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Jever in alten und neuen Bildern - Wilhelmshavener Zeitung

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Gester n<br />

Heute<br />

<strong>und</strong><br />

präsentiert von der:<br />

<strong>Jever</strong> <strong>in</strong> <strong>alten</strong> <strong>und</strong><br />

<strong>neuen</strong> <strong>Bildern</strong><br />

Historischer Streifzug <strong>in</strong> <strong>Bildern</strong> mit der<br />

Folge 9 im Februar 2013


Die – Das Beste am Morgen!<br />

Karl-Ernst Behre<br />

Die Geschichte<br />

der Landschaft<br />

um den Jadebusen<br />

Die Geschichte der Landschaft<br />

um den Jadebusen<br />

Friesland – Wilhelmshaven – Wesermarsch<br />

280 Seiten mit 248 farbigen<br />

<strong>und</strong> 26 s/w-Abbildungen<br />

sowie 4 Faltkarten<br />

Karl-Ernst Behre<br />

Erhältlich <strong>in</strong> der Schalterhalle der<br />

Nur wenige Landschaften Deutschlands<br />

haben e<strong>in</strong>e solch fasz<strong>in</strong>ierende<br />

Geschichte wie der Jaderaum, wo<br />

Natur <strong>und</strong> Mensch sich <strong>in</strong> ständiger<br />

gegenseitiger Abhängigkeit bef<strong>in</strong>den.<br />

Durch die jahrzehntelangen Arbeiten des<br />

Niedersächsischen Instituts für historische<br />

Küstenforschung <strong>in</strong> Wilhelmshaven ist<br />

dieses Gebiet besser erforscht als alle<br />

anderen deutschen Marschgebiete.<br />

In diesem Band werden die <strong>alten</strong><br />

<strong>und</strong> <strong>neuen</strong> Erkenntnisse zur Natur-<br />

<strong>und</strong> Landschaftsgeschichte im<br />

Zusammenhang dargestellt <strong>und</strong><br />

<strong>in</strong> allgeme<strong>in</strong>verständlicher Weise<br />

aufbereitet.<br />

Es entstand e<strong>in</strong>e Landschafts- <strong>und</strong><br />

Siedlungsgeschichte, <strong>in</strong> der die<br />

vielfachen Beziehungen zwischen<br />

den e<strong>in</strong>zelnen Teilgebieten, die die<br />

Küstenforschung kennzeichnen,<br />

deutlich sichtbar werden.<br />

Zahlreiche, vielfach neu erstellte<br />

Grafiken <strong>und</strong> andere Bilder illustrieren<br />

die Geschehnisse <strong>in</strong> unserem<br />

Lebensraum von den ältesten Zeiten<br />

bis heute.<br />

E 24.80<br />

Parkstraße 8 · 26382 Wilhelmshaven<br />

Telefon (0 44 21) 4 88-0 · Fax (0 44 21) 4 88-2 58 sowie <strong>in</strong> allen Buchhandlungen<br />

Nutzen Sie auch unseren WZ-Shop im Internet<br />

unter WZonl<strong>in</strong>e.de


23. Februar 2013<br />

Des Fräule<strong>in</strong>sgoldeneL<strong>in</strong>ie<br />

Das <strong>Jever</strong>land ist e<strong>in</strong><br />

beredtes Beispiel für<br />

die jahrh<strong>und</strong>ertelange<br />

deutsche Kle<strong>in</strong>staaterei<br />

– allerd<strong>in</strong>gs mit besonderen<br />

Vorzeichen.<br />

VON HARTMUT SIEFKEN<br />

JEVER – Wenn die <strong>Jever</strong>aner auf<br />

ihre Geschichte zurückblicken,<br />

dann ist<br />

ihr Lokalpatriotismus<br />

durchaus angebracht.<br />

Der Name der Stadt ist<br />

deutschlandweit bekannt:<br />

Das Bier der<br />

Premium-Marke r<strong>in</strong>nt<br />

allerorten hektoliterweise<br />

durch die Kehlen.<br />

Berühmte Geistesgrößen<br />

haben <strong>in</strong> <strong>Jever</strong> ihre Wurzeln, wie<br />

Seetzen, Vieth, Schlosser, von<br />

Thünen, Mitscherlich <strong>und</strong> Jaspers.<br />

Und bee<strong>in</strong>druckende Frauen<br />

haben <strong>Jever</strong> regiert: Das<br />

Fräule<strong>in</strong> Maria (1500 - 1575),<br />

Dieneue<br />

R<strong>und</strong>edes<br />

Gew<strong>in</strong>nspiels<br />

JEVER/SI – Als Leser der <strong>Wilhelmshavener</strong><br />

<strong>Zeitung</strong> s<strong>in</strong>d Sie<br />

herzlich e<strong>in</strong>geladen, am Such<strong>und</strong><br />

Gew<strong>in</strong>nspiel teilzunehmen.<br />

Am kommenden Dienstag, 26.<br />

Februar, veröffentlicht die <strong>Wilhelmshavener</strong><br />

<strong>Zeitung</strong> den Gew<strong>in</strong>ncoupon<br />

mit den Platzhaltern<br />

für die Suchbilder, die vom<br />

Dienstag, 26. Februar, bis Freitag,<br />

8. März <strong>in</strong> jeder Ausgabe<br />

der WZ“versteckt“ werden.<br />

Es gilt, diese Bildchen auszuschneiden<br />

<strong>und</strong> auf dem Gew<strong>in</strong>ncoupon<br />

auf die richtige<br />

Stelle zu kleben. Wer das vorliegende<br />

Heft aufmerksam liest,<br />

wird die richtige Lösung leicht<br />

f<strong>in</strong>den. Aus den bis zum 12.<br />

März e<strong>in</strong>gesandten, mit den <strong>Bildern</strong><br />

richtig beklebten Coupons<br />

werden zehn Gew<strong>in</strong>ner ausgelost:<br />

1. Preis 500 Euro<br />

2. Preis 250 Euro<br />

3. Preis 100 Euro<br />

sowie 7 mal 50 Euro.<br />

Die Coupons bitte an die<br />

<strong>Wilhelmshavener</strong> <strong>Zeitung</strong><br />

Parkstraße 8<br />

26382 Wilhelmshaven<br />

oder an die Geschäftsstelle <strong>in</strong><br />

Heidmühle, Oldenburger Straße<br />

9, 26419 Schortens.<br />

Gester n<br />

<strong>und</strong>Heute<br />

präsentiert von der<br />

das ab 1531<br />

Landesherr<strong>in</strong><br />

war <strong>und</strong> sich gegen das ostfriesische<br />

Grafenhaus behauptete,<br />

später die „ferne Fürst<strong>in</strong>“,<br />

Russlands Kaiser<strong>in</strong> Kathar<strong>in</strong>a<br />

die Große (1729 - 1796).<br />

Nur während Marias Regentschaft<br />

war <strong>Jever</strong> Regierungs-<br />

Die Drostenstraße<strong>in</strong><strong>Jever</strong>e<strong>in</strong>st<strong>und</strong>jetzt.<br />

FOTO: WZ-BILDDIENST/SIEFKEN<br />

sitz, später aber immerh<strong>in</strong> der<br />

Verwaltungs- <strong>und</strong> wirtschaftliche<br />

Mittelpunkt des <strong>Jever</strong>landes,<br />

stets wichtiger Markt- <strong>und</strong><br />

Handelsplatz, e<strong>in</strong>ige Zeit Hafen,<br />

lange Zeit Sitz e<strong>in</strong>er Garnison.<br />

Es hat e<strong>in</strong>es der ältesten<br />

Gerichte <strong>und</strong> Gymnasien <strong>in</strong> der<br />

Region, <strong>und</strong> zahlreiche Bau-<br />

Indiesem HeftlesenSie:<br />

<strong>Wilhelmshavener</strong> <strong>Zeitung</strong> · Seite 3<br />

denkmale wie das Schloss mit<br />

se<strong>in</strong>er berühmten Kassettendecke<br />

<strong>und</strong> das Grabmal für den<br />

Häuptl<strong>in</strong>g Edo-Wiemken, den<br />

Vater des Fräule<strong>in</strong> Maria, beides<br />

im Stil der niederländischen<br />

Renaissance. Es gibt<br />

e<strong>in</strong>en ur<strong>alten</strong> Schützenvere<strong>in</strong>,<br />

verw<strong>in</strong>kelte Gassen mit altem<br />

Pflaster <strong>und</strong> sehr schöne Traditionsgasthäuser.<br />

Und weil dies alles <strong>und</strong> noch<br />

viel mehr so schön <strong>und</strong> liebenswert<br />

ist, macht es die <strong>Jever</strong>aner<br />

zu Recht stolz. Den S<strong>in</strong>n für die<br />

Eigenartigkeit ihrer Stadt haben<br />

sie zu allen Zeiten bewahrt,<br />

auch als es um die Kreisreform<br />

1972 g<strong>in</strong>g, als <strong>Jever</strong> den Kreissitz<br />

verlieren sollte; damals zogen<br />

sie noch e<strong>in</strong>mal e<strong>in</strong>e „Goldene<br />

L<strong>in</strong>ie“ – bis hierh<strong>in</strong> <strong>und</strong><br />

nicht weiter.<br />

Auf den folgenden Seiten<br />

wollen wir Sie, liebe Leser, auf<br />

e<strong>in</strong>en Streifzug durch das alte<br />

<strong>Jever</strong> e<strong>in</strong>laden <strong>und</strong> sie vielleicht<br />

e<strong>in</strong> wenig neugierig auf se<strong>in</strong>e<br />

Geschichte machen.<br />

E<strong>in</strong>e Burg für den Häuptl<strong>in</strong>g 4<br />

Stadtkirche – e<strong>in</strong> Raub der Flammen 6<br />

Brunnen sprudelt für Brauer 7<br />

Städtisches Kneipen-Monopol 8<br />

Schlachte – <strong>Jever</strong>s Tor zur Welt 10<br />

Lesenswertes über <strong>Jever</strong> 11<br />

Großer Auftrieb auf dem Markt 12<br />

Apotheken mit langer Tradition 14<br />

Schütt<strong>in</strong>g wich Sparkassenbau 15<br />

Richter für Stadt <strong>und</strong> Land 16<br />

Ältestes Bürgerhaus <strong>Jever</strong>s 18<br />

Das Spritzenhaus neben der Stadtkirche 18<br />

Vom Armen- zum Krankenhaus 19<br />

Gr<strong>und</strong> gelegt für viele Karrieren 20<br />

Scheibe <strong>und</strong> Vogel zum Ziel 22<br />

Türme <strong>in</strong> wechselnden perspektiven 23<br />

Schutzwall gegen Ostfriesen 24<br />

<strong>Jever</strong>s Dichter <strong>und</strong> Denker 25<br />

W<strong>in</strong>d beflügelte Gewerbefleiß 26


Seite 4 · <strong>Wilhelmshavener</strong> <strong>Zeitung</strong><br />

E<strong>in</strong>e BurgfürdenHäuptl<strong>in</strong>g<br />

Fräule<strong>in</strong> Maria baute<br />

die Burg zu ihrem repräsentativenHerrschaftssitz<br />

aus. Nach ihr regierten<br />

im <strong>Jever</strong>land<br />

nur „ferne Fürsten“ .<br />

VON HARTMUT SIEFKEN<br />

JEVER – Das Schloss ist das<br />

Wahrzeichen von <strong>Jever</strong>. Se<strong>in</strong><br />

Zwiebelturm überragt<br />

die Stadt <strong>und</strong><br />

ist weith<strong>in</strong> sichtbar.<br />

Heute e<strong>in</strong>es<br />

der am besten frequentiertenHeimatmuseen<br />

<strong>in</strong><br />

Niedersachsen,<br />

war es zu Beg<strong>in</strong>n<br />

Häuptl<strong>in</strong>gsburg,<br />

später Wohn- <strong>und</strong><br />

Regierungssitz<br />

des Fräule<strong>in</strong><br />

Maria, dann Sitz<br />

des Drosten, der das <strong>Jever</strong>land<br />

im Auftrag „ferner Fürsten“ verwaltete.<br />

Es ist der gemauerte<br />

Herrschaftsanspruch <strong>und</strong><br />

sche<strong>in</strong>t irgendwie e<strong>in</strong> bisschen<br />

zu groß für das kle<strong>in</strong>e Ländchen,<br />

über das von hier aus regiert<br />

wurde. Doch die <strong>Jever</strong>länder<br />

waren seit jeher streitbar<br />

um ihre Unabhängigkeit bemüht,<br />

sowohl militärisch vornehmlich<br />

gegen die Ostfriesen,<br />

als auch politisch <strong>und</strong> <strong>in</strong> repräsentativer<br />

H<strong>in</strong>sicht.<br />

Doch warum brauchten die<br />

<strong>Jever</strong>aner überhaupt Burg <strong>und</strong><br />

Schloss <strong>und</strong> wie kam es zu dieser<br />

Herrschaft <strong>Jever</strong>? Schauen<br />

wir e<strong>in</strong>mal kurz ziemlich weit zurück<br />

<strong>in</strong>s Mittelalter:<br />

Die Wiederbesiedlung des<br />

Küstenraumes nach der Völkerwanderungszeit<br />

setzte im 7.<br />

<strong>und</strong> 8. Jahrh<strong>und</strong>ert e<strong>in</strong>. Dass<br />

aber auch schon tausende Jahre<br />

vorher hier Menschen gewohnt<br />

hatten, beweisen archäo-<br />

„Gestern <strong>und</strong> Heute – <strong>Jever</strong> <strong>in</strong> <strong>alten</strong><br />

<strong>und</strong> <strong>neuen</strong> <strong>Bildern</strong>“, – Sonderbeilage<br />

der „<strong>Wilhelmshavener</strong> <strong>Zeitung</strong>“.<br />

Redaktion: Hartmut Siefken.<br />

Anzeigen: Thomas Schipper. Verlag<br />

<strong>und</strong> Druck: Brune-Mettcker-Druck<strong>und</strong><br />

Verlagsgesellschaft mbH, Parkstraße<br />

8, 26382 Wilhelmshaven,<br />

Postfach 1265, 26352 Wilhelmshaven.<br />

Die <strong>Zeitung</strong> ist <strong>in</strong> all ihren Teilen urheberrechtlich<br />

geschützt. Ohne<br />

vorherige Genehmigung durch den<br />

Verlag dürfen diese <strong>Zeitung</strong> oder<br />

Gester n<br />

<strong>und</strong>Heute<br />

Das Schloss zu <strong>Jever</strong> – e<strong>in</strong> durch Jahrzehnte unverrückbares<br />

Bild..Mitse<strong>in</strong>emvone<strong>in</strong>erbarockenZwiebelkuppelgekrönten<br />

WehrturmistesWahrzeichenderStadt. FOTO: WZ-BILDDIENST<br />

logische F<strong>und</strong>e aus der Ste<strong>in</strong>-,<br />

Bronze- <strong>und</strong> Eisenzeit. 1850<br />

stießen Arbeiter, die die Pr<strong>in</strong>zengraft<br />

schlöteten, auf Klum-<br />

alle <strong>in</strong> ihr enth<strong>alten</strong>en Beiträge <strong>und</strong><br />

Abbildungen weder vervielfältigt<br />

noch verbreitet werden. Dies gilt<br />

ebenso für die Aufnahme <strong>in</strong> elektronische<br />

Datenbanksysteme <strong>und</strong><br />

die Vervielfältigung auf CD-Rom.<br />

Telefon (0 44 21) 488-0, Telefax<br />

allgeme<strong>in</strong> (0 44 21) 488 259, Telefax<br />

Redaktion (0 44 21) 488 430,<br />

Telefax Anzeigen (0 44 21) 488<br />

258.<br />

E-Mail: redaktion@WZonl<strong>in</strong>e.de<br />

anzeigen@WZonl<strong>in</strong>e.de<br />

Internet: www.WZonl<strong>in</strong>e.de<br />

präsentiert von der:<br />

pen römischer Silbermünzen<br />

mit Bildnissen der Kaiser Trajan<br />

<strong>und</strong> Hadrian (1. u. 2. Jhdt. n.<br />

Chr.).<br />

Zu jener Zeit wie auch später<br />

trieben die Menschen <strong>in</strong> dieser<br />

Gegend regen Handel. Über<br />

Nordsee, Ems <strong>und</strong> Weser <strong>und</strong><br />

die <strong>alten</strong> Heerwege waren sie<br />

offensichtlich recht gut mit den<br />

anderen Nord- <strong>und</strong> Ostseeanra<strong>in</strong>ern<br />

vernetzt.<br />

Im 10. Jahrh<strong>und</strong>ert gab es <strong>in</strong><br />

<strong>Jever</strong> e<strong>in</strong>e Münzstätte. Zu jener<br />

Zeit gehörte <strong>Jever</strong> zum Herrschaftsgebiet<br />

der Billunger,<br />

die ihren Stammsitz <strong>in</strong> Lüneburg<br />

hatten. Die Oldenburger<br />

Grafen wurden ihre Rechtsnachfolger,<br />

doch ist es diesen<br />

nicht gelungen, ihre Ansprüche<br />

23. Februar 2013<br />

Die geschnitzte Kassettendecke<br />

im Audienzsaal des<br />

Schlosses. FOTOS: SCHLOSSMUSEUM<br />

im <strong>Jever</strong>land durchzusetzen. An<br />

der Küste herrschte die „friesische<br />

Freiheit“, die Friesen<br />

schon seit karol<strong>in</strong>gischer Zeit<br />

gewährt war: Die Menschen <strong>in</strong><br />

den „sieben Seelanden“ von<br />

der Lauwers bis an die Weser,<br />

die hier auf eigener Scholle lebten,<br />

wählten jährlich ihre Richter,<br />

die Redjeven. Es war e<strong>in</strong>e<br />

Art Gefolgschaftssystem, <strong>in</strong><br />

dem die mächtigeren<br />

Fortsetzung auf Seite 5


23. Februar 2013<br />

Wall<strong>und</strong>Graben<br />

sichertene<strong>in</strong>st<br />

das Schloss<br />

Fortsetzung von Seite 4<br />

Familienverbände konkurrierten<br />

<strong>und</strong> sich nicht selten befehdeten.<br />

E<strong>in</strong>ige bauten sich Ste<strong>in</strong>häuser<br />

oder Türme, besetzten<br />

Kirchen, um ihre Machtansprüche<br />

durchzusetzen. Auswärtige<br />

Herren erkannten diese streitbaren<br />

Völkchen nicht an. Mit<br />

ihren landwirtschaftlichen Produkten<br />

<strong>und</strong> dem Handel über<br />

See lebten sie im 12. <strong>und</strong> 13.<br />

Jahrh<strong>und</strong>ert <strong>in</strong> relativem Wohlstand.<br />

Doch dann kam es dicke:<br />

Deichbrüche, Flutkatastrophen<br />

<strong>und</strong> die verheerende Pest<br />

1349/50 schwächten die Bevölkerung<br />

<strong>und</strong> bereiteten den<br />

Boden für die Häuptl<strong>in</strong>gsherrschaft:<br />

Die stärksten Familienverbände<br />

setzten sich endgültig<br />

durch <strong>und</strong> es gelang ihnen, ihre<br />

örtliche Macht zum dynastischen<br />

Besitz auszubauen.<br />

So bestimmten die Rüstr<strong>in</strong>ger<br />

1350 den aus Dangast<br />

stammenden Edo Wiemken den<br />

Älteren (gest. 1415) zu ihrem<br />

Häuptl<strong>in</strong>g, neun Jahre später<br />

hatte er sich auch <strong>in</strong> Östr<strong>in</strong>gen<br />

<strong>und</strong> Wangerland durchgesetzt;<br />

erstmals war damit das Gebiet<br />

des heutigen <strong>Jever</strong>landes unter<br />

e<strong>in</strong>er Führung vere<strong>in</strong>t. Wahrsche<strong>in</strong>lich<br />

hat Edo Wiemken <strong>in</strong><br />

<strong>Jever</strong> e<strong>in</strong>e Burg errichtet.<br />

Die Siedlung <strong>Jever</strong>, Endpunkt<br />

e<strong>in</strong>es <strong>alten</strong> Handelsweges mit<br />

Zugang zum Meer, war e<strong>in</strong> reger<br />

Handelsplatz. Hier hatten sich<br />

schon bislang die Redjeven<br />

Östr<strong>in</strong>gens <strong>und</strong> Wangerlands<br />

Gester n<br />

<strong>und</strong>Heute<br />

präsentiert von der<br />

getroffen. Die<br />

wohlhabendenLandesgeme<strong>in</strong>den<br />

weckten die<br />

Begehrlichkeit<br />

der ostfriesischenHäuptl<strong>in</strong>ge.<br />

Edo<br />

Wiemkens Enkel<br />

Sibet, der<br />

der jeverschenBefestigung<br />

e<strong>in</strong>e Vorburgh<strong>in</strong>zufügt,<br />

wird von<br />

Ocko tom<br />

Brok geschlagen,<br />

<strong>Jever</strong> niedergebrannt.<br />

Doch Ocko unterliegt 1426 im<br />

Konflikt mit dem <strong>in</strong> Leer ansässigen<br />

Häuptl<strong>in</strong>g Focko Ukena,<br />

<strong>und</strong> so beg<strong>in</strong>nt Sibets Nachfolger,<br />

se<strong>in</strong> Halbbruder Hajo Harlda,<br />

ab 1428 mit dem Wiederaufbau<br />

der jeverschen Burg. Er<br />

ließ e<strong>in</strong>en r<strong>und</strong> 28 Meter hohen<br />

Turm errichten. Se<strong>in</strong> Sohn Tanno<br />

Duren (gest. 1468) <strong>und</strong> se<strong>in</strong><br />

Enkel Edo Wiemken der Jüngere<br />

(gest. 1511) erweiterten die<br />

Burganlage: Den mächtigen<br />

Wehrturm umgibt seitdem e<strong>in</strong>e<br />

vierflügelige Schlossanlage.<br />

Sie wurde von Wassergräben<br />

<strong>und</strong> Wällen gesichert. Der äußere<br />

Graben, die heutige<br />

Schlossgraft ist noch erh<strong>alten</strong>,<br />

der <strong>in</strong>nere Graben des Wasserschlosses,<br />

wurde <strong>in</strong> den 20er-<br />

Jahren des 19. Jahrh<strong>und</strong>erts<br />

wieder verfüllt.<br />

Edo Wiemkens Tochter Maria<br />

(1500 - 1575), die seit 1534 regierte,<br />

baute das Schloss im<br />

Stil der Renaissance aus. Sie<br />

veranlasste beträchtliche Erweiterungen<br />

der <strong>alten</strong> Wasser-<br />

Maria von <strong>Jever</strong> (<strong>in</strong>ks) ließ die Kassettendecke im Audienzsaal des Schlosses<br />

