Tourismuskonzept Nordfriesland - Wirtschaftsförderungsgesellschaft ...
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Impressum<br />
Herausgeber: Kreis <strong>Nordfriesland</strong><br />
Der Kreisausschuß<br />
Marktstraße 6<br />
25813 Husum<br />
V. i. S. d. P.: Hans-Martin Slopianka<br />
Koordinierungsstelle<br />
für das <strong>Tourismuskonzept</strong><br />
Tel. 0 48 41 / 67-466<br />
Autor: Tourismus-Forum <strong>Nordfriesland</strong><br />
Titelgestaltung: Hartmut Pohl<br />
Druck: Breklumer Druckerei Manfred Siegel KG<br />
Ausgabe: Mai 1997<br />
Dankeschön: dem Allgemeinen Deutschen<br />
Automobilclub e. V. (ADAC),<br />
München, für die freundliche<br />
Genehmigung zur Verwendung<br />
von Zitaten aus seinen Broschüren<br />
„Mehr wissen - mehr handeln” und<br />
„Service-Qualität im Tourismus”<br />
(Seite 20 und Anhang 3 dieses<br />
Konzeptes) sowie<br />
der Landesregierung Schleswig-<br />
Holstein für die Genehmigung zum<br />
Abdruck eines Auszugs aus der vom<br />
Institut für Tourismus- und Bäder-<br />
forschung in Nordeuropa GmbH<br />
(N.I.T.) verfaßten „Strukturanalyse<br />
der touristischen Angebote in<br />
Schleswig-Holstein“, Okt. 1995,<br />
2. Auflage (Seite 75 dieses Konzeptes).<br />
2
Vorwort<br />
Mit einem florierenden Fremdenverkehr konnte der Kreis <strong>Nordfriesland</strong> in den 90er Jahren<br />
Punkte im Kampf gegen die Standortnachteile seiner Randlage machen. Weit entfernt von<br />
den deutschen Ballungszentren - viele Feriengäste finden das jedoch ganz prima: Natur- und<br />
Kulturlandschaft sind noch weitgehend intakt - ein eindeutiger Standortvorteil im härter werdenden<br />
touristischen Wettbewerb!<br />
Damit diese Pluspunkte auch zukünftig nicht verpuffen, muß mit dem kostbaren Potential der<br />
Region sorgsam und planvoll umgegangen werden. Das heißt: ein Langzeitplan für 10-15<br />
Jahre muß her. Wichtigste Zielvorgabe darin: der Tourismus wird in <strong>Nordfriesland</strong> be-hutsam<br />
weiterentwickelt - nach dem Prinzip der Nachhaltigkeit. Gesucht wird dabei nicht der kurzfristige<br />
finanzielle Erfolg und die Ressourcenausbeutung, sondern eine Balance, bei der das<br />
natürliche Kapital wie Nordsee, Landschaft und Klima geschont und bewahrt wird, gleichzeitig<br />
aber der ökonomische Stützpfeiler Tourismus stabilisiert und auf die Zukunft ausgerichtet<br />
wird.<br />
Das Tourismusentwicklungskonzept dient als Orientierungsrahmen. Es ist Kernpunkt einer<br />
Strategie, die dafür sorgen soll, daß es den Einheimischen wirtschaftlich wohl ergeht und die<br />
Gäste hoch zufrieden sind. Grundlage dafür ist jedoch, daß die einmalige Naturland-schaft<br />
erhalten wird und daß Brauchtum und kulturelles Leben gepflegt werden. Und: die Einheimischen<br />
sollen sich durch den Tourismus nicht eingeengt fühlen - ihr Wohlbefinden ist ebenso<br />
wichtig wie das der Feriengäste.<br />
Die Chancen stehen gut, diese Ziele zu realisieren, denn das Fremdenverkehrsentwicklungskonzept<br />
ist weit mehr als ein Stapel Papier. Erarbeitet wurde es von Einheimischen und<br />
nicht von externen Experten. In <strong>Nordfriesland</strong> ging bundesweit die erste touristische Zukunftswerkstatt<br />
über die Bühne; eine einmalige Bürgerbeteiligung, die gepaart mit kritischer<br />
Bewußtseinsbildung die Chancen der Umsetzung beträchtlich erhöht und in der Region<br />
schlummernde Ideenpotentiale mit Leben erfüllt.<br />
In Schwung gehalten wurde die kreative Langzeit-Debatte vom nordfriesischen Tourismus-<br />
Forum, einer kleinen, aber feinen Denk-Fabrik mit 21 rauchenden Köpfen, die u. a. darauf<br />
achteten, daß ein Konzept aus einem Guß entsteht.<br />
Nach der Einstiegs-Zukunftswerkstatt zum Thema „Umwelt und Tourismus in <strong>Nordfriesland</strong>”<br />
im Januar 1996 auf Pellworm erhöhte sich die Zahl der Ideenschmieden auf 10: in den Teilregionen<br />
des Kreises erarbeitet die einheimische Bevölkerung „ihre” lokalen Tourismusentwicklungsplanungen<br />
- basisorientiert, auf der Grundlage neuer Marktforschungsdaten<br />
und, weil alle an einer nachhaltigen Tourismusentwicklung interessiert sind, im Einklang mit<br />
den Leitzielen des Fremdenverkehrsentwicklungskonzeptes für <strong>Nordfriesland</strong>.<br />
3
Wenn in der Region Konsens über das Konzept und damit darüber besteht, wie die eigene<br />
Zukunft gestaltet werden soll, hat sich <strong>Nordfriesland</strong>s Zukunftswerkstatt einen ganz speziellen<br />
Standortvorteil geschmiedet. Und der wirkt nach innen und nach außen.<br />
Im touristischen Konkurrenzkampf kann die Region Stärke demonstrieren, sie spricht eine<br />
gemeinsame Sprache. Zudem werden die Nordfriesen ihre Interessen in der Fremdenverkehrspolitik<br />
stärker vertreten können, wenn sie mit einer Stimme sprechen. Die Innenwirkung<br />
ist ebenfalls enorm: das neue Wir-Gefühl der touristischen Anbieter setzt weitere<br />
Kräfte frei. Auch wenn die Zukunftswerkstatt 1997 ihre Pforten schließt - in vielen kleinen<br />
Ideenschmieden auf den Inseln, den Halligen und dem Festland wird weiter gearbeitet: damit<br />
Gäste und Gastgeber sich auch in Zukunft noch über ein zauberhaftes Stückchen Erde freuen<br />
können.<br />
Tourismus-Forum <strong>Nordfriesland</strong><br />
im April 1997<br />
4
Inhalt<br />
Seite<br />
Vorwort............................................................................................................. 3<br />
Kapitel 1: Touristisches Leitbild und Leitziele für <strong>Nordfriesland</strong>................................. 7<br />
Kapitel 2: Gästestruktur................................................................................................... 14<br />
1. Zielgruppe: Familien mit Kindern.................................................................. 14<br />
2. Zielgruppe: Senioren.................................................................................... 15<br />
3. Zielgruppe: Gesundheitsurlauber und Kurgäste............................................. 16<br />
Kapitel 3: Touristische Angebote................................................................................... 18<br />
Qualität der touristischen Angebote................................................................... 18<br />
Wohnen............................................................................................................ 18<br />
Essen und Trinken............................................................................................. 19<br />
Service und Dienstleistungen............................................................................ 20<br />
Kultur und Veranstaltungen............................................................................... 25<br />
Gesundheit....................................................................................................... 26<br />
Qualifizierung................................................................................................... 28<br />
Touristische Informations-Norm TIN und Klassifizierung................................... 29<br />
Wettbewerb touristische Modellgemeinde......................................................... 29<br />
Kapitel 4: Natur, Umwelt, Landschaft............................................................................. 30<br />
Ansätze für Maßnahmen................................................................................... 36<br />
Kapitel 5: Infrastruktur.................................................................................................... 39<br />
Kapitel 6: Ortscharakter.................................................................................................. 43<br />
Kapitel 7: Kultur.............................................................................................................. 45<br />
Kapitel 8: Verkehr............................................................................................................ 48<br />
An- und Abreise nach/von <strong>Nordfriesland</strong>........................................................... 49<br />
Verkehrsverbindungen in <strong>Nordfriesland</strong>............................................................ 51<br />
Verkehrssituation in den Tourismusorten.......................................................... 54<br />
Kapitel 9: Organisation und Zusammenarbeit............................................................... 56<br />
Produktgestaltung............................................................................................. 56<br />
Produktvertrieb................................................................................................. 58<br />
Zusammenarbeit mit Dänemark und den Nachbarkreisen................................. 59<br />
Finanzierung.................................................................................................... 60<br />
Kapitel 10: Werbung und Marketing................................................................................. 61<br />
Marktforschung................................................................................................. 61<br />
Außenmarketing............................................................................................... 61<br />
Innenmarketing................................................................................................ 63<br />
Kapitel 11: Tourismuspolitik............................................................................................ 67<br />
Anhang............................................................................................................................... 69<br />
Vorschläge für einen familienfreundlichen Urlaub............................................. 70<br />
Vorschläge für auf Senioren abgestimmte Urlaubsangebote............................. 76<br />
Anregungen für verschiedene Tourismusakteure<br />
zum Thema Umweltschutz................................................................................ 79<br />
Die Mitglieder des Tourismus-Forums <strong>Nordfriesland</strong>......................................... 83<br />
5
<strong>Tourismuskonzept</strong> <strong>Nordfriesland</strong> 7<br />
Kapitel 1: Touristisches Leitbild und Leitziele für <strong>Nordfriesland</strong><br />
TOURISTISCHES LEITBILD UND LEITZIELE<br />
FÜR NORDFRIESLAND<br />
Was ist ein Leitbild?<br />
Ein Leitbild formuliert eine klare gemeinsame<br />
Zielorientierung. Es dient der Selbstbindung<br />
und Selbstkontrolle. Es soll Geschlossenheit<br />
nach innen und nach außen deutlich<br />
machen und die gemeinschaftliche Verantwortung<br />
für den Bereich des Fremdenver-<br />
Unser touristisches Leitbild lautet:<br />
kehrs ausdrücken. Dies sind Voraussetzungen<br />
für ein positives Erscheinungsbild in der<br />
Öffentlichkeit, das die Glaubwürdigkeit und<br />
Akzeptanz bei den Bürgerinnen und Bürgern<br />
<strong>Nordfriesland</strong>s und bei unseren Gästen<br />
fördert.<br />
<strong>Nordfriesland</strong> ist eine einzigartige Kombination aus weitläufiger Nordseeküstenlandschaft,<br />
dem Wattenmeer mit seinen Inseln und Halligen und einer landwirtschaftlich<br />
geprägten Kulturlandschaft. Die intakte Natur und das gesunde<br />
Klima, die Gastfreundschaft der Nordfriesen und seine kulturelle Vielfalt machen<br />
<strong>Nordfriesland</strong> zu einem Feriengebiet mit außergewöhnlichem Erholungswert.<br />
Wir wollen gemeinsam den Tourismus in <strong>Nordfriesland</strong> umwelt- und sozialverträglich<br />
weiterentwickeln und auf allen Ebenen ein qualitativ hohes Niveau<br />
unserer touristischen Angebote erreichen.<br />
Aus diesem Leitbild ergeben sich Handlungserfordernisse.<br />
Sie werden in den folgenden sieben Leitzielen genauer definiert.
<strong>Tourismuskonzept</strong> <strong>Nordfriesland</strong> 8<br />
Kapitel 1: Touristisches Leitbild und Leitziele für <strong>Nordfriesland</strong><br />
Leitziel Nr. 1<br />
Die Attraktivität der Natur- und Kulturlandschaft <strong>Nordfriesland</strong>s<br />
mit seiner einzigartigen Insel- und Halligwelt und seinem Nationalpark<br />
muß erhalten bleiben; ihre Potentiale müssen sensibel erschlossen werden.<br />
<strong>Nordfriesland</strong> ist geprägt durch eine vielgestaltige,<br />
erlebbare Natur- und Kulturlandschaft<br />
in Marsch und Geest. Zur Naturlandschaft<br />
gehören insbesondere das Watt, die<br />
Küste mit ihrer Dünenlandschaft, die Naturschutzgebiete<br />
und der Nationalpark Wattenmeer;<br />
die Kulturlandschaft machen vor<br />
allem die Agrarlandschaft mit ihren unterschiedlichen<br />
Nutzungsformen, die Köge,<br />
Leitziel Nr. 2<br />
Deiche und Warften sowie die gewachsenen<br />
Dörfer und Kleinstädte aus. Diese<br />
Grundlage aller touristischen Entwicklung<br />
muß bewahrt werden, um den Fremdenverkehr<br />
langfristig zu sichern und weiterzuentwickeln.<br />
Dies bedeutet einen wirksamen<br />
Schutz der Naturlandschaft und eine behutsame,<br />
nachhaltige Weiterentwicklung der<br />
Kulturlandschaft mit den Mitteln der Bauleitplanung<br />
und Landschaftsplanung.<br />
Die kulturelle und sprachliche Vielfalt <strong>Nordfriesland</strong>s<br />
muß erhalten und gefördert werden. Die regionaltypischen<br />
Ortsbilder müssen bewahrt und behutsam weiterentwickelt werden.<br />
Die regionalen Kulturen bilden eine der<br />
Grundlagen für die touristische Entwicklung<br />
<strong>Nordfriesland</strong>s. Keine andere Landschaft in<br />
Deutschland, vielleicht sogar in Europa,<br />
kann eine so große sprachliche und kulturelle<br />
Vielfalt aufweisen wie <strong>Nordfriesland</strong>. Diese<br />
Vielfalt ist auch ein besonderes Erlebnis<br />
für den Gast und trägt zur Unverwechselbarkeit<br />
<strong>Nordfriesland</strong>s bei. Aus diesem<br />
Grunde sind ein wirksamer Schutz und eine<br />
vorrangige Förderung des Niederdeutschen<br />
sowie der dänischen und der friesischen<br />
Sprachen in <strong>Nordfriesland</strong> unabdingbar.<br />
Gleiches gilt selbstverständlich auch für die<br />
kulturellen Aktivitäten in diesem Bereich.<br />
Ein weiterer, für die Erhaltung der Wettbewerbsfähigkeit<br />
<strong>Nordfriesland</strong>s wichtiger<br />
Faktor sind die attraktiven, regionstypischen<br />
Ortsbilder. Die Kommunen sollten ihre Möglichkeiten,<br />
nämlich Ortsentwicklungspläne,<br />
Bauplanungsrecht, Dorferneuerung und<br />
Bauherrenberatung, verstärkt nutzen. Vorhandene<br />
Bausünden sollten mittelfristig beseitigt<br />
werden.<br />
Der Erhalt und der Ausbau der vielfältigen<br />
Funktionen von Dörfern und Städten ist unabdingbar,<br />
um <strong>Nordfriesland</strong> sowohl für die<br />
Einheimischen als auch für Fremdenverkehrsgäste<br />
attraktiv zu erhalten.<br />
Die Anzahl der Zweitwohnungen muß in<br />
einem angemessenen Verhältnis zu den<br />
Dauerwohnungen stehen.
<strong>Tourismuskonzept</strong> <strong>Nordfriesland</strong> 9<br />
Kapitel 1: Touristisches Leitbild und Leitziele für <strong>Nordfriesland</strong><br />
Leitziel Nr. 3<br />
Der Tourismus muß sozialverträglich, also<br />
im Einklang mit den Menschen vor Ort, entwickelt werden.<br />
Der Tourismus schafft und erhält Arbeitsplätze<br />
und leistet damit einen wesentlichen<br />
Beitrag zum wirtschaftlichen Wohlstand der<br />
Einheimischen. Touristische Einrichtungen<br />
können auch von Einheimischen genutzt<br />
werden und tragen zur Erhöhung ihrer Lebensqualität<br />
bei.<br />
Wir sehen, daß der Tourismus aber auch<br />
eine Gefahr für unsere Umwelt und die regionale<br />
Identität bedeuten kann und viele<br />
Einheimische eine „Fremdbestimmung“ befürchten.<br />
Deshalb ist es wichtig, daß wir die<br />
touristische Entwicklung selbst kontrollieren<br />
und steuern. Alle, die hier leben und arbeiten,<br />
und unsere Gäste sollen in den Meinungsbildungsprozeß<br />
beim Neubau oder<br />
der Erweiterung touristischer Infrastruktur<br />
rechtzeitig und umfassend einbezogen und<br />
beteiligt werden.<br />
Nur durch eine offene Atmosphäre und einen<br />
ständigen Informationsprozeß sowie<br />
Gesprächsbereitschaft auf allen Seiten kann<br />
es gelingen, Konflikte abzubauen. Die Suche<br />
nach Konsens, Gemeinsamkeiten und<br />
Kooperation soll im Vordergrund stehen.<br />
Das setzt allerdings eine frühzeitige kommunale<br />
Planung über touristische Entwicklungsziele<br />
oder -grenzen voraus sowie eine<br />
Selbstverpflichtung der Gemeinden, im Bereich<br />
des Fremdenverkehrs mit allen Interessengruppen<br />
zusammenzuarbeiten und<br />
sich abzustimmen, Angebote zu vernetzen<br />
und Überkapazitäten zu vermeiden. Das<br />
koordinierte Vorgehen aller Beteiligten ist<br />
entscheidend für eine positive Fremdenverkehrsentwicklung<br />
in <strong>Nordfriesland</strong>.
<strong>Tourismuskonzept</strong> <strong>Nordfriesland</strong> 10<br />
Kapitel 1: Touristisches Leitbild und Leitziele für <strong>Nordfriesland</strong><br />
Leitziel Nr. 4<br />
Alle touristischen Entscheidungsträger in <strong>Nordfriesland</strong> müssen<br />
miteinander kommunizieren und ihr Vorgehen aufeinander abstimmen.<br />
Für die Reiseentscheidung des Gastes und<br />
seine Zufriedenheit mit seinem Urlaub ist<br />
nicht nur ein Teil des touristischen Angebotes<br />
allein von Bedeutung. Die Urlaubsgäste<br />
sind mobil und nutzen auch Angebote außerhalb<br />
des Ortes, in dem ihr Quartier liegt.<br />
Sie nehmen die Summe aller Leistungen als<br />
Gesamtheit wahr - nach dem Motto „Eine<br />
Region - ein Unternehmen”. Deshalb wollen<br />
wir erreichen, daß der einzelne Anbieter,<br />
der Ort und die Region <strong>Nordfriesland</strong> als<br />
Einheit auftreten. Die Grundlage dafür sollen<br />
dieses Konzept und die damit verknüpften<br />
regionalen touristischen Entwicklungskonzepte<br />
sein, mit deren Erarbeitung sämtliche<br />
Teilregionen <strong>Nordfriesland</strong>s in den<br />
letzten Monaten begonnen haben.<br />
Nur durch ein gemeinsames, aufeinander<br />
abgestimmtes Vorgehen wird es möglich,<br />
die Urlaubsregion <strong>Nordfriesland</strong> mit einer<br />
breiten Palette unterschiedlicher Angebote<br />
und Aktivitätsmöglichkeiten für Urlauber mit<br />
einem unverwechselbaren Profil im Markt zu<br />
positionieren. Die Abstimmung muß im<br />
Konsens geschehen; sie muß sich als Resultat<br />
der Diskussion zwischen den Kommunen,<br />
den Fremdenverkehrsorganisationen<br />
und allen Tourismusanbietern im Kreis -<br />
über hierarchische Strukturen hinweg - ergeben.<br />
Das koordinierte Vorgehen aller Beteiligten<br />
ist die entscheidende Voraussetzung für die<br />
Realisierung einer positiven Fremdenverkehrsentwicklung<br />
in <strong>Nordfriesland</strong>. Das Bewußtsein<br />
für die Wichtigkeit von Weiterbildung,<br />
Beratung und Information muß gestärkt<br />
werden.<br />
Die Zusammenarbeit mit dem Land Schleswig-Holstein<br />
und den Nachbarregionen muß<br />
intensiviert werden.
<strong>Tourismuskonzept</strong> <strong>Nordfriesland</strong> 11<br />
Kapitel 1: Touristisches Leitbild und Leitziele für <strong>Nordfriesland</strong><br />
Leitziel Nr. 5<br />
Die touristischen Angebote müssen<br />
zielgruppenorientiert entwickelt und sorgsam aufeinander<br />
abgestimmt werden; dabei muß frühzeitig auf sich abzeichnende<br />
demographische und gesellschaftliche Entwicklungstrends reagiert werden.<br />
Demographische und gesellschaftliche Entwicklungen<br />
deuten darauf hin, daß bisherige<br />
Gästegruppen in der Gesamtbevölkerung<br />
zahlenmäßig zurückgehen; deshalb müssen<br />
neue Gästegruppen stärker umworben und<br />
mit für sie interessanten touristischen Angeboten<br />
an <strong>Nordfriesland</strong> gebunden werden.<br />
Hier ist insbesondere an den Gesundheits-<br />
und Natururlaub zu denken.<br />
An den Bedürfnissen der Gästegruppen<br />
orientierte Angebote setzen eine ständige<br />
Marktbeobachtung und Marktforschung auf<br />
allen Ebenen voraus.<br />
Das bisherige positive Miteinander von Gästen<br />
und Gastgebern soll auch weiterhin erhalten<br />
bleiben. Dabei muß das Ziel im Vordergrund<br />
stehen, Stammgäste zu halten<br />
und neue Gäste zu Stammgästen zu machen.<br />
In diesem Zusammenhang spielt die öffentliche<br />
und private touristische Infrastruktur<br />
eine sehr große Rolle. Eine angemessene,<br />
vielfältige touristische Infrastruktur ist ein<br />
Wettbewerbsvorteil.
<strong>Tourismuskonzept</strong> <strong>Nordfriesland</strong> 12<br />
Kapitel 1: Touristisches Leitbild und Leitziele für <strong>Nordfriesland</strong><br />
Leitziel Nr. 6<br />
Touristische Angebote von hoher Qualität sind<br />
eine der Grundvoraussetzungen dafür, daß der Gast<br />
sich während seines Urlaubs hier wohlfühlt. Dazu gehören in<br />
besonderem Maße Gastfreundschaft und Dienstleistungsbereitschaft.<br />
Das Gesamtprodukt Urlaub setzt sich aus<br />
einer Vielzahl unterschiedlicher Bausteine<br />
zusammen, von denen jeder einzelne entscheidend<br />
für die Güte des Ganzen ist. Daher<br />
hat jeder einzelne Baustein eine hohe<br />
Bedeutung für die Zufriedenheit des Gastes<br />
mit seinem Urlaub. Daraus resultiert die<br />
Folgerung, daß alle Anbieter im touristischen<br />
Bereich sich um höchstmögliche<br />
Qualität bemühen müssen.<br />
Zu diesen Bausteinen gehören u. a.:<br />
• Wohnen<br />
• Essen und Trinken<br />
• Service<br />
• touristische Infrastruktur<br />
• Ortscharakter<br />
• Landschaft<br />
• Verkehr.<br />
Damit ist nicht gemeint, daß es z. B. nur<br />
noch hochwertige Quartiere geben dürfe;<br />
aber auch einfache Quartiere können innerhalb<br />
ihres Standards qualitativ hochwertig<br />
sein.<br />
Die Gastfreundschaft der hier lebenden<br />
Menschen ist eine wichtige Voraussetzung<br />
für den Tourismus. Die Gäste sollen nicht<br />
nur versorgt, sondern vielmehr umsorgt<br />
werden und sich wohlfühlen. Nur so ist gewährleistet,<br />
daß sie von ihrem Aufenthalt<br />
hier schwärmen, ihre Erfahrungen weitergeben<br />
und wiederkommen.<br />
Die Dienstleistungsbereitschaft der Menschen,<br />
die im Fremdenverkehr beschäftigt<br />
sind, ist eine wichtige Voraussetzung dafür,<br />
daß die Urlaubsgäste sich wohlfühlen. Das<br />
gilt sowohl für die ehrenamtliche Gästebetreuung<br />
als auch für die Bereiche Handel,<br />
Gastronomie, Verkehrsbetriebe und für touristische<br />
Anbieter, Kurverwaltungen, Fremdenverkehrseinrichtungen<br />
und Naturschutzorganisationen.<br />
Aufgrund des gestiegenen Qualitätsbewußtseins<br />
der Urlaubsgäste sollte in <strong>Nordfriesland</strong><br />
in den nächsten Jahren wesentlich<br />
stärker in die Qualitätsverbesserung und<br />
bessere Auslastung der vorhandenen touristischen<br />
Angebote investiert werden als in<br />
die Ausweitung von Kapazitäten.
<strong>Tourismuskonzept</strong> <strong>Nordfriesland</strong> 13<br />
Kapitel 1: Touristisches Leitbild und Leitziele für <strong>Nordfriesland</strong><br />
Leitziel Nr. 7<br />
Der Verkehr von und nach sowie innerhalb <strong>Nordfriesland</strong>s<br />
soll so benutzerfreundlich und umweltschonend wie möglich sein.<br />
Der Individualverkehr mit Pkw ist in einem<br />
Flächenkreis wie <strong>Nordfriesland</strong> derzeit unverzichtbar.<br />
Er bringt jedoch auch Nachteile<br />
mit sich. Deshalb muß der Verkehr im, vom<br />
und zum naturbetonten Feriengebiet <strong>Nordfriesland</strong><br />
soweit wie möglich mit anderen<br />
Fortbewegungsmitteln ermöglicht werden.<br />
Dies erfordert ein ganzheitliches Verkehrskonzept,<br />
in dem der motorisierte Individualverkehr<br />
und der Flugverkehr, insbesondere<br />
aber öffentliche Verkehrsmittel (Busse,<br />
Schienennah- und -fernverkehr, Fähren,<br />
Diese Leitziele werden in den folgenden Kapiteln konkretisiert.<br />
Taxen) ihren Platz haben. Ein solches Konzept<br />
muß Lösungen für die An- und die Abreise<br />
nach bzw. von <strong>Nordfriesland</strong>, aber<br />
auch für den Verkehr innerhalb der gesamten<br />
Urlaubsregion aufzeigen; dazu gehören<br />
ebenfalls Verbindungen zum Nachbarland<br />
Dänemark.<br />
Rad- und Fußwege sind ebenso einzubeziehen<br />
wie neuere umweltfreundliche<br />
Transportmethoden, z. B. gas- oder elektrizitätsbetriebene<br />
Fahrzeuge.
