Erzählliteratur 1700-1830 - leinstein.de
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1 Examensvorbereitung | Englische Literaturwissenschaft | Roman <strong>de</strong>s 18. Jahrhun<strong>de</strong>rts<br />
Inhaltsverzeichnis<br />
<strong>Erzählliteratur</strong> <strong>1700</strong>-<strong>1830</strong> (Viktorianische Ära) ....................................................................................... 2<br />
Einführung in die englische Literatur <strong>de</strong>s 18. Jahrhun<strong>de</strong>rts ................................................................ 2<br />
Das „alte“ und das „neue“ 18. Jahrhun<strong>de</strong>rt .................................................................................... 2<br />
Mentalitätsgeschichtliche Rahmenbedingungen ............................................................................ 3<br />
Prosagattungen im Grenzbereich zwischen fiction und non-fiction ................................................... 4<br />
Tagebücher, Autobiographien und Briefe ....................................................................................... 4<br />
Zeitungen, moralische Wochenschriften und Magazine................................................................. 4<br />
Reiseberichte: Daniel Defoe, Captain Cook, William Gilpin, Ann Radcliffe, Mary Wollstonecraft<br />
und Laurence Sterne ....................................................................................................................... 5<br />
Prosasatiren: Daniel Defoe und Jonathan Swift .............................................................................. 6<br />
Ästhetik, Literaturkritik und Literaturgeschichte: Edward Young, Edmund Burke und Samuel<br />
Johnson ............................................................................................................................................ 6<br />
Der englische Roman <strong>de</strong>s 18. Jahrhun<strong>de</strong>rts ........................................................................................ 6<br />
„The Rise of the Novel“: Vorläufer und Vorformen ........................................................................ 6<br />
Individualismus und die Authentizität <strong>de</strong>s Selbsterlebten: Daniel Defoes Abenteuerromane ...... 8<br />
Bürgerliche Tugend vs. Aristokratische Zügellosigkeit: Samuel Richardsons Briefromane ............ 8<br />
Neoklassizistische Romantheorie und auktoriales Erzählen: Henry Fieldings Romane ................ 10<br />
Mothers of the Novel und <strong>de</strong>r weibliche Erziehungsroman: Sarah Fielding, Eliza Haywood,<br />
Charlotte Lennox, Sarah Scott, Frances Burney, Elizabeth Inchbald ............................................. 11<br />
Variationen <strong>de</strong>s pikaresken Romans und <strong>de</strong>r fiktiven Autobiographie: John Cleland, Francis<br />
Coventry, Tobias Smollet ............................................................................................................... 12<br />
Innovative Erzählstrategien, Subjektivität und Empfindsamkeit: Laurence Sterne, Oliver<br />
Goldsmith, Henry Mackenzie ........................................................................................................ 13<br />
Der Schauerroman: Horace Walpole, Clara Reeve, Ann Radcliffe, Matthew Lewis...................... 14<br />
Der politische I<strong>de</strong>enroman: Robert Bage, Thomas Holcroft, Mary Hays, Mary Wollstonecraft,<br />
William Godwin ............................................................................................................................. 15<br />
Ausblick: Traditionslinien und Entwicklungsten<strong>de</strong>nzen ................................................................ 15<br />
Die englische Literatur <strong>de</strong>s 18. Jahrhun<strong>de</strong>rts aus kulturwissenschaftlicher und<br />
funktionsgeschichtlicher Sicht ........................................................................................................... 16<br />
Richard Leinstein
2 Examensvorbereitung | Englische Literaturwissenschaft | Roman <strong>de</strong>s 18. Jahrhun<strong>de</strong>rts<br />
<strong>Erzählliteratur</strong> <strong>1700</strong>-<strong>1830</strong> (Viktorianische Ära)<br />
Quelle: Englische Literatur <strong>de</strong>s 18. Jahrhun<strong>de</strong>rts von Vera und Ansgar Nünning<br />
Einführung in die englische Literatur <strong>de</strong>s 18. Jahrhun<strong>de</strong>rts<br />
Das „alte“ und das „neue“ 18. Jahrhun<strong>de</strong>rt<br />
Etablierte Epochenbil<strong>de</strong>r<br />
heroischer Versuch <strong>de</strong>r englischen Klassizisten, in einer Zeit <strong>de</strong>s Wan<strong>de</strong>ls und <strong>de</strong>s<br />
Wertezerfalls als zeitlos gelten<strong>de</strong> klassische Sinngebungsmuster zu bewahren<br />
eine Geschichte vom „Aufstieg“ <strong>de</strong>s „Neuen“, die in <strong>de</strong>r Form <strong>de</strong>r Geschichten vom „Aufstieg<br />
<strong>de</strong>r Mittelschicht“ und „Aufstieg <strong>de</strong>s Romans“ eine kaum zu überschätzen<strong>de</strong> und bis heute<br />
anhalten<strong>de</strong> Wirkung hatte<br />
Vorzüge und Klassiker<br />
Klarer Plot, Spannungsbogen, eindrucksvolle Klimax, an<strong>de</strong>rerseits erhalten Autoren, die die I<strong>de</strong>ale<br />
<strong>de</strong>s Klassizismus verteidigen o<strong>de</strong>r zum Aufstieg <strong>de</strong>s Romans beigetragen haben, Klassikerstatus.<br />
Kanonbildung und Autorinnen<br />
Problem: Keine Facettenreiche Darstellung <strong>de</strong>r Literatur <strong>de</strong>r Epoche, da alles, was nicht in die<br />
Geschichten passt, „ausgeblen<strong>de</strong>t“ wird.<br />
The New Eighteen Century<br />
Orientierung an <strong>de</strong>n drei Hauptgattungen (Lyrik, Drama, Roman) vermag <strong>de</strong>r tatsächlichen<br />
Komplexität <strong>de</strong>r Textlandschaft nicht gerecht zu wer<strong>de</strong>n.<br />
Wie<strong>de</strong>rent<strong>de</strong>ckung <strong>de</strong>r in Vergessenheit geratenen Schriftstellerinnen � Kanonrevision<br />
Än<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Einschätzung <strong>de</strong>r drei Hauptgattungen. Ian Watts Buch The Rise Of The Novel<br />
gilt mittlerweile als überholt, da die Ursprünge <strong>de</strong>s Romans offensichtlich viel komplexer<br />
waren.<br />
Periodisierung<br />
We<strong>de</strong>r eine klar abgegrenzte noch eine in sich geschlossene Epoche, die Übergänge sind seit <strong>de</strong>r<br />
Restaurationszeit (1660-<strong>1700</strong>) und <strong>de</strong>m 18. Jahrhun<strong>de</strong>rt fließend. Die Jahrhun<strong>de</strong>rtwen<strong>de</strong> markiert<br />
keine klare Zäsur. Ab 1800 jedoch lassen sich Abkehr vom Klassizismus und Hinwendung zu<br />
frühromantischen Ten<strong>de</strong>nzen erkennen.<br />
Epochenbegriffe<br />
