Dortmund Tatort feierte Premiere im BVB-Stadion - WDR.de
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SPECIAL<br />
15 Jahre frauTV – schon 500 Sendungen von Frauen für Frauen und Männer<br />
Die gute Freundin <strong>im</strong> TV<br />
frauTV feiert die 500.<br />
Sendung – das einzige<br />
Frauenmagazin <strong>im</strong><br />
<strong>de</strong>utschen Fernsehen<br />
verfolgen <strong>de</strong>utschlandweit<br />
bis zu eine Million<br />
Zuschauer je<strong>de</strong> Woche.<br />
Nein, Männer wür<strong>de</strong>n<br />
frauTV niemals<br />
e i n s c h a l t e n !<br />
Das war bis vor ein paar<br />
Jahren unumstößliches<br />
Gesetz <strong>im</strong> (männlichen)<br />
Bekanntenkreis. Themen<br />
wie „Familie und Beruf<br />
– die Frau als Wun<strong>de</strong>rwesen“<br />
o<strong>de</strong>r „Die Frau<br />
als Spielball <strong>de</strong>r Hormone“<br />
machten eher ängstlich als<br />
neugierig. Denn dass Frauen die<br />
besseren Erzieher, die besseren<br />
Chefs und die (je nach Hormonlage)<br />
einfühlsameren Menschen<br />
sind, ist doch ein alter Hut. Dazu<br />
bedarf es keines weiteren Einzelschicksals<br />
<strong>im</strong> TV-Format. O<strong>de</strong>r<br />
doch?<br />
frauTV für Männer?<br />
Nach 15 Jahren und 500 Sendungen<br />
sind Zweifel angebracht. Natürlich<br />
behält frauTV bis heute <strong>de</strong>n „bewusst<br />
frauenspezifischen Blick“,<br />
wie Redaktionsleiterin Dagmar<br />
Kieselbach betont. Verän<strong>de</strong>rn<br />
könne man jedoch nur was, „wenn<br />
Senta Berger wird be<strong>im</strong> Jubiläum zu<br />
Wort kommen Foto: wdr/Kohr<br />
gemeinsam mit <strong>de</strong>n Männern die<br />
Probleme angepackt wer<strong>de</strong>n“. Tatsächlich<br />
haben das mittlerweile<br />
auch die Herren erkannt. Etwa 30<br />
Prozent <strong>de</strong>r bis zu einer Million<br />
Zuschauer sind Woche für Woche<br />
Männer.<br />
Viele Preise<br />
Nur einer von vielen großen Erfolgen,<br />
die sich das heute einzige<br />
Frauenmagazin <strong>im</strong> <strong>de</strong>utschen<br />
Fernsehen (Mona Lisa <strong>im</strong> zdf<br />
trägt seit 2011 das Etikett „Gesellschafts-Magazin“)<br />
auf die Fahnen<br />
schreiben kann: Neben <strong>de</strong>r Verdoppelung<br />
<strong>de</strong>r Zuschauerzahl seit<br />
Sen<strong>de</strong>start. O<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Nominierung<br />
<strong>de</strong>s frauTV-Films „Zwangsverheiratungen<br />
– auch Männer betroffen“<br />
von Anke Wolff-Graff für <strong>de</strong>n<br />
renommierten civis-Preis, mit<br />
<strong>de</strong>m die besten Programme zum<br />
Thema Integration und kulturelle<br />
Vielfalt in Europa ausgezeichnet<br />
wer<strong>de</strong>n.<br />
Lisa Ortgies, die Frau mit <strong>de</strong>m (Aufklebe-)Tattoo von frauTV Foto: wdr/Fürst-Fastré<br />
Doch bis dahin war es ein weiter<br />
Weg. Vorläufer in <strong>de</strong>n 1950ern<br />
und 1960ern wie Guter Rat am<br />
Zuschnei<strong>de</strong>tisch, Gesehen – Gekonnt<br />
o<strong>de</strong>r Meine Groschen – <strong>de</strong>ine<br />
Groschen widmeten sich noch<br />
ausschließlich <strong>de</strong>n drei Ks – Kin<strong>de</strong>r,<br />
Küche, Kirche – mit vielen<br />
praktischen Tipps. Erst 1969 löste<br />
das vom wdr produzierte Magazin<br />
Fortifeif die traditionellen<br />
Formate für die Frau <strong>im</strong> ard-<br />
Nachmittagsprogramm ab. Gesell-<br />
schaftskritisches wie Scheidung<br />
o<strong>de</strong>r Schwangerschaftsabbruch<br />
dominierte jetzt die Themenpalette.<br />
Feministisch fing‘s an<br />
wdr-Redakteurin und Mo<strong>de</strong>ratorin<br />
Inge von Bönninghausen etablierte<br />
