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Umschlagbild - Naturforschende Gesellschaft in Zürich NGZH

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<strong>Umschlagbild</strong><br />

Energie- und Kohlenstofffluss durch die Biosphäre:<br />

Heutiger Zustand mit ger<strong>in</strong>ger Nutzung der Bioenergie durch den Menschen. Der grösste<br />

Teil der energiereichen Biomasse wird durch die Zersetzer zu CO2 abgebaut. Die<br />

Verbrennung der fossilen Brennstoffe trägt wesentlich zur Erhöhung des CO2-Gehaltes der<br />

Atmosphäre bei.<br />

Möglichkeiten von morgen mit optimaler Nutzung der Bioenergie. Durch Vergasung und<br />

Fermentationen wird Biomasse <strong>in</strong> gasförmige und flüssige Energieträger umgewandelt, die<br />

als Roh- und Treibstoffe vielfältig genutzt werden können.<br />

Kommentar:<br />

Dieses Neujahrsblatt ist schon lange vergriffen. Daher wurde e<strong>in</strong> Master-Exemplar gemacht,<br />

das auf e<strong>in</strong>em Kopierer vervielfältigt werden kann. Dazu kamen vier Seiten auf e<strong>in</strong><br />

Blatt: (zum falzen, zusammenstellen, kleben. und mit dem Umschlag versehen) Ergibt<br />

Hefte von 207.4 x 148.6 mm, also etwas kle<strong>in</strong>er als das Orig<strong>in</strong>al.<br />

Der Text wurde ähnlich dem Orig<strong>in</strong>al auf die Seiten verteilt. d.h.: der Text ist nicht zeilentreu<br />

und nur e<strong>in</strong>igermassen Seitentreu. Dieses Exemplar ist zum normalen Lauftext umgearbeitet.<br />

Formales<br />

Offset-Druck, Lichtsatz<br />

125 g, 230 x 157.5 mm; Satzspiegel: 127x181 mm<br />

Papierdicken: Gesamt:2.86 mm, .062 mm/Blatt , Deckel 0.16 mm<br />

B<strong>in</strong>dung: genäht (8,8,7,7,8 Blatt) und geklebt<br />

Serifenschrift, etwa Times.<br />

OCR-Wandlung mit Xerox-Software.<br />

Der Inhalt wurde während der Semesterferien im Sommer 1979 erarbeitet, z.T. als Vorbereitung<br />

für e<strong>in</strong>e neue Vorlesung (mündl. Mitt. R.Bachofen).<br />

Zehner-Exponenten: kilo:3, Mega:6, Giga:9, Tera:12, Peta:15, Exa:18, Zeta:21


NEUJAHRSBLATT<br />

herausgegeben von der<br />

<strong>Naturforschende</strong>n <strong>Gesellschaft</strong><br />

<strong>in</strong> <strong>Zürich</strong><br />

auf das Jahr 1981<br />

183. Stück<br />

1981<br />

Orell Füssli Graphische Betriebe AG <strong>Zürich</strong>


Veröffentlichung<br />

der<br />

<strong>Naturforschende</strong>n <strong>Gesellschaft</strong> <strong>in</strong> <strong>Zürich</strong><br />

im Anschluss an den Jahrgang 125 der<br />

Vierteljahrsschrift der <strong>Naturforschende</strong>n <strong>Gesellschaft</strong> <strong>in</strong><br />

<strong>Zürich</strong><br />

als Heft Nummer 5<br />

Redaktion Prof. Dr. E.A. Thomas, Limnologische Station, Seestrasse 187, 8802 Kilchberg<br />

Ausgegeben am 31. Dezember 1980<br />

Nachdruck, auch auszugsweise nur mit Quellenangabe gestattet.


Bio-Energie<br />

heute- morgen<br />

von<br />

Re<strong>in</strong>hard Bachofen<br />

mit e<strong>in</strong>em Titelbild und 37 Abbildungen im Text


4 Neujahrsblatt der <strong>Naturforschende</strong>n <strong>Gesellschaft</strong> <strong>in</strong> <strong>Zürich</strong> 1980<br />

Zusammenfassung<br />

Bioenergie ist Energie, gewonnen aus Biomasse, d.h. aus lebender und toter organischer<br />

Substanz, die <strong>in</strong> rezenter Zeit durch lebende Systeme - Pflanzen, Tiere und<br />

Mikroorganismen - gebildet wurde. Die Grundlage bilden die Leistungen der grünen<br />

Pflanzen, die als autotrophe Organismen mit Hilfe von Sonnenlicht aus Kohlendioxid und<br />

Wasser organische Verb<strong>in</strong>dungen aufzubauen vermögen.<br />

Weltweit liegt <strong>in</strong> der vorhandenen Biomasse gleich viel Energie gespeichert vor wie <strong>in</strong><br />

allen uns bekannten Reserven an Kohle, Öl und Gas. Und doch ist dieses grosse<br />

Energiepotential bisher nur für wenig mehr als unsere Nahrung energetisch genutzt worden.<br />

Die Möglichkeiten der Nutzung der Biomasse als Alternative und Ersatz der <strong>in</strong> naher<br />

Zukunft versiegenden fossilen Energieträger werden heute <strong>in</strong>tensiv studiert. Die<br />

vorliegende Übersicht soll e<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>druck vermitteln, wo gute Nutzungsmöglichkeiten<br />

vorhanden s<strong>in</strong>d, aber auch wo Probleme liegen. Es ist gewissermassen e<strong>in</strong>e<br />

Momentaufnahme, erstellt aufgrund veröffentlichter Arbeiten. Schon morgen werden<br />

vielleicht neue Daten vorliegen, neue Technologien e<strong>in</strong>geführt, geeignetere Pflanzen<br />

gefunden und höhere Umwandlungsausbeuten erzielt.<br />

Verdankung<br />

Ich danke allen Kollegen und Mitarbeitern für <strong>in</strong>teressante Gespräche und Diskussionen,<br />

<strong>in</strong>sbesondere Prof. Dr. D. O. HALL, dem Pionier für die Verbreitung der Ideen der biologischen<br />

Sonnenenergienutzung, Drs. O. ANNER, H. ASPER, M. EGLI und H. ZÜRRER für die Hilfe bei der<br />

Gestaltung des Textes, dem Schweizerischen Nationalfonds, der im Rahmen der Nationalen<br />

Programme unser Projekt «Biologische Wasserstoffproduktion mit photosynthetischen<br />

Mikroorganismen» unterstützte, Dr. W. EGGER für photographische Arbeiten, wie auch besonders Frl.<br />

H. MOLLER für die gekonnte Herstellung der Zeichnungen.<br />

1 MJ = 0.27778 kWh = 238.85 kcal<br />

1 t Kohleäquivalent = 26.9 GJ<br />

1 t Öläquivalent = 44.8 GJ<br />

1000 m3 Erdgas = 38.9 GJ<br />

Verwendete Energiee<strong>in</strong>heiten:


R. BACHOFEN Bio-Energie, heute- morgen 5<br />

1. E<strong>in</strong>leitung<br />

E<strong>in</strong>e Analyse der weltweiten Energiesituation gibt uns das Bild e<strong>in</strong>er unbekümmerten<br />

Menschheit, die auf e<strong>in</strong>em immer schmaler werdenden Gratweg e<strong>in</strong>em<br />

Abgrund zustrebt. Noch sche<strong>in</strong>t e<strong>in</strong>e Umkehr möglich. Bes<strong>in</strong>nen wir uns auf die<br />

Grundlagen: die Sonne ist Ursprung der Erde und Urkraft des Lebens auf unserem<br />

Planeten!<br />

Die fossilen Energieträger schw<strong>in</strong>den; zu lange wurden sie gedankenlos<br />

geplündert. Mahn- und Warnrufe verhallten ungehört. Können die konventionellen<br />

Energieträger durch Sonnenenergie abgelöst werden?<br />

Vergegenwärtigt man sich die fast nicht messbaren solaren Energiereserven - alle<strong>in</strong><br />

die jährlich auf die Erde fallende Strahlungsenergie übersteigt mit über 3.10 24 J die<br />

gesamten heute bislang bekannten Lager an Öl, Gas, Kohle und Uran um das<br />

Hundertfache -, wird augenfällig, weshalb immer mehr Fachleute sich um ihre<br />

Nutzung bemühen.<br />

Die optimistische Zukunftsvorstellung e<strong>in</strong>es möglichen Sonnenzeitalters darf<br />

nicht dazu verleiten, zwei Randbed<strong>in</strong>gungen zu vergessen, die sich der effizienten<br />

Nutzung der Sonnenenergie als e<strong>in</strong>schneidend limitierende Hürden <strong>in</strong> den Weg<br />

stellen:<br />

- die Energiedichte ist ger<strong>in</strong>g,<br />

- der Energiefluss ist nicht kont<strong>in</strong>uierlich (Tag-Nacht-Wechsel, Jahreszeiten,<br />

Witterungse<strong>in</strong>flüsse).<br />

Daraus ergeben sich als Konsequenzen:<br />

- grosse Kollektorflächen,<br />

- gute Speichersysteme.<br />

Vorläufig erfüllen weder Anlagen mit Sonnenkollektoren zur Wärmegew<strong>in</strong>nung<br />

noch Solarzellen zur Transformation des Lichtes <strong>in</strong> elektrischen Strom diese beiden<br />

unabd<strong>in</strong>gbaren Voraussetzungen befriedigend.<br />

Aus dieser Sicht wird die Photosynthese, der Prozess, der letztlich alles Leben<br />

ermöglicht, zum bestangepassten Umwandlungsverfahren der frei verfügbaren<br />

Strahlungsenergie: Seit Millionen von Jahren wird Sonnenenergie fixiert, mit<br />

ger<strong>in</strong>ger Ausbeute, dafür aber <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em dauerhaften Speicherprodukt, der<br />

Biomasse, die wir auch mit den fossilen Energieträgern Öl, Gas und Kohle als<br />

umgewandelte Produkte der Photosynthese geologischer Epochen nutzen.<br />

Die Photosynthese als Energieumwandlungssystem liefert an chemisch<br />

gespeicherter Energie das Zehnfache des heutigen Weltenergieverbrauches: 3.10 21 J<br />

jährlich. Bedenkt man, dass die Biomasse bis anh<strong>in</strong> nur <strong>in</strong> Bruchteilen


6 Neujahrsblatt der <strong>Naturforschende</strong>n <strong>Gesellschaft</strong> <strong>in</strong> <strong>Zürich</strong> 1980<br />

von und für den Menschen genutzt wurde, erwachsen aus diesen Grössenordnungen<br />

optimistische Zukunftsperspektiven. Bis vor kurzem wäre die Vorstellung belächelt<br />

worden, dass Pflanzen (Algen und Bakterien e<strong>in</strong>geschlossen) je der Menschheit helfen<br />

könnten, sich aus der Energiekrise zu retten; heute lässt e<strong>in</strong> weites Spektrum von Projekten<br />

[43, 118-130] hoffen, dass mittels biologischer Systeme die energetische Zukunft unseres<br />

Planeten m<strong>in</strong>destens z. T. gemeistert werden kann.<br />

1.1. Energiefluss und Stoffkreisläufe<br />

Schon <strong>in</strong> den Religionen der alten Kulturvölker kam der Sonne - Inkas, Inder,<br />

Ägypter, Griechen und Römer huldigten ihr - e<strong>in</strong>e besondere Bedeutung als<br />

Erhalter<strong>in</strong> des irdischen Lebens zu.<br />

Die Ergebnisse der Biochemie lehren uns heute, dass das <strong>in</strong> hohem Mass geordnete<br />

System e<strong>in</strong>er lebenden Zelle oder e<strong>in</strong>es ganzen Organismus nur unter ständiger<br />

Energiezufuhr - letztlich aus der Sonne - <strong>in</strong> diesem Zustand erhalten bleibt. E<strong>in</strong><br />

Ausbleiben der Energie von aussen führt über kurz oder lang zum Tod.<br />

Dieses Gesetz gilt für alle Organismen, die Art der Energiezufuhr ist jedoch<br />

verschieden:<br />

Abb. 1 Schematische Darstellung des Energie- und Materialflusses <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Ökosystem. Die Zahlen<br />

für den Energiefluss gelten für e<strong>in</strong>en Quellteich <strong>in</strong> Florida, angegeben <strong>in</strong> MJ/m² Jahr (aus [36]). -<br />

Ebenfalls e<strong>in</strong>getragen s<strong>in</strong>d die Kreisläufe der Elemente, die am Aufbau der Organismen beteiligt s<strong>in</strong>d<br />

(C, H, O, N und weitere, <strong>in</strong> kle<strong>in</strong>eren Mengen vorkommende Elemente). Im Gegensatz zum<br />

nichtzyklischen Fluss der Energie <strong>in</strong> der Natur, welcher nur durch ständige Zufuhr von Seiten der<br />

Sonne erhalten bleibt, bilden die Elemente spezifische Kreisläufe (punktierte Pfeile), <strong>in</strong> denen, <strong>in</strong><br />

grossen Räumen gesehen, die Menge konstant bleibt.


R. BACHOFEN Bio-Energie, heute- morgen 7<br />

- Menschen, Tiere, Pilze und viele Bakterien s<strong>in</strong>d auf organische Nährstoffe<br />

angewiesen (heterotrophe Ernährungsweise);<br />

- chemoautotrophe Bakterien vermögen den Energiegehalt anorganischer<br />

Verb<strong>in</strong>dungen zu nutzen;<br />

- grüne Pflanzen und e<strong>in</strong>ige pigmentierte Bakterien s<strong>in</strong>d alle<strong>in</strong> befähigt, das<br />

Sonnenlicht direkt auszuwerten (Photoautotrophe Lebewesen).<br />

Die eigentliche Schlüsselstellung kommt damit dieser letzten Organismengruppe<br />

zu: sie vermittelt die Weltraumressourcen dem Leben auf unserer Erde. Diese<br />

photosynthetisierenden Systeme regeln alles übrige Wachstum; die heterotrophen<br />

Organismen s<strong>in</strong>d durch deren Leistung limitiert.<br />

Der Energiefluss <strong>in</strong> der Biosphäre ist komplex vernetzt; der Analyse selbst klar<br />

begrenzter Ökosysteme erwachsen erhebliche Schwierigkeiten. Es erstaunt daher<br />

nicht, dass das überschaubare System Teich und See zu e<strong>in</strong>em bevorzugten<br />

ökologischen Objekt wurde [36], an welchem wesentliche Grunderkenntnisse<br />

erarbeitet worden s<strong>in</strong>d (Abb. 1). In e<strong>in</strong>er Nahrungskette wird von Stufe zu Stufe<br />

stets nur etwa 1/10 der fixierten Energie weiterverwertet, vom Rest geht e<strong>in</strong> Teil<br />

Abb. 2 Schlüsselstellung der grünen Pflanze bei der Umwandlung von Lichtenergie <strong>in</strong> chemische<br />

Energie als Nahrung für Mensch und Tier. - Unsere bekannten fossilen Energieträger s<strong>in</strong>d Produkte<br />

der Photosynthese früherer Epochen, sie werden heute <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er im Vergleich zur Bildung unglaublich<br />

raschen Geschw<strong>in</strong>digkeit genutzt und entwertet. Pflanzliche und tierische Faserstoffe dienten uns zur<br />

Isolation, um unsere Energieverluste zu verr<strong>in</strong>gern. Holz ist als Brennstoff die erste Fremdenergie des<br />

Menschen.


8 Neujahrsblatt der <strong>Naturforschende</strong>n <strong>Gesellschaft</strong> <strong>in</strong> <strong>Zürich</strong> 1980<br />

als Wärme verloren, e<strong>in</strong> anderer dient <strong>in</strong> den Ausscheidungsprodukten als<br />

Energiequelle der abbauenden Mikroorganismen.<br />

In der Biosphäre ist der Energiefluss auch Materialfluss. Jener fliesst irreversibel<br />

<strong>in</strong> den Weltraum zurück, während die Elemente <strong>in</strong> globalen Kreisläufen regeneriert<br />

werden. Die Schlüsselstellung der grünen Pflanze wird <strong>in</strong> Abb. 2 deutlich: durch<br />

die Umwandlung der Lichtenergie <strong>in</strong> chemische Energie <strong>in</strong> der Photosynthese wird<br />

Energie mit Materie verknüpft, <strong>in</strong> den Abbauvorgängen der Atmung und Gärung<br />

unter Nutzung von der Materie wieder getrennt.<br />

1.2. Der Energieverbrauch des Menschen<br />

Die Geschichte des Menschen ist die Geschichte se<strong>in</strong>er Fähigkeiten, Energie<br />

ausserhalb se<strong>in</strong>er natürlichen physiologischen Möglichkeiten transformieren zu<br />

können.<br />

Die Art und Menge der verfügbaren Energiequellen und das Wissen, diese zu<br />

nutzen, wurden <strong>in</strong> den letzten hundert Jahren Grundlagen des wirtschaftlichen<br />

Wachstums und des hohen Lebensstandards der Industrieländer.<br />

Abb. 3 Vergleich von Energieverbrauch und Entwicklungsstufe des Menschen (<strong>in</strong> MJ/Kopf. Tag,<br />

nach [25]). - Die ersten Menschen benötigten etwa 10 MJ/Tag für das Sammeln und Jagen ihrer<br />

täglichen Nahrung. Diese Energiemenge mag sich mit der Nutzung des Feuers zu Heiz- und<br />

Kochzwecken etwa verdoppelt haben. Die Herstellung e<strong>in</strong>facher Jagd- und Bodenbearbeitungsgeräte<br />

und der E<strong>in</strong>satz von Tieren im Ackerbau bedeutete e<strong>in</strong>e weitere Verdopplung. Unsere heutige, voll<br />

<strong>in</strong>dustrialisierte und extrem mobile <strong>Gesellschaft</strong> <strong>in</strong> den Ländern Westeuropas und <strong>in</strong> den USA ist bei<br />

e<strong>in</strong>em über 100mal grösseren Energieverbrauch pro Kopf von 970 MJ/Tag angelangt.<br />

Die enorme Zunahme des weltweiten Energiebedarfs ergibt sich aus<br />

Bevölkerungswachstum und Zunahme des Lebensstandards. Die<br />

Verdopplungszeiten des Energieverbrauchs verkürzten sich beständig. Nicht nur<br />

die re<strong>in</strong> quantitative Zunahme ist beängstigend. Durch das überbordende<br />

Wirtschaftswachstum der letzten 20 Jahre wurden die e<strong>in</strong>facher nutzbaren fossilen<br />

Energieträger bevorzugt verbraucht: die Nutzung von Kohle, wie auch von<br />

Biomasse, wurde gegenüber Öl und Gas vernachlässigt.


R. BACHOFEN Bio-Energie, heute- morgen 9<br />

Tab. 1 Verbrauch an Energie durch den Menschen weltweit (1970)<br />

(alle Werte x 10 18 J/Jahr)<br />

Regenerierbare Nicht regenerierbare<br />

Energiequellen Energiequellen<br />

Nahrung aus Pflanzen 15,3 Erdöl 120<br />

Nahrung aus Tier 24,1 Erdgas 48<br />

Kleidung, Fasern 0,4 Kohle 81<br />

Papier 4,3<br />

Bauholz 6,1<br />

Brennholz 12,0<br />

Wasserkraft 16 Kernenergie 4<br />

Die Wachstumsrate des Energiekonsums <strong>in</strong> der Schweiz war <strong>in</strong> den sechziger<br />

Jahren gross, <strong>in</strong>nert 10 Jahren trat e<strong>in</strong>e Verdoppelung e<strong>in</strong>; seit wenigen Jahren aber<br />

ist e<strong>in</strong>e deutliche Dämpfung e<strong>in</strong>getreten. Drei Gründe s<strong>in</strong>d dafür verantwortlich:<br />

Abb. 4 Korrelation zwischen Bruttosozialprodukt und Energieverbrauch pro Kopf für e<strong>in</strong>ige Nationen<br />

(aus [14]). - Der Zusammenhang zwischen Energieverbrauch und Wirtschaftsentwicklung ist deutlich.<br />

Abweichungen von e<strong>in</strong>er Geraden weisen auf mehr oder weniger stark energieabhängige Industrien<br />

und unterschiedliche Wirkungsgrade bei Energieumwandlungen und -konservierung h<strong>in</strong>. In den USA,<br />

weit an der Spitze stehend, verbrauchen 6% der Bevölkerung über 35% der Energie. - Weniger<br />

<strong>in</strong>dustrialisierten Ländern, besonders denjenigen der Dritten Welt, kann <strong>in</strong> Abb. 3 e<strong>in</strong>e frühere<br />

Entwicklungs- resp. Energieverbrauchsstufe zugeordnet werden.


10 Neujahrsblatt der <strong>Naturforschende</strong>n <strong>Gesellschaft</strong> <strong>in</strong> <strong>Zürich</strong> 1980<br />

- die Rechnungen im Bericht des Clubs von Rom haben deutlich gemacht, dass die<br />

fossilen Energieträger mit Gewissheit <strong>in</strong> wenigen Jahrzehnten bis<br />

Jahrhunderten aufgebraucht se<strong>in</strong> werden [75];<br />

- erhöhte gesetzliche E<strong>in</strong>schränkungen durch Forderungen des Umweltschutzes:<br />

Verr<strong>in</strong>gerung von Luft- und Gewässerverschmutzung, Problematik der<br />

Abwärme thermischer Kraftwerke usw.;<br />

- die Ölkrise, erstmals im Jahre 1973 mit gewaltigen Preissteigerungen für Heizöl,<br />

Benz<strong>in</strong> und Produkte der Petrochemie.<br />

Abb. 5 Entwicklung des Primär-Energieverbrauchs der Schweiz seit 1910 und Aufteilung desselben<br />

nach verschiedenen Energieträgern (aus [14]). - Während <strong>in</strong> der Mitte des letzten Jahrhunderts noch<br />

Holz den grössten Teil des Energiebedarfes decken konnte, dom<strong>in</strong>ieren heute neben Hydroelektrizität<br />

die flüssigen fossilen Energieträger. In dieser Darstellung nicht enthalten s<strong>in</strong>d die Energiezufuhr<br />

durch die Photosynthese - die tägliche Nahrung, Faser- und Baustoffe - wie vor allem auch die<br />

Wärmestrahlung der Sonne, die uns auf der Erde die für Leben notwendigen Bed<strong>in</strong>gungen schafft.<br />

Die Energiepolitik der Zukunft wird gezwungen se<strong>in</strong>, wohldokumentierte<br />

Nachfragen sorgfältig zu prüfen. Es gilt nicht nur, die Erhältlichkeit und die<br />

aktuellen Kosten abzuwägen, Folgekosten müssen berücksichtigt, die<br />

Erneuerbarkeit abgeschätzt und die Umweltbelastung umsichtig hochgerechnet<br />

werden.<br />

Nicht zuletzt s<strong>in</strong>d auch der Mensch und die menschliche <strong>Gesellschaft</strong> <strong>in</strong> die<br />

Rechnung e<strong>in</strong>zubeziehen: e<strong>in</strong> une<strong>in</strong>geschränktes Wachstum des Energieverbrauches<br />

ist sowohl vom beschränkten Vorhandense<strong>in</strong> der Quellen der<br />

Primärenergie wie auch von den Folgen deren Nutzung e<strong>in</strong>fach unmöglich und<br />

würde zur Katastrophe führen [41].


R. BACHOFEN Bio-Energie, heute- morgen 11<br />

Tab. 2 Vergleich der Reserven an fossilen Brennstoffen mit der Sonnene<strong>in</strong>strahlung<br />

und der Produktion an Biomasse (aus [46])<br />

Gesicherte Vorkommen: als t Kohleäquivalente<br />

Kohle 5. 10 11 t<br />

Erdöl 2. 10 11 t<br />

Erdgas 1 10 11 t<br />

8 10 11 t = 25. 10 21 J<br />

Vermutete Vorkommen<br />

Kohle 85. 10 11 t<br />

Erdöl 5.10 11 t<br />

Gas 3. 10 11 t<br />

93. 10 11 t = 300. 10 21 J<br />

Jährlicher Energieverbrauch weltweit etwa 5.1 10 9 t 2,3.10 20 J<br />

Jährliche Sonnene<strong>in</strong>strahlung auf die Erde 3,6.10 24 J<br />

Jährliche Nettoproduktion 8. 10 15 t C = 3. 10 21 J<br />

durch Photosynthese (2. 10 11 t Biomasse)<br />

deren Produktion auf Kulturland 0,4. 10 10 t C<br />

Weltweit gespeicherte Biomasse (90% - Bäume) 8. 10 11 t C = 20. 10 21 J<br />

davon auf kultiviertem Land 0,06. 10 11 t C<br />

Energieverbrauch des Menschen für Nahrung 1,4. 10 19 J<br />

Sowohl die Grössen der bekannten Reserven an fossilen Energieträgern, des weltweiten<br />

Jahresverbrauches an Energie wie auch der Energiemenge, die pro Jahr durch die Pflanzen <strong>in</strong><br />

Biomasse fixiert sowie weltweit gesamthaft <strong>in</strong> Biomasse gespeichert ist, s<strong>in</strong>d Schätzungen, die mit<br />

Fehlern behaftet s<strong>in</strong>d. Trotzdem wird deutlich, dass der Gesamtverbrauch an Energie ca. 1/10 der<br />

heute durch die Photosynthese fixierten Sonnenenergie ausmacht und dass die auf der Erde <strong>in</strong><br />

Biomasse gespeicherte Energie <strong>in</strong> der gleichen Grössenordung liegt wie die nachgewiesenen Vorräte<br />

an fossilen Brennstoffen.<br />

1.3. Das Potential der Sonnenenergie und die Eigenschaften der Sonnenstrahlung<br />

Durch Fusion leichter Atomkerne<br />

wird aus der Sonnenmasse (1,39. l0 7 km Durchmesser, 1,99. 10 33 g) e<strong>in</strong>e ungeheure<br />

Menge Energie frei (3,82.10 26 W), die sich radial im Weltall ausbreitet. Im Abstand<br />

von 1,5.10 8 km lässt sich auf der Erde ausserhalb der Atmosphäre e<strong>in</strong>e<br />

Energiedichte von 1,36 kW/m 2 (=81,5 kJ/m 2 . M<strong>in</strong>.) errechnen (Solarkonstante).<br />

Damit fallen jährlich nach Abzug von ca. 30-40% Reflexions- und<br />

Absorptionsverlusten ca. 3.10 24 J Sonnenenergie auf die Erde, e<strong>in</strong> Wert, der den


12 Neujahrsblatt der <strong>Naturforschende</strong>n <strong>Gesellschaft</strong> <strong>in</strong> <strong>Zürich</strong> 1980<br />

Abb. 6 Jahreszeitliche Veränderung der Sonnenstrahlung ausserhalb der Atmosphäre am Äquator (a),<br />

am 40. (b) und 80. (c) Breitengrad (aus [120]). - Die geographische Breite und die Jahreszeit<br />

bestimmen die Verluste an Strahlungsenergie, die auf e<strong>in</strong>e horizontale Fläche fallen. Es s<strong>in</strong>d die<br />

grossen Unterschiede <strong>in</strong> den W<strong>in</strong>termonaten, die für die auf die Hälfe verr<strong>in</strong>gerte E<strong>in</strong>strahlung <strong>in</strong><br />

Mitteleuropa gegenüber z.B. den Wüstengebieten Nordafrikas verantwortlich s<strong>in</strong>d.<br />

Abb. 7 Verteilung der mittleren globalen Sonnenstrahlung auf der Erdoberfläche auf e<strong>in</strong>er<br />

horizontalen Ebene (<strong>in</strong> W/m², gemittelt über 24 Stunden (aus [120]). – Die grösste<br />

Strahlungs<strong>in</strong>tensität f<strong>in</strong>det sich <strong>in</strong> den Wüstengebieten unter den beiden Wendekreisen, das<br />

Strahlungsmaximum liegt mit über 300 W/m 2 im Raum des Roten Meeres. In unseren gemässigten<br />

Zonen kann e<strong>in</strong>e mittlere E<strong>in</strong>strahlung von etwa 150 W/m 2 gemessen werden (<strong>Zürich</strong>: globale<br />

Strahlung 128 W/ m 2 , davon 67 W/m 2 diffuse, 61 W/m 2 direkte Strahlung).


