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PDF-Download - Fachschaft Medizin der FSU Jena

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An dieser Stelle sind die Franzosen beispielhaft, die ein Prozent des gesamten<br />

Krankenkassenaufkommens für klinische Studien zur Verfügung stellen, um<br />

mehr Sicherheit und Transparenz über die Evidenz bestimmter Therapieverfahren<br />

zu erlangen.<br />

Schließlich brauchen wir auch für Pharma-finanzierte Studien neue Verfahren:<br />

Die Daten aus den Zulassungsstudien müssen bei <strong>der</strong> Forschergruppe, und<br />

nicht nur beim Pharmaunternehmen liegen, und die Auswertung muss auch<br />

hier durch unabhängige Statistiker erfolgen.<br />

HANDmed.: HES konnte man bis vor Kurzem auch noch in den Leitlinien zur Behandlung<br />

<strong>der</strong> Sepsis unter den Empfehlungen finden - wurden diese Leitlinien durch<br />

die Industrie beeinflusst?<br />

Prof. Reinhart: Die Leitlinienentwicklung <strong>der</strong> Deutschen Sepsis Gesellschaft<br />

(DSG) wurde nicht durch Spenden seitens <strong>der</strong> Industrie unterstützt. Aber auch<br />

die Arbeit <strong>der</strong> DSG wird wie nahezu jede <strong>Medizin</strong>ische Fachgesellschaft, direkt<br />

o<strong>der</strong> indirekt, durch Firmengel<strong>der</strong> mitfinanziert. Die Krux ist: Die Leitlinien<br />

können nur so gut sein wie die Studien, die diesen zugrunde liegen. Auch in<br />

unseren Sepsis-Leitlinien besitzen 70 bis 80 Prozent <strong>der</strong> Empfehlungen nur den<br />

Evidenzgrad E - stellen also lediglich Expertenmeinungen dar, da gute Studien<br />

fehlen. Gerade Expertenmeinungen sind natürlich äußerst subjektiv und offen<br />

für einen Graubereich <strong>der</strong> Interessenkonflikte. Es ist ja nicht so, dass den Ärzten,<br />

die an <strong>der</strong> Leitlinienerstellung beteiligt sind, das Geld direkt in die Taschen<br />

gesteckt wird. Verbindlichkeiten und Abhängigkeiten bauen sich viel subtiler<br />

auf: Zeitschriften sind abhängig von Anzeigenkunden, Kongresse sind auf Aussteller<br />

und Sponsoren angewiesen etc. - so ist ein sehr enges Gewebe zwischen<br />

<strong>der</strong> Akademie, <strong>der</strong> <strong>Medizin</strong> und <strong>der</strong> Pharmaindustrie entstanden.<br />

Die gesamte Leitlinienentwicklung muss viel stärker in die Hände nicht nur<br />

von Unabhängigen, son<strong>der</strong>n vor allem auch von rigorosen Methodikern gelegt<br />

werden. Ich will aber keinen Unterschied machen zwischen Pharmaindustrie<br />

und den Herstellern von <strong>Medizin</strong>geräten. Letztere hatten nur einen Vorteil:<br />

Die Auflagen für ihre Produkte waren wesentlich niedriger, vor allem auch in<br />

Deutschland. Neue Ansätze wie Kunstherzen o<strong>der</strong> OP-Roboter wurden zuerst<br />

hier angewendet, nicht immer zum Nutzen <strong>der</strong> Patienten. Auch da sind aber<br />

inzwischen die Auflagen erfreulicherweise gestiegen.<br />

Klinische Forschung ist mindestens genauso wichtig wie die Grundlagenforschung.<br />

Im Vergleich zum wun<strong>der</strong>schönsten Experiment im Labor beträgt <strong>der</strong><br />

Einfluss <strong>der</strong> Ergebnisse aus klinischen Studien auf die tägliche Praxis eines jeden<br />

Arztes ein Vielfaches. Die besten Studenten dürfen nicht nur in den guten<br />

Labors arbeiten, son<strong>der</strong>n müssen auch in die jetzt weltweit entstehenden, wachsenden<br />

Gruppen gehen, die Investigator Initiated Clinical Trials durchführen.<br />

Das ist die Chance für die jetzt kommenden <strong>Medizin</strong>er, sich zu engagieren.<br />

Hier in <strong>Jena</strong> werden wir mit dem neuen integrierten Forschungs- und Behandlungszentrum,<br />

dem CSCC, den nächsten Schritt wagen und bereits Studenten

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