Klassizismus, neoklassizistische Perio<strong>de</strong>, Augustan Age, Romantik<br />
Zeitalter <strong>de</strong>r Aufklärung, Zeitalter <strong>de</strong>r Vernunft<br />
Klassizismus verweist auf die Rückbesinnung auf die griechischen und römischen Vorbil<strong>de</strong>r,<br />
Orientierung an poetologischen Regeln antiker Dichter. Augustan Age ist die Zeit von 1688-1714, die<br />
als Verweis auf das „Gol<strong>de</strong>ne Zeitalter“ <strong>de</strong>s römischen Kaisers Augustus so genannt wird.<br />
Romantik<br />
Neoklassizistische Regeln verloren an Be<strong>de</strong>utung und wur<strong>de</strong>n von <strong>de</strong>r Poetik <strong>de</strong>r Romantik<br />
überlagert. Dies ist entsprechen <strong>de</strong>r neueren Forschung als allmählicher, sich überlagern<strong>de</strong>r Prozess<br />
anzusehen.<br />
Verän<strong>de</strong>rungen im Gattungssystem<br />
Die Be<strong>de</strong>utungserlangung <strong>de</strong>s Romans geht mit <strong>de</strong>m Theatre Licensing Act einher, dass diese<br />
Theaterzensur zur Zäsur einer ganzen Gattung wur<strong>de</strong>.<br />
Richard Leinstein
3 Examensvorbereitung | Englische Literaturwissenschaft | Roman <strong>de</strong>s 18. Jahrhun<strong>de</strong>rts<br />
Soziale und literarische Rahmenbedingungen<br />
Kunstschaffen<strong>de</strong> waren von ihren Mäzenen abhängig, dafür musste die geschaffene Kunst auch <strong>de</strong>n<br />
I<strong>de</strong>alen <strong>de</strong>s jeweiligen Patrons entsprechen.<br />
Aufstieg <strong>de</strong>r mittleren Schichten<br />
Verbesserungen in <strong>de</strong>r Landwirtschaft, Urbanisierung, neue Manufakturen und Fabriken, Ausbau von<br />
Straßen und Kanälen. � Anstieg <strong>de</strong>s Binnenhan<strong>de</strong>ls und rapi<strong>de</strong>s Wachstum <strong>de</strong>s Außenhan<strong>de</strong>ls. �<br />
Aufstieg <strong>de</strong>r mittleren Schichten � Angestellte <strong>de</strong>r Han<strong>de</strong>lsgesellschaften, Rechtsanwälte, Kaufleute<br />
verfügen über mehr Zeit und Geld für Freizeitgestaltung und Geselligkeit.<br />
Vergnügungen <strong>de</strong>r mittleren Schichten<br />
Vergnügungsparks, Kunstausstellungen, Konzerte, Bälle, Maskera<strong>de</strong>n, Klubs, Kaffeehäuser. Lektüre<br />
von Zeitungen, Magazinen und Büchern zu Hause, Geselligkeit im privaten Kreis. Gespräche über<br />
Kunst.<br />
Professionalisierung und Kommerzialisierung von Kultur<br />
Kapitalisierung <strong>de</strong>s Buchmarktes und Neuordnung <strong>de</strong>s Verhältnisses zwischen Autoren, Patronen,<br />
Druckern und Literaturvermittlern. 1695 entfiel die Vorzensur. Brechung <strong>de</strong>r Monopole <strong>de</strong>r zwanzig<br />
master-printer in London. Literatur war zur Ware gewor<strong>de</strong>n.<br />
Ausweitung <strong>de</strong>s Lesepublikums<br />
Mittelschicht, regionale und geschlechtsbedingte Variierung <strong>de</strong>r Lesefähigkeit, in London jedoch<br />
höher, da hier sogar viele Bedienstete und Lehrlinge lesen konnten. In Leihbibliotheken und<br />
Kaffeehäusern war Literatur zu bekommen. � Prestigeverlust von aus <strong>de</strong>r Antike stammen<strong>de</strong>n<br />
Genres, Aufwertung von Gattungen, die <strong>de</strong>n Alltag und die Wertvorstellungen <strong>de</strong>r Mittelschicht<br />
reflektierten. � Roman und bürgerliches Trauerspiel.<br />
Da es keine Verlage gab übernahmen die Buchverkäufer das Abkaufen <strong>de</strong>r Manuskripte, Drucken,<br />
Verkaufen.<br />
Vom Patronagesystem zum Berufsschriftsteller<br />
Professionalisierung <strong>de</strong>s Berufs „Autor“<br />
Hack writers: Lohnschreiber, meist wohnhaft in Grub Street. Diesen hack writers haftete stets ein<br />
Hauch von „Min<strong>de</strong>rwertigkeit“ an. Es unterlag nunmehr <strong>de</strong>n Gesetzen <strong>de</strong>s Marktes, was<br />
veröffentlicht wur<strong>de</strong> und was nicht.<br />
Versuch <strong>de</strong>r Lesererziehung durch Literaturkritik. Langsam entwickelte sich die Literaturproduktion<br />
zu einem angesehenen, wenngleich nicht immer gutbezahlten, Beruf.<br />
� Institutionalisierung und Professionalisierung <strong>de</strong>s Literaturbetriebs.<br />
Mentalitätsgeschichtliche Rahmenbedingungen<br />
Aufklärung und Religion<br />
„Aufklärung“ ist umstritten, <strong>de</strong>nn es vollzog sich auf <strong>de</strong>n brit. Inseln keine allgemeine Abkehr von <strong>de</strong>r<br />
Religion, die protestantische Religion blieb vielmehr wichtiger Bestandteil <strong>de</strong>r Weltanschauung. Man<br />
nahm an, dass sich Gottes Wille in <strong>de</strong>r ganzen Natur zeige und dass die Erforschung <strong>de</strong>r Naturgesetze<br />
und <strong>de</strong>r Gegenstän<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Schöpfung daher ein Weg sei, Gottes Wille besser zu verstehen. Enge<br />
Beziehungen zwischen Literatur, Philosophie und Naturwissenschaft. Hohe Wertschätzung von<br />
empirischen Erkenntnissen.<br />
John Locke: Menschen kommen ohne angeborene I<strong>de</strong>en zur Welt, alles Wissen stammt aus <strong>de</strong>n durch<br />
die Sinne gewonnenen äußeren Eindrücken, die danach gedanklichen Operationen von<br />
unterschiedlicher Komplexität unterworfen wer<strong>de</strong>n. � Assoziationsprinzip.<br />
Richard Leinstein
4 Examensvorbereitung | Englische Literaturwissenschaft | Roman <strong>de</strong>s 18. Jahrhun<strong>de</strong>rts<br />
Soziale Hierarchie<br />
es gibt natürliche und gottgewollte Unterschie<strong>de</strong><br />
je<strong>de</strong>r hat gesellschaftlichen Rang mit Rechten und Pflichten<br />
Betonung: Kein Mitglied <strong>de</strong>r oberen Schichten ist aufgrund seiner Privilegien glücklicher als<br />
Menschen aus <strong>de</strong>n Unterschichten<br />
Annahme, Gott habe <strong>de</strong>n Kosmos in einer hierarchischen Rangordnung geschaffen.<br />
Annahme, die soziale Ordnung diene <strong>de</strong>m Wohl aller � Skepsis gegenüber sozialer Mobilität<br />
� Kritische Beurteilung von Aufsteigern und Luxury (Kleidung, Beschäftigung von Dienern,<br />
Lektüre von Büchern)<br />
Luxury als Gefahr für die gesellschaftliche Hierarchie und Auflehnung gegen die<br />
Naturgesetze. Ein einfaches, asketisches Leben wur<strong>de</strong> als vorteilhaft angesehen, da man so<br />
mit <strong>de</strong>n bestehen<strong>de</strong>n Verhältnissen am zufrie<strong>de</strong>nsten ist � wenig Anfälligkeit für<br />
Bestechung.<br />
A polite and commercial people<br />
Positive Einschätzung <strong>de</strong>s wirtschaftlichen Aufstiegs <strong>de</strong>r Nation, Preisung <strong>de</strong>s Han<strong>de</strong>ls<br />
Politeness: Streng reglementiertes Verhaltenssystem auf moralischen Grundlagen: an<strong>de</strong>re<br />
erfreuen und selbst zum geschätzten Mitglied <strong>de</strong>r guten Gesellschaft wer<strong>de</strong>n. Vermeidung<br />
