Richtig lesen lernen - Schritt für Schritt
Richtig lesen lernen - Schritt für Schritt
Richtig lesen lernen - Schritt für Schritt
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Steuerung der Artikulationsorgane<br />
Den Effekt auf die Sinnentnahme können Sie<br />
selbst schnell nachprüfen. Lassen Sie einen<br />
Bekannten einmal etwas still <strong>lesen</strong> und fragen<br />
Sie ihn anschließend nach dem Inhalt.<br />
Nun lassen Sie ihn einen anderen Text laut<br />
<strong>lesen</strong>. Er wird sich an wesentlich weniger Details<br />
des Ge<strong>lesen</strong>en erinnern.<br />
2. Die Motorik ist, im Vergleich zu anderen<br />
neuronalen Prozessen außerordentlich langsam.<br />
Wenn also die Artikulationsorgane beim<br />
Lesen mit bewegt werden müssen, so verläuft<br />
der Leseprozess viel langsamer. Dies ist im<br />
übrigen der Trick der „Schnellleser“. Je besser<br />
es gelingt, die Artikulation (das Mitsprechen)<br />
beim Lesen auszuschalten, desto<br />
schneller können wir <strong>lesen</strong>.<br />
3. Das stille Lesen ist darüber hinaus besonders<br />
<strong>für</strong> Kinder mit Leseschwierigkeiten wichtig.<br />
Lassen Sie Kinder mit Leseschwierigkeiten<br />
laut <strong>lesen</strong>, so wirkt das Hören des eigenen<br />
„Gestotters“ negativ zurück. Sie bekommen<br />
immer wieder „vor Ohren gehalten“, dass sie<br />
etwas nicht können. Dies baut <strong>Schritt</strong> <strong>für</strong><br />
<strong>Schritt</strong> jegliche Lesemotivation ab.<br />
Lassen Sie daher Kinder nur dann etwas laut <strong>lesen</strong><br />
(siehe Vortragen), wenn sie den Text kennen<br />
und Lesen können. Vor allen Dingen: Lassen Sie<br />
niemals Kinder mit Leseschwierigkeiten laut <strong>lesen</strong><br />
und schon gar nicht in der Klasse laut vor<strong>lesen</strong>.<br />
Dies führt nur zur Entmutigung und festigt<br />
die Stigmatisierung.<br />
Unsere Augen und unser Geist arbeiten um ein<br />
Vielfaches schneller als unsere Sprechwerkzeuge<br />
(Stimmbänder, Zunge, Lippen). Solange wir beim<br />
Lesen mitsprechen, bestimmen die langsamen<br />
Sprechwerkzeuge das Lesetempo. Durch stilles<br />
Lesen wird die Lesegeschwindigkeit erhöht. Leseübungen<br />
sind daher immer auch „Stilleübungen“.<br />
Lesezentrum<br />
M<br />
b) Wortbausteine und Sinnerwartung<br />
Lesen ist auf Sinnentnahme ausgerichtet. Die<br />
kleinsten bedeutungstragenden Einheiten sind<br />
die Wörter und nicht die Buchstaben. Flüssiges<br />
Lesen wird dadurch erreicht, dass die Wörter als<br />
Ganzes erfasst und nicht buchstabenweise erschlossen<br />
werden. Indem wir viel <strong>lesen</strong>, bilden<br />
wir implizite „Wortbildmuster“. Zunächst sind es<br />
wahrscheinliche (häufig vorkommende) Buchstabenfolgen,<br />
später ganze Wörter. Dabei steuert die<br />
Sinnerwartung das Lesen. Das Wort<br />
„B au������“ , schnell ge<strong>lesen</strong>, kann Verschiedenes<br />
bedeuten. Wenn im Text von Kühen und<br />
Schweinen die Rede ist, werden wir es sofort als<br />
„Bauernhof“ identifizieren. Kommen im Text<br />
Bagger und Kräne vor, so „<strong>lesen</strong>“ wir „Baustelle“.<br />
Es sind also nicht die „Wortbildmuster“ allein,<br />
sondern die Sinnerwartung, die den Mustern eine<br />
Bedeutung verleiht. Andererseits: Um „Bauernhof“<br />
oder „Baustelle“ zu erkennen, müssen<br />
wir diese Wörter kennen, schon einmal ge<strong>lesen</strong><br />
haben.<br />
c) Übungen zur Steigerung des Lesetempos<br />
Wenn wir ein Gespür <strong>für</strong> wahrscheinliche Buchstabenfolgen<br />
haben und bekannte Wortbilder<br />
wiedererkennen, können wir Texte schneller <strong>lesen</strong><br />
und zugleich besser verstehen (mehr behalten).<br />
Vier Übungen haben sich zur Steigerung<br />
der Lesegeschwindigkeit bewährt:<br />
1. Wiedererkennen häufig vorkommender<br />
Buchstabenfolgen<br />
Den Kindern wird die Aufgabe gestellt, häufig<br />
vorkommende Buchstabenfolgen oder kleine<br />
Wörter in einem Text in einer bestimmten<br />
Zeit herauszufinden. Sie zählen die Wörter,<br />
indem sie auf einem Blatt eine Strichliste<br />
führen oder Spielsteine von einer Schachtel in<br />
eine andere legen.<br />
© Norbert Sommer-Stumpenhorst <strong>Richtig</strong> Lesen <strong>lernen</strong> – <strong>Schritt</strong> <strong>für</strong> <strong>Schritt</strong> LE02 / 8