R. BACHOFEN Bio-Energie, heute- morgen 13<br />

jährlichen technischen Gesamtenergieverbrauch der Menschheit um etwa das<br />

Zehntausendfache übersteigt.<br />

Das Emissionsspektrum der Sonne vor E<strong>in</strong>tritt <strong>in</strong> die Lufthülle der Erde<br />

entspricht weitgehend dem Emissionsspektrum e<strong>in</strong>es schwarzen Körpers bei 5900<br />

0 K, der Temperatur der Sonnenoberfläche. Durch selektive Strahlungsabsorption<br />

e<strong>in</strong>zelner Komponenten der Lufthülle wird e<strong>in</strong> grosser Teil des Ultravioletts,<br />

bestimmte Banden des kurzwelligen Infrarots wie praktisch das gesamte<br />

langwellige Infrarot herausfiltriert.<br />

Während die schwarze Oberfläche e<strong>in</strong>es Sonnenkollektors den gesamten<br />

Strahlungsbereich zu absorbieren vermag, kann die grüne Pflanze im wesentlichen<br />

nur den Bereich des sichtbaren Lichtes bei der Energieumwandlung nutzen.<br />

Abb. 8 Spektrale Verteilung der Sonnenstrahlung ausserhalb der Atmosphäre (a) und auf Meereshöhe<br />

(b) (aus [120]). - Absorptionsbanden im nahen Infrarot s<strong>in</strong>d verursacht durch H20, CO2 und O3. Als<br />

Balken s<strong>in</strong>d darüber die Wellenlängebereiche angegeben, die durch die verschiedenen solaren<br />

Anwendungsbereiche genutzt werden können: „Schwarze“ Sonnenkollektoren zur Erzeugung von<br />

Wärme vermögen den gesamten angegebenen Spektralbereich zu nutzen, während die obere Grenze<br />

für Solarzellen zur Erzeugung elektrischen Stromes bei 1100 bis 1400 nm liegt. Im Gegensatz dazu<br />

können photosynthetische Organismen nur die Strahlung aus den Wellenbereichen 350-720 nm<br />

(grüne Pflanzen) resp. bis 900 nm (photosynthetische Bakterien) <strong>in</strong> chemische Energie umwandeln.


14 Neujahrsblatt der <strong>Naturforschende</strong>n <strong>Gesellschaft</strong> <strong>in</strong> <strong>Zürich</strong> 1980<br />

Im Gegensatz zu Sonnenkollektor und Sonnenzelle, wo e<strong>in</strong>e Langzeitspeicherung<br />

noch grosse Probleme bietet, liefern uns die photosynthetischen Organismen leicht<br />

speicherbare und dauerhafte Umwandlungsprodukte wie Stärke, Fette, Zellulose<br />

oder Holz, eben Biomasse.<br />

2. Der Mechanismus der Photosynthese und die Ausbeute der<br />

photosynthetischen Energieumsetzung<br />

2.1. Zur Geschichte der Photosynthese<br />

Pflanzenwachstum wurde bis <strong>in</strong>s 19. Jahrhundert durch Flüsse der<br />

wesentlichen Elemente der organischen Substanz C, H und O beschrieben;<br />

energetische Betrachtungen s<strong>in</strong>d kaum 150 Jahre alt. Als erster studierte wohl<br />

ARISTOTELES (384-322 v.Chr.) die Zusammenhänge zwischen Pflanzenwachstum<br />

und Umwelt, für ihn lieferte der Boden der Pflanze verdaute Nahrung, und die<br />

Blätter hatten nur Schutzfunktion. Um 1450 n. Chr. postulierte NIKLAUS VON<br />

CUSA, dass Wasser Bodensubstanz <strong>in</strong> die Pflanze br<strong>in</strong>ge, die dort durch die<br />

Wirkung der Sonne - unsere Wärmequelle - e<strong>in</strong>gedickt werde. Diese Idee gab<br />

vielleicht den Anstoss zum bekannten Experiment von VAN HELMONT (1577-<br />

1644), wor<strong>in</strong> dieser nachwies, dass e<strong>in</strong>e Weide <strong>in</strong>nert 5 Jahren 164 Pfund Gewicht,<br />

e<strong>in</strong>zig durch Zugabe von Wasser, zulegen konnte.<br />

Erst <strong>in</strong> der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts wurde, nachdem GREW (1641-<br />

1712) und MALPIGHI (1628-1694) die Spaltöffnungen an Blättern beschrieben<br />

hatten, e<strong>in</strong>e Beziehung zwischen Pflanze und Luft diskutiert (PRIESTLEY [1733-<br />

1804], SCHEELE (1742-1786], INGEN-HOUSZ [1730-1799], SENEBIER (1742-<br />

1808]). INGEN-HOUSZ war der erste, der die Notwendigkeit von Licht für die<br />

Aufnahme von CO2 (bei PRIESTLEY noch «schlechte Luft») und die Abgabe von O2<br />

(= gute Luft) beobachtete, ohne aber energetische Zusammenhänge zu erkennen.<br />

Zu Beg<strong>in</strong>n des 19. Jahrhunderts wurde von DE SAUSSURE die noch heute<br />

gültige Stöchiometrie aufgestellt:<br />

LIEBIG (ca. 1840) ergänzte diese Gleichung durch den Nachweis, dass Biomasse<br />

nur <strong>in</strong> Gegenwart der für das Pflanzenwachstum notwendigen M<strong>in</strong>eralsalze<br />

gebildet wird. Etwa gleichzeitig formulierte J. R. MAYER, der Begründer der<br />

Gesetze der Thermodynamik, die Photosynthese als die wichtigste<br />

Energieumwandlungsreaktion <strong>in</strong> der Natur:<br />

«Die Sonne ist e<strong>in</strong>e nach menschlichen Begriffen unerschöpfliche Quelle<br />

physischer Kraft. Der Strom dieser Kraft, der sich auch über unsere Erde ergiesst,<br />

ist die beständig sich spannende Feder, die das Getriebe irdischer Tätigkeiten im<br />

Gange erhält Die Natur hat sich die Aufgabe gestellt, das der Erde zuströmende


R. BACHOFEN Bio-Energie, heute- morgen 15<br />

Licht im Fluge zu haschen und die beweglichste aller Kräfte, <strong>in</strong> starre Form<br />

umgewandelt, aufzuspeichern. Zur Erreichung dieses Zweckes hat sie die<br />

Erdkruste mit Organismen überzogen, welche lebend das Sonnenlicht <strong>in</strong> sich<br />

aufnehmen und unter Verwendung dieser Kraft e<strong>in</strong>e fortlaufende Summe<br />

chemischer Differenz erzeugen. Diese Organismen s<strong>in</strong>d die Pflanzen. Die<br />

Pflanzenwelt bildet e<strong>in</strong> Reservoir, <strong>in</strong> welchem die flüchtigen Sonnenstrahlen fixiert<br />

und zur Nutzniessung geschickt niedergelegt werden;... »<br />

Um 1860 wies SACHS die Stärke als wichtiges Speicherprodukt chemischer<br />

Energie <strong>in</strong> der Pflanze nach.<br />

Erste Messungen von Pflanzenerträgen ergaben Werte von etwa 4 t/ha für<br />

Kartoffeln und Getreide und 6,5 t/ha für Waldbäume <strong>in</strong> Mitteleuropa. Aus solchen<br />

E<strong>in</strong>zelmessungen wurde von LIEBIG und EBERMAYER e<strong>in</strong>e weltweite<br />

Abb. 9 Weltkarte der Biomasseproduktion (aus [69]). - Dies ist der erste Versuch, alle vorhandenen<br />

Informationen über die Grösse der pflanzlichen Produktion <strong>in</strong> den verschiedenen Kont<strong>in</strong>enten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />

Weltkarte zu vere<strong>in</strong>en.


16 Neujahrsblatt der <strong>Naturforschende</strong>n <strong>Gesellschaft</strong> <strong>in</strong> <strong>Zürich</strong> 1980<br />

jährliche Produktion an Biomasse von 10 10 bis 10 11 t geschätzt, e<strong>in</strong> Wert, der den<br />

heutigen auf vielen Messpunkten beruhenden Berechnungen immer noch recht<br />

nahe kommt (Abb. 9).<br />

2.2. Überblick über die photosynthetischen Reaktionen <strong>in</strong> grünen Pflanzen<br />

[17, 51]<br />

Die Blätter der höheren Pflanzen s<strong>in</strong>d die Sonnenkollektoren, <strong>in</strong> welchen <strong>in</strong><br />

den Chloroplasten - Träger der photosynthetischen Pigmente - Sonnenenergie <strong>in</strong><br />

Biomasse umgewandelt wird (Abb. 10). Die Chloroplasten gliedern sich <strong>in</strong> die<br />

grünen Granalamellen und das farblose Stroma.<br />

In den ersteren laufen die Lichtreaktionen, im zweiten die Dunkelreaktionen<br />

ab, beide schon 1905 aufgrund physiologischer Messungen von BLACKMAN<br />

postuliert. Die Reaktionswege <strong>in</strong> den beiden Chloroplastenkompartimenten s<strong>in</strong>d<br />

heute zu e<strong>in</strong>em grossen Teil bekannt; ihr Verständnis ist für die Diskussion e<strong>in</strong>er<br />

möglichen Veränderung der pflanzlichen Reaktionen von grosser Bedeutung (Abb.<br />

12 und 13). Genaue Kenntnisse vor allem ihrer Regulation dürften es <strong>in</strong> Zukunft<br />

möglich machen, die chemische Zusammensetzung<br />

Abb. 10 Schematische Darstellung e<strong>in</strong>es Blattquerschnittes und e<strong>in</strong>es e<strong>in</strong>zelnen Chloroplasten. - Der<br />

eigentliche Ort der Energieumwandlung s<strong>in</strong>d die Chloroplasten; sie f<strong>in</strong>den sich im Palisadenund<br />

Schwammgewebe des Blattes angehäuft. Zwischenräume (= Interzellularen) sorgen für e<strong>in</strong>en guten<br />

Gasaustausch (Zufuhr von CO2 , Abgabe von O2) mit der Aussenluft. Dies ist e<strong>in</strong>e Voraussetzung für<br />

die Energieumwandlung, wird doch die absorbierte Sonnenenergie <strong>in</strong> neuen C-C- und C-H-<br />

B<strong>in</strong>dungen wie auch <strong>in</strong> der O-O-B<strong>in</strong>dung im abgegebenen Sauerstoff fixiert. - Die Chloroplasten<br />

enthalten das lichtabsorbierende grüne Pigment Chlorophyll, das <strong>in</strong> den vielfach geschichteten<br />

<strong>in</strong>neren Membranstrukturen, den Grana, lokalisiert ist. Im umliegenden ungefärbten Stroma bef<strong>in</strong>den<br />

sich die Enzyme, die aus CO2 und den Produkten der Lichtreaktionen Zucker und andere organische<br />

Stoffe aufzubauen vermögen. Durch die Gestalt des Blattes, die Anordnung der Zellen im Blatt und<br />

durch <strong>in</strong>nere Membranen im Chloroplasten wird e<strong>in</strong>e grosse Oberflächenvergrösserung erreicht und<br />

damit e<strong>in</strong>e möglichst vollständige Lichtabsorption gewährleistet.


R. BACHOFEN Bio-Energie, heute- morgen 17<br />

Abb. 11 Ablauf der Energieumwandlung im Chloroplasten. In den Granalamellen wird das Licht<br />

absorbiert und vorerst <strong>in</strong> relativ unstabile Formen chemischer Energie umgewandelt, diese wird<br />

anschliessend im Stroma <strong>in</strong> den eigentlichen pflanzlichen Speicherprodukten fixiert. Die Zeitangaben<br />

geben e<strong>in</strong>en H<strong>in</strong>weis auf die Geschw<strong>in</strong>digkeitskonstanten für die drei Gruppen von<br />

Umwandlungsreaktionen. (Abkürzungen siehe Abb. 13.)<br />

Abb. 12 Vere<strong>in</strong>fachtes Reaktionsschema für die CO2 -Fixierung im Chloroplasten (nach [51]). - Der<br />

<strong>in</strong> der Mehrheit der grünen Pflanzen vorkommende Reaktionsweg der CO2 -Fixierung (der<br />

sogenannte Calv<strong>in</strong>zyklus) ist hier vere<strong>in</strong>facht dargestellt. CO2 wird an e<strong>in</strong>en phosphorylierten (=<br />

aktivierten) C5-Zucker (RuDP = Ribulosediphosphat) gebunden, und aus e<strong>in</strong>em nicht isolierbaren C6-<br />

Zwischenprodukt bilden sich 2 Moleküle Phosphoglycer<strong>in</strong>säure (PGS) (= Carboxylierungsphase, 1).<br />

Diese wird mit Hilfe von ATP und NADPH2, Produkte der <strong>in</strong> den Grana ablaufenden<br />

Lichtreaktionen, zu Triosephosphaten reduziert (= Reduktionsphase, II) und zum grössten Teil wieder<br />

zum CO2 -Akzeptor RuDP regeneriert (Regenerationsphase, III). Damit ist der Zyklus geschlossen.<br />

Aus dem Überschuss, e<strong>in</strong>em C3-Körper pro drei Zyklusumgänge, baut schliesslich die Pflanze die<br />

verschiedenen Assimilationsprodukte auf (Synthesen, IV). (Abkürzungen siehe Abb. 13.)


18 Neujahrsblatt der <strong>Naturforschende</strong>n <strong>Gesellschaft</strong> <strong>in</strong> <strong>Zürich</strong> 1980<br />

der Assimilationsprodukte zu verändern, um z.B. mehr oder weniger e<strong>in</strong>es<br />

bestimmten Pflanzenproduktes zu erhalten oder auch den Eigenverbrauch der<br />

Pflanze zu verr<strong>in</strong>gern, um damit zu höheren Ausbeuten zu gelangen.<br />

Grundlage für die <strong>in</strong> den Granalamellen im Licht gebildete chemische Energie<br />

ist e<strong>in</strong> lichtgetriebener Elektronentransport, der Elektronen vom positiven<br />

Redoxpotential des Wassers über zwei h<strong>in</strong>tere<strong>in</strong>anderliegende Photoreaktionen auf<br />

e<strong>in</strong> Redoxpotential von ca. -400 mV anhebt und damit e<strong>in</strong> starkes Reduktions-<br />

Abb. 13 Schema des photosynthetischen Elektronentransportes im Chloroplasten höherer Pflanzen.<br />

Das e<strong>in</strong>fallende Sonnenlicht wird durch die photosynthetischen Pigmente (Chlorophylle und<br />

verschiedene Carot<strong>in</strong>oide) absorbiert (= Lichtsammlerpigmente) und auf die speziellen Chlorophylle<br />

der Reaktionszentren der beiden <strong>in</strong> Sequenz liegenden Photoreaktionen geleitet. Hier f<strong>in</strong>det der<br />

wesentliche Umwandlungsschritt statt, <strong>in</strong>dem die <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em angeregten Pigment-Molekül enthaltene<br />

Energie (Chl*) <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e elektrochemische Potentialdifferenz Chl + + A - umgewandelt wird (A ist der<br />

Akzeptor des energiereichen Elektrons im Reaktionszentrum). Da die Komponenten des<br />

photosynthetischen Elektronentransportes asymmetrisch <strong>in</strong> der Granamembran lokalisiert s<strong>in</strong>d und<br />

z.T. re<strong>in</strong>e Elektronenüberträger, z.T. aber Wasserstoffüberträger s<strong>in</strong>d, resultiert parallel zum<br />

Elektronentransport e<strong>in</strong> Protonenfluss durch die Membran von aussen nach <strong>in</strong>nen. Dies führt zu<br />

Protonen- und Ionen- sowie Ladungsgradienten <strong>in</strong> der Membran selbst und quer zu ihr. Diese<br />

elektrochemischen Potentialdifferenzen s<strong>in</strong>d energetisch gekoppelt mit der ebenfalls an der Membran<br />

ablaufenden ATP-Synthese. (Chl = Chlorophylle, Fd = Ferredox<strong>in</strong>, NADP = Nicot<strong>in</strong>amidaden<strong>in</strong>-<br />

d<strong>in</strong>ukleotid-phosphat, ADP = Adenos<strong>in</strong>diphosphat, ATP = Adenos<strong>in</strong>triphosphat, P = Phosphat)


R. BACHOFEN Bio-Energie, heute- morgen 19<br />

mittel liefert. Gleichzeitig f<strong>in</strong>det die Synthese des wichtigsten biochemischen<br />

Energieträgers ATP, aus ADP und Phosphat, statt (Abb. 13).<br />

Sehr vere<strong>in</strong>facht kann der photosynthetische Elektronentransport mit e<strong>in</strong>er<br />

Sonnenzelle und anschliessender Wasserelektrolyse verglichen werden: In<br />

belichteten Chloroplasten wird e<strong>in</strong>e Ladungsseparierung <strong>in</strong>duziert, die zu e<strong>in</strong>er<br />

Wasserspaltung, zu Sauerstoff und Wasserstoff, führt. Letzterer bleibt allerd<strong>in</strong>gs<br />

unter physiologischen Bed<strong>in</strong>gungen an Zellkomponenten gebunden und wird im<br />

Gegensatz zum Sauerstoff nicht als Gas frei (Abb. 14).<br />

Abb. 14 Vere<strong>in</strong>fachte Darstellung der primären Reaktionen im Chloroplasten. Die Absorption von<br />

Licht führt zu e<strong>in</strong>er Ladungstrennung; diese treibt e<strong>in</strong>en Elektronentransport, wobei Wasser <strong>in</strong><br />

molekularen Sauerstoff und an Träger gebundenen Wasserstoff gespalten wird.<br />

2.3. Die Ausbeute der photosynthetischen Reaktionen [17]<br />

Durch die Pflanzen wird weltweit nur etwa e<strong>in</strong> Zehntelprozent der jährlich<br />

e<strong>in</strong>fallenden Energie der Sonnenstrahlung <strong>in</strong> Biomasse fixiert. Wegen dieser<br />

sche<strong>in</strong>bar ger<strong>in</strong>gen Ausbeute wird der Nutzung der Sonnenenergie über die<br />

Biomasse häufig abgesprochen, dass sie ausserhalb der Lieferung der Nahrung je<br />

e<strong>in</strong>en entscheidenden Beitrag an den Energiekonsum der Menschheit beitragen<br />

könne. Der niedrige Wert der über die ganze Erde und das Jahr gemittelten<br />

photosynthetischen Ausbeute entspricht aber nicht den tatsächlichen Leistungen<br />

des Prozesses, s<strong>in</strong>d es doch <strong>in</strong> grossen Gebieten der Erde andere Faktoren, die die<br />

pflanzliche Produktion e<strong>in</strong>schränken. Es muss beachtet werden, dass es sich bei der<br />

Photosynthese um die Ausbeute für e<strong>in</strong>e Umwandlungssequenz <strong>in</strong> e<strong>in</strong> echtes<br />

Speicherprodukt handelt und nicht um den maximalen Umwandlungsfaktor des<br />

lichtabsorbierenden Systems, wie dies häufig <strong>in</strong> anderen Sonnenenergieumwandlungstechnologien<br />

angegeben wird. Unter Berücksichtigung aller<br />

denkbaren Verluste sollte unter optimalen Bed<strong>in</strong>gungen (Energiezufuhr durch<br />

Licht als e<strong>in</strong>zigen produktionsbegrenzenden Faktor) mit e<strong>in</strong>er Ausbeute von 5 - 6%<br />

gerechnet werden können. Unter Laborbed<strong>in</strong>gungen s<strong>in</strong>d solche und noch höhere<br />

Werte tatsächlich erzielt worden.<br />

Zum Vergleich s<strong>in</strong>d für e<strong>in</strong>ige Kulturpflanzen <strong>in</strong> verschiedenen Klimagebieten<br />

die gemessenen Ausbeuten <strong>in</strong> Tab. 4 zusammengestellt. Diese liegen, bezogen auf<br />

das Jahr, zwischen 0,5 und 2% und damit deutlich über dem weltweiten


20 Neujahrsblatt der <strong>Naturforschende</strong>n <strong>Gesellschaft</strong> <strong>in</strong> <strong>Zürich</strong> 1980<br />

Tab. 3 Mögliche Ausbeute der photosynthetischen Sonnenenergieumwandlung (nach [36])<br />

Gesamte<strong>in</strong>strahlung pro Tag 2100 J/cm²<br />

davon <strong>in</strong> sichtbarem Licht, 400 - 700 nm 930 J/cm²<br />

Quantendichte im sichtbaren Licht 4300 µE<strong>in</strong>ste<strong>in</strong>/cm²<br />

- Albedoverluste -360 µE<strong>in</strong>ste<strong>in</strong>/cm²<br />

- <strong>in</strong>aktive Absorption -432 µE<strong>in</strong>ste<strong>in</strong>/cm²<br />

Photosynthetisch wirksam 3528 µE<strong>in</strong>ste<strong>in</strong>/cm²<br />

C-fixiert 353 µMol/cm²<br />

Verluste durch Atmung 116 µMol/cm²<br />

Nettoproduktion an (CH2O) 237 µMol/cm²<br />

(=114 J/cm²)<br />

Nettoproduktion <strong>in</strong> g: 71 g/m²<br />

Von der gesamthaft e<strong>in</strong>gestrahlten Energie kann nur der sichtbare Anteil photobiologisch genutzt<br />

werden, das s<strong>in</strong>d 43%. Davon gehen 10-30% durch Transmission und Reflexion verloren. Die<br />

grössten Verluste haben ihre Ursache dar<strong>in</strong>, dass der eigentliche Energieumwandlungsschritt von den<br />

energieärmsten Lichtquanten des sichtbaren Bereichs (Wellenlänge 680-700 nm) ausgeht, während<br />

das Emissionsmaximum des Sonnenlichtes bei 500 nm liegt. Schliesslich s<strong>in</strong>d nach heutigen<br />

Erkenntnissen 8-10 Lichtquanten zur Fixierung e<strong>in</strong>es Moleküls CO 2 notwendig. Oft wird vergessen,<br />

dass die Pflanze als Lebewesen um 30-40% der fixierten Energie für ihren eigenen Haushalt benötigt<br />

(Aufrechterhaltung der Lebensvorgänge im Dunkeln und <strong>in</strong> nichtgrünen Organen).<br />

Mittel. Der Grund, dass die photosynthetische Ausbeute von Kulturen verglichen<br />

etwa mit E<strong>in</strong>zelpflanzen im Laboratorium deutlich h<strong>in</strong>ter der berechneten<br />

theoretischen Ausbeute zurückliegt, ist dar<strong>in</strong> zu suchen, dass <strong>in</strong> der Regel im Felde<br />

nicht das Licht der begrenzende Wachstumsfaktor ist. Der tiefe CO2 -Gehalt der<br />

Luft, die <strong>in</strong> unseren Breiten suboptimalen Temperaturen, die Nährstoffversorgung<br />

und die <strong>in</strong> grossen Teilen der Erde ungenügende Wasserversorgung der Pflanzen<br />

bestimmen die photosynthetische Ausbeute weit mehr als die Menge des<br />

e<strong>in</strong>fallenden Lichtes!<br />

3. Der heutige Stellenwert von Biomasse und Bioenergie<br />

3.1. Biomasse als Nahrung und Futter [7]<br />

Nur e<strong>in</strong> sehr kle<strong>in</strong>er Anteil der jährlich weltweit produzierten Biomasse wird<br />

als Nahrung für die heute ca. 4. 10 9 Menschen benötigt. Trotzdem s<strong>in</strong>d ganze<br />

Völker unterernährt und werden durch Hungersnöte immer wieder heimgesucht.<br />

Dies liegt offenbar nicht an e<strong>in</strong>er ungenügenden Produktion an Nahrungsmitteln,<br />

sondern am mangelhaften Verteilungssystem, an unkontrollierten Lagerund<br />

Transportverlusten und häufig auch an der falschen Wahl der an bestimmten Orten<br />

angebauten Pflanzen (Produktion für den Export hat oft den Vorrang gegenüber<br />

dem Eigenbedarf). Das Problem ist politisch und nicht biologisch: Die Nahrung<br />

muss zu den Menschen gebracht werden, die sie benötigen, und diesen ist e<strong>in</strong><br />

E<strong>in</strong>kommen zu geben, das ihnen erlaubt, Nahrung kaufen zu


R. BACHOFEN Bio-Energie, heute- morgen 21<br />

Tab. 4 Biomasseproduktion e<strong>in</strong>iger Kulturpflanzen (nach [44] und [101])<br />

Pflanze Stoff- Land Kurzzeit- photosynthe- Jahres- photosynthe<br />

wechsel- wachstums- tische produktion tische<br />

typ rate Ausbeute Ausbeute<br />

bezogen auf bezogen<br />

Wachstums- auf Jahr<br />

phase<br />

(g/m².Tag) (%) (t/ha.Jahr) (%)<br />

(Trockenge- (Trockenge<br />

wicht) wicht)<br />

gemässigte<br />

Zone<br />

Mais C4 USA 40 3,4 22 0,8<br />

Zuckerrübe C3 England 31 4,3 23 1,1<br />

Weizen C3 Holland 18 1,7 29 1,1<br />

subtropische<br />

Zone<br />

Mais C4 USA 52 2,9 26 0,8<br />

Kartoffel C3 USA 37 2,3 22 0,6<br />

Zuckerrohr C3 USA 31 2,8 - -<br />

tropische<br />

Zone<br />

Reis C3 Philipp<strong>in</strong>en 27 2,9 45 1,4<br />

Mais C4 Thailand 31 2,7 16 0,5<br />

Zuckerrohr C4 Hawaii 37 3,8 64 1,8<br />

Es fällt auf, dass weder die täglichen Zunahmen an Trockengewicht noch die photosynthetische<br />

Ausbeute <strong>in</strong> den verschiedenen Klimagebieten e<strong>in</strong>deutige Unterschiede zeigen. Grössere<br />

Abweichungen zwischen Pflanzen und Klimagebieten ergeben sich eher bei der Berechnung der<br />

Jahresproduktion: die Vegetationszeit macht <strong>in</strong> den gemässigten Klimagebieten nur e<strong>in</strong>en Bruchteil<br />

des Jahres aus, dagegen s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> der tropischen Zone <strong>in</strong> der Regel zwei, oft sogar drei Ernten jährlich<br />

möglich.<br />

Ausnehmend hohe photosynthetische Ausbeuten wurden für Sonnenblumen und Karotten unter<br />

Versuchsbed<strong>in</strong>gungen (7,5%) und kürzlich für Algenmischkulturen (18%) berichtet [86]. C3-<br />

Pflanzen besitzen den <strong>in</strong> Abb. 12 skizzierten Typ der CO2 -Fixierung, während bei den C4-Pflanzen<br />

e<strong>in</strong> wirkungsvoller Fixierungsmechanismus zu C4-Verb<strong>in</strong>dungen als ersten Produkten führt.<br />

können. Dass dies heute noch nicht gelungen ist, hat verschiedenste Gründe und ist<br />

an andern Orten ausführlich diskutiert worden [9, 23, 103, 109].<br />

Der Anteil des landwirtschaftlich bebauten Bodens ist <strong>in</strong> vielen Industrieländern<br />

eher ger<strong>in</strong>g (England und USA ca. 20%, Schweiz ca. 26%); e<strong>in</strong> grosser<br />

Teil davon dient der Viehzucht (USA 60%, Schweiz 72%) [64]. Trotzdem häufen<br />

sich Überschüsse vor allem der tierischen Produktion, die nur umständlich zu<br />

konservieren und kaum mehr zu vermarkten s<strong>in</strong>d. In vielen Regionen liegen


22 Neujahrsblatt der <strong>Naturforschende</strong>n <strong>Gesellschaft</strong> <strong>in</strong> <strong>Zürich</strong> 1980<br />

ursprünglich landwirtschaftlich genutzte Flächen brach; diese könnten für e<strong>in</strong>e<br />

erweiterte Produktion von Nahrungsmitteln und Futter, aber auch für die<br />

Produktion von Biomasse für die Gew<strong>in</strong>nung von Brennstoffen oder chemischen<br />

Grundstoffen zur Verr<strong>in</strong>gerung der Abhängigkeit von Importen ohne weiteres<br />

genutzt werden. Solche Reserven s<strong>in</strong>d für jedes Land sehr verschieden, und das<br />

allfällig vorhandene Potential muss für jede Region e<strong>in</strong>zeln bestimmt werden.<br />

In den vergangenen Jahrzehnten wurden auf immer weniger Landfläche immer<br />

mehr Nahrungsmittel produziert [68]. Durch gezielte Verbesserungen von<br />

Massnahmen, die sich auf den Ertrag auswirken, s<strong>in</strong>d gewaltige<br />

Ertragssteigerungen möglich geworden. Genaue Kenntnisse der den Ertrag<br />

bee<strong>in</strong>flussenden Aussenfaktoren und die Möglichkeit der Veränderung derselben<br />

durch den Menschen müssen demzufolge auch heute noch zu grossen Ernte-<br />

Steigerungen führen [10, 115].<br />

E<strong>in</strong>er dieser limitierenden Faktoren ist das Wasser. Weltweit können etwa 15<br />

% des Kulturlandes bewässert werden, diese Fläche vermag aber 40% der<br />

menschlichen Nahrung zu erzeugen. Bewässerung ist gerade für die neuen, hoch<br />

ertragreichen Sorten neben guter Düngung absolute Voraussetzung für e<strong>in</strong>en<br />

entsprechenden Ertrag.<br />

Erweiterung der bewässerten Gebiete oder andere Veränderungen der Umwelt<br />

zum Zwecke der Ertragssteigerung s<strong>in</strong>d möglich, können aber nur mit e<strong>in</strong>em<br />

entsprechenden Energieaufwand realisiert werden. Dies wird am besten<br />

dokumentiert durch e<strong>in</strong>en Rückblick auf die <strong>in</strong> den vergangenen Jahrzehnten<br />

erzielten Produktionssteigerungen.<br />

Tab. 5 Mittlere Ernten 1973 und 1974 und bisherige Rekordernten für e<strong>in</strong>ige pflanzliche und<br />

tierische Landwirtschaftsprodukte <strong>in</strong> den USA (nach [114])<br />

mittlere Ernte Rekordernte<br />

1973 1974 weltweit<br />

Mais (m³/ha) 8,4 6,4 27,3<br />

Weizen (m³/ha) 2,8 2,5 19,2<br />

Sojabohne (m³/ha) 2,5 2,1 9,8<br />

Hafer (m³/ha) 4,4 4,3 26,3<br />

Kartoffel (m³/ha) 34,2 37,3 124,4<br />

Zuckerrübe (t/ha) 49,4 46,9 133,3<br />

Milch (kg/Kuh) – 4635 22 500<br />

Eier (Stück/Henne) – 230 365<br />

Wie leicht errechnet werden kann, liegen die Rekordwerte 3- bis 8mal höher als die mittleren<br />

Ernteerträge 1973 und 1974. Dies zeigt deutlich, dass die Vielzahl der sich auf die Produktion<br />

auswirkenden Umweltbed<strong>in</strong>gungen selten optimal s<strong>in</strong>d.


