineren Verkaufsgebieten<br />

bzw. -parzellen als Vergleichsobjekte).<br />

Fokussieren wir exemplarisch einmal<br />

<strong>de</strong>n Marktanteil, <strong>de</strong>r meist lediglich „einwertig“<br />

angegeben wird.<br />

Hier sind drei typische Fragestellungen und<br />

daher auch drei verbesserte Datenlösungen<br />

fürs Controlling sinnvoll, um von <strong>de</strong>r vermeintlich<br />

sicheren Aussage „Unser Marktanteil beträgt<br />

y %“ wegzukommen:<br />

� Fragestellung: Sind alternative Marktanteils-Konstellationen<br />

<strong>de</strong>nkbar? Lösung: Mittels<br />

<strong>Simulation</strong> wer<strong>de</strong>n eine Wahrscheinlichkeits-<br />

und Verteilungsfunktion für <strong>de</strong>n<br />

Zielwert generiert, z. B. <strong>de</strong>rart: „Der Marktanteil<br />

beträgt mit 30 %iger Wahrscheinlichkeit<br />

11 %, mit 40 %iger Wahrscheinlichkeit<br />

12 % und wie<strong>de</strong>r mit 30 %iger Wahrscheinlichkeit<br />

13 %“.<br />

� Fragestellung: Gibt es einen Bereich bzw.<br />

ein Wertintervall, in <strong>de</strong>m unser Parameter<br />

„Marktanteil“ mit hoher Wahrscheinlichkeit<br />

liegt? Lösung: Mittels Parameterschätzung<br />

wird ein zuverlässiger Parameterkorridor<br />

generiert, z. B. <strong>de</strong>rart: „Der Marktanteil<br />

liegt mit 95 %iger Wahrscheinlichkeit zwischen<br />

12 % und 16 %“.<br />

� Fragestellung: Können wir wirklich davon<br />

ausgehen, dass unser Marktanteil x % beträgt?<br />

Lösung: Ein Hypothesentest, mit<br />

<strong>de</strong>m die Vermutung „Der Marktanteil beträgt<br />

x %“ verworfen / abgelehnt o<strong>de</strong>r nicht verworfen<br />

wird.<br />

Wir können und wollen hier zwar keinen kompletten<br />

Statistikkurs bieten – geschweige <strong>de</strong>nn<br />

eine Statistikorgie! Wohl aber möchten wir diese<br />

drei Fragestellungen ausgewählt und speziell<br />

fokussieren und mittels eines Oxymorons,<br />

nämlich mit einem schwerverdaulichen Amuse-<br />

Bouche, nun Controller´s Appetit wecken, so<br />

dass <strong>de</strong>r Controller ggf. selbst in <strong>de</strong>r Lage ist,<br />

sein Eingangswissen zu vertiefen und auf seine<br />

individuellen konkreten Problemstellungen zu<br />

customizen. Hier soll und kann nicht stets auf<br />

die jeweiligen Detailmethodiken eingegangen<br />

wer<strong>de</strong>n; entsprechen<strong>de</strong> Darstellungen fin<strong>de</strong>n<br />

sich in <strong>de</strong>n gängigen Statistiklehrbüchern (mit<br />

einschlägigen umfangreichen Tabellen; vgl.<br />

etwa Degen / Lorscheid 2002 bzw. 2006).<br />

Die hier vorgestellten Aspekte dürften vielen<br />

Controllern z. B. aus <strong>de</strong>n Anfängen ihrer Studienzeit<br />

(„Statistische Metho<strong>de</strong>nlehre“, „Analytische<br />

Statistik“, „Schließen<strong>de</strong> Statistik“ o. Ä.)<br />

noch bekannt vorkommen; vielleicht dient <strong>de</strong>r<br />

Beitrag ja dann <strong>de</strong>r Auffrischung! Ein zugegebenermaßen<br />

sehr grober, weil nur <strong>de</strong>n einzigen<br />

Typ <strong>de</strong>s „Durchschnittscontrollers“ fokussieren<strong>de</strong>r<br />

Blick in die Controllingpraxis mit<br />

sechs immer strenger wer<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Stufen <strong>de</strong>r<br />

„Anwendungsintensität“ (vgl. Abbildung 1, linker<br />

Teil) legt in<strong>de</strong>s offen, dass die konkrete<br />

Anwendung solcher Tools kaum erfolgt, insbeson<strong>de</strong>re<br />

dass die Toolergebnisse kaum <strong>de</strong>m<br />

Management präsentiert wer<strong>de</strong>n (Angaben in<br />

Prozent; vgl. auch Witt 1999, <strong>de</strong>r mit seiner<br />

damaligen Datenbasis aus diesem Grund als<br />

Mitautor dieses Beitrags genannt ist; <strong>de</strong>r jetzige<br />

Beitrag selbst stammt primär von K. Witt,<br />

Stand März 2008).<br />

Immerhin zeigt die hintere, dritte Säulenreihe in<br />

Abbildung 1 (linker Teil), dass gera<strong>de</strong> seitens<br />

<strong>de</strong>r weniger kundigen Controller durchaus Zusatzkenntnisse<br />

erwünscht sind. So wünschen –


Abb. 2: Verteilungsfunktionen <strong>de</strong>r Anschaffungsauszahlung a 0 und <strong>de</strong>r Nutzungsdauer n<br />

hoffentlich kein bloßes Lippenbekenntnis –<br />

durchschnittlich 78 % <strong>de</strong>rjenigen Controller, die<br />

lediglich „Existenzkenntnisse“ <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n Metho<strong>de</strong>n<br />

aufweisen, durchaus doch Zusatzkenntnisse;<br />

dies lässt hoffen! Außer<strong>de</strong>m fehlt<br />

<strong>de</strong>n – potentiellen o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>n wenn auch weitaus<br />

geringzahligeren tatsächlichen – Anwen<strong>de</strong>rn<br />

eine entsprechen<strong>de</strong> Software, die vornehmlich<br />

in Excel eingebettet o<strong>de</strong>r als Add-on mit<br />

Excel verknüpft sein sollte (letzte, hintere Säulenreihe).<br />

Bislang schon erhältliche Stand-<br />

Alone-Software reicht <strong>de</strong>m Controller also keineswegs<br />

aus bzw. wird von ihm kaum berücksichtigt;<br />

Excel-basierte Software steigerte insofern<br />

die Anwendungsintensität <strong>de</strong>utlich (vgl.<br />

Abbildung 1, rechter Teil)! Damit aber nun zu<br />

<strong>de</strong>n Anwendungen selbst!<br />

<strong>Simulation</strong>: Technik<br />

Falls <strong>de</strong>r Controller sich einmal mit <strong>de</strong>r PIMS-<br />

Studie beschäftigte und damit kurz aus seinem<br />

Day-by-Day-Geschäft auftauchte, so kennt er<br />

daher vielleicht auch <strong>de</strong>n <strong>Simulation</strong>sbegriff.<br />

Schnell zur Auffrischung: Bei diesen PIMS-<br />

<strong>Simulation</strong>sprogrammen geht es um die Bereiche<br />

� Par-Report, insbeson<strong>de</strong>re Par-RoI mit rd.<br />

200 Inputdaten (in verkürzter „Schnell“version<br />

mit 16 Inputdaten, daher dann <strong>de</strong>r sog. Limited-Information-Report).<br />

� Strategy-Analysis-Report (= <strong>Simulation</strong><br />

von Auswirkungen einzelner geplanter Stra-<br />

tegien bzw. Strategieän<strong>de</strong>rungen in einzelnen<br />

Geschäftsfel<strong>de</strong>rn; dabei Rückgriff auf<br />

die Erkenntnisse eines solchen o<strong>de</strong>r ähnlichen<br />

Strategieeinsatzes bei an<strong>de</strong>ren Unternehmen<br />

in <strong>de</strong>r Vergangenheit).<br />

� Optimum-Strategy-Report (= an<strong>de</strong>rs als<br />

beim Strategy-Analysis-Report nun die Fokussierung<br />

eines Strategiebün<strong>de</strong>ls in seinen<br />

Konsequenzen für das Gesamtunternehmen).<br />

� Report-on-Look-Alikes ROLA (= Auffin<strong>de</strong>n<br />

eher operativer Einzelmaßnahmen, die<br />

positiv auf die Oberziele RoI und/o<strong>de</strong>r Cashflow<br />

für das Gesamtunternehmen und vor<br />

allem auch in Bezug auf<br />

ein einzelnes Geschäftsfeld<br />

wirken könnten,<br />

wie etwa vergrößerte<br />

Marktab<strong>de</strong>ckung. Dabei<br />

erfolgt eine Filterung <strong>de</strong>r<br />

PIMS-Datenbank nach<br />

Unternehmen und Geschäftsfel<strong>de</strong>rn<br />

– die ein<br />

solches Ziel in <strong>de</strong>r Vergangenheit<br />

bereits fokussierten„Look-Alikes“.<br />

Diese wer<strong>de</strong>n dann<br />

in erfolgreiche vs. nichterfolgreicheUnternehmen<br />

differenziert und<br />

mit rd. 200 operativen<br />

Daten und Parametern<br />

analysiert, weshalb es<br />

Gewinner vs. Verlierer in<br />

diesen Situationen bzw.<br />

Abb. 3: <strong>Simulation</strong>släufe<br />

bei <strong>de</strong>n vergangenen Versuchen<br />

gab).<br />

Innerhalb dieser PIMS-Säulen<br />

wird versucht, mittels <strong>Simulation</strong><br />

alternative Markt- und Rahmenbedingungen<br />

softwaregestützt<br />

vielfach durchzurechen, dabei<br />

einzelnen Parameter zu variieren<br />

und schließlich daraus stabile Ergebnisse<br />

abzuleiten. <strong>Simulation</strong><br />

ist also – wie PIMS zeigt – nichts<br />

Ungewöhnliches im Controllinggeschäft.<br />

Wie geht nun <strong>Simulation</strong><br />

– manchmal auch Monte-Carlo-<br />

<strong>Simulation</strong> genannt – methodisch<br />

vor?<br />

Wenn die <strong>Simulation</strong> aufgrund <strong>de</strong>r einzubringen<strong>de</strong>n<br />

Datenfülle bzw. genauer: aufgrund<br />

<strong>de</strong>r Anzahl <strong>de</strong>r zweckmäßigerweise durchzuführen<strong>de</strong>n<br />

<strong>Simulation</strong>släufe auch zur Verarbeitung<br />

von Massendaten führt und gera<strong>de</strong><br />

aus diesem Grund eine spezialisierte Software<br />

bzw. ein Add-on notwendig erscheint, um die<br />

<strong>Simulation</strong> in <strong>de</strong>r Controllingpraxis durchführbar<br />

zu machen, so ist die <strong>Simulation</strong>stechnik<br />

selbst recht einfach:<br />

�<br />

CM Januar / Februar 2011<br />

� Ermittlung <strong>de</strong>r relevanten Treiber, d. h. <strong>de</strong>r<br />

Einflussgrößen (z. B. Anschaffungsauszahlung,<br />

Nutzungsdauer usw. bei einer Investitionsentscheidung).<br />

65


66<br />

Controller´s Riskmanagement <strong>de</strong>r Controllingdaten<br />

Abb. 4: Auswertung <strong>de</strong>r <strong>Simulation</strong>släufe<br />

� Jeweils Schätzung <strong>de</strong>r Wahrscheinlichkeitsverteilung<br />

für je<strong>de</strong> einzelne Einflussgröße.<br />

� Einsatz eines Zufallsgenerators und Durchführung<br />

einzelner <strong>Simulation</strong>släufe (= Ziehung<br />

<strong>de</strong>r Zufallszahl Z i , die – zwischen 0 und<br />

100 liegend – dann als Prozentwert interpretiert<br />

wird und in die jeweilige Wahrscheinlichkeitsfunktion<br />

einer Einflussgröße eingesetzt<br />

wird, so dass sich daraus jeweils pro<br />

<strong>Simulation</strong>slauf ein einzelner konkreter Zahlenwert<br />

einer Einflussgröße ergibt).<br />

� Berechnung <strong>de</strong>r Zielgröße (z. B. Kapitalwert)<br />

je <strong>Simulation</strong>slauf auf <strong>de</strong>r Basis einzelner<br />

konkreter Werte <strong>de</strong>r Einflussgrößen.<br />

� Ableitung <strong>de</strong>r Wahrscheinlichkeitsverteilung<br />

<strong>de</strong>r Zielgröße aus <strong>de</strong>r Vielzahl von <strong>Simulation</strong>släufen<br />

(z. B. 1.000 Durchgänge<br />

o<strong>de</strong>r mittels Software unproblematisch gerne<br />

auch mehr) und ggf. weitergehen<strong>de</strong> Analyse<br />

(z. B. Risikoprofil). Hier liegt das wesentliche<br />

Ziel <strong>de</strong>r <strong>Simulation</strong>, nämlich Abstand<br />

von <strong>de</strong>r Betrachtung eines einzigen Wertes<br />

zu nehmen und vielmehr statt<strong>de</strong>ssen eine<br />

risi koorientierte Wahrscheinlichkeitsverteilung<br />

zu generieren.<br />

<strong>Simulation</strong>: Rechenbeispiel<br />

Bei einer Investitionsentscheidung sei <strong>de</strong>r Kapitalwert<br />

die primäre Zielgröße. Von seinen<br />

Einflussgrößen seien <strong>de</strong>r Einfachheit halber le-<br />

�<br />

diglich die Anschaffungsauszahlung a 0 sowie<br />

die Nutzungsdauer n <strong>de</strong>s Investitionsobjekts<br />

risikobehaftet; alle an<strong>de</strong>ren Einflussgrößen sind<br />

<strong>de</strong>terministisch, wer<strong>de</strong>n also aus subjektiver<br />

Sicht <strong>de</strong>s Controllers als sicher angesehen,<br />

nämlich:<br />

� Kalkulationszins 10 %<br />

� Jährliche Einzahlungsüberschüsse 20 T€.<br />

Für die bei<strong>de</strong>n risikobehafteten Größen a 0<br />

und n unterstellt <strong>de</strong>r Controller:<br />

� a 0 ist im Intervall von 90 bis 110 T€ gleichverteilt.<br />

M. a. W.: Alle Werte in diesem Intervall<br />

sind gleichwahrscheinlich; <strong>de</strong>r Graph <strong>de</strong>r<br />

Wahrscheinlichkeitsfunktion ist damit eine<br />

Parallele zur Abszisse, und die Verteilungsfunktion<br />

sieht graphisch aus wie im linken<br />

Teil <strong>de</strong>r Abbildung 2.<br />

� Bzgl. n schätzt <strong>de</strong>r Controller subjektiv folgen<strong>de</strong><br />

Wahrscheinlichkeiten: n mit 6 Jahren<br />

mit einer Wahrscheinlichkeit von 20 %; 7<br />

Jahre mit 30 %; 8 Jahre mit 40 %; 9 Jahre<br />

mit 10 %. M. a. W.: Nutzungsdauern kleiner<br />

als sechs Jahre und größer als neun Jahre<br />

sind für ihn entscheidungsirrelevant, und sie<br />

erhalten <strong>de</strong>mentsprechend alle jeweils die<br />

Wahrscheinlichkeit 0 %. Die Verteilungsfunktion<br />

von n bzw. <strong>de</strong>ren Graph sieht dann aus<br />

wie im rechten Teil <strong>de</strong>r Abbildung 2.<br />

Nun erfolgen konkrete einzelne zufallsgeneratorgestützte<br />

<strong>Simulation</strong>släufe, wie sie in Abbildung<br />

3 dargestellt sind. Aus Übersichtsgrün<strong>de</strong>n<br />

Abb. 5: Graphen <strong>de</strong>r Wahrscheinlichkeitsfunktion, Verteilungsfunktion und <strong>de</strong>s Risikoprofils<br />

wer<strong>de</strong>n hier lediglich 20 Durchgänge dargestellt<br />

und ausgewertet; in <strong>de</strong>r Controllingpraxis<br />

liegt die Zahl bei softwaregestützter <strong>Simulation</strong><br />

meist bei min<strong>de</strong>stens 1.000. Die Zahlenwerte<br />

in Abbildung 3 sind leicht gerun<strong>de</strong>t.<br />

Exemplarisch sei <strong>de</strong>r dritte <strong>Simulation</strong>slauf betrachtet:<br />

Z 1 ist 70, was hier in 70 % (= 0,7) umgesetzt<br />

wird. Mit diesem Wert geht man in die<br />

Verteilungsfunktion von a 0 und fin<strong>de</strong>t dort die<br />

zugehörige Anschaffungsauszahlung in Höhe<br />

von 104 T€. Z 2 hat im dritten <strong>Simulation</strong>slauf<br />

die Ausprägung 63, was wie<strong>de</strong>rum in 63 %<br />

bzw. 0,63 umgesetzt wird. Bei einem Blick in<br />

die Verteilungsfunktion von n ergibt dies eine<br />

simulierte Nutzungsdauer von 8 Jahren. Mit<br />

diesen bei<strong>de</strong>n simulierten Werten a 0 = 104 T€<br />

und n = 8 Jahren sowie mit <strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren nichtrisikobehafteten<br />

Parametern (Kalkulationszins<br />

= 10 % und jährliche Einzahlungsüberschüsse<br />

= 20 T€) errechnet sich dann als Zielgröße,<br />

d. h. als simulierter Kapitalwert C 0 im<br />

dritten <strong>Simulation</strong>slauf <strong>de</strong>r Wert 3 T€. Denn es<br />

gilt in diesem dritten <strong>Simulation</strong>slauf: C 0 = -104<br />

+ 20 * Rentenbarwert (8 Jahre; 10 %) = -104<br />

+ 20 *5,3349 = 2,698 bzw. etwas großzügig<br />

gerun<strong>de</strong>t 3 T€.<br />

Die Auswertung aller 20 <strong>Simulation</strong>släufe<br />

geschieht nun gemäß Abbildung 4. Das gesamte<br />

Wertspektrum, das die Zielgröße „Kapitalwert“<br />

annehmen kann, wird dazu in einzelne<br />

Intervalle unterteilt. Wie eng o<strong>de</strong>r breit diese Intervalle<br />

gewählt wer<strong>de</strong>n, hängt letztlich vom<br />

Controller ab; im vorliegen<strong>de</strong>n Beispiel wur<strong>de</strong><br />

die Intervallbreite 4 gewählt. Durch Auszählen<br />

<strong>de</strong>r simulierten Kapitalwerte wer<strong>de</strong>n nun absolute<br />

Häufigkeiten ermittelt. Mittels Division einer<br />

jeweiligen absoluten Häufigkeit je Intervall<br />

durch die Anzahl <strong>de</strong>r <strong>Simulation</strong>släufe errechnen<br />

sich dann relative Häufigkeiten. Diese kann<br />

man als Wahrscheinlichkeiten ansehen, so<br />

� �� �


Abb. 6: Stochastische Dominanz 1. und 2. Gra<strong>de</strong>s<br />

dass auf diese Weise die gesuchte Wahrscheinlichkeitsfunktion<br />

<strong>de</strong>r Zielgröße „Kapitalwert“<br />

generiert wur<strong>de</strong>. Mittels dieser Wahrscheinlichkeitsfunktion<br />

kann <strong>de</strong>r Controller<br />

nunmehr in eine Risikoanalyse im Vergleich<br />

mehrerer Investitionen eintreten, so insbeson<strong>de</strong>re<br />

im Vergleich von Risikoprofilen.<br />

Das Risikoprofil stellt graphisch dar, wie sich<br />

eine spezielle Zielgröße verhält, d. h. wie ihre<br />

alternativ möglichen Ausprägungen sind, wird<br />

quantitativ durch Wahrscheinlichkeiten bzw.<br />

durch eine Wahrscheinlichkeitsfunktion o<strong>de</strong>r<br />

Dichtefunktion ausgedrückt: Die alternativen<br />

Zielausprägungen wer<strong>de</strong>n jeweils mit <strong>de</strong>n zugehörigen<br />

Eintrittswahrscheinlichkeiten belegt.<br />

(Anmerkung: Auf die in <strong>de</strong>r Statistik wichtige<br />

Unterscheidung zwischen Wahrscheinlichkeits-<br />

und Dichtefunktion, die wie<strong>de</strong>rum auf einer<br />

Unterscheidung in diskrete vs. kontinuierliche<br />

Fälle beruht, wird hier <strong>de</strong>r Einfachheit hal-<br />

Autoren<br />

ber verzichtet.) Durch Kumulieren bzw. Integrieren<br />

einer Wahrscheinlichkeits- o<strong>de</strong>r<br />

Dichtefunktion generiert man daraus <strong>de</strong>n Graph<br />

<strong>de</strong>r Verteilungsfunktion; sie gibt die Wahrscheinlichkeit<br />

an, dass die auf <strong>de</strong>r Abszisse<br />

aufgetragene Größe einen bestimmten Wert<br />

nicht überschreitet. Durch eine an<strong>de</strong>re optische,<br />

inhaltlich in<strong>de</strong>s äquivalente Darstellung<br />

einer solchen Verteilungsfunktion entsteht<br />

daraus das Risikoprofil. Ein solches Risikoprofil<br />

gibt die Wahrscheinlichkeit an, dass die Zielgröße<br />

eine bestimmte Wertausprägung min<strong>de</strong>stens<br />

erreicht. Am Beispiel <strong>de</strong>s Investitionscontrolling<br />

und dort wie<strong>de</strong>rum für die Zielgröße<br />

Kapitalwert C0 wird in Abbildung 5 noch<br />

einmal ver<strong>de</strong>utlicht, welche Schritte eine Rolle<br />

spielen (eng nach Busse v. Colbe / Laßmann<br />

1990, 181 ff.), nämlich:<br />

� Wahrscheinlichkeitsfunktion <strong>de</strong>s Kapitalwerts<br />

(linker Teil von Abbildung 5).<br />

Frank-J. Witt<br />

promovierte zunächst mit einem Marketingthema, aber schon Mitte<br />

<strong>de</strong>r 80er Jahre erfolgte <strong>de</strong>r Wechsel ganz hin zum Controlling:<br />

Mit seiner langjährigen Erfahrung aus Forschung, Beratung u.<br />

Lehrtätigkeit als Professor u. Leiter <strong>de</strong>s Transfer-Instituts<br />

Management&Controlling (TIM&C) liegen aktuelle Interessensschwerpunkte<br />

im verhaltensorientierten Controlling/Controllertheorie,<br />

Erlöscontrolling, Reporting mit IT-Stützung <strong>de</strong>s Controlling.<br />

Kerin Witt<br />

ist Dipl.-Verw. Dipl.-Kffr. und profitierte vor allem aus <strong>de</strong>r Mitarbeit<br />

an Forschungs- und Beratungsprojekten (TIM&C) in <strong>de</strong>n<br />

Bereichen Controllingtools, IT-Basierung <strong>de</strong>s Controllingreporters,<br />

IFRS-Integration im Controlling, Statistics in Controller´s<br />

Reporting.<br />

CM Januar / Februar 2011<br />

� �<br />

� daraus durch Kumulieren abgeleitete Verteilungsfunktion<br />

<strong>de</strong>s Kapitalwertes (mittlerer<br />

Teil von Abbildung 5).<br />

� Risikoprofil <strong>de</strong>s Kapitalwertes (rechter Teil<br />

von Abbildung 5).<br />

Zwei Risikoprofile (hier exemplarisch: zwei Risikoprofile<br />

zweier Investitionen I 1 und I 2 ) lassen<br />

sich vergleichen, bzw. es lassen sich Rangfolgen<br />

aufstellen, in<strong>de</strong>m man das Kriterium <strong>de</strong>r<br />

stochastischen Dominanz<br />

� 1. Gra<strong>de</strong>s wählt, falls ein Risikoprofil stets<br />

über <strong>de</strong>m an<strong>de</strong>ren Risikoprofil liegt (hier: I 1<br />

dominiert I 2 , ist also günstiger als I 2 ); (vgl.<br />

Abbildung 6 linker Teil)<br />

� 2. Gra<strong>de</strong>s wählt, falls sich die Risikoprofile<br />

schnei<strong>de</strong>n. Durch einen Flächenvergleich erkennt<br />

man, dass bei einem risikoscheuen<br />

Controller bzw. Entschei<strong>de</strong>r I 1 nun I 2 dominiert,<br />

da – vereinfacht ausgedrückt – das Risikoprofil<br />

von I 1 zum größeren Teil oberhalb<br />

von I 2 liegt (vgl. Abbildung 6, rechter Teil).<br />

Ein risikogeneigter, also risikofreudiger Entschei<strong>de</strong>r<br />

könnte hingegen durchaus I 2 bevorzugen,<br />

da er dann auf Situationen hofft,<br />

bei <strong>de</strong>nen I 2 einen besseren Zielwert (hier:<br />

Kapitalwert) als I 1 liefert.<br />

Fortsetzung folgt im Controller Magazin 2, 2011<br />

67


68<br />

Projektcontrolling – ein Erfolgsfaktor?<br />

Projektcontrolling – ein Erfolgsfaktor?<br />

Ergebnisse einer Studie in 59 Unternehmen zum Controlling<br />

von Großprojekten<br />

von Olaf Hoffmann<br />

Projekte gelten oft als Wertvernichter, Großprojekte<br />

oft als „Fässer ohne Bo<strong>de</strong>n“. Die Ergebnisse<br />

zahlreicher Studien scheinen das zu<br />

bestätigen: <strong>de</strong>mnach erreichen nur ein Drittel<br />

aller IT-Projekte alle Termin-, Kosten- und funktionalen<br />

Ziele. 1 Gröger kommt auf <strong>de</strong>r Basis einer<br />

Befragung von 962 Führungskräften gar zu<br />

<strong>de</strong>m Ergebnis, dass nur 13 % aller Projekte<br />

tatsächlich zu einer Wertsteigerung von<br />

Unternehmen beitragen. 2 Auch wenn diese<br />

Ergebnisse nicht unumstritten sind, so weisen<br />

sie doch in ihrer Ten<strong>de</strong>nz darauf hin, dass im<br />

Projektmanagement und -controlling noch einiges<br />

im Argen liegt.<br />

In diesem Beitrag wird <strong>de</strong>r Frage nachgegangen,<br />

inwiefern das Projektcontrolling zum Projekterfolg<br />

beiträgt und welche Aspekte <strong>de</strong>s Projektcontrollings<br />

beson<strong>de</strong>re Beachtung fin<strong>de</strong>n<br />

sollten. Der Beitrag beruht auf einer sehr umfangreichen<br />

Befragung von 59 <strong>de</strong>utschen und<br />

schweizerischen Unternehmen zum Controlling<br />

von Anlagenbau- und IT-Großprojekten. Es<br />

wur<strong>de</strong>n bewusst zwei unterschiedliche Projektarten<br />

gewählt, um Best Practices im Projektcontrolling<br />

zu i<strong>de</strong>ntifizieren, die nicht nur<br />

projektspezifisch, son<strong>de</strong>rn auch genereller Natur<br />

sind. Für je<strong>de</strong>s Unternehmen wur<strong>de</strong>n über<br />

150 Gestaltungsaspekte und Rahmenbedingungen<br />

<strong>de</strong>s Projektcontrollings untersucht. Der<br />

Artikel gibt eine Übersicht über die auffälligsten<br />

Befun<strong>de</strong> zur Erfolgswirkung <strong>de</strong>s Projektcontrollings.<br />

Zuerst ist aber zu klären, was unter Projekterfolg<br />

zu verstehen ist.<br />

Messung von Projekterfolg<br />

Beim Projekterfolg kann zwischen <strong>de</strong>m Abwicklungs-<br />

und <strong>de</strong>m Anwendungserfolg unterschie<strong>de</strong>n<br />

wer<strong>de</strong>n. Der Abwicklungserfolg<br />

bezieht sich auf die Implementierungsphase<br />

eines Projektes und kann anhand <strong>de</strong>r Kriterien<br />

„Termin- und Budgeteinhaltung“ sowie<br />

„Realisierung <strong>de</strong>r geplanten Spezifikationen“<br />

bestimmt wer<strong>de</strong>n. Im Gegensatz dazu<br />

misst <strong>de</strong>r Anwendungserfolg <strong>de</strong>n Nutzen<br />

<strong>de</strong>r Projektergebnisse nach Projekten<strong>de</strong>.<br />

Eine eklatante Schwäche <strong>de</strong>s Projektcontrollings<br />

in <strong>de</strong>r Praxis besteht darin, dass viele<br />

Unternehmen keine systematische Nachkontrolle<br />

nach Projekten<strong>de</strong> durchführen und <strong>de</strong>n<br />

Anwendungserfolg ihrer Projekte nicht ermitteln.<br />

Aufgrund fehlen<strong>de</strong>r Daten zum Anwendungserfolg<br />

und <strong>de</strong>r fehlen<strong>de</strong>n Vergleichbarkeit<br />

wird in dieser Studie auf <strong>de</strong>n Abwicklungserfolg<br />

abgestellt. Es ist dazu für je<strong>de</strong>s<br />

Unternehmen ein In<strong>de</strong>x berechnet wor<strong>de</strong>n,<br />

<strong>de</strong>r vier Erfolgsdimensionen berücksichtigt.<br />

Die vier Erfolgsdimensionen sind in <strong>de</strong>r nachfolgen<strong>de</strong>n<br />

Abbildung 1 dargestellt. Es sind<br />

Durchschnittswerte für bei<strong>de</strong> Projektarten berechnet<br />

wor<strong>de</strong>n.


Erfolgsquoten von<br />

Großprojekten<br />

Anteil Projekte been<strong>de</strong>t<br />

Anteil Projekte, die wesentliche<br />

Anfor<strong>de</strong>rungen erfüllen<br />

Anteil Projekte ohne wesentliche<br />

Verzögerungen<br />

Anteil Projekte ohne wesentliche<br />

Kostenabweichungen<br />

Erfolgswirkungen <strong>de</strong>s<br />

Projektcontrolling<br />

Die Erfolgswirkung <strong>de</strong>s Projektcontrollings lässt<br />

sich in <strong>de</strong>r Studie kaum an spezifischen Instrumenten<br />

und konkreten Metho<strong>de</strong>n festmachen.<br />

Im Projektcontrolling sind keine spezifischen<br />

Kennzahlen o<strong>de</strong>r Instrumente erkennbar, die<br />

erfolgreiche Organisationen signifikant häufiger<br />

einsetzen als weniger erfolgreiche. Erfolgskritisch<br />

sind oft nicht formale Gestaltungsaspekte,<br />

die festlegen, welche Informationen genutzt<br />

wer<strong>de</strong>n, son<strong>de</strong>rn sehr oft „weiche“ Aspekte, die<br />

einen Einfluss auf die Art und Weise ausüben,<br />

wie Informationen genutzt wer<strong>de</strong>n.<br />

In diesem Artikel wer<strong>de</strong>n vier Erfolgsfaktoren<br />

<strong>de</strong>s Projektcontrollings hervorgehoben. Ihre<br />

Erfolgswirkung ist statistisch sehr signifikant.<br />

Erfolgreiche Unternehmen zeichnen sich im<br />

Projektcontrolling aus durch<br />

(1) einen starken Fokus auf die Qualität <strong>de</strong>r Projektplanung<br />

und messbare Projektziele,<br />

(2) eine stärkere Einbindung <strong>de</strong>s kaufmännischen<br />

Bereichs in Projektentscheidungen,<br />

(3) klare und verbindliche Regeln und Verantwortlichkeiten<br />

für das Projektcontrolling und<br />

(4) ein wirkungsvolles Risikomanagement.<br />

Erfolgsfaktor „Projektplanung“<br />

Ein gutes Projektcontrolling misst <strong>de</strong>r <strong>Planung</strong>sphase<br />

ein sehr hohes Gewicht bei. Erfolgreiche<br />

Unternehmen haben erkannt, dass <strong>de</strong>r wichtigste<br />

Hebel <strong>de</strong>s Projektcontrollings die Unterstützung<br />

<strong>de</strong>r Entscheidung ist, ob ein Projekt<br />

überhaupt gestartet wer<strong>de</strong>n soll. Fehler, die<br />

in dieser Phase gemacht wer<strong>de</strong>n, besitzen oft<br />

signifikante finanzielle Folgen. In <strong>de</strong>r <strong>Planung</strong>s-<br />

IT-Großprojekte<br />

(n=33)<br />

Abb. 1: Anteil <strong>de</strong>r Projekte, die ihre Projektziele erreichen<br />

Projekte<br />

Anlagenbau<br />

(n=26)<br />

84% 98%<br />

78% 90%<br />

66% 83%<br />

66% 71%<br />

phase ist eine hohe<br />

Qualität notwendig,<br />

um zu einer rationalen<br />

Entscheidung<br />

über die Projektdurchführung<br />

zu gelangen.<br />

Hier trennt<br />

sich ein<strong>de</strong>utig die<br />

Spreu vom Weizen.<br />

Die Ergebnisse <strong>de</strong>r<br />

Studie belegen, dass<br />

erfolgreiche Unternehmen ein wesentlich größeres<br />

Gewicht auf die Qualität <strong>de</strong>r <strong>Planung</strong>s-<br />

und Entscheidungsdaten legen als die weniger<br />

erfolgreichen Unternehmen (vgl. Abbildung 2).<br />

Zur besseren Übersicht sind die Teilnehmer <strong>de</strong>r<br />

Studie in drei Gruppen aufgeteilt wor<strong>de</strong>n. Die<br />

Gruppe <strong>de</strong>r „Best Performer Overall“ weist die<br />

beste Projektperformance aus. Diese Gruppe<br />

setzt sich aus sechs Unternehmen mit Anlagenbau-<br />

und zwei Unternehmen mit IT-Großprojekten<br />

zusammen. Ferner wer<strong>de</strong>n die Best<br />

und Worst Performer mit IT-Großprojekten separat<br />

dargestellt.<br />

Die größten Unterschie<strong>de</strong> existieren bzgl. <strong>de</strong>r<br />

<strong>Planung</strong>squalität <strong>de</strong>r internen Projektkosten.<br />

Kostentreue setzt eine zuverlässige Kostenplanung<br />

voraus. Projektkosten wer<strong>de</strong>n oft<br />

nicht mit einer ausreichen<strong>de</strong>n Genauigkeit geplant<br />

o<strong>de</strong>r aktualisiert, so dass Vergleichswerte<br />

für eine fundierte Kostenanalyse<br />

in <strong>de</strong>r Implementierungsphase fehlen. In <strong>de</strong>r<br />

hohen <strong>Planung</strong>squalität <strong>de</strong>r internen Projekt-<br />

Abb. 2: Bewertung <strong>de</strong>r <strong>Planung</strong>squalität<br />

CM Januar / Februar 2011<br />

kosten spiegelt sich auch eine sorgfältige Projektstrukturplanung<br />

samt Termin- und Ressourcenplanung<br />

wi<strong>de</strong>r. Das sind wichtige Voraussetzungen,<br />

um die Kosten verursachungsgerecht<br />

zu planen.<br />

Auffällig ist die hohe <strong>Planung</strong>squalität <strong>de</strong>s finanziellen<br />

Projektnutzens, insbeson<strong>de</strong>re bei IT-<br />

Großprojekten. Es ist feststellbar, dass erfolgreiche<br />

Unternehmen ein sehr starkes Gewicht<br />

auf die Messbarkeit ihrer Projektziele legen.<br />

Mit <strong>de</strong>r Quantifizierung <strong>de</strong>r Projektziele nimmt<br />

oft auch ihre Verbindlichkeit zu. Bezeichnen<strong>de</strong>rweise<br />

erzielen die Unternehmen mit<br />

schlechter Projektperformance die höchste<br />

Qualität bei <strong>de</strong>r <strong>Planung</strong> <strong>de</strong>s nicht-finanziellen<br />

Nutzens. Dieser Nutzen ist oft qualitativer Natur<br />

und lässt sich in <strong>de</strong>r Praxis häufig nicht quantifizieren.<br />

Ein sehr wichtiger Schlüssel zu einer hohen<br />

<strong>Planung</strong>squalität sind erfahrene Mitarbeiter.<br />

Es ist nicht erfor<strong>de</strong>rlich, dass die erfahrenen<br />

Mitarbeiter das Projekt auch durch die weiteren<br />

Projektphasen hindurch betreuen o<strong>de</strong>r für <strong>de</strong>n<br />

weiteren Projekterfolg verantwortlich sind. Alleine<br />

<strong>de</strong>r Zugang zum Erfahrungsschatz dieser<br />

Mitarbeiter hilft bereits, die <strong>Planung</strong>squalität<br />

und <strong>de</strong>n Projekterfolg zu erhöhen.<br />

Die Gewichtung <strong>de</strong>r Projektziele unterschei<strong>de</strong>t<br />

sich signifikant bei erfolgreichen und weniger<br />

erfolgreichen Unternehmen (vgl. Abbildung 3).<br />

Erfolgreiche Unternehmen fokussieren verstärkt<br />

auf „harte“, messbare Ziele. Beachtlich<br />

69


70<br />

Projektcontrolling – ein Erfolgsfaktor?<br />

Abb. 3: Be<strong>de</strong>utung spezifischer Projektziele<br />

ist die große Be<strong>de</strong>utung, die erfolgreiche Unternehmen<br />

mit IT-Projekten <strong>de</strong>r Realisierung von<br />

Rentabilität beimessen. Deren Zielwert stimmt<br />

fast mit <strong>de</strong>m Wert <strong>de</strong>r Gruppe <strong>de</strong>r erfolgreichsten<br />

Unternehmen überein, die sich primär<br />

aus Anlagebauunternehmen zusammensetzt.<br />

Dieser hohe Wert ist insofern beachtlich, da<br />

vielfach <strong>de</strong>r Nutzen von IT-Projekten nicht<br />

quantifizierbar ist und daher in einer Wirtschaftlichkeitsberechnung<br />

nicht berücksichtigt<br />

wer<strong>de</strong>n kann.<br />

Die größten Unterschie<strong>de</strong> zwischen erfolgreichen<br />

und weniger erfolgreichen Unternehmen<br />

bestehen bzgl. <strong>de</strong>r Wichtigkeit <strong>de</strong>r Einhaltung<br />

<strong>de</strong>s Kostenbudgets. In weniger<br />

erfolgreichen Unternehmen fehlen oft die Voraussetzungen<br />

und Fähigkeiten, um eine aussagekräftige<br />

Kostenbudgetierung durchführen<br />

zu können.<br />

Auffällig ist zu<strong>de</strong>m, dass in weniger erfolgreichen<br />

Unternehmen wesentlich häufiger<br />

nicht-finanzielle Pluspunkte von Projekten zu<br />

ihrer Legitimation herangezogen wer<strong>de</strong>n. Strategische<br />

Aspekte dienen dort sehr oft zur<br />

Rechtfertigung von Großprojekten. Mangels<br />

quantifizierbarer finanzieller Vorteile und genügen<strong>de</strong>r<br />

Kosteninformationen wer<strong>de</strong>n in diesen<br />

Unternehmen oft qualitative Faktoren zur Projektlegitimation<br />

hinzugezogen.<br />

Es ist zweifelsohne wichtig, das Projektportfolio<br />

einer Organisation mit <strong>de</strong>r Strategie abzustimmen,<br />

jedoch darf eine hohe strategische Be<strong>de</strong>utung<br />

nicht als ein „Blankoscheck“ dafür<br />

dienen, um die Qualität <strong>de</strong>r Kostenplanung von<br />

bewilligten Einzelprojekten zu vernachlässigen.<br />

Es kann festgehalten wer<strong>de</strong>n, dass eine hohe<br />

Relevanz wirtschaftlicher Zielsetzungen in einer<br />

positiven Beziehung zum Projekterfolg steht.<br />

Die frühzeitige Beachtung ökonomischer Effizienz-<br />

und Effektivitätsziele zieht sehr oft eine<br />

positive Projektperformance nach sich.<br />

Erfolgsfaktor „Einbindung <strong>de</strong>s<br />

kaufmännischen Bereichs“<br />

Die Interaktion zwischen technischen<br />

und kaufmännischen<br />

Mitarbeitern ist ein weiterer Erfolgsfaktor<br />

<strong>de</strong>r Projektsteuerung. In<br />

erfolgreichen Unternehmen macht<br />

die kaufmännische Funktion – unabhängig<br />

von <strong>de</strong>r Projektart – wesentlich<br />

öfter von ihren Mitwirkungsmöglichkeiten<br />

in Projekten<br />

(wie z. B. <strong>de</strong>r Teilnahme an Sitzungen<br />

von Lenkungsausschüssen)<br />

Gebrauch. In Anlagenbauunternehmen<br />

wird die kaufmännische Funktion<br />

in erfolgreichen Unternehmen<br />

wesentlich intensiver eingebun<strong>de</strong>n<br />

als in weniger erfolgreichen Unternehmen.<br />

Die Einbindung betrifft<br />

primär die <strong>Planung</strong>sphase. Mehr als<br />

die Hälfte <strong>de</strong>r durch Projektarbeit<br />

gebun<strong>de</strong>nen Ressourcen <strong>de</strong>s kaufmännischen<br />

Bereichs entfallen auf<br />

diese Projektphase.<br />

Die Teilnahme <strong>de</strong>r kaufmännischen Funktion an<br />

Sitzungen <strong>de</strong>r Projektsteuerungsgremien weist<br />

insbeson<strong>de</strong>re bei IT-Projekten eine sehr positive<br />

Korrelation zum Projekterfolg aus. In Anlagenbauunternehmen<br />

scheint diese Teilnahme<br />

fest etabliert zu sein und ist daher kein Unterscheidungskriterium<br />

zwischen erfolgreichen<br />

und weniger erfolgreichen Unternehmen.<br />

Durch die Interaktion zwischen technischen<br />

und kaufmännischen Mitarbeitern kann ein<br />

„aktives Konfliktmanagement“ geför<strong>de</strong>rt<br />

wer<strong>de</strong>n. 3 Die gegenseitige Bereicherung för<strong>de</strong>rt<br />

