750 Jahre Eime - bei Friedrich Vennekohl
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zu Lauenstein den Scheffelschatz einnehmen wollte. Diese Benachrichtigung<br />
hat er damals ausgeführt und seitdem nicht wieder angehalten. Den Landschatz<br />
hat er gefordert als Amtseinkünfte, da derselbe zu den bestimmten<br />
stehenden Einnahmen gehörte. Amtmann Schrader bittet dann Ihro Fürstl.<br />
Gnaden, die armen Leute wegen ihres <strong>bei</strong> der Weimarschen Einquartierung<br />
erlittenen großen Schadens, „damit in Gnaden ansehen und den landtschatz<br />
wie auch alle anderen Gwiße stehende geldt und körn Einnahmen ihnen<br />
erlaßen" zu wollen. Der Land- und Scheffelschatz wurde den Sehldern für<br />
das Jahr erlassen.<br />
Infolge des Restitutionsediktes -- erlassen von Kaiser Ferdinand II am<br />
6. März 1629 —, wonach alle seid dem Passauer Vertrage (1552) von den Protestanten<br />
eingezogenen Stifter und Kirchengüter den Katholiken zurückgegeben<br />
und die Calvinisten vom Religionsfrieden ausgeschlossen werden<br />
sollten, während zugleich den katholischen Reichsständen gestattet wurde,<br />
den Protestantismus in ihren Erblanden zu unterdrücken, wurde auch in unserer<br />
Gegend 1630 der katholische Gottesdienst wieder eingerichtet. Das Amt<br />
Lauenstein kam damals wieder an das Stift Hildesheim. Die lutherischen Prediger<br />
wurden meistens vertrieben. Über die damaligen Erlebnisse des hochbetagten<br />
Pastors Daniel Ludovici zu <strong>Eime</strong>-Sehlde verlautet nichts. Pastor<br />
Joachim Gesenius zu Esbeck, der Vater des im <strong>Jahre</strong> 1601 zu Esbeck geborenen<br />
und späteren berühmten Generalsuperintendenten und Konsistorialrats<br />
D. Justus Gesenius, baute, vom Amte vertrieben, 1630 bis 1633 eine<br />
Hufe Landes zu Esbeck. Schweren Herzens schrieb der Pastor zu Gronau in<br />
das Kirchenbuch die Worte: Durante exilio cessavit nostra copulatio, (d. h.<br />
während der Verbannung ruhte unsere Eheschließung. Es fanden keine<br />
Trauungen statt.<br />
Mit den übrigen Schrecken des Krieges verband sich oft noch verheerende<br />
Seuche, so besonders die Pest. Nachrichten hierüber liegen für <strong>Eime</strong> nicht vor.<br />
Es heißt zu Beginn des Kirchenbuches in <strong>Eime</strong>: „Die vorigen Nachricht ist in<br />
den Kriegszeiten verlohren worden." In den Pestjahren 1624 — 26 kamen in<br />
Gronau 686 Todesfälle vor, und zwar 1624: 95, 1625: 232, 1626: 359.<br />
Es gab viele Witwen und Waisen. Von den 36 Bräuten, welche im Jahr 1627<br />
in der Kirche zu Gronau getraut wurden, waren 20 Witwen.<br />
Eine Textbeschreibung des Amtes Lauenstein vom <strong>Jahre</strong> 1646 läßt uns einen<br />
tiefen Blick in jene traurigen Kriegszeiten tun.<br />
An wüsten Stellen waren damals vorhanden:<br />
Ackerhöfe Jakob Howindt<br />
Hans Knust „Kluschen Hof wird nicht<br />
bestellet"<br />
Kötnerstellen Lütjeböhlen Wwe.<br />
Heinrich Rodenberg<br />
Hans Wedekind<br />
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Hans Kueß<br />
Bartold Huschen<br />
Claus Schluen<br />
Jakob Stichnot<br />
Barstorg Meyers Wwe. kann ihr Land nicht bestellen<br />
1646 gab es: 16 Ackerleute<br />
13 Kötner, so Pferde haben<br />
26 Kötner, so keine Pferde haben<br />
3 Häuslinge<br />
58 Höfe, davon 9 Wüstungen, und 2 werden nicht bestellt.<br />
Die entscheidende Schlacht, welche auch für unsere Gegend dem Protestantismus<br />
den Sieg brachte, war die Schlacht <strong>bei</strong> Hessisch-Oldendorf am 28. Juni<br />
1633, in welcher auf kaiserlicher (katholischer) Seite General Merode die<br />
Fühlung der Truppen hatte, während auf schwedischer (protestantischer) Seite<br />
Herzog Georg von Braunschweig-Lüneburg die Truppen befehligte. Dieser<br />
trug einen vollständigen Sieg davon, dessen baldige Folge die Einnahme von<br />
Hameln war. Die vertriebenen lutherischen Prediger kehrten zurück. Der<br />
lutherische Gottesdienst wurde wieder eingerichtet. Die frohe Kunde von<br />
dem Siege der protestantischen Sache ist gewiß dem durch die Kriegsnöte<br />
schwer geprüften Pastor Daniel Ludovici in den letzten Tagen seines Lebens<br />
(f 4. August 1633) ein hoffnungsfroher Lichtstrahl gewesen. 15 Kriegsjahre<br />
erlebte dann sein Nachfolger P. Blancke als Pastor zu <strong>Eime</strong>-Sehlde.<br />
Pastor Bauer t<br />
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