24.02.2013 Aufrufe

Jahrbuch der hamburgischen Wissenschaftlichen Anstalten

Jahrbuch der hamburgischen Wissenschaftlichen Anstalten

Jahrbuch der hamburgischen Wissenschaftlichen Anstalten

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

248 Museum für Kunst und Gewerbe.<br />

Holzschnitzwerke.<br />

Das Leileiiteiidste Kunstwerk, mit dem im verflossenen Jaln- das<br />

Museum bereicliert wurde, verdankt die Anstalt Herrn Martin Bromherg<br />

und <strong>der</strong> Fiau Laura Bromberg, geb. Kann. Als die berühmte Kunstsammlung<br />

des Herrn Rudolph Kann in Paris, die als Ganzes zu erhalten<br />

kein Museum <strong>der</strong> Welt die Mittel gehabt hatte, in die Hände<br />

eines Londoner Händlers übergegangen war, wünschte Frau Laura Broniberg,<br />

daß ein iiervorragendes Kunstwerk aus dem Besitz ihres verstorbenen<br />

Bru<strong>der</strong>s dem <strong>hamburgischen</strong> Museum verbleiben möge. Um hohen Preis<br />

wurde <strong>der</strong> hier abgebildete Altarauf satz mit dem Haupte Johannes<br />

des Täufers zurückgekauft und dem Museum geschenkt, in dessen<br />

Besitzstand dieses Meisterwei'k eines ungenannten nie<strong>der</strong>ländischen Künstlers<br />

eine hervorragende Stelle unter den Werken des ausgehenden Mittelalters<br />

für alle Zeit einnehmen wird.<br />

Das aus Eichenholz in hohem bis vollrundem Relief geschnitzte<br />

Kunstwerk besteht ans einem 1,0"25 ni hohen und 78 cm breiten Relief; in<br />

dessen Mitte ist in einer sciiüsselförmigen Vertiefung das Haupt Johannis<br />

des Täufers, in den Ecken sind die Symbole <strong>der</strong> vier Evangelisten mit<br />

geschwungenen Schriftbän<strong>der</strong>n dargestellt, den Schüsselrand füllt eine in<br />

schön gezeichneten gotischen Minuskeln erhaben geschnitzte lateinische<br />

Inschrift.<br />

Das Relief ist sehr sorgfältig zusammengefügt aus drei Stücken<br />

Eichenspaltholz. Aus zwei Stücken mit senkrechter Fuge in <strong>der</strong> Mitte<br />

besteht die Platte, aus <strong>der</strong> die Schüssel und die Evangelistensymbole und<br />

das Johannisliaupt geschnitzt sind, soweit diese nicht die durcli das Relief<br />

<strong>der</strong> Buchstaben auf dem Schüsselrande gegebene Fläche überragen. Das<br />

Antlitz des Johannes, das über diese Fläche hervorragt, ist aus einer<br />

sorgfältig aufgeleimten Platte geschnitzt, wodurch zugleich vermieden<br />

wird, daß eine Fuge die Züge durchschneidet. Ebenso sind einige hoch<br />

hervortretende Teile <strong>der</strong> Evangelistensymbole aus angefügten Stücken<br />

geschnitzt. Der profilierte Rahmen ist neuere Zutat und das Ganze<br />

ist auf einem mo<strong>der</strong>nen Gestell befestigt, das, da es leicht verschiebbar, den<br />

^'orteil bietet, das Kunstwerk in verschiedener Beleuchtung betrachten<br />

zu können.<br />

Von <strong>der</strong> glatten Höhlung <strong>der</strong> Schüssel liebt sich das lebensgroße<br />

Haupt des Täufei's höchst eindrucksvoll ab. Die feine Durchführung des<br />

langen gewellten Haares und des kurzlockigen Bartes gestatten die An-<br />

nahme, daß <strong>der</strong> Künstler nicht beabsichtigte, sein Werk zu bemalen ; nur<br />

durch das Spiel des Lichts auf den vortretenden Teilen und dessen<br />

Gegensatz zu den tiefen Schatten in dem unterschnittenen Gelock und<br />

im Grunde <strong>der</strong> Schüssel wirkt er auf das ergreifendste, so vermeidet er<br />

auch die bei den bemalten Johannishäuptern oft angebrachten Spuren des

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!