Abb. 4: Zur Mitwirkung <strong>de</strong>s kaufmännischen Bereichs


Abb. 5: Organisation <strong>de</strong>s Projektcontrolling<br />

Lösungen, die sowohl die technische als auch<br />

die kaufmännische Seite zufrie<strong>de</strong>nstellen. Es<br />

drängt sich die Vermutung auf, dass eine stärkere<br />

Einbindung <strong>de</strong>s kaufmännischen Bereichs<br />

maßgeblich zu einer stärkeren Fokussierung<br />

auf messbare Größen im Rahmen <strong>de</strong>r Projektplanung<br />

und -steuerung beiträgt. Auf diesen<br />

erfolgskritischen Aspekt ist bereits hingewiesen<br />

wor<strong>de</strong>n.<br />

In <strong>de</strong>r Praxis sind die Vorbehalte gegen eine<br />

Mitsprache <strong>de</strong>r Kaufleute z. T. sehr groß,<br />

ihre Mitwirkung kann von Technikern bisweilen<br />

als Anmaßung und Machtverlust wahrgenommen<br />

wer<strong>de</strong>n. Eine stärkere Einbindung<br />

<strong>de</strong>r kaufmännischen Funktion in die Projektarbeit<br />

setzt <strong>de</strong>shalb voraus, dass die Vertreter<br />

<strong>de</strong>s CFO-Bereichs sich projektspezifische<br />

Kenntnisse aneignen, um dieser anspruchsvollen<br />

Aufgabe gewachsen zu sein und eine<br />

Zusammenarbeit auf Augenhöhe zu ermögli-<br />

Autor<br />

chen. Sind diese Fähigkeiten noch stark entwicklungsbedürftig,<br />

wird die Mitwirkung eher<br />

als eine zusätzliche Belastung betrachtet (vgl.<br />

Abbildung 4).<br />

Erfolgsfaktor „Regeln und Rollen<br />

im Projektcontrolling“<br />

Eine gute Zusammenarbeit zwischen technischen<br />

und kaufmännischen Funktionen wird<br />

durch ein durchdachtes Governance-Mo<strong>de</strong>ll<br />

geför<strong>de</strong>rt. In erfolgreichen Unternehmen sind<br />

die Aufgaben im Projektcontrolling oft klar geregelt<br />

(vgl. Abbildung 5). Wenn es darum geht,<br />

wer Projektcontrolling-Aufgaben wahrnimmt,<br />

besteht oft eine Aufgabenverteilung zwischen<br />

einer zentralen und einer <strong>de</strong>zentralen Projektcontrolling-Funktion.<br />

Da Projektorganisationen<br />

<strong>de</strong>finitionsgemäß nur auf Zeit angelegt sind, ist<br />

es wichtig, dass eine konstante Funktion<br />

Professor Olaf Hoffmann<br />

ist Professor für Rechnungswesen und Controlling an <strong>de</strong>r Hochschule<br />

Konstanz und Lehrbeauftragter <strong>de</strong>r Universität St. Gallen<br />

für Accounting.<br />

CM Januar / Februar 2011<br />

existiert, die projektübergreifend Wissen<br />

sichert.<br />

Diese Funktion, die in einigen Unternehmen als<br />

„Project Management Office“ bezeichnet wird,<br />

prüft Projekte in <strong>de</strong>r <strong>Planung</strong>sphase nach <strong>de</strong>m<br />

Vier-Augen-Prinzip und betreut diese in betriebswirtschaftlichen<br />

Fragen, schafft Transparenz<br />

über das Projektportfolio und erlässt<br />

Richtlinien u.a. für das Projektcontrolling. In erfolgreichen<br />

Unternehmen ist diese Funktion<br />

wesentlich weiter verbreitet als in weniger erfolgreichen.<br />

Daneben existieren in erfolgreichen Unternehmen<br />

öfter auch <strong>de</strong>dizierte Personen im Projektteam,<br />

die für ein projektnahes Controlling<br />

verantwortlich sind. Diese Aufgabe wird in<br />

Großprojekten oft vom sog. „Project Office“<br />

wahrgenommen.<br />

Erfolgreiche Unternehmen zeichnen sich ferner<br />

durch eine größere Stabilität ihrer Prozesse<br />

im Projektcontrolling aus. Sie verfügen wesentlich<br />

öfter über formalisierte, verbindliche<br />

Regeln für das Projektcontrolling (z.B. für die<br />

Projektbewertung o<strong>de</strong>r das Risikomanagement).<br />

Zu<strong>de</strong>m „leben“ erfolgreiche Unternehmen<br />

ihre Projektstandards, sie haben diese<br />

verinnerlicht und befolgen diese wesentlich<br />

strenger als ihre weniger erfolgreichen Peers.<br />

71


72<br />

Projektcontrolling – ein Erfolgsfaktor?<br />

Abb. 6: Aussagen zum Risikocontrolling<br />

Die erfolgreichen Projektorganisationen kennen<br />

auch Ausnahmen von ihren Vorgaben. Diese<br />

sind z. T. auch notwendig, um individuelle<br />

Merkmale einzelner Projekte geson<strong>de</strong>rt zu berücksichtigen.<br />

Es zeigt sich aber, dass die Ausnahmen<br />

in erfolgreichen Unternehmen<br />

strikter gehandhabt wer<strong>de</strong>n als in weniger<br />

erfolgreichen.<br />

Die Regeln <strong>de</strong>s Projektcontrollings beruhen in<br />

erfolgreichen Unternehmen meistens auf einem<br />

Grundkonsens, <strong>de</strong>r das Fundament <strong>de</strong>s Governance-Mo<strong>de</strong>lls<br />

bil<strong>de</strong>t. Ohne einen solchen, in<br />

<strong>de</strong>r Organisation verankerten Grundkonsens<br />

sind Richtlinien und Instrumente <strong>de</strong>s Projektcontrollings<br />

nicht viel wert.<br />

Erfolgsfaktor „Risikomanagement“<br />

Alle Interviewpartner messen Techniken zur<br />

I<strong>de</strong>ntifikation und Bewertung von Risiken<br />

eine sehr große Be<strong>de</strong>utung bei. Alle Teilnehmer<br />

sind sich auch <strong>de</strong>r großen Relevanz <strong>de</strong>s Risikomanagements<br />

für <strong>de</strong>n Projekterfolg bewusst.<br />

Viele wesentliche Aspekte <strong>de</strong>s Risikomanagements<br />

spielen sich jedoch unterhalb <strong>de</strong>r sichtbaren<br />

Oberfläche im Unternehmen ab und sind<br />

schwer in Interviews zu erfassen (vgl. Abbildung<br />

6). Bei wohl keinem an<strong>de</strong>ren Element <strong>de</strong>s<br />

Projektcontrollings spielen menschliche Aspekte<br />

eine so gravieren<strong>de</strong> Rolle wie beim Risikocontrolling.<br />

Alle Interviewpartner erwähnten,<br />

dass sie in <strong>de</strong>r <strong>Planung</strong>sphase Projektrisiken<br />

berücksichtigen, und diese im regelmäßigen<br />

Reporting thematisieren; alle Interviewpartner<br />

haben in ihren Projektreports risikospezifische<br />

Kennzahlen abgebil<strong>de</strong>t, auch wer<strong>de</strong>n bei Bedarf<br />

in <strong>de</strong>n analysierten Großprojekten Risikoassessment-Workshops<br />

durchgeführt.<br />

Erstaunlich ist, dass all diese risikobezogenen<br />

Tätigkeiten keine statistisch signifikanten Korrelationen<br />

mit <strong>de</strong>m Projekterfolg ausweisen.<br />

Trotz<strong>de</strong>m lassen sich einige wenige Merkmale<br />

eines erfolgreichen Risikocontrollings i<strong>de</strong>ntifizieren.<br />

Gravieren<strong>de</strong> Unterschie<strong>de</strong> existieren<br />

bzgl. <strong>de</strong>r Definition von Prozessen <strong>de</strong>s Risikomanagements:<br />

Erfolgreiche Unternehmen<br />

haben signifikant öfter Standards und klare<br />

Verantwortlichkeiten für das Risikomanagement<br />

implementiert. Sie haben öfter<br />

eine zentrale Risikomanagement-Stelle eingerichtet,<br />

die formale Aspekte <strong>de</strong>s Risikomanagements<br />

för<strong>de</strong>rt. Unternehmen mit zentraler Risikomanagement-Stelle<br />

attestieren sich eine höhere<br />

Wirkung <strong>de</strong>s Risikomanagements.<br />

Auffällige Unterschie<strong>de</strong> existieren auch bzgl.<br />

<strong>de</strong>r Quantifizierung von Risiken: Erfolgreiche<br />

Unternehmen neigen dazu, ihre Risiken regelmäßig<br />

zu quantifizieren. Dieser Aspekt<br />

kann ein Hinweis auf ein systematischeres Vorgehen<br />

von erfolgreichen Unternehmen im Rahmen<br />

<strong>de</strong>r regelmäßigen Risikobewertung sein. In<br />

weniger erfolgreichen Unternehmen fin<strong>de</strong>t oft<br />

nur eine Risikobeschreibung in qualitativer<br />

Form statt. Unabhängig von <strong>de</strong>r Art <strong>de</strong>r Projekte<br />

reagieren erfolgreiche Unternehmen wesentlich<br />

schneller auf schwache Projektperformance<br />

als weniger erfolgreiche.<br />

Es kann ein Zusammenhang zwischen <strong>de</strong>r Verbreitung<br />

von Risikostandards, <strong>de</strong>r regelmäßigen<br />

Quantifizierung von Risiken und einer<br />

kürzeren Reaktionszeit vermutet wer<strong>de</strong>n: Risi-<br />

kostandards beinhalten oft Prozesse, die<br />

bei signifikanten Abweichungen einzuhalten<br />

sind, sowie die Verantwortung für diese<br />

Prozesse. Das kann helfen, Friktionen zu reduzieren<br />

und das Vorgehen zu beschleunigen, da<br />

das Proze<strong>de</strong>re vorgegeben ist und nicht erst<br />

noch abgeleitet wer<strong>de</strong>n muss. Eine regelmäßige<br />

Quantifizierung von Risiken kann zu<strong>de</strong>m<br />

eine disziplinieren<strong>de</strong> Wirkung haben: involvierte<br />

Abteilungen wer<strong>de</strong>n dadurch regelmäßig<br />

angehalten, sich <strong>de</strong>taillierter mit <strong>de</strong>n Risiken zu<br />

beschäftigen, um die notwendige Bewertungsbasis<br />

zu erheben. Kritiker können entgegnen,<br />

dass eine regelmäßige Quantifizierung eine<br />

Scheingenauigkeit vortäuschen kann. Aufgrund<br />

<strong>de</strong>r empirischen Ergebnisse scheinen jedoch<br />

die positiven Effekte zu überwiegen.<br />

Ausblick: Handlungsbedarf im<br />

Projektcontrolling<br />

Abschließend sind die Teilnehmer gebeten wor<strong>de</strong>n,<br />

die Relevanz und heutige Wirkung neun<br />

verschie<strong>de</strong>ner Aufgabenfel<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s Projektcontrollings<br />

zu bewerten. Die wichtigste Be<strong>de</strong>utung<br />

wird <strong>de</strong>r Projektbewertung vor Projektstart<br />

beigemessen. Fehler, die in dieser Phase gemacht<br />

wer<strong>de</strong>n, ziehen oft hohe Folgekosten<br />

nach sich und können insbeson<strong>de</strong>re im Anlagebau<br />

aufgrund vertraglicher Verpflichtungen selten<br />

kompensiert wer<strong>de</strong>n.<br />

Das zweitwichtigste Aufgabenfeld ist das Projektreporting.<br />

Die regelmäßige Informationsversorgung<br />

ist und bleibt eine Domäne <strong>de</strong>s<br />

Controllings. Im Gegensatz zur Projektplanung<br />

und -bewertung konnten keine wesentlichen<br />

formalen Unterschie<strong>de</strong> im Reporting zwischen<br />

erfolgreichen und weniger erfolgreichen Unternehmen<br />

i<strong>de</strong>ntifiziert wer<strong>de</strong>n. Überrascht waren<br />

wir von <strong>de</strong>r sehr hohen Be<strong>de</strong>utung, die <strong>de</strong>r Unterstützung<br />

<strong>de</strong>s Risikomanagements beigemessen<br />

wird. Diesem Aufgabenfeld wur<strong>de</strong> die<br />

dritthöchste Relevanz zugeschrieben. Es existiert<br />

jedoch eine sehr große Diskrepanz zwischen<br />

<strong>de</strong>r Relevanz und <strong>de</strong>r tatsächlichen Wirkung<br />

dieser Aufgabe in <strong>de</strong>r Praxis.<br />

Anhand <strong>de</strong>r Gegenüberstellung von Relevanz<br />

und Wirkung können Aufgabenbereiche mit<br />

einem zukünftigen Handlungsbedarf i<strong>de</strong>ntifiziert<br />

wer<strong>de</strong>n. Handlungsbedarf ist dort sehr


wahrscheinlich gegeben, wo die Diskrepanz<br />

zwischen <strong>de</strong>r Relevanz und <strong>de</strong>r Wirkung einer<br />

Aufgabe sehr groß ist.<br />

Für die Abbildung 7 ist eine Rangfolge <strong>de</strong>s<br />

Handlungsbedarfs <strong>de</strong>r neun Aufgabengebiete<br />

abgeleitet wor<strong>de</strong>n. Es besteht in allen Aufgabenfel<strong>de</strong>rn<br />

ein Verbesserungsbedarf, wenn<br />

auch die Differenzen je nach Aufgabenfeld<br />

recht unterschiedlich ausfallen. Nirgendwo<br />

konnte aber ein „Over-Engineering“ <strong>de</strong>s Projektcontrolling<br />

festgestellt wer<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>r eine<br />

Verschlankung von Controllingaufgaben erfor<strong>de</strong>rt.<br />

Bzgl. <strong>de</strong>r Nachkontrolle existiert bei Anlagenbauern<br />

und IT-Großprojekten <strong>de</strong>r größte Handlungsbedarf.<br />

Aufgrund fehlen<strong>de</strong>r Nachkontrollen<br />

vergeben viele Unternehmen die große<br />

Chance, Verbesserungspotentiale zu i<strong>de</strong>ntifizieren<br />

und begangene Fehler zukünftig zu vermei<strong>de</strong>n.<br />

Dafür müssen Barrieren gegen Nachkontrollen<br />

abgebaut wer<strong>de</strong>n. Damit die Projektwirkung<br />

im Nachhinein gemessen wer<strong>de</strong>n kann,<br />

müssen messbare und verbindliche Projektziele<br />

<strong>de</strong>finiert wer<strong>de</strong>n. Das stellt – wie bereits erwähnt<br />

– für zahlreiche Un<strong>de</strong>rperformer eine<br />

große Herausfor<strong>de</strong>rung dar. Bei Projekten, in<br />

<strong>de</strong>nen viele Fehler passiert sind, erschweren<br />

zu<strong>de</strong>m psychologische Barrieren <strong>de</strong>r Projektakteure<br />

eine Nachkontrolle.<br />

Bei <strong>de</strong>r <strong>Planung</strong> <strong>de</strong>s Projektportfolios wird<br />

auch ein sehr großer Handlungsbedarf i<strong>de</strong>ntifiziert.<br />

Viele Unternehmen sind unzufrie<strong>de</strong>n mit<br />

<strong>de</strong>r Art und Weise, wie sie zu einer Priorisierung<br />

ihrer Projektbudgets gelangen. Aufgrund einer<br />

Zunahme interner Projekte ist <strong>de</strong>r Koordinationsaufwand<br />

in <strong>de</strong>r <strong>Planung</strong>sphase signifikant<br />

gestiegen. Es han<strong>de</strong>lt sich beim Projektportfolio-Management<br />

um ein Aufgabenfeld, das IT-<br />

Projekte stärker betrifft als Anlagenbauprojekte.<br />

Im Gegenzug sehen Anlagenbauer einen<br />

größeren Handlungsbedarf im Rahmen <strong>de</strong>r<br />

Projektkalkulation in <strong>de</strong>r Angebotsphase sowie<br />

beim Projektabschluss. Bzgl. <strong>de</strong>r Abschlussphase<br />

haben zahlreiche Interviewpartner auf<br />

die Notwendigkeit einer Verbesserung <strong>de</strong>s<br />

Claimmanagements im Anlagenbau hingewiesen.<br />

Bei sieben von neun Aufgabenfel<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>s Controllings<br />

weist das IT-Projektcontrolling einen<br />

Abb. 7: Handlungsbedarf im Projektcontrolling<br />

größeren Handlungsbedarf aus als das Controlling<br />

von Anlagenbauprojekten. Der geringere<br />

Handlungsbedarf bei Anlagenbauprojekten<br />

kann auf einen höheren durchschnittlichen Reifegrad<br />

<strong>de</strong>r Aufgabenbereiche <strong>de</strong>s Projektcontrollings<br />

in dieser Branche hinweisen.<br />

Reifegrad und Projektperformance<br />

Sucht man nach wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>n Aspekten in<br />

<strong>de</strong>r Beschreibung <strong>de</strong>r Erfolgsmerkmale <strong>de</strong>s<br />

Projektcontrollings, so fällt ein enger Bezug<br />

zum Reifegrad <strong>de</strong>s Projektmanagementsystems<br />

auf. Die Erfahrung und Reife von projektfokussierten<br />

Organisationen ist ein sehr wichtiger<br />

Hebel für eine verbesserte Projektperformance.<br />

Um ihren Einfluss auf <strong>de</strong>n Projekterfolg<br />

transparent zu machen, sind alle 59 Unternehmen<br />

<strong>de</strong>r Studie in drei verschie<strong>de</strong>ne Reifegradgruppen<br />

eingeteilt wor<strong>de</strong>n. Es zeigt sich sehr<br />

<strong>de</strong>utlich, dass Unternehmen mit einem hohen<br />

Reifegrad <strong>de</strong>s Projektmanagement- und -controllingsystems<br />

erfolgreicher sind als Unternehmen<br />

mit einem niedrigeren Reifegrad. Investi-<br />

tionen in das Projektmanagement und<br />

-controlling versprechen einen positiven<br />

Return zu generieren. Die schlechte Nachricht<br />

lautet, dass <strong>de</strong>r Weg zu einem höheren<br />

Reifegrad sehr aufwendig und langwierig sein<br />

kann. Aufgrund <strong>de</strong>r zunehmen<strong>de</strong>n Be<strong>de</strong>utung<br />

von Projektarbeit gibt es aber für viele Unternehmen<br />

kaum eine an<strong>de</strong>re Option, wenn sie<br />

ihre Projektperformance nachhaltig verbessern<br />

möchten.<br />

Fußnoten<br />

CM Januar / Februar 2011<br />

1 vgl. El Emam, K., Koru, A.G.: A replicated survey<br />

of IT software project failures, in: IEEE Software,<br />

September/Oktober, S. 84ff., 2008.<br />

2 vgl. Steger, O.: Projekte – Wertgewinner o<strong>de</strong>r<br />

Wertvernichter, in: Projektmanagement aktuell,<br />

4, S. 12f., 2004<br />

3 vgl. Littkemann, J.: Projektmanagement und<br />

Projektcontrolling, in: Zeitschrift für Organisation,<br />

2, S. 77f., 1998<br />

73


74<br />

<strong>Szenario</strong>-<strong>Planung</strong>: Mit Best Case und Worst Case sicher durch die Krise<br />

<strong>Szenario</strong>-<strong>Planung</strong>: Mit Best Case und Worst Case<br />

sicher durch die Krise<br />

von Matthias Schmitt<br />

Der Ausbruch <strong>de</strong>r Wirtschaftskrise mit <strong>de</strong>m<br />

Zusammenbruch <strong>de</strong>r US-Investmentbank Lehman<br />

Brothers im September 2008 „überraschte“<br />

viele Controller zum ungüns tigsten<br />

Zeitpunkt: Mitten während <strong>de</strong>r Budgetierung<br />

für das Jahr 2009. Aufgrund oft starrer Budgetierungsprozesse<br />

sowie großer Unsicherheit<br />

bezüglich <strong>de</strong>r wirtschaftlichen Entwicklung been<strong>de</strong>ten<br />

viele Unternehmen <strong>de</strong>n Budgetierungsprozess<br />

planmäßig auf Basis <strong>de</strong>r vor Ausbruch<br />

<strong>de</strong>r Krise getroffenen Annahmen.<br />

Der weit verbreitete Kritikpunkt, dass Budgets<br />

bereits zum Zeitpunkt <strong>de</strong>r Verabschiedung<br />

veraltet sind, traf in diesem Fall in beson<strong>de</strong>rem<br />

Maße zu. Bereits verabschie<strong>de</strong>te Budgets<br />

muss ten im Nachhinein teilweise drastisch<br />

überarbeitet (d. h. gekürzt) wer<strong>de</strong>n. Vor <strong>de</strong>m<br />

Hintergrund immer weiterer schlechter Nachrichten<br />

ergaben sich zum Teil sogar mehrere<br />

aufeinan<strong>de</strong>rfolgen<strong>de</strong> Kürzungsrun<strong>de</strong>n.<br />

Mancher mag dies als „höhere Gewalt“ abtun,<br />

schließlich hat das eigene Unternehmen ja<br />

nicht zum Ausbruch <strong>de</strong>r Krise beigetragen.<br />

Doch mit Bezug auf die Budgetierung waren<br />

die sich rapi<strong>de</strong> verschlechtern<strong>de</strong>n Rahmenbedingungen<br />

nur ein (extern verursachter) Faktor,<br />

<strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Unternehmen das Leben schwer<br />

machte: Sowohl die Starrheit <strong>de</strong>r <strong>Planung</strong>sprozesse<br />

als auch die meist fehlen<strong>de</strong> Möglichkeit<br />

<strong>de</strong>r <strong>Szenario</strong>-<strong>Planung</strong> im Sinne einer Abbildung<br />

<strong>de</strong>s Worst Case erschwerten <strong>de</strong>n planerischen<br />

Umgang mit <strong>de</strong>r Krise noch zusätzlich.<br />

Doch auch in guten Zeiten, zum Beispiel<br />

zum En<strong>de</strong> einer Krise, erweist sich die <strong>Szenario</strong>-<strong>Planung</strong><br />

als wertvolles <strong>Planung</strong>sinstrument.<br />

<strong>Szenario</strong>-<strong>Planung</strong><br />

Die <strong>Szenario</strong>-<strong>Planung</strong> ist als Instrument <strong>de</strong>r<br />

strategischen Unternehmensführung etabliert 1 .<br />

In vielen Unternehmen wer<strong>de</strong>n im Rahmen <strong>de</strong>r<br />

Strategieentwicklung unterschiedlichste<br />

Szenarien ent- und wie<strong>de</strong>r verworfen, bevor<br />

man sich auf „die Unternehmensstrategie“<br />

einigt. In <strong>de</strong>r operativen <strong>Planung</strong> war die Betrachtung<br />

von Szenarien dagegen bis vor<br />

Kurzem kaum verbreitet: „Wenn ich das, was<br />

jetzt eingetreten ist, meinem Chef vor einem<br />

halben Jahr präsentiert hätte, selbst als Worst-<br />

Case-<strong>Szenario</strong>, hätte er mich hochkant rausgeschmissen“.<br />

Dieses Zitat eines Controllers aus<br />

<strong>de</strong>m Frühjahr 2009 kann als repräsentativ für<br />

viele Unternehmen angesehen wer<strong>de</strong>n 2 : Eine<br />

seriöse operative <strong>Szenario</strong>-<strong>Planung</strong> fand bisher<br />

nur in <strong>de</strong>n wenigsten Unternehmen statt.<br />

Wenn überhaupt in Szenarien geplant wur<strong>de</strong>,<br />

dann zeichnete sich <strong>de</strong>r „Worst Case“ oft durch<br />

etwas weniger Wachstum o<strong>de</strong>r gar durch stagnieren<strong>de</strong><br />

Umsätze aus. Umsatzeinbrüche, wie<br />

En<strong>de</strong> 2008 und 2009 erlebt, waren dabei nicht<br />

vorgesehen. Von <strong>de</strong>r Realität schmerzhaft eingeholt,<br />

hat sich die Einstellung vieler Manager<br />

und Controller bezüglich <strong>de</strong>r Nützlichkeit von<br />

Szenarien schlagartig gewan<strong>de</strong>lt. Denn <strong>Szenario</strong>-<strong>Planung</strong><br />

be<strong>de</strong>utet, sich aktiv mit <strong>de</strong>r Zukunft<br />

auseinan<strong>de</strong>rzusetzen. Und zwar nicht nur<br />

mit <strong>de</strong>m rosaroten Wachstumsszenario, das in<br />

<strong>de</strong>r Vergangenheit oft alleinige Basis <strong>de</strong>r Budgetierung<br />

war. Auf diese Weise setzt man sich<br />

schon im Vorfeld mit <strong>de</strong>n unterschiedlichsten<br />

Entwicklungsmöglichkeiten auseinan<strong>de</strong>r, hat im<br />

Fall <strong>de</strong>r Fälle Strategien und Maßnahmen „in<br />

<strong>de</strong>r Schubla<strong>de</strong>“. Doch das Überstehen <strong>de</strong>r<br />

Krise ist nur ein Aspekt, auch für das Wachstum<br />

„aus <strong>de</strong>r Krise heraus“ kann die <strong>Szenario</strong>-<strong>Planung</strong><br />

sich als ein wertvolles Hilfsmittel<br />

erweisen, wie ein umfassen<strong>de</strong>r Blick auf das<br />

Thema zeigt.<br />

Doch zuvor ist eine Begriffsabgrenzung hilfreich.<br />

In <strong>de</strong>r Controllerpraxis wird <strong>de</strong>r Begriff<br />

„<strong>Szenario</strong>“ oft mehr o<strong>de</strong>r weniger synonym mit<br />

<strong>de</strong>n Begriffen „<strong>Simulation</strong>“ und „Sensitivitätsanalyse“<br />

verwen<strong>de</strong>t. Doch bei genauerem Hinsehen<br />

ergeben sich gewisse Unterschie<strong>de</strong>:<br />

� Sensitivitätsanalyse: In einem in sich abgeschlossenen<br />

<strong>Planung</strong>ssystem (z. B. integrierte<br />

Finanzplanung) wird jeweils eine Einflussgröße<br />

variiert. Gemessen wer<strong>de</strong>n die<br />

Abhängigkeiten an<strong>de</strong>rer Kennzahlen von diesen<br />

Einflussgrößen. Dabei wer<strong>de</strong>n oft willkürliche<br />

Zahlen verwen<strong>de</strong>t, z.B. Schwankungen<br />

von +/- 10 %. Ziel ist nicht die Abbildung<br />

möglichst realistischer Werte für die Einflussgrößen,<br />

son<strong>de</strong>rn die I<strong>de</strong>ntifizierung <strong>de</strong>r Abhängigkeiten<br />

zwischen <strong>de</strong>n <strong>Planung</strong>sgrößen.<br />

� <strong>Simulation</strong>: Bei dieser stochastischen Vorgehensweise<br />

wer<strong>de</strong>n Erwartungswerte auf<br />

Basis einer sehr großen Zahl von Zufallsexperimenten<br />

ermittelt, wie z. B. bei <strong>de</strong>r Monte-Carlo-<strong>Simulation</strong>.<br />

Dabei wer<strong>de</strong>n für alle<br />

Eingangsvariablen zufällige Werte innerhalb<br />

logisch möglicher Bandbreiten ausgewählt.<br />

Die Ergebnisse basieren somit auf Grundlagen<br />

<strong>de</strong>r Statistik und Wahrscheinlichkeitsrechnung.<br />

� <strong>Szenario</strong>: Bei einem <strong>Szenario</strong> han<strong>de</strong>lt es<br />

sich um eine allgemeinverständliche, kon-


sistente Beschreibung einer möglichen Situation<br />

in <strong>de</strong>r Zukunft, die auf einem komplexen<br />

Netz von Einflussfaktoren beruht. Szenarien<br />

müssen nicht wahrscheinlich, aber zumin<strong>de</strong>st<br />

in sich schlüssig und plausibel sein.<br />

Bei dieser <strong>de</strong>terministischen Vorgehensweise<br />

wer<strong>de</strong>n in einem ersten Schritt Erwartungswerte<br />

für ausgewählte Einflussgrößen<br />

entlang <strong>de</strong>r Zeitachse festgelegt. Auf Basis<br />

dieser Werte und <strong>de</strong>r qualitativen und quantitativen<br />

Abhängigkeiten wer<strong>de</strong>n in einem<br />

nächsten Schritt die Werte <strong>de</strong>r <strong>Planung</strong>sgrößen<br />

festgelegt, aus <strong>de</strong>nen sich dann wie<strong>de</strong>rum<br />

die Ergebnisgrößen berechnen.<br />

<strong>Planung</strong> wird im Controlling oft auf das reine<br />

Zahlenwerk (Plan-GuV, Planbilanz, operative<br />

Teilplanungen) verkürzt, da dies in <strong>de</strong>r Regel<br />

<strong>de</strong>n Hauptgegenstand <strong>de</strong>r <strong>Planung</strong>stätigkeit<br />

<strong>de</strong>s Controllers darstellt. Doch die Zahlenwerke<br />

sind ja nur das Ergebnis <strong>de</strong>s <strong>Planung</strong>sprozesses<br />

(siehe Abbildung 1). Dieser<br />

beginnt mit einer Reihe von Annahmen bezüglich<br />

relevanter Entwicklungen im <strong>Planung</strong>szeitraum.<br />

Aus <strong>de</strong>n Annahmen leiten sich dann<br />

Maßnahmen ab, <strong>de</strong>ren Ergebnis die Zahlenwerke<br />

<strong>de</strong>r Unternehmensplanung darstellen.<br />

Diesen Maßnahmen gilt meist das Hauptaugenmerk<br />

<strong>de</strong>r <strong>Szenario</strong>-<strong>Planung</strong>: Alleine das Wissen<br />

über zukünftige Finanzkennzahlen ist wenig ergiebig,<br />

viel interessanter ist es zu wissen,<br />

auf Basis welcher Maßnahmen man diese<br />

Ergebnisse erzielt und welche Maßnahmen<br />

ergriffen wer<strong>de</strong>n müssen, um negative Aspekte<br />

gewisser Szenarien abzuwen<strong>de</strong>n.<br />

Analog zur Darstellung in Abbildung 1 kann im<br />

Rahmen <strong>de</strong>r <strong>Szenario</strong>-<strong>Planung</strong> zwischen drei<br />

Arten von Parametern unterschie<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n<br />

(siehe Abbildung 2):<br />

� Einflussgrößen: Bei <strong>de</strong>n Einflussgrößen<br />

han<strong>de</strong>lt es sich hauptsächlich um externe<br />

Größen. Diese sind nicht direkt Gegenstand<br />

<strong>de</strong>r Unternehmensplanung, da sie nicht o<strong>de</strong>r<br />

kaum durch das Unternehmen beeinflusst<br />

wer<strong>de</strong>n können. Vielmehr beeinflussen diese<br />

Größen direkt o<strong>de</strong>r indirekt das Unternehmen<br />

und damit die im Mittelpunkt <strong>de</strong>r <strong>Planung</strong><br />

stehen<strong>de</strong>n <strong>Planung</strong>sgrößen. Typische<br />

Einflussgrößen sind zum Beispiel Marktwachstum,<br />

Inflationsrate, Rohstoffpreise<br />

Abb. 1: Aufbau <strong>de</strong>r Unternehmensplanung<br />

o<strong>de</strong>r Wechselkurse. Annahmen bezüglich<br />

dieser Größen bil<strong>de</strong>n die Basis je<strong>de</strong>r Unternehmensplanung.<br />

� <strong>Planung</strong>sgrößen: Die <strong>Planung</strong>sgrößen sind<br />

<strong>de</strong>r eigentliche Gegenstand <strong>de</strong>r Unternehmens-<br />

und damit auch <strong>de</strong>r <strong>Szenario</strong>-<strong>Planung</strong>.<br />

Es han<strong>de</strong>lt sich dabei um die typischen<br />

Inputgrößen <strong>de</strong>r Unternehmensplanung, wie<br />

zum Beispiel Absatz, Preise o<strong>de</strong>r Kostenpositionen.<br />

Diese wer<strong>de</strong>n von <strong>de</strong>n Einflussgrößen<br />

beeinflusst, wobei es qualitative (z. B.<br />

Marktwachstum) und quantitative Abhängigkeiten<br />

(z. B. Wechselkurse) gibt. Die <strong>Planung</strong>sgrößen<br />

sind wie<strong>de</strong>rum die Basis für die<br />

Ergebnisgrößen, die sich rechnerisch aus<br />

<strong>de</strong>n <strong>Planung</strong>sgrößen ableiten.<br />

� Ergebnisgrößen: Die Ergebnisgrößen sind<br />

das „Gesicht“ je<strong>de</strong>r Unternehmensplanung<br />

o<strong>de</strong>r je<strong>de</strong>s <strong>Szenario</strong>s. Mit ihrer Hilfe lassen<br />

sich Szenarien untereinan<strong>de</strong>r o<strong>de</strong>r mit <strong>de</strong>m<br />

Vorjahr vergleichen. In <strong>de</strong>r Regel leiten sich<br />

die Ergebnisgrößen im Rahmen einer Bottom-<br />

Abb. 2: Einfluss-, <strong>Planung</strong>s- und Ergebnisgrößen<br />

CM Januar / Februar 2011<br />

Up-<strong>Planung</strong> aus <strong>de</strong>n <strong>Planung</strong>sgrößen ab.<br />

Alternativ ist es auch <strong>de</strong>nkbar, im Rahmen<br />

einer Top-Down-<strong>Planung</strong>, entgegen <strong>de</strong>r in<br />

Abbildung 1 aufgezeigten „<strong>Planung</strong>srichtung“,<br />

durch Vorgabe von Ergebnisgrößen zu<br />

planen. Dies ist vor allem im Rahmen <strong>de</strong>r<br />

Strategischen <strong>Planung</strong> verbreitet. Die Annahmen<br />

bezüglich <strong>de</strong>r Einflussgrößen wer<strong>de</strong>n<br />

hier jedoch ebenfalls berücksichtigt.<br />

Doch wie erfolgt die Unternehmensplanung mit<br />

Hilfe dieser Größen? Und wie genau wird hier<br />

mit <strong>de</strong>n Szenarien umgegangen? Die grafische<br />

Darstellung <strong>de</strong>r Entwicklung von Einfluss-,<br />

<strong>Planung</strong>s- o<strong>de</strong>r Ergebnisgrößen entlang<br />

<strong>de</strong>r Zeitachse ergibt <strong>de</strong>n berühmten <strong>Szenario</strong>-<br />

Trichter (siehe Abbildung 3).<br />

Der <strong>Szenario</strong>-Trichter veranschaulicht die<br />

wachsen<strong>de</strong> Unsicherheit bezüglich <strong>de</strong>r zukünftigen<br />

Entwicklung von Einfluss-, <strong>Planung</strong>s-<br />

und Ergebnisgrößen. Die „Wand“ <strong>de</strong>s<br />

Trichters wird von <strong>de</strong>n Extremszenarien, also<br />

<strong>de</strong>m Best Case und <strong>de</strong>m Worst Case, gebil<strong>de</strong>t,<br />

75


76<br />

<strong>Szenario</strong>-<strong>Planung</strong>: Mit Best Case und Worst Case sicher durch die Krise<br />

Abb. 3: <strong>Szenario</strong>-Trichter<br />

Einfluss/-<strong>Planung</strong>s-/Ergebnisgröße<br />

Abb. 4: <strong>Szenario</strong>-Trichter unter großer Unsicherheit<br />

in <strong>de</strong>r Mitte fin<strong>de</strong>t sich das Trendszenario. In<br />

Zeiten großer Unsicherheit weitet sich <strong>de</strong>r<br />

Trichter schon sehr früh (siehe Abbildung 4).<br />

Das heißt, dass die Unsicherheit schon in naher<br />

Zukunft sehr groß ist – „Fahren auf Sicht“ wur<strong>de</strong><br />

dieses Phänomen während <strong>de</strong>r Krise oft genannt.<br />

Aber wie können Szenarien in die Budgetierung<br />

integriert wer<strong>de</strong>n? Und welchen Nutzen erzeugt<br />

dieser Mehraufwand in welcher Situation?<br />

Zunächst einmal lässt sich feststellen, dass es<br />

sich bei <strong>de</strong>n gängigen Budgets ja bereits<br />

um Szenarien han<strong>de</strong>lt: Sie beruhen (hoffentlich)<br />

auf einem logisch konsistenten Set von<br />

Annahmen bezüglich Wirtschaftswachstum,<br />

Marktentwicklung, usw. Basierend auf diesen<br />

Annahmen wird in <strong>de</strong>r Regel ein mehr o<strong>de</strong>r weniger<br />

realistisches Trendszenario beschrieben.<br />

Je nach Firmenkultur erfolgt die Budgetierung<br />

dabei eher konservativ o<strong>de</strong>r aber eher aggressiv<br />

(„Stretch Goals“), da Budgets aufgrund<br />

ihres Zielcharakters ja nicht notwendigerweise<br />

Best Case<br />

Trendszenario<br />

Worst Case<br />

Zeit<br />

<strong>de</strong>n Anspruch erheben, realistische Prognosen<br />

abzubil<strong>de</strong>n.<br />

Was in <strong>de</strong>r Praxis aber meist fehlt, sind alternative<br />

Szenarien: Dies können zum Beispiel<br />

unternehmensspezifische Szenarien zu<br />

bestimmten Ereignissen (z. B. Großinvestitionen,<br />

Übernahmen,…) o<strong>de</strong>r Entwicklungen<br />

(z. B. Technologiewan<strong>de</strong>l) sein. Unabhängig<br />

Abb. 5: Integrierte Finanzplanung als Basis für die <strong>Szenario</strong>-<strong>Planung</strong><br />

von solchen Son<strong>de</strong>rsituationen lassen sich aber<br />

in je<strong>de</strong>m Fall zwei Szenarien planen: Das Best-<br />

Case- und das Worst-Case-<strong>Szenario</strong>.<br />

In <strong>de</strong>r Krise nachgefragt:<br />

Das Worst-Case-<strong>Szenario</strong><br />

Die im Herbst 2008 mit voller Wucht ausgebrochene<br />

Wirtschaftskrise brachte <strong>de</strong>n Bedarf für<br />

<strong>Szenario</strong>-<strong>Planung</strong>en auf Seiten <strong>de</strong>s Managements<br />

offen zu Tage, wie zum Beispiel <strong>de</strong>r<br />

„12th Annual Global CEO Survey 2009“ <strong>de</strong>r<br />

Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PriceWaterhouseCoopers<br />

3 ergab. Dies ist durchaus eine<br />

neue Entwicklung, die sich so erst im Rahmen<br />

<strong>de</strong>r Krise ergab. Doch wie kann die <strong>Planung</strong><br />

eines Worst-Case-<strong>Szenario</strong>s in die Budgetierung<br />

integriert wer<strong>de</strong>n? Und welchen konkreten<br />

Nutzen bringt ein Worst-Case-<strong>Szenario</strong>,<br />

<strong>de</strong>ssen Erstellung ja erst einmal mit zusätzlichem<br />

<strong>Planung</strong>saufwand verbun<strong>de</strong>n ist?<br />

Eine komplette Ausgestaltung aller <strong>de</strong>taillierten<br />

Teilplanungen <strong>de</strong>r Budgetierung in<br />

Form von Szenarien empfiehlt sich nur in Ausnahmefällen.<br />

Der zusätzliche Arbeitsaufwand<br />

sowie <strong>de</strong>r notwendige Kommunikationsbedarf,<br />

<strong>de</strong>n eine Ausweitung <strong>de</strong>r sowieso oft unpopulären<br />

Budgetierung mit sich bringen wür<strong>de</strong>,<br />

sind nicht zu rechtfertigen. Vielmehr empfiehlt<br />

es sich, eine <strong>Szenario</strong>-<strong>Planung</strong> auf Ebene einer<br />

integrierten Finanzplanung durchzuführen<br />

(siehe Abbildung 5).<br />

Im Rahmen dieser Vorgehensweise wird die<br />

Budgetierung zunächst einmal gemäß <strong>de</strong>n im<br />

Unternehmen etablierten Prozessen durchge-


Abb. 6: Zahlenbeispiel Worst-Case-<strong>Szenario</strong> (Plan-GuV)<br />

führt. Diese erste <strong>Planung</strong>srun<strong>de</strong> basiert auf<br />

<strong>de</strong>n Annahmen für ein Basis-<strong>Szenario</strong>. Als Ergebnis<br />

dieser Teilplanungen ergeben sich dann<br />

Plan-GuV, Planbilanz und Plankapitalflussrechnung.<br />

Nachgelagert können diese Rechenwerke<br />

dann als Basis für die Berechnung von<br />

Kennzahlen, für die Unternehmensbewertung<br />

sowie für Szenarien und <strong>Simulation</strong>en verwen<strong>de</strong>t<br />

wer<strong>de</strong>n.<br />

Letztere müssen nicht auf Detailebene durchgeführt<br />

wer<strong>de</strong>n, son<strong>de</strong>rn lassen sich auf Ebene<br />

<strong>de</strong>r integrierten Finanzplanung realisieren,<br />

in<strong>de</strong>m nur aggregierte <strong>Planung</strong>s- und Ergebnisgrößen,<br />

wie zum Beispiel <strong>de</strong>r Umsatz<br />

o<strong>de</strong>r verschie<strong>de</strong>ne Kostenpositionen, verän<strong>de</strong>rt<br />

wer<strong>de</strong>n (siehe Beispiel in Abbildung 6 und Abbildung<br />

7). Das Beispiel zeigt anschaulich, wie<br />

auf Basis weniger Annahmen (Umsatzentwicklung,<br />

konstante Kostenentwicklung) aussagekräftige<br />

Szenarien durchgespielt wer<strong>de</strong>n können.<br />

Schon auf Basis dieser einfachen Betrachtung,<br />

ohne einen Blick in die Planbilanz, lässt<br />

sich eine erste Maßnahme beschreiben: Im<br />

Rahmen <strong>de</strong>s Worst-Case-<strong>Szenario</strong>s sollten die<br />