R. BACHOFEN Bio-Energie, heute- morgen 23<br />

Abb. 15 Produktivitätssteigerung<br />

im Maisanbau <strong>in</strong> der<br />

Schweiz seit 1910 (aus [53]).<br />

- Ertragssteigerungen seit<br />

1950 s<strong>in</strong>d auf die E<strong>in</strong>führung<br />

von Hybridmais, Sortenverbesserung<br />

und neue Anbautechnikenzurückzuführen.<br />

Die umweltbed<strong>in</strong>gten<br />

Variationen im Ertrag s<strong>in</strong>d<br />

heute im allgeme<strong>in</strong>en grösser<br />

als früher. Man glaubt, noch<br />

<strong>in</strong> diesem Jahrhundert<br />

Durchschnittserträge von 10<br />

t/ha erzielen zu können, e<strong>in</strong>e<br />

Produktivität, die im schweizerischen<br />

Mittelland heute<br />

nur <strong>in</strong> Ausnahmefällen, im<br />

Tess<strong>in</strong> dagegen schon recht<br />

häufig erreicht wird.<br />

In Tabelle 6 ist der Aufwand zusammengestellt, der für die Produktion des<br />

wichtigsten Getreides der USA, von Mais, anfällt (Produktion 1971 <strong>in</strong> den USA<br />

3.108 t) [84]. Mais nimmt, bezogen auf den Energieaufwand für die Kultur, unter<br />

den landwirtschaftlichen Produkten etwa e<strong>in</strong>e Mittelstellung zwischen den hohen<br />

Aufwand erfordernden Früchten und Gemüse und der eher extensiven<br />

Graswirtschaft e<strong>in</strong> (siehe Abb. 16 und 17) und kann daher als Mass für die gesamte<br />

Landwirtschaft genommen werden [81]. E<strong>in</strong> grosser Teil der vorhandenen Daten<br />

stammt aus den USA. Die Art und Weise, wie <strong>in</strong> Nordamerika verglichen mit<br />

Europa pflanzliche und tierische Nahrung produziert wird, ist so verschieden, dass<br />

Daten aus den USA kaum quantitativ auf unsere Verhältnisse übertragen werden<br />

können. Dagegen dürfte es sich für uns lohnen, Denkanstösse aus amerikanischen<br />

Entwicklungen zu bekommen, um für die Nahrungsproduktion <strong>in</strong> der Schweiz<br />

e<strong>in</strong>en besseren Weg e<strong>in</strong>schlagen zu können.<br />

Werden Aufwand und Ertrag <strong>in</strong> Energiee<strong>in</strong>heiten ermittelt und mite<strong>in</strong>ander<br />

verglichen, zeigt sich, dass der Anstieg des Ertrages über die beobachtete<br />

Zeitperiode der Zunahme des Aufwandes nicht folgen konnte. Während noch 1945<br />

pro


24 Neujahrsblatt der <strong>Naturforschende</strong>n <strong>Gesellschaft</strong> <strong>in</strong> <strong>Zürich</strong> 1980<br />

Tab. 6 Energieaufwand für die Produktion von Mais <strong>in</strong> den USA (je pro ha Kulturland) (nach<br />

[84])<br />

1945 1954 1964<br />

1970<br />

Arbeit Arbeitsstunden 57 42 27 22<br />

Masch<strong>in</strong>en Bau, Reparaturen, MJ 1865 3110 4370 4370<br />

Treibstoff 1 133 170 185 195<br />

Dünger N kg 8 30 65 125<br />

P kg 8 13 20 35<br />

K kg 5 20 32 67<br />

Samen 1 15 22 29 29<br />

Bewässerung MJ 197 281 353 353<br />

Insektizide kg 0 0,3 1,1 1,1<br />

Herbizide kg 0 0,1 0,4 1,1<br />

Trocknung MJ 105 622 1260 1260<br />

Elektrizität MJ 336 1050 2100 3213<br />

Transporte MJ 210 462 714 714<br />

mittlerer Ertrag m 3 3,0 3,6 6,0 7,2<br />

Umrechnung der obigen Werte <strong>in</strong> Energie:<br />

Total Aufwand GJ 9,7 16,0 23,1 30,2<br />

Körnerertrag GJ 35,7 43,7 71,0 84,8<br />

Verhältnis Ausbeute/Aufwand 3,7 2,7 3,0 2,8<br />

Während für 1909 e<strong>in</strong> mittlerer Ertrag von 2,3 m 3 /ha, 1945 von 3,0 m 3 /ha angegeben wurde,<br />

liess sich <strong>in</strong> den letzten Jahrzehnten e<strong>in</strong>e Steigerung bis auf 8,4 m 3 /ha im Jahre 1973 erzielen.<br />

Gleichzeitig mit der Ertragssteigerung von mehreren 100% reduzierte sich der Arbeitsaufwand um<br />

60% durch e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>tensive Mechanisierung: die Zahl der Traktoren stieg um 88%, und die Stärke<br />

derselben nahm 2,6mal zu, so dass 1970 gegen 5mal mehr mechanische Leistung als 1950 zur<br />

Verfügung stand, was auch <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em erhöhten Treibstoffverbrauch pro Ackerfläche sichtbar wird.<br />

Extrem zugenommen haben seit 1945 der E<strong>in</strong>satz von Dünger (N-Dünger 16mal mehr!) wie auch der<br />

Energiebedarf für die Trocknung der Körner (bed<strong>in</strong>gt auch durch neuere Sorten mit höherem<br />

Feuchtigkeitsgehalt).<br />

Die vorliegenden Zahlen belegen deutlich, dass die Erhöhung der Flächenerträge <strong>in</strong> den<br />

vergangenen Jahrzehnten für die Produktion von Mais <strong>in</strong> den USA, aber ebenso für viele andere<br />

Kulturen <strong>in</strong> verschiedensten Ländern, auf der Zufuhr von Fremdenergie, vor allem der vergänglichen<br />

fossilen Brennstoffe, basiert.<br />

3,7 J Ertrag <strong>in</strong> Maiskörnern 1 J Fremdenergie nötig war, erzielte 1970 dieselbe<br />

Menge Fremdenergie nur noch das 2,8fache an Energie im Pflanzen-produkt. Die<br />

für 1970 angegebenen 3.10 10 J/ha Fremdenergie sche<strong>in</strong>en verglichen mit der<br />

Sonnene<strong>in</strong>strahlung von ca. 2. 10 13 J/ha verschw<strong>in</strong>dend kle<strong>in</strong>. Bei e<strong>in</strong>er<br />

angenommenen photosynthetischen Ausbeute von 1,3% macht die Fremdenergie<br />

ca. 11% der Gesamtenergiezufuhr aus, bei e<strong>in</strong>er tatsächlichen Energieausbeute von<br />

0,4% (da vom Mais nur die Körner genutzt werden), steigt der Fremdenergieanteil<br />

auf sogar 36%.<br />

Es verwundert daher wenig, wenn unter dem Druck steigender Energiekosten<br />

gerade <strong>in</strong> den USA Möglichkeiten gesucht werden, den Energieaufwand <strong>in</strong> der<br />

Landwirtschaft zu reduzieren. Der kle<strong>in</strong>ste Betrag der zugeführten Energie


R. BACHOFEN Bio-Energie, heute- morgen 25<br />

entspricht dem der menschlichen Arbeit; durch e<strong>in</strong>e Vergrösserung dieses<br />

E<strong>in</strong>zelpostens könnten andere gewaltig reduziert werden. Würde z.B. e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>zige<br />

Herbizidbehandlung statt mechanisch von Hand durchgeführt, so benötigte man<br />

dafür nur 1/60 Energie; e<strong>in</strong>e zusätzliche Reduktion erbrächte e<strong>in</strong>e nur fleckenweise<br />

Behandlung der kritischen Flächen [84].<br />

Weiter könnte Energie e<strong>in</strong>gespart werden durch die Wahl der geeignetsten<br />

Ausrüstung und deren E<strong>in</strong>satz unter optimalen Bed<strong>in</strong>gungen, e<strong>in</strong> Punkt, der auch <strong>in</strong><br />

der Schweiz mehr beherzigt werden könnte. Häufig trifft man <strong>in</strong> unserer alp<strong>in</strong>en<br />

Landwirtschaft überdimensionierte und damit für die zu verrichtende Arbeit<br />

ungeeignete Traktoren. Nicht umsonst macht STUDER auf die richtige Wahl des<br />

Fahrzeugs und der Pneus, aber auch auf die richtige Fahrweise aufmerksam. In den<br />

USA kommt heute e<strong>in</strong> Traktor auf 25 ha (<strong>in</strong> der Schweiz auf 10 ha); e<strong>in</strong>e<br />

Verkle<strong>in</strong>erung dieses Quotienten könnte den Aufwand für Masch<strong>in</strong>en entsprechend<br />

verr<strong>in</strong>gern.<br />

Die für die Herstellung von Stickstoffdünger notwendige Energie übersteigt<br />

sogar diejenige von Treibstoff. Die für 1970 pro ha angegebene Menge<br />

Stickstoffdünger entspricht dem N-Gehalt der jährlichen Ausscheidungen von etwa<br />

2½ Kühen oder 200 Hühnern, und verschiedentlich wird daher die Rückkehr zum<br />

traditionellen gemischten Landwirtschaftsbetrieb mit Ackerbau und Viehzucht als<br />

wirtschaftlich realistische Alternative vorgeschlagen [81, 84]. Ausserdem fördert<br />

der E<strong>in</strong>satz von Tierdung die Humusbildung, was sich positiv auf das Bodenleben,<br />

auf die Fähigkeit, Wasser zu speichern, und auf die Krümelstruktur des Bodens<br />

auswirkt und die Bodenerosion durch W<strong>in</strong>d und Wasser verr<strong>in</strong>gert [31].<br />

Im Zusammenhang mit der Stickstoffernährung wird oft wieder auf die früher<br />

gebräuchliche Wechselkultur h<strong>in</strong>gewiesen. So ergibt z. B. die Saat von Klee oder<br />

Wicken im Frühherbst und Unterpflügen der Pflanzen im April e<strong>in</strong>e<br />

Stickstoffanreicherung von 140-170 kg/ha, was e<strong>in</strong>er Energiee<strong>in</strong>sparung von rund<br />

10 10 J/ha entspricht [30]. Mit Wechselkulturen können zusätzlich wirkungsvoll<br />

verschiedene Maiskrankheiten und -parasiten wie auch Unkrautprobleme<br />

kontrolliert werden.<br />

Neben der Landwirtschaft zählt auch die amerikanische Nahrungsmittel-<br />

Industrie zu den energieaufwendigsten und auch teuersten Systemen, die kaum als<br />

Vorbild für die Zukunft genommen werden können.<br />

Technologische Entwicklungen werden im freien Wirtschaftssystem durch<br />

denjenigen Produktionsfaktor gesteuert, der ökonomisch limitierend ist [62]. Für<br />

die USA waren dies bisher zweifellos die hohen Löhne und der Mangel an billigen,<br />

landwirtschaftlichen Arbeitskräften, die zur weitgehenden Mechanisierung des<br />

gesamten Nahrungsproduktionssystems geführt haben. Durch e<strong>in</strong>e geänderte<br />

Technologie wurde versucht, das System nach re<strong>in</strong> ökonomischen Gesichtspunkten<br />

zu optimieren. Nahrungssysteme verschiedener Länder oder früherer Epochen<br />

dürfen aber nicht nach dem Kostenaufwand, sondern können nur durch genaue<br />

Bestimmung des Energieaufwandes verglichen werden, ähnlich wie dies für die<br />

Produktion von Mais gezeigt worden ist.


26 Neujahrsblatt der <strong>Naturforschende</strong>n <strong>Gesellschaft</strong> <strong>in</strong> <strong>Zürich</strong> 1980<br />

Zu den energetischen Produktionskosten aller unserer Nahrungsmittel zählen<br />

auch diejenigen der Verarbeitung, Verpackung, Lagerung, des Transportes und des<br />

Verkaufs sowie der Mahlzeitenzubereitung selbst. Dies be<strong>in</strong>haltet ebenso die<br />

Produktion aller Verpackungen, Gefrier- und Küchengeräte; ebenso muss die<br />

Kehrichtabfuhr mit allen energieverbrauchenden Strukturen zu e<strong>in</strong>em ansehnlichen<br />

Teil dem Nahrungsmittelsystem angelastet werden.<br />

1940 flossen - umfassend gerechnet - 2,9 x 10 18 J <strong>in</strong>s gesamte Nahrungssystem<br />

der Vere<strong>in</strong>igten Staaten; 1970 waren es 9 x 10 18 J.<br />

Wird die landwirtschaftliche Produktion der vergangenen Jahrzehnte als<br />

Funktion der Fremdenergiezufuhr aufgezeichnet, so zeigt sich deutlich, dass durch<br />

e<strong>in</strong>e weitere Erhöhung der Fremdenergie die landwirtschaftliche Produktion kaum<br />

mehr wesentlich gesteigert werden kann. Jede weitere Vergrösserung der<br />

Energiezufuhr muss sich damit zwangsläufig <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em verschlechterten Input/<br />

Output-Verhältnis auswirken. Für die verschiedenen Nahrungspflanzen ist das<br />

Aufwand/Ertrags-Verhältnis <strong>in</strong> der Grossflächenkultur deutlich verschieden, und<br />

grosse Unterschiede bestehen auch zwischen der Produktion der pflanzlichen<br />

Grundnahrungsmittel und der Produktion tierischer Nahrung (Abb. 16<br />

Abb. 16 Zufuhr an Fremdenergie für die Kultur pflanzlicher Nahrungsmittel. Das Aufwand-Ertrags-<br />

Verhältnis ist dem pro Flächene<strong>in</strong>heit notwendigen Energieaufwand für die Kultur gegenübergestellt<br />

(nach [58]). - Verschiedene Früchte und viele Gemüse zählen zu den energie<strong>in</strong>tensiven<br />

Anbauprodukten, s<strong>in</strong>d doch <strong>in</strong> der Grosskultur mehr Dünger, mehr Bewässerung, mehr Pestizide und<br />

mehr Bodenbearbeitung erforderlich als z. B. bei Getreide oder Sojabohnen. Zusätzlich s<strong>in</strong>d die<br />

Verluste grösser, da häufig extreme Anforderungen an Uniformität und Qualität gestellt werden. Im<br />

Gegensatz dazu zeigen Hirse, Zuckerrohr und Mais die günstigsten Aufwand/Ertrags- Verhältnisse.


R. BACHOFEN Bio-Energie, heute- morgen 27<br />

und 17) [16, 18, 33, 68, 101, 102, 106]. Steigende Energiekosten werden uns<br />

zw<strong>in</strong>gen, zu e<strong>in</strong>er weniger energieaufwendigen Nahrungsmittelproduktion zu<br />

wechseln. Unser täglicher E<strong>in</strong>kaufkorb könnte mehr unverarbeitete Nahrung<br />

enthalten anstelle von Büchsen oder gerüsteten, gefrorenen Gemüsen und Früchten.<br />

Früher genügten als Verpackung e<strong>in</strong>fache Papiersäcke, heute dienen aufwendige<br />

Hüllen vor allem der Werbung. Bei<br />

Abb. 17 Zufuhr an Fremdenergie für die Produktion verschiedener pflanzlicher und tierischer<br />

Nahrungsmittel (nach [102]). - Für das gesamte US-Nahrungssystem ist das Aufwand-Ertrags-<br />

Verhältnis von 1910 bis 1980 von ca. 1 auf 10 angestiegen. Der Energieaufwand für tierische<br />

Produkte, Milch, Eier, Fleisch, ist weit höher als für die pflanzlichen Nahrungsmittel. Die grosse<br />

Spannweite bei den pflanzlichen Produkten von 0,2 z. B. für Maissilage bis 5 für Tomaten oder<br />

Blumenkohl br<strong>in</strong>gt es mit sich, dass e<strong>in</strong>e Fleischproduktion auf der Basis des energieeffizienten Mais<br />

gesamthaft bessere Ausbeuten br<strong>in</strong>gen kann als energie<strong>in</strong>tensive Gemüsekulturen. Bei primitiven<br />

Völkern genügt 1 Kalorie Fremdenergie aus sich erneuernder Biomasse für die Bereitstellung von 5<br />

bis 50 Kalorien Nahrungsenergie. Auch <strong>in</strong> unseren heutigen Haus- und Schrebergärten dürften wir bei<br />

geschickter Nutzung von Haushalt- und Gartenabfällen noch <strong>in</strong> diesem Bereich liegen. Im<br />

<strong>in</strong>dustrialisierten Nahrungssystem dagegen s<strong>in</strong>d im Durchschnitt 5-10 Kalorien nötig, um e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>zige<br />

Nahrungskalorie zur Verfügung zu haben.


28 Neujahrsblatt der <strong>Naturforschende</strong>n <strong>Gesellschaft</strong> <strong>in</strong> <strong>Zürich</strong> 1980<br />

Glas- und Alum<strong>in</strong>iumverpackungen sche<strong>in</strong>t sich bei uns nach e<strong>in</strong>er relativ kurzen<br />

Zeit der Wegwerfverpackung der Gedanke der Materialrückführung (= Recycl<strong>in</strong>g)<br />

doch langsam durchzusetzen.<br />

Schliesslich erhöht sich nach amerikanischen Berechnungen der<br />

Fremdenergieanteil an Nahrung etwa um weitere 15 % durch die E<strong>in</strong>kaufsfahrten<br />

zum Shopp<strong>in</strong>g- Center. Der E<strong>in</strong>kaufsspaziergang zum Dorfladen oder das von G.<br />

Dutt-<br />

Abb. 18 Maisernte bei den Amisch (Photo A. BINDER). - Das Pferdegespann zieht die<br />

Erntemasch<strong>in</strong>en, die von e<strong>in</strong>em Motor angetrieben werden.<br />

Tab. 7 Vergleich von Farmgrösse, Ertrag und Aufwand/Ertrags-Verhältnis von verschiedenen<br />

bewirtschafteten Farmen <strong>in</strong> Pennsylvanien (P) und Wiscons<strong>in</strong> (W) (aus [60])<br />

mittlere mittlere Ertrag Aufwand Auf-<br />

Farm- R<strong>in</strong>der- wand/<br />

grösse zahl Futter Treib- Dünger Maschi- Ertrag<br />

stoff nen<br />

(ha) MJ/ha MJ/ha MJ/ha MJ/ha MJ/ha<br />

konservativere<br />

Amisch (P) 30,0 12,8 7,2 1,8 1,1 1,3 0,2 0,66<br />

Amisch (P) 32,6 31,0 13,2 5,3 3,4 2,2 0,8 0,99<br />

Amerikaner (P) 73,4 47,3 12,9 3,0 14,0 3,2 3,4 1,81<br />

Amisch (W) 60,8 14,5 5,5 0,7 1,6 0,3 1,0 0,62<br />

Amerikaner (W) 71,6 24,5 7,0 5,5 17,4 3,0 7,1 3,65<br />

Amerikaner (W) 107,6 40,9 8,7 3,1 13,1 3,9 5,1 2,53<br />

Die Farmgrösse - Fläche, Tierzahl - ist bei den Amisch ger<strong>in</strong>ger als bei den gewöhnlichen<br />

«amerikanischen» Nachbarbetrieben. Bei den konservativen Gruppen ist der Hektarertrag nur die<br />

Hälfte desjenigen der Vergleichsbetriebe, das Energie-Input/Output-Verhältnis für Viehwirtschaft<br />

aber extrem günstig. Die Kühe werden noch von Hand gemolken, und die Milch wird mit Wasser<br />

gekühlt. Die Bauernhöfe machen e<strong>in</strong>en eher ärmlichen E<strong>in</strong>druck, ähnlich wie <strong>in</strong> weniger entwickelten<br />

Ländern. Die zweite Amisch-Gruppe <strong>in</strong> Pennsylvanien hat für die Region vergleichbare Hektarerträge<br />

und e<strong>in</strong> für Milchwirtschaft gutes Input/Output-Verhältnis von 1. Ähnlich liegen die Verhältnisse <strong>in</strong><br />

Südwestwiscons<strong>in</strong>. In der Grösse vergleichbare, gewöhnliche Betriebe arbeiten energetisch viel<br />

<strong>in</strong>effizienter.


R. BACHOFEN Bio-Energie, heute- morgen 29<br />

weiler realisierte System fahrender Läden s<strong>in</strong>d heute uns noch zur Verfügung<br />

stehende, günstigere Möglichkeiten!<br />

Welches s<strong>in</strong>d Alternativen zur <strong>in</strong>dustrialisierten Landwirtschaft?<br />

Die kle<strong>in</strong>e, ca. 70 000 Personen umfassende Bevölkerungsgruppe der Amisch,<br />

vorwiegend <strong>in</strong> den Staaten Pennsylvanien, Wiscons<strong>in</strong>, Ill<strong>in</strong>ois und Ohio, betreibt<br />

Landwirtschaft z. T. heute noch nach konservativen, arbeits<strong>in</strong>tensiven Methoden<br />

des 16.-18. Jahrhunderts [60]. Aus religiösen Gründen ist e<strong>in</strong>e Mechanisierung nur<br />

langsam erfolgt; stationäre Motoren werden gelegentlich e<strong>in</strong>gesetzt, aber nur selten<br />

werden Motoren zum Antrieb von Fahrzeugen benutzt. In Tab. 7 s<strong>in</strong>d<br />

Energieaufwand und -ertrag für Farmer ausgesprochener Milchwirtschaftsgebiete<br />

<strong>in</strong> Zentralpennsylvanien und Südwestwiscons<strong>in</strong> untere<strong>in</strong>ander verglichen. Die<br />

Aufwand/Ertrags-Verhältnisse liegen für die Gruppe der Amisch bei 1 und<br />

darunter, während für die konventionelle Landwirtschaft 1,8 bis 3,7 errechnet<br />

wurde. Dank e<strong>in</strong>er e<strong>in</strong>fachen Technologie gelang es diesen Kle<strong>in</strong>betrieben, die<br />

Konzentrierung zu Riesenbetrieben <strong>in</strong> der amerikanischen Landwirtschaft zu<br />

überleben. Die Daten beweisen, dass <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Zeit der Energieverknappung mit<br />

vermehrtem E<strong>in</strong>satz menschlicher Arbeitskraft die gleichen<br />

Abb. 19 Energieaufwand (Input) und -ertrag (Output) der Schweizer Landwirtschaft 1939 und 1976<br />

(nach [105]). 1 PJ = 10 15 J. - Der Energieaufwand hat sich <strong>in</strong> dieser Zeit fast versechsfacht, während<br />

der Ertrag sich kaum verdoppelte.


