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Jahrbuch der hamburgischen Wissenschaftlichen Anstalten

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252 Museum für Kunst unil Gewerbe.<br />

scliüii in dem IS'M] erschieneueu Werke Shaw's „Specinieiis of Ancient<br />

Furniture" abgebildet ist.<br />

Auf <strong>der</strong> Vor<strong>der</strong>waud unserer Trulie ist ohne Beachtung <strong>der</strong> Kon-<br />

struktion gütisches, die ganze Fläche füllendes Maßwerk geschnitzt, von<br />

<strong>der</strong>berer Art, wie bei den Wappentruhen. Offenbar ist diese Truhe ein<br />

bäuerliches Seitenstück zu diesen für lüneburgische Patrizier geschnitzten<br />

Möbeln. Auf dem Deckel ist ebenso wie bei diesen ein einfaches,<br />

geometrisches Ornament in Gestalt zweier Vierpässe geschnitzt, die je<strong>der</strong><br />

durch ein Rechteck geteilt sind.<br />

Eine zweite aus Wendewisch im Kreis Blekede erworbene Truhe<br />

ist ohne Schnitzwerk auf <strong>der</strong> Vor<strong>der</strong>wand. Das große gotische Eisen-<br />

scliloß würde allein nicht gestatten, sie ebenfalls noch als spätniittel-<br />

alterlich anzusprechen, denn gotisches Eisenwerk findet sich in den Vier-<br />

landen an Truhen weit jüngerer Zeit, aber die schwerfällige Konstruktion<br />

<strong>der</strong> Seitenwände, die noch ganz die eben beschriebene ist, und das aus<br />

einem Rechteck und zwei halben Vierpässen konstruierte Schnitzwerk<br />

auf dem Deckel weisen auf keine jüngere Zeit als den Anfang des<br />

IG. Jahrhun<strong>der</strong>ts.<br />

Während diese Truhen am Anfang <strong>der</strong> Entwicklung des nie<strong>der</strong>-<br />

deutschen Möbels stehen, soweit diese in Denkmälern uns überliefert ist,<br />

tritt ein im vorigen Jahre aus einem Bauernhause zu Horst in den Vierlanden<br />

angekaufter zweitüriger Mahagoni- Schrank von hamburgischer<br />

Arbeit an das Ende <strong>der</strong> Entwicklung, soweit diese in geschlossener<br />

Folge, abgesehen von den Wandelungen des 19. Jahrhun<strong>der</strong>ts,<br />

in unserer Sammlung vorgeführt werden soll. Der Einfluß des Barockstiles,<br />

den <strong>der</strong> bisher jüngste „Hamburger Scliapp" unserer Sammlung<br />

in den übers Ecke gestellten Pfeilern korinthischer Oi'dnung und dem<br />

geschwungenen, in <strong>der</strong> Mitte geteiltem Gesims noch zur Schau trägt<br />

neben den Lorbeergehängen und den ovalen Medaillons des jüngeren Ge-<br />

schmackes, ist hier völlig verschwunden. Die Pilaster sind zu Brettern<br />

geworden, vom korinthischen Kapital ist nur ein großes flachbehandeltes<br />

Akanthusblatt geblieben, das wenig ausladende Gesims trägt eine Galerie<br />

mit kettenartigen Durchbrechungen, an den Sockelpfeilern hängen mit<br />

großen Schleifen Lorbeerbüschel, und auf dem Gesims stehen Vasen<br />

antikisierenden Profils mit schweren Hängetüchern; auf den Türen nur<br />

kleine Blattrosetten in den eingezogenen Ecken <strong>der</strong> Füllung. Die Tischler-<br />

arbeit übrigens vorzüglich und im Messingbesclilag des Schlosses eine<br />

gi'oße Satyrmaske zwischen zwei Delphinen. Schränke dieser Art waren<br />

<strong>der</strong> letzte Ausklang des hun<strong>der</strong>t Jahre vorher so üppig gestalteten<br />

„Hamburger Schappes". Was das li>. Jahrhun<strong>der</strong>t ihnen unter dem<br />

Bie<strong>der</strong>meiergeschmack an Schränken folgen ließ, hat auch die letzten<br />

Reste des Schnitzwerkes abgestreift.

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