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Tourismuskonzept Nordfriesland - Wirtschaftsförderungsgesellschaft ...

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Impressum<br />

Herausgeber: Kreis <strong>Nordfriesland</strong><br />

Der Kreisausschuß<br />

Marktstraße 6<br />

25813 Husum<br />

V. i. S. d. P.: Hans-Martin Slopianka<br />

Koordinierungsstelle<br />

für das <strong>Tourismuskonzept</strong><br />

Tel. 0 48 41 / 67-466<br />

Autor: Tourismus-Forum <strong>Nordfriesland</strong><br />

Titelgestaltung: Hartmut Pohl<br />

Druck: Breklumer Druckerei Manfred Siegel KG<br />

Ausgabe: Mai 1997<br />

Dankeschön: dem Allgemeinen Deutschen<br />

Automobilclub e. V. (ADAC),<br />

München, für die freundliche<br />

Genehmigung zur Verwendung<br />

von Zitaten aus seinen Broschüren<br />

„Mehr wissen - mehr handeln” und<br />

„Service-Qualität im Tourismus”<br />

(Seite 20 und Anhang 3 dieses<br />

Konzeptes) sowie<br />

der Landesregierung Schleswig-<br />

Holstein für die Genehmigung zum<br />

Abdruck eines Auszugs aus der vom<br />

Institut für Tourismus- und Bäder-<br />

forschung in Nordeuropa GmbH<br />

(N.I.T.) verfaßten „Strukturanalyse<br />

der touristischen Angebote in<br />

Schleswig-Holstein“, Okt. 1995,<br />

2. Auflage (Seite 75 dieses Konzeptes).<br />

2


Vorwort<br />

Mit einem florierenden Fremdenverkehr konnte der Kreis <strong>Nordfriesland</strong> in den 90er Jahren<br />

Punkte im Kampf gegen die Standortnachteile seiner Randlage machen. Weit entfernt von<br />

den deutschen Ballungszentren - viele Feriengäste finden das jedoch ganz prima: Natur- und<br />

Kulturlandschaft sind noch weitgehend intakt - ein eindeutiger Standortvorteil im härter werdenden<br />

touristischen Wettbewerb!<br />

Damit diese Pluspunkte auch zukünftig nicht verpuffen, muß mit dem kostbaren Potential der<br />

Region sorgsam und planvoll umgegangen werden. Das heißt: ein Langzeitplan für 10-15<br />

Jahre muß her. Wichtigste Zielvorgabe darin: der Tourismus wird in <strong>Nordfriesland</strong> be-hutsam<br />

weiterentwickelt - nach dem Prinzip der Nachhaltigkeit. Gesucht wird dabei nicht der kurzfristige<br />

finanzielle Erfolg und die Ressourcenausbeutung, sondern eine Balance, bei der das<br />

natürliche Kapital wie Nordsee, Landschaft und Klima geschont und bewahrt wird, gleichzeitig<br />

aber der ökonomische Stützpfeiler Tourismus stabilisiert und auf die Zukunft ausgerichtet<br />

wird.<br />

Das Tourismusentwicklungskonzept dient als Orientierungsrahmen. Es ist Kernpunkt einer<br />

Strategie, die dafür sorgen soll, daß es den Einheimischen wirtschaftlich wohl ergeht und die<br />

Gäste hoch zufrieden sind. Grundlage dafür ist jedoch, daß die einmalige Naturland-schaft<br />

erhalten wird und daß Brauchtum und kulturelles Leben gepflegt werden. Und: die Einheimischen<br />

sollen sich durch den Tourismus nicht eingeengt fühlen - ihr Wohlbefinden ist ebenso<br />

wichtig wie das der Feriengäste.<br />

Die Chancen stehen gut, diese Ziele zu realisieren, denn das Fremdenverkehrsentwicklungskonzept<br />

ist weit mehr als ein Stapel Papier. Erarbeitet wurde es von Einheimischen und<br />

nicht von externen Experten. In <strong>Nordfriesland</strong> ging bundesweit die erste touristische Zukunftswerkstatt<br />

über die Bühne; eine einmalige Bürgerbeteiligung, die gepaart mit kritischer<br />

Bewußtseinsbildung die Chancen der Umsetzung beträchtlich erhöht und in der Region<br />

schlummernde Ideenpotentiale mit Leben erfüllt.<br />

In Schwung gehalten wurde die kreative Langzeit-Debatte vom nordfriesischen Tourismus-<br />

Forum, einer kleinen, aber feinen Denk-Fabrik mit 21 rauchenden Köpfen, die u. a. darauf<br />

achteten, daß ein Konzept aus einem Guß entsteht.<br />

Nach der Einstiegs-Zukunftswerkstatt zum Thema „Umwelt und Tourismus in <strong>Nordfriesland</strong>”<br />

im Januar 1996 auf Pellworm erhöhte sich die Zahl der Ideenschmieden auf 10: in den Teilregionen<br />

des Kreises erarbeitet die einheimische Bevölkerung „ihre” lokalen Tourismusentwicklungsplanungen<br />

- basisorientiert, auf der Grundlage neuer Marktforschungsdaten<br />

und, weil alle an einer nachhaltigen Tourismusentwicklung interessiert sind, im Einklang mit<br />

den Leitzielen des Fremdenverkehrsentwicklungskonzeptes für <strong>Nordfriesland</strong>.<br />

3


Wenn in der Region Konsens über das Konzept und damit darüber besteht, wie die eigene<br />

Zukunft gestaltet werden soll, hat sich <strong>Nordfriesland</strong>s Zukunftswerkstatt einen ganz speziellen<br />

Standortvorteil geschmiedet. Und der wirkt nach innen und nach außen.<br />

Im touristischen Konkurrenzkampf kann die Region Stärke demonstrieren, sie spricht eine<br />

gemeinsame Sprache. Zudem werden die Nordfriesen ihre Interessen in der Fremdenverkehrspolitik<br />

stärker vertreten können, wenn sie mit einer Stimme sprechen. Die Innenwirkung<br />

ist ebenfalls enorm: das neue Wir-Gefühl der touristischen Anbieter setzt weitere<br />

Kräfte frei. Auch wenn die Zukunftswerkstatt 1997 ihre Pforten schließt - in vielen kleinen<br />

Ideenschmieden auf den Inseln, den Halligen und dem Festland wird weiter gearbeitet: damit<br />

Gäste und Gastgeber sich auch in Zukunft noch über ein zauberhaftes Stückchen Erde freuen<br />

können.<br />

Tourismus-Forum <strong>Nordfriesland</strong><br />

im April 1997<br />

4


Inhalt<br />

Seite<br />

Vorwort............................................................................................................. 3<br />

Kapitel 1: Touristisches Leitbild und Leitziele für <strong>Nordfriesland</strong>................................. 7<br />

Kapitel 2: Gästestruktur................................................................................................... 14<br />

1. Zielgruppe: Familien mit Kindern.................................................................. 14<br />

2. Zielgruppe: Senioren.................................................................................... 15<br />

3. Zielgruppe: Gesundheitsurlauber und Kurgäste............................................. 16<br />

Kapitel 3: Touristische Angebote................................................................................... 18<br />

Qualität der touristischen Angebote................................................................... 18<br />

Wohnen............................................................................................................ 18<br />

Essen und Trinken............................................................................................. 19<br />

Service und Dienstleistungen............................................................................ 20<br />

Kultur und Veranstaltungen............................................................................... 25<br />

Gesundheit....................................................................................................... 26<br />

Qualifizierung................................................................................................... 28<br />

Touristische Informations-Norm TIN und Klassifizierung................................... 29<br />

Wettbewerb touristische Modellgemeinde......................................................... 29<br />

Kapitel 4: Natur, Umwelt, Landschaft............................................................................. 30<br />

Ansätze für Maßnahmen................................................................................... 36<br />

Kapitel 5: Infrastruktur.................................................................................................... 39<br />

Kapitel 6: Ortscharakter.................................................................................................. 43<br />

Kapitel 7: Kultur.............................................................................................................. 45<br />

Kapitel 8: Verkehr............................................................................................................ 48<br />

An- und Abreise nach/von <strong>Nordfriesland</strong>........................................................... 49<br />

Verkehrsverbindungen in <strong>Nordfriesland</strong>............................................................ 51<br />

Verkehrssituation in den Tourismusorten.......................................................... 54<br />

Kapitel 9: Organisation und Zusammenarbeit............................................................... 56<br />

Produktgestaltung............................................................................................. 56<br />

Produktvertrieb................................................................................................. 58<br />

Zusammenarbeit mit Dänemark und den Nachbarkreisen................................. 59<br />

Finanzierung.................................................................................................... 60<br />

Kapitel 10: Werbung und Marketing................................................................................. 61<br />

Marktforschung................................................................................................. 61<br />

Außenmarketing............................................................................................... 61<br />

Innenmarketing................................................................................................ 63<br />

Kapitel 11: Tourismuspolitik............................................................................................ 67<br />

Anhang............................................................................................................................... 69<br />

Vorschläge für einen familienfreundlichen Urlaub............................................. 70<br />

Vorschläge für auf Senioren abgestimmte Urlaubsangebote............................. 76<br />

Anregungen für verschiedene Tourismusakteure<br />

zum Thema Umweltschutz................................................................................ 79<br />

Die Mitglieder des Tourismus-Forums <strong>Nordfriesland</strong>......................................... 83<br />

5


<strong>Tourismuskonzept</strong> <strong>Nordfriesland</strong> 7<br />

Kapitel 1: Touristisches Leitbild und Leitziele für <strong>Nordfriesland</strong><br />

TOURISTISCHES LEITBILD UND LEITZIELE<br />

FÜR NORDFRIESLAND<br />

Was ist ein Leitbild?<br />

Ein Leitbild formuliert eine klare gemeinsame<br />

Zielorientierung. Es dient der Selbstbindung<br />

und Selbstkontrolle. Es soll Geschlossenheit<br />

nach innen und nach außen deutlich<br />

machen und die gemeinschaftliche Verantwortung<br />

für den Bereich des Fremdenver-<br />

Unser touristisches Leitbild lautet:<br />

kehrs ausdrücken. Dies sind Voraussetzungen<br />

für ein positives Erscheinungsbild in der<br />

Öffentlichkeit, das die Glaubwürdigkeit und<br />

Akzeptanz bei den Bürgerinnen und Bürgern<br />

<strong>Nordfriesland</strong>s und bei unseren Gästen<br />

fördert.<br />

<strong>Nordfriesland</strong> ist eine einzigartige Kombination aus weitläufiger Nordseeküstenlandschaft,<br />

dem Wattenmeer mit seinen Inseln und Halligen und einer landwirtschaftlich<br />

geprägten Kulturlandschaft. Die intakte Natur und das gesunde<br />

Klima, die Gastfreundschaft der Nordfriesen und seine kulturelle Vielfalt machen<br />

<strong>Nordfriesland</strong> zu einem Feriengebiet mit außergewöhnlichem Erholungswert.<br />

Wir wollen gemeinsam den Tourismus in <strong>Nordfriesland</strong> umwelt- und sozialverträglich<br />

weiterentwickeln und auf allen Ebenen ein qualitativ hohes Niveau<br />

unserer touristischen Angebote erreichen.<br />

Aus diesem Leitbild ergeben sich Handlungserfordernisse.<br />

Sie werden in den folgenden sieben Leitzielen genauer definiert.


<strong>Tourismuskonzept</strong> <strong>Nordfriesland</strong> 8<br />

Kapitel 1: Touristisches Leitbild und Leitziele für <strong>Nordfriesland</strong><br />

Leitziel Nr. 1<br />

Die Attraktivität der Natur- und Kulturlandschaft <strong>Nordfriesland</strong>s<br />

mit seiner einzigartigen Insel- und Halligwelt und seinem Nationalpark<br />

muß erhalten bleiben; ihre Potentiale müssen sensibel erschlossen werden.<br />

<strong>Nordfriesland</strong> ist geprägt durch eine vielgestaltige,<br />

erlebbare Natur- und Kulturlandschaft<br />

in Marsch und Geest. Zur Naturlandschaft<br />

gehören insbesondere das Watt, die<br />

Küste mit ihrer Dünenlandschaft, die Naturschutzgebiete<br />

und der Nationalpark Wattenmeer;<br />

die Kulturlandschaft machen vor<br />

allem die Agrarlandschaft mit ihren unterschiedlichen<br />

Nutzungsformen, die Köge,<br />

Leitziel Nr. 2<br />

Deiche und Warften sowie die gewachsenen<br />

Dörfer und Kleinstädte aus. Diese<br />

Grundlage aller touristischen Entwicklung<br />

muß bewahrt werden, um den Fremdenverkehr<br />

langfristig zu sichern und weiterzuentwickeln.<br />

Dies bedeutet einen wirksamen<br />

Schutz der Naturlandschaft und eine behutsame,<br />

nachhaltige Weiterentwicklung der<br />

Kulturlandschaft mit den Mitteln der Bauleitplanung<br />

und Landschaftsplanung.<br />

Die kulturelle und sprachliche Vielfalt <strong>Nordfriesland</strong>s<br />

muß erhalten und gefördert werden. Die regionaltypischen<br />

Ortsbilder müssen bewahrt und behutsam weiterentwickelt werden.<br />

Die regionalen Kulturen bilden eine der<br />

Grundlagen für die touristische Entwicklung<br />

<strong>Nordfriesland</strong>s. Keine andere Landschaft in<br />

Deutschland, vielleicht sogar in Europa,<br />

kann eine so große sprachliche und kulturelle<br />

Vielfalt aufweisen wie <strong>Nordfriesland</strong>. Diese<br />

Vielfalt ist auch ein besonderes Erlebnis<br />

für den Gast und trägt zur Unverwechselbarkeit<br />

<strong>Nordfriesland</strong>s bei. Aus diesem<br />

Grunde sind ein wirksamer Schutz und eine<br />

vorrangige Förderung des Niederdeutschen<br />

sowie der dänischen und der friesischen<br />

Sprachen in <strong>Nordfriesland</strong> unabdingbar.<br />

Gleiches gilt selbstverständlich auch für die<br />

kulturellen Aktivitäten in diesem Bereich.<br />

Ein weiterer, für die Erhaltung der Wettbewerbsfähigkeit<br />

<strong>Nordfriesland</strong>s wichtiger<br />

Faktor sind die attraktiven, regionstypischen<br />

Ortsbilder. Die Kommunen sollten ihre Möglichkeiten,<br />

nämlich Ortsentwicklungspläne,<br />

Bauplanungsrecht, Dorferneuerung und<br />

Bauherrenberatung, verstärkt nutzen. Vorhandene<br />

Bausünden sollten mittelfristig beseitigt<br />

werden.<br />

Der Erhalt und der Ausbau der vielfältigen<br />

Funktionen von Dörfern und Städten ist unabdingbar,<br />

um <strong>Nordfriesland</strong> sowohl für die<br />

Einheimischen als auch für Fremdenverkehrsgäste<br />

attraktiv zu erhalten.<br />

Die Anzahl der Zweitwohnungen muß in<br />

einem angemessenen Verhältnis zu den<br />

Dauerwohnungen stehen.


<strong>Tourismuskonzept</strong> <strong>Nordfriesland</strong> 9<br />

Kapitel 1: Touristisches Leitbild und Leitziele für <strong>Nordfriesland</strong><br />

Leitziel Nr. 3<br />

Der Tourismus muß sozialverträglich, also<br />

im Einklang mit den Menschen vor Ort, entwickelt werden.<br />

Der Tourismus schafft und erhält Arbeitsplätze<br />

und leistet damit einen wesentlichen<br />

Beitrag zum wirtschaftlichen Wohlstand der<br />

Einheimischen. Touristische Einrichtungen<br />

können auch von Einheimischen genutzt<br />

werden und tragen zur Erhöhung ihrer Lebensqualität<br />

bei.<br />

Wir sehen, daß der Tourismus aber auch<br />

eine Gefahr für unsere Umwelt und die regionale<br />

Identität bedeuten kann und viele<br />

Einheimische eine „Fremdbestimmung“ befürchten.<br />

Deshalb ist es wichtig, daß wir die<br />

touristische Entwicklung selbst kontrollieren<br />

und steuern. Alle, die hier leben und arbeiten,<br />

und unsere Gäste sollen in den Meinungsbildungsprozeß<br />

beim Neubau oder<br />

der Erweiterung touristischer Infrastruktur<br />

rechtzeitig und umfassend einbezogen und<br />

beteiligt werden.<br />

Nur durch eine offene Atmosphäre und einen<br />

ständigen Informationsprozeß sowie<br />

Gesprächsbereitschaft auf allen Seiten kann<br />

es gelingen, Konflikte abzubauen. Die Suche<br />

nach Konsens, Gemeinsamkeiten und<br />

Kooperation soll im Vordergrund stehen.<br />

Das setzt allerdings eine frühzeitige kommunale<br />

Planung über touristische Entwicklungsziele<br />

oder -grenzen voraus sowie eine<br />

Selbstverpflichtung der Gemeinden, im Bereich<br />

des Fremdenverkehrs mit allen Interessengruppen<br />

zusammenzuarbeiten und<br />

sich abzustimmen, Angebote zu vernetzen<br />

und Überkapazitäten zu vermeiden. Das<br />

koordinierte Vorgehen aller Beteiligten ist<br />

entscheidend für eine positive Fremdenverkehrsentwicklung<br />

in <strong>Nordfriesland</strong>.


<strong>Tourismuskonzept</strong> <strong>Nordfriesland</strong> 10<br />

Kapitel 1: Touristisches Leitbild und Leitziele für <strong>Nordfriesland</strong><br />

Leitziel Nr. 4<br />

Alle touristischen Entscheidungsträger in <strong>Nordfriesland</strong> müssen<br />

miteinander kommunizieren und ihr Vorgehen aufeinander abstimmen.<br />

Für die Reiseentscheidung des Gastes und<br />

seine Zufriedenheit mit seinem Urlaub ist<br />

nicht nur ein Teil des touristischen Angebotes<br />

allein von Bedeutung. Die Urlaubsgäste<br />

sind mobil und nutzen auch Angebote außerhalb<br />

des Ortes, in dem ihr Quartier liegt.<br />

Sie nehmen die Summe aller Leistungen als<br />

Gesamtheit wahr - nach dem Motto „Eine<br />

Region - ein Unternehmen”. Deshalb wollen<br />

wir erreichen, daß der einzelne Anbieter,<br />

der Ort und die Region <strong>Nordfriesland</strong> als<br />

Einheit auftreten. Die Grundlage dafür sollen<br />

dieses Konzept und die damit verknüpften<br />

regionalen touristischen Entwicklungskonzepte<br />

sein, mit deren Erarbeitung sämtliche<br />

Teilregionen <strong>Nordfriesland</strong>s in den<br />

letzten Monaten begonnen haben.<br />

Nur durch ein gemeinsames, aufeinander<br />

abgestimmtes Vorgehen wird es möglich,<br />

die Urlaubsregion <strong>Nordfriesland</strong> mit einer<br />

breiten Palette unterschiedlicher Angebote<br />

und Aktivitätsmöglichkeiten für Urlauber mit<br />

einem unverwechselbaren Profil im Markt zu<br />

positionieren. Die Abstimmung muß im<br />

Konsens geschehen; sie muß sich als Resultat<br />

der Diskussion zwischen den Kommunen,<br />

den Fremdenverkehrsorganisationen<br />

und allen Tourismusanbietern im Kreis -<br />

über hierarchische Strukturen hinweg - ergeben.<br />

Das koordinierte Vorgehen aller Beteiligten<br />

ist die entscheidende Voraussetzung für die<br />

Realisierung einer positiven Fremdenverkehrsentwicklung<br />

in <strong>Nordfriesland</strong>. Das Bewußtsein<br />

für die Wichtigkeit von Weiterbildung,<br />

Beratung und Information muß gestärkt<br />

werden.<br />

Die Zusammenarbeit mit dem Land Schleswig-Holstein<br />

und den Nachbarregionen muß<br />

intensiviert werden.


<strong>Tourismuskonzept</strong> <strong>Nordfriesland</strong> 11<br />

Kapitel 1: Touristisches Leitbild und Leitziele für <strong>Nordfriesland</strong><br />

Leitziel Nr. 5<br />

Die touristischen Angebote müssen<br />

zielgruppenorientiert entwickelt und sorgsam aufeinander<br />

abgestimmt werden; dabei muß frühzeitig auf sich abzeichnende<br />

demographische und gesellschaftliche Entwicklungstrends reagiert werden.<br />

Demographische und gesellschaftliche Entwicklungen<br />

deuten darauf hin, daß bisherige<br />

Gästegruppen in der Gesamtbevölkerung<br />

zahlenmäßig zurückgehen; deshalb müssen<br />

neue Gästegruppen stärker umworben und<br />

mit für sie interessanten touristischen Angeboten<br />

an <strong>Nordfriesland</strong> gebunden werden.<br />

Hier ist insbesondere an den Gesundheits-<br />

und Natururlaub zu denken.<br />

An den Bedürfnissen der Gästegruppen<br />

orientierte Angebote setzen eine ständige<br />

Marktbeobachtung und Marktforschung auf<br />

allen Ebenen voraus.<br />

Das bisherige positive Miteinander von Gästen<br />

und Gastgebern soll auch weiterhin erhalten<br />

bleiben. Dabei muß das Ziel im Vordergrund<br />

stehen, Stammgäste zu halten<br />

und neue Gäste zu Stammgästen zu machen.<br />

In diesem Zusammenhang spielt die öffentliche<br />

und private touristische Infrastruktur<br />

eine sehr große Rolle. Eine angemessene,<br />

vielfältige touristische Infrastruktur ist ein<br />

Wettbewerbsvorteil.


<strong>Tourismuskonzept</strong> <strong>Nordfriesland</strong> 12<br />

Kapitel 1: Touristisches Leitbild und Leitziele für <strong>Nordfriesland</strong><br />

Leitziel Nr. 6<br />

Touristische Angebote von hoher Qualität sind<br />

eine der Grundvoraussetzungen dafür, daß der Gast<br />

sich während seines Urlaubs hier wohlfühlt. Dazu gehören in<br />

besonderem Maße Gastfreundschaft und Dienstleistungsbereitschaft.<br />

Das Gesamtprodukt Urlaub setzt sich aus<br />

einer Vielzahl unterschiedlicher Bausteine<br />

zusammen, von denen jeder einzelne entscheidend<br />

für die Güte des Ganzen ist. Daher<br />

hat jeder einzelne Baustein eine hohe<br />

Bedeutung für die Zufriedenheit des Gastes<br />

mit seinem Urlaub. Daraus resultiert die<br />

Folgerung, daß alle Anbieter im touristischen<br />

Bereich sich um höchstmögliche<br />

Qualität bemühen müssen.<br />

Zu diesen Bausteinen gehören u. a.:<br />

• Wohnen<br />

• Essen und Trinken<br />

• Service<br />

• touristische Infrastruktur<br />

• Ortscharakter<br />

• Landschaft<br />

• Verkehr.<br />

Damit ist nicht gemeint, daß es z. B. nur<br />

noch hochwertige Quartiere geben dürfe;<br />

aber auch einfache Quartiere können innerhalb<br />

ihres Standards qualitativ hochwertig<br />

sein.<br />

Die Gastfreundschaft der hier lebenden<br />

Menschen ist eine wichtige Voraussetzung<br />

für den Tourismus. Die Gäste sollen nicht<br />

nur versorgt, sondern vielmehr umsorgt<br />

werden und sich wohlfühlen. Nur so ist gewährleistet,<br />

daß sie von ihrem Aufenthalt<br />

hier schwärmen, ihre Erfahrungen weitergeben<br />

und wiederkommen.<br />

Die Dienstleistungsbereitschaft der Menschen,<br />

die im Fremdenverkehr beschäftigt<br />

sind, ist eine wichtige Voraussetzung dafür,<br />

daß die Urlaubsgäste sich wohlfühlen. Das<br />

gilt sowohl für die ehrenamtliche Gästebetreuung<br />

als auch für die Bereiche Handel,<br />

Gastronomie, Verkehrsbetriebe und für touristische<br />

Anbieter, Kurverwaltungen, Fremdenverkehrseinrichtungen<br />

und Naturschutzorganisationen.<br />

Aufgrund des gestiegenen Qualitätsbewußtseins<br />

der Urlaubsgäste sollte in <strong>Nordfriesland</strong><br />

in den nächsten Jahren wesentlich<br />

stärker in die Qualitätsverbesserung und<br />

bessere Auslastung der vorhandenen touristischen<br />

Angebote investiert werden als in<br />

die Ausweitung von Kapazitäten.


<strong>Tourismuskonzept</strong> <strong>Nordfriesland</strong> 13<br />

Kapitel 1: Touristisches Leitbild und Leitziele für <strong>Nordfriesland</strong><br />

Leitziel Nr. 7<br />

Der Verkehr von und nach sowie innerhalb <strong>Nordfriesland</strong>s<br />

soll so benutzerfreundlich und umweltschonend wie möglich sein.<br />

Der Individualverkehr mit Pkw ist in einem<br />

Flächenkreis wie <strong>Nordfriesland</strong> derzeit unverzichtbar.<br />

Er bringt jedoch auch Nachteile<br />

mit sich. Deshalb muß der Verkehr im, vom<br />

und zum naturbetonten Feriengebiet <strong>Nordfriesland</strong><br />

soweit wie möglich mit anderen<br />

Fortbewegungsmitteln ermöglicht werden.<br />

Dies erfordert ein ganzheitliches Verkehrskonzept,<br />

in dem der motorisierte Individualverkehr<br />

und der Flugverkehr, insbesondere<br />

aber öffentliche Verkehrsmittel (Busse,<br />

Schienennah- und -fernverkehr, Fähren,<br />

Diese Leitziele werden in den folgenden Kapiteln konkretisiert.<br />

Taxen) ihren Platz haben. Ein solches Konzept<br />

muß Lösungen für die An- und die Abreise<br />

nach bzw. von <strong>Nordfriesland</strong>, aber<br />

auch für den Verkehr innerhalb der gesamten<br />

Urlaubsregion aufzeigen; dazu gehören<br />

ebenfalls Verbindungen zum Nachbarland<br />

Dänemark.<br />

Rad- und Fußwege sind ebenso einzubeziehen<br />

wie neuere umweltfreundliche<br />

Transportmethoden, z. B. gas- oder elektrizitätsbetriebene<br />

Fahrzeuge.


<strong>Tourismuskonzept</strong> <strong>Nordfriesland</strong><br />

Kapitel 2: Gästestruktur<br />

GÄSTESTRUKTUR<br />

Die Natur spielt für die <strong>Nordfriesland</strong>-Urlauber bei der Wahl ihres Ferienzieles die zentrale<br />

Rolle. Ihre häufigsten Urlaubsaktivitäten sind Wanderungen und Spaziergänge, Baden/Sonnen<br />

sowie Besichtigungen und Ausflüge. Zu den wichtigsten Komponenten des<br />

Urlaubs gehören daher das gesunde Klima, die Nähe zur Küste und die abwechslungsreiche,<br />

erlebbare Natur. Die Betonung des Natur-nahen Urlaubs muß auch zukünftig Ausgangspunkt<br />

der Angebotsgestaltung sowie der Werbe- und Marketingaktivitäten nordfriesischer<br />

Anbieter sein. Vor diesem Hintergrund sollten die öffentlichen und privaten Tourismusanbieter<br />

im Kreis <strong>Nordfriesland</strong> sich auf die folgenden drei Zielgruppen konzentrieren:<br />

1. Familien mit Kindern<br />

2. Senioren<br />

3. Kur- und Gesundheitsurlauber.<br />

1. Zielgruppe: Familien mit Kindern<br />

Familien mit Kindern stellen mit 41,2 % (1995) traditionell die wichtigste Gästegruppe im<br />

Kreisgebiet; dies wird sich, obwohl ihr Anteil an der bundesdeutschen Gesamtbevölkerung<br />

eine abnehmende Tendenz zeigt, auch langfristig nicht ändern. Diese Urlauber wollen gute<br />

Bedingungen für das Zusammenleben der Familie im Urlaub zu einem angemessenen<br />

Preis vorfinden. Die Kinder sollen frei spielen können. Sicherheit und Sauberkeit besitzen<br />

für sie einen hohen Stellenwert.<br />

Insbesondere im Bereich der Angebote für Kinder ist jedoch ein Handlungsbedarf festzustellen,<br />

wenn <strong>Nordfriesland</strong> angesichts des wachsenden Konkurrenzkampfes mit anderen<br />

Ferienzielen um die Reisenden mit Kindern einen Wettbewerbsvorteil erzielen will. Grundlegende<br />

Voraussetzungen sind dabei gebündelte Informationen über die gesamte Region,<br />

die Herausgabe von Veranstaltungskalendern für Kinder und die Verstärkung der Werbemaßnahmen<br />

für Urlaub auf dem Bauernhof.<br />

Beispiele für mögliche Maßnahmen:<br />

Einrichtung gemütlicher Ferienwohnungen und Gästezimmer mit Platz zum Spielen<br />

Organisation von sportlich-spielerischen Aktivitäten (Schnitzeljagd, geführte Naturwanderung...)<br />

Der Anhang dieses Konzeptes (S. 70 ff.) enthält eine Ideensammlung.<br />

Zum Thema „Familienfreundlicher Urlaub” existiert eine breite Literaturpalette, z. B.<br />

die Broschüre „Familiengerechte Ferienorte” des ADAC.<br />

Empfehlungen:<br />

Die regionalen Fremdenverkehrsgemeinschaften sollten im 1. Halbjahr 1997 gemeinsam<br />

mit Kindern und den jeweiligen Fremdenverkehrsvereinen, Ämtern, Städten<br />

und Gemeinden, Landfrauenverbänden, Feuerwehren, Naturschutz- und Sportvereinen<br />

etc. für ihre Region geeignete Ideen umsetzen.<br />

Gaststätten sollten kinderfreundlich eingerichtet sein (Kindergeschirr, Spielecke...)<br />

14


<strong>Tourismuskonzept</strong> <strong>Nordfriesland</strong><br />

Kapitel 2: Gästestruktur<br />

Wir gehen mit gutem Beispiel voran:<br />

Auf Amrum wurde bereits 1994 ein Jugendbeirat gegründet.<br />

Auf Sylt gibt es seit vielen Jahren ein „Jugendparlament”.<br />

Die Ämter in der Kreisverwaltung werden prüfen, was sie in ihren Bereichen zur Steigerung<br />

der Familienfreundlichkeit <strong>Nordfriesland</strong>s beitragen können.<br />

Die Koordinierungsstelle in der Kreisverwaltung wird die Ideenfindung im Rahmen der<br />

jährlich stattfindenden Projektwochen an Schulen anregen und die Fremdenverkehrsvereine<br />

im Kreisgebiet über die Ergebnisse informieren.<br />

Und was tun Sie ?<br />

<br />

<br />

<br />

2. Zielgruppe: Senioren<br />

Senioren werden hier definiert als über 60 Jahre alte Menschen. Ihr Anteil an der Gesamtbevölkerung<br />

steigt stetig. Bereits heute sind 25 % aller Urlauber an der schleswigholsteinischen<br />

Nordseeküste älter als 60 Jahre. Über die Bedürfnisse dieser Gästegruppe<br />

liegt jedoch nicht genügend wissenschaftlich fundiertes Grundlagenwissen vor. Der Kreis<br />

