Swiss Cycling Journal 03/2005 - Velo-Moto-Club Männedorf
Swiss Cycling Journal 03/2005 - Velo-Moto-Club Männedorf
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Stichwort SWISS CYCLING<br />
Da liegt er nun also, der Scherbenhaufen.<br />
Ein glattes «Nein» der<br />
Delegierten fegte die Arbeit von<br />
zwei Jahren vom Tisch.<br />
Sieger gab es keine. Dafür einen grossen<br />
Verlierer: Den Radsport. Verfahren,<br />
aufgestellt am Berg, mit einem Hungerast<br />
den Kontakt zum Feld verloren. Am Ende<br />
blieben im Angesicht des Besenwagens<br />
weitgehend ratlose Gesichter zurück in<br />
Seedorf.<br />
Man mag zur Regionalisierung stehen<br />
wie man will: Die Demokratie gebietet<br />
es, dass der Entscheid der Mehrheit<br />
zu akzeptieren ist. Dies, auch wenn die<br />
Auswirkungen noch längst nicht in allen<br />
Konsequenzen fassbar sind.<br />
Dabei geht es nicht um Personen. Bei aller<br />
persönlichen Dramatik, und bei voller<br />
Anerkennung des immensen Einsatzes von<br />
Fränk Hofer: niemand ist unersetzlich.<br />
Das gilt auch bei <strong>Swiss</strong> <strong>Cycling</strong>. Es geht<br />
auch nicht um das Thema der Regionalisierung.<br />
Das Verbandsleben von <strong>Swiss</strong><br />
<strong>Cycling</strong> ist nicht existenziell mit dem<br />
Entscheid von Seedorf verknüpft (auch<br />
wenn da und dort die Notwendigkeit von<br />
Veränderungen zwar erkannt, der vorgeschlagene<br />
Weg oder das Vorgehen aber<br />
als falsch erachtet<br />
wurden).<br />
Die Vielseitigkeit<br />
des Verbandes –<br />
Hypothek oder<br />
Chance?<br />
Es wäre durchaus<br />
interessant<br />
zu wissen, ob der<br />
Entscheid von<br />
Seedorf von der<br />
gesamten Basis des<br />
Verbandes getragen<br />
wird. Leider ist es – im Gegensatz<br />
etwa zu politischen Abstimmungen – bei<br />
uns nicht üblich, dass die Hintergründe<br />
von Entscheiden wissenschaftlich analysiert<br />
werden. Die Frage aber drängt sich<br />
auf: Repräsentierten jene, die in Seedorf<br />
abstimmten, auch die Meinung der Mehrheit<br />
der Mitglieder? Wir kennen keine<br />
basisdemokratischen Instrumente wie<br />
etwa eine Volksabstimmung. Die Delegiertenversammlung<br />
ist in unserem Verband<br />
die höchste Instanz. Vielleicht aber ist die<br />
Das Malheur von<br />
Seedorf als<br />
Chance nutzen ...<br />
geplante Regionalisierung eine so tiefgreifende<br />
Revolution, dass man auch hier<br />
neue Wege gehen müsste?<br />
Revolution ist denn auch das richtige<br />
Stichwort. Es war bedrückend, wie in<br />
Seedorf Misstrauen und Verdächtigungen<br />
MEINUNG<br />
im Raum präsent waren. Dass dies seine<br />
Wurzeln in der Vergangenheit hat, ist klar<br />
und sogar irgendwo nachvollziehbar. Diese<br />
Altlast aber behindert<br />
den Neubeginn. Vermutlich<br />
kann der nötige Neubeginn<br />
für den Verband<br />
nur über eine Revolution<br />
erfolgen. Sie muss den<br />
Bruch mit der Vergangenheit<br />
provozieren,<br />
ohne dass der Verband<br />
damit seine Herkunft<br />
oder seine Tradition verleugnet und nicht<br />
zuletzt auch das in den vergangenen 138<br />
Jahren erworbene Knowhow verliert.<br />
Man wurde in Seedorf den Eindruck nicht<br />
los, dass die Vielseitigkeit unseres Verbandes<br />
zur Hypothek werden könnte. Denn<br />
schon kurz nach dem Entscheid kursierte<br />
das Gerücht, der Spitzensport auf der<br />
Strasse solle aus dem Verband herausgebrochen<br />
und in eine Aktiengesellschaft<br />
überführt werden.<br />
Dabei ist es die Vielschichtigkeit, welche<br />
die wohl grösste Chance darstellt. Der<br />
Bezug zum Gerät mit zwei Rädern ist es,<br />
der uns alle eint. Ob als Arbeits-, Sport-<br />
und Freizeitgerät: Mit dem <strong>Velo</strong> kann sich<br />
der Mensch im Prinzip sein ganzes Leben<br />
lang beschäftigen. Von welchem anderen<br />
Sport kann man das sonst noch behaupten?<br />
Gerade dieser Vorzug ist bezüglich<br />
Mitglieder, aber auch bezüglich Sponsoren<br />
ein unschätzbares Gut. Werfen wir es nicht<br />
auch noch auf den Scherbenhaufen!<br />
Wenn <strong>Swiss</strong> <strong>Cycling</strong> für seine Zukunft<br />
Lösungen fi nden will, müssen neue Wege<br />
beschritten werden. Es muss wohl auch<br />
ein Stück weit mit der Vergangenheit gebrochen<br />
werden, man muss loslassen und<br />
einen Schritt aufeinander zugehen. Auch<br />
ein <strong>Velo</strong>fahrer braucht den berühmten<br />
Fuss am Boden, um zu überlegen, in welche<br />
Richtung die Fahrt fortgesetzt werden<br />
soll. Nutzen wir den Moment, um uns neu<br />
zu orientieren.<br />
Benedikt Anderes<br />
Redaktor <strong>Swiss</strong> <strong>Cycling</strong> <strong>Journal</strong><br />
<strong>03</strong>/<strong>2005</strong>_d 4 <strong>Swiss</strong> <strong>Cycling</strong> | <strong>Journal</strong>