22.02.2013 Aufrufe

750 Jahre Eime - bei Friedrich Vennekohl

750 Jahre Eime - bei Friedrich Vennekohl

750 Jahre Eime - bei Friedrich Vennekohl

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Das Zeitalter Napoleons<br />

IX.<br />

a) Die Franzosenzeit<br />

Nachdem schon in den <strong>Jahre</strong>n 1793 — 1795 Hannover im Kriege gegen Frankreich<br />

ein Hilfskorps gestellt hatte, brach das Kriegselend von neuem über<br />

Hannover herein, als im <strong>Jahre</strong> 1803 der Krieg zwischen England und Frankreich<br />

wieder ausbrach und die Franzosen in Hannover einrückten. Durch die<br />

Konvention von Sulingen am 3. Juni 1803 nötigte der französische General<br />

Mörder die Hannoveraner zur Räumung des Landes und zum Rückzuge über<br />

die Elbe nach Lauenburg. Hannover wurde gezwungen, ein französisches Korps<br />

zu unterhalten und ungeheure Kriegskosten zu bezahlen. Schwer lastete auf <strong>Eime</strong><br />

die Einquartierung im <strong>Jahre</strong> 1803. Am 7. Dezember überreichte die Gemeinde<br />

<strong>Eime</strong> an Hohes Landes-Deputations-Kollegium eine Bittschrift „unterthänigste<br />

beschwerende Bitte" - „um baldige Erledigung oder Milderung von der<br />

Einquartierung". Diese Bitte lautet:<br />

„So wie im <strong>Jahre</strong> 1796 ein Theil des hiesigen Fleckens in einen Aschenhaufen<br />

verwandelt wurde, so zerstörten im Frühjahr 1803 die Flammen einen noch<br />

größeren Teil desselben. Die meisten Bewohner sind durch die Feuersbrünste<br />

arm und dürftig geworden; wenn sie auch mit möglichster Anstrengung ihre<br />

Häuser da wieder stehen haben. Desto drückender ist uns daher die Last der<br />

Einquartierung des 5. französischen Chasseur-Regiments, die wir seit dem<br />

23. August ununterbrochen haben tragen müssen, und bis den 4. Oktober<br />

eine halbe Esquadion und vier Offiziere und seit dem bey 28 Mann, zwei<br />

Unteroffiziere und einen Offizier haben halten müssen; in welch letzterem<br />

Zeitraum die ganze Oberbörde und verschiedene Dörfer der Niederbörde gar<br />

nicht belegt sind. Diese Last drückt uns so unerhört hart, daß es alle Beschreibung<br />

übersteigt. Um Hochdemselben diese Last nur einigermaßen zu<br />

beschreiben, dürfen wir ehrerbietigst bemerken, daß allein die Mittags- und<br />

Abendtafel der zunächst hier einqartiert gewesenen 4 Herren Offiziere täglich<br />

10 Thlr., außer was sonst noch verlangt wurde, kostete, daß die Chasseurs<br />

stets gebratenes Fleisch oder Eyer — immer frisches Fleisch —, Suppe, besonderes<br />

Zugemüse und Sallate essen wollten, einige gar mehr denn l Kopf<br />

Branntewein des Tages consumirten und dieses alles so wie auch oft Kleidungsstücke,<br />

Schuh und Stiefel mit Gewalt erpochten, und wenn man ihnen<br />

nicht geben wollte oder konnte, mit allerlei Exekution oder 5 und mehrfacher<br />

Belegung erpreßte, allein die Färbe, Puder und Pomade kostete die Gememde-<br />

Casse in 14 Tagen 12 Thaler und nach jetziger Einrichtung l Groschen für<br />

jeglichen Chasseur.<br />

36<br />

Zwar glaubten wir uns eine große Erleichterung dieser Last durch die in diesen<br />