anfertigen. FOTO: WZ-BILDDIENST/SCHLOSSMUSEUM<br />

burg <strong>und</strong> den Innenausbau zum<br />

repräsentativen Schloss. Der<br />

„kle<strong>in</strong>e Zw<strong>in</strong>ger“, e<strong>in</strong> Eckturm,<br />

entstand 1572, der „große<br />

Zw<strong>in</strong>ger“, heute Eulenturm genannt,<br />

nach ihrem Tod bis<br />

1581. Maria ließ auch die berühmte,<br />

<strong>in</strong> Eiche geschnitzte<br />

Kassettendecke des Audienzsaals<br />

im Stil der niederländischen<br />

Renaissance anbr<strong>in</strong>gen.<br />

K<strong>in</strong>derlos geblieben, vererbte<br />

sie das <strong>Jever</strong>land ihrem Vetter,<br />

dem Grafen Johann von Ol-<br />

Anzeige<br />

denburg. Dessen Nachfahre Anton<br />

Günther vermachte das <strong>Jever</strong>land<br />

nach se<strong>in</strong>em Tode<br />

1667 se<strong>in</strong>er Schwester Magdalene<br />

von Anhalt-Zerbst. Dem<br />

Zerbster Fürsten Johann August<br />

verdankt der Schlossturm se<strong>in</strong>e<br />

barocke Kuppel. Sie wurde<br />

zwischen 1731 <strong>und</strong> 1736 gezimmert.<br />

An die russische Herrschaft<br />

<strong>in</strong> <strong>Jever</strong> von 1793 bis 1806 er<strong>in</strong>nert<br />

das Bild von Zar<strong>in</strong> Katha-<br />

<strong>Wilhelmshavener</strong> <strong>Zeitung</strong> · Seite 5<br />

r<strong>in</strong>a der Großen (1729 - 1796)<br />

im Audienzsaal des Schlosses.<br />

Als Anhalt-Zerbster Fürstentochter<br />

hatte sie das <strong>Jever</strong>land<br />

1793 geerbt.<br />

Nach der napoleonischen<br />

Zeit (seit 1807) fiel das <strong>Jever</strong>land<br />

1818 an das Großherzogtum<br />

Oldenburg. Die Oldenburger<br />

Herzöge nutzten das<br />

Schloss als Nebenresidenz, ließen<br />

aber die <strong>alten</strong> Verteidigungsanlagen<br />

abbrechen, auch<br />

e<strong>in</strong>en großen Teil der ehemaligen<br />

Wirtschaftsgebäude der<br />

Vorburg abreißen <strong>und</strong> die<br />

Schloss<strong>in</strong>sel <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Landschaftsgarten<br />

verwandeln.<br />

Als die <strong>Jever</strong> so fernen Fürsten<br />

<strong>in</strong> der jungen Republik ausgedient<br />

hatten, zog 1921 der<br />

Vere<strong>in</strong> für <strong>Jever</strong>sche Alterthumsk<strong>und</strong>e,<br />

der sich 1886 gegründet<br />

hatte, mit se<strong>in</strong>er<br />

Sammlung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>ige Räume des<br />

Schlosses e<strong>in</strong>. Heute beherbergt<br />

das Schloss, das <strong>in</strong> den<br />

Besitz des Landes Niedersachsen<br />

übergegangen ist, das von<br />

e<strong>in</strong>em Zweckverband getragene<br />

Heimatmuseum. In ihm „regiert“<br />

die Schlossherr<strong>in</strong> Prof.<br />

Dr. Antje Sander.<br />

26441 <strong>Jever</strong> · Neue Straße 17 · Telefon 04461-758156<br />

Abwechslungsreiches Frühstücksangebot<br />

Ganztägig warme Küche<br />

Großes Angebot an Kaffeespezialitäten, Torten <strong>und</strong> Kuchen<br />

Öffnungszeiten: Montag bis Sonnabend ab 9.00 Uhr ·Sonn- <strong>und</strong> Feiertags ab 10.00 Uhr


Seite 6 · <strong>Wilhelmshavener</strong> <strong>Zeitung</strong><br />

Stadtkirche:RaubderFlammen<br />

Mit Grausen er<strong>in</strong>nern<br />

sich die <strong>Jever</strong>aner an<br />

den Brand ihrer schönen<br />

Stadtkirche 1959.<br />

VON HARTMUT SIEFKEN<br />

JEVER – Mitten <strong>in</strong> der jeverschen<br />

Altstadt erhebt sich die wuchtige<br />

Stadtkirche, sichtbar noch<br />

relativ jungen Datums. Sie wurde<br />

1963<br />

nach<br />

dem Entwurf<br />

des<br />

HannoveranerArchitekten<br />

Prof.<br />

Dieter<br />

Oesterlener-<br />

richtet.<br />

Die alte<br />

Stadtkirche<br />

war<br />

<strong>in</strong> der Nacht zum 1. Oktober<br />

1959 e<strong>in</strong> Raub der Flammen geworden<br />

-- <strong>und</strong> mit ihr wertvolle<br />

Kunst der Barockzeit, wie der<br />

Retabelaltar, die Kanzel <strong>und</strong> die<br />

von Adam Berner aus M<strong>in</strong>den<br />

gebaute größte Orgel des <strong>Jever</strong>landes.<br />

Erh<strong>alten</strong> werden konnte<br />

der Choranbau mit dem 1556<br />

errichteten, kunstgeschichtlich<br />

wertvollen Renaissance-<br />

Grabdenkmal für den Häuptl<strong>in</strong>g<br />

Edo Wiemken (um 1454 -<br />

1511). Alten <strong>Jever</strong>anern sitzt<br />

der Schreck der Oktobernacht,<br />

als das Feuer wie e<strong>in</strong>e riesige<br />

Fackel über die Dächer der Altstadt<br />

leuchtete <strong>und</strong> auch sie gefährdete,<br />

noch <strong>in</strong> den Knochen.<br />

Es war nicht der erste Kirchenbrand<br />

<strong>in</strong> <strong>Jever</strong>. Bereits<br />

1382, 1532 <strong>und</strong> 1728 vernichtete<br />

Feuer die an dieser Stelle<br />

stehenden Gotteshäuser. Die<br />

ersten beiden Brände hatten<br />

ihre Ursache <strong>in</strong> kriegerischen<br />

Ause<strong>in</strong>andersetzungen, 1728<br />

<strong>und</strong> 1959 brannte es „aus Versehen“.<br />

Gleich<br />

nach dem<br />

Brand von<br />

1728 machte<br />

man sich<br />

an den Wiederaufbau.<br />

Acht Jahre später konnte das<br />

Gotteshaus, das <strong>in</strong> der Form<br />

e<strong>in</strong>es griechischen Kreuzes gebaut<br />

war, geweiht werden. Die<br />

Kanzel aus dem selben Jahr<br />

entstammte e<strong>in</strong>er Stett<strong>in</strong>er<br />

Werkstatt. Sie war e<strong>in</strong> Geschenk<br />

von Christian August<br />

von Anhalt-Zerbst, dem preußischen<br />

Gesandter <strong>und</strong> Gouverneur<br />

von Stett<strong>in</strong>, Vater der späteren<br />

russischen Kaiser<strong>in</strong> Kathar<strong>in</strong>a<br />

II. Der jeversche Kammerpräsident<br />

Ulrich Lohe stiftete<br />

1746 den Taufste<strong>in</strong>, der den<br />

Brand von 1959 überstand <strong>und</strong><br />

sich <strong>in</strong> der <strong>neuen</strong> Stadtkirche<br />

wiederf<strong>in</strong>det.<br />

E<strong>in</strong> Vermögen von 3000 Talern<br />

kostete die mit e<strong>in</strong>em reich<br />

Markttag auf dem Kirchplatz Mitte<br />

der60er­Jahre. FOTO: ARCHIV ANDERSEN<br />

Reichhaltige<br />

Auswahl an<br />

Frühl<strong>in</strong>gsblühern!<br />

<strong>in</strong>fo@blumen<strong>und</strong>mehr-jever.de<br />

Gester n<br />

<strong>und</strong>Heute<br />

präsentiert von der:<br />

Der Anbau mit dem Edo-Wiemken-Grabmal<br />

überstand den Brand 1959. L<strong>in</strong>ks der<br />

Neubau,rechtsdieMarkthallen. FOTO: WZ-BD<br />

verzierten Prospekt versehene<br />

Orgel. Ihren volum<strong>in</strong>ösen Klang<br />

verdankte sie 2735 Pfeifen, die<br />

mit Hilfe von acht Bälgen „beatmet“<br />

wurden. Die 42 Z<strong>in</strong>n-Orgeln<br />

aus dem Prospekt wurden<br />

im Ersten Weltkrieg für Kriegszwecke<br />

requiriert.<br />

Ohne die großzügigen Geldspenden<br />

des <strong>in</strong> Amsterdam zu<br />

Reichtum gekommenen Kaufmanns<br />

Diederich Garlichs, dessen<br />

Bruder anhalt-zerbstischer<br />

Regierungsrat <strong>in</strong> <strong>Jever</strong> war, hätten<br />

die <strong>Jever</strong>aner allerd<strong>in</strong>gs dieses<br />

große Instrument nicht f<strong>in</strong>anzieren<br />

können.<br />

1765 wurde der Altar durch<br />

e<strong>in</strong> großes Retabel vervollständigt.<br />

Die begüterte <strong>und</strong> verwitwete<br />

„Frau Hofapotheker<strong>in</strong>“<br />

Helene Toelicken<br />

hatte den Bildaufsatz,<br />

dessen zentrales<br />

Motiv die Kreuzigungsszene<br />

war,<br />

gestiftet. E<strong>in</strong>e Brand-<br />

23. Februar 2013<br />

mauer trennte, Gott sei Dank,<br />

das dah<strong>in</strong>ter liegende Grabdenkmal<br />

Edo Wiemkens vom<br />

Kirchenraum.<br />

Abseits der Kirche stand der<br />

Glockenturm. 1564 bis 1877<br />

war dies e<strong>in</strong> hölzernes Gebilde,<br />

r<strong>und</strong> 30 Meter östlich des heutigen<br />

Turmstandortes. 1876 wurde<br />

der erste Kl<strong>in</strong>ker-Glockenturm<br />

errichtet. Er war 20 Meter<br />

hoch. Bei den Ausschachtungsarbeiten<br />

für das F<strong>und</strong>ament<br />

stieß man auf die Überreste<br />

ehemaliger Friedhöfe. Se<strong>in</strong>e<br />

heutige neugotische Gestalt erhielt<br />

der Turm 1902. Gleichzeitig<br />

erhöhte man ihn um 32 Meter.<br />

Durch die erh<strong>alten</strong> gebliebenen<br />

Sandste<strong>in</strong>portale der <strong>alten</strong><br />

Kirche betritt man heute das<br />

moderne Gotteshaus. Es wird<br />

erhellt durch die zehn großen<br />

Glasbetonwände nach dem<br />

künstlerischen Entwurf von Helmut<br />

Lander aus Darmstadt. Die<br />

Orgel stammt aus der <strong>Wilhelmshavener</strong><br />

Führer-Werkstatt.<br />

Zum Bedauern mancher <strong>Jever</strong>aner<br />

existieren die ehemaligen<br />

Markthallen r<strong>und</strong> um die<br />

Kirche nicht mehr. Sie wurden<br />

nach dem Neubau der Kirche<br />

abgerissen.<br />

Die Stadtkircheaufe<strong>in</strong>er<br />

<strong>alten</strong>Postkarte.<br />

FOTO: WZ-BILDDIENST<br />

DieStraßen<strong>und</strong>Wegeaufdem KirchplatzwurdenerstvorwenigenJahrensaniert.WZ-FOTO: LÜBBE


23. Februar 2013<br />

Brunnensprudeltfür Brauer<br />

Bestes Brunnenwasser<br />

sprudelt fürs Friesische<br />

Brauhaus. Diedrich<br />

König gründete das<br />

Unternehmen 1848.<br />

VON HARTMUT SIEFKEN<br />

JEVER – International bekannt<br />

gemacht hat den Namen <strong>Jever</strong><br />

die Brauerei des Städtchens.<br />

Dem <strong>Jever</strong>länder stellen sich<br />

zwar die Nackenhaare<br />

hoch, wenn<br />

im Market<strong>in</strong>g-<br />

Sprech das W <strong>in</strong><br />

der Namensmitte<br />

erkl<strong>in</strong>gt, doch möglicherweise<br />

hat es<br />

tatsächlich den Absatz,<br />

gewollt oder<br />

ungewollt, befördert.<br />

<strong>Jever</strong> Pilsener<br />

ist e<strong>in</strong>es der absatzstärksten<br />

Biere <strong>in</strong> der Republik, das<br />

Friesische Brauhaus das Flaggschiff<br />

unter den Brauereien der<br />

zum Oetker-Konzern gehörenden<br />

Brau- & Brunnen-Gruppe.<br />

Gründungsjahr der Brauerei<br />

ist wahrsche<strong>in</strong>lich 1848. Der<br />

Gastwirt Diedrich König aus<br />

Loga <strong>in</strong> Ostfriesland, Sohn<br />

e<strong>in</strong>es Deich- <strong>und</strong> Wegeaufsehers,<br />

braute zunächst <strong>in</strong> der<br />

Neuen Straße se<strong>in</strong> eigenes<br />

Bier, wie es damals viele Gastwirte<br />

taten, um sich schließlich<br />

ganz auf das Bierbrauen zu verlegen.<br />

Se<strong>in</strong> Sohn Diedrich König<br />

jun. übernahm das väterliche<br />

Erbe <strong>und</strong> baute 1855 an<br />

der Pferdegraft e<strong>in</strong>e neue <strong>und</strong><br />

größere Brauerei, um hier fortan<br />

das beliebte „bairische Lagerbier“<br />

herzustellen.<br />

Diedrich König verkaufte<br />

se<strong>in</strong> Unternehmen 1867 an August<br />

He<strong>in</strong>rich Theodor Fetköter,<br />

der aus e<strong>in</strong>er Gastwirtsfamilie<br />

aus Uslar an der Weser<br />

stammte <strong>und</strong> nach <strong>Jever</strong> e<strong>in</strong>heiratete.<br />

Unter dem arbeitsamen<br />

Fetköter vergrößerte sich die<br />

Brauerei erheblich. Fetköter<br />

setzte auf Qualität, auch bei der<br />

Gestaltung der Flaschen, die<br />

mit dem Hauswappen versehen<br />

waren. Er warb <strong>in</strong> Anzeigen für<br />

se<strong>in</strong> „hochfe<strong>in</strong>es Bier nach Pilsener<br />

Methode“ <strong>und</strong> baute den<br />

Fuhrpark aus. 40 Gespanne mit<br />

80 Pferden brachten das Bier<br />

zu den Abnehmern im <strong>Jever</strong>land,<br />

aber bald auch zu den Tausenden<br />

Hafenbauarbeitern an<br />

der Jade. Deren durstige Kehlen<br />

garantierten <strong>in</strong> jener Zeit<br />

auch den Absatz der <strong>Wilhelmshavener</strong><br />

Aktienbrauerei <strong>in</strong> Heid-<br />

Gester n<br />

<strong>und</strong>Heute<br />

präsentiert von der<br />

mühle <strong>und</strong><br />

der Accumer<br />

St.-Johanni-<br />

Privatbrauerei.<br />

Seit 1925 waren auch die<br />

ersten motorbetriebenen Lastwagen<br />

Fetköters unterwegs.<br />

1880 stellte Fetköter se<strong>in</strong>e<br />

Braustätte von Hand- auf Masch<strong>in</strong>enbetrieb<br />

umgestellt <strong>und</strong><br />

baute e<strong>in</strong> Sudhaus, 1892 folgte<br />

e<strong>in</strong> eigenes Elektrizitätswerk,<br />

später kam e<strong>in</strong> Eiswerk h<strong>in</strong>zu.<br />

Nichtsdestoweniger „erntete“<br />

man im W<strong>in</strong>ter weiterh<strong>in</strong> Eis aus<br />

den Graften. Gr<strong>und</strong>lage des Erfolges<br />

der jeverschen Brauerei<br />

aber ist ihr gutes Wasser. Dieses<br />

bezieht sie seit 1894 von<br />

e<strong>in</strong>em betriebseigenen ergiebigen<br />

Brunnen <strong>in</strong> Siebetshaus,<br />

von wo e<strong>in</strong>e dreie<strong>in</strong>halb Kilometer<br />

lange Rohrleitung nach <strong>Jever</strong><br />

verlegt wurden.<br />

Der Geschäftsumfang der<br />

Brauerei war bis 1904 derart<br />

gewachsen, das Fetköter die<br />

E<strong>in</strong>zelfirma <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e GmbH umwandelte.<br />

Der Unternehmer<br />

starb 1908. Der Prokurist Gerhard<br />

Arends wurde zum Geschäftsführer<br />

bestellt. Später<br />

trat auch Fetköters Sohn Theodor<br />

jun. <strong>in</strong> die Geschäftsführung<br />

e<strong>in</strong>. Doch er starb 35-jährig<br />

1916 den Soldatentod.<br />

Der Erste Weltkrieg geriet für<br />

das Unternehmen zur Durststrecke.<br />

Der Mangel allenthalben<br />

erstreckte sich auch auf die<br />

Versorgung mit Braugerste.<br />

Viele Brauereien überstanden<br />

diese Zeit nicht. Zwar hatte die<br />

Fetköter-Brauerei kurz nach<br />

dem Krieg noch das Heidmühler<br />

Konkurrenzunternehmen übernommen,<br />

um sie dann stillzulegen,<br />

doch verkaufte die Familie<br />

ihr Unternehmen 1923 an die<br />

Bavaria- <strong>und</strong> St. Pauli-Brauerei<br />

<strong>in</strong> Hamburg. Unter deren Regie<br />

Die Brauerei<strong>in</strong>den50er­Jahren<strong>und</strong>heute.<br />

FOTO: ARCHIV ANDERSEN/WZ-BILDDIENST - LÜBBE<br />

g<strong>in</strong>g es stetig aufwärts, wurde<br />

kräftig <strong>in</strong>vestiert, passte man<br />

sich mit unterschiedlichen Bieren<br />

dem Geschmack der K<strong>und</strong>en<br />

an. 1934 wurde unter der<br />

Anleitung des Braumeisters<br />

Ernst Böhme erstmals das<br />

heute so berühmte „<strong>Jever</strong> Pilsener“<br />

gebraut.<br />

<strong>Wilhelmshavener</strong> <strong>Zeitung</strong> · Seite 7<br />

Auch im Zweiten Weltkrieg<br />

<strong>und</strong> <strong>in</strong> den ersten Nachkriegsjahren<br />

hatte die Brauerei unter<br />

großem Energie- <strong>und</strong> Rohstoffmangel<br />

zu leiden. Mit der Währungsreform<br />

1948 wuchsen<br />

wieder die Absatzchancen. Die<br />

Umsätze stiegen. 1950 beschäftigte<br />

die Brauerei bis zu<br />

40 Mitarbeiter. 1951 begann<br />

sie, im größeren Maßstab Bier<br />

<strong>in</strong> Flaschen für den Verkauf im<br />

Handel abzufüllen, 1958 wurde<br />

die erste gebrauchte Abfüllanlage<br />

<strong>in</strong>stalliert. Heute werden<br />

<strong>in</strong> der mehrmals erweiterten<br />

<strong>und</strong> modernisierten Anlage bis<br />

zu 60 000 Flaschen stündlich<br />

abgefüllt.<br />

Seit 1980 zählen die verspiegelten<br />

Gärtürme mit zu den<br />

Wahrzeichen der Stadt, 1984<br />

stand auch der dritte. Auch die<br />

übrigen Produktionsanlagen<br />

wurden mit Millionenaufwand<br />

erweitert <strong>und</strong> modernisiert.<br />

Fernsehwerbung <strong>und</strong> die <strong>Jever</strong>-Werbeikone<br />

Olivier de Bray<br />

stärkten die Marke, die heute<br />

<strong>in</strong>ternational verbreitet ist.<br />

Wie das Land, so das <strong>Jever</strong>.