<strong>Tourismuskonzept</strong> <strong>Nordfriesland</strong><br />
Kapitel 2: Gästestruktur<br />
GÄSTESTRUKTUR<br />
Die Natur spielt für die <strong>Nordfriesland</strong>-Urlauber bei der Wahl ihres Ferienzieles die zentrale<br />
Rolle. Ihre häufigsten Urlaubsaktivitäten sind Wanderungen und Spaziergänge, Baden/Sonnen<br />
sowie Besichtigungen und Ausflüge. Zu den wichtigsten Komponenten des<br />
Urlaubs gehören daher das gesunde Klima, die Nähe zur Küste und die abwechslungsreiche,<br />
erlebbare Natur. Die Betonung des Natur-nahen Urlaubs muß auch zukünftig Ausgangspunkt<br />
der Angebotsgestaltung sowie der Werbe- und Marketingaktivitäten nordfriesischer<br />
Anbieter sein. Vor diesem Hintergrund sollten die öffentlichen und privaten Tourismusanbieter<br />
im Kreis <strong>Nordfriesland</strong> sich auf die folgenden drei Zielgruppen konzentrieren:<br />
1. Familien mit Kindern<br />
2. Senioren<br />
3. Kur- und Gesundheitsurlauber.<br />
1. Zielgruppe: Familien mit Kindern<br />
Familien mit Kindern stellen mit 41,2 % (1995) traditionell die wichtigste Gästegruppe im<br />
Kreisgebiet; dies wird sich, obwohl ihr Anteil an der bundesdeutschen Gesamtbevölkerung<br />
eine abnehmende Tendenz zeigt, auch langfristig nicht ändern. Diese Urlauber wollen gute<br />
Bedingungen für das Zusammenleben der Familie im Urlaub zu einem angemessenen<br />
Preis vorfinden. Die Kinder sollen frei spielen können. Sicherheit und Sauberkeit besitzen<br />
für sie einen hohen Stellenwert.<br />
Insbesondere im Bereich der Angebote für Kinder ist jedoch ein Handlungsbedarf festzustellen,<br />
wenn <strong>Nordfriesland</strong> angesichts des wachsenden Konkurrenzkampfes mit anderen<br />
Ferienzielen um die Reisenden mit Kindern einen Wettbewerbsvorteil erzielen will. Grundlegende<br />
Voraussetzungen sind dabei gebündelte Informationen über die gesamte Region,<br />
die Herausgabe von Veranstaltungskalendern für Kinder und die Verstärkung der Werbemaßnahmen<br />
für Urlaub auf dem Bauernhof.<br />
Beispiele für mögliche Maßnahmen:<br />
Einrichtung gemütlicher Ferienwohnungen und Gästezimmer mit Platz zum Spielen<br />
Organisation von sportlich-spielerischen Aktivitäten (Schnitzeljagd, geführte Naturwanderung...)<br />
Der Anhang dieses Konzeptes (S. 70 ff.) enthält eine Ideensammlung.<br />
Zum Thema „Familienfreundlicher Urlaub” existiert eine breite Literaturpalette, z. B.<br />
die Broschüre „Familiengerechte Ferienorte” des ADAC.<br />
Empfehlungen:<br />
Die regionalen Fremdenverkehrsgemeinschaften sollten im 1. Halbjahr 1997 gemeinsam<br />
mit Kindern und den jeweiligen Fremdenverkehrsvereinen, Ämtern, Städten<br />
und Gemeinden, Landfrauenverbänden, Feuerwehren, Naturschutz- und Sportvereinen<br />
etc. für ihre Region geeignete Ideen umsetzen.<br />
Gaststätten sollten kinderfreundlich eingerichtet sein (Kindergeschirr, Spielecke...)<br />
14
<strong>Tourismuskonzept</strong> <strong>Nordfriesland</strong><br />
Kapitel 2: Gästestruktur<br />
Wir gehen mit gutem Beispiel voran:<br />
Auf Amrum wurde bereits 1994 ein Jugendbeirat gegründet.<br />
Auf Sylt gibt es seit vielen Jahren ein „Jugendparlament”.<br />
Die Ämter in der Kreisverwaltung werden prüfen, was sie in ihren Bereichen zur Steigerung<br />
der Familienfreundlichkeit <strong>Nordfriesland</strong>s beitragen können.<br />
Die Koordinierungsstelle in der Kreisverwaltung wird die Ideenfindung im Rahmen der<br />
jährlich stattfindenden Projektwochen an Schulen anregen und die Fremdenverkehrsvereine<br />
im Kreisgebiet über die Ergebnisse informieren.<br />
Und was tun Sie ?<br />
<br />
<br />
<br />
2. Zielgruppe: Senioren<br />
Senioren werden hier definiert als über 60 Jahre alte Menschen. Ihr Anteil an der Gesamtbevölkerung<br />
steigt stetig. Bereits heute sind 25 % aller Urlauber an der schleswigholsteinischen<br />
Nordseeküste älter als 60 Jahre. Über die Bedürfnisse dieser Gästegruppe<br />
liegt jedoch nicht genügend wissenschaftlich fundiertes Grundlagenwissen vor. Der Kreis<br />
<strong>Nordfriesland</strong> fordert die Landesregierung deshalb auf, eine entsprechende Studie für<br />
Schleswig-Holstein in Auftrag zu geben.<br />
Beispiele für mögliche Maßnahmen:<br />
Bei der Werbung für Veranstaltungen sollte über geeignete ÖPNV-Verbindungen informiert<br />
werden.<br />
Da Senioren auch außerhalb der Sommersaison verreisen können, sollten sie in diesen<br />
Zeiten verstärkt umworben werden.<br />
Der Anhang dieses Konzeptes (S. 76 ff.) enthält eine Ideensammlung.<br />
Empfehlung:<br />
Die Fremdenverkehrsvereine bzw. -gemeinschaften sollten Gästebefragungen durchführen,<br />
um Näheres über die Bedürfnisse der Senioren zu erfahren und sich besser auf<br />
sie einstellen zu können.<br />
Wir gehen mit gutem Beispiel voran:<br />
Die Ämter in der Kreisverwaltung werden prüfen, was sie in ihren Bereichen zur<br />
Steigerung der Seniorenfreundlichkeit <strong>Nordfriesland</strong>s beitragen können.<br />
Auf Landesebene wird z. Z. ein Musterfragebogen für Gäste- und Anbieterbefragungen<br />
erarbeitet. Sobald er vorliegt, stellt der Kreis ihn den Tourismusstellen im Kreisgebiet<br />
zur Verfügung.<br />
Und was tun Sie ?<br />
<br />
<br />
<br />
15
<strong>Tourismuskonzept</strong> <strong>Nordfriesland</strong><br />
Kapitel 2: Gästestruktur<br />
3. Zielgruppe: Gesundheitsurlauber und Kurgäste<br />
Gesundheitsurlaub und Kuren bieten sehr gute Chancen für eine bessere Auslastung der<br />
Nebensaison, da das nordfriesische Reizklima auch außerhalb der Sommermonate eine<br />
gesundheitsfördernde Wirkung besitzt.<br />
3.1 Gesundheitsurlaub<br />
Im Kreis <strong>Nordfriesland</strong> gibt es vielversprechende Möglichkeiten für eine zukünftige Ausweitung<br />
des Angebotssegments Gesundheits-/Wellnessurlaub ( Kapitel „Touristische Angebote”).<br />
Da die Krankenkassen ihre Zuschüsse im präventiven Bereich zukünftig<br />
reduzieren werden, besteht die Zielgruppe vor allem aus Selbstzahlern, die im Urlaub etwas<br />
für ihre Gesundheit tun wollen. Die Reiseanalyse „Urlaub + Reisen 1995” stellt fest,<br />
daß 29 % der schleswig-holsteinischen Feriengäste an Angeboten in diesem Bereich<br />
interessiert sind.<br />
Anbieter von Gesundheitsurlaub sollten nicht nur die Kurorte, sondern auch alle anderen<br />
interessierten Orte in <strong>Nordfriesland</strong> sein. Die vorhandene Mobilität der Urlauber ermöglicht<br />
es ihnen, im Rahmen ihres Urlaubs komplementäre Angebote in verschiedenen Orten<br />
wahrzunehmen.<br />
Beispiele für mögliche Maßnahmen:<br />
Bündelung der zahlreichen Kurse, Vorträge etc., die bereits heute im Gesundheitsbereich<br />
angeboten werden und Öffentlichkeitsarbeit durch die Kurverwaltungen, Fremdenverkehrsvereine,<br />
Gemeinden etc.<br />
Vervollständigung der Angebote<br />
Aufnahme von vegetarischen und Vollwertgerichten in gastronomische Speisekarten<br />
Empfehlung:<br />
Die Kurverwaltungen bzw. Fremdenverkehrsvereine sollten die Elemente eines Gesundheitsurlaubsangebotes<br />
in Zusammenarbeit mit ihrer örtlichen Ärzteschaft sowie<br />
Gesundheitspädagogen und -anbietern zielgruppenorientiert festlegen und dann offensiv<br />
vermarkten.<br />
Wir gehen mit gutem Beispiel voran:<br />
Der Nordseebäderverband wird in seiner Imagewerbung stärker auf den Bereich des<br />
Gesundheitsurlaubs eingehen.<br />
Die Region Südtondern arbeitet an ihrer Weiterentwicklung zur heilklimatischen Region.<br />
Und was tun Sie ?<br />
<br />
<br />
<br />
3.2 Kuren<br />
Aufgrund der Gesundheitsreformen der Bundesregierung sinkt die Gesamtzahl der stationären<br />
Kuren. Mittelfristig ist auch mit einem weiteren Rückgang der ambulanten Kuren zu<br />
rechnen. Gleichzeitig ist allerdings ein Anwachsen der Gruppe der Selbstzahler möglich<br />
und wird stellenweise auch bereits beobachtet; mit verstärkten Anstrengungen im Bereich<br />
Werbung und Marketing könnten hier Erfolge erzielt werden.<br />
16
<strong>Tourismuskonzept</strong> <strong>Nordfriesland</strong><br />
Kapitel 2: Gästestruktur<br />
Die ambulante Badekur muß zu einer indikationsbezogenen, intensivierten Kompaktkur mit<br />
ganzheitlichem Ansatz weiterentwickelt werden ( Kapitel „Touristische Angebote”).<br />
Die Entwicklung einer Kompaktkur mit einem neuen, durchgängigen Konzept und definierten<br />
Qualitätsstandards muß in Zusammenarbeit mit den Krankenkassen erfolgen; der Verwirklichung<br />
wird ein langfristiger Arbeitsprozeß vorausgehen müssen. Die Initiative hierfür<br />
muß von den Kurorten ausgehen.<br />
Beispiele für mögliche Maßnahmen:<br />
Die nordfriesischen Kurorte sollten, soweit sie es noch nicht getan haben, die Durchführung<br />
individueller Maßnahmen der Gesundheitsförderung während ambulanter Vorsorge-<br />
und Rehabilitationskuren in ihr Angebot aufnehmen.<br />
Die Kurorte sollten spezielle Kompaktkurangebote entwickeln.<br />
Empfehlung:<br />
Die Arbeitsgemeinschaft der Nordseekurbetriebe wird gebeten, sich gemeinsam mit<br />
dem Heilbäderverband Schleswig-Holstein e. V. auf der Grundlage der o. a. Erkenntnisse<br />
und Vorschläge mit der kreisweit abgestimmten Weiterentwicklung des Kursektors<br />
zu befassen.<br />
Wir gehen mit gutem Beispiel voran:<br />
Die Kurverwaltung St. Peter-Ording wird die o. g. Empfehlung in die Arbeitsgemeinschaft<br />
der Nordseekurbetriebe einbringen.<br />
Die Kurverwaltung Sylt-Ost wird sich dafür einsetzen, daß der Heilbäderverband<br />
Schleswig-Holstein e. V. Seminare zur Ausbildung von Kurbetreuern anbietet.<br />
Und was tun Sie ?<br />
<br />
<br />
<br />
4. Nischenzielgruppen<br />
Obwohl Nischenzielgruppen jeweils nicht für das gesamte Kreisgebiet von erheblicher wirtschaftlicher<br />
Bedeutung sein können, könnten einige Anbieter sich mit Erfolg auf sie spezialisieren.<br />
Einige Ideen für Nischenzielgruppen werden nachrichtlich aufgeführt:<br />
• Junge Leute: sie reisen oft in größeren Gruppen außerhalb der Saison und sind naturinteressiert.<br />
• Singles: eine wachsende, kaufkräftige Gruppe; es fehlen Angebotsformen für Alleinreisende.<br />
• Weiterbildungsurlaub, z. B. tagsüber Radtouren, abends Computerkurs; Urlaub mit Seminaren<br />
verschiedenster Art verbinden.<br />
• Sprachurlauber: während des Urlaubs Sprachen lernen.<br />
• Für Kurzurlauber können Sport- und Kulturfestivals interessant sein.<br />
• Fahrrad- und Wanderurlauber<br />
• Spezialangebote für Nur-Natur-Urlauber<br />
• Für Angelurlauber ist die Eider-Treene-Sorge-Region besonders geeignet.<br />
• Anti-Streß-Urlauber<br />
• Kultururlauber<br />
• Tagungs- und Seminartourismus<br />
• Für Kurzurlauber müssen Übernachtungsmöglichkeiten geschaffen werden, z. B. analog<br />
Bed & Breakfast in England.<br />
17
<strong>Tourismuskonzept</strong> <strong>Nordfriesland</strong><br />
Kapitel 3: Touristische Angebote<br />
TOURISTISCHE ANGEBOTE<br />
1. Qualität der touristischen Angebote<br />
Mit der zunehmenden Zahl attraktiver Urlaubsregionen und der immer größeren Reise-erfahrung<br />
steigen die Ansprüche der Gäste. Trotz der Vielfalt der Urlaubsregionen gleichen sich die<br />
Hotelanlagen, Speisekarten und Aktivitäten jedoch oft; das Besondere wird von anderen<br />
kopiert und verliert so seine Einzigartigkeit.<br />
Qualität im Tourismus ist eine Kombination aus vielen Details, die eine besonders gast-freundliche<br />
Atmosphäre ausmachen. Sie ist schwierig herzustellen, hat aber größere Aussicht auf dauerhafte<br />
Akzeptanz, weil sie nicht so leicht kopierbar ist. Deshalb ist es notwendig, in allen<br />
Elementen des touristischen Produkts - Wohnen, Essen und Trinken, Service, Verkehrsangebot,<br />
Vertrieb etc. - ständige Anstrengungen zur Qualitätsverbesserung zu unternehmen.<br />
Gleichzeitig muß das Preis-Leistungs-Verhältnis immer wieder selbstkritisch überprüft werden.<br />
Angesichts des gestiegenen Qualitätsbewußtseins der Urlaubsgäste kann sämtlichen<br />
Fremdenverkehrsanbietern nur geraten werden, grundsätzlich vorrangig in Qualitätsverbesserungen<br />
und erst in zweiter Linie in Kapazitätserweiterungen zu investieren, denn zum<br />
einen werden die Gäste auf andere Ferienregionen ausweichen, wenn sie in <strong>Nordfriesland</strong><br />
nicht die ihren Vorstellungen entsprechende Qualität der Angebote vorfinden, und zum anderen<br />
sind qualitativ hochstehende Angebote eine Grundvoraussetzung für eine Saisonverlängerung.<br />
2. Wohnen<br />
Z.B. in den folgenden Bereichen besteht im Kreis <strong>Nordfriesland</strong> noch Verbesserungsbedarf<br />
• zu wenige große, komfortable Ferienwohnungen<br />
• Appartements mit Hotelservice, bes. für Familien mit Kindern<br />
• Kinderhotels<br />
• Einige Jugendherbergen stellen sich zuwenig auf die Bedürfnisse ihrer Gäste ein<br />
(Tür wird um 22:00 Uhr abgeschlossen)<br />
• Marktnische: preisgünstige Quartiere für junge Leute, z. B. „Heuhotels”, „Rucksackunterkünfte”<br />
etc. (Partnerunternehmen erforderlich)<br />
• zuwenig Infrastrukturen für Menschen mit Behinderungen<br />
• Hotels mit Angebotsschwerpunkt „Wellness”<br />
• regionaltypische Einrichtung von Quartieren (<strong>Nordfriesland</strong>-Flair)<br />
• Ein Beratungsangebot zu Gestaltungsfragen fehlt. Im Vorfeld muß eine Strukturanalyse<br />
der vorhandenen Angebote erstellt und Marktforschung betrieben werden;<br />
die existierenden Beratungseinrichtungen für Landwirte, die ein zweites Standbein<br />
im Tourismus suchen, müssen optimiert werden.<br />
• Die Bedeutung des Wohnumfelds wird oft unterschätzt (Begrünung, Platz zum Spielen<br />
und Zurückziehen etc.)<br />
• Angebote von Halb- und Vollpension mit regionaler Küche statt nur Ferienwohnungen<br />
• private Quartiere, die auch nur für eine Nacht vermietet werden (Bed & Breakfast)<br />
• Angebote für spezielle Zielgruppen wie z. B. Allergiker, Nichtraucher etc.<br />
• Angebote für Alleinreisende<br />
• haustierfreundliche Quartiere<br />
Kapitel 3: Touristische Angebote<br />
18
<strong>Tourismuskonzept</strong> <strong>Nordfriesland</strong><br />
• Historische Häuser werden zuwenig unter diesem Gesichtspunkt vermarktet. Ihre<br />
besonderen Bedingungen müssen bei behördlichen Genehmigungsverfahren stärker<br />
berücksichtigt werden. Die Bewertung des historischen Ambientes muß auch im<br />
Wettbewerb „Gastliches Haus” eine Rolle spielen.<br />
• Ein System zur bundeseinheitlichen Klassifizierung von Hotelbetrieben muß geschaffen<br />
werden.<br />
Empfehlungen:<br />
Die Fremdenverkehrsorganisationen im Kreisgebiet sollten die für sie geeigneten Vorschläge<br />
gemeinsam mit den Vermietern umsetzen.<br />
Die Gemeinden sollten ihre Bauleitplanung unter Berücksichtigung der oben gemachten<br />
Vorschläge bedarfsgerecht durchführen.<br />
Wir gehen mit gutem Beispiel voran:<br />
Der Verbund der Zentralen Zimmervermittlungen <strong>Nordfriesland</strong> bietet den angeschlossenen<br />
Vermietern ab Sommer 1997 einen kostenlosen Beratungsservice zu Gestaltungsfragen<br />
an.<br />
Der Kreis <strong>Nordfriesland</strong> berücksichtigt bei behördlichen Genehmigungsverfahren die<br />
besonderen Bedingungen historischer Häuser.<br />
Der Kreis <strong>Nordfriesland</strong> setzt sich für die Berücksichtigung historischen Ambientes beim<br />
Wettbewerb „Gastliches Haus” ein.<br />
Der DeHoGa-Bezirksverband Husum engagiert sich für die Schaffung eines Systems<br />
zur bundeseinheitlichen Klassifizierung von Hotelbetrieben.<br />
Und was tun Sie ?<br />
<br />
<br />
<br />
3. Essen und Trinken<br />
Z. B. in den folgenden Bereichen besteht Verbesserungsbedarf:<br />
• Einrichtung von Spielecken in Gastronomiebtrieben<br />
• spezielles Kindergeschirr und kindgerechte Möbel<br />
• zielgruppenorientierte gastronomische Angebote (z. B. halbe Portionen)<br />
• Erlebnisgastronomie<br />
• Straßencafés<br />
• regionaltypische Einrichtung<br />
• vegetarische und kalorienreduzierte sowie Diät-Gerichte<br />
• Schaffung preiswerter Angebote, z. B. „5-Taler-Menü”<br />
• Pflege und Vermarktung regionaler Spezialitäten (Getränke und Gerichte)<br />
• Betriebe, die Frischeprodukte anbieten (behördliche Überwachung erforderlich),<br />
sollten dies in ihrer Werbung herausstellen, unterstützt z. B. durch ein spezielles<br />
Signet<br />
• Ein Speisekartenwettbewerb mit z. B. folgenden Kriterien wird angeregt: Gestaltung,<br />
Vielfalt der Karten (Abstimmung auf einzelne Gästegruppen), Karten in unterschiedlichen<br />
Sprachen (plattdeutsch, friesisch, dänisch, englisch)<br />
• Nichtraucherzonen<br />
• Ruhetage und Betriebsferien abstimmen<br />
19
<strong>Tourismuskonzept</strong> <strong>Nordfriesland</strong><br />
Kapitel 3: Touristische Angebote<br />
Empfehlung:<br />
Die Fremdenverkehrsvereine und die Bezirksverbände des DeHoGa sind aufgerufen,<br />
diese Anregungen gemeinsam mit den Gastronomiebetrieben vor Ort umzusetzen.<br />
Wir gehen mit gutem Beispiel voran:<br />
Der Nordseebäderverband und die nordfriesischen DeHoGa-Bezirksverbände führen im<br />
Jahr 1997 den angeregten Speisekartenwettbewerb durch.<br />
Und was tun Sie ?<br />
<br />
<br />
<br />
4. Service und Dienstleistungen<br />
4.1 Leitbilder (Unternehmensgrundsätze) entwickeln<br />
Im Fremdenverkehr tätige Unternehmen, Kurverwaltungen, Fremdenverkehrsvereine, Hotel- und<br />
Gastronomiebetriebe und andere touristische Anbieter sollten gemeinsam mit ihren Betriebs-<br />
und Personalräten bzw. Mitarbeiter/innen Unternehmensgrundsätze formulieren. Sie<br />
dienen der inneren Orientierung und der Imagepflege nach außen.<br />
Beispiel:<br />
• Wir wollen Gastfreundschaft professionell in die Tat umsetzen. Der Gast soll sich<br />
bei uns willkommen und wohl fühlen.<br />
• Unsere Gäste bestimmen unsere Arbeit und unser Handeln.<br />
• Wir streben eine gleichmäßig hohe Qualität der von uns angebotenen Dienstleistungen<br />
an. Diese Qualität wird ständig überprüft. Wir sind für neue Ideen und Anregungen<br />
aufgeschlossen, um unser Angebot und unseren Service zu verbessern.<br />
Wir wissen, daß wir unsere gemeinsame Zukunft nur durch Qualität sichern können.<br />
• Unsere Mitarbeiter/innen bestimmen unseren Erfolg. Motivation, Schulung und Weiterbildung<br />
auf allen Ebenen sind für uns eine Selbstverständlichkeit.<br />
• Wir arbeiten im Team und pflegen den Austausch, um die gleichbleibende Qualität<br />
unseres Angebotes sichern zu können.<br />
• Wir sind umweltbewußt und wollen zum Schutz unserer Umwelt beitragen.<br />
• Die Zusammenarbeit und der ständige Informationsaustausch mit unseren Partnern<br />
(Gemeinde, Fremdenverkehrsverein etc.) hat für uns einen hohen Stellenwert.<br />
4.2 Kriterien für Kundenzufriedenheit entwickeln<br />
Die Qualität eines touristischen Angebotes ist schwerer zu messen als die vieler anderer<br />
Produkte. Aus Sicht der Kunden/Gäste sind die folgenden Kriterien für Dienstleistungsfähigkeit<br />
besonders wichtig:<br />
• Zuverlässigkeit<br />
• Entgegenkommen<br />
• Kompetenz<br />
• Vertrauenswürdigkeit und Sicherheit<br />
• Erreichbarkeit<br />
• Kommunikation<br />
• Kundenverständnis.<br />
20
<strong>Tourismuskonzept</strong> <strong>Nordfriesland</strong><br />
Kapitel 3: Touristische Angebote<br />
4.3 Den Dialog mit den Kunden suchen<br />
Um den Qualitätsstandard zu halten und zu verbessern, sind Anbieter auf Kritik und Anregungen<br />
angewiesen. Daran mangelt es in vielen kleineren und mittleren Betrieben. Insbesondere<br />
der Dialog mit den Kunden ist wichtig, um ein Stimmungsbild zu erhalten und auf<br />
Veränderungen angemessen reagieren zu können.<br />
Deshalb bieten sich Gespräche mit den Kunden an, aber auch Fragebögen, Kummerkästen<br />
oder eine Meckerecke. Es ist wichtig, eine funktionierende Kommunikationsstruktur<br />
zwischen Mitarbeiter/innen im Kundenservice und der Unternehmensleitung zu entwickeln.<br />
Reklamationen sollen nicht verhindert, sondern gefördert und als Chance begriffen werden,<br />
um die Bedürfnisse der Gäste besser kennenzulernen und dann auch erfüllen zu können.<br />
4.4 Die Mitarbeiter/innen<br />
Die Mitarbeiter/innen im Dienstleistungsbereich mit direktem Kundenkontakt sind entscheidend<br />
für das Gelingen des touristischen Produktes und damit für die Konkurrenzfähigkeit<br />
am Markt.<br />
Die Arbeit im Fremdenverkehr ist jedoch besonders belastend und mindert die<br />
Lebensqualität der Beschäftigten durch<br />
• extrem lange Arbeitszeiten<br />
• unregelmäßige Dienste<br />
• Nacht-, Sonn- und Feiertagsarbeit<br />
• Streß und Zeitdruck<br />
• Saisonabhängigkeit<br />
• hohe Mobilität aufgrund regionaler Konzentration der Arbeitsplätze<br />
• erschwerten Aufbau stabiler sozialer Kontakte<br />
• unzureichend ausgestattete Personalunterkünfte.<br />
Um ein qualitativ hochwertiges touristisches Produkt anbieten zu können, sind gut motivierte<br />
Mitarbeiter/innen unerläßlich. Voraussetzungen hierfür sind:<br />
• anerkannte touristische Berufsbilder<br />
• Information<br />
• Mitbestimmung und Beteiligung<br />
• Teamwork<br />
• selbständiges Handeln mit Verantwortungsspielraum<br />
• soziale Anerkennung<br />
• Weiterbildung<br />
• angemessene Bezahlung<br />
• ordentliche Unterkünfte.<br />
Eine positive Einstellung zur Arbeit ist im Fremdenverkehr besonders wichtig, weil sie sich<br />
auf das Auftreten gegenüber den Gästen überträgt und so einen guten Eindruck von dem<br />
Fremdenverkehrsort oder Betrieb hinterläßt.<br />
Dienstleistungs- und Servicebereitschaft erfordert professionelles Können, fachliche Qualifikation<br />
und soziale Kompetenz von selbstbewußten Mitarbeiter/innen. Das Denken und<br />
Handeln in solchen Kategorien ist im nordfriesischen Tourismus noch nicht überall genügend<br />
verbreitet; dies gilt insbesondere für das Hotel- und Gaststättengewerbe mit seiner<br />
hohen Personalfluktuation.<br />
21
<strong>Tourismuskonzept</strong> <strong>Nordfriesland</strong><br />
Kapitel 3: Touristische Angebote<br />
Um Arbeitsplätze zu erhalten und Wettbewerbsfähigkeit zu sichern, müssen Dienstleistungen<br />
professionalisiert werden. Fehlende Dienstleistungsbereitschaft sowie mangelnde<br />
Freundlichkeit und Kompetenz werden z. Z. jedoch in sämtlichen Bereichen kritisiert.<br />
Um die Ursachen benennen und Abhilfe schaffen zu können, ist eine differenzierte Untersuchung<br />
des touristischen Arbeitsmarktes erforderlich (Tarifstruktur, haupt- und ehrenamtliche<br />
Tätigkeiten, Saisonbeschäftigung, Ausbildung, Fluktuation etc.).<br />
Beispiele für mögliche Maßnahmen:<br />
Regelmäßige Schulungen für Chefinnen und Chefs sowie für Mitarbeiter/innen<br />
monatliche Gesprächsrunden zwischen Betriebsleitung und Mitarbeiter/innen über<br />
Verbesserungsmöglichkeiten<br />
Festlegung von Eigenverantwortlichkeiten der Mitarbeiter/innen<br />
Die Broschüre „Tips und Ideen für Gastgeber” des Fremdenverkehrsverbandes<br />
Schleswig-Holstein e. V. enthält zahlreiche Anregungen.<br />
Empfehlungen:<br />
Die Betriebe in der Tourismusbranche sollten eigene Leitbilder entwickeln.<br />
Sie sollten im Dialog mit den Kunden/Gästen und Mitarbeiter/innen versuchen, ihre<br />
Betriebsabläufe zu optimieren.<br />
Die Landesregierung wird gebeten, eine Analyse des touristischen Arbeitsmarktes in<br />
Auftrag zu geben.<br />
Wir leisten Hilfestellung:<br />
Die DeHoGa-Bezirksverbände in <strong>Nordfriesland</strong> unterstützen ihre Mitgliedsbetriebe bei<br />
der Verbesserung der Bereiche Service und Dienstleistung.<br />
Die IHK zu Flensburg und der DGB beraten Betriebe aller Art gern und kostenlos.<br />
Und was tun Sie ?<br />
<br />
<br />
<br />
4.5 Service und Dienstleistungen: Anregungen für einzelne Fremdenverkehrsakteure<br />
Aus der Effizienzanalyse 1995 des Nordseebäderverbandes geht hervor, daß 18,4 % der<br />
Urlaubsgäste an der Nordsee Schleswig-Holstein das Preis-Leistungs-Verhältnis, d. h. die<br />
Relation zwischen der gebotenen Qualität und dem dafür verlangten Preis, als größte<br />
Schwäche der Region benennen. 4,4 % beschwerten sich über „unfreundliche Menschen”<br />
und „Abzockerei”. Das Preis-Leistungs-Verhältnis wird vom Gast subjektiv bewertet; eine<br />
gute Servicequalität ist ausschlaggebend. Auf folgende Dinge sollte insbesondere geachtet<br />
werden:<br />
4.5.1 Beherbergungsbetriebe und Vermieter:<br />
Beispiele für mögliche Maßnahmen:<br />
Umsorgung und Betreuung des Gastes, „Ferienkultur”<br />
persönlicher Kontakt, Blumen, Begrüßungskarte im Zimmer<br />
Details bleiben im Gedächtnis, z. B. Schuhputzservice, frisches Obst im Zimmer,<br />
Einkaufsservice für Ferienwohnungen<br />
Kühlschränke in Ferienwohnungen sollten mit Spezialitäten der Region bestückt sein.<br />
Zeitungs- und Brötchenservice in Ferienwohnungen<br />
Gästeabende der Vermieter<br />
Kapitel 3: Touristische Angebote<br />
22
<strong>Tourismuskonzept</strong> <strong>Nordfriesland</strong><br />
23<br />
Bei später Anreise sollte der Vermieter ein Abendessen für die Gäste seiner Ferienwohnung<br />
einkaufen.<br />
An- und Abreisezeiten sollten flexibel gehandhabt werden; Vermieter sollten sich dabei<br />
an den Fahrplänen von Verkehrsmitteln orientieren.<br />
Vermieter sollten die Kurkarten ihrer Gäste ausfüllen.<br />
Der Gast sollte vom Vermieter Informationen über Sehenswürdigkeiten, touristische<br />
Angebote etc. der Region erhalten.<br />
Die technische Ausstattung des Zimmers sollte erklärt werden.<br />
Empfehlung:<br />
Die Fremdenverkehrsvereine werden gebeten, diese Vorschläge an die ihnen angeschlossenen<br />
Vermietungsbetriebe weiterzugeben und sie ggf. bei der Umsetzung<br />
zu beraten.<br />
Wir gehen mit gutem Beispiel voran:<br />
Der Verbund der Zentralen Zimmervermittlungen <strong>Nordfriesland</strong> veranstaltet im 1. Halbjahr<br />
1997 Informationsabende zum Thema für die angeschlossenen Vermieter.<br />
Und was tun Sie ?<br />
<br />
<br />
<br />
4.5.2 Tourist-Informationen:<br />
Beispiele für mögliche Maßnahmen:<br />
gästeorientierte Öffnungszeiten, ggf. in Zusammenarbeit mit Wirtschaftsbetrieben<br />
geschmackvoller, offener Einrichtungsstil<br />
Informations- und Reservierungssysteme<br />
Ausschilderung von Informationsmöglichkeiten<br />
Durch EDV-Einsatz Zugang zu Informationen auch außerhalb der Öffnungszeiten<br />
ermöglichen<br />
mehr attraktive, echte Pauschalangebote<br />
Kaffeeausschank/-automat<br />
Speisekarten der örtlichen/regionalen Gastronomiebetriebe auslegen<br />
nach dem Urlaub Fragebogen durch Vermieter oder Zimmervermittlung<br />
Kontaktpflege nach Urlaub<br />
Empfehlung:<br />
Die Tourist-Informationen und Fremdenverkehrsbüros im Kreisgebiet sind aufgerufen,<br />
diese Vorschläge zu prüfen und ggf. umzusetzen.<br />
Wir gehen mit gutem Beispiel voran:<br />
Der Fremdenverkehrsverein Husumer Bucht e. V. plant die Anschaffung eines „Info-<br />
Boys”, an dem der Gast sich auch außerhalb der Öffnungszeiten der Husumer Tourist-<br />
Information informieren kann.<br />
Der Fremdenverkehrsverein Bredstedt und Umgebung e. V. und die Kurverwaltung<br />
Sylt-Ost legen in ihren Geschäftsstellen Speisekarten von Gastronomiebetrieben der<br />
Region aus.<br />
Und was tun Sie ?