30 Neujahrsblatt der <strong>Naturforschende</strong>n <strong>Gesellschaft</strong> <strong>in</strong> <strong>Zürich</strong> 1980<br />

Erträge erzielt werden können wie im heutigen hoch mechanisierten System.<br />

Auch <strong>in</strong> der Schweiz hat <strong>in</strong> den letzten 50 Jahren e<strong>in</strong>e Industrialisierung der<br />

Landwirtschaft stattgefunden. Der Bedarf an Fremdenergie <strong>in</strong> Form von Dünger,<br />

Pflanzenschutzmitteln, Treibstoff, Elektrizität und Masch<strong>in</strong>en ist von 2,8 x 10 15 J<br />

im Jahre 1939 auf 16,6 x 10 15 J im Jahre 1976 angestiegen, was ungefähr e<strong>in</strong>er<br />

Versechsfachung entspricht [15, 105, 125]. Der Ertrag stieg gleichzeitig von ca. 10<br />

x 10 15 J (1939) auf 18 x 10 15 J (1976) nur auf weniger als das Doppelte, so dass sich<br />

das Energieaufwand/Ertrags-Verhältnis <strong>in</strong> dieser Zeit von 0,3 auf 0,9 erhöhte. Nach<br />

HAUSER lag das Aufwand/Ertrags-Verhältnis schon 1970 leicht über 1 (Tab. 8).<br />

Wie könnte <strong>in</strong> der Schweiz das Input/Output-Verhältnis verkle<strong>in</strong>ert werden<br />

[6]?<br />

STUDER nennt als sofort realisierbare Möglichkeiten die geeignete Wahl der<br />

Traktoren (hier könnte die Subventionierungspraxis auch steuernd e<strong>in</strong>greifen),<br />

Sparmassnahmen bei der künstlichen Grastrocknung und sparsameren E<strong>in</strong>satz von<br />

Hilfsstoffen [105]. In der künstlichen Grastrocknung wird nur für die Trocknung<br />

alle<strong>in</strong> mehr Energie aufgewendet, als dem Energiegehalt des Futters entspricht (45-<br />

70 ℓ Heizöl/100 kg Trockengras). Anlagen, <strong>in</strong> welchen Trockenöfen durch<br />

Sonnenkollektoren ersetzt wurden, zeigen die Wirtschaftlichkeit der technischen<br />

Sonnenenergienutzung im landwirtschaftlichen Bereich (Abb. 21). E<strong>in</strong>e Reduktion<br />

des Düngere<strong>in</strong>satzes würde nicht nur den Energieaufwand bei den Hilfsstoffen<br />

verkle<strong>in</strong>ern, sondern könnte auch e<strong>in</strong>en Beitrag an die Erhaltung unserer Gewässer<br />

liefern, wird doch z.B. von Nitrat im Mittel 25% aus dem Boden ausgewaschen.<br />

Tab. 8 Energiebilanz der schweizerischen Landwirtschaft 1970 (aus [54])<br />

Primärenergieaufwand <strong>in</strong> 10 15 J<br />

Treibstoffe:<br />

Benz<strong>in</strong> 57.10 6 ℓ 2,51<br />

Diesel 85.10 6 ℓ 3,66<br />

Düngemittel:<br />

N 37.10 6 kg 2,94<br />

P 38.10 6 0,69<br />

K 61.10 6 0,59<br />

Pflanzenschutzmittel: 4,7.10 6 0,49<br />

Masch<strong>in</strong>ene<strong>in</strong>satz:<br />

Abschreibungen,<br />

Reparaturen 2,49<br />

Elektrizität: 1,18<br />

Gesamtenergieaufwand, ohne Arbeitskraft und Sonnenenergie 14,55<br />

Inlandproduktion (ohne auf importierten Futtermitteln beruh-<br />

ende Produktion) 13,82<br />

Aufwand/Ertrags-Verhältnis 1,05:1


R. BACHOFEN Bio-Energie, heute- morgen 31<br />

Abb. 20 Struktur des direkten Energieverbrauches der Schweizer Landwirtschaft 1975<br />

(aus[105]). - Der gemittelte direkte Energieverbrauch der Schweizer Landwirtschaft beträgt mit<br />

9200 TJ etwa 1,5% des Gesamtenergieverbrauchs des Landes; unter Berücksichtigung der <strong>in</strong><br />

zugekauftem Dünger, <strong>in</strong> Pflanzenschutzmitteln und Masch<strong>in</strong>en enthaltenen Energie steigtder<br />

Anteil auf 2,7% (1975). Dieselöl für den Betrieb von Traktoren und Arbeitsmasch<strong>in</strong>en(35%)<br />

und Heizöl für die künstliche Grastrocknung (15%) s<strong>in</strong>d die grössten E<strong>in</strong>zelposten.<br />

3.2. Der Wald als Energielieferant<br />

Der grösste Teil der Biomasse liegt als Holz vor, dem ältesten vom<br />

Menschengenutzten Energieträger. Noch heute deckt Holz zwischen 10 und 15%<br />

des weltweiten Gesamtenergieverbrauchs. In wenig entwickelten Ländern zählt<br />

Holz zum wichtigsten Energieträger, dagegen macht se<strong>in</strong> Anteil am<br />

Energieverbrauch der <strong>in</strong>dustrialisierten Länder nur noch wenige Prozente aus.


32 Neujahrsblatt der <strong>Naturforschende</strong>n <strong>Gesellschaft</strong> <strong>in</strong> <strong>Zürich</strong> 1980<br />

Abb. 21 Scheune mit im Dach e<strong>in</strong>gebautem Sonnenkollektor zur Grastrocknung. - Der<br />

Sonnenkollektor hat e<strong>in</strong>e Grösse von ca. 250 m². Mittels e<strong>in</strong>es Heugebläses (10-15 m3Luft/Sekunde)<br />

wird die um 5-12 0C erwärmte Luft abgesogen und durch e<strong>in</strong>en Rost unter dem Heustock <strong>in</strong> das zu<br />

trocknende Gras e<strong>in</strong>geblasen.<br />

Tab. 9 Anteil des Energieträgers Holz am Gesamtenergieverbrauch e<strong>in</strong>iger Länder<br />

(OECD, 1970)<br />

Entwicklungsländer Industrieländer<br />

Nepal 95,8% Griechenland 8,7%<br />

Tansania 96,0% Sowjetunion 3,6%<br />

Nigeria 90,6% F<strong>in</strong>nland 14,6%<br />

Kenia 90,2% Schweden 3,0%<br />

Brasilien 59,1% Frankreich 1,5%<br />

Rhodesien 32,7% Schweiz 1,5%<br />

Abb. 22 Holzzuwachs für e<strong>in</strong>ige Baumarten <strong>in</strong> der Schweiz (<strong>in</strong> m3/ha Jahr, aus [94]).


R. BACHOFEN Bio-Energie, heute- morgen 33<br />

Holz ist e<strong>in</strong>e der günstigsten Formen von Biomasse, <strong>in</strong> welche Sonnenenergie<br />

umgewandelt werden kann. Dank der problemlosen und guten Speicherbarkeit<br />

kann der Zeitpunkt der Ernte beliebig gewählt werden. Dies ist für die<br />

Verarbeitungs- und Umwandlungs<strong>in</strong>frastruktur sehr wesentlich.<br />

Holz ist nicht nur e<strong>in</strong> guter Brennstoff für direkte Verbrennung (3 kg Holz<br />

entsprechen ca. 1 Liter Erdöl), es ist auch gut <strong>in</strong> andere Energieträger überführbar<br />

(Vergasung, Verflüssigung). Daneben ist Holz e<strong>in</strong> ausgezeichneter Rohstoff, der<br />

Erdöl <strong>in</strong> der chemischen Industrie weitgehend ersetzen könnte.<br />

Tab. 10 Waldverhältnisse der Schweiz (1976)<br />

Gesamtfläche Schweiz 41 293 km²<br />

davon Wald 10 777 26%<br />

Produktive Waldfläche 9 698 90%<br />

davon Nadelwald re<strong>in</strong> 6 460 60%<br />

Laubwald re<strong>in</strong> 2 480 23%<br />

Im Gegensatz zur Verbrennung fossiler Energieträger ändert e<strong>in</strong>e Nutzung von<br />

Holz im Umfange der Biomasseproduktion des Waldes das CO2/O2-Gleichgewicht<br />

nicht.<br />

In der Schweiz wird heute weniger Holz geerntet als produziert: Vielerorts hat<br />

sich der Holzvorrat im Wald seit anfangs dieses Jahrhunderts verdoppelt. 15% der<br />

Waldfläche wurde 1975 nicht mehr genutzt, und gegen 200 000 m 3 Holz sollen<br />

unaufgerüstet im Wald liegen geblieben se<strong>in</strong> [116]. Verschiedene Gründe s<strong>in</strong>d für<br />

diese Unternutzung verantwortlich:<br />

- grosse Teile des Schweizer Waldes s<strong>in</strong>d schwer zugänglich (Voralpen und<br />

Alpen), und die Erschliessung ist ungenügend;<br />

- die Nachfrage war lange Zeit ger<strong>in</strong>g und schwankend, die Preise entsprechend<br />

gedrückt, so dass sich beim heutigen Lohnniveau e<strong>in</strong>e Bewirtschaftung nicht<br />

lohnte.<br />

In Zukunft wird auch <strong>in</strong> der Schweiz die Waldwirtschaft e<strong>in</strong>en grösseren<br />

Anteil an die Energieversorgung leisten müssen [57]!<br />

Tab. 11 Holznutzung <strong>in</strong> der Schweiz<br />

Produktive Waldfläche 973 631 ha<br />

Jährlicher Holzzuwachs 5-10 m3/ha ca. 5-10.10 6 m3<br />

Heizwert des jährlichen Zuwachses ca. 2.10 6 t Öl<br />

Erdöle<strong>in</strong>fuhr 1974 13.10 6 t<br />

Nutzung des Holzes als Brennholz total<br />

1930 1,49 2,85.10 6 m 3<br />

1943 3,25 5,25<br />

1950 0,29 3,35<br />

1960 0,48 3,62<br />

1973 0,72 3,74


34 Neujahrsblatt der <strong>Naturforschende</strong>n <strong>Gesellschaft</strong> <strong>in</strong> <strong>Zürich</strong> 1980<br />

4. Energie aus Biomasse: der Weg <strong>in</strong> die Zukunft [47, 48, 96]<br />

Biomasseproduktion ist Land- und Forstwirtschaft! Unabhängig von der<br />

nachfolgenden Umwandlungstechnologie soll vorerst die Produktionstechnologie<br />

studiert werden. Mehr noch als bei der Nutzung der Biomasse als hochwertige<br />

Nahrung und Tierfutter muss auf m<strong>in</strong>imales Aufwand/Ertrags-Verhältnis und auf<br />

hohen Flächenertrag geachtet werden. Es ist selbstverständlich, dass<br />

Nahrungsproduktion immer den Vorrang hat und es nie zu e<strong>in</strong>er Preiskonkurrenz<br />

zwischen Nahrung und Brennstoff kommen darf.<br />

4.1. Möglichkeiten der Steigerung der Biomasseproduktion<br />

Verschiedene Faktoren begrenzen die Produktivität e<strong>in</strong>er Pflanzengesellschaft<br />

an e<strong>in</strong>em gegebenen Standort. E<strong>in</strong>zelne davon können nicht geändert werden<br />

(ger<strong>in</strong>ger CO2-Gehalt der Luft, Länge der Vegetationszeit, Sonnensche<strong>in</strong>dauer,<br />

Bodenart), andere Faktoren dagegen lassen sich mit ger<strong>in</strong>gem Aufwand verändern<br />

(Pflanzendichte, Pflanzzeit, Samenqualität, Genotyp der Kultur). Die Veränderung<br />

e<strong>in</strong>er dritten Gruppe von Faktoren ist energetisch und f<strong>in</strong>anziell aufwendig, hierher<br />

gehören zusätzliche Wasser- und Nährstoffzufuhr, Bekämpfung von Schädl<strong>in</strong>gen<br />

und Unkraut wie auch anschliessende Produktelagerung und Verkaufsorganisation<br />

[16].<br />

Die Kosten für Saatgut machen nur wenige Prozente der landwirtschaftlichen<br />

Produktionskosten aus. Genetische Verbesserungen zur Erhöhung des<br />

Flächenertrages und Senkung des Energieaufwandes s<strong>in</strong>d daher von Bedeutung<br />

und mit relativ ger<strong>in</strong>gem energetischem E<strong>in</strong>satz zu lösen. Solche Verbesserungen<br />

könnten <strong>in</strong>nerhalb der folgenden Problemkreise erzielt werden:<br />

- Verr<strong>in</strong>gerung des Energieverbrauchs der Pflanze selbst: Bei den meisten unserer<br />

Kulturpflanzen gehen schon während der ersten Fixierungsreaktionen bis 50%<br />

des e<strong>in</strong>gebauten CO2 durch die sogenannte Lichtatmung wieder verloren. Gräser,<br />

vor allem solche tropischer Verbreitung - sogenannte C4- Pflanzen - (bei unseren<br />

Kulturpflanzen nur der Mais), haben e<strong>in</strong>en CO2-Fixierungsmechanismus, bei<br />

dem diese Lichtatmung fehlt. Diese Pflanzen s<strong>in</strong>d zudem befähigt, auch hohe<br />

Licht<strong>in</strong>tensitäten weitgehend zu nutzen und CO2 noch bei ger<strong>in</strong>gsten<br />

Konzentrationen aufzunehmen; die Produktion ist ferner weniger vom<br />

Wassergehalt des Bodens bee<strong>in</strong>flusst. E<strong>in</strong>e Übertragung der entsprechenden<br />

Gene <strong>in</strong> die wichtigen Kulturpflanzen der gemässigten Zone - Getreide,<br />

Kartoffel, Zuckerrübe - könnte deren photosynthetische Ausbeute deutlich<br />

steigern.<br />

- Der Abbau von Assimilaten für den pflanzeneigenen Stoffwechsel <strong>in</strong> der<br />

Dunkelatmung ist häufig energetisch <strong>in</strong>effizient; durch entsprechende genetische<br />

Veränderungen könnten ebenfalls massive Produktionssteigerungen erzielt<br />

werden.<br />

- Resistenz gegen Schädl<strong>in</strong>ge und deren Tox<strong>in</strong>e, wie auch gegen Schwermetalle,<br />

und Toleranz gegen Herbizide s<strong>in</strong>d genetisch fixiert und daher durch<br />

züchterische Massnahmen komb<strong>in</strong>ierbar.


R. BACHOFEN Bio-Energie, heute- morgen 35<br />

- Ger<strong>in</strong>gere Wasser- und Nährstoffbedürfnisse der Pflanze würden die<br />

landwirtschaftlich nutzbare Fläche vergrössern.<br />

- Erzielung e<strong>in</strong>es erhöhten Nährwertes des genutzten Pflanzenteils: E<strong>in</strong>e<br />

Steigerung des Prote<strong>in</strong>gehaltes von Mais von heute 9% auf 15% ergäbe e<strong>in</strong>e<br />

E<strong>in</strong>sparung von rund 107 t Sojamehl <strong>in</strong> Futtermitteln alle<strong>in</strong> <strong>in</strong> den USA. Durch<br />

Verr<strong>in</strong>gerung des Wassergehaltes von Samen könnte ferner bei der<br />

Erntetrocknung zusätzlich Energie gespart werden.<br />

- Erhöhung der Biomasseausbeute pro Flächene<strong>in</strong>heit durch e<strong>in</strong>e veränderte<br />

Morphologie der Pflanzen; z. B. andere Blattstellungen, dank welcher e<strong>in</strong>e<br />

engere Pflanzung und damit e<strong>in</strong>e vollständigere Lichtabsorption möglich ist.<br />

- E<strong>in</strong> vorläufig eher spekulatives Gebiet der Pflanzenzüchtung ist die Übertragung<br />

der Gene, die verschiedene Bakterien und Blaualgen befähigen, Luftstickstoff zu<br />

b<strong>in</strong>den, auf Getreidearten oder andere Nutzpflanzen. Denkbar wäre auch die<br />

Erzielung e<strong>in</strong>er Symbiose zwischen höherer Pflanze und Stickstoff-fixierenden<br />

Mikroorganismen, wie dies beispielsweise bei Legum<strong>in</strong>osen verwirklicht ist.<br />

Die Pflanzenzüchtung bedient sich heute vermehrt der modernen Methoden<br />

des Gentransfers und der Protoplastenfusion [27]. Dies erlaubt, wesentlich rascher<br />

und unabhängig von Sterilitätsbarrieren zu neuen Formen zu gelangen. Bei allem<br />

Optimismus ist zu beachten, dass der Wert der bisherigen Zuchterfolge durch<br />

Verluste sche<strong>in</strong>bar unbedeutender Eigenschaften der Wildpflanzen, wie etwa<br />

Resistenz gegen Trockenheit, Kälte oder Schädl<strong>in</strong>ge, gem<strong>in</strong>dert wurde. Je weiter<br />

man die ursprünglichen Pflanzen verändert, um so mehr Pflege und Fremdenergie<br />

benötigen sie <strong>in</strong> der Regel. Dies wird gerade für jene Völker, die am meisten auf<br />

den hohen Ertrag angewiesen s<strong>in</strong>d, zu e<strong>in</strong>em f<strong>in</strong>anziellen Problem.<br />

Tab. 12 Produktion und Ausbeute von landwirtschaftlichen Kulturen<br />

photosynthetische Ertrag<br />

Ausbeute t Trocken<br />

gewicht/<br />

ha. Jahr<br />

Mais, England 0,9 17<br />

davon Körner 0,2 5<br />

Weizen, USA 1,1 30<br />

davon Körner 0,4 12<br />

Reis, S-Amerika 0,7 22<br />

davon Körner 0,2 7<br />

Bei den meisten Kulturpflanzen macht der genutzte Anteil<br />

nur 20- 40% der Gesamtbiomasse aus.


36 Neujahrsblatt der <strong>Naturforschende</strong>n <strong>Gesellschaft</strong> <strong>in</strong> <strong>Zürich</strong> 1980<br />

Die vorhandene Biomasse wird oft schlecht ausgewertet. Die Ausbeute der<br />

Sonnenenergieumwandlung und der Flächenertrag s<strong>in</strong>ken um 60-80%, wenn nicht<br />

das gesamte produzierte organische Material, sondern nur der heute genutzte<br />

Pflanzenteil <strong>in</strong> der Rechnung berücksichtigt wird. Erbsen enthalten z. B. mehr<br />

Prote<strong>in</strong> <strong>in</strong> den ungenutzten Pflanzenteilen als <strong>in</strong> den <strong>in</strong> Konserven<strong>in</strong>dustrien<br />

verarbeiteten Samen!<br />

Obwohl die Idee der Nutzung von Blatteiweiss für die Nahrung bis <strong>in</strong>s 18.<br />

Jahrhundert zurückgeht [90], beschäftigte man sich erst während des Zweiten<br />

Weltkrieges mit der praktischen Auswertung [82, 83, 130]. Geräte wurden gebaut,<br />

welche Blätter mit m<strong>in</strong>imalem Energieaufwand gleichzeitig zerkle<strong>in</strong>ern und<br />

auspressen. Durch Erhitzen des Blattextraktes werden die Eiweisse ausgefällt und<br />

diese zu Nahrungsmitteln weiterverarbeitet. Der faserreiche, zellulosehaltige<br />

Rückstand kann zu Futter getrocknet oder siliert werden oder die Zellulose als<br />

Ausgangsmaterial für Treibstoffgew<strong>in</strong>nung dienen. E<strong>in</strong>e Extraktion der löslichen<br />

Eiweisse vor der Silierung von Biomasse würde zusätzlich die unsere Gewässer<br />

belastenden Siloabwässer elim<strong>in</strong>ieren.<br />

Als Quelle von Blattprote<strong>in</strong>en dienten bisher Getreide-, Klee- oder<br />

Luzerneblätter. Zusätzliche Ausbeuten bis zu 5 t Trockenprote<strong>in</strong>/ha und Jahr<br />

wurden erzielt. Kartoffelstauden liefern, Ende Juli geerntet, 600 kg Prote<strong>in</strong> pro ha;<br />

es wurde errechnet, dass durch Vernichtung der Kartoffelstauden <strong>in</strong> England<br />

jährlich 60 000 t Eiweiss verloren gehen. Ebenfalls z. T. ungenutzt bleibt das<br />

Eiweiss des Zuckerrübenkrautes und der Abfälle der Konserven<strong>in</strong>dustrie. Ferner<br />

könnten die Blätter der <strong>in</strong> Energieplantagen zum Zwecke der Holznutzung<br />

gezogenen Bäume zusätzlich e<strong>in</strong>en Eiweissertrag liefern. Es muss allerd<strong>in</strong>gs betont<br />

werden, dass es wenig S<strong>in</strong>n hat, Prote<strong>in</strong>e aus Blättern zu extrahieren, die ihrerseits<br />

als Ganzes gegessen werden könnten!<br />

E<strong>in</strong>e gute Quelle von Blattprote<strong>in</strong>en dürften auch Wasserunkräuter se<strong>in</strong>, die<br />

heute häufig mechanisch entfernt oder chemisch vernichtet werden, wie etwa<br />

Wasserhyaz<strong>in</strong>then oder Wasserl<strong>in</strong>sen, sofern diese Pflanzen nicht e<strong>in</strong>facher zu<br />

Futter verarbeitet oder über Methangärung als Brennstoff genutzt werden können.<br />

Für Entwicklungsländer sieht man zusätzlich e<strong>in</strong>e Vielfalt von Möglichkeiten, wie<br />

diese Wasserunkräuter <strong>in</strong>direkt durch Umwandlung <strong>in</strong> tierisches Prote<strong>in</strong> der<br />

menschlichen Nahrung zugänglich gemacht werden könnten, sei es über<br />

Graskarpfen oder andere pflanzenfressende Fische, Krabben, Gänse oder<br />

Schwe<strong>in</strong>e. In den USA s<strong>in</strong>d rund 10 6 ha mit Wasserhyaz<strong>in</strong>then bedeckt und<br />

könnten jederzeit genutzt werden!<br />

Das aus Blättern extrahierbare Material enthält 60-70% Eiweisse hohen Nährwertes und 20-30%<br />

zum grössten Teil ungesättigte Lipide, wodurch allerd<strong>in</strong>gs dessen Lagerung erschwert wird. Das<br />

grösste Problem bei der Verwertung dieser Eiweisse bilden vorderhand die Ernährungsgewohnheiten<br />

des Menschen. E<strong>in</strong>e neue Nahrung wird wohl dort am ehesten akzeptiert, wo Gemüse <strong>in</strong><br />

verschiedenster Zubereitung schon zur täglichen Mahlzeit gehören und wo vielfältige E<strong>in</strong>topfgerichte<br />

Tradition s<strong>in</strong>d. Solange aber auch <strong>in</strong> unterernährten Völkern die westliche Küche Vorbild und das<br />

angestrebte Entwicklungsziel die Lebensweise unserer hoch <strong>in</strong>dustrialisierten Länder ist, solange wird<br />

es schwierig se<strong>in</strong>, Hungersnöten mit neuen Nahrungsformen begegnen zu wollen.


R. BACHOFEN Bio-Energie, heute- morgen 37<br />

E<strong>in</strong>e Steigerung des Ertrages an Biomasse ist weltweit schliesslich durch<br />

Vergrösserung der zu nutzenden Anbaufläche möglich. Die Ozeane bedecken ca.<br />

70% der Erdoberfläche, ihre Produktion an pflanzlicher Biomasse wird aber nur<br />

wenig genutzt. Im «Mar<strong>in</strong>e Farm Project» werden Tange (Macrocystis) auf<br />

verankerten, ca. 200 x 200 m messenden Gitterfeldern gezogen. Das Wachstum<br />

konnte durch Düngung mit Tiefenwasser deutlich stimuliert werden (Frischgewicht<br />

verzehnfacht <strong>in</strong> 12-15 Tagen). Als Assimilate werden besondere Kohlenhydrate<br />

gebildet (Alg<strong>in</strong>, Lam<strong>in</strong>ar<strong>in</strong>), die 50-75% des Trockengewichtes ausmachen; Lign<strong>in</strong><br />

fehlt ganz. Erträge <strong>in</strong> der Grössenordnung von 2 bis 15 t Trockengewicht/ ha s<strong>in</strong>d<br />

<strong>in</strong> Grossversuchen erzielt worden [123, 128]. Die Primärproduktion erreicht unter<br />

natürlichen Bed<strong>in</strong>gungen allerd<strong>in</strong>gs nur für e<strong>in</strong>en kle<strong>in</strong>en Teil der Weltmeere<br />

Werte dieser Grösse.<br />

Als weitere Möglichkeit der Erweiterung der Anbaufläche s<strong>in</strong>d natürliche oder<br />

künstliche Teiche und Seen <strong>in</strong> Gebieten hoher E<strong>in</strong>strahlung zu nennen, <strong>in</strong> welchen<br />

Algen zu Nahrungszwecken gezüchtet werden. E<strong>in</strong> solches Beispiel ist der<br />

Texcacosee, wo im Hochland von Mexiko die Blaualge Spirul<strong>in</strong>a (Abb. 23)<br />

produziert wird, e<strong>in</strong>e Alge, die schon von den Azteken, den «Söhnen der Sonne»,<br />

als Nahrungsmittel verwendet worden ist.<br />

In Japan und Ch<strong>in</strong>a ist die Massenkultur der Grünalge Chlorella verbreitet.<br />

1975 s<strong>in</strong>d davon <strong>in</strong> Japan ca. 400 t konsumiert worden [123]. Die Kosten liegen<br />

allerd<strong>in</strong>gs weit über den Kosten von Sojaprote<strong>in</strong>, und die Produktion ist nur<br />

möglich, weil Chlorellaprote<strong>in</strong> zu hohen Preisen als Reformnahrung verkauft<br />

werden kann. Wegen des raschen Wachstums haben Mikroorganismen als<br />

Nahrungsproduzenten erhebliche Vorteile. E<strong>in</strong> R<strong>in</strong>d von 1 t Gewicht produziert pro<br />

Tag 1 kg Prote<strong>in</strong>, 1 t Sojapflanzen synthetisieren <strong>in</strong> der gleichen Zeit 100 kg<br />

Prote<strong>in</strong>, Mikroorganismen wie Futterhefen verhundertfachen ihr Gewicht pro Tag!<br />

Abb. 23 Mikroskopische Aufnahme von Fäden des Cyanobakteriums Spirul<strong>in</strong>a. - Im 850 ha grossen<br />

Texcacosee werden Algenerträge von 35 t Trockengewicht/ha jährlich erzielt; e<strong>in</strong>e Versuchsanlage<br />

verarbeitet heute l t/Tag. Die Alge hat e<strong>in</strong>en hohen Prote<strong>in</strong>gehalt von 70%, damit ist der Prote<strong>in</strong>ertrag<br />

pro Fläche bis 50mal grösser als für e<strong>in</strong> Maisfeld.


