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Gesundheit und Gesundheitsförderung in der Arbeitswelt - www-user

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Mensch <strong>und</strong> Natur, sowie Mensch <strong>und</strong> übernatürlicher Welt aufgefasst. E<strong>in</strong>e Störung <strong>in</strong> diesem<br />

Bereich manifestiert sich <strong>in</strong> körperlichen o<strong>der</strong> emotionalen Problemen“ (Helman 1990, Bengel <strong>und</strong><br />

Belz-Merk <strong>in</strong> Schwarzer 1997, S. 24). E<strong>in</strong>e wichtige Rolle spielt <strong>in</strong> diesem Zusammenhang auch die<br />

Gleichgewichtstheorie <strong>der</strong> Körpersäfte. Ges<strong>und</strong>bleiben kann man dieser Theorie nach nur, <strong>in</strong>dem man<br />

beispielsweise e<strong>in</strong> ausbalanciertes Gleichgewicht zwischen Kälte <strong>und</strong> Hitze erreicht, wobei heiß <strong>und</strong><br />

kalt nicht als tatsächliche Qualitäten, son<strong>der</strong>n als symbolische Kräfte aufgefasst werden. An<strong>der</strong>e<br />

Vorstellungen gehen davon aus, dass etwa das Entstehen von Erkältungen auf das E<strong>in</strong>dr<strong>in</strong>gen von<br />

äußerer Kälte o<strong>der</strong> Feuchtigkeit <strong>in</strong> den Körper zurückgeht. Trotz dieser ansche<strong>in</strong>end „falschen<br />

Vorstellungen“ über die Entstehung von Krankheit <strong>und</strong> <strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong>, s<strong>in</strong>d diese Erklärungsmuster für<br />

die jeweilige Kultur handlungsrelevant. Bengel <strong>und</strong> Belz-Merk fügen h<strong>in</strong>zu: „Interkulturelle Studien <strong>der</strong><br />

Ethnologie haben dafür sensibilisiert, dass die Expertensicht <strong>und</strong> das mediz<strong>in</strong>ische Krankheitsmodell<br />

nur e<strong>in</strong>en Teil des <strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong>ssystems ausmachen“ (Bengel <strong>und</strong> Belz-Merk <strong>in</strong> Schwarzer 1997, S.<br />

26).<br />

Aber auch die Soziologie hat im Laufe <strong>der</strong> Zeit eigene Forschungen zum Thema subjektive Konzepte<br />

von <strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong> vorgelegt.<br />

1.2 Subjektive <strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong>svorstellungen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Soziologie<br />

Aus soziologischer Sicht s<strong>in</strong>d Vorstellungen von <strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong> <strong>und</strong> Krankheit sozial erzeugt, da sich<br />

dar<strong>in</strong> gesellschaftliche Strukturen <strong>und</strong> Wissensbestände sowie kulturelle Muster wi<strong>der</strong>spiegeln.<br />

Studien <strong>der</strong> Soziologie zeigen ebenfalls <strong>in</strong>teressante Erkenntnisse über die Konzepte von <strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong><br />

<strong>und</strong> Krankheit. So z.B. die Studie <strong>der</strong> französischen Soziolog<strong>in</strong> Herzlich (1973), welche als Klassiker<br />

zum Verständnis von <strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong> <strong>und</strong> Krankheit gilt. Innerhalb dieser Studie (untersucht wurden<br />

Personen <strong>der</strong> Mittelschicht mit unterschiedlichen ges<strong>und</strong>heitlichen Zustand) wurde unter an<strong>der</strong>em<br />

herausgef<strong>und</strong>en, dass <strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong> <strong>und</strong> Krankheit als unterschiedliche Präsentationen verstanden<br />

werden. Das heißt, das Auftreten von Krankheit wird eher als e<strong>in</strong> durch externale Faktoren<br />

(Lebensweise, Bakterien, Unfälle) ausgelöster Prozess betrachtet, während <strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong> tendenziell<br />

<strong>in</strong>ternale Faktoren (z.B. Temperament, Vererbung) zugeschrieben werden.<br />

An<strong>der</strong>e Studien wie<strong>der</strong>um untersuchten die Schichtabhängigkeit des <strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong>sbegriffes. Hierbei<br />

stellte sich heraus, dass handwerklich arbeitende Berufsgruppen den <strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong>sbegriff eher negativ,<br />

im S<strong>in</strong>ne von „<strong>in</strong> <strong>der</strong> Lage se<strong>in</strong>, Aufgaben zu erfüllen“ sehen, während nicht manuell tätige Gruppen<br />

<strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong> vielmehr <strong>in</strong> positiven Begriffen betrachten. Wie<strong>der</strong>um an<strong>der</strong>e Studien, die sich mit den<br />

speziellen <strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong>svorstellungen von Mittelschichtfrauen <strong>und</strong> Arbeiter<strong>in</strong>nen ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzen,<br />

kommen zu dem Ergebnis, „dass diese Vorstellungen vor allem durch kulturelle Übertragung <strong>und</strong><br />

durch e<strong>in</strong>flussreiche gesellschaftliche Gruppierungen <strong>und</strong> Ideologien entstehen“ (Bengel <strong>und</strong> Belz-<br />

Merk <strong>in</strong> Schwarzer 1997, S. 29). All diese Studien zeigen auf, wie wichtig soziale Faktoren für die<br />

Entwicklung <strong>und</strong> Aufrechterhaltung spezieller <strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong>skonzepte s<strong>in</strong>d.<br />

1.3 Subjektive <strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong>svorstellungen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Psychologie<br />

Aber auch die Psychologie hat sich, wenn auch recht spät, Gedanken über subjektive<br />

<strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong>svorstellungen gemacht. Die ersten Studien <strong>in</strong> dieser Richtung waren Studien zu<br />

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