<strong>Tourismuskonzept</strong> <strong>Nordfriesland</strong><br />
Kapitel 3: Touristische Angebote<br />
4.5.3 Alle:<br />
Großzügige Reaktion bei berechtigten Reklamationen<br />
4.5.4 Ämter, Städte und Gemeinden:<br />
Beispiele für mögliche Maßnahmen:<br />
Öffnung bestehender Angebote zur Kinderbetreuung in den Ferien, z. B. Kindergärten,<br />
Häuser der Jugend<br />
Verwendung der Kurtaxe transparent machen<br />
mittelfristige Neuordnung der Finanzstrukturen im Fremdenverkehrsbereich<br />
neue Straßen sollten regionalspezifische Namen erhalten, indem sie z. B. nach historischen<br />
Persönlichkeiten <strong>Nordfriesland</strong>s benannt werden<br />
Wichtige Infrastruktureinrichtungen, z. B. Post und Kreditinstitute, sollten ihre Öffnungszeiten<br />
durch verbesserte Zusammenarbeit kundenfreundlicher gestalten und so<br />
auch der Schließung einzelner Filialen entgegenwirken; die Broschüre über die Dienstleistungsoffensive<br />
der Landesregierung enthält Anregungen zu diesem Thema.<br />
Empfehlung:<br />
Die Ämter, Städte und Gemeinden im Kreisgebiet sind aufgerufen, diese Anregungen<br />
umzusetzen.<br />
Wir gehen mit gutem Beispiel voran:<br />
Die Stadt Husum benennt die Straßen im Neubaugebiet Norderschlag nach literarischen<br />
Figuren Theodor Storms.<br />
Der Kreis <strong>Nordfriesland</strong> setzt sich auf Landesebene für die Überprüfung der Finanzierungsquellen<br />
im Fremdenverkehrsbereich mit dem Ziel ein, sämtliche direkten<br />
und indirekten Nutznießer des Tourismus an der Finanzierung zu beteiligen.<br />
Und was tun Sie ?<br />
<br />
<br />
<br />
4.5.5 Nationalpark:<br />
Beispiele für mögliche Maßnahmen:<br />
Dauerhafte Sicherung des Nationalparkservices als Ansprechpartner und aktiver Vermittler<br />
der Wattenmeernatur<br />
Umsetzung des Besucherlenkungskonzeptes mit Informationstafeln und -pavillons und<br />
Lehrpfaden<br />
Fortentwicklung des Netzwerkes von naturkundlichen Informationszentren<br />
Angebote zum Kennenlernen der Natur sind nicht überall ausreichend vorhanden und<br />
teilweise schlecht abfragbar; eine aktuelle Angebotsübersicht fehlt.<br />
24
<strong>Tourismuskonzept</strong> <strong>Nordfriesland</strong><br />
Kapitel 3: Touristische Angebote<br />
Wir gehen mit gutem Beispiel voran:<br />
Eine seit Anfang 1997 bestehende Projektgruppe aus Vertreter/innen von Fremdenverkehrs-<br />
und Umweltverbänden und dem Nationalparkamt hat sich das Ziel gesetzt,<br />
die Darstellung und werbliche Vermarktung umweltbezogener touristischer Ange-<br />
bote im Nationalpark zu verbessern.<br />
Der Kreis <strong>Nordfriesland</strong> setzt sich auf Landesebene für die Sicherung des Nationalparkservices<br />
ein.<br />
Die Fremdenverkehrsgemeinschaft Eiderstedt e. V. weist in ihrem Gastgeberverzeichnis<br />
auf den Nationalpark hin und erarbeitet gemeinsam mit der Schutzstation Wattenmeer<br />
Pauschalangebote für Ornithologen im Nationalpark.<br />
In einigen Bereichen, z. B. bei der Hamburger Hallig, sind Ökonomie und Ökologie<br />
durch eine gute Zusammenarbeit von Gemeinden sowie Tourismus- und<br />
Naturschutzorganisationen der Region zum Ausgleich gebracht worden.<br />
Und was tun Sie ?<br />
<br />
<br />
<br />
4.5.6 Land Schleswig-Holstein:<br />
Der Wettbewerb „Gastliches Haus” sollte um Servicekriterien erweitert werden.<br />
5. Kultur und Veranstaltungen<br />
Beispiele für mögliche Maßnahmen:<br />
In diesem Bereich ist bereits eine breite Angebotspalette vorhanden. Es fehlt jedoch ein<br />
effektives gemeinsames Vermarktungsinstrument. Vorbedingung sind eine zeitliche<br />
und thematische Abstimmung der verschiedenen Aktivitäten und ein EDV-gestützter<br />
Veranstaltungskalender mit flächendeckenden Informationen für den Gast, der eine<br />
strukturierte Abfrage aller Angebote ermöglicht. ( Kapitel „Organisation und Zusammenarbeit“).<br />
Museen für Familien interessanter gestalten; Veranstaltung von Kursen, z. B. Gemälde-<br />
Kopieren; Cafés; mehrsprachige Schilder; Verbundkarten; Vernetzungen<br />
mehr für Zielgruppe „Junge Leute“<br />
spezielle Veranstaltungskataloge über Angebote für Kinder<br />
regionaltypisches Brauchtum und Traditionen stärker herausstellen<br />
mehr Aktivitätsmöglichkeiten für Urlaubsgäste, „Kultur zum Anfassen“<br />
Urlauber in Sport- und Freizeitveranstaltungen einbeziehen<br />
Festivals, in denen Natur und Historie <strong>Nordfriesland</strong>s im Vordergrund stehen<br />
Öffnung privater Baudenkmäler für Besichtigungen (zahlreiche Mitglieder der IG<br />
Baupflege wären ein- bis zweimal jährlich dazu bereit)<br />
<strong>Nordfriesland</strong>bezogene Filme in Kinos<br />
Gästebefragungen<br />
Zusammenarbeit der Veranstalter mit Tourismusstellen, Naturschutzvereinen etc.<br />
verbessern (z. B. Lammtage)<br />
bessere Vermarktung einzelner Veranstaltungen oder Veranstaltungsreihen wie dem<br />
Schleswig-Holsteinischen Musik-Festival, dem Gourmet-Festival etc.<br />
stärkere Einbindung der Volkshochschulen und Heimvolkshochschulen<br />
In Fremdenverkehrsprospekten sollte in unterhaltsamer Weise auf die vielfältige Sprachenlandschaft<br />
<strong>Nordfriesland</strong>s hingewiesen werden; das Nordfriesische Institut könnte<br />
um entsprechende Textentwürfe gebeten werden.<br />
25
<strong>Tourismuskonzept</strong> <strong>Nordfriesland</strong><br />
Kapitel 3: Touristische Angebote<br />
Anbringung von Informationstafeln an historischen Gebäuden sowie Natur- und<br />
Kulturdenkmalen<br />
Anbringung von Informationsschildern an Häusern, in denen historische Persönlichkeiten<br />
gelebt haben<br />
Empfehlungen:<br />
Die Fremdenverkehrsvereine sind aufgerufen, diese Anregungen umzusetzen und z. B.<br />
stärker mit ihren örtlichen Kulturvereinen zusammenzuarbeiten ( Kapitel „Werbung<br />
und Marketing”).<br />
Die Gemeinden sollten die Aufgabe übernehmen, Informationstafeln an historischen<br />
Gebäuden und an Häusern, in denen historische Persönlichkeiten gelebt haben, anzubringen.<br />
Zahlreiche landwirtschaftliche u. a. Betriebe veranstalten Tage der offenen Tür. Die<br />
Fremdenverkehrsvereine sollten für diese Veranstaltungen werben.<br />
Wir gehen mit gutem Beispiel voran:<br />
Die Fremdenverkehrsvereinsgemeinschaft Südtondern e. V. wird sich an die IG<br />
Baupflege wenden, um am nächsten Tag des Denkmals auch private Baudenkmäler<br />
zur Besichtigung zu öffnen.<br />
Das Amt für Wirtschafts- und Verkehrsförderung des Kreises übernimmt im Jahr 1997<br />
wieder die Koordinierungsfunktion für die Nordfriesischen Lammtage.<br />
Das Kulturamt des Kreises wird im 1. Halbjahr 1997 Gespräche mit den nordfriesischen<br />
Museen aufnehmen und ggf. Projekte zur Attraktivierung der Museen fördern und begleiten.<br />
In Husum sind an zahlreichen Häusern Informationstafeln angebracht, die auf die Verbindung<br />
dieser Gebäude zu Leben und Werk Theodor Storms hinweisen.<br />
Die Stadt Bredstedt hat Gebäude von historischer Bedeutung mit Informationstafeln<br />
versehen.<br />
Die Kurverwaltungen St. Peter-Ording, Westerland und Sylt-Ost geben regelmäßige<br />
Veranstaltungskalender für Kinder heraus.<br />
Und was tun Sie ?<br />
<br />
<br />
<br />
6. Gesundheit<br />
6.1 Gesundheitsurlaub<br />
<strong>Nordfriesland</strong> bietet aufgrund seiner natürlichen Ressourcen gute Ausgangsbedingungen<br />
für den Gesundheitsurlaub.<br />
Zahlreiche Kurse, Vorträge etc. im Gesundheitsbereich werden bereits heute im Kreisgebiet<br />
angeboten; ein erster Schritt müßte die Bündelung dieser Angebote und die entsprechende<br />
Information der Kurverwaltungen, Fremdenverkehrsvereine, Gemeinden etc. sein.<br />
Der Gesundheitsurlaub erfordert einen ganzheitlichen Ansatz mit dem Ziel der langfristigen<br />
Verhaltensänderung. Dem Urlauber muß eine Kombination von Kursen, Vorträgen, Sportlichem,<br />
Kulturellem und Touristischem angeboten werden. Dabei muß ihm ein Arzt oder Vertreter<br />
eines anderen Heilberufes als „Gesundheitsberater” zur Seite stehen. Der Gesundheitsurlauber<br />
muß auch die Möglichkeit haben, verschiedene Module der Kompaktkur zu<br />
nutzen, ohne selbst Kurpatient zu sein.<br />
26
<strong>Tourismuskonzept</strong> <strong>Nordfriesland</strong><br />
Kapitel 3: Touristische Angebote<br />
Zur Unterstützung des medizinischen Erfolges des Gesundheitsurlaubs und zur Erleichterung<br />
der auch in diesem Bereich notwendigen Werbe- und Marketingmaßnahmen ist die<br />
Definition von Qualitätsstandards für den Gesundheitsurlaub unerläßlich. Insbesondere<br />
Schlick und Seewasser als natürliche Heilmittel der Thalasso-Therapie eignen sich für<br />
Werbe- und Marketingmaßnahmen.<br />
Beispiele für mögliche Maßnahmen:<br />
Einführung eines „Gesundheitserlebnispasses”<br />
mehr Angebote mit Schwerpunkt Naturerfahrung, z. B. kombinierte Wanderungen<br />
Nordsee/Heideflächen<br />
Angebot von Kneipp-Programmen<br />
Angebote für das Naturerleben unter Gesundheits-Gesichtspunkten<br />
Empfehlungen:<br />
Verbesserung der Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Regionen <strong>Nordfriesland</strong>s<br />
zur gemeinsamen Gestaltung von Angeboten<br />
stärkere Einbindung der Volkshochschulen<br />
stärkere Einbindung der Sportvereine und professionellen Sportstättenbetreiber<br />
vermehrter Einsatz von Sportstudenten als Animateure im Sport- und Freizeitbereich<br />
Wir gehen mit gutem Beispiel voran:<br />
Auf Vorschlag der aus der Zukunftswerkstatt Eiderstedt entstandenen Arbeitsgruppe<br />
„Eiderstedter Produkte und Tourismus” werden landwirtschaftliche Produkte aus Eiderstedt<br />
auf einer Seite im Gastgeberverzeichnis dargestellt.<br />
Der Landfrauenverband, die Landwirtschaftsschule Bredstedt und der DeHoGa-<br />
Bezirksverband Husum prüfen die Möglichkeit, eine vollständige Broschüre über Direktvermarkter<br />
regionaler landwirtschaftlicher Produkte in <strong>Nordfriesland</strong> zu erstellen.<br />
Die Kurverwaltung St. Peter-Ording bündelt die auf Eiderstedt angebotenen einschlägigen<br />
Kurse und Vorträge und vermarktet sie unter dem Aspekt des Ge- sundheitsurlaubs.<br />
Und was tun Sie ?<br />
<br />
<br />
<br />
6.2 Kuren<br />
Die äußeren Rahmenbedingungen für ortsgebundene Kurangebote in <strong>Nordfriesland</strong> („Bäderland<br />
<strong>Nordfriesland</strong>” mit vorhandenen Angeboten insbesondere für Haut- und Atemwegserkrankungen<br />
wie Schlick, Meerwasser, neuen Schwimmbädern, Kurmittelhäusern<br />
etc.) sind gut, die Kurinhalte jedoch sind stark verbesserungsbedürftig.<br />
Die ambulante Badekur muß zu einer indikationsbezogenen, intensivierten Kompaktkur mit<br />
ganzheitlichem Ansatz weiterentwickelt werden. Dies bedeutet u. a., daß „auch die Seele<br />
mitbehandelt werden muß“. In einigen Kureinrichtungen sollte das Ambiente in<br />
diesem Sinne freundlicher gestaltet werden. Ziele der Kompaktkur müssen in erster Linie<br />
langfristige Verhaltensänderungen der Kurpatienten sein.<br />
Wichtig ist, daß Kompaktkuren Spaß machen müssen; wenn sie für den Patienten Streß<br />
bedeuten, verringert dies den Markterfolg.<br />
27
<strong>Tourismuskonzept</strong> <strong>Nordfriesland</strong><br />
Kapitel 3: Touristische Angebote<br />
Um ein eigenständiges Profil zu gewinnen, sollten die nordfriesischen Kurorte sich, soweit<br />
möglich, in Absprache auf gemeinsame Angebots- und Therapiekonzepte für bestimmte<br />
Krankheitsbilder spezialisieren.<br />
Zur effektiven Durchführung von Kompaktkuren sind Kurbetreuer erforderlich, die zur Zeit<br />
noch nicht in ausreichender Anzahl zur Verfügung stehen. Der Heilbäderverband<br />
Schleswig-Holstein e. V. wird gebeten, Seminare zur Ausbildung von Kurbetreuern anzubieten.<br />
Für die Wahl des Kurortes sind weniger die Kurpatienten selbst als vielmehr ihre Ärzte und<br />
Krankenkassen zuständig. Weder Ärzte noch Krankenkassen sind zur Zeit ausreichend<br />
über die Kurmöglichkeiten in <strong>Nordfriesland</strong> informiert. Daraus resultiert die Forderung nach<br />
verstärkten Werbeanstrengungen in diesem Bereich.<br />
Bereits heute sollten die nordfriesischen Kurorte, soweit sie es noch nicht getan haben, die<br />
Durchführung individueller Maßnahmen der Gesundheitsförderung während ambulanter<br />
Vorsorge- und Rehabilitationskuren in ihr Angebot aufnehmen. Gemäß einem am<br />
01.04.1995 zwischen dem Heilbäderverband Schleswig-Holstein und verschiedenen Krankenkassen<br />
geschlossenen Vertrag können Maßnahmen in den Bereichen Bewegungstraining,<br />
Entspannungstechniken, Raucherentwöhnung und Verhaltenstherapie (Ernährung)<br />
mit den Krankenkassen abgerechnet werden.<br />
7.Qualifizierung<br />
Qualifizierte Aus- und Weiterbildung ist die Grundlage eines qualitätsorientierten Tourismus.<br />
Es besteht ein Wirkungszusammenhang zwischen Motivation, Qualifikation und Qualität.<br />
Das Weiterbildungsbewußtsein zahlreicher Betriebsinhaber/innen und Arbeitnehmer/innen<br />
muß in diesem Sinne weiter entwickelt und gefördert werden.<br />
Beispiele für mögliche Maßnahmen:<br />
Betriebe sollten ihren Mitarbeiter/innen Anreize zur Qualifikation bieten.<br />
Im Tourismusbereich müssen mehr anerkannte Berufsbilder geschaffen werden.<br />
Betriebe, Tourismusstellen und Kurverwaltungen sollten verstärkt die Möglichkeit zur<br />
gemeinsamen Ausbildung z. B. von Reiseverkehrskaufleuten nutzen.<br />
Die Transparenz der Weiterbildungsangebote muß vor Ort und landesweit verbessert<br />
werden.<br />
Empfehlungen:<br />
Die Landesregierung wird gebeten, den Fremdenverkehrsverband Schleswig-Holstein<br />
e. V. bei der Schaffung einer Fortbildungsagentur für den Tourismus Schleswig-<br />
Holsteins als Nachfolgeeinrichtung für die Gesellschaft für Berufsbildung im Fremdenverkehr<br />
mbH (GBF) zu unterstützen.<br />
Wir gehen mit gutem Beispiel voran:<br />
Der Kreis <strong>Nordfriesland</strong> und die Stadt Husum errichteten das Bildungszentrum für Tourismus<br />
und Gastronomie in Husum.<br />
Der Kreis <strong>Nordfriesland</strong>, der Nordseebäderverband und die IHK zu Flensburg engagieren<br />
sich auch auf Landesebene seit langem sehr intensiv für die Verbesserung der<br />
Qualifizierung im Tourismusbereich.<br />
28
<strong>Tourismuskonzept</strong> <strong>Nordfriesland</strong><br />
Kapitel 3: Touristische Angebote<br />
Die IHK zu Flensburg und der DGB bieten Betrieben und Mitarbeiter/innen kostenlose<br />
Beratungsleistungen in Qualifizierungsfragen an.<br />
Und was tun Sie ?<br />
<br />
<br />
<br />
8. Touristische Informations-Norm TIN und Klassifizierung<br />
Die TIN muß flächendeckend eingeführt werden. Erst dann erreicht sie ihren wahren Nutzen<br />
für den Gast. Das System muß inhaltlich weiterentwickelt werden. Bestrebungen des<br />
DeHoGa und des Fremdenverkehrsverbandes Schleswig-Holstein e. V. zur Schaffung einer<br />
einheitlichen Kategorisierung und Klassifizierung für gewerbliche und private Quartiere sind<br />
vorrangig zu unterstützen.<br />
Beispiele für mögliche Maßnahmen:<br />
Umstellung der Gastgeberverzeichnisse auf die TIN<br />
Beratung der Vermieter durch Fremdenverkehrsvereine und -gemeinschaften<br />
Empfehlung:<br />
Die Fremdenverkehrsvereine und -gemeinschaften sollten die TIN flächendeckend<br />
einführen.<br />
Wir gehen mit gutem Beispiel voran:<br />
Die meisten Fremdenverkehrsvereine und -gemeinschaften haben die TIN bereits<br />
eingeführt.<br />
Die DeHoGa-Bezirksverbände in <strong>Nordfriesland</strong> setzen sich für die Schaffung einer einheitlichen<br />
Kategorisierung und Klassifizierung gewerblicher und privater Quartiere ein.<br />
Der Nordseebäderverband engagiert sich auf Landesebene über den Fremdenverkehrsverband<br />
Schleswig-Holstein e. V. für die Weiterentwicklung der TIN.<br />
Und was tun Sie ?<br />
<br />
<br />
<br />
9. Wettbewerb touristische Modellgemeinde<br />
Um ein Beispiel zu geben, wäre es sinnvoll, einen - oder zwei unterschiedlich struk-<br />
turierte - Orte optimal auszugestalten und durch weitestgehende Umsetzung des Fremdenverkehrsentwicklungskonzeptes<br />
zum „Vorzeigeort” zu entwickeln. In diesem Ort müßte Einigkeit<br />
zwischen allen an den Bereichen Fremdenverkehr und Umwelt beteiligten Institutionen<br />
und Organisationen über diese Strategie bestehen. Alle Gemeinden in <strong>Nordfriesland</strong><br />
sollten die Chance erhalten, sich für dieses Projekt zu bewerben.<br />
Die Umsetzung dieser Idee ist in hohem Maße von der Bereitstellung von Fördermitteln<br />
durch die Landesregierung abhängig. Nach Abstimmung mit der Landesregierung wird das<br />
Amt für Wirtschafts- und Verkehrsförderung des Kreises diesen Wettbewerb ausschreiben.<br />
Bewerbungsschluß wird ca. im Frühjahr 1998 sein.<br />
29
<strong>Tourismuskonzept</strong> <strong>Nordfriesland</strong><br />
Kapitel 4: Natur, Umwelt, Landschaft<br />
NATUR, UMWELT, LANDSCHAFT<br />
Präambel<br />
Wir in <strong>Nordfriesland</strong> haben ein grundlegendes Interesse am Schutz und an der Erhaltung<br />
der einzigartigen Natur- und Kulturlandschaft, in der wir leben. Gemeinsam mit der Nordsee<br />
stellt sie die Grundlage des Tourismus in <strong>Nordfriesland</strong> dar. Deshalb ist es für uns eine<br />
existenzielle Verpflichtung, stets die umwelt- und naturrelevanten Konsequenzen all unserer<br />
Entscheidungen zu bedenken, um die Nordsee und unsere Landschaft, die unser größtes<br />
Kapital sind, vor allen unnötigen Beeinträchtigungen zu bewahren.<br />
Dieses Interesse teilen die Urlaubsgäste, die zu uns kommen. In ihrem Urlaub legen sie<br />
besonderen Wert auf gute Luft, sauberes Wasser, eine intakte Natur und Landschaft und<br />
die Möglichkeit, diese auch zu erleben. Im Rahmen seiner Effizienzanalyse 1995 ermittelte<br />
der Nordseebäderverband ein Stärken-Schwächen-Profil der Region. Bei den Stärken stellten<br />
die befragten Urlaubsgäste eindeutig landschaftsbezogene Aspekte in den Vordergrund:<br />
Die Landschaft allgemein bewerteten 61,9 % als positiv, das Wetter und das Klima<br />
wurden von 53,5 % und wasserbezogene Argumente (Nordsee, Watt etc.) von<br />
32,7 % als Stärken aufgeführt.<br />
Aufgrund dieser Tatsachen nimmt die natur-, umwelt- und landschaftsverträgliche Weiterentwicklung<br />
des Fremdenverkehrs in <strong>Nordfriesland</strong> breiten Raum in unseren Leitzielen ein.<br />
Aus dieser Haltung heraus haben wir uns für die Strategie des „Nachhaltigen Touris-<br />
mus” entschieden.<br />
Das Bewußtsein für die Bedeutung des Natur- und Umweltschutzes für die Erhaltung der<br />
ökonomischen Grundlagen des Fremdenverkehrs ist jedoch noch nicht bei allen öffentlichen<br />
und privaten Organisationen in <strong>Nordfriesland</strong> in adäquatem Maße ausgeprägt. Zu<br />
gering ist dementsprechend auch noch bei vielen die Bereitschaft, Natur- und Umweltschutzmaßnahmen<br />
aktiv zu unterstützen bzw. in diesem Sinne notwendige Investitionen<br />
vorzunehmen, die nicht aus marktwirtschaftlichen Gründen sofort dringend erforderlich erscheinen.<br />
Wir wollen die umweltverträgliche fremdenverkehrliche Entwicklung der Region fördern.<br />
Dafür kann das auf Freiwilligkeit beruhende Konzept der Biosphärenschutzgebiete, das auf<br />
die Förderung nachhaltigen Wirtschaftens abzielt, geeignet sein. (Erläuterung des Konfliktpfeils:<br />
die CDU-Kreistagsfraktion weist darauf hin, daß die Einrichtung bzw. Erweiterung<br />
von Biosphärenschutzgebieten nur durch freiwillige Beschlüsse von Gemeinden geschehen<br />
kann und zuvor mit sämtlichen betroffenen Interessenvertretungen, insbesondere denen<br />
der Landwirte, gründlich diskutiert werden muß.) *<br />
Gemeinsam mit der Landesregierung und Organisationen, Verbänden und Institutionen aus<br />
den verschiedensten Bereichen (Wirtschaft, Landwirtschaft, Umwelt- und Naturschutz, Gewerkschaften,<br />
Fremdenverkehr, Sport etc.) Schleswig-Holsteins bekennen wir uns zu den<br />
Zielen der Kieler Umwelterklärung.<br />
* „Konfliktpfeile“ machen Interessengegensätze deutlich. Sie sind kein Zeichen für Resignation, sondern<br />
eine Verpflichtung, den begonnenen Diskussions- und Arbeitsprozeß fortzuführen, um Meinungsverschiedenheiten<br />
zwischen Vertreter/innen unterschiedlicher gesellschaftlicher Gruppierungen<br />
im Dialog einzelfallbezogen zu lösen.<br />
30
<strong>Tourismuskonzept</strong> <strong>Nordfriesland</strong><br />
Kapitel 4: Natur, Umwelt, Landschaft<br />
Kommunen: Umweltschutz als ständiges Prinzip<br />
Zahlreiche Instrumente des Umweltschutzes liegen in der Hand der Kommunen.<br />
Bei Nutzungsfestlegungen, Standortentscheidungen, Zonierungen und Erschließungen,<br />
Bauplanungen und -ausführungen müssen die Gesichtspunkte des sparsamen Umgangs<br />
mit Grund und Boden, der Vermeidung von Bodenversiegelungen, der sanften Einpassung<br />
in Natur und Landschaft, der Kontrollierbarkeit von Immissionen, der Schonung von Fauna<br />
und Flora sowie der Wahrung oder Wiederherstellung des Erscheinungsbildes der Landschaft<br />
und des Ortsbildes berücksichtigt werden. Den Grundsätzen des ökologischen Bauens<br />
muß soweit wie möglich in Planung, Architektur und Bauausführung Rechnung getragen<br />
werden. Bei der Planung von Neubaugebieten soll die Einsetzbarkeit von Nahwärmesystemen<br />
und regenerativen Energien geprüft werden. Die ökologisch und ökonomisch<br />
sinnvollste Variante ist die Nutzung eines Energiemix´. ( Kapitel „Orts-charakter”).<br />
Erreichte Erfolge sollen fremdenverkehrswirksam dargestellt werden.<br />
Fremdenverkehrs- und Wirtschaftsorganisationen, Umwelt - und Naturschutzvereine<br />
Das starke Abhängigkeitsverhältnis zwischen Natur und Tourismus muß zu einer verstärkten<br />
Zusammenarbeit zwischen den örtlichen Fremdenverkehrs- und Wirtschaftsorganisationen<br />
und den Umwelt- und Naturschutzvereinen führen. Zukünftig müssen gemeinsame<br />
Strategien zur touristischen Vermarktung der Regionen ausgearbeitet werden, die sowohl<br />
fremdenverkehrswirtschaftliche als auch naturschutzbezogene Interessen vereinen.<br />
Auch Schutzgebiete sollten, soweit es mit dem Schutzzweck vereinbar ist, für Touristen<br />
erlebbar gemacht werden. Hier bieten sich Führungen mit begrenztenTeilnehmerzahlen<br />
nach umweltpädagogischen Gesichtspunkten an.<br />
Die fremdenverkehrsrelevante Wirtschaft sollte auf Anbieter und Verbraucher mit dem Ziel<br />
einwirken, daß diese nur umweltfreundlich verpackte Produkte verkaufen bzw. verwenden.<br />
Supermärkte sollten ihre Wareneinkäufe bei regionalen landwirtschaftlichen Betrieben tätigen<br />
und diese Produkte bei der Vermarktung besonders herausstellen.<br />
Wir fordern den Bundesgesetzgeber auf, eine einheitliche Regelung zur Vermeidung von<br />
Einwegverpackungen zu treffen.<br />
Beispiele für mögliche Maßnahmen:<br />
Naturschutzvereine bieten qualifizierte Führungen (zu Fuß oder per Fahrrad) durch<br />
Naturschutzgebiete oder andere reizvolle Landstriche an; die Fremdenverkehrsvereine<br />
übernehmen die Öffentlichkeitsarbeit für diese Angebote.<br />
Naturschutzvereine bieten Beratungen in allen natur- und umweltrelevanten Fragen an.<br />
Empfehlungen:<br />
Alle Fremdenverkehrsvereine und -gemeinschaften, Umwelt- und Naturschutz- sowie<br />
Handels- und Gewerbevereine werden gebeten, auf örtlicher und regionaler Ebene<br />
enger zusammenzuarbeiten.<br />
Der Amrumer und Föhrer Dosenschwur sollte wiederholt, umgesetzt und fremdenverkehrlich<br />
vermarktet werden.<br />
31
<strong>Tourismuskonzept</strong> <strong>Nordfriesland</strong><br />
Kapitel 4: Natur, Umwelt, Landschaft<br />
Wir gehen mit gutem Beispiel voran:<br />
Die Geschäfte auf der Insel Pellworm verkaufen weder Getränkedosen noch geben sie<br />
Plastiktüten aus.<br />
Die Fremdenverkehrsgemeinschaft Eiderstedt e. V. hat im Rahmen ihrer Zukunftswerkstatt<br />
eine Arbeitsgruppe zum Thema „Eiderstedter Produkte und Tourismus”<br />
gebildet, in der Vertreter/innen der Bereiche Fremdenverkehr, Naturschutz und gewerbliche<br />
Wirtschaft zusammenarbeiten.<br />
Die Abfallwirtschaftsgesellschaft <strong>Nordfriesland</strong> mbH versorgt die örtlichen Fremdenverkehrsvereine<br />
im 1. Halbjahr 1997 mit Informationen über umweltfreundliche<br />
Verpackungen, auf deren Basis diese Gespräche mit den örtlichen Einzelhändlern aufnehmen<br />
können.<br />
Die Abfallwirtschaftsgesellschaft <strong>Nordfriesland</strong> mbH überprüft die Möglichkeit, das<br />
„Umweltforum Einzelhandel”, das von 1988-93 bestand, wieder aufleben zu lassen.<br />
Und was tun Sie ?<br />
<br />
<br />
<br />
Landwirtschaft<br />
Die von landwirtschaftlichen Betrieben geschaffene und gepflegte regionaltypische Kulturlandschaft<br />
gehört zu den wichtigsten touristischen Potentialen <strong>Nordfriesland</strong>s. Landwirtschaft<br />
und Tourismus profitieren in vielfältiger Weise voneinander, teilweise laufen ihre Interessen<br />
jedoch auch auseinander.<br />
Landwirtschaft und Naturschutz haben in einigen Bereichen bereits ähnliche Ziele, sollten<br />
aber zur Erhaltung und behutsamen Weiterentwicklung der Landschaft noch weiter zusammengeführt<br />
werden. Agrar- und Umweltprogramme sollen in ihren Zielen weiter harmonisiert<br />
und in der Umsetzung stärker zusammengeführt werden. Renaturierungen sind unter<br />
Berücksichtigung des örtlichen Agrarstrukturwandels und der jeweiligen betrieblichen<br />
Entwicklungsziele zu planen.<br />
Der Landwirtschaft kommt als direkt in der Natur agierendem Berufsstand generell, insbesondere<br />
aber in der Nähe eines Nationalparks, eine große Verantwortung im Umgang mit<br />
Natur und Landschaft zu. Ziel des Wirtschaftens muß es sein, eine möglichst natur- und<br />
umweltverträgliche Produktion zu erreichen.<br />
Die Erprobung und Durchführung neuer, marktorientierter, ökologisch ausgerichteter Verfahren,<br />
Techniken und Produkte sollte frei von übertriebenen gesetzlichen Auflagen gefördert<br />
werden.<br />
Die stärkere Verbreitung des ökologischen Landbaus kann unter mehreren Gesichtspunkten<br />
positive Auswirkungen auf den Tourismus haben.<br />
