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Kollektion Naturwissenschaften und Technik Wilhelm Ostwald ...

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sich nicht um das persönliche Schicksal des Einzelnen<br />

<strong>und</strong> sie darf in solchen Fällen durchaus keine Dankbarkeit<br />

kennen <strong>und</strong> üben.<br />

Somit bleibt nur die andere Möglichkeit übrig: man<br />

verläßt rechtzeitig die gefahrdrohende Stellung an der<br />

Spitze <strong>und</strong> tritt zur Seite. Um nicht melancholisch zu<br />

werden, wenn man das Ding, dem man die besten Kräfte<br />

der besten Jahre gewidmet hat, nun unbekümmert seinen<br />

eigenen Weg weitergehen sehen muß, ist es dann am<br />

besten, persönlich einen neuen Weg einzuschlagen, auf<br />

dem solche Gefahren noch nicht drohen.<br />

Dies wird um so leichter, je weniger einseitig man<br />

früher gewesen ist. Hat man nichts anderes im Kopfe<br />

gehabt, als jene Aufgaben <strong>und</strong> Arbeiten, so ist man übel<br />

daran. Man muß, um ein anderes Bild zu brauchen,<br />

folgeweise vom Pferd auf den Esel steigen <strong>und</strong> zuletzt<br />

als kümmerlicher Fußgänger hinterdrein humpeln. Dem<br />

Außenstehenden mag es nicht so scheinen, zumal wenn<br />

Ruhm <strong>und</strong> äußere Stellung, wie das die Regel ist, auch<br />

in solcher Zeit weiter zunehmen. Aber innerlich erlebt<br />

der Alternde doch jenen Abstieg unerbittlich <strong>und</strong> seine<br />

Lage wird nicht schöner, wenn er diesen unvermeid'ichen<br />

Vorgang durch zunehmende Betonung des Wertes, den<br />

er auf äußere Anerkennung legt, zuzudecken versucht. Oft<br />

gelingt dies äußerlich <strong>und</strong> wir haben nicht wenige alte<br />

Größen, die als ihr eigenes Denkmal würdevoll dasitzen<br />

<strong>und</strong> den Weihrauch entgegennehmen. Aber das un-<br />

abweisbare Gefühl der eigenen Unzulänglichkeit, wenn<br />

es auch oft unterbewußt bleibt, macht ein solches Dasein<br />

nicht beneidenswert.<br />

Viel besser ist der daran, dem aus seinen zeugungs-<br />

kräftigen Jugendjahren andere Aufgaben übrig geblieben<br />

sind, für die er förderliche Gedanken gehabt hat <strong>und</strong><br />

denen er sich nur deshalb nicht hat widmen können,<br />

weil das zuerst ergriffene Problem ihn so mit Früchten<br />

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