von Konflikten, zurückstellen eigener Interessen, Wünsche an<strong>de</strong>rer erahnen<br />
Glauben, durch politeness zu einer besseren Person wer<strong>de</strong>n zu können � immer mehr das<br />
Merkmal von gentlemen und gentlewomen.<br />
Empfindsamkeit<br />
Rezeption Rousseaus: Der Mensch ist von Natur aus gut und nicht Vernunft sei die maßgebliche<br />
menschliche Qualität, son<strong>de</strong>rn Empathie und Mitleid. Annahme, dass Gefühle an ethischen<br />
Entscheidungen großen Anteil haben und <strong>de</strong>r Mensch von Natur aus mit einem moral sense<br />
ausgestattet ist.<br />
Prosagattungen im Grenzbereich zwischen fiction und non-fiction<br />
Tagebücher, Autobiographien und Briefe<br />
Autobiographien<br />
Die Lebenserinnerungen „durchschnittlicher“ Menschen galten als lesenswert, <strong>de</strong>nn sie versprachen<br />
Belehrung in alltäglichen Dingen wie <strong>de</strong>m Bemühen um Selbstbildung und gutem Verhalten.<br />
Zeitungen, moralische Wochenschriften und Magazine<br />
Zeitungsinhalt<br />
Politische Informationen, Kommentare, Werbung, Wirtschaft, Kriminalität, Belehrung über<br />
Umgangsformen.<br />
Zeitschriften<br />
Kommentierung religiöser, wirtschaftlicher o<strong>de</strong>r kultureller Ten<strong>de</strong>nzen.<br />
(Meist in Essayform). Addison: the great and only end of these my speculations is to banish vice and<br />
ignorance out of the territories of Great Britain. „Essay“ galt als polite und witty.<br />
Richard Leinstein
5 Examensvorbereitung | Englische Literaturwissenschaft | Roman <strong>de</strong>s 18. Jahrhun<strong>de</strong>rts<br />
Reiseberichte: Daniel Defoe, Captain Cook, William Gilpin, Ann Radcliffe, Mary<br />
Wollstonecraft und Laurence Sterne<br />
Jahrhun<strong>de</strong>rt <strong>de</strong>s Reisens<br />
Zunächst „nur“ mit bestimmten Zweck: Kurreisen, Bildungsreisen. Vereinfachte Reisen durch bessere<br />
Kutschen. Zunächst kamen nur nüchterne Reisebeschreibungen auf <strong>de</strong>n Markt, erst später gewannen<br />
subjektive Aufzeichnungen (Tagebücher) an Popularität.<br />
oft unterschwelliger Patriotismus, Verurteilung frem<strong>de</strong>r Religionen und Gebräuche<br />
Die Grand Tour<br />
Ältere Söhne wohlhaben<strong>de</strong>r Familien schlossen ihre Bildung mit einer grand tour durch Europa ab.<br />
Ein Parisaufenthalt galt als „Muss“.<br />
Daniel Defoe<br />
Wollte seinen Lesern ermöglichen, über viele Gegen<strong>de</strong>n Großbritanniens sprechen zu können, ohne<br />
selbst dort gewesen zu sein. (Er selbst hat nicht alles bereit, was er beschrieb. Vieles trug er aus<br />
Reiseführern zusammen.)<br />
Joseph Addison<br />
Subjektivierung <strong>de</strong>r Darstellung und Bereisung neuer Gegen<strong>de</strong>n.<br />
Samuel Johnson<br />
Beschreibung Schottlands, das bis dato als rau und unzivilisiert galt.<br />
Captain Cook<br />
Südsee-Reisen<br />
William Gilpin<br />
Er <strong>de</strong>finierte in theoretischen Essays, welche Landschaften im Betrachter einen ästhetischen Genuss<br />
hervorriefen. Veröffentlichung von Reisen durch die britischen Inseln, wobei er schöne Landschaften<br />
beschrieb und erklärte, aus welcher Perspektive man sie am besten betrachten konnte. � Pittoreske<br />
Reisen<br />
Beson<strong>de</strong>rheiten weiblicher Reiseberichte<br />
Größeres Interesse an Frauen betreffen<strong>de</strong>n Umstän<strong>de</strong>n, Diskussion von asymmetrischen<br />
Machtverhältnissen und ambivalente Darstellungen.<br />
Relevanz für Romane<br />
Reisemotiv als zentraler Bestandteil <strong>de</strong>r Struktur vieler Romane <strong>de</strong>s 18. Jhd. (Fielding, Smollet):<br />
Straßen, Gasthäuser.<br />
Sterne: A sentimental Journey. Die eigene Empfindsamkeit <strong>de</strong>s Geistlichen Yorick erweist sich oft als<br />
stärker als seine Urteilskaft. � Sentimental traveller, wichtiger Beitrag zur Entstehung <strong>de</strong>s Kults <strong>de</strong>r<br />
Empfindsamkeit.<br />
Vom Objekt zum Subjekt<br />
Defoe � Sterne<br />
Allgemeine Ten<strong>de</strong>nz zur Subjektivierung, das spiegelt sich in <strong>de</strong>r allgemeinen Entwicklung <strong>de</strong>r<br />
Reisetätigkeit wie<strong>de</strong>r: Zunächst reiste man, um sich Wissen anzueignen, dann stan<strong>de</strong>n die Eindrücke<br />
<strong>de</strong>r Reisen<strong>de</strong>n im Vor<strong>de</strong>rgrund, schließlich wur<strong>de</strong> zunehmend zum Vergnügen gereist. � Anfänge<br />
<strong>de</strong>s Tourismus<br />
Richard Leinstein
6 Examensvorbereitung | Englische Literaturwissenschaft | Roman <strong>de</strong>s 18. Jahrhun<strong>de</strong>rts<br />
Prosasatiren: Daniel Defoe und Jonathan Swift<br />
Die einer Satire zugrun<strong>de</strong>liegen<strong>de</strong> i<strong>de</strong>ale Norm wird im Text nicht explizit genannt und muss<br />
erschlossen wer<strong>de</strong>n – was im 18. Jahrhun<strong>de</strong>rt nicht immer gewährleistet war.<br />
In Anlehnung an antike Satiren wur<strong>de</strong> oft das tugendhafte Landleben mit <strong>de</strong>m lasterhaften<br />
Stadtleben kontrastiert. Kennzeichen vieler satirischer Essays ist die Beschreibung sozialer Aufsteiger,<br />
die als dumme Tölpel charakterisiert wer<strong>de</strong>n.<br />
Ästhetik, Literaturkritik und Literaturgeschichte: Edward Young, Edmund Burke<br />
und Samuel Johnson<br />
Ästhetische Schriften<br />
Befürchtung, Kunstwerke könnten in <strong>de</strong>n Bereich <strong>de</strong>r luxury gehören, Bürger verweichlichen und<br />
korrumpieren, Christen zur Lie<strong>de</strong>rlichkeit verführen. Fürsprecher <strong>de</strong>r Kunst betonten das pro<strong>de</strong>sse et<br />
<strong>de</strong>lectare <strong>de</strong>r Kunst.<br />
Edward Young<br />
Abkehr vom Klassizismus, Young hob die Originalität im künstlerischen Schaffensprozess hervor. �<br />
Shakespeare erlangte Ruhm als be<strong>de</strong>utendster britischer Schriftsteller, da ihm kraft seiner Kreativität<br />
die Überwindung <strong>de</strong>r klassischen Regeln gelungen sei.<br />
Edmund Burkes Ästhetik <strong>de</strong>s Erhabenen<br />
Verlagerung <strong>de</strong>s Akzentes von <strong>de</strong>r Ästhetik <strong>de</strong>s Werkes hin zur Wirkung auf <strong>de</strong>n Betrachter und die in<br />
ihm hervorgerufenen Affekte. � Maßgeblicher Beitrag zur Psychologisierung und Subjektivierung<br />
literaturkritischer Maßstäbe und zur Überwindung <strong>de</strong>r festen Regelsysteme <strong>de</strong>r klassizistischen<br />
Ästhetik.<br />
Literaturkritik<br />
Bemühung um die Errungenschaften einzelner Werke<br />
Nur die Romane Richardsons wur<strong>de</strong>n allgemein bil<strong>de</strong>nd eingestuft (für Frauen)<br />
Johnson: Romane haben aufgrund ihrer Anschaulichkeit hohes didaktisches Potential, doch bei <strong>de</strong>r<br />