Die Landwirtschaft muß jederzeit bereit sein, ihre Produktionstechniken für Urlauber und<br />
andere Mitmenschen transparent zu gestalten. Nur so kann sie dem Vertrauen der Verbraucher<br />
gerecht werden.<br />
32
<strong>Tourismuskonzept</strong> <strong>Nordfriesland</strong><br />
Kapitel 4: Natur, Umwelt, Landschaft<br />
Gastronomie- und Beherbergungsbetriebe<br />
Gastronomie- und Beherbergungsbetriebe verfügen über einen unmittelbaren Zugang zum<br />
Gast und damit auch über sehr gute Möglichkeiten, durch Verteilung von durch die Kommunen<br />
und die Fremdenverkehrs-, Umwelt- und Naturschutzvereine erstellten Informationsmaterialien<br />
und durch eigenes Vorbildverhalten positiv auf ihre Gäste einzuwirken.<br />
Im Bereich der Gastronomie ist eine Entwicklung des Angebotes in Richtung „gehobene<br />
einheimische Küche” unter Verwendung einheimischer landwirtschaftlicher Produkte<br />
sinnvoll. ( Kapitel „Touristische Angebote” und „Werbung und Marketing”).<br />
Campingplätze und Mobiltoiletten<br />
Die überwiegende Anzahl der in Deutschland vorhandenen Wohnmobile ist nicht mit umweltfreundlichen<br />
Toilettensystemen ausgerüstet, so daß deren Inhalte in den heutigen<br />
Kläranlagen nicht entsorgt werden können. In <strong>Nordfriesland</strong> sollen alle rechtlichen und organisatorischen<br />
Möglichkeiten ausgeschöpft werden, diese Chemikalien als Sonderabfälle<br />
zu erfassen und zu entsorgen.<br />
In der Landesverordnung zur Änderung der Zelt- und Campingplatzverordnung vom<br />
12.08.96 legte die Landesregierung fest: „Sofern zur Geruchsminderung von Abwässern<br />
und Fäkalien, die in den in Wohnwagen, Wohnmobilen und Zelten vorhandenen Aborten<br />
und Spülen anfallen, Sanitärpräparate eingesetzt werden, müssen diese die Anforderungen<br />
des RAL-Umweltzeichens Nr. 84 erfüllen.”<br />
Bestehende Campingplätze sollen naturnah gestaltet und mit Naturschutzinformations-<br />
elementen versehen werden.<br />
Beispiele für mögliche Maßnahmen:<br />
Wohnmobilbesitzer, die mit umweltschädlichen Sanitärpräparaten nach <strong>Nordfriesland</strong><br />
kommen, sollten zum Umtausch ihrer Chemikalien verpflichtet werden.<br />
Die umweltschädlichen Präparate sind fachgerecht zu entsorgen.<br />
Empfehlungen:<br />
Die Zelt- und Campingplatzbetreiber im Kreisgebiet sollten gemeinsam mit dem<br />
Umweltamt des Kreises nach Lösungen suchen.<br />
Alle verkehrsrechtlichen Maßnahmen sollten ausgeschöpft werden, um zu verhindern,<br />
daß Wohnmobile über Nacht außerhalb von Zelt- und Campingplätzen abgestellt werden.<br />
Wir gehen mit gutem Beispiel voran:<br />
Umweltschädliche Sanitärpräparate sind in <strong>Nordfriesland</strong> per Satzung als Abfall<br />
deklariert und dürfen nur als Sonderabfall entsorgt werden. Dadurch wird eine<br />
Belastung der Kläranlagen vermieden.<br />
Der Nordseebäderverband befaßt sich seit längerem intensiv mit der Suche nach<br />
Lösungen für die Entsorgungsproblematik von Chemietoiletten.<br />
Das Umweltamt des Kreises wird sich 1997 an die Zelt- und Campingplatzbetreiber<br />
wenden, um gemeinsam Möglichkeiten zur Umsetzung der o. a. Landesverordnung zu<br />
erarbeiten.<br />
Die Fremdenverkehrsgemeinschaft Eiderstedt e. V. informiert Wohnmobilbesitzer über<br />
Umtauschmöglichkeiten für ihre umweltschädlichen Chemikalien.<br />
Und was tun Sie ?<br />
<br />
<br />
<br />
33
<strong>Tourismuskonzept</strong> <strong>Nordfriesland</strong><br />
Kapitel 4: Natur, Umwelt, Landschaft<br />
Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer<br />
Unser Nationalpark ist ein Teil der größten zusammenhängenden Wattenmeerlandschaft<br />
der Welt und eine Vorrangfläche für Naturschutz. Hier leben allein etwa 250 Tierarten,<br />
-rassen und Ökotypen, die an keiner anderen Stelle der Erde vorkommen. Diesen ökologischen<br />
Reichtum gilt es zu bewahren und sensibel in unsere touristischen Angebote einzugliedern.<br />
Das Erleben und Verstehen von Natur ist ausdrückliches Ziel des Nationalparks; deshalb<br />
müssen Naturinformation und Umweltbildung weiter verbessert werden. Entsprechende<br />
Möglichkeiten werden die Bedeutung des Nationalparks als touristischer Faktor, der die<br />
Urlaubszielentscheidung der Touristen mitbeeinflußt, noch weiter verstärken.<br />
Mit dem Nationalpark kann und soll für einen Urlaub in <strong>Nordfriesland</strong> geworben werden;<br />
dies bedeutet aber auch die Verpflichtung für uns Nordfriesen, glaubwürdig für die Ziele<br />
unseres Nationalparks einzutreten und seine Weiterentwicklung zu fördern. Dazu gehört<br />
die deutliche Vermittlung des Nationalparks und seiner Ziele gegenüber dem Gast und den<br />
Einheimischen.<br />
Das Vorhandensein unseres Nationalparks muß auch in der Landschaft nach außen stärker<br />
sichtbar gemacht werden.<br />
Biosphärenschutzgebiet<br />
Mit dem Biosphärenschutzgebietskonzept (die offizielle, aber mißverständliche Übersetzung<br />
des englischen Ausdrucks „biosphere reserve” ist „Biosphärenreservat”) existiert ein<br />
Programm zur Förderung nachhaltigen Wirtschaftens. Hiermit könnte ein Markenzeichen<br />
genutzt werden, das auf die besondere Qualität der Landschaft, von Produkten und Dienstleistungen<br />
hinweist.<br />
Das Konzept des Biosphärenschutzgebiets sieht einen Gürtel nachhaltiger Wirtschaftsentwicklung<br />
um den Nationalpark herum vor.<br />
Empfehlung:<br />
Die Gemeinden, Fremdenverkehrsvereine und Handels- und Gewerbevereine im Kreisgebiet<br />
sollten sich über die Inhalte des Biosphärenschutzgebiete-Programms - das kein<br />
einseitiges Umweltschutzprogramm darstellt - informieren. Literatur zum Thema ist<br />
u. a. beim Nationalparkamt in Tönning erhältlich.<br />
Wir gehen mit gutem Beispiel voran:<br />
Die Koordinierungsstelle in der Kreisverwaltung organisiert gemeinsam mit dem<br />
Nationalparkamt im Jahr 1997 einen öffentlichen Vortrag über das Konzept der<br />
Biosphärenschutzgebiete.<br />
Die Region Südtondern wird sich im 1. Halbjahr 1997 mit dem Biosphärenschutzgebietskonzept<br />
auseinandersetzen.<br />
Und was tun Sie ?<br />
<br />
<br />
<br />
34
<strong>Tourismuskonzept</strong> <strong>Nordfriesland</strong><br />
Kapitel 4: Natur, Umwelt, Landschaft<br />
Nordseeschutz<br />
Die wirtschaftliche Zukunft der vom Fremdenverkehr geprägten Westküste Schleswig-<br />
Holsteins hängt wesentlich von der Sauberkeit der Nordsee ab. Um die gute Badewasserqualität<br />
der Nordsee als wirtschaftliche Grundlage der Region dauerhaft zu sichern, müssen<br />
wir uns schon heute auch für eine Verbesserung der ökologischen Situation einsetzen.<br />
Deshalb müssen alle politisch Verantwortlichen sich dafür engagieren,<br />
• daß alle Produkte zum Leben sauber hergestellt und entsorgt werden und dabei keine<br />
giftigen und schwer abbaubaren Stoffe in die Nordsee oder andere Bereiche der Umwelt<br />
gelangen,<br />
• daß intelligente Lösungen angewendet werden, damit Pestizide die Nordsee nicht weiter<br />
belasten,<br />
• daß die europäische Landwirtschaft weniger Dünger einsetzt, aber hochwertiger produziert<br />
und so die Nordsee nicht belastet,<br />
• daß die europäische Verkehrspolitik die öffentlichen Verkehrsmittel fördert und den Individualverkehr<br />
auf ein vernünftiges Maß zurückschraubt, damit weniger Schadstoffe über<br />
die Luft in die Nordsee gelangen,<br />
• daß die europäische Energiepolitik in Verkehr, Landwirtschaft und Energieversorgung<br />
ökologisch verträglicher wird, um die Nordsee nicht unnötig zu belasten,<br />
• daß die Nordsee zum gesetzlichen Sonderschutzgebiet erklärt wird, damit die Verschmutzungen<br />
durch Öl und Chemikalien auf See und an unseren Stränden der Vergangenheit<br />
angehören,<br />
• daß die europäische Schiffahrtspolitik den Seetransport in seiner Gesamtheit sicherer<br />
macht und durch Vorsorge die Nordsee vor Unfällen mit gefährlichen Gütern schützt,<br />
• daß statt der zum Teil praktizierten schädlichen Groß- und Industriefischerei eine ökologisch<br />
verträgliche Nutzung der Nordsee stattfindet,<br />
• daß eine langfristige wirtschaftlich unabhängige Überwachung aller Belastungsfaktoren,<br />
die auf die Nordsee einwirken, eingeführt wird, um rechtzeitig Vorsorgemaßnahmen einleiten<br />
zu können und<br />
• daß diese Auflagen effektiv kontrolliert werden.<br />
Beispiele für mögliche Maßnahmen:<br />
Schutz der Nordsee vor Nähr- und Schadstoffeinträgen aus Flüssen und Atmosphäre;<br />
dies bedeutet z. B.: weitere ökologisch förderliche Umstellungen im Bereich<br />
Landwirtschaft, Verkehr, Energieerzeugung, Abwasserbehandlung und Baggergut- und<br />
Klärschlammentsorgung sowie weitere ökologisch förderliche Umstellungen in der Produktherstellung,<br />
-vermarktung und -entsorgung (geschlossene Produktkreisläufe)<br />
Verbesserungen im Bereich der Schiffssicherheit und -entsorgung sowie beim Betrieb<br />
und der Entsorgung von Ölplattformen; das bedeutet z. B.: kostenlose Schiffs- Ölentsorgung<br />
in den Häfen, Markierung von Containern mit Funksendern, Umstellung auf umweltfreundliche<br />
Bohrtechnik, Stopp von legalen Öleinleitungen durch Umsetzung des INK-<br />
Beschlusses, die Nordsee zum Schutzgebiet nach MARPOL zu erklären<br />
Schutz der Tierwelt in der Nordsee durch Umsetzung einer ökologisch verträglichen Fischereipolitik;<br />
das bedeutet z. B.: Ausweisung von fischereifreien Zonen in der Nordsee,<br />
drastische Einschränkung der Gammelfischerei, Einführung von naturfreundlichen<br />
Netztechniken<br />
Wir gehen mit gutem Beispiel voran:<br />
Der Nordseebäderverband wird auch zukünftig gemeinsam mit Naturschutzorganisa- tionen,<br />
den Gewerkschaften, den Kreisen und dem Nationalparkamt Nordseeschutz-<br />
aktionen initiieren und weiterhin aktiv im Aktionsbündnis Nordseeschutz mitarbeiten.<br />
35
<strong>Tourismuskonzept</strong> <strong>Nordfriesland</strong><br />
Kapitel 4: Natur, Umwelt, Landschaft<br />
Der Nordseebäderverband druckt sämtliche Werbematerialien auf Recyclingpapier.<br />
Viele der Maßnahmen zum Nordseeschutz erreichen ihre vollständige Wirkung erst<br />
nach einer Umsetzung durch alle Nordseeanrainerstaaten. Daher wird der Kreis<br />
<strong>Nordfriesland</strong> auch in Zukunft diesbezüglich politischen Druck auf internationaler Ebene<br />
ausüben. Gleichwohl können zahlreiche Einzelschritte schon auf Kreis- und Landesebene<br />
verbessert werden. Hier will der Kreis mit gutem Beispiel vorangehen.<br />
Und was tun Sie ?<br />
<br />
<br />
<br />
Abfallentsorgung<br />
Die Abfallentsorgungsproblematik spielt im Umweltbereich eine große Rolle. Im Alltag muß<br />
immer wieder festgestellt werden, daß Touristen ihren Müll in <strong>Nordfriesland</strong> in die falschen<br />
Abfallbehälter füllen, weil sie aus ihrem Wohnort an andere Zuordnungen von Abfallarten<br />
und Tonnenfarben gewöhnt sind. Wir fordern die Landesregierung auf, die Zuordnung von<br />
Abfallfraktionen und Müll-/Wertstofftonnenfarben landesweit einheitlich zu regeln und auf<br />
längere Sicht dahingehend auf den Bundesgesetzgeber einzuwirken, daß eine bundesweit<br />
einheitliche Regelung getroffen wird.<br />
Die Fremdenverkehrsorganisationen sollten es zu ihrer Aufgabe machen, die Urlaubsgäste<br />
über die in <strong>Nordfriesland</strong> angewandte Methode der Abfalltrennung zu informieren, damit<br />
diese ihren Müll hier so entsorgen, daß er der Wiederverwertung zugeführt werden kann.<br />
Auf Sylt z. B. gibt es öffentliche Abfallbehälter mit drei getrennten Kammern für verschiedene<br />
Abfallarten.<br />
Ansätze für Maßnahmen<br />
Landschaftspläne<br />
Durch das Landesnaturschutzgesetz fordert die Landesregierung die Kommunen zur Aufstellung<br />
von Landschaftsplänen auf. Landschaftspläne sollten nicht als Mittel zur Verhinderung<br />
von Maßnahmen, sondern u. a. als Instrument für eine nachhaltige, umweltgerechte<br />
Gemeindeentwicklung angesehen werden, die auch die Entwicklung und Lenkung des<br />
Fremdenverkehrs in den Gemeinden umfaßt.<br />
Landschaftspläne dienen zur Erfassung, Bewertung, Verbesserung und Erweiterung der<br />
naturnahen Landschaftselemente und zur Vorbereitung einer geordneten baulichen Entwicklung.<br />
Sie sind die Vorstufe für die Beseitigung/Milderung von Störungen (z. B. Müllhalden,<br />
kanalisierte Bachläufe) und die Schaffung/Verbesserung z. B. von Reit- und Wanderwegenetzen<br />
oder Naturerlebnisräumen. Ihre Erstellung wird von der Landesregierung finanziell<br />
gefördert.<br />
Naturerlebnisangebote und Besucherlenkung<br />
Sowohl Einheimische als auch Touristen sind nicht damit zufrieden, „die Natur” von ferne<br />
zu sehen, sondern sie wollen sie aus der Nähe erleben, sie sozusagen anfassen können.<br />
Hier entstehen jedoch schnell Konflikte mit dem Schutz der Tier- und Pflanzenwelt.<br />
36
<strong>Tourismuskonzept</strong> <strong>Nordfriesland</strong><br />
Kapitel 4: Natur, Umwelt, Landschaft<br />
Diese Tatsache begründet das Erfordernis einer Besucherlenkung, um die Belastungen für<br />
einzelne Regionen zeitlich und räumlich zu entzerren. Nur mit Betretungs- oder Handlungsverboten<br />
kann dieses Ziel aber nicht erreicht werden. Originellere, zeitgemäßere Lösungen<br />
müssen verwirklicht werden.<br />
Durch die Schaffung von Naturerlebnismöglichkeiten soll es den Besuchern ermöglicht<br />
werden, Natur, Naturzusammenhänge und den unmittelbaren Einfluß des Menschen auf<br />
die Natur unmittelbar zu erfahren. Andere Bereiche können dafür von menschlichen Nutzungen<br />
weitgehend freigehalten werden. Um eine Akzeptanz dieser Räume zu erreichen,<br />
sie aber auch nicht langfristig zu zerstören, müssen sie attraktiv „bewirtschaftet” werden,<br />
den Besuchern muß etwas geboten werden. Naturerlebnisräume können auch Abenteuerplätze<br />
in der Kulturlandschaft sein, auf denen Picknick und Lagerfeuer möglich sind. Informationen,<br />
Aufklärung, Führungen und Möglichkeiten, selbst aktiv zu werden, sind Voraussetzungen<br />
für ihren Erfolg.<br />
Solche Flächen oder Landstriche bieten Chancen für die Schaffung attraktiver touristischer<br />
Anziehungspunkte und die gleichzeitige Schonung ökologisch wertvollerer Flächen. Die<br />
Besucherlenkung durch Information und Nicht-Information spielt hier eine besondere Rolle.<br />
Empfehlungen:<br />
Kommunen und Kreis sollten planvoll Naturerlebnisräume für die landschaftsgebundene<br />
Erholung in den „Pufferzonen” zwischen Schutz- und intensiv genutzten Gebieten<br />
schaffen.<br />
Eine gemeindegrenzenübergreifende Zusammenarbeit ist hier unerläßlich.<br />
Diese Gebiete sollten im gesamten Kreisgebiet einheitlich gekennzeichnet sein.<br />
Wir gehen mit gutem Beispiel voran:<br />
Die Gemeinde Schwabstedt wird im Jahr 1997 gemeinsam mit dem Umweltamt des<br />
Kreises die Möglichkeiten prüfen und ggf. umsetzen, im Bereich des „Wilden Moores”<br />
einen Naturerlebnisraum einzurichten.<br />
Das Umweltamt des Kreises unterstützt alle interessierten Gemeinden bei derartigen<br />
Vorhaben und beachtet dabei den Gedanken des „Planens im Verbund”.<br />
Und was tun Sie ?<br />
<br />
<br />
<br />
Das Bild der nordfriesischen Landschaft<br />
Nicht nur einzelne Elemente, sondern erst das Gesamterscheinungsbild unserer charakteristischen<br />
Heimatlandschaft macht sie für Touristen (und Einheimische) interessant und<br />
attraktiv. Das Gesamtbild wird sowohl von visuellen als auch von akustischen und geruchlichen<br />
Wahrnehmungen gleichzeitig beeinflußt (offener Horizont, Bauten, Wind- und Meeresrauschen,<br />
Salzluft etc.).<br />
Außerhalb der Ortschaften wird das Bild unserer Landschaft außer von den natürlichen<br />
Rahmenbedingungen maßgeblich von der Landwirtschaft gestaltet.<br />
Hier besteht, auch im Sinne einer Revitalisierung der ländlichen Räume, ein ständiger<br />
Handlungsbedarf zur touristischen Attraktivitätssteigerung, von der auch die Einheimischen<br />
unmittelbar profitieren werden. Viele kleine Maßnahmen fügen sich dabei zu einem großen<br />
Ganzen zusammen.<br />
37
<strong>Tourismuskonzept</strong> <strong>Nordfriesland</strong><br />
Kapitel 4: Natur, Umwelt, Landschaft<br />
Ein Störfaktor für unsere natürliche Landschaftsästhetik sind die Strommasten und Windkraftanlagen,<br />
die die natürliche Linienführung der Landschaft durch künstliche Strukturen<br />
optisch unterbrechen. Bei den Windkraftanlagen wirkt sich die ständige Rotationsbewegung<br />
der Windräder besonders störend aus. (Erläuterung des Konfliktpfeils: die Kreistagsfraktion<br />
des Südschleswigschen Wählerverbandes trägt diese Feststellungen nicht mit; sie spricht<br />
sich für die Nutzung der Windkraft - nach geregelten Rahmenbedingungen - aus.) Wir begrüßen<br />
das Vorhaben der Schleswag, die Überlandleitungen zukünftig unter die Erde zu<br />
verlegen.<br />
Weitere Ansatzpunkte zum Schutz unseres Landschaftsbildes sind z. B.<br />
• die Nutzung von Agrarflächen, die nicht mehr bewirtschaftet werden, um dort Wildkräuter<br />
wachsen zu lassen,<br />
• die naturnahe Anlage von Wanderwegen ohne großen Aufwand, indem neben geeigneten<br />
Knicks ein zwei Meter breiter Streifen Landes freigemäht und zum Betreten freigegeben<br />
wird,<br />
• die Renaturierung von Bächen u. a. Wasserläufen sowie von Uferrandstreifen,<br />
• die Wiederherstellung zerstörter Knicks.<br />
Die Zersiedelung von Natur und Landschaft ist in den touristischen Schwerpunktgebieten<br />
des Kreises ein besonderes Problem, dessen Zunahme verhindert werden muß. Daher<br />
sollten bestehende Siedlungsgrenzen nicht erweitert werden. (Erläuterung des Konfliktpfeils:<br />
die Kreistagsfraktion des Südschleswigschen Wählerverbandes stellt klar, daß Ausnahmen<br />
möglich sein müssen.) Bei allen Bauvorhaben sollen sich die einzelnen Gemeinden<br />
an ein gemeinsames, an den Leitzielen orientiertes Planungskonzept halten.<br />
Tagestourismus<br />
In einigen Bereichen hat der Tagestourismus von Besuchern, die, meist mit Bustouren, nur<br />
für einen Tag nach <strong>Nordfriesland</strong> kommen, neben seinen positiven ökonomischen auch<br />
einige negative Auswirkungen, insbesondere im Umweltbereich. Hier sollten sich die Menschen<br />
vor Ort mit speziellen Maßnahmen zur Besucherlenkung auseinandersetzen; im Extremfall<br />
sollten auch Kapazitätsgrenzen ermittelt und mit Hilfe intelligenter örtlicher bzw.<br />
regionaler Maßnahmen eingehalten werden. Wenn diese Vorgehensweise den Besuchern<br />
einleuchtend erläutert wird, werden sie sie tolerieren und ohne zu klagen akzeptieren. Die<br />
Umsetzung der Halliggutachten könnte bereits einige Probleme lösen.<br />
Land Schleswig-Holstein<br />
Wir fordern die Landesregierung auf, die Fremdenverkehrsanbieter Schleswig-Holsteins bei<br />
der Tourismusentwicklung zu unterstützen, indem übergeordnete Planungen wie der Landesraumordnungsplan,<br />
das Landschaftsprogramm, der Landschaftsrahmenplan und die<br />
Regionalpläne schnell und in einer inhaltlich logischen Reihenfolge erstellt bzw. fortgeschrieben<br />
werden.<br />
Die Erstellung von Landschaftsplänen durch die Gemeinden sollte weiterhin gefördert werden.<br />
Die derzeitigen Bemühungen der Landesregierung um ein Umweltgütesiegel mit nachprüf-<br />
baren, einheitlichen und qualitativ hochwertigen Kriterien sollten fortgesetzt werden.<br />
Die Landesregierung steht in der Pflicht, den Bestand des neuen Nationalpark-Services<br />
dauerhaft zu sichern.<br />
38
<strong>Tourismuskonzept</strong> <strong>Nordfriesland</strong><br />
Kapitel 5: Infrastruktur<br />
INFRASTRUKTUR<br />
Grundsätzliches<br />
Bei der Planung von Errichtungen oder Erweiterungen öffentlicher Infrastrukturinvestitionen<br />
müssen - insbesondere unter dem Gesichtspunkt der Ressourcenschonung - folgende Aspekte<br />
berücksichtigt werden:<br />
• Notwendigkeit und Ausrichtung des Projektes müssen sich aus einem dem Nachhaltigen<br />
Tourismus verpflichteten regionalen touristischen Entwicklungskonzept ergeben.<br />
• Die Planung muß mit dem gesamten landschaftsbezogenen Einzugsbereich der neuen<br />
Einrichtung abgestimmt sein.<br />
• Schlüssige Nutzungskonzepte und qualifiziertes Personal sind unabdingbar.<br />
• Die Wirtschaftlichkeit und die Finanzierung der Folgekosten müssen streng geprüft werden;<br />
innerhalb des Einzugsbereiches sollen regionale Kooperationen hinsichtlich der Finanzierung<br />
und der Betriebskosten angestrebt werden.<br />
• Baumaßnahmen müssen landschaftsangepaßt gestaltet und umweltschonend verwirklicht<br />
werden.<br />
• Infrastruktureinrichtungen sollen auch der örtlichen Bevölkerung zugute kommen.<br />
• Die Einrichtungen müssen in regionale Marketingkonzepte eingebunden werden.<br />
Empfehlungen:<br />
Alle Vorhabenträger und Genehmigungsbehörden werden gebeten, auf die Einhaltung<br />
dieser Vorgaben zu achten. Der Kreis <strong>Nordfriesland</strong> und die IHK zu Flensburg<br />
stehen für Beratungsleistungen gern zur Verfügung.<br />
Gute Beispiele:<br />
Haus Peters, Tetenbüll - Sanierung und Erhaltung eines alten Dorfladens, Förderung<br />
des Ortsbildes, Vorhaltung eines besonderen Warenangebotes in Verbindung mit<br />
wechselnden Ausstellungen<br />
Strandkorb- bzw. Mehrzweckhalle Nebel - Nutzung einer vorhandenen großen<br />
Strandkorblagerhalle für fremdenverkehrliche Großveranstaltungen einschl. Jugendveranstaltungen;<br />
durch Doppelnutzung Resssourcenschonung, auch hinsichtlich des<br />
Stellplatzbedarfs<br />
Und was tun Sie ?<br />
<br />
<br />
<br />
Großvorhaben<br />
Insbesondere bei der Planung von Großvorhaben (z. B. Ferienhausgebiete, Hotels, Center-<br />
Parks) ist ein sehr sensibles Vorgehen erforderlich:<br />
• Die Vorhaben müssen unter besonderer Beachtung der naturräumlichen Gegebenheiten<br />
verträglich in das Orts- und Landschaftsbild eingebunden werden. Empfindliche Landschaftsteile,<br />
die zum wichtigsten touristischen Potential des Kreises <strong>Nordfriesland</strong> gehören,<br />
dürfen nicht in Anspruch genommen werden.<br />
39
<strong>Tourismuskonzept</strong> <strong>Nordfriesland</strong><br />
Kapitel 5: Infrastruktur<br />
• Aufgrund der übergemeindlichen, teilweise auch überregionalen Bedeutung von Großvorhaben<br />
ist eine enge Abstimmung mit den betroffenen Gemeinden/Regionen unabdingbar,<br />
um breite Akzeptanz zu erreichen.<br />
• Großvorhaben müssen sich eigenständig begründen lassen und dürfen nicht nur aufgrund<br />
von großzügigen Zugeständnissen in anderen Bereichen (z. B. Errichtung von öffentlichen<br />
Einrichtungen) genehmigt werden.<br />
• Eine angemessene örtliche und überörtliche Verkehrsanbindung muß gewährleistet<br />
sein; dies ist bei Einrichtungen mit hohem Tagesbesucheraufkommen besonders wichtig.<br />
• Um die Nutzungsart auf Dauer zu sichern, muß die spätere Aufteilung bereits im Planungsstadium<br />
ausgeschlossen werden (nur ein Träger).<br />
• Das Vorhaben muß der Saisonverlängerung dienen und möglichst ganzjährig betrieben<br />
werden.<br />
• Bereits vorhandene, gewachsene und funktionierende Strukturen dürfen nicht gefährdet<br />
werden.<br />
• Großvorhaben müssen deutlich positive und nachweisbare Auswirkungen auf den hiesigen<br />
Arbeitsmarkt haben.<br />
• Synergieeffekte in bezug auf vorhandene Einrichtungen sollen angestrebt werden.<br />
Empfehlungen:<br />
Alle Vorhabenträger und Genehmigungsbehörden werden gebeten, auf die Einhaltung<br />
dieser Vorgaben zu achten. Der Kreis <strong>Nordfriesland</strong> und die IHK zu Flensburg<br />
stehen für Beratungsleistungen gern zur Verfügung.<br />
Gute Beispiele:<br />
Mutter- und Kindkurheim, Pellworm - Förderung des Gesundheitstourismus, Verbesserung<br />
der Wirtschaftlichkeit gemeindlicher Einrichtungen, insbesondere des<br />
Schwimmbades<br />
Hotel Altes Gymnasium, Husum - Schaffung eines gehobenen Hotelangebotes in<br />
Verbindung mit dem Husumer Messekonzept; Erhaltung und Pflege stadtbildprägender<br />
Bausubstanz und Förderung des Stadttourismus<br />
Und was tun Sie ?<br />
<br />
<br />
<br />
Schwimmbäder<br />
Beim Neubau, aber auch bei der Sanierung/Erweiterung vorhandener Schwimmbäder muß<br />
die fremdenverkehrliche Bedeutung der Bäder geprüft werden; aufgrund der vorhandenen<br />
Mobilität der Urlaubsgäste sind Kooperationen zwischen verschiedenen Gemeinden, ggf.<br />
unterstützt durch verbesserte ÖPNV-Anbindungen, hier besonders sinnvoll: ein attraktives<br />
Bad nützt einer Region mehr als mehrere Bäder, die nur die Mindestausstattung aufweisen.<br />
Indoor-Angebote<br />
In <strong>Nordfriesland</strong> müssen verstärkt wetterunabhängige Indoor-Angebote geschaffen werden.<br />
Einige Anregungen wurden bereits an anderen Stellen gegeben, z. B.:<br />
• größere Ferienwohnungen mit Platz zum Spielen für Kinder<br />
• Erlebnisgastronomie<br />
• Gästeabende der Vermieter<br />
40
<strong>Tourismuskonzept</strong> <strong>Nordfriesland</strong><br />
Kapitel 5: Infrastruktur<br />
• Museen für Familien interessanter gestalten<br />
• stärkere Einbindung der Sportvereine und professionellen Sportstättenbetreiber, z. B.<br />
Tenniskurse für Anfänger und Fortgeschrittene<br />
• Urlaub mit Sprachenerlernen verbinden<br />
• Schaffung privatwirtschaftlich betriebener Sport- und Freizeitstätten.<br />
Genehmigungspraxis des Kreises<br />
Projekte, die vom Kreis <strong>Nordfriesland</strong> finanziell oder anders gefördert werden, müssen<br />
• sich in das <strong>Tourismuskonzept</strong> des Kreises einfügen<br />
• mit modernen Methoden vermarktet werden (Werbung, Mitgliedschaft in regionalen oder<br />
überregionalen Fremdenverkehrs- und Werbegemeinschaften, Anschluß an regionale<br />
bzw. überregionale Informations- und Reservierungssysteme).<br />
Betrieb von Infrastruktureinrichtungen durch Private<br />
Gemeinden übertragen den Betrieb defizitärer öffentlicher Infrastruktureinrichtungen des<br />
öfteren an private Unternehmen, die zum Ausgleich die Genehmigung zur Realisierung<br />
eigener Investitionsmaßnahmen erhalten. Ein Allheilmittel ist die Übertragung der Verantwortung<br />
