aktuell - Mentz Datenverarbeitung GmbH
aktuell - Mentz Datenverarbeitung GmbH
aktuell - Mentz Datenverarbeitung GmbH
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
6 mdv <strong>aktuell</strong> II/2012<br />
Die Bühne ist aufgebaut<br />
Es gibt heutzutage wahrscheinlich keinen<br />
Markt, in dem es so schnelle Entwicklungen<br />
gibt, wie bei Smartphones und deren Ökosystem.<br />
Es vergeht kaum ein Tag, an dem nicht<br />
einer der Hersteller ein neues Gerät vorstellt,<br />
das in der einen oder anderen Ecke besser ist<br />
als die bisherigen Geräte. Und wer sich ein<br />
Smartphone kauft, der weiß, dass es bereits<br />
nach einigen Wochen oder spätestens Monaten<br />
schon nicht mehr auf dem neuesten Stand der<br />
Technik sein wird.<br />
Dieser rasante Fortschritt hat für die Verbraucher<br />
aber auch äußerst positive Seiten und hat<br />
in den letzten Jahren unser Leben stark verändert.<br />
Auch der Umgang mit dem öffentlichen<br />
Verkehr verändert sich aus Sicht der Fahrgäste<br />
zunehmend. Es ist noch nicht allzu lange her,<br />
dass Fahrgäste ihre Informationen aus einmal<br />
im Jahr erscheinenden Büchern bezogen<br />
haben. Seit einigen Jahren hat sich die elektronische<br />
Fahrplanauskunft (EFA) durchgesetzt,<br />
und Fahrgäste informieren sich erst kurz vor<br />
dem Antritt einer konkreten Reise.<br />
Mit dem Einzug der Apps in Smartphones verändert<br />
sich dieses Verhalten erneut. Fahrgäste<br />
holen sich ihre Informationen nun noch zeit -<br />
naher vor Antritt ihrer Fahrt – manchmal sogar<br />
erst, wenn sie schon unterwegs sind.<br />
mdv bietet bereits seit einigen Jahren Apps an,<br />
die diese geänderten Gewohnheiten unterstützen<br />
und so den öffentlichen Verkehr für Fahrgäste<br />
angenehmer gestalten. In den letzten<br />
Monaten haben sich dabei drei wesentliche<br />
neue Funktionen herauskristallisiert, die speziell<br />
auf die geänderten Bedürfnisse und Möglichkeiten<br />
im öffentlichen Verkehr eingehen.<br />
Albtraum im ÖV<br />
Wenn Fahrgäste gefragt werden, in welchem<br />
Teil einer Reise sie sich am unwohlsten gefühlt<br />
haben, dann gibt es zwei herausragende<br />
Themen:<br />
- Kauf des Fahrscheins<br />
- Beim Umsteigen<br />
Der Kauf des Fahrscheins ist für viele immer<br />
noch ein Graus. Denn die Fahrscheinautomaten<br />
sind zwar sehr mächtig und bieten meist fast<br />
alle Fahrscheine an, sie leiden aber auch an<br />
einem konzeptionellen Problem: Sie wissen<br />
nicht, was der Fahrgast in dem Moment gerade<br />
braucht, wenn er vor ihnen steht. Somit muss<br />
die Lösung der Probleme ‘Welchen Fahrschein<br />
brauche ich?’ und ‘Wo finde ich den Fahrschein<br />
im Automaten?’ durch den Fahrgast erbracht<br />
werden. Die erste Frage (Welcher Fahrschein?)<br />
lässt dabei im heutigen Tarifdschungel oft nicht<br />
leicht beantworten – vor allem, wenn man in<br />
unbekannten Gegenden unterwegs ist. Früher<br />
wurde diese Frage vom Busfahrer gelöst, der<br />
auch noch gleich den Fahrschein ausdruckte<br />
und überreichte. Heute hat es der Fahrgast oft<br />
schwer, selbst wenn er weiß, welchen Fahrschein<br />
er braucht. Denn durch die große Anzahl<br />
von Fahrkarten, die am Automaten angeboten<br />
werden, muss er sich meist erst durch einige<br />
Menüpunkte kämpfen, bis er zum gewünschten<br />
Fahrschein kommt. Von dort sind es wieder<br />
einige Klicks, um ihn auch zu bezahlen. Auch<br />
hier kann einiges schief gehen, wie man öfters<br />
an Fahrgästen sehen kann, die den gleichen<br />
Geldschein immer wieder in den Schlitz zu<br />
schieben versuchen.<br />
Für Smartphone-Benutzer bietet mdv daher<br />
eine deutlich einfachere und komfortablere<br />
Lösung an: Den Kauf des Fahrscheins direkt aus<br />
der App heraus. Dabei kann die App (bei mdv<br />
heißen die Apps für Smartphones ‘Companion’)<br />
ihr Vorwissen aus der Auskunft nutzen, um<br />
direkt die für die Reise des Benutzers möglichen<br />
Fahrscheine anzuzeigen – es entfällt also ein<br />
großer Teil der Suche nach dem passenden<br />
Ticket.<br />
Auch das Bezahlen ist mit Smartphone deutlich<br />
einfacher: Der Companion unterstützt unterschiedliche<br />
Bezahlsysteme, von denen das einfachste<br />
eine Bezahlung per Telefonrechnung<br />
ermöglicht. Damit kann der Benutzer so einfach<br />
einen Fahrschein kaufen, wie nie zuvor, weil er<br />
sich bei keinem Anbieter registrieren muss.<br />
Der Companion unterstützt aber auch das in<br />
