Szenario-Planung & Simulation - Haufe.de
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Projektcontrolling – ein Erfolgsfaktor?<br />
Abb. 6: Aussagen zum Risikocontrolling<br />
Die erfolgreichen Projektorganisationen kennen<br />
auch Ausnahmen von ihren Vorgaben. Diese<br />
sind z. T. auch notwendig, um individuelle<br />
Merkmale einzelner Projekte geson<strong>de</strong>rt zu berücksichtigen.<br />
Es zeigt sich aber, dass die Ausnahmen<br />
in erfolgreichen Unternehmen<br />
strikter gehandhabt wer<strong>de</strong>n als in weniger<br />
erfolgreichen.<br />
Die Regeln <strong>de</strong>s Projektcontrollings beruhen in<br />
erfolgreichen Unternehmen meistens auf einem<br />
Grundkonsens, <strong>de</strong>r das Fundament <strong>de</strong>s Governance-Mo<strong>de</strong>lls<br />
bil<strong>de</strong>t. Ohne einen solchen, in<br />
<strong>de</strong>r Organisation verankerten Grundkonsens<br />
sind Richtlinien und Instrumente <strong>de</strong>s Projektcontrollings<br />
nicht viel wert.<br />
Erfolgsfaktor „Risikomanagement“<br />
Alle Interviewpartner messen Techniken zur<br />
I<strong>de</strong>ntifikation und Bewertung von Risiken<br />
eine sehr große Be<strong>de</strong>utung bei. Alle Teilnehmer<br />
sind sich auch <strong>de</strong>r großen Relevanz <strong>de</strong>s Risikomanagements<br />
für <strong>de</strong>n Projekterfolg bewusst.<br />
Viele wesentliche Aspekte <strong>de</strong>s Risikomanagements<br />
spielen sich jedoch unterhalb <strong>de</strong>r sichtbaren<br />
Oberfläche im Unternehmen ab und sind<br />
schwer in Interviews zu erfassen (vgl. Abbildung<br />
6). Bei wohl keinem an<strong>de</strong>ren Element <strong>de</strong>s<br />
Projektcontrollings spielen menschliche Aspekte<br />
eine so gravieren<strong>de</strong> Rolle wie beim Risikocontrolling.<br />
Alle Interviewpartner erwähnten,<br />
dass sie in <strong>de</strong>r <strong>Planung</strong>sphase Projektrisiken<br />
berücksichtigen, und diese im regelmäßigen<br />
Reporting thematisieren; alle Interviewpartner<br />
haben in ihren Projektreports risikospezifische<br />
Kennzahlen abgebil<strong>de</strong>t, auch wer<strong>de</strong>n bei Bedarf<br />
in <strong>de</strong>n analysierten Großprojekten Risikoassessment-Workshops<br />
durchgeführt.<br />
Erstaunlich ist, dass all diese risikobezogenen<br />
Tätigkeiten keine statistisch signifikanten Korrelationen<br />
mit <strong>de</strong>m Projekterfolg ausweisen.<br />
Trotz<strong>de</strong>m lassen sich einige wenige Merkmale<br />
eines erfolgreichen Risikocontrollings i<strong>de</strong>ntifizieren.<br />
Gravieren<strong>de</strong> Unterschie<strong>de</strong> existieren<br />
bzgl. <strong>de</strong>r Definition von Prozessen <strong>de</strong>s Risikomanagements:<br />
Erfolgreiche Unternehmen<br />
haben signifikant öfter Standards und klare<br />
Verantwortlichkeiten für das Risikomanagement<br />
implementiert. Sie haben öfter<br />
eine zentrale Risikomanagement-Stelle eingerichtet,<br />
die formale Aspekte <strong>de</strong>s Risikomanagements<br />
för<strong>de</strong>rt. Unternehmen mit zentraler Risikomanagement-Stelle<br />
attestieren sich eine höhere<br />
Wirkung <strong>de</strong>s Risikomanagements.<br />
Auffällige Unterschie<strong>de</strong> existieren auch bzgl.<br />
<strong>de</strong>r Quantifizierung von Risiken: Erfolgreiche<br />
Unternehmen neigen dazu, ihre Risiken regelmäßig<br />
zu quantifizieren. Dieser Aspekt<br />
kann ein Hinweis auf ein systematischeres Vorgehen<br />
