Szenario-Planung & Simulation - Haufe.de
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Einführung von ERP-Systemen<br />
Beson<strong>de</strong>res Augenmerk wird darauf gelegt,<br />
nicht nur „technische“ Aspekte wie beispielsweise<br />
die Be<strong>de</strong>utung von Stammdaten zu diskutieren,<br />
son<strong>de</strong>rn auch die enormen Herausfor<strong>de</strong>rungen<br />
an das betriebliche Organisationswesen<br />
zu berücksichtigen.<br />
Erfolgstreiber in <strong>de</strong>r <strong>Planung</strong>sphase<br />
Top Management Support und unternehmensweite<br />
Bereitschaft für das Projekt<br />
Das Bekenntnis <strong>de</strong>s Top Managements zur<br />
ERP-Einführung sowie <strong>de</strong>ssen intensive Unterstützung<br />
<strong>de</strong>r Implementierungsphase wer<strong>de</strong>n<br />
als be<strong>de</strong>utendste Erfolgsfaktoren gesehen<br />
(vgl. Al-Mashari et al. 2003, S. 357 f.; Gargeya/Brady<br />
2005, S. 510 f.). Einerseits legt das<br />
Top Management die Vision und zukünftige Geschäftsstrategie<br />
fest, die auch das ERP-System<br />
wi<strong>de</strong>rspiegeln muss. An<strong>de</strong>rerseits muss das<br />
Top Management die Wichtigkeit <strong>de</strong>r ERP-Implementierung<br />
<strong>de</strong>utlich machen, in<strong>de</strong>m es adäquate<br />
Ressourcen für die Einführung zur Verfügung<br />
stellt, schnelle Entscheidungen ermöglicht<br />
und aufkeimen<strong>de</strong> Konflikte rasch löst. Nur<br />
wenn es <strong>de</strong>m Top Management gelingt, konzernweite<br />
Akzeptanz für das Projekt zu schaffen<br />
und zu erhalten, wer<strong>de</strong>n die Mitarbeiter ihre<br />
Kraft, Energie und Kreativität in <strong>de</strong>n Dienst <strong>de</strong>r<br />
ERP-Implementierung stellen.<br />
Wichtig ist in diesem Zusammenhang auch,<br />
dass <strong>de</strong>m Management die Konsequenzen einer<br />
ERP-Einführung auf Unternehmenskultur<br />
und Strategie bewusst sind und es innerhalb<br />
<strong>de</strong>s gesamten Unternehmens eine offene Kultur<br />
für die mit <strong>de</strong>r ERP-Einführung verbun<strong>de</strong>nen<br />
Verän<strong>de</strong>rungen schafft (vgl. Gargeya /<br />
Brady 2005, S. 511). Die Unterstützung <strong>de</strong>s<br />
Top Managements darf dabei aber nicht nur die<br />
Initiierung <strong>de</strong>s Einführungsprojektes betreffen,<br />
son<strong>de</strong>rn muss auch die einzelnen Implementierungsschritte<br />
inklusive etwaiger Rollouts umfassen<br />
(vgl. Al-Mahari et al. 2003, S. 357).<br />
Optimale Zusammensetzung von<br />
Projektteams<br />
Eine <strong>de</strong>r ersten Herausfor<strong>de</strong>rungen beim Start<br />
von ERP-Einführungen stellt die richtige Zu-<br />
sammensetzung <strong>de</strong>s Projektteams dar. Diese<br />
Entscheidung hat großen Einfluss auf <strong>de</strong>n späteren<br />
Projekterfolg und sollte <strong>de</strong>mentsprechend<br />
ernst genommen wer<strong>de</strong>n (vgl. Umble et al.<br />
2003, S. 245 f.). Im Normalfall wer<strong>de</strong>n Projektteams<br />
aus externen Beratern und eigenen Mitarbeitern<br />
(Key-User) zusammengestellt.<br />
Bei <strong>de</strong>n Key-Usern ist es wichtig, Mitarbeiter<br />
mit entsprechen<strong>de</strong>r Erfahrung heranzuziehen,<br />
da sie darauf sensibilisiert sind, wo im normalen<br />
Arbeitsablauf spezielle Anfor<strong>de</strong>rungen<br />
auftauchen können. Darüber hinaus sollten die<br />
Teammitglie<strong>de</strong>r im Unternehmen eine gute Reputation<br />
haben, so dass die Entscheidungskompetenz<br />
<strong>de</strong>s Teams nicht in Frage gestellt wird.<br />
Bei<strong>de</strong> Anfor<strong>de</strong>rungen sprechen für gefragte<br />
Ansprechpartner im Unternehmen. Umgekehrt<br />
sollen Key-User aber während <strong>de</strong>r Implementierungsphase<br />
vom Tagesgeschäft freigeschaufelt<br />
wer<strong>de</strong>n. Hier liegt die große Herausfor<strong>de</strong>rung<br />
<strong>de</strong>r Teamzusammenstellung. Sehr häufig<br />
wer<strong>de</strong>n Key-User-Rollen daher nicht von Abteilungsleitern<br />
wahrgenommen, son<strong>de</strong>rn von<br />
starken Mitarbeitern <strong>de</strong>r zweiten Reihe.<br />
Bei <strong>de</strong>r Auswahl <strong>de</strong>r Berater es ist wichtig, auf<br />
Consultants zurückzugreifen, die über entsprechen<strong>de</strong><br />
