Carl Hartwich - Naturforschende Gesellschaft in Zürich NGZH
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ause<strong>in</strong>ander gehalten und gesagt, dass das Opium viel stärker wirke. Bezüglich des<br />
Namens herrscht aber weniger Sicherheit; so beschreibt Galenus das Extrakt der<br />
ganzen Pflanze zweimal und nennt es e<strong>in</strong>mal Meconium, e<strong>in</strong>mal Opium. Diese<br />
Unsicherheit bleibt und es ist meist nicht sicher, was e<strong>in</strong> Schriftsteller me<strong>in</strong>t, wo er<br />
nur den Namen nennt, wobei freilich berücksichtigt werden muss, dass er gewiss oft<br />
selbst nicht gewusst hat, was er vor sich hatte.<br />
Der Name Meconium, der also zuerst dem Milchsaft der Euphorbia, dann dem<br />
Mohnextrakt zukam, ist bis heute geblieben ; er ist jetzt gleichbedeutend mit Opium<br />
und wird wohl noch von den Aerzten angewendet, die e<strong>in</strong>em ängstlichen Patienten<br />
nicht zur Kenntnis wollen kommen lassen, dass er das vom Laien oft genug für<br />
übertrieben giftig gehaltene Opium erhalten bat. 1 )<br />
In früheren Zeiten hat man es nur als Arzneimittel angewendet aber mit grosser<br />
Zurückhaltung, die wir sogar bis <strong>in</strong> verhältnismässig neuere Zeiten verfolgen können<br />
und die sich soweit steigerte, dass man das re<strong>in</strong>e Opium überhaupt nicht anwendete,<br />
sondern statt se<strong>in</strong>er nur Opium enthaltende Arzneimischungen, <strong>in</strong> denen ihm dann<br />
die Hauptwirkung zukam. Unter diesen Mischungen spielte das hochberühmte<br />
„Theriak“ e<strong>in</strong>e grosse Rolle. Es ist dies e<strong>in</strong>e Ersche<strong>in</strong>ung, die wir verschiedentlich<br />
beobachten, dass die ältere Mediz<strong>in</strong> <strong>in</strong> der Anwendung heroischer Mittel und zwar<br />
besonders solcher aus dem Pflanzenreiche ausserordentlich zurückhaltend war. Wir<br />
können nachweisen, dass man die meisten unserer Giftpflanzen, die jetzt<br />
kochgeschätzte und unentbehrliche Heilmittel s<strong>in</strong>d, erst spät <strong>in</strong> Gebrauch genommen<br />
hat. Das hat se<strong>in</strong>en Grund dar<strong>in</strong>, dass man, da man die Wirkung dieser Pflanzen<br />
durch das Experiment wenig oder gar nicht festzustellen verstand, da man ferner von<br />
ihren Bestandteilen und noch mehr den Mengen, welche die Pflanzen davon unter<br />
verschiedenen Bed<strong>in</strong>gungen enthalten, nichts wusste, schlimme Erfahrungen machen<br />
musste, die von der weiteren Verwendung abschreckten. Das wird beim Opium<br />
besonders zutreffend se<strong>in</strong>, da man, wie oben gezeigt, aus dem Mohn zwei Präparate<br />
von ganz verschiedener Beschaffenheit gewann.<br />
Dass das Opium e<strong>in</strong> heftiges Gift ist, welches unter Umständen das Leben<br />
vernichtet, hat man frühzeitig erfahren. Pl<strong>in</strong> ius (XX, 76) berichtet uns, dass der<br />
Vater des Consulars Lic<strong>in</strong>ius Caec<strong>in</strong>a <strong>in</strong> Spanien, der an e<strong>in</strong>er unheilbaren Krankheit<br />
litt, sich mit Opium den Tod gegeben hat. Jedenfalls hat dieser Selbstmord,<br />
1 Daneben existiert für Opium noch der Name Laudanum, der zuerst von Parac elsus<br />
angewendet worden se<strong>in</strong> soll.