<strong>Nordfriesland</strong> fordert die Landesregierung deshalb auf, eine entsprechende Studie für<br />

Schleswig-Holstein in Auftrag zu geben.<br />

Beispiele für mögliche Maßnahmen:<br />

Bei der Werbung für Veranstaltungen sollte über geeignete ÖPNV-Verbindungen informiert<br />

werden.<br />

Da Senioren auch außerhalb der Sommersaison verreisen können, sollten sie in diesen<br />

Zeiten verstärkt umworben werden.<br />

Der Anhang dieses Konzeptes (S. 76 ff.) enthält eine Ideensammlung.<br />

Empfehlung:<br />

Die Fremdenverkehrsvereine bzw. -gemeinschaften sollten Gästebefragungen durchführen,<br />

um Näheres über die Bedürfnisse der Senioren zu erfahren und sich besser auf<br />

sie einstellen zu können.<br />

Wir gehen mit gutem Beispiel voran:<br />

Die Ämter in der Kreisverwaltung werden prüfen, was sie in ihren Bereichen zur<br />

Steigerung der Seniorenfreundlichkeit <strong>Nordfriesland</strong>s beitragen können.<br />

Auf Landesebene wird z. Z. ein Musterfragebogen für Gäste- und Anbieterbefragungen<br />

erarbeitet. Sobald er vorliegt, stellt der Kreis ihn den Tourismusstellen im Kreisgebiet<br />

zur Verfügung.<br />

Und was tun Sie ?<br />

<br />

<br />

<br />

15


<strong>Tourismuskonzept</strong> <strong>Nordfriesland</strong><br />

Kapitel 2: Gästestruktur<br />

3. Zielgruppe: Gesundheitsurlauber und Kurgäste<br />

Gesundheitsurlaub und Kuren bieten sehr gute Chancen für eine bessere Auslastung der<br />

Nebensaison, da das nordfriesische Reizklima auch außerhalb der Sommermonate eine<br />

gesundheitsfördernde Wirkung besitzt.<br />

3.1 Gesundheitsurlaub<br />

Im Kreis <strong>Nordfriesland</strong> gibt es vielversprechende Möglichkeiten für eine zukünftige Ausweitung<br />

des Angebotssegments Gesundheits-/Wellnessurlaub ( Kapitel „Touristische Angebote”).<br />

Da die Krankenkassen ihre Zuschüsse im präventiven Bereich zukünftig<br />

reduzieren werden, besteht die Zielgruppe vor allem aus Selbstzahlern, die im Urlaub etwas<br />

für ihre Gesundheit tun wollen. Die Reiseanalyse „Urlaub + Reisen 1995” stellt fest,<br />

daß 29 % der schleswig-holsteinischen Feriengäste an Angeboten in diesem Bereich<br />

interessiert sind.<br />

Anbieter von Gesundheitsurlaub sollten nicht nur die Kurorte, sondern auch alle anderen<br />

interessierten Orte in <strong>Nordfriesland</strong> sein. Die vorhandene Mobilität der Urlauber ermöglicht<br />

es ihnen, im Rahmen ihres Urlaubs komplementäre Angebote in verschiedenen Orten<br />

wahrzunehmen.<br />

Beispiele für mögliche Maßnahmen:<br />

Bündelung der zahlreichen Kurse, Vorträge etc., die bereits heute im Gesundheitsbereich<br />

angeboten werden und Öffentlichkeitsarbeit durch die Kurverwaltungen, Fremdenverkehrsvereine,<br />

Gemeinden etc.<br />

Vervollständigung der Angebote<br />

Aufnahme von vegetarischen und Vollwertgerichten in gastronomische Speisekarten<br />

Empfehlung:<br />

Die Kurverwaltungen bzw. Fremdenverkehrsvereine sollten die Elemente eines Gesundheitsurlaubsangebotes<br />

in Zusammenarbeit mit ihrer örtlichen Ärzteschaft sowie<br />

Gesundheitspädagogen und -anbietern zielgruppenorientiert festlegen und dann offensiv<br />

vermarkten.<br />

Wir gehen mit gutem Beispiel voran:<br />

Der Nordseebäderverband wird in seiner Imagewerbung stärker auf den Bereich des<br />

Gesundheitsurlaubs eingehen.<br />

Die Region Südtondern arbeitet an ihrer Weiterentwicklung zur heilklimatischen Region.<br />

Und was tun Sie ?<br />

<br />

<br />

<br />

3.2 Kuren<br />

Aufgrund der Gesundheitsreformen der Bundesregierung sinkt die Gesamtzahl der stationären<br />

Kuren. Mittelfristig ist auch mit einem weiteren Rückgang der ambulanten Kuren zu<br />

rechnen. Gleichzeitig ist allerdings ein Anwachsen der Gruppe der Selbstzahler möglich<br />

und wird stellenweise auch bereits beobachtet; mit verstärkten Anstrengungen im Bereich<br />

Werbung und Marketing könnten hier Erfolge erzielt werden.<br />

16


<strong>Tourismuskonzept</strong> <strong>Nordfriesland</strong><br />

Kapitel 2: Gästestruktur<br />

Die ambulante Badekur muß zu einer indikationsbezogenen, intensivierten Kompaktkur mit<br />

ganzheitlichem Ansatz weiterentwickelt werden ( Kapitel „Touristische Angebote”).<br />

Die Entwicklung einer Kompaktkur mit einem neuen, durchgängigen Konzept und definierten<br />

Qualitätsstandards muß in Zusammenarbeit mit den Krankenkassen erfolgen; der Verwirklichung<br />

wird ein langfristiger Arbeitsprozeß vorausgehen müssen. Die Initiative hierfür<br />

muß von den Kurorten ausgehen.<br />

Beispiele für mögliche Maßnahmen:<br />

Die nordfriesischen Kurorte sollten, soweit sie es noch nicht getan haben, die Durchführung<br />

individueller Maßnahmen der Gesundheitsförderung während ambulanter Vorsorge-<br />

und Rehabilitationskuren in ihr Angebot aufnehmen.<br />

Die Kurorte sollten spezielle Kompaktkurangebote entwickeln.<br />

Empfehlung:<br />

Die Arbeitsgemeinschaft der Nordseekurbetriebe wird gebeten, sich gemeinsam mit<br />

dem Heilbäderverband Schleswig-Holstein e. V. auf der Grundlage der o. a. Erkenntnisse<br />

und Vorschläge mit der kreisweit abgestimmten Weiterentwicklung des Kursektors<br />

zu befassen.<br />

Wir gehen mit gutem Beispiel voran:<br />

Die Kurverwaltung St. Peter-Ording wird die o. g. Empfehlung in die Arbeitsgemeinschaft<br />

der Nordseekurbetriebe einbringen.<br />

Die Kurverwaltung Sylt-Ost wird sich dafür einsetzen, daß der Heilbäderverband<br />

Schleswig-Holstein e. V. Seminare zur Ausbildung von Kurbetreuern anbietet.<br />

Und was tun Sie ?<br />

<br />

<br />

<br />

4. Nischenzielgruppen<br />

Obwohl Nischenzielgruppen jeweils nicht für das gesamte Kreisgebiet von erheblicher wirtschaftlicher<br />

Bedeutung sein können, könnten einige Anbieter sich mit Erfolg auf sie spezialisieren.<br />

Einige Ideen für Nischenzielgruppen werden nachrichtlich aufgeführt:<br />

• Junge Leute: sie reisen oft in größeren Gruppen außerhalb der Saison und sind naturinteressiert.<br />

• Singles: eine wachsende, kaufkräftige Gruppe; es fehlen Angebotsformen für Alleinreisende.<br />

• Weiterbildungsurlaub, z. B. tagsüber Radtouren, abends Computerkurs; Urlaub mit Seminaren<br />

verschiedenster Art verbinden.<br />

• Sprachurlauber: während des Urlaubs Sprachen lernen.<br />

• Für Kurzurlauber können Sport- und Kulturfestivals interessant sein.<br />

• Fahrrad- und Wanderurlauber<br />

• Spezialangebote für Nur-Natur-Urlauber<br />

• Für Angelurlauber ist die Eider-Treene-Sorge-Region besonders geeignet.<br />

• Anti-Streß-Urlauber<br />

• Kultururlauber<br />

• Tagungs- und Seminartourismus<br />

• Für Kurzurlauber müssen Übernachtungsmöglichkeiten geschaffen werden, z. B. analog<br />

Bed & Breakfast in England.<br />

17


<strong>Tourismuskonzept</strong> <strong>Nordfriesland</strong><br />

Kapitel 3: Touristische Angebote<br />

TOURISTISCHE ANGEBOTE<br />

1. Qualität der touristischen Angebote<br />

Mit der zunehmenden Zahl attraktiver Urlaubsregionen und der immer größeren Reise-erfahrung<br />

steigen die Ansprüche der Gäste. Trotz der Vielfalt der Urlaubsregionen gleichen sich die<br />

Hotelanlagen, Speisekarten und Aktivitäten jedoch oft; das Besondere wird von anderen<br />

kopiert und verliert so seine Einzigartigkeit.<br />

Qualität im Tourismus ist eine Kombination aus vielen Details, die eine besonders gast-freundliche<br />

Atmosphäre ausmachen. Sie ist schwierig herzustellen, hat aber größere Aussicht auf dauerhafte<br />

Akzeptanz, weil sie nicht so leicht kopierbar ist. Deshalb ist es notwendig, in allen<br />

Elementen des touristischen Produkts - Wohnen, Essen und Trinken, Service, Verkehrsangebot,<br />

Vertrieb etc. - ständige Anstrengungen zur Qualitätsverbesserung zu unternehmen.<br />

Gleichzeitig muß das Preis-Leistungs-Verhältnis immer wieder selbstkritisch überprüft werden.<br />

Angesichts des gestiegenen Qualitätsbewußtseins der Urlaubsgäste kann sämtlichen<br />

Fremdenverkehrsanbietern nur geraten werden, grundsätzlich vorrangig in Qualitätsverbesserungen<br />

und erst in zweiter Linie in Kapazitätserweiterungen zu investieren, denn zum<br />

einen werden die Gäste auf andere Ferienregionen ausweichen, wenn sie in <strong>Nordfriesland</strong><br />

nicht die ihren Vorstellungen entsprechende Qualität der Angebote vorfinden, und zum anderen<br />

sind qualitativ hochstehende Angebote eine Grundvoraussetzung für eine Saisonverlängerung.<br />

2. Wohnen<br />

Z.B. in den folgenden Bereichen besteht im Kreis <strong>Nordfriesland</strong> noch Verbesserungsbedarf<br />

• zu wenige große, komfortable Ferienwohnungen<br />

• Appartements mit Hotelservice, bes. für Familien mit Kindern<br />

• Kinderhotels<br />

• Einige Jugendherbergen stellen sich zuwenig auf die Bedürfnisse ihrer Gäste ein<br />

(Tür wird um 22:00 Uhr abgeschlossen)<br />

• Marktnische: preisgünstige Quartiere für junge Leute, z. B. „Heuhotels”, „Rucksackunterkünfte”<br />

etc. (Partnerunternehmen erforderlich)<br />

• zuwenig Infrastrukturen für Menschen mit Behinderungen<br />

• Hotels mit Angebotsschwerpunkt „Wellness”<br />

• regionaltypische Einrichtung von Quartieren (<strong>Nordfriesland</strong>-Flair)<br />

• Ein Beratungsangebot zu Gestaltungsfragen fehlt. Im Vorfeld muß eine Strukturanalyse<br />

der vorhandenen Angebote erstellt und Marktforschung betrieben werden;<br />

die existierenden Beratungseinrichtungen für Landwirte, die ein zweites Standbein<br />

im Tourismus suchen, müssen optimiert werden.<br />

• Die Bedeutung des Wohnumfelds wird oft unterschätzt (Begrünung, Platz zum Spielen<br />

und Zurückziehen etc.)<br />

• Angebote von Halb- und Vollpension mit regionaler Küche statt nur Ferienwohnungen<br />

• private Quartiere, die auch nur für eine Nacht vermietet werden (Bed & Breakfast)<br />

• Angebote für spezielle Zielgruppen wie z. B. Allergiker, Nichtraucher etc.<br />

• Angebote für Alleinreisende<br />

• haustierfreundliche Quartiere<br />

Kapitel 3: Touristische Angebote<br />

18


<strong>Tourismuskonzept</strong> <strong>Nordfriesland</strong><br />

• Historische Häuser werden zuwenig unter diesem Gesichtspunkt vermarktet. Ihre<br />

besonderen Bedingungen müssen bei behördlichen Genehmigungsverfahren stärker<br />

berücksichtigt werden. Die Bewertung des historischen Ambientes muß auch im<br />

Wettbewerb „Gastliches Haus” eine Rolle spielen.<br />

• Ein System zur bundeseinheitlichen Klassifizierung von Hotelbetrieben muß geschaffen<br />

werden.<br />

Empfehlungen:<br />

Die Fremdenverkehrsorganisationen im Kreisgebiet sollten die für sie geeigneten Vorschläge<br />

gemeinsam mit den Vermietern umsetzen.<br />

Die Gemeinden sollten ihre Bauleitplanung unter Berücksichtigung der oben gemachten<br />

Vorschläge bedarfsgerecht durchführen.<br />

Wir gehen mit gutem Beispiel voran:<br />

Der Verbund der Zentralen Zimmervermittlungen <strong>Nordfriesland</strong> bietet den angeschlossenen<br />

Vermietern ab Sommer 1997 einen kostenlosen Beratungsservice zu Gestaltungsfragen<br />

an.<br />

Der Kreis <strong>Nordfriesland</strong> berücksichtigt bei behördlichen Genehmigungsverfahren die<br />

besonderen Bedingungen historischer Häuser.<br />

Der Kreis <strong>Nordfriesland</strong> setzt sich für die Berücksichtigung historischen Ambientes beim<br />

Wettbewerb „Gastliches Haus” ein.<br />

Der DeHoGa-Bezirksverband Husum engagiert sich für die Schaffung eines Systems<br />

zur bundeseinheitlichen Klassifizierung von Hotelbetrieben.<br />

Und was tun Sie ?<br />

<br />

<br />

<br />

3. Essen und Trinken<br />

Z. B. in den folgenden Bereichen besteht Verbesserungsbedarf:<br />

• Einrichtung von Spielecken in Gastronomiebtrieben<br />

• spezielles Kindergeschirr und kindgerechte Möbel<br />

• zielgruppenorientierte gastronomische Angebote (z. B. halbe Portionen)<br />

• Erlebnisgastronomie<br />

• Straßencafés<br />

• regionaltypische Einrichtung<br />

• vegetarische und kalorienreduzierte sowie Diät-Gerichte<br />

• Schaffung preiswerter Angebote, z. B. „5-Taler-Menü”<br />

• Pflege und Vermarktung regionaler Spezialitäten (Getränke und Gerichte)<br />

• Betriebe, die Frischeprodukte anbieten (behördliche Überwachung erforderlich),<br />

sollten dies in ihrer Werbung herausstellen, unterstützt z. B. durch ein spezielles<br />

Signet<br />

• Ein Speisekartenwettbewerb mit z. B. folgenden Kriterien wird angeregt: Gestaltung,<br />

Vielfalt der Karten (Abstimmung auf einzelne Gästegruppen), Karten in unterschiedlichen<br />

Sprachen (plattdeutsch, friesisch, dänisch, englisch)<br />

• Nichtraucherzonen<br />

• Ruhetage und Betriebsferien abstimmen<br />

19


<strong>Tourismuskonzept</strong> <strong>Nordfriesland</strong><br />

Kapitel 3: Touristische Angebote<br />

Empfehlung:<br />

Die Fremdenverkehrsvereine und die Bezirksverbände des DeHoGa sind aufgerufen,<br />

diese Anregungen gemeinsam mit den Gastronomiebetrieben vor Ort umzusetzen.<br />

Wir gehen mit gutem Beispiel voran:<br />

Der Nordseebäderverband und die nordfriesischen DeHoGa-Bezirksverbände führen im<br />

Jahr 1997 den angeregten Speisekartenwettbewerb durch.<br />

Und was tun Sie ?<br />

<br />

<br />

<br />

4. Service und Dienstleistungen<br />

4.1 Leitbilder (Unternehmensgrundsätze) entwickeln<br />

Im Fremdenverkehr tätige Unternehmen, Kurverwaltungen, Fremdenverkehrsvereine, Hotel- und<br />

Gastronomiebetriebe und andere touristische Anbieter sollten gemeinsam mit ihren Betriebs-<br />

und Personalräten bzw. Mitarbeiter/innen Unternehmensgrundsätze formulieren. Sie<br />

dienen der inneren Orientierung und der Imagepflege nach außen.<br />

Beispiel:<br />

• Wir wollen Gastfreundschaft professionell in die Tat umsetzen. Der Gast soll sich<br />

bei uns willkommen und wohl fühlen.<br />

• Unsere Gäste bestimmen unsere Arbeit und unser Handeln.<br />

• Wir streben eine gleichmäßig hohe Qualität der von uns angebotenen Dienstleistungen<br />

an. Diese Qualität wird ständig überprüft. Wir sind für neue Ideen und Anregungen<br />

aufgeschlossen, um unser Angebot und unseren Service zu verbessern.<br />

Wir wissen, daß wir unsere gemeinsame Zukunft nur durch Qualität sichern können.<br />

• Unsere Mitarbeiter/innen bestimmen unseren Erfolg. Motivation, Schulung und Weiterbildung<br />

auf allen Ebenen sind für uns eine Selbstverständlichkeit.<br />

• Wir arbeiten im Team und pflegen den Austausch, um die gleichbleibende Qualität<br />

unseres Angebotes sichern zu können.<br />

• Wir sind umweltbewußt und wollen zum Schutz unserer Umwelt beitragen.<br />

• Die Zusammenarbeit und der ständige Informationsaustausch mit unseren Partnern<br />

(Gemeinde, Fremdenverkehrsverein etc.) hat für uns einen hohen Stellenwert.<br />

4.2 Kriterien für Kundenzufriedenheit entwickeln<br />

Die Qualität eines touristischen Angebotes ist schwerer zu messen als die vieler anderer<br />

Produkte. Aus Sicht der Kunden/Gäste sind die folgenden Kriterien für Dienstleistungsfähigkeit<br />

besonders wichtig:<br />

• Zuverlässigkeit<br />

• Entgegenkommen<br />

• Kompetenz<br />

• Vertrauenswürdigkeit und Sicherheit<br />

• Erreichbarkeit<br />

• Kommunikation<br />

• Kundenverständnis.<br />

20


<strong>Tourismuskonzept</strong> <strong>Nordfriesland</strong><br />

Kapitel 3: Touristische Angebote<br />

4.3 Den Dialog mit den Kunden suchen<br />

Um den Qualitätsstandard zu halten und zu verbessern, sind Anbieter auf Kritik und Anregungen<br />

angewiesen. Daran mangelt es in vielen kleineren und mittleren Betrieben. Insbesondere<br />

der Dialog mit den Kunden ist wichtig, um ein Stimmungsbild zu erhalten und auf<br />

Veränderungen angemessen reagieren zu können.<br />

Deshalb bieten sich Gespräche mit den Kunden an, aber auch Fragebögen, Kummerkästen<br />

oder eine Meckerecke. Es ist wichtig, eine funktionierende Kommunikationsstruktur<br />

zwischen Mitarbeiter/innen im Kundenservice und der Unternehmensleitung zu entwickeln.<br />

Reklamationen sollen nicht verhindert, sondern gefördert und als Chance begriffen werden,<br />

um die Bedürfnisse der Gäste besser kennenzulernen und dann auch erfüllen zu können.<br />

4.4 Die Mitarbeiter/innen<br />

Die Mitarbeiter/innen im Dienstleistungsbereich mit direktem Kundenkontakt sind entscheidend<br />

für das Gelingen des touristischen Produktes und damit für die Konkurrenzfähigkeit<br />

am Markt.<br />

Die Arbeit im Fremdenverkehr ist jedoch besonders belastend und mindert die<br />

Lebensqualität der Beschäftigten durch<br />

• extrem lange Arbeitszeiten<br />

• unregelmäßige Dienste<br />

• Nacht-, Sonn- und Feiertagsarbeit<br />

• Streß und Zeitdruck<br />

• Saisonabhängigkeit<br />

• hohe Mobilität aufgrund regionaler Konzentration der Arbeitsplätze<br />

• erschwerten Aufbau stabiler sozialer Kontakte<br />

• unzureichend ausgestattete Personalunterkünfte.<br />

Um ein qualitativ hochwertiges touristisches Produkt anbieten zu können, sind gut motivierte<br />

Mitarbeiter/innen unerläßlich. Voraussetzungen hierfür sind:<br />

• anerkannte touristische Berufsbilder<br />

• Information<br />

• Mitbestimmung und Beteiligung<br />

• Teamwork<br />

• selbständiges Handeln mit Verantwortungsspielraum<br />

• soziale Anerkennung<br />

• Weiterbildung<br />

• angemessene Bezahlung<br />

• ordentliche Unterkünfte.<br />

Eine positive Einstellung zur Arbeit ist im Fremdenverkehr besonders wichtig, weil sie sich<br />

auf das Auftreten gegenüber den Gästen überträgt und so einen guten Eindruck von dem<br />

Fremdenverkehrsort oder Betrieb hinterläßt.<br />

Dienstleistungs- und Servicebereitschaft erfordert professionelles Können, fachliche Qualifikation<br />

und soziale Kompetenz von selbstbewußten Mitarbeiter/innen. Das Denken und<br />

Handeln in solchen Kategorien ist im nordfriesischen Tourismus noch nicht überall genügend<br />

verbreitet; dies gilt insbesondere für das Hotel- und Gaststättengewerbe mit seiner<br />

hohen Personalfluktuation.<br />

21


<strong>Tourismuskonzept</strong> <strong>Nordfriesland</strong><br />

Kapitel 3: Touristische Angebote<br />

Um Arbeitsplätze zu erhalten und Wettbewerbsfähigkeit zu sichern, müssen Dienstleistungen<br />

professionalisiert werden. Fehlende Dienstleistungsbereitschaft sowie mangelnde<br />

Freundlichkeit und Kompetenz werden z. Z. jedoch in sämtlichen Bereichen kritisiert.<br />

Um die Ursachen benennen und Abhilfe schaffen zu können, ist eine differenzierte Untersuchung<br />

des touristischen Arbeitsmarktes erforderlich (Tarifstruktur, haupt- und ehrenamtliche<br />

Tätigkeiten, Saisonbeschäftigung, Ausbildung, Fluktuation etc.).<br />

Beispiele für mögliche Maßnahmen:<br />

Regelmäßige Schulungen für Chefinnen und Chefs sowie für Mitarbeiter/innen<br />

monatliche Gesprächsrunden zwischen Betriebsleitung und Mitarbeiter/innen über<br />

Verbesserungsmöglichkeiten<br />

Festlegung von Eigenverantwortlichkeiten der Mitarbeiter/innen<br />

Die Broschüre „Tips und Ideen für Gastgeber” des Fremdenverkehrsverbandes<br />

Schleswig-Holstein e. V. enthält zahlreiche Anregungen.<br />

Empfehlungen:<br />

Die Betriebe in der Tourismusbranche sollten eigene Leitbilder entwickeln.<br />

Sie sollten im Dialog mit den Kunden/Gästen und Mitarbeiter/innen versuchen, ihre<br />

Betriebsabläufe zu optimieren.<br />

Die Landesregierung wird gebeten, eine Analyse des touristischen Arbeitsmarktes in<br />

Auftrag zu geben.<br />

Wir leisten Hilfestellung:<br />

Die DeHoGa-Bezirksverbände in <strong>Nordfriesland</strong> unterstützen ihre Mitgliedsbetriebe bei<br />

der Verbesserung der Bereiche Service und Dienstleistung.<br />

Die IHK zu Flensburg und der DGB beraten Betriebe aller Art gern und kostenlos.<br />

Und was tun Sie ?<br />

<br />

<br />

<br />

4.5 Service und Dienstleistungen: Anregungen für einzelne Fremdenverkehrsakteure<br />

Aus der Effizienzanalyse 1995 des Nordseebäderverbandes geht hervor, daß 18,4 % der<br />

Urlaubsgäste an der Nordsee Schleswig-Holstein das Preis-Leistungs-Verhältnis, d. h. die<br />

Relation zwischen der gebotenen Qualität und dem dafür verlangten Preis, als größte<br />

Schwäche der Region benennen. 4,4 % beschwerten sich über „unfreundliche Menschen”<br />

und „Abzockerei”. Das Preis-Leistungs-Verhältnis wird vom Gast subjektiv bewertet; eine<br />

gute Servicequalität ist ausschlaggebend. Auf folgende Dinge sollte insbesondere geachtet<br />

werden:<br />

4.5.1 Beherbergungsbetriebe und Vermieter:<br />

Beispiele für mögliche Maßnahmen:<br />

Umsorgung und Betreuung des Gastes, „Ferienkultur”<br />

persönlicher Kontakt, Blumen, Begrüßungskarte im Zimmer<br />

Details bleiben im Gedächtnis, z. B. Schuhputzservice, frisches Obst im Zimmer,<br />

Einkaufsservice für Ferienwohnungen<br />

Kühlschränke in Ferienwohnungen sollten mit Spezialitäten der Region bestückt sein.<br />

Zeitungs- und Brötchenservice in Ferienwohnungen<br />

Gästeabende der Vermieter<br />

Kapitel 3: Touristische Angebote<br />

22


<strong>Tourismuskonzept</strong> <strong>Nordfriesland</strong><br />

23<br />

Bei später Anreise sollte der Vermieter ein Abendessen für die Gäste seiner Ferienwohnung<br />

einkaufen.<br />

An- und Abreisezeiten sollten flexibel gehandhabt werden; Vermieter sollten sich dabei<br />

an den Fahrplänen von Verkehrsmitteln orientieren.<br />

Vermieter sollten die Kurkarten ihrer Gäste ausfüllen.<br />

Der Gast sollte vom Vermieter Informationen über Sehenswürdigkeiten, touristische<br />

Angebote etc. der Region erhalten.<br />

Die technische Ausstattung des Zimmers sollte erklärt werden.<br />

Empfehlung:<br />

Die Fremdenverkehrsvereine werden gebeten, diese Vorschläge an die ihnen angeschlossenen<br />

Vermietungsbetriebe weiterzugeben und sie ggf. bei der Umsetzung<br />

zu beraten.<br />

Wir gehen mit gutem Beispiel voran:<br />

Der Verbund der Zentralen Zimmervermittlungen <strong>Nordfriesland</strong> veranstaltet im 1. Halbjahr<br />

1997 Informationsabende zum Thema für die angeschlossenen Vermieter.<br />

Und was tun Sie ?<br />

<br />

<br />

<br />

4.5.2 Tourist-Informationen:<br />

Beispiele für mögliche Maßnahmen:<br />

gästeorientierte Öffnungszeiten, ggf. in Zusammenarbeit mit Wirtschaftsbetrieben<br />

geschmackvoller, offener Einrichtungsstil<br />

Informations- und Reservierungssysteme<br />

Ausschilderung von Informationsmöglichkeiten<br />

Durch EDV-Einsatz Zugang zu Informationen auch außerhalb der Öffnungszeiten<br />

ermöglichen<br />

mehr attraktive, echte Pauschalangebote<br />

Kaffeeausschank/-automat<br />

Speisekarten der örtlichen/regionalen Gastronomiebetriebe auslegen<br />

nach dem Urlaub Fragebogen durch Vermieter oder Zimmervermittlung<br />

Kontaktpflege nach Urlaub<br />

Empfehlung:<br />

Die Tourist-Informationen und Fremdenverkehrsbüros im Kreisgebiet sind aufgerufen,<br />

diese Vorschläge zu prüfen und ggf. umzusetzen.<br />

Wir gehen mit gutem Beispiel voran:<br />

Der Fremdenverkehrsverein Husumer Bucht e. V. plant die Anschaffung eines „Info-<br />

Boys”, an dem der Gast sich auch außerhalb der Öffnungszeiten der Husumer Tourist-<br />

Information informieren kann.<br />

Der Fremdenverkehrsverein Bredstedt und Umgebung e. V. und die Kurverwaltung<br />

Sylt-Ost legen in ihren Geschäftsstellen Speisekarten von Gastronomiebetrieben der<br />

Region aus.<br />

Und was tun Sie ?