Seite 8 · <strong>Wilhelmshavener</strong> <strong>Zeitung</strong><br />

1938wurderechtsneben<br />

dem RathausdieneueFeuerwachegebaut,1965wichdasalteBürgerhausdeml<strong>in</strong>kenRathaus­Anbau.<br />

FOTO: ARCHIV ANDERSEN/SIEFKEN<br />

StädtischesKneipen­Monopol<br />

Das 1610 errichtete<br />

Rathaus wurde mehrmals<br />

umgebaut <strong>und</strong> erweitert.<br />

Alt ist nur der<br />

Renaissancegiebel.<br />

VON HARTMUT SIEFKEN<br />

JEVER –Als die <strong>Jever</strong>aner vor gut<br />

400 Jahren, im Jahr 1610, ihr<br />

Rathaus mit dem traditionellen<br />

„Fensterbier“ e<strong>in</strong>weihten, wollten<br />

sie mit diesem Repräsentationsbau<br />

vor allem Geld verdienen<br />

<strong>und</strong> den <strong>in</strong> der Stadt allenthalben<br />

ausufernden Alkoholkonsum<br />

kanalisieren. Denn sie<br />

richteten <strong>in</strong> dem Hause e<strong>in</strong>e gemütliche<br />

We<strong>in</strong>schänke e<strong>in</strong>, deren<br />

Pächter fortan das Monopol<br />

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Gester n<br />

<strong>und</strong>Heute<br />

des We<strong>in</strong>- <strong>und</strong> Bierausschanks<br />

haben sollte. Dass deswegen<br />

die e<strong>in</strong>gesessenen Schankwirte<br />

bald auf dem Trockenen sitzen<br />

würden, nahm der Rat nicht<br />

nur billigend <strong>in</strong> Kauf, es war vielmehr<br />

S<strong>in</strong>n <strong>und</strong> Zweck des Ganzen.<br />

Damals gehörte das <strong>Jever</strong>land<br />

bereits e<strong>in</strong>mal – von 1575<br />

bis 1667 – zu Oldenburg, <strong>und</strong><br />

Graf Anton Günther verfügte<br />

1604 auf Bitten der <strong>Jever</strong>aner<br />

„die E<strong>in</strong>ziehung der übermäßigen<br />

Bier- <strong>und</strong> We<strong>in</strong>schenken,<br />

wie auch das Zapfen <strong>in</strong> der<br />

Stadt betreffend, s<strong>in</strong>d wir mit<br />

des Raths <strong>und</strong> der Geme<strong>in</strong>de<br />

Vorschlahn <strong>in</strong> Gnaden zufrieden,<br />

das Bürgermeister <strong>und</strong><br />

Rath wegen der Stadt e<strong>in</strong> bequem<br />

Haus <strong>und</strong> Schenke zu<br />

präsentiert von der:<br />

We<strong>in</strong>- <strong>und</strong> Bierzapfen anrichte,<br />

dar<strong>in</strong> auch notwendige Getränke<br />

für e<strong>in</strong>- <strong>und</strong> ausländische<br />

Leute nach Notdurft verschaffe“.<br />

An die alte We<strong>in</strong>stube im<br />

Rathaus, die mehr als 200 Jahre<br />

Gäste beköstigte, er<strong>in</strong>nert<br />

noch heute der We<strong>in</strong>hausgang,<br />

der vom Kirchplatz h<strong>in</strong>unter zur<br />

Großen Burgstraße führt. Das<br />

Ausschank-Monopol aber hatte<br />

kaum wirksamen Bestand.<br />

Den Ratssaal schmückte<br />

e<strong>in</strong>e kunstvolle Renaissance-<br />

Wandtäfelung des jeverschen<br />

Meisters Folkhard Fremers. Die<br />

Buchstaben <strong>und</strong> Wappen <strong>in</strong> verschiedenen<br />

Feldern weisen auf<br />

Bürgermeister, Statthalter,<br />

Landrichter <strong>und</strong> Ratsherren h<strong>in</strong>.<br />

Die Wandschränke reichten damals<br />

für die gesamte Registra-<br />

23. Februar 2013<br />

tur aus.<br />

1746 wurde das Rathaus<br />

erstmals umgebaut, dabei wurde<br />

auch die Fassade verändert<br />

<strong>und</strong> erhielt zwei Erker. Bald<br />

nach den 300-Jahr-Feiern der<br />

Stadt 1836 wurde der baufällig<br />

gewordene Giebel wiederum erneuert<br />

– schlichter als der vorherige<br />

Volutengiebel, doch der<br />

Renaissance-Stil blieb gewahrt.<br />

102 Jahre später fiel das rechte<br />

Nachbarhaus der Spitzhacke<br />

zum Opfer, um Platz für die neue<br />

Feuerwache zu machen, die an<br />

das alte Rathaus angebaut wurde.<br />

Weitere 30 Jahre später waren<br />

Rat <strong>und</strong> Verwaltung des <strong>alten</strong><br />

Gemäuers überdrüssig.<br />

Das Rathaus wurde 1965 abgerissen<br />

<strong>und</strong> neu aufgebaut.<br />

Fortsetzung auf Seite 9<br />

Blickdie Schlossstraßeh<strong>in</strong>unterAnfangdesvorigenJahrh<strong>und</strong>erts. FOTO: ARCHIV ANDERSEN


23. Februar 2013<br />

Von Stadtrechten<strong>und</strong>Ratsordnungen<br />

Fortsetzung von Seite 8<br />

Nur den <strong>alten</strong> Giebel hielt man<br />

für erh<strong>alten</strong>swürdig, er blieb<br />

stehen. Ältere <strong>Jever</strong>aner er<strong>in</strong>nern<br />

sich auch noch an das alte<br />

Bürgerhaus, das l<strong>in</strong>ks neben<br />

dem Rathaus stand <strong>und</strong> für die<br />

Erweiterung der Amtsstuben<br />

ebenfalls zur Seite geschoben<br />

wurde.<br />

Die Wandvertäfelung des<br />

ehemaligen Ratssaales wurde<br />

restauriert <strong>und</strong> <strong>in</strong> das Traditionszimmer<br />

(Trauzimmer) im<br />

Rathaus e<strong>in</strong>gebaut.<br />

25 Jahre später rückten erneut<br />

die Bauarbeiter an. Die<br />

Feuerwehr, die mit ihren größe-<br />

ren Löschfahrzeugen nicht<br />

mehr <strong>in</strong> die beengte Wache<br />

passte, zog 1990 an ihren <strong>neuen</strong><br />

Standort an der Wangerländischen<br />

Straße. Die Stadt<br />

machte aus diesen Räumen<br />

zwar nicht wieder e<strong>in</strong> Gasthaus,<br />

aber e<strong>in</strong> „Gästehaus für Städtetourismus“<br />

<strong>und</strong> benannte<br />

den schönen Saal, der von dem<br />

<strong>alten</strong> Paneelwerk <strong>und</strong> dem seit<br />

1746 erst <strong>in</strong> die Kaserne, dann<br />

<strong>in</strong>s Schlossmuseum ausgelagerten<br />

<strong>alten</strong> Kam<strong>in</strong>sims geprägt<br />

wird, s<strong>in</strong>nigerweise nach<br />

dem Grafen Anton Günther.<br />

Man stellte den <strong>alten</strong> We<strong>in</strong>hausgang<br />

wieder her, <strong>und</strong> auch<br />

der alte We<strong>in</strong>keller kam zu <strong>neuen</strong><br />

Ehren.<br />

Das Privileg, sich Stadt nennen<br />

zu dürfen, erlangte das<br />

Ackerbürger-“Oppidum“ <strong>Jever</strong><br />

durch das Fräule<strong>in</strong> Maria, die<br />

ihren Herrschaftsanspruch militärisch<br />

<strong>und</strong> politisch <strong>in</strong> den Jahre<br />

1531 bis 1534 gegen das<br />

ostfriesische Grafenhaus erkämpfte.<br />

Die Grafensöhne hatten<br />

Maria <strong>und</strong> ihrer Schwester<br />

ursprünglich die Heirat versprochen,<br />

stattdessen aber die<br />

Schlossburg besetzt. Marias<br />

Glück war, das der von den Ostfriesen<br />

e<strong>in</strong>gesetzte Drost Bo<strong>in</strong>g<br />

Gester n<br />

<strong>und</strong>Heute<br />

präsentiert von der<br />

Wertvolle Schnitzarbeit. Die alte Vertäfelung ziert heute den<br />

Graf-Anton-Günther-Saal. WZ-FOTO: KNOTHE<br />

von Oldersum die Seiten wechselte<br />

-- womöglich weil er sich <strong>in</strong><br />

Maria verguckt hatte.<br />

Jedenfalls musste <strong>Jever</strong>, damit<br />

sich Maria sicherer fühlte<br />

<strong>und</strong> um ihrem Herrschaftsanspruch<br />

sichtbaren Ausdruck zu<br />

verleihen, zur befestigten Stadt<br />

ausgebaut werden: 1536 errichtete<br />

man r<strong>und</strong> um die heutige<br />

Altstadt e<strong>in</strong>en hohen Wall<br />

mit e<strong>in</strong>em Graben davor. Stadttore<br />

versperrten Ungebetenen<br />

den E<strong>in</strong>lass. Seit diesen Tagen,<br />

so heißt es <strong>in</strong> der E<strong>in</strong>leitung zur<br />

Stadtrechtsbestätigung<br />

1572, sollte „<strong>Jever</strong> e<strong>in</strong>e ehrliche<br />

stadt genompt <strong>und</strong> geachtet<br />

... werden“. Seit 1541 war<br />

das städtische Siegel <strong>in</strong> Gebrauch.<br />

Es trägt die Buchstaben<br />

DVMG, übersetzt mit Dedit<br />

Urbi Maria Gubernacula (Maria<br />

gab der Stadt e<strong>in</strong>e Regierung)<br />

oder womöglich auch mit Dom<strong>in</strong>a<br />

Virgo Maria Geverensis<br />

(Jungfrau Maria, Herr<strong>in</strong> <strong>Jever</strong>s).<br />

Bürgermeister <strong>und</strong> „Olderlüde“<br />

trafen sich zu ihren Beratungen<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Raum im St.<br />

Annen-Tor. Ihr alter Rats-Tisch<br />

bef<strong>in</strong>det sich heute im Schlossmuseum.<br />

Maria gewährte den<br />

Bürgern gnädig Stadtrechte, <strong>in</strong><br />

denen nicht nur die städtischen<br />

Die kunstvolle Renaissance­Wandtäfelung des jeverschen<br />

Meisters Folkhard Fremers befand sich bis Mitte der 1990er­<br />

JahreimTrauzimmer. FOTO: ARCHIV ANDERSEN<br />

E<strong>in</strong>künfte, sondern auch die<br />

Lasten zur Unterhaltung der Befestigungen<br />

geregelt wurden.<br />

Stadtluft macht frei -- dieser<br />

Spruch galt nicht für <strong>Jever</strong>.<br />

Drost <strong>und</strong> landesherrlicher Amthauptmann<br />

regierten stets<br />

„durch“. Zwar waren die Bürger<br />

von den Abgaben an den Landesherrn<br />

befreit, mussten aber<br />

die <strong>in</strong> der Stadt stationierten<br />

Soldaten beköstigen bzw. entsprechende<br />

Servisgelder zahlen.<br />

Die Ratsordnung von 1614<br />

berichtet von drei Bürgermeistern<br />

<strong>und</strong> neun Ratsherren. Wie<br />

sie bestimmt wurden, ist nicht<br />

recht klar. Womöglich s<strong>in</strong>d sie<br />

aus den vier Rotten, <strong>in</strong> die die<br />

Stadt e<strong>in</strong>geteilt war <strong>und</strong> <strong>in</strong><br />

denen jeweils Olderlude für die<br />

Selbstverwaltung bestimmt<br />

wurden, delegiert worden. Die<br />

Bürgermeister dagegen wurden<br />

von der Landesherrschaft e<strong>in</strong>gesetzt.<br />

Doch auch auf die Besetzung<br />

der Ratsmandate<br />

nahm die Herrschaft bestim-<br />

<strong>Wilhelmshavener</strong> <strong>Zeitung</strong> · Seite 9<br />

menden E<strong>in</strong>fluss, zum<strong>in</strong>dest<br />

behielt sie sich vor, deren Ernennung<br />

zu bestätigen. E<strong>in</strong>mal<br />

<strong>in</strong>s Amt gekommen, blieb man<br />

Ratsherr bis zum Tode.<br />

Während die Bürgermeister<br />

e<strong>in</strong> Jahresgehalt vom Fürsten<br />

bezogen, waren die Ratsherren<br />

seit der Ratsordnung von 1614<br />

an „Accidentien“ <strong>und</strong> Gebühren<br />

beteiligt. Diese erhoben sie im<br />

Rahmen ihrer Zuständigkeit für<br />

die städtische Gerichtsbarkeit,<br />

für die Marktordnung, die Überprüfung<br />

der Maße <strong>und</strong> Gewichte.<br />

Die Ratsherren kümmerten<br />

sich um den Brandschutz <strong>und</strong><br />

um den guten Zustand der Brunnen,<br />

für deren Beaufsichtigung<br />

sie die Püttmeister bestellten.<br />

Für die Stadttore bestallte der<br />

Rat Pförtner, <strong>und</strong> er vergab weitere<br />

Ämter, wie zum Beispiel<br />

Stadtzimmermeister, Trommelschläger,<br />

Büchsenschütze,<br />

Konstabel, Wallmeister, Pestmeister,<br />

Emder Bote, Organist,<br />

Bälgetreter, Bademutter <strong>und</strong><br />

Stadtschulmeister.<br />

Immer e<strong>in</strong>en Besuch wert!<br />

Herzlich willkommen<br />

<strong>in</strong> der<br />

Marienstadt<strong>Jever</strong>!<br />

Stadt <strong>Jever</strong> ·www.stadt-jever.de


Seite 10 · <strong>Wilhelmshavener</strong> <strong>Zeitung</strong><br />

Schlachte:<strong>Jever</strong>sTorzurWelt<br />

Die Schlachte war<br />

e<strong>in</strong>st der Hafen<br />

von <strong>Jever</strong>. Händler,<br />

Handwerker<br />

<strong>und</strong> Herbergen<br />

prägten das Bild.<br />

VON HARTMUT SIEFKEN<br />

JEVER – Am Rande der<br />

Altstadt <strong>Jever</strong>s bef<strong>in</strong>det<br />

sich der ehemalige alte<br />

Hafen. E<strong>in</strong>st, im Mittelalter,<br />

hatte <strong>Jever</strong> direkten<br />

Zugang zum Meer,<br />

erstreckten sich doch<br />

die Harlebucht von Norden<br />

<strong>und</strong> die Crildumerbucht<br />

von Osten bis nah<br />

an <strong>Jever</strong>. Später, als diese<br />

großen Meeresbuchten<br />

e<strong>in</strong>gedeicht waren,<br />

führten das Tettenser<br />

Tief <strong>und</strong> das Hookstief<br />

nach <strong>Jever</strong>. Die Güter<br />

wurden <strong>in</strong> Altgarmssiel<br />

<strong>und</strong> Hooksiel umge-<br />

Die SchlachteumdasJahr1900.ImH<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong>erkenntmandenSchornste<strong>in</strong><br />

derSägemühle. FOTO: ARCHIV ANDERSEN<br />

V anessa<br />

Gester n<br />

<strong>und</strong>Heute<br />

IHR HAAR IST UNSERE KOPFSACHE<br />

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26441 <strong>Jever</strong><br />

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präsentiert von der:<br />

Die Schlachte – <strong>Jever</strong>s ehemaliger Hafen. Kle<strong>in</strong>es<br />

Foto: Das Hafenbecken wurde als Spielplatzwiedernachgebildet.<br />

FOTO: SIEFKEN<br />

schlagen <strong>und</strong><br />

auf Schiffen<br />

nach <strong>Jever</strong> getreidelt.<br />

Dieser alte<br />

Hafen hatte für<br />

<strong>Jever</strong> große Bedeutung,spielte<br />

sich doch<br />

der Güterverkehrhauptsächlich<br />

auf<br />

den Wasserwegen<br />

ab. Erst im<br />

19. Jahrh<strong>und</strong>ert<br />

wurden<br />

Straßen <strong>und</strong><br />

Wege im <strong>Jever</strong>land<br />

befestigt<br />

<strong>und</strong> erst dann<br />

kam man zu jeder Jahreszeit<br />

mit Pferdewagen oder Ochsenkarren<br />

gut voran.<br />

Die Straße, die vom Alten<br />

Markt von der Geesthöhe nach<br />

dort h<strong>in</strong>unterführt, heißt<br />

Schlachte -- e<strong>in</strong> selten gewordenes<br />

Wort-Denkmal. E<strong>in</strong>e<br />

Schlacht, sagt Grimms Wörterbuch<br />

von 1854, bedeutete<br />

e<strong>in</strong>st auch Uferbefestigung,<br />

man verschlachtete e<strong>in</strong> Ufer, <strong>in</strong>dem<br />

man Pfahlwerk e<strong>in</strong>schlug.<br />

<strong>Jever</strong>s Schiffsanlegestelle war<br />

im Mittelalter natürlich mit Holz<br />

23. Februar 2013<br />

befestigt.<br />

Im Zuge der Altstadtsanierung<br />

<strong>in</strong> den Jahren 1985/86<br />

hat man die alte Bedeutung der<br />

Schlachte baulich wieder hervorgehoben.<br />

In der schönen<br />

Platzanlage wurde das ehemalige<br />

Hafenbecken nachgebildet,<br />

e<strong>in</strong> Spielschiff für K<strong>in</strong>der er<strong>in</strong>nert<br />

an die <strong>alten</strong> Lastschiffe,<br />

der „Kai“ ist mit Holzbohlen verschalt.<br />

E<strong>in</strong>e Gastwirtschaft am<br />

Rande des Platzes heißt noch<br />

heute <strong>in</strong> Er<strong>in</strong>nerung an den Hafen<br />

„Zum goldenen Anker“.<br />

E<strong>in</strong>st stand am Kai e<strong>in</strong> Kran,<br />

mit dem die Ladung der Schiffe<br />

gelöscht wurde. R<strong>und</strong> um den<br />

Hafen herrschte reges Leben,<br />

man kehrte <strong>in</strong> den zahlreichen<br />

Gastwirtschaften e<strong>in</strong>. Hier befanden<br />

sich die großen Handelshäuser<br />

der Ohmstede <strong>und</strong><br />

Mehr<strong>in</strong>gs, später die Baustoffhändler<br />

Habben (später Bargen)<br />

<strong>und</strong> Süßmilch. Die Süßmilchs<br />

betrieben e<strong>in</strong>e Sägemühle;<br />

1932 brannte diese ab.<br />

Die Schlachte war das handwerkliche<br />

Gewerbezentrum<br />

der Stadt. Sattler, Maler<br />

Drechsler, Schmiede, Fuhrleute,<br />

Tischler, Seiler, Korbmacher,<br />

Mützenmacher, Bürstenmacher<br />

<strong>und</strong> Fortsetzung auf Seite 11


23. Februar 2013<br />

Lesenswertes<br />

über<strong>Jever</strong><br />

JEVER/SI – Literatur über <strong>Jever</strong><br />

gibt es reichlich, <strong>und</strong> auf<br />

sie stützte sich die Redaktion<br />

auch bei ihren Recherchen.<br />

So blätterten wir unterem <strong>in</strong>:<br />

Fridrich Arends, Ostfriesland<br />

<strong>und</strong> <strong>Jever</strong> -- <strong>in</strong> geographischer,<br />

statistischer <strong>und</strong> besonders<br />

landwirtschaftlicher<br />

H<strong>in</strong>sicht, Emden 1820<br />

Albrecht Friedrich Ludolph<br />

Lasius, Der Französische<br />

Kayser-Staat unter der Regierung<br />

des Kaysers Napoleon<br />

des Großen im Jahre 1812,<br />

Osnabrück 1813<br />

Karl Fissen Hrsg), Tausend<br />

Jahre <strong>Jever</strong> - 400 Jahre<br />

Stadt <strong>Jever</strong>, Festschrift aus<br />

dem Jahr 1936<br />

Karl Fissen, <strong>Jever</strong> - Volksk<strong>und</strong>liches<br />

aus e<strong>in</strong>er kle<strong>in</strong>en<br />

Stadt <strong>und</strong> ihrer Landschaft,<br />

<strong>Jever</strong> 1960<br />

Hellmut Rogowski, Verfassung<br />

<strong>und</strong> Verwaltung der<br />

Herrschaft <strong>und</strong> Stadt <strong>Jever</strong><br />

von den Anfängen bis zum<br />

Jahre 1807, Oldenburg 1967<br />

Karl Fissen, Das alte <strong>Jever</strong>,<br />

<strong>Jever</strong> 1965<br />

Bernhard Schönbohm, Bekannte<br />

<strong>und</strong> berühmte <strong>Jever</strong>länder,<br />

<strong>Jever</strong> 1981<br />

Werner Re<strong>in</strong>hardt, Franz<br />

Czoska (Hrsg.), Justiz an der<br />

Jade, Wilhelmshaven 1985<br />

<strong>Wilhelmshavener</strong> Heimatlexikon,<br />

Wilhelmshaven<br />

1986/87<br />

E<strong>in</strong> Blick zurück - Beiträge<br />

zur Geschichte des <strong>Jever</strong>landes,<br />

<strong>Jever</strong> 1986<br />

Nordfriisk Instituut, Die<br />

friesische Freiheit, Bredstedt<br />

1990<br />

Uwe Me<strong>in</strong>ers (Hrsg), E<strong>in</strong><br />

Künstlerleben im Biedermeier;<br />

Friedrich Adam Wilhelm<br />

Barnutz, <strong>Jever</strong> 1991<br />

Rudolf Müller, E<strong>in</strong> Bummel<br />

durch das alte <strong>Jever</strong>, Bd. 1 -<br />

3, <strong>Jever</strong> 1998<br />

425 Jahre Mariengymnasium<br />

<strong>Jever</strong>, <strong>Jever</strong> 1998<br />

Fritz Blume, 150 Jahre<br />

Friesisches Brauhaus zu <strong>Jever</strong>,<br />

<strong>Jever</strong> 1998<br />

100 Jahre <strong>Jever</strong>land - von<br />

1900 bis 2000, <strong>Jever</strong> 1999<br />

Antje Sander (Hrsg.),<br />

Maria von <strong>Jever</strong>, Oldenburg<br />

2000<br />

Antje Sander (Hrsg.), Der<br />

Hof, die Stadt, das Land -<br />

Das <strong>Jever</strong>land <strong>in</strong> Anhalt-<br />

Zerbster Zeit, Oldenburg<br />

2004<br />

Klaus Andersen <strong>und</strong> Ingo<br />

Hashagen, <strong>Jever</strong>, Zentrum<br />

e<strong>in</strong>er Herrschaft, Erfurt 2009<br />

Gester n<br />

<strong>und</strong>Heute<br />

Die Sägemühle lief bis 1899. Sie soll östlich der Schlachtmühle am Hookstief gestanden haben.<br />