jedoch nicht; erfahrungsgemäß kann die Schließung einer Einrichtung auf diese<br />
Art meistens nur um einige Zeit verzögert werden. Wenn Gemeinden sich trotzdem für diesen<br />
Weg entscheiden, muß der langfristige Weiterbetrieb der übergebenen Einrichtungen<br />
vertraglich bestmöglich abgesichert werden.<br />
Festlandsbadestellen an der Nordsee<br />
Die Festlandsbadestellen sind von außerordentlich hoher fremdenverkehrlicher Bedeutung,<br />
drohen jedoch teilweise durch Küstenschutzmaßnahmen zu verschlicken. Dies macht eine<br />
Initiative erforderlich, um die Badestellen auf Dauer festzuschreiben, Qualitätsstandards zu<br />
beschreiben und bestehende Konflikte mit Küsten- und Naturschutz auf Dauer zu lösen.<br />
Beispiele für mögliche Maßnahmen:<br />
Ausbaggerung verschlickter Badestellen<br />
Berücksichtigung touristischer Nutzung bei Küstenschutzmaßnahmen<br />
Anlage von Badetreppen<br />
Damit in der Sommersaison kein Schafkot an ihrer Badestelle liegt, hält die Gemeinde<br />
Simonsberg Schafe im Sommer von dem betreffenden Deichabschnitt fern und verpachtet<br />
ihn an einen Landwirt zur Heugewinnung.<br />
Empfehlungen:<br />
Die Gemeinden sollten - ggf. gemeinsam mit dem ALW - den Zustand ihrer Badestellen<br />
feststellen.<br />
Die betroffenen Gemeinden sind aufgerufen, gemeinsam mit dem ALW, dem Na- tionalparkamt,<br />
den Fremdenverkehrsvereinen und der Unteren Naturschutzbehörde bis<br />
Ende 1997 Maßnahmen zur Erhaltung und Verbesserung ihrer Badestellen zu erarbeiten<br />
und danach umzusetzen.<br />
Da alle Badestellen auch von Einheimischen und Touristen genutzt werden, die nicht in<br />
der betreffenden Gemeinde wohnen bzw. Urlaub machen, ist hier eine interkommunale<br />
Zusammenarbeit unerläßlich.<br />
41
<strong>Tourismuskonzept</strong> <strong>Nordfriesland</strong><br />
Kapitel 5: Infrastruktur<br />
Wir gehen mit gutem Beispiel voran:<br />
Im Bedarfsfall unterstützt der Kreis <strong>Nordfriesland</strong> Gemeinden bei der Umsetzung von<br />
Maßnahmen.<br />
Und was tun Sie ?<br />
<br />
<br />
<br />
Sportboothäfen<br />
Attraktive, zum Spazierengehen einladende Sportboothäfen sind ein Teil der fremdenverkehrlichen<br />
Infrastruktur. Sie unterstreichen das maritime Flair eines Urlaubs in <strong>Nordfriesland</strong>.<br />
Beispiele für mögliche Maßnahmen:<br />
Zeitweise Öffnung der Sportboothäfen zur Besichtigung<br />
Hinweisschilder an Straßen<br />
Aufnahme von Sportboothäfen in Fremdenverkehrsprospekte u. a. Informationen<br />
Wir gehen mit gutem Beispiel voran:<br />
Das Umweltamt des Kreises wird im 1. Halbjahr 1997 gemeinsam mit den Sportboothafenbetreibern,<br />
dem ALW und den örtlichen Fremdenverkehrsvereinen einen Arbeitskreis<br />
mit dem Ziel gründen, die Attraktivität, den Bekanntheitsgrad und die Umweltverträglichkeit<br />
der bestehenden Anlagen zu erhöhen.<br />
Und was tun Sie ?<br />
<br />
<br />
<br />
42
<strong>Tourismuskonzept</strong> <strong>Nordfriesland</strong><br />
Kapitel 6: Ortscharakter<br />
ORTSCHARAKTER<br />
Erhaltung des Ortscharakters<br />
Funktion und Erscheinungsbild unserer Dörfer haben sich in den letzten Jahrzehnten, insbesondere<br />
bedingt durch den Strukturwandel der Landwirtschaft und anderer Wirtschaftszweige,<br />
sehr stark verändert. Es kann nicht unser Bestreben sein, sie unter touristischen<br />
Gesichtspunkten in Museumsdörfer umzugestalten. Auch unter Berücksichtigung der neuen<br />
Gegebenheiten ist es aber - sowohl im Interesse der Einheimischen als auch der Urlaubsgäste<br />
- wünschenswert und möglich, den regionaltypischen Ortscharakter ländlicher<br />
nordfriesischer Gemeinden zu bewahren bzw. wiederherzustellen. Die Dorferneuerung hat<br />
sich in diesem Gebiet sehr große Verdienste erworben. Die Bemühungen, sie als Dorfentwicklung<br />
mit ganzheitlichem Ansatz weiterzuentwickeln, müssen mit dem Ziel einer Revitalisierung<br />
der ländlichen Räume unbedingt fortgesetzt werden.<br />
Zweitwohnungen<br />
Die Zweitwohnungsproblematik wird auch zukünftig nicht vollständig in den Griff zu bekommen<br />
sein. Jedoch können die Gemeinden ihr teilweise vorbeugen, indem sie die vorhandenen<br />
gesetzlichen Möglichkeiten des Planungsrechts, insbesondere § 22 BBauG,<br />
ausschöpfen.<br />
Neubaugebiete<br />
In der Bevölkerung ist die Bedeutung der ortsbildprägenden Altsubstanz heute im allgemeinen<br />
anerkannt. Wesentlich mehr als in den letzten Jahren muß allerdings auch der Gestaltung<br />
von Neubaugebieten ein besonderes Augenmerk gewidmet werden. Der Vergabe von<br />
Aufträgen für Bebauungspläne sollten Wettbewerbe für qualifizierte Planungsbüros (Städteplaner,<br />
Architekten, Landschaftsplaner) vorgeschaltet werden, über die eine von der jeweiligen<br />
Gemeinde einberufene Jury entscheidet.<br />
Erfahrungsgemäß reicht die Festsetzung von Mindeststandards in B-Plänen allein jedoch<br />
nicht aus, um die Erstellung ästhetischer Gebäude, die sich zu einem attraktiven Gesamtbild<br />
summieren, zu gewährleisten. Aus diesem Grunde sollen die Gemeinden die Bauwilligen<br />
zur Inanspruchnahme einer fachlichen Beratung über die Hausgestaltung verpflichten,<br />
von der nicht nur die Bauherren selbst, sondern auch die Baukultur und damit das Ortsbild<br />
erheblich profitieren würden. Verschiedene Beratungsmodelle sind bereits mit Erfolg erprobt<br />
worden.<br />
Auf diese Weise sollten die Gemeinden auch eine Beratung über die optimale Energieversorgung<br />
der Neubauten anbieten.<br />
Der Gesamteindruck eines Neubaugebietes wird nicht nur von den Gebäuden und der Gebietsgestaltung,<br />
sondern auch von der Bepflanzung in erheblichem Maße beeinflußt. Sehr<br />
gute Erfahrungen sind mit einem von der Gemeinde vorgegebenen und auch ausgeführten<br />
Grünordnungsplan gemacht worden.<br />
43
<strong>Tourismuskonzept</strong> <strong>Nordfriesland</strong><br />
Kapitel 6: Ortscharakter<br />
Der Wettbewerb, die Beratungen und die Umsetzung des Grünordnungsplans können über<br />
die Grundstückspreise finanziert werden, die sich dadurch nur unwesentlich verteuern würden.<br />
Die finanzielle Hemmschwelle der Bauherren für Beratungsleistungen und Grundstücksbepflanzung<br />
würde so beseitigt.<br />
Das Bau- und Planungsamt des Kreises berät die Gemeinden bei der Umsetzung dieser<br />
Neuerungen und unterstützt sie.<br />
Lückenbebauung<br />
Im Interesse eines sparsamen Umganges mit Grund und Boden und der Vermeidung der<br />
Erweiterung von Siedlungsgrenzen ist die Verdichtung der vorhandenen Baugebiete bzw.<br />
bebauten Ortslagen grundsätzlich der Ausweisung von Neubaugebieten vorzuziehen. Dies<br />
darf selbstverständlich nicht zur Beseitigung ortsbildprägender Grünflächen wie z. B. beweideter<br />
Koppeln in den Dörfern führen. Bei erforderlichen Neubaugebieten ist auf eine<br />
verdichtete Bauweise zu achten.<br />
Dorfmittelpunkt<br />
Zur touristischen Attraktivität von Gemeinden trägt ein ansprechender Dorfmittelpunkt mit<br />
angemessener Infrastruktur (Gastronomie, Sitzgelegenheiten etc.) in erheblichem Maße<br />
bei. Ein solcher Mittelpunkt läßt sich jedoch nicht künstlich erzwingen, sondern muß sozusagen<br />
natürlich wachsen. Eine einzige Investition an der richtigen Stelle kann eine Keimzelle<br />
bilden, um die sich in einigen Jahren weitere Einrichtungen herumgruppieren. Auch hierfür<br />
gibt es in <strong>Nordfriesland</strong> bereits einige positive Beispiele.<br />
„Urbanität”<br />
Die Sehnsucht nach dem Erleben heiler Natur ist bei allen Urlaubsgästen in <strong>Nordfriesland</strong><br />
vorhanden. Abends aber wird als Kontrast ein gewisses Maß an Urbanität als angenehme<br />
Bereicherung der Urlaubseindrücke empfunden. Deshalb sollten unsere Kleinstädte und<br />
andere Fremdenverkehrsorte auch weiterhin besonderen Wert auf die Gestaltung ihrer Innenstadtbereiche<br />
legen, die zum Flanieren einladen müssen. Hier sind in der Vergangenheit<br />
bereits - mit Hilfe des inzwischen eingestellten Städtebauförderungsprogramms - sehr<br />
gute Wirkungen erzielt worden.<br />
Windkraftanlagen<br />
Bei der Ausweisung von Gebieten für Windkraftanlagen ist eine sensible Planung (Bündelung<br />
und zahlenmäßige Begrenzung der Anlagen, hinreichender Abstand von der Ortsbebauung)<br />
durch die Gemeinden unabdingbar. Durch die Nähe von Windkraftanlagen kann<br />
der optische Gesamteindruck auch des schönsten Ortsbildes stark beeinträchtigt werden.<br />
Mit jeder neuen und höheren Generation von Windmühlen erhöht sich diese Gefahr.<br />
44
<strong>Tourismuskonzept</strong> <strong>Nordfriesland</strong><br />
Kapitel 7: Kultur<br />
KULTUR<br />
Image<br />
In seiner Reiseanalyse 1990 hat der Studienkreis für Tourismus ermittelt, daß Urlauber<br />
Begriffe wie „geschichtsträchtig” oder „interessante Sehenswürdigkeiten” unterdurchschnittlich<br />
oft mit Schleswig-Holstein in Verbindung bringen. Andere Staaten, aber auch<br />
deutsche Bundesländer, schneiden wesentlich besser ab.<br />
Dieses Image stimmt mit den tatsächlichen Gegebenheiten in Schleswig-Holstein, insbesondere<br />
aber in <strong>Nordfriesland</strong>, nicht überein. <strong>Nordfriesland</strong> weist die größte Anzahl eingetragener<br />
Kulturdenkmale und die höchste Museumsdichte aller Kreise im Lande auf; in der<br />
Landschaft Eiderstedt stehen mehr Kirchen als in jeder anderen Region des Landes.<br />
Auch Künstler/innen jeglicher Fachrichtung sind in unserem Kreisgebiet sehr häufig anzutreffen.<br />
Zum Bereich Kultur zählen daneben Geschichte, Sprache, Musikszene, Theater,<br />
Bräuche und Traditionen sowie unsere reizvolle Alltagskultur, die sich aus der Mentalität<br />
der Menschen, unseren gastronomischen Spezialitäten, den Wochenmärkten und vielem<br />
mehr zusammensetzt. Aus dem Vorhandensein dieser nicht nur quantitativ, sondern auch<br />
qualitativ hochstehenden kulturellen Angebote in <strong>Nordfriesland</strong> resultiert die Folgerung, daß<br />
wir neben der Pflege des Bestehenden vor allem der Erhöhung seines Bekanntheitsgrades<br />
mehr Aufmerksamkeit widmen müssen. Zwar sind die meisten Gäste <strong>Nordfriesland</strong>s nicht<br />
in erster Linie Kultur-Urlauber, doch spielt der kulturelle Bereich nach einer neueren Untersuchung<br />
für zwei Drittel aller Feriengäste während ihres Aufenthalts eine immer wichtigere<br />
Rolle.<br />
Kulturwegweiser für <strong>Nordfriesland</strong><br />
Allein die Museen in <strong>Nordfriesland</strong> zählen jährlich ca. 500.000 Besucher. Dazu kommen die<br />
zahlreichen Besucher andere kultureller Angebote und Veranstaltungen. Um das schwer<br />
überschaubare Angebot transparenter zu machen, ist eine gedruckte Gesamt-übersicht<br />
unbedingt erforderlich. Sie kann einfach gestaltet sein und sollte eine Kurzbeschreibung<br />
der Angebote mit Tel.-Nr. für nähere Auskünfte enthalten. Folgende Angebote, die jeweils<br />
einem gewissen Standard genügen müssen, sollten aufgenommen werden:<br />
• Museen<br />
• Kirchen<br />
• Galerien<br />
• Baudenkmäler<br />
• Theater<br />
• Konzertreihen („Jeden Dienstag um 18:00 Uhr Kirchenkonzert in ...”; Husumer<br />
Klavierraritäten)<br />
• historische Persönlichkeiten<br />
• historische Gaststätten<br />
• Nordfriesisches Institut<br />
• Bildungseinrichtungen<br />
• die wichtigsten Angebote der Nachbarkreise und des südlichen Dänemarks.<br />
45
<strong>Tourismuskonzept</strong> <strong>Nordfriesland</strong><br />
Kapitel 7: Kultur<br />
Finanzierung der Museen<br />
Kaum ein Museum ist ausreichend finanziert, so daß bauliche Verbesserungen, die Modernisierung<br />
von Sammlungen u. v. m. immer wieder aufgeschoben werden müssen. In gewissem<br />
Maße können touristische Attraktivitätssteigerungen auch durch Kooperation und Kreativität<br />
erreicht werden.<br />
Größere Veränderungen wie die Umsetzung neuer museumsdidaktischer Konzepte (Aktivitätsmöglichkeiten<br />
für Besucher, Filme etc.) erfordern jedoch die Bereitstellung erhöhter<br />
finanzieller Mittel. Insbesondere die Gästezielgruppe der Senioren zeigt starkes Interesse<br />
an kulturellen Angeboten. Die Aufforderung an die Fremdenverkehrsanbieter im Kreis <strong>Nordfriesland</strong>,<br />
dieser Zielgruppe künftig mehr Aufmerksamkeit zu widmen, bedeutet damit auch,<br />
daß die Mittelausstattung der Museen verbessert werden muß - z. B. durch eine entsprechende<br />
Verwendung der von den Gemeinden erhobenen Fremdenverkehrsabgabe oder<br />
der Kurabgabe, durch die Gründung von Fördervereinen unter Einschluß von Stammgästen<br />
etc.<br />
„Kultursommer <strong>Nordfriesland</strong>”<br />
Die Stiftung <strong>Nordfriesland</strong> und das Kulturamt des Kreises planen eine Aktion zur Verbesserung<br />
von Information und Vermarktung kultureller Veranstaltungen im Zeitraum Juni-<br />
September 1997. Unter dem gemeinsamen Motto „Kultursommer 97” soll mit einem<br />
Veranstaltungskalender und Plakaten für überregionale Veranstaltungen gehobenen Niveaus<br />
in <strong>Nordfriesland</strong> geworben werden. Wenn sie erfolgreich ist, soll diese Aktion in den<br />
nächsten Jahren wiederholt werden. Aus touristischer Sicht ist diese Idee unbedingt unterstützenswert.<br />
Kunst im öffentlichen Raum<br />
Künstlersymposien, bei denen die Entstehung eines Kunstwerkes beobachtet werden kann,<br />
tragen nicht nur zur Förderung regionaler Künstler bei, sondern sind auch eine Attraktion<br />
für Touristen. Städte und Gemeinden sollten deshalb öfter solche Symposien ausrichten<br />
oder z. B. Aktionskünstler einladen.<br />
Über einen Presseaufruf sollte versucht werden, regionale Künstler/innen für zeitlich begrenzte<br />
Leihgaben geeigneter Plastiken zu gewinnen, die auf öffentlichen Plätzen aufgestellt<br />
werden. Mit Hilfe eines Schildes o. ä. neben der Skulptur sollte den Künstler/innen die<br />
Möglichkeit zur Werbung gegeben werden.<br />
Unterstützenswert ist ebenfalls die von einer Künstlergruppe angedachte Idee eines<br />
„Kunstgürtels” um den Nationalpark.<br />
Sprachenvielfalt<br />
Neben der hochdeutschen sind auch die plattdeutsche, die dänische und die friesischen<br />
Sprachen in <strong>Nordfriesland</strong> lebendig. Diese Sprachen sollten als ein Ausdruck der kulturellen<br />
Vielfalt <strong>Nordfriesland</strong>s in den entsprechenden Regionen stärker ins Bewußtsein der<br />
Öffentlichkeit gerückt werden, z. B. durch mehrsprachige Straßennamenschilder, Hinweisschilder,<br />
Speisekarten, Fremdenverkehrsprospekte etc. Hinweise wie „Wi schnackt<br />
platt/We snååke frasch” etc. in Geschäften können ebenfalls dazu beitragen und gleichzeitig<br />
die Einheimischen zur Pflege ihrer Kultur ermutigen.<br />
46
<strong>Tourismuskonzept</strong> <strong>Nordfriesland</strong><br />
Kapitel 7: Kultur<br />
Grenzüberschreitende Zusammenarbeit<br />
Der Kulturbereich bietet zahlreiche Ansatzpunkte für die Verbesserung der Zusammenarbeit<br />
mit Dänemark (zunächst Ausstellungen, Musikdarbietungen etc.). Das Projekt „Kunstroute<br />
Westküste” mit dem Ziel der Vernetzung vorhandener Angebote befindet sich im Vorplanungsstadium<br />
und wird in ein bis zwei Jahren umsetzungsfähig sein; die Route wird sich<br />
hauptsächlich an Museen und niveauvollen Galerien zwischen Brunsbüttel und Esbjerg<br />
orientieren. Auch diese Idee verdient Unterstützung.<br />
Verstärkte Nutzung der Potentiale des Kultursektors für den Tourismus<br />
Die Bandbreite des Kulturbereichs ist außerordentlich groß. Deshalb wird die Organisation<br />
einer eigenen Zukunftswerkstatt für den Kultursektor vorgeschlagen. Mit dieser inzwischen<br />
bewährten Arbeitsmethode könnten neue Ideen gesammelt, Kooperationen initiiert und die<br />
Umsetzung von Projekten angeregt werden.<br />
Beispiele für mögliche Maßnahmen:<br />
Attraktivitätssteigerungen der Museen (Kinder- und Familienfreundlichkeit) z. B. durch<br />
gruppenorientierte Sonderführungen oder Paketangebote (Gastronomie, Museumsbesuch<br />
etc. unter einem Motto) oder dadurch, daß mehrere Museen ein gemeinsames<br />
Thema unter verschiedenen Blickwinkeln beleuchten.<br />
Empfehlungen:<br />
Unter Federführung des Museumsverbundes <strong>Nordfriesland</strong> sollten die Museumsträger<br />
im Kreisgebiet gemeinsam mit den Kommunen ein Konzept zur Verbesserung der<br />
Mittelausstattung der Museen erarbeiten.<br />
Wir gehen mit gutem Beispiel voran:<br />
In den regionalen Zukunftswerkstätten in Südtondern, Eiderstedt und auf Föhr sind<br />
eigene Arbeitsgruppen zum Thema Kultur gebildet worden.<br />
Das Kulturamt des Kreises gründet eine projektbezogene Arbeitsgruppe, zu der u. a.<br />
der Nordseebäderverband und die Fremdenverkehrsgemeinschaften gehören, und<br />
realisiert den Kulturwegweiser gemeinsam mit ihnen. Er soll Anfang 1998 vorliegen.<br />
Das Kulturamt des Kreises und die Stiftung <strong>Nordfriesland</strong> realisieren die Veranstaltungsreihe<br />
„Kultursommer <strong>Nordfriesland</strong>” in Zusammenarbeit mit Tourismusstellen<br />
unter Einbeziehung der Verkehrsgemeinschaft <strong>Nordfriesland</strong> Regional, um die Möglichkeiten<br />
zur Nutzung des ÖPNV deutlich zu machen.<br />
Das Kulturamt des Kreises veröffentlicht bis Mitte 1997 einen Presseaufruf für die Bereitstellung<br />
von Plastiken und koordiniert die Aufstellung.<br />
Das Kulturamt des Kreises realisiert die Kunstroute in Zusammenarbeit mit Museen,<br />
Galerien etc. und den regionalen Tourismusstellen bis Ende 1998.<br />
Das Kulturamt des Kreises veranstaltet bis Mitte 1998 eine Zukunftswerkstatt für den<br />
Kultursektor und koordiniert die Konkretisierung und spätere Umsetzung der dort erarbeiteten<br />
Vorschläge.<br />
Und was tun Sie ?<br />
<br />
<br />
<br />
47
<strong>Tourismuskonzept</strong> <strong>Nordfriesland</strong><br />
Kapitel 8: Verkehr<br />
VERKEHR<br />
Präambel<br />
1. Der Verkehr von und nach sowie innerhalb <strong>Nordfriesland</strong>s soll so benutzerfreundlich und<br />
umwelt- und naturschonend wie möglich sein.<br />
2. Den touristischen Verkehrsbedürfnissen muß unter Beachtung ökologischer Gesichtspunkte<br />
ein höherer Stellenwert in der Verkehrspolitik eingeräumt werden.<br />
3. Die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel bei der An- und Abreise und im Urlaub selbst<br />
soll unter Berücksichtigung einer Verbesserung der Lebensqualität der hier lebenden<br />
und arbeitenden Menschen gefördert und der motorisierte Individualverkehr in <strong>Nordfriesland</strong><br />
vermindert werden; dies schließt eine Förderung des Fahrrad- und Fußgängerverkehrs<br />
ein.<br />
4. Die Chancen, die in den touristischen Verkehrspotentialen und in einer verbesserten<br />
Informationspolitik für eine noch bessere Auslastung öffentlicher Verkehrsmittel liegen,<br />
müssen genutzt werden.<br />
Erläuterung der Abkürzungen:<br />
ADFC: Allgemeiner Deutscher Fahrradclub<br />
DB AG: Deutsche Bahn AG<br />
NBV: Nordseebäderverband<br />
SHT: Schleswig-Holstein Tourismus GmbH<br />
VG NF Regional: Verkehrsgemeinschaft <strong>Nordfriesland</strong> Regional<br />
48
<strong>Tourismuskonzept</strong> <strong>Nordfriesland</strong><br />
Kapitel 8: Verkehr<br />
1. An- und Abreise nach/von <strong>Nordfriesland</strong><br />
Für die An- und Abreise nach/von <strong>Nordfriesland</strong> sind der Ausbau und die Verbesserung<br />
der Westküstenmagistrale (Bahnstrecke Hamburg-Esbjerg) unverzichtbar.<br />
1.1 Optimierung der Zugverbindungen zur Westküste Schleswig-Holsteins unter Berücksichtigung<br />
der wichtigsten Quell- und Zielgebiete (abgestimmte Umsteigebeziehungen,<br />
angemessene Umsteigezeiten) (Wer: Landesregierung, DB AG, Landesweite<br />
Verkehrsservicegesellschaft)<br />
1.2 Erhöhung der Attraktivität und des Services überregionaler Verbindungen:<br />
• Die Optimierung der Zugverbindungen muß in einem Gesamtkonzept gesehen<br />
werden, das den gesamten Personennah- und -fernverkehr umfaßt. Die fahrplanmäßige<br />
Einbindung des Busverkehrs in die Bahnverbindungen steht dabei im<br />
Vordergrund.<br />
• Zweigleisiger Ausbau der Bahnverbindung Niebüll-Westerland<br />
• Verbesserung des Wagen-Materials, Verbesserung des Angebotes „Auto im<br />
Reisezug“ (Erläuterung des Konfliktpfeils: durch das Angebot „Auto im Reisezug“<br />
werden zwar die Straßen für die Anreise, nicht aber die Fremdenverkehrsorte<br />
selbst entlastet; daher sollte diese Anregung bei der späteren Umsetzung mit<br />
nachrangiger Priorität behandelt werden) (Wer: DB AG, Landesregierung)<br />
• Zeitlich abgestimmte Gepäckbeförderung von Haus zu Haus zu akzeptablen<br />
Preisen (Wer: DB AG, VG NF Regional, Gepäckserviceunternehmen)<br />
• akzeptable Fahrradbeförderung (Möglichkeit der Selbstverladung und der Aufgabe<br />
von Fahrrädern, ausreichende Kapazitäten) (Wer: DB AG, VG NF Regional,<br />
ADFC)<br />
• Verbesserung des Services für Familien mit Kindern (z. B. Familienabteile, Kinderbetreuung,<br />
Beförderung von Kinderwagen), für Seniorinnen/Senioren und für Menschen<br />
mit Behinderungen (Wer: DB AG)<br />
• Reaktivierung der Bahnstrecke Niebüll-Tondern (Wer: Landesregierung, DB AG,<br />
privater Bahnbetreiber, Dänische Staatsbahn, Landesweite Verkehrsservicegesellschaft)<br />
• Reaktivierung der Bahnstrecke Niebüll-Flensburg (Wer: Landesregierung, DB AG,<br />
privater Bahnbetreiber, Landesweite Verkehrsservicegesellschaft) (Erläuterung<br />
des Konfliktpfeils: aufgrund hoher Investitionserfordernisse für den Untergrund und<br />
die Sicherungsanlagen dieser Strecke kann der Einsatz eines Schnellbusses eine<br />
bessere Lösung sein)<br />
• Erhalt der Bahnstrecke Husum-St. Peter-Ording<br />
• Beim Flugverkehr muß umweltverträgliches Flugmaterial eingesetzt werden. (Wer:<br />
Luftfahrtunternehmen, Flugplatzbetriebsgesellschaften, Landesregierung)<br />
• Natur- und sozialverträglich verbesserte West-Ost-Verbindungen (B 199 und<br />
B 201 bzw. bessere Straßenverbindung zwischen Husum und Jagel) (Wer: Bund,<br />
Landesregierung)<br />
• Prüfung der Möglichkeit, Feriengästen, die mit der Bahn anreisen, eine kostenlose<br />
ÖPNV-Karte für die Dauer ihres Aufenthalts zu geben; im Kellerwald und am Bodensee<br />
wurde diese Idee bereits verwirklicht.<br />
49
<strong>Tourismuskonzept</strong> <strong>Nordfriesland</strong><br />
Kapitel 8: Verkehr<br />
1.3 Gestaltung gastlicher Bahnhöfe in Zusammenarbeit mit örtlichen/regionalen Tourismusstellen:<br />
• verbesserte Informationsmöglichkeiten über Fremdenverkehr und örtlichen Natur-<br />
und Umweltschutz an Bahnhöfen<br />
• Gesamterscheinungsbild der Bahnhöfe (z. B. Angleichung der Plattformen,<br />
behindertengerechter Zugang, sanitäre Anlagen etc.) (Wer: DB AG-Geschäftsbereich<br />
Personenbahnhöfe, VG NF Regional, Gemeinden, Kreis NF, Umweltverbände,<br />
Behinderten- und Gleichstellungsbeauftragte)<br />
• Gastronomie/Versorgung<br />
• überdachte Unterstellmöglichkeiten für Fahrräder<br />
• kundenfreundliche Öffnungszeiten/Verkaufsautomaten<br />
• Erreichbarkeit der Bahnhöfe (inkl. Parkplätze und Übergang zu Bussen und Taxen)<br />
1.4 Verbesserung der Information über An- und Abreisemöglichkeiten durch die Deutsche<br />
Bahn AG, die Tourismusstellen und die regionalen Verkehrsträger, die den Gast vor<br />
Reiseantritt erreicht:<br />
• Informationen in den Gastgeberverzeichnissen, Orts-, Regional- und Landesprospekten<br />
(Wer: Fremdenverkehrsvereine, Kurverwaltungen, NBV, Fremden-<br />
verkehrsverband Schleswig-Holstein e. V.)<br />
• Nutzung moderner Informationstechnologien<br />
(Wer: VG NF Regional, Fremdenverkehrsvereine, Kurverwaltungen, NBV, SHT)<br />
1.5 Verbessertes Serviceangebot der Kurverwaltungen:<br />
• Informationsservice für Bahn- und Busverbindungen (Couponservice)<br />
• Buchungsservice für Fahrkarten<br />
• Abholservice, Gepäckservice (gemeinsam mit der örtlichen Hotellerie)<br />
1.6 Entwicklung gemeinsamer regionaler Marketingstrategien zwischen Verkehrs-<br />
trägern, (Bus-) Reiseveranstaltern und Tourismusstellen<br />
1.7 Verstärkte Öffentlichkeitsarbeit (z. B. gemeinsame Bahn-/Buspressefahrten der Verkehrsträger<br />
und der Tourismusstellen)<br />
Empfehlungen:<br />
Die DB AG ist gern bereit, ihre Fahrplandaten zum Abdruck in Prospekten zur Verfügung<br />
zu stellen. Die Prospektherausgeber können sie dort anfordern.<br />
Die Nachfolgeorganisation der GBF wird gebeten, gemeinsam mit der VG NF Regional<br />
im 1. Halbjahr 1997 eine Schulung des Counterpersonals im Umgang mit den vorliegenden<br />
Fahrplänen anzubieten.<br />
Jede Tourismusstelle ist aufgefordert, gemeinsam mit der örtlichen Hotellerie<br />
einen Abhol- und Gepäckservice zu organisieren oder zu initiieren.<br />
50
<strong>Tourismuskonzept</strong> <strong>Nordfriesland</strong><br />
Kapitel 8: Verkehr<br />
Die Fremdenverkehrsgemeinschaften und die VG NF Regional sollten gemeinsam regionalbezogene<br />
Marketingstrategien entwickeln.<br />
Wir gehen mit gutem Beispiel voran:<br />
Die VG NF Regional betreibt ein eigenes Servicetelefon für Fahrplanauskünfte.<br />
Der Kreis <strong>Nordfriesland</strong> bemüht sich weiterhin als Mitglied des Fördervereins Mar-<br />
schenbahn e. V. um die Reaktivierung der Strecke Niebüll-Tondern.<br />
Der Kreis <strong>Nordfriesland</strong> wird sich für die Umsetzung des touristischen Verkehrskonzeptes<br />
der Landesregierung im Kreisgebiet engagieren.<br />
Das Amt für Wirtschafts- und Verkehrsförderung des Kreises erarbeitet gemeinsam mit<br />
den Bahnhofsgemeinden im Kreisgebiet, der DB AG, der VG NF Regional und den jeweiligen<br />
Fremdenverkehrsvereinen/-gemeinschaften im Jahr 1997 Verbesserungsmöglichkeiten<br />
der Bahnhöfe.<br />
Das Amt für Wirtschafts- und Verkehrsförderung des Kreises unterstützt die SHT<br />
und die Mobilitätszentrale Schleswig-Holstein bei der Einführung eines EDV-Programms<br />
für Fahrplanauskünfte und Direktbuchungen bei Tourismusstellen.<br />
Das Bau- und Planungsamt des Kreises fördert weiterhin die schnellstmögliche Umsetzung<br />
verbesserter Ost-West-Verbindungen.<br />
Und was tun Sie ?<br />
<br />
<br />
<br />