<strong>Tourismuskonzept</strong> <strong>Nordfriesland</strong><br />

Kapitel 3: Touristische Angebote<br />

4.5.3 Alle:<br />

Großzügige Reaktion bei berechtigten Reklamationen<br />

4.5.4 Ämter, Städte und Gemeinden:<br />

Beispiele für mögliche Maßnahmen:<br />

Öffnung bestehender Angebote zur Kinderbetreuung in den Ferien, z. B. Kindergärten,<br />

Häuser der Jugend<br />

Verwendung der Kurtaxe transparent machen<br />

mittelfristige Neuordnung der Finanzstrukturen im Fremdenverkehrsbereich<br />

neue Straßen sollten regionalspezifische Namen erhalten, indem sie z. B. nach historischen<br />

Persönlichkeiten <strong>Nordfriesland</strong>s benannt werden<br />

Wichtige Infrastruktureinrichtungen, z. B. Post und Kreditinstitute, sollten ihre Öffnungszeiten<br />

durch verbesserte Zusammenarbeit kundenfreundlicher gestalten und so<br />

auch der Schließung einzelner Filialen entgegenwirken; die Broschüre über die Dienstleistungsoffensive<br />

der Landesregierung enthält Anregungen zu diesem Thema.<br />

Empfehlung:<br />

Die Ämter, Städte und Gemeinden im Kreisgebiet sind aufgerufen, diese Anregungen<br />

umzusetzen.<br />

Wir gehen mit gutem Beispiel voran:<br />

Die Stadt Husum benennt die Straßen im Neubaugebiet Norderschlag nach literarischen<br />

Figuren Theodor Storms.<br />

Der Kreis <strong>Nordfriesland</strong> setzt sich auf Landesebene für die Überprüfung der Finanzierungsquellen<br />

im Fremdenverkehrsbereich mit dem Ziel ein, sämtliche direkten<br />

und indirekten Nutznießer des Tourismus an der Finanzierung zu beteiligen.<br />

Und was tun Sie ?<br />

<br />

<br />

<br />

4.5.5 Nationalpark:<br />

Beispiele für mögliche Maßnahmen:<br />

Dauerhafte Sicherung des Nationalparkservices als Ansprechpartner und aktiver Vermittler<br />

der Wattenmeernatur<br />

Umsetzung des Besucherlenkungskonzeptes mit Informationstafeln und -pavillons und<br />

Lehrpfaden<br />

Fortentwicklung des Netzwerkes von naturkundlichen Informationszentren<br />

Angebote zum Kennenlernen der Natur sind nicht überall ausreichend vorhanden und<br />

teilweise schlecht abfragbar; eine aktuelle Angebotsübersicht fehlt.<br />

24


<strong>Tourismuskonzept</strong> <strong>Nordfriesland</strong><br />

Kapitel 3: Touristische Angebote<br />

Wir gehen mit gutem Beispiel voran:<br />

Eine seit Anfang 1997 bestehende Projektgruppe aus Vertreter/innen von Fremdenverkehrs-<br />

und Umweltverbänden und dem Nationalparkamt hat sich das Ziel gesetzt,<br />

die Darstellung und werbliche Vermarktung umweltbezogener touristischer Ange-<br />

bote im Nationalpark zu verbessern.<br />

Der Kreis <strong>Nordfriesland</strong> setzt sich auf Landesebene für die Sicherung des Nationalparkservices<br />

ein.<br />

Die Fremdenverkehrsgemeinschaft Eiderstedt e. V. weist in ihrem Gastgeberverzeichnis<br />

auf den Nationalpark hin und erarbeitet gemeinsam mit der Schutzstation Wattenmeer<br />

Pauschalangebote für Ornithologen im Nationalpark.<br />

In einigen Bereichen, z. B. bei der Hamburger Hallig, sind Ökonomie und Ökologie<br />

durch eine gute Zusammenarbeit von Gemeinden sowie Tourismus- und<br />

Naturschutzorganisationen der Region zum Ausgleich gebracht worden.<br />

Und was tun Sie ?<br />

<br />

<br />

<br />

4.5.6 Land Schleswig-Holstein:<br />

Der Wettbewerb „Gastliches Haus” sollte um Servicekriterien erweitert werden.<br />

5. Kultur und Veranstaltungen<br />

Beispiele für mögliche Maßnahmen:<br />

In diesem Bereich ist bereits eine breite Angebotspalette vorhanden. Es fehlt jedoch ein<br />

effektives gemeinsames Vermarktungsinstrument. Vorbedingung sind eine zeitliche<br />

und thematische Abstimmung der verschiedenen Aktivitäten und ein EDV-gestützter<br />

Veranstaltungskalender mit flächendeckenden Informationen für den Gast, der eine<br />

strukturierte Abfrage aller Angebote ermöglicht. ( Kapitel „Organisation und Zusammenarbeit“).<br />

Museen für Familien interessanter gestalten; Veranstaltung von Kursen, z. B. Gemälde-<br />

Kopieren; Cafés; mehrsprachige Schilder; Verbundkarten; Vernetzungen<br />

mehr für Zielgruppe „Junge Leute“<br />

spezielle Veranstaltungskataloge über Angebote für Kinder<br />

regionaltypisches Brauchtum und Traditionen stärker herausstellen<br />

mehr Aktivitätsmöglichkeiten für Urlaubsgäste, „Kultur zum Anfassen“<br />

Urlauber in Sport- und Freizeitveranstaltungen einbeziehen<br />

Festivals, in denen Natur und Historie <strong>Nordfriesland</strong>s im Vordergrund stehen<br />

Öffnung privater Baudenkmäler für Besichtigungen (zahlreiche Mitglieder der IG<br />

Baupflege wären ein- bis zweimal jährlich dazu bereit)<br />

<strong>Nordfriesland</strong>bezogene Filme in Kinos<br />

Gästebefragungen<br />

Zusammenarbeit der Veranstalter mit Tourismusstellen, Naturschutzvereinen etc.<br />

verbessern (z. B. Lammtage)<br />

bessere Vermarktung einzelner Veranstaltungen oder Veranstaltungsreihen wie dem<br />

Schleswig-Holsteinischen Musik-Festival, dem Gourmet-Festival etc.<br />

stärkere Einbindung der Volkshochschulen und Heimvolkshochschulen<br />

In Fremdenverkehrsprospekten sollte in unterhaltsamer Weise auf die vielfältige Sprachenlandschaft<br />

<strong>Nordfriesland</strong>s hingewiesen werden; das Nordfriesische Institut könnte<br />

um entsprechende Textentwürfe gebeten werden.<br />

25


<strong>Tourismuskonzept</strong> <strong>Nordfriesland</strong><br />

Kapitel 3: Touristische Angebote<br />

Anbringung von Informationstafeln an historischen Gebäuden sowie Natur- und<br />

Kulturdenkmalen<br />

Anbringung von Informationsschildern an Häusern, in denen historische Persönlichkeiten<br />

gelebt haben<br />

Empfehlungen:<br />

Die Fremdenverkehrsvereine sind aufgerufen, diese Anregungen umzusetzen und z. B.<br />

stärker mit ihren örtlichen Kulturvereinen zusammenzuarbeiten ( Kapitel „Werbung<br />

und Marketing”).<br />

Die Gemeinden sollten die Aufgabe übernehmen, Informationstafeln an historischen<br />

Gebäuden und an Häusern, in denen historische Persönlichkeiten gelebt haben, anzubringen.<br />

Zahlreiche landwirtschaftliche u. a. Betriebe veranstalten Tage der offenen Tür. Die<br />

Fremdenverkehrsvereine sollten für diese Veranstaltungen werben.<br />

Wir gehen mit gutem Beispiel voran:<br />

Die Fremdenverkehrsvereinsgemeinschaft Südtondern e. V. wird sich an die IG<br />

Baupflege wenden, um am nächsten Tag des Denkmals auch private Baudenkmäler<br />

zur Besichtigung zu öffnen.<br />

Das Amt für Wirtschafts- und Verkehrsförderung des Kreises übernimmt im Jahr 1997<br />

wieder die Koordinierungsfunktion für die Nordfriesischen Lammtage.<br />

Das Kulturamt des Kreises wird im 1. Halbjahr 1997 Gespräche mit den nordfriesischen<br />

Museen aufnehmen und ggf. Projekte zur Attraktivierung der Museen fördern und begleiten.<br />

In Husum sind an zahlreichen Häusern Informationstafeln angebracht, die auf die Verbindung<br />

dieser Gebäude zu Leben und Werk Theodor Storms hinweisen.<br />

Die Stadt Bredstedt hat Gebäude von historischer Bedeutung mit Informationstafeln<br />

versehen.<br />

Die Kurverwaltungen St. Peter-Ording, Westerland und Sylt-Ost geben regelmäßige<br />

Veranstaltungskalender für Kinder heraus.<br />

Und was tun Sie ?<br />

<br />

<br />

<br />

6. Gesundheit<br />

6.1 Gesundheitsurlaub<br />

<strong>Nordfriesland</strong> bietet aufgrund seiner natürlichen Ressourcen gute Ausgangsbedingungen<br />

für den Gesundheitsurlaub.<br />

Zahlreiche Kurse, Vorträge etc. im Gesundheitsbereich werden bereits heute im Kreisgebiet<br />

angeboten; ein erster Schritt müßte die Bündelung dieser Angebote und die entsprechende<br />

Information der Kurverwaltungen, Fremdenverkehrsvereine, Gemeinden etc. sein.<br />

Der Gesundheitsurlaub erfordert einen ganzheitlichen Ansatz mit dem Ziel der langfristigen<br />

Verhaltensänderung. Dem Urlauber muß eine Kombination von Kursen, Vorträgen, Sportlichem,<br />

Kulturellem und Touristischem angeboten werden. Dabei muß ihm ein Arzt oder Vertreter<br />

eines anderen Heilberufes als „Gesundheitsberater” zur Seite stehen. Der Gesundheitsurlauber<br />

muß auch die Möglichkeit haben, verschiedene Module der Kompaktkur zu<br />

nutzen, ohne selbst Kurpatient zu sein.<br />

26


<strong>Tourismuskonzept</strong> <strong>Nordfriesland</strong><br />

Kapitel 3: Touristische Angebote<br />

Zur Unterstützung des medizinischen Erfolges des Gesundheitsurlaubs und zur Erleichterung<br />

der auch in diesem Bereich notwendigen Werbe- und Marketingmaßnahmen ist die<br />

Definition von Qualitätsstandards für den Gesundheitsurlaub unerläßlich. Insbesondere<br />

Schlick und Seewasser als natürliche Heilmittel der Thalasso-Therapie eignen sich für<br />

Werbe- und Marketingmaßnahmen.<br />

Beispiele für mögliche Maßnahmen:<br />

Einführung eines „Gesundheitserlebnispasses”<br />

mehr Angebote mit Schwerpunkt Naturerfahrung, z. B. kombinierte Wanderungen<br />

Nordsee/Heideflächen<br />

Angebot von Kneipp-Programmen<br />

Angebote für das Naturerleben unter Gesundheits-Gesichtspunkten<br />

Empfehlungen:<br />

Verbesserung der Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Regionen <strong>Nordfriesland</strong>s<br />

zur gemeinsamen Gestaltung von Angeboten<br />

stärkere Einbindung der Volkshochschulen<br />

stärkere Einbindung der Sportvereine und professionellen Sportstättenbetreiber<br />

vermehrter Einsatz von Sportstudenten als Animateure im Sport- und Freizeitbereich<br />

Wir gehen mit gutem Beispiel voran:<br />

Auf Vorschlag der aus der Zukunftswerkstatt Eiderstedt entstandenen Arbeitsgruppe<br />

„Eiderstedter Produkte und Tourismus” werden landwirtschaftliche Produkte aus Eiderstedt<br />

auf einer Seite im Gastgeberverzeichnis dargestellt.<br />

Der Landfrauenverband, die Landwirtschaftsschule Bredstedt und der DeHoGa-<br />

Bezirksverband Husum prüfen die Möglichkeit, eine vollständige Broschüre über Direktvermarkter<br />

regionaler landwirtschaftlicher Produkte in <strong>Nordfriesland</strong> zu erstellen.<br />

Die Kurverwaltung St. Peter-Ording bündelt die auf Eiderstedt angebotenen einschlägigen<br />

Kurse und Vorträge und vermarktet sie unter dem Aspekt des Ge- sundheitsurlaubs.<br />

Und was tun Sie ?<br />

<br />

<br />

<br />

6.2 Kuren<br />

Die äußeren Rahmenbedingungen für ortsgebundene Kurangebote in <strong>Nordfriesland</strong> („Bäderland<br />

<strong>Nordfriesland</strong>” mit vorhandenen Angeboten insbesondere für Haut- und Atemwegserkrankungen<br />

wie Schlick, Meerwasser, neuen Schwimmbädern, Kurmittelhäusern<br />

etc.) sind gut, die Kurinhalte jedoch sind stark verbesserungsbedürftig.<br />

Die ambulante Badekur muß zu einer indikationsbezogenen, intensivierten Kompaktkur mit<br />

ganzheitlichem Ansatz weiterentwickelt werden. Dies bedeutet u. a., daß „auch die Seele<br />

mitbehandelt werden muß“. In einigen Kureinrichtungen sollte das Ambiente in<br />

diesem Sinne freundlicher gestaltet werden. Ziele der Kompaktkur müssen in erster Linie<br />

langfristige Verhaltensänderungen der Kurpatienten sein.<br />

Wichtig ist, daß Kompaktkuren Spaß machen müssen; wenn sie für den Patienten Streß<br />

bedeuten, verringert dies den Markterfolg.<br />

27


<strong>Tourismuskonzept</strong> <strong>Nordfriesland</strong><br />

Kapitel 3: Touristische Angebote<br />

Um ein eigenständiges Profil zu gewinnen, sollten die nordfriesischen Kurorte sich, soweit<br />

möglich, in Absprache auf gemeinsame Angebots- und Therapiekonzepte für bestimmte<br />

Krankheitsbilder spezialisieren.<br />

Zur effektiven Durchführung von Kompaktkuren sind Kurbetreuer erforderlich, die zur Zeit<br />

noch nicht in ausreichender Anzahl zur Verfügung stehen. Der Heilbäderverband<br />

Schleswig-Holstein e. V. wird gebeten, Seminare zur Ausbildung von Kurbetreuern anzubieten.<br />

Für die Wahl des Kurortes sind weniger die Kurpatienten selbst als vielmehr ihre Ärzte und<br />

Krankenkassen zuständig. Weder Ärzte noch Krankenkassen sind zur Zeit ausreichend<br />

über die Kurmöglichkeiten in <strong>Nordfriesland</strong> informiert. Daraus resultiert die Forderung nach<br />

verstärkten Werbeanstrengungen in diesem Bereich.<br />

Bereits heute sollten die nordfriesischen Kurorte, soweit sie es noch nicht getan haben, die<br />

Durchführung individueller Maßnahmen der Gesundheitsförderung während ambulanter<br />

Vorsorge- und Rehabilitationskuren in ihr Angebot aufnehmen. Gemäß einem am<br />

01.04.1995 zwischen dem Heilbäderverband Schleswig-Holstein und verschiedenen Krankenkassen<br />

geschlossenen Vertrag können Maßnahmen in den Bereichen Bewegungstraining,<br />

Entspannungstechniken, Raucherentwöhnung und Verhaltenstherapie (Ernährung)<br />

mit den Krankenkassen abgerechnet werden.<br />

7.Qualifizierung<br />

Qualifizierte Aus- und Weiterbildung ist die Grundlage eines qualitätsorientierten Tourismus.<br />

Es besteht ein Wirkungszusammenhang zwischen Motivation, Qualifikation und Qualität.<br />

Das Weiterbildungsbewußtsein zahlreicher Betriebsinhaber/innen und Arbeitnehmer/innen<br />

muß in diesem Sinne weiter entwickelt und gefördert werden.<br />

Beispiele für mögliche Maßnahmen:<br />

Betriebe sollten ihren Mitarbeiter/innen Anreize zur Qualifikation bieten.<br />

Im Tourismusbereich müssen mehr anerkannte Berufsbilder geschaffen werden.<br />

Betriebe, Tourismusstellen und Kurverwaltungen sollten verstärkt die Möglichkeit zur<br />

gemeinsamen Ausbildung z. B. von Reiseverkehrskaufleuten nutzen.<br />

Die Transparenz der Weiterbildungsangebote muß vor Ort und landesweit verbessert<br />

werden.<br />

Empfehlungen:<br />

Die Landesregierung wird gebeten, den Fremdenverkehrsverband Schleswig-Holstein<br />

e. V. bei der Schaffung einer Fortbildungsagentur für den Tourismus Schleswig-<br />

Holsteins als Nachfolgeeinrichtung für die Gesellschaft für Berufsbildung im Fremdenverkehr<br />

mbH (GBF) zu unterstützen.<br />

Wir gehen mit gutem Beispiel voran:<br />

Der Kreis <strong>Nordfriesland</strong> und die Stadt Husum errichteten das Bildungszentrum für Tourismus<br />

und Gastronomie in Husum.<br />

Der Kreis <strong>Nordfriesland</strong>, der Nordseebäderverband und die IHK zu Flensburg engagieren<br />

sich auch auf Landesebene seit langem sehr intensiv für die Verbesserung der<br />

Qualifizierung im Tourismusbereich.<br />

28


<strong>Tourismuskonzept</strong> <strong>Nordfriesland</strong><br />

Kapitel 3: Touristische Angebote<br />

Die IHK zu Flensburg und der DGB bieten Betrieben und Mitarbeiter/innen kostenlose<br />

Beratungsleistungen in Qualifizierungsfragen an.<br />

Und was tun Sie ?<br />

<br />

<br />

<br />

8. Touristische Informations-Norm TIN und Klassifizierung<br />

Die TIN muß flächendeckend eingeführt werden. Erst dann erreicht sie ihren wahren Nutzen<br />

für den Gast. Das System muß inhaltlich weiterentwickelt werden. Bestrebungen des<br />

DeHoGa und des Fremdenverkehrsverbandes Schleswig-Holstein e. V. zur Schaffung einer<br />

einheitlichen Kategorisierung und Klassifizierung für gewerbliche und private Quartiere sind<br />

vorrangig zu unterstützen.<br />

Beispiele für mögliche Maßnahmen:<br />

Umstellung der Gastgeberverzeichnisse auf die TIN<br />

Beratung der Vermieter durch Fremdenverkehrsvereine und -gemeinschaften<br />

Empfehlung:<br />

Die Fremdenverkehrsvereine und -gemeinschaften sollten die TIN flächendeckend<br />

einführen.<br />

Wir gehen mit gutem Beispiel voran:<br />

Die meisten Fremdenverkehrsvereine und -gemeinschaften haben die TIN bereits<br />

eingeführt.<br />

Die DeHoGa-Bezirksverbände in <strong>Nordfriesland</strong> setzen sich für die Schaffung einer einheitlichen<br />

Kategorisierung und Klassifizierung gewerblicher und privater Quartiere ein.<br />

Der Nordseebäderverband engagiert sich auf Landesebene über den Fremdenverkehrsverband<br />

Schleswig-Holstein e. V. für die Weiterentwicklung der TIN.<br />

Und was tun Sie ?<br />

<br />

<br />

<br />

9. Wettbewerb touristische Modellgemeinde<br />

Um ein Beispiel zu geben, wäre es sinnvoll, einen - oder zwei unterschiedlich struk-<br />

turierte - Orte optimal auszugestalten und durch weitestgehende Umsetzung des Fremdenverkehrsentwicklungskonzeptes<br />

zum „Vorzeigeort” zu entwickeln. In diesem Ort müßte Einigkeit<br />

zwischen allen an den Bereichen Fremdenverkehr und Umwelt beteiligten Institutionen<br />

und Organisationen über diese Strategie bestehen. Alle Gemeinden in <strong>Nordfriesland</strong><br />

sollten die Chance erhalten, sich für dieses Projekt zu bewerben.<br />

Die Umsetzung dieser Idee ist in hohem Maße von der Bereitstellung von Fördermitteln<br />

durch die Landesregierung abhängig. Nach Abstimmung mit der Landesregierung wird das<br />

Amt für Wirtschafts- und Verkehrsförderung des Kreises diesen Wettbewerb ausschreiben.<br />

Bewerbungsschluß wird ca. im Frühjahr 1998 sein.<br />

29


<strong>Tourismuskonzept</strong> <strong>Nordfriesland</strong><br />

Kapitel 4: Natur, Umwelt, Landschaft<br />

NATUR, UMWELT, LANDSCHAFT<br />

Präambel<br />

Wir in <strong>Nordfriesland</strong> haben ein grundlegendes Interesse am Schutz und an der Erhaltung<br />

der einzigartigen Natur- und Kulturlandschaft, in der wir leben. Gemeinsam mit der Nordsee<br />

stellt sie die Grundlage des Tourismus in <strong>Nordfriesland</strong> dar. Deshalb ist es für uns eine<br />

existenzielle Verpflichtung, stets die umwelt- und naturrelevanten Konsequenzen all unserer<br />

Entscheidungen zu bedenken, um die Nordsee und unsere Landschaft, die unser größtes<br />

Kapital sind, vor allen unnötigen Beeinträchtigungen zu bewahren.<br />

Dieses Interesse teilen die Urlaubsgäste, die zu uns kommen. In ihrem Urlaub legen sie<br />

besonderen Wert auf gute Luft, sauberes Wasser, eine intakte Natur und Landschaft und<br />

die Möglichkeit, diese auch zu erleben. Im Rahmen seiner Effizienzanalyse 1995 ermittelte<br />

der Nordseebäderverband ein Stärken-Schwächen-Profil der Region. Bei den Stärken stellten<br />

die befragten Urlaubsgäste eindeutig landschaftsbezogene Aspekte in den Vordergrund:<br />

Die Landschaft allgemein bewerteten 61,9 % als positiv, das Wetter und das Klima<br />

wurden von 53,5 % und wasserbezogene Argumente (Nordsee, Watt etc.) von<br />

32,7 % als Stärken aufgeführt.<br />

Aufgrund dieser Tatsachen nimmt die natur-, umwelt- und landschaftsverträgliche Weiterentwicklung<br />

des Fremdenverkehrs in <strong>Nordfriesland</strong> breiten Raum in unseren Leitzielen ein.<br />

Aus dieser Haltung heraus haben wir uns für die Strategie des „Nachhaltigen Touris-<br />

mus” entschieden.<br />

Das Bewußtsein für die Bedeutung des Natur- und Umweltschutzes für die Erhaltung der<br />

ökonomischen Grundlagen des Fremdenverkehrs ist jedoch noch nicht bei allen öffentlichen<br />

und privaten Organisationen in <strong>Nordfriesland</strong> in adäquatem Maße ausgeprägt. Zu<br />

gering ist dementsprechend auch noch bei vielen die Bereitschaft, Natur- und Umweltschutzmaßnahmen<br />

aktiv zu unterstützen bzw. in diesem Sinne notwendige Investitionen<br />

vorzunehmen, die nicht aus marktwirtschaftlichen Gründen sofort dringend erforderlich erscheinen.<br />

Wir wollen die umweltverträgliche fremdenverkehrliche Entwicklung der Region fördern.<br />

Dafür kann das auf Freiwilligkeit beruhende Konzept der Biosphärenschutzgebiete, das auf<br />

die Förderung nachhaltigen Wirtschaftens abzielt, geeignet sein. (Erläuterung des Konfliktpfeils:<br />

die CDU-Kreistagsfraktion weist darauf hin, daß die Einrichtung bzw. Erweiterung<br />

von Biosphärenschutzgebieten nur durch freiwillige Beschlüsse von Gemeinden geschehen<br />

kann und zuvor mit sämtlichen betroffenen Interessenvertretungen, insbesondere denen<br />

der Landwirte, gründlich diskutiert werden muß.) *<br />

Gemeinsam mit der Landesregierung und Organisationen, Verbänden und Institutionen aus<br />

den verschiedensten Bereichen (Wirtschaft, Landwirtschaft, Umwelt- und Naturschutz, Gewerkschaften,<br />

Fremdenverkehr, Sport etc.) Schleswig-Holsteins bekennen wir uns zu den<br />

Zielen der Kieler Umwelterklärung.<br />

* „Konfliktpfeile“ machen Interessengegensätze deutlich. Sie sind kein Zeichen für Resignation, sondern<br />

eine Verpflichtung, den begonnenen Diskussions- und Arbeitsprozeß fortzuführen, um Meinungsverschiedenheiten<br />

zwischen Vertreter/innen unterschiedlicher gesellschaftlicher Gruppierungen<br />

im Dialog einzelfallbezogen zu lösen.<br />

30


<strong>Tourismuskonzept</strong> <strong>Nordfriesland</strong><br />

Kapitel 4: Natur, Umwelt, Landschaft<br />

Kommunen: Umweltschutz als ständiges Prinzip<br />

Zahlreiche Instrumente des Umweltschutzes liegen in der Hand der Kommunen.<br />

Bei Nutzungsfestlegungen, Standortentscheidungen, Zonierungen und Erschließungen,<br />

Bauplanungen und -ausführungen müssen die Gesichtspunkte des sparsamen Umgangs<br />

mit Grund und Boden, der Vermeidung von Bodenversiegelungen, der sanften Einpassung<br />

in Natur und Landschaft, der Kontrollierbarkeit von Immissionen, der Schonung von Fauna<br />

und Flora sowie der Wahrung oder Wiederherstellung des Erscheinungsbildes der Landschaft<br />

und des Ortsbildes berücksichtigt werden. Den Grundsätzen des ökologischen Bauens<br />

muß soweit wie möglich in Planung, Architektur und Bauausführung Rechnung getragen<br />

werden. Bei der Planung von Neubaugebieten soll die Einsetzbarkeit von Nahwärmesystemen<br />

und regenerativen Energien geprüft werden. Die ökologisch und ökonomisch<br />

sinnvollste Variante ist die Nutzung eines Energiemix´. ( Kapitel „Orts-charakter”).<br />

Erreichte Erfolge sollen fremdenverkehrswirksam dargestellt werden.<br />

Fremdenverkehrs- und Wirtschaftsorganisationen, Umwelt - und Naturschutzvereine<br />

Das starke Abhängigkeitsverhältnis zwischen Natur und Tourismus muß zu einer verstärkten<br />

Zusammenarbeit zwischen den örtlichen Fremdenverkehrs- und Wirtschaftsorganisationen<br />

und den Umwelt- und Naturschutzvereinen führen. Zukünftig müssen gemeinsame<br />

Strategien zur touristischen Vermarktung der Regionen ausgearbeitet werden, die sowohl<br />

fremdenverkehrswirtschaftliche als auch naturschutzbezogene Interessen vereinen.<br />

Auch Schutzgebiete sollten, soweit es mit dem Schutzzweck vereinbar ist, für Touristen<br />

erlebbar gemacht werden. Hier bieten sich Führungen mit begrenztenTeilnehmerzahlen<br />

nach umweltpädagogischen Gesichtspunkten an.<br />

Die fremdenverkehrsrelevante Wirtschaft sollte auf Anbieter und Verbraucher mit dem Ziel<br />

einwirken, daß diese nur umweltfreundlich verpackte Produkte verkaufen bzw. verwenden.<br />

Supermärkte sollten ihre Wareneinkäufe bei regionalen landwirtschaftlichen Betrieben tätigen<br />

und diese Produkte bei der Vermarktung besonders herausstellen.<br />

Wir fordern den Bundesgesetzgeber auf, eine einheitliche Regelung zur Vermeidung von<br />

Einwegverpackungen zu treffen.<br />

Beispiele für mögliche Maßnahmen:<br />

Naturschutzvereine bieten qualifizierte Führungen (zu Fuß oder per Fahrrad) durch<br />

Naturschutzgebiete oder andere reizvolle Landstriche an; die Fremdenverkehrsvereine<br />

übernehmen die Öffentlichkeitsarbeit für diese Angebote.<br />

Naturschutzvereine bieten Beratungen in allen natur- und umweltrelevanten Fragen an.<br />

Empfehlungen:<br />

Alle Fremdenverkehrsvereine und -gemeinschaften, Umwelt- und Naturschutz- sowie<br />

Handels- und Gewerbevereine werden gebeten, auf örtlicher und regionaler Ebene<br />

enger zusammenzuarbeiten.<br />

Der Amrumer und Föhrer Dosenschwur sollte wiederholt, umgesetzt und fremdenverkehrlich<br />

vermarktet werden.<br />

31


<strong>Tourismuskonzept</strong> <strong>Nordfriesland</strong><br />

Kapitel 4: Natur, Umwelt, Landschaft<br />

Wir gehen mit gutem Beispiel voran:<br />

Die Geschäfte auf der Insel Pellworm verkaufen weder Getränkedosen noch geben sie<br />

Plastiktüten aus.<br />

Die Fremdenverkehrsgemeinschaft Eiderstedt e. V. hat im Rahmen ihrer Zukunftswerkstatt<br />

eine Arbeitsgruppe zum Thema „Eiderstedter Produkte und Tourismus”<br />

gebildet, in der Vertreter/innen der Bereiche Fremdenverkehr, Naturschutz und gewerbliche<br />

Wirtschaft zusammenarbeiten.<br />

Die Abfallwirtschaftsgesellschaft <strong>Nordfriesland</strong> mbH versorgt die örtlichen Fremdenverkehrsvereine<br />

im 1. Halbjahr 1997 mit Informationen über umweltfreundliche<br />

Verpackungen, auf deren Basis diese Gespräche mit den örtlichen Einzelhändlern aufnehmen<br />

können.<br />

Die Abfallwirtschaftsgesellschaft <strong>Nordfriesland</strong> mbH überprüft die Möglichkeit, das<br />

„Umweltforum Einzelhandel”, das von 1988-93 bestand, wieder aufleben zu lassen.<br />

Und was tun Sie ?<br />

<br />

<br />

<br />

Landwirtschaft<br />

Die von landwirtschaftlichen Betrieben geschaffene und gepflegte regionaltypische Kulturlandschaft<br />

gehört zu den wichtigsten touristischen Potentialen <strong>Nordfriesland</strong>s. Landwirtschaft<br />

und Tourismus profitieren in vielfältiger Weise voneinander, teilweise laufen ihre Interessen<br />

jedoch auch auseinander.<br />

Landwirtschaft und Naturschutz haben in einigen Bereichen bereits ähnliche Ziele, sollten<br />

aber zur Erhaltung und behutsamen Weiterentwicklung der Landschaft noch weiter zusammengeführt<br />

werden. Agrar- und Umweltprogramme sollen in ihren Zielen weiter harmonisiert<br />

und in der Umsetzung stärker zusammengeführt werden. Renaturierungen sind unter<br />

Berücksichtigung des örtlichen Agrarstrukturwandels und der jeweiligen betrieblichen<br />

Entwicklungsziele zu planen.<br />

Der Landwirtschaft kommt als direkt in der Natur agierendem Berufsstand generell, insbesondere<br />

aber in der Nähe eines Nationalparks, eine große Verantwortung im Umgang mit<br />

Natur und Landschaft zu. Ziel des Wirtschaftens muß es sein, eine möglichst natur- und<br />

umweltverträgliche Produktion zu erreichen.<br />

Die Erprobung und Durchführung neuer, marktorientierter, ökologisch ausgerichteter Verfahren,<br />

Techniken und Produkte sollte frei von übertriebenen gesetzlichen Auflagen gefördert<br />

werden.<br />

Die stärkere Verbreitung des ökologischen Landbaus kann unter mehreren Gesichtspunkten<br />

positive Auswirkungen auf den Tourismus haben.<br />

Die Landwirtschaft muß jederzeit bereit sein, ihre Produktionstechniken für Urlauber und<br />

andere Mitmenschen transparent zu gestalten. Nur so kann sie dem Vertrauen der Verbraucher<br />

gerecht werden.<br />

32


<strong>Tourismuskonzept</strong> <strong>Nordfriesland</strong><br />

Kapitel 4: Natur, Umwelt, Landschaft<br />

Gastronomie- und Beherbergungsbetriebe<br />

Gastronomie- und Beherbergungsbetriebe verfügen über einen unmittelbaren Zugang zum<br />

Gast und damit auch über sehr gute Möglichkeiten, durch Verteilung von durch die Kommunen<br />

und die Fremdenverkehrs-, Umwelt- und Naturschutzvereine erstellten Informationsmaterialien<br />

und durch eigenes Vorbildverhalten positiv auf ihre Gäste einzuwirken.<br />

Im Bereich der Gastronomie ist eine Entwicklung des Angebotes in Richtung „gehobene<br />

einheimische Küche” unter Verwendung einheimischer landwirtschaftlicher Produkte<br />

sinnvoll. ( Kapitel „Touristische Angebote” und „Werbung und Marketing”).<br />

Campingplätze und Mobiltoiletten<br />

Die überwiegende Anzahl der in Deutschland vorhandenen Wohnmobile ist nicht mit umweltfreundlichen<br />

Toilettensystemen ausgerüstet, so daß deren Inhalte in den heutigen<br />

Kläranlagen nicht entsorgt werden können. In <strong>Nordfriesland</strong> sollen alle rechtlichen und organisatorischen<br />

Möglichkeiten ausgeschöpft werden, diese Chemikalien als Sonderabfälle<br />

zu erfassen und zu entsorgen.<br />

In der Landesverordnung zur Änderung der Zelt- und Campingplatzverordnung vom<br />

12.08.96 legte die Landesregierung fest: „Sofern zur Geruchsminderung von Abwässern<br />

und Fäkalien, die in den in Wohnwagen, Wohnmobilen und Zelten vorhandenen Aborten<br />

und Spülen anfallen, Sanitärpräparate eingesetzt werden, müssen diese die Anforderungen<br />

des RAL-Umweltzeichens Nr. 84 erfüllen.”<br />

Bestehende Campingplätze sollen naturnah gestaltet und mit Naturschutzinformations-<br />

elementen versehen werden.<br />

Beispiele für mögliche Maßnahmen:<br />

Wohnmobilbesitzer, die mit umweltschädlichen Sanitärpräparaten nach <strong>Nordfriesland</strong><br />

kommen, sollten zum Umtausch ihrer Chemikalien verpflichtet werden.<br />

Die umweltschädlichen Präparate sind fachgerecht zu entsorgen.<br />

Empfehlungen:<br />

Die Zelt- und Campingplatzbetreiber im Kreisgebiet sollten gemeinsam mit dem<br />