Fixkosten massiv reduziert wer<strong>de</strong>n, um die Verluste<br />

zu begrenzen.<br />

Doch ab wann müssen diese Kostensenkungen<br />

greifen? Und warum sind diese eigentlich notwendig?<br />

Ein Blick in die Planbilanz (Abbildung 7)<br />

zeigt, warum die Senkung <strong>de</strong>r Fixkosten drin-<br />

gend erfor<strong>de</strong>rlich ist. Wie bei massiven Verlusten<br />

über mehrere Jahre zu erwarten war,<br />

reicht das eigentlich recht komfortable Eigen-<br />

Abb. 7: Zahlenbeispiel Worst-Case-<strong>Szenario</strong> (Planbilanz)<br />

CM Januar / Februar 2011<br />

kapitalpolster (Eigenkapitalquote 30%) <strong>de</strong>s Unternehmens<br />

nur bis in‘s dritte Planjahr (2012).<br />

Die drohen<strong>de</strong> Überschuldung ist nur mit<br />

rechtzeitigen Gegenmaßnahmen abzuwen<strong>de</strong>n.<br />

Doch das heißt nicht, dass sich das Unternehmen<br />

im Worst Case viel Zeit lassen kann: Die<br />

Liquidität geht nämlich schon viel früher zur<br />

Neige, nämlich bereits im ersten Planjahr<br />

2010. Dies liegt im vereinfachten Beispiel nicht<br />

nur an <strong>de</strong>n hohen Verlusten, son<strong>de</strong>rn auch an<br />

<strong>de</strong>r in Krisenzeiten typischen Steigerung <strong>de</strong>s<br />

Umlaufvermögens (Vorräte wegen Absatzeinbruch,<br />

For<strong>de</strong>rungen wegen sinken<strong>de</strong>r Zahlungsmoral)<br />

im Verhältnis zum Umsatz, so dass<br />

zusätzliche negative Liquiditätseffekte eintreten.<br />

Neben <strong>de</strong>n bestenfalls mittelfristig wirken<strong>de</strong>n<br />

Maßnahmen zur Senkung <strong>de</strong>r Fixkosten<br />

sollten <strong>de</strong>shalb auch bereits kurzfristig<br />

wirksame Maßnahmen zur Optimierung <strong>de</strong>s<br />

Net Working Capitals, z. B. Maßnahmen <strong>de</strong>s<br />

For<strong>de</strong>rungsmanagements o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s Bestandsabbaus,<br />

getroffen wer<strong>de</strong>n 4 .<br />

77


78<br />

<strong>Szenario</strong>-<strong>Planung</strong>: Mit Best Case und Worst Case sicher durch die Krise<br />

Abb. 8: <strong>Szenario</strong>-<strong>Planung</strong> als iterativer Prozess<br />

Abb. 9: Zahlenbeispiel <strong>Szenario</strong>-<strong>Planung</strong> (Plan-GuV)<br />

Anhand dieses Beispiels zeigt sich, dass die<br />

<strong>Szenario</strong>-<strong>Planung</strong> auf sehr aggregierter Ebene<br />

anhand weniger Kennzahlen durchgeführt wer<strong>de</strong>n<br />

kann. Es manifestiert sich zu<strong>de</strong>m, dass<br />

die <strong>Szenario</strong>-<strong>Planung</strong> einen iterativen Prozess<br />

darstellt: Zwischenergebnisse auf Basis<br />

<strong>de</strong>r <strong>Planung</strong> einiger führen<strong>de</strong>r <strong>Planung</strong>sgrößen<br />

ver<strong>de</strong>utlichen notwendige Maßnahmen, die<br />

weitere <strong>Planung</strong>sgrößen beeinflussen. Nach<br />

mehreren Iterationsschritten ergibt sich dann<br />

ein komplettes Bild (siehe Abbildung 8). Nach<br />

Abschluss dieser aggregierten <strong>Szenario</strong>-<strong>Planung</strong><br />

kann dann entschie<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n, ob das<br />

<strong>Szenario</strong> Top-Down auf ausgewählte Teilplanungen<br />

heruntergebrochen wird, um zum Beispiel<br />

Kos tensenkungsmaßnahmen im Detail<br />

durchzurechnen.<br />

Das bereits beschriebene Worst-Case-<strong>Szenario</strong><br />

ist insofern unrealistisch, als es keine ge-<br />

gensteuern<strong>de</strong>n Maßnahmen vorsieht. Die Abbildungen<br />

9 und 10 zeigen eine Darstellung, in<br />

<strong>de</strong>r kurzfristig wirksame Maßnahmen zur<br />

Senkung von Fixkosten und Working Capital im<br />

ersten Planjahr 2010 abgebil<strong>de</strong>t sind. So kann<br />

die Liquidität mit relativ mo<strong>de</strong>raten Maßnahmen<br />

(Senkung <strong>de</strong>r Fixkosten um 3,3 %, Steigerung<br />

von For<strong>de</strong>rungs- und Lagerbestandsumschlag<br />

von 4,5 auf 5) <strong>de</strong>utlich positiv gehalten<br />

wer<strong>de</strong>n.<br />

Autor<br />

Es zeigt sich somit, dass schon aus einfachen<br />

<strong>Szenario</strong>-Rechnungen rechtzeitig vor <strong>de</strong>r Krise<br />

eventuelle Maßnahmen abgeleitet wer<strong>de</strong>n können,<br />

die im Fall <strong>de</strong>r Fälle helfen, besser durch<br />

die Krise zu kommen. Dabei kann zwischen<br />

zwei Arten von Maßnahmen unterschie<strong>de</strong>n<br />

wer<strong>de</strong>n:<br />

� Vorbeugen<strong>de</strong> Maßnahmen, die auch in guten<br />

Zeiten sinnvoll sind und in je<strong>de</strong>m Fall<br />

adressiert wer<strong>de</strong>n sollten, wie z.B. Senkung<br />

<strong>de</strong>s Working Capitals. Diese dienen dazu, in<br />

einer möglichen Krisensituation von Anfang<br />

an besser aufgestellt zu sein.<br />

� Maßnahmen <strong>de</strong>s Krisenmanagements,<br />

die nur bei Eintritt <strong>de</strong>s Worst Case ergriffen<br />

wer<strong>de</strong>n, wie z. B. Personalabbau o<strong>de</strong>r das<br />

Aufschieben von Investitionen. Diese dienen<br />

<strong>de</strong>r Liquiditätssicherung in Krisenzeiten.<br />

Auf diese Weise wird <strong>de</strong>r beson<strong>de</strong>rs zu Krisenbeginn<br />

im Herbst 2008 häufig zu beobachten<strong>de</strong><br />

„Panik-Modus“ weitestgehend vermie<strong>de</strong>n.<br />

Beschreibt <strong>de</strong>n Weg aus <strong>de</strong>r Krise:<br />

Das Best-Case-<strong>Szenario</strong><br />

Doch Szenarien haben nicht nur in schlechten<br />

Zeiten ihre Berechtigung. Statistiken zur Zahl<br />

<strong>de</strong>r Insolvenzen in Deutschland zeigen, dass die<br />

Zeit kurz nach einer Rezession mit <strong>de</strong>n meisten<br />

Insolvenzen verbun<strong>de</strong>n ist 5 . Dies hängt<br />

oft mit <strong>de</strong>r Notwendigkeit <strong>de</strong>r Vorfinanzierung<br />

starken Wachstums zusammen, die krisengebeutelte<br />

Unternehmen am En<strong>de</strong> einer schweren<br />

Krise oft überfor<strong>de</strong>rt. So paradox es klingen<br />

mag: Am En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Krise droht große Gefahr aus<br />

einem plötzlich steigen<strong>de</strong>n Auftragseingang.<br />

Im Rahmen <strong>de</strong>s Beispiels in <strong>de</strong>n Abbildungen 9<br />

und 10 wird diese Situation dargestellt: Es wird<br />

Dr. Matthias Schmitt<br />

beschäftigt sich als freiberuflicher Unternehmensberater mit<br />

Controlling-Themen aller Art. Er ist Mitglied <strong>de</strong>s Arbeitskreises<br />

Mo<strong>de</strong>rne Budgetierung <strong>de</strong>s ICV.<br />

E-Mail: MxSchmitt@aol.com


von einem Turnaround ausgegangen; nach <strong>de</strong>m<br />

Tiefpunkt im Jahr 2010 wird ein sehr starkes<br />

Wachstum für die Folgejahre vorhergesagt. Es<br />

zeigt sich, dass trotz <strong>de</strong>r satten Gewinne und<br />

<strong>de</strong>s steigen<strong>de</strong>n Eigenkapitals im zweiten Planjahr<br />

2011 (<strong>de</strong>m ersten <strong>de</strong>s Aufschwungs) die<br />

vorher knapp positive Liquidität wie<strong>de</strong>rum negativ<br />

wird. Dies liegt fast ausschließlich an <strong>de</strong>r<br />

liquiditätswirksamen Zunahme von For<strong>de</strong>rungen<br />

und Vorräten, die bei einem Umsatzwachstum<br />

von 50 % logischerweise zu beobachten<br />

sind.<br />

Wie kann nun auf diese, zunächst wie ein Luxusproblem<br />

erscheinen<strong>de</strong>, Thematik reagiert<br />

wer<strong>de</strong>n? Am En<strong>de</strong> einer Krise sind Kostensenkungspotenziale<br />

sowie Potenziale zur Senkung<br />

<strong>de</strong>s Working Capitals in <strong>de</strong>r Regel ausgeschöpft.<br />

Doch im Gegensatz zur Krisensituation<br />

kann es in einer Wachstumssituation wie<strong>de</strong>r<br />

möglich wer<strong>de</strong>n, externes Kapital aufzunehmen.<br />

Die konkrete Aussicht auf profitable<br />

Aufträge überzeugt in <strong>de</strong>r Regel sowohl<br />

Banken als auch Investoren, so dass je nach Bilanzsituation<br />

wahlweise Fremd- o<strong>de</strong>r Eigenkapital<br />

aufgenommen wer<strong>de</strong>n kann. Aufgrund <strong>de</strong>r<br />

oft noch zögerlichen Kreditvergabe <strong>de</strong>r Banken<br />

sowie einer meist ausbaufähigen Eigenkapitalquote<br />

empfiehlt es sich, wenn möglich, frisches<br />

Eigenkapital aufzunehmen.<br />

Es zeigt sich also, dass Szenarien nicht nur für<br />

<strong>de</strong>n Worst Case Hilfestellung geben, son<strong>de</strong>rn<br />

auch helfen, die Anfor<strong>de</strong>rungen an das Unternehmen<br />

im Best Case zu formulieren: Kann ein<br />

starkes Wachstum finanziert wer<strong>de</strong>n? Sind<br />

die Produktionskapazitäten vorhan<strong>de</strong>n und bei<br />

Bedarf sofort verfügbar? Sind nach <strong>de</strong>r Krise<br />

noch genug Mitarbeiter an Bord? Wer diese<br />

Fragen nicht im Vorfeld klärt, wird sich nicht<br />

sehr lange daran freuen können, die Krise erfolgreich<br />

gemeistert zu haben.<br />

Zusammenfassung & Ausblick<br />

Szenarien sind schon seit geraumer Zeit in vielen<br />

Unternehmen ein fester Bestandteil <strong>de</strong>r<br />

strategischen <strong>Planung</strong>. Doch die Krise <strong>de</strong>r letzten<br />

Jahre zeigt, dass auch in <strong>de</strong>r operativen<br />

<strong>Planung</strong> Bedarf für die Abbildung von Szenarien<br />

besteht. Der Wunsch nach <strong>de</strong>r <strong>Planung</strong> von<br />

Szenarien und daraus abgeleiteten Maßnah-<br />

Abb. 10: Zahlenbeispiel <strong>Szenario</strong>-<strong>Planung</strong> (Planbilanz)<br />

men zieht sich wie ein roter Fa<strong>de</strong>n durch aktuelle<br />

empirische Untersuchungen. Bei entsprechen<strong>de</strong>r<br />

Gestaltung lässt sich eine <strong>Szenario</strong>-<strong>Planung</strong><br />

auf schlanke Weise in bestehen<strong>de</strong><br />

<strong>Planung</strong>sprozesse integrieren. Durch<br />

die Abbildung von Szenarien lässt sich so auch<br />

<strong>de</strong>r weit verbreiteten Kritik begegnen, Budgets<br />

seien zu unflexibel und schon bei Verabschiedung<br />

veraltet.<br />

Wichtig ist zu<strong>de</strong>m, dass Szenarien nicht nur in<br />

<strong>de</strong>r Krise (in Form <strong>de</strong>s Worst-Case-<strong>Szenario</strong>s)<br />

son<strong>de</strong>rn auch in guten Zeiten (in Form <strong>de</strong>s<br />

Best-Case-<strong>Szenario</strong>s) einen wertvollen Bestandteil<br />

<strong>de</strong>r Unternehmensplanung darstellen.<br />

Es ist somit zu hoffen, dass die <strong>Szenario</strong>-<strong>Planung</strong><br />

auch nach ausgestan<strong>de</strong>ner Krise ein<br />

fester Bestandteil <strong>de</strong>r strategischen und operativen<br />

Unternehmensplanung bleibt.<br />

Literatur<br />

Hill, C.W.L. & Jones, G.R.: Strategic Management<br />

Theory. Houghton Mifflin Company, 2001.<br />

ICV White Paper „Mo<strong>de</strong>rne Budgetierung”:<br />

http://www.controllerverein.com/Fachthemen.183.html?,<br />

2009<br />

Krystek, U., Mol<strong>de</strong>nhauer, R. & Evertz, E.:<br />

Controlling in aktuellen Krisenerscheinungen:<br />

Lösung o<strong>de</strong>r Problem? Controlling & Management<br />

3/2009, S. 164 – 168<br />

Ralston, B. & Wilson, I.: The Scenario Planning<br />

Handbook. Thomson Higher Education,<br />

2006.<br />

Rieg, Robert: <strong>Planung</strong> & Budgetierung. Gabler<br />

Verlag, 2007<br />

Schmitt, Matthias: Der Cash Conversion Cycle<br />

(CCC): Ganzheitliche Liquiditätssteuerung in<br />

Krisenzeiten. Controller Magazin 1/2010.<br />

Fußnoten<br />

CM Januar / Februar 2011<br />

1 Siehe z.B. Hill & Jones, S. 25<br />

2 Krystek et al. (2009)<br />

3 Krystek et al. (2009)<br />

4 Schmitt (2009)<br />

5 Statisches Bun<strong>de</strong>samt<br />

79


80<br />

Projektcontrolling in Innovationsprojekten<br />

Projektcontrolling in Innovationsprojekten<br />

von Michael Dembowski<br />

Sobald die vorhan<strong>de</strong>nen Produkte und Serviceleistungen<br />

die Kun<strong>de</strong>nbedürfnisse nur<br />

noch teilweise befriedigen, wird es Zeit, die<br />

Themen Strategie und Innovation im eigenen<br />

Unternehmen strukturiert anzugehen.<br />

Den Ausgangspunkt bil<strong>de</strong>n hierbei die aktuellen<br />

und die erwarteten zukünftigen Bedürfnisse <strong>de</strong>r<br />

Konsumenten. Ein mögliches Instrument <strong>de</strong>r<br />

Strategiefindung sind Workshops, in <strong>de</strong>nen neben<br />

<strong>de</strong>n heutigen auch <strong>de</strong>nkbare zukünftige<br />

Potenziale <strong>de</strong>s eigenen Unternehmens ermittelt<br />

wer<strong>de</strong>n. So lassen sich ausgehend von einem<br />

Leitbild für das Unternehmen generelle Unternehmensziele<br />

<strong>de</strong>finieren, die etwa die zukünftige<br />

Rolle im Markt, Umsatz- und Rentabilitätsziele<br />

sowie das angestrebte Erscheinungsbild<br />

<strong>de</strong>r Marke festlegen.<br />

Diese Ziele wer<strong>de</strong>n dann in konkrete Maßnahmen<br />

überführt, die sich im Sinne ihres strategischen<br />

Anspruchs mit <strong>de</strong>r Entwicklung neuer<br />

Potentiale 1 am Markt beschäftigen. Diese<br />

Maßnahmen ermöglichen es, die Potentiale zu<br />

entwickeln und die Ziele innerhalb eines <strong>de</strong>finierten<br />

Zeitraums zu erreichen. Umsetzbar sind<br />

die Maßnahmen in Form einzelner strategischer<br />

Projekte. Diese sollten mit <strong>de</strong>r Etablierung <strong>de</strong>s<br />

strategischen Führens als festem Bestandteil<br />

<strong>de</strong>r Führungskultur einhergehen.<br />

Die Mittel <strong>de</strong>s Unternehmens für die Durchführung<br />

dieser Projekte sind grundsätzlich limitiert.<br />

Es gilt daher die Nebenbedingung, die geplanten<br />

Maßnahmen, die bereitstehen<strong>de</strong>n Mittel<br />

und die Anfor<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>s Marktes sowie<br />

<strong>de</strong>s Wettbewerbs im Sinne eines „strategic fit” 2<br />

in Einklang zu bringen und so Wettbewerbsvorteile<br />

zu erlangen.<br />

Dieser Strategieprozess mit einer Vielzahl parallel<br />

laufen<strong>de</strong>r strategischer Projekte führt in<br />

<strong>de</strong>r Praxis dazu, dass die Entscheidungsgremien<br />

<strong>de</strong>n Überblick über die Gesamtheit <strong>de</strong>r<br />

laufen<strong>de</strong>n Projekte verlieren könnten. Ent-<br />

scheidungen aus <strong>de</strong>r Vergangenheit, die – beispielsweise<br />

über das Bin<strong>de</strong>n von Mitarbeiterkapazitäten<br />

– die Möglichkeiten beeinflussen,<br />

weitere Projekte durchzuführen, können dabei<br />

aus <strong>de</strong>m Blickfeld geraten.<br />

Umfang <strong>de</strong>r Controllingarbeiten<br />

Die hier beschriebenen Maßnahmen stellen<br />

Management und Controlling vor neue Herausfor<strong>de</strong>rungen:<br />

Die vorrangige Aufgabe <strong>de</strong>s Managements<br />

besteht darin, aussichtsreiche<br />

Geschäftsi<strong>de</strong>en zu erkennen, zu entschei<strong>de</strong>n,<br />

welche Mittel für eine Realisierung dieser<br />

Geschäftsi<strong>de</strong>en bereitgestellt wer<strong>de</strong>n und festzulegen,<br />

in welcher Reihenfolge die Umsetzung<br />

erfolgt. So steht das Management innerhalb<br />

kurzer Zeit vor <strong>de</strong>r Aufgabe, eine sprunghaft<br />

gestiegene Anzahl Projekte zu steuern und<br />

über die Umsetzung weiterer Projekte zu entschei<strong>de</strong>n.


Grundvoraussetzung für die Steuerung <strong>de</strong>r<br />

Projekte ist es, einen Überblick über die laufen<strong>de</strong>n<br />

und die in Anbahnung befindlichen<br />

Projekte zu haben. Auswirkungen eines neuen<br />

Projekts auf weitere, bereits laufen<strong>de</strong> Projekte<br />

und auf das Tagesgeschäft müssen<br />

transparent wer<strong>de</strong>n, auch, um (Engpass-)<br />

Ressourcen auf die einzelnen Projekte sinnvoll<br />

aufzuteilen.<br />

Die Aufgaben <strong>de</strong>s Controllings bestehen in<br />

<strong>de</strong>r Bereitstellung von Entscheidungsunterlagen<br />

und eines laufen<strong>de</strong>n Reportings über eine<br />

größere Anzahl Projektkostenstellen, ferner in<br />

mehr Projekterfolgskontrollen. Darüber hinaus<br />

stellen breit angelegte Strategieprozesse das<br />

Controlling vor neue Aufgaben. Die hierzu entwickelten<br />

Lösungsansätze wer<strong>de</strong>n nachfolgend<br />

aufgezeigt. Das Controlling kann das Management<br />

mit seinen Mitteln unterstützen, die Gesamtheit<br />

<strong>de</strong>r Projekte steuerbar zu halten.<br />

Diese Aufgabe lässt sich glie<strong>de</strong>rn in die<br />

� Bereitstellung von Entscheidungsunterlagen.<br />

� Empfehlung zur Priorisierung <strong>de</strong>r Projekte.<br />

� Ressourcenallokation auf Innovationsprojekte<br />

und sonstige Projekte.<br />

� Darstellung <strong>de</strong>r Abhängigkeiten zwischen<br />

<strong>de</strong>n Projekten.<br />

� Statusverfolgung <strong>de</strong>r laufen<strong>de</strong>n Projekte.<br />

� Etablierung einer Lernkultur im Rahmen <strong>de</strong>r<br />

Projektabschlussberichte.<br />

Der Begriff Innovationsprozess umfasst<br />

zwei Dimensionen: Zum einen geht es um<br />

neue Aufgaben, die im Sinne strategischer<br />

Projekte neue Marktpotentiale für das Unternehmen<br />

sichern sollen, zum an<strong>de</strong>ren wer<strong>de</strong>n<br />

Verbesserungen an bestehen<strong>de</strong>n Abläufen und<br />

Systemen zu <strong>de</strong>n Innovationsprozessen gezählt.<br />

Geeignet sind die beschriebenen Lösungen für<br />

mittelständische Unternehmen, die erstmals<br />

Projektcontrollingstrukturen etablieren möchten.<br />

Der Begriff <strong>de</strong>s Mittelstan<strong>de</strong>s kann dabei<br />

weit gefasst wer<strong>de</strong>n. Ausgangssituation ist ein<br />

Unternehmen mit zentralisierten Entscheidungsstrukturen,<br />

bei <strong>de</strong>nen die Entscheidungen<br />

auf wenige Personen im Top-Management<br />

konzentriert sind.<br />

Rahmenbedingungen im<br />

Unternehmen<br />

Im konkreten Beispiel wur<strong>de</strong>n in Strategie-<br />

Workshops europaweit etwa 700 Projekti<strong>de</strong>en<br />

entwickelt, die <strong>de</strong>m Unternehmen zukünftige<br />

Potentiale erschließen können. Aus<br />

diesen Projekti<strong>de</strong>en wur<strong>de</strong>n zunächst zwei<br />

Dutzend ausgewählt, die in Form strategischer<br />

Projekte umgesetzt wer<strong>de</strong>n. Die Umsetzung<br />

dieser Projekte erfolgt parallel zu <strong>de</strong>n<br />

bereits laufen<strong>de</strong>n Projekten in gleicher Zahl.<br />

Das Ergebnis sind gut fünfzig laufen<strong>de</strong> Projekte,<br />

über <strong>de</strong>ren Verlauf das Management einen<br />

Überblick behalten muss.<br />

Als Projekte <strong>de</strong>finiert sind im Unternehmen einmalige,<br />

neuartige Aufgaben mit einem nennenswerten<br />

Budget, die zwingend einen Start-<br />

und Endzeitpunkt haben. Sie können aus wirtschaftlichen<br />

und/o<strong>de</strong>r strategischen Grün<strong>de</strong>n<br />

umgesetzt wer<strong>de</strong>n. Projektcontrollingstrukturen<br />

sind im Unternehmen zu Beginn <strong>de</strong>r Umsetzung<br />

eher schwach entwickelt. Erschwerend<br />

kommt hinzu, dass die eingesetzten Projektleiter<br />

zum Teil unzureichend qualifiziert o<strong>de</strong>r eher<br />

unerfahren in Projektaufgaben sind.<br />

Entscheidungsunterlagen für die<br />

Unternehmensleitung:<br />

Der Projektantrag<br />

Innovationsprojekte stellen an Entscheidungsunterlagen<br />

zusätzliche Anfor<strong>de</strong>rungen.<br />

Beim Aufstellen von Projektbudgets und Wirtschaftlichkeitsberechnungen<br />

zu neuen Märkten,<br />

Vertriebswegen und Produkten betritt <strong>de</strong>r<br />

Controller unbekanntes Terrain. Es liegen<br />

keine unternehmensinternen Daten und Erfahrungswerte<br />

vor. Das gleiche gilt für <strong>de</strong>n Projektleiter,<br />

<strong>de</strong>ssen Reaktion darauf sich häufig in<br />

zwei Extremen gestaltet: Entwe<strong>de</strong>r er erklärt<br />

sein Projekt per se für nicht bewertbar und<br />

lehnt je<strong>de</strong> verbindliche Bewertung <strong>de</strong>r Projektergebnisse<br />

ab. O<strong>de</strong>r er stellt aus <strong>de</strong>r Euphorie<br />

<strong>de</strong>r Projektplanung Potentiale in Aussicht, die<br />

einer Plausibilitätsprüfung durch das Controlling<br />

nicht standhalten.<br />

Für das Unternehmen ist aber zumin<strong>de</strong>st <strong>de</strong>r<br />

Versuch einer Bewertung notwendig. Die<br />

CM Januar / Februar 2011<br />

Wirtschaftlichkeitsberechnungen bauen notwendigerweise<br />

auf Prämissen und Annahmen<br />

auf, etwa hinsichtlich möglicher Marktanteile<br />

o<strong>de</strong>r Kosten. Eine bestmögliche Abschätzung<br />

<strong>de</strong>r Wirtschaftlichkeit unter diesen Bedingungen<br />

ist trotz aller Unzulänglichkeiten besser,<br />

als ein Projektstart ohne diese Vorarbeit: Sie ist<br />

die Grundlage für eine sinnvolle Erfolgs-<br />

und Prämissenkontrolle. Darüber hinaus ist<br />

sie die Voraussetzung, um das Projekt mit seinen<br />

betriebswirtschaftlichen Kosten und Erträgen<br />

in eine mittel- und langfristige Unternehmensplanung<br />

zu integrieren. So kann das Management<br />

auf <strong>de</strong>r Basis bestmöglicher Unterlagen<br />

eine Entscheidung treffen. Darüber hinaus<br />

kann das Management die Erreichung <strong>de</strong>r langfristigen<br />

Unternehmensziele in Zusammenarbeit<br />

mit <strong>de</strong>m Controlling rollierend unter Berücksichtigung<br />

<strong>de</strong>r Ergebnisbeiträge <strong>de</strong>r laufen<strong>de</strong>n<br />

Projekte steuern.<br />

Systematische Risikobewertungen hinsichtlich<br />

<strong>de</strong>r Einhaltung <strong>de</strong>s Projektbudgets, <strong>de</strong>r Termine<br />

und vor allem <strong>de</strong>r Erreichung <strong>de</strong>r Projektziele<br />

stellen eine Möglichkeit dar, neben <strong>de</strong>n<br />

Chancen auch die Risiken <strong>de</strong>s Projekts <strong>de</strong>n<br />

Entscheidungsgremien im Vorfeld <strong>de</strong>r Bewertung<br />

transparent zu machen. So besteht die<br />

Möglichkeit, bereits in <strong>de</strong>r Entscheidungsphase<br />

zu dokumentieren, dass die Beteiligten die Risiken<br />

<strong>de</strong>s Projekts kennen und offen damit umgehen.<br />

Zu<strong>de</strong>m lassen sich bei strengerer Anwendung<br />

dieses Instruments vor Projektstart<br />

bereits Situationen <strong>de</strong>finieren, bei <strong>de</strong>ren Eintreffen<br />

das Projekt neu ausgerichtet o<strong>de</strong>r sogar<br />

gestoppt wird.<br />

Profitables zuerst:<br />

Priorisierung <strong>de</strong>r Projekte<br />

In <strong>de</strong>r ersten Euphorie nach Freigabe eines Projektbudgets<br />

möchte <strong>de</strong>r Projektleiter die Arbeit<br />

sofort beginnen. Doch in einer Welt <strong>de</strong>r knappen<br />

Ressourcen ist es Aufgabe <strong>de</strong>s Managements<br />

zu entschei<strong>de</strong>n, in welcher Reihenfolge<br />

verschie<strong>de</strong>ne aussichtsreiche Projekte<br />

realisiert wer<strong>de</strong>n. Diesen Entscheidungsprozess<br />

kann das Controlling mit seinen Werkzeugen<br />

unterstützen.<br />

Wären in einem Unternehmen ausschließlich<br />

Projekte aus wirtschaftlichen Grün<strong>de</strong>n zu reali-<br />

81


82<br />

Projektcontrolling in Innovationsprojekten<br />

Abb. 1: Strategische Projektbewertung<br />

Abb. 2: Methodischer Ansatz<br />

sieren, so könnte <strong>de</strong>r Controller sie anhand einer<br />

Wirtschaftlichkeitskennzahl (etwa ROI) ordnen<br />

und empfehlen, sie bei Ressourcenkonkurrenz<br />

<strong>de</strong>r Reihe nach umzusetzen. Im Kontext<br />

<strong>de</strong>r Innovationsprozesse müssen Unternehmen<br />

jedoch abwägen, wie sie die verfügbaren Mittel<br />

auf Projekte – zur Erschließung zukünftiger Potentiale<br />

und zur Realisierung heutiger Gewinne<br />

– aufteilen. Es wird also ein Instrument benötigt,<br />

das wirtschaftliche und strategische<br />

Aspekte gemeinsam betrachtet.<br />

In <strong>de</strong>r Praxis ist <strong>de</strong>r strategische Aspekt von<br />

Projekten mit Hilfe eines Scoringmo<strong>de</strong>lls bewertbar.<br />

Die strategischen Ziele <strong>de</strong>s Unternehmens<br />

lassen sich in ihrer Auswirkung auf verschie<strong>de</strong>ne<br />

Stakehol<strong>de</strong>rgruppen bewerten (siehe<br />

Abbildung 1 3 ). Der strategische Nutzen <strong>de</strong>r<br />

Projekte wird anhand <strong>de</strong>r zu bearbeiten<strong>de</strong>n<br />

strategischen Themen aus <strong>de</strong>n Perspektiven<br />

<strong>de</strong>r wichtigsten Stakehol<strong>de</strong>rgruppen – im nachstehen<strong>de</strong>n<br />

Beispiel sind das Endverbraucher,<br />

Mitarbeiter, Lieferanten, Öffentlichkeit und Investoren<br />

– in standardisierter Form analytisch<br />

ermittelt 4 . So wird das Bauchgefühl gewissermaßen<br />

objektiviert. Die Ergebnisse können zu<strong>de</strong>m<br />

dokumentiert und später weiter verarbeitet<br />

wer<strong>de</strong>n. Bewertet man die einzelnen Projekte<br />

hinsichtlich ihres Beitrags zur Erreichung strategischer<br />

Unternehmensziele, so zeigt sich,<br />

dass einzelne Projekte häufig mehr Stakehol<strong>de</strong>rgruppen<br />

positiv beeinflussen als zunächst<br />

gedacht.<br />

Nach Bewertung eines Projekts anhand seiner<br />

wirtschaftlichen und strategischen Auswirkungen<br />

stehen bei<strong>de</strong> Aspekte <strong>de</strong>r Projekte zunächst<br />

isoliert nebeneinan<strong>de</strong>r. Um alle Projekte<br />

gemeinsam zu zeigen, wer<strong>de</strong>n nun die wirtschaftliche<br />

und die strategische Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>r<br />

Projekte in einer Matrix-Darstellung als Pro-<br />

Abb. 3: Projektlandschaft<br />

jektlandschaft zusammengeführt. Den methodischen<br />

Ansatz zeigt Abbildung 2:<br />

Die wirtschaftlichen Auswirkungen lassen sich<br />

durch die Zuordnung in Cluster darstellen. In<br />

<strong>de</strong>r nachstehen<strong>de</strong>n Projektlandschaft wer<strong>de</strong>n 5<br />

Cluster verwen<strong>de</strong>t. Die Grenzen, bei <strong>de</strong>nen ein<br />

Projekt als hoch- o<strong>de</strong>r wenig wirtschaftlich eingestuft<br />

wird, wer<strong>de</strong>n auf Basis <strong>de</strong>r Renditeerwartungen<br />

<strong>de</strong>s Unternehmens festgelegt. Gezeigt<br />

wird die wirtschaftliche Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>r<br />

Projekte auf <strong>de</strong>r X-Achse. Auf <strong>de</strong>r Y-Achse wird<br />

<strong>de</strong>r Scoringwert <strong>de</strong>r strategischen Be<strong>de</strong>utung<br />

abgetragen. Die gemeinsame Darstellung<br />

aller Projekte ergibt die Projektlandschaft <strong>de</strong>s<br />

gesamten Unternehmens (siehe Abbildung 3).<br />

Die Projektlandschaft zeigt oben rechts die A-<br />

Projekte mit einer hohen wirtschaftlichen und<br />

strategischen Be<strong>de</strong>utung für das Unternehmen.<br />

Diese sollten mit höchster Priorität umgesetzt<br />

wer<strong>de</strong>n. Die B-Projekte wer<strong>de</strong>n zu einem<br />

späteren Zeitpunkt realisiert, sofern zwischenzeitlich<br />

keine weiteren Projekte mit höherer Priorität<br />

in die Projektlandschaft aufgenommen<br />

wer<strong>de</strong>n. Links unten zeigt die Projektlandschaft<br />

die C-Projekte. Diese Projekte haben die geringste<br />

Priorität, und das Unternehmen verzichtet<br />

aufgrund einer zu geringen wirtschaftlichen<br />

und strategischen Be<strong>de</strong>utung auf eine Umsetzung.<br />

Nur im Falle freier, nicht an<strong>de</strong>rweitig<br />

nutzbarer Mitarbeiterressourcen könnten die<br />

C-Projekte für eine Implementierung in Frage<br />

kommen.<br />

Ziel <strong>de</strong>r Einordnung eines Projekts in die Projektlandschaft<br />

ist es, Projekte, die auf gleiche<br />

Ressourcen zugreifen, vergleichend darzustel-


len. Die genauen Scoringwerte aus <strong>de</strong>r strategischen<br />

Bewertung sind im Einzelnen sicher<br />

diskutabel, verschie<strong>de</strong>ne Personen kommen<br />

zwangsläufig zu unterschiedlichen Einschätzungen.<br />

Diesen Kritikpunkt muss <strong>de</strong>r Controller<br />

ehrlicherweise auch für die wirtschaftliche Be<strong>de</strong>utung<br />

gelten lassen. Ein ex ante ermittelter<br />

Zeitpunkt für die Amortisation o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r ROI einer<br />

komplexen und neuartigen Aufgabe wird<br />

unter Verwendung von Prämissen ermittelt. Dadurch<br />

ist auch das Ergebnis allenfalls eine<br />

näherungsweise Bestimmung <strong>de</strong>r späteren<br />

Ist-Situation.<br />

Die Entscheidung darüber, welche Projekte<br />

letztlich freigegeben und in welcher Reihenfolge<br />

Projekte durchgeführt wer<strong>de</strong>n, liegt beim<br />

Management. Die Werkzeuge <strong>de</strong>s Controllings<br />

können diesen Entscheidungsprozess jedoch<br />

entschei<strong>de</strong>nd unterstützen und dazu beitragen,<br />

wertschöpfen<strong>de</strong> und potentialentwickeln<strong>de</strong><br />

Projekte bevorzugt umzusetzen.<br />

Gegensteuern wenn nötig:<br />

Berichterstattung über laufen<strong>de</strong><br />

Projekte<br />

Während <strong>de</strong>r Projektumsetzung ist es die Aufgabe<br />

<strong>de</strong>s Controllings, aussagefähige Unterlagen<br />

über <strong>de</strong>n Stand <strong>de</strong>r laufen<strong>de</strong>n Projekte bereitzustellen.<br />

Diese Transparenzverpflichtung<br />

geht über die bloße Darstellung <strong>de</strong>r Projektkosten<br />

aus <strong>de</strong>m ERP-System im Vergleich zum<br />

Projektbudget hinaus. Wichtig für das Management<br />

sind <strong>de</strong>r Projektfortschritt und die<br />

Kosten in Relation zu einer geschaffenen<br />

Leistung. Der Leistungsbezug steigert die<br />

Aussagekraft <strong>de</strong>r nackten Zahlen. Außer<strong>de</strong>m<br />

müssen die abgestimmten Termine im Projekt<br />

(Meilensteine, Projektphasen) nachgehalten<br />

wer<strong>de</strong>n.<br />

Das hierfür entwickelte Controllinginstrument<br />

ist <strong>de</strong>r Statusbericht. Dieser ist die regelmäßige<br />

standardisierte Darstellung <strong>de</strong>s aktuellen Projektstan<strong>de</strong>s<br />

mit Blick auf die Anfor<strong>de</strong>rungen<br />

<strong>de</strong>s Top-Managements. Die bei je<strong>de</strong>m Projekt<br />

gleichen Informationsanfor<strong>de</strong>rungen wer<strong>de</strong>n<br />

auch für alle Projekte in gleicher Form aufbereitet.<br />

Das erleichtert in <strong>de</strong>r Praxis die Aufnahme<br />

und die Weiterverarbeitung <strong>de</strong>r entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n<br />

Informationen. Alle Beteiligten können sich bei<br />

Abb. 4: Projektstatusbericht<br />

ihrer Arbeit darauf konzentrieren, Informationen<br />

zu verarbeiten statt sie zu suchen. Das ist ein<br />

Fortschritt gegenüber <strong>de</strong>r zuvor praktizierten<br />

Praxis, <strong>de</strong>n Projektstatus bei Bedarf in freier<br />

Form durch die Projektleiter zu erheben. Die<br />

Darstellungsform <strong>de</strong>r immer gleichen Informationsanfor<strong>de</strong>rungen<br />

wur<strong>de</strong> ohne klare Regeln<br />

von <strong>de</strong>n Projektleitern immer wie<strong>de</strong>r neu entwickelt:<br />

Vom mehrseitigen Fließtext über<br />

knappste Stichpunktsammlungen bis hin zu tabellarischen<br />

Darstellungen.<br />

Um einen vollständigen Blick auf die Projekte zu<br />

bekommen, bereitet <strong>de</strong>r Controller <strong>de</strong>n Statusbericht<br />

(siehe Abbildung 4) vor, <strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Projektleiter<br />

ausfüllt. Der Bericht zeigt im Kopf strukturieren<strong>de</strong><br />

Daten zum Projekt. Darunter folgen die<br />

Termine und die Budgets sowie ein erläutern<strong>de</strong>r<br />

Teil im Stil <strong>de</strong>r 4-Fenster-Matrix <strong>de</strong>r Controller<br />

Aka<strong>de</strong>mie 5 , in <strong>de</strong>m das Projekt näher beschrieben<br />

wird. Das Ziel dieses Vorgehens ist die Entwicklung<br />

<strong>de</strong>r „Fähigkeit, intelligent mit Unvorhersehbarem<br />

umzugehen”. 6<br />

Autor<br />

CM Januar / Februar 2011<br />

Der Projektleiter hat als Hauptverantwortlicher<br />

<strong>de</strong>n besten Überblick und die genauesten Informationen<br />

über „sein” Projekt. Die Projektleitung<br />

ist aufgefor<strong>de</strong>rt, die Probleme im Projekt<br />

zu beschreiben und darüber hinaus Lösungsalternativen<br />

darzustellen. Der Controller installiert<br />

außer<strong>de</strong>m eine Ampelfunktion zum Projekt.<br />

Diese zeigt auf einen Blick, welche Projekte<br />

Unterstützung benötigen. Einen tieferen<br />

Einstieg in einzelne Projekte bietet die Differenzierung<br />

<strong>de</strong>r Planabweichungen <strong>de</strong>s Gesamtprojekts<br />

in Budget-, Termin- und Projektzieldifferenzen.<br />

Die systematische und regelmäßige Abfrage<br />

<strong>de</strong>s Projektstatus be<strong>de</strong>utet für die Projektleiter<br />

zunächst einmal Zusatzaufwand. Das<br />

sollte bei <strong>de</strong>r Implementierung dieser Routine<br />

auch offen angesprochen wer<strong>de</strong>n. Im Normalfall<br />

beschränkt sich <strong>de</strong>r Mehraufwand auf nicht<br />

mehr als 15 bis 30 Minuten pro Monat. Er ist<br />

<strong>de</strong>n Projektleitern jedoch unbedingt zuzumuten,<br />

um die Qualität <strong>de</strong>s Projektcontrollings und<br />

Dipl.-Kfm. (FH) Michael Dembowski MBA<br />

studierte BWL, zuletzt berufsbegleitend an <strong>de</strong>r Fachhochschule<br />

für Ökonomie und Management (FOM). Aktuell beschäftigt er<br />

sich als Controller bei Bofrost, Straelen, mit <strong>de</strong>m Projektcontrolling<br />

sowie Fragestellungen rund um das Thema Supply Chain.<br />

E-Mail: michael.<strong>de</strong>mbowski@bofrost.<strong>de</strong><br />

83


84<br />

Projektcontrolling in Innovationsprojekten<br />

damit <strong>de</strong>s Projektmangements als Ganzes zu<br />

verbessern.<br />

Die Vorteile einer systematischen Zusammenstellung<br />

<strong>de</strong>r Projektstän<strong>de</strong> mit anschließen<strong>de</strong>r<br />

Ergänzung um eine Ampelfunktion zeigen sich<br />

einige Zeit nach <strong>de</strong>r Einführung:<br />

� Projektleiter: Doppelte Anfragen an Projektleiter<br />

von verschie<strong>de</strong>nen Seiten können vermie<strong>de</strong>n<br />

wer<strong>de</strong>n.<br />

� Management: Konzentration auf die Projekte<br />

ist möglich, bei <strong>de</strong>nen eine Unterstützung<br />

notwendig ist.<br />

� Controlling: Transparenz über die laufen<strong>de</strong>n<br />

Projekte ist zu je<strong>de</strong>r Zeit sichergestellt.<br />

Fazit und Ausblick<br />

Sobald Innovationsprozesse Fahrt aufnehmen<br />

und eine Vielzahl komplexer und voneinan<strong>de</strong>r<br />

abhängiger Projekte zu steuern sind, benötigt<br />

das Management die Hilfe <strong>de</strong>s Controllings, um<br />

über <strong>de</strong>n Stand <strong>de</strong>r laufen<strong>de</strong>n Projekte informiert<br />

zu sein.<br />

Durch eine strukturierte Bewertung <strong>de</strong>r Projekte<br />

anhand ihrer wirtschaftlichen und<br />

strategischen Auswirkungen gibt das Controlling<br />

Empfehlungen zur Priorisierung <strong>de</strong>r Projekte<br />

und damit zum Einsatz <strong>de</strong>r Ressourcen<br />

<strong>de</strong>s Unternehmens. Das Unternehmen realisiert<br />

die Projekte zuerst, die Potenziale in sich tragen<br />

und/o<strong>de</strong>r profitabel sind. Sie erhalten bevorzugten<br />

Zugriff auf Engpassressourcen, die<br />

dann dort eingesetzt wer<strong>de</strong>n, wo sie <strong>de</strong>n größten<br />

