Gesundheit und Gesundheitsförderung in der Arbeitswelt - www-user
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weiteren Schritt müssen die identifizierten Stressreaktionen den relevanten Stressoren zugeordnet<br />
werden. Erst so ist überhaupt möglich, e<strong>in</strong>e Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Stressoren zu bewirken.<br />
2.4.1 Antizipierte <strong>und</strong> reaktive Vorgehensweisen bei <strong>der</strong> Reduzierung von Stressoren<br />
Die Reduzierung von Stressoren kann e<strong>in</strong>erseits durch ihre Elim<strong>in</strong>ierung o<strong>der</strong> durch die<br />
Abschwächung ihrer Wirkung erfolgen. Dieses kann e<strong>in</strong>mal reaktiv bzw. korrektiv, also nach dem<br />
Auftreten von Stressoren geschehen o<strong>der</strong> aber präventiv, d.h. vor ihrem Auftreten. Das präventive<br />
Verh<strong>in</strong><strong>der</strong>n von Stressoren ist, so Mohr <strong>und</strong> Udris, e<strong>in</strong>e Aufgabe <strong>der</strong> Arbeitsgestaltung <strong>und</strong> somit <strong>der</strong><br />
betrieblichen <strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong>sför<strong>der</strong>ung, da sich das Antizipieren von Stressoren dem Wirkungsbereich<br />
<strong>der</strong> Betroffenen entziehe. Reaktive <strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong>sför<strong>der</strong>ung verlangt h<strong>in</strong>gegen nach <strong>der</strong><br />
„Berücksichtigung des Zusammenwirkens von Stressoren, Ressourcen <strong>und</strong> Anfor<strong>der</strong>ungen, die die<br />
Tätigkeit enthält“ (Mohr <strong>und</strong> Udris <strong>in</strong> Schwarzer 1996, S. 565).<br />
2.4.2 Abbau von Stressoren unter Berücksichtigung des Zusammenwirkens von Stressoren,<br />
Anfor<strong>der</strong>ungen <strong>und</strong> Ressourcen – e<strong>in</strong> Beispiel<br />
Dass das Zusammenwirken von Stressoren berücksichtig werden muss, beweist e<strong>in</strong>e Maßnahme, die<br />
zur Entlastung <strong>der</strong> Schreibkräfte <strong>in</strong> zentralen Schreibüros <strong>und</strong> Verwaltungen e<strong>in</strong>geführt wurde. Die<br />
Entlastung bestand <strong>in</strong> dem Wegfall von an<strong>der</strong>en Aufgaben, wie z.B. „Telefonate führen“. Dies führte<br />
zwar zu e<strong>in</strong>er höheren Anschlagzahl pro Schreibkraft <strong>und</strong> Arbeitstag, allerd<strong>in</strong>gs auch zu e<strong>in</strong>er höheren<br />
Erkrankungsrate. Die e<strong>in</strong>seitige Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Stressoren zugunsten <strong>der</strong> eigentlichen Arbeit,<br />
nämlich <strong>der</strong> Schreibarbeit, hat sich <strong>in</strong> diesem Fall nicht bewährt, da sie <strong>in</strong> <strong>der</strong> Reduzierung von<br />
Anfor<strong>der</strong>ungen <strong>und</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Verr<strong>in</strong>gerung von Handlungsspielräumen bestand. Mohr <strong>und</strong> Udris fügen<br />
h<strong>in</strong>zu, „dass die auf die Situation abgestimmten Interventionsprogramme effektiver s<strong>in</strong>d als allgeme<strong>in</strong>e<br />
Stressmanagementprogramme“ (Mohr <strong>und</strong> Udris <strong>in</strong> Schwarzer 1996, S. 565).<br />
2.4.3 Verbesserung personaler Ressourcen<br />
Bei <strong>der</strong> <strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong>sför<strong>der</strong>ung am Arbeitsplatz dürfen auch personale Ressourcen bzw. <strong>der</strong>en<br />
Verbesserung nicht zu kurz kommen. So sollten sowohl soziale Kompetenz tra<strong>in</strong>iert als auch <strong>der</strong><br />
Kompetenz abträgliche Verhaltensweisen verän<strong>der</strong>t werden. Damit diese sozialen Kompetenzen auch<br />
wirklich im Arbeitsleben langfristig umgesetzt werden, bedarf es zweier Bed<strong>in</strong>gungen: E<strong>in</strong>mal muss<br />
e<strong>in</strong>e erlernte Bewältigungsstrategie von Erfolg gekrönt se<strong>in</strong> d.h. bei ihrer Ausführung werden sie auch<br />
von an<strong>der</strong>en Mitarbeitern akzeptiert <strong>und</strong> aktiv umgesetzt. E<strong>in</strong>e weitere Voraussetzung besteht <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> aufrechthaltenden Bed<strong>in</strong>gungen des zu verän<strong>der</strong>nden Verhaltens. Dies me<strong>in</strong>t, dass<br />
beispielsweise e<strong>in</strong> Anti-Raucherprogramm nur dann gute Erfolge erzielen kann, wenn „die<br />
Raucherpause nicht die e<strong>in</strong>zig sozial legitimierte Form bleibt, sich Erholungsräume zu schaffen“ (Mohr<br />
<strong>und</strong> Udris <strong>in</strong> Schwarzer 1996, S. 566).<br />
Wichtig zu ergänzen an dieser Stelle sei die Tatsache, dass Programme, <strong>der</strong>en Ziel es ist<br />
ges<strong>und</strong>heitsschädigendes Verhalten zu reduzieren, ke<strong>in</strong>en Beitrag leisten zu präventiven<br />
<strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong>sför<strong>der</strong>ung am Arbeitsplatz, da sie ausschließlich auf das Individuum Bezug nehmen.<br />
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