38 Neujahrsblatt der <strong>Naturforschende</strong>n <strong>Gesellschaft</strong> <strong>in</strong> <strong>Zürich</strong> 1980<br />

Weite Landflächen, die heute grösstenteils ungenutzt s<strong>in</strong>d, bef<strong>in</strong>den sich <strong>in</strong> den<br />

ariden Klimagebieten der Steppen und Wüsten. Herkömmliche bekannte<br />

Kulturpflanzen für die Nahrungsgew<strong>in</strong>nung gedeihen dort kaum, dagegen s<strong>in</strong>d <strong>in</strong><br />

diesen Gebieten Pflanzen mit besonderen Inhaltsstoffen, z. B. Terpenen, häufig, die<br />

für die chemische Industrie <strong>in</strong>teressante Rohstoffe liefern könnten.<br />

4.2. Energieplantagen [5, 29, 74, 119]<br />

Unter dem Begriff Energieplantagen versteht man die Kultur von Biomasse<br />

zum Zwecke der Brenn- und Treibstoffproduktion. Flüssiger oder gasförmiger<br />

Treibstoff aus Biomasse ist die e<strong>in</strong>zige Möglichkeit, diesen wie auch chemische<br />

Grundstoffe durch e<strong>in</strong>en erneuerbaren Prozess zu produzieren. In verschiedenen<br />

Ländern laufen grossangelegte Studien, <strong>in</strong> welchen die besten lokalen Bed<strong>in</strong>gungen<br />

für Energieplantagen gesucht werden. Vor- und Nachteile gegenüber<br />

konventionellen Energieträgern s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Tab. 13 zusammengestellt.<br />

Gerade <strong>in</strong> wenig entwickelten Ländern, <strong>in</strong> denen Holz e<strong>in</strong>en grossen Teil der<br />

Energie deckt und decken muss, dürften Energieplantagen von grosser Bedeutung<br />

werden, <strong>in</strong>dem dadurch der Entwaldung und deren Folgeschäden (Versteppung,<br />

Überschwemmungen) sowie der ungeeigneten Nutzung von Abfällen der<br />

Landwirtschaft (Verbrennen aller pflanzlichen und tierischen Abfälle) E<strong>in</strong>halt<br />

geboten werden kann. Selbstverständlich darf der Anbau von Energieplantagen nie<br />

zum Verschw<strong>in</strong>den der heutigen Wälder mit ihrem wertvolleren Bau- und<br />

Industrieholz führen.<br />

E<strong>in</strong>e der wesentlichsten Fragen bei der Beurteilung der Zweckmässigkeit e<strong>in</strong>er<br />

Energieplantage betrifft die Wahl der Pflanzen. Bestimmend s<strong>in</strong>d z. B. Grösse und<br />

Art des zur Verfügung stehenden Landes, Art des anschliessenden<br />

Umwandlungsprozesses und des zu bildenden Treibstoffs wie auch Art der zur<br />

Verfügung stehenden Mittel für Ernte und Transport. S<strong>in</strong>d diese Grössen<br />

festgelegt, dürfte e<strong>in</strong>e Berechnung des Input/Output-Verhältnisses möglich se<strong>in</strong>.<br />

Tab. 13 Vorteile und Probleme der Energiegew<strong>in</strong>nung aus Biomasse<br />

Vorteile: Probleme:<br />

- gute Speicherform -grosse Landflächen nötig<br />

- erneuerbar - Konkurrenz zu Land für Ernährung des Men-<br />

- verschiedene Umwandlungsmöglichkeiten schen<br />

- Technologie weitgehend bekannt, nicht ka- - braucht gewisse Zeit, bis Dauerproduktion<br />

pital<strong>in</strong>tensiv etabliert<br />

- Entwicklung mit heutigen Arbeitskräften - Düngung und Bewässerung nötig für hohe Erund<br />

aus vorhandenen Rohstoffen träge<br />

- grosses Potential für biotechnologische Ent- - heutige land- und forstwirtschaftliche Gewicklungen<br />

wohnheiten<br />

- schafft Arbeitsplätze - Transport zum Verbraucher<br />

- vernünftig im Preis<br />

- ökologisch wenig problematisch<br />

- erhöht CO2-Konzentration der Luft nicht


R. BACHOFEN Bio-Energie, heute- morgen 39<br />

E<strong>in</strong>e Vielzahl bekannter Pflanzen ist <strong>in</strong> dieser H<strong>in</strong>sicht untersucht worden,<br />

e<strong>in</strong>ige s<strong>in</strong>d mit ihren Ausbeuten <strong>in</strong> Tab. 14 aufgeführt. Hohe Ausbeuten reduzieren<br />

die nötige Fläche und damit die Kosten für Land, Landbearbeitung und Ernte. E<strong>in</strong><br />

wesentliches Kriterium ist im weiteren, dass die Biomasse zu allen Jahreszeiten<br />

geerntet und umgewandelt werden kann, e<strong>in</strong>e Notwendigkeit für e<strong>in</strong>e<br />

gleichmässige Auslastung der Ernte- und Verarbeitungsmasch<strong>in</strong>en. Diese Kriterien<br />

deuten darauf h<strong>in</strong>, dass <strong>in</strong> tropischen Gebieten sowohl krautige e<strong>in</strong>oder<br />

mehrjährige Pflanzen wie auch Bäume, <strong>in</strong> gemässigten Klimagebieten wohl nur<br />

verholzte mehrjährige Pflanzen geeignet s<strong>in</strong>d.<br />

Grossversuche mit Bäumen laufen <strong>in</strong> verschiedenen Ländern, vor allem <strong>in</strong> den<br />

USA und Australien, aber auch <strong>in</strong> Ländern der Dritten Welt wie Indien, Korea,<br />

Ch<strong>in</strong>a, Tansania und Kenia wurden Brennholzplantagen mit Erfolg aufgebaut.<br />

Im Unterschied zur normalen Holzwirtschaft wird die Zeit zwischen dem<br />

Setzen der Bäume und der Holzernte kurz gehalten (2-8 Vegetationsperioden). In<br />

dieser Zeit bilden sich erst dünne Stämme, und das Pflanzenmaterial kann praktisch<br />

mit konventionellen landwirtschaftlichen Geräten geerntet werden. Geeignete<br />

Baumarten s<strong>in</strong>d Eucalyptus, Platane, Pappel und Rob<strong>in</strong>ie. Besonders günstig s<strong>in</strong>d<br />

diejenigen Arten, die sich durch Steckl<strong>in</strong>ge vermehren lassen und bei denen es<br />

nach dem Abernten rasch wieder zu Stockausschlägen kommt. Pappeln <strong>in</strong> engster<br />

Bepflanzung ergeben Pflanzendichten von 15 000-17 000 Bäumen/ ha. Bei e<strong>in</strong>er<br />

Düngung mit Abwasser s<strong>in</strong>d Erträge von 35-85 t Trockengewicht/ha erzielt<br />

worden. Pappeln sche<strong>in</strong>en nur bescheidene<br />

Tab. 14 Ausbeute an Biomasse für mögliche Energiepflanzungen (nach [5] und [67])<br />

e<strong>in</strong>jährige t/ha Jahr<br />

Sonnenblume Russland 33<br />

Mohrenhirse USA 30<br />

Mais USA 15<br />

Kenaf USA 49<br />

Zuckerrübe Holland 22<br />

Kartoffeln Holland 22<br />

mehrjährige<br />

Wasserhyaz<strong>in</strong>the USA 40<br />

Zuckerrohr Hawaii 64<br />

Zuckerrohr Maximalernte 124<br />

Alfalfa USA 20<br />

Bambus USA 12<br />

verholzte<br />

Buche Schweiz 10<br />

Fichte Japan 14<br />

Pappeln (Hybrid) USA 20<br />

Eucalyptus USA 59<br />

Weide Schweden 52


40 Neujahrsblatt der <strong>Naturforschende</strong>n <strong>Gesellschaft</strong> <strong>in</strong> <strong>Zürich</strong> 1980<br />

Abb. 24 Versuchsenergieplantage <strong>in</strong> Georgia (USA). Nach Entwaldung des Versuchsfeldes, Düngung<br />

(ca. 1100 kg/ha), Herbizidbehandlung (3,7 kg/ha) wurden vor zwei Jahren e<strong>in</strong>jährige Jungpflanzen<br />

(Rob<strong>in</strong>ie, Platane) gesetzt. Unkraut schützt vor Bodenerosion und verh<strong>in</strong>dert Wildschäden an den<br />

Pflanzungen. Die Pflanzung erfolgt <strong>in</strong> Reihen (Abstand 60-180 cm, Zwischenräume 100-240 cm);<br />

dadurch wird der E<strong>in</strong>satz von Masch<strong>in</strong>en für Pflege und Ernte erleichtert.<br />

Bedürfnisse <strong>in</strong> bezug auf den Boden zu haben, können doch Abfalldeponien<br />

und Abraumhalden damit aufgeforstet werden. Weiter wird vorgeschlagen, das<br />

nicht nutzbare Land an Autobahnen für Energieplantagen e<strong>in</strong>zusetzen. Es wurde<br />

errechnet, dass der heutige Bedarf der USA an Treibstoffen und Heizöl durch<br />

Bepflanzen e<strong>in</strong>er Fläche von 500 000 km², also auf weniger als 6% der Landfläche,<br />

mit Biomasse gedeckt und e<strong>in</strong>e totale Unabhängigkeit von importiertem Erdöl<br />

erreicht werden könnte [29, 56].<br />

In den Neuenglandstaaten s<strong>in</strong>d schon heute e<strong>in</strong>e ganze Anzahl thermischer<br />

Kraftwerke <strong>in</strong> Betrieb, die auf Holz als Brennstoff umgestellt haben. E<strong>in</strong> 50- MW-<br />

Werk, das etwa 50 000 Personen mit Elektrizität versorgt, benötigt jährlich 800 000<br />

t Frischholzschnitzel, die aus e<strong>in</strong>er Fläche von etwa 60 km² im Zweijahreszyklus<br />

gewonnen werden können.<br />

Um die Transportwege möglichst kurz zu halten, sollten Energieplantagen<br />

nicht zu gross angelegt werden. Transport, Verteilung und Lagerung des Holzes<br />

können vere<strong>in</strong>facht werden, wenn es sofort nach der Ernte zu Schnitzeln zerkle<strong>in</strong>ert<br />

wird. Selbstfahrende Masch<strong>in</strong>en verarbeiten pro Tag 250-500 t Frischholz, wobei<br />

der Energieverbrauch bei 2% des Energiegehaltes des zerkle<strong>in</strong>erten Holzes liegt.<br />

Man hat heute noch ke<strong>in</strong>e Erfahrungen, wie weit e<strong>in</strong>e Monokultur von Pappeln<br />

anfällig auf Krankheiten oder Schädl<strong>in</strong>ge ist. Vor allem um auf den teuren<br />

Stickstoffdünger verzichten zu können, werden <strong>in</strong> Georgia auf sehr kargem Boden<br />

(Humusgehalt unter 0,5%) Mischkulturen gezogen und der E<strong>in</strong>fluss von Baumarten<br />

mit stickstoffb<strong>in</strong>denden Symbionten (Rob<strong>in</strong>ie, Erle) untersucht.


R. BACHOFEN Bio-Energie, heute- morgen 41<br />

Unter nicht verholzten Pflanzen s<strong>in</strong>d gute Zucker-, Stärke- oder Ölproduzenten<br />

auch für die Energiegew<strong>in</strong>nung von Interesse; besonders studiert und heute auch<br />

schon genutzt werden z.B. Zuckerrohr (Saccharum offic<strong>in</strong>arum), Maniok (Manihot<br />

esculenta), Kenaf (Hibiscus cannab<strong>in</strong>us), Hirse (Sorghum bicolor und S. dochna),<br />

Sonnenblume (Helianthus annuus) wie sogar Elefantengras (Pennisetum<br />

purpureum) [35, 74].<br />

Zuckerrohr hat unter diesen durch se<strong>in</strong>e ausgedehnte Nutzung <strong>in</strong> Energieplantagen<br />

<strong>in</strong> Brasilien wohl die grösste Bedeutung erlangt. Vergärung zu Äthanol<br />

liefert nicht nur e<strong>in</strong>en hochwertigen Brennstoff, sondern nach chemischer<br />

Umwandlung zu Äthylen auch e<strong>in</strong>en Rohstoff, von dem aus e<strong>in</strong>e Vielzahl<br />

chemischer Produkte hergestellt werden kann. Schon zwischen dem Ersten und<br />

Zweiten Weltkrieg wurde Äthanol <strong>in</strong> verschiedenen Ländern durch Vergärung von<br />

Zuckern grosstechnisch hergestellt. Diese Technologie geriet <strong>in</strong> Vergessenheit und<br />

wurde kaum weiterentwickelt, nachdem Äthanol weit billiger aus Äthylen, das bei<br />

der Erdölraff<strong>in</strong>ierung anfällt, hergestellt werden konnte. Bei den heutigen<br />

Weltmarktpreisen für Erdölprodukte dürfte e<strong>in</strong>e Äthanolproduktion aus Biomasse<br />

<strong>in</strong> jenen Gebieten wieder aktuell werden, wo genügend Rohmaterial zu ger<strong>in</strong>gen<br />

Kosten zur Verfügung steht. Die Erträge <strong>in</strong> Brasilien für Zuckerrohr liegen bei 50<br />

t/ha Jahr, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>zelnen Gebieten bis 90 t/ha Jahr. Die Pflanzen werden sehr dicht<br />

kultiviert (bis 160 000 Stengel/ha>, so dass kaum noch Licht ungenutzt auf den<br />

Boden gelangt. Um Zuckerrohr während der ganzen Zeit bei optimalem Wachstum<br />

zu halten, muss <strong>in</strong>tensiv gedüngt und bewässert werden; e<strong>in</strong> Teil des Düngers kann<br />

durch Rezirkulation der salzreichen Fermentationsrückstände ersetzt werden (siehe<br />

auch Abb. 36) [19].<br />

Trotz dieses Aufwandes hat die Zuckerrohrproduktion im Vergleich zu andern<br />

Kulturpflanzen e<strong>in</strong> günstiges Energie-Input/Output-Verhältnis von 0,2. Bei dessen<br />

Ermittlung wurde als Energiezufuhr der Aufwand für Aussaat, Düngung,<br />

Kultivierung, Herbizide, Ernte und Transport zur Verarbeitungsstelle<br />

berücksichtigt. Ursache für dieses günstige Verhältnis dürfte vor allem der<br />

Umstand se<strong>in</strong>, dass e<strong>in</strong>e Pflanzung über 10 und mehr Jahre hohe Erträge abwirft<br />

und die erstmaligen Pflanzungskosten sich daher über e<strong>in</strong>e längere Zeit verteilen.<br />

Günstig für e<strong>in</strong>e energetische Gesamtbilanz wirkt sich schliesslich aus, dass die<br />

faserhaltigen Abfälle, die Bagasse, immer mehr als Rohstoff für Zellulose- und<br />

Papiergew<strong>in</strong>nung gefragt s<strong>in</strong>d. Während Brasilien heute noch jährlich 300 000 t<br />

Papier und Zellulose e<strong>in</strong>führt, rechnet man 1985 mit e<strong>in</strong>em Export von 200 000 t<br />

pro Jahr; dies aus den ca. 40% Bagasseüberschüssen, die bei der Zucker- und<br />

Alkoholproduktion nicht für Prozessenergie verwendet werden können. Während<br />

<strong>in</strong> den feuchten, tropischen Gebieten Brasiliens mit Zuckerrohr, aber auch mit<br />

Mohrenhirse und Maniok für Energieplantagen sowohl hohe Flächenerträge wie<br />

auch günstige Energieaufwand/ Ertrags-Verhältnisse erzielt werden können, s<strong>in</strong>d <strong>in</strong><br />

trockenen Gebieten die Verhältnisse ungünstiger. Nach e<strong>in</strong>er neueren<br />

Untersuchung hat sich für solche Gebiete besonders Ananas als geeignet erwiesen.<br />

Während Zuckerrohrkulturen bei Niederschlagsmengen von weniger


42 Neujahrsblatt der <strong>Naturforschende</strong>n <strong>Gesellschaft</strong> <strong>in</strong> <strong>Zürich</strong> 1980<br />

Tab. 15 Kohlenhydrat- und Alkoholerträge für Zuckerrohr, Maniok und Ananas (nach [72])<br />

Kohlenhydrat- Wasserbedarf Äthanolproduktion<br />

produktion<br />

(t/ha. Monat) (mm pro Monat) (1/ha. Monat)<br />

Zuckerrohr 1,15-1,31 180 921<br />

Maniok 0,6-0,9 125 611<br />

Ananas 1,25 83 964<br />

E<strong>in</strong> Vergleich der drei Kulturpflanzen zeigt, dass mit Ananas mit e<strong>in</strong>em wesentlich ger<strong>in</strong>geren<br />

Wasserbedarf und Energieaufwand ähnlich hohe Erträge erzielt werden können wie mit<br />

Zuckerrohr. Ohne zusätzlichen Energieaufwand lässt sich damit Land ger<strong>in</strong>gerer Qualität für<br />

Energieplantagen nutzen.<br />

als 200 cm/Jahr nicht mehr wirtschaftlich s<strong>in</strong>d, liefern Ananas noch gute Erträge u.<br />

U. bei Niederschlagsmengen von nur 60 cm/Jahr. Die gute Trockenresistenz beruht<br />

auf xeromorphen Merkmalen, wie wenig Spaltöffnungen, dicke Kutikula,<br />

wasserspeicherndes Blattgewebe, und dem Crassulaceensäurestoffwechsel.<br />

Obwohl die CO2-Aufnahmerate von Ananas wesentlich unter derjenigen von<br />

Zuckerrohr und Maniok liegt, ist die Trockengewichtszunahme unwesentlich<br />

ger<strong>in</strong>ger als bei den beiden andern Pflanzungen, vor allem dank hohem<br />

Blattflächen<strong>in</strong>dex und ger<strong>in</strong>gem Transpirationsquotient. Die Produktionserträge<br />

pro ha und Monat liegen deshalb für Ananas ähnlich hoch wie für Zuckerrohr und<br />

deutlich besser als für Maniok [72]. In Brasilien liegen zurzeit 1,7 x 10 6 km² Land<br />

brach, weil die Menge und die jährliche Verteilung der Niederschläge und die<br />

Bodenqualität e<strong>in</strong>e Bewirtschaftung mit bisherigen Kulturpflanzen nicht erlauben.<br />

Ananaspflanzungen könnten hier e<strong>in</strong>en Ausweg bedeuten und sowohl für Nahrung,<br />

Tierfutter und Energie verwendet werden. Möglicherweise s<strong>in</strong>d auch andere<br />

Pflanzen mit Crassulaceenstoffwechsel (Aloe, Yucca) für Energieplantagen<br />

geeignet; es fehlen aber heute die entsprechenden Untersuchungen über Erträge <strong>in</strong><br />

Grosskulturen.<br />

In E<strong>in</strong>wänden gegen «Energy farm<strong>in</strong>g» wird behauptet, dass dabei e<strong>in</strong> nicht<br />

erneuerbares Gut, nämlich Land, mit ger<strong>in</strong>ger Nutzung gebraucht werde und dass<br />

die Alkoholproduktion mehr Energie verschl<strong>in</strong>ge, als nachher im Produkt vorläge.<br />

Auch wird hervorgehoben, dass <strong>in</strong> Energieplantagen bis 200mal mehr Wasser pro<br />

Treibstoffe<strong>in</strong>heit verbraucht wird (Transpiration der Pflanzen) als vergleichsweise<br />

bei der Kohlenverflüssigung. In den USA würden daher Energieplantagen Erdöl<br />

wegen Wassermangels nie ersetzen können. Ausserdem benötige Bioenergie,<br />

bezogen auf die Menge der dem Menschen zur Verfügung gestellten Energie, 100-<br />

1000mal grössere Landflächen als konventionelle Energieumwandlungssysteme (z.<br />

B. thermische Kraftwerke) [42].


R. BACHOFEN Bio-Energie, heute- morgen 43<br />

Letzteres ist bed<strong>in</strong>gt durch die e<strong>in</strong>gangs erwähnte ger<strong>in</strong>ge Energiedichte der<br />

Sonnenstrahlung auf der Erdoberfläche. Sicher muss e<strong>in</strong> Teil des Landes aus<br />

ökologischen oder ästhetischen Gründen, aber auch im S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>es genetischen<br />

Reservoirs <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em ursprünglichen, wilden Zustand gelassen werden. Ernst zu<br />

nehmen ist auch das Problem der ökologischen Bee<strong>in</strong>flussung durch die<br />

vorgeschlagene <strong>in</strong>tensive Bewirtschaftung. Bei der Nutzung fossiler Energieträger<br />

werden letztere irreversibel verbraucht, bei e<strong>in</strong>er s<strong>in</strong>nvollen Nutzung des ebenfalls<br />

nicht vergrösserbaren Landes dieses zwar gebraucht, aber nicht verbraucht!<br />

4.3. Pflanzen, die besondere Stoffe produzieren: Kohlenwasserstoffe [35, 49, 50]<br />

Die für Energieplantagen geeigneten Pflanzen zeichnen sich durch e<strong>in</strong>e hohe<br />

Ausbeute der Umwandlung der Sonnenenergie <strong>in</strong> Biomasse aus; diese muss für die<br />

meisten Anwendungen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e andere Form, Wärme, Elektrizität, Äthanol,<br />

Methanol oder Methan, umgewandelt werden. Nur die letzten drei Energieträger<br />

können Erdöl im eigentlichen S<strong>in</strong>ne ersetzen. Anderseits gibt es auch e<strong>in</strong>e ganze<br />

Anzahl von Pflanzen, die neben den normalen Assimilationsprodukten<br />

(Kohlehydrate, Eiweisse und Lipide) direkt Kohlenwasserstoffe, also erdölartige<br />

Substanzen produzieren. Diese können sowohl als Rohstoffe für die Herstellung<br />

von Treibstoffen wie auch für chemische Synthesen e<strong>in</strong>gesetzt werden.<br />

Zu den bekannten Pflanzen zählt der Gummibaum Hevea brasiliensis. Dessen<br />

Produkt, Latex, ist e<strong>in</strong>e milchige Suspension mit e<strong>in</strong>em Kohlenwasserstoffgehalt<br />

von ca. 30%. Als Brennstoff s<strong>in</strong>d diese Kohlenwasserstoffe wegen des hohen<br />

Molekulargewichtes von 1-2 Millionen allerd<strong>in</strong>gs wenig geeignet. Neben Hevea<br />

kommen solche Kohlenwasserstoffe, es s<strong>in</strong>d Polymere von Isopren (C5H8), <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />

ganzen Anzahl dikotyler Pflanzen vor. Die Nutzung beschränkte sich bisher<br />

praktisch auf Hevea, weil hier durch e<strong>in</strong>faches Anzapfen der Baumstämme Latex<br />

<strong>in</strong> kurzen Zeitabständen über mehrere Jahre gewonnen werden konnte. In<br />

Plantagen liegt die Ausbeute heute bei ca. 2 t Gummi/ha x Jahr; <strong>in</strong> kle<strong>in</strong>eren<br />

Experimentierfeldern wurden schon 2-3fache Ausbeuten erzielt.<br />

E<strong>in</strong>e andere, vielversprechende Pflanze ist Guayule (Parthenium argentatum),<br />

welche <strong>in</strong> den Trockengebieten im Süden der USA und <strong>in</strong> Mexiko gedeiht. Nach 2<br />

Jahren liegt der Gummigehalt bei 10-25% des Trockengewichtes. Da bei Guayule<br />

sich die Milch nicht <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em speziellen Milchröhrensystem ansammelt, muss die<br />

Rohgummimasse aus dem Pflanzengewebe extrahiert werden.<br />

Guayulegummi wurde noch anfangs dieses Jahrhunderts <strong>in</strong> grösseren Mengen <strong>in</strong> den USA<br />

gewonnen (1910 ca. 10 000 t); er deckte damals 50% des USA-Verbrauches; auch während des<br />

Zweiten Weltkrieges war die Guayulegummiproduktion <strong>in</strong> den USA und Mexiko wieder hoch.<br />

Guayule gedeiht <strong>in</strong> warmen Gebieten (Wachstum nur oberhalb 16 °C), die aber relativ trocken se<strong>in</strong><br />

können (ab 28 cm Niederschlag jährlich). Die Pflanzen können damit <strong>in</strong> Gebieten kultiviert werden,<br />

die für Ackerbau und Milchwirtschaft ungeeignet s<strong>in</strong>d. Wachsende Pflanzen enthalten wenig<br />

Kohlenwasserstoffe, erst durch kühlere Temperaturen und Wassermangel wird die


44 Neujahrsblatt der <strong>Naturforschende</strong>n <strong>Gesellschaft</strong> <strong>in</strong> <strong>Zürich</strong> 1980<br />

Gummiproduktion <strong>in</strong>duziert. Mit dem Aufkommen des synthetischen Gummis nach dem Zweiten<br />

Weltkrieg wurden die Guayuleplantagen <strong>in</strong> den USA aufgegeben; e<strong>in</strong>zig <strong>in</strong> Mexiko wird noch heute<br />

aus wild wachsenden Pflanzen Gummi extrahiert.<br />

Weitere bekannte gummiliefernde Pflanzen s<strong>in</strong>d der russische Löwenzahn<br />

(Taraxacum kok-saghyz), e<strong>in</strong>e Goldrutenart (Solidago leavenworthi), zwei<br />

Kompositen und viele Arten aus den Wolfsmilchgewächsen. Der Milchsaft der<br />

letzteren enthält Kohlenwasserstoffe von kle<strong>in</strong>erem Molekulargewicht als Gummi;<br />

solche Verb<strong>in</strong>dungen sche<strong>in</strong>en daher als Ölersatz besser geeignet. Bekannt<br />

geworden ist etwa Euphorbia tirucalli oder E. lathyris, die <strong>in</strong><br />

Expenmentierplantagen <strong>in</strong> Kalifornien, ausgehend von Steckl<strong>in</strong>gen, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />

Vegetationsperiode e<strong>in</strong>e Biomassevermehrung um den Faktor 1000 erreichten.<br />

Dies entspricht e<strong>in</strong>er «Öl»-Produktion von 46 t/ha und Jahr. Andere Euphorbia-<br />

Arten wurden früher <strong>in</strong> Marokko, Äthiopien und Brasilien genutzt [20]. E<strong>in</strong><br />

besonderer Baum im brasilianischen Urwald sche<strong>in</strong>t Copaifera (bes. C. langsdorfii<br />

zu se<strong>in</strong>. Der Baum kann angezapft werden, und der austretende Saft besteht zu 65-<br />

80% aus Ölen, vorwiegend C15-Terpenen. Dieser Saft wurde<br />

Abb. 25 Ältere Darstellung von Zweigen der ölhaltigen Bäume Croton tigijum und Copaifera<br />

offic<strong>in</strong>alis. Von der letzteren Pflanze wird <strong>in</strong> älteren Berichten mitgeteilt, dass sich <strong>in</strong> Hohlräumen bis<br />

zu 50 1 Flüssigkeit ansammle, so dass der Stamm durch den aufgebauten Druck gesprengt werde.<br />

Sammler bohren den Baum an, und an e<strong>in</strong>er Bohrstelle können pro Stunde bis zu 5 1 Saft auslaufen<br />

(aus Catalogue des plantes économiques pour les colonies, L'Horticole coloniale).


R. BACHOFEN Bio-Energie, heute- morgen 45<br />

Tab. 16 Kohlenwasserstoffe aus Botryococcus braunii (aus [8])<br />

Kohlenwasserstoff<br />

Gelpi et al. Maxwell et al. Brown et al. Belcher<br />

Formel (1968) (1969) (1969) (1969)<br />

C17H34 1,52 - - -<br />

C23H46 0,14 - - -<br />

C25H46 0,10 - - -<br />

C25H48 0,65 - - -<br />

C27H52 11,10 - 7,2 -<br />

C28H54 0,65 - - -<br />

C29H54 5,54 - 23,0 -<br />

C29H56 50,40 - 32,6 -<br />

C31H60 27,90 - 25,1 -<br />

C31H62 2,0 - - -<br />

C34H58 - 83,5 - -<br />

C34H58 (iso) - 8,2 - -<br />

anderes Öl - 8,3 12,1 -<br />

Total Kohlen<br />

wasserstoffe <strong>in</strong> % 0,3% 75% bis 17% 15-22%<br />

des Trocken<br />

gewichtes<br />

Herkunft Laboratoriums- Freiland- Laboratoriums- Laborato-<br />

der Algen Kultur Kultur Kultur riums<br />

1-2 Wochen Oakmere Kultur<br />

Cheshire ca. 16 Wo<br />

chen<br />

Wachstums- exponentiell Algen- exponentiell Stationär<br />

Zustand grün blüte grün Zustand<br />

braun grün<br />

Während für wachsende Zellen <strong>in</strong> Laboratoriumskulturen e<strong>in</strong> Kohlenwasserstoffanteil von<br />

0,3-22% des Trockengewichtes angegeben wird, f<strong>in</strong>den wir <strong>in</strong> den während der Algenblüte<br />

geernteten Zellen e<strong>in</strong>en Gehalt von 75%. Der grösste Teil davon besteht aus Botryococcen<br />

(Formel siehe unten) und dem Isomer Isobotryococcen C34H58.


