Jever in alten und neuen Bildern - Wilhelmshavener Zeitung
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Seite 24 · <strong>Wilhelmshavener</strong> <strong>Zeitung</strong><br />
Gester n<br />
<strong>und</strong>Heute<br />
präsentiert von der:<br />
SchutzwallgegenOstfriesen<br />
R<strong>und</strong> um <strong>Jever</strong>s Altstadt<br />
war e<strong>in</strong> Verteidigungswallaufgeschüttet.<br />
Fräule<strong>in</strong> Maria wollte<br />
ihre Herrschaft dah<strong>in</strong>ter<br />
schützen.<br />
VON HARTMUT SIEFKEN<br />
JEVER – Der bevorstehende Abriss<br />
des abgängigen Johann-Ahlers-Hauses<br />
am Alten Markt wäre<br />
die Chance, den historischen<br />
Wallgraben, die Blank-Graft,<br />
wieder bis an die Schloss-Straße<br />
aufzugraben. Damit würde<br />
man sich, das ist jedenfalls die<br />
Ansicht e<strong>in</strong>iger älterer geschichtsbewusster<br />
<strong>Jever</strong>aner,<br />
dem ursprünglichen Bild wieder<br />
annähern können.<br />
Die schönen<br />
Graften r<strong>und</strong> um<br />
<strong>Jever</strong>s Altstadt<br />
s<strong>in</strong>d die Reste<br />
der ehemaligen<br />
Wallanlagen. Die<br />
Altstadt nämlich<br />
war e<strong>in</strong>st von<br />
e<strong>in</strong>em Befestigungsgürtelumzogen.<br />
Wall <strong>und</strong><br />
Graben dienten<br />
der Abwehr äußerer<br />
Fe<strong>in</strong>de. Tatsächlich beschützten<br />
sie die Stadt vor allem<br />
vor den ostfriesischen Grafen.<br />
Von denen nämlich war die<br />
Häuptl<strong>in</strong>gstochter Maria von <strong>Jever</strong><br />
(1500 - 1575) schwer enttäuscht.<br />
Graf Edzard (1462 - 1528)<br />
hatte Maria <strong>und</strong> ihren Schwestern<br />
Anna <strong>und</strong> Dorothea die Heirat<br />
mit se<strong>in</strong>en Söhnen zugesagt.<br />
Se<strong>in</strong> H<strong>in</strong>tergedanke: Auf<br />
diese Weise wäre das <strong>Jever</strong>land<br />
auf friedlichem Wege se<strong>in</strong>er<br />
Grafschaft zugefallen. Doch anstatt<br />
sich an das im Vertrag von<br />
1517 festgelegte Versprechen<br />
des Vaters zu h<strong>alten</strong>, zogen die<br />
Grafensöhne Enno <strong>und</strong> Johann<br />
zehn Jahre später <strong>in</strong> die Burg<br />
e<strong>in</strong>, um sie zu besetzen <strong>und</strong><br />
sich von St<strong>und</strong> an als die Herren<br />
aufzuspielen. Von Heirat<br />
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ke<strong>in</strong>e<br />
Rede<br />
mehr.<br />
Edzard<br />
ließ sie<br />
gewähren<br />
<strong>und</strong> verstarb 1528.<br />
Als Drosten setzten die beiden<br />
Vertragsbrüchigen Bo<strong>in</strong>g<br />
von Oldersum aus der Gödenser<br />
Häuptl<strong>in</strong>gsfamilie, die<br />
eigentlich seit langem mit den<br />
Wiemkens im Streit lag, e<strong>in</strong> –<br />
<strong>und</strong> machten damit den Bock<br />
zum Gärtner. Denn Bo<strong>in</strong>g von<br />
Oldersum wechselte 1531 die<br />
Fronten. Er heuerte heimlich<br />
Landsknechte an <strong>und</strong> sperrte<br />
mit deren Hilfe die Ostfriesen<br />
aus der jeverschen Burg aus,<br />
um die Häuptl<strong>in</strong>gstöchter wieder<br />
<strong>in</strong> ihr Recht zu setzen.<br />
Ob Gerechtigkeitss<strong>in</strong>n,<br />
Machtstreben oder Liebe zu<br />
Maria – Bo<strong>in</strong>gs Entscheidung<br />
änderte den Lauf der ostfriesischen<br />
Geschichte. Von ihm beraten,<br />
trug Maria das <strong>Jever</strong>land<br />
Kaiser Karl V. zu Lehen an. Da-<br />
...friesisch gut.<br />