Tagen publizierte Verordnung über das Traktement der Einquartierung<br />

?M finden; allein allem Anschein nach wollen sich die Chasseurs gar nicht<br />

darnach schicken. Oft brachten viele unter ihnen ihren Wirthen weder Brod<br />

noch Reis noch Fleisch und verlangten doch die kostbare Unterhaltung, daß,<br />

wenn mehrere Nachbarn zusammen einen Mann zu halten verpflichtet, die<br />

nicht belegten den belegten für ihre zu leistenden Tage ä 15 — 18 Grosdien<br />

gaben, um nur der Unterhaltungslast entfreyet zu seyn. Die Abgebrannten<br />

haben wol Häuser wieder stehen, aber noch keinen Stall und Kammer für<br />

Einquartierte. Viele unserer Mitbürger haben schon Kleidung und dergleichen<br />

versetzet und verkauft, andre greifen zum Kornverkauf über ihr Vermögen,<br />

daß schon vorauszusehen ist, daß sie aufs Frühjahr weder Brod noch Saatkorn<br />

haben werden, auch vielleicht kein Futter mehr fürs Vieh; da auch mit der<br />

gelieferten Fourage nicht hausgehalten, sondern alles so überflüssig und<br />

ohngeschmückt den Pferden gegeben wird, und dann die Scheure des Wirths<br />

herhalten muß. Der Fouragetransport hat uns unerhört viele Fuhren gekostet,<br />

daß wir allein auch hiedurch in unserem Ackerbau und übrigen Ar<strong>bei</strong>ten sehr<br />

zurückgekommen.<br />

Wie kläglich es also mit uns aussehe und wie weit trauriger es noch in Kurzem<br />

bey uns seyn wird, läßt sich aus diesen wenigen Vorgetragenen leicht<br />

abnehmen, und umso zuversichtlicher dürfen wir daher die gnädige Erhörung<br />

unserer dringenden ehrerbietigen Bitte um baldige Abnahme und Erleichterung<br />

dieser Einquartierung hoffen.<br />

<strong>Eime</strong>, den 7. December 1803<br />

(gez.) Lange, Bürgermeister"<br />

Wir erkennen aus diesem Schreiben, wie alsbald<br />

nach der Konvention von Sulingen auch für unsere Vorfahren der schwere<br />

Kriegsdruck begann. Das wird auch durch ein Schreiben des Pastors Koppel<br />

vom 11. Juli 1805 in anschaulicher Weise bestätigt.<br />

..Lirsachen, warum die Kosten der französischen Einquartierung im Pfarrhause<br />

zu <strong>Eime</strong> so hoch steigen mußten."<br />

„Der zeitige Pastor zu <strong>Eime</strong> darf bey seyner zahlreichen Familie und bey<br />

seinen geringen Einkünften, in der Regel nichts weiter als gewöhnliche Hausmannskost<br />

in seinem Hause statt finden lassen. Jede Mahlzeit besteht nur<br />

aus einer Schüssel; etwa Sonntags durch eine Suppe vermehrt. Die Speisebedürfnisse<br />

muß der Landhaushalt selber befriedigen; daher auch überall kein<br />

frisches Fleisch gekauft wird. Das Hausschlachten muß für die 2 nothwendigen<br />

Fleischtage in jeder Woche durch das ganze Jahr hinreichen. Die Ausgabe für<br />

Branntwein schränkt sich bloß auf die nöthigen Ar<strong>bei</strong>tszuhülfen ein; denn<br />

Pastors Einziger Labetrunk bleibt ein einfaches Bier.<br />

Nun denke man sich den Contrast dieser fast ganz von Geldausgaben befreyten<br />

Beköstigung mit derjenigen, welche für die Herren Offiziere her<strong>bei</strong>geschafft<br />

werden mußte. Am orte war nichts zu haben. Mehrere Boten waren<br />

beständig in Bewegung. Von ihnen hieng größtenteils die Taxe ab. Was<br />

37

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!