Beurteilung <strong>de</strong>r Charaktere darf keine Unsicherheit aufkommen!<br />
Der englische Roman <strong>de</strong>s 18. Jahrhun<strong>de</strong>rts<br />
„The Rise of the Novel“: Vorläufer und Vorformen<br />
Für Watt ist Roman Ensemble von Darstellungsverfahren, die er als formal realism bezeichnet.<br />
� Zunehmend Kritik an Watts Werk: Es wird <strong>de</strong>r Komplexität <strong>de</strong>r Realität nicht gerecht.<br />
McKeons „The Origins of the English Novel“ (1987)<br />
Roman als Reaktion auf tiefgreifen<strong>de</strong> mentalitäts- und kulturgeschichtliche Verän<strong>de</strong>runge<br />
o Questions of truth<br />
o Questions of virtue<br />
o Gewan<strong>de</strong>lte Einstellungen zu Wahrheit und Tugend.<br />
Kulturelles Medium, das mit literarischen Mitteln auf Verän<strong>de</strong>rungen reagiert.<br />
Zeitlos gültige Wahrheiten gibt es nicht mehr, Wahrheit ist empirisch zu belegen.<br />
Propagierung bürgerlicher Tugen<strong>de</strong>n (virtue statt honour)<br />
Damaliges Gattungsverständnis<br />
Fließen<strong>de</strong>r Übergang zwischen Roman und Historiographie<br />
Enge Verwandschaft Roman � Prosasatire<br />
Richard Leinstein
7 Examensvorbereitung | Englische Literaturwissenschaft | Roman <strong>de</strong>s 18. Jahrhun<strong>de</strong>rts<br />
Vorläufer <strong>de</strong>s Romans<br />
Romanzengenres (mittelenglische Romanzen, Ritterromane, Schäfer- und Hirtenromane, heroische<br />
Romane)<br />
Schelmenromane<br />
Spanischer Schelmenroman / pikaresker Roman als Vorläufer<br />
Form fiktive Autobiographie<br />
Erzählweise Ich-Erzählsituation, aus <strong>de</strong>r Perspektive <strong>de</strong>s Protagonisten<br />
Hauptfigur Pikaro, Antiheld aus nie<strong>de</strong>rer sozialer Schicht, fahren<strong>de</strong>r<br />
Scelm, <strong>de</strong>r sich mit List und Tücke durchs Leben schlägt.<br />
Personal breites Spektrum komisch gezeichneter und typisierter Figuren<br />
Handlungsstruktur episodisch, additive Reihung von in sich abgeschlossenen und<br />
nur lose verknüpften Szenen und Abenteuern<br />
Zeitstruktur dominant chronologisch, Alternieren zwischen zeitraffen<strong>de</strong>m<br />
Erzählbericht, szenischem Erzählen und Aussparungen<br />
Raumdarstellung Vielzahl von Schauplätzen<br />
Gesellschaftsdarstellung <strong>de</strong>tailreiche Milieuschil<strong>de</strong>rungen, die sich zu einem breiten<br />
Gesellschaftspanorama und satirischem Sittenbild<br />
zusammenfügen<br />
Struktur- und Kohärenzprinzipien lockeres Kompositionsprinzip, Struktur <strong>de</strong>s Reise- und<br />
Abenteuerromans, Muster von Wie<strong>de</strong>rholung und Variation,<br />
Verknüpfung <strong>de</strong>r Episo<strong>de</strong>n durch die durchgängige<br />
Anwesenheit <strong>de</strong>s Pikaro<br />
Wirkungspotential komisch, satirisch, gesellschaftskritisch: Verspottung<br />
individueller Laster und gesellschaftlicher Missstän<strong>de</strong>.<br />
Aphra Behn<br />
Die erste englisch Frau, die ihren Lebensunterhalt mit Schreiben verdiente und die sich mit<br />
Nachdruck für das Recht <strong>de</strong>r Frauen auf freie Meinungsäußerung einsetzte.<br />
Abgrenzung von <strong>de</strong>r Romanze<br />
Romance gives uns won<strong>de</strong>r, Novels more Delight.<br />
Kriterium romance novel<br />
Personal Aristokratie Bürgertum<br />
Figurendarstellung i<strong>de</strong>alisierte Hel<strong>de</strong>n durchschnittliche Gestalten,<br />
mixed characters<br />
Handlung wun<strong>de</strong>rsame, unmögliche<br />
Zufälle; heroische Taten und<br />
Staatsaktionen<br />
Wirklichkeitsbezug gering aufgrund <strong>de</strong>r<br />
Unwahrscheinlichkeit und<br />
Phantastik <strong>de</strong>s Plots<br />
Stil stilisierte Sprache Alltagssprache<br />
Wirkung auf <strong>de</strong>n Leser schwin<strong>de</strong>lerregen<strong>de</strong>s<br />
Entzücken, das <strong>de</strong>n Blick auf die<br />
Wirklichkeit verstellt<br />
Problem: die meisten Romane <strong>de</strong>s 18. Jhd. Tragen noch romanzenhafte Züge.<br />
lebensechte, wahrscheinliche<br />
Ereignisse aus <strong>de</strong>m täglichen<br />
Leben<br />
ausgeprägte Lebensnähe durch<br />
realistische Darstellung<br />
Vergnügen an <strong>de</strong>r Darstellung<br />
einer vertrauten Welt<br />
Richard Leinstein
8 Examensvorbereitung | Englische Literaturwissenschaft | Roman <strong>de</strong>s 18. Jahrhun<strong>de</strong>rts<br />
Wechselwirkung mit <strong>de</strong>m Drama<br />
� Es gibt eine Vielzahl von Vorläufern für <strong>de</strong>n englischen Roman. Er entstand we<strong>de</strong>r aus <strong>de</strong>m Nichts<br />
noch erfand ihn Defoe.<br />
� Das eigentlich Neue liegt nicht in bestimmten Einzelelementen, son<strong>de</strong>rn in <strong>de</strong>r Kombination<br />
verschie<strong>de</strong>ner formaler und inhaltlicher Konventionen, die aus unterschiedlichen Genres und<br />
unterschiedlichen Erzähltraditionen stammen.<br />
Gattungsbil<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Prozesse tangieren das gesamte Gattungssystem einer Epoche.<br />
Individualismus und die Authentizität <strong>de</strong>s Selbsterlebten: Daniel Defoes<br />
Abenteuerromane<br />
Puritanische Herkunft Defoes.<br />
Viele Werke sind im Grenzbereich zwischen Fact und Fiction angesie<strong>de</strong>lt.<br />
Glaube an göttliche Vorsehung<br />
Einfluss <strong>de</strong>r empirischen Tradition und <strong>de</strong>r rationalen I<strong>de</strong>ale <strong>de</strong>r Aufklärung<br />
Sinnliche Wahrnehmung als wichtiger Garant für die Verlässlichkeit <strong>de</strong>r Information<br />
Konkurrieren<strong>de</strong> Wirklichkeits- und Erklärungsmo<strong>de</strong>lle.<br />
Robinson Crusoe<br />
Einerseits in <strong>de</strong>r Tradition puritanischer Seelentagebücher, an<strong>de</strong>rerseits Aufstieg <strong>de</strong>r empirischen<br />
Tradition in <strong>de</strong>r Aufklärung (sinnliche Wahrnehmung und Erfahrung erhält oberste Priorität)<br />
Spannungsverhältnis: Robinson verbin<strong>de</strong>t seine Seelenanalyse mit <strong>de</strong>r genauen Bestandsaufnahme<br />
alltäglicher Ereignisse.<br />
� Ausdruck zunehmen<strong>de</strong>r Säkularisierung, kulturelle Umbruchsituation.<br />
Retrospektive Sinnstiftung. Nicht das Geschehen selbst, son<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>ssen nachträgliche Deutung steht<br />
im Vor<strong>de</strong>rgrund. Defoes Ich-Erzähler suchen nach Ursachen, prägnanten Mustern, vermeintlichen<br />
Wen<strong>de</strong>punkten in ihrem Leben. � Bemühen, die eigenen Bedürfnisse und Interessen mit <strong>de</strong>n<br />
gesellschaftlichen Normen sowie <strong>de</strong>r Vorsehung (=göttlicher Wille) in Einklang zu bringen.<br />
Be<strong>de</strong>utung für die Entwicklung <strong>de</strong>s Romans<br />
ausgeprägte Wirklichkeitsnähe<br />
Verwendung verschie<strong>de</strong>ner Authentisierungsstrategien<br />