2. Verkehrsverbindungen mit öffentlichen Verkehrsmitteln und Ausflugsverkehr<br />
in <strong>Nordfriesland</strong> (Bahn, Bus, Schiff, Fähren, Taxen, Mietwagen,<br />
Fahrradverkehr)<br />
2.1 Optimierung der regionalen (<strong>Nordfriesland</strong>, Nachbarkreise, Dänemark) Verbindungen<br />
unter Berücksichtigung der Verkehrsbedürfnisse der Urlauberinnen/Urlauber sowie<br />
der Naherholungssuchenden (Ausflugsziele): bedarfsorientierte Streckenführungen;<br />
Abfahrtszeiten; Verknüpfungen etc.; evtl. auch Reaktivierung von Bahnstrecken und<br />
zusätzliche Verbindungen (Wer: VG NF Regional, DB AG mit Unterstützung von<br />
Fremdenverkehrsvereinen, Kurverwaltungen, Reedereien, Kreis NF, Landesweite<br />
Verkehrsservicegesellschaft)<br />
2.2 Rabattierte regional geltende Netzkarte unter Einbindung in ein Touristcard-Konzept<br />
(Wer: DB AG, VG NF Regional, Landesregierung, SHT, Fremdenverkehrsvereine,<br />
Kurverwaltungen, DeHoGa)<br />
2.3 Zusätzliches Angebot für die preisgünstige und attraktive Beförderung von Fahrrädern<br />
auch im regionalen Liniennetz (Möglichkeit der Selbstverladung und der Aufgabe<br />
von Fahrrädern, ausreichende Kapazitäten) (Wer: DB AG, VG NF Regional,<br />
Kreis NF, ADFC)<br />
51
<strong>Tourismuskonzept</strong> <strong>Nordfriesland</strong><br />
Kapitel 8: Verkehr<br />
2.4 Verbesserung der Ausweisung von Radwanderwegen, Schaffung einer naturfreundlichen<br />
Nordseeradwanderroute;<br />
Optimierung der Angebote für Radfahrer/innen (Nordseeradwanderweg, Beschilderung,<br />
Fahrradverleih auch mit Kinderfahrrädern und Rädern mit Kindersitzen,<br />
getrennte Rad- und Fußwege, Informationsbroschüren, Radwanderkarten etc.).<br />
Neue Rad- und Wanderwege sollen kinder- und atemfreundlich von Autostraßen<br />
ferngehalten werden. Zur Vermeidung neuer, teurer Bodenversiegelungen sollen bereits<br />
vorhandene Feld- und Wirtschaftswege genutzt werden.<br />
Zur Beschilderung: landesweit einheitlich, große Schrift, Entfernungsangaben zum<br />
nächsten Ort, Hinweis auf Sehenswürdigkeiten (Wer: Kommunen, Kreis NF, Fremdenverkehrsvereine,<br />
Kurverwaltungen, Umweltverbände)<br />
2.5 Gestaltung gastlicher Bahnhöfe und Zentraler Omnibusbahnhöfe in Zusammenarbeit<br />
mit örtlichen/regionalen Tourismusstellen:<br />
• verbesserte Informationsmöglichkeiten über Fremdenverkehr und Umwelt an<br />
Bahnhöfen und Zentralen Omnibus-Bahnhöfen<br />
• Gesamterscheinungsbild der Bahnhöfe (z. B. Angleichung der Plattformen,<br />
behindertengerechter Zugang, sanitäre Anlagen etc.) (Wer: DB AG-Geschäftsbereich<br />
Personenbahnhöfe, VG NF Regional, Gemeinden, Kreis NF, Umweltverbände,<br />
Behinderten- und Gleichstellungsbeauftragte)<br />
• Gastronomie/Versorgung<br />
• Unterstellmöglichkeiten für Fahrräder<br />
• kundenfreundliche Öffnungszeiten/Verkaufsautomaten<br />
• Erreichbarkeit der Bahnhöfe (inkl. Parkplätze und Übergang zu Bussen und Taxen)<br />
2.6 Koordination von und Kooperation bei Ausflugsangeboten (auch mit für Natur und<br />
Umwelt zuständigen Organisationen), Zusammenarbeit mit (Bus-) Reiseveranstaltern<br />
und Reedereien<br />
2.7 Verbesserung der Informationen vor Urlaubsbeginn über die Urlaubsregion und die<br />
Verbindungen innerhalb der Region:<br />
• Informationen in den Gastgeberverzeichnissen, Orts-, Regional- und Landesprospekten<br />
• EDV-gestützte Gesamtinformation (auch Internet) über überregionale und regionale<br />
Bahn- und Busverbindungen sowie über Veranstaltungen, Sehenswürdigkeiten<br />
etc. (Wer: Fremdenverkehrsvereine, Kurverwaltungen, NBV, Umweltverbände)<br />
• Kreisweiter Veranstaltungskalender mit ÖPNV-Verbindungen (Wer: Kreis NF,<br />
VG NF Regional)<br />
2.8 Verstärkte Öffentlichkeitsarbeit (Wer: Verkehrsträger, Tourismusstellen, Kreis NF)<br />
Aufstellung von Begrüßungsschildern an Einfallstraßen (z. B. mit hochdeutschem und<br />
friesischem oder plattdeutschem Text)<br />
52
<strong>Tourismuskonzept</strong> <strong>Nordfriesland</strong><br />
Kapitel 8: Verkehr<br />
2.9 Qualitätsverbesserung des Schiffsverkehrs (Wetterschutzeinrichtungen, fußgängergerechte<br />
Fähranleger, Information, Zusammenarbeit mit Kurverwaltungen bei Ausflugsangeboten<br />
etc.)<br />
Berücksichtigung von Belastungsgrenzen (Besucherlenkung)<br />
Verbesserung der Häfen und Anlegestellen im Kreisgebiet (Wer: Insel- und Halliggemeinden,<br />
Reedereien, Kreis NF)<br />
2.10 Der Bau notwendiger Ortsumgehungen muß unter Berücksichtigung naturräumlicher<br />
Gegebenheiten mit Nachdruck weiterbetrieben werden.<br />
Das Bau- und Planungsamt des Kreises wird weiterhin gemeinsam mit den betroffenen<br />
Gemeinden an der Realisierung der Umgehungen arbeiten.<br />
2.11 Die B 5 muß - insbesondere im Hinblick auf die geplante westliche Elbquerung - natur-<br />
und sozialverträglich ausgebaut werden. (Erläuterung des Konfliktpfeils: Natur-<br />
und Umweltverbände sprechen sich gegen die weitere Verbesserung von Infrastruktur<br />
für den Autoverkehr aus und fordern die Entwicklung alternativer Lösungsmöglichkeiten<br />
(Stärkung des Öffentlichen Personennah- und fernverkehrs).)<br />
Der Kreis <strong>Nordfriesland</strong> wird sich weiterhin gemeinsam mit den betroffenen Gemeinden<br />
für den Ausbau der B 5 einsetzen.<br />
2.12 Die derzeitigen Bemühungen zur Lösung der Verkehrsproblematik in Dagebüll (Verlegung<br />
der Parkplätze und der Landesstraße) mit dem Ziel des Ausbaus Dagebülls zu<br />
einem ansprechenden Fremdenverkehrsort müssen fortgesetzt werden.<br />
Unter Federführung seines Bau- und Planungsamtes unterstützt der Kreis <strong>Nordfriesland</strong><br />
die Gemeinde Dagebüll bei diesem Projekt.<br />
2.13 Die Inseln und die Halligen sollten sich das Ziel setzen, den motorisierten Individualverkehr<br />
soweit wie möglich einzuschränken und mittelfristig „autoarm” - aber dafür<br />
aus Sicht der Urlaubsgäste umso anziehender - zu werden.<br />
Beispiele für mögliche Maßnahmen:<br />
Fahrräder sollten zur Grundausstattung von Ferienwohnungen gehören.<br />
Eine Region des Kreises sollte zur Modellregion für Fahrradtourismus ausgebaut werden.<br />
Empfehlung:<br />
Der kreisweite Veranstaltungskalender (2.7) muß Teil eines kreisweiten EDV-gestützten<br />
Informationssystems sein ( Kapitel „Organisation und Zusammenarbeit”).<br />
Wir gehen mit gutem Beispiel voran:<br />
Der Kreis <strong>Nordfriesland</strong> wird die Landesregierung bei der Erarbeitung eines landesweiten<br />
Touristcard-Konzeptes unterstützen.<br />
Das Amt für Wirtschafts- und Verkehrsförderung des Kreises ist ständiger An-<br />
sprechpartner für Verbesserungen des ÖPNV in <strong>Nordfriesland</strong>; es realisiert mögliche<br />
Verbesserungen in Zusammenarbeit mit der VG NF Regional.<br />
53
<strong>Tourismuskonzept</strong> <strong>Nordfriesland</strong><br />
Kapitel 8: Verkehr<br />
Die Teilregionen des Kreises, die Zukunftswerkstätten durchgeführt haben, befassen<br />
sich auch mit der Erstellung von Radwanderwegekonzepten. Die kreisweite Koordinierung<br />
und Wahrnehmung überregionaler Aufgaben wird vom Amt für Wirtschafts- und<br />
Verkehrsförderung des Kreises geleistet. Das Gesamtkonzept soll bis Ende 1998 erstellt<br />
und die Umsetzung bis dahin begonnen sein.<br />
Ansprechpartner für die Aufstellung von Begrüßungsschildern ist das Amt für Wirtschafts-<br />
und Verkehrsförderung des Kreises <strong>Nordfriesland</strong>.<br />
Das Amt Viöl hat im Amtsbereich Willkommensschilder an Einfallstraßen aufgestellt.<br />
Und was tun Sie ?<br />
<br />
<br />
<br />
3. Verkehrssituation in den Tourismusorten<br />
Bevölkerung und Gäste müssen stärker sensibilisiert werden, um die Problematik der<br />
Verkehrssituation in Stufen qualitativ und quantitativ zu verändern.<br />
3.1 Weitgehende Reduzierung des Autoverkehrs insbesondere in den reinen Urlaubs-<br />
und Wohngebieten und zentralen Einkaufsbereichen (Fußgängerbereiche, verkehrsberuhigte<br />
Zonen, Parkleitsysteme etc.) (Wer: Kommunen)<br />
3.2 Maßnahmen zur Geschwindigkeitsreduzierung an Ortseingängen (z. B. Straßenrückbau)<br />
(Wer: Kommunen, Straßenbaulastträger)<br />
3.3 Entwicklung von Lösungsmöglichkeiten für die sich aus der Reduzierung des Fahrzeugverkehrs<br />
in bestimmten Bereichen ergebenden Auswirkungen im Rahmen integrierter<br />
regionaler Entwicklungskonzepte (Wer: Kommunen, Kreis NF)<br />
3.4 Landschaftsverträgliche Anlage von Parkplätzen am Rande von Tourismusgemeinden<br />
und touristischen Anziehungspunkten (z. B. mit guter fußläufiger Anbindung,<br />
Buspendelverkehr) (Wer: Kommunen)<br />
3.5 Verbesserung des ÖPNV-Angebotes in Tourismusgemeinden und bei touristischen<br />
Anziehungspunkten; Angebote und Vernetzung alternativer Verkehrsmittel (z. B. Kutschen,<br />
Elektrobahnen, Leihwagensysteme für Elektromobile, erdgasbetriebene Fahrzeuge,<br />
Draisinen). Anreize zur Entlastung sollten stärker gefördert werden.<br />
(Wer: Kommunen, VG NF Regional, Kreis NF, Landesregierung)<br />
3.6 Optimierung der Angebote für Radfahrer/innen (Radwegenetz, Beschilderung, getrennte<br />
Rad- und Fußwege, Informationsbroschüren etc.) (Wer: Kommunen, Fremdenverkehrsvereine,<br />
Kurverwaltungen)<br />
54
<strong>Tourismuskonzept</strong> <strong>Nordfriesland</strong><br />
Kapitel 8: Verkehr<br />
3.7 Erhöhung der Attraktivität von Tourismusgemeinden für Fußgänger/innen (durchgängige<br />
Wegführungen, Fußgängerzonen, Beschilderung etc.) (Wer: Kommunen, Kreis<br />
NF)<br />
3.8 Anreize zum Stehenlassen des Autos (Wer: DB AG, Kommunen, Fremdenverkehrsvereine,<br />
Kurverwaltungen, Landesregierung, VG NF Regional)<br />
Unter Federführung der jeweiligen Kurverwaltungen bzw. Gemeinden sollten die<br />
Genannten örtliche Konzepte entwickeln.<br />
Beispiele für mögliche Maßnahmen:<br />
Lösungsansätze für Verkehrsprobleme in Tourismusorten zeigen die Strukturanalyse<br />
„Urlaub in Schleswig-Holstein” des N.I.T. und Broschüren des ADAC auf.<br />
Empfehlungen:<br />
Federführend sollten die Tourismusstellen bzw. Gemeinden im Kreisgebiet mit ihren<br />
örtlichen Handels- und Gewerbevereinen und der VG NF Regional die Umsetzungsmöglichkeiten<br />
für die Vorschläge prüfen.<br />
Die Gemeinden sollten die positiven Erfahrungen anderer Orte im Bundesgebiet mit<br />
neuen Lösungen für die Verkehrsproblematik auswerten und nutzen.<br />
Die Gemeinden sollten Anzahl und Standorte der vorhandenen Hinweisbeschilderungen<br />
überprüfen und optimieren.<br />
Wir gehen mit gutem Beispiel voran:<br />
Die Stadt Husum und die Gemeinde St. Peter-Ording haben an verkehrsgünstig gelegenen<br />
Stellen vor und in den Orten touristische Informationstafeln angebracht.<br />
Die Stadt Friedrichstadt verfügt über ein Parkleitsystem und neue Parkplätze in fußläufiger<br />
Entfernung zur Innenstadt.<br />
Und was tun Sie ?<br />
<br />
<br />
<br />
Bei allen Maßnahmen der Reduzierung des Autoverkehrs oder der Einschränkung oder<br />
Verteuerung von Parkraum sollten die Interessen der einheimischen Bewohner/innen und<br />
Arbeitnehmer/innen berücksichtigt werden.<br />
Die phantasievolle Umsetzung vorstehender Vorschläge ist auch zukünftig eng verknüpft<br />
mit der Bereitschaft aller Beteiligten - öffentliche und private Institutionen, Verkehrsträger,<br />
einheimische Bevölkerung, Touristen - zur konstruktiven Zusammenarbeit bei der Lösung<br />
von Verkehrsproblemen. Dabei kann auf den in vielen Bereichen bereits erreichten Erfolgen<br />
aufgebaut werden.<br />
55
<strong>Tourismuskonzept</strong> <strong>Nordfriesland</strong><br />
Kapitel 9: Organisation und Zusammenarbeit<br />
ORGANISATION UND ZUSAMMENARBEIT<br />
1. Produktgestaltung<br />
Eine Region - ein Unternehmen<br />
Das Gesamtprodukt Urlaub setzt sich aus einer Vielzahl unterschiedlicher Bausteine zusammen,<br />
von denen jeder einzelne entscheidend für die Güte des Ganzen ist (Wohnen,<br />
Essen und Trinken, Service, Infrastruktur, Ortscharakter, Landschaft, Verkehr). Ein geschlossenes<br />
Bild der Ferienregion <strong>Nordfriesland</strong> mit einem unverwechselbaren Profil kann<br />
daher nur entstehen und aufrechterhalten werden, wenn alle touristischen Entscheidungsträger<br />
im Kreisgebiet miteinander kommunizieren und ihr Vorgehen aufeinander abstimmen.<br />
Für diese Aufgabe müssen geeignete Arbeitsstrukturen entwickelt werden.<br />
Gästeorientierte Strukturen<br />
Wie in jedem anderen Bereich des Wirtschaftslebens auch müssen sich die Strukturen der<br />
Organisation und der Zusammenarbeit im Tourismussektor an den Bedürfnissen der Kunden<br />
- hier also: der Gäste - orientieren. Der Gast denkt nicht nur an Betriebe oder Orte, in<br />
denen er seinen Urlaub genießen will, sondern auch an Regionen. Eine marktorientierte<br />
Organisationsstruktur, deren oberste Zielsetzung die Erfüllung der Kundenwünsche ist,<br />
muß diesen Rahmenbedingungen entsprechen.<br />
Service- und Beratungszentralen<br />
Der überall im Kreisgebiet vollzogene Zusammenschluß mehrerer Fremdenverkehrsvereine<br />
zu jeweils einer Fremdenverkehrsgemeinschaft und die damit verbundene Aufgabenverteilung<br />
hat sich bewährt. Um alle am Fremdenverkehr Beteiligten zukünftig noch stärker als<br />
bisher zu vernetzen und das operative Geschäft zur Vermeidung von Reibungsverlusten<br />
und Zeitverzögerungen in einer Hand zu bündeln, müssen diese Fremdenverkehrsgemeinschaften<br />
sich zu Tourismus- oder besser: Service- und Beratungszentralen weiterentwickeln.<br />
Nur solche zentralen Organisationen, bei denen alle Fäden einer Region zusammenlaufen<br />
und die das touristische Marketing nach wirtschaftlichen Maximen durchführen, können<br />
heutzutage noch den Markterfordernissen gerecht werden.<br />
In größeren Orten kann u. U. die Einrichtung eigener Zentralen sinnvoll sein. In Orten, die<br />
über eine Kurverwaltung verfügen, sollen diese zu Service- und Beratungszentralen weiterentwickelt<br />
werden.<br />
Mitglieder der Trägerorganisationen dieser Zentralen müssen neben den Kommunen, deren<br />
Verantwortlichkeit und Zuständigkeit, insbesondere im Infrastrukturbereich, erhalten<br />
werden muß, insbesondere die regionalen Fremdenverkehrsvereine, die Umwelt- und Naturschutz-,<br />
die Handels- und Gewerbe- sowie die Kulturvereine und alle weiteren im Fremdenverkehrsbereich<br />
tätigen Personen, Organisationen und Institutionen sein.<br />
56
<strong>Tourismuskonzept</strong> <strong>Nordfriesland</strong><br />
Kapitel 9: Organisation und Zusammenarbeit<br />
Zu den Aufgaben der Servicezentralen gehören die Produktgestaltung und -werbung, der<br />
Produktvertrieb, der auch im kommunalen Interesse liegende Betrieb von Infrastruktureinrichtungen<br />
nach marktwirtschaftlichen Gesichtspunkten, die Förderung der regionalen Zusammenarbeit,<br />
die Unterstützung der örtlichen Fremdenverkehrs- und anderen Vereine und<br />
die Zusammenarbeit mit den Vermietern und der Kreisebene.<br />
Diese anspruchsvollen, aber unabweisbaren Aufgaben können nur von qualifiziertem,<br />
hauptamtlichem Personal erfüllt werden.<br />
Die Service- und Beratungszentralen müssen möglichst weitgehend als „Profit-Center”<br />
ausgestaltet werden, deren Kosten durch Provisionen für Quartierbuchungen und Eintrittskartenverkäufe,<br />
Verkaufserlöse eigener Werbemittel, Mitgliedsbeiträge etc. gedeckt werden.<br />
Tourismusforen auf regionaler Ebene<br />
Die im Jahr 1996 aus den regionalen Zukunftswerkstätten hervorgegangenen Tourismusforen<br />
bzw. Arbeitsgruppen haben bereits viel für die Bewußtseinsbildung und die Verbesserung<br />
der Zusammenarbeit geleistet und darüber hinaus konkrete Projektideen erarbeitet.<br />
Hier besteht ein erprobtes Instrumentarium, mit dem auf sich verändernde Rahmenbedingungen<br />
rechtzeitig reagiert werden kann und mit dem zielbewußte Veränderungen eingeleitet<br />
werden können. Diese Strukturen werden auch zukünftig unverzichtbar sein, um die<br />
Umsetzung der erarbeiteten Konzepte zu begleiten und sie an neuerliche Änderungen von<br />
Rahmenbedingungen anzupassen.<br />
Aufgaben der Kreisebene<br />
Die Wahrnehmung der Aufgaben des Kreises <strong>Nordfriesland</strong> im Fremdenverkehrsbereich<br />
muß sich an der Gesamtaufgabenverteilung auf Landes- und Regionalebene orientieren.<br />
Die derzeitigen Strukturen auf Landesebene (Rollen- und Aufgabenverteilung zwischen<br />
Landesregierung, Fremdenverkehrsverband Schleswig-Holstein, Heilbäderverband, SHT,<br />
GBF, Regionalverbänden und Kreisen) werden aufgrund der inzwischen veränderten Erfordernisse<br />
in Frage gestellt und z. Z. diskutiert. Vor dem Abschluß dieser Diskussion (ca.<br />
Sommer 1997) können - außer im folgenden Abschnitt - keine konkreten Aussagen zur<br />
Kreisebene gemacht werden.<br />
Tourismus-Forum <strong>Nordfriesland</strong> mit Koordinierungsstelle auf Kreisebene<br />
Die Mitglieder des Tourismus-Forums <strong>Nordfriesland</strong> arbeiten sehr konstruktiv und effektiv<br />
zusammen. Aufgrund seiner Zusammensetzung, in der sich fast das gesamte Spektrum<br />
nicht nur der Fremdenverkehrsakteure des Kreisgebietes widerspiegelt, ist das Forum sehr<br />
gut geeignet, auch nach dem vorläufigen Abschluß seiner konzeptionellen Tätigkeiten Anfang<br />
1997 die zentralen Kommunikations-, Koordinations- und Kooperationsaufgaben auf<br />
Kreisebene wahrzunehmen und die Umsetzung des <strong>Tourismuskonzept</strong>es <strong>Nordfriesland</strong> zu<br />
unterstützen.<br />
In gleichem Maße hat sich die Wahrnehmung der mit der Forumsarbeit zusammenhängenden<br />
Verwaltungstätigkeiten durch eine unabhängige, nicht in die Verwaltungshierarchie<br />
eingebundene Koordinierungsstelle bewährt. Daraus resultiert die Folgerung, das Forum<br />
und - zumindest bis zur endgültigen Klärung der zukünftigen Aufgaben- und Organisationsstruktur<br />
der Kreisebene - auch die Koordinierungsstelle aufrechtzuerhalten.<br />
57
<strong>Tourismuskonzept</strong> <strong>Nordfriesland</strong><br />
Kapitel 9: Organisation und Zusammenarbeit<br />
Die Koordinierungsstelle hat z. B. folgende Aufgaben: Öffentlichkeitsarbeit für dieses Konzept,<br />
Umsetzung mehrerer Vorschläge (siehe dort), Unterstützung der regionalen Zukunftswerkstätten<br />
und Arbeitsgruppen bei der Konzeptionierung und Umsetzung von Projekten,<br />
Vernetzung der Planungen zwischen den Regionen, Vor- und Nachbereitung der<br />
Sitzungen des Tourismus-Forums <strong>Nordfriesland</strong>, regelmäßige Information der Kreisgremien<br />
über den Stand der Umsetzung, Erstellung eines jährlichen Tourismusberichtes.<br />
2. Produktvertrieb<br />
Informations- und Reservierungssysteme<br />
Die mancherorts noch erhaltenen Zimmernachweise sind nicht in der Lage, den angesichts<br />
weltweit wachsender Konkurrenz und Verbreitung moderner Kommunikationsmittel auch in<br />
<strong>Nordfriesland</strong> erforderlichen optimalen Service für den Gast zu bieten. Daher sind sie überholt<br />
und müssen durch eine bessere Lösung ersetzt werden.<br />
Den Kundenwünschen kann heutzutage nur noch mit EDV-gestützten Zentralen Zimmervermittlungssystemen<br />
(ZZV) entsprochen werden. In seiner Effizienzanalyse 1995 ermittelte<br />
der Nordseebäderverband, daß 17,7 % aller Urlaubsbuchungen im Verbandsgebiet 1995<br />
über eine ZZV erfolgten; bei den Ersturlaubern erhöht sich diese Zahl sogar auf<br />
18,4 %. Dieser Anteil von fast einem Fünftel belegt deutlich, daß die ZZV nach der Direktbuchung<br />
beim Vermieter (79,2 %) bereits heute der erfolgreichste Vertriebsweg für einen<br />
Urlaub an der Nordsee Schleswig-Holstein ist.<br />
15,7 % derjenigen, bei denen eine Anfrage nicht zu einem Urlaub in <strong>Nordfriesland</strong> oder<br />
Dithmarschen führte, gaben als Grund an, sie hätten zum Wunschtermin keine Unterkunft<br />
bekommen; weitere 7,9 % stellten fest, daß die freien Unterkünfte nicht ihren Vorstellungen<br />
entsprachen. Dieser Anteil von 23,6 % könnte erheblich gesenkt werden, wenn die ZZVen<br />
über größere Bettenkontingente verfügen würden, die sie den Nachfragern anbieten könnten.<br />
In den letzten Jahren ist in <strong>Nordfriesland</strong> eine funktionierende Struktur aufgebaut worden,<br />
die aber optimiert und vor allem erweitert werden muß. Die dezentral strukturierten ZZVen<br />
müssen im gesamten Kreisgebiet flächendeckend vorhanden und untereinander vernetzt<br />
sein. Diese Bedingung muß so schnell wie möglich erfüllt werden, aber spätestens dann,<br />
wenn die z. Z. verwendeten, unterschiedlichen Systeme durch neuere ersetzt werden.<br />
Sämtliche nicht bei den Vermietern einlaufenden Buchungsanfragen müssen über die in<br />
den Servicezentralen anzusiedelnden ZZVen abgewickelt werden; die in einigen Orten parallel<br />
zur ZZV geschaffenen kommunalen Vermittlungssysteme stellen aus Sicht des Gastes<br />
eine unnötige Zersplitterung der Reservierungsmöglichkeiten dar und richten daher<br />
mehr Schaden als Nutzen an. Sie müssen in die ZZV integriert werden.<br />
Unsere Urlaubsgäste sind mobil und interessieren sich nicht nur für die örtlichen Angebote,<br />
sondern für Attraktionen im gesamten Kreisgebiet und darüber hinaus. Im Interesse der<br />
notwendigen Aufgabenbündelung und der Schaffung zentraler Anlaufstellen, in denen der<br />
Gast alle von ihm gewünschten Informationen sowohl über Quartiere als auch über touristische<br />
Angebote seiner Urlaubsregion erhält, muß in den Servicezentralen auch ein entsprechendes<br />
Informationssystem aufgebaut werden. Die derzeitige Praxis, Prospekte von Museen<br />
oder Handzettel über Veranstaltungen weiterzugeben, reicht nicht mehr aus.<br />
58
<strong>Tourismuskonzept</strong> <strong>Nordfriesland</strong><br />
Kapitel 9: Organisation und Zusammenarbeit<br />
Deshalb müssen alle Servicezentralen in der Lage sein, den Gast über ein breites, aktuelles<br />
Spektrum ständiger und zeitlich begrenzter Angebote zu informieren. Da diese Informationen<br />
täglich dezentral zu aktualisieren sind, ist der Einsatz von EDV unumgänglich. Im<br />
Interesse der praktischen Handhabbarkeit durch das Personal in den Servicezentralen muß<br />
dieses EDV-System in das ZZV-System integriert sein.<br />
„Urlaub in <strong>Nordfriesland</strong>” ist ein Teil des Produktes „Urlaub in Deutschland”. Das Erforder-<br />
nis einer einheitlichen Darstellung und Vermarktung ist auch in diesem größeren Zusammenhang<br />
erkannt worden. Dies kann nur durch den Anschluß des nordfriesischen Informations-<br />
und Reservierungssystems an größere Strukturen gewährleistet werden. Ohne eine<br />
Schnittstelle zur Schleswig-Holstein Tourismus-GmbH (SHT) und über diese zum Deutschen<br />
Informations- und Reservierungssystem (DIRG) und zum START-System für den<br />
Reisebüromarkt, zum Internet und zu anderen Online-Diensten wäre unser System für zahlreiche<br />
Urlauber schwer zugänglich und damit unvollständig.<br />
3. Zusammenarbeit mit Dänemark und den Nachbarkreisen<br />
Zusammenarbeit mit Dänemark<br />
Die vorhandenen Organisationsformen der Zusammenarbeit innerhalb der deutschdänischen<br />
Grenzregion werden z. Z. zu einem Regionalrat und einem gemeinsamen<br />
Sekretariat weiterentwickelt. Der Regionalrat wird Arbeitsgruppen zu verschiedenen Themenbereichen<br />
einrichten. Das Tourismus-Forum <strong>Nordfriesland</strong> würde es sehr begrüßen,<br />
wenn in diesem Zusammenhang auch eine mit Fachleuten besetzte grenzüberschreitende<br />
Arbeitsgruppe zum Thema Tourismus eingerichtet würde, um die derzeitigen Verbindungen<br />
zu optimieren.<br />
Das Amt für Wirtschafts- und Verkehrsförderung des Kreises trägt diesen Vorschlag an den<br />
Regionalrat heran und stellt die Verbindungsstelle der Arbeitsgruppe zu den Fremdenverkehrsakteuren<br />
im Kreisgebiet dar.<br />
Zusammenarbeit mit den Nachbarkreisen Dithmarschen und Schleswig-<br />
Flensburg und der Stadt Flensburg<br />
Da Urlauber sich bei der Wahrnehmung touristischer Angebote nicht an Kreisgrenzen orientieren,<br />
ist eine Zusammenarbeit mit den Nachbarn insbesondere in den Bereichen des<br />
Reservierungs- und Informationssystems und bei der Planung von Infrastruktureinrichtungen<br />
unabdingbar.<br />
In die Arbeitsgruppe „Informations- und Reservierungssystem” werden die Nachbarkreise<br />
und die Stadt Flensburg einbezogen.<br />
59
<strong>Tourismuskonzept</strong> <strong>Nordfriesland</strong><br />
Kapitel 9: Organisation und Zusammenarbeit<br />
4. Finanzierung<br />
Die Finanzierung zahlreicher Maßnahmen zur Förderung des Tourismus in Schleswig-<br />
Holstein ist nicht optimal geregelt. Wir fordern die Landesregierung auf,<br />
• die Finanzierungsquellen im Fremdenverkehrsbereich - z. B. die Kurabgabe und die<br />
Fremdenverkehrsabgabe - auf den Prüfstand zu stellen; Ziel muß es sein, sämtliche direkten<br />
und indirekten Nutznießer des Tourismus an der Finanzierung zu beteiligen sowie<br />
• aus eigener Verantwortung heraus weiterhin Werbe- und Vertriebsmaßnahmen zu fördern.<br />
Empfehlungen:<br />
Unter Federführung des Amtes für Wirtschafts- und Verkehrsförderung des Kreises<br />
sollten die regionalen Fremdenverkehrsgemeinschaften bis Mitte 1997 eine Arbeitsgruppe<br />
mit dem Ziel gründen, die z. Z. für die Zentrale Zimmervermittlung verwendeten,<br />
unterschiedlichen EDV-Systeme so bald wie möglich zu vernetzen, ein gemeinsames<br />
Informationssystem zu beschaffen und zum frühestmöglichen Zeitpunkt ein einheitliches,<br />
auch mit übergeordneten Strukturen vernetztes Informations- und Reservierungssystem<br />
einzuführen.<br />
Wir gehen mit gutem Beispiel voran:<br />
Das Amt für Wirtschafts- und Verkehrsförderung des Kreises gründet unter Einbe-<br />
ziehung der Vorsitzenden und Geschäftsführer/innen der Fremdenverkehrsgemeinschaften<br />
und des Nordseebäderverbandes bis Mitte 1997 eine Arbeitsgruppe mit folgenden<br />
Zielen:<br />
• Dokumentation der gegenwärtigen Organisationsformen der Fremdenverkehrsge-<br />
meinschaften<br />
• Überprüfung der bisherigen Zusammenschlüsse, z. B. hinsichtlich der regionalen<br />
Aufteilung<br />
• Aufzeigen sinnvoller rechtlicher Organisationsformen<br />