Umweltamt des Kreises nach Lösungen suchen.<br />

Alle verkehrsrechtlichen Maßnahmen sollten ausgeschöpft werden, um zu verhindern,<br />

daß Wohnmobile über Nacht außerhalb von Zelt- und Campingplätzen abgestellt werden.<br />

Wir gehen mit gutem Beispiel voran:<br />

Umweltschädliche Sanitärpräparate sind in <strong>Nordfriesland</strong> per Satzung als Abfall<br />

deklariert und dürfen nur als Sonderabfall entsorgt werden. Dadurch wird eine<br />

Belastung der Kläranlagen vermieden.<br />

Der Nordseebäderverband befaßt sich seit längerem intensiv mit der Suche nach<br />

Lösungen für die Entsorgungsproblematik von Chemietoiletten.<br />

Das Umweltamt des Kreises wird sich 1997 an die Zelt- und Campingplatzbetreiber<br />

wenden, um gemeinsam Möglichkeiten zur Umsetzung der o. a. Landesverordnung zu<br />

erarbeiten.<br />

Die Fremdenverkehrsgemeinschaft Eiderstedt e. V. informiert Wohnmobilbesitzer über<br />

Umtauschmöglichkeiten für ihre umweltschädlichen Chemikalien.<br />

Und was tun Sie ?<br />

<br />

<br />

<br />

33


<strong>Tourismuskonzept</strong> <strong>Nordfriesland</strong><br />

Kapitel 4: Natur, Umwelt, Landschaft<br />

Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer<br />

Unser Nationalpark ist ein Teil der größten zusammenhängenden Wattenmeerlandschaft<br />

der Welt und eine Vorrangfläche für Naturschutz. Hier leben allein etwa 250 Tierarten,<br />

-rassen und Ökotypen, die an keiner anderen Stelle der Erde vorkommen. Diesen ökologischen<br />

Reichtum gilt es zu bewahren und sensibel in unsere touristischen Angebote einzugliedern.<br />

Das Erleben und Verstehen von Natur ist ausdrückliches Ziel des Nationalparks; deshalb<br />

müssen Naturinformation und Umweltbildung weiter verbessert werden. Entsprechende<br />

Möglichkeiten werden die Bedeutung des Nationalparks als touristischer Faktor, der die<br />

Urlaubszielentscheidung der Touristen mitbeeinflußt, noch weiter verstärken.<br />

Mit dem Nationalpark kann und soll für einen Urlaub in <strong>Nordfriesland</strong> geworben werden;<br />

dies bedeutet aber auch die Verpflichtung für uns Nordfriesen, glaubwürdig für die Ziele<br />

unseres Nationalparks einzutreten und seine Weiterentwicklung zu fördern. Dazu gehört<br />

die deutliche Vermittlung des Nationalparks und seiner Ziele gegenüber dem Gast und den<br />

Einheimischen.<br />

Das Vorhandensein unseres Nationalparks muß auch in der Landschaft nach außen stärker<br />

sichtbar gemacht werden.<br />

Biosphärenschutzgebiet<br />

Mit dem Biosphärenschutzgebietskonzept (die offizielle, aber mißverständliche Übersetzung<br />

des englischen Ausdrucks „biosphere reserve” ist „Biosphärenreservat”) existiert ein<br />

Programm zur Förderung nachhaltigen Wirtschaftens. Hiermit könnte ein Markenzeichen<br />

genutzt werden, das auf die besondere Qualität der Landschaft, von Produkten und Dienstleistungen<br />

hinweist.<br />

Das Konzept des Biosphärenschutzgebiets sieht einen Gürtel nachhaltiger Wirtschaftsentwicklung<br />

um den Nationalpark herum vor.<br />

Empfehlung:<br />

Die Gemeinden, Fremdenverkehrsvereine und Handels- und Gewerbevereine im Kreisgebiet<br />

sollten sich über die Inhalte des Biosphärenschutzgebiete-Programms - das kein<br />

einseitiges Umweltschutzprogramm darstellt - informieren. Literatur zum Thema ist<br />

u. a. beim Nationalparkamt in Tönning erhältlich.<br />

Wir gehen mit gutem Beispiel voran:<br />

Die Koordinierungsstelle in der Kreisverwaltung organisiert gemeinsam mit dem<br />

Nationalparkamt im Jahr 1997 einen öffentlichen Vortrag über das Konzept der<br />

Biosphärenschutzgebiete.<br />

Die Region Südtondern wird sich im 1. Halbjahr 1997 mit dem Biosphärenschutzgebietskonzept<br />

auseinandersetzen.<br />

Und was tun Sie ?<br />

<br />

<br />

<br />

34


<strong>Tourismuskonzept</strong> <strong>Nordfriesland</strong><br />

Kapitel 4: Natur, Umwelt, Landschaft<br />

Nordseeschutz<br />

Die wirtschaftliche Zukunft der vom Fremdenverkehr geprägten Westküste Schleswig-<br />

Holsteins hängt wesentlich von der Sauberkeit der Nordsee ab. Um die gute Badewasserqualität<br />

der Nordsee als wirtschaftliche Grundlage der Region dauerhaft zu sichern, müssen<br />

wir uns schon heute auch für eine Verbesserung der ökologischen Situation einsetzen.<br />

Deshalb müssen alle politisch Verantwortlichen sich dafür engagieren,<br />

• daß alle Produkte zum Leben sauber hergestellt und entsorgt werden und dabei keine<br />

giftigen und schwer abbaubaren Stoffe in die Nordsee oder andere Bereiche der Umwelt<br />

gelangen,<br />

• daß intelligente Lösungen angewendet werden, damit Pestizide die Nordsee nicht weiter<br />

belasten,<br />

• daß die europäische Landwirtschaft weniger Dünger einsetzt, aber hochwertiger produziert<br />

und so die Nordsee nicht belastet,<br />

• daß die europäische Verkehrspolitik die öffentlichen Verkehrsmittel fördert und den Individualverkehr<br />

auf ein vernünftiges Maß zurückschraubt, damit weniger Schadstoffe über<br />

die Luft in die Nordsee gelangen,<br />

• daß die europäische Energiepolitik in Verkehr, Landwirtschaft und Energieversorgung<br />

ökologisch verträglicher wird, um die Nordsee nicht unnötig zu belasten,<br />

• daß die Nordsee zum gesetzlichen Sonderschutzgebiet erklärt wird, damit die Verschmutzungen<br />

durch Öl und Chemikalien auf See und an unseren Stränden der Vergangenheit<br />

angehören,<br />

• daß die europäische Schiffahrtspolitik den Seetransport in seiner Gesamtheit sicherer<br />

macht und durch Vorsorge die Nordsee vor Unfällen mit gefährlichen Gütern schützt,<br />

• daß statt der zum Teil praktizierten schädlichen Groß- und Industriefischerei eine ökologisch<br />

verträgliche Nutzung der Nordsee stattfindet,<br />

• daß eine langfristige wirtschaftlich unabhängige Überwachung aller Belastungsfaktoren,<br />

die auf die Nordsee einwirken, eingeführt wird, um rechtzeitig Vorsorgemaßnahmen einleiten<br />

zu können und<br />

• daß diese Auflagen effektiv kontrolliert werden.<br />

Beispiele für mögliche Maßnahmen:<br />

Schutz der Nordsee vor Nähr- und Schadstoffeinträgen aus Flüssen und Atmosphäre;<br />

dies bedeutet z. B.: weitere ökologisch förderliche Umstellungen im Bereich<br />

Landwirtschaft, Verkehr, Energieerzeugung, Abwasserbehandlung und Baggergut- und<br />

Klärschlammentsorgung sowie weitere ökologisch förderliche Umstellungen in der Produktherstellung,<br />

-vermarktung und -entsorgung (geschlossene Produktkreisläufe)<br />

Verbesserungen im Bereich der Schiffssicherheit und -entsorgung sowie beim Betrieb<br />

und der Entsorgung von Ölplattformen; das bedeutet z. B.: kostenlose Schiffs- Ölentsorgung<br />

in den Häfen, Markierung von Containern mit Funksendern, Umstellung auf umweltfreundliche<br />

Bohrtechnik, Stopp von legalen Öleinleitungen durch Umsetzung des INK-<br />

Beschlusses, die Nordsee zum Schutzgebiet nach MARPOL zu erklären<br />

Schutz der Tierwelt in der Nordsee durch Umsetzung einer ökologisch verträglichen Fischereipolitik;<br />

das bedeutet z. B.: Ausweisung von fischereifreien Zonen in der Nordsee,<br />

drastische Einschränkung der Gammelfischerei, Einführung von naturfreundlichen<br />

Netztechniken<br />

Wir gehen mit gutem Beispiel voran:<br />

Der Nordseebäderverband wird auch zukünftig gemeinsam mit Naturschutzorganisa- tionen,<br />

den Gewerkschaften, den Kreisen und dem Nationalparkamt Nordseeschutz-<br />

aktionen initiieren und weiterhin aktiv im Aktionsbündnis Nordseeschutz mitarbeiten.<br />

35


<strong>Tourismuskonzept</strong> <strong>Nordfriesland</strong><br />

Kapitel 4: Natur, Umwelt, Landschaft<br />

Der Nordseebäderverband druckt sämtliche Werbematerialien auf Recyclingpapier.<br />

Viele der Maßnahmen zum Nordseeschutz erreichen ihre vollständige Wirkung erst<br />

nach einer Umsetzung durch alle Nordseeanrainerstaaten. Daher wird der Kreis<br />

<strong>Nordfriesland</strong> auch in Zukunft diesbezüglich politischen Druck auf internationaler Ebene<br />

ausüben. Gleichwohl können zahlreiche Einzelschritte schon auf Kreis- und Landesebene<br />

verbessert werden. Hier will der Kreis mit gutem Beispiel vorangehen.<br />

Und was tun Sie ?<br />

<br />

<br />

<br />

Abfallentsorgung<br />

Die Abfallentsorgungsproblematik spielt im Umweltbereich eine große Rolle. Im Alltag muß<br />

immer wieder festgestellt werden, daß Touristen ihren Müll in <strong>Nordfriesland</strong> in die falschen<br />

Abfallbehälter füllen, weil sie aus ihrem Wohnort an andere Zuordnungen von Abfallarten<br />

und Tonnenfarben gewöhnt sind. Wir fordern die Landesregierung auf, die Zuordnung von<br />

Abfallfraktionen und Müll-/Wertstofftonnenfarben landesweit einheitlich zu regeln und auf<br />

längere Sicht dahingehend auf den Bundesgesetzgeber einzuwirken, daß eine bundesweit<br />

einheitliche Regelung getroffen wird.<br />

Die Fremdenverkehrsorganisationen sollten es zu ihrer Aufgabe machen, die Urlaubsgäste<br />

über die in <strong>Nordfriesland</strong> angewandte Methode der Abfalltrennung zu informieren, damit<br />

diese ihren Müll hier so entsorgen, daß er der Wiederverwertung zugeführt werden kann.<br />

Auf Sylt z. B. gibt es öffentliche Abfallbehälter mit drei getrennten Kammern für verschiedene<br />

Abfallarten.<br />

Ansätze für Maßnahmen<br />

Landschaftspläne<br />

Durch das Landesnaturschutzgesetz fordert die Landesregierung die Kommunen zur Aufstellung<br />

von Landschaftsplänen auf. Landschaftspläne sollten nicht als Mittel zur Verhinderung<br />

von Maßnahmen, sondern u. a. als Instrument für eine nachhaltige, umweltgerechte<br />

Gemeindeentwicklung angesehen werden, die auch die Entwicklung und Lenkung des<br />

Fremdenverkehrs in den Gemeinden umfaßt.<br />

Landschaftspläne dienen zur Erfassung, Bewertung, Verbesserung und Erweiterung der<br />

naturnahen Landschaftselemente und zur Vorbereitung einer geordneten baulichen Entwicklung.<br />

Sie sind die Vorstufe für die Beseitigung/Milderung von Störungen (z. B. Müllhalden,<br />

kanalisierte Bachläufe) und die Schaffung/Verbesserung z. B. von Reit- und Wanderwegenetzen<br />

oder Naturerlebnisräumen. Ihre Erstellung wird von der Landesregierung finanziell<br />

gefördert.<br />

Naturerlebnisangebote und Besucherlenkung<br />

Sowohl Einheimische als auch Touristen sind nicht damit zufrieden, „die Natur” von ferne<br />

zu sehen, sondern sie wollen sie aus der Nähe erleben, sie sozusagen anfassen können.<br />

Hier entstehen jedoch schnell Konflikte mit dem Schutz der Tier- und Pflanzenwelt.<br />

36


<strong>Tourismuskonzept</strong> <strong>Nordfriesland</strong><br />

Kapitel 4: Natur, Umwelt, Landschaft<br />

Diese Tatsache begründet das Erfordernis einer Besucherlenkung, um die Belastungen für<br />

einzelne Regionen zeitlich und räumlich zu entzerren. Nur mit Betretungs- oder Handlungsverboten<br />

kann dieses Ziel aber nicht erreicht werden. Originellere, zeitgemäßere Lösungen<br />

müssen verwirklicht werden.<br />

Durch die Schaffung von Naturerlebnismöglichkeiten soll es den Besuchern ermöglicht<br />

werden, Natur, Naturzusammenhänge und den unmittelbaren Einfluß des Menschen auf<br />

die Natur unmittelbar zu erfahren. Andere Bereiche können dafür von menschlichen Nutzungen<br />

weitgehend freigehalten werden. Um eine Akzeptanz dieser Räume zu erreichen,<br />

sie aber auch nicht langfristig zu zerstören, müssen sie attraktiv „bewirtschaftet” werden,<br />

den Besuchern muß etwas geboten werden. Naturerlebnisräume können auch Abenteuerplätze<br />

in der Kulturlandschaft sein, auf denen Picknick und Lagerfeuer möglich sind. Informationen,<br />

Aufklärung, Führungen und Möglichkeiten, selbst aktiv zu werden, sind Voraussetzungen<br />

für ihren Erfolg.<br />

Solche Flächen oder Landstriche bieten Chancen für die Schaffung attraktiver touristischer<br />

Anziehungspunkte und die gleichzeitige Schonung ökologisch wertvollerer Flächen. Die<br />

Besucherlenkung durch Information und Nicht-Information spielt hier eine besondere Rolle.<br />

Empfehlungen:<br />

Kommunen und Kreis sollten planvoll Naturerlebnisräume für die landschaftsgebundene<br />

Erholung in den „Pufferzonen” zwischen Schutz- und intensiv genutzten Gebieten<br />

schaffen.<br />

Eine gemeindegrenzenübergreifende Zusammenarbeit ist hier unerläßlich.<br />

Diese Gebiete sollten im gesamten Kreisgebiet einheitlich gekennzeichnet sein.<br />

Wir gehen mit gutem Beispiel voran:<br />

Die Gemeinde Schwabstedt wird im Jahr 1997 gemeinsam mit dem Umweltamt des<br />

Kreises die Möglichkeiten prüfen und ggf. umsetzen, im Bereich des „Wilden Moores”<br />

einen Naturerlebnisraum einzurichten.<br />

Das Umweltamt des Kreises unterstützt alle interessierten Gemeinden bei derartigen<br />

Vorhaben und beachtet dabei den Gedanken des „Planens im Verbund”.<br />

Und was tun Sie ?<br />

<br />

<br />

<br />

Das Bild der nordfriesischen Landschaft<br />

Nicht nur einzelne Elemente, sondern erst das Gesamterscheinungsbild unserer charakteristischen<br />

Heimatlandschaft macht sie für Touristen (und Einheimische) interessant und<br />

attraktiv. Das Gesamtbild wird sowohl von visuellen als auch von akustischen und geruchlichen<br />

Wahrnehmungen gleichzeitig beeinflußt (offener Horizont, Bauten, Wind- und Meeresrauschen,<br />

Salzluft etc.).<br />

Außerhalb der Ortschaften wird das Bild unserer Landschaft außer von den natürlichen<br />

Rahmenbedingungen maßgeblich von der Landwirtschaft gestaltet.<br />

Hier besteht, auch im Sinne einer Revitalisierung der ländlichen Räume, ein ständiger<br />

Handlungsbedarf zur touristischen Attraktivitätssteigerung, von der auch die Einheimischen<br />

unmittelbar profitieren werden. Viele kleine Maßnahmen fügen sich dabei zu einem großen<br />

Ganzen zusammen.<br />

37


<strong>Tourismuskonzept</strong> <strong>Nordfriesland</strong><br />

Kapitel 4: Natur, Umwelt, Landschaft<br />

Ein Störfaktor für unsere natürliche Landschaftsästhetik sind die Strommasten und Windkraftanlagen,<br />

die die natürliche Linienführung der Landschaft durch künstliche Strukturen<br />

optisch unterbrechen. Bei den Windkraftanlagen wirkt sich die ständige Rotationsbewegung<br />

der Windräder besonders störend aus. (Erläuterung des Konfliktpfeils: die Kreistagsfraktion<br />

des Südschleswigschen Wählerverbandes trägt diese Feststellungen nicht mit; sie spricht<br />

sich für die Nutzung der Windkraft - nach geregelten Rahmenbedingungen - aus.) Wir begrüßen<br />

das Vorhaben der Schleswag, die Überlandleitungen zukünftig unter die Erde zu<br />

verlegen.<br />

Weitere Ansatzpunkte zum Schutz unseres Landschaftsbildes sind z. B.<br />

• die Nutzung von Agrarflächen, die nicht mehr bewirtschaftet werden, um dort Wildkräuter<br />

wachsen zu lassen,<br />

• die naturnahe Anlage von Wanderwegen ohne großen Aufwand, indem neben geeigneten<br />

Knicks ein zwei Meter breiter Streifen Landes freigemäht und zum Betreten freigegeben<br />

wird,<br />

• die Renaturierung von Bächen u. a. Wasserläufen sowie von Uferrandstreifen,<br />

• die Wiederherstellung zerstörter Knicks.<br />

Die Zersiedelung von Natur und Landschaft ist in den touristischen Schwerpunktgebieten<br />

des Kreises ein besonderes Problem, dessen Zunahme verhindert werden muß. Daher<br />

sollten bestehende Siedlungsgrenzen nicht erweitert werden. (Erläuterung des Konfliktpfeils:<br />

die Kreistagsfraktion des Südschleswigschen Wählerverbandes stellt klar, daß Ausnahmen<br />

möglich sein müssen.) Bei allen Bauvorhaben sollen sich die einzelnen Gemeinden<br />

an ein gemeinsames, an den Leitzielen orientiertes Planungskonzept halten.<br />

Tagestourismus<br />

In einigen Bereichen hat der Tagestourismus von Besuchern, die, meist mit Bustouren, nur<br />

für einen Tag nach <strong>Nordfriesland</strong> kommen, neben seinen positiven ökonomischen auch<br />

einige negative Auswirkungen, insbesondere im Umweltbereich. Hier sollten sich die Menschen<br />

vor Ort mit speziellen Maßnahmen zur Besucherlenkung auseinandersetzen; im Extremfall<br />

sollten auch Kapazitätsgrenzen ermittelt und mit Hilfe intelligenter örtlicher bzw.<br />

regionaler Maßnahmen eingehalten werden. Wenn diese Vorgehensweise den Besuchern<br />

einleuchtend erläutert wird, werden sie sie tolerieren und ohne zu klagen akzeptieren. Die<br />

Umsetzung der Halliggutachten könnte bereits einige Probleme lösen.<br />

Land Schleswig-Holstein<br />

Wir fordern die Landesregierung auf, die Fremdenverkehrsanbieter Schleswig-Holsteins bei<br />

der Tourismusentwicklung zu unterstützen, indem übergeordnete Planungen wie der Landesraumordnungsplan,<br />

das Landschaftsprogramm, der Landschaftsrahmenplan und die<br />

Regionalpläne schnell und in einer inhaltlich logischen Reihenfolge erstellt bzw. fortgeschrieben<br />

werden.<br />

Die Erstellung von Landschaftsplänen durch die Gemeinden sollte weiterhin gefördert werden.<br />

Die derzeitigen Bemühungen der Landesregierung um ein Umweltgütesiegel mit nachprüf-<br />

baren, einheitlichen und qualitativ hochwertigen Kriterien sollten fortgesetzt werden.<br />

Die Landesregierung steht in der Pflicht, den Bestand des neuen Nationalpark-Services<br />

dauerhaft zu sichern.<br />

38


<strong>Tourismuskonzept</strong> <strong>Nordfriesland</strong><br />

Kapitel 5: Infrastruktur<br />

INFRASTRUKTUR<br />

Grundsätzliches<br />

Bei der Planung von Errichtungen oder Erweiterungen öffentlicher Infrastrukturinvestitionen<br />

müssen - insbesondere unter dem Gesichtspunkt der Ressourcenschonung - folgende Aspekte<br />

berücksichtigt werden:<br />

• Notwendigkeit und Ausrichtung des Projektes müssen sich aus einem dem Nachhaltigen<br />

Tourismus verpflichteten regionalen touristischen Entwicklungskonzept ergeben.<br />

• Die Planung muß mit dem gesamten landschaftsbezogenen Einzugsbereich der neuen<br />

Einrichtung abgestimmt sein.<br />

• Schlüssige Nutzungskonzepte und qualifiziertes Personal sind unabdingbar.<br />

• Die Wirtschaftlichkeit und die Finanzierung der Folgekosten müssen streng geprüft werden;<br />

innerhalb des Einzugsbereiches sollen regionale Kooperationen hinsichtlich der Finanzierung<br />

und der Betriebskosten angestrebt werden.<br />

• Baumaßnahmen müssen landschaftsangepaßt gestaltet und umweltschonend verwirklicht<br />

werden.<br />

• Infrastruktureinrichtungen sollen auch der örtlichen Bevölkerung zugute kommen.<br />

• Die Einrichtungen müssen in regionale Marketingkonzepte eingebunden werden.<br />

Empfehlungen:<br />

Alle Vorhabenträger und Genehmigungsbehörden werden gebeten, auf die Einhaltung<br />

dieser Vorgaben zu achten. Der Kreis <strong>Nordfriesland</strong> und die IHK zu Flensburg<br />

stehen für Beratungsleistungen gern zur Verfügung.<br />

Gute Beispiele:<br />

Haus Peters, Tetenbüll - Sanierung und Erhaltung eines alten Dorfladens, Förderung<br />

des Ortsbildes, Vorhaltung eines besonderen Warenangebotes in Verbindung mit<br />

wechselnden Ausstellungen<br />

Strandkorb- bzw. Mehrzweckhalle Nebel - Nutzung einer vorhandenen großen<br />

Strandkorblagerhalle für fremdenverkehrliche Großveranstaltungen einschl. Jugendveranstaltungen;<br />

durch Doppelnutzung Resssourcenschonung, auch hinsichtlich des<br />

Stellplatzbedarfs<br />

Und was tun Sie ?<br />

<br />

<br />

<br />

Großvorhaben<br />

Insbesondere bei der Planung von Großvorhaben (z. B. Ferienhausgebiete, Hotels, Center-<br />

Parks) ist ein sehr sensibles Vorgehen erforderlich:<br />

• Die Vorhaben müssen unter besonderer Beachtung der naturräumlichen Gegebenheiten<br />

verträglich in das Orts- und Landschaftsbild eingebunden werden. Empfindliche Landschaftsteile,<br />

die zum wichtigsten touristischen Potential des Kreises <strong>Nordfriesland</strong> gehören,<br />

dürfen nicht in Anspruch genommen werden.<br />

39


<strong>Tourismuskonzept</strong> <strong>Nordfriesland</strong><br />

Kapitel 5: Infrastruktur<br />

• Aufgrund der übergemeindlichen, teilweise auch überregionalen Bedeutung von Großvorhaben<br />

ist eine enge Abstimmung mit den betroffenen Gemeinden/Regionen unabdingbar,<br />

um breite Akzeptanz zu erreichen.<br />

• Großvorhaben müssen sich eigenständig begründen lassen und dürfen nicht nur aufgrund<br />

von großzügigen Zugeständnissen in anderen Bereichen (z. B. Errichtung von öffentlichen<br />

Einrichtungen) genehmigt werden.<br />

• Eine angemessene örtliche und überörtliche Verkehrsanbindung muß gewährleistet<br />

sein; dies ist bei Einrichtungen mit hohem Tagesbesucheraufkommen besonders wichtig.<br />

• Um die Nutzungsart auf Dauer zu sichern, muß die spätere Aufteilung bereits im Planungsstadium<br />

ausgeschlossen werden (nur ein Träger).<br />

• Das Vorhaben muß der Saisonverlängerung dienen und möglichst ganzjährig betrieben<br />

werden.<br />

• Bereits vorhandene, gewachsene und funktionierende Strukturen dürfen nicht gefährdet<br />

werden.<br />

• Großvorhaben müssen deutlich positive und nachweisbare Auswirkungen auf den hiesigen<br />

Arbeitsmarkt haben.<br />

• Synergieeffekte in bezug auf vorhandene Einrichtungen sollen angestrebt werden.<br />

Empfehlungen:<br />

Alle Vorhabenträger und Genehmigungsbehörden werden gebeten, auf die Einhaltung<br />

dieser Vorgaben zu achten. Der Kreis <strong>Nordfriesland</strong> und die IHK zu Flensburg<br />

stehen für Beratungsleistungen gern zur Verfügung.<br />

Gute Beispiele:<br />

Mutter- und Kindkurheim, Pellworm - Förderung des Gesundheitstourismus, Verbesserung<br />

der Wirtschaftlichkeit gemeindlicher Einrichtungen, insbesondere des<br />

Schwimmbades<br />

Hotel Altes Gymnasium, Husum - Schaffung eines gehobenen Hotelangebotes in<br />

Verbindung mit dem Husumer Messekonzept; Erhaltung und Pflege stadtbildprägender<br />

Bausubstanz und Förderung des Stadttourismus<br />

Und was tun Sie ?<br />

<br />

<br />

<br />

Schwimmbäder<br />

Beim Neubau, aber auch bei der Sanierung/Erweiterung vorhandener Schwimmbäder muß<br />

die fremdenverkehrliche Bedeutung der Bäder geprüft werden; aufgrund der vorhandenen<br />

Mobilität der Urlaubsgäste sind Kooperationen zwischen verschiedenen Gemeinden, ggf.<br />

unterstützt durch verbesserte ÖPNV-Anbindungen, hier besonders sinnvoll: ein attraktives<br />

Bad nützt einer Region mehr als mehrere Bäder, die nur die Mindestausstattung aufweisen.<br />

Indoor-Angebote<br />

In <strong>Nordfriesland</strong> müssen verstärkt wetterunabhängige Indoor-Angebote geschaffen werden.<br />

Einige Anregungen wurden bereits an anderen Stellen gegeben, z. B.:<br />

• größere Ferienwohnungen mit Platz zum Spielen für Kinder<br />

• Erlebnisgastronomie<br />

• Gästeabende der Vermieter<br />

40


<strong>Tourismuskonzept</strong> <strong>Nordfriesland</strong><br />

Kapitel 5: Infrastruktur<br />

• Museen für Familien interessanter gestalten<br />

• stärkere Einbindung der Sportvereine und professionellen Sportstättenbetreiber, z. B.<br />

Tenniskurse für Anfänger und Fortgeschrittene<br />

• Urlaub mit Sprachenerlernen verbinden<br />

• Schaffung privatwirtschaftlich betriebener Sport- und Freizeitstätten.<br />

Genehmigungspraxis des Kreises<br />

Projekte, die vom Kreis <strong>Nordfriesland</strong> finanziell oder anders gefördert werden, müssen<br />

• sich in das <strong>Tourismuskonzept</strong> des Kreises einfügen<br />

• mit modernen Methoden vermarktet werden (Werbung, Mitgliedschaft in regionalen oder<br />

überregionalen Fremdenverkehrs- und Werbegemeinschaften, Anschluß an regionale<br />

bzw. überregionale Informations- und Reservierungssysteme).<br />

Betrieb von Infrastruktureinrichtungen durch Private<br />

Gemeinden übertragen den Betrieb defizitärer öffentlicher Infrastruktureinrichtungen des<br />

öfteren an private Unternehmen, die zum Ausgleich die Genehmigung zur Realisierung<br />

eigener Investitionsmaßnahmen erhalten. Ein Allheilmittel ist die Übertragung der Verantwortung<br />

jedoch nicht; erfahrungsgemäß kann die Schließung einer Einrichtung auf diese<br />

Art meistens nur um einige Zeit verzögert werden. Wenn Gemeinden sich trotzdem für diesen<br />

Weg entscheiden, muß der langfristige Weiterbetrieb der übergebenen Einrichtungen<br />

vertraglich bestmöglich abgesichert werden.<br />

Festlandsbadestellen an der Nordsee<br />

Die Festlandsbadestellen sind von außerordentlich hoher fremdenverkehrlicher Bedeutung,<br />

drohen jedoch teilweise durch Küstenschutzmaßnahmen zu verschlicken. Dies macht eine<br />

Initiative erforderlich, um die Badestellen auf Dauer festzuschreiben, Qualitätsstandards zu<br />

beschreiben und bestehende Konflikte mit Küsten- und Naturschutz auf Dauer zu lösen.<br />

Beispiele für mögliche Maßnahmen:<br />

Ausbaggerung verschlickter Badestellen<br />

Berücksichtigung touristischer Nutzung bei Küstenschutzmaßnahmen<br />

Anlage von Badetreppen<br />

Damit in der Sommersaison kein Schafkot an ihrer Badestelle liegt, hält die Gemeinde<br />

Simonsberg Schafe im Sommer von dem betreffenden Deichabschnitt fern und verpachtet<br />

ihn an einen Landwirt zur Heugewinnung.<br />

Empfehlungen:<br />

Die Gemeinden sollten - ggf. gemeinsam mit dem ALW - den Zustand ihrer Badestellen<br />

feststellen.<br />

Die betroffenen Gemeinden sind aufgerufen, gemeinsam mit dem ALW, dem Na- tionalparkamt,<br />

den Fremdenverkehrsvereinen und der Unteren Naturschutzbehörde bis<br />

Ende 1997 Maßnahmen zur Erhaltung und Verbesserung ihrer Badestellen zu erarbeiten<br />

und danach umzusetzen.<br />

Da alle Badestellen auch von Einheimischen und Touristen genutzt werden, die nicht in<br />

der betreffenden Gemeinde wohnen bzw. Urlaub machen, ist hier eine interkommunale<br />

Zusammenarbeit unerläßlich.<br />

41


<strong>Tourismuskonzept</strong> <strong>Nordfriesland</strong><br />

Kapitel 5: Infrastruktur<br />

Wir gehen mit gutem Beispiel voran:<br />

Im Bedarfsfall unterstützt der Kreis <strong>Nordfriesland</strong> Gemeinden bei der Umsetzung von<br />

Maßnahmen.<br />

Und was tun Sie ?<br />

<br />

<br />

<br />

Sportboothäfen<br />

Attraktive, zum Spazierengehen einladende Sportboothäfen sind ein Teil der fremdenverkehrlichen<br />

Infrastruktur. Sie unterstreichen das maritime Flair eines Urlaubs in <strong>Nordfriesland</strong>.<br />