Deutschland weit verbreitete ‘HandyTicket’. Hier<br />
muss man sich zwar einmalig anmelden und im<br />
Companion die Zugangsdaten hinterlegen,<br />
kann dann aber genauso komfortabel seine<br />
Fahrscheine am Handy kaufen. mdv könnte<br />
auch weitere Ticketing-Systeme integrieren,<br />
falls hierzu Interesse besteht – der Companion<br />
ist dafür flexibel genug.<br />
‘Lassen Sie mich Ihnen helfen!’<br />
Wie anfangs schon erwähnt informieren sich<br />
immer mehr Fahrgäste sehr kurz vor Antritt der<br />
Reise – manchmal sogar erst währenddessen.<br />
Besonders interessant sind Informationen<br />
natürlich dann, wenn etwas Unvorhergesehenes<br />
passiert. Die klassische EFA wird allerdings<br />
meist als Planungswerkzeug verwendet und<br />
kann somit im schlimmsten Fall (es passiert<br />
etwas während der Reise) nicht mehr helfen.<br />
Beim Companion ist dies anders – da der Fahrgast<br />
das Handy immer dabei hat, kann er auch<br />
während der Fahrt informiert werden. Und<br />
genau das kann der Companion inzwischen<br />
auch: Er bietet eine echte Fahrtbegleitung, statt<br />
nur einer Auskunft.<br />
Damit bietet der Companion den ganzen Komfort,<br />
den man aus Navigationssystemen kennt,<br />
nun auch für den öffentlichen Verkehr. Der<br />
Benutzer muss sich lediglich für ein Ziel entscheiden<br />
(als Start wird dann die per GPS ermittelte<br />
Position genommen) und wird mit visuellen<br />
und akustischen Anleitungen bis zu seinem<br />
Ziel geführt. Der Companion informiert sich<br />
dabei selbstständig über Probleme, die unterwegs<br />
auftreten können. Erkennt er eine Stö-<br />
rung, die die geplante Reise beeinflusst, sucht<br />
er nach Alternativen oder lässt den Benutzer<br />
über das weitere Vorgehen auswählen. Aber<br />
nicht nur externe Störungen (Verspätungen,<br />
verpasste Anschlüsse, etc.) werden berücksichtigt,<br />
sondern auch Probleme des Fahrgasts<br />
selbst. Hat er sich zum Beispiel verlaufen oder<br />
geht zu langsam, wird er darauf hingewiesen.<br />
Umstiege sind dabei mit einer Karte und Anweisungen<br />
hinterlegt, so dass auch das zweite<br />
oben beschriebene Problemthema für Fahrgäste<br />
vereinfacht wird. Insgesamt geht dies also<br />
deutlich über das Angebot der klassischen EFA<br />
im Web hinaus und unterstützt Fahrgäste dort,<br />
wo sie es am nötigsten haben: Wenn etwas<br />
schief geht.<br />
Mitmach-ÖV<br />
Die Entwicklung von Web 1.0 zu Web 2.0 war<br />
eine Entwicklung von statischen Seiten hin zu<br />
Inhalten, die Benutzer selbst gestaltet haben.<br />
Einige der erfolgreichsten Webseiten werden<br />
inzwischen von der ‘Community’ erstellt, wie<br />
z.B. Wikipedia.<br />
Wir wollten im Öffentlichen Verkehr etwas Ähnliches<br />
erreichen und den Fahrgästen ermöglichen,<br />
für ihre Mitfahrer einen Mehrwert zu<br />
schaffen. Daher haben wir zusammen mit dem<br />
MVV (Münchner Verkehrs- und Tarifverbund<br />
<strong>GmbH</strong>) eine Erweiterung in den Companion<br />
eingebaut, die wir in Anlehnung an den ‘Web<br />
2.0’-Grundsatz ‘Mobile Community’ genannt<br />
haben. Die Idee dahinter ist, dass Fahrgäste sich<br />
gegenseitig Informationen zur Verfügung stellen,<br />
die offizielle Stellen nicht haben oder nicht<br />
so effizient verteilen können. Im ersten Schritt<br />
haben wir dabei eine Art ‘ÖV Staumelder’ eingebaut,<br />
der es den Fahrgästen ermöglicht, Verspätungen<br />
zu erfassen. Diese Meldungen werden<br />
dann (ähnlich den Staumeldern im Radio)<br />
allen Fahrgästen zur Verfügung gestellt.<br />
Ein derartiger Dienst ist sowohl für uns als auch<br />
für den MVV neues Terrain gewesen, daher<br />
haben wir uns intensiv mit dem Potential der<br />
Idee und möglichen Problemen beschäftigt.<br />
Diese Überlegungen gingen dann in eine Planungs-<br />
und Konzeptphase ein, in der zahlreiche<br />
Grundsätze entwickelt wurden, um Missbrauch<br />
des Dienstes zu verhindern und ihn gleichzeitig<br />
möglichst hilfreich zu gestalten.<br />
Das Ergebnis kann sich wahrlich sehen lassen.<br />
Inzwischen nutzen hundertausende Fahrgäste<br />
des MVV den Dienst seit gut neun Monaten,<br />
und es kam bisher zu keinem Missbrauch oder<br />
einer Fehlfunktion. Vielmehr zeigt sich die<br />
Stärke der Mobile Community immer dann,<br />
wenn etwas Unvorhergesehenes passiert. Die<br />
Fahrgäste sind hier meist schneller und oft<br />
genauer als es die offiziellen Stellen und Techniken<br />
sein können.