46 Neujahrsblatt der <strong>Naturforschende</strong>n <strong>Gesellschaft</strong> <strong>in</strong> <strong>Zürich</strong> 1980<br />

bisher etwa für Lacke und <strong>in</strong> der Mediz<strong>in</strong> verwendet; nach CALVIN soll das leicht<br />

abtrennbare Öl ohne weitere Behandlung zum Betriebe e<strong>in</strong>es Dieselmotors<br />

genügen [73]!<br />

Auch Arten aus der Gattung Croton (C. tiglium, C. sonderianus) liefern Öle,<br />

deren Daten ähnlich denjenigen von Erdöl s<strong>in</strong>d. Allerd<strong>in</strong>gs ist der Ölanteil an der<br />

Pflanzenmasse wesentlich kle<strong>in</strong>er als bei den vorher beschriebenen Pflanzen. -<br />

Jojoba (Simmondsia ch<strong>in</strong>ensis) dürfte als Ersatz für Walrat (wachsähnliches Öl des<br />

Potwals) zu e<strong>in</strong>er grösseren Bedeutung gelangen [34, 59]. Die Synthese von<br />

Kohlenwasserstoffen ist auch von Algen bekannt. Besonders auffallend ist der<br />

hohe Gehalt derselben bei Botryococcus braunii. Diese Grünalge kommt weltweit<br />

vor. Massenentwicklungen und Wasserblüten s<strong>in</strong>d aber selten zu beobachten. Im<br />

wachsenden Zustand ist die Alge grün, im Ruhezustand wegen des hohen Gehaltes<br />

an Carot<strong>in</strong>oiden gelborange gefärbt. In ruhenden Zellen f<strong>in</strong>det e<strong>in</strong>e ausgeprägte<br />

Kohlenwasserstoffsynthese statt, der Anteil an Kohlenwasserstoffen kann bis 85%<br />

des Trockengewichtes erreichen. In Seen rahmen die ölhaltigen Zellen auf. Dies<br />

führt am Ufer zu teerähnlichen Ablagerungen, die nach dem Ort des Vorkommens<br />

als Balkaschit oder Korongit gezeichnet und die von der e<strong>in</strong>heimischen<br />

Bevölkerung als Brennstoff genutzt werden.<br />

Für e<strong>in</strong>e praktische Nutzung von Botryococcus s<strong>in</strong>d allerd<strong>in</strong>gs noch viele<br />

Fragen offen, unter anderen, welche Aussenfaktoren die Steuerung zur Bildung des<br />

Ruhestandes bewirken. Es ist bekannt, dass Stress-Situationen <strong>in</strong> vielen Algen e<strong>in</strong>e<br />

verstärkte Lipidsynthese <strong>in</strong>duzieren, der orange Ruhezustand von Botryococcus<br />

liess sich aber bisher im Laboratorium noch nie hervorrufen. Unter der Annahme<br />

e<strong>in</strong>er Wachstumsgeschw<strong>in</strong>digkeit, wie wir sie von anderen Grünalgen (Chlorella,<br />

Scenedesmus) kennen, wäre e<strong>in</strong>e Ausbeute von ca. 40 t Öl/ha. Jahr zu erwarten, e<strong>in</strong><br />

Wert, der weit über denjenigen der Kohlenwasserstoffe produzierenden<br />

Landpflanzen liegt [8].<br />

Neben diesen aus Isopren-E<strong>in</strong>heiten aufgebauten Terpenen könnten auch<br />

«normale » pflanzliche Öle - Triglyceride - als Brennstoffe e<strong>in</strong>e Rolle spielen (z.B.<br />

Ole aus Sonnenblumen, Erdnüssen, Ölpalme u.a.). Tatsächlich laufen <strong>in</strong><br />

verschiedenen Ländern (Südafrika, USA, Brasilien) erfolgreich Versuche, für die<br />

landwirtschaftlichen Fahrzeuge wenigstens e<strong>in</strong>en Teil des Dieselöls durch Öl selbst<br />

angebauter Pflanzen zu ersetzen. So dürfte es auf e<strong>in</strong>er Farm im Maisgürtel der<br />

USA genügen, etwa 10% der Landfläche mit Sonnenblumen zu bebauen, um den<br />

Betrieb unabhängig von Erdöl zu machen (der Futteranbau für Zugpferde machte<br />

früher 15% aus). Der Anbau von Ölpflanzen zur Treibstoffherstellung ist von der<br />

Energiebilanz aus betrachtet möglicherweise vorteilhafter als derjenige von<br />

Zucker- und Stärkepflanzen, deren Nutzung energieaufwendige Fermentations- und<br />

Destillationsanlagen erfordert. Stets aber muss sorgfältig geprüft werden, <strong>in</strong><br />

welchem Umfange Biomasse der Nahrungsproduktion der Gegend entzogen<br />

werden darf. E<strong>in</strong> Entscheid fällt dann leicht, wenn die Brennstoffproduktion auf<br />

Land ger<strong>in</strong>ger Qualität möglich ist und somit ke<strong>in</strong>e Konkurrenz für die<br />

Nahrungsproduktion entsteht.


R. BACHOFEN Bio-Energie, heute- morgen 47<br />

Tab. 17 Nutzbare Abfälle aus Biomasse<br />

Quelle Art Produkte Anfall<br />

Landwirtschaft Ernterückstände Äthanol vorwiegend im Herbst<br />

Dünger<br />

Wärme<br />

Jauche, Mist Methan ganzjährig<br />

Forstwirtschaft R<strong>in</strong>de, Aste, Holzgas ganzjährig, vorwiegend<br />

Wurzelstöcke Alkohole im W<strong>in</strong>ter<br />

Wärme<br />

Haushalte Hauskehricht, Papier Äthanol ganzjährig<br />

Wärme<br />

Abwasser Methan<br />

Industrie<br />

Nahrungsmittel Verarbeitungsrückstände Äthanol vorwiegend im Herbst<br />

Abwässer von Milch-, Methan und z. T. ganzjährig, z.T.<br />

Fleisch- und Zucker- Äthanol saisonal<br />

rübenverarbeitung, von<br />

Konserven<strong>in</strong>dustrie<br />

Holzverarbeitung Abfälle, Sägemehl Holzgas ganzjährig<br />

Wärme<br />

Alkohole<br />

4.4. Abfälle aller Art als Quelle von Biomasse<br />

Neben land- oder forstwirtschaftlichen Kulturen bilden auch Abfälle<br />

verschiedenster Art e<strong>in</strong> schon jetzt zur Verfügung stehendes Potential an nutzbarer<br />

Bioenergie: Abfallbeseitigung ist <strong>in</strong> jeder Zivilisation unumgänglich. In unserer<br />

Industriegesellschaft werden Riesensummen und grosse Energiemengen<br />

aufgewendet, um der steigenden Abfallflut Herr zu werden. Umwandlung von<br />

Abfällen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e nutzbare Energieform ist e<strong>in</strong>e sich aufdrängende Alternative. In<br />

Tab. 17 s<strong>in</strong>d die <strong>in</strong> grossen Mengen anfallenden verwertbaren Abfälle klassiert.<br />

Nicht abbaubare Abfälle wie Glas und Metalle, evtl. auch Papier, sollen rezirkuliert<br />

werden.<br />

Zu den Forstrückständen zählen R<strong>in</strong>de, Äste, Zweige und Wurzelstöcke; bei<br />

der Holzverarbeitung fallen Sägemehl, Holzabschnitte, Schwarten usw. an.<br />

Fertigprodukte enthalten oft nur die Hälfte des Ausgangsmaterials. Auch die<br />

Rückstände im Wald, besonders die Wurzelstöcke, können e<strong>in</strong>en gleich grossen<br />

Energiegehalt aufweisen wie das zu Nutzung bereitgestellte Holz. Zusätzlich zu<br />

diesem Abfallholz muss noch dasjenige gerechnet werden, das bei uns<br />

normalerweise überhaupt nicht genutzt wird, wie Schlag- oder Fallholz, mit Pilz<br />

oder Insekten befallene Teile, Holz <strong>in</strong> Hecken usw.<br />

In der Landwirtschaft s<strong>in</strong>d es vor allem Ernterückstände aller Art, <strong>in</strong> unseren<br />

Breiten besonders das Getreidestroh [88, 125], das bisher als energiereiche<br />

Biomasse nicht oder kaum genutzt wurde. Bei der heutigen mechanisierten<br />

Landwirtschaft bleiben über 50% der Biomasse auf dem Feld: 0,4-12 t/ha stehen


48 Neujahrsblatt der <strong>Naturforschende</strong>n <strong>Gesellschaft</strong> <strong>in</strong> <strong>Zürich</strong> 1980<br />

Abb. 26 Schematischer Fluss der verschiedenen Holzmaterialien im Produktions-, Verarbeitungsund<br />

Verwertungsablauf (aus [57]). - Die Energieproduktion aus Holz hängt mit dem gesamten<br />

Holzverwertungssystem zusammen. Nicht nur das traditionelle Brennholz, sondern auch alle bei der<br />

Holzverarbeitung anfallenden Abfälle und der grosse Anteil Nutzholz (Bau- und Möbelholz), letzterer<br />

nach Gebrauch (nach 10 bis 100 Jahren), können zur Energieproduktion e<strong>in</strong>gesetzt werden. Im<br />

traditionell nicht genutzten Holz (Wurzelstöcke, Fallholz, Hecken usw.) lieg noch e<strong>in</strong><br />

Energiepotential, das nicht unterschätzt werden darf.<br />

als Reserve zur Verfügung [100]. Allerd<strong>in</strong>gs s<strong>in</strong>d die Grösse der Bodenerosion, die<br />

Struktur und Fruchtbarkeit des Bodens weitgehend davon abhängig, wie weit dem<br />

Boden je nach Lage, Niederschlägen, W<strong>in</strong>d usw. Restbiomasse zurückgegeben<br />

wird. In den USA mit <strong>in</strong> weiten Gebieten hoher Bodenerosion (Bodenverluste bis<br />

45 t/ha. Jahr) ist man <strong>in</strong> bezug auf die Strohverwertung eher pessimistisch, und die<br />

zusätzlich zur essbaren Biomasse «erntbaren» Biomasserückstände müssen für<br />

jedes e<strong>in</strong>zelne Feld bestimmt werden [85]. Bodenbeschaffenheit und Klima <strong>in</strong><br />

Europa dagegen erlauben eher e<strong>in</strong>e weitergehende


R. BACHOFEN Bio-Energie, heute- morgen 49<br />

Nutzung. In Frankreich, Deutschland und Dänemark werden ausgedehnte<br />

Nutzungsprojekte diskutiert.<br />

E<strong>in</strong> grosses Energiepotential liegt auch <strong>in</strong> den tierischen Abfällen. In Ländern<br />

der Dritten Welt wird Kuhdung getrocknet und verbrannt (<strong>in</strong> Indien ca. 70<br />

Millionen Tonnen jährlich). Dabei geht der grösste Teil der Düngewirkung<br />

(Stickstoff!) verloren. Beim anaeroben Abbau zu Methan dagegen wird e<strong>in</strong> grosser<br />

Teil der Energie zu Heizzwecken gewonnen, ohne dass die Rückstände an<br />

Düngewert verloren hätten (gutes C/N-Verhältnis, wenig pathogene Keime)! Diese<br />

Rückstände lassen sich sogar zu e<strong>in</strong>em prote<strong>in</strong>reichen Futterzusatz aufarbeiten. Die<br />

Nutzung der tierischen Abfälle durch anaeroben Abbau zu Methan - <strong>in</strong> Ländern der<br />

Dritten Welt schon bei wenigen Viehe<strong>in</strong>heiten wirtschaftlich - wird <strong>in</strong><br />

Industrieländern erst von e<strong>in</strong>er kle<strong>in</strong>en, aber wachsenden Zahl von Pionieren<br />

vorangetrieben. Für grosse Schwe<strong>in</strong>emästereien und Geflügelzuchten mit den<br />

gekoppelten Abfallproblemen dürfte der anaerobe Abbau der tierischen Abfälle<br />

e<strong>in</strong>e energetisch günstige Lösung br<strong>in</strong>gen.<br />

E<strong>in</strong>e weitere, heute nur teilweise genutzte Energiequelle s<strong>in</strong>d Haushaltabfälle,<br />

welche vorwiegend aus Papier (bis 40%) und anderen organischen Stoffen (bis<br />

50%, davon Nahrungsmittelabfälle bis 15%) bestehen [66]. Der Wassergehalt liegt<br />

bei 30-40%; dies ermöglicht e<strong>in</strong>e direkte Verbrennung mit Gew<strong>in</strong>nung von Wärme<br />

und Elektrizität [113]. In den USA hat der jährlich anfallende Kehricht (Haushalt<br />

und Industrie, 1974) e<strong>in</strong>en Energiegehalt von 6,2 x 1018 J, was etwa 8,5% des<br />

Gesamtenergieverbrauchs des Landes entspricht. Von Industrieabfällen s<strong>in</strong>d<br />

diejenigen der Nahrungsmittel<strong>in</strong>dustrie zu erwähnen (<strong>in</strong> der Schweiz besonders<br />

Zucker- und Konservenfabriken, ferner die Milch- und Obstaufarbeitung). Diese<br />

Abfälle haben alle e<strong>in</strong>en hohen Wassergehalt und können,<br />

Tab. 18 Energieaufwand für die Aufarbeitung von Stroh zu Futterzwecken für Wiederkäuer<br />

(nach [89])<br />

10 6 J/t<br />

Bilden und Sammeln der Strohballen 277<br />

Transport 112<br />

Behandlung: NaOH 2500<br />

Trocknung 490<br />

Futterwert des Produktes 8000<br />

Wegen des grossen Volumens von Stroh kommen zentrale Verarbeitungsstätten kaum <strong>in</strong> Frage.<br />

Die e<strong>in</strong>fachste Nutzung auf dem Hof liegt <strong>in</strong> der direkten Verbrennung, dafür s<strong>in</strong>d besondere Öfen<br />

schon entwickelt worden. E<strong>in</strong>e Vorbehandlung (Dampf, Lauge) schliesst die Lignozellulosekomplexe<br />

im Stroh auf, dieses wird damit zu e<strong>in</strong>em hochwertigen Futterzusatz für Wiederkäuer. Man beachte,<br />

dass die für die Aufwertung des Strohs notwendige Energie nur etwa 40% des späteren Futterwertes<br />

ausmacht.


50 Neujahrsblatt der <strong>Naturforschende</strong>n <strong>Gesellschaft</strong> <strong>in</strong> <strong>Zürich</strong> 1980<br />

Tab. 19 Geschätzte Ausbeuten an potentieller Energie von landwirtschaftlichen Rückständen <strong>in</strong><br />

EWG-Ländern (<strong>in</strong> 10 6 t Öläquivalente) (aus [22])<br />

Getreide- tierische pflanzliche Total <strong>in</strong> t/ha land-<br />

Land rückstände Abfälle Abfälle wirtschaftlich<br />

(als Biogas) genutztes<br />

Land<br />

Belgien und<br />

Luxemburg 0,6 0,7 0,3 1,6 0,95<br />

Dänemark 2,2 0,9 0,1 3,2 1,10<br />

Frankreich 12,7 4,0 1,3 18,0 0,60<br />

Deutschland 7,4 3,4 0,9 11,7 0,95<br />

Holland 0,4 1,2 0,4 2,0 0,95<br />

Irland 0,5 0,9 0,1 1,5 0,30<br />

Italien 5,3 2,0 0,8 8,1 0,50<br />

Grossbritannien 4,4 2,3 0,5 7,2 0,45<br />

TOTAL 33,5 15,4 4,4 53,3 0,85<br />

sofern sie als Tierfutter nicht geeignet s<strong>in</strong>d, zur Biogasgew<strong>in</strong>nung e<strong>in</strong>gesetzt<br />

werden. Nachteilig wirkt sich aus, dass die Abfälle saisonal anfallen und die<br />

Umwandlungsanlage nur wenige Monate des Jahres im Betrieb stehen könnte, weil<br />

e<strong>in</strong>e Speicherung der Abfälle kaum wirtschaftlich wäre.<br />

Tab. 20 Durchschnittliche Zusammensetzung von Hausmüll (aus [66])<br />

a) Chemische Zusammensetzung b) Zusammensetzung nach Abfallgruppen<br />

Wasser 30 - 40% Papier, Karton 40%<br />

Organische Substanzen 40 - 45% Küchenreste 12%<br />

Anorganische Substanzen 20 - 25% Gläser, Ste<strong>in</strong>e, Keramik 12%<br />

Metalle 6%<br />

Holz 4%<br />

Plastik 4%<br />

Textilien 4%<br />

Gummi, Leder 2%<br />

andere 16%<br />

Der Energiegehalt von frischem Hausmüll liegt bei 8 MJ/kg. In Industrieländern rechnet man<br />

mit e<strong>in</strong>em Anfall von 1-2 kg pro Kopf und Tag. Verbrennung mit Elektrizitätserzeugung sche<strong>in</strong>t erst<br />

von e<strong>in</strong>er gewissen Anlagegrösse an wirtschaftlich (ca. 200 t/Tag). Andere Möglichkeiten s<strong>in</strong>d die<br />

Kompostierung (ke<strong>in</strong>e Energierückgew<strong>in</strong>nung) und die anaerobe Deponie. Bei letzterer kann durch<br />

die Verwertung des Methans Energie wirtschaftlich nutzbar gemacht werden. Im Gegensatz zu den<br />

Abfällen aus Land- und Forstwirtschaft müssen die häuslichen Abfälle e<strong>in</strong>gesammelt werden;<br />

Energieaufwand und Kosten für E<strong>in</strong>sammeln und Transport können damit nicht dem<br />

Energiegew<strong>in</strong>nungssystem angelastet werden.


R. BACHOFEN Bio-Energie, heute- morgen 51<br />

Abb. 27 Abwasserre<strong>in</strong>igung und Methanproduktion durch e<strong>in</strong>e Algen-Bakterien-Mischpopulation mit<br />

Sonnenenergie (aus [80]). - Organische Abfälle werden durch Bakterien zu CO2, NH3, Phosphat und<br />

andere Stoffe zersetzt. Diese Abbauprodukte dienen den Algen als Wachstumssubstrate, um daraus<br />

im Licht Biomasse und den für den Abbau notwendigen Sauerstoff zu produzieren. Die<br />

sedimentierbaren Stoffe des Abwassers, Bakterien und Algen, können <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er zweiten, anaeroben<br />

Stufe mit hoher Ausbeute zu Methan umgesetzt oder als Tierfutter verwendet werden. Um e<strong>in</strong>e<br />

effiziente Absorption des Sonnenlichtes zu gewährleisten, sollte die Beckentiefe 60 cm nicht<br />

überschreiten.<br />

4.5. Produktion von Algen und Wasserpflanzen mit Abwasser<br />

Die erzielbaren Ausbeuten an Biomasse s<strong>in</strong>d für Algen und höhere<br />

Wasserpflanzen bei guter Düngung im Vergleich zu Landpflanzen gross. Der hohe<br />

Wassergehalt der Biomasse von über 95% erlaubt ke<strong>in</strong>e direkte Verbrennung.<br />

Dagegen kann diese Biomasse gut durch anaeroben Abbau zu Methan, Dünger und<br />

evtl. Futter umgewandelt werden. In kalifornischen Grossanlagen zur<br />

Abwasserre<strong>in</strong>igung, sogenannten Oxidationsteichen, werden Algen zusammen mit<br />

aeroben und anaeroben Bakterien gezogen. Bei niederen Landpreisen kommen Bau<br />

und Betrieb solcher Anlagen wesentlich günstiger zu stehen als die konventionelle<br />

Abwasserre<strong>in</strong>igung [11, 39, 78, 79].<br />

Die grössten bisher gebauten Becken haben e<strong>in</strong>en Inhalt von bis zu 1 000 000<br />

m 3 . Die photosynthetische Ausbeute lag, mit Ausnahme seltener W<strong>in</strong>termonate,<br />

zwischen 0,6 und 1,7%. Variable Ausbeuten s<strong>in</strong>d nicht nur durch Licht,<br />

Temperatur und sich veränderndes Abwasser bed<strong>in</strong>gt, sondern auch durch die sich<br />

ändernde Algenpopulation. Letztere kann <strong>in</strong> den grossen, offenen Teichen nicht<br />

konstant gehalten werden. Dies bee<strong>in</strong>flusst auch die Technik der Ernte; während<br />

fädige Blaualgen leicht verklumpen und sedimentieren, s<strong>in</strong>d kle<strong>in</strong>e, kugelige<br />

Zellen nur mit grossem Aufwand vom Medium abzutrennen. E<strong>in</strong>e Energiebilanz<br />

weist noch grosse Unsicherheiten auf (es ist zurzeit noch offen, ob solche Anlagen<br />

je wesentlich zur Energieversorgung e<strong>in</strong>er Region etwas beitragen können).


52 Neujahrsblatt der <strong>Naturforschende</strong>n <strong>Gesellschaft</strong> <strong>in</strong> <strong>Zürich</strong> 1980<br />

Das energieaufwendige Separieren der mikroskopischen Algen vom Substrat kann<br />

umgangen werden, <strong>in</strong>dem die Zellsuspension <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Teich mit Austern und<br />

Muscheln geleitet wird, <strong>in</strong> welchem die Mikroorganismen <strong>in</strong> tierisches Prote<strong>in</strong><br />

umgewandelt werden [92].<br />

Neben Algen nehmen auch höhere Wasserpflanzen (Wasserhyaz<strong>in</strong>then,<br />

Wasserl<strong>in</strong>sen) effizient Nährstoffe aus Abwasser auf. Wasserhyaz<strong>in</strong>then vermehren<br />

sich bei warmer Witterung um 15% der Wasseroberfläche pro Tag; somit können<br />

20-40 t frische Pflanzen/ha und Tag geerntet werden. Gleichzeitig wird Stickstoff<br />

von 2000 und Phosphor von 800 Personen oder E<strong>in</strong>wohnergleichwerten dem<br />

Wasser entzogen. Ähnliche Resultate wurden auch mit Wasserl<strong>in</strong>sen erhalten.<br />

Gegenüber der Wasserhyaz<strong>in</strong>the haben Wasserl<strong>in</strong>sen den Vorteil der leichteren<br />

Ernte; ferner enthalten sie weniger Faserstoffe und können Fischen, Enten und<br />

Schwe<strong>in</strong>en als prote<strong>in</strong>reiches Futter verabreicht werden [1].<br />

4.6.Umwandlung von Biomasse <strong>in</strong> hochwertige Energieformen [40, 63, 126]<br />

Bei der Umwandlung von Biomasse <strong>in</strong> andere Energieträger s<strong>in</strong>d zwei<br />

Technologien zu unterscheiden: thermochemische und biochemische<br />

Umwandlungen.<br />

Bei den thermochemischen Umwandlungen ist die direkte Verbrennung die<br />

älteste und immer noch häufigste Methode (Wohnraumbeheizung, <strong>in</strong>dustrielle<br />

Dampf- und Elektrizitätserzeugung) [104, 119]. Nach Austreiben der<br />

Restfeuchtigkeit und Erhitzen auf ca. 600 0C zersetzt sich das organische Material<br />

<strong>in</strong> brennbare Gase, Destillationsprodukte und Kohle und oxidiert bei der<br />

Verbrennung hauptsächlich zu CO2 und H2O. Nur bei unvollständiger Verbrennung<br />

entstehen Rauch und Russ, was zu Umweltbelastungen führen kann. Holz,<br />

Holzabfälle und Kehricht werden häufig durch direkte Verbrennung genutzt.<br />

Durch Vergasung von Holz bei hoher Temperatur <strong>in</strong> Gegenwart ger<strong>in</strong>ger<br />

Mengen von Sauerstoff wird e<strong>in</strong> gasförmiges Brennstoffgemisch (hauptsächlich H2<br />

und CO) gebildet [125]. Dieses Verfahren, das während des Krieges für den<br />

Tab. 21 Spezifischer Reizwert e<strong>in</strong>iger Brennstoffe aus Biomasse (MJ/kg) (aus [66]).<br />

Spezifischer Heizwert<br />

trocken frisch<br />

Holz 19-21 6-8<br />

Stroh 16 11-16<br />

Hausmüll 11-16 5-8<br />

Faulschlamm 6,5 0<br />

Papierabfälle 17 -<br />

Laub 18 -<br />

Heizöl als Vergleich 43 -


R. BACHOFEN Bio-Energie, heute- morgen 53<br />

Betrieb von Lastwagen populär war, wird heute wieder für Dieseltraktoren <strong>in</strong><br />

Betracht gezogen (Eidgenössische Forschungsanstalt, Tänikon).<br />

Durch Pyrolyse wird Biomasse bei niedrigerer Temperatur als bei der<br />

Vergasung <strong>in</strong> teer- und ölartige Brennstoffe und Gase (H2 + CO) zersetzt. Im<br />

Vergleich zu den biochemischen Umwandlungsprozessen s<strong>in</strong>d Vergasung und<br />

Pyrolyse rasche Reaktionen, die nur kle<strong>in</strong>e Anlagen benötigen für die<br />

Umwandlung verschiedenster, aber relativ trockener Formen von Biomasse <strong>in</strong> e<strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>zelnes oder mehrere energiereiche Produkte. Zu den biochemischen<br />

Umwandlungsprozessen zählen die erst <strong>in</strong> letzter Zeit grosstechnisch wieder<br />

wichtig gewordenen Fermentationen zu Äthanol und Methan (Biogas).<br />

4.6.1. Umwandlung zu Äthanol<br />

Die Herstellung von Äthanol aus vergärbaren Zuckern zählt zu den ältesten<br />

vom Menschen genutzten biochemischen Prozessen. Ausgangsmaterialien s<strong>in</strong>d<br />

lösliche Zucker (Traubenzucker, Rohrzucker) oder Stärke (rohe Melasse,<br />

Kartoffeln, Maissirup), d.h. Ressourcen, die an sich e<strong>in</strong>en hohen Futter- oder<br />

Nahrungswert besitzen und damit zum Konflikt Nahrung oder Brennstoff<br />

beitragen.<br />

Bilanz der alkoholischen Gärung für Glucose:<br />

Summenformeln: C6H12O6 2 C2H5OH + 2 CO2<br />

Formelgewichte: 180 g 92 g + 88 g<br />

Energiegehalt pro Mol 2826 kJ 2750 kJ<br />

1kg 0,651=0,51kg<br />

Theoretisch entstehen also aus 1 kg Zucker 0,65 1 re<strong>in</strong>er Äthanol, der noch 97%<br />

(2750/2826 kJ) der im Zucker vorhandenen Energie enthält. In der Praxis liegt die<br />

energetische Ausbeute bei 90-95%, da neben Äthanol noch andere Produkte wie<br />

etwa Glycer<strong>in</strong> entstehen.<br />

Bei der Zuckerrohrverwertung wird das Pflanzenmaterial mechanisch<br />

aufgeschlossen, mit Dampf extrahiert und die entstandene Zuckerlösung (10-12%)<br />

vergoren. Stärkehaltige Substrate müssen vor der Vergärung <strong>in</strong> lösliche Zucker<br />

Tab. 22 Veränderung der Nährstoffzusammensetzung von Maisfutter durch alkoholische Gärung<br />

und Destillation (<strong>in</strong> % nach Trocknung) (nach [87])<br />

vor nach<br />

Gärung Destillation<br />

Restfeuchtigkeit 11 8<br />

Prote<strong>in</strong> 10 29,5<br />

Faserstoffe 2,2 12,8<br />

Fette 3,5 8,0<br />

Phosphat 0,32 0,95


54 Neujahrsblatt der <strong>Naturforschende</strong>n <strong>Gesellschaft</strong> <strong>in</strong> <strong>Zürich</strong> 1980<br />

zerlegt werden: für die Herstellung von Tr<strong>in</strong>kalkohol erfolgt die Stärkespaltung<br />

enzymatisch; für die Brennstoffproduktion wird auch die Säurehydrolyse<br />

angewendet. Der Eiweissgehalt (10-12% des Trockengewichtes) von Getreide<br />

bleibt während der Vergärung erhalten. So entsteht als Nebenprodukt e<strong>in</strong><br />

hochwertiges Futterkonzentrat.<br />

Von besonderem Interesse ist die Alkoholgew<strong>in</strong>nung aus zellulosehaltigen<br />

Rohstoffen. Verfahren dazu wurden bereits während des Zweiten Weltkrieges<br />

entwickelt. Der Aufschluss (Hydrolyse der Zellulose) erfolgt chemisch, mit Säure<br />

oder Lauge, unter erhöhtem Druck und hoher Temperatur. Heute noch im Betrieb<br />

stehende Anlagen zeigen, dass die Verfahrenskosten für die Treibstoffherstellung<br />

zu hoch s<strong>in</strong>d. Die Möglichkeit des E<strong>in</strong>satzes von zellulose-spaltenden Pilzen<br />

(besonders Trichoderma viride) wird <strong>in</strong> verschiedenen Laboratorien untersucht,<br />

doch ist noch ke<strong>in</strong> grosstechnisch brauchbares, kont<strong>in</strong>uierliches Verfahren<br />

entwickelt worden. Neuerd<strong>in</strong>gs wurde e<strong>in</strong> vielversprechendes physikalisch-<br />

chemisches Aufschlussverfahren publiziert, durch welches Zellulose kont<strong>in</strong>uierlich<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Glucose-Sirup (60%) umgewandelt wird; Anlagen mit e<strong>in</strong>er Kapazität von<br />

