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52<br />

Working Capital Management<br />

schie<strong>de</strong>n. Um eine schnellere Realisierung<br />

seiner For<strong>de</strong>rungen bei <strong>de</strong>n ausländischen<br />

Kun<strong>de</strong>n zu erreichen, wird bei SAM einmal<br />

wöchentlich eine Offene Postenliste /<br />

Mahnvorschlagsliste erstellt, um anhand<br />

dieser zu bestimmen, welche Kun<strong>de</strong>n angemahnt<br />

wer<strong>de</strong>n sollen.<br />

Ausgedünnt wur<strong>de</strong>n zu<strong>de</strong>m auch die Mahnstufen<br />

von drei auf zwei. Die erste Mahnung ist<br />

eine freundliche Zahlungserinnerung, in <strong>de</strong>r<br />

zweiten Mahnung wird ein konkreter Termin gesetzt.<br />

Bei ausbleiben<strong>de</strong>r Zahlung zu <strong>de</strong>m genannten<br />

Termin wird ggf. ein Inkassounternehmen<br />

beauftragt. Hierbei wird fallweise<br />

entschie<strong>de</strong>n, da man strategisch relevante<br />

Kun<strong>de</strong>n auf diese Weise eventuell verlieren<br />

könnte.<br />

Im Inland wird <strong>de</strong>r Mahnlauf einmal monatlich<br />

durchgeführt, bei <strong>de</strong>n inländischen nicht in<br />

Verbän<strong>de</strong>n organisierten Kun<strong>de</strong>n im Rhythmus<br />

von 14 Tagen. Die Vorgehensweise hinsichtlich<br />

<strong>de</strong>r Mahnstufen ist analog.<br />

Die Verkürzung <strong>de</strong>r Mahnstufen von 3 auf<br />

2 hat positive Effekte gezeitigt. Ein Schuldner,<br />

<strong>de</strong>r die Zahlung versäumt hat, wird bereits auf<br />

die höfliche Erinnerung reagieren. Ein Schuldner,<br />

<strong>de</strong>r die Zahlung hingegen aus unterschiedlichsten<br />

Motiven nach hinten streckt,<br />

aber grundsätzlich zur Zahlung bereit ist, wird<br />

nach <strong>de</strong>r zweiten Mahnung zahlen. Ein<br />

Schuldner, <strong>de</strong>r nicht zahlen möchte bzw.<br />

kann, wird jedoch überhaupt nicht auf die<br />

Mahnung mit <strong>de</strong>n dabei angedrohten rechtlichen<br />

Schritten reagieren.<br />

Vermeidung eines<br />

For<strong>de</strong>rungsausfalls<br />

Um sich gegen das For<strong>de</strong>rungsausfallrisiko für<br />

die Auslandgeschäfte zu schützen, wird bei<br />

SAM nach alternativen Versicherern gesucht,<br />

die auch Unternehmen mit ten<strong>de</strong>nziell schlechten<br />

Ratings versichern.<br />

Ist dies nicht möglich, so wird ab einem Volumen<br />

von 20 T€ mit Akkreditiven gearbeitet.<br />

Bei Aufträgen unter 20 T€ wird nur gegen<br />

Vorkasse geliefert. Dadurch wird zu<strong>de</strong>m <strong>de</strong>r<br />