Beispiele für mögliche Maßnahmen:<br />

Zeitweise Öffnung der Sportboothäfen zur Besichtigung<br />

Hinweisschilder an Straßen<br />

Aufnahme von Sportboothäfen in Fremdenverkehrsprospekte u. a. Informationen<br />

Wir gehen mit gutem Beispiel voran:<br />

Das Umweltamt des Kreises wird im 1. Halbjahr 1997 gemeinsam mit den Sportboothafenbetreibern,<br />

dem ALW und den örtlichen Fremdenverkehrsvereinen einen Arbeitskreis<br />

mit dem Ziel gründen, die Attraktivität, den Bekanntheitsgrad und die Umweltverträglichkeit<br />

der bestehenden Anlagen zu erhöhen.<br />

Und was tun Sie ?<br />

<br />

<br />

<br />

42


<strong>Tourismuskonzept</strong> <strong>Nordfriesland</strong><br />

Kapitel 6: Ortscharakter<br />

ORTSCHARAKTER<br />

Erhaltung des Ortscharakters<br />

Funktion und Erscheinungsbild unserer Dörfer haben sich in den letzten Jahrzehnten, insbesondere<br />

bedingt durch den Strukturwandel der Landwirtschaft und anderer Wirtschaftszweige,<br />

sehr stark verändert. Es kann nicht unser Bestreben sein, sie unter touristischen<br />

Gesichtspunkten in Museumsdörfer umzugestalten. Auch unter Berücksichtigung der neuen<br />

Gegebenheiten ist es aber - sowohl im Interesse der Einheimischen als auch der Urlaubsgäste<br />

- wünschenswert und möglich, den regionaltypischen Ortscharakter ländlicher<br />

nordfriesischer Gemeinden zu bewahren bzw. wiederherzustellen. Die Dorferneuerung hat<br />

sich in diesem Gebiet sehr große Verdienste erworben. Die Bemühungen, sie als Dorfentwicklung<br />

mit ganzheitlichem Ansatz weiterzuentwickeln, müssen mit dem Ziel einer Revitalisierung<br />

der ländlichen Räume unbedingt fortgesetzt werden.<br />

Zweitwohnungen<br />

Die Zweitwohnungsproblematik wird auch zukünftig nicht vollständig in den Griff zu bekommen<br />

sein. Jedoch können die Gemeinden ihr teilweise vorbeugen, indem sie die vorhandenen<br />

gesetzlichen Möglichkeiten des Planungsrechts, insbesondere § 22 BBauG,<br />

ausschöpfen.<br />

Neubaugebiete<br />

In der Bevölkerung ist die Bedeutung der ortsbildprägenden Altsubstanz heute im allgemeinen<br />

anerkannt. Wesentlich mehr als in den letzten Jahren muß allerdings auch der Gestaltung<br />

von Neubaugebieten ein besonderes Augenmerk gewidmet werden. Der Vergabe von<br />

Aufträgen für Bebauungspläne sollten Wettbewerbe für qualifizierte Planungsbüros (Städteplaner,<br />

Architekten, Landschaftsplaner) vorgeschaltet werden, über die eine von der jeweiligen<br />

Gemeinde einberufene Jury entscheidet.<br />

Erfahrungsgemäß reicht die Festsetzung von Mindeststandards in B-Plänen allein jedoch<br />

nicht aus, um die Erstellung ästhetischer Gebäude, die sich zu einem attraktiven Gesamtbild<br />

summieren, zu gewährleisten. Aus diesem Grunde sollen die Gemeinden die Bauwilligen<br />

zur Inanspruchnahme einer fachlichen Beratung über die Hausgestaltung verpflichten,<br />

von der nicht nur die Bauherren selbst, sondern auch die Baukultur und damit das Ortsbild<br />

erheblich profitieren würden. Verschiedene Beratungsmodelle sind bereits mit Erfolg erprobt<br />

worden.<br />

Auf diese Weise sollten die Gemeinden auch eine Beratung über die optimale Energieversorgung<br />

der Neubauten anbieten.<br />

Der Gesamteindruck eines Neubaugebietes wird nicht nur von den Gebäuden und der Gebietsgestaltung,<br />

sondern auch von der Bepflanzung in erheblichem Maße beeinflußt. Sehr<br />

gute Erfahrungen sind mit einem von der Gemeinde vorgegebenen und auch ausgeführten<br />

Grünordnungsplan gemacht worden.<br />

43


<strong>Tourismuskonzept</strong> <strong>Nordfriesland</strong><br />

Kapitel 6: Ortscharakter<br />

Der Wettbewerb, die Beratungen und die Umsetzung des Grünordnungsplans können über<br />

die Grundstückspreise finanziert werden, die sich dadurch nur unwesentlich verteuern würden.<br />

Die finanzielle Hemmschwelle der Bauherren für Beratungsleistungen und Grundstücksbepflanzung<br />

würde so beseitigt.<br />

Das Bau- und Planungsamt des Kreises berät die Gemeinden bei der Umsetzung dieser<br />

Neuerungen und unterstützt sie.<br />

Lückenbebauung<br />

Im Interesse eines sparsamen Umganges mit Grund und Boden und der Vermeidung der<br />

Erweiterung von Siedlungsgrenzen ist die Verdichtung der vorhandenen Baugebiete bzw.<br />

bebauten Ortslagen grundsätzlich der Ausweisung von Neubaugebieten vorzuziehen. Dies<br />

darf selbstverständlich nicht zur Beseitigung ortsbildprägender Grünflächen wie z. B. beweideter<br />

Koppeln in den Dörfern führen. Bei erforderlichen Neubaugebieten ist auf eine<br />

verdichtete Bauweise zu achten.<br />

Dorfmittelpunkt<br />

Zur touristischen Attraktivität von Gemeinden trägt ein ansprechender Dorfmittelpunkt mit<br />

angemessener Infrastruktur (Gastronomie, Sitzgelegenheiten etc.) in erheblichem Maße<br />

bei. Ein solcher Mittelpunkt läßt sich jedoch nicht künstlich erzwingen, sondern muß sozusagen<br />

natürlich wachsen. Eine einzige Investition an der richtigen Stelle kann eine Keimzelle<br />

bilden, um die sich in einigen Jahren weitere Einrichtungen herumgruppieren. Auch hierfür<br />

gibt es in <strong>Nordfriesland</strong> bereits einige positive Beispiele.<br />

„Urbanität”<br />

Die Sehnsucht nach dem Erleben heiler Natur ist bei allen Urlaubsgästen in <strong>Nordfriesland</strong><br />

vorhanden. Abends aber wird als Kontrast ein gewisses Maß an Urbanität als angenehme<br />

Bereicherung der Urlaubseindrücke empfunden. Deshalb sollten unsere Kleinstädte und<br />

andere Fremdenverkehrsorte auch weiterhin besonderen Wert auf die Gestaltung ihrer Innenstadtbereiche<br />

legen, die zum Flanieren einladen müssen. Hier sind in der Vergangenheit<br />

bereits - mit Hilfe des inzwischen eingestellten Städtebauförderungsprogramms - sehr<br />

gute Wirkungen erzielt worden.<br />

Windkraftanlagen<br />

Bei der Ausweisung von Gebieten für Windkraftanlagen ist eine sensible Planung (Bündelung<br />

und zahlenmäßige Begrenzung der Anlagen, hinreichender Abstand von der Ortsbebauung)<br />

durch die Gemeinden unabdingbar. Durch die Nähe von Windkraftanlagen kann<br />

der optische Gesamteindruck auch des schönsten Ortsbildes stark beeinträchtigt werden.<br />

Mit jeder neuen und höheren Generation von Windmühlen erhöht sich diese Gefahr.<br />

44


<strong>Tourismuskonzept</strong> <strong>Nordfriesland</strong><br />

Kapitel 7: Kultur<br />

KULTUR<br />

Image<br />

In seiner Reiseanalyse 1990 hat der Studienkreis für Tourismus ermittelt, daß Urlauber<br />

Begriffe wie „geschichtsträchtig” oder „interessante Sehenswürdigkeiten” unterdurchschnittlich<br />

oft mit Schleswig-Holstein in Verbindung bringen. Andere Staaten, aber auch<br />

deutsche Bundesländer, schneiden wesentlich besser ab.<br />

Dieses Image stimmt mit den tatsächlichen Gegebenheiten in Schleswig-Holstein, insbesondere<br />

aber in <strong>Nordfriesland</strong>, nicht überein. <strong>Nordfriesland</strong> weist die größte Anzahl eingetragener<br />

Kulturdenkmale und die höchste Museumsdichte aller Kreise im Lande auf; in der<br />

Landschaft Eiderstedt stehen mehr Kirchen als in jeder anderen Region des Landes.<br />

Auch Künstler/innen jeglicher Fachrichtung sind in unserem Kreisgebiet sehr häufig anzutreffen.<br />

Zum Bereich Kultur zählen daneben Geschichte, Sprache, Musikszene, Theater,<br />

Bräuche und Traditionen sowie unsere reizvolle Alltagskultur, die sich aus der Mentalität<br />

der Menschen, unseren gastronomischen Spezialitäten, den Wochenmärkten und vielem<br />

mehr zusammensetzt. Aus dem Vorhandensein dieser nicht nur quantitativ, sondern auch<br />

qualitativ hochstehenden kulturellen Angebote in <strong>Nordfriesland</strong> resultiert die Folgerung, daß<br />

wir neben der Pflege des Bestehenden vor allem der Erhöhung seines Bekanntheitsgrades<br />

mehr Aufmerksamkeit widmen müssen. Zwar sind die meisten Gäste <strong>Nordfriesland</strong>s nicht<br />

in erster Linie Kultur-Urlauber, doch spielt der kulturelle Bereich nach einer neueren Untersuchung<br />

für zwei Drittel aller Feriengäste während ihres Aufenthalts eine immer wichtigere<br />

Rolle.<br />

Kulturwegweiser für <strong>Nordfriesland</strong><br />

Allein die Museen in <strong>Nordfriesland</strong> zählen jährlich ca. 500.000 Besucher. Dazu kommen die<br />

zahlreichen Besucher andere kultureller Angebote und Veranstaltungen. Um das schwer<br />

überschaubare Angebot transparenter zu machen, ist eine gedruckte Gesamt-übersicht<br />

unbedingt erforderlich. Sie kann einfach gestaltet sein und sollte eine Kurzbeschreibung<br />

der Angebote mit Tel.-Nr. für nähere Auskünfte enthalten. Folgende Angebote, die jeweils<br />

einem gewissen Standard genügen müssen, sollten aufgenommen werden:<br />

• Museen<br />

• Kirchen<br />

• Galerien<br />

• Baudenkmäler<br />

• Theater<br />

• Konzertreihen („Jeden Dienstag um 18:00 Uhr Kirchenkonzert in ...”; Husumer<br />

Klavierraritäten)<br />

• historische Persönlichkeiten<br />

• historische Gaststätten<br />

• Nordfriesisches Institut<br />

• Bildungseinrichtungen<br />

• die wichtigsten Angebote der Nachbarkreise und des südlichen Dänemarks.<br />

45


<strong>Tourismuskonzept</strong> <strong>Nordfriesland</strong><br />

Kapitel 7: Kultur<br />

Finanzierung der Museen<br />

Kaum ein Museum ist ausreichend finanziert, so daß bauliche Verbesserungen, die Modernisierung<br />

von Sammlungen u. v. m. immer wieder aufgeschoben werden müssen. In gewissem<br />

Maße können touristische Attraktivitätssteigerungen auch durch Kooperation und Kreativität<br />

erreicht werden.<br />

Größere Veränderungen wie die Umsetzung neuer museumsdidaktischer Konzepte (Aktivitätsmöglichkeiten<br />

für Besucher, Filme etc.) erfordern jedoch die Bereitstellung erhöhter<br />

finanzieller Mittel. Insbesondere die Gästezielgruppe der Senioren zeigt starkes Interesse<br />

an kulturellen Angeboten. Die Aufforderung an die Fremdenverkehrsanbieter im Kreis <strong>Nordfriesland</strong>,<br />

dieser Zielgruppe künftig mehr Aufmerksamkeit zu widmen, bedeutet damit auch,<br />

daß die Mittelausstattung der Museen verbessert werden muß - z. B. durch eine entsprechende<br />

Verwendung der von den Gemeinden erhobenen Fremdenverkehrsabgabe oder<br />

der Kurabgabe, durch die Gründung von Fördervereinen unter Einschluß von Stammgästen<br />

etc.<br />

„Kultursommer <strong>Nordfriesland</strong>”<br />

Die Stiftung <strong>Nordfriesland</strong> und das Kulturamt des Kreises planen eine Aktion zur Verbesserung<br />

von Information und Vermarktung kultureller Veranstaltungen im Zeitraum Juni-<br />

September 1997. Unter dem gemeinsamen Motto „Kultursommer 97” soll mit einem<br />

Veranstaltungskalender und Plakaten für überregionale Veranstaltungen gehobenen Niveaus<br />

in <strong>Nordfriesland</strong> geworben werden. Wenn sie erfolgreich ist, soll diese Aktion in den<br />

nächsten Jahren wiederholt werden. Aus touristischer Sicht ist diese Idee unbedingt unterstützenswert.<br />

Kunst im öffentlichen Raum<br />

Künstlersymposien, bei denen die Entstehung eines Kunstwerkes beobachtet werden kann,<br />

tragen nicht nur zur Förderung regionaler Künstler bei, sondern sind auch eine Attraktion<br />

für Touristen. Städte und Gemeinden sollten deshalb öfter solche Symposien ausrichten<br />

oder z. B. Aktionskünstler einladen.<br />

Über einen Presseaufruf sollte versucht werden, regionale Künstler/innen für zeitlich begrenzte<br />

Leihgaben geeigneter Plastiken zu gewinnen, die auf öffentlichen Plätzen aufgestellt<br />

werden. Mit Hilfe eines Schildes o. ä. neben der Skulptur sollte den Künstler/innen die<br />

Möglichkeit zur Werbung gegeben werden.<br />

Unterstützenswert ist ebenfalls die von einer Künstlergruppe angedachte Idee eines<br />

„Kunstgürtels” um den Nationalpark.<br />

Sprachenvielfalt<br />

Neben der hochdeutschen sind auch die plattdeutsche, die dänische und die friesischen<br />

Sprachen in <strong>Nordfriesland</strong> lebendig. Diese Sprachen sollten als ein Ausdruck der kulturellen<br />

Vielfalt <strong>Nordfriesland</strong>s in den entsprechenden Regionen stärker ins Bewußtsein der<br />

Öffentlichkeit gerückt werden, z. B. durch mehrsprachige Straßennamenschilder, Hinweisschilder,<br />

Speisekarten, Fremdenverkehrsprospekte etc. Hinweise wie „Wi schnackt<br />

platt/We snååke frasch” etc. in Geschäften können ebenfalls dazu beitragen und gleichzeitig<br />

die Einheimischen zur Pflege ihrer Kultur ermutigen.<br />

46


<strong>Tourismuskonzept</strong> <strong>Nordfriesland</strong><br />

Kapitel 7: Kultur<br />

Grenzüberschreitende Zusammenarbeit<br />

Der Kulturbereich bietet zahlreiche Ansatzpunkte für die Verbesserung der Zusammenarbeit<br />

mit Dänemark (zunächst Ausstellungen, Musikdarbietungen etc.). Das Projekt „Kunstroute<br />

Westküste” mit dem Ziel der Vernetzung vorhandener Angebote befindet sich im Vorplanungsstadium<br />

und wird in ein bis zwei Jahren umsetzungsfähig sein; die Route wird sich<br />

hauptsächlich an Museen und niveauvollen Galerien zwischen Brunsbüttel und Esbjerg<br />

orientieren. Auch diese Idee verdient Unterstützung.<br />

Verstärkte Nutzung der Potentiale des Kultursektors für den Tourismus<br />

Die Bandbreite des Kulturbereichs ist außerordentlich groß. Deshalb wird die Organisation<br />

einer eigenen Zukunftswerkstatt für den Kultursektor vorgeschlagen. Mit dieser inzwischen<br />

bewährten Arbeitsmethode könnten neue Ideen gesammelt, Kooperationen initiiert und die<br />

Umsetzung von Projekten angeregt werden.<br />

Beispiele für mögliche Maßnahmen:<br />

Attraktivitätssteigerungen der Museen (Kinder- und Familienfreundlichkeit) z. B. durch<br />

gruppenorientierte Sonderführungen oder Paketangebote (Gastronomie, Museumsbesuch<br />

etc. unter einem Motto) oder dadurch, daß mehrere Museen ein gemeinsames<br />

Thema unter verschiedenen Blickwinkeln beleuchten.<br />

Empfehlungen:<br />

Unter Federführung des Museumsverbundes <strong>Nordfriesland</strong> sollten die Museumsträger<br />

im Kreisgebiet gemeinsam mit den Kommunen ein Konzept zur Verbesserung der<br />

Mittelausstattung der Museen erarbeiten.<br />

Wir gehen mit gutem Beispiel voran:<br />

In den regionalen Zukunftswerkstätten in Südtondern, Eiderstedt und auf Föhr sind<br />

eigene Arbeitsgruppen zum Thema Kultur gebildet worden.<br />

Das Kulturamt des Kreises gründet eine projektbezogene Arbeitsgruppe, zu der u. a.<br />

der Nordseebäderverband und die Fremdenverkehrsgemeinschaften gehören, und<br />

realisiert den Kulturwegweiser gemeinsam mit ihnen. Er soll Anfang 1998 vorliegen.<br />

Das Kulturamt des Kreises und die Stiftung <strong>Nordfriesland</strong> realisieren die Veranstaltungsreihe<br />

„Kultursommer <strong>Nordfriesland</strong>” in Zusammenarbeit mit Tourismusstellen<br />

unter Einbeziehung der Verkehrsgemeinschaft <strong>Nordfriesland</strong> Regional, um die Möglichkeiten<br />

zur Nutzung des ÖPNV deutlich zu machen.<br />

Das Kulturamt des Kreises veröffentlicht bis Mitte 1997 einen Presseaufruf für die Bereitstellung<br />

von Plastiken und koordiniert die Aufstellung.<br />

Das Kulturamt des Kreises realisiert die Kunstroute in Zusammenarbeit mit Museen,<br />

Galerien etc. und den regionalen Tourismusstellen bis Ende 1998.<br />

Das Kulturamt des Kreises veranstaltet bis Mitte 1998 eine Zukunftswerkstatt für den<br />

Kultursektor und koordiniert die Konkretisierung und spätere Umsetzung der dort erarbeiteten<br />

Vorschläge.<br />

Und was tun Sie ?<br />

<br />

<br />

<br />

47


<strong>Tourismuskonzept</strong> <strong>Nordfriesland</strong><br />

Kapitel 8: Verkehr<br />

VERKEHR<br />

Präambel<br />

1. Der Verkehr von und nach sowie innerhalb <strong>Nordfriesland</strong>s soll so benutzerfreundlich und<br />

umwelt- und naturschonend wie möglich sein.<br />

2. Den touristischen Verkehrsbedürfnissen muß unter Beachtung ökologischer Gesichtspunkte<br />

ein höherer Stellenwert in der Verkehrspolitik eingeräumt werden.<br />

3. Die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel bei der An- und Abreise und im Urlaub selbst<br />

soll unter Berücksichtigung einer Verbesserung der Lebensqualität der hier lebenden<br />

und arbeitenden Menschen gefördert und der motorisierte Individualverkehr in <strong>Nordfriesland</strong><br />

vermindert werden; dies schließt eine Förderung des Fahrrad- und Fußgängerverkehrs<br />

ein.<br />

4. Die Chancen, die in den touristischen Verkehrspotentialen und in einer verbesserten<br />

Informationspolitik für eine noch bessere Auslastung öffentlicher Verkehrsmittel liegen,<br />

müssen genutzt werden.<br />

Erläuterung der Abkürzungen:<br />

ADFC: Allgemeiner Deutscher Fahrradclub<br />

DB AG: Deutsche Bahn AG<br />

NBV: Nordseebäderverband<br />

SHT: Schleswig-Holstein Tourismus GmbH<br />

VG NF Regional: Verkehrsgemeinschaft <strong>Nordfriesland</strong> Regional<br />

48


<strong>Tourismuskonzept</strong> <strong>Nordfriesland</strong><br />

Kapitel 8: Verkehr<br />

1. An- und Abreise nach/von <strong>Nordfriesland</strong><br />

Für die An- und Abreise nach/von <strong>Nordfriesland</strong> sind der Ausbau und die Verbesserung<br />

der Westküstenmagistrale (Bahnstrecke Hamburg-Esbjerg) unverzichtbar.<br />

1.1 Optimierung der Zugverbindungen zur Westküste Schleswig-Holsteins unter Berücksichtigung<br />

der wichtigsten Quell- und Zielgebiete (abgestimmte Umsteigebeziehungen,<br />

angemessene Umsteigezeiten) (Wer: Landesregierung, DB AG, Landesweite<br />

Verkehrsservicegesellschaft)<br />

1.2 Erhöhung der Attraktivität und des Services überregionaler Verbindungen:<br />

• Die Optimierung der Zugverbindungen muß in einem Gesamtkonzept gesehen<br />

werden, das den gesamten Personennah- und -fernverkehr umfaßt. Die fahrplanmäßige<br />

Einbindung des Busverkehrs in die Bahnverbindungen steht dabei im<br />

Vordergrund.<br />

• Zweigleisiger Ausbau der Bahnverbindung Niebüll-Westerland<br />

• Verbesserung des Wagen-Materials, Verbesserung des Angebotes „Auto im<br />

Reisezug“ (Erläuterung des Konfliktpfeils: durch das Angebot „Auto im Reisezug“<br />

werden zwar die Straßen für die Anreise, nicht aber die Fremdenverkehrsorte<br />

selbst entlastet; daher sollte diese Anregung bei der späteren Umsetzung mit<br />

nachrangiger Priorität behandelt werden) (Wer: DB AG, Landesregierung)<br />

• Zeitlich abgestimmte Gepäckbeförderung von Haus zu Haus zu akzeptablen<br />

Preisen (Wer: DB AG, VG NF Regional, Gepäckserviceunternehmen)<br />

• akzeptable Fahrradbeförderung (Möglichkeit der Selbstverladung und der Aufgabe<br />

von Fahrrädern, ausreichende Kapazitäten) (Wer: DB AG, VG NF Regional,<br />

ADFC)<br />

• Verbesserung des Services für Familien mit Kindern (z. B. Familienabteile, Kinderbetreuung,<br />

Beförderung von Kinderwagen), für Seniorinnen/Senioren und für Menschen<br />

mit Behinderungen (Wer: DB AG)<br />

• Reaktivierung der Bahnstrecke Niebüll-Tondern (Wer: Landesregierung, DB AG,<br />

privater Bahnbetreiber, Dänische Staatsbahn, Landesweite Verkehrsservicegesellschaft)<br />

• Reaktivierung der Bahnstrecke Niebüll-Flensburg (Wer: Landesregierung, DB AG,<br />

privater Bahnbetreiber, Landesweite Verkehrsservicegesellschaft) (Erläuterung<br />

des Konfliktpfeils: aufgrund hoher Investitionserfordernisse für den Untergrund und<br />

die Sicherungsanlagen dieser Strecke kann der Einsatz eines Schnellbusses eine<br />

bessere Lösung sein)<br />

• Erhalt der Bahnstrecke Husum-St. Peter-Ording<br />

• Beim Flugverkehr muß umweltverträgliches Flugmaterial eingesetzt werden. (Wer:<br />

Luftfahrtunternehmen, Flugplatzbetriebsgesellschaften, Landesregierung)<br />

• Natur- und sozialverträglich verbesserte West-Ost-Verbindungen (B 199 und<br />

B 201 bzw. bessere Straßenverbindung zwischen Husum und Jagel) (Wer: Bund,<br />

Landesregierung)<br />

• Prüfung der Möglichkeit, Feriengästen, die mit der Bahn anreisen, eine kostenlose<br />

ÖPNV-Karte für die Dauer ihres Aufenthalts zu geben; im Kellerwald und am Bodensee<br />

wurde diese Idee bereits verwirklicht.<br />

49


<strong>Tourismuskonzept</strong> <strong>Nordfriesland</strong><br />

Kapitel 8: Verkehr<br />

1.3 Gestaltung gastlicher Bahnhöfe in Zusammenarbeit mit örtlichen/regionalen Tourismusstellen:<br />

• verbesserte Informationsmöglichkeiten über Fremdenverkehr und örtlichen Natur-<br />

und Umweltschutz an Bahnhöfen<br />

• Gesamterscheinungsbild der Bahnhöfe (z. B. Angleichung der Plattformen,<br />

behindertengerechter Zugang, sanitäre Anlagen etc.) (Wer: DB AG-Geschäftsbereich<br />

Personenbahnhöfe, VG NF Regional, Gemeinden, Kreis NF, Umweltverbände,<br />

Behinderten- und Gleichstellungsbeauftragte)<br />

• Gastronomie/Versorgung<br />

• überdachte Unterstellmöglichkeiten für Fahrräder<br />

• kundenfreundliche Öffnungszeiten/Verkaufsautomaten<br />

• Erreichbarkeit der Bahnhöfe (inkl. Parkplätze und Übergang zu Bussen und Taxen)<br />

1.4 Verbesserung der Information über An- und Abreisemöglichkeiten durch die Deutsche<br />

Bahn AG, die Tourismusstellen und die regionalen Verkehrsträger, die den Gast vor<br />

Reiseantritt erreicht:<br />

• Informationen in den Gastgeberverzeichnissen, Orts-, Regional- und Landesprospekten<br />

(Wer: Fremdenverkehrsvereine, Kurverwaltungen, NBV, Fremden-<br />

verkehrsverband Schleswig-Holstein e. V.)<br />

• Nutzung moderner Informationstechnologien<br />

(Wer: VG NF Regional, Fremdenverkehrsvereine, Kurverwaltungen, NBV, SHT)<br />

1.5 Verbessertes Serviceangebot der Kurverwaltungen:<br />

• Informationsservice für Bahn- und Busverbindungen (Couponservice)<br />

• Buchungsservice für Fahrkarten<br />

• Abholservice, Gepäckservice (gemeinsam mit der örtlichen Hotellerie)<br />

1.6 Entwicklung gemeinsamer regionaler Marketingstrategien zwischen Verkehrs-<br />

trägern, (Bus-) Reiseveranstaltern und Tourismusstellen<br />

1.7 Verstärkte Öffentlichkeitsarbeit (z. B. gemeinsame Bahn-/Buspressefahrten der Verkehrsträger<br />

und der Tourismusstellen)<br />

Empfehlungen:<br />

Die DB AG ist gern bereit, ihre Fahrplandaten zum Abdruck in Prospekten zur Verfügung<br />

zu stellen. Die Prospektherausgeber können sie dort anfordern.<br />

Die Nachfolgeorganisation der GBF wird gebeten, gemeinsam mit der VG NF Regional<br />

im 1. Halbjahr 1997 eine Schulung des Counterpersonals im Umgang mit den vorliegenden<br />

Fahrplänen anzubieten.<br />

Jede Tourismusstelle ist aufgefordert, gemeinsam mit der örtlichen Hotellerie<br />

einen Abhol- und Gepäckservice zu organisieren oder zu initiieren.<br />

50


<strong>Tourismuskonzept</strong> <strong>Nordfriesland</strong><br />

Kapitel 8: Verkehr<br />

Die Fremdenverkehrsgemeinschaften und die VG NF Regional sollten gemeinsam regionalbezogene<br />

Marketingstrategien entwickeln.<br />

Wir gehen mit gutem Beispiel voran:<br />

Die VG NF Regional betreibt ein eigenes Servicetelefon für Fahrplanauskünfte.<br />

Der Kreis <strong>Nordfriesland</strong> bemüht sich weiterhin als Mitglied des Fördervereins Mar-<br />

schenbahn e. V. um die Reaktivierung der Strecke Niebüll-Tondern.<br />

Der Kreis <strong>Nordfriesland</strong> wird sich für die Umsetzung des touristischen Verkehrskonzeptes<br />

der Landesregierung im Kreisgebiet engagieren.<br />

Das Amt für Wirtschafts- und Verkehrsförderung des Kreises erarbeitet gemeinsam mit<br />

den Bahnhofsgemeinden im Kreisgebiet, der DB AG, der VG NF Regional und den jeweiligen<br />

Fremdenverkehrsvereinen/-gemeinschaften im Jahr 1997 Verbesserungsmöglichkeiten<br />

der Bahnhöfe.<br />

Das Amt für Wirtschafts- und Verkehrsförderung des Kreises unterstützt die SHT<br />

und die Mobilitätszentrale Schleswig-Holstein bei der Einführung eines EDV-Programms<br />

für Fahrplanauskünfte und Direktbuchungen bei Tourismusstellen.<br />

Das Bau- und Planungsamt des Kreises fördert weiterhin die schnellstmögliche Umsetzung<br />

verbesserter Ost-West-Verbindungen.<br />

Und was tun Sie ?<br />

<br />

<br />

<br />

2. Verkehrsverbindungen mit öffentlichen Verkehrsmitteln und Ausflugsverkehr<br />

in <strong>Nordfriesland</strong> (Bahn, Bus, Schiff, Fähren, Taxen, Mietwagen,<br />

Fahrradverkehr)<br />

2.1 Optimierung der regionalen (<strong>Nordfriesland</strong>, Nachbarkreise, Dänemark) Verbindungen<br />

unter Berücksichtigung der Verkehrsbedürfnisse der Urlauberinnen/Urlauber sowie<br />

der Naherholungssuchenden (Ausflugsziele): bedarfsorientierte Streckenführungen;<br />

Abfahrtszeiten; Verknüpfungen etc.; evtl. auch Reaktivierung von Bahnstrecken und<br />

zusätzliche Verbindungen (Wer: VG NF Regional, DB AG mit Unterstützung von<br />

Fremdenverkehrsvereinen, Kurverwaltungen, Reedereien, Kreis NF, Landesweite<br />

Verkehrsservicegesellschaft)<br />

2.2 Rabattierte regional geltende Netzkarte unter Einbindung in ein Touristcard-Konzept<br />

(Wer: DB AG, VG NF Regional, Landesregierung, SHT, Fremdenverkehrsvereine,<br />

Kurverwaltungen, DeHoGa)<br />

2.3 Zusätzliches Angebot für die preisgünstige und attraktive Beförderung von Fahrrädern<br />

auch im regionalen Liniennetz (Möglichkeit der Selbstverladung und der Aufgabe<br />

von Fahrrädern, ausreichende Kapazitäten) (Wer: DB AG, VG NF Regional,<br />

Kreis NF, ADFC)<br />

51


<strong>Tourismuskonzept</strong> <strong>Nordfriesland</strong><br />

Kapitel 8: Verkehr<br />

2.4 Verbesserung der Ausweisung von Radwanderwegen, Schaffung einer naturfreundlichen<br />

Nordseeradwanderroute;<br />

Optimierung der Angebote für Radfahrer/innen (Nordseeradwanderweg, Beschilderung,<br />