von erfolgreichen Unternehmen im Rahmen<br />
<strong>de</strong>r regelmäßigen Risikobewertung sein. In<br />
weniger erfolgreichen Unternehmen fin<strong>de</strong>t oft<br />
nur eine Risikobeschreibung in qualitativer<br />
Form statt. Unabhängig von <strong>de</strong>r Art <strong>de</strong>r Projekte<br />
reagieren erfolgreiche Unternehmen wesentlich<br />
schneller auf schwache Projektperformance<br />
als weniger erfolgreiche.<br />
Es kann ein Zusammenhang zwischen <strong>de</strong>r Verbreitung<br />
von Risikostandards, <strong>de</strong>r regelmäßigen<br />
Quantifizierung von Risiken und einer<br />
kürzeren Reaktionszeit vermutet wer<strong>de</strong>n: Risi-<br />
kostandards beinhalten oft Prozesse, die<br />
bei signifikanten Abweichungen einzuhalten<br />
sind, sowie die Verantwortung für diese<br />
Prozesse. Das kann helfen, Friktionen zu reduzieren<br />
und das Vorgehen zu beschleunigen, da<br />
das Proze<strong>de</strong>re vorgegeben ist und nicht erst<br />
noch abgeleitet wer<strong>de</strong>n muss. Eine regelmäßige<br />
Quantifizierung von Risiken kann zu<strong>de</strong>m<br />
eine disziplinieren<strong>de</strong> Wirkung haben: involvierte<br />
Abteilungen wer<strong>de</strong>n dadurch regelmäßig<br />
angehalten, sich <strong>de</strong>taillierter mit <strong>de</strong>n Risiken zu<br />
beschäftigen, um die notwendige Bewertungsbasis<br />
zu erheben. Kritiker können entgegnen,<br />
dass eine regelmäßige Quantifizierung eine<br />
Scheingenauigkeit vortäuschen kann. Aufgrund<br />
<strong>de</strong>r empirischen Ergebnisse scheinen jedoch<br />
die positiven Effekte zu überwiegen.<br />
Ausblick: Handlungsbedarf im<br />
Projektcontrolling<br />
Abschließend sind die Teilnehmer gebeten wor<strong>de</strong>n,<br />
die Relevanz und heutige Wirkung neun<br />
verschie<strong>de</strong>ner Aufgabenfel<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s Projektcontrollings<br />
zu bewerten. Die wichtigste Be<strong>de</strong>utung<br />
wird <strong>de</strong>r Projektbewertung vor Projektstart<br />
beigemessen. Fehler, die in dieser Phase gemacht<br />
wer<strong>de</strong>n, ziehen oft hohe Folgekosten<br />
nach sich und können insbeson<strong>de</strong>re im Anlagebau<br />
aufgrund vertraglicher Verpflichtungen selten<br />
kompensiert wer<strong>de</strong>n.<br />
Das zweitwichtigste Aufgabenfeld ist das Projektreporting.<br />
Die regelmäßige Informationsversorgung<br />
ist und bleibt eine Domäne <strong>de</strong>s<br />
Controllings. Im Gegensatz zur Projektplanung<br />
und -bewertung konnten keine wesentlichen<br />
formalen Unterschie<strong>de</strong> im Reporting zwischen<br />
erfolgreichen und weniger erfolgreichen Unternehmen<br />
i<strong>de</strong>ntifiziert wer<strong>de</strong>n. Überrascht waren<br />
wir von <strong>de</strong>r sehr hohen Be<strong>de</strong>utung, die <strong>de</strong>r Unterstützung<br />
<strong>de</strong>s Risikomanagements beigemessen<br />
wird. Diesem Aufgabenfeld wur<strong>de</strong> die<br />
dritthöchste Relevanz zugeschrieben. Es existiert<br />
jedoch eine sehr große Diskrepanz zwischen<br />
<strong>de</strong>r Relevanz und <strong>de</strong>r tatsächlichen Wirkung<br />
dieser Aufgabe in <strong>de</strong>r Praxis.<br />
Anhand <strong>de</strong>r Gegenüberstellung von Relevanz<br />
und Wirkung können Aufgabenbereiche mit<br />
einem zukünftigen Handlungsbedarf i<strong>de</strong>ntifiziert<br />
wer<strong>de</strong>n. Handlungsbedarf ist dort sehr