Vorteil erzielt, dass For<strong>de</strong>rungen schneller realisiert<br />

wer<strong>de</strong>n.<br />

Verbindlichkeiten<br />

Zwar ist es grundsätzlich Ziel <strong>de</strong>s Working Capital<br />

Managements, die kurzfr. Verbindlichkeiten<br />

auszuweiten; dies ist aber bei SAM kaum<br />

weiter möglich, da man sich überwiegend bereits<br />

am Limit <strong>de</strong>r lieferantenseitigen Verhandlungsspielräume<br />

bzgl. <strong>de</strong>s Zahlungsziels bewegt.<br />

Dessen weitestgehen<strong>de</strong> Ausnutzung ist<br />

im Sinne <strong>de</strong>s Working Capital Managements,<br />

um damit die Kapitalbindung zu reduzieren –<br />

aber in aller Regel nur dann, wenn kein Skonto<br />

gewährt wird. Dies soll am Beispiel eines Lieferanten<br />

von SAM ver<strong>de</strong>utlicht wer<strong>de</strong>n.<br />

Die jährliche Summe <strong>de</strong>r Verbindlichkeiten bei<br />

diesem beträgt 149.781,25 € bei einem Zahlungsziel<br />

von 90 Tagen netto bzw. 3 % Skonto<br />

bei Zahlung innerhalb von 30 Tagen. Bei voller<br />

Ausnutzung <strong>de</strong>s Lieferantenkredites hätte SAM<br />

somit auch die volle Summe zu bezahlen. Bei<br />

Nutzung <strong>de</strong>s eingeräumten Skontos von 3 %<br />

müsste SAM bei Zahlung nach 30 Tagen lediglich<br />

145.287,81 € zahlen. Bei Zahlung nach 90<br />

Tagen verzichtete SAM damit auf die Differenz<br />

i. H. v. 4.493,44 €. Dies entspricht bei einer<br />

Kreditdauer von 60 Tagen einer Verzinsung von:<br />

Zinssatz (p) = Skontobetrag * 100 * 360 / vermin<strong>de</strong>rter<br />

Betrag * Kreditdauer = (4.493,44 € *<br />

100 * 360) / (145.287,81 € * 60) = 18,56 %<br />

Vergleicht man diesen Zinssatz mit <strong>de</strong>m Zinssatz<br />

eines Kontokorrentkredites, so wird klar,<br />

dass es wirtschaftlich <strong>de</strong>utlich sinnvoller ist, auf<br />

<strong>de</strong>n Lieferantenkredit zu verzichten. 8<br />

Diese Zinsen für einen Bankkredit in gleicher<br />

Höhe betrügen bei beispielhaften 12 % nämlich<br />

nur 2.905,76 €, woraus sich ein Finanzierungsvorteil<br />

von 1.587,68 € bei Skontoausnutzung<br />

ergibt. Auf das gesamte Verbindlichkeitsvolumen<br />

aus LuL hochgerechnet, bei<br />

<strong>de</strong>m Skontoabzug möglich ist, ergibt sich<br />

<strong>de</strong>mentsprechend ein maßgeblicher Effekt auf<br />

das Ergebnis.<br />

Fazit<br />

Mit Blick auf die im Beitrag dargestellten Themenbereiche<br />

lässt sich konstatieren, dass die<br />

untersuchten Optimierungsmöglichkeiten theo-<br />

retisch und grundsätzlich auch praktisch für die<br />

Reduzierung <strong>de</strong>s Working Capitals bei SAM<br />

nutzbar sind. Ihre Umsetzung darf aber nicht<br />

generell erfolgen, son<strong>de</strong>rn muss differenziert<br />

nach Artikeln, Kun<strong>de</strong>n, Lieferanten etc. vollzogen<br />

wer<strong>de</strong>n.<br />

Literatur<br />

Bartosch-Schmitz, Heike; Blank, Andreas;<br />

Hahn, Hans; Meyer, Helge; Kazmierczak, Jörg:<br />

Han<strong>de</strong>lsbetriebslehre, 2. Aufl., Bad Homberg<br />

vor <strong>de</strong>r Höhe 1999<br />

Ebbeken, Mark; Grobbink, Lars: Fuzzybasiertes<br />

Bestandscontrolling, in: Controlling (ZfC),<br />

Heft 4-5/2002, S. 291 – 298<br />

Hartmann, Horst: Materialwirtschaft. Organisation<br />

<strong>Planung</strong> Durchführung Kontrolle, 8. Aufl.,<br />

Gernsbach 2002<br />

Klepzig, Heinz J.: Working Capital und Cash<br />

Flow. Finanzströme durch Prozessmanagement<br />

optimieren, 1. Aufl., Wiesba<strong>de</strong>n 2008<br />

Steinhardt, Thorsten: Working Capital Management,<br />

in: Controller Magazin (CM), Heft<br />

3/2007, S. 239 – 240<br />

Ulbrich, Philipp; Schmuck, Martin, Jä<strong>de</strong>, Lutz:<br />

Working Capital Management in <strong>de</strong>r Automobilindustrie<br />

– Eine Betrachtung <strong>de</strong>r Schnittstelle<br />

zwischen OEM und Zulieferer, in: Controlling &<br />

Management (ZFCM), Heft 1/2008, S. 24 – 29<br />

Vahrenkamp, Richard: Produktionsmanagement,<br />

6. Aufl., München 2008<br />

Fußnoten<br />

1 Zu Begriff und Definition <strong>de</strong>s Working Capital<br />

Managements vgl. beispielweise Steinhardt,<br />

S. 239 f.<br />

2 Für die Automobilindustrie siehe etwa Ulbrich<br />

et al., S. 24 ff.<br />

3 Vgl. Klepzig, S. 36 – 37.<br />

4 Zur Ermittlung vgl. bspw. Hartmann, S. 429<br />

5 Zur Berücksichtigung qualitativer Faktoren im<br />

Bestandscontrolling vgl. Ebbeken/Grobbink,<br />

S. 291 ff.<br />

6 Vahrenkamp, S. 188.<br />

7 Vahrenkamp, S. 189.<br />

8 Bartosch-Schmitz et al., S. 156.

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