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Umschlagbild - Naturforschende Gesellschaft in Zürich NGZH

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46 Neujahrsblatt der <strong>Naturforschende</strong>n <strong>Gesellschaft</strong> <strong>in</strong> <strong>Zürich</strong> 1980<br />

bisher etwa für Lacke und <strong>in</strong> der Mediz<strong>in</strong> verwendet; nach CALVIN soll das leicht<br />

abtrennbare Öl ohne weitere Behandlung zum Betriebe e<strong>in</strong>es Dieselmotors<br />

genügen [73]!<br />

Auch Arten aus der Gattung Croton (C. tiglium, C. sonderianus) liefern Öle,<br />

deren Daten ähnlich denjenigen von Erdöl s<strong>in</strong>d. Allerd<strong>in</strong>gs ist der Ölanteil an der<br />

Pflanzenmasse wesentlich kle<strong>in</strong>er als bei den vorher beschriebenen Pflanzen. -<br />

Jojoba (Simmondsia ch<strong>in</strong>ensis) dürfte als Ersatz für Walrat (wachsähnliches Öl des<br />

Potwals) zu e<strong>in</strong>er grösseren Bedeutung gelangen [34, 59]. Die Synthese von<br />

Kohlenwasserstoffen ist auch von Algen bekannt. Besonders auffallend ist der<br />

hohe Gehalt derselben bei Botryococcus braunii. Diese Grünalge kommt weltweit<br />

vor. Massenentwicklungen und Wasserblüten s<strong>in</strong>d aber selten zu beobachten. Im<br />

wachsenden Zustand ist die Alge grün, im Ruhezustand wegen des hohen Gehaltes<br />

an Carot<strong>in</strong>oiden gelborange gefärbt. In ruhenden Zellen f<strong>in</strong>det e<strong>in</strong>e ausgeprägte<br />

Kohlenwasserstoffsynthese statt, der Anteil an Kohlenwasserstoffen kann bis 85%<br />

des Trockengewichtes erreichen. In Seen rahmen die ölhaltigen Zellen auf. Dies<br />

führt am Ufer zu teerähnlichen Ablagerungen, die nach dem Ort des Vorkommens<br />

als Balkaschit oder Korongit gezeichnet und die von der e<strong>in</strong>heimischen<br />

Bevölkerung als Brennstoff genutzt werden.<br />

Für e<strong>in</strong>e praktische Nutzung von Botryococcus s<strong>in</strong>d allerd<strong>in</strong>gs noch viele<br />

Fragen offen, unter anderen, welche Aussenfaktoren die Steuerung zur Bildung des<br />

Ruhestandes bewirken. Es ist bekannt, dass Stress-Situationen <strong>in</strong> vielen Algen e<strong>in</strong>e<br />

verstärkte Lipidsynthese <strong>in</strong>duzieren, der orange Ruhezustand von Botryococcus<br />

liess sich aber bisher im Laboratorium noch nie hervorrufen. Unter der Annahme<br />

e<strong>in</strong>er Wachstumsgeschw<strong>in</strong>digkeit, wie wir sie von anderen Grünalgen (Chlorella,<br />

Scenedesmus) kennen, wäre e<strong>in</strong>e Ausbeute von ca. 40 t Öl/ha. Jahr zu erwarten, e<strong>in</strong><br />

Wert, der weit über denjenigen der Kohlenwasserstoffe produzierenden<br />

Landpflanzen liegt [8].<br />

Neben diesen aus Isopren-E<strong>in</strong>heiten aufgebauten Terpenen könnten auch<br />

«normale » pflanzliche Öle - Triglyceride - als Brennstoffe e<strong>in</strong>e Rolle spielen (z.B.<br />

Ole aus Sonnenblumen, Erdnüssen, Ölpalme u.a.). Tatsächlich laufen <strong>in</strong><br />

verschiedenen Ländern (Südafrika, USA, Brasilien) erfolgreich Versuche, für die<br />

landwirtschaftlichen Fahrzeuge wenigstens e<strong>in</strong>en Teil des Dieselöls durch Öl selbst<br />

angebauter Pflanzen zu ersetzen. So dürfte es auf e<strong>in</strong>er Farm im Maisgürtel der<br />

USA genügen, etwa 10% der Landfläche mit Sonnenblumen zu bebauen, um den<br />

Betrieb unabhängig von Erdöl zu machen (der Futteranbau für Zugpferde machte<br />

früher 15% aus). Der Anbau von Ölpflanzen zur Treibstoffherstellung ist von der<br />

Energiebilanz aus betrachtet möglicherweise vorteilhafter als derjenige von<br />

Zucker- und Stärkepflanzen, deren Nutzung energieaufwendige Fermentations- und<br />

Destillationsanlagen erfordert. Stets aber muss sorgfältig geprüft werden, <strong>in</strong><br />

welchem Umfange Biomasse der Nahrungsproduktion der Gegend entzogen<br />

werden darf. E<strong>in</strong> Entscheid fällt dann leicht, wenn die Brennstoffproduktion auf<br />

Land ger<strong>in</strong>ger Qualität möglich ist und somit ke<strong>in</strong>e Konkurrenz für die<br />

Nahrungsproduktion entsteht.

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