FOTO: ARCHIV ANDERSEN/LEHMANN<br />

Reges LebenanderSchlachte<br />

Fortsetzung von<br />

Seite 10<br />

mancher Handlungsbetriebversorgten<br />

Stadt <strong>und</strong><br />

Land mit ihren Produkten.<br />

Der Sillensteder<br />

Pastor <strong>und</strong> Heimat-<br />

Chronist Carl Woebcken<br />

schrieb <strong>in</strong><br />

„Wanderungen<br />

durch Friesland“<br />

1919: „Früher füllte<br />

das Tief fast den<br />

ganzen freien Platz<br />

präsentiert von der<br />

aus, der den Namen Schlachte<br />

beh<strong>alten</strong> hat. Wer denkt noch<br />

daran, daß die Schlachte e<strong>in</strong>e<br />

Kaje war, an der Schiffe anlegten?<br />

Wir können uns schwer e<strong>in</strong><br />

Bild machen von dem Leben<br />

<strong>und</strong> Treiben, das e<strong>in</strong>st geherrscht<br />

hat. E<strong>in</strong> großer Kran<br />

war das Wahrzeichen. Kähne<br />

<strong>und</strong> selbst kle<strong>in</strong>e Seeschiffe kamen<br />

herauf, <strong>und</strong> e<strong>in</strong> Fährboot<br />

vermittelte den Personenverkehr<br />

nach dem blühenden Hafenort<br />

an der Jade, Hooksiel.<br />

Die Schiffe wurden vom Lande<br />

aus gezogen (Treckfahrt). An<br />

der Schlachte standen<br />

die zahlreichen Wirtschaften,<br />

die großen<br />

Handelshäuser ... hier saß das<br />

Geld.“<br />

Der Hafen <strong>und</strong> das Hookstief<br />

verloren ihre Verkehrswegefunktion,<br />

als Mitte des 19. Jahrh<strong>und</strong>erts<br />

die Straße nach Waddewarden<br />

<strong>und</strong> Hooksiel gebaut<br />

wurde <strong>und</strong> ab 1871 auch die<br />

Eisenbahn nach <strong>Jever</strong> regelmäßig<br />

schnaufte, die 1883 Anschluss<br />

an die Ostfriesische<br />

Küstenbahn über Wittm<strong>und</strong>,<br />

Esens, Norden nach Emden erhielt.<br />

1888 war auch der Abzweiger<br />

nach Carol<strong>in</strong>ensiel fertiggestellt.<br />

<strong>Wilhelmshavener</strong> <strong>Zeitung</strong> · Seite 11<br />

E<strong>in</strong>st Schifffahrtsweg,heute<br />

e<strong>in</strong>verlandeterGraben.<br />

FOTO: ARCHIV ANDERSEN/SIEFKEN<br />

Inh.: Goldschmiedemeister Ronald Mann<br />

<strong>Jever</strong><br />

Alter Markt<br />

11<br />

Seit 1990<br />

<strong>in</strong> <strong>Jever</strong><br />

Wilhelmshaven<br />

Marktstraße<br />

107


Seite 12 · <strong>Wilhelmshavener</strong> <strong>Zeitung</strong><br />

Großer AuftriebaufdemMarkt<br />

Der Alte Markt gehörte<br />

e<strong>in</strong>st zur Vorstadt. Um<br />

1900 gab es hier alljährlich<br />

mehrere große<br />

Viehmärkte.<br />

VON HARTMUT SIEFKEN<br />

JEVER – Der Alte Markt <strong>in</strong> <strong>Jever</strong><br />

hatte se<strong>in</strong>e Blütezeit im 19. <strong>und</strong><br />

frühen 20. Jahrh<strong>und</strong>ert. Hier<br />

fanden die Kram-, Vieh- <strong>und</strong><br />

Pferdemärkte statt.<br />

Schon immer hatte das <strong>Jever</strong>land<br />

Pferde <strong>und</strong> Vieh, Milcherzeugnisse<br />

<strong>und</strong> Felle zu den<br />

Anra<strong>in</strong>ern der Nordsee <strong>und</strong> <strong>in</strong><br />

Anzeige<br />

den Ostseeraum exportiert. Die<br />

Landwirtschaft auf den vielfach<br />

fetten Marschen des <strong>Jever</strong>landes<br />

florierte. Die Überschüsse<br />

wurden über die Sielorte Carol<strong>in</strong>ensiel,<br />

Horumersiel, Hooksiel<br />

<strong>und</strong> Rüstersiel verschifft.<br />

„Hooksiel ist der Haupthafen“,<br />

schreibt Fridrich Arends <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er<br />

„geografischen, statistischen<br />

<strong>und</strong> landwirtschaftlichen<br />

Beschreibung“ von „Ostfriesland<br />

<strong>und</strong> <strong>Jever</strong>“ 1822. Arends<br />

weiter: „Der Pferdehandel ist<br />

beträchtlich. Es mögen jährlich<br />

gegen 1000 Pferde ausgeführt<br />

werden. R<strong>in</strong>dvieh, mageres <strong>und</strong><br />

fettes geht ebenfalls <strong>in</strong> beträchtlicher<br />

Menge aus.“<br />

Fridrich Arends berichtete<br />

se<strong>in</strong>erzeit von elf Krammärkten,<br />

drei Vieh- <strong>und</strong> drei Pferdemärkten<br />

<strong>in</strong> <strong>Jever</strong>. „Die häufige<br />

Anwesenheit der Landbewohner,<br />

da sich <strong>in</strong> <strong>Jever</strong> als der<br />

Haupt- <strong>und</strong> e<strong>in</strong>zigen Stadt des<br />

Landes alles concentrirt, beförderten<br />

hauptsächlich den Flor<br />

des Ortes“, so Arends.<br />

In se<strong>in</strong>er Beschreibung des<br />

„Großherzogthums Oldenburg“<br />

zählt K. G. Böse 1863 drei Wochenmärkte<br />

sowie 17 Jahr-,<br />

Kram-, Pferde-, Schwe<strong>in</strong>e- <strong>und</strong><br />

Gester n<br />

<strong>und</strong>Heute<br />

Bis<strong>in</strong>die1920er­JahregabesdiegroßenViehmärkte<strong>in</strong><strong>Jever</strong>.Aufdem Alten Marktdrängten<br />

sichdieTiere.ImH<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong><strong>in</strong>derMittedasehemaligeAmtmann­Haus. FOTO: ARCHIV ANDERSEN<br />

DieAnb<strong>in</strong>devorrichtungenfürdasViehaufdemAlten<br />

Markt vor dem Hof von Oldenburg. E<strong>in</strong>e Bronzeskulptur<br />

er<strong>in</strong>nert heute an die e<strong>in</strong>stige Bedeutung des<br />

Handelsplatzes FOTO: ARCHIV ANDERSEN<br />

Holzmärkte auf. Die Absatzchancen<br />

verbesserten sich für<br />

die Bauern mit dem Anschluss<br />

<strong>Jever</strong>s an die Eisenbahn. ab<br />

1871.<br />

Auswärtige Käufer ließen<br />

nun das Vieh vermehrt über den<br />

Schienenweg abtransportieren.<br />

So mancher Viehtrieb muss<br />

sich durch die Stadt vom Alten<br />

AliceEckermann<br />

BUCH@PAPIER<br />

präsentiert von der:<br />

Markt zum Bahnhof<br />

bewegt haben.<br />

Auch der Ausbau<br />

der Straßen im <strong>Jever</strong>land <strong>in</strong> der<br />

zweiten Hälfte des 19. Jahrh<strong>und</strong>erts<br />

hat die Absatzchancen<br />

der jeverländischen Bauern vergrößert<br />

<strong>und</strong> damit die Bedeutung<br />

<strong>Jever</strong>s als Marktplatz.<br />

Auch trug der Aufschwung der<br />

KOMPETENZ IN BÜCHERN<br />

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23. Februar 2013<br />

Viehzucht im 19. Jahrh<strong>und</strong>ert<br />

zur Bedeutung <strong>Jever</strong>s als Umschlagsplatz<br />

für den Viehhandel<br />

bei.<br />

1878 wurde der <strong>Jever</strong>ländische<br />

Herdbuchvere<strong>in</strong>, der die<br />

Aufsicht über die Zuchtbücher<br />

führte <strong>und</strong> Viehkörungen vornahm,<br />

gegründet, der Landwirt<br />

Anton Rel<strong>in</strong>g (1830 - 1895) war<br />

dabei e<strong>in</strong>e treibende Kraft.<br />

E<strong>in</strong>drucksvoll s<strong>in</strong>d die Zahlen<br />

vom Viehauftrieb aus dem<br />

Jahr 1900, die damals <strong>in</strong> der<br />

<strong>Zeitung</strong> vermeldet wurden:<br />

„18. September 1900. Dem<br />

heutigen Viehmarkt waren zugeführt<br />

570 Stück Hornvieh, 73<br />

Schafe, ca. 130 Schwe<strong>in</strong>e <strong>und</strong><br />

3 Füllen. Es waren wieder recht<br />

viele auswärtige Händler erschienen<br />

<strong>und</strong> entwickelte sich<br />

<strong>in</strong> allen Viehgattungen e<strong>in</strong> flotter<br />

Handel. Nach auswärts wurden<br />

reichlich 450 Stück Hornvieh<br />

verkauft ...<br />

Fortsetzung auf Seite 13


23. Februar 2013<br />

H<strong>und</strong>erte<br />

R<strong>in</strong>deraufdem<br />

AltenMarkt<br />

Fortsetzung von Seite 12<br />

9. Oktober: Dem heutigen<br />

Viehmarkt waren zugeführt 726<br />

Stück Hornvieh, 114 Schafe,<br />

ca. 300 Schwe<strong>in</strong>e. Vom Lande<br />

herrschte auf dem Markte e<strong>in</strong><br />

recht reger Verkehr. .. nach auswärts<br />

wurden ca. 200 Stück<br />

Hornvieh mit der Bahn versandt<br />

23. Oktober: Dem heutigen<br />

Viehmarkt wurden zugeführt<br />

1203 Stück Hornvieh, 230<br />

Schafe, ca. 130 Schwe<strong>in</strong>e ...<br />

Nach auswärts wurden reichlich<br />

250 Stück Hornvieh verkauft.“<br />

H<strong>in</strong>zu kamen, schreibt Fissen<br />

an anderer Stelle, „die<br />

Kle<strong>in</strong>bauern mit ihrem Kasten<br />

voll Aantküken. Sie hatten ihre<br />

Plätze vor dem Amtshause.<br />

Auswärtige Händler waren <strong>in</strong><br />

Massen anwesend. Lange Budenreihen<br />

säumten den großen<br />

Marktplatz e<strong>in</strong>. Brett<strong>in</strong>gs Karussell<br />

stand regelmäßig an<br />

der Mühlenstraße gegenüber<br />

vom Hof von Oldenburg. Und<br />

unsere heimischen Geschäfte<br />

Gester n<br />

<strong>und</strong>Heute<br />

präsentiert von der<br />

BlickaufdenAltenMarktEndedes19.Jahrh<strong>und</strong>erts,amBildrand<br />

l<strong>in</strong>ks die 1901 abgerissene katholische Kirche. Drittes<br />

Hausvonrechtsder„SchwarzeAdler“. FOTO: ARCHIV AHLERS<br />

Der Alte Markt mit dem <strong>neuen</strong> Geschäftshaus im H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong><br />

<strong>und</strong>e<strong>in</strong>erPütt.<br />

kamen dabei auch nicht zu kurz.<br />

Für Unterhaltung sorgten unsere<br />

Stadtmusikanten <strong>und</strong> Orgeldreher,<br />

die straßauf-straßab<br />

ihre Weisen ertönen ließen.“<br />

An diese Zeit er<strong>in</strong>nert heute<br />

der herbstliche „Brüllmarkt“,<br />

den Market<strong>in</strong>gstrategen vor e<strong>in</strong>igen<br />

Jahren wieder aufleben<br />

ließen, wenngleich das bisschen<br />

Vieh, das heute aufgetrieben<br />

wird, nur der Zierde dient.<br />

In den 30er-Jahren des vorigen<br />

Jahrh<strong>und</strong>erts schliefen die<br />

Viehmärkte allmählich e<strong>in</strong>. Der<br />

Der Alte Markt 1968. L<strong>in</strong>ks das Modehaus Buss, an dem<br />

heutee<strong>in</strong>neuesGeschäftshaussteht. FOTO:ARCHIV ANDERSEN<br />

ehemalige Kaufmann Rudolf<br />

Müller, Jahrgang 1921, er<strong>in</strong>nert<br />

sich <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Büchle<strong>in</strong> „E<strong>in</strong><br />

Bummel durch das alte <strong>Jever</strong>“<br />

noch an die Richelwerke, an<br />

denen das Vieh festgeb<strong>und</strong>en<br />

wurde. „Wir K<strong>in</strong>der benutzten<br />

sie als Turngeräte, <strong>und</strong> da sie<br />

ziemlich verrostet waren, gab’s<br />

zu Hause Ärger wegen der verschmutzten<br />

Kleidung“, schreibt<br />

er.<br />

R<strong>und</strong> um den <strong>alten</strong> Markt<br />

hatten viele Gaststätten ihr<br />

Auskommen. Damals führte die<br />

Mühlenstraße von Süden kommend<br />

auf den Alten Markt <strong>und</strong><br />

g<strong>in</strong>g <strong>in</strong> die Neue Straße über.<br />

Die Straße Von-Thünen-Ufer<br />

vom Alten Markt bis zur<br />

Schlachte gab es damals noch<br />

nicht. Hier waren Gärten. Am<br />

Rand des Alten Marktes zur<br />

Graft h<strong>in</strong> stand das „Café Wellblech“,<br />

e<strong>in</strong>e öffentliche Bedürfnisanstalt.<br />

An der Stelle des Johann-Ahlers-Hauses,<br />

dessen Tage mittlerweile<br />

gezählt s<strong>in</strong>d, war vor<br />

dem Krieg der Fahrradstand von<br />

Erich Harjes; viele <strong>Jever</strong>länder<br />

strampelten mit dem Fahrrad <strong>in</strong><br />

ihre „Metropole“ zum E<strong>in</strong>kaufen,<br />

zur Arbeit <strong>und</strong> zur Schule.<br />

Und an selber Stelle an der<br />

Blankgraft stand auf dem heutigen<br />

Straßenareal „Von Thünen-<br />

Ufer“ bis 1901 kle<strong>in</strong>e katholische<br />

Kirche, bis sie <strong>in</strong> ihren<br />

neugotischen Kirchbau an der<br />

Pr<strong>in</strong>zengraft zog.<br />

Manche Er<strong>in</strong>nerung verb<strong>in</strong>det<br />

sich bei älteren <strong>Jever</strong>anern<br />

mit dem „Concerthaus“ am Alten<br />

Markt, das noch heute diese<br />

Inschrift trägt <strong>und</strong> mehrere<br />

Geschäfte beherbergt. 1888<br />

wurde es als Gesellschaftshaus<br />

gebaut.<br />

Auf der kle<strong>in</strong>en Bühne entwickelte<br />

die „Speeldeel“ seit<br />

<strong>Wilhelmshavener</strong> <strong>Zeitung</strong> · Seite 13<br />

1921 große Spielfreude. 90<br />

Jahre erheiterten die Laienschauspieler<br />

gekonnt ihr Publikum.<br />

Vor zwei Jahren mottete<br />

man den Vere<strong>in</strong> e<strong>in</strong>. Im Concerthaus<br />

erlebten die <strong>Jever</strong>länder<br />

auch die Stummfilmzeit mit Klavier-<br />

<strong>und</strong> Geigenspielbegleitung.<br />

Zu den ältesten Lokalen am<br />

Platz zählt das „<strong>Jever</strong> Fass“, früher<br />

der „Schwarze Adler“. Im<br />

rückwärtigen Bereich stand e<strong>in</strong><br />

geräumiges Saalgebäude. Im<br />

ersten Stock, so er<strong>in</strong>nert sich<br />

Rudolf Müller, habe sich e<strong>in</strong><br />

Tanzsaal bef<strong>und</strong>en, <strong>in</strong> dem er<br />

noch <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Jugendzeit die<br />

ersten Tanzschritte erlernt habe.<br />

Als im Wirtschaftsw<strong>und</strong>erland<br />

bald auch jeder <strong>Jever</strong>länder<br />

Auto fuhr, diente der Alte<br />

Markt bis <strong>in</strong> die 1980er-Jahre<br />

als Parkplatz. Im Zuge der<br />

Stadtsanierung wurde der „ruhende<br />

Verkehr“ h<strong>in</strong>ter die Kulissen<br />

<strong>in</strong> den „Grünen Garten“, wo<br />

neue Parkplätze angelegt wurden,<br />

verbannt. Auch kehrte man<br />

die alte Kopfste<strong>in</strong>pflasterung<br />

wieder hervor.<br />

Die Welt der Spielwaren<br />

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Seite 14 · <strong>Wilhelmshavener</strong> <strong>Zeitung</strong><br />

Die Hof-Apotheke residiert seit dem Jahr 1902 an der Schlossstraße/Ecke Ketelhörn. ursprünglichbefandsiesichamKirchplatz(kle<strong>in</strong>eFotos).<br />

FOTO: NIEMANN/SIEFKEN/ARCHIV ANDERSEN<br />

ApothekenmitlangerTradition<br />

Seit 1537 gibt es <strong>in</strong> <strong>Jever</strong><br />

e<strong>in</strong>e Apotheke, seit<br />

1673 die Hof-Apotheke.<br />

Etliche Apotheker<br />

gehörten dem Rat der<br />

Stadt an.<br />

VON WOLFGANG NIEMANN<br />

JEVER – Die „Hof-Apotheke“ zu<br />

<strong>Jever</strong> gehört zu den besonders<br />

schönen Gebäuden der Kreisstadt.<br />

Die Apotheke wurde bereits<br />

1673 gegründet, seit<br />

1902 bef<strong>in</strong>det sie sich im Haus<br />

Schlossstraße 5.<br />

Caspar Xylander erhielt am<br />

20. Juni 1673 das Privileg für<br />

die „Hof-Apotheke“. Er war zuvor<br />

Provisor der Hof-Apotheke<br />

des Balthasar Dugend <strong>in</strong> Oldenburg,<br />

dessen Tochter er heirate-<br />

te. Die noch im Orig<strong>in</strong>al vorhandene<br />

Urk<strong>und</strong>e wurde von Fürst<strong>in</strong><br />

Sophia Augusta zu Anhalt <strong>in</strong><br />

der Residenz Zerbst gezeichnet.<br />

Xylander durfte demnach<br />

auch mit exotischen Gewürzen<br />

<strong>und</strong> Konfekt handeln <strong>und</strong> e<strong>in</strong>en<br />

We<strong>in</strong>ausschank betreiben.<br />

Erstmals wird e<strong>in</strong>e Apotheke<br />

<strong>in</strong> <strong>Jever</strong> allerd<strong>in</strong>gs bereits 1537<br />

urk<strong>und</strong>lich erwähnt. Noch vor<br />

der Gründung der „Hof-Apotheke“<br />

entstand die „Löwen-Apotheke“<br />

<strong>in</strong> der heutigen Apothekenstraße;<br />

heute ist es e<strong>in</strong><br />

Gasthaus .<br />

Xylanders Schwiegersohn<br />

Friedrich Bernhard Tölcken erwarb<br />

1720 das Diensthaus des<br />

Rentmeisters <strong>in</strong> der Schlossstraße<br />

3 an der Ecke zum Kirchplatz,<br />

wo er die „Hof-Apotheke“<br />

e<strong>in</strong>richtete. Heute bef<strong>in</strong>det sich<br />

hier e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>er Parkplatz. Von<br />

Beachten Sie unsere Monatsangebote!<br />

Gester n<br />

<strong>und</strong>Heute<br />

präsentiert von der:<br />

1673 bis 1885, also 212 Jahre<br />

lang, blieb die Apotheke im Besitz<br />

der Familie, wobei zeitweise<br />

auch die Witwen verstorbener<br />

Apotheker das Privileg für den<br />

Betrieb <strong>in</strong>nehatten. Erst 1886<br />

g<strong>in</strong>g das Eigentum durch den<br />

Verkauf an den Apotheker August<br />

Lew<strong>in</strong> über.<br />

Mit Ludwig August Müller<br />

(1832-1916), der die Hof-Apotheke<br />

bis 1886 <strong>in</strong>nehatte, setzte<br />

e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>teressante politische<br />

„Nebenkarriere“ jeverscher<br />

Apotheker e<strong>in</strong>. 1873 bis 1906<br />

war er Stadtratsmitglied. Auch<br />

se<strong>in</strong> Nachfolger Franz Busch<br />

wurde Ratsherr wie auch dessen<br />

Sohn Hans-Fritz Busch, der<br />

zeitweise auch Bürgermeister<br />

<strong>Jever</strong>s war.<br />

Apotheker<strong>in</strong> Johanna Ummen,<br />

die die Apotheke 1972<br />

von Buschs Witwe erwarb <strong>und</strong><br />

noch heute deren Inhaber<strong>in</strong> ist,<br />

folgte dieser Tradition als Ratsmitglied<br />

von 1972 bis 1996.<br />

Sie pflegt die Tradition der Apotheke,<br />

die das Großherzogliche<br />

Oldenburgische Wappen von<br />

1828 ziert.<br />

E<strong>in</strong> markantes Gebäude ist<br />

auch die „Schloss-Apotheke“<br />

mit ihrem Türmchen am Alten<br />

Markt. Das Haus wurde 1905<br />

gebaut, womit es nur drei Jahre<br />

jünger als die jetzige „Hof-Apotheke“<br />

ist. Karl Rocker, der es<br />

1912 vom Erstbesitzer Otto<br />

Bley erwarb, eröffnete hier <strong>in</strong><br />

23. Februar 2013<br />

Schloss­Apotheke. FOTO: NIEMANN<br />

Die Esso­Station Rocker, heuteApotheke.<br />

FOTO: ARCHIV ANDERSEN<br />

den 20er-Jahren die erste Tankstelle<br />

<strong>Jever</strong>s mit e<strong>in</strong>er Zapfsäule.<br />

Über den Ladenfenstern<br />

prangte <strong>in</strong> dicken Lettern „Oel<strong>und</strong><br />

Benz<strong>in</strong>station Karl Rocker“.<br />

Begonnen hatte er mit dem<br />

Verkauf von S<strong>in</strong>ger-Nähmasch<strong>in</strong>en<br />

<strong>und</strong> Fahrrädern. Bald aber<br />

folgten auch der Handel mit Motorrädern<br />

sowie Opel-Automobilen.<br />

Dazu eröffnete er e<strong>in</strong>e<br />

Werkstatt mit Meister <strong>und</strong> Gesellen,<br />

deren Räume noch heute<br />

existieren.<br />

Karl Rocker junior übernahm<br />

nach der Heimkehr aus der<br />

Kriegsgefangenschaft 1949<br />

den Autohandel <strong>und</strong> die Werkstatt<br />

vom Vater <strong>und</strong> führte beide<br />

bis zum Rentenalter. Rockers<br />

Ehefrau Edda stammte<br />

aus e<strong>in</strong>er Bad Zwischenahner<br />

Familie, <strong>in</strong> der es seit Urgroßvaters<br />

Zeiten Apotheker gab, <strong>und</strong><br />

so wurde das Hauptgeschäft<br />

am 24. April 1976 unter der Leitung<br />

von Apotheker Ulrich Faust<br />

zur „Schloss-Apotheke“, wogegen<br />

das Ladenlokal zur Neuen<br />

Straße h<strong>in</strong> bis heute Süßes<br />

anbietet.<br />

Im Obergeschoss residierte<br />

bis Ende der 90er-Jahre e<strong>in</strong>e<br />

Arztpraxis. Der jetzige Hauseigentümer<br />

Ulrich Schipper<br />

stammt aus Schleswig-Holste<strong>in</strong><br />

<strong>und</strong> ist ebenfalls vom pharmazeutischen<br />

Fach. Er erwarb das<br />

Hausensemble 2002.


