7. Ausgabe als pdf - MannchenNet
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Der Ethikrat des<br />
Caritasverbandes<br />
Der Caritasverband der Erzdiözese München<br />
und Freising hat einen Ethikrat ins Leben gerufen.<br />
Initiator Caritasdirektor Prälat Hans Lindenberger:<br />
„Der Ethikrat soll Mitarbeitenden in<br />
unseren Einrichtungen für alte und behinderte<br />
Menschen und Seelsorgern Beratung und Hilfestellung<br />
in schwierigen Entscheidungslagen<br />
geben. Zum Beispiel, wenn es darum geht, ob<br />
ein Bewohner mit einer Magensonde ernährt<br />
werden soll oder nicht.“<br />
Der Caritas-Ethikrat richtet sich an die CaritasmitarbeiterInnen<br />
und an die Seelsorger<br />
in der Erzdiözese München und Freising e.V..<br />
BetreuerInnen von BewohnerInnen, PatientInnen,<br />
KlientInnen, die gleichzeitig durch die<br />
Caritas betreut werden, können sich ebenfalls<br />
an den Caritas-Ethikrat wenden.<br />
Der Caritas-Ethikrat besteht aus Praktikern<br />
unterschiedlicher Bereiche. Mitglieder sind<br />
neben Caritasdirektor Lindenberger der Palliativmediziner<br />
Dr. Marcus Schlemmer, die Theologen<br />
Marianne Habersetzer und Dr. Thomas<br />
Hagen, die Pflegefachleute Brigitte Hirsch und<br />
Hans-Peter Kallin, der Altenheimleiter Friedrich<br />
Schwarz, der Erwachsenenpädagoge Gerhard<br />
Deser und der Jurist Karlo Heßdörfer. Der Auftrag<br />
bei ihren Treffen ist eine ethische Fallberatung<br />
der Teams in den Caritaseinrichtungen<br />
und Pfarreien. Lindenberger: „Es geht mir um<br />
eine Entlastung von Mitarbeitenden und Seelsorgern<br />
bei praktischen Fragen in ihrem konkreten<br />
Arbeitsalltag. Diese Fälle wollen wir aufgreifen<br />
und aus ethischer Sicht beleuchten.“<br />
In einem zweiten Schritt will der Ethikrat<br />
aus der Erfahrung der behandelten Fragen heraus<br />
auch präventiv beraten und in der Folge<br />
Orientierungshilfen publizieren. Konkrete Fragestellungen<br />
werden immer vor Ort behandelt<br />
und auch dort entschieden. Ziel des Ethikrates<br />
ist deshalb eine Unterstützung der Einrichtungen<br />
beim Aufbau von Kompetenzen und<br />
Ressourcen für eine Ethikberatung vor Ort, z.B.<br />
durch die Ausbildung von Ethik-Moderatoren.<br />
Der Caritasdirektor: „Der Ethikrat ist keine<br />
Erfindung der Caritas. Es gibt ihn in ähnlicher<br />
Form bereits an anderen Orten. Das Novum bei<br />
uns ist die Einbindung der Einrichtungen für<br />
Menschen mit Behinderungen. Diese ist uns ein<br />
großes Anliegen - vor dem Hintergrund, dass<br />
die erste Nachkriegsgeneration von behinderten<br />
Menschen alt wird und sich in den Behinderten-Einrichtungen<br />
ähnliche Fragestellungen<br />
ergeben wie etwa in den Altenheimen.“<br />
Ansprechpartner für Anfragen ist Benjamin<br />
Krückl, Fachreferent für Hospiz beim Caritasverband.<br />
benjamin.krueckl@caritasmuenchen.de<br />
Rechtsprechung<br />
in Kürze<br />
LG Köln, Urteil v. 14.5.97 – 13 S 17/97,<br />
FamRZ 1998, 919<br />
Die Beantragung von Sozialhilfe für den<br />
Betreuten fällt in den Bereich der Personensorge<br />
und nicht in den Aufgabenkreis der<br />
Vermögenssorge. Ist dem Betreuer nur die<br />
Vermögenssoge übertragen, so haftet er für<br />
den Schaden aus einem verspäteten Antrag<br />
auf Sozialhilfe nicht.<br />
LG Berlin, Urteil v. 20.9.2000 – 11 O<br />
75/99, BTPrax 2001, 83 =NJWE-FER 2001,<br />
210<br />
Ein Betreuer haftet dem Betroffenen nicht<br />
auf Ersatz der durch verspätete Rentenantragstellung<br />
entgangenen Rentenzahlungen,<br />
wenn auf Wunsch der Betroffenen zunächst<br />
versucht werden sollte, ihre Erwerbsfähigkeit<br />
durch Rehabilitationsmaßnahmen wieder<br />
herzustellen.<br />
AG Laufen, Urteil v. 19.10.2000 – 1 C<br />
713/00, FamRZ 2001, 1554<br />
Es gehört zu den Nebenpflichten eines<br />
Pflegedienstes, der die sogenannte kleine<br />
und große hauswirtschaftliche Versorgung<br />
einer Betreuten übernommen hat, die Wohnung<br />
gelegentlich auf technische Mängel<br />
zu überprüfen und gegebenenfalls deren<br />
Abschaffung zu veranlassen. Eine etwaige<br />
Kontrollverpflichtung des Betreuers ist nachrangig.<br />
B e i t r a g<br />
LG Berlin, Urteil v. 10.5.01 – 31 O<br />
658/99, BtPrax 2001, 215 = bt-info<br />
2002,26(LS) = FamRZ 2002, 345 = FÜR<br />
2002, 20<br />
Die Geltendmachung von Rentenansprüchen<br />
gehört zum Aufgabenkreis des Betreuers,<br />
dem die Vermögenssorge übertragen ist.<br />
Der Betroffene hat einen Schadensersatzanspruch<br />
gegen den Betreuer, wenn dieser es<br />
schuldhaft unterlässt, rechtzeitig einen Antrag<br />
auf Erwerbsunfähigkeitsrente zu stellen.<br />
AG Essen, Urteill v. 24.5.2000 – 29 C<br />
63/00,NJWE-FER 2000, 257<br />
Der Abschluss eines Altenheimvertrages<br />
zu Gunsten des Betreuten begründet für den<br />
Betreuer keine eigene persönliche Haftung in<br />
Bezug auf die aus dem Vertrag resultierenden<br />
Verbindlichkeiten.<br />
AG Düsseldorf, Urteil v. 29.11.2007<br />
– 27 C 11629/06, BTPrax 2008, 89=FamRZ<br />
2008,1029 (LS)<br />
Allein die Stellung <strong>als</strong> Betreuer im Sinne<br />
von §§ 189 ff.BGB ergibt nicht, dass diesem<br />
die Aufsichtspflicht über den Betreuten obliegt.<br />
Ein erwachsener Mensch unterliegt einer<br />
gesetzlichen Aufsichtspflicht nur dann,,<br />
wenn einem Betreuer entweder die gesamte<br />
Personensorge oder speziell die Beaufsichtigung<br />
des Betreuten durch Gerichtsbeschluss<br />
übertragen worden ist.<br />
Betreuung heute 19