Fahrradverleih auch mit Kinderfahrrädern und Rädern mit Kindersitzen,<br />

getrennte Rad- und Fußwege, Informationsbroschüren, Radwanderkarten etc.).<br />

Neue Rad- und Wanderwege sollen kinder- und atemfreundlich von Autostraßen<br />

ferngehalten werden. Zur Vermeidung neuer, teurer Bodenversiegelungen sollen bereits<br />

vorhandene Feld- und Wirtschaftswege genutzt werden.<br />

Zur Beschilderung: landesweit einheitlich, große Schrift, Entfernungsangaben zum<br />

nächsten Ort, Hinweis auf Sehenswürdigkeiten (Wer: Kommunen, Kreis NF, Fremdenverkehrsvereine,<br />

Kurverwaltungen, Umweltverbände)<br />

2.5 Gestaltung gastlicher Bahnhöfe und Zentraler Omnibusbahnhöfe in Zusammenarbeit<br />

mit örtlichen/regionalen Tourismusstellen:<br />

• verbesserte Informationsmöglichkeiten über Fremdenverkehr und Umwelt an<br />

Bahnhöfen und Zentralen Omnibus-Bahnhöfen<br />

• Gesamterscheinungsbild der Bahnhöfe (z. B. Angleichung der Plattformen,<br />

behindertengerechter Zugang, sanitäre Anlagen etc.) (Wer: DB AG-Geschäftsbereich<br />

Personenbahnhöfe, VG NF Regional, Gemeinden, Kreis NF, Umweltverbände,<br />

Behinderten- und Gleichstellungsbeauftragte)<br />

• Gastronomie/Versorgung<br />

• Unterstellmöglichkeiten für Fahrräder<br />

• kundenfreundliche Öffnungszeiten/Verkaufsautomaten<br />

• Erreichbarkeit der Bahnhöfe (inkl. Parkplätze und Übergang zu Bussen und Taxen)<br />

2.6 Koordination von und Kooperation bei Ausflugsangeboten (auch mit für Natur und<br />

Umwelt zuständigen Organisationen), Zusammenarbeit mit (Bus-) Reiseveranstaltern<br />

und Reedereien<br />

2.7 Verbesserung der Informationen vor Urlaubsbeginn über die Urlaubsregion und die<br />

Verbindungen innerhalb der Region:<br />

• Informationen in den Gastgeberverzeichnissen, Orts-, Regional- und Landesprospekten<br />

• EDV-gestützte Gesamtinformation (auch Internet) über überregionale und regionale<br />

Bahn- und Busverbindungen sowie über Veranstaltungen, Sehenswürdigkeiten<br />

etc. (Wer: Fremdenverkehrsvereine, Kurverwaltungen, NBV, Umweltverbände)<br />

• Kreisweiter Veranstaltungskalender mit ÖPNV-Verbindungen (Wer: Kreis NF,<br />

VG NF Regional)<br />

2.8 Verstärkte Öffentlichkeitsarbeit (Wer: Verkehrsträger, Tourismusstellen, Kreis NF)<br />

Aufstellung von Begrüßungsschildern an Einfallstraßen (z. B. mit hochdeutschem und<br />

friesischem oder plattdeutschem Text)<br />

52


<strong>Tourismuskonzept</strong> <strong>Nordfriesland</strong><br />

Kapitel 8: Verkehr<br />

2.9 Qualitätsverbesserung des Schiffsverkehrs (Wetterschutzeinrichtungen, fußgängergerechte<br />

Fähranleger, Information, Zusammenarbeit mit Kurverwaltungen bei Ausflugsangeboten<br />

etc.)<br />

Berücksichtigung von Belastungsgrenzen (Besucherlenkung)<br />

Verbesserung der Häfen und Anlegestellen im Kreisgebiet (Wer: Insel- und Halliggemeinden,<br />

Reedereien, Kreis NF)<br />

2.10 Der Bau notwendiger Ortsumgehungen muß unter Berücksichtigung naturräumlicher<br />

Gegebenheiten mit Nachdruck weiterbetrieben werden.<br />

Das Bau- und Planungsamt des Kreises wird weiterhin gemeinsam mit den betroffenen<br />

Gemeinden an der Realisierung der Umgehungen arbeiten.<br />

2.11 Die B 5 muß - insbesondere im Hinblick auf die geplante westliche Elbquerung - natur-<br />

und sozialverträglich ausgebaut werden. (Erläuterung des Konfliktpfeils: Natur-<br />

und Umweltverbände sprechen sich gegen die weitere Verbesserung von Infrastruktur<br />

für den Autoverkehr aus und fordern die Entwicklung alternativer Lösungsmöglichkeiten<br />

(Stärkung des Öffentlichen Personennah- und fernverkehrs).)<br />

Der Kreis <strong>Nordfriesland</strong> wird sich weiterhin gemeinsam mit den betroffenen Gemeinden<br />

für den Ausbau der B 5 einsetzen.<br />

2.12 Die derzeitigen Bemühungen zur Lösung der Verkehrsproblematik in Dagebüll (Verlegung<br />

der Parkplätze und der Landesstraße) mit dem Ziel des Ausbaus Dagebülls zu<br />

einem ansprechenden Fremdenverkehrsort müssen fortgesetzt werden.<br />

Unter Federführung seines Bau- und Planungsamtes unterstützt der Kreis <strong>Nordfriesland</strong><br />

die Gemeinde Dagebüll bei diesem Projekt.<br />

2.13 Die Inseln und die Halligen sollten sich das Ziel setzen, den motorisierten Individualverkehr<br />

soweit wie möglich einzuschränken und mittelfristig „autoarm” - aber dafür<br />

aus Sicht der Urlaubsgäste umso anziehender - zu werden.<br />

Beispiele für mögliche Maßnahmen:<br />

Fahrräder sollten zur Grundausstattung von Ferienwohnungen gehören.<br />

Eine Region des Kreises sollte zur Modellregion für Fahrradtourismus ausgebaut werden.<br />

Empfehlung:<br />

Der kreisweite Veranstaltungskalender (2.7) muß Teil eines kreisweiten EDV-gestützten<br />

Informationssystems sein ( Kapitel „Organisation und Zusammenarbeit”).<br />

Wir gehen mit gutem Beispiel voran:<br />

Der Kreis <strong>Nordfriesland</strong> wird die Landesregierung bei der Erarbeitung eines landesweiten<br />

Touristcard-Konzeptes unterstützen.<br />

Das Amt für Wirtschafts- und Verkehrsförderung des Kreises ist ständiger An-<br />

sprechpartner für Verbesserungen des ÖPNV in <strong>Nordfriesland</strong>; es realisiert mögliche<br />

Verbesserungen in Zusammenarbeit mit der VG NF Regional.<br />

53


<strong>Tourismuskonzept</strong> <strong>Nordfriesland</strong><br />

Kapitel 8: Verkehr<br />

Die Teilregionen des Kreises, die Zukunftswerkstätten durchgeführt haben, befassen<br />

sich auch mit der Erstellung von Radwanderwegekonzepten. Die kreisweite Koordinierung<br />

und Wahrnehmung überregionaler Aufgaben wird vom Amt für Wirtschafts- und<br />

Verkehrsförderung des Kreises geleistet. Das Gesamtkonzept soll bis Ende 1998 erstellt<br />

und die Umsetzung bis dahin begonnen sein.<br />

Ansprechpartner für die Aufstellung von Begrüßungsschildern ist das Amt für Wirtschafts-<br />

und Verkehrsförderung des Kreises <strong>Nordfriesland</strong>.<br />

Das Amt Viöl hat im Amtsbereich Willkommensschilder an Einfallstraßen aufgestellt.<br />

Und was tun Sie ?<br />

<br />

<br />

<br />

3. Verkehrssituation in den Tourismusorten<br />

Bevölkerung und Gäste müssen stärker sensibilisiert werden, um die Problematik der<br />

Verkehrssituation in Stufen qualitativ und quantitativ zu verändern.<br />

3.1 Weitgehende Reduzierung des Autoverkehrs insbesondere in den reinen Urlaubs-<br />

und Wohngebieten und zentralen Einkaufsbereichen (Fußgängerbereiche, verkehrsberuhigte<br />

Zonen, Parkleitsysteme etc.) (Wer: Kommunen)<br />

3.2 Maßnahmen zur Geschwindigkeitsreduzierung an Ortseingängen (z. B. Straßenrückbau)<br />

(Wer: Kommunen, Straßenbaulastträger)<br />

3.3 Entwicklung von Lösungsmöglichkeiten für die sich aus der Reduzierung des Fahrzeugverkehrs<br />

in bestimmten Bereichen ergebenden Auswirkungen im Rahmen integrierter<br />

regionaler Entwicklungskonzepte (Wer: Kommunen, Kreis NF)<br />

3.4 Landschaftsverträgliche Anlage von Parkplätzen am Rande von Tourismusgemeinden<br />

und touristischen Anziehungspunkten (z. B. mit guter fußläufiger Anbindung,<br />

Buspendelverkehr) (Wer: Kommunen)<br />

3.5 Verbesserung des ÖPNV-Angebotes in Tourismusgemeinden und bei touristischen<br />

Anziehungspunkten; Angebote und Vernetzung alternativer Verkehrsmittel (z. B. Kutschen,<br />

Elektrobahnen, Leihwagensysteme für Elektromobile, erdgasbetriebene Fahrzeuge,<br />

Draisinen). Anreize zur Entlastung sollten stärker gefördert werden.<br />

(Wer: Kommunen, VG NF Regional, Kreis NF, Landesregierung)<br />

3.6 Optimierung der Angebote für Radfahrer/innen (Radwegenetz, Beschilderung, getrennte<br />

Rad- und Fußwege, Informationsbroschüren etc.) (Wer: Kommunen, Fremdenverkehrsvereine,<br />

Kurverwaltungen)<br />

54


<strong>Tourismuskonzept</strong> <strong>Nordfriesland</strong><br />

Kapitel 8: Verkehr<br />

3.7 Erhöhung der Attraktivität von Tourismusgemeinden für Fußgänger/innen (durchgängige<br />

Wegführungen, Fußgängerzonen, Beschilderung etc.) (Wer: Kommunen, Kreis<br />

NF)<br />

3.8 Anreize zum Stehenlassen des Autos (Wer: DB AG, Kommunen, Fremdenverkehrsvereine,<br />

Kurverwaltungen, Landesregierung, VG NF Regional)<br />

Unter Federführung der jeweiligen Kurverwaltungen bzw. Gemeinden sollten die<br />

Genannten örtliche Konzepte entwickeln.<br />

Beispiele für mögliche Maßnahmen:<br />

Lösungsansätze für Verkehrsprobleme in Tourismusorten zeigen die Strukturanalyse<br />

„Urlaub in Schleswig-Holstein” des N.I.T. und Broschüren des ADAC auf.<br />

Empfehlungen:<br />

Federführend sollten die Tourismusstellen bzw. Gemeinden im Kreisgebiet mit ihren<br />

örtlichen Handels- und Gewerbevereinen und der VG NF Regional die Umsetzungsmöglichkeiten<br />

für die Vorschläge prüfen.<br />

Die Gemeinden sollten die positiven Erfahrungen anderer Orte im Bundesgebiet mit<br />

neuen Lösungen für die Verkehrsproblematik auswerten und nutzen.<br />

Die Gemeinden sollten Anzahl und Standorte der vorhandenen Hinweisbeschilderungen<br />

überprüfen und optimieren.<br />

Wir gehen mit gutem Beispiel voran:<br />

Die Stadt Husum und die Gemeinde St. Peter-Ording haben an verkehrsgünstig gelegenen<br />

Stellen vor und in den Orten touristische Informationstafeln angebracht.<br />

Die Stadt Friedrichstadt verfügt über ein Parkleitsystem und neue Parkplätze in fußläufiger<br />

Entfernung zur Innenstadt.<br />

Und was tun Sie ?<br />

<br />

<br />

<br />

Bei allen Maßnahmen der Reduzierung des Autoverkehrs oder der Einschränkung oder<br />

Verteuerung von Parkraum sollten die Interessen der einheimischen Bewohner/innen und<br />

Arbeitnehmer/innen berücksichtigt werden.<br />

Die phantasievolle Umsetzung vorstehender Vorschläge ist auch zukünftig eng verknüpft<br />

mit der Bereitschaft aller Beteiligten - öffentliche und private Institutionen, Verkehrsträger,<br />

einheimische Bevölkerung, Touristen - zur konstruktiven Zusammenarbeit bei der Lösung<br />

von Verkehrsproblemen. Dabei kann auf den in vielen Bereichen bereits erreichten Erfolgen<br />

aufgebaut werden.<br />

55


<strong>Tourismuskonzept</strong> <strong>Nordfriesland</strong><br />

Kapitel 9: Organisation und Zusammenarbeit<br />

ORGANISATION UND ZUSAMMENARBEIT<br />

1. Produktgestaltung<br />

Eine Region - ein Unternehmen<br />

Das Gesamtprodukt Urlaub setzt sich aus einer Vielzahl unterschiedlicher Bausteine zusammen,<br />

von denen jeder einzelne entscheidend für die Güte des Ganzen ist (Wohnen,<br />

Essen und Trinken, Service, Infrastruktur, Ortscharakter, Landschaft, Verkehr). Ein geschlossenes<br />

Bild der Ferienregion <strong>Nordfriesland</strong> mit einem unverwechselbaren Profil kann<br />

daher nur entstehen und aufrechterhalten werden, wenn alle touristischen Entscheidungsträger<br />

im Kreisgebiet miteinander kommunizieren und ihr Vorgehen aufeinander abstimmen.<br />

Für diese Aufgabe müssen geeignete Arbeitsstrukturen entwickelt werden.<br />

Gästeorientierte Strukturen<br />

Wie in jedem anderen Bereich des Wirtschaftslebens auch müssen sich die Strukturen der<br />

Organisation und der Zusammenarbeit im Tourismussektor an den Bedürfnissen der Kunden<br />

- hier also: der Gäste - orientieren. Der Gast denkt nicht nur an Betriebe oder Orte, in<br />

denen er seinen Urlaub genießen will, sondern auch an Regionen. Eine marktorientierte<br />

Organisationsstruktur, deren oberste Zielsetzung die Erfüllung der Kundenwünsche ist,<br />

muß diesen Rahmenbedingungen entsprechen.<br />

Service- und Beratungszentralen<br />

Der überall im Kreisgebiet vollzogene Zusammenschluß mehrerer Fremdenverkehrsvereine<br />

zu jeweils einer Fremdenverkehrsgemeinschaft und die damit verbundene Aufgabenverteilung<br />

hat sich bewährt. Um alle am Fremdenverkehr Beteiligten zukünftig noch stärker als<br />

bisher zu vernetzen und das operative Geschäft zur Vermeidung von Reibungsverlusten<br />

und Zeitverzögerungen in einer Hand zu bündeln, müssen diese Fremdenverkehrsgemeinschaften<br />

sich zu Tourismus- oder besser: Service- und Beratungszentralen weiterentwickeln.<br />

Nur solche zentralen Organisationen, bei denen alle Fäden einer Region zusammenlaufen<br />

und die das touristische Marketing nach wirtschaftlichen Maximen durchführen, können<br />

heutzutage noch den Markterfordernissen gerecht werden.<br />

In größeren Orten kann u. U. die Einrichtung eigener Zentralen sinnvoll sein. In Orten, die<br />

über eine Kurverwaltung verfügen, sollen diese zu Service- und Beratungszentralen weiterentwickelt<br />

werden.<br />

Mitglieder der Trägerorganisationen dieser Zentralen müssen neben den Kommunen, deren<br />

Verantwortlichkeit und Zuständigkeit, insbesondere im Infrastrukturbereich, erhalten<br />

werden muß, insbesondere die regionalen Fremdenverkehrsvereine, die Umwelt- und Naturschutz-,<br />

die Handels- und Gewerbe- sowie die Kulturvereine und alle weiteren im Fremdenverkehrsbereich<br />

tätigen Personen, Organisationen und Institutionen sein.<br />

56


<strong>Tourismuskonzept</strong> <strong>Nordfriesland</strong><br />

Kapitel 9: Organisation und Zusammenarbeit<br />

Zu den Aufgaben der Servicezentralen gehören die Produktgestaltung und -werbung, der<br />

Produktvertrieb, der auch im kommunalen Interesse liegende Betrieb von Infrastruktureinrichtungen<br />

nach marktwirtschaftlichen Gesichtspunkten, die Förderung der regionalen Zusammenarbeit,<br />

die Unterstützung der örtlichen Fremdenverkehrs- und anderen Vereine und<br />

die Zusammenarbeit mit den Vermietern und der Kreisebene.<br />

Diese anspruchsvollen, aber unabweisbaren Aufgaben können nur von qualifiziertem,<br />

hauptamtlichem Personal erfüllt werden.<br />

Die Service- und Beratungszentralen müssen möglichst weitgehend als „Profit-Center”<br />

ausgestaltet werden, deren Kosten durch Provisionen für Quartierbuchungen und Eintrittskartenverkäufe,<br />

Verkaufserlöse eigener Werbemittel, Mitgliedsbeiträge etc. gedeckt werden.<br />

Tourismusforen auf regionaler Ebene<br />

Die im Jahr 1996 aus den regionalen Zukunftswerkstätten hervorgegangenen Tourismusforen<br />

bzw. Arbeitsgruppen haben bereits viel für die Bewußtseinsbildung und die Verbesserung<br />

der Zusammenarbeit geleistet und darüber hinaus konkrete Projektideen erarbeitet.<br />

Hier besteht ein erprobtes Instrumentarium, mit dem auf sich verändernde Rahmenbedingungen<br />

rechtzeitig reagiert werden kann und mit dem zielbewußte Veränderungen eingeleitet<br />

werden können. Diese Strukturen werden auch zukünftig unverzichtbar sein, um die<br />

Umsetzung der erarbeiteten Konzepte zu begleiten und sie an neuerliche Änderungen von<br />

Rahmenbedingungen anzupassen.<br />

Aufgaben der Kreisebene<br />

Die Wahrnehmung der Aufgaben des Kreises <strong>Nordfriesland</strong> im Fremdenverkehrsbereich<br />

muß sich an der Gesamtaufgabenverteilung auf Landes- und Regionalebene orientieren.<br />

Die derzeitigen Strukturen auf Landesebene (Rollen- und Aufgabenverteilung zwischen<br />

Landesregierung, Fremdenverkehrsverband Schleswig-Holstein, Heilbäderverband, SHT,<br />

GBF, Regionalverbänden und Kreisen) werden aufgrund der inzwischen veränderten Erfordernisse<br />

in Frage gestellt und z. Z. diskutiert. Vor dem Abschluß dieser Diskussion (ca.<br />

Sommer 1997) können - außer im folgenden Abschnitt - keine konkreten Aussagen zur<br />

Kreisebene gemacht werden.<br />

Tourismus-Forum <strong>Nordfriesland</strong> mit Koordinierungsstelle auf Kreisebene<br />

Die Mitglieder des Tourismus-Forums <strong>Nordfriesland</strong> arbeiten sehr konstruktiv und effektiv<br />

zusammen. Aufgrund seiner Zusammensetzung, in der sich fast das gesamte Spektrum<br />

nicht nur der Fremdenverkehrsakteure des Kreisgebietes widerspiegelt, ist das Forum sehr<br />

gut geeignet, auch nach dem vorläufigen Abschluß seiner konzeptionellen Tätigkeiten Anfang<br />

1997 die zentralen Kommunikations-, Koordinations- und Kooperationsaufgaben auf<br />

Kreisebene wahrzunehmen und die Umsetzung des <strong>Tourismuskonzept</strong>es <strong>Nordfriesland</strong> zu<br />

unterstützen.<br />

In gleichem Maße hat sich die Wahrnehmung der mit der Forumsarbeit zusammenhängenden<br />

Verwaltungstätigkeiten durch eine unabhängige, nicht in die Verwaltungshierarchie<br />

eingebundene Koordinierungsstelle bewährt. Daraus resultiert die Folgerung, das Forum<br />

und - zumindest bis zur endgültigen Klärung der zukünftigen Aufgaben- und Organisationsstruktur<br />

der Kreisebene - auch die Koordinierungsstelle aufrechtzuerhalten.<br />

57


<strong>Tourismuskonzept</strong> <strong>Nordfriesland</strong><br />

Kapitel 9: Organisation und Zusammenarbeit<br />

Die Koordinierungsstelle hat z. B. folgende Aufgaben: Öffentlichkeitsarbeit für dieses Konzept,<br />

Umsetzung mehrerer Vorschläge (siehe dort), Unterstützung der regionalen Zukunftswerkstätten<br />

und Arbeitsgruppen bei der Konzeptionierung und Umsetzung von Projekten,<br />

Vernetzung der Planungen zwischen den Regionen, Vor- und Nachbereitung der<br />

Sitzungen des Tourismus-Forums <strong>Nordfriesland</strong>, regelmäßige Information der Kreisgremien<br />

über den Stand der Umsetzung, Erstellung eines jährlichen Tourismusberichtes.<br />

2. Produktvertrieb<br />

Informations- und Reservierungssysteme<br />

Die mancherorts noch erhaltenen Zimmernachweise sind nicht in der Lage, den angesichts<br />

weltweit wachsender Konkurrenz und Verbreitung moderner Kommunikationsmittel auch in<br />

<strong>Nordfriesland</strong> erforderlichen optimalen Service für den Gast zu bieten. Daher sind sie überholt<br />

und müssen durch eine bessere Lösung ersetzt werden.<br />

Den Kundenwünschen kann heutzutage nur noch mit EDV-gestützten Zentralen Zimmervermittlungssystemen<br />

(ZZV) entsprochen werden. In seiner Effizienzanalyse 1995 ermittelte<br />

der Nordseebäderverband, daß 17,7 % aller Urlaubsbuchungen im Verbandsgebiet 1995<br />

über eine ZZV erfolgten; bei den Ersturlaubern erhöht sich diese Zahl sogar auf<br />

18,4 %. Dieser Anteil von fast einem Fünftel belegt deutlich, daß die ZZV nach der Direktbuchung<br />

beim Vermieter (79,2 %) bereits heute der erfolgreichste Vertriebsweg für einen<br />

Urlaub an der Nordsee Schleswig-Holstein ist.<br />

15,7 % derjenigen, bei denen eine Anfrage nicht zu einem Urlaub in <strong>Nordfriesland</strong> oder<br />

Dithmarschen führte, gaben als Grund an, sie hätten zum Wunschtermin keine Unterkunft<br />

bekommen; weitere 7,9 % stellten fest, daß die freien Unterkünfte nicht ihren Vorstellungen<br />

entsprachen. Dieser Anteil von 23,6 % könnte erheblich gesenkt werden, wenn die ZZVen<br />

über größere Bettenkontingente verfügen würden, die sie den Nachfragern anbieten könnten.<br />

In den letzten Jahren ist in <strong>Nordfriesland</strong> eine funktionierende Struktur aufgebaut worden,<br />

die aber optimiert und vor allem erweitert werden muß. Die dezentral strukturierten ZZVen<br />

müssen im gesamten Kreisgebiet flächendeckend vorhanden und untereinander vernetzt<br />

sein. Diese Bedingung muß so schnell wie möglich erfüllt werden, aber spätestens dann,<br />

wenn die z. Z. verwendeten, unterschiedlichen Systeme durch neuere ersetzt werden.<br />

Sämtliche nicht bei den Vermietern einlaufenden Buchungsanfragen müssen über die in<br />

den Servicezentralen anzusiedelnden ZZVen abgewickelt werden; die in einigen Orten parallel<br />

zur ZZV geschaffenen kommunalen Vermittlungssysteme stellen aus Sicht des Gastes<br />

eine unnötige Zersplitterung der Reservierungsmöglichkeiten dar und richten daher<br />

mehr Schaden als Nutzen an. Sie müssen in die ZZV integriert werden.<br />

Unsere Urlaubsgäste sind mobil und interessieren sich nicht nur für die örtlichen Angebote,<br />

sondern für Attraktionen im gesamten Kreisgebiet und darüber hinaus. Im Interesse der<br />

notwendigen Aufgabenbündelung und der Schaffung zentraler Anlaufstellen, in denen der<br />

Gast alle von ihm gewünschten Informationen sowohl über Quartiere als auch über touristische<br />

Angebote seiner Urlaubsregion erhält, muß in den Servicezentralen auch ein entsprechendes<br />

Informationssystem aufgebaut werden. Die derzeitige Praxis, Prospekte von Museen<br />

oder Handzettel über Veranstaltungen weiterzugeben, reicht nicht mehr aus.<br />

58


<strong>Tourismuskonzept</strong> <strong>Nordfriesland</strong><br />

Kapitel 9: Organisation und Zusammenarbeit<br />

Deshalb müssen alle Servicezentralen in der Lage sein, den Gast über ein breites, aktuelles<br />

Spektrum ständiger und zeitlich begrenzter Angebote zu informieren. Da diese Informationen<br />

täglich dezentral zu aktualisieren sind, ist der Einsatz von EDV unumgänglich. Im<br />

Interesse der praktischen Handhabbarkeit durch das Personal in den Servicezentralen muß<br />

dieses EDV-System in das ZZV-System integriert sein.<br />

„Urlaub in <strong>Nordfriesland</strong>” ist ein Teil des Produktes „Urlaub in Deutschland”. Das Erforder-<br />

nis einer einheitlichen Darstellung und Vermarktung ist auch in diesem größeren Zusammenhang<br />

erkannt worden. Dies kann nur durch den Anschluß des nordfriesischen Informations-<br />

und Reservierungssystems an größere Strukturen gewährleistet werden. Ohne eine<br />

Schnittstelle zur Schleswig-Holstein Tourismus-GmbH (SHT) und über diese zum Deutschen<br />

Informations- und Reservierungssystem (DIRG) und zum START-System für den<br />

Reisebüromarkt, zum Internet und zu anderen Online-Diensten wäre unser System für zahlreiche<br />

Urlauber schwer zugänglich und damit unvollständig.<br />

3. Zusammenarbeit mit Dänemark und den Nachbarkreisen<br />

Zusammenarbeit mit Dänemark<br />

Die vorhandenen Organisationsformen der Zusammenarbeit innerhalb der deutschdänischen<br />

Grenzregion werden z. Z. zu einem Regionalrat und einem gemeinsamen<br />

Sekretariat weiterentwickelt. Der Regionalrat wird Arbeitsgruppen zu verschiedenen Themenbereichen<br />

einrichten. Das Tourismus-Forum <strong>Nordfriesland</strong> würde es sehr begrüßen,<br />

wenn in diesem Zusammenhang auch eine mit Fachleuten besetzte grenzüberschreitende<br />

Arbeitsgruppe zum Thema Tourismus eingerichtet würde, um die derzeitigen Verbindungen<br />

zu optimieren.<br />

Das Amt für Wirtschafts- und Verkehrsförderung des Kreises trägt diesen Vorschlag an den<br />

Regionalrat heran und stellt die Verbindungsstelle der Arbeitsgruppe zu den Fremdenverkehrsakteuren<br />

im Kreisgebiet dar.<br />

Zusammenarbeit mit den Nachbarkreisen Dithmarschen und Schleswig-<br />

Flensburg und der Stadt Flensburg<br />

Da Urlauber sich bei der Wahrnehmung touristischer Angebote nicht an Kreisgrenzen orientieren,<br />

ist eine Zusammenarbeit mit den Nachbarn insbesondere in den Bereichen des<br />

Reservierungs- und Informationssystems und bei der Planung von Infrastruktureinrichtungen<br />

unabdingbar.<br />

In die Arbeitsgruppe „Informations- und Reservierungssystem” werden die Nachbarkreise<br />

und die Stadt Flensburg einbezogen.<br />

59


<strong>Tourismuskonzept</strong> <strong>Nordfriesland</strong><br />

Kapitel 9: Organisation und Zusammenarbeit<br />

4. Finanzierung<br />

Die Finanzierung zahlreicher Maßnahmen zur Förderung des Tourismus in Schleswig-<br />

Holstein ist nicht optimal geregelt. Wir fordern die Landesregierung auf,<br />

• die Finanzierungsquellen im Fremdenverkehrsbereich - z. B. die Kurabgabe und die<br />

Fremdenverkehrsabgabe - auf den Prüfstand zu stellen; Ziel muß es sein, sämtliche direkten<br />

und indirekten Nutznießer des Tourismus an der Finanzierung zu beteiligen sowie<br />

• aus eigener Verantwortung heraus weiterhin Werbe- und Vertriebsmaßnahmen zu fördern.<br />

Empfehlungen:<br />

Unter Federführung des Amtes für Wirtschafts- und Verkehrsförderung des Kreises<br />

sollten die regionalen Fremdenverkehrsgemeinschaften bis Mitte 1997 eine Arbeitsgruppe<br />

mit dem Ziel gründen, die z. Z. für die Zentrale Zimmervermittlung verwendeten,<br />

unterschiedlichen EDV-Systeme so bald wie möglich zu vernetzen, ein gemeinsames<br />

Informationssystem zu beschaffen und zum frühestmöglichen Zeitpunkt ein einheitliches,<br />

auch mit übergeordneten Strukturen vernetztes Informations- und Reservierungssystem<br />

einzuführen.<br />

Wir gehen mit gutem Beispiel voran:<br />

Das Amt für Wirtschafts- und Verkehrsförderung des Kreises gründet unter Einbe-<br />

ziehung der Vorsitzenden und Geschäftsführer/innen der Fremdenverkehrsgemeinschaften<br />

und des Nordseebäderverbandes bis Mitte 1997 eine Arbeitsgruppe mit folgenden<br />

Zielen:<br />

• Dokumentation der gegenwärtigen Organisationsformen der Fremdenverkehrsge-<br />

meinschaften<br />

• Überprüfung der bisherigen Zusammenschlüsse, z. B. hinsichtlich der regionalen<br />

Aufteilung<br />

• Aufzeigen sinnvoller rechtlicher Organisationsformen<br />

• Entwicklung einer Organisationsstruktur, die Fach- und Entscheidungskompetenz<br />

zusammenführt.<br />

Und was tun Sie ?<br />

<br />

<br />

<br />

60


<strong>Tourismuskonzept</strong> <strong>Nordfriesland</strong><br />

Kapitel 10: Werbung und Marketing<br />

1. Marktforschung<br />

WERBUNG UND MARKETING<br />

Marktforschung<br />

Marktforschung liefert die Grundlage, auf der eine Marketingstrategie erst aufgebaut werden<br />

kann. Dazu gehört die Analyse der vorhandenen Angebote einer Region oder eines<br />

Ortes, der derzeitigen Gästestruktur, der darüber hinaus vorhandenen potentiellen Gästeschichten<br />

etc. Auf dem Fundament solcher Analysen wird die zukünftige Entwicklungsrichtung<br />

festgelegt.<br />

Informationen über grundsätzliche Trends und Entwicklungen werden vom Fremdenverkehrsverband<br />

Schleswig-Holstein e. V. in Zusammenarbeit mit dem Institut für Tourismus-<br />

und Bäderforschung in Nordeuropa GmbH (N.I.T.) und vom Nordseebäderverband zur Verfügung<br />

gestellt.<br />

Auf der Ebene darunter können die Regionen und Orte mit Hilfe von Fragebögen, Gesprächen,<br />

persönlichen Befragungen, Kummerkästen etc. wertvolles Datenmaterial gewinnen.<br />