23. Februar 2013<br />

Schütt<strong>in</strong>gwichSparkassenbau<br />

Mitte der 1970er-Jahre<br />

fiel der Schütt<strong>in</strong>g dem<br />

Abrissbagger zum Opfer.<br />

Die LzO baut hier<br />

jetzt e<strong>in</strong> neues stadtbildprägendesGebäude.<br />

VON WOLFGANG NIEMANN<br />

JEVER – E<strong>in</strong>es der markantesten<br />

Gebäude <strong>in</strong> <strong>Jever</strong>s Innenstadt<br />

war über lange Zeit der „Schütt<strong>in</strong>g“<br />

am Alten Markt. Bereits im<br />

18. Jahrh<strong>und</strong>ert als Treffpunkt<br />

der Kaufleute errichtet, entlehnte<br />

man den Namen offenbar<br />

dem Vorbild des berühmten<br />

Bremer Schütt<strong>in</strong>g.<br />

Auf <strong>alten</strong> <strong>Bildern</strong> noch aus<br />

der Zeit vor der Motorisierung<br />

erkennt man das Haus mit dem<br />

charakteristischen Arkaden-<br />

Vorbau als „Hotel Schütt<strong>in</strong>g“<br />

<strong>und</strong> der später wechselnden Zusatzbezeichnung<br />

„Restauration<br />

von P. Balenius“. In der Nazi-Zeit<br />

hatte der Schütt<strong>in</strong>g e<strong>in</strong>e unrühmliche<br />

Ära als Versammlungslokal<br />

der SA. Der Alte<br />

Markt hieß im „Dritten<br />

Reich“„Adolf-Hitler-Platz“.<br />

In den 70er-Jahren passierte<br />

dann jedoch das, was Alt-Bürgermeister<br />

Paul Müller als „<strong>Jever</strong>s<br />

größte Bausünde“ bezeichnete:<br />

das „Hotel Schütt<strong>in</strong>g“ <strong>und</strong><br />

der direkt angrenzende Gasthof<br />

„Weißer Schwan“ wurden<br />

1974/75 abgerissen. An se<strong>in</strong>e<br />

Stelle baute die Landessparkasse<br />

zu Oldenburg (LzO) ihr<br />

neues Bankgebäude. Am 4. November<br />

1977 zog sie aus ihrer<br />

bisherigen Niederlassung an<br />

der Albanistraße <strong>in</strong> ihre neue<br />

„Zweiganstalt“ um.<br />

Erst <strong>in</strong> den 80er-Jahren setz-<br />

Gester n<br />

<strong>und</strong>Heute<br />

präsentiert von der<br />

te allenthalben e<strong>in</strong> Umdenken<br />

e<strong>in</strong> <strong>und</strong> man besann sich darauf,<br />

die historischen Bauten <strong>in</strong><br />

den Städten zu erh<strong>alten</strong>. Für <strong>Jever</strong>s<br />

Schütt<strong>in</strong>g jedoch war es zu<br />

spät.<br />

Dabei ist die LzO selbst<br />

e<strong>in</strong>e altehrwürdige Institution.<br />

Bereits am<br />

1. August 1786<br />

unterzeichnete<br />

der<br />

Landesherr<br />

Herzog Peter<br />

Friedrich<br />

Ludwig die<br />

Gründungsurk<strong>und</strong>e<br />

für<br />

diese „Er-<br />

Mit diesem Gebäude mochten sich die <strong>Jever</strong>aner nicht recht<br />

anfre<strong>und</strong>en.Jetztbautdie LzOneu–<strong>und</strong>schöner.<br />

DasHotel Schütt<strong>in</strong>gprägtee<strong>in</strong>stdasBildamAltenMarkt.HierkehrtenvieleKaufleutee<strong>in</strong>.An<br />

se<strong>in</strong>erStellebautedieLzO1975ihreneueZweigniederlassung. FOTO: ARCHIV ANDERSEN<br />

FOTO: WZ-BILDDIENST/NIEMANN<br />

sparungscasse für das Herzogtum<br />

Oldenburg“. Se<strong>in</strong> löblicher<br />

Gedanke war dabei e<strong>in</strong>e<br />

Neuordnung des Armenwesens,<br />

denn mit dieser Kasse<br />

sollte<br />

es wirtschaftlich<br />

schwächeren Bevölkerungskreisen<br />

ermöglicht werden, Rücklagen<br />

zu bilden.<br />

Nur die Sparkasse Hamburg<br />

ist <strong>in</strong> ihrer Art noch e<strong>in</strong> paar Jahre<br />

älter als die LzO. Die LzO<br />

führt ihren heutigen Namen übrigens<br />

erst seit dem 1. Januar<br />

1913 <strong>und</strong> wird seit 1937 als<br />

e<strong>in</strong>e Anstalt des öffentlichen<br />

Rechts vom Sparkassenzweckverband<br />

Oldenburg getragen,<br />

dem die Landkreise<br />

Ammerland, Cloppenburg,<br />

<strong>Wilhelmshavener</strong> <strong>Zeitung</strong> · Seite 15<br />

Friesland, Oldenburg, Vechta,<br />

Wesermarsch sowie die kreisfreien<br />

Städte Delmenhorst <strong>und</strong><br />

Oldenburg angehören.<br />

Nach jahrelangen Gerüchten<br />

lüftete die LzO das Geheimnis<br />

um die Zukunft der<br />

<strong>alten</strong> Bausünde:<br />

Im Juni<br />

2011<br />

stellte<br />

die<br />

LzO<br />

das<br />

Modell<br />

für<br />

e<strong>in</strong>en<br />

Neubau<br />

ihrer Regionaldirektion<br />

<strong>Jever</strong> vor.<br />

Aus fünf Architektenentwürfen<br />

wurde das dreigeschossige<br />

Modell von Architekt<strong>in</strong><br />

Iris Wienecke (Oldenburg)<br />

ausgewählt. In hellem Naturste<strong>in</strong><br />

<strong>und</strong> mit e<strong>in</strong>er raff<strong>in</strong>ierten<br />

Dachkonstruktion soll diese<br />

Investition für r<strong>und</strong> sechs Millionen<br />

Euro sich <strong>in</strong> das historische<br />

Bild der Bauten r<strong>und</strong> um den Alten<br />

Markt e<strong>in</strong>passen.<br />

Nach dem Abriss des <strong>alten</strong><br />

Baus im Jahr 2012 wächst der<br />

Neubau derzeit heran <strong>und</strong> kann<br />

voraussichtlich im Laufe dieses<br />

Jahres e<strong>in</strong>geweiht werden.


Seite 16 · <strong>Wilhelmshavener</strong> <strong>Zeitung</strong><br />

RichterfürStadt<strong>und</strong>Land<br />

Schon seit dem Mittelalter<br />

wird <strong>in</strong> <strong>Jever</strong><br />

Recht gesprochen. Seit<br />

1704 hat die Justiz hier<br />

e<strong>in</strong> eigenes Dach über<br />

dem Kopf.<br />

VON HARTMUT SIEFKEN<br />

JEVER – Zu den altehrwürdigen<br />

Gebäuden <strong>in</strong> <strong>Jever</strong> gehört das<br />

Amtsgericht. Der älteste, westliche<br />

Gebäudeteil stammt aus<br />

der Zeit um 1620, der mittlere<br />

Teil mit der Freitreppe wurde im<br />

Jahr 1703/04 gebaut <strong>und</strong><br />

1827 aufgestockt. Der östliche<br />

Anbau stammt aus dem Jahr<br />

1884. Von 1993 bis 1997 wurde<br />

der gesamte Gebäudetrakt<br />

saniert <strong>und</strong> neu auf- <strong>und</strong> umgebaut.<br />

Der älteste Gebäudeteil war<br />

ursprünglich als Marstall gebaut<br />

worden <strong>und</strong> diente ferner<br />

als Ballhaus, <strong>in</strong> dem man Ballspiele<br />

spielte. Bis zum Bau des<br />

Richthauses 1704 fanden die<br />

Gerichtsverhandlungen wohl<br />

vornehmlich <strong>in</strong> den Privathäusern<br />

der Richter, teils sicher<br />

auch im Rathaus statt. Die Trennung<br />

zwischen Verwaltung <strong>und</strong><br />

Gerichtsbarkeit entwickelte<br />

sich erst im 19. Jahrh<strong>und</strong>ert.<br />

Im Mittelalter übten <strong>in</strong> den<br />

Frieslanden die gewählten Redjeven<br />

(Richter) die Gerichtsbarkeit<br />

aus. Die Östr<strong>in</strong>ger <strong>und</strong> Wangerländer<br />

Richter trafen sich <strong>in</strong><br />

<strong>Jever</strong>, das sich se<strong>in</strong>er verkehrsgünstigen<br />

Lage am Ende des<br />

Heerweges <strong>und</strong> se<strong>in</strong>er damaligen<br />

guten Anb<strong>in</strong>dung an die<br />

Seewege wegen zum Hauptort<br />

Gester n<br />

<strong>und</strong>Heute<br />

1704wurdedas Gerichtsgebäudegebaut<strong>und</strong>spätererweitert.DerMarstall(dasspitzgiebeligeHausvordemErker)wurdeim17.Jahrh<strong>und</strong>erterrichtet.<br />

FOTO: ARCHIV ANDERSEN<br />

entwickelt hatte. Das Kloster<br />

Oestr<strong>in</strong>gfelde nahm wohl e<strong>in</strong>e<br />

zunehmend wichtigere Rolle <strong>in</strong><br />

der Gerichtsbarkeit e<strong>in</strong>, wie<br />

auch Verwaltungs- <strong>und</strong> Kirchspielsgrenzen<br />

deckungsgleich<br />

wurden.<br />

Für den Übergang zur Häuptl<strong>in</strong>gsherrschaft<br />

im 15. Jahrh<strong>und</strong>ert<br />

ist die Quellenlage h<strong>in</strong>sichtlich<br />

Verwaltungsaufbau<br />

<strong>und</strong> Gerichtsbarkeit dünn, deutlicher<br />

umrissen tritt sie im 16.<br />

Jahrh<strong>und</strong>ert wieder zutage. Wie<br />

sich das Gerichtswesen im <strong>Jever</strong>land<br />

entwickelte, beschrieb<br />

der Jurist Dr. Hellmut Rogowski<br />

Dasjeversche AmtsgerichtwurdeMitteder1990er­Jahresaniert.<br />

präsentiert von der:<br />

1967 im Band 16 der Oldenburger<br />

Forschungen.<br />

Man unterschied zwischen<br />

dem Stadt- <strong>und</strong> dem Landgericht.<br />

Das Stadtgericht bestand<br />

aus den Ratsmitgliedern. Es<br />

war zuständig für die Zivilstreitigkeiten<br />

der Bürger <strong>in</strong>nerhalb<br />

der umwallten Stadt, nicht also<br />

für die Bürger der Vorstadt. Die<br />

hatten sich wie die übrigen Bürger<br />

des <strong>Jever</strong>landes an das<br />

Landgericht zu wenden.<br />

Das Landgericht war e<strong>in</strong>erseits<br />

Zivilgericht – für <strong>Jever</strong>s<br />

Stadtbürger auch Appellationsgericht<br />

-- , andererseits Krim<strong>in</strong>algericht.<br />

Es tagte<br />

anfangs unter dem<br />

Vorsitz des Häuptl<strong>in</strong>gs,<br />

später des<br />

Drosten, mit mehreren<br />

Beisitzern<br />

<strong>und</strong> e<strong>in</strong>em Schreiber.<br />

Aus der Funktion<br />

des Schreibers<br />

entwickelte<br />

sich e<strong>in</strong> ständiger<br />

Amtsträger, der<br />

erstmalig 1514<br />

urk<strong>und</strong>lich belegte<br />

Landrichter. Seit<br />

dem 16. Jahrh<strong>und</strong>ert<br />

waren alle<br />

Landgerichtsmitglieder<br />

Juristen.<br />

Zu den Krim<strong>in</strong>aljustizsachenzählten„Majestätsbeleidung,<br />

Zauberei,<br />

Mord, Totschlag,<br />

FOTO: SIEFKEN schwerer Dieb-<br />

23. Februar 2013<br />

stahl, Urk<strong>und</strong>enfälschung, Ehebruch<br />

<strong>und</strong> Unzucht“. Den sogenannten<br />

fiskalischen Delikten<br />

rechnete man blutige <strong>und</strong> unblutige<br />

Körperverletzung, Beleidigungen,<br />

Hausfriedensbruch,<br />

leichter Diebstahl, Widerstand<br />

gegen landesherrliche <strong>und</strong><br />

städtische Bedienstete, Beschädigung<br />

<strong>und</strong> Zerstörung öffentlicher<br />

E<strong>in</strong>richtungen sowie<br />

Verstöße gegen die zahlreichen<br />

Verordnungen. Die fiskalischen<br />

Delikte zogen als Strafe <strong>in</strong> der<br />

Regel Brüche (Strafzahlungen)<br />

nach sich. Wer nicht zahlen<br />

konnte, wurde <strong>in</strong>s Gefängnis geworfen<br />

oder wurde zu Arbeiten<br />

auf den Vorwerken (den großen<br />

Gütern der Landesherrschaft)<br />

<strong>und</strong> dem Schloss herangezogen.<br />

Wehe dem, der schwerer Anschuldigungen<br />

wegen <strong>in</strong> die<br />

Fänge der Justiz geriet. Während<br />

Folter nach altem friesischem<br />

Recht verpönt war, änderte<br />

sich dies im 16. Jahrh<strong>und</strong>ert<br />

unter dem E<strong>in</strong>druck der<br />

„Pe<strong>in</strong>lichen Halsgerichtsordnung“<br />

Kaiser Karls V. von 1532.<br />

Die sogenannte Carol<strong>in</strong>a führte<br />

den Inquisitionsprozess im<br />

Strafwesen e<strong>in</strong>, damit die<br />

„pe<strong>in</strong>liche Befragung“, legte<br />

aber auch e<strong>in</strong>ige gerichtliche<br />

Verfahrensgr<strong>und</strong>sätze fest.<br />

Schonung konnte ke<strong>in</strong> Verdächtiger<br />

erwarten. So manch<br />

e<strong>in</strong>er starb schon während des<br />

Prozesses.<br />

Fortsetzung auf Seite 17


23. Februar 2013<br />

MitFeuer<br />

<strong>und</strong><br />

Schwert<br />

gerichtet<br />

Fortsetzung von Seite<br />

So geht aus <strong>alten</strong> Krim<strong>in</strong>alprotokollen<br />

der<br />

Jahre 1542 - 49 hervor,<br />

dass alle <strong>in</strong>haftierten<br />

„Hexen“ im Gefängnis<br />

den Kältetod starben.<br />

Zwei große Hexenprozesse<br />

ragen unheilvoll<br />

aus der Justizgeschichte<br />

des 16. Jahrh<strong>und</strong>erts im<br />

<strong>Jever</strong>land hervor. Obwohl<br />

Landesherrschaft<br />

<strong>und</strong> Geistlichkeit eigentlich<br />

der Reformation zugeneigt<br />

waren, stand der<br />

von der katholischen Inquisition<br />

befeuerte<br />

Hexenglaube offensichtlich<br />

auch im <strong>Jever</strong>land<br />

noch <strong>in</strong> voller Blüte.<br />

1542/43 gab es<br />

e<strong>in</strong>en Hexen-Prozess<br />

gegen e<strong>in</strong>e Frau namens<br />

Tommet; die Del<strong>in</strong>quent<strong>in</strong><br />

landete auf dem<br />

Scheiterhaufen. Ebenso<br />

erg<strong>in</strong>g es 13 Frauen <strong>und</strong><br />

zwei Männern, die <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>em Prozess 1592<br />

nach grauslichen Folterungen<br />

„gestanden“ <strong>und</strong><br />

verbrannt wurden. E<strong>in</strong>ige<br />

„Hexen“ wurden gnädigerweise<br />

zuvor geköpft;<br />

das Richtschwert, das<br />

1582 ge-<br />

schmiedet<br />

worden war,<br />

wird noch heute im<br />

Schlossmuseum aufbewahrt.<br />

Zu Fräule<strong>in</strong> Marias Zeiten<br />

gab es noch ke<strong>in</strong>en Scharfrichter.<br />

Als <strong>Jever</strong> anschließend zur<br />

Grafschaft Oldenburg gehörte,<br />

rückte der Scharfrichter bei<br />

Bedarf von dort an. Während<br />

der Zerbster Zeit ließ sich e<strong>in</strong><br />

„Nachrichter“ <strong>in</strong> <strong>Jever</strong> nieder. Er<br />

erhielt das Privileg, als e<strong>in</strong>ziger<br />

gegen Gebühr sämtliches <strong>in</strong> der<br />

Stadt <strong>und</strong> Herrschaft <strong>Jever</strong> verrecktes<br />

Vieh abledern <strong>und</strong> verscharren<br />

zu dürfen. Damit verdiente<br />

er so reichlich, dass er<br />

die H<strong>in</strong>richtungen ohne Bezahlung<br />

durchführen musste.<br />

Die H<strong>in</strong>richtungen fanden,<br />

glaubt man dem viel zitierten<br />

Geschichtsschreiber Sello, auf<br />

dem Alten Markt statt. 1751 ist<br />

die letzte H<strong>in</strong>richtung auf dem<br />

Alten Markt bezeugt. Laut <strong>alten</strong><br />

Gerichtsakten im Staatsarchiv<br />

Gester n<br />

<strong>und</strong>Heute<br />

präsentiert von der<br />

WohlkaumzumLachenzumutewardenDel<strong>in</strong>quent<strong>in</strong>nenim<br />

Hexengalgen. Im Schlossmuseum wird das Richtschwertaufbewahrt.<br />

Oldenburg allerd<strong>in</strong>gs<br />

war der Richtplatz beim heutigen<br />

Siebetshaus <strong>in</strong> der Nähe<br />

des ehemaligen Klosters Östr<strong>in</strong>gfelde.<br />

Auf dem Alten Markt<br />

stand, wie Rogowski ausführt,<br />

lediglich der „halbe Galgen“, wo<br />

vor allem die für alle Zeiten entehrenden<br />

Prangerstrafen vollstreckt<br />

wurden.<br />

In der Stadt (also <strong>in</strong>nerhalb<br />

der Stadtbefestigung) selbst<br />

s<strong>in</strong>d, wie Rogowski ausführt,<br />

nachweislich nie Todes- oder<br />

Prangerstrafen vollstreckt<br />

worden. Hier wurden nur die<br />

Urteile verkündet.<br />

Altes örtliches Gewohnheitsrecht<br />

rang <strong>in</strong> weiten Teilen<br />

Deutschlands mit vom römischen<br />

Recht hergeleitetem Geme<strong>in</strong>recht.<br />

Auch im jeverschen<br />

FOTO: WZ-BILDDIENST/SCHLOSSMUSEUM<br />

Landgericht<br />

trat<br />

das friesische Recht<br />

immer stärker <strong>in</strong> den H<strong>in</strong>ter-<br />

<strong>Wilhelmshavener</strong> <strong>Zeitung</strong> · Seite 17<br />

gr<strong>und</strong>, stützten sich<br />

die studierten Juristen<br />

auf die Gr<strong>und</strong>sätze<br />

des Geme<strong>in</strong>en<br />

Rechts.<br />

Während der napoleonischenHerrschaft<br />

wurde auch<br />

das Justizwesen umgestülpt,<br />

g<strong>alten</strong> der<br />

Code Civil <strong>und</strong> französischesStrafrecht.<br />

<strong>Jever</strong> wurde<br />

zum Sitz e<strong>in</strong>es Tribunals<br />

mit e<strong>in</strong>em<br />

Präsidenten <strong>und</strong> drei<br />

Richtern als Berufungsgericht<br />

<strong>und</strong> zuständig<br />

für Gerichtssachen<br />

mit höheren<br />

Streitwerten. Unterste<br />

Instanz waren die<br />

Friedensrichter <strong>in</strong><br />

den Kantonen, den<br />

ehemaligen Amtsvogteien,<br />

die mehrere<br />

Kirchspiele (Mairien)<br />

umfassten. Kapitalverbrechenwurden<br />

vor dem Schwurgericht<br />

verhandelt.<br />

Als das <strong>Jever</strong>land<br />

1818 endgültig dem<br />

Herzogtum Oldenburg<br />

zugesprochen<br />

wurde, griff man wiederum<br />

auf das vorherige<br />

Rechtswesen<br />

mit der Amtsverfassung<br />

zurück. Der<br />

Amtmann erhielt<br />

wieder se<strong>in</strong>e zentrale<br />

Bedeutung als<br />

Chef der Verwaltungs-<br />

<strong>und</strong> Justizbehörde.<br />

Erst 1858 kam es<br />

im Zuge der oldenburgischenVerwaltungs-<br />

<strong>und</strong> Gebietsreform<br />

zur weitgehenden<br />

Trennung<br />

von Verwaltung <strong>und</strong><br />

Justizwesen. Das<br />

Landgericht <strong>Jever</strong><br />

wurde aufgelöst <strong>und</strong> e<strong>in</strong> Amtsgericht<br />

e<strong>in</strong>gerichtet. Nächsthöhere<br />

Instanz war das Obergericht<br />

<strong>in</strong> Varel, das die Aufgaben<br />

des ehemaligen Landgerichtes<br />

übernahm.<br />

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Seite 18 · <strong>Wilhelmshavener</strong> <strong>Zeitung</strong><br />

