Carl Hartwich - Naturforschende Gesellschaft in Zürich NGZH
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übersehen zuuil genommen wist, wann nun das geschieht, das e<strong>in</strong>em nit ger<strong>in</strong>ge<br />
gefahr darüber zugewarten, haben sie denen zu helffen (wie ich bericht worden) e<strong>in</strong><br />
gute wurtzel Aslab 1 ) genennet, deren ich oben gedacht, welche sie sollen alss e<strong>in</strong><br />
sonder Artzney dafür e<strong>in</strong>geben“.<br />
Aehnlich, wenn auch weniger ausführlich, berichtet Prosper Alp <strong>in</strong>i 2 ) (1580-<br />
83 <strong>in</strong> Aegypten), Pierre Belon 3 ) (1546—49 im Orient), beide aus Aegypten,<br />
Garcia da Orta 4 ) (von 1534 ab <strong>in</strong> Indien) und Cristobal Acosta 5 ) (vor 1577 <strong>in</strong><br />
Indien), beide aus Indien. Acosta und Alp<strong>in</strong>i berichten auffallende Fälle von<br />
gewohnheitsmässigen Opiumessern, da Orta erzählt von e<strong>in</strong>em solchen, der täglich<br />
mehr wie 10 Drachmen (37,5 Gramm) Opium nahm.<br />
Alle diese Schriftsteller berichten vom Opiumgenuss wie von etwas, das <strong>in</strong><br />
Kle<strong>in</strong>asien, Indien und Aegypten ganz allgeme<strong>in</strong> gebräuchlich ist. Jedenfalls war die<br />
Sitte damals schon recht alt. Es wird sich mit dem Opiumgenuss wie mit anderen<br />
ähnlichen D<strong>in</strong>gen, auch Arzneimitteln, verhalten, dass sie <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em enger begrenzten<br />
Bezirk sehr lange benutzt werden und sich nur allmählich ausbreiten, oder dass e<strong>in</strong><br />
äusserer Anstoss den Gebrauch plötzlicher verallgeme<strong>in</strong>ert. Dass dieser Anstoss <strong>in</strong><br />
unserem Falle <strong>in</strong> der Ausbreitung des Islam zu suchen ist, ist sehr wahrsche<strong>in</strong>lich.<br />
Als diejenige Gegend, <strong>in</strong> der am frühesten Opium gewonnen ist, haben wir<br />
Kle<strong>in</strong>asien und vielleicht Persien anzunehmen, welche beiden noch gegenwärtig als<br />
Opium liefernd von grösster Wichtigkeit s<strong>in</strong>d. Wir dürfen annehmen, dass hier auch<br />
die Sitte, Opium zu geniessen, aufgekommen ist, ja es ist nicht unmöglich, dass dies<br />
die älteste und ursprüngliche Verwendung des Opium gewesen ist, aus welcher sich<br />
die zu Heilzwecken erst später ergeben hat, wie dies auch bei anderen Genussmitteln<br />
der Fall ist, aber, wie gesagt, lässt sich das nicht beweisen.<br />
Die Völker Vorderasiens haben e<strong>in</strong>e besondere Vorliebe für narkotische<br />
Genussmittel und ausser dem Opium verdanken wir ihnen, wenn auch nicht die<br />
Entdeckung, so doch die Ausbreitung zweier anderer von erheblicher Wichtigkeit,<br />
nämlich des Haschisch und des Kaffee. Vielleicht trägt an dieser Vorliebe das Verbot<br />
ihrer Religion, We<strong>in</strong>, also Alkohol, zu geniessen, Schuld, so dass wir <strong>in</strong> diesen<br />
anderen Stoffen e<strong>in</strong>en Ersatz für den Alkohol zu erblicken haben. Vom Kaffee<br />
berichtet e<strong>in</strong>e Sage ganz direkt, dass er den Gläubigen als Ersatz für den We<strong>in</strong> von<br />
Allah gegeben sei. Von den dreien: Opium, Haschisch und Kaffee werden die<br />
Muhamedaner den letzteren auch zuletzt kennen gelernt haben. Coffea<br />
1 Die e<strong>in</strong>er Art Corydalis.<br />
2 De medic<strong>in</strong>a Aegyptorum, 1591, p. 121.<br />
3 Petri Bellonii observationes. Ausgabe des Clusius. 1605, p. 178.<br />
4 Aromatum et simplicium — historia a D. Garcia ab Horto. Bearbeitung des Clusius. 1605, cap. IV.<br />
5 Ebenfalls nach der Clusius'schen Bearbeitung von 1605, cap. 11.