• Entwicklung einer Organisationsstruktur, die Fach- und Entscheidungskompetenz<br />
zusammenführt.<br />
Und was tun Sie ?<br />
<br />
<br />
<br />
60
<strong>Tourismuskonzept</strong> <strong>Nordfriesland</strong><br />
Kapitel 10: Werbung und Marketing<br />
1. Marktforschung<br />
WERBUNG UND MARKETING<br />
Marktforschung<br />
Marktforschung liefert die Grundlage, auf der eine Marketingstrategie erst aufgebaut werden<br />
kann. Dazu gehört die Analyse der vorhandenen Angebote einer Region oder eines<br />
Ortes, der derzeitigen Gästestruktur, der darüber hinaus vorhandenen potentiellen Gästeschichten<br />
etc. Auf dem Fundament solcher Analysen wird die zukünftige Entwicklungsrichtung<br />
festgelegt.<br />
Informationen über grundsätzliche Trends und Entwicklungen werden vom Fremdenverkehrsverband<br />
Schleswig-Holstein e. V. in Zusammenarbeit mit dem Institut für Tourismus-<br />
und Bäderforschung in Nordeuropa GmbH (N.I.T.) und vom Nordseebäderverband zur Verfügung<br />
gestellt.<br />
Auf der Ebene darunter können die Regionen und Orte mit Hilfe von Fragebögen, Gesprächen,<br />
persönlichen Befragungen, Kummerkästen etc. wertvolles Datenmaterial gewinnen.<br />
Nicht nur die Gäste, sondern auch die Gastgeber sollten befragt werden. Für Fragebogenaktionen<br />
und deren Auswertung hat sich der Einsatz von Studenten bewährt, die im Rahmen<br />
ihres Studiums Semester- oder Diplomarbeiten anfertigen müssen und gern bereit<br />
sind, sich im Tourismusbereich zu engagieren.<br />
2. Außenmarketing<br />
Prospekt- und Anzeigenwerbung, Messen<br />
Die bisherige Aufgabenverteilung, nach der der Nordseebäderverband insbesondere für die<br />
landschaftsbezogene Image- und die regionale Ebene (Fremdenverkehrsgemein-schaften,<br />
-vereine und Betriebe) für die Produktwerbung zuständig ist, hat sich ebenso wie die Abstimmung<br />
dieser Werbemaßnahmen bewährt und sollte beibehalten werden.<br />
Auf der regionalen Ebene sind zielgruppenbezogene Gemeinschaftsaktionen sinnvoll, bei<br />
denen verschiedene Organisationen oder Betriebe fallweise zusammenarbeiten, um durch<br />
die Bündelung ihrer Mittel eine stärkere Durchschlagskraft für einzelne Werbeaktionen zu<br />
erreichen.<br />
Bei allen Maßnahmen von Tourismusstellen, aber auch von Fremdenverkehrsbetrieben,<br />
muß eine durchgängige Linie, ein „roter Faden” sichtbar werden. Der umworbene, poten-<br />
tielle Gast muß beim ersten Anblick einer Anzeige oder eines Prospektes erkennen, daß<br />
hier für einen Urlaub an der Nordsee Schleswig-Holstein geworben wird. Dies bedingt nicht<br />
nur ein einheitliches Erscheinungsbild, unterstützt z. B. durch ein gemeinschaftliches Logo<br />
mit hohem Wiedererkennungswert, sondern auch eine inhaltliche Abstimmung aller<br />
61
<strong>Tourismuskonzept</strong> <strong>Nordfriesland</strong><br />
Kapitel 10: Werbung und Marketing<br />
Werbeaktivitäten bezüglich der umworbenen Zielgruppen und der Themen, unter denen die<br />
Anzeigen stehen.<br />
Messestände und größere Gemeinschaftsaktionen sollten, um einen einheitlichen Marktauftritt<br />
aller Fremdenverkehrsanbieter zu erzielen, stets unter dem bekannten Motto des<br />
Nordseebäderverbandes „Nordsee Schleswig-Holstein” stehen. Je öfter der potentielle<br />
Gast diesen Slogan sieht, desto stärker verfestigt sich in seiner Vorstellung das Bild einer<br />
attraktiven, vielfältigen Urlaubsregion an der schleswig-holsteinischen Westküste.<br />
Logos<br />
Aufgrund der Informationsflut, der auch die Urlauber in stetig wachsendem Maße ausgesetzt<br />
sind, wird das „Corporate Design”, d. h. das einheitliche Erscheinungsbild, auch für<br />
Ferienregionen immer wichtiger. Logos unterstützen das augenblickliche Wiedererkennen<br />
von Regionen bzw. Verbänden bei Werbemaßnahmen.<br />
Der Wiedererkennungswert von eingeführten, weithin bekannten Logos wie dem des Fremdenverkehrsverbandes<br />
Schleswig-Holstein oder des Nordseebäderverbandes sollte von<br />
den anderen Tourismusorganisationen ausgenutzt werden, indem sie sie z. B. in ihren<br />
Prospekten verwenden. Um nicht mehrere Logos nebeneinander zu stellen, könnte eines<br />
auf der Vorder- und eines auf der Rückseite des Prospektes abgebildet werden.<br />
Der Fremdenverkehrsverband und der Nordseebäderverband sollten dies unterstützen,<br />
indem sie den regionalen Organisationen Druckvorlagen ihrer Logos (Filme, Disketten etc.)<br />
zum kostenlosen Abdruck übersenden.<br />
Saisonverlängernde Maßnahmen<br />
Während einige - aber nicht alle - Regionen im Kreisgebiet in den Sommermonaten oft<br />
ausgebucht sind, stehen im Frühling, Herbst und Winter noch größere Kapazitäten zur Verfügung.<br />
Eine Saisonverlängerung kann nur mit speziellen, zusätzlichen Angeboten für diese<br />
Zeiten erreicht werden. Hier bieten sich z. B. besondere Veranstaltungen oder (Pauschal-)Angebote<br />
im Segment des Gesundheitsurlaubs an. Sie könnten thematisch an den<br />
Jahreszeiten ausgerichtet sein. Im Sinne einer nachhaltigen Tourismusentwicklung ist ein<br />
ökologisch sensibles Vorgehen erforderlich.<br />
Aktionen des Fremdenverkehrsverbandes Schleswig-Holstein e. V.<br />
Der Fremdenverkehrsverband Schleswig-Holstein e. V. führt jährlich Fremdenverkehrsaktionen<br />
mit neuen Schwerpunkten durch, z. B. „Schleswig-Holstein: Ein Land für Kinder”,<br />
„Gesundheit zwischen den Meeren” oder „Urlaub für Leib und Seele”. Er macht den Fremdenverkehrsgemeinden,<br />
-vereinen und -betrieben Vorschläge für konkrete Maßnahmen zu<br />
diesen Themen und startet bundesweite Werbeaktionen. Diese Strategie ist ideal zur Erschließung<br />
neuer Gästepotentiale geeignet. Um von den Aktionen des Verbandes zu profitieren,<br />
sollten die öffentlichen und privaten Fremdenverkehrsanbieter im Kreis <strong>Nordfriesland</strong><br />
sich an ihnen beteiligen.<br />
62
<strong>Tourismuskonzept</strong> <strong>Nordfriesland</strong><br />
Kapitel 10: Werbung und Marketing<br />
Pauschalangebote<br />
Interessante Pauschalangebote sind, wie die Erfahrung zeigt, ein geeignetes Instrument<br />
zur Steigerung von Gäste- und Übernachtungszahlen. Hier bestehen in ganz <strong>Nordfriesland</strong><br />
erhebliche Handlungsmöglichkeiten.<br />
Über die Entwicklung neuer Pauschalangebote können neue Gästegruppen gewonnen<br />
werden. Dabei ist eine Abstimmung der Angebote innerhalb der einzelnen Regionen unerläßlich,<br />
um Doppelangebote zu vermeiden.<br />
Pauschalangebote sollten auf der Verkaufsebene, also von den Fremdenverkehrsvereinen,<br />
Betrieben, Kultureinrichtungen, Naturschutzvereinen etc. zielgruppenorientiert gemeinsam<br />
erarbeitet und durchgeführt werden.<br />
Eventmarketing<br />
„Events” liegen im Trend und finden, wenn sie gut gemacht sind, auch die entsprechende<br />
Akzeptanz bei den - potentiellen oder bereits anwesenden - Urlaubsgästen. Sie können in<br />
<strong>Nordfriesland</strong> selbst (z. B. Nordfriesische Lammtage) oder in den Urlauberquellgebieten (z.<br />
B. „Sylter Woche” in Frankfurt) stattfinden. Einzelnen Fremdenverkehrsanbietern wird es<br />
nur in seltenen Fällen möglich sein, größere Veranstaltungen allein zu finanzieren. Deshalb<br />
ist es sinnvoll, themenbezogene Kooperationen einzugehen.<br />
Mitgliedschaft in Vereinen und Verbänden<br />
Werbung und Marketing sind unabdingbar, aber auch kostenintensiv. Kleine Einheiten sind<br />
finanziell und personell kaum in der Lage, die erforderlichen Strategien auszuarbeiten und<br />
umzusetzen.<br />
Gerade in der heutigen Zeit, in der sinkende Gästezahlen verstärkte Werbeanstrengungen<br />
erforderlich machen, richtet die bekannte „Trittbrettfahrermentalität” gesamtwirtschaftliche<br />
Schäden an und muß aufgegeben werden, damit die erforderlichen Werbemaßnahmen<br />
auch zukünftig noch finanziert werden können.<br />
3. Innenmarketing<br />
Information<br />
Das Bewußtsein für die Bedeutung des Fremdenverkehrs als zentralem Wirtschaftsfaktor<br />
mit guten Zukunftsperspektiven ist noch nicht bei allen öffentlichen und privaten Organisationen<br />
in <strong>Nordfriesland</strong> in adäquatem Maße ausgeprägt. Zu gering ist dementsprechend<br />
auch noch bei vielen die Bereitschaft, den Tourismus aktiv zu fördern bzw. Investitionen<br />
vorzunehmen, die nicht aus marktwirtschaftlichen Gründen sofort dringend erforderlich erscheinen.<br />
Die Verwirklichung einer umwelt- und sozialverträglichen Tourismusentwicklung, die den<br />
Fremdenverkehr als Einnahmequelle der Region dauerhaft stabilisiert, verlangt von allen<br />
Beteiligten einen langen Atem und ständige Arbeit an allen Facetten des Produktes „Urlaub”.<br />
Zur Unterstützung dieses Prozesses ist ein intensives, als Daueraufgabe aller Fremdenverkehrsakteure<br />
angelegtes Innenmarketing unerläßlich. Dies beinhaltet u. a. eine permanente<br />
Öffentlichkeitsarbeit.<br />
63
<strong>Tourismuskonzept</strong> <strong>Nordfriesland</strong><br />
Kapitel 10: Werbung und Marketing<br />
Das Vorhaben des Nordseebäderverbandes, eine Broschüre zu erarbeiten, die die wirtschaftliche<br />
Bedeutung des Tourismus in <strong>Nordfriesland</strong> bzw. an der schleswig-holsteinischen<br />
Westküste einem breiten Kreis vermitteln soll, wird begrüßt.<br />
Beratung der Vermieter/innen<br />
Vermieter/innen sollten die Möglichkeit haben, sich hinsichtlich der Ausstattung von Quartieren<br />
von ihrem örtlichen Fremdenverkehrsverein beraten zu lassen. Die überörtlichen<br />
Tourismusstellen könnten z. B. mit Innenarchitekten und Einrichtungshäusern Kontakt aufnehmen,<br />
um ein ideales - aber nicht uniformiertes - regionaltypisches Ferienquartier zu<br />
konzipieren. Die Broschüre „Tips und Ideen für Gastgeber” des Fremdenverkehrsver-<br />
bandes Schleswig-Holstein e. V. beinhaltet u. a. Ratschläge zur Quartiergestaltung.<br />
Wettbewerb „Gastliches Haus”<br />
Der alle zwei Jahre von der Landesregierung mit dem Ziel, einen Motivationsschub für Qualitätsverbesserungen<br />
auszulösen, durchgeführte Wettbewerb „Gastliches Haus” ist grundsätzlich<br />
zu begrüßen. Die an die Wettbewerbssieger verliehenen Plaketten stellen für diese<br />
Betriebe wertvolle Werbehilfen dar. Die Bewertungskriterien jedoch sollten reformiert werden,<br />
indem z. B. der Originalität von Betrieben und der Qualifikation des Personals größere<br />
Beachtung geschenkt wird.<br />
Örtliche Wettbewerbe<br />
Qualitätsverbesserungen und Verschönerungsmaßnahmen zur Steigerung der Attraktivität<br />
von Fremdenverkehrsgemeinden sind ein ständiger Prozeß, an dem immer wieder neu<br />
gearbeitet werden muß, der aber auch manchmal einen Motivationsschub benötigt. Hierfür<br />
eignen sich z. B. kleine Wettbewerbe auf gemeindlicher Ebene, in denen der schönste Vorgarten,<br />
die freundlichste Kellnerin o. ä. prämiert wird.<br />
Nordseebäderverband und Kurverwaltungen<br />
Die Gründungsmitglieder des Nordseebäderverbandes waren, wie der Name verrät, fast<br />
ausschließlich Nordseebäder. Inzwischen sind allerdings auch zahlreiche Gemeinden und<br />
Regionen dem Verband beigetreten, die nicht mit dem Bäderstatus versehen sind. Aufgrund<br />
seiner veränderten Mitgliederstruktur sollte der Nordseebäderverband seinen - mittlerweile<br />
etwas irreführenden - Namen ändern, um die Identifikation der neueren Mitglieder<br />
mit ihrem Regionalverband zu erleichtern und um die Vielfältigkeit des Gebietes, für das<br />
der Verband wirbt, nach außen zu dokumentieren. Der Vorstand des Nordseebäderverbandes<br />
wird gebeten, über einen neuen Namen für den Verband nachzudenken, der aber jedenfalls<br />
noch den Begriff „Nordsee” beinhalten sollte.<br />
Auch die Bezeichnung „Kurverwaltung” kann nicht mehr als zeitgemäß angesehen<br />
werden; die Kurverwaltungen werden gebeten, über modernere Bezeichnungen nachzudenken.<br />
Um Touristen die Orientierung zu erleichtern, sollte ein gemeinsamer Oberbegriff für die<br />
Fremdenverkehrsvereine und -gemeinschaften im Kreisgebiet gefunden werden.<br />
64
<strong>Tourismuskonzept</strong> <strong>Nordfriesland</strong><br />
Kapitel 10: Werbung und Marketing<br />
Informationsschilder in den Regionen<br />
In jedem Ort sollte der Urlaubsgast ein Schild - nach Möglichkeit das international<br />
bekannte „ i ” - finden können, das auf die nächstgelegene touristische Informations-<br />
stelle hinweist, auch wenn sich diese in einer anderen Gemeinde befindet.<br />
<strong>Nordfriesland</strong>-Signet<br />
Für nordfriesische Fremdenverkehrsattraktionen sollte ein eigenes Signet entwickelt werden.<br />
Dieses Signet darf keine Rückkehr zur Kreiswerbung darstellen und darf daher nicht in<br />
überregionalen Publikationen, z. B. der Werbung des Nordseebäderverbandes, sondern<br />
nur innerhalb des Kreisgebietes verwendet werden.<br />
Aufgabe des Signets müßte es sein, besonders originelle fremdenverkehrliche Angebote, z.<br />
B. das älteste Gasthaus einer Region oder eine historische Stätte, mit dem Ziel der Aufmerksamkeitssteigerung<br />
unter ein einheitliches Dach zu stellen. Das Signet darf keine<br />
Klassifizierung darstellen.<br />
Pflege der regionalen Kultur<br />
In manchen Gemeinden - nicht überall - ist das regionale Brauchtum, das in Vereinen gepflegt<br />
wurde, aufgrund der allgemeinen Entwicklung unserer Gesellschaft immer weiter in<br />
den Hintergrund getreten. Die Aktivitäten von Tanz-, Brauchtums- u. a. Vereinen sind jedoch<br />
nicht nur für die Einheimischen interessant, sondern machen die Region auch für<br />
Gäste attraktiver und unverwechselbarer.<br />
Bessere Vermarktung regionaler Produkte<br />
Regionale landwirtschaftliche Produkte sowie traditionelle Speisen und Getränke eignen<br />
sich sehr gut, um das Profil einer Region zu unterstützen und könnten im Rahmen von<br />
Marketingstrategien etwas mehr als bisher in den Vordergrund gerückt werden: Gastronomiebetriebe,<br />
die sie anbieten, sollten in ihren Speisekarten über das Produkt und seine<br />
Geschichte informieren; Tourismusstellen sollten entsprechendes in ihre Gastgeberverzeichnisse<br />
aufnehmen.<br />
Von der verstärkten Verwendung regionaler landwirtschaftlicher Produkte in <strong>Nordfriesland</strong><br />
würden auch unsere landwirtschaftlichen Betriebe profitieren.<br />
Beispiele für mögliche Maßnahmen:<br />
Entwicklung von Pauschalangeboten mit Schwerpunkt Gesundheitsförderung<br />
Ausschreibung öffentlicher Wettbewerbe, um neue Bezeichnungen für örtliche<br />
Kurverwaltungen zu finden<br />
Empfehlungen:<br />
Fremdenverkehrsvereine und -gemeinschaften sowie Kurverwaltungen können einiges<br />
für die Revitalisierung inaktiver Vereine leisten, indem sie Anregungen für Aktionen<br />
geben, bei der Öffentlichkeitsarbeit mithelfen und im Bedarfsfall auch personelle<br />
oder finanzielle Unterstützung anbieten.<br />
Kreis, DeHoGa, Landfrauen- und Bauernverbände, die IHK u. a. sollten eine Aufstellung<br />
der vorhandenen regionalen Spezialitäten anfertigen und den Gastronomiebetrieben<br />
zur Verfügung stellen, um ihnen einen Überblick über mögliche Bereicherungen<br />
ihrer Speisekarten zu geben.<br />
65
<strong>Tourismuskonzept</strong> <strong>Nordfriesland</strong><br />
Kapitel 10: Werbung und Marketing<br />
Wir gehen mit gutem Beispiel voran:<br />
Auf Landesebene wird z. Z. ein Musterfragebogen für Gäste- und Anbieterbefragungen<br />
(Marktforschung) erarbeitet. Sobald er vorliegt, stellt der Kreis ihn den Tourismusstellen<br />
im Kreisgebiet zur Verfügung.<br />
Das Ministerium für ländliche Räume, Landwirtschaft, Ernährung und Tourismus<br />
richtet eine mobile Beratungsstelle für Vermieter ein, die u. a. Tips zur Quar- tiergestaltung<br />
geben wird.<br />
Um die Ideen- und die Partnerfindung beim Eventmarketing zu erleichtern, lädt der<br />
Nordseebäderverband alle interessierten Fremdenverkehrsakteure einmal jährlich zu<br />
einer „Ideen- und Terminbörse” ein, deren Zweck in der Initiierung und Terminabstimmung<br />
von Events besteht.<br />
Die Kurverwaltung Sylt-Ost unterstützt den örtlichen Kulturverein bei gemeinsamen<br />
Veranstaltungen im Bedarfsfall personell und finanziell.<br />
Das Amt für Wirtschafts- und Verkehrsförderung des Kreises lädt die Handels-<br />
und Gewerbevereine im Kreisgebiet im 2. Halbjahr 1997 zu einem Gespräch über eine<br />
engere Zusammenarbeit ein.<br />
Die Koordinierungsstelle in der Kreisverwaltung wird im 2. Halbjahr 1997 gemeinsam<br />
mit Fachleuten eine Arbeitsgruppe für die Entwicklung eines <strong>Nordfriesland</strong>-Signets<br />
gründen.<br />
Und was tun Sie ?<br />
<br />
<br />
<br />
66
<strong>Tourismuskonzept</strong> <strong>Nordfriesland</strong><br />
Kapitel 11: Tourismuspolitik<br />
TOURISMUSPOLITIK<br />
Angesichts der herausragenden Bedeutung, die die Weiterentwicklung eines umwelt- und<br />
sozialverträglichen Tourismus´ für die Sicherung und Schaffung von Einkommen und Arbeitsplätzen<br />
in <strong>Nordfriesland</strong> hat, verpflichten die Organe und Gremien des Kreises sich,<br />
das Leitbild und die Leitziele dieses Konzeptes zum Prüfstein allen künftigen Handelns in<br />
diesem Bereich zu erheben.<br />
Auch die Verwaltung des Kreises wird aufgefordert, die Vereinbarkeit von Planungen, Investitionen<br />
und Entscheidungen mit dem Leitbild und den Leitzielen dieses Konzeptes bei<br />
allen Abwägungs- und Entscheidungsprozessen zu überprüfen.<br />
Der Ausschuß für Wirtschaft, Verkehr und Fremdenverkehr des Kreises wird gebeten, sich<br />
in regelmäßigen Abständen mit dem Bereich Tourismus befassen.<br />
Einmal jährlich wird der Kreistag sich einen Tourismusbericht vorlegen lassen.<br />
Ein Beitrag des Kreises <strong>Nordfriesland</strong> zur Verbesserung der Kooperation, Kommunikation<br />
und Koordination im Tourismusbereich besteht darin, den Fortbestand des Tourismus-<br />
Forums <strong>Nordfriesland</strong> und der Koordinierungsstelle in der Kreisverwaltung zu sichern.<br />
Der Kreis <strong>Nordfriesland</strong> fordert auch die Legislative und Exekutive auf Landes- und Bundesebene<br />
auf, der Bedeutung des Tourismus´ und des Kurbereiches als Wirtschafts- und<br />
Arbeitsplatzfaktor insbesondere für die strukturschwachen Räume stärkere Beachtung zu<br />
schenken und seinem Stellenwert durch staatliche Förderung und eine besser koordinierte<br />
administrative Begleitung gerecht zu werden.<br />
Der Kreis bittet die Landesregierung, die im Jahr 1995 verabschiedete vorbildliche Fortschreibung<br />
der <strong>Tourismuskonzept</strong>ion Schleswig-Holstein so schnell wie möglich durch ein<br />
konkretes Handlungskonzept zu ergänzen, das Wirtschaft, Kommunen und Verbänden eine<br />
verläßliche Orientierungshilfe für eigene Entscheidungen gibt.<br />
Die wichtigsten Punkte in diesem Zusammenhang sind:<br />
• Unterstützung der Heilbäder und Kurorte bei der Bewältigung der durch die Gesundheitsreform<br />
ausgelösten existenziellen Probleme<br />
• Fortsetzung und Verstärkung der Tourismus- und Bäderforschung und institutionelle<br />
Sicherung des N.I.T.<br />
• Hilfe bei der Schaffung einer Fortbildungsagentur für den Tourismus Schleswig-<br />
Holsteins als Nachfolgeeinrichtung für die GBF<br />
• Hilfe bei der Entwicklung einer Kulturagentur Schleswig-Holstein<br />
• Weiterentwicklung der Region und des Nationalparks Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer<br />
im Einvernehmen mit der Bevölkerung<br />
• quantitative und qualitative Überprüfung des Finanzierungssystems für Infrastruktur und<br />
Marketing<br />
• Anpassung der touristischen Infrastruktur an geänderte Ansprüche der Gäste<br />
• weitere Förderung des Aufbaus des flächendeckenden Informations- und Reservierungssystems<br />
und dessen Einbindung in das nationale System (DIRG)<br />
• Reform der Prädikatisierungsverordnung<br />
67
<strong>Tourismuskonzept</strong> <strong>Nordfriesland</strong><br />
Kapitel 11: Tourismuspolitik<br />
• Optimierung der Fremdenverkehrsstatistiken des Statistischen Landesamtes (Einbeziehung<br />
der Beherbergungsbetriebe mit weniger als 9 Betten)<br />
• Einrichtung einer Tourismusabteilung im Ministerium für ländliche Räume, Landwirtschaft,<br />
Ernährung und Tourismus<br />
• Engagement auf Bundes- und europäischer Ebene für die verbesserte Entzerrung von<br />
Ferienzeiten<br />
• Umsetzung der im Rahmen der Qualitäts- und Dienstleistungsoffensive entwickelten<br />
Ideen<br />
Zusammenstellung aller weiteren Anregungen/Forderungen an das Land<br />
Schleswig-Holstein aus den vorhergehenden Kapiteln dieses Konzeptes:<br />
• Unterstützung der Fremdenverkehrsanbieter Schleswig-Holsteins bei der Tourismusentwicklung,<br />
indem übergeordnete Planungen wie der Landesraumordnungsplan, das<br />
Landschaftsprogramm, der Landschaftsrahmenplan und die Regionalpläne schnell und<br />
in einer inhaltlich logischen Reihenfolge erstellt bzw. fortgeschrieben werden<br />
• weitere Bereitstellung von Fördermitteln für Gemeinden, die Landschaftspläne erstellen<br />
• Fortsetzung der Dorfentwicklung mit ganzheitlichem Ansatz und dem Ziel einer Revitalisierung<br />
der ländlichen Räume<br />
• Neukonzeptionierung des Wettbewerbes „Gastliches Haus“ (z. B. Berücksichtigung des<br />
historischen Ambientes von Gasthäusern und der Qualifikation des Personals, Aufnahme<br />
von Servicekriterien); der Wettbewerb sollte weniger aufwendig durchgeführt werden<br />
• schnelle Umsetzung des Vorhabens, eine mobile Beratungsstelle für die Ausstattung<br />
von Quartieren zu schaffen<br />
• Fortsetzung der Bemühungen um ein Umweltgütesiegel mit nachprüfbaren, einheitlichen<br />
und qualitativ hochwertigen Kriterien<br />
• stärkere Unterstützung der Forderungen zum Nordseeschutz<br />
• dauerhafte Sicherung des Nationalparkservices<br />
• landesweit einheitliche Regelung der Zuordnung von Abfallfraktionen und Müll-/Wertstofftonnenfarben;<br />
die Landesregierung wird gebeten, auf längere Sicht dahingehend auf<br />
den Bundesgesetzgeber einzuwirken, daß eine bundesweit einheitliche Regelung getroffen<br />
wird<br />
• Engagement, damit auf Bundesebene eine einheitliche Regelung zur Vermeidung von<br />
Einwegverpackungen getroffen wird<br />
• Vergabe einer Studie über die Bedürfnisse der Gästegruppe der Senioren<br />
• Vergabe einer Studie über den touristischen Arbeitsmarkt zur Vorbereitung von Verbesserungen<br />
für die Beschäftigten<br />
• Bereitstellung von Fördermitteln für den Wettbewerb „Modellgemeinde”<br />
( Kapitel „Touristische Angebote”)<br />
• Unterstützung der zuständigen Stellen bei den zahlreichen Vorschlägen aus dem Kapitel<br />
„Verkehr“.<br />
Der Kreis <strong>Nordfriesland</strong> bittet Wirtschaft, Gemeinden und Verbände, ihn bei der Umsetzung<br />
dieses <strong>Tourismuskonzept</strong>es zu unterstützen und durch eigenes Planen und Handeln den<br />
notwendigen Beitrag zur Zukunftssicherung zu leisten.<br />
Der Kreis <strong>Nordfriesland</strong> bittet auch den Schleswig-Holsteinischen Landkreistag, sich künftig<br />
stärker in die tourismuspolitische Arbeit einzubringen und gemeinsam mit dem Landesfremdenverkehrsverband<br />
und dem Nordseebäderverband für eine nachhaltige Sicherung<br />
des Tourismusstandortes Schleswig-Holstein einzutreten.<br />
Anhang<br />
68
<strong>Tourismuskonzept</strong> <strong>Nordfriesland</strong><br />
ANHANG<br />
1. Vorschläge für einen familienfreundlichen Urlaub<br />
2. Vorschläge für auf Senioren abgestimmte Urlaubsangebote<br />
3. Anregungen für verschiedene Tourismusakteure zum Thema Umweltschutz<br />
4. Mitglieder des Tourismus-Forums <strong>Nordfriesland</strong><br />
69
<strong>Tourismuskonzept</strong> <strong>Nordfriesland</strong><br />
Anhang 1: Vorschläge für einen familienfreundlichen Urlaub<br />
VORSCHLÄGE FÜR<br />
EINEN FAMILIENFREUNDLICHEN URLAUB<br />
Die folgenden Vorschläge wurden am 15.08.1996 von einer speziellen Arbeitsgruppe ausgearbeitet.<br />
Die Mitglieder dieser Gruppe waren:<br />
• Rainer Borcherding, Schutzstation Wattenmeer<br />
• Erika Denker, Landfrauenverband<br />
• Mery Ebsen, Jugendhilfeausschuß des Kreises<br />
• Detlef Eulenberger, Fachschule für Sozialpädagogik Niebüll<br />
• Ilse Gertz, Anbieterin von Urlaub auf dem Bauernhof<br />
• Sabine Jacobs, Kurverwaltung Wyk<br />
• Klaus Meyer-Lovis, Kreissportverband<br />
• Ingrid Oldsen, Jugendhilfeausschuß des Kreises<br />
• Telse Ronneburger, BUND<br />
• Chris Schuster, Schülervertretung der Beruflichen Schulen Husum<br />
• Bernd Wachter, Region Eiderstedt und Friedrichstadt<br />
Grundlegende Voraussetzungen attraktiver Angebote für Familien mit Kindern sind nach<br />
Auffassung der Arbeitsgruppe:<br />
♦ verstärkte Zusammenarbeit<br />
- über die Grenzen<br />
- über die Kreise<br />
♦ Werbung für Urlaub auf dem Bauernhof verstärken<br />
♦ gebündelte Informationen über die ganze Region<br />
♦ Veranstaltungskalender für Kinder<br />
♦ Ideensammlung (z. B. durch Gästebefragungen, im Rahmen von Projektwochen in<br />
Schulen, durch Befragung von Kur- und Erholungsheimen etc.)<br />
♦ Kinoprogramme für Kinder und Jugendliche<br />
Die Arbeitsgruppe hat die folgenden Vorschläge - in Kategorien nach dem Alter der Kinder<br />
gestaffelt - entwickelt:<br />
70
<strong>Tourismuskonzept</strong> <strong>Nordfriesland</strong><br />
Anhang 1: Vorschläge für einen familienfreundlichen Urlaub<br />
Gestaltungsfreiräume<br />
für Jugendliche<br />
6 bis 14 Jahre<br />
• Naturspielplätze mit wilden Ecken<br />
und einfachem Material, z. B. Stroh,<br />
Baumstämmen, Steinen<br />
6 bis 17 Jahre<br />
• Veranstaltungen, z. B. „Spiel ohne<br />
Grenzen“, „Freilichtkino“<br />
• Ideenkiste für Kinder, „Kinderstammtisch“<br />
11 bis 14 Jahre<br />
• „Abenteuertage“, z. B. Waldkindergarten<br />
(betreute Touren/Aktionen<br />
im Wald)<br />
alle Altersgruppen<br />
• Spielmobile - Einsatz in Verbindung<br />
mit unterschiedlichen Organisationen<br />
• regelmäßige Veranstaltungsreihen<br />
• Kindertheater/Musicals; z. B. auch<br />
umweltbezogene Themen (Form und<br />
Inhalt müssen nach Altersgruppen<br />
getrennt werden)<br />
