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Die Existenz in der Polarität und ihre Bedeutung für Gesundheit und ...

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ewußt wird, desto mehr verschw<strong>in</strong>det jene dem kollektiven Unbewußten<br />

aufgelagerte Schicht des persönlichen Unbewußten. Dadurch entsteht e<strong>in</strong><br />

Bewußtse<strong>in</strong>, das nicht mehr <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er kle<strong>in</strong>lichen <strong>und</strong> persönlich<br />

empf<strong>in</strong>dlichen "Ich-Welt" befangen ist, son<strong>der</strong>n an e<strong>in</strong>er weiteren Welt,<br />

am Objekte teilnimmt. <strong>Die</strong>ses weitere Bewußtse<strong>in</strong> ist nicht mehr jenes<br />

empf<strong>in</strong>dliche, egoistische Knäuel von persönlichen Wünschen,<br />

Be<strong>für</strong>chtungen, Hoffnungen <strong>und</strong> Ambitionen, <strong>der</strong> durch unbewußte<br />

persönliche Gegentendenzen kompensiert o<strong>der</strong> etwa auch korrigiert<br />

werden muß, son<strong>der</strong>n es ist e<strong>in</strong>e mit dem Objekt, <strong>der</strong> Welt, verknüpfte<br />

Beziehungsfunktion, welche das Individuum <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e unbed<strong>in</strong>gte,<br />

verpflichtende <strong>und</strong> unauflösbarer Geme<strong>in</strong>schaft mit <strong>der</strong> Welt versetzt.<br />

<strong>Die</strong> auf dieser Stufe entstehenden Verwicklungen s<strong>in</strong>d nicht mehr<br />

egoistische Wunschkonflikte, son<strong>der</strong>n Schwierigkeiten, die sowohl mich<br />

wie den an<strong>der</strong>en angehen. Es handelt sich auf dieser Stufe <strong>in</strong> letzter<br />

L<strong>in</strong>ie um kollektive Probleme, welche das kollektive Unbewußte <strong>in</strong><br />

Bewegung setzen, weil sie e<strong>in</strong>er kollektiven <strong>und</strong> nicht e<strong>in</strong>er<br />

persönlichen Kompensation bedürfen. Hier können wir es nun erleben,<br />

daß das Unbewußte Inhalte produziert, die nicht nur <strong>für</strong> den<br />

betreffenden E<strong>in</strong>zelnen, son<strong>der</strong>n auch <strong>für</strong> die an<strong>der</strong>en, ja sogar <strong>für</strong><br />

viele <strong>und</strong> vielleicht <strong>für</strong> alle gültig s<strong>in</strong>d". 72<br />

7.5 Jungs Ges<strong>und</strong>heitstheorem<br />

Zusammenfassend <strong>und</strong> ergänzend möchte ich zum Abschluß dieses Kapitels<br />

<strong>in</strong> groben Zügen die wesentlichen Aspekte seelischer Ges<strong>und</strong>heit, wie<br />

sie Jung beschreibt, zusammenfassen. Ich orientiere mich dabei an<br />

e<strong>in</strong>er Abhandlung von Josef Rattner, gelesen <strong>in</strong> "Krankheit Ges<strong>und</strong>heit<br />

<strong>und</strong> <strong>der</strong> Arzt".<br />

- Der Mensch besteht aus sehr vielen Strebungen <strong>und</strong> Tendenzen, die<br />

erst zur E<strong>in</strong>heit zusammengefaßt werden müssen. Derlei wird dem<br />

Menschen nicht geschenkt; er muß sich dies erkämpfen. Wo diese<br />

Vere<strong>in</strong>heitlichung des Seelenlebens nicht zustande kommt, ähnelt <strong>der</strong><br />

Mensch e<strong>in</strong>em bunten Flickenteppich, - alles was ihn im Leben<br />

bee<strong>in</strong>flußt <strong>und</strong> geformt hat steht nebene<strong>in</strong>an<strong>der</strong>, ohne zu e<strong>in</strong>er Synthese<br />

gelangt zu se<strong>in</strong>.<br />

- Der Ausgleich <strong>in</strong>nerer Gegensätze <strong>und</strong> <strong>der</strong> Vielfalt menschlicher<br />

Möglichkeiten ist nicht leicht zu bewerkstelligen. So kann <strong>der</strong> Mensch<br />

etwa extravertiert o<strong>der</strong> <strong>in</strong>trovertiert se<strong>in</strong>; beides hat im Leben se<strong>in</strong>en<br />

S<strong>in</strong>n. Es führt aber <strong>in</strong> die Krankheit, wenn man im Übermaß e<strong>in</strong>en <strong>der</strong><br />

beiden E<strong>in</strong>stellungstypen kultiviert.<br />

- Des weiteren gibt es die seelischen Funktionstypen des Denkens,<br />

Fühlens, Empf<strong>in</strong>dens <strong>und</strong> Intuierens. <strong>Die</strong> zwei ersten werden rationale,<br />

die letzten irrationale Funktionen genannt. Meistens paßt sich das<br />

Individuum mit jeweils e<strong>in</strong>er "beson<strong>der</strong>s differenzierten" Funktion an<br />

die Realität an; - die zu ihr alternative Funktion gerät <strong>in</strong>s Abseits<br />

<strong>und</strong> bleibt allenfalls primitiv. Das kann sich <strong>in</strong> seelischen<br />

Krisenlagen als großer Mangel erweisen.<br />

- Jung nennt als Bed<strong>in</strong>gung des seelischen Ges<strong>und</strong>se<strong>in</strong>s weiterh<strong>in</strong><br />

die Konfrontation mit den Struktureigentümlichkeiten <strong>der</strong> Seele. So muß<br />

man etwa se<strong>in</strong>en Schatten assimilieren, d.h. die dunkle Seite des<br />

eigenen Wesens. Wer an se<strong>in</strong>em Schatten vorbeilebt, wird gerne eigene<br />

Schwächen auf an<strong>der</strong>e projizieren <strong>und</strong> dort energisch bekämpfen.<br />

- Der Mann soll sich mit den weiblichen Eigenschaften <strong>in</strong> ihm<br />

selbst (<strong>der</strong> Anima) <strong>und</strong> die Frau mit den männlichen Eigenschaften im<br />

eigenen Innern befre<strong>und</strong>en (dem Animus); nur so wird das seelische<br />

Inventar komplett.<br />

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