Wert schaffen. Das Controlling kann mit einer<br />

Empfehlung zu <strong>de</strong>n durchzuführen<strong>de</strong>n<br />

Maßnahmen die weitere Entwicklung <strong>de</strong>s Unternehmens<br />

mitgestalten.<br />

INTERVIEW<br />

Ein qualifiziertes Projektcontrolling ist aufgrund<br />

<strong>de</strong>r Neuartigkeit <strong>de</strong>r Projektaufgaben<br />

zeitintensiv. Durch <strong>de</strong>n Einsatz von standardisierten<br />

Statusberichten kann die Berichterstattung<br />

über laufen<strong>de</strong> Projekte für alle Beteiligten<br />

effizienter gestaltet wer<strong>de</strong>n. Der Blick<br />

richtet sich stärker auf Inhalte sowie kritische<br />

Punkte in <strong>de</strong>n Projekten. In einer weiteren<br />

Ausbaustufe <strong>de</strong>s Projektcontrollings ist es<br />

<strong>de</strong>nkbar, in allen Projektteams einen Controller<br />

einzubeziehen.<br />

Die systematische Risikobewertung vor Projektbeginn<br />

und die Statusberichte während<br />

<strong>de</strong>r Projektarbeit helfen eine Kultur zu etablieren,<br />

die lernend mit Fehlern umgeht. Der Einfluss<br />

<strong>de</strong>s Controllings kann so mithelfen, die<br />

Unternehmenskultur nachhaltig zu verän<strong>de</strong>rn<br />

und eine Fehlerkultur zu etablieren, in <strong>de</strong>r Projektleiter<br />

verantwortlich und offen mit Fehlern<br />

umgehen können.<br />

So heterogen die Projekte in Innovationsprozessen<br />

sind, so sehr hilft eine Bewertung anhand<br />

gleicher, objektiver Kriterien bei <strong>de</strong>r Projektplanung<br />

und eine standardisierte Darstellung<br />

<strong>de</strong>s Projektfortschritts Management, Projektleitern<br />

und Controllern bei ihrer Arbeit.<br />

Literatur<br />

Blazek, Alfred/Zillmer, Detlev R. (2008), Projekt-Controlling,<br />

Freiburg und Wörthsee-Etterschlag;<br />

Verlag für ControllingWissen, S. 138<br />

Friedag, Herwig R./Schmidt, Walter (2000),<br />

My balanced scorecard: das Praxishandbuch<br />

für Ihre individuelle Lösung; Fallstudien, Checklisten,<br />

Präsentationsvorlagen, 1. Auflage, Freiburg<br />

im Fr./Berlin/München/Zürich: <strong>Haufe</strong>-Mediengruppe.<br />

Exklusiv und nur online verfügbar<br />

Interview zum Thema „Kleine Projekte – kleine Sorgen,<br />

große Projekte – große Sorgen” mit Dr. Georg Kraus,<br />

Geschäftsführer <strong>de</strong>r Unternehmensberatung Dr. Kraus<br />

& Partner, Bruchsal.<br />

Friedag, Herwig/Schmidt, Walter (2009), Balanced<br />

Scorecard in <strong>de</strong>r Praxis: 17 Jahre Erfahrung,<br />

in: Controller Magazin, März/April 2009,<br />

Gauting/München: VCW Verlag für Controlling-<br />

Wissen, S. 76 – 84.<br />

Grotheer, Manfred (2001), Der Controller und<br />

sein PC: Controlling-Anwendungen mit <strong>de</strong>m<br />

Personal Computer , 5. Auflage, Offenburg/<br />

Wörthsee-Etterschlag: VCW Verlag für ControllingWissen.<br />

Johnson, Gerry/Scholes, Kevan (2002), Exploring<br />

Corporate Strategy, Sixth Edition, Harlow/London/New<br />

York: Prentice Hall.<br />

Klotz, Ulrich (2006), Vom Taylorismus zur<br />

„Open Innovation” - Innovation als sozialer<br />

Prozess, in: Roland Abel/Hans H. Bass/ Robert<br />

Ernst-Siebert (Hrsg.), Kleine und mittelgroße<br />

Unternehmen im globalen Innovationswettbewerb.<br />

Technikgestaltung, Internationalisierungsstrategien,Beschäftigungsschaffung,<br />

München/Mering: Rainer Hampp Verlag,<br />

S. 88 – 117.<br />

Ziegenbein, Klaus (2007), Controlling: Kompendium<br />

<strong>de</strong>r praktischen Betriebswirtschaft,<br />

9. Auflage, Ludwigshafen (Rhein): Friedrich<br />

Kiehl Verlag.<br />

Fußnoten<br />

1 Siehe Ziegenbein, K. (2007), S. 211 zur Definition<br />

<strong>de</strong>s strategischen Controllingbegriffs.<br />

2 Johnson, G. / Scholes, K., (2002), S. 5.<br />

3 Siehe Friedag, H. R. / Schmidt, W. (2000) zum<br />

generellen Vorgehen, S. 39 – 43.<br />

4 Friedag, H. / Schmidt, W. (2009), S. 81. Für<br />

eine ausführliche Beschreibung zur Bewertung<br />

strategischer Projekte siehe Friedag, H. R. /<br />

Schmidt, W. (200), S. 36 ff.<br />

5 Blazek, A., Zillmer, D. (2008) S. 138<br />

6 Klotz, U. (2006), S. 90


Limitationen <strong>de</strong>r<br />

Monte-Carlo-<strong>Simulation</strong><br />

beim Management leistungswirtschaftlicher<br />

Risiken<br />

von Christian Tallau<br />

Der Einsatz von Monte-Carlo-<strong>Simulation</strong>stechniken<br />

zur Analyse leistungswirtschaftlicher Risiken<br />

wird in <strong>de</strong>r Literatur bereits seit längerem<br />

vorgeschlagen (vgl. Hertz, 1964). Grundi<strong>de</strong>e<br />

dabei ist die Generierung einer großen Anzahl<br />

zufälliger Realisationen <strong>de</strong>r Risikofaktoren, die<br />

eine zu betrachten<strong>de</strong> Zielgröße (z. B. Ergebnis)<br />

bestimmen. Verknüpft man diese Risikofaktoren<br />

über ein geeignetes Mo<strong>de</strong>ll mit <strong>de</strong>r Zielgröße,<br />

so lässt sich für diese eine Häufigkeitsverteilung<br />

ermitteln. Die Verteilung kann in<br />

einem weiteren Schritt zur Ableitung von Risikokennzahlen<br />

und zur Risikobewertung verwen<strong>de</strong>t<br />

wer<strong>de</strong>n.<br />

In jüngerer Zeit fin<strong>de</strong>t man darüber hinaus Vorschläge,<br />

die Monte-Carlo-<strong>Simulation</strong> im Rahmen<br />

<strong>de</strong>s Risikocontrollings zu nutzen, um Erkenntnisse<br />

bzgl. Eigenkapitalbedarf und Solvenz<br />

von Unternehmen abzuleiten (vgl. etwa<br />

Gleißner, 2004, 2006). Dazu wird diskutiert,<br />

auf Basis <strong>de</strong>r simulierten Häufigkeitsverteilung<br />

<strong>de</strong>s Unternehmensergebnisses das unternehmensspezifische<br />

Risikokapital abzuleiten,<br />

und zwar als maximaler Verlust, <strong>de</strong>r unter einer<br />

bestimmten Vertrauenswahrscheinlichkeit nicht<br />

überschritten wird (Value-at-Risk bzw. Capitalat-Risk).<br />

Dieser Beitrag beleuchtet einige wesentliche<br />

Problempunkte, die sich bei Anwendung <strong>de</strong>r<br />

Monte-Carlo-<strong>Simulation</strong> und <strong>de</strong>s zur Quantifizierung<br />

von Marktpreisrisiken im Finanzbereich<br />

etablierten Konzepts <strong>de</strong>s Value-at-Risk bei<br />

Nicht-Finanzunternehmen ergeben. Nach ei-<br />

ner kurzen Erläuterung <strong>de</strong>r grundlegen<strong>de</strong>n<br />

Funktionsweise <strong>de</strong>r Monte-Carlo-Metho<strong>de</strong> zur<br />

Risikobewertung wird dazu insbeson<strong>de</strong>re auf<br />

das mit <strong>de</strong>r Mo<strong>de</strong>llbildung verbun<strong>de</strong>ne Risiko<br />

abgestellt und mit einem Fallbeispiel veranschaulicht.<br />

Monte-Carlo-Verfahren zur<br />

Risikobewertung: Grundlegen<strong>de</strong><br />

Funktionsweise<br />

Ausgangspunkt <strong>de</strong>r Monte-Carlo-<strong>Simulation</strong><br />

zur Risikoquantifizierung bil<strong>de</strong>t die I<strong>de</strong>ntifikation<br />

<strong>de</strong>r die zu betrachten<strong>de</strong> Zielgröße beeinflussen<strong>de</strong>n<br />

wesentlichen Risikofaktoren. Für je<strong>de</strong>n<br />

dieser Faktoren ist zunächst eine Wahrscheinlichkeitsverteilung<br />

zu spezifizieren.<br />

Die Risikofaktoren wer<strong>de</strong>n mittels eines geeigneten<br />

Mo<strong>de</strong>lls mit <strong>de</strong>r Zielgröße verknüpft (vgl.<br />

Abbildung 1). Durch Zufallszahlengenerierung<br />

lassen sich darauf – unter Berücksichtigung<br />

möglicher Abhängigkeiten <strong>de</strong>r Faktoren –<br />

N Ausprägungen je<strong>de</strong>s Risikofaktors simulieren.<br />

Nach N <strong>Simulation</strong>släufen ergeben sich<br />

damit gemäß <strong>de</strong>m aufgestellten Mo<strong>de</strong>ll N Realisationen<br />

<strong>de</strong>r Zielgröße, die zu einer Häufigkeitsverteilung<br />

aggregiert wer<strong>de</strong>n. Diese Verteilung<br />

lässt sich schließlich zur Berechnung<br />

von Kennzahlen wie Erwartungswert, Stan -<br />

d ardabweichung sowie weiterer Risikogrößen<br />

verwen<strong>de</strong>n.<br />

Durch professionelle Software-Lösungen wie<br />

@Risk o<strong>de</strong>r Crystal Ball ist eine Umsetzung von<br />

Monte-Carlo-<strong>Simulation</strong>en auch ohne beson<strong>de</strong>re<br />

Metho<strong>de</strong>nkenntnis möglich. Voraussetzung<br />

ist lediglich die Spezifizierung eines adäquaten<br />

Mo<strong>de</strong>lls für die Risikofaktoren.<br />

Risikoquantifizierung mittels<br />

Value-at-Risk<br />

Neben einer Beurteilung <strong>de</strong>r simulierten Verteilung<br />

auf Basis <strong>de</strong>ren erster Momente (Erwartungswert<br />

und Standardabweichung) wer<strong>de</strong>n in<br />

<strong>de</strong>r Literatur weitere Kennzahlen zur Risikobeurteilung<br />

diskutiert. Dazu zählt beson<strong>de</strong>rs <strong>de</strong>r<br />

mittlerweile weit verbreitete Value-at-Risk<br />

(VaR). Dieser beschreibt die maximale negative<br />

Abweichung einer Zielgröße von einem erwarteten<br />

Wert, die mit einer <strong>de</strong>finierten Vertrauenswahrscheinlichkeit<br />

(z. B. 99 %) nicht überschritten<br />

wird (vgl. Jorion, 2001). Bezeichne X<br />

die betrachtete Zielgröße, F X <strong>de</strong>ren Verteilungsfunktion<br />

sowie (1 – �) das Konfi<strong>de</strong>nzniveau, so<br />

gilt für <strong>de</strong>n Value-at-Risk VaR (1–�) formal:<br />

-1 VaR (X) = -F (�).<br />

(1–�) x<br />

CM Januar / Februar 2011<br />

Han<strong>de</strong>lt es sich bei <strong>de</strong>r Zielgröße um eine Ergebnisgröße<br />

– eines Projekts, Geschäftsbereichs<br />

o<strong>de</strong>r gesamten Unternehmens –, so<br />

kann <strong>de</strong>r Value-at-Risk als Risikokapital (Capital-at-Risk<br />

o<strong>de</strong>r kurz CaR) interpretiert wer<strong>de</strong>n<br />

(vgl. Abbildung 2). An<strong>de</strong>rs ausgedrückt, gibt<br />

<strong>de</strong>r Capital-at-Risk <strong>de</strong>n Eigenkapitalbetrag<br />

an, <strong>de</strong>r notwendig ist, um einen evtl. auftreten<strong>de</strong>n<br />

Verlust in 99 % aller Fälle <strong>de</strong>-<br />

85


86<br />

Monte-Carlo-<strong>Simulation</strong><br />

Abb. 1: Schematischer Ablauf <strong>de</strong>r Monte-Carlo-<strong>Simulation</strong> zur Risikobewertung<br />

cken zu können (bei einem Konfi<strong>de</strong>nzniveau<br />

von 99 %).<br />

Durch Vergleich <strong>de</strong>s Capital-at-Risk mit <strong>de</strong>r Eigenkapitalbasis<br />

sind auch Aussagen zur Solvenz<br />

<strong>de</strong>r Unternehmung möglich. So lässt<br />

sich insbeson<strong>de</strong>re feststellen, inwieweit <strong>de</strong>r potentiell<br />

maximale Verlust durch Eigenkapital ge<strong>de</strong>ckt<br />

ist. Darüber kann ermittelt wer<strong>de</strong>n, wie<br />

einzelne Geschäftsbereiche zum Gesamtrisiko<br />

beitragen und ob <strong>de</strong>ren Erträge in einem angemessenen<br />

Verhältnis zum benötigten Risikokapital<br />

stehen. Dazu lässt sich etwa eine risikoadjustierte<br />

Kennzahl wie RORAC (return on risk<br />

adjusted capital) verwen<strong>de</strong>n, die das Ergebnis<br />

ins Verhältnis zum Risikokapital setzt (vgl. Albrecht<br />

/ Maurer, 2008, S. 894).<br />

Praktische Limitationen <strong>de</strong>r<br />

Monte-Carlo-Metho<strong>de</strong>:<br />

Mo<strong>de</strong>llrisiken<br />

Den theoretischen Vorzügen <strong>de</strong>r Monte-Carlo-<br />

Metho<strong>de</strong> stehen Limitationen in <strong>de</strong>r praktischen<br />

Umsetzung gegenüber. So ist die Metho<strong>de</strong><br />

bei <strong>de</strong>r Spezifizierung <strong>de</strong>s <strong>Simulation</strong>smo<strong>de</strong>lls<br />

und <strong>de</strong>r Parameterschätzung einem<br />

mitunter erheblichen Mo<strong>de</strong>llrisiko unterworfen.<br />

Im Gegensatz etwa zu Preisen für Finanztitel,<br />

die an aktiven Märkten gehan<strong>de</strong>lt wer<strong>de</strong>n, sind<br />

für die typischen leistungswirtschaftlichen<br />

Risikofaktoren, d. h. beispielsweise Absatzmenge,<br />

Preise o<strong>de</strong>r Kosten bzw. <strong>de</strong>ren Bestim-<br />

mungsgrößen, sowohl Wahrscheinlichkeitsverteilungen<br />

wie auch <strong>de</strong>ren Parameter kaum auf<br />

objektiver Basis ermittelbar. Es mangelt hier<br />

meist an historischen Daten, die sich auf die<br />

Zukunft übertragen lassen. Daher belässt man<br />

es oftmals bei einer mehr o<strong>de</strong>r weniger willkürlichen<br />

Wahl einer Verteilung aus einer vorgegebenen<br />

Auswahl und schätzt <strong>de</strong>ren Parameter<br />

auf subjektiver Basis.<br />

So wird in <strong>de</strong>r Literatur etwa regelmäßig die<br />

Verwendung einer Dreiecksverteilung em pfohlen,<br />

die sich vergleichsweise intuitiv einfach<br />

durch zwei Größen, nämlich minimale und<br />

maximale Ausprägung <strong>de</strong>s Risikofaktors, ein<strong>de</strong>utig<br />

beschreiben lässt. Darüber hinaus sind<br />

bei <strong>de</strong>r Risikoaggregation die Abhängigkeiten<br />

(Korrelationen) zwischen <strong>de</strong>n Risikofaktoren zu<br />

berücksichtigen, die ebenfalls mangels objek-<br />

Abb. 2: Ergebnisverteilung mit Capital-at-Risk<br />

tiver Daten nur schwer zuverlässig zu schätzen<br />

sind. In <strong>de</strong>r Praxis wird dieses Problem häufig<br />

dadurch umgangen, dass für die Risikofaktoren<br />

schlichtweg Unabhängigkeit unterstellt wird.<br />

Schließlich wird das Mo<strong>de</strong>llrisiko mitunter<br />

durch <strong>de</strong>n Versuch verstärkt, eine möglichst<br />

<strong>de</strong>taillierte Abbildung <strong>de</strong>r Realität zu erreichen,<br />

was die Anzahl an Risikofaktoren und damit die<br />

Komplexität <strong>de</strong>s Mo<strong>de</strong>lls erhöht (vgl. etwa <strong>de</strong>n<br />

Vorschlag zur Risikoanalyse bei Bauprojekten<br />

von Girmscheid / Busch, 2008).<br />

Die simulierte Verteilung und die daraus abgeleiteten<br />

Risikogrößen sind somit in vielen Fällen<br />

we<strong>de</strong>r objektiv noch intersubjektiv nachvollziehbar.<br />

Damit sind die Ergebnisse in erheblichem<br />

Ausmaß manipulierbar, <strong>de</strong>nn durch<br />

gezielte Verän<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Eingangsparameter<br />

ist eine große Bandbreite von Werten <strong>de</strong>r Risikokennzahl<br />

darstellbar. Zu<strong>de</strong>m besteht die Gefahr,<br />

dass die mathematische Mo<strong>de</strong>llierung<br />

eine Scheingenauigkeit erzeugt, bei <strong>de</strong>r auf<br />

die (mit Nachkommastellen) ermittelten Werte<br />

ohne weitere Plausibilisierung vertraut wird. Intuitivere,<br />

auf Erfahrungen basieren<strong>de</strong> Abschätzungen<br />

können hier mitunter zuverlässigere Ergebnisse<br />

liefern.<br />

Fallbeispiel<br />

Wie sich die Unsicherheit bzgl. <strong>de</strong>r Parameter<br />

<strong>de</strong>s <strong>Simulation</strong>smo<strong>de</strong>lls auf die Risikoquantifizierung<br />

auswirkt, soll anhand eines Fallbeispiels<br />

veranschaulicht wer<strong>de</strong>n. Dazu wird ein<br />

fiktiver Geschäftsbereich eines Unternehmens<br />

betrachtet, <strong>de</strong>ssen wesentliche Risikofaktoren<br />

<strong>de</strong>r Umsatz sowie <strong>de</strong>r variable Kosten-


satz darstellen. Zielgröße <strong>de</strong>r Risikoanalyse ist<br />

das operative Ergebnis.<br />

Für die statistische Verteilung <strong>de</strong>r unsicheren<br />

Größen Umsatz und variabler Kostensatz wird<br />

eine multivariate Normalverteilung unterstellt.<br />

Zur Schätzung <strong>de</strong>r Verteilungsparameter<br />

Mittelwert, Standardabweichung sowie Korrelation<br />

<strong>de</strong>r Faktoren wird auf <strong>de</strong>ren historische<br />

Realisationen zurückgegriffen. Abbildung 3 gibt<br />

Umsätze und variable Kostensätze (als Anteil<br />

<strong>de</strong>s Umsatzes) <strong>de</strong>r letzten fünf Jahre sowie die<br />

damit berechneten Parameter wie<strong>de</strong>r.<br />

Neben <strong>de</strong>n in Abbildung 3 angegebenen Parametern<br />

soll zum Vergleich ein zweites Parameterset<br />

analysiert wer<strong>de</strong>n. Für dieses wer<strong>de</strong>n<br />

zur Parameterschätzung lediglich die letzten<br />

drei Jahre 2007 – 2009 betrachtet, womit sich<br />

für <strong>de</strong>n Umsatz ein Mittelwert von 1.050 TEUR<br />

mit einer Standardabweichung von 278 TEUR<br />

sowie für <strong>de</strong>n variablen Kostensatz ein Mittelwert<br />

von 65,7 % und eine Standardabweichung<br />

von 4,7 % ergeben. Der Ausschluss <strong>de</strong>r<br />

Jahre 2005 und 2006 aus <strong>de</strong>r Schätzung<br />

führt damit im Wesentlichen zu einer Erhöhung<br />

<strong>de</strong>r Unsicherheit bzgl. <strong>de</strong>s Umsatzes (ausgedrückt<br />

durch die Standardabweichung). Zu<strong>de</strong>m<br />

wird für diesen zweiten Fall – wie in <strong>de</strong>r<br />

Praxis regelmäßig üblich – Unabhängigkeit <strong>de</strong>r<br />

Risikofaktoren unterstellt. Das alternative Parameterset<br />

ist in Abbildung 4 zusammengefasst.<br />

Für bei<strong>de</strong> Fälle sind ferner fixe Kosten in Höhe<br />

von 300 TEUR zu berücksichtigen, die als sicher<br />

angenommen wer<strong>de</strong>n. Die Zielgröße ergibt<br />

Abb. 3: Umsatz (in TEUR) und variabler Kostensatz<br />

<strong>de</strong>s Fallbeispiels<br />

Abb. 4: Verteilungsparameter <strong>de</strong>s alternativen<br />

Parametersets (Basis 2007 – 2009)<br />

sich damit als Umsatz abzüglich variabler und<br />

fixer Kosten.<br />

Als Risikogrößen wird <strong>de</strong>r Capital-at-Risk unter<br />

einem Konfi<strong>de</strong>nzniveau von 99 % betrachtet.<br />

Dieser beschreibt <strong>de</strong>n maximalen Jahresverlust<br />

<strong>de</strong>s Geschäftsbereichs, <strong>de</strong>r mit einer<br />

Wahrscheinlichkeit von 99 % nicht überschritten<br />

wird. Abbildung 5 stellt die für bei<strong>de</strong> Parametersets<br />

simulierten Verteilungen (N = 10.000<br />

<strong>Simulation</strong>släufe) gegenüber.<br />

Die Auswirkungen <strong>de</strong>r Än<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Parameterschätzung<br />

sind gravierend: Zwar ist<br />

<strong>de</strong>r Mittelwert <strong>de</strong>s Ergebnisses nahezu unverän<strong>de</strong>rt,<br />

allerdings nimmt die Standardabwei-<br />

chung für das zweite Parameterset auf Basis<br />

<strong>de</strong>r Jahre 2007 – 2009 erheblich zu, so dass<br />

sich Capital-at-Risk von einem Wert in Höhe<br />

von 88,7 TEUR auf 165,2 TEUR fast verdoppelt.<br />

Bei einem erwarteten Gewinn von rund<br />

62 TEUR stellt dies einen erheblichen Unterschied<br />

in <strong>de</strong>r Konsequenz für das benötigte Risikokapital<br />

dar.<br />

Das Beispiel zeigt, wie sensitiv die Risikokennzahlen<br />

auf Än<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>r Verteilungsparameter<br />

reagieren können, wobei hier lediglich ein<br />

kürzerer Schätzzeitraum sowie Unabhängigkeit<br />

<strong>de</strong>r Risikofaktoren unterstellt wur<strong>de</strong>. (Bei<strong>de</strong><br />

genannten Ursachen tragen hier in ungefähr<br />

gleichem Ausmaß zum Anstieg <strong>de</strong>s Value-at-<br />

Risk um insgesamt 76,5 TEUR bei.)<br />

Noch überhaupt nicht berücksichtigt ist dabei<br />

das Mo<strong>de</strong>llrisiko, das sich aus <strong>de</strong>r Spezifizierung<br />

<strong>de</strong>r Verteilung ergibt, d. h., wenn statt <strong>de</strong>r<br />

verwen<strong>de</strong>ten Normalverteilung etwa auf eine<br />

Dreiecksverteilung abgestellt wird. Somit ist<br />

eine Interpretation <strong>de</strong>r auf eine Kennzahl verdichteten<br />

<strong>Simulation</strong>sergebnisse grundsätzlich<br />

mit Vorsicht vorzunehmen. In <strong>de</strong>r Praxis ließe<br />

sich für bei<strong>de</strong> betrachteten Parametersets und<br />

damit für die festgestellte hohe Bandbreite <strong>de</strong>s<br />

Capital-at-Risk jeweils eine angemessene Begründung<br />

fin<strong>de</strong>n, was die potenzielle Willkür<br />

<strong>de</strong>s Verfahrens unterstreicht.<br />

In einer eher naiven Abschätzung hätte<br />

man dagegen beispielsweise die jeweils<br />

schlechtesten Werte für Umsatz (750 TEUR)<br />

und variabler Kostensatz (71 %) verwen<strong>de</strong>n<br />

können und so einen „Worst-Case-Verlust“<br />

Parameterbasis: Jahre 2005-2009 Parameterbasis: Jahre 2007-2009; Unabhängigkeit<br />

CaR CaR<br />

Mittelwert: 61,8<br />

Stand.abw.: 66,8<br />

Capital-at-Risk: 88,7<br />

Mittelwert: 61,3<br />

Stand.abw.: 108,9<br />

Capital-at-Risk: 165,2<br />

Abb. 5: Simulierte Ergebnisverteilung bei Parameterschätzung unter Berücksichtigung <strong>de</strong>r Jahre 2005 – 2009 (linke Seite) sowie 2007 – 2009 (rechte Seite)<br />

CM Januar / Februar 2011<br />

87


88<br />

Monte-Carlo-<strong>Simulation</strong><br />

Abb. 6: Risk-Map<br />

von 82,5 TEUR erhalten. Im Vergleich zur<br />

komplexen Monte-Carlo-<strong>Simulation</strong> ist dieses<br />

Ergebnis zwar ebenso wenig als objektiv zu<br />

bezeichnen, es ist allerdings erheblich einfacher<br />

nachvollziehbar und entsprechend interpretierbar.<br />

Unterschätzung von Ereignissen<br />

mit geringer Eintrittswahrscheinlichkeit<br />

Weitere Schwierigkeiten im Rahmen <strong>de</strong>r Monte-Carlo-Metho<strong>de</strong><br />

ergeben sich beim Umgang<br />

mit Ereignissen, die zwar als äußerst unwahrscheinlich<br />

einzuschätzen sind, aber <strong>de</strong>nnoch<br />

ein hohes Scha<strong>de</strong>nspotential aufweisen. Auch<br />

in solchen Fällen kann für eine Schätzung von<br />

Eintrittswahrscheinlichkeiten aufgrund <strong>de</strong>r Seltenheit<br />

kaum auf historische Daten zurückgegriffen<br />

wer<strong>de</strong>n. Selbst wenn Wahrscheinlichkeiten<br />

plausibel angegeben wer<strong>de</strong>n können,<br />

besteht die Gefahr, dass das Ereignis von <strong>de</strong>r<br />

Value-at-Risk-Kennzahl überhaupt nicht erfasst<br />

wird: Die zugehörigen Realisationen nach<br />

<strong>de</strong>r <strong>Simulation</strong> liegen bildlich gesprochen<br />

„links“ <strong>de</strong>s Value-at-Risk auf <strong>de</strong>r Abszisse <strong>de</strong>s<br />

Koordinatensystems. Auch für alternative<br />

Kennzahlen, wie etwa Lower Partial Moments,<br />

Autor<br />

welche die Verlustverteilung jenseits <strong>de</strong>s Value-at-Risk<br />

berücksichtigen, sind extrem seltene<br />

Ereignisse mitunter kaum relevant. Monte-<br />

Carlo-<strong>Simulation</strong>en sind somit grundsätzlich<br />

eher für solche Risiken sinnvoll, die<br />

durch eine signifikante Eintrittswahrscheinlichkeit<br />

gekennzeichnet sind bzw.<br />

<strong>de</strong>ren Realisationen auf einer stetigen<br />

Skala angegeben wer<strong>de</strong>n können.<br />

Eine mögliche Begegnung dieses Problems in<br />

<strong>de</strong>r Praxis besteht in einem unterschiedlichen<br />

Umgang mit <strong>de</strong>n einzelnen Risiken, <strong>de</strong>r sich an<br />

<strong>de</strong>n Dimensionen Eintrittswahrscheinlichkeit<br />

und Scha<strong>de</strong>nspotential orientiert (vgl.<br />

die Risk-Map in Abbildung 6). Danach ließen<br />

sich beispielsweise drei Risikokategorien unterschei<strong>de</strong>n:<br />

Zunächst wer<strong>de</strong>n Risiken mit nur geringem<br />

Scha<strong>de</strong>nspotential (Risiko A) von einer<br />

expliziten Mo<strong>de</strong>llierung ausgeschlossen und lediglich<br />

als pauschaler Faktor berücksichtigt,<br />

womit bereits eine erhebliche Komplexitätsreduktion<br />

erreicht wird.<br />

Des Weiteren wer<strong>de</strong>n Risiken separat betrachtet,<br />

die eine (äußerst) geringe Eintrittswahrscheinlichkeit<br />

aufweisen, aber <strong>de</strong>nnoch ein signifikantes<br />

Scha<strong>de</strong>nspotential besitzen. Der<br />

oben erläuterten Gefahr, dass diese Risiken im<br />

Rahmen einer Monte-Carlo-<strong>Simulation</strong> nicht<br />

angemessen berücksichtigt wer<strong>de</strong>n, lässt sich<br />

etwa durch Worst-Case-Analysen begegnen.<br />

Für alle übrigen Risiken ist schließlich eine simulationsbasierte<br />

Risikobeurteilung zu prüfen<br />

– soweit die Spezifizierung eines Mo<strong>de</strong>lls mit<br />

vertretbarem Mo<strong>de</strong>llrisiko möglich ist.<br />

Zusammenfassung<br />

Monte-Carlo-<strong>Simulation</strong>en und Risikokennzahlen<br />

wie <strong>de</strong>r Value-at-Risk haben sich bei <strong>de</strong>r<br />

Quantifizierung finanzieller Risiken etabliert.<br />

Dr. Christian Tallau<br />

lehrt an <strong>de</strong>r PFH Private University of Applied Sciences in<br />

Göttingen.<br />

E-Mail: christian@tallau.<strong>de</strong><br />

Eine Übertragung <strong>de</strong>r Methodik auf leistungswirtschaftliche<br />

Risiken, bei <strong>de</strong>nen oftmals die<br />

Voraussetzungen für eine plausible Angabe <strong>de</strong>r<br />

Verteilung <strong>de</strong>r Risikofaktoren wie auch <strong>de</strong>r Parameterschätzung<br />

nicht gegeben sind, erscheint<br />

jedoch als problematisch. Die Realität<br />

ist naturgemäß komplex und mit je<strong>de</strong>m<br />

Mo<strong>de</strong>ll ist eine Komplexitätsreduktion verbun<strong>de</strong>n.<br />

Es ist jedoch im Einzelfall zu prüfen,<br />

inwieweit die Monte-Carlo-<strong>Simulation</strong> gegenüber<br />

einer mehr heuristischen Risikobeurteilung<br />

tatsächlich Vorteile generiert und nicht lediglich<br />

eine Scheingenauigkeit erzeugt, welche das<br />

mitunter erhebliche Mo<strong>de</strong>llrisiko über<strong>de</strong>ckt.<br />

Beim Einsatz <strong>de</strong>r Monte-Carlo-Metho<strong>de</strong> sollte<br />

in je<strong>de</strong>m Fall sichergestellt wer<strong>de</strong>n, dass eine<br />

zuverlässige Angabe <strong>de</strong>r Verteilung <strong>de</strong>r Risikofaktoren<br />

sowie <strong>de</strong>ren Parameter möglich<br />

ist. Darüber hinaus ist eine Konzentration<br />

auf wenige wesentliche und plausibel mo<strong>de</strong>llierbare<br />

Risikotreiber anzustreben, um eine zu<br />

hohe Mo<strong>de</strong>llkomplexität auf Kosten <strong>de</strong>r Nachvollziehbarkeit<br />

und Nachprüfbarkeit zu vermei<strong>de</strong>n.<br />

Singuläre Risiken, die zwar mit einem hohen<br />

Scha<strong>de</strong>nspotential, allerdings mit einer<br />

nur geringen Eintrittswahrscheinlichkeit verbun<strong>de</strong>n<br />

sind, sollten separat betrachtet wer<strong>de</strong>n.<br />

Schließlich ist in je<strong>de</strong>m Fall eine kritische<br />

Prüfung sowie Plausibilisierung <strong>de</strong>r Ergebnisse<br />

vorzunehmen, und zwar anhand von<br />

Erfahrungen sowie <strong>de</strong>s gesun<strong>de</strong>n Menschenverstands.<br />

Literatur<br />

Albrecht, P.; Maurer, R. (2008), Investment-<br />

und Risikomanagement: Mo<strong>de</strong>lle, Metho<strong>de</strong>n,<br />

Anwendungen, 3. Aufl., Stuttgart.<br />

Girmscheid, G.; Busch, T. A. (2008), Projektrisikomanagement<br />

in <strong>de</strong>r Bauwirtschaft, Berlin.<br />

Gleißner, W. (2004), Die Aggregation von Risiken<br />

im Kontext <strong>de</strong>r Unternehmensplanung, in: Controlling<br />

& Management, Vol. 48, 5, S. 350 – 359.<br />

Gleißner, W. (2006), Risikomanagement und<br />

risikoorientierte Projektkalkulation, in: Baumarkt<br />

und Bauwirtschaft, 6, S. 22 – 26.<br />

Hertz, D. B. (1964), Risk analysis in capital<br />

investment, in: Harvard Business Review, Vol.<br />

42, 1, S. 95 – 106.<br />

Jorion, P. (2001), Value at risk: the new<br />

benchmark for controlling market risk, 2nd<br />

edition, New York.


Risikoadjustierte Vergütung<br />

Nachhaltige Lohnanreize durch Berücksichtigung <strong>de</strong>r Risikokosten<br />

von Nepomuk Feser und Axel May<br />

Mit neuen Vergütungsmo<strong>de</strong>llen kann das Risikoverhalten<br />

von Entscheidungsträgern in <strong>de</strong>ren<br />

Kompensation einbezogen wer<strong>de</strong>n. Damit wer<strong>de</strong>n<br />

die Anreize umfassen<strong>de</strong>r umgesetzt: Verantwortung,<br />

Risiko und Rendite können einzelnen<br />

Personen genau zugeteilt und entsprechend<br />

im Gehalt wie<strong>de</strong>rgegeben wer<strong>de</strong>n. Die<br />

risikoadjustierte Vergütung wird <strong>de</strong>mzufolge<br />

zum Bin<strong>de</strong>glied zwischen Corporate<br />

Governance und Risikosteuerung.<br />

Leistungsorientierte Vergütung und dazugehörige<br />

Kompensationsmo<strong>de</strong>lle mit variablen Bestandteilen<br />

haben in <strong>de</strong>n letzten Jahren <strong>de</strong>n<br />

Arbeitsmarkt grundlegend verän<strong>de</strong>rt. Für Unternehmen<br />

sind variable Lohnzahlungen beziehungsweise<br />

die Attraktivität ihrer Vergütungsmo<strong>de</strong>lle<br />

zu einem wichtigen Wettbewerbsfaktor<br />

für die Rekrutierung talentierter Mitarbeiter<br />

gewor<strong>de</strong>n. Doch nach <strong>de</strong>r Finanzkrise<br />

stehen die traditionellen Vergütungssysteme<br />

im Fokus von Politik, Regulatoren und Öffentlichkeit.<br />

Und dies nicht unberechtigt: Die variablen<br />

Komponenten haben Entscheidungsträgern<br />

häufig zu einseitige Anreize zur Steigerung<br />

<strong>de</strong>r Performance gesetzt. Dabei wur<strong>de</strong><br />

kaum, o<strong>de</strong>r mit Sicherheit zu wenig, darauf geachtet,<br />

wie die eingegangenen Risiken im Verhältnis<br />

zur zusätzlichen Rendite stehen und<br />

wer diese Risiken schlussendlich trägt.<br />

Ungleichgewicht zwischen<br />

Verantwortung und Rendite<br />

Diese Fehlanreize führten zu einer Verschiebung<br />

<strong>de</strong>s Gleichgewichts zwischen<br />

<strong>de</strong>r Verantwortung für eingegangene Risiken<br />

und <strong>de</strong>n daraus erwirtschafteten<br />

Renditen. Ein solches Ungleichgewicht zwischen<br />

Rendite und Verantwortung kann eine<br />

große Auswirkung zeitigen. Doch es wäre<br />

CM Januar / Februar 2011<br />

falsch, Fehlanreize und zu große Risikofreudigkeit<br />

nur innerhalb <strong>de</strong>r Bankbranche zu vermuten.<br />

Die konsequente und umfassen<strong>de</strong> Berücksichtigung<br />

aller Risiken in sämtlichen Entscheidungen<br />

und damit die Umsetzung einer nachhaltigen<br />

Risk Governance ist dabei für alle<br />

Branchen eine <strong>de</strong>r be<strong>de</strong>utendsten Herausfor<strong>de</strong>rungen<br />

als Folge <strong>de</strong>r Finanzkrise.<br />

Dabei sind zwei Aspekte beson<strong>de</strong>rs wichtig für<br />

eine nachhaltige Risk Governance. Einerseits<br />

muss die Risikoverantwortung breiter abgestützt<br />

wer<strong>de</strong>n. Dies be<strong>de</strong>utet, dass auch<br />

Fremdkapitalgeber in die Entscheidungsfindung<br />

einbezogen wer<strong>de</strong>n müssen und bei Liquiditätsengpässen<br />

und Insolvenzfällen an <strong>de</strong>n Folgen<br />

beteiligt wer<strong>de</strong>n. So ist vorstellbar, dass Fremdkapital<br />

im Insolvenzfall zu einer gewissen Quote<br />

unter Zwang in Eigenkapital umgewan<strong>de</strong>lt wird.<br />

An<strong>de</strong>rerseits müssen die Interessen zwischen<br />

Eigentümern und Managern besser ausge-<br />

89


90<br />

Risikoadjustierte Vergütung<br />

glichen wer<strong>de</strong>n. In <strong>de</strong>r Zeit <strong>de</strong>r heute stark<br />

anonymisierten und atomisierten Aktionärsstrukturen<br />

ist eine Anpassung <strong>de</strong>r Vergütungsmechanismen<br />

ein adäquates Mittel zur Synchronisierung<br />

<strong>de</strong>r Interessen: Wenn ein Manager<br />

höhere Risiken eingeht als vereinbart, dann wird<br />

<strong>de</strong>r Bonuspool entsprechend angepasst.<br />

Risikokosten als Schlüssel<br />

Gera<strong>de</strong> im Bezug auf Vergütungsmechanismen<br />

lassen sich die Anfor<strong>de</strong>rungen an eine nachhaltige<br />

Risk Governance konkretisieren: Die variable<br />

Vergütung muss als Bin<strong>de</strong>glied zwischen<br />

Good Corporate Governance und Risikomanagement<br />

etabliert wer<strong>de</strong>n. Dabei<br />

wird die Vergütungspolitik als Instrument <strong>de</strong>r<br />

Risikosteuerung ein Bestandteil <strong>de</strong>s Risikomanagements.<br />

Gleichzeitig wird durch die Berück-<br />

Autoren<br />

sichtigung <strong>de</strong>r Risikokosten in <strong>de</strong>r Vergütung<br />

die Risikostrategie und die Risikobereitschaft<br />

expliziter Bestandteil <strong>de</strong>r Corporate Governance.<br />

Die Verbindung zwischen Vergütung<br />

und Risikomanagement wird dabei in sämtlichen<br />

Schritten <strong>de</strong>s Vergütungssystems umgesetzt:<br />

Von <strong>de</strong>r Bereitstellung <strong>de</strong>s Bonuspools<br />

(Funding), über <strong>de</strong>ssen Verteilung (Allocation)<br />

bis auch zur Auszahlung (Payout) soll die Vergütung<br />

risikoadjustiert wer<strong>de</strong>n.<br />

Hierzu ist vor allem zweierlei notwendig: Einerseits<br />

muss die Performance risikoadjustiert<br />

wer<strong>de</strong>n, in<strong>de</strong>m die Risiken in <strong>de</strong>n Kapitalkosten<br />

mitberücksichtigt wer<strong>de</strong>n. An<strong>de</strong>rerseits müssen<br />

die Risikoträger als solche im Unternehmen<br />

<strong>de</strong>finiert und die Risiken beziehungsweise die<br />

risikobehafteten Entscheidungen personell zugeteilt<br />

wer<strong>de</strong>n. Zwei wesentliche Schritte, die<br />

auf operativer wie aber auch strategischer Ebene<br />

spürbare Folgen haben wer<strong>de</strong>n – sie leiten<br />

sogar einen Paradigmenwechsel in <strong>de</strong>r Beurteilung<br />

und Kompensation von erwirtschafteten<br />

Renditen und erbrachten Leistungen ein.<br />

Aufsichtsrat muss größeres<br />

Augenmerk auf die Risikostrategie<br />

legen<br />

Die Themen Risikomanagement und Risk<br />

Governance wur<strong>de</strong>n bisher eher stiefmütterlich<br />

behan<strong>de</strong>lt. Mit <strong>de</strong>r Berücksichtigung im<br />

Vergütungssystem kommen sie jedoch auto-<br />

Dr. Nepumuk Feser<br />

ist Manager bei Hostettler & Partner AG in Zürich.<br />

Tel.: +41 44 560 33 33<br />

Dr. Axel May<br />

ist Partner bei Hostettler & Partner AG, Zürich. Er ist spezialisiert<br />

auf Board Advisory Services im Bereich Risikomanagement und<br />

Corporate Governance.<br />

E-Mail: axel.may@hostettler.org<br />

matisch auf die Agenda <strong>de</strong>s Aufsichtsrates. In<br />

seiner Zuständigkeit liegt nämlich die Ausgestaltung<br />

und Umsetzung <strong>de</strong>r Vergütungssysteme<br />

für <strong>de</strong>n Vorstand. Der Aufsichtsrat muss<br />

sich <strong>de</strong>shalb in einem ersten Schritt intensiv<br />

mit <strong>de</strong>r unternehmensweiten Risikostrategie<br />

auseinan<strong>de</strong>rsetzen und damit <strong>de</strong>n Konsens<br />

und Ankerpunkt für <strong>de</strong>n Umgang <strong>de</strong>s Managements<br />

mit Risiken beurteilen und ggf.<br />

neu setzen.<br />

Mit diesen Aufgaben übernimmt <strong>de</strong>r Aufsichtsrat<br />

mehr Verantwortung für die nachhaltige<br />

Entwicklung <strong>de</strong>s Unternehmens. Die kon-<br />

sequente Ausrichtung an einer risikoadjustierten<br />

Performance und die Beurteilung <strong>de</strong>r<br />

Wirksamkeit einer unternehmensweiten Risikostrategie<br />

geben <strong>de</strong>m Aufsichtsrat zu<strong>de</strong>m<br />

ein Set neuer Instrumente in <strong>de</strong>r Unternehmensführung.<br />

Kernpunkte risikoadjustierter<br />

Vergütungspläne<br />

Neue Systeme müssen vielen Anfor<strong>de</strong>rungen<br />

genügen. Letztendlich muss vermie<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n,<br />

dass die Eigentümer größere Risiken tragen<br />

als Manager. Die Folge einer solchen Umverteilung<br />

wäre ein zu großer Bonuspool – und<br />

damit unverhältnismäßig hohe Boni. Das Risiko<br />

ist <strong>de</strong>mentsprechend in je<strong>de</strong>m Schritt <strong>de</strong>r Vergütungssystematik<br />

zu berücksichtigen und wird<br />

so unmittelbar zu einem zusätzlichen Vergütungsparameter.<br />

1. Funding: Kopplung <strong>de</strong>s Bonuspools an<br />

<strong>de</strong>n risikoadjustierten Erfolg<br />

Der Bonuspool muss sich am ökonomischen<br />

Gewinn ausrichten. Dadurch orientiert<br />

sich <strong>de</strong>r Bonus an <strong>de</strong>r effektiven Performance.<br />