Ältestes Bürgerhaus<strong>Jever</strong>s<br />

Der „Schwarze Bär“<br />

kann auf e<strong>in</strong>e über<br />

200-jährige Tradition<br />

zurückblicken. 1897<br />

zog er <strong>in</strong>s älteste Haus<br />

<strong>Jever</strong>s.<br />

VON KLAUS HOMOLA<br />

JEVER – Am Kirchplatz 14 <strong>in</strong> <strong>Jever</strong><br />

erstreckt sich zwischen zwei<br />

neueren Giebelhäusern der<br />

1562 errichtete zweigeschossige<br />

<strong>und</strong> im Giebel viergeschossige<br />

Gasthof „Schwarzer Bär“,<br />

neben dem Schloss wohl e<strong>in</strong>es<br />

der ältesten Gebäude <strong>in</strong> <strong>Jever</strong>.<br />

Der Architekt Kurt Asche (Oldenburg)<br />

schreibt dazu <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er<br />

Bestandsaufnahme denkmalwürdiger<br />

Häuser <strong>und</strong> Objekte<br />

<strong>in</strong> der Stadt <strong>Jever</strong>: „Das Gebäude<br />

stellt das e<strong>in</strong>zige gut erh<strong>alten</strong>e<br />

<strong>und</strong> datierte Ziegelhaus<br />

aus der Mitte des 16.<br />

Jahrh<strong>und</strong>erts <strong>in</strong> <strong>Jever</strong> dar. Es ist<br />

zugleich das älteste authentische<br />

Beispiel e<strong>in</strong>es Bürgerhauses<br />

aus der Zeit des Fräule<strong>in</strong><br />

Maria.<br />

In Material, Konstruktion<br />

<strong>und</strong> Form belegt es die an der<br />

Küste <strong>und</strong> im Küstenh<strong>in</strong>terland<br />

im 16. <strong>und</strong> 17. Jahrh<strong>und</strong>erts<br />

bezeichnende Verwendung von<br />

JEVER/HO – Neben dem Rathaus<br />

am Kirchplatz <strong>in</strong> <strong>Jever</strong><br />

stand bis 1938 e<strong>in</strong> Wohnhaus<br />

mit der Hausnummer 12. Dieses<br />

Haus hatte die Stadt <strong>Jever</strong><br />

schon e<strong>in</strong>ige Jahre zuvor erworben,<br />

um hier e<strong>in</strong> Feuerwehrgerätehaus<br />

zu errichten. Das Haus<br />

war über 200 Jahre alt, baufällig<br />

<strong>und</strong> hätte erneuert werden<br />

müssen.<br />

Aus diesem Gr<strong>und</strong>e stellte<br />

die Stadt <strong>Jever</strong> beim Amtshauptmann<br />

<strong>in</strong> <strong>Jever</strong> den Antrag,<br />

das Gebäude abzubrechen. Im<br />

Bausche<strong>in</strong> Nr. 318/38 des<br />

Amtshauptmanns ist zu lesen,<br />

„…dass die <strong>in</strong> diesem Gebäude<br />

wohnenden Familien von Ihnen<br />

anderweitig untergebracht werden…“<br />

Aus volkswirtschaftlichen<br />

Gründen spreche nichts<br />

gegen e<strong>in</strong>en Ersatzbau.<br />

Im Bauantrag der Stadt <strong>Jever</strong><br />

heißt es zur Begründung der<br />

Baumaßnahme, dass die bisherige<br />

Unterbr<strong>in</strong>gung der Geräte <strong>in</strong><br />

der Stadt sehr mangelhaft <strong>und</strong><br />

Gester n<br />

<strong>und</strong>Heute<br />

Der „Schwarze Bär“ am Kirchplatz ist das älteste noch erh<strong>alten</strong>eBürgerhaus<strong>in</strong><strong>Jever</strong>.<br />

WZ-FOTO: GABRIEL-JÜRGENS<br />

Ziegeln <strong>und</strong> Sandste<strong>in</strong>.“ Ursprünglich<br />

hatte sich der Gasthof<br />

„Schwarzer Bär“ zunächst<br />

zwei Häuser weiter <strong>in</strong> Richtung<br />

Rathaus etabliert.<br />

Der Gasthof wurde 1791 von<br />

Johann Looschen, e<strong>in</strong>em ehemaligen<br />

Soldaten von der Garni-<br />

für die E<strong>in</strong>satzfähigkeit der<br />

Feuerlösch-Polizei ke<strong>in</strong>e Gewähr<br />

gegeben sei.<br />

Weiter heißt es: „Ich beabsichtige<br />

daher, das alte<br />

Gebäude, welches nicht verwendungsfähig<br />

ist, abzubrechen<br />

<strong>und</strong> den erforderlichen<br />

Gerätehausneubau vorzunehmen.<br />

Auch e<strong>in</strong> längeres<br />

Wohnenbleiben von Familien<br />

<strong>in</strong> diesem Hause ist ohne<br />

Aufwand von wesentlichen<br />

Mitteln nicht möglich.“<br />

Der Zweckbau mit dem noch<br />

heute sichtbaren charakteristischen<br />

Schlauchturm musste allerd<strong>in</strong>gs<br />

„erkämpft“ werden.<br />

H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> waren die H<strong>in</strong>weise<br />

<strong>in</strong> mehreren Schreiben des Bürgermeisters<br />

auf die Nähe des<br />

Kriegshafens Wilhelmshavens<br />

<strong>und</strong> die unmittelbare Nachbarschaft<br />

zum Flugplatz Upjever.<br />

Beides könnten E<strong>in</strong>satzorte der<br />

Feuerwehr <strong>Jever</strong> werden, die dafür<br />

sowohl baulich als auch<br />

technisch nicht ausgerüstet<br />

präsentiert von der:<br />

son <strong>in</strong> <strong>Jever</strong>, der ursprünglich<br />

aus Anhalt zugewandert war, eröffnet.<br />

Später wurde e<strong>in</strong> Theatersaal<br />

zur großen Burgstraße<br />

angebaut.<br />

Im 18. Jahrh<strong>und</strong>ert wurde<br />

nach Auskunft von Heimatk<strong>und</strong>ler<br />

Wilke Krüger der Bau als gro-<br />

Die Feuerwehr 1933 vor dem ehemaligenBürgerhaus.<br />

FOTO: PRIVAT<br />

sei. H<strong>in</strong>zu kam das Feilschen<br />

um die Zuteilung von „Eisen“<br />

für das zu errichtende Gebäude<br />

mit der Eisenverteilungsstelle<br />

für Geme<strong>in</strong>den <strong>und</strong> Geme<strong>in</strong>deverbände<br />

<strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>, auch zum<br />

Zweck des E<strong>in</strong>baus e<strong>in</strong>er Heizung<br />

<strong>in</strong> das zu errichtende Gebäude.<br />

Das wurde schließlich<br />

1939 errichtet <strong>und</strong> diente bis<br />

1983 als Spritzenhaus der<br />

Freiwilligen Feuerwehr <strong>Jever</strong>.<br />

Doch schon <strong>in</strong> den 70er Jahren<br />

zeigte sich, dass das Ge-<br />

23. Februar 2013<br />

ßes Haus im Gr<strong>und</strong>buch beschrieben.<br />

1896/97 erwarb die<br />

Stadt <strong>Jever</strong> den Gasthof <strong>und</strong><br />

e<strong>in</strong>en Anbau <strong>und</strong> ließ hier mitten<br />

<strong>in</strong> der Stadt e<strong>in</strong> E-Werk errichten.<br />

Der heutige „Schwarzer Bär“<br />

war zunächst Wohnhaus <strong>und</strong><br />

wurde dann als Schankwirtschaft<br />

e<strong>in</strong>gerichtet. Der erste<br />

Gastwirt <strong>in</strong> der <strong>neuen</strong> Wirtschaft<br />

hieß Weerts. Um 1912<br />

kaufte die Familie Janssen (bekannt<br />

<strong>in</strong> <strong>Jever</strong> war vor allem „Toto“<br />

Janssen, der hier bis <strong>in</strong> die<br />

90er-Jahre <strong>in</strong> der Großen Burgstraße<br />

e<strong>in</strong>en Lotto-Laden betrieb).<br />

Über der Tür des h<strong>in</strong>teren<br />

Giebels bef<strong>in</strong>det sich e<strong>in</strong> Sandste<strong>in</strong>relief<br />

mit e<strong>in</strong>em Schwarzen<br />

Bären.<br />

1953 entstand im Haus des<br />

E-Werkes, das nicht mehr <strong>in</strong> Betrieb<br />

war, das Burgtheater. Heute<br />

ist es das Geme<strong>in</strong>dehaus<br />

der ev. Kirche. Nach dem Brand<br />

der Stadtkirche im Jahr 1959<br />

wurden hier Gottesdienste abgeh<strong>alten</strong>.<br />

In se<strong>in</strong>er akribisch geführten<br />

Chronologie der Wirtshäuser<br />

<strong>und</strong> Gasthäuser <strong>in</strong> <strong>Jever</strong> zählt<br />

Wilke Krüger mehr als 20 Wirte,<br />

die <strong>in</strong> dem Haus „Schwarzer<br />

Bär“ (alt) gewirkt haben. Im der<br />

<strong>neuen</strong> Schankwirtschaft kommt<br />

er bis heute auf zwölf.<br />

Das SpritzenhausnebenderStadtkirche<br />

bäude nicht mehr den Anforderungen<br />

der Zeit genügte. Im<br />

Jahr 1982 entschied sich der<br />

Rat der Stadt <strong>Jever</strong> für den<br />

Neubau e<strong>in</strong>es Gerätehauses<br />

an der Milchstraße, das e<strong>in</strong><br />

Jahr später e<strong>in</strong>geweiht wurde.<br />

Es dauerte noch bis Ende<br />

der 80er Jahre, bis sich der<br />

Rat für e<strong>in</strong>e neue Verwendung<br />

aussprach. In dem Gebäude<br />

sollte e<strong>in</strong> Ratssaal entstehen,<br />

da im Rathaus mit dem<br />

Renaissance-Giebel nur e<strong>in</strong><br />

kle<strong>in</strong>er Saal zur Verfügung<br />

stand. Architekt Friedrich C.<br />

Meyer übernahm unter Mithilfe<br />

des Statikers Egon Hohn die<br />

schwierige Aufgabe, hier e<strong>in</strong>en<br />

Saal zu schaffen, der den Ansprüchen<br />

des Rates entsprach.<br />

Dabei blieb der We<strong>in</strong>hausgang,<br />

der den Kirchplatz mit der Großen<br />

Burgstraße verb<strong>in</strong>det, erh<strong>alten</strong>.<br />

Quellenangabe: Der Verfasser<br />

<strong>und</strong> Dokumentationen der<br />

Freiwilligen Feuerwehr <strong>Jever</strong>.


23. Februar 2013<br />

Das Sophienstift<br />

<strong>in</strong>den30er­<br />

Jahrenvonder<br />

Pr<strong>in</strong>zenalleeaus<br />

betrachtet.<br />

FOTO: WZ-BILDDIENST<br />

VomArmen­zum Krankenhaus<br />

Die Schwäger<strong>in</strong> der Zar<strong>in</strong><br />

veranlasste die<br />

Gründung e<strong>in</strong>es Armen<strong>und</strong><br />

Arbeitshauses,<br />

aus dem das Sophienstift<br />

wurde.<br />

VON WOLFGANG NIEMANN<br />

JEVER – In die Tausende dürfte<br />

die Zahl der Zeitgenossen gehen,<br />

die als Geburtsort <strong>Jever</strong><br />

angeben <strong>und</strong> hier ganz speziell<br />

das Sophienstift mitten <strong>in</strong> der<br />

Marienstadt me<strong>in</strong>en. Tatsächlich<br />

war diese E<strong>in</strong>richtung vor allem<br />

für se<strong>in</strong>e geburtshilfliche<br />

Abteilung weit über das <strong>Jever</strong>land<br />

h<strong>in</strong>aus bekannt, <strong>und</strong> die<br />

letzte größere Neuerung war die<br />

1998 geschaffene Möglichkeit<br />

von Wassergeburten.<br />

Doch die Zeiten s<strong>in</strong>d vergangen,<br />

<strong>und</strong> als der Landkreis<br />

Friesland als Träger 2006 den<br />

Kl<strong>in</strong>ikbetrieb mit zuletzt 48 Betten<br />

e<strong>in</strong>stellte, endete damit<br />

e<strong>in</strong>e 144-jährige Geschichte als<br />

Krankenhaus. Bereits 1996<br />

wurde das Obergeschoss zur Altenpflegee<strong>in</strong>richtungumgewandelt<br />

<strong>und</strong> nach dem Übergang an<br />

die Stiftung Blankenburg, Bezirksverband<br />

Oldenburg, sowie<br />

die Firma E<strong>in</strong>siedel & Partner,<br />

Oldenburg bietet das Sophienstift<br />

im Hochparterre Betreutes<br />

Wohnen, während der übrige<br />

Gester n<br />

<strong>und</strong>Heute<br />

präsentiert von der<br />

Das Sophienstift ist heute e<strong>in</strong>e Seniorenwohn­ <strong>und</strong> Pflegee<strong>in</strong>richtung.<br />

FOTO: PRIVAT<br />

Bereich vollstationäre <strong>und</strong> Kurzzeitpflege<br />

vorhält.<br />

Das Sophienstift erhielt se<strong>in</strong>en<br />

Namen 1866 vom Großherzog<br />

von Oldenburg verliehen,<br />

nachdem es bereits vier Jahre<br />

als Krankenhaus gedient hatte.<br />

Der Anfang des Hauses aber<br />

liegt noch gut 60 Jahre früher<br />

<strong>und</strong> geht auf die Namenspatron<strong>in</strong><br />

zurück. Zur Zeit der sogenannten<br />

ersten „russischen<br />

Zeit“ von 1793 bis 1806 fungierte<br />

Friederike Auguste Sophie<br />

(1744 - 1827), Fürst<strong>in</strong> von<br />

<strong>Wilhelmshavener</strong> <strong>Zeitung</strong> · Seite 19<br />

Anhalt-Zerbst, als Landesadm<strong>in</strong>istrator<strong>in</strong><br />

des <strong>Jever</strong>landes.<br />

Die Schwäger<strong>in</strong> der<br />

russischen Zar<strong>in</strong> Kathar<strong>in</strong>a<br />

der Großen verwaltete<br />

die kle<strong>in</strong>e Herrschaft von<br />

ihrem Witwensitz <strong>in</strong> Coswig<br />

aus <strong>und</strong> setzte sich<br />

sehr für deren Bürger e<strong>in</strong>.<br />

Dazu gehörte auch, dass<br />

sie <strong>in</strong> den Jahren<br />

1803/04 auf dem Gelände<br />

des Kle<strong>in</strong>en Herrengartens<br />

e<strong>in</strong> Armen- <strong>und</strong><br />

Arbeitshaus errichten<br />

ließ. 1862 wurde diese Armenanstalt<br />

schließlich <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong> Krankenhaus umgewandelt<br />

<strong>und</strong> erweitert <strong>und</strong><br />

1866 kam es dann zu der<br />

noch heute geltenden Namensgebung<br />

nach der<br />

e<strong>in</strong>stigen Gründer<strong>in</strong>.


Seite 20 · <strong>Wilhelmshavener</strong> <strong>Zeitung</strong><br />

Gr<strong>und</strong>gelegtfürvieleKarrieren<br />

Das Mariengymnasium<br />

blickt auf e<strong>in</strong>e 440-jährige<br />

Geschichte zurück.<br />

Es legte den Gr<strong>und</strong>ste<strong>in</strong><br />

für viele Karrieren.<br />

VON HARTMUT SIEFKEN<br />

JEVER – <strong>Jever</strong>s Lokalpatrioten<br />

verweisen stolz auf das Mariengymnasium.<br />

Zu Recht, ist es<br />

doch e<strong>in</strong>e der ältesten Schulen<br />

im Lande <strong>und</strong> beherbergt e<strong>in</strong>e<br />

der größten <strong>und</strong> historisch wertvollsten<br />

Schulbibliotheken.<br />

1573 veranlasste das alternde<br />

Fräule<strong>in</strong> Maria (1500 - 1575),<br />

Herrscher<strong>in</strong> des <strong>Jever</strong>landes<br />

seit 1534, die Gründung der<br />

Late<strong>in</strong>schule:<br />

„Darnach vorschaffen <strong>und</strong><br />

wollen wyr hirmith, das e<strong>in</strong>e<br />

Schule alhir zu jever, di wir vormittelst<br />

Godtlicher hilff erbauen<br />

zu lassen entschlossen . . . mit<br />

fünf gelerte gesellen, deren<br />

zween Artium Magistri se<strong>in</strong> sollen,<br />

. . . dergestalt, das die Jugent<br />

dieser unser herschaft <strong>und</strong><br />

Stadt <strong>Jever</strong> <strong>in</strong> derselbigen ohn<br />

a<strong>in</strong>iche entgeltnuß getreulich<br />

<strong>und</strong> wol Instituirt <strong>und</strong> gelernet<br />

werden soll“ -- so trug es die<br />

Herrscher<strong>in</strong> <strong>in</strong> damals noch orthografischer<br />

Freiheit ihren<br />

Nachfahren auf.<br />

Edo Hildericus (1533 -<br />

1599), e<strong>in</strong> Sohn der Stadt, Historiker,<br />

Mathematiker, Philologe<br />

<strong>und</strong> protestantischer Theologe,<br />

steuerte als Rektor des Altstädtischen<br />

Gymnasiums Magdeburg<br />

Wesentliches zur jeverschen<br />

Schulordnung bei. Der<br />

erste Rektor der <strong>neuen</strong> Late<strong>in</strong>schule<br />

war Henrikus Libert<strong>in</strong>us<br />

(He<strong>in</strong>rich Frey). Er war zuvor Prediger<br />

<strong>in</strong> Waddewarden.<br />

Nicht nur die K<strong>in</strong>der der Begüterten<br />

sollten die Schule besuchen<br />

können. Schon 1591<br />

kam es zur Gründung e<strong>in</strong>er Kurrende,<br />

e<strong>in</strong> aus bedürftigen<br />

Gester n<br />

<strong>und</strong>Heute<br />

Blick vom Schlossturm auf das Mariengymnasium kurz nach 1900. Im Bildh<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> sieht<br />

mandieehemaligeMühleanderMühlenstraße. FOTO: ARCHIV ANDERSEN<br />

Das Mariengymnasium mit dem zur Terrasse gelegenen ehemaligen<br />

Haupte<strong>in</strong>gang. FOTO: WZ-BILDDIENST/KNOTHE<br />

Schülern bestehender Chor, der<br />

von Haus zu Haus zog <strong>und</strong> bei<br />

Festen für Geld sang (lat. currere<br />

= laufen).<br />

Der Unterricht fand wohl zunächst<br />

im Hause des Rektors,<br />

dann <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Anbau der Kirche<br />

statt. 1593 zog die Schule, seit<br />

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präsentiert von der:<br />

1667 „Prov<strong>in</strong>zialschule“, <strong>in</strong> das<br />

Haus am Kirchplatz/Ecke Kle<strong>in</strong>e<br />

Rosmar<strong>in</strong>straße e<strong>in</strong>; im Erdgeschoss<br />

befand sich die Wohnung<br />

des Rektors, im Obergeschoss<br />

wurde unterrichtet.<br />

1818 f<strong>in</strong>det die Prov<strong>in</strong>zialschule<br />

e<strong>in</strong>e neue Bleibe im Böselagerschen<br />

Haus an der<br />

Drostenstraße. Joachim von<br />

Böselager war als Drost noch<br />

1574 von Maria e<strong>in</strong>gesetzt worden<br />

<strong>und</strong> blieb dies auch unter<br />

den Oldenburger Grafen bis<br />

1609. Doch auch hier war die<br />

Schule alles andere als optimal<br />

untergebracht, wie aus den<br />

Unterlagen der örtlichen Schulkommission<br />

hervorgeht. Die<br />

Räume waren schlecht beheizt,<br />

wegen der Kälte wurden sie<br />

nicht ausreichend belüftet. Die<br />

Fenster zur schmalen Straße<br />

oder zum engen Hof ließen nur<br />

23. Februar 2013<br />

wenig Licht here<strong>in</strong>.<br />

Die östliche Seite des Schulhauses<br />

grenzte an das Gr<strong>und</strong>stück<br />

e<strong>in</strong>es Schlachters; Düngerhaufen<br />

<strong>und</strong> Schlachtabfälle<br />

verpesteten die Luft wie die „9<br />

Aborte“ <strong>in</strong> den H<strong>in</strong>terhöfen der<br />

umliegenden Häuser. Der Straßenlärm<br />

<strong>und</strong> das Quieken des<br />

Viehs, welches der Schlachter<br />

während der Schulzeit abstach,<br />

störten den Unterricht.<br />

Nichtsdestoweniger wurde<br />

an der Schule vor allem ab dem<br />

18. Jahrh<strong>und</strong>ert e<strong>in</strong>e offensichtlich<br />

erfolgreiche pädagogische<br />

Arbeit geleistet. Unter der<br />

Ägide des Rektors Hermann<br />

Friedrich Hollmann (1792 -<br />

1825) lernten an der Prov<strong>in</strong>zialschule<br />

e<strong>in</strong>e Reihe von Schülern,<br />

die später zu deutschen<br />

Geistesgrößen avancierten:<br />

der Historiker Friedrich Christoph<br />

Schlosser, der Nationalökonom<br />

Johann He<strong>in</strong>rich von<br />

Thünen, der Mathematiker <strong>und</strong><br />

Astronom Johann Ludwig Tiarks,<br />

der Chemiker Eilhard Mitscherlich,<br />

der „Turnvater“ Gerhard<br />

Ulrich Anton Vieth, der Forschungsreisende<br />

Ulrich Jasper<br />

Seetzen.<br />

1853 war das Jahr e<strong>in</strong>er großen<br />

Schulreform: Die Prov<strong>in</strong>zialschule<br />

wird zu e<strong>in</strong>em Gesamtgymnasium<br />

mit e<strong>in</strong>em humanistischen<br />

<strong>und</strong> e<strong>in</strong>em neusprachlich-naturwissenschaftlichen<br />

