target - GSI Helmholtzzentrum für Schwerionenforschung
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<strong>target</strong> WISSENSCHAFT<br />
Einem internationalen Wissenschaftlerteam<br />
ist es am Experimentierspeicherring<br />
ESR des <strong>GSI</strong> erstmalig gelungen,<br />
eine abrupte Änderung der Proton-Neutron-Wechselwirkungsstärke<br />
vom doppelt<br />
magischen Blei-Isotop 208 Pb zum<br />
schwereren 210 Pb-Isotop nachzuweisen.<br />
Dazu haben sie die Masse und damit –<br />
nach der von Albert Einstein beschriebenen<br />
Äquivalenz von Masse und Energie<br />
– die Kernbindungsenergie des Quecksilber-Isotops<br />
208 Hg bestimmt. Die Messung<br />
ermöglicht den Rückschluss auf die<br />
Proton-Neutron-Wechselwirkungsstärke<br />
des Blei-Nuklids 210 Pb.<br />
Ähnlich den Schalenabschlüssen in den<br />
Elektronenhüllen von Atomen kommt es<br />
auch in den Kernen zur Auffüllung von<br />
Seite 10<br />
STRUKTUR DER ATOMKERNE<br />
Wissenschaftler des <strong>GSI</strong> <strong>Helmholtzzentrum</strong>s bestimmen erstmals die Kraft<br />
zwischen Protonen und Neutronen nach doppeltem Kernschalenabschluss<br />
Neues Radon-Isotop in der Falle<br />
Wissenschaftler der internationalen<br />
ISOLTRAP-Kollaboration, darunter auch<br />
<strong>GSI</strong>-Wissenschaftler, haben ein neues<br />
Radon-Isotop mit der Massenzahl 229<br />
entdeckt. Zudem konnten sie bei ihren<br />
Experimenten die Masse des neuen Isotops<br />
wie auch die Masse der Nachbarisotope<br />
mit den Massenzahlen 223 bis<br />
228 mit einer relativen Genauigkeit von<br />
wenigen Millionstel Prozent bestimmen.<br />
Die Produktion des neuen Kerns erfolgte<br />
am Massenseparator ISOLDE des CERN<br />
unterschiedlichen Protonen- und Neutronenschalen.<br />
Der Überlapp der Schalen<br />
trägt entscheidend zur Stabilität eines<br />
Kerns bei. Das 210 Pb-Isotop hat eine<br />
vollständig aufgefüllte Protonenschale<br />
und zwei Neutronen mehr als <strong>für</strong> einen<br />
Neutronenschalenabschluss erforderlich.<br />
Die überzähligen Neutronen befi nden<br />
sich deutlich außerhalb der abgeschlossenen<br />
Schale der anderen Neutronen, so<br />
dass es keinen Überlapp mit der abgeschlossenen<br />
Protonenschale und somit<br />
ein deutliches Absinken der Proton-Neutron-Wechselwirkungsstärke<br />
gibt.<br />
Die Resultate des Experiments werden<br />
dabei helfen, theoretische Vorhersagen<br />
<strong>für</strong> sehr instabile Kerne zu verbessern<br />
und Fragen etwa nach der Entstehung<br />
durch den Beschuss einer Uranprobe mit<br />
hochenergetischen Protonen. Für den<br />
Nachweis haben die Wissenschaftler die<br />
Radon-Isotope über einen längeren Zeitraum<br />
in einer Penningfalle eingefangen<br />
und gespeichert. Eingesperrt in einer<br />
Kombination aus starkem Magnetfeld<br />
und schwachem elektrischen Feld konnten<br />
die Isotope eindeutig identifi ziert<br />
und präzise vermessen werden.<br />
Die Masse eines Atomkerns ist so individuell<br />
wie ein Fingerabdruck. Sie liefert<br />
Protonenzahl<br />
94<br />
92<br />
90<br />
88<br />
86<br />
84<br />
82<br />
80<br />
78<br />
76<br />
74<br />
Der Experimentierspeicherring ESR<br />
210 Pb-Isotop<br />
110 115 120 125 130 135 140 145<br />
Neutronenzahl<br />
der Elemente oder der Existenz superschwerer<br />
Elemente besser zu beantworten.<br />
Wissenschaftlicher Kontakt:<br />
Dr. Yuri Litvinov, <strong>GSI</strong><br />
Informationen über die Kernkraft, die<br />
<strong>für</strong> die Existenz des Atomkerns verantwortlich<br />
ist. Die gemessenen sehr neutronenreichen<br />
Radon-Isotope liefern<br />
darüber hinaus wichtige Erkenntnisse<br />
über die verschiedenen Prozesse bei der<br />
Elementsynthese in Sternen, die ganz<br />
entscheidend von Massenunterschieden<br />
zwischen den beteiligten Atomkernen<br />
abhängt.<br />
Wissenschaftlicher Kontakt:<br />
Dr. Frank Herfurth, <strong>GSI</strong><br />
Proton-Neutron-Wechselwirkungsstärke<br />
(keV)<br />
150 - 100 300 - 250<br />
200 - 150 350 - 300<br />
250 - 200 > 350<br />
Im Diagramm sind die Proton-Neutron-Wechselwirkungsstärken<br />
<strong>für</strong> verschiedene Bereiche<br />
der Nuklidkarte farbig kodiert. Der Bereich der<br />
neuen Messung ist im unteren rechten Quadranten<br />
markiert.