Zu<strong>de</strong>m ist <strong>de</strong>r Bonuspool risikoadjustiert<br />

und bil<strong>de</strong>t bei mehrjährigen Programmen<br />

auch die Verän<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>r Risikokosten ab.<br />

Alle bekannten Risiken wer<strong>de</strong>n aufgeschlüsselt<br />

und in <strong>de</strong>n Kapitalkosten berücksichtigt. Damit<br />

geht die Bestimmung <strong>de</strong>r Poolgröße über traditionell<br />

verwen<strong>de</strong>te Gewinnmasse wie EBIT o<strong>de</strong>r<br />

NOPAT hinaus.<br />

Ökonomischer Gewinn und Risikokosten<br />

Der ökonomische Gewinn errechnet sich<br />

aus <strong>de</strong>m Betriebsgewinn nach Steuern (NO-<br />

PAT) abzüglich <strong>de</strong>r Kapitalkosten. Der Betriebsgewinn<br />

klammert außeror<strong>de</strong>ntliche Aufwendungen<br />

und neutrale Erträge üblicherweise<br />

aus. Das Gesamtkapital umfasst das Kapital,<br />

welches das Unternehmen für Investitionen<br />

verwen<strong>de</strong>t (also <strong>de</strong>m Risiko ausgesetzt ist).<br />

Die Kapitalkosten berücksichtigen sämtliche<br />

gegenwärtigen wie auch künftigen Risiken<br />

und setzen sich damit aus einem Mengen-<br />

und einem Preisgerüst zusammen: Das


Mengengerüst (Risk Based Capital) ist abhängig<br />

von Markt-, Liquiditäts-, sowie (schwer<br />

messbaren) Reputations- und operationellen<br />

Risiken. Somit zeigt das Mengengerüst die<br />

Summe aller eingegangen Risiken und lässt<br />

sich quantitativ über Berechnungen wie Value<br />

at Risk darstellen. Das Preisgerüst bestimmt<br />

sich aus <strong>de</strong>r Verzinsung <strong>de</strong>s Eigen- und<br />

Fremdkapitals unter Berücksichtigung <strong>de</strong>s<br />

Zeithorizontes realisierter Cash Flows und<br />

setzt <strong>de</strong>n Marktpreis für das Mengengerüst.<br />

2. Allocation: Kopplung <strong>de</strong>r Bonusallokation<br />

an die Risikoverantwortung<br />

Die Risiken wer<strong>de</strong>n nach Größe und personeller<br />

Zugehörigkeit kategorisiert, um die<br />

sog. „Risk Taker“ zu i<strong>de</strong>ntifizieren. Die Kategorisierung<br />

kann mittels vorab <strong>de</strong>finierter Key Risk<br />

Indikatoren (KRIs), die z.B. über die Höhe <strong>de</strong>r<br />

verantworteten Markt- und Liquiditätsrisiken<br />

Auskunft geben, vorgenommen wer<strong>de</strong>n. In <strong>de</strong>r<br />

Allokation <strong>de</strong>r Boni können dadurch gezielt Anreize<br />

zum Verhalten <strong>de</strong>r Mitarbeiter gesetzt<br />

wer<strong>de</strong>n: Je größer die verantworteten Risiken<br />

sind, <strong>de</strong>sto sensitiver muss das Vergütungspaket<br />

auf Risiken reagieren. Zu diesem Zweck<br />

wird eine pro-forma Poolverteilung zu Beginn<br />

<strong>de</strong>r Performance Perio<strong>de</strong> festgelegt, die bei Abweichung<br />

<strong>de</strong>r <strong>de</strong>finierten Risikotoleranz angepasst<br />

wer<strong>de</strong>n kann. Dadurch wird <strong>de</strong>r Anreiz,<br />

für eine zusätzliche Rendite unverhältnismäßige<br />

Risiken einzugehen, <strong>de</strong>utlich reduziert.<br />

3. Payout: Kopplung <strong>de</strong>r Auszahlung an<br />

die Einhaltung <strong>de</strong>r festgelegten Risikoziele<br />

Für die oben i<strong>de</strong>ntifizierten Risikoträger müssen<br />

individuelle und auf Position und Funktion angepasste<br />

Risikoziele und -limiten <strong>de</strong>finiert wer<strong>de</strong>n.<br />

Mittels einer Risk Score Card, in <strong>de</strong>r die<br />

festgelegten KRI-Limiten verdichtet wer<strong>de</strong>n,<br />

steht für die individuelle Messung <strong>de</strong>r Zielerreichung<br />

ein weiteres Instrument zur Verfügung.<br />

Auch künftige Risikoverän<strong>de</strong>rungen lassen sich<br />

in ihrer Wirkung auf Performanceeinbußen berücksichtigen.<br />

So tangiert die Zielerreichung innerhalb<br />

<strong>de</strong>r festgelegten Risikoziele <strong>de</strong>n Auszahlungsmechanismus<br />

in <strong>de</strong>r nachträglichen<br />

Anpassung <strong>de</strong>r aufgeschobenen Restbeträge.<br />

Die Nichteinhaltung <strong>de</strong>r Risikoziele führt zu<br />

einem gänzlichen o<strong>de</strong>r teilweisen Verlust <strong>de</strong>r<br />

Restansprüche (Abbildung 1 zeigt ein Beispiel<br />

zum Auszahlungsmechanismus). Auch die<br />

Wahl <strong>de</strong>r Auszahlungsinstrumente kann die<br />

Kopplung von Vergütung an <strong>de</strong>n vorgegebenen<br />

Risikoappetit verstärken, etwa in Form<br />

von Aktien o<strong>de</strong>r sogenannten „CoCo´s - Contingent<br />

Convertibles“. Diese Instrumente sind<br />

imstan<strong>de</strong>, das bereits erwähnte Ungleichgewicht<br />

zwischen Risikoverantwortung und Rendite<br />

zwischen Eigentümer und Fremdkapitalgeber<br />

zu schmälern, da Fremdkapital im Falle<br />

vor<strong>de</strong>finierter Ereignisse, wie etwa das Unterschreiten<br />

einer bestimmten Kernkapitalquote,<br />

zwingend in Eigenkapital gewan<strong>de</strong>lt wer<strong>de</strong>n<br />

müsste.<br />

Mehr als nur Kosmetik<br />

Risikoadjustierte Vergütungssysteme entsprechen<br />

dank zweier Mechanismen im Instrumentarium<br />

<strong>de</strong>r Unternehmensführung<br />

einem Paradigmenwechsel und gehen so<br />

weit über eine reine Konzeptanpassung hinaus:<br />

Erstens ist <strong>de</strong>r Kapitalkostenansatz verän<strong>de</strong>rbar,<br />

und es kann auch ex post <strong>de</strong>r Saldo<br />

<strong>de</strong>s Bonuspools angepasst wer<strong>de</strong>n. Diese<br />

Möglichkeit trägt <strong>de</strong>r Entwicklung Rechnung,<br />

dass nicht alle Risiken je<strong>de</strong>rzeit bekannt und<br />

messbar sind. Somit kann die Bonusanwartschaft<br />

durch die Verwendung <strong>de</strong>s Kapitalkostensatzes<br />

sowohl zeitlich vorwärts- wie auch<br />

rückwärtsgerichtet <strong>de</strong>terminiert wer<strong>de</strong>n. Zweitens<br />

hat das System mit <strong>de</strong>r individuellen Zubilligung<br />

eines gewissen Risikoappetits einen<br />

empfindlichen Malus: Wenn das <strong>de</strong>finierte<br />

Risikohöchstmaß überschritten wird, können<br />

die Auszahlungsansprüche verfallen.<br />

Die Möglichkeit dieses quasi digitalen Schemas<br />

[0,1] ist eine Neuheit für Vergütungssysteme.<br />

In <strong>de</strong>r Konsequenz stellt die Mechanik weitestgehend<br />

sicher, dass die ursprünglich errechneten<br />

Bonuspools nicht zu groß sind, da<br />

sie alle bekannten Risikokosten berücksichtigen.<br />

Die verzögerte Auszahlung am Risiko<br />

trägt <strong>de</strong>m Umstand sich verän<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>r Risikokosten<br />

Rechnung und gewährleistet durch die<br />

KRI-Limiten die Kongruenz mit <strong>de</strong>r Risikosteuerung.<br />

CM Januar / Februar 2011<br />

Drei Meilensteine zur Umsetzung<br />

Ein solcher Wechsel in <strong>de</strong>r Konzeption bringt<br />

Herausfor<strong>de</strong>rungen mit sich. Grundsätzlich gibt<br />

es drei Punkte, die Grundlage für die Umsetzung<br />

wer<strong>de</strong>n:<br />

1. Einführung <strong>de</strong>s ökonomischen Gewinns<br />

Mit <strong>de</strong>r Einführung <strong>de</strong>s Konzepts <strong>de</strong>s ökonomischen<br />

Gewinns wird die Grundlage für die<br />

umfassen<strong>de</strong> Berücksichtigung sämtlicher Risiken<br />

gelegt. Hierbei ist zentral, dass auch<br />

schwer messbare Risiken aufgenommen wer<strong>de</strong>n<br />

und <strong>de</strong>n Zeithorizonten <strong>de</strong>r Risikorealisation<br />

Rechnung getragen wer<strong>de</strong>n.<br />

Die Finanzierung <strong>de</strong>s Bonuspools verlangt<br />

nachvollziehbare und objektive Kriterien zur Allokation<br />

<strong>de</strong>s Pools auf Risikoeinheiten. Die Risikoverantwortung<br />

und die entsprechen<strong>de</strong>n Limiten<br />

müssen zwingend bis auf die Ebene individueller<br />

Risikoträger <strong>de</strong>finiert wer<strong>de</strong>n.<br />

2. Einbindung <strong>de</strong>r Risikofunktion in <strong>de</strong>n<br />

Vergütungsprozess<br />

Die Vergütungsprozesse müssen mit <strong>de</strong>n Risikoüberwachungsprozessen<br />

abgestimmt wer<strong>de</strong>n.<br />

Die Risikoüberwachung muss die drei<br />

Schritte von Funding, Allocation und Payout<br />

einzeln ab<strong>de</strong>cken und mit entsprechen<strong>de</strong>n<br />

Kennziffern kontrollieren. Die Koppelung von<br />

Risikomanagement an die Vergütung erfor<strong>de</strong>rt<br />

die Etablierung neuer Reporting-Mechanismen<br />

an die zuständigen Stellen, insbeson<strong>de</strong>re <strong>de</strong>n<br />

Aufsichtsrat.<br />

3. Stärkung <strong>de</strong>r Risikokompetenz im Aufsichtsrat<br />

Um sinnvoll und wirksam die Beurteilung <strong>de</strong>r<br />

Risikostrategie vorzunehmen, muss die Risikokompetenz<br />

im Aufsichtsrat (als zuständiges<br />

Gremium) gestärkt wer<strong>de</strong>n. Die Verknüpfung<br />

von Risikomanagement und Vergütung for<strong>de</strong>rt<br />

eine entsprechen<strong>de</strong> Professionalisierung und<br />

Zusammenarbeit <strong>de</strong>r jeweiligen Gremien, die<br />

weitestgehend bereits etabliert sind. Zur wirk-<br />

91


92<br />

Risikoadjustierte Vergütung<br />

Zum Zeitpunkt t+1 wird aufgrund <strong>de</strong>r Fundingmechanismen <strong>de</strong>r Bonuspool für das Jahr 1 bestimmt. Der Funding Pool berücksichtigt alle<br />

Arten von Risiken, die zu diesem Zeitpunkt bekannt sind. Dies führt zu einem Pool von CHF 90. Aufgrund <strong>de</strong>r Auszahlungsbestimmungen wird<br />

nun CHF 30 ausbezahlt. Die Risikolimite wur<strong>de</strong>n im Jahr 1 allesamt eingehalten, <strong>de</strong>shalb kommt <strong>de</strong>r volle Anteil zur Auszahlung. Damit bleibt<br />

nach <strong>de</strong>r Auszahlung eine Anwartschaft von CHF 60 auf <strong>de</strong>n Bonuspool für das Jahr 1. Diese Anwartschaft ist jedoch nicht absolut: Sie ist<br />

davon abhängig, wie hoch die Kapitalkosten unter Berücksichtigung aller Risiken (und <strong>de</strong>ren Verän<strong>de</strong>rung) zum Zeitpunkt t+2 ausfallen.<br />

Ergibt die Funding Formel zum Zeitpunkt t+1 für Serie 1 mit <strong>de</strong>n Informationen zum Zeitpunkt t+2 nicht CHF 90, son<strong>de</strong>rn nur CHF 80, dann<br />

verbleibt CHF 80 – CHF 30 = CHF 50 zur Auszahlung. Die verbleiben<strong>de</strong> Anwartschaft in Höhe von CHF 60 wird also auf CHF 50 reduziert<br />

und die Auszahlung in <strong>de</strong>n verbleiben<strong>de</strong>n zwei Jahren je zur Hälfte vorgesehen. Von <strong>de</strong>n verbleiben<strong>de</strong>n CHF 50 wird also CHF 25 ausbezahlt<br />

(wenn wie<strong>de</strong>rum alle Risikolimiten eingehalten wur<strong>de</strong>n). Die restlichen CHF 25 bleiben am Risiko und sind abhängig von <strong>de</strong>n Kapitalkosten<br />

zum Zeitpunkt t+3 und <strong>de</strong>r Einhaltung <strong>de</strong>r Risikolimite.<br />

Abb. 1: Mechanik risikobereinigter Vergütungssysteme<br />

samen Beurteilung muss <strong>de</strong>m Aufsichtsrat zu<strong>de</strong>m<br />

ein umfassen<strong>de</strong>s Informationssystem zur<br />

Verfügung stehen, welches über Entwicklungen<br />

und Verän<strong>de</strong>rungen im Bereich Kompensation<br />

wie auch Risikomanagement informiert.<br />

Gute Risk Governance stärkt <strong>de</strong>n<br />

Unternehmenserfolg<br />

Mit risikoadjustierten Lohnanreizen können<br />

Mitarbeiten<strong>de</strong> gezielt geför<strong>de</strong>rt und im<br />

Sinne eines nachhaltigen Unternehmenserfolgs<br />

eingesetzt wer<strong>de</strong>n. Befürchtungen<br />

während <strong>de</strong>r Finanzkrise, dass ausufern<strong>de</strong><br />

Einzelfälle mit überhöhten Boni leistungsorientierte<br />

Lohnsysteme gefähr<strong>de</strong>n könnten,<br />

sind bisher nicht eingetreten. Ganz im Gegensatz:<br />

Die Berücksichtigung <strong>de</strong>r Risiken wird<br />

vermehrt auch von <strong>de</strong>n Regulatoren gefor<strong>de</strong>rt<br />

– und bietet dabei mit <strong>de</strong>r Koppelung an die<br />

Vergütung <strong>de</strong>r Unternehmensleitung ein<br />

neues Führungsinstrument. Die grundlegen<strong>de</strong><br />

Definition einer Risikostrategie und <strong>de</strong>r dazu-<br />

gehörigen Risikolimiten stellt das Unternehmen<br />

auf eine stabile Basis. Zu<strong>de</strong>m steht mit<br />

<strong>de</strong>r risikoadjustierten Vergütung <strong>de</strong>m Arbeitgeber<br />

im Arbeitsmarkt ein mo<strong>de</strong>rnes, wettbewerbsfähiges<br />

Vergütungsmo<strong>de</strong>ll zur<br />

Verfügung – welches langfristig gute Führungskräfte<br />

und entsprechen<strong>de</strong>n Unternehmenserfolg<br />

bringen kann.


Das „gedruckte Literaturforum“ im Controller Magazin, das an dieser<br />

Stelle weiterhin in bekannter Form erscheint, verfügt auch<br />

über einen ergänzen<strong>de</strong>n Online-Service. Bitte schauen Sie mal<br />

herein und mel<strong>de</strong>n sich dort zu Wort.<br />

Der Link auf die Einstiegsseite lautet:<br />

www.haufe.<strong>de</strong>/controllerwissen/fc<br />

Auf ein Wort<br />

Sehr geehrte Damen und Herren,<br />

liebe Kolleginnen und liebe Kollegen im Controlling!<br />

Ich begrüße Sie herzlich zur „Winterausgabe“ bzw. zur ersten Ausgabe<br />

Ihres Literaturforums im neuen Jahr. Ich habe für Sie einen<br />

bunten Bücherstrauß zusammengestellt aus klassischen und neuen<br />

Themen, aus herkömmlichen und kritischen Sichtweisen.<br />

Themen dieser Ausgabe (auszugsweise)<br />

Anfor<strong>de</strong>rungen an Controller – CFO – Indirekte Steuerung –<br />

Strategie – Business-English – BWL / VWL – Mittelständische<br />

Unternehmen – HGB und IFRS – Umweltorientierung – Finanzierung<br />

– Kun<strong>de</strong>norientierung – Neue Medien – Persönliches –<br />

Fachbuch-ABC<br />

Ihr Alfred Biel<br />

Allgemeine Hinweise: Die Inhalte dieser Seiten wur<strong>de</strong>n mit großer<br />

Sorgfalt erstellt. Die bibliografischen Daten, insbeson<strong>de</strong>re die<br />

Preisangaben, entsprechen <strong>de</strong>m Kenntnisstand <strong>de</strong>s Rezensenten<br />

zum Zeitpunkt <strong>de</strong>r Manuskripterstellung und beziehen sich auf<br />

<strong>de</strong>n <strong>de</strong>utschen Buchmarkt. Der Rezensent übernimmt keinerlei<br />

Gewähr für die Aktualität, Korrektheit, Vollständigkeit o<strong>de</strong>r Qualität<br />

<strong>de</strong>r bereitgestellten Informationen und Hinweise. Auf die – <strong>de</strong>r<br />

weiterführen<strong>de</strong>n Information dienen<strong>de</strong>n – verlinkten Seiten hat <strong>de</strong>r<br />

Rezensent keinen Einfluss. Für <strong>de</strong>n Inhalt <strong>de</strong>r verlinkten Seiten<br />

sind ausschließlich <strong>de</strong>ren Betreiber verantwortlich. Es wird aus<br />

Grün<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Lesbarkeit die geschlechtsneutrale bzw. männliche<br />

Form verwandt. Selbstverständlich sind stets sowohl Leserinnen<br />

als auch Leser gemeint. Der Rezensent orientiert sich am Ethik-<br />

Ko<strong>de</strong>x <strong>de</strong>s Deutschen Fachjournalisten Verban<strong>de</strong>s e. V. (DFJV).<br />

Literarische Schlaglichter<br />

CM Januar / Februar 2011<br />

Wer anspruchsvolle Aufgaben im Unternehmen wahrnimmt, hat ein ebenso<br />

herausfor<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>s Anfor<strong>de</strong>rungsprofil. – Aus: Weber et al.: Neue Anfor<strong>de</strong>rungen<br />

an Controller, S. 68.<br />

Unternehmensführung ist damit eine Gratwan<strong>de</strong>rung zwischen <strong>de</strong>r Anpassungsfähigkeit<br />

<strong>de</strong>r Unternehmung an ihre Umwelt und ihre Beherrschbarkeit,<br />

eine Gratwan<strong>de</strong>rung zwischen Neuerung und Bewahrung. –<br />

Aus: Hugentobler, W. et al.: Integrale Betriebswirtschaftslehre, S. 95.<br />

Zielvereinbarungen sind immer auch mit Blick auf die Machbarkeit und<br />

Vernetzung mit an<strong>de</strong>ren Bereichen und Zielen vorzunehmen. Auch die Rahmenbedingungen,<br />

unter <strong>de</strong>nen die Arbeit geleistet wird, müssen beachtet<br />

wer<strong>de</strong>n. – Aus: Bröckermann et al.: Handbuch Personalentwicklung, S. 691.<br />

Die Güte <strong>de</strong>r Finanzanalyse zeigt sich eher in <strong>de</strong>r Zusammenstellung aktueller<br />

Daten, im Verweis auf anerkannte Zusammenhänge und vor allem<br />

in <strong>de</strong>r Tiefe und Logik <strong>de</strong>r Argumentation als im Urteil selbst. – Aus: Spremann<br />

/ Scheurle: Finanzanalyse, S. 8.<br />

Allzu euphorisch wur<strong>de</strong>n die immer wie<strong>de</strong>r zitierten Vorteile <strong>de</strong>r internationalen<br />

Bilanzierung herausgestellt, gleichzeitig wur<strong>de</strong>n <strong>de</strong>ren Kritiker<br />

als konservative und provinzielle Nörgler abgewertet. Heute betrachten wir<br />

die internationale Rechnungslegung weitaus kritischer und zeigen immer<br />

intensiver <strong>de</strong>ren Grenzen auf. – Aus: Küting et al.: IFRS und BilMoG, S. 2.<br />

Die entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Frage im Sharehol<strong>de</strong>r Value ist, auf welcher Basis <strong>de</strong>r<br />

nötige finanzielle Erfolg erwirtschaftet wird, wie er verwen<strong>de</strong>t bzw. verteilt<br />

wird und wie nachhaltig er ist. – Aus: Losbichler / Engelbrechtsmüller:<br />

CFO-Schlüssel-Know-how unter IFRS, S. 334.<br />

Für Unternehmen be<strong>de</strong>utet die Vielfalt <strong>de</strong>r Diskussionsplattformen <strong>de</strong>n<br />

Kontrollverlust. – Aus: Bernhard: Social Media Relations, S. 176.<br />

Ihr unternehmerisches Wirken hinterlässt eine Vielzahl von elektronischen<br />

Fußabdrücken. Behalten Sie das öffentliche Wissen über sich selbst im<br />

Auge. – Aus: Burger: Kredite: Bankverhandlungen richtig führen, S. 171.<br />

Zum einen ist von unvollständigen Informationen als Grenze <strong>de</strong>r Rationalität<br />

von Entscheidungen auszugehen; hinzu kommt noch die Notwendigkeit,<br />

mit „weichen Daten“ umgehen zu müssen. – Aus: Müller: Umweltorientiertes<br />

betriebliches Rechnungswesen, S. 41.<br />

Wo nicht gemessen wer<strong>de</strong>n kann, muss beurteilt wer<strong>de</strong>n. Manager wer<strong>de</strong>n<br />

gera<strong>de</strong> dort gebraucht, wo man nicht mehr messen kann. Alles, was<br />

einfach messbar ist, kann heute ein Computer erledigen. – Aus: Klauser:<br />

Lenke, was <strong>de</strong>in Unternehmen lenkt, S. 110.<br />

Implementierungsstrategien sollen davon ausgehen, zwischen <strong>de</strong>m<br />

theoretisch Denkbaren und <strong>de</strong>m praktisch Machbaren zu vermitteln. –<br />

Aus: Ossadnik et al.: Controlling mittelständischer Unternehmen, S. 174.<br />

Literaturforum<br />

93


Literaturforum<br />

94<br />

Alfred Biels Literaturforum<br />

Und schließlich sind alle modischen Ansätze immer auf ihren tatsächlichen<br />

Fortschritt, nach Verständlichkeit und Realisierbarkeit zu prüfen. –<br />

Aus: Stöger: Strategieentwicklung für die Praxis, S. 7.<br />

Versteht man Sharehol<strong>de</strong>r Value im gleichen Sinne wie seine geistigen<br />

Väter, besteht zum Stakehol<strong>de</strong>r Value kein Unterschied. – Aus: Schwab:<br />

Managementwissen, S. 237.<br />

Die Konkurrenzanalyse wird <strong>de</strong>mnach zu 46 % permanent und systematisch,<br />

zu 45 % nach Bedarf und zu 9 % nie betrieben. – Aus: Pufahl: Vertriebscontrolling,<br />

S. 80.<br />

Das fehlen<strong>de</strong> Kun<strong>de</strong>nwissen und die mangeln<strong>de</strong> Möglichkeit, richtig auf<br />

die Bedürfnisse <strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong>n einzugehen, müssen dazu innerhalb eines<br />

Verdrängungswettbewerbs überwun<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n. – Aus: Kletti / Stöcker:<br />

Marketing mit SAP CRM, S. 29.<br />

Klassische Kun<strong>de</strong>nbefragungen bleiben meist an <strong>de</strong>r Oberfläche. Auf<br />

ihre mehr o<strong>de</strong>r min<strong>de</strong>r sorgfältig ausformulierten Fragen erhalten die Interviewer<br />

Antworten, die logisch klingen und opportun erscheinen o<strong>de</strong>r die<br />

<strong>de</strong>n Befragten vor sich selbst und an<strong>de</strong>ren in ein gutes Licht rücken sollen.<br />

– Aus: Schüller: Kun<strong>de</strong>n auf <strong>de</strong>r Flucht?, S. 147.<br />

Im Rahmen <strong>de</strong>r Analyse <strong>de</strong>s Status quo (…) besteht die Gefahr, dass politische<br />

Erwägungen o<strong>de</strong>r persönliche Karriereinteressen die Beurteilung<br />

dominieren. Dieser Gefahr kann letztlich nur durch die For<strong>de</strong>rung<br />

nach Transparenz und Nachvollziehbarkeit im Bewertungsprozess begegnet<br />

wer<strong>de</strong>n. – Aus: Simon et al.: Das große Handbuch <strong>de</strong>r Strategieinstrumente,<br />

S. 64.<br />

Besprechungen<br />

In <strong>de</strong>r Diskussion:<br />

Neue Anfor<strong>de</strong>rungen an Controller<br />

Weber, Jürgen / Preis, Anton / Boettger, Ulrich<br />

Neue Anfor<strong>de</strong>rungen an Controller<br />

Weinheim: Wiley – VCH Verlag 2010 – 72 Seiten, € 24,90<br />

Autoren und Buch<br />

Prof. Dr. Dr. h. c. Jürgen Weber lehrt Controlling<br />

an <strong>de</strong>r WHU und ist Vorsitzen<strong>de</strong>r<br />

<strong>de</strong>s Kuratoriums <strong>de</strong>s Internationalen<br />

Controller Vereins (ICV). Dipl.-Kfm. Dipl.-<br />

Wirtsch.-Inf. Anton Preis ist nach Verlagsangaben<br />

wissenschaftlicher Mitarbeiter<br />

und Dr. Ulrich Boettger leitet das Corporate<br />

Controlling <strong>de</strong>r BASF. Die Veröffentlichung<br />

erscheint in <strong>de</strong>r Reihe Advanced<br />

Controlling als Band 75. Dieser Jubiläumsband<br />

vermittelt Ergebnisse aus For-<br />

schung und Unternehmenspraxis zu Stand und Entwicklung <strong>de</strong>r Anfor<strong>de</strong>rungen<br />

an Controller.<br />

Inhalt und Glie<strong>de</strong>rung<br />

Warum sollen Unternehmen die Anfor<strong>de</strong>rungen an ihre Controller kennen?<br />

– Wie kann man Anfor<strong>de</strong>rungen an Controller bestimmen? – Welche aktuellen<br />

Ergebnisse bietet die Praxis? – Praxis konkret: Business Partnering<br />

bei BASF – Was können wir lernen?<br />

Beschreibung und Einschätzung<br />

Die Autoren greifen ein Standardthema auf. Ein Thema, das stets aktuell<br />

und interessant ist. Angesichts <strong>de</strong>s komplexen und dynamischen Umfelds<br />

und <strong>de</strong>r wachsen<strong>de</strong>n Rollenerwartungen – <strong>de</strong>r Entwicklung <strong>de</strong>s Controllers<br />

zum Businesspartner – gewinnt die Thematik eine beson<strong>de</strong>re Aktualität.<br />

Der Band fußt auf umfangreichen Forschungsarbeiten, weniger konzeptioneller<br />

als vielmehr empirischer Art. Ein umfangreicher Praxisbeitrag<br />

<strong>de</strong>r BASF vertieft und illustriert die Ausführungen. Dieser Band unterschei<strong>de</strong>t<br />

sich von <strong>de</strong>n bereits vorhan<strong>de</strong>nen zahlreichen Darstellungen <strong>de</strong>r Anfor<strong>de</strong>rungen<br />

an Controller durch methodische Qualität und die zugrun<strong>de</strong>liegen<strong>de</strong>n<br />

zwei qualitativen Studien mit 52 geführten Interviews. Von beson<strong>de</strong>rem<br />

Reiz ist, dass Manager und Controller in diesem Band vielfach<br />

zu Wort kommen, häufig auch Klartext re<strong>de</strong>n und auch Probleme und Konflikte<br />

thematisieren. Der Band gibt eine anschauliche Darstellung <strong>de</strong>r Anfor<strong>de</strong>rungen<br />

an Controller und erschließt <strong>de</strong>m Leser Überlegungen und<br />

Vorstellungen zum Controller-Anfor<strong>de</strong>rungsprofil aus <strong>de</strong>r Praxis. Die Betrachtungen<br />

mün<strong>de</strong>n ein in die Schlussfolgerung, wer anspruchsvolle Aufgaben<br />

im Unternehmen wahrnimmt, hat ein ebenso herausfor<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>s Anfor<strong>de</strong>rungsprofil.<br />

Entsprechend <strong>de</strong>m Charakter <strong>de</strong>r AC-Reihe han<strong>de</strong>lt es<br />

sich um einen handlichen und gut lesbaren Band.<br />

Neues zum Controlling<br />

Losbichler Heimo (Hrsg.) / Engelbrechtsmüller Christian (Hrsg.)<br />

CFO-Schlüssel-Know-how unter IFRS<br />

Wien: Lin<strong>de</strong> Verlag 2010 – 491 Seiten, geb., € 78,–<br />

Autoren und Buch<br />

Mag. Christian Engelbrechtsmüller, Wirtschaftsprüfer<br />

und Steuerberater, ist nach<br />

Verlagsangaben Geschäftsführer und<br />

Partner im Bereich Advisory <strong>de</strong>r KPMG in<br />

Linz. Prof. (FH) Dipl.-Ing. Dr. Heimo Losbichler<br />

ist Professor für Controlling an <strong>de</strong>r<br />

FH-OÖ in Steyr (A) und Stv. Vorstandsvorsitzen<strong>de</strong>r<br />

<strong>de</strong>s Internationalen Controller<br />

Vereins. In diesem Herausgeberband<br />

kommen insgesamt 17 Autoren zu Wort, fast alle aus <strong>de</strong>r KPMG. Der vorliegen<strong>de</strong><br />

Band thematisiert die Steuerung <strong>de</strong>r finanziellen Performance<br />

und veranschaulicht die zu lösen<strong>de</strong>n Aufgaben mit Hilfe einer integrierten<br />

Praxisfallstudie.<br />

Inhalt und Glie<strong>de</strong>rung<br />

M&A – Transaktionen in IFRS-Abschlüssen lesen und verstehen – Erläuterungen<br />

zum IFRS-Konzernabschluss – Geschäftstätigkeiten und Mittel-


fristplanung – Unternehmensrating – Due Diligence – Unternehmensbewertung<br />

– Akquisitionsfinanzierung – Kaufpreisallokation – Bilanzpolitik<br />

und IFRS-Umstellung – Impairment Test – Integration <strong>de</strong>r Rechnungslegung<br />

– Fast Close – Unternehmenssteuerung mittels Finanzplanung –<br />

IFRS im ERP – Umsatzkostenverfahren – Kapitalkosten – Wertsteigerungsmanagement<br />

– Working Capital – Konzernsteuercontrolling – Zinsrisikomanagement<br />

– Währungsrisikomanagement – Energie- und Rohstoffpreisrisikomanagement<br />

Beschreibung und Einschätzung<br />

Die Herausgeber skizzieren die Be<strong>de</strong>utung und Verän<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Rolle <strong>de</strong>s<br />

Chief Financial Officer (CFO), umreißen das komplexe Aufgabenfeld und<br />

die finanziellen Steuerungsinstrumente <strong>de</strong>s CFO. Das Buch verfolgt die<br />

Absicht, Schlüssel-Know-how in Bezug auf die mo<strong>de</strong>rnen Steuerungsinstrumente<br />

von CFOs in neuartiger Form aufzubereiten. Dazu arbeiten die<br />

Autoren mit <strong>de</strong>m umfassen<strong>de</strong>n Fallbeispiel <strong>de</strong>s Erwerbs und <strong>de</strong>r Integration<br />

<strong>de</strong>r Tech AG durch die HAI AG. Die Fallstudie erstreckt sich – bis auf<br />

das Grundlagenkapitel – über alle 21 Kapitel dieser Veröffentlichung. Die<br />

einzelnen Kapitel sind einheitlich und systematisch aufgebaut und vermitteln<br />

sowohl Grundlagen- als auch Vertiefungswissen. Einige Abschnitte<br />

ziehen beson<strong>de</strong>rs viel Aufmerksamkeit auf sich, dies gilt insbeson<strong>de</strong>re für<br />

das herausragen<strong>de</strong> Kapitel „Wertsteigerungsmanagement“. Das Buch erscheint<br />

in einem mo<strong>de</strong>rnen, lesefreundlichen Layout und ist reichlich illustriert.<br />

Insgesamt bietet das gelungene Werk Studieren<strong>de</strong>n und Praktikern<br />

fundiertes Wissen und Hilfen, die praktische Steuerung <strong>de</strong>r finanziellen<br />

Performance unter IFRS erfolgreich zu bewältigen.<br />

Ergänzen<strong>de</strong>s Online-Material zum Reinlesen unter:<br />

www.lin<strong>de</strong>verlag.at/titel-1-1/cfo_schluessel_know_how_unter_ifrs-3868/<br />

Klauser, Marius<br />

Lenke, was <strong>de</strong>in Unternehmen lenkt<br />

Frankfurt: Campus Verlag 2010 – 224 Seiten, € 49,90<br />

Autor und Buch<br />

Dr. Marius Klauser arbeitet nach Verlagsangaben<br />

beim Malik Management Zentrum St.<br />

Gallen und leitet als Partner und Mitglied <strong>de</strong>r<br />

Geschäftsleitung unter an<strong>de</strong>rem das Kompetenzzentrum<br />

Managementprozesse. Das<br />

Buch erscheint in <strong>de</strong>r Reihe „Edition Malik“<br />

und befasst sich mit <strong>de</strong>r Eignung und Wirksamkeit<br />

von Managementprozessen. Als Lösungsansatz<br />

wird die Management-Prozess-Architektur<br />

(MPA) vorgetragen. Dem<br />

Vernehmen nach beruht die Veröffentlichung<br />

auf <strong>de</strong>r Dissertation <strong>de</strong>s Verfassers.<br />

Inhalt und Glie<strong>de</strong>rung<br />

Die Zukunft ist nicht gratis – Bausteine <strong>de</strong>r MPA-Theorie – Eine Theorie<br />

aus 18 Thesen – Erfolg im Interesse <strong>de</strong>s Unternehmens – Managementprozesse<br />

genau betrachtet – Management <strong>de</strong>r Managementprozesse –<br />

Die Zukunft ist jetzt<br />

Beschreibung und Einschätzung<br />

Die vorliegen<strong>de</strong> Neuerscheinung unterschei<strong>de</strong>t sich von ähnlichen Pu-<br />

CM Januar / Februar 2011<br />

blikationen, die die Geschäftsprozesse zum Gegenstand haben, durch<br />

die ein<strong>de</strong>utige Fokussierung auf die Managementprozesse. Klauser thematisiert<br />

die „indirekte Führung“ und damit die indirekte Einwirkung<br />

durch die Gestaltung von Managementprozessen und Rahmenbedingungen.<br />

Nach einer theoretischen Grundlegung im ersten Teil entwickelt<br />

<strong>de</strong>r Autor ein Konzept, ein Programm unter <strong>de</strong>r Fragestellung: Wie muss<br />

eine Management-Prozess-Architektur (MPA) ausgeformt sein, damit<br />

diese in ihrer komplexen Umwelt nachhaltig erfolgreich ist. Im Sinne<br />

dieses Buches unterstützt die MPA Unternehmen dabei, ihren langfristigen<br />

Erfolg abzusichern, in <strong>de</strong>m Managementprozesse so gestaltet, gelenkt<br />

und entwickelt wer<strong>de</strong>n, dass sie ihre Funktionsfähigkeit erhalten<br />

bzw. erhöhen und <strong>de</strong>n Kun<strong>de</strong>nnutzen maximieren. Das Buch fußt auf<br />

<strong>de</strong>m Managementverständnis von Malik, was durch vielfältige Querverweise<br />

<strong>de</strong>utlich wird. Es ist eine anregen<strong>de</strong> und auch eine anspornen<strong>de</strong><br />

Lektüre. Beispielsweise sind die Kapitel „Nicht-Messbares beurteilen“<br />

und „Business System Controlling“ o<strong>de</strong>r die Überlegungen zum „ganzheitlichen<br />

Unternehmenserfolg“ recht bemerkens- und diskussionswert.<br />

Das Buch ist insgesamt eine Auffor<strong>de</strong>rung, das Arbeiten „im“ Unternehmen<br />

durch ein Arbeiten „am“ Unternehmen zu ergänzen. Die Ausführungen<br />

sind vielfach abstrakter und grundsätzlicher Natur. Die kurzen<br />

Praxisbeispiele reichen kaum als Umsetzungshilfe. Ein Transfer auf konkrete<br />

Unternehmen bedarf aller Voraussicht nach <strong>de</strong>r Unterstützung<br />

durch Berater aus <strong>de</strong>m Malik Management Zentrum. So dient das Buch<br />

<strong>de</strong>r Information und Anregung und auch <strong>de</strong>r Verkaufsför<strong>de</strong>rung, zur einschlägigen<br />

Beratung.<br />

Ergänzen<strong>de</strong>s Online-Material zum Reinlesen unter: www.campus.<strong>de</strong><br />

Stöger, Roman<br />

Strategieentwicklung für die Praxis<br />

Stuttgart: Schäffer-Poeschel Verlag 2010 – 331 Seiten, € 39,95<br />

Die vorliegen<strong>de</strong> 2., überarbeitete und erweiterte Auflage mit <strong>de</strong>m<br />

Unter titel „Kun<strong>de</strong> – Leistung – Ergebnis“ befasst sich zunächst mit<br />

Schlüsselgrößen, Strategieprozess und Leitbild, und stellt anschließend<br />

ein Phasenkonzept in die Aufmerksamkeit: Beurteilung <strong>de</strong>r Ausgangslage<br />

– Erarbeitung von Strategieoptionen – Entwicklung <strong>de</strong>r Strategie –<br />

Umsetzung und Weiterentwicklung <strong>de</strong>r Strategie. Das Buch ist anschaulich<br />

und lesefreundlich geschrieben und orientiert sich an <strong>de</strong>r<br />

Praxis.<br />

Ergänzen<strong>de</strong>s Online-Material zum Reinlesen unter: www.schaeffer-poeschel.<strong>de</strong><br />

Simon, Hermann / von <strong>de</strong>r Gathen, Andreas<br />

Das große Handbuch <strong>de</strong>r Strategieinstrumente<br />

Frankfurt: Campus Verlag 2010 – 383 Seiten, € 59,90<br />

Die vorliegen<strong>de</strong> 2. aktualisierte und erweiterte Auflage vermittelt, so <strong>de</strong>r<br />

Untertitel, „Werkzeuge für eine erfolgreiche Unternehmensführung“. Den<br />

Angaben zufolge ist dieses Buch das Werk eines Autorenteams <strong>de</strong>r Unternehmensberatung<br />

Simon-Kucher & Partners. Die vorliegen<strong>de</strong> Neuauflage<br />

glie<strong>de</strong>rt sich in Instrumente zur Strategie <strong>de</strong>s Unternehmens und Instrumente<br />

zur Strategie von Geschäftseinheiten. Innerhalb <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n Blöcke<br />

95


Literaturforum<br />

96<br />

Alfred Biels Literaturforum<br />

unterglie<strong>de</strong>rn die Autoren jeweils in analysebezogene und umsetzbezogene<br />