Zweig. In jenem Jahr wird das<br />

Verhältnis von Staat <strong>und</strong> Kirche<br />

im Großherzogtum Oldenburg<br />

neu geregelt. Bildung <strong>und</strong> Kultur<br />

werden jetzt als staatliche<br />

Angelegenheiten begriffen, das<br />

Fortsetzung auf Seite 21


23. Februar 2013<br />

BibliothekbirgthistorischenSchatz<br />

Fortsetzung von Seite<br />

Mariengymnasium nun e<strong>in</strong>e<br />

re<strong>in</strong> staatliche Schule. Zuvor<br />

hatte die Kirche im Schulwesen<br />

das Sagen, war das geistliche<br />

Konsistorium Aufsicht führend.<br />

Zur 300-Jahr-Feier 1873 erhielt<br />

die Schule ihren heutigen<br />

Namen, Mariengymnasium,<br />

<strong>und</strong> e<strong>in</strong> Vierteljahrh<strong>und</strong>ert später<br />

auch endlich e<strong>in</strong> zweckentsprechendes<br />

Gebäude: Am 6.<br />

August 1900 zog die Bildungsanstalt<br />

an die Terrasse neben<br />

dem Schlosspark. Neun Jahre<br />

später wurde hier die Sporthalle,<br />

heute Gymnastikhalle gebaut.<br />

1927 wurde der Westflügel<br />

angebaut.<br />

1915 legte Sophie Prag<br />

(1895 - 1955) als erstes Mädchen<br />

die Abiturprüfung am Mariengymnasium<br />

ab. Das jüdische<br />

Mädchen studierte danach<br />

Mediz<strong>in</strong> <strong>und</strong> wanderte,<br />

vertrieben durch die Nazis,<br />

nach Peru aus. Nach ihr ist<br />

2011 das Unterstufengebäude<br />

benannt worden.<br />

E<strong>in</strong> großer Teil der Lehrerschaft<br />

lehnte die Weimarer Republik<br />

ab, war demokratiefe<strong>in</strong>dlich<br />

e<strong>in</strong>gestellt <strong>und</strong> antisemitisch.<br />

Der Kunsterzieher <strong>und</strong><br />

später erfolgreiche Schriftsteller<br />

Georg von der Vr<strong>in</strong>g wird wegen<br />

se<strong>in</strong>er pazifistischen Ges<strong>in</strong>-<br />

Die Late<strong>in</strong>schule am Kirchplatz.<br />

FOTO: ARCHIV ANDERSEN<br />

nung angefe<strong>in</strong>det <strong>und</strong> verlässt<br />

1928 <strong>Jever</strong>. Die Nationalsozialisten<br />

entlassen ihnen nicht genehme<br />

Lehrer, das Mariengymnasium<br />

wird e<strong>in</strong>e „Deutsche<br />

Oberschule“ im S<strong>in</strong>ne der nationalsozialistischen<br />

Ideologie.<br />

1939 wurden die Schüler<strong>in</strong>nen<br />

des städtischen Lyzeums<br />

<strong>in</strong> das Mariengymnasium e<strong>in</strong>gegliedert.<br />

Seit 1879 erst war<br />

auch den Mädchen <strong>in</strong> <strong>Jever</strong> höhere<br />

Schulbildung vergönnt,<br />

<strong>und</strong> zwar zunächst <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Privatschule<br />

am Mooshütter Weg<br />

Gester n<br />

<strong>und</strong>Heute<br />

präsentiert von der<br />

(Bleekerschule),<br />

die nach dem Umzug<br />

des Mariengymnasiums<br />

an<br />

die Terrasse <strong>in</strong><br />

das Drostenhaus<br />

e<strong>in</strong>zieht. 1870<br />

siedelt die mittlerweile städtische<br />

Mädchenschule <strong>in</strong> die<br />

ehemaligen Zerbster Kasernen<br />

<strong>in</strong> Nachbarschaft des Mariengymnasiums<br />

an der Terrasse<br />

über. Derzeit lässt der Landkreis<br />

Friesland die „Kasernen“<br />

baudenkmalgerecht mit Millionenaufwand<br />

sanieren.<br />

In den ersten drei Kriegsjahren<br />

diente das Mariengymnasium<br />

als Reservelazarett. 190<br />

Schüler des Mariengymnasiums<br />

verloren im Krieg ihr Leben,<br />

ehemalige jüdische Schüler<br />

wurden ermordet. Nach<br />

Kriegsende beschlagnahmte<br />

zunächst die Besatzungsmacht<br />

das Gebäude, der Unterricht<br />

musste <strong>in</strong> verschiedenen Gebäuden<br />

der Stadt erteilt werden.<br />

Ab 1946 fand der Unterricht<br />

wieder an der Terrasse statt. Im<br />

Jubiläumsjahr 1948 gründete<br />

sich der „Vere<strong>in</strong> ehemaliger<br />

Schüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Schüler“; seit<br />

1837 hatte es den Schulhülfsvere<strong>in</strong><br />

gegeben.<br />

1957 entstand der Ostflügel,<br />

1969 der naturwissenschaftliche<br />

Trakt <strong>in</strong> Waschbeton-Architektur,<br />

1978 übernahm<br />

das Mariengymnasium<br />

die Räume der benachbarten<br />

ehemaligen Stadtmädchenschule.<br />

Das traditionsreiche<br />

Drostenhaus fiel erst <strong>in</strong> jüngster<br />

Vergangenheit der Spitzhacke<br />

zum Opfer. An se<strong>in</strong>er Stelle<br />

steht seit ungefähr 30 Jahren<br />

e<strong>in</strong> großer Gebäudetrakt<br />

mit Altenwohnungen.<br />

Die reich bestückte Bibliothek<br />

des Mariengymnasiums<br />

sucht als Schulbibliothek<br />

ihresgleichen, beherbergt sie<br />

Das Haus Ecke Rosmar<strong>in</strong>straßeheute.<br />

WZ-FOTO: LÜBBE<br />

<strong>Wilhelmshavener</strong> <strong>Zeitung</strong> · Seite 21<br />

Von 1818 bis 1900 befand sich die Prov<strong>in</strong>zialschule<br />

bzw. das Mariengymnasium im<br />

Drostenhaus. – Kle<strong>in</strong>es Foto: Die Drostenstraßeheute.<br />

FOTO: ARCHIV ANDERSEN<br />

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doch alte Urk<strong>und</strong>en <strong>und</strong> Bücher,<br />

die mit der Geschichte des <strong>Jever</strong>landes<br />

eng verb<strong>und</strong>en s<strong>in</strong>d.<br />

Den Gr<strong>und</strong>stock legte Remmer<br />

von Seediek (um 1500 - 1557),<br />

Kanzler unter Fräule<strong>in</strong> Maria.<br />

E<strong>in</strong>e große Bereicherung erfuhr<br />

die Bibliothek 200 Jahre<br />

später durch den Nachlass von<br />

Johann Ludwig II., Pr<strong>in</strong>z des<br />

Hauses Anhalt-Zerbst, der von<br />

1720 bis 1743 Oberlanddrost<br />

<strong>und</strong> Präsident zu <strong>Jever</strong> war, e<strong>in</strong><br />

belesener <strong>und</strong> <strong>in</strong> se<strong>in</strong>en jungen<br />

Jahren weit gereister Mann.<br />

Zu den großzügigen Schenkungen<br />

zählt ferner die Büchersammlung<br />

des Hofrates Ehrentraut,<br />

der se<strong>in</strong>e Bücher <strong>und</strong><br />

Archivalien dem Mariengymnasium<br />

vermachte. Doch auch viele<br />

andere Gelehrte <strong>und</strong> Geistliche<br />

aus dem <strong>Jever</strong>land haben<br />

dem Mariengymnasium im Verlauf<br />

der Jahrh<strong>und</strong>erte ihre Büchersammlungen<br />

zum Geschenk<br />

gemacht.<br />

Dienstleistungen<br />

„R<strong>und</strong> um's Haus“<br />

–Gartenarbeiten<br />

–Holzarbeiten<br />

–Entrümpelungen<br />

–Kle<strong>in</strong>transporte<br />

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Seite 22 · <strong>Wilhelmshavener</strong> <strong>Zeitung</strong><br />

Scheibe<strong>und</strong> VogelzumZiel<br />

1786 kam es zur Gründung<br />

e<strong>in</strong>er „Schützencompagnie“.<br />

Mit kurzen<br />

Unterbrechungen<br />

existiert sie bis heute.<br />

VON HARTMUT SIEFKEN<br />

JEVER – Der Schützenvere<strong>in</strong> <strong>Jever</strong><br />

ist der älteste se<strong>in</strong>er Art im<br />

<strong>Jever</strong>land. Die Entstehungsgeschichte<br />

ist gut dokumentiert<br />

<strong>und</strong> beg<strong>in</strong>nt im Jahr 1786. Seit<br />

1667 gehörte das <strong>Jever</strong>land zu<br />

Anhalt-Zerbst. Der letzte im <strong>Jever</strong>land<br />

regierende Fürst aus<br />

diesem Hause, bevor das <strong>Jever</strong>land<br />

an Russland g<strong>in</strong>g, wo die<br />

Anhalt-Zerbster Tochter Kathar<strong>in</strong>a<br />

II. herrschte, war Friedrich<br />

August. Zu se<strong>in</strong>er Zeit wurde<br />

nicht nur die Garnison <strong>in</strong> <strong>Jever</strong><br />

erheblich aufgestockt -- die Kasernen<br />

aus Zerbster Zeit nutzt<br />

heute das Mariengymnasium --,<br />

Friedrich August war es vielmehr<br />

auch, auf dessen Initiative<br />

<strong>in</strong> <strong>Jever</strong> e<strong>in</strong>e „Schützenkompagnie“<br />

<strong>in</strong>s Leben gerufen wurde.<br />

66 Bürger traten ihr bei, berichtete<br />

der <strong>Jever</strong>sche Chronist<br />

Christian Friedrich Strackerjan<br />

<strong>in</strong> se<strong>in</strong>em 1834 erschienen<br />

Buch „Beiträge zur Geschichte<br />

der Stadt <strong>Jever</strong>“, das er zum<br />

300. Stadtrechtsjubiläum veröffentlichte.<br />

Am 26. Juli 1786<br />

fand demnach das erste Scheibenschießen<br />

statt, „dem am<br />

16. August <strong>und</strong> folgenden Tagen<br />

das erste Vogelschießen<br />

folgte.“<br />

E<strong>in</strong> Jahr später bestand die<br />

Kompanie aus zehn Offizieren<br />

<strong>und</strong> Unteroffizieren <strong>und</strong> 41<br />

Schützen. Strackerjan erzählt:<br />

„Bis dah<strong>in</strong> (1789) hatte die<br />

Compagnie sich e<strong>in</strong>er Stadtfahne<br />

<strong>und</strong> e<strong>in</strong>er Vorstadtfahne bedient,<br />

alle<strong>in</strong> am 13. Juli 1789<br />

wurde e<strong>in</strong>e von den Schützen<br />

angeschaffte eigne Fahne feierlich<br />

e<strong>in</strong>geweiht <strong>und</strong> den Schützen<br />

<strong>in</strong> der Vorstadt übergeben.<br />

Am 17. Mai 1790 erhielten<br />

auch die Schützen <strong>in</strong> der Stadt<br />

e<strong>in</strong>e Fahne, welche gleichfalls<br />

feierlich e<strong>in</strong>geweiht <strong>und</strong> übergeben<br />

wurde.<br />

Im Jahr 1790 wurde der<br />

Fürst Schützenkönig, denn für<br />

den Fürsten <strong>und</strong> die Fürst<strong>in</strong> geschahen<br />

jedesmal Schüsse<br />

durch den Forstmeister. Se<strong>in</strong><br />

Königschild wurde erst nach<br />

se<strong>in</strong>em Tode geliefert.<br />

Das Schützenfest begann<br />

nun immer glänzender zu werden.<br />

Der ausgebrochene Krieg<br />

Gester n<br />

<strong>und</strong>Heute<br />

E<strong>in</strong>ealtePostkarte:ImJahr1871wurdederjeversche Schützenhoferrichtet.DasSchützenwesenhatte<strong>in</strong>derMittedes19.Jahrh<strong>und</strong>ertse<strong>in</strong>enenormenAufschwunggenommen.<br />

DieselbeAnsichtdesSchützenhofesheute.<strong>Jever</strong>sSchützenwesengehtaufdas1786zurück.<br />

WZ-FOTO: LÜBBE<br />

gegen Frankreich trieb die Erzeugnisse<br />

des Landes zu hohen<br />

Preisen h<strong>in</strong>auf <strong>und</strong> die Bewohner<br />

der Herrschaft <strong>Jever</strong> sowohl<br />

als Oldenburgs <strong>und</strong> Ostfrieslands<br />

waren froh, e<strong>in</strong>en Vere<strong>in</strong>igungspunct<br />

zu haben, wo sie<br />

nicht bloß im Genuß ihres Wohlstands<br />

sich freuen, sondern<br />

auch <strong>in</strong> Darlegung desselben<br />

mit e<strong>in</strong>ander rivalisiren konnten,<br />

was denn natürlich für<br />

Stadt <strong>und</strong> Vorstadt <strong>Jever</strong> reichen<br />

Gew<strong>in</strong>n brachte, zugleich<br />

aber auch zu manchen Unordnungen<br />

<strong>und</strong> Ausschweifungen<br />

Anlaß gab.“<br />

Während Kathar<strong>in</strong>as Statthalter<strong>in</strong>,<br />

ihre Schwäger<strong>in</strong> Friederike<br />

Auguste Sophie, Fürst<strong>in</strong><br />

von Anhalt-Zerbst, dem ganzen<br />

Schützenwesen eher skeptisch<br />

gegenüberstand <strong>und</strong> „mehrmals<br />

äußerte“, so Strackerjan,<br />

„daß sie das E<strong>in</strong>gehen des<br />

Scheiben- <strong>und</strong> Vogelschie-<br />

präsentiert von der:<br />

ßens wünsche, dauerte es dennoch<br />

nicht bloß bis zur holländischen<br />

Occupation fort, sondern<br />

selbst während derselben. Und<br />

sogar wurde die Schützen-Compagnie<br />

von den holländischen<br />

Behörden der Nationalgarde <strong>in</strong><br />

Holland gleich geachtet. Auch<br />

that am 20. Juli 1807 der holländische<br />

General Millet, für<br />

den König von Holland den Königsschuß,<br />

wie der Magistrat<br />

laut Protocolls vom 19. desselben<br />

Monats es geahndet hatte,<br />

<strong>und</strong> gab dadurch Veranlassung<br />

zu e<strong>in</strong>em Feste, wofür dem Könige<br />

über 2200 Rthlr. berechnet<br />

waren <strong>und</strong> nach langem Streiten<br />

des F<strong>in</strong>anzm<strong>in</strong>isters doch<br />

1800 Rthlr. bezahlt wurden.“<br />

Während der Franzosenzeit<br />

schmolz die Schützenkompagnie<br />

zusammen <strong>und</strong> die „e<strong>in</strong>getretenen<br />

schlechten Zeiten verm<strong>in</strong>derten<br />

den Besuch der<br />

Schützenfeste, <strong>und</strong> wer noch <strong>in</strong><br />

23. Februar 2013<br />

der Nachbarschaft Geld auf e<strong>in</strong>ige<br />

Tages des Vergnügens verwenden<br />

wollte, besuchte das <strong>in</strong>deß<br />

empor gekommene Seebad<br />

Norderney oder andere Vergnügungsorte<br />

. . .<br />

Auch hatten sich die schon<br />

früher entstandenen Scheibenschießen<br />

auf dem Lande so<br />

sehr vermehrt, daß die Gesellschaft,<br />

welche ehemals <strong>in</strong> <strong>Jever</strong><br />

sich concentrirte, <strong>in</strong> viele kle<strong>in</strong>e<br />

zersplittert war.“<br />

1819 löste sich die Schützenkompagnie<br />

auf, wenngleich<br />

das Scheiben- <strong>und</strong> Vogelschießen<br />

noch bis 1822 „auf Subcription“<br />

veranstaltet wurde.<br />

Zwölf Jahre fiel ke<strong>in</strong> Schuss.<br />

Dann jedoch hatten die Schießfre<strong>und</strong>e<br />

ihr Pulver wieder getrocknet<br />

<strong>und</strong> reichten bei der<br />

Großherzoglichen Regierung<br />

e<strong>in</strong> Gesuch auf Errichtung e<strong>in</strong>er<br />

Schützengesellschaft e<strong>in</strong>.<br />

„Sr. Königl. Hoheit“ geruhte,<br />

dem Gesuch stattzugeben <strong>und</strong><br />

stellte dafür „achtzig Büchsen<br />

<strong>und</strong> ebensoviele schwarze Koppeln,<br />

imgleichen achtzig Patrontaschen<br />

mit Riemen der Gesellschaft<br />

auf unbestimmte Zeit“<br />

zur Verfügung.Außerdem ordnete<br />

er an, „daß Schnitt <strong>und</strong> Farbe<br />

der Schützen-Uniform von derjenigen<br />

der Civildienst- <strong>und</strong> Militair-Uniform<br />

verschieden se<strong>in</strong><br />

müsse, auch den Schützen-Offizieren<br />

nicht ähnliche Dist<strong>in</strong>ctionen<br />

zugestanden werden dürften,<br />

welche die Officiere des<br />

Großherzoglichen Truppen-<br />

Corps tragen.“<br />

Fortsetzung auf Seite 23


23. Februar 2013<br />

Türme<strong>in</strong>wechselndenPerspektiven<br />

Der Blick <strong>in</strong> den 1930er­Jahren.<br />

FOTO: ARCHIV ANDERSEN<br />

Diese Aufnahme entstand<br />

nach 1895. In jenem Jahr<br />

wurde das Elektrizitätswerk<br />

an der Burgstraße<br />

(Schornste<strong>in</strong>) <strong>in</strong> Betrieb genommen.<br />

FOTO: ARCHIV ANDERSEN<br />

Statt SchützenplatzjetztSchießsportzentrum<br />

Fortsetzung von Seite 22<br />

Am 25. <strong>und</strong> 28. August<br />

1834 fanden wieder Scheiben<strong>und</strong><br />

Vogelschießen statt, das<br />

Korps zählte 93 Mitglieder, im<br />

nächsten Jahr schon 117, „worunter<br />

e<strong>in</strong>e im Jahre 1835 errichtete<br />

Hornmusik aus 8 Mann<br />

mit begriffen ist.“<br />

Den geeigneten Platz fürs<br />

Schießen <strong>und</strong> Feiern fand<br />

Schützengesellschaft offensichtlich<br />

im Buskohl, e<strong>in</strong>em<br />

Gehölz außerhalb von <strong>Jever</strong>.<br />

Hier stand e<strong>in</strong> altes Wacht- <strong>und</strong><br />

Gasthaus, das man 1857 erwarb<br />

<strong>und</strong> noch im gleichen Jahr<br />

zum „jeverschen Schützenhof“<br />

bestimmte. 1871 wurde das<br />

heutige Gebäude errichtet, <strong>in</strong><br />

dem sich ab 1896 auch e<strong>in</strong>e<br />

Weggeldhebestelle befand. Offensichtlich<br />

war um diese Zeit<br />

der Weg Richtung Cleverns als<br />

Straße ausgebaut worden.<br />

Seit mehr als 140 Jahren ist<br />

der Schützenhof e<strong>in</strong>er der Mittelpunkte<br />

des gesellschaftlichen<br />

Lebens <strong>Jever</strong>s <strong>und</strong> des <strong>Jever</strong>landes.<br />

Mittlerweile ist er<br />

Gester n<br />

<strong>und</strong>Heute<br />

präsentiert von der<br />

Blick aus e<strong>in</strong>em Riesenrad auf dem Alten Markt <strong>in</strong> Richtung<br />

Kirchplatz,imVordergr<strong>und</strong>dasAmtsgericht. FOTO: WZ-BILDDIENST<br />

der e<strong>in</strong>zige große private Saalbetrieb<br />

<strong>in</strong> der Stadt. Nur die<br />

Schützen, die schießen seit elf<br />

Jahren woanders. Nachdem<br />

das e<strong>in</strong>st große Schützenfest<br />

mit den Jahren immer mehr an<br />

Publikum verlor <strong>und</strong> der Vere<strong>in</strong><br />

die Immobilie nicht mehr erh<strong>alten</strong><br />

konnte, verkaufte er sie <strong>und</strong><br />

baute sich im Gewerbegebiet<br />

Bullhamm 2002 e<strong>in</strong> modernes<br />

Schießsportleistungszentrum.<br />

Übernommen hat Gastronom<br />

Stephan Eden den „Schützenhof“<br />

am 15. November<br />

2000. Bis heute hat er mit se<strong>in</strong>er<br />

Partner<strong>in</strong> e<strong>in</strong> Drei-Sterne-<br />

Hotel mit 140 Betten <strong>in</strong> 65 Doppelzimmern<br />

geschaffen <strong>und</strong> se<strong>in</strong>er<br />

Küche e<strong>in</strong>en guten Namen<br />

verschafft.<br />

In den ersten sechs Monaten<br />

neue Toiletten sowie e<strong>in</strong>e<br />

neue Küche e<strong>in</strong>gebaut <strong>und</strong> für<br />

Barrierefreiheit gesorgt (vorher<br />

viele Stufen). 2004 wurde der<br />

Parkplatz gepflastert. 2006<br />

folgte e<strong>in</strong> neues Restaurant im<br />

vorderen Bereich. E<strong>in</strong> Jahr später<br />

wurde die Wachstube reno-<br />

viert. Planungen für e<strong>in</strong>en Hotelneubau<br />

2008 zogen sich bis<br />

zum Herbst 2009 h<strong>in</strong>. Im März<br />

begann der Abriss des Schießstandes<br />

<strong>und</strong> der Kegelbahn.<br />

Im August 2010 zogen die ersten<br />

Gäste e<strong>in</strong>. E<strong>in</strong> Wellness-Bereich<br />

kam im gleichen Jahr da-<br />

Immer für Sie da!<br />

<strong>Wilhelmshavener</strong> <strong>Zeitung</strong> · Seite 23<br />

Die 1901 gebaute <strong>und</strong> 1966<br />

abgerissene neugotische katholische<br />

Kirche an der<br />

Pr<strong>in</strong>zengraft. FOTO: WZ-BILDDIENST<br />

DiekatholischeKircheheute.<br />

zu. 2011 folgte e<strong>in</strong>e Fotovoltaikanlage,<br />

die <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung<br />

mit e<strong>in</strong>em noch zu bauenden<br />

Blockheizkraftwerk bis 2017<br />

den CO 2 -Ausstoß des Schützenhofes<br />

klimaneutral gest<strong>alten</strong><br />

soll. Die Küche wurde im<br />

Februar 2012 erweitert.


