<strong>Olympische</strong> <strong>Ehren</strong> <strong>winken</strong>. VfL-Sportler in Seoul dabei — Judokas mit Medaillenchancen. Vor vier Jahren gelang ihm <strong>de</strong>r große Wurf, und das in <strong>de</strong>s Wortes ureigenster Be<strong>de</strong>utung. Frank Wienecke, mittlerweile 26 Jahre alt gewor<strong>de</strong>n, gewann in Los Angeles olympisches Gold im Judo. Er hat die Chance, <strong>de</strong>n Olympiasieg im Jahre 1988 zu wie<strong>de</strong>rholen, <strong>de</strong>nn er ist einer <strong>de</strong>r VfL- Sportler, die für Seoul nominiert wur<strong>de</strong>n. In <strong>de</strong>r Gewichtsklasse bis 78 Kilo wird Frank an <strong>de</strong>n Start gehen. Die Konkurrenz, das wur<strong>de</strong> in <strong>de</strong>n vergangenen Jahren <strong>de</strong>utlich, ist groß. Dennoch, <strong>de</strong>r Judoka aus <strong>de</strong>r Volkswagenstadt hat seinen Olympiasieg mit <strong>de</strong>m Gewinn <strong>de</strong>r Goldmedaille bei <strong>de</strong>n Europameisterschaften 1986 bestätigen können. Die Liste seiner Erfolge liest sich so: Olympiasieg, Europameisterschaft, drei <strong>de</strong>utsche Einzeltitel, Teilnehmer an <strong>de</strong>n Weltmeisterschaften, Europacupsieger mit <strong>de</strong>r VfL-Mannschaft 1981. Seit 1980 startet <strong>de</strong>r Träger <strong>de</strong>s 4. Dan für die Volkswagenstädter. Mit <strong>de</strong>m Judo hat Wienecke im Jahre 1970 begonnen. Dem Sport ist er auch beruflich verbun<strong>de</strong>n, studiert er doch in Köln an <strong>de</strong>r Hochschule das Fach Leibeserziehung. Schnell ist <strong>de</strong>r Mittelgewichtler nicht nur auf <strong>de</strong>r Matte. Zu seinen Hobbys zählt das Motorradfahren. Doch vor großen Turnieren hat er Fahrverbot: <strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>strainer hat das wegen <strong>de</strong>r Verletzungsgefahr angeordnet. Nichts einzuwen<strong>de</strong>n gibt es hingegen bei Franks zweitem Hobby: er mag kleine Zaubereien und beherrscht viele (Illusionisten-) Tricks. Vielleicht kann er auch beim olympischen Turnier in die Trickkiste greifen und eine Medaille „herausziehen”. Mit ihm nach Seoul fährt Steffen Stranz, <strong>de</strong>r in <strong>de</strong>r Klasse bis 71 Kilo auf die Matte gehen soll. Der 28jährige ist Träger <strong>de</strong>s 3. Dan und fühlt sich seit 1969 zum Judosport hingezogen. Er fühlt nicht nur seinen Gegnern auf <strong>de</strong>r Matte „auf <strong>de</strong>n Zahn”, das tut er auch beruflich mit Patienten. Steffen studiert Zahnmedizin in Kassel, nach<strong>de</strong>m er bereits ein Studium <strong>de</strong>r Bio-Medizin abgeschlossen hat. Lang ist die Liste seiner sportlichen Erfolge: sechs nationale Einzeltitel holte Steffen Stranz, zu<strong>de</strong>m wur<strong>de</strong> er noch zweimal Internationaler Deutscher Meister. Der mehrmali ge Europameisterschaftsteilnehmer errang seine größten internationalen Erfolge aber wohl bei <strong>de</strong>n Welttitelkämpfen 1983 und 1985. Da belegte Steffen Stranz jeweils Rang 3. Wie viele Sportler, so ist auch Judoka Stranz, <strong>de</strong>r seit 1985 beim VfL ist, ein Musikfan. Soul-Musik ist sein Favorit in <strong>de</strong>r Freizeit. Zu<strong>de</strong>m ist <strong>de</strong>r angehen<strong>de</strong> Zahnarzt literarisch interessiert: neben <strong>de</strong>r Musik zählt das Lesen zu seiner Freizeitbeschäftigung. Mit einem ganz an<strong>de</strong>ren Gebiet befaßt sich <strong>de</strong>r Dritte im Judo-Bun<strong>de</strong>, Axel von <strong>de</strong>r Groeben, wenn er nicht auf <strong>de</strong>r Matte stehen muß. Dann ist <strong>de</strong>r „Graf' mit seinen 125 Kilogramm Körpergewicht ein gern gesehener Gast beim American Football-Team „Crocodiles” in Köln. Dort studiert <strong>de</strong>r 32jährige Träger <strong>de</strong>s 3. Dan Jura an <strong>de</strong>r Universität, Mitglied beim VfL ist Axel seit 1977. Erfolge stellten sich rasch ein. Dreimal gewann Wolfsburg hintereinan<strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Europacup, 1979, 1980 und 1981. Axel von <strong>de</strong>r Groeben war als eifriger Punktesammler immer dabei. Mit fünf Deutschen Meisterschaften (internationale DM) kann sich <strong>de</strong>r Judo-Graf schmücken, zweimal wur<strong>de</strong> er bereits europäischer Titelträger. Seine Mannschaftsdienlichkeit bewies von <strong>de</strong>r Groeben immer wie<strong>de</strong>r, <strong>de</strong>nn nicht weniger als neunmal wur<strong>de</strong> er mit seinem Team Deutscher Mannschaftsmeister. Neben <strong>de</strong>m Football-Spielen zählen Musik und Literatur zu <strong>de</strong>n