Instrumente. Das Handbuch macht mit über 30 verschie<strong>de</strong>nen<br />

Werkzeugen vertraut und vermittelt hierzu ein breites Spektrum an Wissen,<br />

Erfahrungen und Einschätzungen.<br />

Ergänzen<strong>de</strong>s Online-Material zum Reinlesen unter:<br />

www.campus.<strong>de</strong>/leseproben/9783593393353.pdf<br />

Bosewitz, Anette / Bosewitz, René / Wörner, Frank<br />

Business English für Controller<br />

München: <strong>Haufe</strong>-Lexware 2010 – 221 Seiten, € 39,80<br />

Der vorliegen<strong>de</strong> <strong>Haufe</strong>-Ratgeber verbin<strong>de</strong>t<br />

eine einführen<strong>de</strong> Darstellung <strong>de</strong>r Controllerarbeit<br />

mit Sprachtrainer, Wörterbuch<br />

und nützlichen Sprachtipps. Fachbeispiele,<br />

Textbausteine, Gesprächsleitfa<strong>de</strong>n<br />

und Vokabeln unterstützen englischsprachige<br />

Präsentationen und die Kommunikation<br />

auf Englisch. Als bemerkenswerten<br />

Zusatznutzen bietet das Werk ergänzen<strong>de</strong>s<br />

Online-Lernmaterial auf <strong>de</strong>r Website<br />

<strong>de</strong>s Buches (Zugangsco<strong>de</strong> aus <strong>de</strong>m<br />

Buch erfor<strong>de</strong>rlich). Dieser Zugriff ermöglicht ein vertiefen<strong>de</strong>s Arbeiten.<br />

Das Buch ist speziell auf die Bedürfnisse <strong>de</strong>r Controller zugeschnitten und<br />

erweist sich als nützliche Unterstützung bei <strong>de</strong>r Optimierung <strong>de</strong>r englischsprachigen<br />

Sprachkompetenz.<br />

Volks- und Betriebswirtschaftslehre<br />

Hugentobler, W. / Schaufenbühl, K. / Blattner, M. (Hrsg.)<br />

Integrale Betriebswirtschaftslehre<br />

Zürich: Orell Füssli Verlag 2010 – 1.017 Seiten, € 70,–<br />

Dies in Inhalt und Aufmachung mo<strong>de</strong>rne<br />

betriebswirtschaftliche Lehrbuch erscheint<br />

in 3. erweiterter Auflage. Es richtet<br />

sich an einen breiten Leserkreis an<br />

Hochschulen und in <strong>de</strong>r Unternehmenspraxis.<br />

Das Werk ist ausgesprochen lesefreundlich<br />

und effektvoll gestaltet. Neben<br />

klassischen betriebswirtschaftlichen Themen<br />

fin<strong>de</strong>n sich in diesem Buch auch<br />

neuere Themenfel<strong>de</strong>r, wie z. B. Ökologie-<br />

und Technologiemanagement o<strong>de</strong>r Energiemanagement.<br />

Die von <strong>de</strong>n Autoren mit Beispielen, weiterführen<strong>de</strong>n<br />

Fachartikeln und Lernkontrollen ständig aktualisierte Webplattform unterstützt<br />

die Lektüre.<br />

Link: www.bwl-online.com o<strong>de</strong>r www.bwl-online.ch.<br />

Zum Zeitpunkt dieser Nie<strong>de</strong>rschrift wird dort aber noch auf die Vorauflage<br />

Bezug genommen.<br />

Herrmann, Frank<br />

Kurzvorträge BWL/VWL<br />

Wiesba<strong>de</strong>n: Gabler Verlag 2010 – 248 Seiten, € 34,95<br />

Den Angaben zufolge hat <strong>de</strong>r Autor Prüfungen <strong>de</strong>r letzten Jahre für Studieren<strong>de</strong><br />

<strong>de</strong>r Wirtschaftswissenschaften und angehen<strong>de</strong> Steuerberater<br />

ausgewertet und auf dieser Basis dieses Lehrbuch erstellt. Das Buch unterstützt<br />

Examenskandidaten <strong>de</strong>r Wirtschaftswissenschaften, angehen<strong>de</strong><br />

Steuerberater und an<strong>de</strong>re Prüflinge bei <strong>de</strong>r Vorbereitung auf ihre Kurzvorträge<br />

im Rahmen <strong>de</strong>r mündlichen Prüfung <strong>de</strong>r Allgemeinen BWL und VWL.<br />

Nach einer knappen Darstellung <strong>de</strong>r mündlichen Prüfung vermittelt das<br />

Lehrbuch in strukturierter Form über 50 ausgearbeitete Kurzvorträge, z. B.<br />

zu <strong>de</strong>n Themen Gründung einer GmbH, Konzentration, Innovationsmanagement<br />

o<strong>de</strong>r zur aktuellen Wirtschafts- und Finanzkrise. Darüber<br />

hinaus eignet sich das Buch, theoretisches Grundwissen zu ausgewählten<br />

Themen aufzubauen o<strong>de</strong>r aufzufrischen. Der Kurzvortrag „Controlling“ ist<br />

diskussionsbedürftig.<br />

Schwab, Adolf<br />

Managementwissen<br />

Berlin: Springer Verlag 2010 – 344 Seiten, € 44,95<br />

Prof. Dr. Adolf Josef Schwab ist Ordinarius im Ruhestand und leitet heute<br />

die Prof. Dr. Schwab Consulting. Das vorliegen<strong>de</strong> Buch will Berufseinsteigern,<br />

Existenzgrün<strong>de</strong>rn und weiteren Anfängern Know-how vermitteln. Es<br />

kann darüber hinaus ein Ratgeber sein, wie grundsätzliche Fragestellungen<br />

im Unternehmen dargestellt und vermittelt wer<strong>de</strong>n o<strong>de</strong>r Fachfrem<strong>de</strong><br />

betriebswirtschaftlich wirkungsvoller erreicht wer<strong>de</strong>n können. Das<br />

Buch führt recht verständlich und anschaulich ein in die elementare Begriffs-<br />

und Denkwelt <strong>de</strong>r Betriebswirtschaftslehre. Zu<strong>de</strong>m erhält <strong>de</strong>r Leser<br />

eine grundlegen<strong>de</strong> Unterweisung in die wichtigsten Managementfähigkeiten.<br />

Neben klassischem BWL-Wissen geht Schwab auch vielfach auf<br />

Soft Facts und Verständniswissen ein, wie z. B.: Warum braucht das<br />

Unternehmen Gewinn o<strong>de</strong>r negative Folgen <strong>de</strong>r „Selbstbedienungsmentalität”<br />

<strong>de</strong>s Top-Managements.<br />

Boersch, Cornelius / Westerwelle, Guido (Hrsg.)<br />

Das Summa Summarum von Politik und<br />

Wirtschaft<br />

Wiesba<strong>de</strong>n: Gabler Verlag 2009 – 363 Seiten, € 44,90<br />

Dr. Cornelius Boersch, Partner einer Beteiligungsgesellschaft in <strong>de</strong>r<br />

Schweiz, und Dr. Guido Westerwelle, FDP-Vorsitzen<strong>de</strong>r und amtieren<strong>de</strong>r<br />

<strong>de</strong>utscher Außenminister, geben diesen Sammelband heraus. Er vermittelt<br />

aus <strong>de</strong>r Sicht <strong>de</strong>r Herausgeber einen Überblick über die wichtigsten wirtschaftlich-politischen<br />

Auseinan<strong>de</strong>rsetzungen <strong>de</strong>r Gegenwart. Geglie<strong>de</strong>rt in<br />

fünf Kapitel bietet das Buch <strong>de</strong>n Extrakt aus be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong>n <strong>de</strong>utschen und<br />

internationalen Buchveröffentlichungen, z. B. Paul Kirchhoff: Der sanfte<br />

Verlust <strong>de</strong>r Freiheit o<strong>de</strong>r Al Gore: Wege zum Gleichgewicht. Der Titel behan<strong>de</strong>lt<br />

be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong> und strittige Themen <strong>de</strong>r Gegenwart, und zwar so,


dass in je<strong>de</strong>m Kapitel einan<strong>de</strong>r wi<strong>de</strong>rsprechen<strong>de</strong> Positionen enthalten<br />

sind. In <strong>de</strong>n kapitelbezogenen Einleitungen legen die Herausgeber ihre<br />

Sichtweise dar bzw. <strong>de</strong>n, wie es heißt, „Standpunkt <strong>de</strong>s Liberalismus“.<br />

Das Buch ist ausgesprochen informativ und anregend, es fügt Wesentliches<br />

übersichtlich und gut lesbar zusammen. Fraglich ist, ob <strong>de</strong>r Band<br />

die Gesamtheit <strong>de</strong>r Diskussion aufbereitet. Weniger wegen <strong>de</strong>r notwendigen<br />

Begrenzung <strong>de</strong>s Umfangs, vielmehr aufgrund <strong>de</strong>r gewählten Betrachtungsweise<br />

und -möglichkeit von einem bestimmten, eingrenzen<strong>de</strong>n<br />

Standpunkt aus.<br />

Controlling mittelständischer<br />

Unternehmen<br />

Ossadnik, Wolfgang / van Lengerich, Ellen / Barklage, David<br />

Controlling mittelständischer Unternehmen<br />

Hei<strong>de</strong>lberg: Springer Verlag – 198 Seiten, € 89,95<br />

Autoren und Buch<br />

Nach <strong>de</strong>n verfügbaren Informationen lehrt<br />

Prof. Dr. Wolfgang Ossadnik an <strong>de</strong>r Universität<br />

Osnabrück. Die vorliegen<strong>de</strong> wissenschaftliche<br />

Untersuchung setzt sich zum<br />

Ziel, <strong>de</strong>n empirischen Status quo zu beschreiben<br />

und Handlungsempfehlungen für<br />

Theorie und Praxis zu vermitteln.<br />

Inhalt und Glie<strong>de</strong>rung<br />

Einleitung – Controlling mittelständischer<br />

Unternehmen (Controllingbegriff, mittelständische<br />

Unternehmensstrukturen, Bezugsrahmen<br />

für Weiterentwicklung) – Konzeption eines mittelständischen<br />

Controllinginstrumentariums als „lernen<strong>de</strong>s System“ – Schlussbemerkungen<br />

Beschreibung und Einschätzung<br />

Die Autoren gehen <strong>de</strong>r Fragestellung nach, wie die als Controlling verstan<strong>de</strong>ne<br />

Funktion in mittelständischen Unternehmen ausgestaltet ist<br />

bzw. ausgestaltet sein sollte. Der erste Teil <strong>de</strong>s Buches bringt eine vielseitige<br />

Bestandsaufnahme. Die Autoren beschreiben <strong>de</strong>n vorherrschen<strong>de</strong>n<br />

Umsetzungsstand und erörtern zentrale begriffliche und konzeptionelle<br />

Fragestellungen. Die Überlegungen führen z. B. zum Ergebnis,<br />

dass die Controllingkonzepte von Großunternehmen nicht auf mittelständische<br />

Unternehmen in reduzierter bzw. komprimierter Form einfach<br />

übertragen wer<strong>de</strong>n können; vielmehr müssen diese nach <strong>de</strong>n vorgetragenen<br />

Erkenntnissen „an<strong>de</strong>rs“ sein. Aus Sicht <strong>de</strong>r Autoren eignen sich<br />

viele gängige Begriffe und Konzepte nicht ohne weiteres für mittelständische<br />

Controllingkonzepte. Im Sinn <strong>de</strong>r vorliegen<strong>de</strong>n Untersuchung ist<br />

Controlling für mittelständische Unternehmen die Bereitstellung von Metho<strong>de</strong>n,<br />

Instrumenten und Informationen, die <strong>de</strong>r Unternehmensführung<br />

die Steuerung, <strong>Planung</strong> und Kontrolle <strong>de</strong>s Unternehmens ermöglichen.<br />

Die Konzeption eines mittelständischen Controllinginstrumentariums erfolgt<br />

im zweiten Teil als „lernen<strong>de</strong>s Sys tem“, als anpassungsfähiges Sys-<br />

CM Januar / Februar 2011<br />

tem. Das Buch skizziert eine allgemeine Vorgehensweise zum Aufbau<br />

eines „typischen“ mittelständischen Controllinginstrumentariums. Das<br />

Buch ist eine „Arbeits- und Denkhilfe“. Es befähigt, Problemstellungen<br />

klarer zu erkennen, präzisere Vorstellungen zu entwickeln und insgesamt<br />

das Beson<strong>de</strong>re und Entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Controllings in mittelständischen<br />

Unternehmen zu verstehen. Der Sprachstil entspricht wissenschaftlichen<br />

Untersuchungen, ist aber durchaus verständlich. Die Lesbarkeit ist insgesamt<br />

zufrie<strong>de</strong>nstellend, <strong>de</strong>r mögliche Erkenntnisgewinn kann nennenswert<br />

sein.<br />

Ergänzen<strong>de</strong>s Online-Material zum Reinlesen unter: www.springer.<strong>de</strong><br />

Exler, Markus<br />

Controllingorientiertes Finanz- und<br />

Rechnungswesen<br />

Herne: Verlag Neue Wirtschaftsbriefe 2010 – 374 Seiten, € 29,80<br />

Beim Kauf dieses Buches gibt es laut Verlag die Online-Version<br />

gratis.<br />

Autor und Buch<br />

Prof. Dr. Markus W. Exler ist <strong>de</strong>m Verlag zufolge Mitinhaber <strong>de</strong>r M.A.C.<br />

Mergers & Acquisitions-Consulting, Wien, und lehrt Betriebswirtschaftslehre<br />

an <strong>de</strong>r Fachhochschule Kufstein. Mit diesem Buch möchte <strong>de</strong>r Autor<br />

nach eigenen Worten einen Beitrag leisten, für <strong>de</strong>n mittelständischen Unternehmer<br />

und Manager sowie für interessierte Studieren<strong>de</strong> die Zusammenhänge<br />

von Rechnungswesen und Finanzwirtschaft interessant zu machen.<br />

Inhalt und Glie<strong>de</strong>rung<br />

Grundsätzliches – Buchführung und Bilanzierung – Jahresabschlussanalyse<br />

– Finanzwirtschaftliche Aspekte – Operatives Controlling – Wertmanagement<br />

– Cockpit – Fazit<br />

Beschreibung und Einschätzung<br />

Dieser Band aus <strong>de</strong>r Reihe NWB-Studium verbin<strong>de</strong>t Arbeits- mit Lehrbuch.<br />

119 Abbildungen, zahlreiche Beispiele und eine durchgängige „integrative<br />

Fallstudie“ sowie eine lesefreundliche Gestaltung la<strong>de</strong>n zum Lesen<br />

und Arbeiten ein. Das Buch beginnt mit Basiswissen, wie z. B. Kontenrahmen<br />

und Bewertungsvorschriften, vertieft u. a. mit einer Kennzahlenanalyse<br />

und verschie<strong>de</strong>nen Finanzierungsformen. Strategieanalyse und<br />

-bewertung sowie Steuerung und Verkauf <strong>de</strong>s Unternehmens und eine<br />

Zusammenfassung bauen darauf auf. Aufgrund <strong>de</strong>s breiten Themenspektrums<br />

und <strong>de</strong>s wachsen<strong>de</strong>n Schwierigkeitsgra<strong>de</strong>s spricht die Neuerscheinung<br />

einen breiten Leserkreis an, ist aber vor allem für Leser mit Bezug<br />

zum Mittelstand geeignet.<br />

Ergänzen<strong>de</strong>s Online-Material zum Reinlesen unter: www.nwb.<strong>de</strong><br />

Burger, Ernst<br />

Kredite: Bankverhandlungen richtig führen<br />

Freiburg: <strong>Haufe</strong> Mediengruppe 2010 – 192 Seiten, € 29,80<br />

Autor und Buch<br />

Der Verlag stellt Ernst Burger vor als Diplom-Betriebswirt, Bankdirektor<br />

und langjährigen Mittelstandsexperten. Bankgespräche erfolgreich ver-<br />

97


Literaturforum<br />

98<br />

Alfred Biels Literaturforum<br />

han<strong>de</strong>ln, ist das Ziel <strong>de</strong>r Veröffentlichung.<br />

Dem Vernehmen nach vermittelt das<br />

Buch Empfehlungen eines Insi<strong>de</strong>rs.<br />

Inhalt und Glie<strong>de</strong>rung<br />

Banken auf brüchigem Fundament –<br />

Welche Konsequenzen hat das für Sie? –<br />

Kreditwürdigkeit Ihrer Firma – Was ist<br />

wirklich wichtig? – Geheimnisvolle Datensammler<br />

– Wie gläsern sind Sie und<br />

Ihr Unternehmen? – Rating – Vertragsbeziehungen<br />

zur Bank – Bankverhandlungen<br />

– Wie vermei<strong>de</strong>n Sie Stolperfallen?<br />

– Wartungs- und Pflegehinweise<br />

für Kreditnehmer – Anhang<br />

Beschreibung und Einschätzung<br />

Das Buch ist in einem lockeren und <strong>de</strong>n Leser direkt ansprechen<strong>de</strong>n Stil<br />

geschrieben. Die Ausführungen richten sich vor allem an Fach- und Führungskräfte<br />

mittelständischer Unternehmen. Zahlreiche Infokästen mit<br />

„Empfehlungen eines Insi<strong>de</strong>rs“ o<strong>de</strong>r „Fazit für Sie“, ein übersichtlicher<br />

Aufbau, eingestreute Cartoons usw. unterstützen und erleichtern die Lektüre.<br />

Die Ausführungen, insbeson<strong>de</strong>re die Empfehlungen sind greifbar und<br />

konkret, <strong>de</strong>r Autor arbeitet das Entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong> und Ausschlaggeben<strong>de</strong> heraus,<br />

z. B. in „die sieben gefährlichsten Funktionsstörungen“ o<strong>de</strong>r „die<br />

zehn häufigsten Fehlermeldungen“. Burger gibt eine aufschlussreiche und<br />

kenntnisreiche Darstellung und vermittelt eine nüchterne, kritische Einschätzung.<br />

So heißt es u. a.: „Die Verän<strong>de</strong>rungen in <strong>de</strong>r Bankbranche entwickeln<br />

sich zu einem Risiko höchsten Ranges“. Banken im Umbruch gefähr<strong>de</strong>n<br />

nach <strong>de</strong>n Worten <strong>de</strong>s Autors Unternehmensfinanzierungen.<br />

Ergänzen<strong>de</strong>s Online-Material zum Reinlesen unter: www.haufe.<strong>de</strong><br />

Rechnungswesen / Rechnungslegung<br />

/ Finanzierung<br />

Küting, Karlheinz / Pfitzer, Norbert / Weber, Claus-Peter<br />

IFRS und BilMoG<br />

Stuttgart: Schäffer-Poeschel Verlag 2010 – 388 Seiten, € 89,95<br />

Autoren und Buch<br />

Die Herausgeber Prof. Dr. Karlheinz Küting<br />

und Prof. Dr. Claus-Peter Weber, RA/WP/<br />

StB, sind bei<strong>de</strong> Direktoren <strong>de</strong>s Centrums<br />

für Bilanzierung und Prüfung an <strong>de</strong>r Universität<br />

<strong>de</strong>s Saarlan<strong>de</strong>s, Saarbrücken,<br />

Prof. Dr. Norbert Pfitzer ist Mitglied <strong>de</strong>r<br />

Geschäftsführung von Ernst & Young<br />

GmbH, Stuttgart. Die weiteren Autoren <strong>de</strong>r<br />

Einzelbeiträge sind renommierte Experten<br />

aus Forschung und Praxis. Der vorliegen<strong>de</strong><br />

Tagungsband mit <strong>de</strong>m Untertitel<br />

„Herausfor<strong>de</strong>rungen für das Bilanz- und<br />

Prüfungswesen“ thematisiert aktuelle Fragen im Bereich Bilanzierung und<br />

Wirtschaftsprüfung.<br />

Inhalt (auszugsweise)<br />

Zeitenwen<strong>de</strong> in <strong>de</strong>r Rechnungslegung – Probleme <strong>de</strong>r Kapitalkonsolidierung<br />

– Was hat die Umstellung auf IFRS ökonomisch bewirkt? – Impairment-Test<br />

– Auswirkungen <strong>de</strong>r Finanzkrise auf IFRS – En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Einheitsbilanz<br />

– Fair Value in <strong>de</strong>r Krise – Rückstellungsbewertung – Verän<strong>de</strong>rte<br />

Anfor<strong>de</strong>rungen an Risikomanagement und IKS – Ganzheitliches Konzernberichtswesen<br />

mit SAP<br />

Beschreibung und Einschätzung<br />

Der Band gibt einen gedrängten Überblick über die Diskussion und Einschätzung<br />

be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong>r Experten zum aktuellen Strand von IFRS und<br />

BilMog. Die Beiträge sind streng beurteilend und scharf prüfend verfasst.<br />

Die Gesamtten<strong>de</strong>nz <strong>de</strong>s Sammelban<strong>de</strong>s ist recht kritisch ausgerichtet. So<br />

ist von einer Zeitenwen<strong>de</strong> die Re<strong>de</strong>, ebenso von <strong>de</strong>r größten Herausfor<strong>de</strong>rung,<br />

von mangeln<strong>de</strong>n Effekten <strong>de</strong>r Umstellung auf IFRS. Der Fair Value ist<br />

nach <strong>de</strong>m Urteil <strong>de</strong>r betreffen<strong>de</strong>n Referenten ein Brandbeschleuniger o<strong>de</strong>r<br />

<strong>de</strong>r Leitstern für Wege ins Abseits. Dem Vernehmen nach scheint die Akzeptanz<br />

<strong>de</strong>r IFRS im Bereich <strong>de</strong>r Rechnungslegung großer, börsennotierter<br />

Unternehmen zu schwin<strong>de</strong>n. An an<strong>de</strong>rer Stelle heißt es, die Zukunft gehöre<br />

<strong>de</strong>n traditionellen Konzepten nach <strong>de</strong>n Visionen von Eugen Schmalenbach,<br />

<strong>de</strong>ssen Vermächtnis wir uns nicht entreißen lassen dürften. Insgesamt<br />

scheint die anfängliche Euphorie wegen <strong>de</strong>r erwarteten und vermuteten<br />

Vorteile <strong>de</strong>r internationalen Rechnungslegung nach IFRS einem<br />

kritischen Nach<strong>de</strong>nken gewichen zu sein. So ruft das abgedruckte Eröffnungsreferat<br />

auch dazu auf, Abschied zu nehmen von einer „Schönwetter-Betriebswirtschaftslehre<br />

und einer Schönwetter-Bilanzierung“. Der Titel<br />

för<strong>de</strong>rt die kritische Auseinan<strong>de</strong>rsetzung, zeigt Grenzen und Probleme<br />

auf, gibt einen Ausblick auf weitere Ten<strong>de</strong>nzen und fundiert und bereichert<br />

insgesamt die Diskussion mit wichtigen Argumenten zu IFRS und BilMoG.<br />

Die Lektüre <strong>de</strong>s Buches erfor<strong>de</strong>rt Kenntnisse <strong>de</strong>r Materie und die Bereitschaft,<br />

sich auf eine vertiefen<strong>de</strong> Betrachtung einzulassen.<br />

Ergänzen<strong>de</strong>s Online-Material zum Reinlesen unter: www.schaeffer-poeschel.<strong>de</strong><br />

Buchholz, Rainer<br />

Grundzüge <strong>de</strong>s Jahresabschlusses nach<br />

HGB und IFRS<br />

München: Verlag Franz Vahlen 2010 – 516 Seiten, € 24,80<br />

Die vorliegen<strong>de</strong> 6., komplett überarbeitete Auflage<br />

bietet in 10 Kapiteln einen fundierten<br />

Überblick über zentrale Themen <strong>de</strong>s Jahresabschlusses<br />

nach neuem HGB und nach IFRS.<br />

Über 200 Abbildungen, zahlreiche Beispiele<br />

und mehr als 250 Aufgaben mit Lösungen<br />

unterstützen bei <strong>de</strong>r Einarbeitung in die anspruchsvolle<br />

Materie und helfen bei <strong>de</strong>r Stoffwie<strong>de</strong>rholung<br />

und vor allem bei <strong>de</strong>r Lernkontrolle.<br />

Das bewährte Lehrbuch bietet eine<br />

benutzerfreundliche Einführung in die mo<strong>de</strong>rne<br />

Rechnungslegung.


Müller, Armin<br />

Umweltorientiertes betriebliches<br />

Rechnungswesen<br />

München: Ol<strong>de</strong>nbourg Verlag 2010 – 281 Seiten, € 39,80<br />

Autor und Buch<br />

Den Angaben nach lehrt Prof. Dr. Armin<br />

Müller an <strong>de</strong>r FH Ingolstadt. Die vorliegen<strong>de</strong><br />

3., vollständig überarbeitete und<br />

erweiterte Auflage versucht, Nachhaltigkeit<br />

und Umweltorientierung mit Betriebswirtschaftslehre<br />

und Rechnungswesen zu<br />

vernetzen.<br />

Inhalt und Glie<strong>de</strong>rung<br />

Unternehmen und natürliche Umwelt –<br />

Anfor<strong>de</strong>rungen an ein traditionelles Rechnungswesen<br />

– Praxisorientierte Ansätze<br />

für ein umweltorientiertes Rechnungswesen – Ausbau <strong>de</strong>s umweltorientierten<br />

Rechnungswesens zu einem effektiven Controllingsystem<br />

Beschreibung und Einschätzung<br />

Der Autor befasst sich recht engagiert und argumentativ mit <strong>de</strong>r Thematik<br />

und bezieht einen klaren Standpunkt. Betriebliches Umweltmanagement<br />

und eine nachhaltige Entwicklung in <strong>de</strong>r Zukunft sind für ihn unverzichtbar.<br />

Müller sucht das Bewusstsein für ökologische Probleme zu schärfen.<br />

Das Buch nimmt eine Bestandsaufnahme vor und zeigt zahlreiche Lösungsansätze<br />

auf, aber noch keine abschließen<strong>de</strong>n Wege zur Bewältigung<br />

<strong>de</strong>r schwierigen Aufgaben. Müller vermittelt vielfältige Impulse, bietet einen<br />

fundierten Themenüberblick und vertieft das einschlägige Problemwissen.<br />

Das Buch leistet einen wertvollen Beitrag zur allgemeinen Diskussion<br />

von Umweltorientierung und Nachhaltigkeit in Unternehmen und<br />

Wirtschaft. Darüber hinaus unterstützt das Werk die Suche nach geeigneten<br />

Lösungsansätzen zur Integration <strong>de</strong>r gestellten Anfor<strong>de</strong>rungen in<br />

Rechnungswesen und Controlling.<br />

Kesten, Ralf<br />

Grundlagen <strong>de</strong>r Unternehmensfinanzierung<br />

Chemnitz: GUC-Verlag <strong>de</strong>r Gesellschaft für Unternehmensrechnung<br />

und Controlling 2008 – 230 Seiten, € 22,95<br />

Autor und Buch<br />

Prof. Dr. Ralf Kesten lehrt Rechnungswesen und Controlling an <strong>de</strong>r FH<br />

Nordaka<strong>de</strong>mie und ist darüber hinaus im ICV tätig. Das vorliegen<strong>de</strong> Lehrbuch<br />

vermittelt Basiswissen zu <strong>de</strong>n wichtigsten Finanzierungsformen und<br />

Finanzierungs<strong>de</strong>rivaten.<br />

Inhalt und Glie<strong>de</strong>rung<br />

Einführung – Innenfinanzierung – Eigenkapitalfinanzierung – Langfristige<br />

Fremd- bzw. Kreditfinanzierung – Mezzanine Finance – Kurzfristige<br />

Fremdfinanzierung – Finanzierungs<strong>de</strong>rivate<br />

Beschreibung und Einschätzung<br />

Durch eine verständliche, anschauliche und beispielhafte Darstellungsweise<br />

schafft <strong>de</strong>r Verfasser ein Grundverständnis für Fragen <strong>de</strong>r Unter-<br />

nehmensfinanzierung und legt darüber hinaus eine soli<strong>de</strong> Basis für eine<br />

weiterführen<strong>de</strong> Beschäftigung mit <strong>de</strong>m Themenkreis.<br />

KPMG AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft (Hrsg.)<br />

IFRS visuell<br />

Stuttgart: Schäffer-Poeschel 2010 – 212 Seiten, € 29,95<br />

Die vorliegen<strong>de</strong> 4., überarbeitete Auflage vermittelt die IFRS in strukturierten<br />

Übersichten, gewissermaßen auf einen Blick. Die einzelnen Standards<br />

und Interpretationen erfahren zunächst eine kurze verbale Beschreibung<br />

nach Anwendungsbereich und Kernaussagen, die durch systematische<br />

grafische Aufbereitungen vertieft wer<strong>de</strong>n. Das Buch verbin<strong>de</strong>t<br />

eine zusammenhängen<strong>de</strong> Übersicht über die IFRS mit kurz gefassten Darstellungen<br />

<strong>de</strong>r einzelnen Vorschriften. Beson<strong>de</strong>rs geeignet für einen thematischen<br />

Einstieg und zur schnellen Orientierung.<br />

Ergänzen<strong>de</strong>s Online-Material zum Reinlesen unter: www.schaeffer-poeschel.<strong>de</strong><br />

Spremann, Klaus / Scheurle, Patrick<br />

Finanzanalyse<br />

CM Januar / Februar 2011<br />

München: Ol<strong>de</strong>nbourg Verlag 2010 – 182 Seiten, € 34,80<br />

Autoren und Buch<br />

Die Autoren lehren nach Verlagsangaben<br />

an <strong>de</strong>r Universität St. Gallen und<br />

forschen am Schweizerischen Institut<br />

für Banken und Finanzen. Das Lehrbuch<br />

erscheint in <strong>de</strong>r Reihe „IMF: International<br />

Management and Finance“ und richtet<br />

sich an Studieren<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Betriebs-<br />

und <strong>de</strong>r Volkswirtschaftslehre sowie an<br />

Praktiker, die sich mit Finanzanalyse befassen.<br />

Inhalt und Glie<strong>de</strong>rung<br />

Finanzanalyse als Beruf – Technik und Fundamentalanalyse – Wert und<br />

Unternehmenswachstum – Konjunktur, Zinsen und Inflation – Beta und<br />

Marktrendite – Finanz- und Realwirtschaft, Demografie – Unsichere Parameter<br />

– Risikofaktoren – Zyklische Risiken – Lernregister<br />

Beschreibung und Einschätzung<br />

Finanzanalyse, wie sie in diesem Buch verstan<strong>de</strong>n wird, umfasst die systematische<br />

Aufbereitung und die Kommunikation von Informationen über<br />

die finanzielle Situation von Unternehmen, Branchen und Märkten, die<br />

sich für Finanzinvestitionen anbieten. Diese Neuerscheinung behan<strong>de</strong>lt<br />

die wichtigsten Argumentationen und Arbeitsweisen <strong>de</strong>r Finanzanalysten<br />

und vermittelt das Fachwissen und die Metho<strong>de</strong>n, die zum Standard <strong>de</strong>r<br />

Finanzanalyse gehören. Neben Hochschulwissen fin<strong>de</strong>n auch viele praktische<br />

Anwendungshinweise Eingang in die 10 Kapitel. Dazu tragen die<br />

Fragen und Aufgaben mit Lösungen ebenso bei wie die „Rezepte für die<br />

Arbeit“. Eine lesefreundliche Text- und Bildgestaltung erleichtert die Orientierung<br />

und die Aufnahme <strong>de</strong>r anspruchsvollen Materie. Das Online-Zusatzmaterial<br />

ist lei<strong>de</strong>r nur für Dozenten vorgesehen, was angesichts <strong>de</strong>r Komplexität<br />

<strong>de</strong>r Materie und <strong>de</strong>s Übungsbedarfs nicht ganz verständlich ist.<br />

99


Literaturforum<br />

100<br />

Alfred Biels Literaturforum<br />

Ergänzen<strong>de</strong>s Online-Material zum Reinlesen unter:<br />

www.ol<strong>de</strong>nbourg-wissenschaftsverlag.<strong>de</strong>/olb/<strong>de</strong>/1.c.1847688.<strong>de</strong><br />

Kun<strong>de</strong>n – Erfolgsfaktoren <strong>de</strong>r<br />

Unternehmen<br />

Pufahl, Mario<br />

Vertriebscontrolling<br />

Wiesba<strong>de</strong>n: Gabler Verlag 2010 – 256 Seiten, € 49,95<br />

Mario Pufahl, <strong>de</strong>m Vernehmen nach Vorstand<br />

<strong>de</strong>r Beratungsfirma xact4u sowie Director<br />

<strong>de</strong>r ec4u, präsentiert die vorliegen<strong>de</strong><br />

3., überarbeitete und erweiterte<br />

Auflage. Sie versteht sich als Leitfa<strong>de</strong>n für<br />

operatives und strategisches Vertriebscontrolling.<br />

Die gut lesbar und verständlich geschriebene<br />

Neuauflage vermittelt Fach-<br />

und Führungskräften einen fundierten<br />

Überblick und vielfältige Anregungen.<br />

Inhalt und Glie<strong>de</strong>rung<br />

Vertriebscontrolling – Vertriebsinformationssystem – Strategisches und<br />

Operatives Vertriebscontrolling – Implementierung und Fallstudien.<br />

Schüller, Anne M.<br />

Kun<strong>de</strong>n auf <strong>de</strong>r Flucht?<br />

Mario Pufahl<br />

Vertriebscontrolling<br />

So steuern Sie Absatz,<br />

Umsatz und Gewinn<br />

3. Auflage<br />

Zürich: Orell Füssli Verlag 2010 – 207 Seiten, € 26,90<br />

Autorin und Buch<br />

Anne M. Schüller ist Management-Consultant<br />

und gilt als Expertin für Loyalitätsmarketing.<br />

Im Controller Magazin 6/2009 fin<strong>de</strong>t<br />

sich auf Seite 90 ff. ein Interview mit Anne<br />

M. Schüller „Kun<strong>de</strong>nfokussierte Unternehmensführung“.<br />

Im vorliegen<strong>de</strong>n Buch befasst<br />

sich die Autorin mit <strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong>nloyalität<br />

und geht <strong>de</strong>r Frage nach, wie loyale Kun<strong>de</strong>n<br />

gewonnen und gehalten wer<strong>de</strong>n können.<br />

Inhalt und Glie<strong>de</strong>rung<br />

Intro (Vorbemerkung) – Kun<strong>de</strong>nloyalität auf<br />

<strong>de</strong>m Prüfstand – Loyalitätsführerschaft als Unternehmensstrategie – Die<br />

Praxis: Toolbox für mehr Kun<strong>de</strong>ntreue – Tipps zur praktischen Umsetzung<br />

Beschreibung und Einschätzung<br />

Schüller prägte durch ihre Arbeit <strong>de</strong>n strategischen Ansatz <strong>de</strong>r „Loyalitätsführerschaft”<br />

und setzt damit neue Akzente: Anstelle <strong>de</strong>r klassischen Kun<strong>de</strong>nbindung<br />

setzt sie Kun<strong>de</strong>nloyalität auf eine „höhere Stufe“ <strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong>norientierung.<br />

Nach einem einleiten<strong>de</strong>n und hinführen<strong>de</strong>n Kapitel befasst<br />

sich das Buch mit konzeptionellen Fragen, wann und wie Kun<strong>de</strong>nloyalität<br />

geschaffen und hervorgerufen wird. Anschließend wer<strong>de</strong>n strategische<br />

Fragen thematisiert: Wie sollte sich ein Unternehmen aufstellen, um die<br />

Loyalität profitabler Kun<strong>de</strong>n zu gewinnen und zu sichern. Im weiteren Verlauf<br />

diskutiert Schüller die operative Umsetzung, und was konkret getan<br />

wer<strong>de</strong>n sollte. Die Autorin arbeitet <strong>de</strong>n in <strong>de</strong>r Praxis häufig zu beobachten<strong>de</strong>n<br />

tatsächlichen Umgang mit Kun<strong>de</strong>n auf und beleuchtet gängige<br />

Verhaltensweisen <strong>de</strong>r Unternehmen. Sie fragt nach, stellt infrage und kritisiert<br />

manche Verhaltensweisen nicht nur im Kun<strong>de</strong>numgang, son<strong>de</strong>rn<br />

auch in <strong>de</strong>r Unternehmensführung. Schüller pflegt einen leicht lesbaren,<br />

fast unterhaltsamen Schreibstil. Sie benutzt gute, stichhaltige Argumente<br />

und vermittelt ihr Thema anschaulich und praxisnah, das Buch stößt praktisches<br />

Han<strong>de</strong>ln an. Die Aufbereitung und damit die Lesefreundlichkeit<br />

könnte etwas verbessert wer<strong>de</strong>n, um <strong>de</strong>n schnellen und suchen<strong>de</strong>n Leser<br />

stärker zu unterstützen. Loyalität vermittelt Schüller als Respekt vor <strong>de</strong>n<br />

Interessen <strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong>n mit <strong>de</strong>m Ziel <strong>de</strong>r Treue gegenüber <strong>de</strong>m Unternehmen.<br />

Das Buch mit seinem mo<strong>de</strong>rnen und zugleich konkreten Ansatz gehört<br />

in die Diskussion, da es Bekanntes neu <strong>de</strong>nkt und <strong>de</strong>r Praxis wichtige<br />

Impulse vermittelt.<br />

Ergänzen<strong>de</strong>s Online-Material zum Reinlesen unter:<br />

www.loyalitaetsmarketing.com<br />

Kletti, Christian / Stöcker, Christian<br />

Marketing mit SAP CRM<br />

Bonn: Galileo Press 2010 – 455 Seiten, € 69,90 (Gedrucktes Buch).<br />

Auch erhältlich als Online-Ausgabe zu € 64,90, Paket: Buch plus<br />

Online-Ausgabe zu € 84,90<br />

Autor und Buch<br />

Christian Kletti arbeitet nach Verlagsangaben<br />

als Berater für SAP Customer Relationship<br />

Management bei <strong>de</strong>r Capgemini<br />

Deutschland GmbH. Christian Stöcker<br />

arbeitet ebenfalls bei <strong>de</strong>r Capgemini<br />

Deutschland GmbH und ist dort im Bereich<br />

SAP Customer Relationship Management<br />

tätig. Dieses Buch erscheint in<br />

<strong>de</strong>r Reihe SAP Press, eine gemeinschaftliche<br />

Initiative von SAP und Galileo Press<br />

mit <strong>de</strong>m Ziel, Anwen<strong>de</strong>rn qualifiziertes<br />

SAP-Wissen zur Verfügung zu stellen. Gegenstand <strong>de</strong>r Veröffentlichung<br />

sind die Marketingfunktionalitäten von SAP CRM 7.0.<br />

Inhalt und Glie<strong>de</strong>rung<br />

Grundlagen (u. a. Einleitung und Überblick) – SAP CRM – Objekte und<br />

Grundfunktionen (u. a. Stamm- und Bewegungsdaten) – Prozesse und<br />

Customizing (u. a. Segmentierung und Kampagnenmanagement)<br />

Beschreibung und Einschätzung<br />

Das Buch bietet einen Überblick und einen Leitfa<strong>de</strong>n zur Konfiguration und<br />

Realisierung von Marketingprozessen mit SAP CRM 7.0. Die Autoren vermitteln<br />

eine allgemeine Einführung in Customer Relationship Management<br />

(CRM) als ganzheitlichen Ansatz für die konsequente Kun<strong>de</strong>norientierung<br />

eines Unternehmens. Konzeption und Funktionalitäten sowie Anwendung<br />

und Nutzung stehen im Mittelpunkt <strong>de</strong>r Neuerscheinung, das<br />

betriebswirtschaftliche Konzept CRM wird im Hintergrund ergänzend und<br />

erklärend erläutert. Insgesamt gewinnt das Buch <strong>de</strong>n Charakter eines be-


gleiten<strong>de</strong>n Anwen<strong>de</strong>rhandbuches mit einer relativ hohen Informationsdichte,<br />

sodass es auch für verschie<strong>de</strong>ne Lesergruppen, z. B. Entscheidungsträger,<br />

Anwen<strong>de</strong>r o<strong>de</strong>r Projektleiter, selektiv nutzbar ist. Zahlreiche<br />

Praxisbeispiele sowie Tipps und Tricks und eine mo<strong>de</strong>rne Text- und Bildgestaltung<br />

sichern eine hohe Leserorientierung.<br />

Ergänzen<strong>de</strong>s Online-Material zum Reinlesen unter: www.sap-press.<strong>de</strong>/1921<br />

Weis, Christian<br />

Marketing<br />

Ludwigshafen: Kiehl Verlag 2009 – 659 Seiten, € 26,00<br />

Dieser Band aus <strong>de</strong>r Reihe „Kompendium <strong>de</strong>r praktischen Betriebswirtschaft“<br />

erscheint in 15., verbesserter und aktualisierter Auflage. Das Buch<br />

folgt einer mo<strong>de</strong>rnen didaktischen Konzeption: Praxisgerechte Darstellungen<br />

mit zahlreichen Abbildungen, Strukturbil<strong>de</strong>rn und Beispielen. 550<br />

Kontrollfragen mit Lösungshinweisen sowie 50 Übungsaufgaben mit Lösungen<br />

dienen <strong>de</strong>r Vertiefung und Überprüfung <strong>de</strong>s Lernerfolgs. Die Neuauflage<br />

bietet ein klassisches Lehrbuch zum Einsatz im Studium und in<br />

<strong>de</strong>r Weiterbildung o<strong>de</strong>r auch zur Wie<strong>de</strong>rholung und Auffrischung in <strong>de</strong>r<br />

Praxis.<br />

Ergänzen<strong>de</strong>s Online-Material zum Reinlesen unter:<br />

www.kiehl.<strong>de</strong>/produkte/kiehl_web_produkt_1010134.aspx<br />

Neue Medien, insbeson<strong>de</strong>re Web 2.0<br />

Jo<strong>de</strong>leit, Bernhard<br />

Social Media Relations<br />

Hei<strong>de</strong>lberg: dpunkt.verlag 2010 – 227 Seiten, Broschur, € 29,90<br />