Nicht nur die Gäste, sondern auch die Gastgeber sollten befragt werden. Für Fragebogenaktionen<br />

und deren Auswertung hat sich der Einsatz von Studenten bewährt, die im Rahmen<br />

ihres Studiums Semester- oder Diplomarbeiten anfertigen müssen und gern bereit<br />

sind, sich im Tourismusbereich zu engagieren.<br />

2. Außenmarketing<br />

Prospekt- und Anzeigenwerbung, Messen<br />

Die bisherige Aufgabenverteilung, nach der der Nordseebäderverband insbesondere für die<br />

landschaftsbezogene Image- und die regionale Ebene (Fremdenverkehrsgemein-schaften,<br />

-vereine und Betriebe) für die Produktwerbung zuständig ist, hat sich ebenso wie die Abstimmung<br />

dieser Werbemaßnahmen bewährt und sollte beibehalten werden.<br />

Auf der regionalen Ebene sind zielgruppenbezogene Gemeinschaftsaktionen sinnvoll, bei<br />

denen verschiedene Organisationen oder Betriebe fallweise zusammenarbeiten, um durch<br />

die Bündelung ihrer Mittel eine stärkere Durchschlagskraft für einzelne Werbeaktionen zu<br />

erreichen.<br />

Bei allen Maßnahmen von Tourismusstellen, aber auch von Fremdenverkehrsbetrieben,<br />

muß eine durchgängige Linie, ein „roter Faden” sichtbar werden. Der umworbene, poten-<br />

tielle Gast muß beim ersten Anblick einer Anzeige oder eines Prospektes erkennen, daß<br />

hier für einen Urlaub an der Nordsee Schleswig-Holstein geworben wird. Dies bedingt nicht<br />

nur ein einheitliches Erscheinungsbild, unterstützt z. B. durch ein gemeinschaftliches Logo<br />

mit hohem Wiedererkennungswert, sondern auch eine inhaltliche Abstimmung aller<br />

61


<strong>Tourismuskonzept</strong> <strong>Nordfriesland</strong><br />

Kapitel 10: Werbung und Marketing<br />

Werbeaktivitäten bezüglich der umworbenen Zielgruppen und der Themen, unter denen die<br />

Anzeigen stehen.<br />

Messestände und größere Gemeinschaftsaktionen sollten, um einen einheitlichen Marktauftritt<br />

aller Fremdenverkehrsanbieter zu erzielen, stets unter dem bekannten Motto des<br />

Nordseebäderverbandes „Nordsee Schleswig-Holstein” stehen. Je öfter der potentielle<br />

Gast diesen Slogan sieht, desto stärker verfestigt sich in seiner Vorstellung das Bild einer<br />

attraktiven, vielfältigen Urlaubsregion an der schleswig-holsteinischen Westküste.<br />

Logos<br />

Aufgrund der Informationsflut, der auch die Urlauber in stetig wachsendem Maße ausgesetzt<br />

sind, wird das „Corporate Design”, d. h. das einheitliche Erscheinungsbild, auch für<br />

Ferienregionen immer wichtiger. Logos unterstützen das augenblickliche Wiedererkennen<br />

von Regionen bzw. Verbänden bei Werbemaßnahmen.<br />

Der Wiedererkennungswert von eingeführten, weithin bekannten Logos wie dem des Fremdenverkehrsverbandes<br />

Schleswig-Holstein oder des Nordseebäderverbandes sollte von<br />

den anderen Tourismusorganisationen ausgenutzt werden, indem sie sie z. B. in ihren<br />

Prospekten verwenden. Um nicht mehrere Logos nebeneinander zu stellen, könnte eines<br />

auf der Vorder- und eines auf der Rückseite des Prospektes abgebildet werden.<br />

Der Fremdenverkehrsverband und der Nordseebäderverband sollten dies unterstützen,<br />

indem sie den regionalen Organisationen Druckvorlagen ihrer Logos (Filme, Disketten etc.)<br />

zum kostenlosen Abdruck übersenden.<br />

Saisonverlängernde Maßnahmen<br />

Während einige - aber nicht alle - Regionen im Kreisgebiet in den Sommermonaten oft<br />

ausgebucht sind, stehen im Frühling, Herbst und Winter noch größere Kapazitäten zur Verfügung.<br />

Eine Saisonverlängerung kann nur mit speziellen, zusätzlichen Angeboten für diese<br />

Zeiten erreicht werden. Hier bieten sich z. B. besondere Veranstaltungen oder (Pauschal-)Angebote<br />

im Segment des Gesundheitsurlaubs an. Sie könnten thematisch an den<br />

Jahreszeiten ausgerichtet sein. Im Sinne einer nachhaltigen Tourismusentwicklung ist ein<br />

ökologisch sensibles Vorgehen erforderlich.<br />

Aktionen des Fremdenverkehrsverbandes Schleswig-Holstein e. V.<br />

Der Fremdenverkehrsverband Schleswig-Holstein e. V. führt jährlich Fremdenverkehrsaktionen<br />

mit neuen Schwerpunkten durch, z. B. „Schleswig-Holstein: Ein Land für Kinder”,<br />

„Gesundheit zwischen den Meeren” oder „Urlaub für Leib und Seele”. Er macht den Fremdenverkehrsgemeinden,<br />

-vereinen und -betrieben Vorschläge für konkrete Maßnahmen zu<br />

diesen Themen und startet bundesweite Werbeaktionen. Diese Strategie ist ideal zur Erschließung<br />

neuer Gästepotentiale geeignet. Um von den Aktionen des Verbandes zu profitieren,<br />

sollten die öffentlichen und privaten Fremdenverkehrsanbieter im Kreis <strong>Nordfriesland</strong><br />

sich an ihnen beteiligen.<br />

62


<strong>Tourismuskonzept</strong> <strong>Nordfriesland</strong><br />

Kapitel 10: Werbung und Marketing<br />

Pauschalangebote<br />

Interessante Pauschalangebote sind, wie die Erfahrung zeigt, ein geeignetes Instrument<br />

zur Steigerung von Gäste- und Übernachtungszahlen. Hier bestehen in ganz <strong>Nordfriesland</strong><br />

erhebliche Handlungsmöglichkeiten.<br />

Über die Entwicklung neuer Pauschalangebote können neue Gästegruppen gewonnen<br />

werden. Dabei ist eine Abstimmung der Angebote innerhalb der einzelnen Regionen unerläßlich,<br />

um Doppelangebote zu vermeiden.<br />

Pauschalangebote sollten auf der Verkaufsebene, also von den Fremdenverkehrsvereinen,<br />

Betrieben, Kultureinrichtungen, Naturschutzvereinen etc. zielgruppenorientiert gemeinsam<br />

erarbeitet und durchgeführt werden.<br />

Eventmarketing<br />

„Events” liegen im Trend und finden, wenn sie gut gemacht sind, auch die entsprechende<br />

Akzeptanz bei den - potentiellen oder bereits anwesenden - Urlaubsgästen. Sie können in<br />

<strong>Nordfriesland</strong> selbst (z. B. Nordfriesische Lammtage) oder in den Urlauberquellgebieten (z.<br />

B. „Sylter Woche” in Frankfurt) stattfinden. Einzelnen Fremdenverkehrsanbietern wird es<br />

nur in seltenen Fällen möglich sein, größere Veranstaltungen allein zu finanzieren. Deshalb<br />

ist es sinnvoll, themenbezogene Kooperationen einzugehen.<br />

Mitgliedschaft in Vereinen und Verbänden<br />

Werbung und Marketing sind unabdingbar, aber auch kostenintensiv. Kleine Einheiten sind<br />

finanziell und personell kaum in der Lage, die erforderlichen Strategien auszuarbeiten und<br />

umzusetzen.<br />

Gerade in der heutigen Zeit, in der sinkende Gästezahlen verstärkte Werbeanstrengungen<br />

erforderlich machen, richtet die bekannte „Trittbrettfahrermentalität” gesamtwirtschaftliche<br />

Schäden an und muß aufgegeben werden, damit die erforderlichen Werbemaßnahmen<br />

auch zukünftig noch finanziert werden können.<br />

3. Innenmarketing<br />

Information<br />

Das Bewußtsein für die Bedeutung des Fremdenverkehrs als zentralem Wirtschaftsfaktor<br />

mit guten Zukunftsperspektiven ist noch nicht bei allen öffentlichen und privaten Organisationen<br />

in <strong>Nordfriesland</strong> in adäquatem Maße ausgeprägt. Zu gering ist dementsprechend<br />

auch noch bei vielen die Bereitschaft, den Tourismus aktiv zu fördern bzw. Investitionen<br />

vorzunehmen, die nicht aus marktwirtschaftlichen Gründen sofort dringend erforderlich erscheinen.<br />

Die Verwirklichung einer umwelt- und sozialverträglichen Tourismusentwicklung, die den<br />

Fremdenverkehr als Einnahmequelle der Region dauerhaft stabilisiert, verlangt von allen<br />

Beteiligten einen langen Atem und ständige Arbeit an allen Facetten des Produktes „Urlaub”.<br />

Zur Unterstützung dieses Prozesses ist ein intensives, als Daueraufgabe aller Fremdenverkehrsakteure<br />

angelegtes Innenmarketing unerläßlich. Dies beinhaltet u. a. eine permanente<br />

Öffentlichkeitsarbeit.<br />

63


<strong>Tourismuskonzept</strong> <strong>Nordfriesland</strong><br />

Kapitel 10: Werbung und Marketing<br />

Das Vorhaben des Nordseebäderverbandes, eine Broschüre zu erarbeiten, die die wirtschaftliche<br />

Bedeutung des Tourismus in <strong>Nordfriesland</strong> bzw. an der schleswig-holsteinischen<br />

Westküste einem breiten Kreis vermitteln soll, wird begrüßt.<br />

Beratung der Vermieter/innen<br />

Vermieter/innen sollten die Möglichkeit haben, sich hinsichtlich der Ausstattung von Quartieren<br />

von ihrem örtlichen Fremdenverkehrsverein beraten zu lassen. Die überörtlichen<br />

Tourismusstellen könnten z. B. mit Innenarchitekten und Einrichtungshäusern Kontakt aufnehmen,<br />

um ein ideales - aber nicht uniformiertes - regionaltypisches Ferienquartier zu<br />

konzipieren. Die Broschüre „Tips und Ideen für Gastgeber” des Fremdenverkehrsver-<br />

bandes Schleswig-Holstein e. V. beinhaltet u. a. Ratschläge zur Quartiergestaltung.<br />

Wettbewerb „Gastliches Haus”<br />

Der alle zwei Jahre von der Landesregierung mit dem Ziel, einen Motivationsschub für Qualitätsverbesserungen<br />

auszulösen, durchgeführte Wettbewerb „Gastliches Haus” ist grundsätzlich<br />

zu begrüßen. Die an die Wettbewerbssieger verliehenen Plaketten stellen für diese<br />

Betriebe wertvolle Werbehilfen dar. Die Bewertungskriterien jedoch sollten reformiert werden,<br />

indem z. B. der Originalität von Betrieben und der Qualifikation des Personals größere<br />

Beachtung geschenkt wird.<br />

Örtliche Wettbewerbe<br />

Qualitätsverbesserungen und Verschönerungsmaßnahmen zur Steigerung der Attraktivität<br />

von Fremdenverkehrsgemeinden sind ein ständiger Prozeß, an dem immer wieder neu<br />

gearbeitet werden muß, der aber auch manchmal einen Motivationsschub benötigt. Hierfür<br />

eignen sich z. B. kleine Wettbewerbe auf gemeindlicher Ebene, in denen der schönste Vorgarten,<br />

die freundlichste Kellnerin o. ä. prämiert wird.<br />

Nordseebäderverband und Kurverwaltungen<br />

Die Gründungsmitglieder des Nordseebäderverbandes waren, wie der Name verrät, fast<br />

ausschließlich Nordseebäder. Inzwischen sind allerdings auch zahlreiche Gemeinden und<br />

Regionen dem Verband beigetreten, die nicht mit dem Bäderstatus versehen sind. Aufgrund<br />

seiner veränderten Mitgliederstruktur sollte der Nordseebäderverband seinen - mittlerweile<br />

etwas irreführenden - Namen ändern, um die Identifikation der neueren Mitglieder<br />

mit ihrem Regionalverband zu erleichtern und um die Vielfältigkeit des Gebietes, für das<br />

der Verband wirbt, nach außen zu dokumentieren. Der Vorstand des Nordseebäderverbandes<br />

wird gebeten, über einen neuen Namen für den Verband nachzudenken, der aber jedenfalls<br />

noch den Begriff „Nordsee” beinhalten sollte.<br />

Auch die Bezeichnung „Kurverwaltung” kann nicht mehr als zeitgemäß angesehen<br />

werden; die Kurverwaltungen werden gebeten, über modernere Bezeichnungen nachzudenken.<br />

Um Touristen die Orientierung zu erleichtern, sollte ein gemeinsamer Oberbegriff für die<br />

Fremdenverkehrsvereine und -gemeinschaften im Kreisgebiet gefunden werden.<br />

64


<strong>Tourismuskonzept</strong> <strong>Nordfriesland</strong><br />

Kapitel 10: Werbung und Marketing<br />

Informationsschilder in den Regionen<br />

In jedem Ort sollte der Urlaubsgast ein Schild - nach Möglichkeit das international<br />

bekannte „ i ” - finden können, das auf die nächstgelegene touristische Informations-<br />

stelle hinweist, auch wenn sich diese in einer anderen Gemeinde befindet.<br />

<strong>Nordfriesland</strong>-Signet<br />

Für nordfriesische Fremdenverkehrsattraktionen sollte ein eigenes Signet entwickelt werden.<br />

Dieses Signet darf keine Rückkehr zur Kreiswerbung darstellen und darf daher nicht in<br />

überregionalen Publikationen, z. B. der Werbung des Nordseebäderverbandes, sondern<br />

nur innerhalb des Kreisgebietes verwendet werden.<br />

Aufgabe des Signets müßte es sein, besonders originelle fremdenverkehrliche Angebote, z.<br />

B. das älteste Gasthaus einer Region oder eine historische Stätte, mit dem Ziel der Aufmerksamkeitssteigerung<br />

unter ein einheitliches Dach zu stellen. Das Signet darf keine<br />

Klassifizierung darstellen.<br />

Pflege der regionalen Kultur<br />

In manchen Gemeinden - nicht überall - ist das regionale Brauchtum, das in Vereinen gepflegt<br />

wurde, aufgrund der allgemeinen Entwicklung unserer Gesellschaft immer weiter in<br />

den Hintergrund getreten. Die Aktivitäten von Tanz-, Brauchtums- u. a. Vereinen sind jedoch<br />

nicht nur für die Einheimischen interessant, sondern machen die Region auch für<br />

Gäste attraktiver und unverwechselbarer.<br />

Bessere Vermarktung regionaler Produkte<br />

Regionale landwirtschaftliche Produkte sowie traditionelle Speisen und Getränke eignen<br />

sich sehr gut, um das Profil einer Region zu unterstützen und könnten im Rahmen von<br />

Marketingstrategien etwas mehr als bisher in den Vordergrund gerückt werden: Gastronomiebetriebe,<br />

die sie anbieten, sollten in ihren Speisekarten über das Produkt und seine<br />

Geschichte informieren; Tourismusstellen sollten entsprechendes in ihre Gastgeberverzeichnisse<br />

aufnehmen.<br />

Von der verstärkten Verwendung regionaler landwirtschaftlicher Produkte in <strong>Nordfriesland</strong><br />

würden auch unsere landwirtschaftlichen Betriebe profitieren.<br />

Beispiele für mögliche Maßnahmen:<br />

Entwicklung von Pauschalangeboten mit Schwerpunkt Gesundheitsförderung<br />

Ausschreibung öffentlicher Wettbewerbe, um neue Bezeichnungen für örtliche<br />

Kurverwaltungen zu finden<br />

Empfehlungen:<br />

Fremdenverkehrsvereine und -gemeinschaften sowie Kurverwaltungen können einiges<br />

für die Revitalisierung inaktiver Vereine leisten, indem sie Anregungen für Aktionen<br />

geben, bei der Öffentlichkeitsarbeit mithelfen und im Bedarfsfall auch personelle<br />

oder finanzielle Unterstützung anbieten.<br />

Kreis, DeHoGa, Landfrauen- und Bauernverbände, die IHK u. a. sollten eine Aufstellung<br />

der vorhandenen regionalen Spezialitäten anfertigen und den Gastronomiebetrieben<br />

zur Verfügung stellen, um ihnen einen Überblick über mögliche Bereicherungen<br />

ihrer Speisekarten zu geben.<br />

65


<strong>Tourismuskonzept</strong> <strong>Nordfriesland</strong><br />

Kapitel 10: Werbung und Marketing<br />

Wir gehen mit gutem Beispiel voran:<br />

Auf Landesebene wird z. Z. ein Musterfragebogen für Gäste- und Anbieterbefragungen<br />

(Marktforschung) erarbeitet. Sobald er vorliegt, stellt der Kreis ihn den Tourismusstellen<br />

im Kreisgebiet zur Verfügung.<br />

Das Ministerium für ländliche Räume, Landwirtschaft, Ernährung und Tourismus<br />

richtet eine mobile Beratungsstelle für Vermieter ein, die u. a. Tips zur Quar- tiergestaltung<br />

geben wird.<br />

Um die Ideen- und die Partnerfindung beim Eventmarketing zu erleichtern, lädt der<br />

Nordseebäderverband alle interessierten Fremdenverkehrsakteure einmal jährlich zu<br />

einer „Ideen- und Terminbörse” ein, deren Zweck in der Initiierung und Terminabstimmung<br />

von Events besteht.<br />

Die Kurverwaltung Sylt-Ost unterstützt den örtlichen Kulturverein bei gemeinsamen<br />

Veranstaltungen im Bedarfsfall personell und finanziell.<br />

Das Amt für Wirtschafts- und Verkehrsförderung des Kreises lädt die Handels-<br />

und Gewerbevereine im Kreisgebiet im 2. Halbjahr 1997 zu einem Gespräch über eine<br />

engere Zusammenarbeit ein.<br />

Die Koordinierungsstelle in der Kreisverwaltung wird im 2. Halbjahr 1997 gemeinsam<br />

mit Fachleuten eine Arbeitsgruppe für die Entwicklung eines <strong>Nordfriesland</strong>-Signets<br />

gründen.<br />

Und was tun Sie ?<br />

<br />

<br />

<br />

66


<strong>Tourismuskonzept</strong> <strong>Nordfriesland</strong><br />

Kapitel 11: Tourismuspolitik<br />

TOURISMUSPOLITIK<br />

Angesichts der herausragenden Bedeutung, die die Weiterentwicklung eines umwelt- und<br />

sozialverträglichen Tourismus´ für die Sicherung und Schaffung von Einkommen und Arbeitsplätzen<br />

in <strong>Nordfriesland</strong> hat, verpflichten die Organe und Gremien des Kreises sich,<br />

das Leitbild und die Leitziele dieses Konzeptes zum Prüfstein allen künftigen Handelns in<br />

diesem Bereich zu erheben.<br />

Auch die Verwaltung des Kreises wird aufgefordert, die Vereinbarkeit von Planungen, Investitionen<br />

und Entscheidungen mit dem Leitbild und den Leitzielen dieses Konzeptes bei<br />

allen Abwägungs- und Entscheidungsprozessen zu überprüfen.<br />

Der Ausschuß für Wirtschaft, Verkehr und Fremdenverkehr des Kreises wird gebeten, sich<br />

in regelmäßigen Abständen mit dem Bereich Tourismus befassen.<br />

Einmal jährlich wird der Kreistag sich einen Tourismusbericht vorlegen lassen.<br />

Ein Beitrag des Kreises <strong>Nordfriesland</strong> zur Verbesserung der Kooperation, Kommunikation<br />

und Koordination im Tourismusbereich besteht darin, den Fortbestand des Tourismus-<br />

Forums <strong>Nordfriesland</strong> und der Koordinierungsstelle in der Kreisverwaltung zu sichern.<br />

Der Kreis <strong>Nordfriesland</strong> fordert auch die Legislative und Exekutive auf Landes- und Bundesebene<br />

auf, der Bedeutung des Tourismus´ und des Kurbereiches als Wirtschafts- und<br />

Arbeitsplatzfaktor insbesondere für die strukturschwachen Räume stärkere Beachtung zu<br />

schenken und seinem Stellenwert durch staatliche Förderung und eine besser koordinierte<br />

administrative Begleitung gerecht zu werden.<br />

Der Kreis bittet die Landesregierung, die im Jahr 1995 verabschiedete vorbildliche Fortschreibung<br />

der <strong>Tourismuskonzept</strong>ion Schleswig-Holstein so schnell wie möglich durch ein<br />

konkretes Handlungskonzept zu ergänzen, das Wirtschaft, Kommunen und Verbänden eine<br />

verläßliche Orientierungshilfe für eigene Entscheidungen gibt.<br />

Die wichtigsten Punkte in diesem Zusammenhang sind:<br />

• Unterstützung der Heilbäder und Kurorte bei der Bewältigung der durch die Gesundheitsreform<br />

ausgelösten existenziellen Probleme<br />

• Fortsetzung und Verstärkung der Tourismus- und Bäderforschung und institutionelle<br />

Sicherung des N.I.T.<br />

• Hilfe bei der Schaffung einer Fortbildungsagentur für den Tourismus Schleswig-<br />

Holsteins als Nachfolgeeinrichtung für die GBF<br />

• Hilfe bei der Entwicklung einer Kulturagentur Schleswig-Holstein<br />

• Weiterentwicklung der Region und des Nationalparks Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer<br />

im Einvernehmen mit der Bevölkerung<br />

• quantitative und qualitative Überprüfung des Finanzierungssystems für Infrastruktur und<br />

Marketing<br />

• Anpassung der touristischen Infrastruktur an geänderte Ansprüche der Gäste<br />

• weitere Förderung des Aufbaus des flächendeckenden Informations- und Reservierungssystems<br />

und dessen Einbindung in das nationale System (DIRG)<br />

• Reform der Prädikatisierungsverordnung<br />

67


<strong>Tourismuskonzept</strong> <strong>Nordfriesland</strong><br />

Kapitel 11: Tourismuspolitik<br />

• Optimierung der Fremdenverkehrsstatistiken des Statistischen Landesamtes (Einbeziehung<br />

der Beherbergungsbetriebe mit weniger als 9 Betten)<br />

• Einrichtung einer Tourismusabteilung im Ministerium für ländliche Räume, Landwirtschaft,<br />

Ernährung und Tourismus<br />

• Engagement auf Bundes- und europäischer Ebene für die verbesserte Entzerrung von<br />

Ferienzeiten<br />

• Umsetzung der im Rahmen der Qualitäts- und Dienstleistungsoffensive entwickelten<br />

Ideen<br />

Zusammenstellung aller weiteren Anregungen/Forderungen an das Land<br />

Schleswig-Holstein aus den vorhergehenden Kapiteln dieses Konzeptes:<br />

• Unterstützung der Fremdenverkehrsanbieter Schleswig-Holsteins bei der Tourismusentwicklung,<br />

indem übergeordnete Planungen wie der Landesraumordnungsplan, das<br />

Landschaftsprogramm, der Landschaftsrahmenplan und die Regionalpläne schnell und<br />

in einer inhaltlich logischen Reihenfolge erstellt bzw. fortgeschrieben werden<br />

• weitere Bereitstellung von Fördermitteln für Gemeinden, die Landschaftspläne erstellen<br />

• Fortsetzung der Dorfentwicklung mit ganzheitlichem Ansatz und dem Ziel einer Revitalisierung<br />

der ländlichen Räume<br />

• Neukonzeptionierung des Wettbewerbes „Gastliches Haus“ (z. B. Berücksichtigung des<br />

historischen Ambientes von Gasthäusern und der Qualifikation des Personals, Aufnahme<br />

von Servicekriterien); der Wettbewerb sollte weniger aufwendig durchgeführt werden<br />

• schnelle Umsetzung des Vorhabens, eine mobile Beratungsstelle für die Ausstattung<br />

von Quartieren zu schaffen<br />

• Fortsetzung der Bemühungen um ein Umweltgütesiegel mit nachprüfbaren, einheitlichen<br />

und qualitativ hochwertigen Kriterien<br />

• stärkere Unterstützung der Forderungen zum Nordseeschutz<br />

• dauerhafte Sicherung des Nationalparkservices<br />

• landesweit einheitliche Regelung der Zuordnung von Abfallfraktionen und Müll-/Wertstofftonnenfarben;<br />

die Landesregierung wird gebeten, auf längere Sicht dahingehend auf<br />

den Bundesgesetzgeber einzuwirken, daß eine bundesweit einheitliche Regelung getroffen<br />

wird<br />

• Engagement, damit auf Bundesebene eine einheitliche Regelung zur Vermeidung von<br />

Einwegverpackungen getroffen wird<br />

• Vergabe einer Studie über die Bedürfnisse der Gästegruppe der Senioren<br />

• Vergabe einer Studie über den touristischen Arbeitsmarkt zur Vorbereitung von Verbesserungen<br />

für die Beschäftigten<br />

• Bereitstellung von Fördermitteln für den Wettbewerb „Modellgemeinde”<br />

( Kapitel „Touristische Angebote”)<br />

• Unterstützung der zuständigen Stellen bei den zahlreichen Vorschlägen aus dem Kapitel<br />

„Verkehr“.<br />

Der Kreis <strong>Nordfriesland</strong> bittet Wirtschaft, Gemeinden und Verbände, ihn bei der Umsetzung<br />

dieses <strong>Tourismuskonzept</strong>es zu unterstützen und durch eigenes Planen und Handeln den<br />

notwendigen Beitrag zur Zukunftssicherung zu leisten.<br />

Der Kreis <strong>Nordfriesland</strong> bittet auch den Schleswig-Holsteinischen Landkreistag, sich künftig<br />

stärker in die tourismuspolitische Arbeit einzubringen und gemeinsam mit dem Landesfremdenverkehrsverband<br />

und dem Nordseebäderverband für eine nachhaltige Sicherung<br />

des Tourismusstandortes Schleswig-Holstein einzutreten.<br />

Anhang<br />

68


<strong>Tourismuskonzept</strong> <strong>Nordfriesland</strong><br />

ANHANG<br />

1. Vorschläge für einen familienfreundlichen Urlaub<br />

2. Vorschläge für auf Senioren abgestimmte Urlaubsangebote<br />

3. Anregungen für verschiedene Tourismusakteure zum Thema Umweltschutz<br />

4. Mitglieder des Tourismus-Forums <strong>Nordfriesland</strong><br />

69


<strong>Tourismuskonzept</strong> <strong>Nordfriesland</strong><br />

Anhang 1: Vorschläge für einen familienfreundlichen Urlaub<br />

VORSCHLÄGE FÜR<br />

EINEN FAMILIENFREUNDLICHEN URLAUB<br />

Die folgenden Vorschläge wurden am 15.08.1996 von einer speziellen Arbeitsgruppe ausgearbeitet.<br />

Die Mitglieder dieser Gruppe waren:<br />

• Rainer Borcherding, Schutzstation Wattenmeer<br />

• Erika Denker, Landfrauenverband<br />

• Mery Ebsen, Jugendhilfeausschuß des Kreises<br />

• Detlef Eulenberger, Fachschule für Sozialpädagogik Niebüll<br />

• Ilse Gertz, Anbieterin von Urlaub auf dem Bauernhof<br />

• Sabine Jacobs, Kurverwaltung Wyk<br />

• Klaus Meyer-Lovis, Kreissportverband<br />

• Ingrid Oldsen, Jugendhilfeausschuß des Kreises<br />

• Telse Ronneburger, BUND<br />

• Chris Schuster, Schülervertretung der Beruflichen Schulen Husum<br />

• Bernd Wachter, Region Eiderstedt und Friedrichstadt<br />

Grundlegende Voraussetzungen attraktiver Angebote für Familien mit Kindern sind nach<br />

Auffassung der Arbeitsgruppe:<br />

♦ verstärkte Zusammenarbeit<br />

- über die Grenzen<br />

- über die Kreise<br />

♦ Werbung für Urlaub auf dem Bauernhof verstärken<br />

♦ gebündelte Informationen über die ganze Region<br />

♦ Veranstaltungskalender für Kinder<br />

♦ Ideensammlung (z. B. durch Gästebefragungen, im Rahmen von Projektwochen in<br />