Erfahrung verfügen und eine Vielzahl<br />
an <strong>de</strong>rartigen Projekten abgewickelt haben.<br />
Hilfreich ist zu<strong>de</strong>m, wenn <strong>de</strong>r Berater wenig<br />
komplizierte Anfor<strong>de</strong>rungen selbst programmieren<br />
kann. Die Erfahrung zeigt, dass Key-User<br />
teilweise große Schwierigkeiten haben, ihre<br />
Wünsche exakt zum Ausdruck zu bringen.<br />
Dieses Problem wird sicherlich noch verschärft,<br />
wenn die Anfor<strong>de</strong>rung schriftlich auf einem<br />
anonymisierten IT-Request-Formular festgelegt<br />
wer<strong>de</strong>n muss und dieses Formular an einen<br />
Programmierer weitergeleitet wird, ohne dass<br />
eine direkte Kommunikation zwischen Key-<br />
User und Programmierer vorgesehen ist.<br />
Ebenso wird die Informationsqualität lei<strong>de</strong>n,<br />
wenn <strong>de</strong>r Key-User mit <strong>de</strong>m Berater kommuniziert<br />
und <strong>de</strong>r Berater die Anfor<strong>de</strong>rungen an <strong>de</strong>n<br />
Programmierer weiterleitet. Zusätzlich verlängert<br />
sich die Zeit <strong>de</strong>r Problemlösungsphase, da<br />
die programmierte Lösung nicht sofort getestet<br />
wer<strong>de</strong>n kann und Modifikationen nicht sofort<br />
vorgenommen wer<strong>de</strong>n können.<br />
Grundsätzlich sollte ein gesun<strong>de</strong>r Mix aus erfahrenen<br />
externen Experten und internen<br />
Spezialisten, die alle betriebsspezifischen Beson<strong>de</strong>rheiten<br />
kennen, unter <strong>de</strong>r Voraussetzung,<br />
dass das Arbeitsklima im Projektteam gut ist,<br />
zu einem respektablen Ergebnis führen.<br />
Be<strong>de</strong>utung von Blueprints<br />
Grün<strong>de</strong> für massive Kostenüberschreitungen<br />
bei ERP-Einführungen liegen sehr häufig zum<br />
einen darin, dass während <strong>de</strong>s Projektes Zusatzanfor<strong>de</strong>rungen<br />
seitens <strong>de</strong>r Key-User gestellt<br />
wer<strong>de</strong>n, zum an<strong>de</strong>ren in <strong>de</strong>r Tatsache,<br />
dass <strong>de</strong>r Nachbetreuungsaufwand inklusive<br />
nachträglicher Systemmodifikationen einen erheblichen<br />
Umfang erreicht. Einen wichtigen<br />
Beitrag für die Einhaltung von Budgetzielen bei<br />
ERP-Einführungsprojekten können qualitativ<br />
hochwertige und vor allem für alle Beteiligten<br />
(d. h. sowohl Mitarbeiter als auch Berater)<br />
verbindliche Blueprints darstellen. Einem<br />
Blueprint kommt bei ERP-Projekten eine ähnliche<br />
Rolle zu wie beim Gebäu<strong>de</strong>bau <strong>de</strong>m Plan<br />
eines Architekten o<strong>de</strong>r bei einem Buchprojekt<br />
<strong>de</strong>m Inhaltsverzeichnis. Im Blueprint wer<strong>de</strong>n<br />
sämtliche Prozesse, Abläufe und Berichtsanfor<strong>de</strong>rungen<br />
exakt beschrieben und auf<br />
diesen Informationen aufbauend die Systemarchitektur<br />
festgelegt. Ähnlich wie bei <strong>de</strong>n<br />
bei<strong>de</strong>n genannten Beispielen gestaltet sich<br />
auch die Problematik beim Blueprint: Die Erstellung<br />
kostet viel Zeit und bin<strong>de</strong>t hohe Ressourcen,<br />
gleichzeitig entsteht mitunter bei <strong>de</strong>n<br />
Projektmitglie<strong>de</strong>rn das Gefühl, dass kein sichtbarer<br />
Fortschritt beim Projektziel erreicht wird.<br />
Mit <strong>de</strong>r Implementierung von ERP-Systemen<br />
wer<strong>de</strong>n Arbeits- und Organisationsabläufe sowie<br />
Auswertungsmöglichkeiten für einen längeren<br />
Zeitraum festgelegt. Gravieren<strong>de</strong> Än<strong>de</strong>rungen<br />
in <strong>de</strong>r Gestaltung eines ERP-Systems<br />
sind schwer bzw. mitunter gar nicht<br />
mehr möglich, auf je<strong>de</strong>n Fall aber mit hohen<br />
Kosten verbun<strong>de</strong>n. Daher sollte die Wichtigkeit<br />
<strong>de</strong>s Blueprints allen an <strong>de</strong>r Einführung beteiligten<br />
Personen bekannt sein und ausreichend<br />
Zeit und Ressourcen für <strong>de</strong>ssen Erstellung eingeplant<br />
wer<strong>de</strong>n.<br />
Dem Blueprint kommt auch eine entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong><br />
Rolle für die Auswahl eines ERP-Systems zu,<br />
in<strong>de</strong>m er in <strong>de</strong>r Evaluierungsphase als Bezugspunkt<br />
für die Ableitung <strong>de</strong>r Auswahlkriterien