Autor und Buch<br />

Nach Verlagsangaben berät Bernhard<br />

Jo<strong>de</strong>leit zahlreiche Unternehmen und<br />

Organisationen im Bereich <strong>de</strong>r Öffentlichkeitsarbeit.<br />

Er leitet <strong>de</strong>n Stuttgarter<br />

Standort <strong>de</strong>r PR-Agentur fischerAppelt,<br />

relations. Der Titel stellt sich vor als „Leitfa<strong>de</strong>n<br />

für erfolgreiche PR-Strategien und<br />

Öffentlichkeitsarbeit im Web 2.0“<br />

Inhalt und Glie<strong>de</strong>rung<br />

Vom Pressesprecher zum Kommunikationsmanager<br />

– Risiken und Nebenwirkungen<br />

– Chancen – Bestandsaufnahme – Social Media Gui<strong>de</strong>lines – Social<br />

Media Monitoring als Ausgangspunkt – Ganzheitliche Strategie – Themen<br />

setzen – Twitter – Xing und Facebook – Weitere Außenposten – Website<br />

als Herzstück – Distributed Conversation – Kombinieren online,<br />

offline, virtuell und real – Mit Social Media Krisen meistern – Konvergenz<br />

statt Kampagne – Blick in die Zukunft – Glossar<br />

Beschreibung und Einschätzung<br />

In einem erzählerischen, persönlichen Stil vermittelt <strong>de</strong>r Autor Wissen<br />

und Erfahrungen und darüber hinaus persönliche Sichtweisen und Er-<br />

wartungen. Social Media und Social Networking revolutionieren Medien<br />

und Marketing, so die Überzeugung <strong>de</strong>s Verfassers und die zentrale<br />

Botschaft dieses Buches. Das vorgetragene Themenspektrum ist breitgefächert,<br />

die Erörterung abgewogen und durchdacht. Der Leser erhält<br />

ein realistisches Bild über Chancen und Risiken, Hinweise zu einem<br />

planmäßigen und systematischen Vorgehen sowie Argumente für eine<br />

notwendige ernsthafte und eingehen<strong>de</strong> Auseinan<strong>de</strong>rsetzung mit <strong>de</strong>m<br />

Wan<strong>de</strong>l in <strong>de</strong>r Medienwelt. Beispiele und Quellenhinweise sowie Infokästen<br />

und Checklisten verschaffen einen weiteren und vertiefen<strong>de</strong>n<br />

Zugang zur Thematik. Das Glossar beschränkt sich auf die wichtigsten<br />

Begriffe. Das Verzeichnis <strong>de</strong>r Produkte und Dienste enthält eine Auswahl<br />

von Hilfsmitteln. Der flüssige und <strong>de</strong>n Leser persönlich ansprechen<strong>de</strong><br />

Schreibstil för<strong>de</strong>rt Lektüre und Verständlichkeit. Die Text- und<br />

Bildgestaltung entspricht <strong>de</strong>m Standard für Bücher dieser Art und Preisklasse.<br />

Die Wie<strong>de</strong>rgabe einzelner Abbildungen ist verbesserungsfähig.<br />

Insgesamt legt Jo<strong>de</strong>leit ein mit Kompetenz und Engagement geschriebenes<br />

und recht anregen<strong>de</strong>s Buch vor, das einen fundierten Überblick<br />

über einen be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong>n medialen Umbruch bietet. Es unterstützt und<br />

för<strong>de</strong>rt <strong>de</strong>n Einstieg in das Thema.<br />

Online-Material zum Reinlesen unter: www.dpunkt.<strong>de</strong>/buecher/3412.html<br />

Persönliche Themen und<br />

Kompetenzen<br />

Baczko, Michael / Trilsch, Constanze<br />

Die Vorsorge-Mappe<br />

Freiburg: Rudolf <strong>Haufe</strong> Verlag 2009 – 167 Seiten A4, € 16,80<br />

Dieses Begleitbuch zur Sendung „Escher. Der MDR-Ratgeber” im MDR<br />

Fernsehen thematisiert wesentliche Vorsorgefragen und gibt Hinweise<br />

und Tipps zur persönlichen Vorsorge. Inhalt: Vorsorge für <strong>de</strong>n Fall <strong>de</strong>r<br />

Fälle – Wichtige und nützliche Vorlagen und Muster.<br />

Bartsch, Herbert / Bartsch, Malte<br />

Ihr Recht als Bankkun<strong>de</strong><br />

CM Januar / Februar 2011<br />

Regensburg: Walhalla Verlag 2010 – 160 Seiten, Print € 9,95 /<br />

E-Book € 5,99<br />

Dieses Taschenbuch vermittelt fundiertes Basiswissen über das Recht als<br />

Bankkun<strong>de</strong>. Themen sind u. a. das Online-Banking, die Anlagenberatung<br />

und Entgelte <strong>de</strong>r Banken.<br />

Bröckermann, Reiner / Müller-Vorbrüggen, Michael (Hrsg.)<br />

Handbuch Personalentwicklung<br />

Stuttgart: Schäffer-Poeschel Verlag 2010 – 786 Seiten, € 59,95<br />

Die vorliegen<strong>de</strong> 3., überarbeitete und erweiterte Auflage beschäftigt sich<br />

ausführlich mit <strong>de</strong>r Praxis <strong>de</strong>r Personalbildung, Personalför<strong>de</strong>rung und<br />

101


Literaturforum<br />

102<br />

Alfred Biels Literaturforum<br />

Arbeitsstrukturierung. Für die praktische Umsetzung geeignet, mit vielen<br />

Instrumenten, Beispielen und Handlungsempfehlungen. Darüber hinaus<br />

vermittelt das Handbuch vielfältige Impulse zur vertiefen<strong>de</strong>n Auseinan<strong>de</strong>rsetzung<br />

und zur Weiterentwicklung und Anpassung <strong>de</strong>s Themenfel<strong>de</strong>s angesichts<br />

wirtschaftlich und gesellschaftlich turbulenter Zeiten.<br />

Ergänzen<strong>de</strong>s Online-Material zum Reinlesen unter:<br />

www.schaeffer-poeschel.<strong>de</strong><br />

Lürssen, Jürgen / Opresnik, Marc<br />

Die heimlichen Spielregeln <strong>de</strong>r Karriere<br />

Frankfurt: Campus Verlag 2010 – 233 Seiten, € 19,90<br />

Dieses Buch befasst sich mit „ungeschriebenen Gesetzen am Arbeitsplatz“<br />

und <strong>de</strong>ren Be<strong>de</strong>utung für Erfolg und Karriere. Nur gera<strong>de</strong> einmal<br />

zehn Prozent unseres beruflichen Erfolges wer<strong>de</strong>n von unserer fachlichen<br />

Kompetenz bestimmt – die restlichen 90 Prozent dagegen von ganz an<strong>de</strong>ren<br />

Faktoren, so die Kernthese dieses Buches. Die Autoren thematisieren<br />

Politik, Macht und Einfluss als be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong> Bestimmungsfaktoren <strong>de</strong>s Unternehmensgeschehens.<br />

Dieser „etwas an<strong>de</strong>re Karriere-Ratgeber“ bewegt<br />

sich in einem vielfachen und diskussionsbedürftigen Spannungsfeld,<br />

er beeindruckt durch eine sowohl spannen<strong>de</strong> und anschauliche als auch<br />

nüchterne, praxisnahe und praxisrelevante Darstellung.<br />

Ergänzen<strong>de</strong>s Online-Material zum Reinlesen unter:<br />

www.campus.<strong>de</strong>/leseproben/9783593392400.pdf<br />

Nachwort vom Bücherwurm<br />

Was ist das?<br />

Kleines Fachbuch ABC Teil 2<br />

(wird fortgesetzt)<br />

Ausgabe<br />

Dieser Begriff wird unterschiedlich gebraucht. Häufig im Sinne <strong>de</strong>r Merkmale,<br />

die alle Exemplare einer Veröffentlichung gemeinsam aufweisen.<br />

Beispiele: Broschierte, gebun<strong>de</strong>ne, gekürzte, verbesserte, erweiterte,<br />

dreibändige Ausgabe; eine vollständige Ausgabe <strong>de</strong>r Werke eines Dichters<br />

o<strong>de</strong>r Schriftstellers; eine Ausgabe erster, letzter Hand, die Berliner<br />

Ausgabe usw.<br />

Bibliografie<br />

Diese Bezeichnung bezieht sich auf Bücherverzeichnisse, Literaturangaben<br />

o<strong>de</strong>r Schriftenverzeichnisse. Beispielsweise die Zusammenstellung<br />

von Büchern und Schriften, die zu einem bestimmten Fachgebiet o<strong>de</strong>r<br />

Thema erschienen sind. Aber auch die Wissenschaft von <strong>de</strong>n Büchern<br />

wird unter diesem Begriff geführt.<br />

Copyright<br />

Dieser Terminus ist ein Hinweis auf das Urheberrecht, das Recht zur Veröffentlichung<br />

und Vervielfältigung. Inhaber <strong>de</strong>s Copyright ist entwe<strong>de</strong>r<br />

<strong>de</strong>r Autor o<strong>de</strong>r durch Verlagsvertrag <strong>de</strong>r Verlag.<br />

Das übliche Zeichen lautet: ©<br />

Drucklegung<br />

Unter Drucklegung wer<strong>de</strong>n im Allgemeinen die gesamten technischen Arbeiten<br />

verstan<strong>de</strong>n, von <strong>de</strong>r Annahme <strong>de</strong>s Manuskriptes bis hin zur Abgabe<br />

<strong>de</strong>s gedruckten Rohmaterials an die Buchbin<strong>de</strong>rei.<br />

Erscheinungsjahr<br />

Mit diesem Wort ist das Jahr <strong>de</strong>s Erscheinens eines Buches gemeint bzw.<br />

das im Impressum einer Publikation angegebenen Jahr, in <strong>de</strong>m das Werk<br />

auf <strong>de</strong>n Markt gekommen ist. Oft wer<strong>de</strong>n Bücher, die im letzten Quartal<br />

eines Jahres erscheinen, auf das nächste Jahr datiert, damit sie im Verlagsprogramm<br />

länger als Neuerscheinung geführt wer<strong>de</strong>n können. Die<br />

Jahresangabe hat Be<strong>de</strong>utung u. a. für <strong>de</strong>n Beginn <strong>de</strong>r Schutzfrist sowie<br />

für das Zitieren bzw. für Quellenangaben.<br />

Fahne<br />

In <strong>de</strong>r Druckersprache ist eine Fahne ein Probeabzug. Der Autor muss in<br />

<strong>de</strong>r Regel die Fahnen seines Werkes lesen, korrigieren und freigeben.<br />

Gebun<strong>de</strong>n<br />

Es han<strong>de</strong>lt sich um einen Begriff <strong>de</strong>r Buchbin<strong>de</strong>rei. Je<strong>de</strong>s mit einem<br />

festen Einband versehene Buch ist ein gebun<strong>de</strong>nes Buch. Es kann dazu<br />

unterschiedliches Material verwen<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n, insbeson<strong>de</strong>re Pappe, Le<strong>de</strong>r,<br />

Halbleinen.<br />

Handbuch<br />

Darunter wird im Allgemeinen ein Buch verstan<strong>de</strong>n, das ein handliches<br />

Format bzw. einen leicht handhabbaren Umfang aufweist. Mit an<strong>de</strong>ren<br />

Worten eine kompakte, aber ausreichen<strong>de</strong> Darstellung eines bestimmten<br />

Wissensgebietes. Beispiel: Deyhle / Radinger: Controller Handbuch –<br />

enzy klopädisches Lexikon für die Controller Praxis.<br />

Impressum<br />

Dies ist die notwendige Herkunftsangabe eines Druckwerkes, in <strong>de</strong>r Regel<br />

auf <strong>de</strong>r Rückseite <strong>de</strong>s Titelblattes. Das Impressum muss <strong>de</strong>n Drucker und<br />

Verleger, u. U. <strong>de</strong>n Herausgeber o<strong>de</strong>r Verfasser angeben. Näheres regeln<br />

die einzelnen Lan<strong>de</strong>spressegesetze. Beispiel: Das Impressum <strong>de</strong>s Controller<br />

Magazins ist in <strong>de</strong>r Regel auf <strong>de</strong>n Seiten 2 und 3 unter <strong>de</strong>m Inhaltsverzeichnis<br />

zu fin<strong>de</strong>n.<br />

Zum guten Schluss<br />

Ich wünsche Ihnen zum neuen Jahr beruflichen Erfolg, alles Gute und<br />

persönliches Wohlergehen.<br />

Bis zum nächsten Mal herzliche Grüße<br />

„Ihr Bücherwurm“ Alfred Biel<br />

E-Mail: alfred.biel@gmx.<strong>de</strong>


CM Januar / Februar 2011<br />

Internationaler<br />

Controller Verein<br />

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Am 16. Mai 2011 verleiht <strong>de</strong>r ICV in München<br />

zum 9. Mal <strong>de</strong>n Controller-Preis. Dann<br />

wird <strong>de</strong>r Scheinwerfer im Saal kreisen, die<br />

Musik ertönen und <strong>de</strong>r Jury-Vorsitzen<strong>de</strong><br />

sagen: „The winner is ...!“ Im Publikum<br />

wer<strong>de</strong>n sich eine, vielleicht auch zwei Personen<br />

erheben und auf <strong>de</strong>n Weg zur Bühne<br />

machen, um dort <strong>de</strong>n Preis entgegenzunehmen<br />

und ihr Tool vorzustellen. Als Gewinner<br />

2010 kann ich sagen, allein das ist<br />

schon ein so unbeschreiblich tolles Gefühl,<br />

das <strong>de</strong>n Aufwand und die Mühen rechtfertigt.<br />

Natürlich gibt es noch mehr Grün<strong>de</strong>,<br />

warum sich Controller um diese renommierte<br />

Auszeichnung bewerben sollten.<br />

Die Bun<strong>de</strong>sagentur für Arbeit (BA) hat im Zuge<br />

ihrer Reform, von einer Behör<strong>de</strong> hin zu einem<br />

mo<strong>de</strong>rnen Dienstleister am Arbeitsmarkt, in<br />

<strong>de</strong>n letzten Jahren ein wirkungsorientiertes<br />

Controlling aufgebaut. Während klassische<br />

Verwaltungen traditionell inputorientiert <strong>de</strong>nken<br />

und han<strong>de</strong>ln steuert die BA wirkungsorientiert.<br />

Mit an<strong>de</strong>ren Worten, es ist nicht mehr<br />

entschei<strong>de</strong>nd, wie viel Geld für ein Arbeitsmarktprogramm<br />

ausgegeben wird, son<strong>de</strong>rn<br />

welche Integrationsleistung damit erzielt wird.<br />

Beitragsfinanzierte Finanzmittel sollen dort<br />

eingesetzt wer<strong>de</strong>n, wo sie die größte Wirkung<br />

entfalten. Dem liegt eine <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n Komponenten<br />

<strong>de</strong>s Ökonomischen Prinzips zugrun<strong>de</strong>,<br />

aus gegebenen Mitteln eine maximale Wirkung<br />

herauszuholen.<br />

Um ein <strong>de</strong>rartiges System zu steuern, bedarf es<br />

eines geschlossenen Regelkreises aus <strong>Planung</strong>,<br />

Zielvereinbarung und -nachhaltung, einschließlich<br />

Feedback und Feedforward. Betrieben wird<br />

dieser Managementkreislauf mit verschie<strong>de</strong>nen<br />

Instrumenten. Eines dieser Tools ist „SAMP“.<br />

Die Abkürzung steht für „Steuerung Arbeitsmarktprogramme“.<br />

Es dient <strong>de</strong>r rollieren<strong>de</strong>n<br />

Budgetplanung und Mittelsteuerung.<br />

Was war unsere Motivation, uns um <strong>de</strong>n ControllerPreis<br />

zu bewerben? 1. Wir waren <strong>de</strong>r<br />

Meinung, wir haben etwas zu bieten. Nicht nur<br />

ein stringentes wirkungsorientiertes Steuerungssystem,<br />

son<strong>de</strong>rn mit SAMP auch ein von<br />

<strong>de</strong>n Controllerinnen und Controllern <strong>de</strong>r BA<br />

entwickeltes und eingesetztes Werkzeug „at<br />

state of the art“. 2. Wir wollten uns mit <strong>de</strong>r<br />

Bewerbung um <strong>de</strong>n Preis <strong>de</strong>m Wettbewerb in<br />

<strong>de</strong>r Controller-Community stellen und zeigen,<br />

dass es auch im öffentlichen Sektor erfolgreiche<br />

Innovationen gibt.<br />

Controlling – Zukunft gestalten<br />

Top-Themen<br />

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� Der 36. Congress <strong>de</strong>r Controller<br />

am 16./17. Mai 2011 in München steht<br />

unter <strong>de</strong>m Motto: „Nach vorne <strong>de</strong>nken:<br />

flexibel wachsen mit Controlling“.<br />

Am Eröffnungstag wird <strong>de</strong>r Controller-<br />

Preis 2011 (Bewerbungsschluss:<br />

31.01.2011) verliehen. Am Nachmittag<br />

wird in diesen 4 Themenzentren gearbeitet:<br />

„Flexibilität und Controlling“,<br />

„Nachhaltigkeit und Controlling“,<br />

„Effizienz und Controlling“, „Innovation<br />

und Controlling“.<br />

(Frühbucherrabatt, 50 EUR, wird bis<br />

zum 15. März 2011 gewährt.)<br />

� Die ICV-Mitglie<strong>de</strong>rversammlung 2011<br />

tagt am Congress-Vortag, am 15. Mai.<br />

ICV-Geschäftsstelle<br />

Telefon +49 - 89 - 89 31 34 20<br />

www.controllerverein.com<br />

Was haben wir erhalten? Nicht nur einen Preis,<br />

son<strong>de</strong>rn auch die Bestätigung einer Jury und<br />

<strong>de</strong>s ICV, dass unser Tool leistungsfähig ist und<br />

wesentlich zur Erreichung <strong>de</strong>r Unternehmensziele<br />

beiträgt. Das sollte man nicht gering<br />

schätzen, <strong>de</strong>nn dies hilft auch <strong>de</strong>n einen o<strong>de</strong>r<br />

an<strong>de</strong>ren Kritiker in <strong>de</strong>r Organisation min<strong>de</strong>stens<br />

ein Stück weit nach<strong>de</strong>nklich zu machen.<br />

Diese Bestätigung ist gleichzeitig mit <strong>de</strong>m Ansporn<br />

verbun<strong>de</strong>n, gut zu bleiben und wo nötig<br />

auch noch besser zu wer<strong>de</strong>n.<br />

Last but not least war die Verleihung <strong>de</strong>s<br />

Preises auch noch Anlass für ein kleines Fest.<br />

Wo engagiert gearbeitet wird, muss auch<br />

mal gefeiert wer<strong>de</strong>n. Ein weiterer Grund, sich<br />

um <strong>de</strong>n ControllerPreis 2011 zu bewerben.<br />

Viel Erfolg!<br />

103


104<br />

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Am 27. November haben sich ICV-Vorstand,<br />

Regional<strong>de</strong>legierte, Ausschussvorsitzen<strong>de</strong>,<br />

Presseverantwortlicher, leiten<strong>de</strong>r Fachredakteur<br />

und Mitarbeiterinnen <strong>de</strong>r Geschäftsstelle<br />

zur turnusmäßigen Leitungskreis-Tagung<br />

in Frankfurt getroffen. Dabei<br />

stan<strong>de</strong>n Informations- sowie Meinungsaustausch<br />

und die Beratung <strong>de</strong>r weiteren Vereinsentwicklung<br />

im Mittelpunkt.<br />

Zu Beginn stellten sich die bei<strong>de</strong>n neuen Regional<strong>de</strong>legierten,<br />

Edita Szarska aus Polen und<br />

Rainer Linse aus <strong>de</strong>r Region Deutschland Süd,<br />

vor. Danach berichteten die Delegierten aus<br />

<strong>de</strong>n Regionen. Zu <strong>de</strong>n Schwerpunkten gehörten<br />

dabei die Regionaltagungen, von <strong>de</strong>nen in diesem<br />

Jahr die „Schweizer Tagung“, die „Controlling<br />

Competence Stuttgart“ und die „Controlling<br />

Insights Steyr“ eine beson<strong>de</strong>rs erfolgreiche<br />

Entwicklung genommen haben. Die Tagungsteilnehmer<br />

berieten eine Reihe von Optimierungsmaßnahmen<br />

bei <strong>de</strong>r Vorbereitung von<br />

Regionaltagungen 2011.<br />

In <strong>de</strong>n Berichten <strong>de</strong>r Regional<strong>de</strong>legierten wur<strong>de</strong>n<br />

zahlreiche neue Vorhaben angekündigt. So informierte<br />

die Delegierte Südosteuropa, Dragica<br />

Erčulj, über die unmittelbar bevorstehen<strong>de</strong> Gründung<br />

eines ersten ICV-Arbeitskreises „Kroatien“.<br />

Der österreichische Regional<strong>de</strong>legierte und stv.<br />

ICV-Vorstandsvorsitzen<strong>de</strong>, Heimo Losbichler,<br />

kündigte die Gründung eines „AK Bregenz“ an,<br />

<strong>de</strong>r Regional<strong>de</strong>legierte Rainer Linse eine weitere<br />

AK-Gründung in Süd<strong>de</strong>utschland.<br />

Als ein zentrales Thema <strong>de</strong>r Beratungen erwies<br />

sich die weitere Interna tionalisierung <strong>de</strong>s ICV.<br />

Dabei wird die englische Sprache als „zweite<br />

Vereinssprache“ eine Schlüsselrolle spielen. Einigkeit<br />

herrschte unter <strong>de</strong>n Tagungsteilnehmern,<br />

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Am 28. November fand eine Vorstandssitzung<br />

unter <strong>de</strong>r Leitung von Prof. Dr. Heimo<br />

Losbichler, stv. ICV-Vorstandsvorsitzen<strong>de</strong>r,<br />

in Frankfurt/M. statt. Daran nahmen die<br />

Vorstandsmitglie<strong>de</strong>r Conrad Günther, Marcus<br />

H. Haegi-Largo, Dr. Adrianna Lewandowska,<br />

Dr. Walter Schmidt und Dr. Bernd<br />

Schwarze teil, <strong>de</strong>r Vorstandsvorsitzen<strong>de</strong><br />

Siegfried Gänßlen hatte sich entschuldigt.<br />

Gast war ICV-Presseverantwortlicher Hans-<br />

Peter San<strong>de</strong>r.<br />

Der Nachbereitung <strong>de</strong>r Leitungskreis-Tagung<br />

folgte die Beratung verschie<strong>de</strong>ner Themen, zu<br />

<strong>de</strong>nen <strong>de</strong>r Vorstand Beschlüsse fasste.<br />

1. Der ICV wird die Einführung von Englisch als<br />

zweite Vereinssprache forcieren. Dazu gehö-<br />

eine „Englisch-Offensive“ im ICV zu starten, in<br />

<strong>de</strong>r u.a. Statements sowie an<strong>de</strong>re Dokumente<br />

für fremdsprachige Mitglie<strong>de</strong>r und Interessenten<br />

übersetzt wer<strong>de</strong>n.<br />

In Arbeitsgruppen hatten sich die Tagungsteilnehmer<br />

u.a. mit Fragen <strong>de</strong>r internen und externen<br />

Kommunikation sowie mit <strong>de</strong>r Gewinnung<br />

weiterer Firmenmitglie<strong>de</strong>r befasst. Der ICV-Vorstandsvorsitzen<strong>de</strong><br />

Siegfried Gänßlen dankte in<br />

seinem Bericht ausdrücklich <strong>de</strong>n Regional<strong>de</strong>legierten<br />

für die geleistete Arbeit und bat, diesen<br />

Dank <strong>de</strong>s Vorstan<strong>de</strong>s an die AK-Leiter zu übermitteln.<br />

Gänßlen war auch voller Anerkennung<br />

auf die Arbeit <strong>de</strong>r I<strong>de</strong>enwerkstatt eingegangen.<br />

Im November 2011 wird eine Tagung aller ICV-<br />

Arbeitskreisleiter angestrebt.<br />

Die Tagungs-Teilnehmer 2010. 1. Reihe v.l.n.r.: Carmen Zillmer, Dragica Erčulj, Edita Szarska, Adrianna Lewandowska,<br />

Aiste Lörgen, Sieglin<strong>de</strong> Wiesmann; 2. Reihe: Dieter Meyer, Rainer Linse, Lothar Kuhls, Conrad Günther, Siegfried Gänßlen,<br />

Siegfried Hampl, Walter Schmidt, Bernd Schwarze, Martin Herrmann, Alfred Biel, Heimo Losbichler, Marcus Haegi.<br />

ren die künftig systematische Übersetzung<br />

von Publikationen <strong>de</strong>s ICV; die Publikation<br />

englischer Mitteilungen aus <strong>de</strong>m Leben <strong>de</strong>s<br />

ICV; die Prüfung <strong>de</strong>r Möglichkeiten, kontinuierlich<br />

Artikel aus <strong>de</strong>m „Controller Magazin“<br />

zu übersetzen und auf <strong>de</strong>r Website <strong>de</strong>s ICV<br />

exklusiv für Mitglie<strong>de</strong>r zu veröffentlichen; die<br />

Prüfung einer englischen Übersetzung / Durchführung<br />

von Tagungen/Meetings mit signifikanter<br />

internationaler Beteiligung.<br />

2. Es wird ein ICV-Fachkreis „Green Controlling“<br />

gegrün<strong>de</strong>t.<br />

3. Die I<strong>de</strong>enwerkstatt wird sich 2011 schwerpunktmäßig<br />

mit <strong>de</strong>m Thema „Behavioural<br />

Controlling“ befassen.<br />

4. Der ICV konzentriert sich 2011 fachlich auf<br />

folgen<strong>de</strong> Themen: a) Nachhaltiges Control-<br />

ling: Diskussion <strong>de</strong>s White Paper „Green<br />

Controlling“, Konkretisierung <strong>de</strong>r „10 Kernpunkte<br />

nachhaltigen Controllings“; b) Mo<strong>de</strong>rn<br />

Budgeting: breite Diskussion <strong>de</strong>r<br />

praktischen Implikationen und von Anwendungsfällen;<br />

c) Wertorientierung nach<br />

<strong>de</strong>r Krise, inklusive Risikomanagement und<br />

Working Capital Management; d) Qualität<br />

und Controlling, Diskussion <strong>de</strong>r DIN SPEC<br />

1086 „Qualitätsstandards im Controlling“,<br />

Prozess-Mo<strong>de</strong>ll Controlling.<br />

5. Im Januar 2011 wird <strong>de</strong>r Vorstand über verschie<strong>de</strong>ne<br />

Mo<strong>de</strong>lle <strong>de</strong>r internationalen Mitgliedschaft<br />

entschei<strong>de</strong>n.<br />

6. Der Vorstand legt <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>rversammlung<br />

2011 einen Vorschlag zur Anpassung<br />

<strong>de</strong>r Mitgliedsbeiträge vor.<br />

7. Eine an die Image-Broschüre angepasste<br />

neue Präsentation über <strong>de</strong>n ICV (Deutsch &<br />

Englisch) wird online gestellt.


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Bereits zum sechsten Mal fand am 4. November<br />

2010 die Controlling Advantage<br />

Bonn CAB 2010 im Gas-Wasser-Zentrum in<br />

Bonn statt. Der herzliche Dank <strong>de</strong>s ICV<br />

richtet sich an die Referenten, die Organisatoren<br />

und die Besucher <strong>de</strong>r Tagung.<br />

Die AK-Leiter <strong>de</strong>r Region West organisierten gemeinsam<br />

das regionale Forum zum Wissens-<br />

und Erfahrungsaustausch. Sie haben erneut ein<br />

anspruchsvolles, interessantes Programm zusammenstellen<br />

und namhafte Referenten gewinnen<br />

können. Die von Anja Gondolf, Leiterin<br />

ICV-AK Rhein-Main, mo<strong>de</strong>rierte CAB unter <strong>de</strong>m<br />

Motto „Neue Erfahrungen nutzen – Instrumente<br />

schärfen!“ hatte sowohl Folgen <strong>de</strong>r Finanz- und<br />

Wirtschaftskrise als auch klassische Themen<br />

<strong>de</strong>s Controller-Services zum Gegenstand.<br />

Dr. Frank Martin (Vorsitzen<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Geschäftsführung<br />

<strong>de</strong>r Regionaldirektion <strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>sagentur<br />

für Arbeit in Frankfurt) stellte zunächst die<br />

aktuelle Situation auf <strong>de</strong>m Arbeitsmarkt in<br />

Deutschland vor. Er beleuchtete danach die<br />

Auswirkungen <strong>de</strong>r Finanz- und Wirtschaftskrise<br />

auf <strong>de</strong>n Arbeitsmarkt. Selbst die Fachwelt war<br />

überrascht, dass <strong>de</strong>r Arbeitsmarkt die Krise<br />

äußerst glimpflich überstan<strong>de</strong>n hat – insbeson<strong>de</strong>re<br />

im Vergleich zu an<strong>de</strong>ren westlichen Volkswirtschaften.<br />

Dies sei aber kein Grund sich<br />

entspannt zurückzulehnen, urteilte Dr. Martin<br />

und ging auf eine weitere bevorstehen<strong>de</strong> Krise<br />

ein, die <strong>de</strong>n Arbeitsmarkt „richtig hart treffen<br />

wird“: nämlich die Folgen <strong>de</strong>s <strong>de</strong>mografischen<br />

Wan<strong>de</strong>ls, Stichwort „Fachkräftebedarf“.<br />

Thilo Knuppertz und Ludger Goed<strong>de</strong> behan<strong>de</strong>lten<br />

danach das Thema Risikomanagement.<br />

Knuppertz ist Geschäftsführer <strong>de</strong>r BPM&O<br />

GmbH in Köln. Als Co-Referent stand ihm Ludger<br />

Goed<strong>de</strong> zur Seite; als Leiter Controlling bei<br />

Möbel Knappstein verantwortlich für die Bereiche<br />

Controlling, Finanzen und Risikomanagement.<br />

Obwohl Risikomanagement seit mehr<br />

als zehn Jahren ein in <strong>de</strong>r Öffentlichkeit oft genanntes<br />

Thema ist, tun sich aus Sicht <strong>de</strong>r Referenten<br />

in <strong>de</strong>r Praxis viele Unternehmen nach<br />

wie vor damit schwer, ein wirksames aber<br />

praktikables Risikomanagement aufzubauen<br />

und erfolgreich umzusetzen. Die wesentlichen<br />

Bestandteile eines wirksamen Risikomanagement-Systems<br />

wur<strong>de</strong>n anschaulich vorgestellt<br />

und <strong>de</strong>ren erfolgreiche Umsetzung am Beispiel<br />

bei Möbel Knappstein aufgezeigt.<br />

Hans Jochen Klütsch (Associate Partner) und<br />

Hartmut Ibershoff (Manager Finance) bei mbb<br />

consult aus Düsseldorf berichteten anschließend<br />

über aktuelle Aspekte beim Working Capital<br />

Management. Dabei wur<strong>de</strong> beson<strong>de</strong>res<br />

Augenmerk auf die kritischen Erfolgsfaktoren<br />

gelegt.<br />

Der Leiter <strong>de</strong>s ICV-Branchenarbeitskreises<br />

Energie+Wasser gab dann einen Einblick in<br />

das Vertriebscontrolling <strong>de</strong>r Versorgungswirtschaft.<br />

Ulrich Dorprigter (Düsseldorf) veranschaulichte<br />

die speziellen Rahmenbedingungen<br />

für Kosten- und Preis-Kalkulationen vor<br />

<strong>de</strong>m Hintergrund erheblich schwanken<strong>de</strong>r Einkaufspreise<br />

in <strong>de</strong>r Energiewirtschaft und vermied<br />

auch nicht, auf die spezielle Risikolage<br />

insbeson<strong>de</strong>re bei Gasversorgungsunternehmen<br />

hinzuweisen.<br />

Der Geschäftsführer <strong>de</strong>r HICHERT+PARTNER<br />

AG Kreuzlingen, Dr. Rolf Hichert, startete in das<br />

Nachmittagsprogramm mit „Was Berichte berichten“.<br />

Die von ihm entwickelten sieben Regeln<br />

für Berichte und Präsentationen „SUCCESS“<br />

stellte er mit vielen Beispielen gespickt <strong>de</strong>n<br />

Rolf Hichert und Anja Gondolf während <strong>de</strong>r CAB 2010.<br />

Zuhörern dar. In seinem mitreißen<strong>de</strong>n Vortrag<br />

sparte er auch nicht bei <strong>de</strong>r Demonstration beson<strong>de</strong>rs<br />

abschrecken<strong>de</strong>r Beispiele.<br />

Als einzige weibliche Referentin <strong>de</strong>r Tagung<br />

berichtete Dr. Alexandra Schichtel (Inhaberin<br />

<strong>de</strong>r Managementberatung Change Compass<br />

für Change Management und Unternehmensentwicklung<br />

in Hemsbach/Bergstraße) über<br />

Grün<strong>de</strong>, Hintergrün<strong>de</strong> und Zusammenspiel <strong>de</strong>r<br />

ControllerInnen mit an<strong>de</strong>ren Aufgabenträgern<br />

beim für viele neuen Thema Kommunikations-<br />

Controlling. Dr. Schichtel berät Führungskräfte<br />

bei <strong>de</strong>r Steuerung von Verän<strong>de</strong>rungsprozessen<br />

und ist engagiertes Mitglied im ICV-Fachkreis<br />

Kommunikations-Controlling, <strong>de</strong>ssen Arbeit<br />

und Statement die Basis ihres Vortrags bil<strong>de</strong>te.<br />

Den Abschluss <strong>de</strong>r Tagung gestaltete Rainer<br />

Vieregge (Aachen) – Leiter <strong>de</strong>s ICV-FAK Controlling<br />

und Qualität, sowie <strong>de</strong>s regionalen AK<br />

Aachen-Lüttich-Maastricht. Rainer Vieregge<br />

kümmert sich seit vielen Jahren um das Zusammenspiel<br />

von Controlling und Qualität. In<br />

seinem Vortrag zeigte er das große Potential<br />

aus einer wirksamen Zusammenarbeit von<br />

Controllern und „Qualitätern“ auf. Die Basis<br />

seines Vortrags bil<strong>de</strong>te das Impulspapier <strong>de</strong>s<br />

Fachkreises „Controlling & Qualität“.<br />

Die Besucher nutzten die CAB, um Erfahrungen<br />

auszutauschen und Kontakte zu knüpfen. Die<br />

7. Controlling Advantage Bonn CAB 2011 fin<strong>de</strong>t<br />

am 10.11.2011 statt.<br />

Info: Anja Gondolf<br />

CM Januar / Februar 2011<br />

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Was Controlling erfolgreich macht<br />

Rund 150 Gäste waren zur CCS 2010 ins IBM-Forum Ehningen gekommen.<br />

Als Rainer Linse, ICV-Regional<strong>de</strong>legierter<br />

Deutschland Süd, die „8. Controlling Competence<br />

Stuttgart CCS 2010“ am 18. November<br />

eröffnete, konnte er fast 150 Gäste<br />

begrüßen. Gastgeber war wie<strong>de</strong>r IBM<br />

Deutschland, Veranstaltungsort das IBM<br />

Forum Ehningen. Die von <strong>de</strong>n süd<strong>de</strong>utschen<br />

Arbeitskreisen organisierte Fachtagung<br />

hatte bei <strong>de</strong>n Teilnehmerzahlen gegenüber<br />

<strong>de</strong>m Vorjahr <strong>de</strong>utlich zugelegt. Im<br />

Namen <strong>de</strong>r IBM Deutschland GmbH begrüßte<br />

Reinhard Reschke, Geschäftsführer<br />

(Finanzen), die Gäste.<br />

Den ersten Vortrag <strong>de</strong>r CCS 2010, „Datenbasierte<br />

Unternehmensführung – neuere Metho<strong>de</strong>n<br />

für Analyse und Visualisierung“, hielt Dr.<br />

Nicolas Bissantz, Geschäftsführen<strong>de</strong>r Gesellschafter<br />

<strong>de</strong>r Bissantz & Company GmbH, Nürnberg.<br />

Bissantz zeigte zunächst Beispiele für die<br />

Darstellung von Daten in <strong>de</strong>r Wirtschaftspresse;<br />

schlechte und auch gute, in <strong>de</strong>nen Controller<br />

sogar „ba<strong>de</strong>n könnten“. Deutlich wur<strong>de</strong>n<br />

Bissantz‘ Auffassungen von gelungener Datenvisualisierung;<br />

beson<strong>de</strong>ren Wert legte er auf<br />

eine hohe Datendichte. Sein Vortrag gestaltete<br />

sich zu einem engagierten Plädoyer, „Abschied<br />

von <strong>de</strong>n Ampeln“ zu nehmen. Bissantz machte<br />

<strong>de</strong>utlich, dass er großen Verän<strong>de</strong>rungsbedarf<br />

im Controlling sehe: „Die paar Zahlen, die wir<br />

heute haben, die machen sich zu wichtig.“ So<br />

fand <strong>de</strong>r Vortrag auch in <strong>de</strong>r Kaffeepause in<br />

angeregten Gesprächen seine Fortsetzung.<br />

Danach stand „Die Verteidigung von Verrechnungspreisen<br />

in <strong>de</strong>r Betriebsprüfungspraxis“<br />

auf <strong>de</strong>r CCS-Agenda. Der Referent, Prof. Dr.<br />

Thomas Borstell, ist International Tax Partner in<br />

<strong>de</strong>r Steuerabteilung von Ernst & Young in Düsseldorf,<br />

leitet weltweit die Beratung zu Fragen<br />

<strong>de</strong>r Verrechnungspreise bei Ernst & Young und<br />

ist Lehrbeauftragter und Honorarprofessor für<br />

„International Tax Planning“ an <strong>de</strong>r Universität<br />

Köln. Zur Einführung sprach Borstell über die<br />

Reaktionen <strong>de</strong>r Steuerverwaltungen auf die<br />

wirtschaftliche Lage und <strong>de</strong>ren verän<strong>de</strong>rtes<br />

Vorgehen. Dann erörterte er die eigene Vorbereitung<br />

<strong>de</strong>r Unternehmen, speziell <strong>de</strong>s Controllings,<br />

auf eine Verrechnungspreis-Betriebsprüfung.<br />

Borstell skizzierte typische Vorgehen von<br />

Betriebsprüfern sowie übliche Abwehrstrategien.<br />

Schließlich erläuterte er, wie sich eine<br />

Doppelbesteuerung beseitigen lässt und widmete<br />

sich auch Klagewegen, Verständigungs-<br />

sowie Schiedsverfahren.<br />

Den dritten und Abschlussvortrag hielt Siegfried<br />

Gänßlen, ICV-Vorstandsvorsitzen<strong>de</strong>r und<br />

CEO <strong>de</strong>r Hansgrohe AG, Schiltach: „Was macht<br />

Controller erfolgreich?“ Zunächst skizzierte er<br />

die Erwartungen <strong>de</strong>r Manager an die Controller.<br />

Dann widmete sich Gänßlen u.a. Fragen<br />

wie intelligentes Kostenmanagement, globale<br />

Steuerung, Risikomanagement in <strong>de</strong>r globalisierten<br />

Welt sowie einem „Controlling <strong>de</strong>r Controller“.<br />

Es gehe auch um hohe Effizienz und<br />

Geschwindigkeit sowie niedrige Kosten in <strong>de</strong>n<br />

Controllingabteilungen.<br />

Gänßlen sprach dann über <strong>de</strong>n „Rollenwan<strong>de</strong>l<br />

<strong>de</strong>r Controller vom Financial Controller zum<br />

Business Partner“. Die heutige Rolle schließe<br />

auch Rollen als Dienstleister, Kommunikator,<br />

Mo<strong>de</strong>rator, Experte, Berater bis hin zum Innovator<br />

ein. Zum Abschluss stan<strong>de</strong>n die Lehren<br />

aus <strong>de</strong>r Krise auf <strong>de</strong>r Agenda von Gänßlens<br />

Vortrag. Er legte dar, was er unter „An<strong>de</strong>rs<br />

machen, nicht weiter machen“ versteht. Unter<br />

an<strong>de</strong>rem gehöre dazu, „Kosten intelligent zu<br />

senken”; Preise nur dort zu senken, wo nachhaltig<br />

Marktanteile gewonnen wer<strong>de</strong>n könnten;<br />

nicht an Innovationen zu sparen: Prioritäten zu<br />

setzen und danach zu han<strong>de</strong>ln; in Vertrieb und<br />

Marketing gezielt zu investieren; schnell und<br />

mutig Entscheidungen zu treffen. Der Referent<br />

mahnte: „Auf <strong>de</strong>m Altar <strong>de</strong>r Kostensenkung<br />

darf die Unternehmenskultur nicht geopfert<br />

wer<strong>de</strong>n!“<br />

Die 9. Controlling Competence Stuttgart CCS<br />

2011 fin<strong>de</strong>t am 24. November 2011 wie<strong>de</strong>r im<br />

IBM-Forum Ehningen statt.<br />

Rainer Linse folgt<br />

Walter Meissner<br />

Auf Walter Meissner (links) folgt Rainer Linse.<br />

Rainer Linse (52), Geschäftsführer <strong>de</strong>r confi<strong>de</strong>nce<br />

consult GmbH, Freiberg a. N., ist neuer<br />

ICV-Regional<strong>de</strong>legierter Deutschland Süd. In<br />

diesem Ehrenamt koordiniert Linse die neun<br />

süd<strong>de</strong>utschen Arbeitskreise <strong>de</strong>s ICV. Er folgt<br />

<strong>de</strong>m langjährigen ICV-Regional<strong>de</strong>legierten<br />

Walter Meissner, IBB-Management Beratung<br />

& Training, Eggenfel<strong>de</strong>n bei Passau, <strong>de</strong>m <strong>de</strong>r<br />

ICV-Vorstand herzlich für die geleistete, verdienstvolle<br />

Arbeit dankt.<br />

Rainer Linse ist seit 1990 ICV-Mitglied, arbeitete<br />

im AK Südwest und wur<strong>de</strong> 2005 Leiter <strong>de</strong>s<br />

neu gegrün<strong>de</strong>ten AK Heilbronn-Künzelsau. Seit<br />

2007 war er stv. Regional<strong>de</strong>legierter Deutschland<br />

Süd.


