Jever in alten und neuen Bildern - Wilhelmshavener Zeitung
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Seite 18 · <strong>Wilhelmshavener</strong> <strong>Zeitung</strong><br />
Ältestes Bürgerhaus<strong>Jever</strong>s<br />
Der „Schwarze Bär“<br />
kann auf e<strong>in</strong>e über<br />
200-jährige Tradition<br />
zurückblicken. 1897<br />
zog er <strong>in</strong>s älteste Haus<br />
<strong>Jever</strong>s.<br />
VON KLAUS HOMOLA<br />
JEVER – Am Kirchplatz 14 <strong>in</strong> <strong>Jever</strong><br />
erstreckt sich zwischen zwei<br />
neueren Giebelhäusern der<br />
1562 errichtete zweigeschossige<br />
<strong>und</strong> im Giebel viergeschossige<br />
Gasthof „Schwarzer Bär“,<br />
neben dem Schloss wohl e<strong>in</strong>es<br />
der ältesten Gebäude <strong>in</strong> <strong>Jever</strong>.<br />
Der Architekt Kurt Asche (Oldenburg)<br />
schreibt dazu <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er<br />
Bestandsaufnahme denkmalwürdiger<br />
Häuser <strong>und</strong> Objekte<br />
<strong>in</strong> der Stadt <strong>Jever</strong>: „Das Gebäude<br />
stellt das e<strong>in</strong>zige gut erh<strong>alten</strong>e<br />
<strong>und</strong> datierte Ziegelhaus<br />
aus der Mitte des 16.<br />
Jahrh<strong>und</strong>erts <strong>in</strong> <strong>Jever</strong> dar. Es ist<br />
zugleich das älteste authentische<br />
Beispiel e<strong>in</strong>es Bürgerhauses<br />
aus der Zeit des Fräule<strong>in</strong><br />
Maria.<br />
In Material, Konstruktion<br />
<strong>und</strong> Form belegt es die an der<br />
Küste <strong>und</strong> im Küstenh<strong>in</strong>terland<br />
im 16. <strong>und</strong> 17. Jahrh<strong>und</strong>erts<br />
bezeichnende Verwendung von<br />
JEVER/HO – Neben dem Rathaus<br />
am Kirchplatz <strong>in</strong> <strong>Jever</strong><br />
stand bis 1938 e<strong>in</strong> Wohnhaus<br />
mit der Hausnummer 12. Dieses<br />
Haus hatte die Stadt <strong>Jever</strong><br />
schon e<strong>in</strong>ige Jahre zuvor erworben,<br />
um hier e<strong>in</strong> Feuerwehrgerätehaus<br />
zu errichten. Das Haus<br />
war über 200 Jahre alt, baufällig<br />
<strong>und</strong> hätte erneuert werden<br />
müssen.<br />
Aus diesem Gr<strong>und</strong>e stellte<br />
die Stadt <strong>Jever</strong> beim Amtshauptmann<br />
<strong>in</strong> <strong>Jever</strong> den Antrag,<br />
das Gebäude abzubrechen. Im<br />
Bausche<strong>in</strong> Nr. 318/38 des<br />
Amtshauptmanns ist zu lesen,<br />
„…dass die <strong>in</strong> diesem Gebäude<br />
wohnenden Familien von Ihnen<br />
anderweitig untergebracht werden…“<br />
Aus volkswirtschaftlichen<br />
Gründen spreche nichts<br />
gegen e<strong>in</strong>en Ersatzbau.<br />
Im Bauantrag der Stadt <strong>Jever</strong><br />
heißt es zur Begründung der<br />
Baumaßnahme, dass die bisherige<br />
Unterbr<strong>in</strong>gung der Geräte <strong>in</strong><br />
der Stadt sehr mangelhaft <strong>und</strong><br />
Gester n<br />
<strong>und</strong>Heute<br />
Der „Schwarze Bär“ am Kirchplatz ist das älteste noch erh<strong>alten</strong>eBürgerhaus<strong>in</strong><strong>Jever</strong>.<br />
WZ-FOTO: GABRIEL-JÜRGENS<br />
Ziegeln <strong>und</strong> Sandste<strong>in</strong>.“ Ursprünglich<br />
hatte sich der Gasthof<br />
„Schwarzer Bär“ zunächst<br />
zwei Häuser weiter <strong>in</strong> Richtung<br />
Rathaus etabliert.<br />
Der Gasthof wurde 1791 von<br />
Johann Looschen, e<strong>in</strong>em ehemaligen<br />
Soldaten von der Garni-<br />
für die E<strong>in</strong>satzfähigkeit der<br />
Feuerlösch-Polizei ke<strong>in</strong>e Gewähr<br />
gegeben sei.<br />
Weiter heißt es: „Ich beabsichtige<br />
daher, das alte<br />
Gebäude, welches nicht verwendungsfähig<br />
ist, abzubrechen<br />
<strong>und</strong> den erforderlichen<br />
Gerätehausneubau vorzunehmen.<br />
Auch e<strong>in</strong> längeres<br />
Wohnenbleiben von Familien<br />
<strong>in</strong> diesem Hause ist ohne<br />
Aufwand von wesentlichen<br />
Mitteln nicht möglich.“<br />
Der Zweckbau mit dem noch<br />
heute sichtbaren charakteristischen<br />
Schlauchturm musste allerd<strong>in</strong>gs<br />
„erkämpft“ werden.<br />
H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> waren die H<strong>in</strong>weise<br />
<strong>in</strong> mehreren Schreiben des Bürgermeisters<br />
auf die Nähe des<br />
