STOLPERSTEINE ERZÄHLEN - Trier im Nationalsozialismus
STOLPERSTEINE ERZÄHLEN - Trier im Nationalsozialismus
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nicht auf. Seine Gruppe druckt Flugblätter gegen<br />
die Aufrüstung der Nazis und legt diese etwa am<br />
Hauptbahnhof ab, wo der Fahrtwind der Züge sie<br />
auf dem ganzen Gelände verteilt. 19 6 wird er<br />
erneut verhaftet und steht diesmal zusammen mit<br />
<strong>Trier</strong>er Kommunisten vor Gericht. Sein Strafmaß<br />
beträgt nun sieben Jahre, von denen er viereinhalb<br />
Jahre in Einzelhaft verbringt. Von Mai 194 bis zum<br />
Kriegsende leistet er noch Zwangsarbeit und wird<br />
1945 noch als Teil des „letzten Aufgebotes“ des<br />
Volkssturms einberufen.<br />
Willi Torgau kehrt nach <strong>Trier</strong> zurück, wo er bis<br />
zu seinem Tod 1999 als Pionier antifaschistischer<br />
Stadtrundgänge den Kampf gegen Rechtsextremismus<br />
und die Aufklärung jüngerer Generationen zu<br />
einem seiner Lebensinhalte macht. Eine Opferrente<br />
erhält er als Kommunist nicht.<br />
Willi Torgau ist ein politischer Widerstandskämpfer,<br />
der anders als viele seiner Leidensgenossen<br />
und -genossinnen überlebt hat, und lange genug<br />
lebte, davon zu erzählen.<br />
Eine zuverlässige Zahl aller Opfer politischer<br />
Verfolgung durch die Nazis, sowohl <strong>im</strong> Reichsgebiet,<br />
als auch in den besetzten Ländern, existiert<br />
nicht. Dass sie <strong>im</strong> Bereich mehrerer Millionen liegt,<br />
ist aber unbestritten.<br />
Kriegsdienstverweigerer,<br />
Zwangsverpflichtete und<br />
Deserteure der Wehrmacht<br />
Am 1. September 19 9 beginnt der Zweite Weltkrieg.<br />
An diesem Tag überfallen die Deutschen Polen. Für<br />
den Krieg brauchen die Nationalsozialisten viele<br />
Soldaten. Deshalb führen die Nazis schon 19 5 die<br />
Wehrpflicht wieder ein: alle jungen Männer müssen<br />
für zwei Jahre zur Armee – der Wehrmacht.<br />
Im Frühjahr 1940 greifen die Deutschen auch<br />
Luxemburg, Frankreich, Belgien und die Niederlande<br />
an. Damit wird <strong>Trier</strong> Frontstadt. Sehr viele Soldaten<br />
halten sich in <strong>Trier</strong> auf, bevor sie von hier aus<br />
weiter nach Westen in den Kampf müssen.<br />
Aber nicht alle junge Männer wollen für die Nationalsozialisten<br />
in den Krieg ziehen. Sie verstecken<br />
sich schon bevor sie zur Ausbildung in die Kaserne<br />
müssen. Oder sie versuchen von der Front zu<br />
fliehen oder auf die Seite der gegnerischen Armee<br />
zu gelangen, um nicht oder nicht mehr auf Seite der<br />
Deutschen kämpfen zu müssen.<br />
Die Nazis bestrafen alle Männer, die dem Kriegsdienst<br />
entfliehen, schwer. Dafür existieren besondere<br />
Militärgerichte. Die meisten Männer werden<br />
nach der Verurteilung erschossen. Auch in <strong>Trier</strong>. So<br />
werden auf dem Grüneberg Menschen erschossen,<br />
die sich nicht mehr am Krieg beteiligen wollen.<br />
Ob auch gebürtige <strong>Trier</strong>er den Kriegsdienst verweigern,<br />
ist nicht bekannt. Aber viele Luxemburger<br />
sind Kriegsdienstverweigerer. Sie wollen nicht für<br />
Deutschland an der Front kämpfen. Denn nach dem<br />
Einmarsch der Wehrmacht in Luxemburg bekämpft<br />
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