CCS 2010: Der Volatilität im Markt gerecht wer<strong>de</strong>n<br />

Die Controlling Insights Steyr CIS 2010 am<br />

19. November hat eine Schallmauer durchbrochen:<br />

Erstmals zählte eine ICV-Regionaltagung<br />

über 300 Teilnehmer. Zur CIS 2010<br />

konnte Tagungsorganisator und -leiter, Prof.<br />

Dr. Heimo Losbichler, Stv. ICV-Vorstandsvorsitzen<strong>de</strong>r,<br />

Studiengangleiter Controlling,<br />

Rechnungswesen und Finanzmanagement,<br />

FH-Oberösterreich Steyr, rund 320 Teilnehmer<br />

begrüßen. Das CCS-Programm vermittelte<br />

„Insights“ in erfolgreiche Praxisbeispiele<br />

und war abgestimmt auf die aktuellen<br />

Herausfor<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>s Wirtschaftslebens:<br />

Controlling-Systeme zu schaffen, die <strong>de</strong>n<br />

hohen Volatilitäten im Markt, auch nach <strong>de</strong>r<br />

überwun<strong>de</strong>nen Krise, gerecht wer<strong>de</strong>n.<br />

Der Eröffnungsvortrag von Erwin Staudt, Präsi<strong>de</strong>nt<br />

<strong>de</strong>s VfB Stuttgart und früherer General Manager<br />

IBM Deutschland, war „Strategische Ausrichtung:<br />

Was Controller von Fußballern lernen<br />

können“ überschrieben. Staudt beschrieb zunächst<br />

das System Profifußball aus betriebswirtschaftlicher<br />

Sicht. Er stellte „strategische<br />

Stellschrauben“ <strong>de</strong>s VfB Stuttgart vor und berichtete,<br />

wie Managementinstrumente aus <strong>de</strong>r<br />

Wirtschaft adaptiert wor<strong>de</strong>n sind. Staudt ging<br />

zu<strong>de</strong>m auf die Finanz- und Ergebnisplanung,<br />

z.B. mit Hilfe von <strong>Simulation</strong>srechnungen, ein.<br />

„Warum CFOs auch das Controlling auslagern“,<br />

erklärte anschließend Mag. Christoph Prieler,<br />

Offshoring Advisor McKinsey & Co, Flextronics,<br />

IBM. Er richtete <strong>de</strong>n Blick auf die gewachsenen<br />

Anfor<strong>de</strong>rungen an Finanzabteilungen und stellte<br />

seine Ansichten vor, wie Outsourcing bzw.<br />

Offshoring (O&O) zur Lösung beitragen könnten.<br />

Schließlich beschrieb er Faktoren für ein<br />

erfolgreiches O&O <strong>de</strong>r Finanzaktivitäten.<br />

„Finanzierung 2011 – Auswirkungen von Basel<br />

III auf die Beziehung Banken – Unternehmen“<br />

war das nächste Thema. In seinem Vortrag<br />

skizzierte Mag. Christoph Wurm, Vorstand VKB<br />

Bank, Lehren aus <strong>de</strong>r Krise. Dann widmete er<br />

sich Liquidität und (Eigen)kapital als <strong>de</strong>n bestimmen<strong>de</strong>n<br />

Finanzfaktoren für Banken und Unternehmen.<br />

Im Zusammenhang von Basel III sprach<br />

Wurm zum Rating als Grundlage <strong>de</strong>s Kredit-<br />

managements und <strong>de</strong>n sich daraus ergeben<strong>de</strong>n<br />

Anfor<strong>de</strong>rungen an die Controller.<br />

Mag. Robert Kastil, CFO <strong>de</strong>r Rosenbauer AG,<br />

stellt danach unter <strong>de</strong>r Überschrift „Nachhaltige<br />

Unternehmensführung – Der Weg vom<br />

Familien unternehmen zum globalen Player“ die<br />

Erfolgsgeschichte seines Unternehmens vor.<br />

Der Rosenbauer-CFO beschrieb wichtige Entwicklungsetappen<br />

wie <strong>de</strong>n Börsengang und<br />

widmete sich <strong>de</strong>n strategischen Erfolgsfaktoren<br />

seines familiengeführten Hauses.<br />

„Wertorientiertes Management bei Lufthansa –<br />

nur ein ganzheitlicher Ansatz führt zum Erfolg“<br />

war das Referat von Karl-Heinz Steinke, Leiter<br />

Konzern-Controlling Lufthansa AG, überschrieben.<br />

Zunächst stellt Steinke, <strong>de</strong>r in <strong>de</strong>r ICV-I<strong>de</strong>enwerkstatt<br />

mitarbeitet, sein Unternehmen vor, in<br />

<strong>de</strong>m das Controlling verantwortlich für die Umsetzung<br />

und Weiterentwicklung <strong>de</strong>s Konzepts <strong>de</strong>r<br />

wertorientierten Konzernsteuerung ist. Dann widmete<br />

er sich <strong>de</strong>tailliert <strong>de</strong>m Cash Value Ad<strong>de</strong>d<br />

(CVA) als Spitzenkennzahl <strong>de</strong>r Konzernsteuerung.<br />

Die CIS-Podiumsdiskussion war „Nachhaltigkeit<br />

– Mo<strong>de</strong>wort o<strong>de</strong>r Umbruch im Management?“<br />

überschrieben. Es diskutieren Christoph Wurm,<br />

VKB; Ernst Hai<strong>de</strong>nthaler, Standortleiter KPMG;<br />

Ulrike Rubasch, Wirtschaftsredakteurin „Oberösterreichische<br />

Nachrichten“; Anton Innauer,<br />

Olympiasieger; Karl-Heinz Steinke, Lufthansa;<br />

Heimo Losbichler, ICV. Zunächst verständigten<br />

sich die Diskutanten zum Begriff „Nachhaltig-<br />

Den 320 Gästen bot die CIS 2010 spannen<strong>de</strong> „Insights“ in erfolgreiche Unternehmen.<br />

CM Januar / Februar 2011<br />

keit“. Die Run<strong>de</strong> riss danach die Frage an, ob<br />

Nachhaltigkeit ein Wettbewerbsvorteil o<strong>de</strong>r eher<br />

ein -nachteil sein wer<strong>de</strong>. Dabei waren sich die<br />

Teilnehmer einig: Verantwortungsvolles unternehmerisches<br />

Han<strong>de</strong>ln dürfe kein Nachteil sein.<br />

Dr. Peter Untersperger, CEO Lenzing AG, sprach<br />

anschließend über „Diskontinuität als Unternehmenssteuerungsinstrument“.<br />

Er plädierte in seinem<br />

Vortrag, <strong>de</strong>r sich vor allem um die Mitarbeiterführung<br />

drehte, u.a. auch für eine persönliche<br />

Ergebnisrechnung – vor allem hochbezahlter<br />

Spitzenleute. Außer<strong>de</strong>m meinte Untersperger,<br />

Top-Performer, dazu zählten auch die Controller,<br />

müssten ein Herz haben und sie müssten dies<br />

<strong>de</strong>n Mitarbeitern zeigen.<br />

Als prominenter Schlussredner <strong>de</strong>r CIS 2010<br />

sprach Anton Innauer, Skisprung-Olympiasieger,<br />

Erfolgstrainer, Sportmanager, zum Thema: „Was<br />

motiviert <strong>de</strong>n Menschen zu Spitzenleistungen?“<br />

Er gewährte dabei Einblicke in die Skisprungszene.<br />

Sein persönlicher Rat: Das Wichtigste um<br />

Spitzenleistungen zu erreichen ist Regeneration;<br />

das gelte längst nicht nur für <strong>de</strong>n Sport.<br />

Zum Abschluss <strong>de</strong>r CIS 2010 dankte Prof. Dr.<br />

Heimo Losbichler <strong>de</strong>n Referenten und seiner<br />

Kollegin Elke Schlemmer, die maßgeblich zur<br />

erfolgreichen Organisation dieser „Festspiele<br />

<strong>de</strong>r österreichischen Controlling-Community“<br />

beigetragen hatte, sowie <strong>de</strong>m ganzen Organisationsteam.<br />

Die 10. Controlling Insights Steyr<br />

wird am 18. November 2011 stattfin<strong>de</strong>n.<br />

107


108<br />

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Impulspapier: Thesen<br />

stehen zur Diskussion<br />

Der Fachkreis „Controlling & Qualität“, getragen<br />

vom ICV und <strong>de</strong>r Deutschen Gesellschaft<br />

für Qualität DGQ, hat auf <strong>de</strong>r ICV-<br />

Website in einem „Impulspapier“ Thesen<br />

zur Diskussion gestellt. Der FAK unterbreitet<br />

unter <strong>de</strong>m Titel „Controlling und Qualität –<br />

Thesen zur nachhaltigen Steuerung wirtschaftlicher<br />

Excellence“ neue Sichtweisen,<br />

setzt interessante Akzente und verwen<strong>de</strong>t<br />

sich für erweiterte Möglichkeiten in <strong>de</strong>r Zusammenarbeit<br />

bei<strong>de</strong>r Funktionen.<br />

Mit <strong>de</strong>n im Impulspapier dokumentierten Arbeitsergebnissen<br />

la<strong>de</strong>n die Autoren ein, über die<br />

angestammten klassischen Bil<strong>de</strong>r hinaus zu blicken,<br />

das Bestehen<strong>de</strong> zu reflektieren, an Themen<br />

in <strong>de</strong>r Entwicklung aktiv teilzuhaben und<br />

eine Annäherung an komplexe und vielleicht<br />

auch kritische Sachverhalte zu wagen. Sie hoffen<br />

auf Zustimmung und Wi<strong>de</strong>rspruch zugleich,<br />

um zur Weiterentwicklung <strong>de</strong>s Controllings wie<br />

<strong>de</strong>s Qualitätsmanagements beitragen zu können.<br />

Wie die Autoren schreiben, empfin<strong>de</strong>n sie<br />

es als persönlich und fachlich bereichernd, an<br />

dieser Diskussion aktiv teilzunehmen und hoffen<br />

auf viele mitdiskutieren<strong>de</strong> Leser.<br />

Im ICV-Blog (http://blog.controllerverein.<strong>de</strong>)<br />

wur<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>r eigens eingerichteten Kategorie<br />

„Impulspapier Controlling & Qualität” sowohl<br />

das Impulspapier als auch Platz für Stellungnahmen<br />

zur öffentlichen Diskussion bereitgestellt.<br />

Eine erste Stellungnahme hat Alfred Biel,<br />

leiten<strong>de</strong>r ICV-Fachredakteur, abgegeben. Unter<br />

an<strong>de</strong>rem diskutiert Biel das Pro und Contra von<br />

Regulierung und Normen im Controlling. „Möglicherweise<br />

kann die Antwort heißen: Regulie-<br />

Alfred Biel<br />

rungen (Normen, Standards usw.) ja, aber bitte<br />

mit viel Augenmaß“, schreibt Biel. „Zu<strong>de</strong>m<br />

kann es nur um einen empfehlen<strong>de</strong>n und nicht<br />

um einen verpflichten<strong>de</strong>n Charakter <strong>de</strong>rartiger<br />

‚Vorschriften‘ gehen.“<br />

Eine weitere Frage wirft er in seiner Stellungnahme<br />

auf; ob im Impulspapier ein „ICV-Controller“<br />

gemeint ist als Synonym für „Qualitätscontroller“<br />

o<strong>de</strong>r ob es mehr um Qualitäts-<br />

management im Controlling geht. Letztlich<br />

gehe es doch um eine schlüssige Argumentation<br />

und Beweisführung, warum man Controlling<br />

und Qualitätsmanagement enger zusammenführen<br />

sollte.<br />

Weitere Diskussionsbeiträge sind herzlich willkommen.<br />

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Am 22. Oktober hat in St. Petersburg das 20.<br />

Symposium <strong>de</strong>s russischen Controllervereins<br />

unter <strong>de</strong>r Leitung von Prof. Sergey Falko (Bild:<br />

2.v.r.) stattgefun<strong>de</strong>n. Den Eröffnungsvortrag<br />

hielt Prof. Dr. Utz Schäffer (rechts), Mitglied <strong>de</strong>s<br />

ICV-Kuratoriums, WHU Otto Beisheim School of<br />

Management. Einen weiteren Vortrag hielten<br />

gemeinsam Liudmila Häusser und Björn Baltzer<br />

(Bild) von <strong>de</strong>r Universität Bamberg.<br />

Erster Arbeitskreis<br />

Spanien startet<br />

Im Oktober hatten in Barcelona Ulrich Müller,<br />

Vorsitzen<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s Circulo Controller, und Dietmar<br />

Pascher, Controller Aka<strong>de</strong>mie (CA), im<br />

Namen <strong>de</strong>s ICV zur Kick-Off-Veranstaltung für<br />

einen ICV-Arbeitskreis in Spanien eingela<strong>de</strong>n.<br />

15 Teilnehmer aus spanischen und <strong>de</strong>utschen<br />

Firmen waren gekommen. Weitere Treffen<br />

wer<strong>de</strong>n angekündigt auf <strong>de</strong>r ICV-Website sowie<br />

unter www.circulocontroller.com.<br />

AK Litauen freut sich<br />

über wachsen<strong>de</strong>s<br />

Interesse<br />

Am 17. September hat sich <strong>de</strong>r AK Litauen zu<br />

seiner 8. Sitzung getroffen. Unter <strong>de</strong>n 14 Teilnehmern<br />

wur<strong>de</strong>n zwei neue Interessenten begrüßt.<br />

Themen <strong>de</strong>r Sitzung waren BSC, KPI<br />

und Instrumente <strong>de</strong>s Controllings. Auf <strong>de</strong>r<br />

ICV-Website ist unter „Aktuelles aus <strong>de</strong>m ICV“<br />

sowie unter „News“ im englischsprachigen Bereich<br />

ein ausführlicher Bericht zu <strong>de</strong>m Treffen<br />

online.


Aus ControllingWiki: Total Quality Management<br />

Total-Quality-Management (TQM) ist eine<br />

Metho<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Unternehmensführung, mit<br />

<strong>de</strong>r Markt erfolg durch Qualität <strong>de</strong>r angebotenen<br />

Produkte und Dienstleistungen erreicht<br />

wer<strong>de</strong>n soll. Ziel ist es, durch höhere<br />

Produktivität, geringeren Fehlleistungsaufwand<br />

und niedrigere Kosten einen größeren<br />

Unternehmenserfolg zu erreichen.<br />

Die Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>r drei<br />

Schlüsselbegriffe<br />

Total: Ausnahmslos alle Geschäftsbereiche<br />

<strong>de</strong>s Unternehmens und Mitarbeiter sind in die<br />

Qualitätsverbesserung einzubeziehen. Das gilt<br />

für Produkte und gleichermaßen für Dienstleistungen.<br />

Qualität: Nach DIN 55350, Teil 11, ist Qualität<br />

<strong>de</strong>finiert als „die Beschaffenheit einer Einheit<br />

bezüglich ihrer Eignung, festgelegte und vorausgesetzte<br />

Erfor<strong>de</strong>rnisse zu erfüllen“. Diese<br />

für <strong>de</strong>n praktischen Gebrauch wenig griffige<br />

Definition kann aber auch marktnäher gefasst<br />

wer<strong>de</strong>n: Qualität ist, was <strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong> for<strong>de</strong>rt und<br />

empfin<strong>de</strong>t, d. h., Qualität ist als Kun<strong>de</strong>nnutzen<br />

eine ständig fließen<strong>de</strong> Größe.<br />

Management: Qualität beginnt immer im Kopf.<br />

Für das Unternehmen heißt das, dass bei TQM<br />

das Management die aktive Führungsrolle<br />

(quality lea<strong>de</strong>rship) übernehmen muss. Dazu<br />

gehören sinnorientiertes Han<strong>de</strong>ln und Vorbildfunktion.<br />

Warum wird TQM eingesetzt?<br />

TQM ist unverzichtbar, weil erfahrungsgemäß<br />

������������������������������������������<br />

Managementfehlern beruhen<br />

���������������������������������������������seitigung<br />

eingesetzt wer<strong>de</strong>n müssen<br />

�����������������������������������������������<br />

��������������������������������������kun<strong>de</strong>ngewinnung<br />

beträgt<br />

������������������������������������������������manent<br />

im Managementfokus stehen muss,<br />

worin <strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong>nnutzen besteht und zukünftig<br />

bestehen wird.<br />

Welche Ziele verfolgt TQM?<br />

Adressat aller TQM-Aktivitäten ist zuerst <strong>de</strong>r externe<br />

Kun<strong>de</strong>. Er allein entschei<strong>de</strong>t, ob er <strong>de</strong>m<br />

Unternehmen vertraut und weiter Kun<strong>de</strong> bleibt.<br />

Deshalb müssen alle Möglichkeiten zur Vertrauensbildung<br />

und Zufrie<strong>de</strong>nstellung <strong>de</strong>s Kun<strong>de</strong>n<br />

ausgeschöpft wer<strong>de</strong>n. TQM kann sich nicht in<br />

Optimierung interner Prozesse erschöpfen o<strong>de</strong>r<br />

ausschließlich auf die Qualitätsverbesserung<br />

von Produkten beziehen, <strong>de</strong>nn <strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong> erlebt<br />

Qualität als Ensemble, das über <strong>de</strong>n Produktnutzen<br />

hinausgeht. Dazu gehören beispielsweise<br />

��������������������������������������������<br />

und Verpackung<br />

��������������������������������������������dienst<br />

und Servicebesuche<br />

���������������������������������������������meiner<br />

Schriftverkehr.<br />

Oft verursachen die „fertigungsfernen“ Bereiche<br />

wie Vertrieb, Rechnungswesen, Lagerhaltung o<strong>de</strong>r<br />

��������������������������������������������<br />

TQM geht davon aus, dass auch innerhalb <strong>de</strong>s<br />

Unternehmens Kun<strong>de</strong>n-Lieferanten-Beziehungen<br />

existieren. Es betrachtet je<strong>de</strong>s Prozessergebnis<br />

als Produkt. Deshalb bestehen die<br />

Säulen <strong>de</strong>s TQM in <strong>de</strong>r Qualitätsverpflichtung<br />

<strong>de</strong>s Managements durch externe und interne<br />

Kun<strong>de</strong>norientierung und im Einsatz geeigneter<br />

Instrumente zur Qualitätssteuerung.<br />

Worin bestehen die Aufgaben<br />

<strong>de</strong>s Managements und<br />

wie wer<strong>de</strong>n sie realisiert?<br />

Dauerhafte und verlässliche Qualität gibt es nur<br />

dort, wo das Management täglich versteht, dass<br />

kontinuierliche Qualitätsverbesserung und Kun<strong>de</strong>norientierung<br />

keine Schlagwörter sind. Die<br />

Aufgaben <strong>de</strong>r Unternehmensleitung bestehen<br />

darin,<br />

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orientierte Visionen zu entwickeln, zu för<strong>de</strong>rn<br />

und zu verwirklichen und, davon abgeleitet,<br />

die Qualitätsziele zu <strong>de</strong>finieren<br />

���������������������������������������������<br />

TQM durchführen zu können<br />

���������������������������������������������<br />

alle an<strong>de</strong>ren Führungskräfte auch, teilzunehmen<br />

sowie<br />

���������������������������������������������<br />

von Budget- und Ergebnisbesprechungen zu<br />

machen.<br />

Zur Entwicklung einer Qualitätskultur im Unternehmen<br />

haben sich folgen<strong>de</strong> Managementregeln<br />

bewährt:<br />

��������������������������������������������terorientierung<br />

���������������������������������������������<br />

Kostenfaktoren<br />

�������������������������������������������<br />

gehören zusammen<br />

�����������������������������������������zuweisungen<br />

sind unproduktiv<br />

����������������������������������������������<br />

wird vorgebeugt<br />

������������������������������������������jective<br />

(MbO) bzw. Management by Results<br />

(MbR)<br />

������������������������������������������mierung<br />

���������������������������������������������<br />

Bestandteil <strong>de</strong>r täglichen Arbeit<br />

��������������������������������������������tätswesen<br />

ist Know-how- und Beratungszentrum<br />

für alle Qualitätsbelange, aber nicht Verantwortungsträger<br />

o<strong>de</strong>r Kontrollinstanz.<br />

Achtung<br />

CM Januar / Februar 2011<br />

Zur Qualitätspolitik <strong>de</strong>s Managements gehört<br />

es, Qualitätsgrundsätze zu formulieren, die für<br />

alle Mitarbeiter und alle Prozesse im Unternehmen<br />

gültig sind. Bereichsweise sind aus ihnen<br />

Qualitätsziele und -maßnahmen bis zum einzelnen<br />

Arbeitsplatz abzuleiten. Zu <strong>de</strong>n wichtigsten<br />

Umsetzungsmaßnahmen gehören Null-Fehler-<br />

Programme und kontinuierliche Verbesserungen,<br />

die von Qualitätszirkeln bzw. interdisziplinären<br />

Teams verwirklicht wer<strong>de</strong>n.<br />

Textauszug; vollständiger Artikel auf<br />

www.controlling-wiki.com.<br />

Prof. Dr. Peter W. Weber<br />

109


110<br />

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Was macht <strong>de</strong>r „Fachkreis Controlling<br />

& Innovation“?<br />

Innovation bzw. Innovationsmanagement<br />

und Controlling haben in <strong>de</strong>n letzten Jahren<br />

nichts von ihrer Aktualität und Relevanz<br />

verloren. Im Gegenteil: Bei<strong>de</strong> Disziplinen<br />

stehen auf <strong>de</strong>r unternehmerischen Agenda<br />

ganz oben. Bei<strong>de</strong> haben zum Ziel, an zukünftigen<br />

Unternehmenserfolgen entschei<strong>de</strong>nd<br />

mitzuwirken, verfolgen dieses Ziel jedoch<br />

aus unterschiedlichen Perspektiven<br />

und mit unterschiedlichen Metho<strong>de</strong>n und<br />

Instrumenten.<br />

Der ICV-Fachkreis Controlling & Innovation hat<br />

sich im Dezember 2008 (erneut) konstituiert,<br />

um das Management und die Steuerung von<br />

Innovationen im Expertenkreis zu diskutieren,<br />

die Konvergenz bei<strong>de</strong>r Perspektiven voranzutreiben<br />

und einen Beitrag für die strategische<br />

und operative Innovatoren- und Controllertätigkeit<br />

zu leisten. Der FAK soll damit eine innovative,<br />

interaktive Informations-, Wissens- und<br />

Diskussionsplattform bil<strong>de</strong>n, die von Praktikern,<br />

Beratern und Wissenschaftlern entwickelt<br />

und gelebt wird.<br />

�������������������������������������������������<br />

vertrauensvolle Kommunikation und Kooperation<br />

zwischen <strong>de</strong>n FAK-Mitglie<strong>de</strong>rn eine Verbesserung<br />

und Professionalisierung von F&E-,<br />

Innovations- und Controllingprozessen an.<br />

�����������������������������������������������<br />

Basis empirischer Arbeiten ein Beitrag zur<br />

angewandten Innovations- & Controlling-Forschung<br />

in Form wissenschaftlicher Studien<br />

und aktueller Beiträge geliefert wer<strong>de</strong>n.<br />

����������������������������������������������<br />

dient als Kommunikationsdrehscheibe und verstärkt<br />

sein Profil auf <strong>de</strong>m topaktuellen, interdisziplinären<br />

Feld Controlling und Innovation.<br />

Die ersten FAK-Treffen stan<strong>de</strong>n im Zeichen <strong>de</strong>r<br />

Messung von Innovationen, <strong>de</strong>n Innovationsindikatoren.<br />

Die Mitglie<strong>de</strong>r sind sich dahingehend<br />

einig, dass Innovationsdiagnose und -benchmarking<br />

auch weiterhin ein wichtiges Themenfeld<br />

im Fachkreis bil<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n. Im Rahmen <strong>de</strong>r<br />

Steuerung von Produktinnovationen wur<strong>de</strong>n<br />

Metho<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Innovationsportfoliomanagements<br />

in <strong>de</strong>r Automobilzulieferindustrie ebenso<br />

diskutiert wie Produktentwicklungsprozesse;<br />

von <strong>de</strong>r I<strong>de</strong>engenerierung, <strong>de</strong>r systematischen<br />

Erfassung, Evaluierung bis zur Freigabe, Entwicklung<br />

und Umsetzung. Es zeigt sich, dass<br />

überall segmentierte, an spezifische Unternehmensbedingungen<br />

angepasste Phasenprozesse<br />

in Form von Stage-Gate-Prozessen im Einsatz<br />

sind; das gilt für im FAK vertretene Anlagenbauer,<br />

Unternehmen <strong>de</strong>r Getränke- und Getränkeverpackungsindustrie,Automobilindustrie<br />

und Konsumgüterhersteller.<br />

Am Beispiel <strong>de</strong>r strategischen Technologieentwicklung<br />

in <strong>de</strong>r Sicherheitsbranche wur<strong>de</strong>n<br />

Roadmaps, Schnittstellenkomplexität, Risiken<br />

und Instrumente zur Steuerung von technologischen<br />

Prozessinnovationen diskutiert. Stets<br />

ging bzw. geht es auch um die Rolle <strong>de</strong>s Controllers,<br />

<strong>de</strong>ssen Instrumente und Beitrag zum<br />

Innovationserfolg. Aus letzterem Aspekt heraus<br />

bil<strong>de</strong>te sich <strong>de</strong>r zweite konzeptionelle Schwerpunkt,<br />

sich zusätzlich mit <strong>de</strong>r Controllerorganisationauseinan<strong>de</strong>rzusetzen.<br />

Der FAK verfolgt zwei<br />

Schwerpunkte: Der erste<br />

Aspekt bezieht sich auf<br />

die Steuerung von Innovationsprozessen,<br />

wobei wir<br />

<strong>de</strong>r Unterscheidung in<br />

Produktinnovationen (materiell<br />

bzw. immateriell,<br />

z.B. Serviceinnovationen);<br />

Prozess innovationen<br />

(technologische bzw. organisationale Innovationen);<br />

Geschäftsmo<strong>de</strong>llinnovationen Rechnung<br />

tragen. Dabei wer<strong>de</strong>n typische Phasen<br />

diskutiert, <strong>de</strong>ren Schnittstellen, Verantwortlichkeiten<br />

sowie geeignete Steuerungsinstrumente<br />

und KPIs. Der zweite Aspekt zielt auf<br />

die Evaluierung und Verbesserung <strong>de</strong>r Controllerorganisation.<br />

Mittels eines Reifegradmo<strong>de</strong>lls<br />

soll ein Entwicklungspfad für die betriebliche<br />

Innovations-Controlling-Praxis aufgezeigt wer<strong>de</strong>n.<br />

Die nächsten Workshops bzw. Veranstaltungen:<br />

��������������������������������������������ling-Organisation<br />

zur Steuerung von Innovationen“,<br />

„Design Thinking – ein neuer Ansatz?!“,<br />

MCI, Innsbruck;<br />

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Geschäftsmo<strong>de</strong>lle: Strategien.Strukturen.<br />

Steuerung“, Innsbruck;<br />

�������������������������������������������<br />

Themenzentrum „Controlling & Innovation“,<br />

München.<br />

2011 soll ein ICV-White Paper zur Diskussion<br />

gestellt wer<strong>de</strong>n. Eine empirische Studie in <strong>de</strong>r<br />

zweiten Jahreshälfte wird ausgewählte Thesen<br />

aus <strong>de</strong>m Feld „Controlling & Innovation“ wissenschaftlich<br />

absichern, so dass mit <strong>de</strong>m ICV-<br />

Statement in 2012 die Erkenntnisse <strong>de</strong>s Fachkreises<br />

wertvolle Impulse für Controller & Inno-<br />

vatoren in Theorie und Praxis liefern wer<strong>de</strong>n.<br />

Infos: http://www.controllerverein.com<br />

Kontakt FAK-Leiter Bernd Kirschner:<br />

bernd.kirschner@mci.edu<br />

Autor: Bernd Kirschner<br />

Bernd Kirschner


Portrait AK Rhein-<br />

Main: Netzwerken<br />

auf allen Ebenen<br />

Der Arbeitskreis Rhein-Main wur<strong>de</strong> im Oktober<br />

2003 gegrün<strong>de</strong>t. Im Juli 2008 hat Anja<br />

Gondolf, Gründungsmitglied und ab 2005<br />

stellvertreten<strong>de</strong> Leiterin, seine Leitung übernommen.<br />

Neben regelmäßigen Round-Tables<br />

fin<strong>de</strong>n jährlich zwei Arbeitskreis- Sitzungen<br />

statt. Im Frühjahr und im Herbst sind die Unternehmen<br />

<strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>r Treffpunkt. Aktuelle<br />

Themen sowie Trends und Entwicklungen<br />

im Controlling stehen im Fokus, aber auch<br />

Grundsatzfragen und Arbeitsmetho<strong>de</strong>n. Die<br />

Gruppe bestimmt gemeinsam die Inhalte.<br />

Auch konkrete Problemstellungen von Arbeitskreis-Mitglie<strong>de</strong>rn<br />

wer<strong>de</strong>n behan<strong>de</strong>lt.<br />

Spezielle Themenstellungen können im Rahmen<br />

von Arbeitsgruppen vertieft wer<strong>de</strong>n.<br />

Um die fachliche Weiterentwicklung zu för<strong>de</strong>rn,<br />

wer<strong>de</strong>n neue Themen erarbeitet und Erfahrungen<br />

ausgetauscht. So sollen neue Impulse für<br />

die tägliche Arbeit erreicht und Erfahrungswerte<br />

weitergegeben wer<strong>de</strong>n. Die persönliche<br />

Weiterentwicklung wird durch das aktive Mitwirken<br />

in Gruppenarbeiten sowie die Vorbereitung<br />

und Durchführung von Präsen tationen<br />

unterstützt. Die Ergebnisse <strong>de</strong>r Arbeit wer<strong>de</strong>n<br />

dokumentiert und stehen allen Mitglie<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>s<br />

Arbeitskreises zur Verfügung. Die Treffen fin<strong>de</strong>n<br />

bevorzugt bei Unternehmen <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>r<br />

statt, um Einblick in unterschiedliche Firmen<br />

o<strong>de</strong>r Branchen zu bekommen.<br />

Andreas Blecher hat sich bereits während seines<br />

BWL-Studiums <strong>de</strong>m Controlling verschrieben.<br />

Seither begleitet dieser Schwerpunkt <strong>de</strong>n<br />

heute 42-Jährigen durch sein Berufsleben. Der<br />

kaufmännische Leiter eines Softwareunternehmens<br />

nutzt <strong>de</strong>n ICV, in <strong>de</strong>m er seit ca. 15 Jahren<br />

Mitglied ist, als Plattform für und Netzwerk<br />

mit Controlling-Interessierten. Als Vertreter <strong>de</strong>r<br />

Darmstädter MIS AG in <strong>de</strong>r IGC begann sein aktives<br />

Engagement im Verein. 2003 grün<strong>de</strong>te er<br />

gemeinsam mit an<strong>de</strong>ren an Controlling Interessierten<br />

<strong>de</strong>n Arbeitskreis Rhein-Main, <strong>de</strong>ssen<br />

Leitung er anschließend bis zur Übergabe an<br />

Anja Gondolf im Jahr 2008 übernahm.<br />

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1. Nachwuchsprobleme …?<br />

… kennen wir nicht. Das Einzugsgebiet<br />

unseres Arbeitskreises ist sehr groß (von<br />

Wiesba<strong>de</strong>n bis Ludwigshafen). Auch wenn<br />

Mitglie<strong>de</strong>r die Gegend verlassen, bleibt <strong>de</strong>r<br />

Kontakt erhalten. Über Mundpropaganda erhalten<br />

wir immer wie<strong>de</strong>r Anfragen von weiteren<br />

Interessierten.<br />

2. Die größte Stärke meines AK ist … die<br />

ausgewogene Mischung, über sämtliche Hierarchiestufen und alle Branchen hinweg. Beeindruckend<br />

ist auch <strong>de</strong>r permanente Networking-Gedanke. Oft wer<strong>de</strong> ich angefragt, ob ich<br />

nicht jeman<strong>de</strong>n kenne, <strong>de</strong>r sich mit einem bestimmten Thema auskennt. Wir waren einer <strong>de</strong>r<br />

ersten Arbeitskreise, <strong>de</strong>r sich außerhalb einer Sitzung zu Round-Tables (Stammtischen) getroffen<br />

hat – auf Wunsch <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>r!<br />

3. Was uns am meisten beschäftigt … sind die Wege, Mittel und Tools zur Bewältigung<br />

<strong>de</strong>r Wirtschaftskrise. Einen fachlich hoch interessanten Einblick hat die 6. CAB (Controlling<br />

Advantage Bonn) am 4. November geboten. Wir, die Arbeitskreisleiter <strong>de</strong>r Region West, konnten<br />

dafür namhafte Referenten gewinnen.<br />

4. Arbeitskreisleiter zu sein, fin<strong>de</strong> ich … immer wie<strong>de</strong>r eine persönliche und fachliche Herausfor<strong>de</strong>rung,<br />

weil ich je<strong>de</strong>s Mal neue Impulse von <strong>de</strong>n Mitglie<strong>de</strong>rn erhalte. Diese dann umzusetzen<br />

o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>ren Umsetzung in <strong>de</strong>n einzelnen Mitgliedsunternehmen zu verfolgen, hat einen<br />

beson<strong>de</strong>ren Reiz. Wenn ich mir hierzu meinen Wer<strong>de</strong>gang im ICV anschaue: Zuerst war<br />

da nur Neugier. Ich besuchte die konstituieren<strong>de</strong> Sitzung unseres Arbeitskreises. Daraus wur<strong>de</strong><br />

Interesse. Ich war nicht nur Gründungsmitglied, son<strong>de</strong>rn sehr schnell auch aktives und <strong>de</strong>n<br />

damaligen Arbeitskreisleiter Andreas Blecher unterstützen<strong>de</strong>s Mitglied. Vom „harten Kern“<br />

<strong>de</strong>s Arbeitskreises war es nur ein kleiner Schritt in Richtung Stellvertreter. Dies war meine<br />

neue Lei<strong>de</strong>nschaft. Spätestens jetzt war ich „Controlling-infiziert“. Weitere drei Jahre darauf<br />

die Bestätigung durch <strong>de</strong>n Vorstand als Arbeitskreisleiterin. Nicht zuletzt die Mo<strong>de</strong>ration <strong>de</strong>r<br />

CAB im vergangenen November: Für mich ein klarer Vertrauensbeweis <strong>de</strong>s uns betreuen<strong>de</strong>n<br />

Vorstandsmitglieds Dr. Bernd Schwarze, unseres Regional<strong>de</strong>legierten Martin Herrmann und<br />

meiner Arbeitskreisleiterkollegen <strong>de</strong>r Region West. Zielgerichtet for<strong>de</strong>rn und för<strong>de</strong>rn in Reinform.<br />

Dafür meinen herzlichen Dank!<br />

Für <strong>de</strong>n Absolventen <strong>de</strong>r Fachhochschule für<br />

Wirtschaft in Ludwigshafen am Rhein ist Controlling<br />

ein wichtiger Baustein in allen Unternehmen<br />

– unabhängig von <strong>de</strong>r Betriebsgröße,<br />

<strong>de</strong>nn: „Ohne Controlling ist die effiziente Steuerung<br />

von Unternehmen nicht mehr möglich“.<br />

Seinen persönlichen Interessensschwerpunkt<br />

sieht Andreas Blecher im Beteiligungscontrolling<br />

und <strong>de</strong>n damit verbun<strong>de</strong>nen individual- und<br />

gruppenpsychologischen Aspekten, <strong>de</strong>ren Beachtung<br />

Basis für eine funktionieren<strong>de</strong> Zusammenarbeit<br />

zwischen Unternehmenszentrale<br />

und <strong>de</strong>n Beteiligungen ist. Um auf <strong>de</strong>m neuesten<br />

Stand zu bleiben, greift <strong>de</strong>r Familienvater,<br />

<strong>de</strong>r in seiner Freizeit läuft, wan<strong>de</strong>rt und Mountainbike<br />

fährt, gerne zum Controller Magazin,<br />

schaut sich auf <strong>de</strong>r ICV-Webseite um und besucht<br />

regelmäßig <strong>de</strong>n Controller Congress.<br />

Andreas Blecher hat<br />

vor sieben Jahren<br />

<strong>de</strong>n AK Rhein-Main<br />

mitgegrün<strong>de</strong>t.<br />

CM Januar / Februar 2011<br />

111


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Ihre Meinung ist gefragt: Umfragen auf <strong>de</strong>r ICV-Webseite<br />

Als Verein lebt <strong>de</strong>r ICV von seinen Mitglie<strong>de</strong>rn<br />

– und versteht sich als Plattform und<br />

Forum für seine Mitglie<strong>de</strong>r. In diesem Sinne<br />

ist seit Herbst die Startseite <strong>de</strong>s Webauftritts<br />

unter www.controllerverein.com um<br />

ein weiteres aktuelles Element erweitert<br />

wor<strong>de</strong>n: Hier fin<strong>de</strong>t <strong>de</strong>r Besucher nun regelmäßig<br />

eine neue Umfrage rund um Controlling-relevante<br />

Themen. Je<strong>de</strong>r Besucher<br />

kann nur einmal abstimmen. Besucht er anschließend<br />

die Webseite erneut, sieht er das<br />

jeweils aktuelle Umfrageergebnis.<br />

Nach Ablauf <strong>de</strong>s Umfragezeitraums wird das<br />

Ergebnis sowohl im Neuigkeiten-Ticker auf<br />

<strong>de</strong>r Startseite unter „Neues aus <strong>de</strong>m ICV“<br />

verkün<strong>de</strong>t. Alle Ergebnisse vergangener Umfragen<br />

erhält <strong>de</strong>r Interessierte darüber hinaus<br />

beim Blick in die Rubrik „Aktuelles“. Dort wur<strong>de</strong><br />

für die Umfragen ein eigener Bereich eingerichtet,<br />

in <strong>de</strong>m sowohl die Ergebnisse als<br />

auch kurze Auswertungen auf einen Blick verfügbar<br />

sind.<br />

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� Fachkreis Kommunikations-<br />

Controlling<br />

03.03.2011, 14.00 Uhr, bis 04.03.2011,<br />

14.00 Uhr<br />

� Arbeitskreis Weser-Harz<br />

27. AK-Treffen, 17. / 18.03.2011<br />

Thema: Kommunikationscontrolling<br />

Vorabendthema: BilMOG<br />

Veranstaltungsort: Wolfsburg<br />

� Arbeitskreis Rhein-Neckar<br />

Treffen 18.03.2011, 09.00 Uhr<br />

Veranstaltungsort: Mannheim<br />

Bitte beachten: Anmeldung ist erfor<strong>de</strong>rlich!<br />

� Arbeitskreis Wien<br />

ICV Winterstammtisch<br />

19.01.2011, 18.00 Uhr bis 22.00 Uhr<br />

Fischerbräu<br />

Neu auf <strong>de</strong>r Internetstartseite <strong>de</strong>s ICV: die Umfragen In <strong>de</strong>r Rubrik „Aktuelles“ unter „Umfragen“ sind alle<br />

Ergebnisse auf einen Blick zu sehen.<br />

Übrigens: Der Ausschuss für Öffentlichkeitsarbeit<br />

freut sich auch auf externe Anregungen,<br />

was die Umfragethemen betrifft. Haben Sie<br />

eine Wunschfrage o<strong>de</strong>r ein Fachgebiet, das<br />

Sie über das Mittel <strong>de</strong>r Umfrage in <strong>de</strong>n Fokus<br />

5. AK Tagung<br />

23.03.2011, 17:00 Uhr bis<br />

24.03.2011, 17:00 Uhr<br />

GUF Ganzheitliche Unternehmensführung<br />

BSC als Transformator Bin<strong>de</strong>glied<br />

Budgetierung (Unternehmensführung)<br />

[von oben] <strong>Planung</strong> (Unternehmensfeinsteuerung)<br />

[von unten]<br />

� FAK Controlling und Innovation<br />

8. Treffen 24.03.2011, 09:00 Uhr<br />

25.03.2011, 13:00 Uhr bis<br />

26.03.2011, 17:00 Uhr<br />

MCI Management Center Innsbruck<br />

� Arbeitskreis Zürich-Ostschweiz<br />

Neues Rechnungslegungsrecht – Workshop<br />

für Controller, 29.03.2011, 14:00 Uhr<br />

ZHAW School of Management and Law,<br />

Winterthur<br />

rücken wollen, setzen Sie sich einfach direkt<br />

mit <strong>de</strong>r ICV-Webredaktion in Verbindung unter<br />

ausschuss@controllerverein.com bzw. info@<br />

dietexterin.com. Brigitte Dienstl-Arnegger<br />

freut sich darauf, von Ihnen zu hören.<br />

In einem Workshop, welcher gemeinsam mit<br />

<strong>de</strong>n Studieren<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Minors Accounting /<br />

Controlling / Auditing durchgeführt wird, erarbeiten<br />

die Teilnehmen<strong>de</strong>n ein Positionspapier<br />

zu <strong>de</strong>n Auswirkungen <strong>de</strong>r neuen Normen. Das<br />

Papier ist aus <strong>de</strong>m Fokus eines/r Controller/in<br />

zu erstellen.<br />

� Arbeitskreis West III<br />

52. Sitzung am 31.03. / 01.04.2011<br />

� Arbeitskreis West II<br />

47. Treffen am 07.04. / 08.04.2011<br />

Artikelbeiträge sen<strong>de</strong>n Sie bitte an Hans-Peter San<strong>de</strong>r (Redaktion), hp.san<strong>de</strong>r@eastwestcom.net


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Projekt-Management und -Controlling<br />

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aus <strong>de</strong>r Praxis für die Praxis

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