• Spiel- und Spaßnachmittage im<br />
Schwimmbad, an denen man mit<br />
Kleidung, Stofftieren etc. baden darf<br />
• Grundstücke, auf denen Kinder und<br />
Jugendliche sich frei entfalten können,<br />
z. B. Fennen mit Bäumen ohne<br />
vorgegebene Spielmöglichkeiten<br />
Anlässe zum Kennenlernen anderer<br />
Jugendlicher<br />
(Trends beachten)<br />
11 bis 17 Jahre<br />
• Beach-Party-Disco im Schwimmbad<br />
• Treffpunkte/Anlaufpunkte für Jugendliche<br />
• Teenie-Treff<br />
-Park<br />
15 bis 17 Jahre<br />
• Förderung von Musikveranstaltungen<br />
(Treffs, Open Air etc.)<br />
alle Altersgruppen<br />
• Kinderprogramme, öffentliche Veranstaltungen<br />
für verschiedene Altersgruppen<br />
(z. B. Strohburg, Mal-<br />
tische, Ringstechen, Fahrrad-<br />
Geschicklichkeitswettbewerb etc.)<br />
• Elterntauschbörse (ganze Familien<br />
lernen sich kennen; Kinder unternehmen<br />
etwas mit den Eltern anderer<br />
Kinder)<br />
• Kinder zeigen Kindern ihr Dorf: Kinder<br />
und Jugendliche zeigen den<br />
gleichaltrigen Urlaubsgästen die Plätze,<br />
an denen sie draußen spielen<br />
(Vorbereitung in Projektwochen an<br />
Schulen; dabei lernen auch die einheimischen<br />
Kinder ihr Umfeld besser<br />
kennen und schätzen)<br />
71
<strong>Tourismuskonzept</strong> <strong>Nordfriesland</strong><br />
Anhang 1: Vorschläge für einen familienfreundlichen Urlaub<br />
Jugend-Sport-Programm<br />
6 bis 17 Jahre<br />
• Regionalsport-Veranstaltungen (Radringstechen,<br />
Boßeln, „Friesendiplom“,<br />
Kinderringreiten auch für Urlauberkinder<br />
durch die Reitvereine etc.)<br />
• Skateboard-/Rollerblade-Pisten ausweisen<br />
(gern auch Parkplätze und<br />
Schulhöfe am Wochenende)<br />
• Inline-Skating<br />
-Hockey<br />
-Tour<br />
11 bis 17 Jahre<br />
• Trimmpfad mit Anleitungsschildern<br />
(bei der AOK gibt es hierfür einen<br />
Beauftragten)<br />
• Angebot für Biker<br />
- Verleih<br />
- Trainingsstrecken<br />
Alle Altersgruppen<br />
• Ausbau von Flußfreibädern<br />
• Spielplätze/Bolzplätze/Spielwiesen<br />
für alle Altersgruppen<br />
• Plätze für’s Drachensteigen zur Verfügung<br />
stellen<br />
• Schwimmkurse für Anfänger<br />
Natur erleben<br />
6 bis 10 Jahre<br />
• Wattwanderungen, Watterkundung<br />
für Kinder<br />
Alle Altersgruppen<br />
• Natur als Spielplatz<br />
• direktes Erleben von Umwelt mit umweltpädagogischen<br />
Konzepten<br />
• Ausbau von Naturerlebnisräumen<br />
• Begegnung mit Tieren und Pflanzen<br />
• Naturzentren<br />
• Fahrten mit Ponywagen<br />
72
<strong>Tourismuskonzept</strong> <strong>Nordfriesland</strong><br />
Anhang 1: Vorschläge für einen familienfreundlichen Urlaub<br />
Lernen mit Spaß<br />
6 bis 17 Jahre<br />
• Kurse über „Kochen und Ernährung“<br />
für die Pommes-Kinder der Nutella-<br />
Generation (von der Landwirtschaftsschule<br />
Bredstedt bereits umgesetzt)<br />
• Treffpunkte für’s Drachenbauen<br />
• Heimatkundliche Kenntnisse erwerben<br />
(Sagen, Geschichten)<br />
11 bis 17 Jahre<br />
• Ferienschule, die Spaß macht (auf<br />
Schulfächer bezogen, z. B. Theaterstücke<br />
auf französisch einstudieren)<br />
• Internet-Surfen<br />
Alle Altersgruppen<br />
• Angebot von Kreativprogrammen<br />
über mehrere Tage (Werken, Töpfern,<br />
Basteln etc.)<br />
• Anbieten von Kreativ-Urlaub (Verlängerung<br />
der Saison)<br />
• Elterntauschbörse<br />
Rad- und Reitwege<br />
11 bis 17 Jahre<br />
• Gemeindeübergreifender Ausbau und<br />
Ausweisung von Reitwanderwegen<br />
Alle Altersgruppen<br />
• Fahrradverleih auf dem Festland verstärken<br />
(Kinderfahrräder)<br />
• Rundwege<br />
- Wandern-Fahrrad<br />
- Gastronomie<br />
- Kunst<br />
- Naturerlebnis<br />
- Sportpfade (Anlagen)<br />
- Reitwege<br />
• Radfahrwege auch in den größeren<br />
Orten, s. Husum (Radwegenetz)<br />
• Wirtschaftswege nur für Radfahrer<br />
und Anlieger öffnen (Tempobegrenzung<br />
auf 30 km/h)<br />
• Kinderfahrradwege unter Einbeziehung<br />
der Wirtschaftswege abseits<br />
von Bundesstraßen; getrennt für alle<br />
Altersgruppen ausweisen (mit Bezug<br />
auf die Länge der Touren, die für die<br />
Altersgruppen angemessen sind);<br />
Attraktionen am Weg, z. B. Badestelle,<br />
Schafe streicheln<br />
• Naturwanderwege mit Rastplätzen,<br />
evtl. Grillstellen<br />
73
<strong>Tourismuskonzept</strong> <strong>Nordfriesland</strong><br />
Anhang 1: Vorschläge für einen familienfreundlichen Urlaub<br />
Gastronomie und Beherbergung<br />
3 bis 14 Jahre<br />
• Schaffung von Beschäftigungs- oder<br />
Betreuungsmöglichkeiten für Kinder<br />
in Gaststätten<br />
• Kinderteller bzw. halbe Portionen in<br />
Gaststätten<br />
Alle Altersgruppen<br />
• Mindestausstattung für Kinder in Ferienwohnungen,<br />
Pensionen usw. (geeignete<br />
Möbel, Betten für große Jugendliche<br />
etc.)<br />
• Bed- & Breakfast-Unterbringung/<br />
Heuhotels z. B. für Radfahrer<br />
• Unterbringung von Kindern und Jugendlichen<br />
in eigenen Zimmern<br />
Gemeinden<br />
• Wettbewerb Kinderspielplätze<br />
• „Kinderbetreuung“, z. B. in Kirchen<br />
oder Kindergärten (ohne Integration<br />
in bestehende Gruppen)<br />
Werbung<br />
3 bis 14 Jahre<br />
• kindgerechte Anzeigen/Werbung<br />
• ein Logo, z. B. „Robby“, als Symbol<br />
für kinderfreundliche Urlaubsregionen<br />
verwenden<br />
Verkehr<br />
Alle Altersgruppen<br />
• günstigere Bus- und Bahntarife für<br />
Familien<br />
• auf Nebenstraßen ohne Fahrradweg<br />
Geschwindigkeitsbegrenzung für Kfz<br />
auf 70 km/h (z. B. Strecke B 5-<br />
Schlüttsiel-Dagebüll)<br />
• Autos raus aus der Stadt<br />
74
<strong>Tourismuskonzept</strong> <strong>Nordfriesland</strong><br />
Anhang 1: Vorschläge für einen familienfreundlichen Urlaub<br />
Unterkunft<br />
Das Ideal - Die kinderfreundliche Unterkunft<br />
Wohnen/Schlafen: separate Schlafzimmer, stabile Möbel, pflegeleichter Fußbodenbelag, Kindersitz<br />
für Eßtisch, gute Schallisolierung, viel Platz<br />
Sanitärbereich: niedrige Haken, Hocker, Ablagefläche, Töpfchen/Kinderaufsatz für Toilette, Bad und<br />
Toilette getrennt, Wickelmöglichkeit, leicht zu bedienende Warm- und Kaltwasserhähne,<br />
Warmwassertank in ausreichender Größe<br />
Spielen: drinnen: Spielesammlung, Spielecke/Spielzimmer/Spielhaus;<br />
draußen: Garten zum Spielen (Wiese statt Rasen, Schaukel, Wasser), freizügige Gestaltung<br />
der Flächen vor dem Haus (nicht nur Parkplätze), Spielen im Eingangsbereich<br />
in Pensionen/Hotels: Spielzimmer mit Spielen auf der Etage, getrennter Fernsehraum, verbilligte<br />
Abgabe von Getränken/Getränkepauschale<br />
Sonstiges: Waschmaschine, Platz zum Aufhängen und Abstellen von nasser Kleidung und Schuhen,<br />
Buggy, Fahrrräder mit Kindersitz (versch. Größen), Kinderfahrräder, Grillplatz, überdachte<br />
Terrasse/Balkon, Liegewiese für die Erwachsenen, Wohneinheiten für mehrere Familien<br />
Gastronomie<br />
flexible Speisen-/Beilagenzusammenstellung, Portionsgröße variierbar, Kinderhauptmahlzeiten<br />
außerhalb der festen Essenszeiten, Vorziehen des Kinderessens, Beschäftigungsmöglichkeit<br />
für Kinder (Malsachen, Malecke), separates Zimmer zum Spielen und/oder Essen,<br />
Kinder-Speisekarte, Kindersitz am Tisch, Angebote unterschiedlicher Preiskategorien<br />
im Ort<br />
Verkehrsberuhigung<br />
Information<br />
möglichst weitgehend vor dem Haus und in seiner Nähe, so daß die Kinder gefahrlos auch<br />
mal das Grundstück verlassen können<br />
Allgemein: in einer Kinder- und/oder Familienbroschüre übersichtliche Information über alle kinder-<br />
und familienrelevanten Einrichtungen, Spielplätze, Ausflugsmöglichkeiten, Besonderheiten<br />
des Ortes, Veranstaltungen, Arzt, Kinderbetreuung, Babysitter, Restaurants etc.; diese<br />
muß es an möglichst vielen Orten geben (Unterkunft, Restaurants, Läden, Kurverwaltung,<br />
Veranstaltungen); Infotafeln, Plakate im ganzen Ortsbereich; Veranstaltungskalender; aktuelle<br />
Informationen über Lautsprecherwagen (z. B. Sonderveranstaltungen bei Regenwetter)<br />
Unterkunft: Kennzeichnung kinderfreundlicher Unterkünfte im Gastgeberverzeichnis mit Darstellung<br />
der Kriterien<br />
Gastronomie: Auflistung kinderfreundlicher Restaurants mit Preisangaben im Restaurantverzeichnis<br />
oder direkt am Restaurant (von außen sichtbar), Kinder-/Familienbroschüre oder Gastgeberverzeichnis<br />
Schwimmbad<br />
kindergerechte Sanitäreinrichtungen,<br />
Wasserspielgeräte für Kinder, Rutsche,<br />
Ablagemöglichkeiten für Badeutensilien<br />
75
<strong>Tourismuskonzept</strong> <strong>Nordfriesland</strong><br />
Anhang 2: Vorschläge für auf Senioren abgestimmte Urlaubsangebote<br />
VORSCHLÄGE FÜR AUF<br />
DIE ZIELGRUPPE DER SENIOREN<br />
ABGESTIMMTE URLAUBSANGEBOTE<br />
Am 19.08.1996 sammelte eine spezielle Arbeitsgruppe Vorschläge, um <strong>Nordfriesland</strong> für<br />
die Urlauberzielgruppe der Senioren noch attraktiver zu machen. Die Mitglieder dieser Arbeitsgruppe<br />
waren:<br />
• Sabine Jacobs, Kurverwaltung Wyk<br />
• Elfi Lindenberg, Seniorenbeirat der Stadt Husum<br />
• Friedrich Lütke Twenhöven, WWF<br />
• Eleonore Motullo, Seniorenbeirat der Stadt Niebüll<br />
• Samone Schwier, Nordseebäderverband<br />
• Werner Soltau, Landesseniorenrat.<br />
Die Arbeitsgruppe macht die folgenden Vorschläge:<br />
1. Kultur<br />
• In <strong>Nordfriesland</strong> ist ein breites Angebot an kulturellen Angeboten und Veranstaltungen<br />
vorhanden; es wird nur nicht genügend bekannt gemacht. Kulturelle Angebote sollten in<br />
die verschiedenen Ortsprospekte Eingang finden.<br />
• Zur Belebung der Vor- und Nachsaison sollten Sonderprospekte für diese Zeiten herausgegeben<br />
werden.<br />
• Kulturelle Veranstaltungen sollten verstärkt auch tagsüber stattfinden.<br />
• Die Geschichte der Region ist für Senioren besonders interessant und sollte stärker herausgestellt<br />
werden.<br />
• Die Volkshochschulen sollten Fremdenführer ausbilden.<br />
• Kirchenkonzerte werden von Senioren gern angenommen.<br />
• Bei Hallig- und anderen Schiffstouren sollten über Bordlautsprecher unterhaltsame Beschreibungen<br />
der Halligen etc. gegeben werden; viele Fährunternehmen tun dies bereits.<br />
2. Verkehr<br />
• Senioren sind stärker als andere Bevölkerungsgruppen auf den ÖPNV angewiesen.<br />
• Kulturelle Angebote/Veranstaltungen müssen mit dem öffentlichen Liniennetz gut erreichbar<br />
sein; Busfahrpläne müssen flexibel sein.<br />
• Bei Informationen über kulturelle Angebote sollte gleich auf die Verkehrsverbindungen<br />
hingewiesen werden.<br />
• Busfahrpläne müssen in großer Schrift geschrieben und von der Systematik her leicht<br />
verständlich sein.<br />
• Pferdekutschen sind sehr beliebt; mit ihnen könnten Rundtouren gemacht oder einzelne<br />
Ziele direkt angefahren werden, z. B. die Hamburger Hallig.<br />
• Für Bahnreisende ist ein Gepäckservice wichtig; Informationen hierüber sollte der Vermieter<br />
vorab geben.<br />
76
<strong>Tourismuskonzept</strong> <strong>Nordfriesland</strong><br />
Anhang 2: Vorschläge für auf Senioren abgestimmte Urlaubsangebote<br />
3. Infrastruktur<br />
• Wenn im öffentlichen Straßenraum mehrere Sitzbänke nebeneinander zum Ausruhen<br />
und zum Genießen der Aussicht aufgestellt werden, sollten sie nicht in einer Linie, sondern<br />
in einem leichten Winkel zueinander stehen, um die Kommunikation zu erleichtern.<br />
• Die Bedienung technischer Einrichtungen, z. B. Fahrkartenautomaten an Bahnhöfen,<br />
muß allgemeinverständlich erläutert werden.<br />
4. Anforderungen an Urlaubsquartiere<br />
• ebenerdige Eingangsbereiche; Vermeidung von Stufen<br />
• Fahrstühle<br />
• bequeme, höhergelagerte Möbel; z. B. könnte eine zweite Matratze aufs Bett gelegt<br />
werden<br />
• Die Bedienung technischer Einrichtungen, z. B. Fernsehgeräte, muß auch für Laien verständlich<br />
erklärt werden.<br />
• Vermieter von Ferienwohnungen sollten vor der Anreise der Gäste anfragen, ob der<br />
Kühlschrank gefüllt werden soll und ob ein zweites Kopfkissen etc. benötigt wird.<br />
5. Gastronomiebetriebe<br />
• Gastronomiebetriebe sollten mit ÖPNV-Unternehmen zusammenarbeiten, um eine gute<br />
Anbindung zu gewährleisten.<br />
• Die Speisekarten sollten regionale Gerichte enthalten und Informationen über deren<br />
Geschichte geben.<br />
• Regionale Spezialitäten könnten - in Zusammenarbeit mit Busreiseveranstaltern - in<br />
ähnlichem Rahmen wie Weinproben in Süddeutschland angeboten werden.<br />
• Speisekarten sollten flexibel sein, so daß z. B. andere Beilagen gewählt werden können.<br />
• Singles sollte nicht ein abgelegener „Katzentisch“, sondern zur Erleichterung der Kommunikation<br />
ein gemeinsamer Tisch angeboten werden.<br />
• In Kurorten sollten regelmäßige Tanztees stattfinden.<br />
• Toilettenanlagen sollten nicht im Keller untergebracht sein.<br />
6. Fremdenverkehrsvereine<br />
• In den Tourist-Informationen sollten Gästebetreuer als Ansprechpartner für Fragen zu<br />
Fahrplänen, Veranstaltungen, Reklamationen etc. vorhanden sein; dies ist für die Mieter<br />
anonymer Ferienwohnungen besonders wichtig.<br />
• Kombinierte Angebote, z. B. Natur/Kultur/Essen sind bei Senioren beliebt.<br />
• Skatturniere finden Anklang.<br />
• Gemeinsam mit Anglervereinen könnte ein „Angeln für jung und alt“ angeboten werden.<br />
• Radtouren zu Naturerlebnisräumen (gemischte Altersgruppen; zur Vermeidung von Gegenwindfahrten<br />
Fahrradbusse einsetzen)<br />
• Herausstellung regionaler Künstler, z. B. Theodor Storm: an von ihm beschriebenen,<br />
real existierenden Stätten können Stormtexte vorgelesen werden; danach wird ein Essen<br />
angeboten, das bereits in Stormtexten erwähnt wird (Zusammenarbeit mit<br />
Volkshochschulen)<br />
77
<strong>Tourismuskonzept</strong> <strong>Nordfriesland</strong><br />
Anhang 2: Vorschläge für auf Senioren abgestimmte Urlaubsangebote<br />
• Wandertouren in idyllischen Naturgebieten werden von Senioren gern angenommen; die<br />
Hin- und Rückreise müßte per Bus organisiert werden.<br />
• Abends könnten Kochkurse über regionale Gerichte erfolgreich sein.<br />
7. Service und Dienstleistungen<br />
• Manche Senioren können zuweilen etwas schwierige Gäste sein; für Vermieter/innen<br />
sollten Kurzseminare über den Umgang mit ihnen angeboten werden.<br />
• Betreuungsangebote sind erforderlich; das Wort „Betreuung“ sollte dabei allerdings vermieden<br />
werden.<br />
• Als Gästebetreuer oder Fremdenführer könnten einheimische Senioren eingesetzt werden.<br />
• Hierfür wären auch Schüler geeignet, die z. B. in selbstgelenkten Kleinbussen mit<br />
8 Fahrgästen kleine Gruppen führen.<br />
• Die Volkshochschulen sollten Fremdenführer ausbilden.<br />
8. Werbung und Marketing<br />
• Es sollten Angebote für Senioren gemacht, aber nicht als solche deklariert werden, denn<br />
„alt sind immer nur die anderen“.<br />
• Eine geeignete Überschrift könnte „Angebote für Individualisten“ sein.<br />
9. Weitere Bemerkungen<br />
• „Die Senioren“ gibt es nicht; die Angehörigen dieser Zielgruppe unterscheiden sich erheblich<br />
nach Alter, Beweglichkeit, Interessenlage etc.<br />
• Viele Senioren sind Singles und reisen allein in den Urlaub.<br />
• Senioren wollen nicht gettoisiert werden, sondern möchten gern in Kontakt mit anderen<br />
Altersgruppen treten; dies ist nicht einfach zu realisieren.<br />
• Die Wetterberichte im Fernsehen sollten auch das nordfriesische Wetter anzeigen.<br />
78
<strong>Tourismuskonzept</strong> <strong>Nordfriesland</strong><br />
Anhang 3: Anregungen für verschiedene Tourismusakteure zum Thema Umweltschutz<br />
ANREGUNGEN FÜR<br />
VERSCHIEDENE TOURISMUSAKTEURE<br />
ZUM THEMA UMWELTSCHUTZ<br />
1. Anregungen für Gemeinden:<br />
Infrastruktur<br />
• natur- und umweltschonender Bau und Betrieb von Freizeitanlagen und Kureinrichtungen<br />
• Einführung touristischer Umweltbilanzen (z. Z. Pilotprojekt in Wyk)<br />
• Umrüstung bestehender Anlagen zur Verbesserung der Umweltverträglichkeit<br />
• Kooperation/Absprache mit Natur- und Umweltschutzverbänden bei der Einrichtung von<br />
Freizeiteinrichtungen<br />
• Nutzung der vorhandenen Infrastruktur für die einheimische Bevölkerung (z. B. Sporteinrichtungen<br />
auch für Gäste)<br />
Orts- und Regionalcharakter<br />
• gemeindeübergreifende Planungen<br />
• Überprüfung vorhandener Pläne: Flächennutzungsplan, Bebauungsplan, Landschaftsplan,<br />
Grünflächenplan etc.<br />
• Verbesserung vorhandener Pläne<br />
• Steuerung von Hotelbettenzahlen, Zahl der Ferienwohnungen oder Ferienhäuser,<br />
Zweitwohnungen etc. durch Bauleitplanung<br />
• Maßnahmen zur Erhöhung der Umweltqualität im Ortsbereich wie z. B. Fassadengestaltung,<br />
Grünanlagen, Renaturierung versiegelter Flächen, Lärmschutz, Luftrein-haltung<br />
• Förderung orts- und regionalangepaßter Bauweise<br />
• Wettbewerbe zur Verschönerung des Ortsbildes, zum innerörtlichen Natur- und Umweltschutz<br />
etc.<br />
• Beratung von Betrieben und privaten Haushalten in Fragen des Umweltschutzes<br />
Natur/Landschaft<br />
• Erstellung von verbindlichen Landschaftsplänen<br />
• Inanspruchnahme von staatlichen Förderprogrammen zum Schutz bestimmter Biotope<br />
etc.<br />
• Prüfung der Möglichkeiten zur Freihaltung touristisch attraktiver Landschaftsräume von<br />
privatem Pkw-Verkehr trotz evtl. vorhandener Straßen<br />
• Maßnahmen im Verkehrsbereich (s. Kapitel „Verkehr“)<br />
• Maßnahmen gegen störende Lenkdrachen<br />
Gesamtkonzeption und Bürgerbeteiligung<br />
• regelmäßiger Informationsaustausch und enge Zusammenarbeit mit Natur- und Umweltschutzgruppen<br />
vor Ort<br />
• Maßnahmen zur „Inneren Werbung“, Bürgerveranstaltungen zum Thema „Tourismus<br />
und Umwelt“<br />
• Einbindung der Schulen, Vereine, Verbände (Malwettbewerb, Aktionen etc.)<br />
• regelmäßige Behandlung von Umweltaspekten im Fremdenverkehrsausschuß<br />
79
<strong>Tourismuskonzept</strong> <strong>Nordfriesland</strong><br />
Anhang 3: Anregungen für verschiedene Tourismusakteure zum Thema Umweltschutz<br />
• „Kummerkasten“ für Gästemeinungen zu Natur und Umwelt, Gästestammtisch<br />
• Ausstellung über die Schutzwürdigkeit kommunaler und regionaler Gebiete<br />
• Einrichtung von Wald-/Lehrpfaden, Schulgärten, Kräuter- und Arzneigärten etc.<br />
• Durchführung von umweltbezogenen Veranstaltungen<br />
• Erlaß von Wattführerverordnungen<br />
2. Vorschläge für Kurverwaltungen, Fremdenverkehrs-, Umwelt -<br />
und Naturschutzvereine:<br />
Angebote<br />
• verstärkte Entwicklung naturbezogener (Pauschal-)Angebote<br />
• Angebot von Urlaubsaktivitäten, bei denen der Gast aktiv in der Landschaftspflege mitwirken<br />
kann<br />
• Durchführung von Veranstaltungen (Tag der offenen Tür, Nordfriesische Lammtage etc.)<br />
• Schulung von Gästeführern im Bereich Natur und Umwelt<br />
Information und Bürgerbeteiligung<br />
• Hinweise in Gästeinformationen auf besondere Natur- und Umweltmaßnahmen, Verhaltenstips<br />
für Urlaubsgäste<br />
• „Kummerkasten“ für Gästemeinungen zu Natur und Umwelt<br />
• Befragung von Gästen zum Thema Natur und Umwelt<br />
Werbung<br />
• umweltfreundliches Papier für Werbematerial/Prospekte/Gästezeitung<br />
• Bevorzugung/Auszeichnung von Unterkünften, die besonders auf Umweltverträglichkeit<br />
achten<br />
• Umweltfreundlichkeit als wichtiges Verkaufsargument in der Werbung<br />
3. Vorschläge für Gastronomie- und Beherbergungsbetriebe:<br />
Bauausführung und Erreichbarkeit<br />
• orts-/regional angepaßter Baustil<br />
• Verwendung heimischer Baumaterialien<br />
• Verwendung umweltfreundlicher Baumaterialien und Baustoffe (Holz, Naturstein, schadstoffarme<br />
Lacke etc.)<br />
• passive Sonnenenergienutzung (Nord-Süd-Ausrichtung des Gebäudes)<br />
• Bevorzugung umweltbewußter einheimischer Bauunternehmen<br />
• Maßnahmen zur Wärme- und Lärmdämmung<br />
• Maßnahmen zur Fassadengestaltung (z. B. Außenwandbegrünung)<br />
• Information der Gäste über öffentliche Verkehrsmittel und Aufforderung zur Nutzung<br />
Inneneinrichtung<br />
• umweltfreundliche Innenausstattung (z. B. formaldehydfrei, PCB-frei, Naturtextilien)<br />
• zweckmäßige und energiesparende Beleuchtung (z. B. durch bestimmte Anordnung der<br />
Lampen und Einsatz von Energiesparlampen)<br />
80
<strong>Tourismuskonzept</strong> <strong>Nordfriesland</strong><br />
Anhang 3: Anregungen für verschiedene Tourismusakteure zum Thema Umweltschutz<br />
• Zonen für Nichtraucher/Raucher in Gemeinschaftsräumen<br />
• regionaltypischer Einrichtungsstil<br />
• weitgehender Verzicht auf technische, energieverbrauchende Geräte in den Zimmern<br />
Verpflegung<br />
• Beachtung der Verpackungsart beim Einkauf (z. B. Mehrweggebinde, Pfandflaschen,<br />
keine Portionspackungen für Marmelade etc.)<br />
• Angebot von Vollwert- und vegetarischen Gerichten<br />
• Getränke aus biologischem Anbau (Wein, Bier, Säfte)<br />
• Ausrichtung des Speiseangebots auf Frischprodukte (z. B. saisonales Angebot, keine<br />
Dosen)<br />
• Einkauf von Tierprodukten aus artgerechter Haltung<br />
• Information der Gäste/Mitarbeiter über gesunde Ernährung<br />
Energie- und Wasserversorgung<br />
• Nutzung alternativer Energiequellen<br />
• Abwärmerückgewinnung<br />
• Blockheizkraftwerk bei Großbetrieben<br />
• Einsatz energiesparender Küchen- und Haushaltsgeräte<br />
• Einsatz energiesparender Heizsysteme<br />
• individuelle Verbrauchsabrechnung pro Zimmer (Heizung, Energie)<br />
• Einsatz von Maximalstrom- bzw. Höchsttemperaturbegrenzungsanlagen in Zimmern/Gasträumen<br />
• Energiespartips für Gäste und Mitarbeiter (z. B. Zimmeraushang)<br />
• Reduzierung des Wasserverbrauchs (z. B. Durchflußbegrenzer)<br />
• Nutzung von wiederaufbereitetem Wasser/Regenwasser im Garten<br />
• regelmäßige Wartung (undichte Wasserhähne und Toilettenspülungen)<br />
• Wasserspartips für Gäste und Mitarbeiter<br />
Abfallvermeidung<br />
• Verzicht auf Einweggeschirr, Plastiktüten, Folien, Kunststoffverpackungen<br />
• Verwendung von Recycling-Produkten (z. B. Büromaterial, Prospekte, Toilettenpapier)<br />
• Pfandflaschen der Gäste zentral sammeln und zum Händler zurückbringen<br />
Außenanlagen<br />
• naturnahe Gestaltung der Außenanlagen (z. B. durch heimische Pflanzen, Biotope, Blumenwiesen<br />
statt Rasenflächen)<br />
• Beschränkung befestigter Flächen (Fahrbahnen, Stellplätze, Höfe) auf ein Minimum<br />
• Nichtversiegelung von befestigten Flächen (z. B. Verbundpflaster, verdichteter Kies)<br />
• keine chemischen Pflanzenvernichtungsmittel und Torf; Verwendung natürlicher Düngemittel<br />
• im Winterdienst Vermeidung von Salzstreuung, stattdessen Verwendung abstumpfender<br />
Streumittel<br />
• hauseigener Gemüse- bzw. Kräutergarten<br />
81
<strong>Tourismuskonzept</strong> <strong>Nordfriesland</strong><br />
Anhang 3: Anregungen für verschiedene Tourismusakteure zum Thema Umweltschutz<br />
Umweltschutz<br />
• flächendeckende Umsetzung des 40-Punkte-Kataloges zum Umweltschutz im Gastgewerbe<br />
(DeHoGa)<br />
• umweltorientiertes Unternehmensleitbild<br />
• ständiger Informationsaustausch mit Umweltorganisationen<br />
• Anregung/Schulung/Mitsprache der Mitarbeiter/innen zur Stärkung des Umweltbewußtseins<br />
• Engagement im Unternehmensverband für Umweltbelange<br />
• Erstellung von Öko-Bilanzen (z. B. Verbrauch/Gast)<br />
• Umweltfreundlichkeit als wichtiges Verkaufsargument in der Werbung<br />
• Verwendung umweltfreundlicher Papiersorten für Informationsmaterial<br />
• Förderung besonders umweltfreundlicher Angebote durch Mischkalkulation (z. B. in der<br />
Speisekarte)<br />
• Durchführung von Veranstaltungen (Tag der offenen Tür, Nordfriesische Lammtage etc.)<br />
82
<strong>Tourismuskonzept</strong> <strong>Nordfriesland</strong><br />
Anhang 4: Mitglieder des Tourismus-Forums <strong>Nordfriesland</strong><br />
DIE MITGLIEDER DES<br />
TOURISMUS-FORUMS NORDFRIESLAND<br />
und die von ihnen vertretenen Institutionen/Organisationen/Regionen<br />
1. Hannelore von Ahnen, Verbund der Zentralen Zimmervermittlungen <strong>Nordfriesland</strong><br />
2. Landrat Dr. Olaf Bastian<br />
3. Jes Heinrich Bendixen, Industrie- und Handelskammer zu Flensburg<br />
4. Erika Denker, Landfrauenverband<br />
5. Jürgen Feddersen, Vertreter der Region Pellworm & Halligen<br />
6. Günter Fleskes, Vertreter der Region Nordstrand<br />
7. Perke Heldt, Regionalsekretärin des Deutschen Gewerkschaftsbundes<br />
8. Jürgen Jungclaus, Vertreter der Region Amrum<br />
9. Lothar Koch, Vertreter der in der Arbeitsgemeinschaft Nationalpark (AGN) zu-<br />
sammengeschlossenen Umweltverbände (BUND, NABU, WWF, Schutzstation<br />
Wattenmeer, OAG, Naturschutzverein Uthlande)<br />
10. Cornelius Kohl, Vertreter der Region Husumer Bucht<br />
11. Heinz Loske, Vertreter der Region Südtondern<br />
12. Bernd Paulsen, Gemeinde St. Peter-Ording<br />
13. Silke Petersen, Nordseebäderverband<br />
14. Andreas Rechert, Vertreter der Region Föhr<br />
15. Udo Reichert, Vertreter der Region Bredstedt/Viöl/Ostenfeld/Wittbek/Winnert<br />
16. Dr. Bernd Scherer, Landesamt für den Nationalpark Schleswig-Holsteinisches<br />
Wattenmeer<br />
17. Kreispräsidentin Renate Schnack<br />
18. Peter Schnittgard, Vertreter der Region Sylt<br />
19. Dr. Rasmus Thamsen, Vertreter der Landwirtschaft, Landwirt und<br />
sozioökonomischer Berater an der Landwirtschaftsschule Bredstedt<br />
20. Bernd Wachter, Vertreter der Region Eiderstedt & Friedrichstadt<br />
21. Klaus-Peter Willhöft, DeHoGa-Verbände in <strong>Nordfriesland</strong><br />
Ständige Gäste der Forumssitzungen:<br />
Hannelore Krackow-Laukat, Ministerium für ländliche Räume, Landwirtschaft, Ernährung<br />
und Tourismus des Landes Schleswig-Holstein<br />
Gerd Kramer, Fremdenverkehrsverband Schleswig-Holstein e. V.<br />
Wissenschaftliche Begleitung (bei Bedarf):<br />
Dr. Martin Lohmann und Kai Ziesemer, Institut für Tourismus- und Bäderforschung in<br />
Nordeuropa GmbH (N.I.T.)<br />
Koordinierungsstelle:<br />
Hans-Martin Slopianka, Kreis <strong>Nordfriesland</strong><br />
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