schließlich 1980 mit Frauen-<br />
Studien (ab 1984 Frauen-Fragen)<br />
ein <strong>de</strong>zidiert feministisches Programm,<br />
das sich kritisch mit <strong>de</strong>m<br />
traditionellen Frauenbild aus-<br />
einan<strong>de</strong>rsetzte. Und zur Ke<strong>im</strong>zelle<br />
für frauTV wur<strong>de</strong>.<br />
„Feministinnen sind alle Verantwortlichen<br />
<strong>de</strong>r Sendung bis heute“,<br />
beteuert Tina Kohaus, Leiterin PG<br />
Kultur Fernsehen. Sie folgte Inge von<br />
Bönninghausen (1997 bis 1999) als<br />
frauTV-Redaktionsleiterin (bis<br />
2008), ehe Dagmar Kieselbach<br />
frauTV übernahm. Denn trotz<br />
aller Verbesserungen für die<br />
Frauen <strong>im</strong> Alltag, „gibt es genügend<br />
Grün<strong>de</strong>, um dranzubleiben“,<br />
32 Frauen und Männer, die frauTV gestalten und prägen; mit dabei zwei Kin<strong>de</strong>r Foto: wdr/Fürst-Fastré<br />
ergänzt Redakteurin Cornelia<br />
Elsholz. Rentenlücke, häusliche<br />
Gewalt, schlechtere Einkommen<br />
und und und. Ausreichend Stoff<br />
für die kommen<strong>de</strong>n 15 Jahre sei<br />
reichlich da und auch kein Thema<br />
tabu: Ob „Nacktfotos mit 60<br />
plus“, „Zwangsprostitution“ o<strong>de</strong>r<br />
„Designer-Vagina“.<br />
Dass mit Florian Schwarz erstmals<br />
ein männlicher Redakteur das<br />
Team ein Jahr lang verstärkt und<br />
ein Fünftel <strong>de</strong>r Autoren ebenfalls<br />
Männer sind, hilft, <strong>de</strong>n „an<strong>de</strong>ren“<br />
Blickwinkel dabei nicht zu kurz<br />
kommen zu lassen, betont Dagmar<br />
Kieselbach. Der erhobene Zeigefinger<br />
<strong>de</strong>r Anfangsjahre hat längst<br />
ausgedient, die gut recherchierten<br />
Beiträge wer<strong>de</strong>n mit Charme und<br />
einer Prise Humor verkauft.<br />
„Frauen erleben mit unserer Sendung<br />
so etwas wie einen Abend<br />
mit einer guten Freundin“, sagt<br />
sie. Männer gucken an solchen<br />
Aben<strong>de</strong>n nicht nur durchs Schlüsselloch,<br />
son<strong>de</strong>rn sind selber gern<br />
dabei – wie die Zahlen belegen.<br />
Hellwache Zuschauer<br />
Die frauTV-Macherinnen und<br />
-Macher setzen augenscheinlich<br />
auf das richtige Rezept, „um einer<br />
gewissen Müdigkeit bei uns,<br />
was die Themen Feminismus und<br />
Gleichberechtigung angeht, entgegen<br />
zu treten“, wie Lisa Ortgies<br />
ergänzt.<br />
Hellwach wer<strong>de</strong>n die Zuschauer<br />
die Mo<strong>de</strong>ratorin <strong>de</strong>r ersten Stun<strong>de</strong>,<br />
Inge von Bönninghausen, En<strong>de</strong><br />
September erleben. In <strong>de</strong>r 500.<br />
Vor Lisa Ortgies mo<strong>de</strong>rierte Angela<br />
Maas die jetzt 15 Jahre alte Sendung.<br />
Foto: wdr/Fürst-Fastré<br />
Sendung stellt die Wahlhamburgerin<br />
Lisa Ortgies ausnahmsweise<br />
nur prominente Frauen vor – in<br />
Film- o<strong>de</strong>r Fernsehbeiträgen lässt<br />
sie Schauspielerin Senta Berger,<br />
die Comedy-Stars Gaby Köster<br />
und Caroline Kebekus sowie<br />
Spitzenköchin Lea Linster ganz<br />
persönlich und facettenreich vom<br />
heutigen Frausein erzählen. Und<br />
auch damit „berühren, wachrütteln,<br />
aufregen und <strong>de</strong>n Zuschauerinnen<br />
Mut machen“, wie Intendantin<br />
Monika Piel zum Jubiläum<br />
über frauTV sagt.<br />
Um nicht <strong>de</strong>n Anschluss zu verlieren,<br />
bleibt Männern wohl gar<br />
nichts an<strong>de</strong>res übrig, als noch<br />
häufiger einzuschalten. So viel<br />
Mut muss sein.<br />
Heiko Schlierenkamp<br />
Info:<br />
„frauTV – Jubiläumsausgabe“,<br />
27. September, 22:00, wdr Fernsehen.<br />
<strong>WDR</strong>PRINT · September 2012 7