Seite 24 · <strong>Wilhelmshavener</strong> <strong>Zeitung</strong><br />

Gester n<br />

<strong>und</strong>Heute<br />

präsentiert von der:<br />

SchutzwallgegenOstfriesen<br />

R<strong>und</strong> um <strong>Jever</strong>s Altstadt<br />

war e<strong>in</strong> Verteidigungswallaufgeschüttet.<br />

Fräule<strong>in</strong> Maria wollte<br />

ihre Herrschaft dah<strong>in</strong>ter<br />

schützen.<br />

VON HARTMUT SIEFKEN<br />

JEVER – Der bevorstehende Abriss<br />

des abgängigen Johann-Ahlers-Hauses<br />

am Alten Markt wäre<br />

die Chance, den historischen<br />

Wallgraben, die Blank-Graft,<br />

wieder bis an die Schloss-Straße<br />

aufzugraben. Damit würde<br />

man sich, das ist jedenfalls die<br />

Ansicht e<strong>in</strong>iger älterer geschichtsbewusster<br />

<strong>Jever</strong>aner,<br />

dem ursprünglichen Bild wieder<br />

annähern können.<br />

Die schönen<br />

Graften r<strong>und</strong> um<br />

<strong>Jever</strong>s Altstadt<br />

s<strong>in</strong>d die Reste<br />

der ehemaligen<br />

Wallanlagen. Die<br />

Altstadt nämlich<br />

war e<strong>in</strong>st von<br />

e<strong>in</strong>em Befestigungsgürtelumzogen.<br />

Wall <strong>und</strong><br />

Graben dienten<br />

der Abwehr äußerer<br />

Fe<strong>in</strong>de. Tatsächlich beschützten<br />

sie die Stadt vor allem<br />

vor den ostfriesischen Grafen.<br />

Von denen nämlich war die<br />

Häuptl<strong>in</strong>gstochter Maria von <strong>Jever</strong><br />

(1500 - 1575) schwer enttäuscht.<br />

Graf Edzard (1462 - 1528)<br />

hatte Maria <strong>und</strong> ihren Schwestern<br />

Anna <strong>und</strong> Dorothea die Heirat<br />

mit se<strong>in</strong>en Söhnen zugesagt.<br />

Se<strong>in</strong> H<strong>in</strong>tergedanke: Auf<br />

diese Weise wäre das <strong>Jever</strong>land<br />

auf friedlichem Wege se<strong>in</strong>er<br />

Grafschaft zugefallen. Doch anstatt<br />

sich an das im Vertrag von<br />

1517 festgelegte Versprechen<br />

des Vaters zu h<strong>alten</strong>, zogen die<br />

Grafensöhne Enno <strong>und</strong> Johann<br />

zehn Jahre später <strong>in</strong> die Burg<br />

e<strong>in</strong>, um sie zu besetzen <strong>und</strong><br />

sich von St<strong>und</strong> an als die Herren<br />

aufzuspielen. Von Heirat<br />

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ke<strong>in</strong>e<br />

Rede<br />

mehr.<br />

Edzard<br />

ließ sie<br />

gewähren<br />

<strong>und</strong> verstarb 1528.<br />

Als Drosten setzten die beiden<br />

Vertragsbrüchigen Bo<strong>in</strong>g<br />

von Oldersum aus der Gödenser<br />

Häuptl<strong>in</strong>gsfamilie, die<br />

eigentlich seit langem mit den<br />

Wiemkens im Streit lag, e<strong>in</strong> –<br />

<strong>und</strong> machten damit den Bock<br />

zum Gärtner. Denn Bo<strong>in</strong>g von<br />

Oldersum wechselte 1531 die<br />

Fronten. Er heuerte heimlich<br />

Landsknechte an <strong>und</strong> sperrte<br />

mit deren Hilfe die Ostfriesen<br />

aus der jeverschen Burg aus,<br />

um die Häuptl<strong>in</strong>gstöchter wieder<br />

<strong>in</strong> ihr Recht zu setzen.<br />

Ob Gerechtigkeitss<strong>in</strong>n,<br />

Machtstreben oder Liebe zu<br />

Maria – Bo<strong>in</strong>gs Entscheidung<br />

änderte den Lauf der ostfriesischen<br />

Geschichte. Von ihm beraten,<br />

trug Maria das <strong>Jever</strong>land<br />

Kaiser Karl V. zu Lehen an. Da-<br />

...friesisch gut.<br />

bei vertrauten sie <strong>und</strong> ihr Berater<br />

auf die Schutzmacht der burg<strong>und</strong>ischen<br />

Niederlande, über<br />

die Karl V. als habsburgischer<br />

Urenkel des Hauses Burg<strong>und</strong><br />

herrschte. Dessen Schwester,<br />

Maria von Ungarn, war Statthalter<strong>in</strong><br />

<strong>in</strong> Brüssel <strong>und</strong> entschied<br />

1534 zugunsten der „vrouken<br />

Anna ende Marie, dochteren tot<br />

<strong>Jever</strong>en“. Mit den mächtigen<br />

Niederlanden aber wollte es<br />

sich Graf Enno lieber nicht verderben.<br />

Nichtsdestoweniger baute<br />

Maria nicht nur politisch vor:<br />

Sie ließ 1536 <strong>und</strong> 1537 Wallanlagen<br />

um <strong>Jever</strong> errichten <strong>und</strong><br />

verlieh dem e<strong>in</strong>gehausten<br />

Ackerbürger-Flecken 1536<br />

städtische Privilegien.<br />

Die Wallanlagen um Schloss<br />

<strong>und</strong> Stadt s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> den 20er-Jahren<br />

des 19. Jahrh<strong>und</strong>erts wieder<br />

geschleift worden. Sie hatten<br />

ihre militärische Bedeutung<br />

verloren <strong>und</strong> standen nur noch<br />

im Weg. Von ihrem Aussehen<br />

zeugen noch die Bilder des Biedermeier-Malers<br />

Friedrich<br />

Adam Wilhelm Barnutz (1791 -<br />

1867), die im Schlossmuseum<br />

hängen.<br />

In die Stadt gelangte man<br />

durch die Tore. 1553 errichtete<br />

man die Flaampforte, durch<br />

die man ausgangs der Albanistraße<br />

<strong>in</strong> die Vorstand auf den Alten<br />

Markt gelangte (<strong>in</strong> Höhe des<br />

heutigen Johann-Ahlers-Hauses).<br />

Hier hielt das Landgericht<br />

seit 1561 se<strong>in</strong>e Sitzungen ab.<br />

23. Februar 2013<br />

Das Barnutz­Gemälde „Auszug der Franzosen“ zeigt Burg­ <strong>und</strong> Stadtwall,dieFlaampforte<strong>und</strong>dah<strong>in</strong>terdasBurgtor.<br />

FOTO: SCHLOSSMUSEUM/SIEFKEN<br />

Daneben befand sich das<br />

Burgtor. Durch das Wangertor,<br />

das 1557 gebaut wurde,<br />

gelangte man <strong>in</strong> die Wangerstraße.<br />

Über dem Tor wohnte der<br />

Stadtwachtmeister, hier war <strong>in</strong><br />

den ersten Jahrzehnten die<br />

Rüstkammer der Bürger, <strong>und</strong><br />

hier tagte auch der Rat, bis<br />

1610 das Rathaus gebaut wurde.<br />

1815 wurde das Tor wieder<br />

abgerissen.<br />

Als nächstes ist das St. Annen-Tor<br />

zu erwähnen, das<br />

gegenüber der heutigen St.-Annentor-Straße<br />

stand. Zu se<strong>in</strong>em<br />

Bau habe man, wie manche<br />

Chronisten berichten, die Ste<strong>in</strong>e<br />

der abgebrochenen Burg von<br />

Roffhausen verwandt. 1806<br />

wurde das Tor wieder geschleift.<br />

Von 1768 bis 1793<br />

stand auf ihm e<strong>in</strong>e W<strong>in</strong>dmühle,<br />

um die <strong>Jever</strong>aner im Falle e<strong>in</strong>er<br />

Belagerung mit Mehl versorgen<br />

zu können. Nach Süden h<strong>in</strong> gab<br />

es von 1786 bis 1815 das Albani-Tor.<br />

Am westlichen Ende der Großen<br />

Wasserpfortstraße befand<br />

sich, wie Karl Fissen es <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er<br />

Stadtjubiläumsbroschüre<br />

1936 schrieb, „e<strong>in</strong>e gewölbte<br />

Öffnung im Wall zur Ableitung<br />

des Wassers <strong>und</strong> Unrats aus<br />

der Wasserpfortstraße <strong>in</strong> den<br />

Stadtgraben“. Auch hier wurde<br />

1815 der Wall abgegraben. Mit<br />

der Erde verfüllte man die Graft.<br />

Später wurde hier die Mädchenschule<br />

gebaut. Das Gebäude<br />

steht hier noch heute.


23. Februar 2013<br />

<strong>Jever</strong>sDichter<strong>und</strong> Denker<br />

So mancher <strong>Jever</strong>länder<br />

ist außerhalb se<strong>in</strong>er<br />

engen Heimat zu<br />

Ruhm <strong>und</strong> Ehren gekommen,beispielsweise<br />

der Historiker<br />

Schlosser.<br />

VON KLAUS HOMOLA<br />

JEVER –Am Schlosserplatz <strong>in</strong> <strong>Jever</strong><br />

fährt oder geht so mancher<br />

Zeitgenosse achtlos vorbei. Begrenzt<br />

durch die Schlosserstraße,<br />

Große Wasserpfortstraße<br />

<strong>und</strong> die L<strong>in</strong>denallee ragt <strong>in</strong> der<br />

Mitte e<strong>in</strong> Obelisk auf.<br />

Dieses Denkmal errichteten<br />

<strong>Jever</strong>aner <strong>in</strong> Zeiten der nationalen<br />

Begeisterung im Jahr 1878<br />

dem gebürtigen <strong>Jever</strong>aner<br />

Friedrich Christoph Schlosser.<br />

Schlosser wurde am 17. November<br />

1776 als zwölftes K<strong>in</strong>d<br />

e<strong>in</strong>er Advokatenfamilie <strong>in</strong> <strong>Jever</strong><br />

geboren. Nach dem Abitur begann<br />

er mit 17 se<strong>in</strong> Studium der<br />

Gester n<br />

<strong>und</strong>Heute<br />

präsentiert von der<br />

Das Schlosser-Denkmalgestern<strong>und</strong>heutel. FOTO: ARCHIV ANDERSEN<br />

Theologie, Literatur, Mathematik<br />

<strong>und</strong> Geschichte <strong>in</strong> Gött<strong>in</strong>gen.<br />

Nach e<strong>in</strong>em kurzen Intermezzo<br />

als Hauslehrer <strong>und</strong> Konrektor<br />

<strong>in</strong> <strong>Jever</strong> g<strong>in</strong>g er 1809<br />

nach Frankfurt, war Professor<br />

am Städtischen Gymnasium<br />

<strong>und</strong> Stadtbibliothekar <strong>und</strong> wurde<br />

1817 an die Universität Hei-<br />

delberg berufen. Dort lehrte<br />

<strong>und</strong> forschte er als Professor<br />

für Geschichte. Hier entstanden<br />

e<strong>in</strong>e Reihe von bedeutenden<br />

Geschichtswerken wie „Geschichte<br />

des 18. <strong>und</strong> 19. Jahrh<strong>und</strong>erts<br />

bis zum Sturz des<br />

französischen Kaiserreichs…“<br />

(6/8 Bände) oder „Weltgeschichte<br />

für das Deutsche Volk“<br />

<strong>Wilhelmshavener</strong> <strong>Zeitung</strong> · Seite 25<br />

(19 Bände).<br />

Für se<strong>in</strong>e Verdienste um die<br />

Geschichtsschreibung wurde er<br />

zum Ehrenbürger Heidelbergs<br />

ernannt, er erhielt den Bayerischen<br />

Maximiliansorden für<br />

Wissenschaft <strong>und</strong> Kultur <strong>und</strong><br />

wurde 1860 kurz vor se<strong>in</strong>em Tode<br />

mit dem Pour le Mérite für<br />

Wissenschaft <strong>und</strong> Künste ausgezeichnet.<br />

Schlosser verstarb im Alter<br />

von 95 Jahren am 23. September<br />

1861 <strong>in</strong> Heidelberg. Dort<br />

liegt er auch begraben.<br />

Dem großen Sohn der Stadt<br />

wurde dann 1878 das Denkmal<br />

<strong>in</strong> <strong>Jever</strong> gesetzt, dessen Inschrift<br />

lautet „“Wehe dem Volk,<br />

dem die Wahrheit nicht mehr<br />

heilig ist.“<br />

Gegenüber der Inschrift<br />

steht an der Schlosserstraße<br />

das sogenannte Jaspersche<br />

Haus, e<strong>in</strong> bee<strong>in</strong>druckender<br />

klassizistischer Bau. Es gehörte<br />

Carl Wilhelm Jaspers, Großvater<br />

des Philosophen Karl Jaspers,<br />

der sich das Haus als Ruhesitz<br />

errichten ließ.


Seite 26 · <strong>Wilhelmshavener</strong> <strong>Zeitung</strong><br />

www.polsterei-misterek.de<br />

Gester n<br />

<strong>und</strong>Heute<br />

präsentiert von der:<br />

23. Februar 2013<br />

W<strong>in</strong>dbeflügelte Gewerbefleiß<br />

Etliche W<strong>in</strong>dmühlen<br />

prägten Anfang des 19.<br />

Jahrh<strong>und</strong>erts die Silhouette<br />

der Stadt. Erh<strong>alten</strong><br />

geblieben ist die<br />

Schlachtmühle.<br />

VON KLAUS HOMOLA<br />

JEVER – In öffentlicher Hand bef<strong>in</strong>det<br />

sich heute die Schlachtmühle<br />

<strong>in</strong> <strong>Jever</strong>. Die Stadt <strong>Jever</strong><br />

<strong>und</strong> der Landkreiskreis Friesland,<br />

verb<strong>und</strong>en im Zweckverband<br />

Schlossmuseum, kauften<br />

im vergangenen Jahr von der<br />

vorherigen Eigentümer<strong>in</strong> die<br />

Mühle. Zu dem Ensemble gehört<br />

auch das Müllerhaus, das<br />

sich aber noch <strong>in</strong> Privatbesitz<br />

bef<strong>in</strong>det.<br />

Inzwischen hat sich e<strong>in</strong><br />

Arbeitskreis Schlachtmühle<br />

unter Leitung des Freiwilligen<br />

W<strong>in</strong>dmüllers Edzard<br />

de Buhr gegründet,<br />

der die Mühle mit se<strong>in</strong>en<br />

Mitstreitern im<br />

Sommer 2013 wieder<br />

zum Laufen br<strong>in</strong>gen<br />

will. Mittel aus<br />

Töpfen des Denkmalschutzes<br />

<strong>und</strong> möglicherweise<br />

auch der<br />

Stadt s<strong>in</strong>d angedacht.<br />

Doch ursprünglich war der<br />

Betrieb e<strong>in</strong>er W<strong>in</strong>dmühle nicht<br />

e<strong>in</strong>e Frage der Ehrenamtlichkeit,<br />

sondern dah<strong>in</strong>ter steckte<br />

harte Arbeit <strong>und</strong> der Müller versuchte<br />

mit der Mühle, für sich<br />

<strong>und</strong> se<strong>in</strong>e Familie se<strong>in</strong> Auskommen<br />

zu verdienen.<br />

Die Mühle an der Schlachte,<br />

dem jeverschen Hafen der Vorstadt<br />

(Koopstadt) Hooksiel, ist<br />

die dritte jeversche W<strong>in</strong>dmühle<br />

fast am gleichen Ort. Schon<br />

1722 wurde auf Geheiß der anhalt-zerbstischen<br />

Regierung<br />

von den beiden Müllern Jürgen<br />

Spannhoff <strong>und</strong> H<strong>in</strong>rich Slauken<br />

e<strong>in</strong>e Mühle für die Friesische<br />

Grütze (Perl-Graupen) errichtet.<br />

Als die im Oktober 1732 abbrannte,<br />

fand sie schnell e<strong>in</strong>e<br />

Nachfolger<strong>in</strong>.<br />

Die heutige Schlachtmühle,<br />

e<strong>in</strong> Galerieholländer, geht auf<br />

das Datum von 1847 zurück,<br />

denn 1846/47 ließ der Eigentümer<br />

Oltmanns jun. zuvor die Vorgängermühle<br />

an der Schlachte<br />

abbrechen <strong>und</strong> an dem jetzigen<br />

Standort aufbauen.<br />

Letzter Müller der Schlachtmühle<br />

war der Müller Diedrich<br />

Meenen. Weil die Mühle nach<br />

<strong>und</strong> nach verfiel, setzten sich<br />

Vere<strong>in</strong>e <strong>und</strong> Institutionen <strong>in</strong> den<br />

70er-Jahren für den Erhalt des<br />

Die jeversche Schlachtmühle entstand kurz nach 1847. –<br />

L<strong>in</strong>ks:DasBarnutz­Bildvon1830zeigtallevierMühlen.<br />

Bauwerks e<strong>in</strong> <strong>und</strong> sammelten<br />

Geld. Der letzte Eigentümer<br />

Bernhard Neill, Tischler von Beruf,<br />

setzte sich ab 1977 mit viel<br />

handwerklichem Geschick für<br />

den Erhalt der Mühle e<strong>in</strong>. In se<strong>in</strong>e<br />

Zeit fällt auch die E<strong>in</strong>richtung<br />

e<strong>in</strong>es Landwirtschaftlichen Museums<br />

des<br />

Schlossmuseums<br />

<strong>in</strong> <strong>Jever</strong><br />

<strong>in</strong> der Mühlenscheune.<br />

Östlich der<br />

Schlachtmühle<br />

sorgte e<strong>in</strong>e Sägemühle<br />

dafür,<br />

dass die Bevölkerung<br />

mit Holz<br />

als Baumaterial<br />

versorgt werden<br />

konnte.1749<br />

als W<strong>in</strong>dmühle<br />

errichtet, wurde<br />

sie 1857 <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e<br />

Dampfmühle umgewandelt <strong>und</strong><br />

1899 abgebrochen.<br />

E<strong>in</strong>e weitere Mühle stand <strong>in</strong><br />

der Nähe des Bahnhofes. Der<br />

Galerie-Holländer brannte<br />

1936 ab, die Familie Schönbohm<br />

betrieb die elektrisch angetriebene<br />

Mühle mit angeschlossener<br />

Bäckerei aber<br />

nach dem Kriege weiter.<br />

Die Mühlenstraße trägt ihren<br />

Namen nicht ohne Gr<strong>und</strong>. Der<br />

Maler Friedrich Wilhelm Barnutz<br />

(1791 - 1867) malte um 1830<br />

FOTO: SCHLOSSMUSEUM/WZ-BILDDIENST/KNOTHE<br />

mehrere Stadtansichten „<strong>Jever</strong><br />

vom Woltersberg“, auf denen<br />

von l<strong>in</strong>ks nach rechts die beiden<br />

Mühlen an der Mühlenstraße,<br />

die ehemalige Sägemühle<br />

an der Schlachte <strong>und</strong> die<br />

Schlachtmühle sowie am ganz<br />

rechten Bildrand die Mühle an<br />

Die Mühle an der Bahnhofstraße nach dem<br />

Brand1936. FOTO: ARCHIV ANDERSEN<br />

der Chaussee nach Friedeburg<br />

(heute Bahnhofstraße) zu sehen<br />

s<strong>in</strong>d. Die Peldemühle an<br />

der Mühlenstraße ist auch auf<br />

e<strong>in</strong>er Fotografie des Mariengymnasiums<br />

kurz nach 1900 zu<br />

sehen, die vom Schlossturm<br />

aufgenommen worden ist.<br />

Auch auf dem Burggelände<br />

<strong>und</strong> dem St. Annentor haben<br />

e<strong>in</strong>mal Mühlen gestanden, wie<br />

e<strong>in</strong> Gemälde von 1790 illustriert.<br />

Letztere wurde 1793 wieder<br />

abgebaut.


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