Kriegshafens Wilhelmshavens<br />
<strong>und</strong> die unmittelbare Nachbarschaft<br />
zum Flugplatz Upjever.<br />
Beides könnten E<strong>in</strong>satzorte der<br />
Feuerwehr <strong>Jever</strong> werden, die dafür<br />
sowohl baulich als auch<br />
technisch nicht ausgerüstet<br />
präsentiert von der:<br />
son <strong>in</strong> <strong>Jever</strong>, der ursprünglich<br />
aus Anhalt zugewandert war, eröffnet.<br />
Später wurde e<strong>in</strong> Theatersaal<br />
zur großen Burgstraße<br />
angebaut.<br />
Im 18. Jahrh<strong>und</strong>ert wurde<br />
nach Auskunft von Heimatk<strong>und</strong>ler<br />
Wilke Krüger der Bau als gro-<br />
Die Feuerwehr 1933 vor dem ehemaligenBürgerhaus.<br />
FOTO: PRIVAT<br />
sei. H<strong>in</strong>zu kam das Feilschen<br />
um die Zuteilung von „Eisen“<br />
für das zu errichtende Gebäude<br />
mit der Eisenverteilungsstelle<br />
für Geme<strong>in</strong>den <strong>und</strong> Geme<strong>in</strong>deverbände<br />
<strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>, auch zum<br />
Zweck des E<strong>in</strong>baus e<strong>in</strong>er Heizung<br />
<strong>in</strong> das zu errichtende Gebäude.<br />
Das wurde schließlich<br />
1939 errichtet <strong>und</strong> diente bis<br />
1983 als Spritzenhaus der<br />
Freiwilligen Feuerwehr <strong>Jever</strong>.<br />
Doch schon <strong>in</strong> den 70er Jahren<br />
zeigte sich, dass das Ge-<br />
23. Februar 2013<br />
ßes Haus im Gr<strong>und</strong>buch beschrieben.<br />
1896/97 erwarb die<br />
Stadt <strong>Jever</strong> den Gasthof <strong>und</strong><br />
e<strong>in</strong>en Anbau <strong>und</strong> ließ hier mitten<br />
<strong>in</strong> der Stadt e<strong>in</strong> E-Werk errichten.<br />
Der heutige „Schwarzer Bär“<br />
war zunächst Wohnhaus <strong>und</strong><br />
wurde dann als Schankwirtschaft<br />
e<strong>in</strong>gerichtet. Der erste<br />
Gastwirt <strong>in</strong> der <strong>neuen</strong> Wirtschaft<br />
hieß Weerts. Um 1912<br />
kaufte die Familie Janssen (bekannt<br />
<strong>in</strong> <strong>Jever</strong> war vor allem „Toto“<br />
Janssen, der hier bis <strong>in</strong> die<br />
90er-Jahre <strong>in</strong> der Großen Burgstraße<br />
e<strong>in</strong>en Lotto-Laden betrieb).<br />
Über der Tür des h<strong>in</strong>teren<br />
Giebels bef<strong>in</strong>det sich e<strong>in</strong> Sandste<strong>in</strong>relief<br />
mit e<strong>in</strong>em Schwarzen<br />
Bären.<br />
1953 entstand im Haus des<br />
E-Werkes, das nicht mehr <strong>in</strong> Betrieb<br />
war, das Burgtheater. Heute<br />
ist es das Geme<strong>in</strong>dehaus<br />
der ev. Kirche. Nach dem Brand<br />
der Stadtkirche im Jahr 1959<br />
wurden hier Gottesdienste abgeh<strong>alten</strong>.<br />
In se<strong>in</strong>er akribisch geführten<br />
Chronologie der Wirtshäuser<br />
<strong>und</strong> Gasthäuser <strong>in</strong> <strong>Jever</strong> zählt<br />
Wilke Krüger mehr als 20 Wirte,<br />
die <strong>in</strong> dem Haus „Schwarzer<br />
Bär“ (alt) gewirkt haben. Im der<br />
<strong>neuen</strong> Schankwirtschaft kommt<br />
er bis heute auf zwölf.<br />
Das SpritzenhausnebenderStadtkirche<br />
bäude nicht mehr den Anforderungen<br />
der Zeit genügte. Im<br />
Jahr 1982 entschied sich der<br />
Rat der Stadt <strong>Jever</strong> für den<br />
Neubau e<strong>in</strong>es Gerätehauses<br />
an der Milchstraße, das e<strong>in</strong><br />
Jahr später e<strong>in</strong>geweiht wurde.<br />
Es dauerte noch bis Ende<br />
der 80er Jahre, bis sich der<br />
Rat für e<strong>in</strong>e neue Verwendung<br />
aussprach. In dem Gebäude<br />
sollte e<strong>in</strong> Ratssaal entstehen,<br />
da im Rathaus mit dem<br />
Renaissance-Giebel nur e<strong>in</strong><br />
kle<strong>in</strong>er Saal zur Verfügung<br />
stand. Architekt Friedrich C.<br />
Meyer übernahm unter Mithilfe<br />
des Statikers Egon Hohn die<br />
schwierige Aufgabe, hier e<strong>in</strong>en<br />
Saal zu schaffen, der den Ansprüchen<br />
des Rates entsprach.<br />
Dabei blieb der We<strong>in</strong>hausgang,<br />
der den Kirchplatz mit der Großen<br />
Burgstraße verb<strong>in</strong>det, erh<strong>alten</strong>.<br />
Quellenangabe: Der Verfasser<br />
<strong>und</strong> Dokumentationen der<br />
Freiwilligen Feuerwehr <strong>Jever</strong>.