Didaktische Wirkungsintention<br />
Gestaltung <strong>de</strong>r Ich-Erzählsituation<br />
Einfacher Prosastil<br />
Episodische Handlungsstruktur.<br />
Herausgeberfiktion: (fiktiver) Herausgeber betont (vermeintliche) Faktizität <strong>de</strong>s Erzählten.<br />
Konsequente Beschränkung auf Selbsterlebtes (<strong>de</strong>r Figuren!)<br />
Episo<strong>de</strong>nhaftigkeit und Varianz als Strukturprinzip<br />
Selbstbild <strong>de</strong>r Mittelschicht<br />
Defoes Romane sind kulturgeschichtlich interessant, weil hier das neue Selbstbild <strong>de</strong>r<br />
Mittelschicht zutage tritt. (moralisches Überlegenheitsgefühl)<br />
Betonung von Besitzindividualismus und ökonomischer Rationalität<br />
Bürgerliche Tugend vs. Aristokratische Zügellosigkeit: Samuel Richardsons<br />
Briefromane<br />
Handlungsarme Briefromane, doch psychologischer Realismus.<br />
Richard Leinstein
9 Examensvorbereitung | Englische Literaturwissenschaft | Roman <strong>de</strong>s 18. Jahrhun<strong>de</strong>rts<br />
Gemeinsamkeiten mit Defoes Romanen:<br />
Verbun<strong>de</strong>nheit mit nichtfiktionalen Texten<br />
Anlehnung an puritanische Seelentagebücher und conduct books<br />
Richardsons Romane haben moralische Wirkungsintention<br />
o Fiktion wird in <strong>de</strong>n Dienst von Moral und Religion gestellt. Die Nützlichkeit <strong>de</strong>s<br />
Romans steht im Zentrum. Die Handlung muss zumin<strong>de</strong>st wahrscheinlich<br />
(probable) o<strong>de</strong>r natürlich (natural) sein.<br />
o For<strong>de</strong>rung nach poetischer Gerechtigkeit bzw. gerechter<br />
Sympathieverteilung. Richardson unterstreicht die Beispielhaftigkeit <strong>de</strong>r von<br />
ihm belohten Figuren.<br />
o Richtet sich primär an Frauen<br />
o Destabilisierung sozialer Kategorien, große Be<strong>de</strong>utung von Fragen <strong>de</strong>r<br />
Tugend. Virtue zählt mehr als Stand und Besitz! Richardson wollte gegen diese<br />
Destabilisierung ankämpfen.<br />
Writing to the moment: Das Erleben fällt mit <strong>de</strong>m Zeitpunkt <strong>de</strong>r Fixierung zusammen<br />
� Unmittelbarkeit<br />
Multiperspektivität: Statt Tagebuch nun Briefwechsel in Clarissa<br />
Psychologisch nuancierte Darstellung von Gefühlen.<br />
Aufwertung <strong>de</strong>r subjektiven inneren Erfahrung und <strong>de</strong>s Individuums<br />
Anerkennung <strong>de</strong>r Komplexität, Verän<strong>de</strong>rbarkeit und Autonomie <strong>de</strong>s Individuums<br />
Erkenntnistheoretischer Skeptizismus<br />
Subjekt ist nicht mehr verlässlicher Spiegel einer objektiv erkennbaren Wirklichkeit,<br />
son<strong>de</strong>rn subjektive, dynamische und stimmungsabhängige Instanz, die ihre Umwelt<br />
perspektivisch gebrochen wahrnimmt.<br />
Kontrast [Subjektives Erleben � Objektive Situation]<br />
Es gibt nicht die eine Wahrheit o<strong>de</strong>r die eine verbindliche Interpretation <strong>de</strong>s<br />
Geschehens.<br />
Themen und Figuren wer<strong>de</strong>n orchestriert<br />
Das Geschehen wird durch unvermittelt nebeneinan<strong>de</strong>r gestellte Perspektiven<br />
gebrochen wie<strong>de</strong>rgegeben.<br />
Fehlen einer übergeordneten Erzählinstanz<br />
Multiperspektivischer Briefroman eignet sich hervorragend zum Beschreiben einer<br />
kulturellen Umbruchsituation, da auch in <strong>de</strong>r Gesellschaft parallele mehrere<br />
„Wahrheiten“ vertreten wur<strong>de</strong>n.<br />
Fragmentarisierte Welt, in <strong>de</strong>r gleichberechtigte Figuren entgegengesetzte<br />
Wahrheiten vertreten.<br />
Merkmale <strong>de</strong>s Briefromans<br />
o besteht formal aus einer Folge von (fiktiven) Briefen<br />
o Herausgeberfiktion: oft sind die Briefe eingerahmt durch ein Vorwort, eine<br />
Einleitung und ein Nachwort eines (ebenfalls fiktiven) Herausgebers<br />
o Writing to the moment: geringe zeitliche und emotionale Distanz zwischen<br />
<strong>de</strong>m Erleben <strong>de</strong>r Figuren und <strong>de</strong>m schriftlichen Fixieren <strong>de</strong>s Erlebten durch<br />
<strong>de</strong>n Briefschreiber<br />
o Im Gegensatz zu retrospektiven Ich-Erzählern haben die Briefschreiber keinen<br />
Überblick über <strong>de</strong>n weiteren Handlungsverlauf<br />
o Scheinbar unmittelbare Vergegenwärtigung <strong>de</strong>s augenblicklichen<br />
Richard Leinstein
10 Examensvorbereitung | Englische Literaturwissenschaft | Roman <strong>de</strong>s 18. Jahrhun<strong>de</strong>rts<br />
Bewusstseins- und Gefühlszustan<strong>de</strong>s <strong>de</strong>r Briefschreibers<br />
o Subjektiv gefärbte Figuren-, Raum- und Wirklichkeitsdarstellung<br />
o Verlagerung <strong>de</strong>s Akzents vom äußeren Geschehen auf psychologische<br />
Prozesse und differenzierte Figurendarstellung<br />
o Kommunikationssituation ist geprägt durch die persönliche Beziehung<br />
zwischen <strong>de</strong>n Briefschreibern<br />
o Starke Adressatenorientiertheit<br />
o Variable Anzahl von Korrespon<strong>de</strong>nten und Perspektiven (zwischen <strong>de</strong>n Polen<br />
mono- vs. Multiperspektivischer Briefroman)<br />
o Bevorzugung szenischer und dramatischer Erzählweisen<br />
o Geringe Distanz zwischen Figuren und Rezipienten und entsprechend großes<br />
I<strong>de</strong>ntifikationspotential<br />
o Fehlen einer hierarchisch übergeordneten Erzählinstanz und eines<br />
moralischen Orientierungszentrums<br />
o Moralische Ambiguität trotz didaktischer Wirkungsintention<br />
o Aufwertung von Individualität und Subjektivität<br />
o Hoher Grad an ästhetischer Illusionsbildung (beson<strong>de</strong>rs Figurenillusion)<br />
o Neoklassizistische Romantheorie und auktoriales Erzählen: Henry Fieldings<br />
Romane<br />
o Fielding entstammt <strong>de</strong>m Landa<strong>de</strong>l<br />
o Konzentration eher auf Handlung <strong>de</strong>nn auf Empfindungen<br />
o Schlüsselbegriff: benevolence (Tugend im Sinne von Wohlwollend)<br />
Neoklassizistische Romantheorie und auktoriales Erzählen: Henry Fieldings<br />
Romane<br />
Gestaltungsmittel<br />
szenische Elemente<br />
kunstvolle Dialoggestaltung<br />
Vorliebe für Verwechslungen und Intrigen<br />
Klare Handlungsführung<br />
Ausgeprägte Komik<br />
( Erkennen: Fielding begann seine Karriere als Dramatiker. (Auch: Orientierung an <strong>de</strong>r<br />
Konvention <strong>de</strong>s glücklichen En<strong>de</strong>s)<br />
Am Alltagsleben orientierter Realismus mit einer Ten<strong>de</strong>nz zur Karrikatur<br />
Figurendarstellung: Hang zur Typisierung und zur Groteske<br />
Fielding schrieb viel gegen <strong>de</strong>n Politiker Robert Walpole<br />
Thematische und formale Elemente<br />
Entlarvung von Doppelmoral<br />
Diskrepanz zwischen Schein und Sein<br />
Episo<strong>de</strong>nhafte Struktur<br />
Auktoriale Erzählsituation<br />
Ironie<br />
