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03·2012 - Thema: Flughäfen II - Umrisse

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Forum Baukultur ]<br />

8]<br />

Vorbilder an Hässlichkeit?<br />

Während der Recherche zum Beitrag<br />

über das J. Edgar Hoover Building war<br />

es unübersehbar: Kein Blog, keine Touristeninternetseite,<br />

kein Beitrag in den<br />

Onlineportalen der Washingtoner Zeitungen<br />

zu den neuesten Entwicklungen und<br />

Gutachten, der nicht, häufig ohne Quellenangabe,<br />

die fragwürdige Ehrung als hässlichstes<br />

Gebäude der Welt 2012 erwähnte.<br />

Geisel Library in San Diego<br />

© Tktktk/www.en.wikipedia.org<br />

Wer oder was hinter solchen Ratings<br />

steckt, ist nicht immer leicht nachvollziehbar,<br />

lohnt aber meist einen näheren Blick.<br />

Im Fall des FBI-Gebäudes geben sich die<br />

Urheber klar zu erkennen. Es sind das<br />

Reiseportal trippy.com und die Nachrichtenagentur<br />

Reuters. Ersteres bietet seinen<br />

Mitgliedern die Möglichkeit, die schönsten<br />

oder eben scheußlichsten Orte zu benennen<br />

und zu kommentieren, Letzteres als<br />

Partner des Unternehmens, hatte aus den<br />

unbeliebtesten die zehn meistgenannten<br />

herausgesucht, sie mit vertiefenden Anmerkungen<br />

versehen und nach der Anzahl<br />

ihrer Nennungen die Reihenfolge ermittelt.<br />

Platz zwei ging demnach an die 1998 fertiggestellte<br />

Rock and Roll Hall of Fame mit<br />

Museum in Cleveland, Ohio, von I. M. Pei,<br />

immerhin mit zwei Architekturpreisen ausgezeichnet,<br />

gefolgt vom Sharp Centre for<br />

Design in Toronto, Kanada, von Alsop<br />

Architects aus dem Jahr 2004.<br />

Auf Platz fünf findet sich die Geisel Library<br />

der University of California in San Diego,<br />

Kalifornien, von William Peirera aus dem<br />

Jahr 1970, ein beeindruckendes Bauwerk<br />

des Brutalismus, und auch Platz zehn wird<br />

von einem Béton-brut-Bau eingenommen,<br />

dem Royal National Theatre in London von<br />

Denys Lasdun (1969–75). Der Trump Tower<br />

in New York und das Elephant Building in<br />

Bangkok von Sumet Jumsai (1997) riefen<br />

ebenfalls Missfallen hervor. Die komplette<br />

Liste ist unter www.reuters.com einzusehen.<br />

Doch sie ist nicht die einzige.<br />

Anfang April lautete der Aufmacher der<br />

Onlineausgabe der britischen Tageszeitung<br />

Telegraph in der Rubrik Immobilien:<br />

»Sind dies die hässlichsten Gebäude der<br />

Welt?« – verbunden mit der Bitte um ein<br />

Leservotum und weitere Vorschläge, die<br />

nicht lange auf sich warten ließen.<br />

Elephant Building in Bangkok<br />

© Jarcie/www.en.wikipedia.org<br />

Im Angebot waren 21 Bauten, darunter die<br />

Stahlskulptur von Anish Kapoor (mit Cecil<br />

Balmond) für die Olympischen Spiele in<br />

London, wiederum das Elephant Building,<br />

aber auch das Mirador-Gebäude in Madrid<br />

von MVRDV (2005), die Russische Botschaft<br />

in Kuba von Alexander G. Rochegov<br />

(1985), die Nationalbibliothek in Pristina,<br />

Kosovo, von Andrija Mutnjakovic (1982),<br />

die Metropolitan Cathedral Church of<br />

Christ the King in Liverpool von Frederick<br />

Gibberd (1967) als Bau des Brutalismus,<br />

der Torre Velasca in Mailand von Architetti<br />

BBPR (1958) und weitere. Anders als bei<br />

trippy.com war die Bandbreite eindeutig<br />

internationaler, von Südosteuropa über<br />

Australien, Nordamerika bis nach Asien<br />

angelegt, der oder die Verfasser wurden<br />

hingegen nicht benannt. Eine Nachfrage<br />

bei der Redaktion des Telegraph nach<br />

der Urheberschaft der Liste sowie den<br />

Kriterien ihrer Zusammenstellung blieb<br />

bedauerlicherweise unbeantwortet.<br />

In den Kommentaren entspann sich dafür<br />

eine beachtliche Diskussion. So gab es<br />

nicht wenige, die sich engagiert gegen die<br />

Auflistung einiger Bauwerke unter einem<br />

solchen »Label« aussprachen und dezidiert<br />

deren Qualitäten hervorhoben. Unter ihnen,<br />

so lassen die Formulierungen vermuten,<br />

waren wohl viele Architekten. Gleichzeitig<br />

gab es eine Flut an Vorschlägen für eine<br />

Erweiterung um beispielsweise das Schottische<br />

Parlament von Enric Miralles und<br />

Benedetta Tagliabue (2002), das Kunsthaus<br />

in Graz von Peter Cook und Colin<br />

Fournier (2003), das Centre Pompidou<br />

in Paris von Renzo Piano und Richard<br />

Rogers (1977) und andere, von Fachleuten<br />

geschätzte und hochgelobte Bauten. Unter<br />

www.telegraph.co.uk/property/propertypicturegalleries/9126031/Are-these-theugliest-buildings-in-the-world.html?<br />

ist<br />

das alles nachzuempfinden.<br />

Nationalbibliothek in Pristina<br />

© www.de.wikipedia.org<br />

Überraschenderweise fehlte hier das<br />

J. Edgar Hoover Building, eigentlich regelmäßiger<br />

Aspirant auf den Titel des hässlichsten<br />

Gebäudes der Welt oder Amerikas<br />

oder zuverlässig auf der Wunschliste von<br />

Bauwerken, die abgerissen werden sollten.<br />

Dafür setzte sich die FBI-Zentrale in einem<br />

weiteren 2012er Negativ-Rating wieder<br />

einmal souverän durch. Im Sommer fragten<br />

die Redakteure der Wohnzeitschrift<br />

California Home and Design bei 15 amerikanischen<br />

Architekten nach, welche<br />

Gebäude sie am liebsten sofort der Abrissbirne<br />

preisgeben würden und steuerten<br />

selbst Vorschläge bei. Insgesamt kamen<br />

25 Bauwerke zusammen, die inklusive<br />

namentlicher Nennung der »Verursacher«<br />

und Begründung auf der Website<br />

www.californiahomedesign.com einzusehen<br />

sind.<br />

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