Jever in alten und neuen Bildern - Wilhelmshavener Zeitung
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23. Februar 2013<br />
MitFeuer<br />
<strong>und</strong><br />
Schwert<br />
gerichtet<br />
Fortsetzung von Seite<br />
So geht aus <strong>alten</strong> Krim<strong>in</strong>alprotokollen<br />
der<br />
Jahre 1542 - 49 hervor,<br />
dass alle <strong>in</strong>haftierten<br />
„Hexen“ im Gefängnis<br />
den Kältetod starben.<br />
Zwei große Hexenprozesse<br />
ragen unheilvoll<br />
aus der Justizgeschichte<br />
des 16. Jahrh<strong>und</strong>erts im<br />
<strong>Jever</strong>land hervor. Obwohl<br />
Landesherrschaft<br />
<strong>und</strong> Geistlichkeit eigentlich<br />
der Reformation zugeneigt<br />
waren, stand der<br />
von der katholischen Inquisition<br />
befeuerte<br />
Hexenglaube offensichtlich<br />
auch im <strong>Jever</strong>land<br />
noch <strong>in</strong> voller Blüte.<br />
1542/43 gab es<br />
e<strong>in</strong>en Hexen-Prozess<br />
gegen e<strong>in</strong>e Frau namens<br />
Tommet; die Del<strong>in</strong>quent<strong>in</strong><br />
landete auf dem<br />
Scheiterhaufen. Ebenso<br />
erg<strong>in</strong>g es 13 Frauen <strong>und</strong><br />
zwei Männern, die <strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>em Prozess 1592<br />
nach grauslichen Folterungen<br />
„gestanden“ <strong>und</strong><br />
verbrannt wurden. E<strong>in</strong>ige<br />
„Hexen“ wurden gnädigerweise<br />
zuvor geköpft;<br />
das Richtschwert, das<br />
1582 ge-<br />
schmiedet<br />
worden war,<br />
wird noch heute im<br />
Schlossmuseum aufbewahrt.<br />
Zu Fräule<strong>in</strong> Marias Zeiten<br />
gab es noch ke<strong>in</strong>en Scharfrichter.<br />
Als <strong>Jever</strong> anschließend zur<br />
Grafschaft Oldenburg gehörte,<br />
rückte der Scharfrichter bei<br />
Bedarf von dort an. Während<br />
der Zerbster Zeit ließ sich e<strong>in</strong><br />
„Nachrichter“ <strong>in</strong> <strong>Jever</strong> nieder. Er<br />
erhielt das Privileg, als e<strong>in</strong>ziger<br />
gegen Gebühr sämtliches <strong>in</strong> der<br />
Stadt <strong>und</strong> Herrschaft <strong>Jever</strong> verrecktes<br />
Vieh abledern <strong>und</strong> verscharren<br />
zu dürfen. Damit verdiente<br />
er so reichlich, dass er<br />
die H<strong>in</strong>richtungen ohne Bezahlung<br />
durchführen musste.<br />
Die H<strong>in</strong>richtungen fanden,<br />
glaubt man dem viel zitierten<br />
Geschichtsschreiber Sello, auf<br />
dem Alten Markt statt. 1751 ist<br />
die letzte H<strong>in</strong>richtung auf dem<br />
Alten Markt bezeugt. Laut <strong>alten</strong><br />
Gerichtsakten im Staatsarchiv<br />
Gester n<br />
<strong>und</strong>Heute<br />
präsentiert von der<br />
WohlkaumzumLachenzumutewardenDel<strong>in</strong>quent<strong>in</strong>nenim<br />
Hexengalgen. Im Schlossmuseum wird das Richtschwertaufbewahrt.<br />
Oldenburg allerd<strong>in</strong>gs<br />
war der Richtplatz beim heutigen<br />
Siebetshaus <strong>in</strong> der Nähe<br />
des ehemaligen Klosters Östr<strong>in</strong>gfelde.<br />
Auf dem Alten Markt<br />
stand, wie Rogowski ausführt,<br />
lediglich der „halbe Galgen“, wo<br />
vor allem die für alle Zeiten entehrenden<br />
Prangerstrafen vollstreckt<br />
wurden.<br />
In der Stadt (also <strong>in</strong>nerhalb<br />
der Stadtbefestigung) selbst<br />
s<strong>in</strong>d, wie Rogowski ausführt,<br />
nachweislich nie Todes- oder<br />
Prangerstrafen vollstreckt<br />
worden. Hier wurden nur die<br />
Urteile verkündet.<br />
Altes örtliches Gewohnheitsrecht<br />
rang <strong>in</strong> weiten Teilen<br />
Deutschlands mit vom römischen<br />
Recht hergeleitetem Geme<strong>in</strong>recht.<br />
Auch im jeverschen<br />
FOTO: WZ-BILDDIENST/SCHLOSSMUSEUM<br />
Landgericht<br />
trat<br />
das friesische Recht<br />
immer stärker <strong>in</strong> den H<strong>in</strong>ter-<br />
<strong>Wilhelmshavener</strong> <strong>Zeitung</strong> · Seite 17<br />
gr<strong>und</strong>, stützten sich<br />
die studierten Juristen<br />
auf die Gr<strong>und</strong>sätze<br />
des Geme<strong>in</strong>en<br />
Rechts.<br />
Während der napoleonischenHerrschaft<br />
wurde auch<br />
das Justizwesen umgestülpt,<br />
g<strong>alten</strong> der<br />
Code Civil <strong>und</strong> französischesStrafrecht.<br />
<strong>Jever</strong> wurde<br />
zum Sitz e<strong>in</strong>es Tribunals<br />
mit e<strong>in</strong>em<br />
Präsidenten <strong>und</strong> drei<br />
Richtern als Berufungsgericht<br />
<strong>und</strong> zuständig<br />
für Gerichtssachen<br />
mit höheren<br />
Streitwerten. Unterste<br />
Instanz waren die<br />
Friedensrichter <strong>in</strong><br />
den Kantonen, den<br />
ehemaligen Amtsvogteien,<br />
die mehrere<br />
Kirchspiele (Mairien)<br />
umfassten. Kapitalverbrechenwurden<br />
vor dem Schwurgericht<br />
verhandelt.<br />
Als das <strong>Jever</strong>land<br />
1818 endgültig dem<br />
Herzogtum Oldenburg<br />
zugesprochen<br />
wurde, griff man wiederum<br />
auf das vorherige<br />
Rechtswesen<br />
mit der Amtsverfassung<br />
zurück. Der<br />
Amtmann erhielt<br />
wieder se<strong>in</strong>e zentrale<br />
Bedeutung als<br />
Chef der Verwaltungs-<br />
<strong>und</strong> Justizbehörde.<br />
Erst 1858 kam es<br />
im Zuge der oldenburgischenVerwaltungs-<br />
<strong>und</strong> Gebietsreform<br />
zur weitgehenden<br />
Trennung<br />
von Verwaltung <strong>und</strong><br />
Justizwesen. Das<br />
Landgericht <strong>Jever</strong><br />
wurde aufgelöst <strong>und</strong> e<strong>in</strong> Amtsgericht<br />
e<strong>in</strong>gerichtet. Nächsthöhere<br />
Instanz war das Obergericht<br />
<strong>in</strong> Varel, das die Aufgaben<br />
des ehemaligen Landgerichtes<br />
übernahm.<br />
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