Synoptische Kapitelüberschriften<br />
Klare Kontrast- und Korrespon<strong>de</strong>nzrelationen zwischen <strong>de</strong>n Figuren<br />
Verwendung von telling names<br />
Neoklassizistische Romantheorie<br />
Versuch, mit literaturtheoretischer Reflexion <strong>de</strong>n Roman im neoklassizistischen<br />
Richard Leinstein
11 Examensvorbereitung | Englische Literaturwissenschaft | Roman <strong>de</strong>s 18. Jahrhun<strong>de</strong>rts<br />
Gattungssystem zu etablieren.<br />
Abbauen von weitverbreiteten Gattungsvorurteilen<br />
Abgrenzung von <strong>de</strong>r Historiographie<br />
Der klassizistischen Ästhetik entsprechend sind stets die Natur sowie die<br />
Wahrscheinlichkeit und psychologische Glaubwürdigkeit die wichtigsten Maßstäbe.<br />
Moralisch-didaktische Absichten<br />
Fielding rückt <strong>de</strong>n Roman in die Nähe <strong>de</strong>r Komödie (Überzeugung: Roman erfüllt<br />
Erziehungswirkung und Demaskierungsfunktion) Der Leser soll die soziale<br />
Wirklichkeit hinter <strong>de</strong>m Schein ent<strong>de</strong>cken, kritische Distanz aufbauen.<br />
Menschen solle ihre Schwächen vor Augen geführt wer<strong>de</strong>n, durch <strong>de</strong>ren komische<br />
Darstellung soll Doppelmoral und Heuchelei entlarvt wer<strong>de</strong>n<br />
Humanistisches Menschenbild, das von Toleranz, Humanität und Bildungsoptimismus<br />
geprägt ist.<br />
Negative Darstellung egoistischer Figuren<br />
Nicht spezifische gesellschaftliche Probleme im Focus, son<strong>de</strong>rn zeitlose moralische<br />
Konflikte<br />
Große Realitätsnähe <strong>de</strong>s Erzählten<br />
Einführung <strong>de</strong>r auktorialen Erzählhaltung<br />
Äußerungen <strong>de</strong>s Erzählers über sich selbst<br />
(Schmeicheln<strong>de</strong>) Leseranre<strong>de</strong>n, Thematisierung <strong>de</strong>s Erzählvorgangs<br />
Appellierung an die Urteilskraft <strong>de</strong>r Leser, sie sollen über die Motive <strong>de</strong>r han<strong>de</strong>ln<strong>de</strong>n<br />
Figuren nach<strong>de</strong>nken ( realer Leser soll zu kritischer Distanz erzogen wer<strong>de</strong>n (<br />
pro<strong>de</strong>sse et <strong>de</strong>lectare<br />
Der Erzähler möchte <strong>de</strong>n Leser für das interessieren, was er erzählt.<br />
Umbruch <strong>de</strong>r Weltsicht: Einerseits noch göttliche provi<strong>de</strong>nce, an<strong>de</strong>rerseits bereits<br />
säkuläre Sicht von Welt und Mensch ( Handlungen sind in <strong>de</strong>r Willens- und<br />
Entscheidungsfreiheit <strong>de</strong>s jeweiligen Individuums begrün<strong>de</strong>t!<br />
Gattungstraditionen<br />
Verbindung von Elementen <strong>de</strong>s Abenteuerromans mit <strong>de</strong>nen <strong>de</strong>s Entwicklungsromans und<br />
<strong>de</strong>m Motiv <strong>de</strong>r Reise als Strukturmerkmal. Episo<strong>de</strong>nglie<strong>de</strong>rung entspricht <strong>de</strong>m pikaresken<br />
Roman.<br />
Kontrastprinzip!<br />
Stadtleben � Landleben<br />
Schein � Sein<br />
Mothers of the Novel und <strong>de</strong>r weibliche Erziehungsroman: Sarah Fielding, Eliza<br />
Haywood, Charlotte Lennox, Sarah Scott, Frances Burney, Elizabeth Inchbald<br />
Sarah Fielding<br />
Schwester von Henry Fielding, (The adventoures of David Simple): Einfühlsame Gefühls- und<br />
Bewusstseinsdarstellung. Handlungsarm, auf Wirkungsintention hin ausgerichtet.<br />
(wie Richardson) geht es Sarah Fielding darum, moralische Einsichten anhand von<br />
exemplarischen Figuren innerhalb eines allegorischen Rahmens zu vermitteln. Letztlich<br />
jedoch hegt sie die pessimistische Ansicht, dass gutmütige und empfindsame Naivität in<br />
einer auf Eigennutz bedachten Welt zum Scheitern verurteilt ist.<br />
Ambivalenz zwischen didaktischer Intention und narrativer Form<br />
In Prosawerken an<strong>de</strong>rer Autorinnen eigenartige Ambivalenz zwischen didaktischer Intention<br />
und narrativer Vermittlung. Einerseits stehen Mentorfiguren und die männlich geprägten<br />
Richard Leinstein
12 Examensvorbereitung | Englische Literaturwissenschaft | Roman <strong>de</strong>s 18. Jahrhun<strong>de</strong>rts<br />
gesellschaftlichen Moralvorstellungen im Vor<strong>de</strong>rgrund <strong>de</strong>r Didaktik, doch erzählt wird aus<br />
<strong>de</strong>m Blickwinkel <strong>de</strong>r Frauen, somit wird die „männliche“ Welt infrage gestellt.<br />
Eliza Haywood<br />
The History of Miss Betsy Thoughtless<br />
Charlotte Lennox<br />
The female Quixote or Arabella<br />
� Nuancierte Darstellung in Form von Bewusstseinsdarstellungen und Dialogen<br />
Aufwertung weiblicher Empfindungsweisen<br />
Verknüpfung Gesellschaftskonformer Werte mit weiblichen Sehweisen<br />
Sarah Scott<br />
Feministische Gesellschaftskritik: A Description of Millenium Hall<br />
� Weiblicher Mikrokosmos als alternative Welt zur korrupten und brutalen Gesellschaff.<br />
Ein neues Genre: Der weibliche Erziehungsroman<br />
In weiblichen Erziehungsromanen enthaltene fiktionale Entwürfe von Weiblichkeit stehen in einer<br />
engen dialogischen Beziehung zu nichtfiktionalen Diskursen!<br />
Frances Burney<br />
Autorinnen machen die Vorstellung <strong>de</strong>r Verän<strong>de</strong>rbarkeit und Perfektibilität <strong>de</strong>s Menschen auch für<br />
Frauen geltend! Ihre Heldinnen haben am En<strong>de</strong> jeweils ihre Wünsche zu unterdrücken gelernt, sind<br />
reformiert und angepasst. Allerdings: Durch die permanente Präsenz <strong>de</strong>r weiblichen Sichtweise<br />
kommt es zu einer Relativierung <strong>de</strong>s Normensystems <strong>de</strong>r Gesellschaft!<br />
� Man nahm an, die Körpersprache (Erröten, blaß wer<strong>de</strong>n etc.) sei ein untrüglicher Spiegel <strong>de</strong>r<br />
Gefühlswelt.<br />
Variationen <strong>de</strong>s pikaresken Romans und <strong>de</strong>r fiktiven Autobiographie: John<br />
Cleland, Francis Coventry, Tobias Smollet<br />
Fieldings prägen<strong>de</strong>r Einfluss wird <strong>de</strong>utlich<br />
Tobias Smollett<br />
Pikarohafte Romane<br />
Episo<strong>de</strong>nhafte Struktur<br />
Äußeres Geschehen mit ereignisreichem und spannen<strong>de</strong>m Handlungsverlauf im Vor<strong>de</strong>rgrund<br />
Figurencharakterisierung beschränkt sich oft auf bis ins Groteske übersteigerte Beschreibung<br />
äußerer Merkmale<br />
Roman: Ro<strong>de</strong>rick Random<br />
o Autodiegetischer Ich-Erzähler, <strong>de</strong>r zugleich Protagonist <strong>de</strong>r Handlung ist<br />
Roman Humphrey Clinker ist bereits im Kontext <strong>de</strong>r Ent<strong>de</strong>ckung <strong>de</strong>r Subjektivität zu sehen,<br />
wie sie seit Sterne aktuelle wird.<br />
Richard Leinstein
13 Examensvorbereitung | Englische Literaturwissenschaft | Roman <strong>de</strong>s 18. Jahrhun<strong>de</strong>rts<br />