bei vertrauten sie <strong>und</strong> ihr Berater<br />
auf die Schutzmacht der burg<strong>und</strong>ischen<br />
Niederlande, über<br />
die Karl V. als habsburgischer<br />
Urenkel des Hauses Burg<strong>und</strong><br />
herrschte. Dessen Schwester,<br />
Maria von Ungarn, war Statthalter<strong>in</strong><br />
<strong>in</strong> Brüssel <strong>und</strong> entschied<br />
1534 zugunsten der „vrouken<br />
Anna ende Marie, dochteren tot<br />
<strong>Jever</strong>en“. Mit den mächtigen<br />
Niederlanden aber wollte es<br />
sich Graf Enno lieber nicht verderben.<br />
Nichtsdestoweniger baute<br />
Maria nicht nur politisch vor:<br />
Sie ließ 1536 <strong>und</strong> 1537 Wallanlagen<br />
um <strong>Jever</strong> errichten <strong>und</strong><br />
verlieh dem e<strong>in</strong>gehausten<br />
Ackerbürger-Flecken 1536<br />
städtische Privilegien.<br />
Die Wallanlagen um Schloss<br />
<strong>und</strong> Stadt s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> den 20er-Jahren<br />
des 19. Jahrh<strong>und</strong>erts wieder<br />
geschleift worden. Sie hatten<br />
ihre militärische Bedeutung<br />
verloren <strong>und</strong> standen nur noch<br />
im Weg. Von ihrem Aussehen<br />
zeugen noch die Bilder des Biedermeier-Malers<br />
Friedrich<br />
Adam Wilhelm Barnutz (1791 -<br />
1867), die im Schlossmuseum<br />
hängen.<br />
In die Stadt gelangte man<br />
durch die Tore. 1553 errichtete<br />
man die Flaampforte, durch<br />
die man ausgangs der Albanistraße<br />
<strong>in</strong> die Vorstand auf den Alten<br />
Markt gelangte (<strong>in</strong> Höhe des<br />
heutigen Johann-Ahlers-Hauses).<br />
Hier hielt das Landgericht<br />
seit 1561 se<strong>in</strong>e Sitzungen ab.<br />
23. Februar 2013<br />
Das BarnutzGemälde „Auszug der Franzosen“ zeigt Burg <strong>und</strong> Stadtwall,dieFlaampforte<strong>und</strong>dah<strong>in</strong>terdasBurgtor.<br />
FOTO: SCHLOSSMUSEUM/SIEFKEN<br />
Daneben befand sich das<br />
Burgtor. Durch das Wangertor,<br />
das 1557 gebaut wurde,<br />
gelangte man <strong>in</strong> die Wangerstraße.<br />
Über dem Tor wohnte der<br />
Stadtwachtmeister, hier war <strong>in</strong><br />
den ersten Jahrzehnten die<br />
Rüstkammer der Bürger, <strong>und</strong><br />
hier tagte auch der Rat, bis<br />
1610 das Rathaus gebaut wurde.<br />
1815 wurde das Tor wieder<br />
abgerissen.<br />
Als nächstes ist das St. Annen-Tor<br />
zu erwähnen, das<br />
gegenüber der heutigen St.-Annentor-Straße<br />
stand. Zu se<strong>in</strong>em<br />
Bau habe man, wie manche<br />
Chronisten berichten, die Ste<strong>in</strong>e<br />
der abgebrochenen Burg von<br />
Roffhausen verwandt. 1806<br />
wurde das Tor wieder geschleift.<br />
Von 1768 bis 1793<br />
stand auf ihm e<strong>in</strong>e W<strong>in</strong>dmühle,<br />
um die <strong>Jever</strong>aner im Falle e<strong>in</strong>er<br />
Belagerung mit Mehl versorgen<br />
zu können. Nach Süden h<strong>in</strong> gab<br />
es von 1786 bis 1815 das Albani-Tor.<br />
Am westlichen Ende der Großen<br />
Wasserpfortstraße befand<br />
sich, wie Karl Fissen es <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er<br />
Stadtjubiläumsbroschüre<br />
1936 schrieb, „e<strong>in</strong>e gewölbte<br />
Öffnung im Wall zur Ableitung<br />
des Wassers <strong>und</strong> Unrats aus<br />
der Wasserpfortstraße <strong>in</strong> den<br />
Stadtgraben“. Auch hier wurde<br />
1815 der Wall abgegraben. Mit<br />
der Erde verfüllte man die Graft.<br />
Später wurde hier die Mädchenschule<br />
gebaut. Das Gebäude<br />
steht hier noch heute.