Hobbys <strong>de</strong>s Judoka und Jura- Stu<strong>de</strong>nten. Weniger um <strong>de</strong>n großen Wurf als vielmehr um gekonnte Sprünge geht es bei Anke Mühlbauer. Die Wasserspringerin erhofft sich in Seoul zumin<strong>de</strong>st Endkampfchancen in <strong>de</strong>r Disziplin vom Brett. Ihr Optimismus erhielt durch die Plazierungen <strong>de</strong>r jüngsten Vergangenheit reichlich Nahrung. Beim Springen im Münchner Olympia-Park wur<strong>de</strong> die Wolfsburgerin Dritte, beim Europa- Cup belegte sie Rang 4. Zu<strong>de</strong>m war sie als „Neuntplazierte” beim traditionellen Kunstspringen in Rostock im Finale vertreten, das gelingt Springerinnen aus Westeuropa nur äußerst selten. Mit zweistündigem Wassertraining pro Tag und <strong>de</strong>m üblichen Konditions- sowie Gymnastiktraining bereitet sich die Springerin auf Seoul vor. Unter Anleitung von Mutter Ursula Mühlbauer („Ein zweischneidiges Schwert, die eigene Tochter zu trainieren”) probt Anke <strong>de</strong>n zweieinhalbfachen Auerbach-Salto, die zweieinhalbfache Schraube o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>n eineinhalbfachen Salto rückwärts. Zum Ausgleich spielt die gelernte Arzthelferin, die jetzt im Volkswagenwerk angestellt ist, Squash, o<strong>de</strong>r sie fährt mit ihrem_Rennrad. Entspannung fin<strong>de</strong>t Anke Mühlbauer zu<strong>de</strong>m beim Hören von Musik. Es soll gar nicht selten sein, daß sie ihren Walkman zwischen zwei Sprüngen während eines Wettkampfes aufsetzt. Eine angehen<strong>de</strong> Realschullehrerin soll Wolfsburgs Farben bei <strong>de</strong>n Leichtathleten in Seoul vertreten. Karin Janke aus Ehmen ist für die 4x400-Meter-Staffel nominiert. 1979 hatte sich das ehemalige „Turnküken” <strong>de</strong>m VfL angeschlossen. Karin entwickelte sich in <strong>de</strong>r Zusar menarbeit mit Trainer Werner Morawietz zu , ner 100-, 200- und auch 400-Meter-Läuferin <strong>de</strong>r nationalen Spitzenklasse. Konsequentes Trainig, gepaart mit großem Fleiß, wur<strong>de</strong>n jetzt mit <strong>de</strong>r Nominierung für Olympia belohnt. Anerkennung sicher auch für <strong>de</strong>n 3. Platz, <strong>de</strong>n Karin bei <strong>de</strong>r Deutschen Meisterschaft über die 400 Meter belegt hat. Sie will, so betont sie, die Chance nutzen, die sich durch die Olympianominierung bietet, <strong>de</strong>nn: „die Konkurrenz über die 400 Meter ist recht groß”. Ob ein zweiter Wolfsburger Leichtathlet die Chance erhält, die grün-weißen Farben in Seoul zu vertreten, das stand bei Redaktionsschluß noch nicht fest. Norbert Ra<strong>de</strong>feld hat zwar in diesem Jahr die Hammerwurf-Qualifikation:weite mit seinen 78,28 Metern schon übert,/ fen, doch Beständigkeit seitens seiner Konkurrenten ließen die Nominierer abwarten. Leistung bestätigen hieß in <strong>de</strong>n letzten Wochen die Devise für <strong>de</strong>n Hammerwerfer. Daumen drücken heißt in diesem Fall die Devise für alle VfLer, vielleicht fliegt ja auch Norbert Ra<strong>de</strong>feld nach Seoul. Ganz sicher dabei wird Gewichtheber Maik Nill sein. Der gebürtige Braunschweiger, zu Beginn dieser Saison zum VfL zurückgekehrt, startet in <strong>de</strong>r Schwergewichtsklasse 1 (bis 100 Kilo). Erblich vorbelastet ist Maik, sein Vater ist Spartenleiter bei <strong>de</strong>n Braunschweiger Gewichthebern, und hier mag das Sprichwort vom Apfel, <strong>de</strong>r bekanntlich nicht weit vom Stamm fällt, Anwendung fin<strong>de</strong>n. Die Bestleistungen <strong>de</strong>s starken Mannes in diesem Jahr sind 165 Kilo im Reißen sein und 210 Kilo im Stoßen. Aber, so hat er Trainer Günter Wu bereits signalisiert, eine Sie- gerung auf 170 bis 172 Kilo im Reißen scheint möglich. Damit steigen die Chancen auf eine vor<strong>de</strong>re Plazierung für <strong>de</strong>n mehrfachen <strong>de</strong>utschen Titelträger natürlich sehr. Eine Schwäche hat auch <strong>de</strong>r Stärkste: die <strong>de</strong>s Maik Nill ist seine Auto-Lei<strong>de</strong>nschaft, womit auch gleich sein Hobby umrissen ist. Zur Zeit stemmt <strong>de</strong>r kaufmännische Angestellte, <strong>de</strong>r im Volkswagenwerk beschäftigt ist, die Eisenhanteln im Trainingslager in Leimen, am 16. September startet er nach Seoul. Nominiert für die <strong>Olympische</strong>n Spiele sind noch zwei weitere VfL-Sportler: Stefan Buben und Hans Engelmeier. Sie sind als (feste) Ersatzleute eingeplant, wenn die nominierten Starter in ihrer Judo-Klasse sich verletzen o<strong>de</strong>r aus an<strong>de</strong>re Grün<strong>de</strong>n nicht an <strong>de</strong>n Start gehen sollten. Andreas Stolz