135 t/Tag s<strong>in</strong>d im Bau [2].<br />

Die zu vergärende Lösung wird nach Pasteurisation (falls notwendig) mit Hefe<br />

versetzt (1-2,5 kg/1000 1) und die Gärung nach 50-70 h abgebrochen. Die<br />

Destillation bei 78 0C ergibt e<strong>in</strong> Alkohol-Wasser-Gemisch mit 95% Äthanol.<br />

Neuerd<strong>in</strong>gs werden auch thermophile Stämme von Clostridien untersucht, die<br />

Zellulose bei Temperaturen von 60-70 zu solubilisieren vermögen und direkt zu<br />

Äthanol vergären [112].<br />

Durch die Verteuerung des Erdöls ist besonders <strong>in</strong> den USA das Interesse für<br />

Äthanol als Treibstoff geweckt worden. Im Maisgürtel wird bereits Gasohol<br />

produziert und verkauft, e<strong>in</strong> Motorentreibstoff aus 90% Benz<strong>in</strong> und 10% Äthanol.<br />

Bis 1981 sollen <strong>in</strong> den USA jährlich 2 x 10 9 1 Äthanol als Treibstoff hergestellt<br />

werden. Zusatz von Äthanol erhöht die Oktanzahl; damit kann der Bleigehalt des<br />

Treibstoffes reduziert werden. Trotz des ger<strong>in</strong>geren Energiegehaltes von Gasohol<br />

gegenüber Benz<strong>in</strong> liegen die Verbrauchswerte wegen der besseren Verbrennung<br />

tiefer. Der Staat unterstützt die Bauern durch Herausgabe genauer Beschreibungen<br />

der technischen und wirtschaftlichen Aspekte des Prozesses. In erster L<strong>in</strong>ie sollen<br />

so die Farmer selbst erdölunabhängig gemacht werden [3].<br />

Neben der zum Zwecke der Alkoholgew<strong>in</strong>nung eigens <strong>in</strong> Energiepflanzungen<br />

gewonnenen Biomasse dürften verschiedene Abfälle für die Vergärung zu Äthanol<br />

<strong>in</strong>teressant se<strong>in</strong>. Sulfitablaugen der Zellulose<strong>in</strong>dustrie enthalten, bezogen auf das<br />

Trockengewicht, ca. 20% vergärbare Zucker, die genutzt werden können. Der<br />

Anfall an Abwässern e<strong>in</strong>er deutschen Zuckerrübenfabrik beläuft sich <strong>in</strong> den<br />

Monaten Oktober bis Dezember auf 7000 m 3 /Tag. In der Zuckerfabrik Frauenfeld<br />

fallen <strong>in</strong> den Herbstmonaten täglich 500-600 m 3 hochbelastete Abwässer an, ferner<br />

25-30 t Biomasse <strong>in</strong> Form von Blättern und Rübenbruchstücken und grosse<br />

Mengen an zuckerhaltiger Rübenerde. Auch bei der


R. BACHOFEN Bio-Energie, heute- morgen 55<br />

Abb. 28 Schematische Darstellung der Energiebilanz der Alkoholproduktion aus Biomasse (nach<br />

[111]). - Mit e<strong>in</strong>em Kulturaufwand von 1 l Treibstoff können mit heutigen Technologien 2,3-2,5 1<br />

Äthanol (1,5-1,7 1 Treibstoffäquivalent) hergestellt werden. Es ist offensichtlich, dass durch jede<br />

Reduktion des Energieaufwandes für die landwirtschaftliche Produktion e<strong>in</strong>e Verbesserung der<br />

Ausbeute resultiert, ähnlich wie dies bei der Nahrungsmittelproduktion gezeigt worden ist. Solche<br />

Verbesserungen s<strong>in</strong>d möglich durch bessere Sortenwahl, Verzicht auf Trocknen der Körner,<br />

Verwendung von Überschussernten und Ernten m<strong>in</strong>derer Qualität auf landwirtschaftlicher Seite,<br />

verbesserte Fermentations- und Destillationstechnologie oder Nutzung von Abwärme von andern<br />

Prozessen auf der Stufe der Umwandlung der Biomasse <strong>in</strong> Alkohol wie auch durch zusätzliche<br />

Nutzung aller andern beim Prozess anfallenden Produkte.<br />

Stärkeherstellung ergeben sich kohlenhydratreiche Abwässer; diese wurden bisher<br />

z.T. unter hohem Energieaufwand e<strong>in</strong>gedickt und als Futtermittel verwendet.<br />

Im Zusammenhang mit der wachsenden Popularität des Gasohol <strong>in</strong> den USA<br />

wurde e<strong>in</strong>e genaue Aufwand/Ertrags-Rechnung für Alkohol aus Mais erstellt [21,<br />

26, 111]. Die Energiebilanz ist nicht <strong>in</strong> jedem Fall positiv. Wenn der ganze Betrieb<br />

der Farm, die Verarbeitung der Maiskörner zu Äthanol und der<br />

Destillationsprozess nach heutigen Technologien mit Erdöl betrieben werden, hat<br />

das resultierende Äthanol e<strong>in</strong>en ger<strong>in</strong>geren Energiegehalt als das verbrauchte<br />

Erdöl. Wenn aber anderseits der Wert der als Futter verwertbaren Nebenprodukte<br />

mit berücksichtigt wird und die Prozessenergie durch die Verbrennung der festen<br />

Rückstände gedeckt werden kann, wird die Energiebilanz positiv. Schematisch ist<br />

der Energiefluss <strong>in</strong> Abb. 28 dargestellt.<br />

Günstiger als für Mais <strong>in</strong> den USA liegen die Verhältnisse für Zuckerrohr und<br />

Süsshirse <strong>in</strong> Brasilien; mit Zuckerrohr kann <strong>in</strong> Äthanol das 2,4fache, mit Süsshirse<br />

das Zweifache der e<strong>in</strong>gesetzten Energie gewonnen werden.


56 Neujahrsblatt der <strong>Naturforschende</strong>n <strong>Gesellschaft</strong> <strong>in</strong> <strong>Zürich</strong> 1980<br />

4.6.2. Der anaerobe Abbau zu Methan [65, 76, 119]<br />

Der anaerobe Abbau von organischem Material ist Teil des natürlichen<br />

Energieflusses. Er kommt <strong>in</strong> verschiedenen anaeroben Ökosystemen vor, z.B. <strong>in</strong><br />

Böden und Gewässersedimenten, im Pansen und Darmtrakt von Tieren wie auch <strong>in</strong><br />

Jauchegruben, Miststöcken, im Faulturm der Kläranlagen und <strong>in</strong> Abfalldeponien.<br />

Aus zwei Gründen besteht heute wachsendes Interesse für die anaeroben<br />

Abbauvorgänge, e<strong>in</strong>erseits s<strong>in</strong>d es die Probleme der Abfallbeseitigung (im<br />

anaeroben Abbau erfolgt e<strong>in</strong>e viel grössere Volumenverm<strong>in</strong>derung der Biomasse<br />

als <strong>in</strong> aeroben Systemen), anderseits die mögliche Energienutzung (im Methan<br />

Abb. 29 Biochemische Sequenz der Methanbildung aus Biomasse. - Im Gegensatz zum vollständigen<br />

aeroben Abbau zu CO2 und H2O gibt es ke<strong>in</strong>e Organismen, die alle<strong>in</strong> den anaeroben Abbau von<br />

Biopolymeren, z. B. Stärke, zu CH4, CO2 und H2O, zu leisten vermögen; die komplexe<br />

Reaktionsfolge des Abbaus erfordert e<strong>in</strong>e komplexe Organismenfolge. E<strong>in</strong> vollständiger anaerober<br />

Abbau ist daher nur mit e<strong>in</strong>er Mischpopulation möglich. E<strong>in</strong>e erste Mikroorganismengruppe baut<br />

Biomasse zu e<strong>in</strong>fachen organischen Säuren wie Acetat oder Propionat, e<strong>in</strong>e andere diese zu CO2 und<br />

H2 ab. Aus diesen Substraten synthetisieren die eigentlichen methanogenen Bakterien schliesslich<br />

Methan. Weitere Bakteriengruppen wirken für Zwischenprodukte konkurrenzierend, so dass für e<strong>in</strong>e<br />

aktive Methanbildung e<strong>in</strong> genaues Zusammenwirken der verschiedenen Bakteriengruppen (z. B. <strong>in</strong><br />

Organismenkonzentration, Generationszeit) notwendig ist. Es erstaunt daher nicht, dass dieses System<br />

besonders empf<strong>in</strong>dlich ist auf Störungen von aussen (Änderungen des pH, der Temperatur, der<br />

Zusammensetzung und Menge des Zuflusses). Biotechnologisch können noch nicht alle Parameter<br />

zufriedenstellend geregelt werden.<br />

bleiben 80% der <strong>in</strong> der Biomasse enthaltenen Energie erhalten). - Die theoretische<br />

Gasausbeute aus Kohlenhydraten beträgt bei Normalbed<strong>in</strong>gungen 415 ℓ CH4 pro kg<br />

Ausgangsmaterial, Fette und Prote<strong>in</strong>e geben höhere Gasausbeuten.


R. BACHOFEN Bio-Energie, heute- morgen 57<br />

Abb. 30 K<strong>in</strong>etik der Methanbildung aus Kohlenhydraten und Eiweissen. Deutlich wird dabei, dass das<br />

Substrat durch die hydrolytischen Mikroorganismen rasch angegriffen wird und sich organische<br />

Säuren akkumulieren. Erst nach 7-10 Tagen beg<strong>in</strong>nt die Methanproduktion als letzter Schritt des<br />

anaeroben Abbaus (das freigesetzte Methan ist im halben Massstab gezeichnet).<br />

Tab. 23 Zusammensetzung von Biogas<br />

Biogas<br />

Gas Volumenanteil<br />

CH4 61%<br />

CO2 38%<br />

H2O 1%<br />

H2S 10-l0 000 ppm<br />

versch. Verunre<strong>in</strong>igungen<br />

1-2500 ppm<br />

Biogas ist e<strong>in</strong> niederwertiges Heizgas, kann aber durch Re<strong>in</strong>igung (Methangehalt grösser als<br />

98%) veredelt werden.


58 Neujahrsblatt der <strong>Naturforschende</strong>n <strong>Gesellschaft</strong> <strong>in</strong> <strong>Zürich</strong> 1980<br />

Zwei Typen von Fermentationsbehältern [55] s<strong>in</strong>d heute gebräuchlich,<br />

e<strong>in</strong>erseits diejenigen e<strong>in</strong>facher Technologie, wie sie <strong>in</strong> Biogasanlagen <strong>in</strong> Indien,<br />

Ch<strong>in</strong>a [97-99], aber auch bei Selbstbau <strong>in</strong> der Landwirtschaft der Industrieländer<br />

[32] verbreitet s<strong>in</strong>d, anderseits die von Industriefermentoren abgeleiteten<br />

Rührkessel, wie sie von der Verfahrenstechnik etwa für Schlammstabilisierung und<br />

Biogasgew<strong>in</strong>nung angeboten werden.<br />

Fermentationskessel mit homogener Durchmischung des Inhaltes s<strong>in</strong>d für die<br />

Biogasgew<strong>in</strong>nung <strong>in</strong> der Landwirtschaft wegen des notwendigen hohen<br />

Betriebsaufwandes wenig wirtschaftlich und werden kaum grosse Verbreitung<br />

f<strong>in</strong>den. In neuster Zeit wurde für verdünnte Abwässer e<strong>in</strong> als anaerobes<br />

Organismenfilter wirkendes System verwirklicht, <strong>in</strong> welchem die biologische<br />

Retentionszeit durch festsitzende Organismen hochgehalten wird, die hydraulische<br />

dagegen nur wenige Stunden beträgt. Das organische Material hochbelasteter<br />

Abwässer der Nahrungsmittel<strong>in</strong>dustrie liess sich so unter Energiefreisetzung als<br />

Biogas auf 5-10% reduzieren.<br />

Abb. 31 Schema e<strong>in</strong>er <strong>in</strong>dischen Biogasanlage (a) und Bild e<strong>in</strong>er Anlage <strong>in</strong> der Schweiz (b) (Photo<br />

Projekt Biogas, ETHZ). Die <strong>in</strong>dische Biogasanlage arbeitet kont<strong>in</strong>uierlich und hat je nach Tierzahl (2<br />

Kühe/m3) etwa 2-30 m3 Inhalt. Das Gefäss ist aus Backste<strong>in</strong> und der Gasbehälter aus Stahl. Heizung<br />

und Rührung fehlen. Die Retentionszeit liegt bei 50-60 Tagen, und es können ca. 450-900 1 Gas/m3<br />

Volumen täglich erwartet werden. In Indien s<strong>in</strong>d um 100 000, <strong>in</strong> Ch<strong>in</strong>a 7 Millionen solcher<br />

Kle<strong>in</strong>anlagen <strong>in</strong> Betrieb, während <strong>in</strong> der Schweiz bis anfangs 1980 53 Biogasanlagen <strong>in</strong><br />

Landwirtschaftsbetrieben gebaut worden s<strong>in</strong>d.


R. BACHOFEN Bio-Energie, heute- morgen 59<br />

Tab. 24 Spezifische Produktion und Zusammensetzung von Biogas (30 Tage)<br />

ℓ Gas/<br />

kgTS %CH4<br />

1) R<strong>in</strong>derjauche 342 76<br />

2) Schwe<strong>in</strong>ejauche 415 81<br />

3) Stroh roh 367 79<br />

4) Stroh, gemahlen 423 81<br />

5) Gras 557 84<br />

6) Maisstengel 514 83<br />

7) Kartoffelkraut 606 75<br />

8) Abwasser 265 -<br />

1)+8) gemischt 407 -<br />

Die Gasproduktion pro kg Abfall hängt stark von dessen Zusammensetzung (besonders dem<br />

C/N-Verhältnis) wie auch von der Leichtigkeit, mit der dieser abgebaut wird, ab. Gemische zweier<br />

Abfallsubstrate (Beispiel 1 + 8) können damit oft bessere Ausbeuten ergeben als die e<strong>in</strong>zelnen<br />

Abfalltypen (TS = Trockensubstanz).<br />

Der Rückstand nach der Methangärung enthält nichtabgebautes Material der<br />

ursprünglichen Biomasse und Mikroorganismen. Im Gegensatz zum aeroben<br />

Abbau bleibt der Rückstand reicher an Stickstoffverb<strong>in</strong>dungen; er ist deshalb e<strong>in</strong><br />

hochwertiger Dünger und Bodenverbesserer. Anderseits hat das getrocknete<br />

Material auch e<strong>in</strong>en hohen Futterwert; durch den Abbauvorgang<br />

Tab. 25 Für Methanproduktion genutzte Kehrichtdeponien (nach [65])<br />

<strong>in</strong> Betrieb Produk<br />

seit tion <strong>in</strong><br />

10 3 m 3 /<br />

Tag<br />

Azuza, Calif. 1978 21,3<br />

City of Industry, Calif. 1978 19,9<br />

Los Angeles, Calif. 1979 73,8<br />

Monterey Park, Calif. 1979 113,5<br />

Monta<strong>in</strong> View, Calif. 1978 19,9<br />

Newark, N.J. 1979 8,5<br />

Palos Verdes, Calif. 1975 21,3<br />

Watson, Calif. 1978 42,6<br />

Die Deponie von Palos Verdes hat z.B. e<strong>in</strong>e Grösse von ca. 1 km², und täglich<br />

werden dort 3000-4000 t Abfälle abgelagert. Die Endgrösse der Deponie ist auf<br />

20.10 6 t geplant. Wegen Pflanzenschäden und Explosionsgefahr wurde früher auf<br />

der seit 1957 benutzten Deponie das gebildete Gas abgepumpt und abgefakkelt.<br />

Seit 1975 wird das austretende Gas gere<strong>in</strong>igt. In den letzten Jahren konnten täglich<br />

20 000 m 3 Re<strong>in</strong>methan an das örtliche Gasnetz abgegeben werden. Für die<br />

ausgebaute Deponie wird geschätzt, dass dieser während 15-30 Jahren täglich bis<br />

300000 m 3 Rohgas entnommen werden können.


60 Neujahrsblatt der <strong>Naturforschende</strong>n <strong>Gesellschaft</strong> <strong>in</strong> <strong>Zürich</strong> 1980<br />

wurden zellulosehaltige Stoffe <strong>in</strong> besser verdauliche Formen umgewandelt. Der<br />

Stickstoff liegt <strong>in</strong> Form von Prote<strong>in</strong>en vor. Wenn <strong>in</strong> R<strong>in</strong>derfutter herkömmliche<br />

Komponenten (Gerste, Alfalfa, Maissilage, Stroh) im Ausmasse von 6-20% durch<br />

Rückstände der Methanfermentation ersetzt wurden, ergaben sich gleiche<br />

Gewichtszunahmen bei Mastvieh.<br />

In den USA s<strong>in</strong>d heute Biogasanlagen jeder Grösse <strong>in</strong> Betrieb. Um<br />

wirtschaftlich zu se<strong>in</strong>, wird bei uns mit e<strong>in</strong>er M<strong>in</strong>destgrösse von 25 R<strong>in</strong>dern<br />

gerechnet. Die grössten Anlagen bauen die Abfälle von R<strong>in</strong>dermasten mit 50 000-<br />

100 000 Tieren zu Biogas ab. Sie produzieren pro Tag 30 000 bis 50 000 m 3 Gas.<br />

Ähnlich wie mit Abwasser oder Jauche bildet sich auch aus Hauskehricht unter<br />

anaeroben Bed<strong>in</strong>gungen Methan. Kont<strong>in</strong>uierliche Feststoff-Fermentoren s<strong>in</strong>d erst<br />

<strong>in</strong> Entwicklung, dagegen stellt jede abgeschlossene Kehrichtdeponie e<strong>in</strong>en<br />

«natürlichen» Feststoff-Fermentor dar. In den USA werden e<strong>in</strong>e ganze Anzahl<br />

Mülldeponien zur Gaserzeugung genutzt.<br />

Die Gasausbeute ist bei den heutigen Deponiegewohnheiten bei weitem nicht<br />

optimal. So enthält der Kehricht u. U. toxische und nicht abbaubare Stoffe, oder die<br />

Deponie als Fermentor ist ungenügend abgedichtet. Trotzdem ist die Nutzung<br />

lohnend und auch <strong>in</strong> kle<strong>in</strong>eren Anlagen möglich.<br />

In der Schweiz wird z. B. Hausmüll der Region Lugano versuchsweise<br />

deponiert und daraus Methan gewonnen. Bei e<strong>in</strong>em E<strong>in</strong>zugsgebiet von ca. 100 000<br />

E<strong>in</strong>wohnern wird mit e<strong>in</strong>er täglichen Müllmenge von 75 000 kg gerechnet, woraus<br />

ca. 3000 m 3 Methan gewonnen werden könnten. Aus Probebohrungen auf e<strong>in</strong>er<br />

Fläche von 1000 m² wurden bis jetzt täglich 40-60 m 3 Biogas abgesaugt und zur<br />

Warmwasserproduktion verbrannt. Auch Versuche mit Verbrennungsmotoren<br />

waren erfolgreich, allerd<strong>in</strong>gs darf die Gaszusammensetzung wenig variieren, sonst<br />

werden Vergaser- und Zündungsanpassung nötig [37].<br />

Abb. 32 Schema der Nutzung e<strong>in</strong>er Kehrichtdeponie zur Methangew<strong>in</strong>nung. Erdabdeckung und<br />

Lehmschichten verh<strong>in</strong>dern unkontrollierte Gasverluste. Das Gas wird abgepumpt und kann als Gas<br />

niederen Energiegehaltes direkt verbrannt oder nach e<strong>in</strong>er Re<strong>in</strong>igung <strong>in</strong> das örtliche Gasnetz<br />

e<strong>in</strong>gespeist werden.


R. BACHOFEN Bio-Energie, heute- morgen 61<br />

Tab. 26 Geschätzte Kosten für Treibstoffe und Elektrizität aus Biomasse im Vergleich zur<br />

konventionellen Herstellung (aus [45])<br />

Kosten (Fr. pro l0 9 J, resp. pro kWh) Biomasse/<br />

konventionell aus Biomasse konventionell<br />

Methanol 14 l4-26 1,0-1,9<br />

Äthanol 32 25-60 0,8-1,9<br />

Heizgas 5-8 8-12 1,0-2,4<br />

Heizöl 5 6-13 1,2-2,6<br />

Elektrizität 0,15-0,10 0,05-0,25 0,5-5<br />

4.7. Kosten der Biotreibstoffe<br />

Die Kosten von Treibstoffen, die aus Biomasse gewonnen wurden, s<strong>in</strong>d nicht<br />

e<strong>in</strong>fach zu ermitteln und variieren stark. Bei Energieplantagen s<strong>in</strong>d die Rohmaterialkosten<br />

durch den erzielten Ertrag und die verschiedenen Aufwendungen<br />

bestimmt; diese s<strong>in</strong>d von Jahr zu Jahr und lokal sehr verschieden. Die Umwandlungskosten<br />

werden durch die angewendeten Verfahren und vor allem auch durch<br />

die Anlagegrösse festgelegt. Aus gegen 40 E<strong>in</strong>zeluntersuchungen für die Äthanolproduktion<br />

aus Zuckerrohr, Melasse, Zuckerrübe, Maniok, Mais, Weizen und Holz<br />

wurde e<strong>in</strong>e Bandbreite von etwa 15-50 ¢/ℓ Treibstoff errechnet. Im Vergleich zu<br />

den heutigen Kosten für Treibstoffe fossiler Herkunft liegen die aus Biomasse<br />

hergestellten zwischen dem 0,5- und 4,5-fachen Betrag.<br />

4.8 Biomasse als Rohstoff für die Industrie [24, 61]<br />

Auch nachdem Holz für die Wärmeerzeugung durch die fossilen Brennstoffe<br />

Kohle, Öl und Gas praktisch verdrängt worden war, blieb Biomasse für gewisse<br />

wenige herkömmliche Industriezweige (z.B. Papier und Faserstoffe) wichtiger<br />

Rohstofflieferant. Im Bauwesen hat sich Holz m<strong>in</strong>destens teilweise halten können.<br />

Die Entwicklung der chemischen Industrie erfolgte <strong>in</strong> diesem Jahrhundert aber<br />

ausschliesslich auf der Basis von Kohle und Öl, und diese billigen Quellen<br />

verh<strong>in</strong>derten e<strong>in</strong>e sorgfältige Abklärung des Potentials der Biomasse bezüglich<br />

se<strong>in</strong>er Bedeutung als Rohstoff der Chemie. Die Verknappung der fossilen<br />

Grundstoffe zw<strong>in</strong>gt zur Überlegung, wieweit Biomasse hier an Stelle der fossilen<br />

Energieträger treten kann.<br />

Neben besonderen von der Pflanze produzierten Stoffen müsste das<br />

Hauptassimilationsprodukt, die Zellulose, das grösste Interesse wecken [19]. Es<br />

dürfte für die heutige Grundlagenforschung <strong>in</strong> der Chemie e<strong>in</strong>e besondere<br />

Herausforder-


62 Neujahrsblatt der <strong>Naturforschende</strong>n <strong>Gesellschaft</strong> <strong>in</strong> <strong>Zürich</strong> 1980<br />

Abb. 33 Zuckerrohr als Beispiel für Biomasse als Rohstoffquelle für e<strong>in</strong>e vielseitige Nutzung <strong>in</strong> der<br />

Chemie (nach [19]). - Für Zuckerrohr s<strong>in</strong>d die wesentlichsten Verwendungsmöglichkeiten aufgezeigt.<br />

Hauptweg ist die alkoholische Gärung; aus Äthanol lässt sich, wie auch aus Erdölderivaten, Äthylen<br />

oder Äthylenchlorid als wichtigsten Grundstoff synthetisieren. Nebenprodukte verschiedenster Art<br />

können über andere Gärungen erhalten werden, wie auch andere mikrobielle Produkte (Vitam<strong>in</strong>e,<br />

Prote<strong>in</strong>e, Antibiotika, Enzyme usw.) durch biologische Verfahren produziert werden können.<br />

Anderseits ist es auch möglich, direkt von den Hexosezuckern aus zu verschiedensten heute aus Öl<br />

produzierten Chemikalien zu gelangen, wie etwa Polyurethane, Polyester oder Polyamide.<br />

rung se<strong>in</strong>, Wege zu f<strong>in</strong>den, um die vielen heute gebräuchlichen chemischen Stoffe<br />

aus erneuerbarer Biomasse herstellen zu können oder auf diesen Grundlagen neue<br />

Stoffe mit den gewünschten Eigenschaften zu produzieren.<br />

Ökonomische Betrachtungen lassen verschiedene pflanzliche Kulturen für e<strong>in</strong>e<br />

energetische Nutzung als unwirtschaftlich ersche<strong>in</strong>en, sei es, dass der<br />

Flächenertrag zu ger<strong>in</strong>g oder die benötigte Landfläche zu gross wird. Die gleiche<br />

Kultur kann aber als Rohstoffgrundlage für die Chemie ihre Berechtigung haben<br />

[93].<br />

Die Nutzung von Biomasse für die Produktion von Treibstoffen führt<br />

möglicherweise zu e<strong>in</strong>er Anzahl kle<strong>in</strong>erer dezentraler Umwandlungszentren, <strong>in</strong><br />

welchen neben der Nahrungs- und Treibstoffherstellung auch die Bereitstellung<br />

chemischer Grundstoffe erfolgen kann [70].<br />

Schliesslich muss die energetische Bedeutung von Holz als Baustoff<br />

hervorgehoben werden. Die Herstellung von 1 t Bauholz benötigt 453 kWh<br />

Energie, für die gleiche Menge Eisen s<strong>in</strong>d 8,3mal mehr, für Alum<strong>in</strong>ium sogar<br />

45mal mehr notwendig [13].


