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Carl Hartwich - Naturforschende Gesellschaft in Zürich NGZH

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Ueberall auf der Erde, wo den Menschen Stoffe des Pflanzenreiches zur<br />

Benutzung sich darbieten, haben sie es verstanden, unter denselben solche auszu-<br />

wählen, die über die Befriedigung wirklicher Bedürfnisse, wie Nahrung, Kleidung,<br />

Obdach u. s. w. sche<strong>in</strong>bar h<strong>in</strong>ausgehen, die sie also wohl entbehren könnten, ohne<br />

auf e<strong>in</strong>e gewisse Behaglichkeit des Dase<strong>in</strong>s Verzicht zu leisten. Die Zahl ist recht<br />

gross und die Art der Verwendung mannigfaltig. Schöne und duftende Blüten,<br />

leuchtende Farben, seltsam geformte Früchte reizen die Menschen, sie zur Ver-<br />

zierung ihres Körpers, ihrer Geräte, ihrer Wohnung zu verwenden, zahlreiche<br />

Pflanzenteile werden genossen, ohne zur Nahrung, ohne zur Heilung von Krank-<br />

heiten zu dienen. Wir können diese <strong>in</strong>teressante Gruppe als Genussmittel im<br />

weiteren S<strong>in</strong>ne bezeichnen. Bei genauerer Betrachtung f<strong>in</strong>den wir, dass für<br />

manche derselben, was ihre Notwendigkeit betrifft, die soeben gegebene Abgren-<br />

zung nicht recht zutrifft. Es s<strong>in</strong>d dies Stoffe, die den Nahrungsmitteln zugesetzt<br />

werden oder die man durch geeignete Bereitung <strong>in</strong> denselben entstehen lässt, und<br />

die, oberflächlich betrachtet, ke<strong>in</strong>en andern Zweck haben, als die Schmackhaftigkeit<br />

derselben zu erhöhen. Sie zeichnen sich daher durch e<strong>in</strong>en kräftigen, bei dem<br />

re<strong>in</strong>en Stoff oft nichts weniger als angenehmen Geschmack und meist auch Geruch<br />

aus. Sie wirken direkt auf die Geschmacks- und Geruchsnerven, sowie auf die<br />

Drüsen der Verdauungsorgane und befähigen dieselben, die Verdauung energischer<br />

vor sich gehen zu lassen. Wenn es bei vielen derselben zweifellos ist, dass sie im<br />

Grunde entbehrlich s<strong>in</strong>d und dass sie nur dazu dienen, die erschlafften Nerven des<br />

Genussmenschen immer von Neuem, aber rasch vorübergehend, aufzustacheln, so ist<br />

e<strong>in</strong> ger<strong>in</strong>ger Zusatz mancher derselben zu den Speisen als notwendig zu erachten.<br />

Ist es doch e<strong>in</strong>e oft beobachtete Thatsache, dass <strong>in</strong> Gefängnissen und ähnlichen<br />

Anstalten, wo e<strong>in</strong>e ziemlich e<strong>in</strong>förmige und wenig gewürzte Nahrung gereicht wird,<br />

dieselbe den Insassen bald Ekel erregt und nur mit Widerstreben genossen wird.<br />

Spalten wir also solche Stoffe, die wir Gewürze nennen, aus unserer Gruppe<br />

ab, so bleibt e<strong>in</strong>e ansehnliche Anzahl übrig, die wir als Genussmittel im<br />

engeren S<strong>in</strong>ne bezeichnen und für die es zutrifft, dass sie <strong>in</strong> dem genannten<br />

S<strong>in</strong>ne entbehrlich s<strong>in</strong>d. Sie zeigen im menschlichen Organismus Wirkungen, die<br />

viel mannigfaltiger und komplizierter als die der Gewürze s<strong>in</strong>d, die aber das<br />

geme<strong>in</strong>sam haben, dass sie erst nach der Resorption wirken. Geruch und Geschmack

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