Innovative Erzählstrategien, Subjektivität und Empfindsamkeit: Laurence Sterne,<br />
Oliver Goldsmith, Henry Mackenzie<br />
Ent<strong>de</strong>ckung <strong>de</strong>r Subjektivität<br />
Ausprägung von drei eigenständigen Gattungen:<br />
1. Empfindsamer Roman<br />
2. Schauerroman<br />
3. Politischer Roman<br />
Laurence Sterne<br />
Be<strong>de</strong>utendster Repräsentant <strong>de</strong>s empfindsamen Romans<br />
Trug wesentlich zur Verbreitung <strong>de</strong>r Kultur / <strong>de</strong>s Kults <strong>de</strong>r Empfindsamkeit in Europa bei<br />
Aufwertung und Inszenierung von Subjektivität.<br />
Tristram Shandy<br />
Im Tristram Shandy stehen nicht Handlungen, son<strong>de</strong>rn die Meinungen von Tristram Shandy<br />
im Mittelpunkt<br />
Durchbrechung <strong>de</strong>r Darstellungskonventionen <strong>de</strong>r fiktiven Biographie<br />
Missachtung und Durchbrechung aller etablierten Erzählkonventionen<br />
Unterbrechungen und Digressionen statt linearer Handlung<br />
Der Leser soll seine eigenen Schlüsse ziehen<br />
Spiel mit <strong>de</strong>m fiktiven Leser<br />
Wirklichkeitsbezug tritt hinter Selbstreflexivität zurück<br />
Metafiktion und Illusionsdurchbrechung<br />
Erzählweise entspricht <strong>de</strong>r von John Locke entwickelten Theorie <strong>de</strong>r I<strong>de</strong>enassoziation<br />
Körpersprache als wichtiges Nonverbales Ausdrucksmittel für die Zusammenhänge zwischen<br />
Kommunikation, sensibility, Moral. Während Dialoge scheitern wird das Wesen <strong>de</strong>r Figuren<br />
durch ihre Mimik und Gestik <strong>de</strong>utlich.<br />
Kritik an <strong>de</strong>r Empfindsamkeit: A Sentimental Journey<br />
Kritik am mit <strong>de</strong>r Empfindsamkeit einhergehen<strong>de</strong>n Voyeurismus und an <strong>de</strong>r<br />
sensationsheischen<strong>de</strong> Verwendung empfindsamer Werte<br />
� Ironisierung, <strong>de</strong>nn: Nachempfin<strong>de</strong>n von Lei<strong>de</strong>n führt nicht zu Hilfe, son<strong>de</strong>rn zur<br />
Verdrängung <strong>de</strong>r Missstän<strong>de</strong>, was durch die eigenen Sensibilität begrün<strong>de</strong>t wird.<br />
The Man of Feeling<br />
Archetypisch von Henry Mackenzie: Typus <strong>de</strong>s sehr feinfühligen, wohltätigen und verletzlichen man<br />
of feeling. Er verfügt über ein großes Maß an sensibility und nimmt tränenreich Anteil am Schicksal<br />
seiner lei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Mitmenschen.<br />
Beabsichtigt ist das Ansprechen <strong>de</strong>s Lesers, um <strong>de</strong>ssen Emotionen zu kultivieren und <strong>de</strong>ssen<br />
Moral zu heben<br />
Ent<strong>de</strong>ckung von Humanität<br />
Hinwendung zum Subjekt<br />
� Geistes- und kulturgeschichtliche Umbruchsphase, Epochenschwelle zwischen<br />
Klassizismus und Aufklärung / Romantik<br />
Richard Leinstein
14 Examensvorbereitung | Englische Literaturwissenschaft | Roman <strong>de</strong>s 18. Jahrhun<strong>de</strong>rts<br />
Der Schauerroman: Horace Walpole, Clara Reeve, Ann Radcliffe, Matthew Lewis<br />
Gegenreaktion zur Aufklärung<br />
Ingeborg Weber: Der Schauerroman entstand im Spannungsfeld zwischen Aufklärung und<br />
Romantik<br />
Entwicklung weg von <strong>de</strong>r Werkästhetik <strong>de</strong>s Schönen hin zur Wirkungsästhetik <strong>de</strong>s Erhabenen<br />
Horace Walpole: The Castle of Otranto<br />
Schauer und Übernatürliches steht im Dienste von Vernunft und Moral, erst in Matthew<br />
Lewis’ The Monk wird <strong>de</strong>r Bruch mit <strong>de</strong>n Werten <strong>de</strong>r Aufklärung <strong>de</strong>utlich.<br />
Enge Beziehung zwischen <strong>de</strong>r Gothic Novel und <strong>de</strong>m Roman <strong>de</strong>r Empfindsamkeit.<br />
Gothic verweist auf die „gotische“ Zeit <strong>de</strong>s „dunklen“ Mittelalters, in welcher die Handlungen<br />
oft angesie<strong>de</strong>lt sind.<br />
Betonung <strong>de</strong>s Antirationalen, <strong>de</strong>r affektiv-emotionalen Reaktionen<br />
Furcht und Bewun<strong>de</strong>rung stets als gepaarte Effekte (Edmund Burke: Delightful horror)<br />
Versuch, romance und novel miteinan<strong>de</strong>r zu verschmelzen<br />
Gattungskonventionen<br />
Oft Schil<strong>de</strong>rung schrecklichen Leids<br />
Ausgeprägte Semantisierung <strong>de</strong>r Raumdarstellung � Eigenständiger Be<strong>de</strong>utungsträger<br />
Auf Opposition beruhen<strong>de</strong> Figurenkonstellationen<br />
Spannungsreiche Handlungsführung, Häufung übernatürlicher und grauenerregen<strong>de</strong>r Szenen<br />
Merkmalsmatrix <strong>de</strong>s Schauerromans<br />
Ort Abgelegene Schauplätze, oft alte und verwahrloste Schlösser o<strong>de</strong>r Klöster mit<br />
düsteren Verliesen, unterirdischen Gewölben und labyrinthischen Gängen<br />
Zeit Meist „dunkles“ Mittelalter o<strong>de</strong>r frem<strong>de</strong> Län<strong>de</strong>r in einem früheren<br />
Jahrhun<strong>de</strong>rt<br />
Figurendarstellung<br />
und<br />
Figurenkonstellation<br />
Starke Typisierung und Schwarz-Weiß-Zeichnung; klare Kontrastrelationen<br />
zwischen dämonisierten Schurken und i<strong>de</strong>alisierten Figuren (durchtriebene<br />
Bösewichter, lüsterne Schurken vs. gepeinigte Opfer, verfolgte Jungfrauen in<br />
argen Nöten)<br />
Handlung Häufung von mysteriösen, übernatürlichen Ereignissen; kalkulierter<br />
Spannungsaufbau mit vielen Spannungsbögen; Handlungsverlauf ist geprägt<br />
vom Motiv <strong>de</strong>r verfolgten Unschuld.<br />
Weitere<br />
Geistererscheinungen, Magie, prophetische Vorhersagen, Stürme und<br />
Versatzstücke Gewitter<br />
Erzählsituation Auktoriale Erzählweise bevorzugt<br />
Ann Radcliffe<br />
Unterscheidung terror � horror<br />
Roman: Thy Mysteries of Udolpho<br />
Verwischung <strong>de</strong>r Grenze zwischen wahrnehmen<strong>de</strong>m Subjekt und wahrgenommenem Objekt.<br />
Loslösung von <strong>de</strong>r Aufklärung<br />
Loslösung vom Glauben an die benevolentia, an das Gute, die Ordnung, die gerechte Vergeltung für<br />
Sün<strong>de</strong>n<br />
Richard Leinstein
15 Examensvorbereitung | Englische Literaturwissenschaft | Roman <strong>de</strong>s 18. Jahrhun<strong>de</strong>rts<br />
Der politische I<strong>de</strong>enroman: Robert Bage, Thomas Holcroft, Mary Hays, Mary<br />
Wollstonecraft, William Godwin<br />
Politisierung <strong>de</strong>s Romans, Romane in <strong>de</strong>n Jahren nach <strong>de</strong>r französischen Revolution<br />
Hays und Wollstonecraft <strong>de</strong>hnen die politischen For<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>r französischen Revolution<br />
auf die Frauen aus.<br />
Bescheinigung eines engen Zusammenhangs zwischen <strong>de</strong>r politischen Sphäre und <strong>de</strong>m<br />
familiären Zusammenleben<br />
Ausblick: Traditionslinien und Entwicklungsten<strong>de</strong>nzen<br />