R. BACHOFEN Bio-Energie, heute- morgen 63<br />

Abb. 34 Synthese verschiedenster Chemikalien aus Holz (nach [95]).<br />

4.9 Biologische Energieumwandlungssysteme, die unabhängig vom<br />

Kohlenstoffkreislauf <strong>in</strong> der Pflanze s<strong>in</strong>d<br />

Die Grundlage zu allen bisher beschriebenen Möglichkeiten e<strong>in</strong>er vermehrten<br />

oder veränderten Nutzung der Sonnenenergie über lebende Organismen war die<br />

Umwandlung von Lichtenergie <strong>in</strong> Kohlenstoffb<strong>in</strong>dungen <strong>in</strong> der Vielfalt der


64 Neujahrsblatt der <strong>Naturforschende</strong>n <strong>Gesellschaft</strong> <strong>in</strong> <strong>Zürich</strong> 1980<br />

organischen Verb<strong>in</strong>dungen der Natur. Daneben gibt es besonders bei<br />

Mikroorganismen Reaktionswege, bei welchen e<strong>in</strong>e Energieumwandlung ohne<br />

Beteiligung des Kohlendioxids erfolgt und die Energie nachher <strong>in</strong> e<strong>in</strong>fachen<br />

chemischen Verb<strong>in</strong>dungen wie H2, NH3 oder H2O2 vorliegt.<br />

Wie wir e<strong>in</strong>leitend gesehen haben, ist die Ausbeute der photosynthetischen<br />

Energieumwandlung ganzer Pflanzengesellschaften im Jahresmittel relativ ger<strong>in</strong>g.<br />

Der Primärvorgang <strong>in</strong> den Reaktionssequenzen der Photosynthese dagegen hat e<strong>in</strong>e<br />

wesentlich höhere Ausbeute und könnte damit als Grundlage für modifizierte<br />

photosynthetische Prozesse dienen.<br />

4.9.1. Biologische H2-Produktion [52, 110]<br />

Die Verwirklichung e<strong>in</strong>er H2-Produktion im grosstechnischen Massstab <strong>in</strong><br />

irgende<strong>in</strong>er Technologie dürfte <strong>in</strong> jedem Industriestaat e<strong>in</strong>en entscheidenden<br />

E<strong>in</strong>fluss auf die Energiepolitik haben. E<strong>in</strong> E<strong>in</strong>satz würde wohl zuerst <strong>in</strong> der<br />

chemischen Industrie erfolgen, später dürfte H2 auch als Treib- und Brennstoff<br />

grosse Bedeutung erlangen, e<strong>in</strong>e Funktion, die er <strong>in</strong> bezug auf Abgasprobleme<br />

ideal erfüllen könnte.<br />

Wasserstoff kann nicht nur mittels physikalischen oder chemischen Verfahren,<br />

sondern auch biologisch erzeugt werden. Biologische Wasserstoffproduktion ist<br />

gekoppelt an die Anwesenheit von Hydrogenase, dem Enzym, das die folgende<br />

Gleichung katalysiert:<br />

2H + + 2e - ↔ H2<br />

Dass H2 sich am Stoffwechsel photosynthetischer Bakterien beteiligen kann,<br />

konnte schon 1934 gezeigt werden; die photosynthetische Wasserstoffproduktion<br />

wurde 1949 zum erstenmal beschrieben. Zellen von Rhodospirillum rubrum geben<br />

unter gewissen Wachstumsbed<strong>in</strong>gungen H2 ab. Die Zugabe von NH3 oder N2 stoppt<br />

die Reaktion sofort, was auf die Beteiligung der Nitrogenase schliessen lässt. Auch<br />

H2-adaptierte Grünalgen und vor allem Blaualgen (Cyanobakterien) zeigen im<br />

Licht Wasserstoff-Freisetzung.<br />

Nitrogenase ist unter photosynthetischen Bakterien und Blaualgen weit<br />

verbreitet, und viele der untersuchten Arten vermögen auf gasförmigen Stickstoff<br />

(N2) als e<strong>in</strong>ziger Stickstoffquelle zu wachsen und damit auch Wasserstoff zu<br />

produzieren. In beiden Gruppen ist die H2-Freisetzung streng lichtabhängig; über<br />

die Kopplung von Lichtreaktionen mit der Wasserstoff-Freisetzung <strong>in</strong> ganzen<br />

Zellen ist heute noch wenig bekannt. Möglicherweise übernimmt die Hydrogenase<br />

oder Nitrogenase Elektronen vom stark reduzierenden Elektronenakzeptor des<br />

Photosystems 1 (Abb. 13); damit wird <strong>in</strong> der Energiespeicherung der komplizierte<br />

Stoffwechsel der CO2-Fixierung umgangen. Physiologisch unterscheiden sich<br />

photosynthetische Bakterien und Blaualgen vor allem dar<strong>in</strong>, dass letztere wie<br />

höhere grüne Pflanzen die Elektronen dem Wasser entziehen und damit Sauerstoff<br />

freisetzen, während die photosynthetischen Bakterien nur das Photosystem 1<br />

besitzen und auf die dauernde Anwesenheit e<strong>in</strong>er reduzierten Verb<strong>in</strong>dung (e<strong>in</strong>e<br />

organische wie Malat oder anorganische wie Sulfid)


R. BACHOFEN Bio-Energie, heute- morgen 65<br />

Tab. 27 Beispiele für Raten der Photoproduktion von Wasserstoff durch photosynthetische<br />

Bakterien (aus [77])<br />

Art gebildeter H2 Elektronen- Licht<br />

µMol/mg donator <strong>in</strong>tensität<br />

Prote<strong>in</strong> .h<br />

Rhodospirillum rubrum 1,7 Malat 10 800 lux<br />

1,68 Malat 135 W/m²<br />

0,96 Malat 46 W/m²<br />

1,8 Lactat 300 W/m²<br />

Rhodopseudomonas capsulata 12 Pyruvat 10 800 lux<br />

Rhodopseudomonas capsulata (Mutante) 4,8 Malat 6 500 lux<br />

Rhodopseudomonas palustris 0,78 Glucose 29 W/m²<br />

Rhodopseudomonas sphaeroides 0,54 Glucose 8 000 lux<br />

Chromatium D 1,2 Thiosulfat 50 000 lux<br />

Thiocapsa roseopersic<strong>in</strong>a 1,84 Pyruvat 20 W/m²<br />

angewiesen s<strong>in</strong>d. E<strong>in</strong>e grosstechnische Nutzung der beiden Organismengruppen<br />

zur photobiologischen Wasserstoffproduktion muss deshalb getrennt betrachtet<br />

werden.<br />

Photosynthetische Bakterien könnten schon heute für e<strong>in</strong>e<br />

Wasserstoffproduktion e<strong>in</strong>gesetzt werden, sofern genügend und geeignete billige<br />

Substrate zur Verfügung stehen [77]. In Laborversuchen wurden neben<br />

synthetischen Elektronendonatoren (Lactat, Acetat, Pyruvat, Succ<strong>in</strong>at, Malat,<br />

Propionat u.a.) auch mit Gemischen von organischen Verb<strong>in</strong>dungen aus Abwässern<br />

der Milch- und Zuckerrübenverarbeitung ähnliche Raten der H2-Produktion<br />

erhalten wie mit re<strong>in</strong>en Substraten. Diese Systeme s<strong>in</strong>d stabil gegen<br />

Aussene<strong>in</strong>flüsse und können während Monaten mit gleichbleibender Aktivität aus<br />

Abfallsubstraten Wasserstoff produzieren.<br />

In Blaualgen dagegen ist Wasser das eigentliche Substrat für die<br />

Wasserstoffproduktion: die Gesamtreaktion ersche<strong>in</strong>t als Wasserphotolyse. Der bei<br />

der Photosynthese gebildete Sauerstoff setzt jedoch sehr rasch die H2-Freisetzung<br />

der Zellen herab, sofern ke<strong>in</strong> Schutzmechanismus vorhanden ist, denn sowohl<br />

Nitrogenase wie auch Hydrogenase s<strong>in</strong>d sehr empf<strong>in</strong>dlich selbst auf Spuren von<br />

O2. Beste H2-Freisetzungsraten wurden unter Stickstoffmangel und anaeroben<br />

Bed<strong>in</strong>gungen erzielt. Dabei ändern sich die <strong>in</strong>terzellulären Strukturen und die<br />

Pigmentzusammensetzung. Diese Änderungen s<strong>in</strong>d irreversibel und bewirken den<br />

Verlust der H2-Freisetzungsaktivität nach 10-20 Tagen. Jedoch verlängert e<strong>in</strong>e<br />

dauernde oder <strong>in</strong>termittierende Zudosierung m<strong>in</strong>imaler Mengen von gasförmigem<br />

Stickstoff die aktive Phase wesentlich [12].<br />

Der Mechanismus der Photoproduktion von Wasserstoff ist <strong>in</strong> zellfreien<br />

Systemen weit übersichtlicher. Isolierte Chloroplasten reduzieren im Licht den<br />

Elektronenakzeptor Ferredox<strong>in</strong>, und mit Hilfe zugegebener bakterieller


66 Neujahrsblatt der <strong>Naturforschende</strong>n <strong>Gesellschaft</strong> <strong>in</strong> <strong>Zürich</strong> 1980<br />

Abb. 35 Freilandfermentor zur Wasserstoffproduktion mit photosynthetischen Bakterien<br />

(Rhodospirillum rubrum) (nach [117]). - Der aus e<strong>in</strong>er Polycarbonat-Doppelstegplatte gebaute<br />

Fermentor fasst 14 ℓ Kulturflüssigkeit und hat e<strong>in</strong>e Fläche von 0,8 m². E<strong>in</strong> Gefäss mit Kühlschlangen<br />

(oben aufsitzend) verh<strong>in</strong>dert e<strong>in</strong>e zu starke Erwärmung der Zellen und bewirkt e<strong>in</strong>e Zirkulation der<br />

Zellsuspension. Als Nährmedium dienen Abfälle der Milch- und Zuckerverarbeitungs<strong>in</strong>dustrie. An<br />

sonnigen Tagen wurden bis 15 ℓ Gas gebildet, das zu ca. 70% aus Wasserstoff besteht.<br />

Hydrogenase wird H2 freigesetzt. In solchen künstlichen Hybridsystemen fallen<br />

energieverbrauchende Stoffwechselreaktionen weg, und es können höhere<br />

photosynthetische Ausbeuten erzielt werden als mit zellulären Systemen.<br />

Problematisch bleibt vorderhand die relative Instabilität, d.h. die rasche<br />

Inaktivierung isolierter Zellkomponenten. Es ist möglich, dass der Ersatz der<br />

natürlichen Elektronenüberträger (Ferredox<strong>in</strong>, Hydrogenase) durch künstlich<br />

synthetisierte stabilere Analoga Fortschritte br<strong>in</strong>gt.<br />

4.9.2 Biologische Stickstoff-Fixierung [30]<br />

Die Schweizer Landwirtschaft benötigt heute für die Bereitstellung von<br />

Stickstoffdünger e<strong>in</strong>e Energiemenge von 3.10 15 J jährlich, die aus fossilen<br />

Brennstoffen und Elektrizität stammt. Jedes auf Sonnenenergie basierende<br />

biologische System, das diese Fremdenergie zu verkle<strong>in</strong>ern vermag, ist<br />

gesamtwirtschaftlich von grosser Bedeutung.


R. BACHOFEN Bio-Energie, heute- morgen 67<br />

Bis gegen die Mitte dieses Jahrhunderts spielten m<strong>in</strong>eralische Stickstoffdünger<br />

e<strong>in</strong>e untergeordnete Rolle; der dem Boden entnommene Stickstoff wurde durch<br />

tierische Abfälle und den Fruchtwechsel mit Legum<strong>in</strong>osen zurückgeführt.<br />

Legum<strong>in</strong>osen vermögen dank der Wurzelsymbiose mit Bakterien Luftstickstoff <strong>in</strong><br />

Mengen von 50-600 kg/ha und Jahr zu b<strong>in</strong>den. Weltweit gesehen beläuft sich die<br />

biologische Stickstoff-Fixierung auf etwa 80 10 6 t/ Jahr, d.h. die <strong>in</strong>dustrielle N2-<br />

Fixierung beträgt schon über 30% der gesamten Stickstoffreduktion!<br />

Die Reaktion des gasförmigen Stickstoffs mit Wasserstoff zu Ammoniak<br />

3 H2 + N2 → 2 NH3<br />

ist exotherm; dagegen wird anfänglich e<strong>in</strong>e beträchtliche Aktivierungsenergie<br />

benötigt. Diese stammt <strong>in</strong> der biologischen N2-Fixierung aus den Assimilaten der<br />

Pflanze. Es erstaunt daher nicht, dass e<strong>in</strong>e Stimulierung der CO2-Fixierung e<strong>in</strong>e<br />

erhöhte Stickstoffb<strong>in</strong>dung nach sich zieht. E<strong>in</strong>e Erhöhung des CO2-Gehaltes der<br />

Luft <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Treibhaus steigerte z.B. die Stickstoffb<strong>in</strong>dung bei Sojabohnen von<br />

75 auf 425 kg N/ha Jahr.<br />

Solche Beobachtungen wurden nicht nur bei Legum<strong>in</strong>osen gemacht, wo die<br />

N-fixierenden Mikroorganismen <strong>in</strong> Symbiose mit der höheren Pflanze leben,<br />

sondern auch bei den Wurzelassoziationen freilebender Stickstoff-Fixierer mit<br />

Getreidearten wie z.B. Mais.<br />

Das Schlüsselenzym der Reaktion, die Nitrogenase, ist sehr<br />

sauerstoffempf<strong>in</strong>dlich. Symbiotische Systeme - Wurzelknöllchen bei Legum<strong>in</strong>osen<br />

und Nichtlegum<strong>in</strong>osen - und Blaualgen mit Heterozysten, <strong>in</strong> denen die Nitrogenase<br />

vor Oxidation geschützt ist, sche<strong>in</strong>en am sichersten hohe Erträge an gebundenem<br />

Stickstoff liefern zu können. Die Grundlagenforschung hat sich erst im letzten<br />

Jahrzehnt <strong>in</strong>tensiv mit der Stickstoff-Fixierung befasst. Bei genügender f<strong>in</strong>anzieller<br />

Unterstützung s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> der kommenden Zeit <strong>in</strong> diesem Gebiet Resultate zu erwarten,<br />

die, <strong>in</strong> die Praxis umgesetzt, e<strong>in</strong>en weitgehenden Ersatz des mit fossiler Energie<br />

hergestellten Stickstoffdüngers durch biologisch fixierten Stickstoff ermöglichen<br />

dürfte. Diskutiert werden z.B. die folgenden Problemkreise:<br />

- die Übertragung der Gene, die die Stickstoff-Fixierung kodieren, <strong>in</strong> Zellen<br />

höherer Pflanzen oder wenigstens <strong>in</strong> andere Bakterien, die mit neuen Pflanzen<br />

symbiotische Systeme bilden können,<br />

- die Entwicklung von Stämmen, deren Nitrogenase auf NH3 unempf<strong>in</strong>dlich ist<br />

(auch für die H2-Produktion wichtig),<br />

- die genetische Steigerung der CO2-Fixierung bei Legum<strong>in</strong>osen; dies würde<br />

automatisch zu höheren Stickstoff-Fixierungsraten führen.<br />

4.9.3. Photobiologische NH3- und H2O2-Bildung [17, 71]<br />

Lichtenergie, <strong>in</strong> photosynthetischen Systemen <strong>in</strong> Redoxenergie umgesetzt,<br />

kann im weiteren auch genutzt werden, um Nitrat zu Ammoniak oder Sauerstoff zu<br />

Wasserstoffperoxid zu reduzieren:


68 Neujahrsblatt der <strong>Naturforschende</strong>n <strong>Gesellschaft</strong> <strong>in</strong> <strong>Zürich</strong> 1980<br />

NO3 - +4 H2O + 2 H + + Licht. Chloroplasten → NH4 + + 2 O2 + 3 H2O<br />

∆G0' = +361 kJ<br />

H2O + O2 + Licht. Chloroplasten → H2O2 + ½O2<br />

∆G0' = +101 kJ<br />

Neben der Bedeutung von Ammoniak <strong>in</strong> der Chemie und Landwirtschaft ist dieser<br />

auch als Treibstoff für Verbrennungsmotoren und Raketen geeignet, letzteres gilt<br />

auch für Wasserstoffperoxid, dessen Zerfall <strong>in</strong> O2 und H2O stark exergonisch ist.<br />

Sowohl NH3 wie auch H2O2 müssten für e<strong>in</strong>e Nutzung als Brennstoff<br />

konzentriert werden; e<strong>in</strong>e entsprechende Technologie ist aber noch nicht<br />

vorhanden. Laborergebnisse zeigen aber m<strong>in</strong>destens, welche vielseitigen<br />

Möglichkeiten <strong>in</strong> biologischen lichtumwandelnden Systemen liegen können.<br />

4.9.4 Künstliche photosynthetische Systeme [17]<br />

Wie früher erwähnt, können zellfreie Systeme mit Chloroplasten, ergänzt<br />

durch besondere, zum Teil bakterielle Enzyme, Licht absorbieren und Wasserstoff<br />

oder Ammoniak als energiereiche chemische Verb<strong>in</strong>dungen produzieren. Unstabile<br />

funktionelle Prote<strong>in</strong>e konnten durch stabilere, synthetisierte Katalysatoren ersetzt<br />

werden, so z.B. das Eisen-Schwefel-Prote<strong>in</strong> Ferredox<strong>in</strong> durch synthetische Fe-S-<br />

Verb<strong>in</strong>dungen oder die extrem empf<strong>in</strong>dliche Hydrogenase durch e<strong>in</strong>en<br />

Plat<strong>in</strong>katalysator. E<strong>in</strong> Ersatz des Chlorophylls durch synthetische Farbstoffe führt<br />

schliesslich <strong>in</strong> das Feld der Photochemie, wo ebenfalls grosse Anstrengungen<br />

gemacht werden, Sonnenenergie <strong>in</strong> chemische Energie umzusetzen.<br />

Kürzlich wurde vorgeschlagen, chemische und biologische Reaktionen zu<br />

koppeln, um so zu höherer Ausbeute der Lichtenergieumwandlung zu kommen<br />

[107]. In e<strong>in</strong>em solarthermischen Schritt wird Eisen reduziert:<br />

Wärme<br />

2FeCl3 + H2O →→→→ 2FeCl2+2HCl+½O2<br />

←←←←<br />

Thiobacillus<br />

Der chemolithotrophe Organismus Thiobacillus ferroxidans bildet aus CO2 im<br />

Dunkeln Biomasse, wobei Fe2 + wieder zu Fe3 + oxidiert wird. Die Ausbeute der<br />

solarthermischen Bildung von Fe2 + wird mit 30-50%, diejenige der bakteriellen<br />

Umwandlung <strong>in</strong> Biomasse mit 35% angegeben, so dass mit e<strong>in</strong>er Gesamtausbeute<br />

von 10-18% gerechnet werden kann. E<strong>in</strong> solches System ist unabhängig von<br />

Wasservorräten und könnte gut <strong>in</strong> unfruchtbaren Gebieten mit hoher<br />

Sonnene<strong>in</strong>strahlung gebaut werden.


R. BACHOFEN Bio-Energie, heute- morgen 69<br />

Abb. 36 Flussdiagramm e<strong>in</strong>er vollständigen Nutzung von Biomasse für die Produktion von Äthanol<br />

als Treibstoff. - Neben Äthanol als Brennstoff fallen zusätzlich verschiedene Chemikalien wie auch<br />

Hefezellen an, aus denen wiederum mannigfaltige Produkte gewonnen werden können. Der<br />

Heizenergiebedarf des Systems wird zum grössten Teil durch Methan aus den Abwässern gedeckt;<br />

e<strong>in</strong>e eventuelle Ergänzung geschieht ebenfalls durch Biomasse, Holz oder Bagasse. Dünger wird<br />

vollständig rezirkuliert.<br />

4. 10. Integrierte Nutzung von Biomasse<br />

Am Beispiel der Äthanolproduktion aus Zuckerrohr und Mais wurde<br />

ersichtlich, dass es besonderer Anstrengungen <strong>in</strong> der Technologie bedarf, damit die<br />

Herstellung f<strong>in</strong>anziell und energetisch e<strong>in</strong>en Nutzen br<strong>in</strong>gt. Häufig wird der<br />

Sekundäraufwand wie Lagerung, Transport, Beseitigung von Abfällen und<br />

Abwässern <strong>in</strong> der Rechnung nicht berücksichtigt.<br />

Wenn e<strong>in</strong> Nettogew<strong>in</strong>n fraglich ersche<strong>in</strong>t, muss e<strong>in</strong>e Lösung <strong>in</strong> sorgfältig<br />

geplanten, <strong>in</strong>tegrierten Nutzungssystemen gesucht werden, mit Nutzung aller<br />

Neben- und Abfallprodukte.<br />

E<strong>in</strong> Beispiel für die vollständige Nutzung von Zuckerrohr, Cassava und Mais<br />

zur Äthanolproduktion ist <strong>in</strong> Abb. 36 gezeigt. Für die Schweiz sei als Beispiel die<br />

Produktion der Zellulosefabrik Attisholz [91] dargestellt (Abb. 37):


70 Neujahrsblatt der <strong>Naturforschende</strong>n <strong>Gesellschaft</strong> <strong>in</strong> <strong>Zürich</strong> 1980<br />

Bei der Produktion von Zellulose aus Holz wird nur die Hälfte der zugeführten<br />

Biomasse genutzt; die andere fällt <strong>in</strong> Form verschiedenster Verb<strong>in</strong>dungen <strong>in</strong> der<br />

Sulfitablauge an. In verschiedenen Ländern wird dieses Abwasser ungere<strong>in</strong>igt an<br />

die Umwelt abgegeben; bei der heutigen Jahresweltproduktion an Zellstoff<br />

Abb. 37 Flussdiagramm der Holznutzung <strong>in</strong> der Zellulosefabrik Attisholz (nach [91]). - Die<br />

Zelluloseproduktion <strong>in</strong> Attisholz beläuft sich jährlich auf rund 100 000 t, dazu werden 600 000 m3<br />

Holz benötigt. Aus der Ablauge produziert die Firma jährlich 8 000 000 1 Alkohol, 6500 t Hefe als<br />

Futter und Nahrungsmittelzusatz und 9500 t Lign<strong>in</strong>sulfonate, die als Netzmittel für Farbstoffe und<br />

Insektizide Verwendung f<strong>in</strong>den. Bezogen auf das zugeführte Holz, f<strong>in</strong>det hier e<strong>in</strong>e Biomassenutzung<br />

von 98% statt.<br />

s<strong>in</strong>d dies immerh<strong>in</strong> 120.10 6 t Biomasse, die so verloren gehen und die Gewässer<br />

belasten. Die strengen Vorschriften <strong>in</strong> der Schweiz verlangen e<strong>in</strong>e praktisch<br />

vollständige Re<strong>in</strong>igung der Abwässer. Attisholz löste das Problem durch e<strong>in</strong>e fast<br />

vollständige Verwertung der <strong>in</strong> der Sulfitablauge enthaltenen Stoffe.


R. BACHOFEN Bio-Energie, heute- morgen 71<br />

Schlusswort<br />

E<strong>in</strong>e Vielfalt von Projekten und Nutzungsmöglichkeiten ist vorgestellt worden.<br />

Sie stehen z.T. erst im Forschungsstadium, z.T. laufen sie aber auch schon <strong>in</strong><br />

grösserem Massstab. Vielfach s<strong>in</strong>d solche Anlagen aus privater Initiative<br />

entstanden, da die meisten Länder erst seit kurzem nationale Energieprogramme<br />

haben, <strong>in</strong> welchen die Forschung <strong>in</strong> Bioenergie unterstützt wird.<br />

Die USA hatten 1978 e<strong>in</strong> Budget für ihre verschiedenen Biomasseprogramme<br />

von 22 Millionen $. 1981 sollen 88 Milliarden $ für die Entwicklung synthetischer<br />

Treibstoffe bewilligt werden; Projektstudien befassen sich mit der Herstellung von<br />

Dieseltreibstoff aus Sojabohnenöl <strong>in</strong> Alabama, Holzgas aus Abfallholz <strong>in</strong><br />

Arkansas, Methan aus häuslichen Abwässern <strong>in</strong> Kalifornien, Vergärung von<br />

Kohlehydraten aus Kartoffeln und Zuckerrüben <strong>in</strong> Kalifornien, Methan aus<br />

Reishülsen <strong>in</strong> Texas und Alkohol aus Molke <strong>in</strong> Vermont (Tages-Anzeiger vom<br />

24.9.1980).<br />

Kanadas Biomasseprogramme basieren vor allem auf dem Holzreichtum des<br />

Landes, und man rechnet, dass bis im Jahr 2025 m<strong>in</strong>destens 40% des Benz<strong>in</strong>s<br />

durch Methanol aus Holz gedeckt werden können.<br />

Brasilien hat grosse Hoffnungen auf se<strong>in</strong> Äthanolprogramm aus Zuckerrohr<br />

und Cassava gesetzt [38]. Die Zahl der Destillationsanlagen wurde vermehrt. Für<br />

1980 wird mit e<strong>in</strong>er Produktion von ca. 3 Milliarden Liter Alkohol gerechnet, bis<br />

1985 soll es 3-4mal mehr se<strong>in</strong>. Brasilien hat für e<strong>in</strong> solches Programm<br />

entscheidende Vorteile, vor allem genügend Anbaufläche. Um Erdöl als Treibstoff<br />

durch Äthanol ersetzen zu können, genügen ca. 2% se<strong>in</strong>er Landfläche.<br />

Australien glaubt <strong>in</strong> Eucalyptus, Cassava, Kenaf und Zuckerrohr ebenfalls gute<br />

Pflanzen gefunden zu haben, aus welchen neben landwirtschaftlichen Abfällen der<br />

grösste Teil der benötigten flüssigen Treibstoffe erzeugt werden könne.<br />

In Europa laufen <strong>in</strong> verschiedenen Ländern, so auch <strong>in</strong> der Schweiz,<br />

detaillierte Untersuchungen, wie weit Biomasse und vor allem Abfälle als<br />

Energiequellen <strong>in</strong> Zukunft wirtschaftlich genutzt werden können. Neben<br />

Bundesstellen, Hochschulen und dem Schweizerischen Nationalfonds (Nationale<br />

Forschungsprogramme) s<strong>in</strong>d auch private Institutionen wie der Nationale<br />

Energieforschungsfonds an diesen Projekten beteiligt [28]. Schwerpunkte liegen<br />

bei der Holznutzung und der Verwendung der tierischen Abfälle zur Gew<strong>in</strong>nung<br />

von Biogas. 1979 wurden für Forschung und Entwicklung im Gebiete der<br />

Bioenergie <strong>in</strong> der Schweiz 3,4 Millionen Franken aufgewendet.<br />

Indien hat verschiedene Forstprogramme, u. a. auch um der fortschreitenden<br />

Entwaldung entgegenzutreten, ebenso wird die Nutzung von Biogas auf der Ebene<br />

der Dorfgeme<strong>in</strong>schaften gefördert.<br />

In Ch<strong>in</strong>a kann <strong>in</strong> ländlichen Gegenden der grösste Teil der Bedürfnisse durch<br />

Biogas gedeckt werden. In e<strong>in</strong>em Aufforstungsprogramm wurde <strong>in</strong> den<br />

vergangenen Jahrzehnten die Waldfläche von 5 auf 13% vergrössert.


72 Neujahrsblatt der <strong>Naturforschende</strong>n <strong>Gesellschaft</strong> <strong>in</strong> <strong>Zürich</strong> 1980<br />

Diese Aufzählung macht deutlich, dass man sich vielerorts wieder bewusst<br />

geworden ist, dass e<strong>in</strong>e Nutzung der landeseigenen Biomasse die Energieimporte<br />

verr<strong>in</strong>gert und verbilligt und damit auch e<strong>in</strong> wirksames Mittel gegen die Inflation<br />

ist. Ke<strong>in</strong> Energieprogramm jedoch ist glaubwürdig ohne e<strong>in</strong> Energiesparprogramm,<br />

hier bestehen <strong>in</strong> der Schweiz wie weltweit noch grosse Lücken. Landesweite<br />

Energieprogramme lassen wenig Erfolg erwarten, wenn ke<strong>in</strong> Spielraum besteht, für<br />

e<strong>in</strong>zelne Regionen, Dörfer oder sogar Höfe die dort optimalen Lösungen zu<br />

verwirklichen.<br />

Die heute dom<strong>in</strong>ierende Energieproblematik ist nur e<strong>in</strong> Teil der Probleme, mit<br />

denen unsere Nachfahren fertig werden müssen; für die Fragen des<br />

Bevölkerungswachstums mit der folgenden Raum- und Bodenverknappung, des<br />

Verkehrswachstums mit parallel e<strong>in</strong>hergehendem Verlust an nutzbarer Landfläche,<br />

der steigenden Industrieproduktion, gefolgt von e<strong>in</strong>er Verknappung aller Rohstoffe<br />

oder der Verdrängung kreativer Arbeitsplätze durch Automatisierung usw.,<br />

sche<strong>in</strong>en mir weit weniger konkrete Lösungsmöglichkeiten vorzuliegen als bei der<br />

Energiefrage. Die vielfältigen Möglichkeiten bei der Nutzung von Bioenergie<br />

lassen hoffen, dass sich Lösungen f<strong>in</strong>den werden, bei denen die natürlichen<br />

Regelkreise möglichst ungestört erhalten oder wieder zurückgewonnen werden<br />

können.<br />

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Adresse des Autors:<br />

Prof. Dr. Re<strong>in</strong>hard Bachofen, Institut für Pflanzenbiologie, Zollikerstr. 107, CH-8008 <strong>Zürich</strong>.

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