Schulen, durch Befragung von Kur- und Erholungsheimen etc.)<br />

♦ Kinoprogramme für Kinder und Jugendliche<br />

Die Arbeitsgruppe hat die folgenden Vorschläge - in Kategorien nach dem Alter der Kinder<br />

gestaffelt - entwickelt:<br />

70


<strong>Tourismuskonzept</strong> <strong>Nordfriesland</strong><br />

Anhang 1: Vorschläge für einen familienfreundlichen Urlaub<br />

Gestaltungsfreiräume<br />

für Jugendliche<br />

6 bis 14 Jahre<br />

• Naturspielplätze mit wilden Ecken<br />

und einfachem Material, z. B. Stroh,<br />

Baumstämmen, Steinen<br />

6 bis 17 Jahre<br />

• Veranstaltungen, z. B. „Spiel ohne<br />

Grenzen“, „Freilichtkino“<br />

• Ideenkiste für Kinder, „Kinderstammtisch“<br />

11 bis 14 Jahre<br />

• „Abenteuertage“, z. B. Waldkindergarten<br />

(betreute Touren/Aktionen<br />

im Wald)<br />

alle Altersgruppen<br />

• Spielmobile - Einsatz in Verbindung<br />

mit unterschiedlichen Organisationen<br />

• regelmäßige Veranstaltungsreihen<br />

• Kindertheater/Musicals; z. B. auch<br />

umweltbezogene Themen (Form und<br />

Inhalt müssen nach Altersgruppen<br />

getrennt werden)<br />

• Spiel- und Spaßnachmittage im<br />

Schwimmbad, an denen man mit<br />

Kleidung, Stofftieren etc. baden darf<br />

• Grundstücke, auf denen Kinder und<br />

Jugendliche sich frei entfalten können,<br />

z. B. Fennen mit Bäumen ohne<br />

vorgegebene Spielmöglichkeiten<br />

Anlässe zum Kennenlernen anderer<br />

Jugendlicher<br />

(Trends beachten)<br />

11 bis 17 Jahre<br />

• Beach-Party-Disco im Schwimmbad<br />

• Treffpunkte/Anlaufpunkte für Jugendliche<br />

• Teenie-Treff<br />

-Park<br />

15 bis 17 Jahre<br />

• Förderung von Musikveranstaltungen<br />

(Treffs, Open Air etc.)<br />

alle Altersgruppen<br />

• Kinderprogramme, öffentliche Veranstaltungen<br />

für verschiedene Altersgruppen<br />

(z. B. Strohburg, Mal-<br />

tische, Ringstechen, Fahrrad-<br />

Geschicklichkeitswettbewerb etc.)<br />

• Elterntauschbörse (ganze Familien<br />

lernen sich kennen; Kinder unternehmen<br />

etwas mit den Eltern anderer<br />

Kinder)<br />

• Kinder zeigen Kindern ihr Dorf: Kinder<br />

und Jugendliche zeigen den<br />

gleichaltrigen Urlaubsgästen die Plätze,<br />

an denen sie draußen spielen<br />

(Vorbereitung in Projektwochen an<br />

Schulen; dabei lernen auch die einheimischen<br />

Kinder ihr Umfeld besser<br />

kennen und schätzen)<br />

71


<strong>Tourismuskonzept</strong> <strong>Nordfriesland</strong><br />

Anhang 1: Vorschläge für einen familienfreundlichen Urlaub<br />

Jugend-Sport-Programm<br />

6 bis 17 Jahre<br />

• Regionalsport-Veranstaltungen (Radringstechen,<br />

Boßeln, „Friesendiplom“,<br />

Kinderringreiten auch für Urlauberkinder<br />

durch die Reitvereine etc.)<br />

• Skateboard-/Rollerblade-Pisten ausweisen<br />

(gern auch Parkplätze und<br />

Schulhöfe am Wochenende)<br />

• Inline-Skating<br />

-Hockey<br />

-Tour<br />

11 bis 17 Jahre<br />

• Trimmpfad mit Anleitungsschildern<br />

(bei der AOK gibt es hierfür einen<br />

Beauftragten)<br />

• Angebot für Biker<br />

- Verleih<br />

- Trainingsstrecken<br />

Alle Altersgruppen<br />

• Ausbau von Flußfreibädern<br />

• Spielplätze/Bolzplätze/Spielwiesen<br />

für alle Altersgruppen<br />

• Plätze für’s Drachensteigen zur Verfügung<br />

stellen<br />

• Schwimmkurse für Anfänger<br />

Natur erleben<br />

6 bis 10 Jahre<br />

• Wattwanderungen, Watterkundung<br />

für Kinder<br />

Alle Altersgruppen<br />

• Natur als Spielplatz<br />

• direktes Erleben von Umwelt mit umweltpädagogischen<br />

Konzepten<br />

• Ausbau von Naturerlebnisräumen<br />

• Begegnung mit Tieren und Pflanzen<br />

• Naturzentren<br />

• Fahrten mit Ponywagen<br />

72


<strong>Tourismuskonzept</strong> <strong>Nordfriesland</strong><br />

Anhang 1: Vorschläge für einen familienfreundlichen Urlaub<br />

Lernen mit Spaß<br />

6 bis 17 Jahre<br />

• Kurse über „Kochen und Ernährung“<br />

für die Pommes-Kinder der Nutella-<br />

Generation (von der Landwirtschaftsschule<br />

Bredstedt bereits umgesetzt)<br />

• Treffpunkte für’s Drachenbauen<br />

• Heimatkundliche Kenntnisse erwerben<br />

(Sagen, Geschichten)<br />

11 bis 17 Jahre<br />

• Ferienschule, die Spaß macht (auf<br />

Schulfächer bezogen, z. B. Theaterstücke<br />

auf französisch einstudieren)<br />

• Internet-Surfen<br />

Alle Altersgruppen<br />

• Angebot von Kreativprogrammen<br />

über mehrere Tage (Werken, Töpfern,<br />

Basteln etc.)<br />

• Anbieten von Kreativ-Urlaub (Verlängerung<br />

der Saison)<br />

• Elterntauschbörse<br />

Rad- und Reitwege<br />

11 bis 17 Jahre<br />

• Gemeindeübergreifender Ausbau und<br />

Ausweisung von Reitwanderwegen<br />

Alle Altersgruppen<br />

• Fahrradverleih auf dem Festland verstärken<br />

(Kinderfahrräder)<br />

• Rundwege<br />

- Wandern-Fahrrad<br />

- Gastronomie<br />

- Kunst<br />

- Naturerlebnis<br />

- Sportpfade (Anlagen)<br />

- Reitwege<br />

• Radfahrwege auch in den größeren<br />

Orten, s. Husum (Radwegenetz)<br />

• Wirtschaftswege nur für Radfahrer<br />

und Anlieger öffnen (Tempobegrenzung<br />

auf 30 km/h)<br />

• Kinderfahrradwege unter Einbeziehung<br />

der Wirtschaftswege abseits<br />

von Bundesstraßen; getrennt für alle<br />

Altersgruppen ausweisen (mit Bezug<br />

auf die Länge der Touren, die für die<br />

Altersgruppen angemessen sind);<br />

Attraktionen am Weg, z. B. Badestelle,<br />

Schafe streicheln<br />

• Naturwanderwege mit Rastplätzen,<br />

evtl. Grillstellen<br />

73


<strong>Tourismuskonzept</strong> <strong>Nordfriesland</strong><br />

Anhang 1: Vorschläge für einen familienfreundlichen Urlaub<br />

Gastronomie und Beherbergung<br />

3 bis 14 Jahre<br />

• Schaffung von Beschäftigungs- oder<br />

Betreuungsmöglichkeiten für Kinder<br />

in Gaststätten<br />

• Kinderteller bzw. halbe Portionen in<br />

Gaststätten<br />

Alle Altersgruppen<br />

• Mindestausstattung für Kinder in Ferienwohnungen,<br />

Pensionen usw. (geeignete<br />

Möbel, Betten für große Jugendliche<br />

etc.)<br />

• Bed- & Breakfast-Unterbringung/<br />

Heuhotels z. B. für Radfahrer<br />

• Unterbringung von Kindern und Jugendlichen<br />

in eigenen Zimmern<br />

Gemeinden<br />

• Wettbewerb Kinderspielplätze<br />

• „Kinderbetreuung“, z. B. in Kirchen<br />

oder Kindergärten (ohne Integration<br />

in bestehende Gruppen)<br />

Werbung<br />

3 bis 14 Jahre<br />

• kindgerechte Anzeigen/Werbung<br />

• ein Logo, z. B. „Robby“, als Symbol<br />

für kinderfreundliche Urlaubsregionen<br />

verwenden<br />

Verkehr<br />

Alle Altersgruppen<br />

• günstigere Bus- und Bahntarife für<br />

Familien<br />

• auf Nebenstraßen ohne Fahrradweg<br />

Geschwindigkeitsbegrenzung für Kfz<br />

auf 70 km/h (z. B. Strecke B 5-<br />

Schlüttsiel-Dagebüll)<br />

• Autos raus aus der Stadt<br />

74


<strong>Tourismuskonzept</strong> <strong>Nordfriesland</strong><br />

Anhang 1: Vorschläge für einen familienfreundlichen Urlaub<br />

Unterkunft<br />

Das Ideal - Die kinderfreundliche Unterkunft<br />

Wohnen/Schlafen: separate Schlafzimmer, stabile Möbel, pflegeleichter Fußbodenbelag, Kindersitz<br />

für Eßtisch, gute Schallisolierung, viel Platz<br />

Sanitärbereich: niedrige Haken, Hocker, Ablagefläche, Töpfchen/Kinderaufsatz für Toilette, Bad und<br />

Toilette getrennt, Wickelmöglichkeit, leicht zu bedienende Warm- und Kaltwasserhähne,<br />

Warmwassertank in ausreichender Größe<br />

Spielen: drinnen: Spielesammlung, Spielecke/Spielzimmer/Spielhaus;<br />

draußen: Garten zum Spielen (Wiese statt Rasen, Schaukel, Wasser), freizügige Gestaltung<br />

der Flächen vor dem Haus (nicht nur Parkplätze), Spielen im Eingangsbereich<br />

in Pensionen/Hotels: Spielzimmer mit Spielen auf der Etage, getrennter Fernsehraum, verbilligte<br />

Abgabe von Getränken/Getränkepauschale<br />

Sonstiges: Waschmaschine, Platz zum Aufhängen und Abstellen von nasser Kleidung und Schuhen,<br />

Buggy, Fahrrräder mit Kindersitz (versch. Größen), Kinderfahrräder, Grillplatz, überdachte<br />

Terrasse/Balkon, Liegewiese für die Erwachsenen, Wohneinheiten für mehrere Familien<br />

Gastronomie<br />

flexible Speisen-/Beilagenzusammenstellung, Portionsgröße variierbar, Kinderhauptmahlzeiten<br />

außerhalb der festen Essenszeiten, Vorziehen des Kinderessens, Beschäftigungsmöglichkeit<br />

für Kinder (Malsachen, Malecke), separates Zimmer zum Spielen und/oder Essen,<br />

Kinder-Speisekarte, Kindersitz am Tisch, Angebote unterschiedlicher Preiskategorien<br />

im Ort<br />

Verkehrsberuhigung<br />

Information<br />

möglichst weitgehend vor dem Haus und in seiner Nähe, so daß die Kinder gefahrlos auch<br />

mal das Grundstück verlassen können<br />

Allgemein: in einer Kinder- und/oder Familienbroschüre übersichtliche Information über alle kinder-<br />

und familienrelevanten Einrichtungen, Spielplätze, Ausflugsmöglichkeiten, Besonderheiten<br />

des Ortes, Veranstaltungen, Arzt, Kinderbetreuung, Babysitter, Restaurants etc.; diese<br />

muß es an möglichst vielen Orten geben (Unterkunft, Restaurants, Läden, Kurverwaltung,<br />

Veranstaltungen); Infotafeln, Plakate im ganzen Ortsbereich; Veranstaltungskalender; aktuelle<br />

Informationen über Lautsprecherwagen (z. B. Sonderveranstaltungen bei Regenwetter)<br />

Unterkunft: Kennzeichnung kinderfreundlicher Unterkünfte im Gastgeberverzeichnis mit Darstellung<br />

der Kriterien<br />

Gastronomie: Auflistung kinderfreundlicher Restaurants mit Preisangaben im Restaurantverzeichnis<br />

oder direkt am Restaurant (von außen sichtbar), Kinder-/Familienbroschüre oder Gastgeberverzeichnis<br />

Schwimmbad<br />

kindergerechte Sanitäreinrichtungen,<br />

Wasserspielgeräte für Kinder, Rutsche,<br />

Ablagemöglichkeiten für Badeutensilien<br />

75


<strong>Tourismuskonzept</strong> <strong>Nordfriesland</strong><br />

Anhang 2: Vorschläge für auf Senioren abgestimmte Urlaubsangebote<br />

VORSCHLÄGE FÜR AUF<br />

DIE ZIELGRUPPE DER SENIOREN<br />

ABGESTIMMTE URLAUBSANGEBOTE<br />

Am 19.08.1996 sammelte eine spezielle Arbeitsgruppe Vorschläge, um <strong>Nordfriesland</strong> für<br />

die Urlauberzielgruppe der Senioren noch attraktiver zu machen. Die Mitglieder dieser Arbeitsgruppe<br />

waren:<br />

• Sabine Jacobs, Kurverwaltung Wyk<br />

• Elfi Lindenberg, Seniorenbeirat der Stadt Husum<br />

• Friedrich Lütke Twenhöven, WWF<br />

• Eleonore Motullo, Seniorenbeirat der Stadt Niebüll<br />

• Samone Schwier, Nordseebäderverband<br />

• Werner Soltau, Landesseniorenrat.<br />

Die Arbeitsgruppe macht die folgenden Vorschläge:<br />

1. Kultur<br />

• In <strong>Nordfriesland</strong> ist ein breites Angebot an kulturellen Angeboten und Veranstaltungen<br />

vorhanden; es wird nur nicht genügend bekannt gemacht. Kulturelle Angebote sollten in<br />

die verschiedenen Ortsprospekte Eingang finden.<br />

• Zur Belebung der Vor- und Nachsaison sollten Sonderprospekte für diese Zeiten herausgegeben<br />

werden.<br />

• Kulturelle Veranstaltungen sollten verstärkt auch tagsüber stattfinden.<br />

• Die Geschichte der Region ist für Senioren besonders interessant und sollte stärker herausgestellt<br />

werden.<br />

• Die Volkshochschulen sollten Fremdenführer ausbilden.<br />

• Kirchenkonzerte werden von Senioren gern angenommen.<br />

• Bei Hallig- und anderen Schiffstouren sollten über Bordlautsprecher unterhaltsame Beschreibungen<br />

der Halligen etc. gegeben werden; viele Fährunternehmen tun dies bereits.<br />

2. Verkehr<br />

• Senioren sind stärker als andere Bevölkerungsgruppen auf den ÖPNV angewiesen.<br />

• Kulturelle Angebote/Veranstaltungen müssen mit dem öffentlichen Liniennetz gut erreichbar<br />

sein; Busfahrpläne müssen flexibel sein.<br />

• Bei Informationen über kulturelle Angebote sollte gleich auf die Verkehrsverbindungen<br />

hingewiesen werden.<br />

• Busfahrpläne müssen in großer Schrift geschrieben und von der Systematik her leicht<br />

verständlich sein.<br />

• Pferdekutschen sind sehr beliebt; mit ihnen könnten Rundtouren gemacht oder einzelne<br />

Ziele direkt angefahren werden, z. B. die Hamburger Hallig.<br />

• Für Bahnreisende ist ein Gepäckservice wichtig; Informationen hierüber sollte der Vermieter<br />

vorab geben.<br />

76


<strong>Tourismuskonzept</strong> <strong>Nordfriesland</strong><br />

Anhang 2: Vorschläge für auf Senioren abgestimmte Urlaubsangebote<br />

3. Infrastruktur<br />

• Wenn im öffentlichen Straßenraum mehrere Sitzbänke nebeneinander zum Ausruhen<br />

und zum Genießen der Aussicht aufgestellt werden, sollten sie nicht in einer Linie, sondern<br />

in einem leichten Winkel zueinander stehen, um die Kommunikation zu erleichtern.<br />

• Die Bedienung technischer Einrichtungen, z. B. Fahrkartenautomaten an Bahnhöfen,<br />

muß allgemeinverständlich erläutert werden.<br />

4. Anforderungen an Urlaubsquartiere<br />

• ebenerdige Eingangsbereiche; Vermeidung von Stufen<br />

• Fahrstühle<br />

• bequeme, höhergelagerte Möbel; z. B. könnte eine zweite Matratze aufs Bett gelegt<br />

werden<br />

• Die Bedienung technischer Einrichtungen, z. B. Fernsehgeräte, muß auch für Laien verständlich<br />

erklärt werden.<br />

• Vermieter von Ferienwohnungen sollten vor der Anreise der Gäste anfragen, ob der<br />

Kühlschrank gefüllt werden soll und ob ein zweites Kopfkissen etc. benötigt wird.<br />

5. Gastronomiebetriebe<br />

• Gastronomiebetriebe sollten mit ÖPNV-Unternehmen zusammenarbeiten, um eine gute<br />

Anbindung zu gewährleisten.<br />

• Die Speisekarten sollten regionale Gerichte enthalten und Informationen über deren<br />

Geschichte geben.<br />

• Regionale Spezialitäten könnten - in Zusammenarbeit mit Busreiseveranstaltern - in<br />

ähnlichem Rahmen wie Weinproben in Süddeutschland angeboten werden.<br />

• Speisekarten sollten flexibel sein, so daß z. B. andere Beilagen gewählt werden können.<br />

• Singles sollte nicht ein abgelegener „Katzentisch“, sondern zur Erleichterung der Kommunikation<br />

ein gemeinsamer Tisch angeboten werden.<br />

• In Kurorten sollten regelmäßige Tanztees stattfinden.<br />

• Toilettenanlagen sollten nicht im Keller untergebracht sein.<br />

6. Fremdenverkehrsvereine<br />

• In den Tourist-Informationen sollten Gästebetreuer als Ansprechpartner für Fragen zu<br />

Fahrplänen, Veranstaltungen, Reklamationen etc. vorhanden sein; dies ist für die Mieter<br />

anonymer Ferienwohnungen besonders wichtig.<br />

• Kombinierte Angebote, z. B. Natur/Kultur/Essen sind bei Senioren beliebt.<br />

• Skatturniere finden Anklang.<br />

• Gemeinsam mit Anglervereinen könnte ein „Angeln für jung und alt“ angeboten werden.<br />

• Radtouren zu Naturerlebnisräumen (gemischte Altersgruppen; zur Vermeidung von Gegenwindfahrten<br />

Fahrradbusse einsetzen)<br />

• Herausstellung regionaler Künstler, z. B. Theodor Storm: an von ihm beschriebenen,<br />

real existierenden Stätten können Stormtexte vorgelesen werden; danach wird ein Essen<br />

angeboten, das bereits in Stormtexten erwähnt wird (Zusammenarbeit mit<br />

Volkshochschulen)<br />

77


<strong>Tourismuskonzept</strong> <strong>Nordfriesland</strong><br />

Anhang 2: Vorschläge für auf Senioren abgestimmte Urlaubsangebote<br />

• Wandertouren in idyllischen Naturgebieten werden von Senioren gern angenommen; die<br />

Hin- und Rückreise müßte per Bus organisiert werden.<br />

• Abends könnten Kochkurse über regionale Gerichte erfolgreich sein.<br />

7. Service und Dienstleistungen<br />

• Manche Senioren können zuweilen etwas schwierige Gäste sein; für Vermieter/innen<br />

sollten Kurzseminare über den Umgang mit ihnen angeboten werden.<br />

• Betreuungsangebote sind erforderlich; das Wort „Betreuung“ sollte dabei allerdings vermieden<br />

werden.<br />

• Als Gästebetreuer oder Fremdenführer könnten einheimische Senioren eingesetzt werden.<br />

• Hierfür wären auch Schüler geeignet, die z. B. in selbstgelenkten Kleinbussen mit<br />

8 Fahrgästen kleine Gruppen führen.<br />

• Die Volkshochschulen sollten Fremdenführer ausbilden.<br />

8. Werbung und Marketing<br />

• Es sollten Angebote für Senioren gemacht, aber nicht als solche deklariert werden, denn<br />

„alt sind immer nur die anderen“.<br />

• Eine geeignete Überschrift könnte „Angebote für Individualisten“ sein.<br />

9. Weitere Bemerkungen<br />

• „Die Senioren“ gibt es nicht; die Angehörigen dieser Zielgruppe unterscheiden sich erheblich<br />

nach Alter, Beweglichkeit, Interessenlage etc.<br />

• Viele Senioren sind Singles und reisen allein in den Urlaub.<br />

• Senioren wollen nicht gettoisiert werden, sondern möchten gern in Kontakt mit anderen<br />

Altersgruppen treten; dies ist nicht einfach zu realisieren.<br />

• Die Wetterberichte im Fernsehen sollten auch das nordfriesische Wetter anzeigen.<br />

78


<strong>Tourismuskonzept</strong> <strong>Nordfriesland</strong><br />

Anhang 3: Anregungen für verschiedene Tourismusakteure zum Thema Umweltschutz<br />

ANREGUNGEN FÜR<br />

VERSCHIEDENE TOURISMUSAKTEURE<br />

ZUM THEMA UMWELTSCHUTZ<br />

1. Anregungen für Gemeinden:<br />

Infrastruktur<br />

• natur- und umweltschonender Bau und Betrieb von Freizeitanlagen und Kureinrichtungen<br />

• Einführung touristischer Umweltbilanzen (z. Z. Pilotprojekt in Wyk)<br />

• Umrüstung bestehender Anlagen zur Verbesserung der Umweltverträglichkeit<br />

• Kooperation/Absprache mit Natur- und Umweltschutzverbänden bei der Einrichtung von<br />

Freizeiteinrichtungen<br />

• Nutzung der vorhandenen Infrastruktur für die einheimische Bevölkerung (z. B. Sporteinrichtungen<br />

auch für Gäste)<br />

Orts- und Regionalcharakter<br />

• gemeindeübergreifende Planungen<br />

• Überprüfung vorhandener Pläne: Flächennutzungsplan, Bebauungsplan, Landschaftsplan,<br />

Grünflächenplan etc.<br />

• Verbesserung vorhandener Pläne<br />

• Steuerung von Hotelbettenzahlen, Zahl der Ferienwohnungen oder Ferienhäuser,<br />

Zweitwohnungen etc. durch Bauleitplanung<br />

• Maßnahmen zur Erhöhung der Umweltqualität im Ortsbereich wie z. B. Fassadengestaltung,<br />

Grünanlagen, Renaturierung versiegelter Flächen, Lärmschutz, Luftrein-haltung<br />

• Förderung orts- und regionalangepaßter Bauweise<br />

• Wettbewerbe zur Verschönerung des Ortsbildes, zum innerörtlichen Natur- und Umweltschutz<br />

etc.<br />

• Beratung von Betrieben und privaten Haushalten in Fragen des Umweltschutzes<br />

Natur/Landschaft<br />

• Erstellung von verbindlichen Landschaftsplänen<br />

• Inanspruchnahme von staatlichen Förderprogrammen zum Schutz bestimmter Biotope<br />

etc.<br />

• Prüfung der Möglichkeiten zur Freihaltung touristisch attraktiver Landschaftsräume von<br />

privatem Pkw-Verkehr trotz evtl. vorhandener Straßen<br />

• Maßnahmen im Verkehrsbereich (s. Kapitel „Verkehr“)<br />

• Maßnahmen gegen störende Lenkdrachen<br />

Gesamtkonzeption und Bürgerbeteiligung<br />

• regelmäßiger Informationsaustausch und enge Zusammenarbeit mit Natur- und Umweltschutzgruppen<br />

vor Ort<br />

• Maßnahmen zur „Inneren Werbung“, Bürgerveranstaltungen zum Thema „Tourismus<br />

und Umwelt“<br />

• Einbindung der Schulen, Vereine, Verbände (Malwettbewerb, Aktionen etc.)<br />

• regelmäßige Behandlung von Umweltaspekten im Fremdenverkehrsausschuß<br />

79


<strong>Tourismuskonzept</strong> <strong>Nordfriesland</strong><br />

Anhang 3: Anregungen für verschiedene Tourismusakteure zum Thema Umweltschutz<br />

• „Kummerkasten“ für Gästemeinungen zu Natur und Umwelt, Gästestammtisch<br />

• Ausstellung über die Schutzwürdigkeit kommunaler und regionaler Gebiete<br />

• Einrichtung von Wald-/Lehrpfaden, Schulgärten, Kräuter- und Arzneigärten etc.<br />

• Durchführung von umweltbezogenen Veranstaltungen<br />

• Erlaß von Wattführerverordnungen<br />

2. Vorschläge für Kurverwaltungen, Fremdenverkehrs-, Umwelt -<br />

und Naturschutzvereine:<br />

Angebote<br />

• verstärkte Entwicklung naturbezogener (Pauschal-)Angebote<br />

• Angebot von Urlaubsaktivitäten, bei denen der Gast aktiv in der Landschaftspflege mitwirken<br />

kann<br />

• Durchführung von Veranstaltungen (Tag der offenen Tür, Nordfriesische Lammtage etc.)<br />

• Schulung von Gästeführern im Bereich Natur und Umwelt<br />

Information und Bürgerbeteiligung<br />

• Hinweise in Gästeinformationen auf besondere Natur- und Umweltmaßnahmen, Verhaltenstips<br />

für Urlaubsgäste<br />

• „Kummerkasten“ für Gästemeinungen zu Natur und Umwelt<br />

• Befragung von Gästen zum Thema Natur und Umwelt<br />

Werbung<br />

• umweltfreundliches Papier für Werbematerial/Prospekte/Gästezeitung<br />

• Bevorzugung/Auszeichnung von Unterkünften, die besonders auf Umweltverträglichkeit<br />

achten<br />

• Umweltfreundlichkeit als wichtiges Verkaufsargument in der Werbung<br />

3. Vorschläge für Gastronomie- und Beherbergungsbetriebe:<br />

Bauausführung und Erreichbarkeit<br />

• orts-/regional angepaßter Baustil<br />

• Verwendung heimischer Baumaterialien<br />

• Verwendung umweltfreundlicher Baumaterialien und Baustoffe (Holz, Naturstein, schadstoffarme<br />

Lacke etc.)<br />

• passive Sonnenenergienutzung (Nord-Süd-Ausrichtung des Gebäudes)<br />

• Bevorzugung umweltbewußter einheimischer Bauunternehmen<br />

• Maßnahmen zur Wärme- und Lärmdämmung<br />

• Maßnahmen zur Fassadengestaltung (z. B. Außenwandbegrünung)<br />

• Information der Gäste über öffentliche Verkehrsmittel und Aufforderung zur Nutzung<br />

Inneneinrichtung<br />

• umweltfreundliche Innenausstattung (z. B. formaldehydfrei, PCB-frei, Naturtextilien)<br />

• zweckmäßige und energiesparende Beleuchtung (z. B. durch bestimmte Anordnung der<br />

Lampen und Einsatz von Energiesparlampen)<br />

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<strong>Tourismuskonzept</strong> <strong>Nordfriesland</strong><br />

Anhang 3: Anregungen für verschiedene Tourismusakteure zum Thema Umweltschutz<br />

• Zonen für Nichtraucher/Raucher in Gemeinschaftsräumen<br />

• regionaltypischer Einrichtungsstil<br />

• weitgehender Verzicht auf technische, energieverbrauchende Geräte in den Zimmern<br />

Verpflegung<br />

• Beachtung der Verpackungsart beim Einkauf (z. B. Mehrweggebinde, Pfandflaschen,<br />

keine Portionspackungen für Marmelade etc.)<br />

• Angebot von Vollwert- und vegetarischen Gerichten<br />

• Getränke aus biologischem Anbau (Wein, Bier, Säfte)<br />

• Ausrichtung des Speiseangebots auf Frischprodukte (z. B. saisonales Angebot, keine<br />

Dosen)<br />

• Einkauf von Tierprodukten aus artgerechter Haltung<br />

• Information der Gäste/Mitarbeiter über gesunde Ernährung<br />

Energie- und Wasserversorgung<br />

• Nutzung alternativer Energiequellen<br />

• Abwärmerückgewinnung<br />

• Blockheizkraftwerk bei Großbetrieben<br />

• Einsatz energiesparender Küchen- und Haushaltsgeräte<br />

• Einsatz energiesparender Heizsysteme<br />

• individuelle Verbrauchsabrechnung pro Zimmer (Heizung, Energie)<br />

• Einsatz von Maximalstrom- bzw. Höchsttemperaturbegrenzungsanlagen in Zimmern/Gasträumen<br />

• Energiespartips für Gäste und Mitarbeiter (z. B. Zimmeraushang)<br />

• Reduzierung des Wasserverbrauchs (z. B. Durchflußbegrenzer)<br />

• Nutzung von wiederaufbereitetem Wasser/Regenwasser im Garten<br />

• regelmäßige Wartung (undichte Wasserhähne und Toilettenspülungen)<br />

• Wasserspartips für Gäste und Mitarbeiter<br />

Abfallvermeidung<br />

• Verzicht auf Einweggeschirr, Plastiktüten, Folien, Kunststoffverpackungen<br />

• Verwendung von Recycling-Produkten (z. B. Büromaterial, Prospekte, Toilettenpapier)<br />

• Pfandflaschen der Gäste zentral sammeln und zum Händler zurückbringen<br />

Außenanlagen<br />

• naturnahe Gestaltung der Außenanlagen (z. B. durch heimische Pflanzen, Biotope, Blumenwiesen<br />

statt Rasenflächen)<br />

• Beschränkung befestigter Flächen (Fahrbahnen, Stellplätze, Höfe) auf ein Minimum<br />

• Nichtversiegelung von befestigten Flächen (z. B. Verbundpflaster, verdichteter Kies)<br />

• keine chemischen Pflanzenvernichtungsmittel und Torf; Verwendung natürlicher Düngemittel<br />

• im Winterdienst Vermeidung von Salzstreuung, stattdessen Verwendung abstumpfender<br />

Streumittel<br />

• hauseigener Gemüse- bzw. Kräutergarten<br />

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<strong>Tourismuskonzept</strong> <strong>Nordfriesland</strong><br />

Anhang 3: Anregungen für verschiedene Tourismusakteure zum Thema Umweltschutz<br />

Umweltschutz<br />

• flächendeckende Umsetzung des 40-Punkte-Kataloges zum Umweltschutz im Gastgewerbe<br />

(DeHoGa)<br />

• umweltorientiertes Unternehmensleitbild<br />

• ständiger Informationsaustausch mit Umweltorganisationen<br />

• Anregung/Schulung/Mitsprache der Mitarbeiter/innen zur Stärkung des Umweltbewußtseins<br />

• Engagement im Unternehmensverband für Umweltbelange<br />

• Erstellung von Öko-Bilanzen (z. B. Verbrauch/Gast)<br />

• Umweltfreundlichkeit als wichtiges Verkaufsargument in der Werbung<br />

• Verwendung umweltfreundlicher Papiersorten für Informationsmaterial<br />

• Förderung besonders umweltfreundlicher Angebote durch Mischkalkulation (z. B. in der<br />

Speisekarte)<br />

• Durchführung von Veranstaltungen (Tag der offenen Tür, Nordfriesische Lammtage etc.)<br />

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<strong>Tourismuskonzept</strong> <strong>Nordfriesland</strong><br />

Anhang 4: Mitglieder des Tourismus-Forums <strong>Nordfriesland</strong><br />

DIE MITGLIEDER DES<br />

TOURISMUS-FORUMS NORDFRIESLAND<br />

und die von ihnen vertretenen Institutionen/Organisationen/Regionen<br />

1. Hannelore von Ahnen, Verbund der Zentralen Zimmervermittlungen <strong>Nordfriesland</strong><br />

2. Landrat Dr. Olaf Bastian<br />

3. Jes Heinrich Bendixen, Industrie- und Handelskammer zu Flensburg<br />

4. Erika Denker, Landfrauenverband<br />

5. Jürgen Feddersen, Vertreter der Region Pellworm & Halligen<br />

6. Günter Fleskes, Vertreter der Region Nordstrand<br />

7. Perke Heldt, Regionalsekretärin des Deutschen Gewerkschaftsbundes<br />

8. Jürgen Jungclaus, Vertreter der Region Amrum<br />

9. Lothar Koch, Vertreter der in der Arbeitsgemeinschaft Nationalpark (AGN) zu-<br />

sammengeschlossenen Umweltverbände (BUND, NABU, WWF, Schutzstation<br />

Wattenmeer, OAG, Naturschutzverein Uthlande)<br />

10. Cornelius Kohl, Vertreter der Region Husumer Bucht<br />

11. Heinz Loske, Vertreter der Region Südtondern<br />

12. Bernd Paulsen, Gemeinde St. Peter-Ording<br />

13. Silke Petersen, Nordseebäderverband<br />

14. Andreas Rechert, Vertreter der Region Föhr<br />

15. Udo Reichert, Vertreter der Region Bredstedt/Viöl/Ostenfeld/Wittbek/Winnert<br />

16. Dr. Bernd Scherer, Landesamt für den Nationalpark Schleswig-Holsteinisches<br />

Wattenmeer<br />

17. Kreispräsidentin Renate Schnack<br />

18. Peter Schnittgard, Vertreter der Region Sylt<br />

19. Dr. Rasmus Thamsen, Vertreter der Landwirtschaft, Landwirt und<br />

sozioökonomischer Berater an der Landwirtschaftsschule Bredstedt<br />

20. Bernd Wachter, Vertreter der Region Eiderstedt & Friedrichstadt<br />

21. Klaus-Peter Willhöft, DeHoGa-Verbände in <strong>Nordfriesland</strong><br />

Ständige Gäste der Forumssitzungen:<br />

Hannelore Krackow-Laukat, Ministerium für ländliche Räume, Landwirtschaft, Ernährung<br />

und Tourismus des Landes Schleswig-Holstein<br />

Gerd Kramer, Fremdenverkehrsverband Schleswig-Holstein e. V.<br />

Wissenschaftliche Begleitung (bei Bedarf):<br />

Dr. Martin Lohmann und Kai Ziesemer, Institut für Tourismus- und Bäderforschung in<br />

Nordeuropa GmbH (N.I.T.)<br />

Koordinierungsstelle:<br />

Hans-Martin Slopianka, Kreis <strong>Nordfriesland</strong><br />

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