Begründung von Traditionslinien<br />
Der Roman <strong>de</strong>s 18. Jahrhun<strong>de</strong>rts legt <strong>de</strong>n Grundstein für min<strong>de</strong>stens 4 Traditionslinien<br />
Die pikaresken Abenteuerromane und die fiktive Autobiographie weisen auf <strong>de</strong>n<br />
realistischen Gesellschaftsroman <strong>de</strong>s 19. Jahrhun<strong>de</strong>rts voraus<br />
Richardson begrün<strong>de</strong>te einen neuartigen psychologischen Realismus, <strong>de</strong>r in <strong>de</strong>r<br />
Bewusstseinskunst <strong>de</strong>r Mo<strong>de</strong>rne weiterentwickelt wur<strong>de</strong><br />
Begründung einer weiblichen Traditionslinie, die auf die weiblichen Entwicklungsromane <strong>de</strong>s<br />
19. und 20. Jahrhun<strong>de</strong>rts vorausweisen.<br />
Narrative Techniken Fieldings und Sternes als Vorläufer vieler experimenteller<br />
Erzähltechniken <strong>de</strong>r Postmo<strong>de</strong>rne, <strong>de</strong>m realistischen Roman entgegengesetztes<br />
illusionsstören<strong>de</strong>s Erzählen<br />
Romanentwicklung ab 1750<br />
Radikales Infragestellen <strong>de</strong>r Erzählbarkeit von Lebensgeschichten (Sterne)<br />
Aufkündigung <strong>de</strong>r Wie<strong>de</strong>rerkennbarkeit <strong>de</strong>r dargestellten Wirklichkeit durch <strong>de</strong>n Leser<br />
(Gothic Novel)<br />
Auflösung zwischen Moral und Wirklichkeitserfahrung (Goldsmith)<br />
Romane als Medium kultureller Sinngebung<br />
Ausdruck und Teil einer kulturellen Umbruchsituation<br />
Wesentliche Momente <strong>de</strong>s Wirklichkeitsmo<strong>de</strong>lls wur<strong>de</strong>n infrage gestellt und verän<strong>de</strong>rt �<br />
Roman als Forum für konkurrieren<strong>de</strong> Diskurse und Ansichten<br />
Mehrstimmigkeit <strong>de</strong>s Romans<br />
o Erkenntnistheoretische<br />
o Moralphilosophische<br />
o Feministische<br />
o Sozialpolitische Fragen konnten von verschie<strong>de</strong>nen Standpunkten aus erzählerisch<br />
gestaltet und diskutiert wer<strong>de</strong>n.<br />
Pluralisierung von Moral- und Wirklichkeitsvorstellungen<br />
� Roman als Instrument zur Bewältigung von epochenspezifischen Problemen und Krisen.<br />
Keine mimetische Wi<strong>de</strong>rspiegelung sozialer und intellektueller Probleme, son<strong>de</strong>rn<br />
Erzeugung neuer Denk- und Empfindungsweisen.<br />
Richard Leinstein
16 Examensvorbereitung | Englische Literaturwissenschaft | Roman <strong>de</strong>s 18. Jahrhun<strong>de</strong>rts<br />
Die englische Literatur <strong>de</strong>s 18. Jahrhun<strong>de</strong>rts aus<br />
kulturwissenschaftlicher und funktionsgeschichtlicher Sicht<br />
Gattungsübergreifen<strong>de</strong> Ten<strong>de</strong>nzen<br />
Kommerzialisierung <strong>de</strong>r Literatur<br />
Ausdifferenzierung und Professionalisierung <strong>de</strong>s Literatursystems<br />
Aufstieg <strong>de</strong>s Realismus (manifestierte sich sogar in <strong>de</strong>r Lyrik)<br />
Moralisch-didaktische Wirkungsintention<br />
Glaube an die gesellschaftliche Nützlichkeit von Literatur<br />
Fließen<strong>de</strong> Übergänge zwischen verschie<strong>de</strong>nen Gattungen<br />
Fließen<strong>de</strong> Übergänge zwischen „hoher“ Literatur und populärer Unterhaltungsliteratur<br />
Vielzahl von Gattungsmischungen<br />
Nie<strong>de</strong>rgang aristokratischer I<strong>de</strong>ale und Aufstieg <strong>de</strong>r Mittelschicht mit ihren<br />
Wertvorstellungen<br />
Akzentverlagerung vom wahrgenommenen Objekt hin zum wahrnehmen<strong>de</strong>n Subjekt<br />
(Aufwertung <strong>de</strong>r Subjektivität)<br />
Entwicklung vom Klassizismus hin zur Romantik<br />
Von <strong>de</strong>n Palästen in die Kaffeehäuser<br />
Demokratisierung von Literatur<br />
Verän<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Rezipientenschicht<br />
Wertewan<strong>de</strong>l und Selbstbild <strong>de</strong>r Mittelschicht<br />
Aufwertung bürgerlicher Tugend- und Moralvorstellungen<br />
Ehrlichkeit wur<strong>de</strong> von <strong>de</strong>r Mittelschicht für sich beansprucht, ebenso politeness (als Ausdruck<br />
genuiner innerlicher Empfindungen, gegenüber „heuchlerischen“ A<strong>de</strong>ligen)<br />
Ent<strong>de</strong>ckung <strong>de</strong>r Humanität<br />
o Empathie und Mitgefühl als neue Werte<br />
o Benevolentia<br />
Feminisierung <strong>de</strong>r Kultur<br />
Wertschätzung <strong>de</strong>s weiblichen Geschlechts stieg stark an<br />
Das Wissen, welches an Universitäten vermittelt wur<strong>de</strong> (zu welchen Frauen keinen Zutritt<br />
hatten) wur<strong>de</strong> als weniger wichtig angesehen.<br />
Wertewan<strong>de</strong>l und Gattungssystem<br />
Sentimental comedy<br />
Domestic tragedy<br />
Aufstieg <strong>de</strong>s Romans<br />
Nie<strong>de</strong>rgang <strong>de</strong>r Satire<br />
Die Autoren verstan<strong>de</strong>n sich nicht mehr als Verfechter sittlicher Werte und Normen, son<strong>de</strong>rn<br />
als verständnisvolle Beobachter ihrer Mitmenschen und interessierten sich daher stärker für<br />
<strong>de</strong>ren Persönlichkeit und die Motive ihres Denkens und Han<strong>de</strong>lns.<br />
Parodie und Intertextualität als Motor <strong>de</strong>r literarischen Evolution<br />
Manifestierung <strong>de</strong>s Nie<strong>de</strong>rgangs heroischer Aristokratischer I<strong>de</strong>ale im Erfolg von burlesken<br />
Genres und Parodien<br />
Parodie: Kritik an obsoleten Ausdrucksformen, Spiel mit Gattungskonventionen<br />
Richard Leinstein
17 Examensvorbereitung | Englische Literaturwissenschaft | Roman <strong>de</strong>s 18. Jahrhun<strong>de</strong>rts<br />
Funktionen<br />
Pro<strong>de</strong>sse aut <strong>de</strong>lectare (moralisch-didaktische Intentionen & Erbauung und Belehrung)<br />
Ästhetisch-kulinarische Unterhaltung<br />
Gesellschaftliches Medium <strong>de</strong>r Zeitkritik, <strong>de</strong>r politischen und sozialen Meinungsbildung<br />
Medium <strong>de</strong>r Etablierung neuer Wertvorstellungen und Einstellungen<br />
Geschichtsdarstellung, kulturelle Erinnerung, historische Sinnstiftung<br />
Politische Bilanzierungs- und Orientierungsfunktion<br />
Nationale I<strong>de</strong>ntität und Xenophobie (Frem<strong>de</strong>nfeindlichkeit)<br />
Englän<strong>de</strong>r sahen liberty und property als zentrale Werte ihrer Nation.<br />
Kultureller Nationalismus<br />
Stolz auf Han<strong>de</strong>l<br />
Hohe merkantile Entwicklung galt als Grund für die ausgeprägte Humanität und politeness<br />
<strong>de</strong>r Englän<strong>de</strong>r und für <strong>de</strong>n fortgeschrittenen Stand <strong>de</strong>r Künste<br />
Aktualität dieser Epoche<br />
Unklare Grenze zwischen fiktionalen und nichtfiktionalen Gattungen<br />
Metafiktionale Rückbezüglichkeit<br />
Richard Leinstein